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Geister der Vergangenheit

von

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Lange Schatten

Nachdenklich lehnte Kakashi sich in seinem Stuhl zurück. Der Mond schien vom dunklen Abendhimmel über Konoha in das Büro des Hokage und das Pfeifen des Windes draußen kündigte an, dass sie sich alle sehr bald auf die kühleren Temperaturen des beginnenden Herbstes einstellen mussten. Es war schon sehr spät und eigentlich hatte der Sechste längst Feierabend machen wollen. Aber – so war er als Hokage bereits gewohnt – immer, wirklich immer, wenn er irgendetwas tun wollte, kam ihm irgendetwas dazwischen.

Meistens war es nichts großartig Dramatisches. Einfach ein plötzliches Plus an zusätzlichem Organisationsaufwand (ein erheblicher Teil des Hokagejobs war tatsächlich ein reiner Papierkrieg und Kakashi musste ehrlich zugeben, nicht nur den Überblick verloren zu haben, sondern ihn wahrscheinlich auch nie gehabt zu haben – Yamato an seiner Seite zu haben, war ein Glücksfall, für den er Tag für Tag dankbar war).

Oft gab es irgendwelche unerfreulichen Zwischenfälle. Eine schief gegangene Mission hier, ein verletztes Team da, manchmal auch ein Hilferuf aus einem Nachbarland. Das waren unschöne Überraschungen, die zum Shinobi-Alltag aber leider dazugehörten.

Und dann gab es so etwas wie beunruhigende Vorfälle. Sie waren selten, aber hatten es am meisten in sich. Sobald etwas Unerklärliches aus dem Nichts geschah, meldete sich sofort Kakashis ungutes Gefühl. Besonders nach dem, was im letzten Jahr passiert war. Hatte er damals zu langsam reagiert? Hätte er die Aktivitäten der ehemaligen Ne früher aufdecken können? Hatte er damals Warnhinweise übersehen, die auf den Putschversuch der Ne hingedeutet hatten?

Hatte er Konoha in Gefahr gebracht?

Kakashi wusste, dass das alleinige Grübeln darüber ihn nicht weiterbrachte. Es war sinnvoller, die Maßnahmen, die sie seitdem im Dorf ergriffen hatten, regelmäßig zu überprüfen und weitere anzuschieben. Immerhin hatte es bereits kleine Teilerfolge gegeben. Von den Ne, die sie damals verhaftet hatten, waren einige wenige bereit, von Danzous extremer Linie abzuweichen und sich zumindest anzuhören, wie Konohas Zukunft in einem friedlichen Sinne gestaltet werden könnte. Von diesen wenigen ließen sich wiederum einige wenige überzeugen, sich darauf einzulassen. Sai war ihnen allen eine große Hilfe dabei, da er bei allen Diskussionen stets ruhig blieb und ganz sachlich seine Argumente vorbrachte, warum eine Abkehr von Danzous Idealen die klügere Wahl für die Ne selbst und besonders für Konoha war. Kakashi war wirklich stolz auf den Jungen, der es so weit gebracht hatte und es noch viel weiter bringen würde. Sai hatte keine Ambitionen, Hokage werden zu wollen, doch es war für den amtierenden Hokage eine unheimliche Erleichterung, dass er da sein würde, wenn Naruto irgendwann das Amt übernahm.

Allerdings -

Sais Bemühungen um die Ne hatten auch etwas zutiefst Beunruhigendes zutage gefördert.

Eine ehemalige Ne hatte Sai anvertraut, dass es noch mehr von ihnen gab, auch nach den Verhaftungen. Ohne Danzou waren sie zwar langsamer und weniger geschickt mit ihren Plänen, aber der harte Kern der Gruppe hatte sich geschworen, den Putsch durchzuziehen; egal wie und selbst wenn sie einen Rückschlag erleiden sollten.

Dass Kakashi nun daran denken musste, nachdem Yugao ihm vor wenigen Minuten eine grauenvolle Botschaft überbracht hatte, war mit Sicherheit kein Zufall. Nein, sein Bauchgefühl verriet ihm, dass etwas Unheilvolles auf sie zukam.

