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Die DC 52's - Runde 4, Teil 2 - Wer braucht schon Story? DC, Deathstroke, Hawkman

Autor:  roterKater

Diesmal leider zwei eher bescheidene neue DC-Titel:


The Savage Hawkman

 

Eine weitere eher obskure Figur aus dem DC-Kosmos, die hier ein neues Antlitz erhält. Die Idee ist für einen Relaunch eigentlich gar nicht so blöd. Carter Hall verbrennt hier gleich zu Beginn seine aus dem mysteriösen NTH-Metall bestehende Falkenrüstung, die ihn zum Hawkman machte, um mit diesem Teil seiner Persönlichkeit abzuschließen. Doch die Rüstung gibt nicht so leicht klein bei und verschmilzt stattdessen mit Carter. So kann die neue Serie zum einen recht bruchlos an alte Veröffentlichungen anschließen und zum anderen einen neuen Einstieg für einen neuen Hawkman im neuen Design schaffen.

 

Leider bleiben Idee und Umsetzung zwei verschiedene Paar Schuhe. Heft 1 verrät uns weder, wie Carter in den Besitz der eigenartigen Rüstung gekommen ist noch warum er sie eigentlich loswerden will. Was dieses seltsame Metall ist, bleibt ebenso im Dunkeln wie der Grund, warum es nicht von Carter ablässt. Der Neustart ist also ein Start in Verwirrungen, die bei der Hauptfigur nicht aufhören. Während Carter sich nämlich noch mit seiner neuen Existenz zu arrangieren versucht, birgt Professor Ziegler, für den Carter als Kryptologe arbeitet, im Meer ein uraltes außerirdisches Schiff. Nur scheint sich in der Welt von The Savage Hawkman niemand sonderlich über außerirdische Relikte zu wundern. Natürlich kommt es wie es kommen muss. Dem Wrack entschlüpfen schleimige ETs, die den neu erwachten Hawkman zum Kampf herausfordern ...

 

Hat man sich einmal mit dem etwas albernen Kostüm des Protagonisten abgefunden, kann The Savage Hawkman aber immerhin zeichnerisch glänzen. Die Bilder haben eine wunderschöne malerische Qualität, die mit dem eher realitätsnahen Stil besonders Freunde anspruchsvoll gezeichneter frankobelgischer Albencomics ansprechen dürfte. Das Cover überzeugt mit einer ultra-detailreichen und dynamischen Darstellung des Hawkman auf edlem weißen Grund, und besonders die letzte Seite im Heft ist einfach nur Wow! Mal einen Blick ins Heft zu werfen lohnt, aber wen die Zeichnungen nicht umhauen, wird mit dem Rest wohl nicht wirklich glücklich.

 

 

 

Death Stroke

 

Death Stroke ist ein vernarbter, muskelbepackter alter Söldner, und als "Metahuman", was immer das sein soll, natürlich nahezu unbesiegbar. Zudem geht er grundsätzlich ebenso gewissen- wie rücksichtslos vor und ist allgemein natürlich total Badass, was uns auch der Off-Text des Hefts noch einmal mitteilt (für die etwas langsamen). Die Story schickt Death Stroke mit ein paar nervigen Nachwuchssöldnern auf eine gefährliche Mission, um einen bösen deutschen Waffenhändler, der aussieht wie Nosferatu, auszuschalten. Aber natürlich steckt noch viel Belangloses mehr dahinter, der böse Deutsche hält Stroke einen Koffer voll McGuffins unter die Nase, und am Ende gibt die Story uns noch eine böse Punchline, die zeigt, wie Badass dieser Death Stroke eigentlich ist.

 

Tja, das schönste an dem Heft ist noch das Cover. Die Zeichnungen sind genauso grobschlächtig wie die Story, die leider jegliche Spannung vermissen lässt. So wirklich empfehlen kann man das eigentlich niemandem. Außer jemand steht auf besonders zynisch-brutale Action-Gülle. Der kann sich ja gerne mal an dem Heft probieren. Mein Fall war das nicht.

The DC 52's - Runde 4, Teil1: Großes Kino! Aquaman, DC, Flash, Supergirl

Autor:  roterKater
In diesem Eintrag ein Nachtrag zur vergangenen Neustart-Woche und Ergänzung zum Frauenpower-Artikel (Supergirl #1) und zwei der Elite-Helden aus den aktuellen Neustarts (Aquaman #1 und The Flash #1). Here we go!


Supergirl #1



Supergirl ist einer der wenigen neuen Titel, die mehr oder weniger bei Null anfangen, nämlich mit der Ankunft der Krypton-Exilantin Kara (alias Supergirl) per Meteoritenschauer auf der Erde. Kara ist völlig verwirrt. Sie weiß noch nichts vom Schicksal ihrer alten Heimat, und die neue Welt ist für sie völlig befremdlich. Noch während sie um ihre Orientierung ringt, wird sie von amerikanischen Geheimmilitärs in Mecha-Kampfanzügen attackiert. Verstörung, Verzweiflung, Angst und Wut entladen sich in einem erbitterten Kampf, in dem Kara langsam ihre neuen Fähigkeiten entdeckt und nun droht, selbst zu einem Monster der Zerstörung zu werden ...

 

Was Supergirl gegenüber den anderen Neustarts heraushebt, ist, dass der Comic sich tatsächlich mal Zeit für die Charakterisierung und das emotionale Innenleben seiner Hauptfigur lässt. Wo andere Hefte ihre 20 Seiten mit so viel Exposition, Action, Figuren und Wendungen vollstopfen, wie nur irgend möglich, gibt sich Supergirl inhaltlich angenehm reduziert und konzentriert sich auf das Wichtigste: eine lebendige, vielschichtige Hauptfigur, mit der der Leser mitfühlen und mitleiden kann. Eingestandenen Superhelden-Lesern, wie den Autoren auf ComicsAlliance, war das alles viel zu minimalistisch, aber die eher langsam und sorgfältig aufgebaute Charaktergeschichten gewohnten Manga-Leser dürften diese Erzählweise sehr viel eher zu schätzen wissen. Wenn ihr mich fragt, ganz großes Kino!

 

Die etwas unterkühlten und vergleichsweise detailarmen Zeichnungen können da leider nicht ganz mithalten. Insbesondere über die Gesichtsausdrücke hätte sich hier noch viel mehr emotionale Dichte erzielen lassen können. So bleibt man in der Geschichte doch ein wenig mehr außen vor, als es hätte sein müssen. Ein paar wunderschöne Momente gibt's aber, zum Beispiel wenn Supergirl zu Beginn dem Meteroitenkrater entsteigt, oder wenn die frisch aufgehende Morgensonne ungewollt ihre Laseraugen entfacht, während eben jene Sonne Kara erst davon überzeugt, dass sie sich wohl nicht mehr auf Krypton befindet.

