-Broeckchen-: Eines Möhrchens Leben

Einfach-Oma ist ja kurz vor Weihnachten vor zwei Jahren von uns gegangen. Hier in ihrem Haus zu sein ist immer noch seltsam.
Gestern habe ich viel geweint deswegen. Sie fehlt einfach so sehr. Ich hab jedes Jahr den Kartoffelsalat mit ihr zusammen gemacht. Sie hat immer in der Stube gesessen und geplappert, während Mama und ich den Baum schmückten. Den ganzen Tag hörte ich sie mit Oma Blume oder dem Freund meiner Mutter reden. Und dann ist dieses Jahr auch noch mein Großcousin da, ihr Neffe, den sie entsprechend abgöttisch geliebt hat. Es tut weh, wie all diese Kleinigkeiten fehlen. Es fühlt sich nicht an wie wenn etwas weg ist. Weg sein hat etwas von Nicht-Teil-Des-Lebens-Sein. Aber Oma ist irgendwie... Un-Da. Als wäre da, wo sie war, nun ein Riss im Leben, den man nicht einfach ignorieren kann. Ein Loch mit scharfen Kanten, an dem man sich immer wieder schneidet, wenn man es berührt.
Besonders schlimm wird es aber wohl wieder an Silvester. Meine Eltern waren oft zu Silvester weg, also war diese Nacht etwas für Oma und mich. Die Nacht im Jahr, die wir immer richtig miteinander verbracht haben... geredet, gemeinsam ferngesehen, angestoßen und Tischknaller gezündet. Ich bin froh, dass ich Katrin über Weihnachten besuchen werde, denn hier draußen würde ich es nicht aushalten.

Und Oma Blume... tja.
Sie war immer fröhlich und unternehmungslustig. Jetzt ist sie so... still. Sie scheint ständig über etwas Trauriges nachzudenken. Bisher hat sie bei ihren Besuchen immer mit ihrem Sohn zusammen ferngesehen und mit ihm dabei geplaudert. Heute hat sie den ganzen Tag am Fenster gesessen und hinausgesehen. Nur zu den Mahlzeiten hat sie mit uns überhaupt interagiert, und manchmal wenn wir sie angesprochen haben. Sie hat gut gegessen, aber sie kann die letzten Bissen nicht mehr selbst mit der Gabel aufnehmen (ihr Sohn oder ich helfen immer mit dem Messer nach) und als Mama und ich vorhin am Fenster vorbeigingen, in vielleicht drei Metern Entfernung, und ihr zuwinkten sah sie uns nicht einmal. Sie hört uns auch alle kaum noch.
Und dann eben das Aus-dem-Fenster-schauen. Ich hab schon ab und zu bei ihr übernachtet, aber diese Angewohnheit hatte sie bisher nie. Nur so nach draußen zu starren, scheinbar von irgendwas bedrückt dass wir nicht wissen.

Außerdem ist da noch meine dritte Oma, Oma Königin. Sie lebt in Tschechien, wie manche wissen.
Wir wollten sie am Mittwoch besuchen (ich seh sie jedes Jahr zu Weihnachten, nur selten auch einmal im Sommer), aber die Straßen sind so zugeschneit, dass wir vielleicht nicht hinfahren können. Bitte drückt die Daumen für die Räum- und Streufahrzeuge!