„Dass sie die Genin am Leben gelassen haben, soll uns eventuell etwas sagen“, äußerte er bedächtig.

„Und was?“, hakte Yamato neben ihm nach. „Vielleicht besitzen die unbekannten Angreifer den Anstand, keine Kinder zu töten. So etwas soll es geben.“

„Möglich“, entgegnete Kakashi, „aber vielleicht sollten die Kinder auch nach Konoha zurückkehren, um uns von dem Angriff auf ihr Team zu erzählen.“

„Sie konnten bisher nicht viel sagen“, wandte Yugao ein, die vor Kakashis Schreibtisch stand. „Sie sind durch den Überfall auf sie und die Ermordung ihres Jonin-Lehrers so verstört, dass sie uns kaum etwas berichten konnten. Es waren wohl fünf Angreifer und sie trugen Tiermasken. Sie kamen aus dem Nichts und gingen sofort auf das Team los. Mehr wissen wir bislang nicht.“

Kakashi lehnte sich wieder nach vorne und sah nachdenklich die Tischoberfläche an, auf der wie immer irgendwelche Dokumente lagen. Warum griff jemand ein Genin-Team auf dem Weg zu einer einfachen D-Mission an? Sie hatten nichts Wertvolles bei sich, sie sollten nur in einem Ort wenige Kilometer von Konoha Felder vor Wildschäden beschützen. Nein. Kakashi schüttelte innerlich den Kopf. Die Attacke hatte nichts mit der Mission zu tun. Das sagte ihm sein Bauchgefühl. Aber warum, warum nur töteten diese Unbekannten einfach so einen Jonin und verletzten die Genin? Nur eines der Kinder war in der Lage gewesen, danach ins Dorf zurückzulaufen und Hilfe zu holen. Shizune kümmerte sich jetzt um die drei, doch es würde dauern, bis man sie tatsächlich zu dem Vorfall befragen konnte.

„Yugao“, sagte er schließlich und die angesprochene Anbu stand direkt stramm, „hole Sai hinzu und berichte ihm alles. Sobald die Genin etwas aussagen können, soll er dabei sein. Überprüfe mit ihm und deinem Team außerdem, ob der Angriff etwas mit dem ermordeten Jonin zu tun haben könnte.“

„Verstanden.“ Yugao verbeugte sich und verließ schnellen Schrittes den Raum.

„Sai?“, fragte Yamato und schaute Kakashi dabei an. „Ich habe das Gefühl, du willst ihn nicht nur dabei haben, weil er ein so guter Ermittler ist.“

Der Ältere zuckte minimalistisch mit den Schultern. „Mein Gefühl sagt mir, es wäre besser, ihn sofort mit ins Boot zu holen. Auch wenn ich hoffe, dass mein Gefühl sich irrt.“ Der Hokage atmete tief aus und sah zu dem Mann, der neben ihm stand. „Sag alle Missionen ab, bei denen Genin-Teams das Dorf verlassen müssen. Es dürfen nur Chunin und Jonin raus. Und ich brauche eine Auflistung aller Teams, die noch unterwegs sind.“

Yamato stutzte angesichts solch drastischer Maßnahmen. Er war selbst die Vorsicht in Person, aber es war ungewohnt, dass Kakashi dermaßen übervorsichtig war. „Wird erledigt.“ Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als ihm plötzlich ein Gedanke kam und ihn innehalten ließ. Erneut drehte er sich dem Anderen zu. „Es besteht genauso gut die Möglichkeit, dass es sich hierbei um etwas völlig Anderes handelt. Doch falls es wirklich einen Zusammenhang gibt …“ Der dunkelhaarige Mann sah den Sechsten ernst an. „Dann schüttel in nächster Zeit bitte nicht wie sonst ständig deine Wachen ab.“

Kakashi blinzelte ihn einen Augenblick lang an, ehe er sein typisches Lächeln aufsetzte. „Ständig halte ich aber für übertrieben.“

„Die Anbu klagen immer mir ihr Leid, weil der Hokage ihnen andauernd entwischt“, stöhnte Yamato und zu seinem Leidwesen lachte der Sechste schuldbewusst.