 

Supergirl ist zudem wirklich attraktiv, aber nicht so plakativ-pornografisch wie in den anderen Neustarts Red Hood and the Outlaws, Catwoman oder Voodoo, sondern auf eine sehr natürliche, liebreizende und irgendwie süße Art. Superheldinnen können also hübsch sein und trotzdem noch Persönlichkeit haben. Geht doch, wenn man nur will.

 

Ein sehr lesenswertes und emotionales Heft, das das aufgesetzte Spektakel dem Tiefgang opfert und damit wirklich Lust auf mehr macht!



Aquaman #1



Davon war ich jetzt ehrlich überrascht! Autor Geoff Johns wurde bereits allerorts für seine anderen beiden Neustarts Justice League und Green Lantern gescholten. Daher habe ich bereits das Schlimmste befürchtet. Herausgekommen ist aber ein ziemlich cleverer und witziger Comic, der fest mit beiden Füßen im Mainstream steht und trotzdem noch mit Einfallsreichtum glänzen kann.

 

Aquaman gilt klassisch ja als eine der albernsten und am ehesten belächelten Figuren im DC-Superhelden-Pantheon, also eine Figur, der ein eingefleischter Comic-Leser erst einmal äußerst skeptisch gegenüber stehen würde. Nun macht Johns sich aber genau das zunutze: Er charakterisiert Aquaman nämlich in erster Linie durch gut gemeinte, aber in jedes Fettnäpfchen tretende Reaktionen seiner Mitmenschen, die sich aus ihrem Halbwissen, ihren Vorurteilen und ihrer Ignoranz gegenüber dem Superhelden ergeben. Aquaman ist angesichts dieser unwissend gegen ihn ausgestoßenen Beleidigungen sichtlich um seine Fassung bemüht. Man kann sich in etwa vorstellen, was passiert, wenn ein Superheld, dem man nachsagt, er würde mit Fischen kommunizieren, voll kostümiert ein Seafood-Restaurant betritt und sich dann auch noch etwas zu Essen bestellt. Ein Fest für Freunde von Dialog-getriebener Situationskomik!

 

Das ganze kulminiert in einer haarsträubenden Interviewszene mit einem Blogger, die letztendlich auch den verzweifelt um Haltung bemühten Aquaman völlig aus der Fassung bringt. Der Erzählkniff mit dem Blogger ist doppelt klug, weil er zum einen ziemlich geschickt Expositionsarbeit leistet (ähnlich dem einleitenden Interview-Teil in Animal Man), zum anderen aber auch die vorurteilsbeladene Sichtweise der meisten DC-Fans direkt adressiert und diesen Perspektivwechsel der eigenen Leserschaft gegenüber produktiv macht. Man merkt einfach, dieser Titel ist eine Herzensangelegenheit für Johns, und dessen persönliche Begeisterung für einen oft verlachten alten DC-Helden ist einfach unglaublich ansteckend.

 

Ach ja, als Rahmung des elegant symmetrisch aufgebauten ersten Heftes tauchen noch schick im Dunkeln fluoreszierende Unterseemonster auf, die offensichtlich Gefallen am Nahrungsmittel Mensch gefunden haben und dann wohl in den folgenden Heften als Hauptkontrahent für Aquaman dienen werden. Dass diese ihm auch sein Vorhaben nicht leicht machen dürften, sich von seiner zweiten Heimat Atlantis loszusagen, kann man ebenfalls bereits vermuten.

 

Zeichnerisch ist Aquaman #1 tadelloser, farbenfroher Superhelden-Mainstream, an dem sich technisch kaum etwas aussetzen lässt. Das mag man entweder oder man mag es nicht. Ich finde es eigentlich ziemlich schick, besonders da viel der Handlung über aussagekräftige Gesichtsausdrücke transportiert wird.

 

Aquaman ist eine aufwendig gezeichnete, bunte und äußerst unterhaltsame Superhelden-Serie, die mit einigen der cleversten und originellsten Dialogszenen der aktuellen DC-Titel aufwarten kann. Ich muss sagen, ich bin angenehm begeistert!



The Flash #1



Der schnellste Mann der Welt darf im DC-Relaunch natürlich nicht fehlen und legt in The Flash #1 einen wirklich großartigen Start hin. Ich hab nur fünf Seiten gebraucht, um mich in diesen Comic zu verlieben. Denn Francis Manapul und Brian Buccellato beenden den ersten Akt dieses Hefts auf einer unglaublich genialen Titel-Doppelseite, die definitiv zu dem Coolsten gehört, was ich bisher in Comics gesehen habe. Der frisch verwandelte Flash stürmt funkensprühend auf uns zu, im Hintergrund ein Panel-Mosaik aus dem gerade zuvor eingeleiteten Überfall einer Terroristengruppe auf eine Wissenschaftsausstellung, farblich in Blassbau deutlich vom Rest abgetrennt, und unter ihm ein Halbkreis der titelgebenden Buchstaben FLASH, nur dass jeder Buchstabe ein Panel ist, in dem Flash die Bad Guys vermöbelt. Dazu der das Grundfarbentrio vervollständigende gelbe Schriftzug, der auch in Flashs Kleidung widerhallt, und ein perfekter Einsatz von weißem negative space - schicker geht's eigentlich nicht.

 

Und dann zeigen die zwei den teils umständlichen Expositionsversuchen anderer DC-Neustarts noch den Stinkefinder, indem sie auf jener Titelseite folgenden Einleitungstext platzieren:

"Struck by a bolt of lightning and doused in chemicals, Central City police scientist Barry Allen was transformed into the fastest man alive. Tapping into the energy field called the speed force, he applies a tenacious sense of justice to protect and serve the world as

The FLASH"

 

Na bitte! Wozu soviel umständliches Expositionsgeschwurbel, wenn es doch auch so einfach geht? Das ist nicht nur Comic-rethorisch erfrischend altmodisch (und sympathischerweise offensichtlich stolz drauf, totaler Stuss zu sein), es funktioniert auch einfach super! Warum denn nicht dem Leser vorneweg geradeaus sagen, was er wissen muss, um den Einstieg in die Story zu finden? Manchmal ist die simpelste Lösung für das Expositionsproblem auch einfach die eleganteste.

 

Der (besonders grafische) Einfallsreichtum des Heftes hört aber hier noch lange nicht auf. Manapul und Buccellato finden immer wieder geniale Panel-Layouts, die die übergeordnete grafische Struktur einer Seite vorgeben und dann quasi als Spielfeld für die ablaufenden Handlungen fungieren. Wer nach originellen Erzähltechniken sucht, die die grafischen Möglichkeiten und Vorzüge des Comic-Mediums ausloten, sollte hier unbedingt zugreifen.

