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DManga-Neuerscheinungen zur Leipziger Buchmesse A Story To Tell, Baito Oh!, DManga, Grablicht, Grimoire, LBM, Lieben%24wert, Patina, Ten, VERnarrt

Autor:  roterKater


Es ist wieder so weit. Die Leipziger Buchmesse steht vor der Tür, und die deutschsprachige Manga-Zeichner-Szene hat daraufhin eine ganze Reihe neue Veröffentlichungen angekündigt. Hier ein Überblick:

 

Zwei neue Publikationen stehen bei Carlsen ins Haus:

 

ROYAL LIP SERVICE: SOLITUDE - Die Fortsetzung zum letztjährigen Boyslove-Hit von Marika yamiz Paul.

 

KIMI HE – WORTE AN DICH – Die frisch aus Japan zurückgekehrte Christina Plaka hat hier einige persönliche Erfahrungen aus ihrem Japan-Aufenthalt verarbeitet.

 

 

Beide Autorinnen sind auch für Signierstunden in Leipzig anwesend.

 

Tokyopop und EMA haben dieses Jahr keine neuen Veröffentlichungen der Hauszeichner dabei. Sowohl ALPHA GIRL 2 von Inga [[inkpop]] Steinmetz wie auch 78 TAGE AUF DER STRASSE DES HASSES von David Yeo Füleki verzögern sich in der Drucklegung voraussichtlich auf Juni. Für Tokyopop signieren aber Martin MaddinBlechdose Geier und David Füleki auf der Messe. EMA hat sich zudem neu eine Neuankündigung für eine Eigenproduktion aufgespart, die ihr im neuen SHINKAN findet.

 

Bei Schwarzer Turm setzt man seine Erotik-Reihen fort. Bereits kürzlich erschienen ist der erste Teil von LIEBEN$WERT von Sami_6. Frisch zur Messe erscheint der dritte Teil der Yaoi-Serie ALPHA² von Kamineo. Die Zeichnerinnen signieren auch am Verlagsstand. Der Turm wies zudem in seinem Blog daraufhin, dass in der aktuellen COMIX 03/2013 der Abdruck von MÜNCHEN 1945 von Sabrina Iruka Schmatz beginnt. Ein Ausblick auf künftiges Turm-Programm …? Die COMIX 03 sollte ebenfalls in Leipzig zu finden sein.

   

 

Beim Comic Culture Verlag steht die Messe ganz im Zeichen von GRIMOIRE. Es erscheint sowohl der abschließende vierte Band der Serie, wie auch eine erweiterte und überarbeitete Neuauflage des vergriffenen ersten Bandes, der kürzlich erfolgreich über Startnext finanziert wurde. Zeichnerin Marika demoniacalchild Herzog signiert an allen Tagen am Verlagsstand und im Doujinshi-Markt.


 

 

Ähnlich sieht es bei Cursed Side aus. Der zweite Teil der überarbeiteten Neuauflage des zuerst bei Fireangels erschienenen Boyslove-Manga KAE ist bereits kürzlich erschienen. Dessen Fortsetzung TEN wird es in Leipzig auch zu kaufen geben. Zeichnerin Martina Soen Peters signiert ebenfalls für euch in Leipzig.

 

 

Bei  Delfinium Prints gibt es ebenfalls hauptsächlich Neuausgaben. Der zweite Band von Daniela Horrorkissen Winklers preisgekrönter Vampir-Story GRABLICHT erscheint ebenso wie der erste Band von Nana Yaa Kyeres PATINA. Beide Titel erschienen zuvor bei Comicstars/Knaur. Daniela Winkler und Nana Kyere sind auch zum Signieren da und werden dann wahrscheinlich irgendwo im Doujinshi-Markt hocken. Die Delfinium Prinzen sind ansonsten leider dieses Jahr standlos. David Füleki ist ja wegen Tokyopop auch vor Ort. Also ihr findet die Bücher bestimmt irgendwo rumschwirren.