„Mach dir mal keine Sorgen.“

Das aus Kakashis Mund reichte bei weitem nicht als Beruhigung aus und so entwich ein weiterer Seufzer Yamatos Kehle. „Senpai …“

„In Ordnung, in Ordnung.“ Der Silberhaarige seufzte selbst. „Ich gehe nirgends mehr ohne Wachen hin.“ Schwermütig stand er auf. „Und die erste Station wird sein, die Familie des Getöteten zu informieren.“

„Soll ich das übernehmen?“, bot der Jüngere umgehend an, doch er erhielt ein rasches Kopfschütteln zur Antwort.

„Ich bin der Hokage“, antwortete Kakashi, „das ist meine Aufgabe.“

Dieses Mal, schwor er sich, schneller zu handeln. Er war der Hokage und jeder Bürger Konohas, ob Shinobi oder Zivilist, befand sich in seiner Obhut. Jedes verlorene Leben war eins zu viel. Jederzeit würde er sein Leben für das eines jeden einzelnen Bewohner Konohas geben.

Loyalität

„Haaaah.“

Sakura stellte den Becher Tee, aus dem sie gerade einen großen Schluck genommen hatte, auf den hölzernen Tisch und griff sich die nächste Portion Dangos.

„So schlimm?“ Naruto blinzelte seine Kameradin, die ihm an diesem noch warmen, doch wolkenverhangenem Nachmittag im Teehaus gegenüber saß, fragend an, nachdem er die Dangos angeblinzelt hatte, die nun in Sakuras Mund landeten. Eigentlich war das ja seine Portion gewesen.

„Du hast keine Vorstellung davon, wie schlimm.“ Die Kunoichi griff nach den noch übrigen süßen Klößchen auf dem Tisch und wurde dabei dieses Mal von Sai, der neben Naruto saß, intensiv beobachtet.

„Ich glaube nicht, dass Essen deine Probleme löst. Besonders nicht das Essen unseres Essens“, merkte der blasse Künstler an.

„Huh?“ Sakura stutzte. Offensichtlich hatte sie gar nicht bemerkt, dass sie sich bei ihren Kameraden bedient hatte. „Oh!“ Sie lachte verlegen. „Tut mir leid. Ich bestelle euch neue.“

„Also sind deine Eltern jetzt sauer auf dich?“, fragte Naruto, während Sakura dem Kellner zu verstehen gab, dass sie eine weitere Portion brauchten.

Die Kunoichi zog eine Grimasse, ehe sie seufzte. „Das verfliegt wahrscheinlich wieder. Das ist typisch für die. Hauptsache, sie machen erst eine große Szene mit viel Geschrei und Gezeter. Das heißt, meine Mutter schreit, mein Vater jammert. Nur weil ich mit Sarada in eine eigene Wohnung ziehe.“ Ihr entfuhr ein frustriertes Schnauben.

Nachdenklich legte Naruto den Kopf schief. „Schon seltsam. Hiashi hat mich ja geradezu angefleht, dass wir uns etwas Eigenes suchen. Wie unterschiedlich so etwas laufen kann.“

„Eigentlich ist das nicht seltsam, wenn man bedenkt, dass die Hyuugas Angst hatten, von ihrem alten Anwesen wäre irgendwann nichts mehr übrig, wenn jemand wie Naruto dort noch länger-“, begann Sai seine ungeschönte Antwort, die von einem Tritt gegen sein Schienbein unter dem Tisch jäh unterbrochen wurde.

„Häh?“, entgegnete Naruto arglos. „Was meinst du?“

„Sai meint, dass man manchmal Dinge doch lieber nicht ganz so ehrlich sagen sollte, nicht wahr?“ Der Angesprochene musste nicht zweimal überlegen, um zu wissen, dass Sakuras Lächeln kein echtes Lächeln war.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht beugte sich der Älteste der Runde hinunter und rieb sein getroffenes Schienbein. Dafür, dass dies hier eine kurze Pause von der Arbeit sein sollte, war es wenig erholsam. „Anscheinend meine ich genau das.“

„Ihr drückt euch komisch aus, echt jetzt.“

Sai setzte sich wieder aufrecht hin. „Du kannst dich doch recht glücklich schätzen, Naruto. Deine Schwiegereltern unterstützen Hinatas und deine Unabhängigkeit, während Sakuras Eltern dies nicht tun. Wobei es sicher auch eine Rolle spielt, dass Sakura sie wahrscheinlich nicht sehr sensibel über ihren Auszug informiert hat.“

Die Kunoichi wollte noch einmal nachtreten, doch dieses Mal schwang Sai seine Beine blitzschnell zur Seite und rettete sie auf die Sitzbank, sodass Sakuras Fuß ihr Ziel verfehlte und sie fluchte.

