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Ist doch lächerlich... Aristoteles, Comedy, Humor, Pocher

Autor:  Teilzeitheldin
Meine Damen und Herren, ein Beitrag zum Stand des Humors in Deutschland.


Wenn man mich fragt, wer in den letzten Jahren der überschätzteste Comedian hierzulande ist, würde des für mich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Oliver Pocher und Mario Barth werden.
Heute morgen bin ich mal ausnahmsweise in den Semesterferien ganz früh aus dem Bett gefallen, weil ich noch ne Hausarbeit schreiben muss (8 Seiten an einem Tag geschafft! Yay!) und hab dann bei einer Tasse Kaffe im Morgenmagazin gesehen, dass Oliver Pocher demnächst ne eigene Show auf Sat1 bekommt. Irgendwas im Late Night-Bereich.
Ich frag mich, womit der das füllen will.

Für mich steht Oli Pocher stellvertretend für eine ganze Reihe wirklich grottenschlechter Comedians hierzulande. Ich bin sicher, dass es weltweit überall unlustige Comedians gibt, aber mein persönlicher Eindruck ist einfach, dass die Deutschen noch mal ne Spur dröger und unlustiger sind. Das gleiche gilt übrigens auch für die Comedy-Fernsehformate. Da haben wir einen ungeheuren Ausschuß und auf eine ansatzweise lustige Sendung kommen etliche, etliche Grässliche.
Ich will den Eintrag hier mal nutzen, um einen kleinen Abriss dazu zu geben. Sowohl für Comedians, als auch für Sendungen. Und dann möchte ich mal zeigen, warum genau die für mich nicht witzig sind und wie es besser ginge.
Und weil ich grad so drin stecke im wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben, ähnelt das ganze irgendwie dem Aufbau einer Hausarbeit für die Uni...XD Jetzt hatten wir also die Einleitung, woraufhin der Forschungsstand oder die Bestandsaufnahme folgt, bevor es zum Hauptteil über geht...XD
Wobei das ganze natürlich nicht wirklich wissenschaftlich ist. Ist sochon meine subjektive Einschätzung.


1)Woher kommt die Komik? Was ist der Unterschied zwischen Komik und Comedy?

Wie so viele Dinge, die man heute ständig benutzt aber kaum zu schätzen weiß, geht die Komik auf Aristoteles zurück. Genauer gesagt auf seine Poetik.
Mit der Komik meit Aristoteles übrigens die Nachahmung eines "mit Häßlichkeit verbundenen Fehlers des Denkens". Also quasi ein "falscher Gedanke", der uns durch seine Absurdität erschrickt und gleichzeitig unterhält. Sowas beginnt mit einfachen Wortwitzen bis hin zu komplexem Zynismus.

Im Englischen bezeichnet "comedy" eine Komödie. Dabei wird nicht unterschieden, ob es eine moderne oder eine in Shakespearischer Manier ist. Bei uns hingegen meint man mit Comedy im Allgemeinen eher die moderne Form. Also alles, was in die Richtung Quatsch Comedy Club geht, genauso wie das Zeug vom unsäglichen Hausmeister Krause bis hin zu Switch. Bei uns wird also zwischen Comedy und Kabarett unterschieden, wobei es auch Mischformen gibt, wie wir sie etwa bei Dieter Nuhr antreffen.


2)Warum sind einige Comedians EINFACH NICHT WITZIG?

Das ist ein sehr vielschichtiges Phänomen.
Ich wette, jeder von euch hat schon mal irgendeinen Sketch oder eine Bühnenshow gesehen und dachte sich dann: "Aha. Kannste das auch in lustig?"
Ich persönlich bin ein ziemlicher Humor-Nazi. Ich kann über die meisten Comedians einfach nicht lachen.
Im Folgenden liste ich mal ein paar Beispiele auf und erläutere, warum ich besagte Ulknudeln einfach unmöglich finde.