 

Zudem ist das Heft auch sehr kurzweilig und unterhaltsam geschrieben und liest sich ebenso frisch und modern wie irgendwie klassisch und traditionsbewusst. Tatsächlich ist Barry Allen bisher der einzige Superheld mit klassischem Doppelleben, der seine wahre Identität geheim hält und bei Ärger heimlich verschwindet, um als Superhelden-Alter-Ego wieder aufzutauchen.

 

Die Zeichnungen sind wirklich fantastisch: Detailverliebt, in freundlichen Farben und sanften Aquarellstrukturen koloriert, liegt The Flash einfach total angenehm im Auge. Neben Batwoman der wohl am besten gezeichnete Neustart, aber dazu noch deutlich weniger verworren erzählt. Tolle Sache!

Die DC 52's - Runde 3: FrauenPower Batman, Catwoman, DC, Wonder Woman

Autor:  roterKater
Meine dieswöchige Ausbeute beschränkt sich diesmal auf weibliche Superheldinnen. Die sind ja allgemein immer ein schwieriges Thema. Schauen wir mal, wie sich die Damen so im Vergleich schlagen.


Batwoman #1



Ich wollte mir ja eigentlich nicht noch einen weiteren Bat-Titel holen. Da aber das Artwork von J. H. Williams III überall so dermaßen über den grünen Klee gelobt wurde, bin ich doch neugierig geworden. Und wirklich, Batwoman ist eine reinste Augenweide! Williams baut den Comic überwiegend in wunderschön komponierten, symmetrisch angelegten Doppelseiten auf, in denen die Panels sich frei vom Gutter lösen und ornamentalisch ineinander verweben, als hätten Moebius' Arzach und Clamps X/1999 Hochzeit gefeiert und ein rothaariges Superhelden-Baby gezeugt. Man kann das schwer beschreiben, man muss es einfach sehen, aber Batwoman ist mehr Artbook als Comic. Hier zeigt sich tatsächlich auch einmal der große Vorteil von Heft-Comics gegenüber Paperbacks und Sammelbänden: Man kann die Doppelseiten komplett aufschlagen und als ein ganzes Bild genießen, ohne dass der Buchrücken dazwischen funkt.

Die Story hält mit der Optik leider nicht so ganz mit, trotz sehr angenehmem Grusel-Touch: Kate alias Batwoman bekommt es mit der mysteriösen Weeping Woman zu tun, einer Geistererscheinung, die Gothams Kinder entführt und ertränkt. Nebenbei muss sie noch diverse private Probleme beackern, die ich alle nicht verstehe, weil ich Batwomans Vorgeschichte nicht kenne. Ihr Sidekick ist eine ehemalige Teen Titan, stammt also aus irgendeiner anderen DC-Heldentruppe, von der ich nichts weiß. Warum sie dort ehemalig und jetzt bei Batwoman vorstellig geworden ist - keine Ahnung. Dann gab es da noch einen ominösen Vorfall im Hafen von Gotham, der irgendetwas mit ihrem Vater und ihrer verschollenen(?)/toten(?) Zwillingsschwester zu tun hat und weswegen Kate Papi jetzt nicht mehr lieb hat. Die ganze Backstory wird einem am Ende in einer völlig aus der Handlung tretenden Doppelseite vor die Füße geworfen, die ungefähr so funktioniert:

Papi kommt grundlos zu Besuch.
Papi: Hallo, Kate!
Kate: Ich hasse dich, weil das und das und das und das und das alles passiert ist! Hau ab!
Papi: Okay.

Das ist anscheinend eher ein notdürftig in die Handlung gehäkeltes "was bisher geschah" für Kenner der Figur als eine wirklich Einstiegshilfe für Neuleser. Ich hab jedenfalls keine Ahnung, was das alles zu bedeuten haben soll, und mir wäre es wesentlich lieber gewesen, wenn die Story mit etwas mehr Tabula Rasa eingesetzt hätte.

Aber egal. Batwoman muss man nicht für die Story lesen. Die Zeichnungen reichen hier als Attraktion mehr als aus. Williams zeichnet seine Figuren angenehm realistisch und auch weitestgehend natürlich proportioniert. Dazu passend gefiel mir auch, dass Kate offen mit anderen Frauen flirtet, ohne dass der Comic aus ihrer sexuellen Identität ein großes Drama macht. Die etwas plakativen Umziehszenen, die allein 4 von 20 Seiten ausmachen, hätte man sich vielleicht auch sparen können, aber wir sind ja hier schließlich bei DC. Dafür mixen Williams und sein Kolorist Dave Stewart mit viel Experimentierfreude unterschiedlichste Zeichenstile und Medien. In den Weeping-Woman-Szenen zum Beispiel weben sie sanfte Aquarell-Texturen in die wässrige Stimmung der Seiten.

Kurzum, Batwoman ist der definitiv best gezeichnete der aktuellen DC-Comics. Die Handlung ist zwar wenig einsteigerfreundlich, aber als Manga-Leser ist man ja gewohnt, dass gute Optik allein schon einen guten Comic machen kann. Reinschau-Pflicht!


Catwoman #1



Ich rätsele ja immer noch, was eigentlich das größte Verbrechen von DC diese Woche war: In Red Hood and the Outlaws #1 sexuelle Emanzipation mit Nymphomanie zu verwechseln, das neue Green Lantern Crops #1 mit "Triumpf des Willens" zu untertiteln (kein Scherz! Ich musste das selbst in Händen halten, um es zu glauben) oder eben dieses Catwoman-Heft. Selbiges wurde mir von meinem Comichändler meines ehemaligen Vertrauens übrigens ausdrücklich empfohlen. Wahrscheinlich lagen sich da zwei Comicverkäufer Tränen lachend in den Armen, sobald ich zur Tür raus war ... ;)

Eigentlich hätte einem das Cover ja schon Warnung genug sein sollen: Da räkelt sich also Catwoman in Pin-Up-Pose an den Leser gewandt über den Dächern von Gotham. Ihre überdimensionierten Euter drohen ihr aus dem hautengen Lederdress zu platzen, und aus irgendeinem Grund hat sie sich ihres BHs entledigt, der jetzt neben ihr mit posieren darf nirgends aufzufinden ist - offensichtlich, weil der eh nicht dazu in der Lage gewesen wäre, so viel "Weiblichkeit" zu bändigen. Äh... ja.

Der Unterwäschefetisch von Zeichner Guillem March setzt sich dann auch gleich auf Seite 1 fort.