„Was treibt ihr da?“ Naruto schüttelte missbilligend den Kopf. „Könnt ihr euch in der Öffentlichkeit nicht benehmen? Echt jetzt.“

Erneut zog Sakura eine Schnute und seufzte. „Von Naruto gerüffelt zu werden .... Jetzt habe ich einen neuen Tiefpunkt erreicht.“

Unglücklicherweise – das musste sie zugeben – hatte Sai wieder einmal Recht. Ihre Eltern hatten ihre Nerven so überstrapaziert, dass sie die beiden mit dem plötzlichen Auszug vor den Kopf gestoßen hatte. Und es auch Geschrei und Gezeter von ihrer Seite gegeben hatte.

„Hör mal, Sakura“, sagte Naruto. „Auch wenn deine Eltern manchmal etwas … schwierig sein können, sie haben dir trotzdem bisher immer ohne zu murren mit Sarada geholfen, oder?“

Der gefühlt einhundertste Seufzer an diesem Tag entwich ihr. „Ja, ich weiß. Ich werde mich ja bei ihnen entschuldigen. Aber ausziehen werden wir dennoch. Noch mehr Gemecker meiner Mutter, was ich alles falsch machen würde, ertrage ich nicht. Und ganz sicher auch keinen einzigen Gemüsewitz meines Vaters mehr. Das habe ich jetzt ein Dreivierteljahr mitmachen müssen.“

„Gemüsewitz?“, hakte Sai nach.

„Er findet Sarada zum Anbeißen. Sie wird bestimmt mal ein knackiges Gemüse. Aber immer grün hinter den Ohren bleiben. Womit soll ich Sarada baden? Seife oder Dressing? Sarada zu kennen, bedeutet nicht nur Vitamin B, sondern auch Vitamin C zu ha-“

„Stopp, stopp! Bitte, hör auf! Wir haben es verstanden!“, rief Naruto entsetzt aus und schüttelte sich. Das mussten die schlimmsten Wortwitze sein, die er je gehört hatte. Und Sakuras Vater hatte ihn schon mehrmals als „ganz ausgefuchsten Jungen“ bezeichnet oder zu der armen Hinata gesagt, dass ihr Ehemann wohl ihr „Extra Topping“ wäre. Währenddessen fühlte sich Sai plötzlich mehr als dankbar, dass Inos Mutter im Vergleich dazu ein wahrer Engel war. Und dass Ino und er, was die Namensauswahl des Nachwuchses betraf, sehr viel klüger gewesen waren. Man lernte eben auch aus den Fehlern der anderen.

„Aaaalsooo“, flötete Sakura mit einem Mal auffällig anbiedernd, „kann ich mit eurer Hilfe für den Umzug morgen rechnen?“

Wenn man die Gesichter der Jungs betrachtete, schienen sie nicht sonderlich überrascht zu sein.

„Wusste ich's doch“, antwortete Naruto. „Deine Einladung kam mir gleich so verdächtig vor.“

„Bitte? Wieso das denn?“

„Weil du und Kakashi-taichou nie eine Einladung von sich aus aussprechen“, erwiderte Sai. „Außer ihr wollt etwas.“

„Das ist doch …!“, empörte sich die Kunoichi, während sie innerlich darüber schimpfte, dass sie aufgeflogen war. Blitzschnell ging sie zu Plan B über und ließ traurig den Kopf hängen. „Ich verstehe schon. Ihr wollt einer armen, alleinerziehenden Mutter nicht helfen …. Wenn ich das nächste Mal mit Hinata und Ino spreche, werde ich sie daran erinnern, was für ein Glück sie haben, dass ihre Ehemänner immer im Dorf sind ….“

Die Jungs schluckten.