- Oliver Pocher:
Irgendwann in den frühen 90ern ging Ingo Appelt mal auf die Bühne bei einer live-Übertragung und sagte nichts anderes als "Ficken".
Das war witzig - weil der Kontext stimmte. In dem Fall gings darum, dass ein Tabu gebrochen wurde. Sowas gab's davor noch nicht. Vor allem kam's dabei hauptsächlich auf die Reaktion des Publikums an. Witzig war es, weil quasi high und low culture vermischt und konfrontiert wurden. Im Prinzip arbeitet Pocher mit einer ähnlichen Methode.
Das Zauberwort heißt "Provokation". Viele Comedians arbeiten mit der Methode und erhoffen sich Schock-Lacher. Das Publikum wird überrumpelt, erschrickt und lacht über die Unflätigkeit. Im Grunde ist das die einfachste Methode, jemanden zum Lachen zu bringen. Und Pocher kombiniert das mit einer an Masochismus grenzenden Art, sich selbst in Verlegenheit und damit ins Rampenlicht zu bringen. Aber die Frage ist doch: Wie oft kann man in Frauenklamotten herum tanzen, bevor sich die Nummer abnutzt?
Diese Form des Humors ist einfach nichts dauerhaftes und wirkt nur für den Moment.
In die gleiche Kerbe schlagen die Parodien, die er bringt. Sie sind selten geistreich und zielen nur auf Spott ab.
Seine Methode finde ich also lahm und genauso sieht es rhetorisch aus.
Was meiner Meinung nach unbedingt zu einem guten Comedian gehört, ist Schlagfertigkeit und ein Gespür für den richtigen Moment. Man braucht Souveränität und muss Persönliches heraus halten. Pocher dagegen hat rhetorisch nicht viel drauf. Sobald eines seiner Opfer mal Paroli gibt, kommt er in Schwierigkeiten. Und dann wirkt er eher wie ein kleiner Bengel.
Und all das zusammen - die zweitklassige Methode, mangelhafte Rhetorik und fehlende Souveränität (gepaart mit einer wirklich unerträglichen Sprechstimme)lassen Oli Pocher in meinen Augen das Rennen als schlechtester Comedian gewinnen.

- Mario Barth (als Beispiel für einen fiktiven Rollen-Comedian)
Was ich auch unglaublich nervtötend und langweilig finde sind die Comedians, die nur durch eine Kunstfigur witzig sein können. Mario Barth ist da noch ein gezähmteres Beispiel. Im Grunde spielt er schon sich selbst, aber seine Fokussierung auf das wirklich URURURURalte Männer vs. Frauen-Thema macht ihn quasi auch zur Kunstfigur.
Zu dieser Sorte zählen übrigens auch Leute wie Ausbilder Schmidt, Cindy aus Mahrzahn oder Hausmeister Krause.
Das Problem ist, dass es beim ersten Mal noch witzig ist, aber irgendwann ist man die Kunstfigur doch mal leid. Ohne frischen Wind wird's halt zwangsläufig mal langweilig. Und eine so sehr überzogene, karikierte Kunstfigur bietet wenig Raum für Neuerungen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Comedians, die sich wie Mario Barth auf ein einzelnes oder wenige Themen spezialisiert haben.

