Schwierig...
Autor: Teilzeitheldin
Ich denk folgendes: Jeder Mensch sollte das Recht haben, in Würde zu sterben und selbst zu entscheiden. Und ein Selbstmord ist zwar nichts ehrenhaftes, aber als jemand, der nicht in dieser Situation steckt, sollte man sich kein Urteil erlauben.
Zu Schulzeiten hatte ich mal eine gute Freundin, die auch mindestens einen Selbstmordversuch hinter sich hatte. Das war schockierend und beängstigend und auch irgendwo nicht ganz nachvollziehbar für mich, aber von dem, was ich mitbekommen hab, hatte sie es wirklich nicht leicht.
Sie hat mal versucht, sich zu erdrosseln, was dann aber nicht geklappt hat. Aber obwohl sie das damals überstanden hat, ist sie dann doch nicht älter als 21 Jahre geworden. Nach ner Magersucht- und Drogenkarriere hat ihr Körper dann irgendwann einfach nicht mehr mitgemacht und eine Infektion oder etwas in der Art hat dann zu komplettem Organversagen geführt.
Ich selbst könnte mir nur unter bestimmten Umständen vorstellen, mich selbst zu töten.
Dazu gehören so Situationen, wo der Tod ohnehin unvermeidlich ist und es nur noch um die Art und Weise geht. Zum Beispiel wenn man todkrank ist und einfach nicht noch lange Zeit leiden will. Was ich auch verstehen kann - und wahrscheinlich selbst getan hätte - waren die Menschen, die am 11ten September lieber in den Tod gesprungen sind, als lebendig zu verbrennen.
Was für mich nicht infrage käme, wäre, mein Leben zu beenden, weil es gerade schwer ist oder mich vor eine emotionale Herausforderung stellt.
Wahrscheinlich kommt es auf die seelische Belastbarkeit eines Menschen an, wieviel Leid er ertragen kann. Aber ich denke, es ist rein rechnerisch schon unmöglich, dass es immer nur noch schlimmer wird. Früher oder später muss es - mathematisch gesehen - ja wieder aufwärts gehen. Abgesehen davon gibt es immer Menschen, die noch ärmer dran sind als man selbst.
Was für mich aber wohl bis zu dem Zeitpunkt, an dem es mir tatsächlich irgendwann mal passieren könnte, immer eine unberechenbare Größe bleiben wird ist wohl, wie ich auf den plötzlichen Verlust eines geliebten Menschen reagieren würde. Sagen wir mal, die Oma oder der Opa stirbt (das darf ich jetzt beurteilen, weil ich beides schon mehrfach durchlebt hab), dann ist das ein schrecklicher Verlust und man wird immer etwas vermissen - aber derjenige hatte ein langes, hoffentlich meist glückliches Leben und der Tod im Alter ist nun einmal der Lauf der Natur. Damit muss man irgendwo auch rechnen.
Wie ich reagieren würde wenn, wie im Fall des gestern verstorbenen Nationaltorwarts, jemamd stirbt, der einfach noch nicht hätte sterben dürfen - das Kind etwa, das kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Was ich aber sagen kann ist, dass ich zwar ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen kann für jemanden, der einfach keinen Ausweg mehr sieht - aber gleichzeitig auch nicht verstehen kann, wie man so egoistisch sein kann, die eigene Familie allein zurück zu lassen. Mir tut Robert Enkes Frau am meisten Leid. Die adoptierte Tochter ist noch so jung, dass sie das wohl besser verarbeiten können wird... aber dass die arme Frau nach dem Tod des Kindes auch das noch überstehen soll, ist einfach unfair.
Mal ein Eintrag so ganz ohne Witz.
Ist aber auch ein Thema, das man einfach nicht lustig darstellen kann.