 

 

Butter & Cream ist nach letztjähriger Abwesenheit 2013 auch wieder mit dabei. Hier erschien bereits im Herbst zu Fahr Sindrams LOSING NEVERLAND ein STORYBOOK.

 

Bereits vorbestellbar, aber noch nicht lieferbar: Der kleine, neue Irrlicht Verlag bewirbt bereits den zweiten Band seiner Boyslove-Anthologie KUREIJI. In Leipzig ist man leider nicht anwesend. Mehr Infos hier:

http://www.irrlicht-verlag.net/shop/manga-hefte/

 

 

Bei den Doujinshi-Magazinen und Eigendrucken wird es leider wie jedes Jahr sehr unübersichtlich. Dieser Bereich erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Unbestätigten Insider-Informationen zufolge ist der lange angekündigte ANIMEXX HENTAI MIXX wieder nicht rechtzeitig fertig geworden. Ob vielleicht noch ein Wunder geschieht und er doch schon käuflich sein wird? Geht am besten mal zum Animexx-Stand und fragt nach!

 

Nach der Einstellung der SHOUNEN GO! GO! ist BAITO OH! derzeit die langlebigste deutsche Doujinshi-Anthologie im Eigendruck. Der zur LBM erscheinende sechste Band trägt allerdings das Thema „Abschied“. Oh je, was es damit wohl auf sich hat …? Schaut am besten mal im Doujinshi-Markt vorbei, wo ihr den Band an allen vier Tagen bei abwechselnden Zeichnern kaufen könnt. Neben den Stammzeichnern Katharina Kirsch, Margarita Till, Manuela Rudolph, Rita Földessy, Marianna Poppitz und Paulina Scheunemann sind als Gastzeichner dieses Mal dabei: die unermüdliche Nana „Yaa“ Kyere, Nightmaker, der von A STORY TO TELL ausgeliehene Charles „Ink“ Kreuzig, Maria „Azara“ Hecher, -erbeere- und Jan-Ole Sydow. Also schon irgendwie die versammelten deutschen Doujinshi-Allstars. Ach ja, und ich hab die Stoppseite gezeichnet ...

 

Auch A STORY TO TELL ist dieses Jahr wieder mit einer neuen Ausgabe am Start. Hier sind in Band 4 auch wieder die üblichen Verdächtigen dabei: Evelyn „evy_clocharde“ Bösch, Désirée „nayght-tsuki“ Kunstmann, Windreiter, Charles „Ink“ Kreuzig und Nana „Yaa“ Kyere; sowie Xyncomics, Lydia „Smarakt“ Miller, Goldfisch sowie Ex-Shounen-Go!-Go!-Zeichner Philipp „Flint“ Petzold mit Autorin André Linke im Gepäck. Viele der Zeichner findet ihr auch dieses Jahr wieder im Doujinshi-Markt.

Leseproben:

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/favoriten/256872/54767/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/143881/54322/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/196050/47722/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/576897/54773/

 

Eine ganz neue Doujinshi-Anthologie betritt unter dem Namen VERnarrt das Feld. Das ambitionierte Jungzeichnerprojekt versammelt viele neue Gesichter. Dabei sind: HolzEsserin, Salamandra, Babbelfisch, Hannes „Cort“ Lawrenz, Unschuldslamm, Jana „PaperPlanePilot“ Resch, Sleepyheadphone und Teebeutelchen. Die Jungspunde haben übrigens ordentlich was auf dem Kasten, wie ihr den Leseproben entnehmen könnt, also schaut unbedingt mal rein. VERnarrt hat keinen eigenen Stand auf der LBM, aber die Bücher wird es am Baito Oh!-Stand ab Samstag mit zu kaufen geben.