3)Comedy-Sendungen und Sit-Coms

Ich glaub, die schlechteste Comedy-Sendung, die je im deutschen Fernsehen lief, war 7 Tage 7 Köpfe. Wahrscheinlich mussten die ihr Publikum noch betrunken machen, damit die drüber lachen konnten. Oder gleich Lachgas ins Studio leiten...
Aber wir haben wirklich viele, viele Sendungen, die sich um diesen Preis streiten könnten.
Nehmt mal "Mensch Markus" oder "Zack". Ich krieg schon immer Gehirnstarre, wenn nur ein Trailer läuft. Das Schlimmste daran ist wirklich, dass man jeden einzelnen Sketch schon vorhersehen kann, bevor die Pointe gelaufen ist. Da frag ich mich manchmal ob die glauben, sie hätten ein so leicht zu unterhaltendes Publikum oder ob die sich vom Sparzwang getrieben einfach keine richtigen Schreiber leisten wollen und die Buchhaltung dann einfach das Sketche-Schreiben mit übernehmen muss.
Die Liste der grottenschlechten Comedy-Sendungen ist einfach so lang, dass ich hier nur Auszüge anführen kann. Von Alles Atze bis Zack! ist einfach jeder Buchstabe des Alphabets mindestens einmal vertreten. Bei Sendungen wie Mensch Markus kommt dann zu den schlechten Sketchen noch die grottige Performance dazu. Oder die unterirdischen schauspielerischen Leistungen bei Hausmeister Krause.
Natürlich stellt sich an dieser Stelle die Frage, ob wir Deutschen einfach unlustig sind und uns damit abfinden sollten. Man könnte annehmen, wir könnten nur neidisch über den großen Teich oder nach England schauen. Da gibts echt einige unheimlich gute Sachen. Von Dave Chapelle bis hin zum grandiosen Little Britain. Und gerade die Amis haben uns im Bereich der animierten Comedy-Sendungen und Satiren echt was voraus.
Vergleicht mal South Park mit Pope Town und ihr wisst, was ich meine.
Hierzulande gehört meiner Meinung nach Switch noch zu den besten Formaten. Und bei den Comedians würde ich beispielsweise Dieter Nuhr positiv hervorheben.
Ich denke aber, dass das Ausland mit Sicherheit auch einiges hervorbringt, was unheimlich grottig ist und deshalb nur die Creme de la Creme bei uns ankommt, die dann einen Kaya Yanar hoffnungslos in den Boden stampft.


4) Ausblick

Ist das ganze hoffnungslos?
Werden wir immer eine dröge Nation ohne Witz und Esprit sein, die mechanisch über einen Oli Pocher als Britney-Spears-Double lacht?
Hoffentlich nicht. Komischerweise hab ich im tagtäglichen, realen Leben wirklich witzige und geistreiche Menschen getroffen, die wahrscheinlich nur ein Mikro und eine Bühne bräuchten, um einen Mario Barth in seine Schranken zu weisen.
Grade hier auf Mexx findet man unter einigen Douji-Zeichnern wirklich Leute mit jeder Menge humoristischem Talent. Jedenfalls wenn man weiß, wo man suchen muss.
Aber obwohl Comedy und Humor auf den ersten Blick wie etwa wirklich Simples erscheinen, ist doch viel mehr dazu nötig, als beispielsweise für ein Drama.
Est ist tatsächlich leichter, Menschen zum Weinen zu bringen, als zum Lachen.
Und analog zu den schlechten Comedians gibt's auch viele Comiczeichner, die das einfach nicht drauf haben. Im Grunde sind nämlich - egal durch welches Medium man versucht, Humor zu vermitteln - die Grundvoraussetzungen dieselben:
Intelligenz, ein wenig Selbstironie, das Gespür für den richtigen Zeitpunkt, ein großer Wortschatz und rhetorische Fähigkeiten, eine scharfe Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, sich selbst ein wenig zum Affen zu machen, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften.



Soviel zum Stand des Humors von meiner Seite aus.
Für all, die Oli Pocher genauso wenig ab können wie ich:
http://www.youtube.com/watch?v=f0NXd6Ih5vU
Hätten die damals nur auf das Talk-Publikum und Milka gehört, verdammte Scheiße!



Ps:
Lieber Oli, falls du das hier liest:
Es ist noch nicht zu spät für eine Umschulung! Du würdest sicher einen prima Gebäudereinger oder sogar einen respektablen Gas- Wasser-Installateur abgeben. Du bist doch noch so jung! Du hast das ganze Leben noch vor dir. Und Boris Becker hat noch sooo viele Ex-Freundinnen, die du schwängern kannst...