Das erste, dass wir von Catwoman zu sehen bekommen, sind ihre Titten, diesmal in einem zumindest von der Größe her halbwegs passenden roten BH. Dies ist auch das dominierende visuelle Motiv auf den folgenden vier Seiten, den Catwoman ist gerade viel zu beschäftigt, um sie mal ordentlich anzuziehen. March hält dabei Titten und Arsch durchweg für visuell spannendere Motive als ihr Gesicht, das mit den eckigen Konturen und den überhöhten Wangenknochen sowieso eher nach 50er-Jahre-Pin-Up aussieht als nach zeitgenössischer Schönheit. Für mich jedenfalls gnadenlos unsexy. Und Catwoman steht (pun intended) und fällt damit, wie sexy man die Protagonistin findet. Denn um mehr kümmert sich der Comic nicht.

Story? Catwomans Bude wird gesprengt und danach nimmt sie sich zum Zeitvertreib vor, das wertlose Pferdebild eines russischen Mafiosi zu klauen. Warum auch immer. Am Ende kommt Batman sie besuchen. Und dann rappelt's in der Superheldenkiste. Toll! Catwoman schafft den Jumping-the-shark-Moment tatsächlich schon in der allerersten Ausgabe! Also absolut kein Grund, jemals wieder ein Heft davon anfassen zu müssen.

Catwoman ist sicher ein Traum für alle, die schon immer mal ein inhaltsfreies CatwomanXBatman-Doujinshi in professioneller amerikanischer Superhelden-Optik lesen wollten. In dem Fall: Viel Spaß! Immerhin kann man sagen, das Heft ist einsteigerfreundlich, weil's eh keine Story gibt, der man folgen müsste. Aber ich les dann doch lieber weiter Suicide Squad!

Über die Misere mit dem oberflächlichen Sexismus vieler US-Superhelden-Comics hat Laura Hudson auf ComicsAlliance übrigens einen extrem lesenswerten Artikel geschrieben. Auch wenn ihre Konsequenzen vielleicht etwas heftig sind und sie bei den vielen, vielen Negativbeispielen die guten Titel ein wenig vergisst - ihre Analyse ist mehr als treffend!


Wonder Woman #1



Das war eigentlich so meine Erwartung diese Woche. Immerhin ist Brian Azzarello als Autor an Bord, und seine Vertigo-Crime-Serie 100 Bulletts gehört ja fraglos zu den meistgelobten Comics der letzten Jahre. Offensichtlich hat sich Azzarello viel für Wonder Woman vorgenommen, weswegen auch gleich in Ausgabe 1 der halbe griechische Pantheon in Aufruhr ist, weil Zeus' Sprösslinge irgendetwas ganz Unbeschreibliches aushecken. Und natürlich wird auch Göttin Diana, besser bekannt als Wonder Woman, rasch in den Aufruhr verstrickt und muss einer Sterblichen zu Hilfe eilen, die von allerlei Sagengestalten attackiert wird.

Das alles soll wohl sehr dramatisch sein, aber leider vergisst Azzarello es, auf seiner Reise in die griechische Mythenwelt den Leser mit einzusammeln. Ich jedenfalls hab keine Ahnung, was in diesem Heft eigentlich passiert ist und wer ein Großteil der auftretenden Figuren waren. Oder warum es die drei Ladies zu beginn eigentlich nicht wundert, dass ihr reicher Gastgeber blauschwarze Haut und gelbleuchtende Augen hat. Der Comic nimmt sich keine Zeit, die Figuren irgendwie einzuführen und zu charakterisieren, weswegen mir sowohl Wonder Woman wie auch ihre Schutzbefohlene relativ furzegal sind. Azzarello ist viel mehr damit beschäftigt, etwas ganz Großes auf Spektakuläres für die kommenden Ausgaben anzukündigen, als irgendwo auch mal dafür zu sorgen, dass sich der Leser überhaupt dafür interessiert.

Ich weiß nicht, ob ich damit besser klar käme, wenn ich mehr über Wonder Woman und die Figuren aus ihrer Comic-Historie wüsste. Oder wenn ich ein Lexikon über griechische Mythologie zur Hand hätte. Aber das hier ist für mich gleichermaßen verwirrend wie unspannend. Azzarello möchte wohl gerne auf den Spuren von The Sandman wandeln, ohne dabei den Weg über einen behutsamen Aufbau der Figuren gehen zu wollen. Ich kann nicht umhin, aber so sehr ich Azzarello mag, hier hat er sich komplett verhoben.

Die Zeichnungen sprechen mich persönlich auch nicht wirklich an. Aber da hab ich auch schon andere Meinungen gehört, sogar aus Manga-Kreisen. Mir ist das irgendwie ... wie soll man sagen ... zu holzig. Sehr massiv, sehr grob, mit dicken Outlines und wenig Details. Mein Ding ist echt nicht, aber man sollte vielleicht selbst mal rein schauen. Besonders, wenn man was für griechische Mythologie übrig hat.


Fazit:
Also, die Heldinnen schlagen sich zumindest inhaltlich bisher alles andere als tapfer, auch wenn sie teils mit beachtlicher Optik auftrumpfen können. Ich hätte mir vielleicht lieber noch Supergirl #1 holen sollen, da hab ich zumindest schon gute Sachen drüber gehört. Und Supergirl ist ja auch irgendwie süß. Vielleicht hol ich das noch nach. Mal schauen.

Die DC 52's - Runde 2 (Teil 2) DC, Demon Knight, Frankenstein, Suicide Squad

Autor:  roterKater

Als nächstes habe ich hier noch drei der, sagen wir mal, Ensemble-Comics. Hier darf jeweils gleich ein ganzes Superhelden-Team antreten. Eine spannende Exposition von einer Figur auf 20 Seiten ist ja schon fast ein Ding der Unmöglichkeit. Bei einem kompletten Helden-Trupp ist das noch um einiges schwieriger. Aber schauen wir uns mal an, wie sich die folgenden Vertreter schlagen.
 

 

Frankenstein, Agent of S.H.A.D.E. #1

 

"Quit your whining and start killing!" - Autor Jeff Lemire hatte mich ja letzte Woche schon mit Animal Man so überzeugt, dass ich mir gleich noch sein tottrauriges Endzeitmärchen Sweet Tooth, dass Lemire für das DC-Sublabel Vertigo schreibt und zeichnet, gekauft habe (ist übrigens ebenfalls sehr zu empfehlen, auch wenn Lemire eindeutig ein besserer Autor als Zeichner ist). Umso mehr habe ich mich natürlich auf Lemires zweiten DC-Neustart gefreut, der allerdings etwas anders ausfällt, als ich das erwartet hatte.