„Ääääh, also morgen“, sagte Naruto hastig, „ja, da kann ich dir natürlich helfen. Auch wenn ich eigentlich Jun beim Training helfen müsste.“

„Bring ihn doch einfach mit!“, schlug Sakura plötzlich freudestrahlend vor. „Das wird ein prima Krafttraining!“

„Ich fürchte, ich habe zu viel zu tun“, äußerte Sai entschuldigend, „aber mich würde etwas interessieren: Als wir Naruto geholfen haben, hat er uns hinterher alle zu Ichiraku eingeladen. Ich nehme an, das entfällt hier zugunsten der Erpressung?“

„Ich erwarte dann wenigstens Naruto morgen um Punkt acht Uhr. Wenn du es einrichten kannst, darfst du auch gerne kommen, Sai.“ Sakura ignorierte seine Frage mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, als plötzlich ein jüngerer Ninja an ihrem Tisch auftauchte.

„Sai-taichou, der Hokage verlangt nach Ihnen.“

Für einen kurzen Moment wurde Sais Miene ernst, bevor er sich mit seinem üblichen Lächeln von seinen Kameraden verabschiedete. „Entschuldigt mich bitte. Die Arbeit ruft.“ Dann eilten er und der andere Shinobi davon.

„Hmm“, stellte Sakura fest, „war das Einbildung oder schien Sai plötzlich sehr angespannt zu sein?“

„Dann hätten wir uns das beide eingebildet“, antwortete Naruto besorgt. „Ich hoffe, da ist nicht schon wieder irgendwas im Gange.“

 

„Ein weiterer Überfall?“ Sai sah ernst in die Runde, die sich im Hokagezimmer versammelt hatte und neben ihm aus dem Hokage, Yamato, Yugao und Genma bestand.

„Es war ein glücklicher Zufall, dass Genmas Team vorbei kam, als das andere Team gerade in einen Kampf gegen die Angreifer verwickelt war“, erklärte Kakashi. „Sie griffen auch Genmas Team an, doch brachen ab, als sie merkten, dass sie kein leichtes Spiel hatten. Leider konnten sie alle flüchten.“

„Wir mussten uns um die Verletzten kümmern.“ Entgegen seiner sonst so coolen Art konnte man Genma den Frust und die Wut über das Geschehene deutlich anmerken.

„Und das attackierte Team?“, hakte Sai beklommen nach.

Der Hokage nahm einmal tief Luft. „Die Genin sind verletzt, aber sie werden durchkommen. Allerdings kam für ihren Lehrer jede Hilfe-“

„Ich verstehe“, sagte der Dunkelhaarige schnell, sodass Kakashi den Satz nicht beenden musste. „Gibt es noch weitere Ähnlichkeiten zu dem Überfall von vor zwei Tagen?“

„Das Genin-Team wurde auf dem Rückweg von ihrer Mission in einem Dorf an der Grenze angegriffen und die Angreifer trugen Tiermasken“, erzählte Yugao, was Genma ihr berichtet hatte. „Aber die Gruppe bestand nur aus vier Leuten.“

„Einen von ihnen haben Raidou und ich im Kampf verletzen können“, warf Genma ein. „Aber so wie die gekämpft haben … das waren keine einfachen Banditen. Nicht einmal eine Bande gewöhnlicher Abtrünniger. Die kämpften auf Anbu-Niveau.“

Abrupt erhöhte sich Sais Anspannung. „Anbu-Niveau?“

„Das war noch nicht alles“, sagte Kakashi. „Du erinnerst dich, was eine der Genin des zuerst attackierten Teams gestern ausgesagt hat?“

Sai überlegte kurz. „Dass einer der Angreifer gesagt hätte, Konoha könne seine Genin nicht beschützen?“

Ein bitterernstes Nicken des Sechsten bestätigte seine Antwort.