Leseproben:

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/favoriten/256872/54643/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/54655/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/441989/54677/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/578480/54691/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/54635/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/54673/

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/54663/

 

 

An Einzelheften und Selbstdrucken konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen. Da wird bestimmt noch einiges rumschwirren. Also haltet im Doujinshi-Markt die Augen offen! Mein eigenes kleines Heftchen SHATTERED SENSES ist zumindest voraussichtlich ab Freitag im Doujinshi-Markt erhältlich.



Falls ihr noch Ergänzungen habt, könnt ihr die ja in den Kommentaren vermerken. Ich bin ann leider schon aufm Sprung nach Leipzig. Hoffe, man sieht sich da!

 

Der Comic-Salon Erlangen und DManga zwischen Preisen und Bashing Comic-Salon Erlangen, DManga, Grablicht, Max-und-Moritz-Preis

Autor:  roterKater

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UPDATE 5:

Der Video-Podcast Zettgeist #173 bietet eine sehr anschauenswerte Zusammenfassung des Comic-Salons mit Eckart Breitschuh, Stefan Dinter und Sascha Thau, in dem auch in der ersten halben Stunde ausführlich über den Comic Clash, den ICOM-Preis und natürlich den Max-und-Moritz-Preis diskutiert wird. Lobende Erwähnungen gibt es unter anderem für den in UPDATE 3 verlinkten Comicgate-Artikel von Mark-Oliver Frisch sowie auch diesen selbigen Blogeintrag, den ihr gerade geöffnet habt.

Daran seht ihr schon, die drei sind in etwa auf meiner Wellenlänge und fassen die Diskussion und die Kritik an Deutschlands prestigeträchtigstem Comicpreis ebenso unterhaltsam wie treffend zusammen. Mein Lieblingszitat stammt von Eckart Breitschuh. Der sieht den Grundtenor des Preises nämlich auch als "massives Feuilleton-Dünkel: Die glaben echt, ihre Scheiße stinkt nicht."

Also unbedingt anschauen! Wer's nicht gesehen hat, kann auch nicht mitreden! Hier geht's zum Video!

P.S. Irgendwann gestern hat der Blogeintrag hier übrigens die 666 unique visits geknackt. Danke allen fürs Lesen und weiter verteilen und den Kommentatoren unten für die spannende Diskussion!

UPDATE 4:

Splashcomics haben mittlerweile die Videomitschnitte der erwähnten Panel-Diskussionen hochgeladen. Ich hab sie euch hier verlinkt.

UPDATE 3:

Mein Comicgate-Kollege Marc-Oliver Frisch, Übersetzer von u.a. The Walking Dead, hat auf comicgate.de das Gluabwürdigkeitsproblem mit dem Max-und-Moritz-Preis mal von der anderen (und wesentlich produktiveren) Seite angegangen. Laut ihm verspielt nämlich eher die Atherrenriege in der Jury die Glaubwürdigkeit des Preises, als ein Publikumspreis für einen deutschen Manga. Sehr lesenswert.

UPDATE 2:

Christopher Franz hat uns im Titel-Magazin heute gezeigt, dass man aufgeblasenen Elitarismus tatsächlich sogar noch weiter treiben kann. Ich denke, der Artikel ist es wirklich nicht wert, hier noch einmal ausführlich kommentiert zu werden. Da reicht es wohl einfach zu sagen: Alles hier folgende, plus die Kommetare. Hoch zwei.

Nur kurz noch: Wenn Herr Franz meint, die Halbwertszeit von Grablicht läge weit unter zwei Jahren, hat der Mann wohl irgendwie übersehen, dass der Manga (in diversen Versionen und Instanzen) seit mittlerweile acht Jahren veröffentlicht wird und sobald kein Ende in Sicht ist. Und wer meint, Kriterium für einen Publikumspreis wäre intellektueller Anspruch, hat sowieso irgendwas nicht verstanden.

UPDATE 1:

Thomas Vorwerk hat die Kritik an seinem FAZ-Artikel unten in den Kommentaren als abgemeldet selbst hier kommentiert. Ich habe mittlerweile auch (viel zu) ausführlich drauf geantwortet.