 

Im Gegensatz zu seinen anderen Serien lässt Lemire hier nämlich mal so richtig die Sau raus und haut dem Leser ein absurden, abgedrehten und einfach nur wahnwitzigen Einfall nach dem anderen um die Ohren. Frankenstein (eigentlich ja Frankensteins Monster; da musste Lemire leider auf der unsauberen Faktenlage der Vorgänger aufbauen) wird von der Superagenten-Organisation S.H.A.D.E. aus dem Marsurlaub geholt und auf eine gefährliche Mission geschickt: In einem kleinen Kaff in Washington State ist eine Monsterhorde aufgetaucht, die sich immer weiter auszubreiten droht. Frankensteins Braut, ebenfalls (vierarmige) Superagentin, ist bereits vor Ort, aber der Kontakt zu ihr ist abgebrochen. Zudem erhält Frankie von S.H.A.D.E. aus noch unfreiwillige Unterstützung von einer Amphibienfrau, einem Werwolf, einem geflügelten Vampir und einer mysteriösen Mumie, womit die klassischen Monster der alten Universal-Filme alle versammelt wären.

 

Dazwischen findet Lemire immer wieder Platz für haarsträubensten Unsinn: Das S.H.A.D.E.-Hauptquartier ist nur ein paar Zentimeter groß, durch eine Kombination aus Schrumpf- und Teleportationstechnik zugänglich und kreist mit Schallgeschwindigkeit über Manhattan. Die Mumie heuert im Team natürlich als Sanitäter an. (Was sonst?) S.H.A.D.E.-Leiter Father Time hat sich, anscheinend wie jede Dekade, in einem neuen Körper regeneriert, und obwohl ich keine Ahnung habe, wie er vorher aussah, ist seine neue Gestalt als achtjähriges Schulmädchen im Hitgirl-Outfit sicher nicht nur für Frank eine Überraschung. Und er gute selbst Frank zitiert Milton und steckt anscheinend schon seit einem knappen Jahrhundert in der Ehekrise.

 

Dazu gibt's noch reichlich trashige Monster-Action, und am Ende fragt man sich, ob das alles gerade wirklich nur 20 Seiten waren, weil die Einfälle für mindestens fünf Serien gereicht hätten. Frankenstein ist zudem von Alberto Ponticelli toll gezeichnet (erinnert passenderweise ein wenig an Mike Mignola, auch wenn der Vergleich zu Hellboy hinkt) und macht einfach nur irre viel Spaß. Eine augenzwinkernde Trash-Hommage mit hohem Unterhaltungswert. Wäre Tarantino ein Superhelden-Comic-Autor, er würde womöglich etwas ähnliches schreiben.

 

 

Demon Knight #1

 

Noch ein interessanter neuer Titel, da er diesmal nicht in der Gegenwart, sondern im Mittelalter spielt. Die Zusammenführung der Heldengruppe gestaltet sich hier ebenso klassisch wie wirkungsvoll: Man sitzt zufällig in derselben Taverne, keift sich ein bisschen an, weil man mit Abstand das Exzentrischste weit und breit ist, die Taverne wird von Raubrittern überfallen und schon kann der Spaß losgehen! Zuvor blicken wir aber in die Vergangenheit zu den letzten Stunden Camelots. Die Avalon-Bedienstete Xanadu versucht, das legendäre Schwert Excalibur vor dem Versinken zu retten, und Merlin bannt den Dämon Etrigan in den zufällig herumstehenden jungen Ritter Jason. 400 Jahre später wird das Land von der magisch gestärkten Horde der Questing Queen terrorisiert, und Jason und Xanadu treffen in besagter Taverne auf einen grobschlächtigen Vandalen, einen arabischen Mechaniker, eine toughe Amazone und, womöglich als spannendste Figur, den Shining Knight Sir Ystin, eine schlagfertige Frau in goldglänzender Männerkleidung.

 

Die Camelot-Eröffnung ist etwas holprig und verwirrend erzählt, aber danach wird das Heft richtig gut. Die Figuren sind allesamt sympathisch und interessant. In den paar Seiten, die sie bisher haben, interagieren sie bereits in wortgewandten Dialogduellen. Die Zeichnungen erinnern tatsächlich ein wenig an frankobelgische Fantasy- und Mittelalter-Comics. Es gibt Drachen, böse Zauberer und tapfere Krieger. Demon Knight verspricht bereits jetzt, ein unterhaltsamer Fantasy-Comic mit Superhelden-Anstrich zu werden. Eine positive Überraschung und für Fantasy-Fans wärmstens empfohlen! Wir auf jeden Fall weiter gekauft!

 

 

Suicide Squad #1

 

Hat Autor Adam Glass es sich mit dieser Serie wohl zur Aufgabe gemacht, möglichst vielen alteingesessenen DC-Fans ans Bein zu pinkeln? Anscheinend ist im das jedenfalls gelungen, wurde das Heft unter anderem in der (übrigens sehr lesenswerten) Review-Runde auf ComicsaAlliance doch mit grandiosen 0.5 von 10 Punkten abgestraft. Das Konzept gab es so schon mal in den 90ern und ist eigentlich immer noch eine coole Idee: einige ausrangierte DC-Schurken, darunter B-Promis ("B" für "Bösewicht) wie Deadshot und Jokers durchgeknallte Freundin Harley Quinn, werden zur Teilnahme an titelgebender Spezialeinheit gezwungen und in aussichtslose Missionen gehetzt, in denen sie dann ordentlich die Fetzen fliegen lassen können. Das dreckige halbe Dutzend in superheldisch, sozusagen.

 

Klingt eigentlich witzig, ist es irgendwie auch. Aber das Problem ist wohl, dass es Glass und seine Zeichner mit dem Relaunch sehr wörtlich genommen und die Figuren kräftig umdesignt haben, was bei alten Comic-Hasen natürlich immer tödlich ist. Gerade ikonografische Figuren wie Harley Quinn so radikal umzukleiden, ist schon sehr gewagt (fast so gewagt wie ihr neues Outfit ...)

 

Das schöne für DC-Neueinsteiger ist allerdings, dass wir uns um solche Dinge nicht zu scheren brauchen und einfach das genießen können, was wir vor der Nase haben. Das macht aus Suicide Squad allerdings noch lange keinen guten Comic. Die Story ist überraschungsarm. Den Plottwist riecht man spätestens auf Seite 3, selbst wenn man von einem gewissen Alan-Moore-Comic (bzw. dessen Verfilmung) mit ähnlicher Prämisse noch nie gehört hat. Das Heft besteht zu zwei Dritteln aus Torture Porn, und dann schwingt Glass doch tatsächlich bereits im ersten Heft die böse Crossover-Keule, wenn man während Harley Quinns Vorgeschichte den Hinweis erhält, man solle doch bitte Detective Comics #1 lesen, wenn man wissen will, warum der Joker sie sitzen gelassen hat. Zufälligerweise habe ich das zwar (was einen übrigens nicht viel weiterbringt), aber ernsthaft: Was soll der Scheiß?