„Die Typen, denen wir begegnet sind“, erklärte Genma weiter, „sagten das Gleiche. Und als ich fragte, wer zum Teufel sie seien, antworteten sie nur, dass sie 'Chugi' seien.“

„Chugi …?“, wiederholte der Jüngste im Raum zunehmend nachdenklicher und besorgter werdend. „Loyalität? Sie nennen sich Loyalität?“

„Es ist nicht schwer zu erraten, an wen wir da als erstes denken“, warf Yamato ein. „Doch bisher wissen wir nicht mehr als das.“

„Die zwei getöteten Jonin standen auch in keinem Verhältnis zueinander“, erklärte Yugao. „Und der Hintergrundcheck des ersten Opfers hat bisher keinerlei Hinweise ergeben.“

Seit Kakashi ihn zu dem ersten Vorfall hinzugeholt hatte, hatte Sai bereits ein unheilvolles Gefühl gehabt. Er hatte es bisher nicht angesprochen, denn dafür war die Beweislage zu dünn, doch nun staute das schlimme Gefühl sich immer weiter auf und quoll fast über.

„Kakashi-taichou“, begann Sai, unsicher, wie er dies vortragen sollte, „da die Shinobi außerhalb Konohas angegriffen wurden, ist dies eigentlich keine Angelegenheit für die Polizei. Sie haben mich mit diesem Fall beauftragt, weil Sie denken, die Angreifer könnten ehemalige Ne sein, nicht wahr?“

Inmitten all seiner Sorgen, die diese Vorfälle in ihm auslösten, überkam Kakashi kurz erneut ein wenig Stolz auf seinen Schützling. So geschickt wie Sai kombinieren konnte, hatte er gute Chancen irgendwann zum Leiter der Polizeieinheit aufzusteigen. Auch wenn der Hokage schon ahnte, dass dies einem gewissen anderen dunkelhaarigen Schützling aus seinem Team wahrscheinlich gegen den Strich gehen würde.

„Vielleicht wäre es voreilig, jetzt schon diesen Schluss zu ziehen, allerdings … will ich keine Wiederholung der Ereignisse aus dem letzten Jahr, daher werden wir diese Möglichkeit unter uns in Betracht ziehen, aber nach außen nicht öffentlich machen.“

Trotz des Gefühls einer wachsenden Schwere in seinem Innern nickte Sai. Unter gar keinen Umständen wollte er es zulassen, dass sich etwas so Dramatisches wiederholte. Er sah sich in der Verantwortung, das Dorf, seine Familie, seine Kameraden und auch den Hokage zu beschützen. Kakashi hatte so viel für ihn getan und Sai war der festen Überzeugung, dass Kakashi für ganz Konoha mindestens so viel Gutes tun konnte. Auf ihn baute er seine Hoffnungen für die Zukunft. Sicher, Naruto würde irgendwann den Posten übernehmen und sehr wahrscheinlich auch einen guten Job machen, aber – dies war kein Geheimnis – Naruto war noch lange nicht so weit. Und so sehr er dem blonden Überraschungsninja auch vertraute und so viel er ihm auch zutraute … Naruto würde als Hokage mit Sicherheit einen besseren Start hinlegen können, wenn er auf ein solides Fundament aufbauen konnte. Ein Fundament, das Kakashi nun legte.

„Wäre es nicht ratsam, die Bewachung des Hokage zu erhöhen?“, fragte der blasse Shinobi und erhielt von dem Erwähnten ein Stutzen, gefolgt von einem kopfschüttelnden Lächeln als Antwort.

„Das ist sehr fürsorglich von dir, aber dadurch würde es zu schnell zu offensichtlich, dass wir die Ne im Verdacht haben.“

Yugao seufzte tief, als der Sechste dies vortrug. „Ich hab auch schon mein Glück mit diesem Vorschlag versucht. Hoffnungslos.“

„Alter Sturkopf“, warf Genma, eine Augenbraue hochziehend, ein.

„Hey, hey“, wehrte sich Kakashi, „ich kann schließlich auch noch ganz gut selbst auf mich aufpassen. Außerdem haben wir keine unendliche Anzahl an Anbu zur Verfügung. Ich habe einige zusammen mit ein paar Jonin losgeschickt, um die Teams, die noch unterwegs sind, aus dem Schatten heraus zu unterstützen. Zusätzlich werden die Schutzmaßnahmen im und außerhalb des Dorfes verstärkt. Yugao, teile deine restlichen Leute für weitere Patrouillen ein.“

Die Oberste der Anbu nickte und verbeugte sich, nachdem sie den Befehl entgegengenommen hatte, aber dass die Sorge um den Hokage sie immer noch umtrieb, war ihr anzumerken, als sie Genma einen bittenden Blick zuwarf.