Hier findet ihr noch einen weiteren Artikel, diesmal zu Zitaten aus der Berliner Zeitung, der die Politisierung des Festival ebenfalls auf die Nerven geht, allerdings auf eine sehr seltsame Art.



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Der diesjährige Comic-Salon Erlangen ist vorbei, und abschließend kann man durchaus eine gesteigerte Präsenz des deutschsprachigen Manga auf dem Festival feststellen, die sich erfreulicherweise in diversen Auszeichnungen für heimische Manga-Künstler niederschlug.

So gab es dieses Jahr zwei Panels zu deutschen Manga, die beide von engagierten Redakteurin und Autorin Anne Lail Delseit geleitet wurden, die auch einen Artikel zu zehn Jahren Germanga in der zum Salon erschienenen neuen Comixene 114 verfasst hat. Das erste unter Organisation von Animexx enstandene Panel beschäftige sich mit dem Schwerpunkt Doujinshi, das zweite Panel unter dem Titel Germanga versammelte einige der besten deutschen Zeichner (Daniela Winkler, Melanie Schober, Alexandra Völker, Nina Nowacki, Marika Herzog und David Füleki), um über die Probleme mit der Anerkennung aus der eigenen Szene, Vorurteilen und das berüchtigten Germanga-Bashing zu diskutieren.

Zudem gab es erstmalig in Erlangen dieses Jahr einen Manga-Markt nach Vorbild des Doujinshi-Marktes der Leipziger Buchmesse, ebenfalls organisiert von Anne Delseit. Der Messeleitung war das komische Manga-Volk dann wohl doch nicht wichtig genug, um es angemessen im Rahmen des Salons zu präsentieren. Denn anders als das Comic-Clash-Zelt, das prominent an der Durchlaufsader zum Haupteingang mitten auf dem Rathausplatz stand, wurde der Manga-Markt an einer entlegenen Ecke zwischen Biergarten, der Rückseite des Clash-Zelts, einem Springbrunnen und einer Hauswand eingepfercht, soweit wie möglich entfernt von den anderen auf dem Platz befindlichen Comichändlern, dem Eingang, der Bühne mit den Cosplay-Wettbewerben oder überhaupt zufällig vorbeilaufenden Menschen. Eine Kennzeichnung oder Beschilderung fehlte völlig. Wir erfuhren vor Ort sogar, dass wir offiziell nicht mal Teil der Messe, sondern des Wochenmarktes waren. Dementsprechend dürftig war auch der Aufbau in Bierzelt-Optik. Alles in allem ein ziemlicher Reinfall. Das wird beim nächsten Mal hoffentlich besser. Sonst müssen wir den Erlangener Manga-Markt leider unter Zeitverschwendung zur Akte legen.    

Kommen wir lieber zu etwas Erfreulicherem, nämichen den Preisträgern: So nahm der ewig umtriebige David Yeo Füleki den ihm bereits kürzlich vom Goethe-Institut unterstellten ICOM-Independent-Comic-Preis für herausragendes Artwork in seinen meist Entoman featurenden Comics für den Kleinverlag Delfinium Prints mit nach Hause. Hierzu kann man natürlich anmerken, dass ebendiese Comics aktuell beim Großverlag Tokyopop neu nachgelegt werden. Man darf aber nicht vergessen, dass Tokyopop im Gegensatz zu EMA, Planet Manga und Carlsen Manga tatsächlich ein unabhängiger Comicverlag ist, nur eben der mit der größten Auflage Deutschlands (ja, noch vor Reprodukt, liebe Graphic-Novelisten!) 