 

Eigentlich klingt das alles ziemlich schlimm, und sicher, der Comic ist total bescheuert. Squad-Mitglied King Shark ist zum Beispiel ein wild nach Gliedmaßen um sich beißender Haimensch, der die ganze Zeit "Meat! Meat! Meat!" brüllt. Der Comic setzt auf oberflächlichen Sex Appeal und überhöhte Gewalt als Zentrum des Unterhaltungswertes. Kurz gesagt, Suicide Squad ist sinnlose Exploitation in Reinform! Und irgendwie macht es mir das auch wieder sympathisch. Ich hab mich jedenfalls unterhalten gefühlt. Und ja, ich steh auf das neue Harley-Quinn-Design! Die Zeichnungen sind gut, die Figuren schön schräg, die Handlung total behämmert und Harley einfach nur sexy! Die Dialoge sind ebenso doof wie lustig, dazu ein Cliffhanger, der einen beispiellosen Massenmord für die nächste Ausgabe verspricht - Trash- uns Exploitation-Fans, die nicht befürchten müssen, eine ihrer Lieblingsfiguren hier verunstaltet zu sehen, könnten durchaus mal einen Blick riskieren. Empfehlen kann ich das zwar nicht, weiter lesen werd' ich es aber heimlich schon! Auch wenn ich mich vor noch so vielen Leuten dafür rechtfertigen muss ...

... wie zum Beispiel der echten Harley Quinn. Die stand nämlich am Connichi-Sonntag gegen Schluss mit vorwurfsvollem Blick vor mir, weil ich mir vom Yeo eine Harley im neuen Suicide-Squad-Look zeichnen ließ. Im ersten Moment dachte ich übrigens, dass der Def die aber echt lebensecht hingekriegt hat. Dann war ich etwas enttäuscht, dass es doch das alte Outfit war, obwohl Lebensgröße schon beeindruckend ist für eine Auftragsarbeit ... Naja, drei Tage Nonstop-Strandbetreuung, inklusive jeden Tag auf- und abbauen, da kann einem so was schon mal passieren ...

Der Def hat das künstlerische Niveau des Comics übrigens mit geübtem Auge sofort durchschaut (man beachte das Höschen):




 

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Die DC 52's - Runde 2 (Teil 1) Batman, DC, Grifter, Resurrection Man

Autor:  roterKater
Die zweite Runde hat in der Bearbeitung etwas gedauert - Connichi-bedingt. Dabei hatte ich (Grober Unfug sei Dank) die Comics schon letzten Mittwoch und konnte sie auf der Fahrt lesen sowie den Yeo um ein Portrait von der neuen Harley Quinn bitten. Aber dazu mehr im nächsten Teil.


Batman: Detective Comics #1



Den hab ich noch aus Woche 1 nachgeholt. Eigentlich mag ich mich ja nicht so gern in den Batman-Kosmos einlesen. Da gibt es mittlerweile einfach viel zu viele Sidekicks, Söhne, Freundinnen, Adjudanten und ehemalige Bösewichte mit eigenen Serien, und ich werde mir wahrscheinlich nie merken können, wer jetzt noch mal Batwing und wer Nightwing war und wie die ganzen Robins eigentlich zusammen hängen. Der Relauch verspricht ja, da ein bisschen für Neueinsteiger aufzuräumen, und das macht Detective Comics #1 eigentlich sehr gut: Nur Batman, Alfred, Commissioner Gordon und ein böser Joker - was braucht es denn mehr? 

Die Zeichnungen gefallen mir persönlich ausgesprochen gut. Die Optik ist sicherlich sehr dicht am etablierten amerikanischen Superhelden-Mainstream, und Batman hat natürlich mehr Muskeln am Körper, als sich anatomische Bezeichnungen dafür finden lassen. Dafür ist der Joker optisch mal wieder ein richtig klassischer Joker, wie man ihn von früher kennt. Tony Daniel (Story und Pencils) und Ryan Winn (Inks) achten besonders auf ein stimmungsvoll ausgearbeitetes Bild von Gotham City durch exzellente Hintergrundzeichnungen (ein Punkt, den der in Afrika spielende Neustart Batwing leider völlig versäumt) Die Farben variieren zwischen schmutzigen Braun- und unterkühlten Blautönen und harmonieren sehr gut mit den detailverspielten Inkings, wo sich bei anderen DC-Comics gerne mal beide im Kampf um die meiste Aufmerksamkeit gegenseitig das Wasser abgraben.

Leider ist Daniel längst nicht so ein guter Autor wie Zeichner. Die Story ist relativ überraschungsarm und wenig spannend; die Dialoge sind oft hölzern. Was Batman teilweise für einen Stuss aus dem Off labert, ist zum Mäuse melken. Besonders schade ist aber, dass der Joker einfach nicht lustig ist. Böse ja, aber ich vermisse den ultra-zynischen Humor, die fiesen Oneliner und das durchgeknallte Lachen, die zu der Figur einfach dazugehören. Der abschließende Plottwist wird Joker-Fans sicherlich noch zusätzlich vor den Kopf stoßen. Auch stört, dass Daniel immer wieder auf shock value durch übertriebene Gewaltdarstellungen setzt, wo ihm nicht einfällt, wie er den Leser sonst packen könnte.

Insgesamt ein einsteigerfreundlicher, toll gezeichneter, aber erzählerisch mittelmäßiger Comic, den Batman-Fans durchaus mal antesten sollten. Ich hole mir wohl noch Ausgabe 2, um zu sehen, was der Joker da vor hat, aber das sieht nicht nach einer Serie aus, die ich langfristig verfolgen werde.


Grifter #1



Der Grifter (zu deutsch: Trickbetrüger) ist eine eher unbekannte Gestalt im bisherigen DC-Kosmos, dankenswerterweise nicht mit allzu viel Backstory-Ballast beladen und daher eine gute Wahl für einen Neustart, der die Figur von Null auf neu erzählt. Cole Cash zockt als Gauner reiche Geschäftleute ab, bis er nach einem seiner Jobs von seltsamen, durchsichtig-blauen Wabbelmonstern weggefischt wird, die sich offensichtlich in menschlichen Gestalten einnisten können. Cole kann zwar entkommen, jedoch hört er von nun an die Monster in seinen Gedanken, die natürlich auch hinter ihm her sind. Weil der völlig verstörte Cole im Kampf gegen seine unsichtbaren Verfolger fast ein Flugzeug zum Absturz bringt, ist nun auch das Pentagon hinter dem vermeintlichen Terroristen her - in Gestalt seines Bruders Max ...