„Schon klar.“ Das Senbon, das er im Mund trug, machte klackende Geräusche, als er leicht grinste.

„Zur Sicherheit werden wir zudem Nachrichten an die anderen Kage schicken“, erklärte Yamato. „Wir werden sie fragen, ob irgendjemand von dieser Gruppe schon einmal etwas gehört hat und ob es auch in den anderen Reichen solche Überfälle gegeben hat. Damit können wir sehen, ob sich unser Verdacht erhärtet oder nicht und es sollte den Aufrührern, die im Dorf sind, vorspielen, dass wir noch nichtsahnender sind als wir es tatsächlich sind.“

„Das klingt nach einem guten Plan.“ Der Inhalt von Sais Äußerung passte nicht zu dem Gesicht, das er machte. Er war nach wie vor beunruhigt und er konnte nicht den Finger darauf legen, was es war, das ihn an der ganzen Sache noch störte. Übersahen sie nicht etwas?

„Dich stört noch etwas, nicht wahr?“, bot Kakashi an und er blickte auf.

„Die Aufrührer, die im Dorf sind“, wiederholte der Hokage Yamatos Formulierung mit einem Seufzer. „Wir haben bislang rein gar nichts zu ihnen herausfinden können. Wie konnten die zwei Genin-Teams auf ihren Missionen von den Angreifern abgefangen werden?“ Er atmete gedankenschwer aus. „Da gibt es nur eine Möglichkeit. Einer der Ne musste die Missionszuteilungen kennen.“

Bei diesen Worten zuckte Sai zusammen. Das war es! Das war es, was ihn so aufgewühlt hatte! Einer der Verschwörer war unter den Ninja, die für die Missionszuteilungen zuständig waren. Das hieß dann allerdings auch ….

„Wir wissen schon wieder nicht, wem wir trauen können“, murrte Genma genervt.

„So ist es“, bestätigte Kakashi ihm achselzuckend. „Das ist ein weiterer Grund, warum nichts von unserer kleinen Besprechung nach außen gelangen darf. Wenn plötzlich jeder jeden verdächtigt, werden die Strukturen zusammenbrechen und ich vermute, genau darauf könnten die Ne lauern.“ Er legte eine kurze Pause ein, nach der er wieder ein Lächeln aufsetzte. „Zum Glück hatte Yamato das letzte Mal schon einen ganz guten Riecher dafür, welche Leute uns auf jeden Fall zur Verfügung stehen. Das ist immerhin ein kleiner Lichtblick. Und den werden wir brauchen, wenn wir Konoha beschützen wollen.“

Alle Anwesenden nickten und Sai schluckte gleichzeitig schwer.

Die Ne.

Was hatten sie vor? Hatten sie wahrhaftig einen Plan B für ihren Putsch? Hätte er mehr tun können, um zu verhindern, dass es überhaupt so weit kommen konnte? Hatte er zu zaghaft gehandelt, weil er sich ihnen noch verbunden fühlte?

Erschrocken stolperte Sai über den letzten Gedanken.

 

„Da seid ihr ja endlich!“ Sakura kam ihrem blonden Kameraden und dessen Schützling entgegen, als sie an der Treppe ankamen, die zu der Wohnung von Sakuras Eltern führte. „Es ist schon viertel nach acht.“

„Du wirst mir doch jetzt wegen fünfzehn Minuten keinen Vorwurf machen, oder?“

„Solltest du Jun nicht ein Vorbild in Sachen Pünktlichkeit sein?“

Naruto schüttelte den Kopf und hob oberlehrerhaft einen Zeigefinger. „Es ist wichtig für einen jungen Genin, sich in Geduld zu üben. Daher ist es eine wertvolle Lektion für ihn, wenn er auf mich warten muss.“

Ein Auge von Sakura fing bei diesem Vortrag an zu zucken. „Hörst du eigentlich, was du da sagst?“

„Ich weiß voll und ganz, was ich tue.“ Von sich selbst sehr überzeugt, nickte Naruto, während Sakura sich seufzend mit einer Hand an die Stirn fasste. Offensichtlich bekam dieser Idiot selbst nicht mit, was er da alles verdrehte.