Über die Definition von Independent und Förderbedürftigkeit im Umfeld des ICOM lässt und ließ sich ja schon lange diskutieren. Warum ein seit Jahrzehnten veröffentlichender Autor wie Schwarwel, der den Hauptpreis für den besten Independent-Comic abräumte, diesen noch nötig hat, kann man sich genauso gut fragen. Erfreulich am disjährigen ICOM-Preis ist jedenfalls die Offenheit gegenüber weniger auf hochgeistige Intellektualität abzielenden Comics: Neben David Füleki wurden noch Horrorschocker-Herausgeber Levin Kurio und die unterhaltsame Sci-Fi-Tash-Adaption Perry, unser Mann im All ausgezeichnet. Hier zeigte sich die ICOM-Jury deutlich weniger verkrampft als ihre Kollegen beim Max-und-Moritz-Preis. Aber dazu später mehr.   

Die nicht minder aktive Herausgeberin und Zeichnerin Olivia VenusKaio, die unter anderem für den Schwarzen Turm an Anthologien wie Paper Theatre, Blütenträume oder den Subway to Sally Storybooks arbeitete, erhielt mit dem Ehapa-Comicstipendium einen hochdotierten Verlagsförderpreis. Aktuell veröffentlichte sie den Zombie-Comic Endzeit.

Die dritte wichtige Auszeichnung ging an Daniela Horrorkissen Winkler, die sich den Max-und-Moritz-Publikumspreis für ihre Vampir-Serie Grablicht sicherte. Dies ist umso erstaunlicher, da Grablicht für so ziemlich alles steht, was die M&M-Jury, in der seit gefühlten Jahrzehnten dieselben Leute sitzen, die eigentlich auch immer nur dieselben Verlage (Carlsen, Avant und Reprodukt - auch dieses Jahr wieder) und Künstler (neben Jens Harder sind jetzt auch Flix und Isabel Kreitz zweifache Preisträger) auszeichnen, gerne links liegen lassen. Das meint hier nicht speziell Vorbehalte gegen Manga oder gar deutsche Manga, sondern eher ein allgemeines Jury-Problem mit Unterhaltung um der Unterhaltung Willen. Panini haben es beispielsweise mittlerweile aufgegeben, ihre zahlreichen DC- und Marvel-Titel für den Preis einzureichen, den sie eh nie gewinnen werden. Man sehe dazu auch Stefan Pannors Artikel auf seinem Blog vor einigen Wochen. Inhaltsschwangere Graphic Novels, die eher mit angenommener "Wichtigkeit" als mit Lesevergnügen glänzen, sind zweifelsohne immer die Jury-Favouriten gewesen. Nun hat das M&M-Publikum ein Statement gegen den konservativen, bildungsbürgerlichen Gestus des Preises gesetzt.

Doch anstatt dies als Aufhänger zu nutzen, den deutschsprachigen Manga in Presse und Comicszene endlich mal zur Kenntnis zu nehmen und die Leistungen der jungen, sich rasant entwickelnden Künstler anzuerkennen, spielen die altehrwürdigen Comic-Schildbürger lieber beleidigte Leberwurst. So wollen die Enthüllungsjournalisten von @Rohrhirsch Max-und-Moritz-Juristen lautstark über das Ergebnis des Publikumsvotings ablästern gehört haben - freies Zitat: "Man sieht ja, was dabei rauskommt." Link1 Link2 Link3

Der Tagesspiegel übt sich in ebenfalls in Enthüllungen und merkt zum Publikumssieg von Grablicht lediglich die vermeintlich geringe Publikumsbeteiligung von rund 1300 Stimmen an, was der Berliner Comicladen Grober Unfug auf seinem Twitter-Account wiederum zum Anlass nimmt, die Zahl mit der Auflage ihres Hauslieblings Fil (ca. 50.000) gegenzurechnen und gleichzeitig die mangelnde Verfügbarkeit des Gewinnerbandes anzumerken. Hierbei sollte man allerdings nicht den neuen Verlag Delfinium Prints und schon gar nicht die Autorin in die Verantwortung nehmen, sondern lieber der ursprünglichen Verlag Droemer/Knaur, welcher nach dem Aus seines Comicstars-Labels dessen verbliebene Exemplare eiskalt einstampfen ließ, ohne die Künstler auch nur davon zu benachrichtigen.