Reichlich Zündstoff also für 20 Seiten Comic-Exposition, durch die sich die Story natürlich erwartungsgemäß etwas hastig hangelt. Mir gefällt aber, dass einer der neuen DC-Comics die Sparte Mystery/Paranoia-Thriller mit einem deutlichen Drift Richtung Lovecraft abdeckt, was prinzipiell eine coole Sache ist, auch wenn das erste heft noch nicht wirklich Aufschluss darüber gibt, ob die Story was taugt oder nicht. Immerhin ist der Grifter kein pathetisch-moralisierender Superheld im Kampf gegen das Unrecht in der Welt, sondern einfach nur jemand, der von allen gejagt wird und versucht, irgendwie seinen Arsch zu retten. Und seine Freundin heißt Gretchen! Wenn das mal nicht cool ist!

Passend zur Story geben sich die Zeichnungen eher bodenständig und realistisch und nicht so abgehoben wie die üblichen Superhelden-Titel. Wirklich Eyecandy ist das zwar nicht, aber es funktioniert und zumindest mir gefällt's! Ich werd mal schauen, wie es weiter geht.


Resurrection Man #1



Lasst euch von dem albernen Titel nicht täuschen - der Resurrection Man ist eine der interessanteren Figuren des DC-Relaunches. Aus bisher noch nicht geklärten Gründen ist Mitch einfach nicht tot zu kriegen. Stirbt er, erwacht er kurz darauf wieder zu neuem Leben, jedes Mal mit einer neuen übernatürlichen Fähigkeit, die mit seinem aktuellen Tod in Verbindung zu stehen scheint. Aus einem inneren Antrieb heraus (ebenfalls noch nicht geklärt) versucht er Menschen zu retten, wo er benötigt wird. Erschwert wird dies allerdings durch die Tatsache, dass sowohl Himmel als auch Hölle hinter seiner extrem wertvollen Seele her zu sein scheinen ...

Klingt nach spaßigem Trash, ist aber tatsächlich ziemlich ernst und ziemlich gut erzählt. Die Autoren Dan Abnett und Andy Lenning können ähnlich wie Jeff Lemire (Animal Man) zumindest mit Worten umgehen. Das muss man ja schon dazu sagen, wenn man sich im Vergleich dazu einige der anderen DC-Titel anschaut. Die Zeichnungen sind angenehm rotzig und grob, aber nie chaotisch oder detailarm. Optisch auf jeden Fall eine angenehme Abwechslung zu üblichen Superhelden-Serien.

Im Moment fehlt dem Plot noch ein wenig der rote Faden oder eine halbwegs nachvollziebare Motivation für die Hauptfigur, aber das kommt hoffentlich noch in den nächsten Heften. Sieht zumindest vielversprechend aus. Fans von Supernatural sollten auch mal einen Blick riskieren. Wie die anderen bisher besprochenen Hefte für DC-Einsteiger gut geeignet.

Fortsetzung folgt wahrscheinlich heute abend.

Die DC 52's - Eine Annäherung von außen Animal Man, DC, Superhelden, Superman

Autor:  roterKater
Ihr habt's vielleicht schon gehört: DC Comics, einer der zwei großen US-Superhelden-Verlage (Batman, Superman, Flash, Green Lantern, ...) hat diesen Monat das komplette DC-Universum gerelauncht, wie es auf Neudenglisch so schön heißt, und alle seine Heftserien neu mit Ausgabe 1 gestartet - ein ziemlich historischer Schritt, bedenkt man, dass einige Heftserien schon seit rund einem halben Jahrhundert mehr oder weniger ununterbrochen laufen.

Der Hauptgrund ist wohl das DC-Universum selbst, dass nach unzähligen Serien, gestorbenen, wiedergeborenen und neu besetzten Helden, universalen Krisen und Parallelwelten in seiner Kontinuität wohl für niemanden außerhalb der DC-Redaktion noch gänzlich verständlich ist - jedenfalls definitiv nicht für Gelegenheitsleser wie meine Wenigkeit. Ich hab ja vor kurzem mal waghalsigerweise den Flash Rebirth gekauft und absolut nichts kapiert von dem, was da abging. Der Einstieg in aktuelle DC-Serien ist jedenfalls für Außenstehende mehr oder weniger unmöglich, beziehungsweise führt nur über tagelange wikipedia-Recherche.

Das soll jetzt jedoch alles anders werden. Mit 52 neuen Nummer-1-Ausgaben soll man jetzt endlich ohne Vorkenntnisse in den DC-Kosmos einsteigen können - mehr oder weniger. Denn irgendwie musste ja DC auch den Spagat schaffen zwischen dem Ansprechen neuer Leser und dem Zufriedenstellen des alten Stamm-Publikums. Darum beziehen sich die Titel durchaus auf Vorwissen der Comic-Fans, schließen hier und da an Ereignisse der auslaufenden Altserien an, lassen sich aber auch völlig neu entdecken, damit Superhelden-Naivlinge wie ich den Einstieg schaffen. Funktionieren soll das hauptsächlich dadurch, dass die Serien nicht wieder mit den altbekannten Ursprungsmythen von Krypton und Klein-Bruce Waynes Zeugnis der Ermordung seiner Eltern einsetzen, sondern mehr oder weniger mit bereits aktiven Superhelden mitten im Geschehen starten. So hab ich jedenfalls das Konzept verstanden.

Ob's klappt, wollte ich nun aber unbedingt mal selbst ausprobieren. Ich hätte irgendwie immer schon gerne mal eine Superheldenserie "live" verfolgt und nicht nur ein paar Best-Of-Sammelbände quer gelesen. Das ist irgendwie noch mal eine ganz andere Erfahrung als nachträgliche Paperpack-Ausgaben. Also werde ich mir diesen Monat ein paar Ausgaben greifen zum Reinlesen und hoffentlich was finden, was sich weiter zu verfolgen lohnt. Sobald mir aber favorisierte Serien durch irgendwelche Crossover-Events, bei denen ich noch andere Titel gelesen haben müsste, um der Story folgen zu können, versaut werden, mach ich wohl wieder 'ne Fliege. Mir fehlt einfach die Zeit und das Geld, um einen neuen unübersichtlichen DC-Kosmos im letzten Detail ergründen zu wollen.

Zwei Hefte hab ich bereits ergattert, bei den kommenden Veröffentlichungen n den nächsten Wochen werd ich sicher noch ein paar Mal zuschlagen. Irgendwie freu ich mich auf Aquaman, ich weiß auch nicht wieso ... Hier jedenfalls eine Kurzvorstellung meiner ersten zwei Hefte:

Action Comics #1



Sicherlich ein Flagschiff-Titel. In der ersten Action Comics-Ausgabe vor gut 70 Jahren erblickte der superste der Superhelden das Licht der Welt, und auch heute noch ist Superman der wohl prominensteste seiner Zunft. Der neue Autor Grant Morrison sagt ja sogar mir was, seine esoterisch-abgedrehte Mystery-Serie The Invisibles ist wohl einer der meistdiskutierten Comics überhaupt. Dass man ausgerechnet solch durchgeknallte Leute wie Morrison an den neuen DC-Vorzeigetitel setzt, überrascht sicherlich ebenso, wie es Hoffnungen auf etwas Besonderes weckt. Diese Hoffnungen wurden bei mir jedoch weitestgehend enttäuscht.

Morrison bringt einige wirklich radikale Veränderungen in den Superman-Franchise ein. Superman trägt Jeans und Arbeiter-Boots und ist auch sozial irgendwie von blue shirt auf blue collar gewechselt. Er setzt sich für die Armen und Unterdrückten ein, bekämft Korruption und Dekadenz statt Einbrechern und Superschurken und wird dafür von der Oberschicht erbarmungslos gejagt. Seine rot leuchtenden Augen geben ihm eine durchaus dämonische Aura. Unverwundbar ist er auch nicht mehr und geht durchaus mal mit blauen Flacken und Blessuren aus einer der reichlichen Actionszenen (der Comic trägt den Tital ja nicht umsonst). Wider Erwarten macht ihn das aber nicht sympathischer, ganz im Gegenteil: Im ersten Heft ist Superman ein rücksichtloser Selbstjustizler ohne jede Charaktertiefe und Motivation. Morrison lässt kein bisschen Empathie für seinen Helden aufkommen, und irgendwie ist mir sein Superman bisher völlig egal.

Die Zeichnungen helfen auch nicht viel. Blankpolierte Superhelden-Routine. Der Kenner mag da vielleicht hier und da etwas Aufregendes entdecken, aber ich stoße mich irgendwie an den überdetaillierten Figurenzeichnungen, die insbesondere Superman in jedem Panel wie eine andere Person aussehen lassen.

Natürlich kann man nach den ersten 30 Seiten noch kein Fazit über die Serie ziehen. Ich werd mal weiter verfolgen, was Morrison mit seinem so gänzlich anderen Superman vor hat. Aber so richtig gefallen hat mir das bisher noch nicht.

Animal Man #1



Den hab ich mir auf gut Glück gekauft. Ein Superheld, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört habe. Sah aber sehr interessant aus. Animal Man heißt eigentlich Buddy Baker, ist glücklich verheiratet und zweifacher Vater, und neben seiner Gelegenheitstätigkeit als Superheld macht er sich noch als Schauspieler und Umweltaktivist verdient. Animal Man kann sich die Kräfte beliebiger Tiere durch seinen Zugang zum life web zunutze machen. Wie genau das funktioniert, spielt im ersten Heft noch keine Rolle, wird aber bestimmt noch irgendwann erklärt. 

Neben dem ungewohnten Familienfundament sind auch Artwork und Story sehr weit weg von dem, was man klassischerweise von Superheldenserien erwartet. Sehr klare, elegante Zeichnungen, die in einer wirklich irre gezeichneten Traumsequenz (in Schwarz-Weiß!) münden. Ein tolles Skript, das nicht nun unglaublich viel in seine 20 Seiten packt, sondern auch die Charaktere bereits sehr lebendig und einfühlsam darstellt und beachtlich viel aus der familiären Grundierung der Story herausholt. Dazu noch eine ziemlich deftige Portion Horror und Mystery inklusive wirklich krasser Monster-Designs - ich muss zugeben, ich bin begeistert!

Animal Man ist genau das, wonach ich irgendwo in den DC-Neustarts gesucht hatte - ein kleiner, schräger, sogar etwas verstörender, aber ungemein guter Randtitel, der Lust darauf macht, sich jeden Monat eine neue Ausgabe aus dem Comicladen zu holen. Ich werd auf jeden Fall dranbleiben!

Demnächst kommen sicherlich noch ein paar mehr Titel hinzu. Ich kann jedenfalls Leuten, dich sich schon immer mal gerne dem Superhelden-Kosmos nähern wollten, aber bisher nicht wussten, wo sie anfangen sollten, raten, sich in den nächsten Wochen mal zu einem Comichändler ihres Vertrauens zu begeben und mal in ein paar Hefte rein zu schnuppern. Die deutschen Ausgaben kommen allerdings erst in gut einem halben Jahr.

Fortsetzung folgt.


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Codex: Ethan van Sciver Codex Conventionis Daemonum, ConHon, Dämonen, DC

Autor:  roterKater
Ich werd hier nach und nach mal die bisherigen Seiten aus meinem Codex Conventionis Daemonum (zu Deupanisch: Dämonen-ConHon) hochladen. Natürlich nicht (nur) aus Prahlerei, sondern weil die vielen tollen Künstler wirklich ein paar mehr Betrachter verdient haben als moi!

Dafür werden die Scans alle Scheiße sein, dafür sorgt schon mein krisenanfälliger Scanner. Also der Status meines Originals wird schon mal nicht in Frage gestellte werden. ;)

Den Anfang macht DC-Zeichner Ethan Van Sciver ("Flash Rebirth"), gezeichnet während einer Signierstunde im Modern Graphics in Berlin letzte Woche:



Thanks for inaugurating my convention book, Ethan!

P.S. Mein kurzes Fazit von "Flash Rebirth": Das Buch war für mich gleichermaßen verwirrend wie faszinierend. Ich kenn mich im DC-Universum leider so gar nicht aus... (Drei oder vier verschiedene Flashs? Speed Force? In die Krise geratene multiple Universen? Hilfe!) Superman und Wonder Woman haben 'nen Cameo, das erkannte ich noch. Darüber hinaus findet man sich in One Piece Band 55 wahrscheinlich leichter ein als in den aktuellen Superhelden-Kosmos...

Aber irgendwie ist das ganze dann auch wieder unglaublich mitreißend, dynamisch, spannend und geradezu erhaben, wenn man auch als Unwissender erahnt, was für eine enorme Comic-Geschichte hinter dem Projekt steht und wie respektvoll die Macher damit umgehen. Und Ethans Zeichnungen sind echt wahnsinnig beeindruckend. Es ist echt einfach cool, sowas mal zu lesen!

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