Den Vogel abgeschossen hat aber mal wieder die FAZ, dienstälteste Instanz des unterhaltungsfeindlichen deutschen Bildungsbürgertums im Geiste Adornos und Horkheimers und unerschütterlicher Hofherr des GraNo-geschwängerten Comic-Snobismus. Dort jedenfalls kommentierte Autor Thomas Vorwerk den Ausgang des Publikumsvotings mit folgenden Worten:

Angesichts einer sehr netzaktiven Künstlerin, deren Werk auch als Webcomic erscheint, sollte man hier aufgrund des viralen Schneeball-Prinzips, das schon Bud Spencer ein Schwimmbad bescherte, das Abstimmungsverfahren überdenken und sich die Frage stellen, ob das Ergebnis einer Internetabstimmung tatsächlich demokratisch und qualitativ vertretbar ist.

Ich glaube, wenn ich anfange aufzulisten, was an dieser Aussage alles falsch ist, endet dieser Blogeintrag frühestens nach weiteren 5000 Wörtern. Darum lasse ich das jetzt einfach mal so stehen, damit ihr euch das "qualitativ vertretbar" noch ein bisschen auf der Zunge zergehen lassen könnt.

Traurig ist jedenfalls, dass sich ein Panel auf dem Comic-Salon mit den Vorurteilen, Angriffen und Diskreditierungen aus der Szene selbst auseinandersetzt und es dann ein feulletonistisches Leitmedium schafft, selbst diese "Saku-chans88_2" (Zitat aus dem Panel) noch an Einfältigkeit in den Schatten zu stellen. Herzlichen Glückwunsch! das Germanga-Bashing erhält endlich auch Einzug in die deutschen Tageszeitungen!

Es ist noch ein langer, langer, langer Weg ...
 

Germanga LBM 2010 Teil 6: Grablicht Comicstars, Daniela Winkler, DManga, Grablicht

Autor:  roterKater



Daniela Winkler: "Grablicht Band 1"

Comicstars/Knaur; 6,95€

Das zweite neue Buch aus dem Hause Comicstars ist der erste Band von "Grablicht" von Daniela Horrorkissen Winkler. Neben dem eher experimentellen Band "Das Ich" gibt es von dem neuen Verlag also nun auch eine "klassische" Fortsetzungsgeschichte im Druck. "Grablicht" erscheint seit einem Jahr kapitelweise als e-Book und darf Dank der überaus positiven Resonanz nun also auch als Sammelband nachgereicht werden. Altmodische Medien-Dinos wie meine Wenigkeit, die zum Lesen am liebsten noch Bücher in der Hand halten, wird's freuen, und FuXx' Story hat die Zweitveröffentlichung nun wirklich auch verdient!

"Grablicht" ist eine schräge und sehr humorvolle Gothic-Comedy um ein junges Mädchen, das blutüberströhmt nachts auf einem Spielplatz aufwacht und sich an nichts erinnern kann. Kurz darauf eröffnet ihr der Vampir David, dass er sie schwer verletzt hier gefunden und gebissen hat, um sie so vor dem sicheren Tod zu bewahren. Emily, wie David das Mädchen nennt, ist von ihrem Vampir-Dasein alles andere als begeistert und stemmt sich mit gesunder Ignoranz und Wasseraugen gegen ihr neues Wesen. Das treibt nicht nur David zusehends in den Wahnsinn, sondern auch den jungen Vampirjäger Jorel, der schon genug mit seiner reichlich beschränkten Assistentin zu kämpfen hat.

Man sieht hier schon, so ganz alltäglich ist diese Vampir-Story nicht. Es heißt ja, für Comedy-Geschichten gibt es nur eine Regel: der Leser muss Lachen! Und da gibt sich FuXx keine Blöße! "Grablicht" ist ungemein witzig und frisch geschrieben und macht beim Lesen einfach nur Spaß! Aber anstatt sich bloß über übliche Vampir-Klischees lustig zu machen, behandelt FuXx ihr Thema auch mit sehr viel Respekt und liefert uns tatsächlich eine sehr typische Vampir-Story, die nur für reichlich Aufheiterung unterwegs sorgt. Emilys Versuche, sich ums Blut trinken herumzudrücken, und ihre erste und zu Davids Leidwesen sehr unruhige Nacht in einem Sarg sind tatsächlich zum Schreien komisch. Die "eigentliche" Geschichte kommt dabei im ersten Band dabei noch gar nicht so richtig in die Gänge. Der Vampirjunge Jonathan eröffnet David zwar, er habe gegen ein Vampirgesetz verstoßen und damit sein eigenes Todesurteil ausgesprochen. Aber worum handelt es sich dabei? Und wer sollte ihn töten? Was ist ein Vampir-Alias und warum hat Emily keins? Warum hat Emily überhaupt erst ihr Gedächtnis verloren? Und wieso gibt sich Jorel mit einer derartig hirnlosen Assistentin ab? Fragen über Fragen, die Band 1 allesamt noch nicht beantwortet und die uns das Warten auf Band 2 sicherlich nicht ganz leicht werden lassen. Ganz Ungeduldige können natürlich immer gleich die Online-Kapitel bei Neuerscheinung erwerben, aber nun ja, Medien-Dino und so...

Werfen wir noch einen Blick auf die Zeichnungen in "Grablicht". FuXx heißt uns mit einigen wunderschönen Farbillustrationen und -seiten willkommen. Ihr Zeichenstil erinnert an Melanie Rosa_Maus Schober ("Personal Paradise"), ist aber etwas lockerer und einfacher gehalten und hat zudem einen deutlicheren Einschlag Richtung Shôjo. Der leicht cartoonige Stil erlaubt FuXx auch einen fließenderen Einsatz von Chibis, die sehr vie zu ihrem schrägen Humor beitragen, ohne sich dabei jedoch Nina-Werner-typisch allzu extrem aufzudrängeln. Ihr Stil weist zudem Anleihen von Jhonen Vasquez ("Johnny the Homicidal Maniac") und Tim Burton auf, was der kitschig-entrückten Gothic-Atmosphäre auch sehr gut tut. Hier tun auch die vielen Schwarzlächen und liebvollen Hintergründe ihr übriges, die sehr viel zu der angenehm schummrigen Atmosphäre von "Grablicht" beitragen. Zeichentechnisch gibt's auch sonst nicht viel zu meckern. Der Strich ist warm und weich, Einsatz von Rastern und Schraffuren stimmig. Lediglich die Größenverhältnisse der Charaktere sind etwas irritierend. In einigen Panels sieht's so aus, als würden die Charas ein paar Köpfe auseinanderliegen. Hier wäre etwas mehr Einheitlichkeit oder ein paar Totalen, die den Leser über die tatsächlichen Größenverhältnisse der Figuren aufklären, wünschenswert. Aber das fällt nicht wirklich weiter ins Gewicht.

Die Aufmachung des Bandes ist erste Sahne. Mit über 180 Seiten und zahlreichen Farbseiten bekommt man mehr als genug fürs Geld, die großformatige Aufmachung und der tadellose Druck dürften jeden glücklich machen. Für alle Vampir- und Comedy-Fans also ein sicherer Tipp! Comicstars etabliert sich spätestens mit diesem Band als ernstzunehmende und bereichernde Kraft in der deutschen Mangaszene. Ich freu mich auf mehr!

Leseproben zu den einzelnen Kapiteln und das Animexx-Doujinshi "Eternal Saphire", auf dem "Grablicht" basiert, könnt ihr der Doujinshi-Seite von FuXx entnehmen. Eine Leseprobe auf Comicstars findet ihr hier.

Danke noch an Comicstars für mein gepfähltes Rezensionsexemplar!