„Guten Morgen!“ Jun verbeugte sich so tief und enthusiastisch vor der Kunoichi, dass seine inzwischen mittellangen braunen Haare schwungvoll in sein Gesicht fielen und seine großen, grünen Augen verdeckten, die Sakura seit ihrer ersten Begegnung schon am meisten an ihm mochte. „Es ist mir eine Ehre, jemand so Legendärem wie Ihnen helfen zu dürfen.“

Leicht rosa anlaufend, musste die Kunoichi lachen. Immerhin hatte Naruto den Jungen noch nicht ganz vermurkst. Was für gute Manieren er hatte! Vielleicht konnte ja der Schüler auf den Lehrer abfärben?

„Ach was“, hörte sie da Naruto sagen, „das ist doch nur Sakura. Wegen der musst du nicht so einen Aufriss mach-aaauuuu!“

Jun blinzelte seinen von ihm über alle Maßen verehrten Lehrmeister aufmerksam an … als dieser mit einem Schlag von Sakura auf die Matte geschickt wurde.

„Willst du 'nur Sakura' noch etwas mitteilen?“, fragte die junge Frau und ließ bedrohlich ihre Fingerknochen knacken.

„Neinneinnein!“ Flugs sprang Naruto wieder vom Boden auf und rieb sich die Beule am Kopf.

„Sind Sie in Ordnung, Sensei?“ Jun blinzelte ihn erneut unschuldig an.

Verlegen fing der Jonin an zu lachen. „Huh? Äh, natürlich! Ich wollte dir damit nur demonstrieren … äh, wie, wie …“

„Wie wichtig ein gutes Krafttraining ist?“, bot Sakura spöttisch an.

„Genau! Und niemand haut mit kräftigeren Schlägen als Sakura, ahahaha!“

Beeindruckt nickte der Junge, ehe seine Mimik sich aufhellte. „Dann wollten Sie mir mit dieser Demonstration zeigen, dass ich so viel trainieren soll, dass ich Sie mit einem Schlag umhauen kann?“

„Jajaja! Genau so ist es, echt jetzt!“

Meine Güte, dachte die Kunoichi, da haben sich ja zwei gefunden. Hoffentlich glaubte Jun nicht alles, was Naruto ihm an Weisheiten verkaufte. Von dem, was sie bisher mitbekommen hatte, saugte der Junge alles, was sein Chaot von Lehrer ihm erzählte, wie ein Schwamm auf. Sie wusste auch nicht, für wie beunruhigend sie es halten sollte, dass Jun neuerdings eine Kombi aus orangefarbener Hose und Jacke trug. Immerhin war der Schnitt bei beiden Teilen anders als bei Narutos altem Outfit und statt des Blau, das ihr Kamerad früher getragen hatte, waren die Akzente in der Kombi des Genin in dem gleichen kräftigen Türkis wie sein hervorlugendes T-Shirt gehalten. Dass das besagte Shirt einen orangenen Kringel auf der Frontseite hatte, wollte Sakura lieber ignorieren.

Derweil suchte Naruto fragenden Blickes die Umgebung ab. „Kommt Sai tatsächlich nicht?“

„Ihr müsst leider auf ihn verzichten“, sagte da aus dem Nichts eine Frauenstimme. Als Naruto sich umdrehte, sah er Ino, samt des kleinen, schlafenden Inojin auf dem Arm, dort stehen. „Er lässt sich entschuldigen. Er muss arbeiten.“

Argwöhnisch stutzte Naruto. „Wenn Sai viel zu tun hat, heißt das gewöhnlich nichts Gutes.“

„Er hat halt eine Position mit viel Verantwortung“, entgegnete Ino und ihr Tonfall grenzte an Prahlerei. „Da hat man eben viel zu tun. Mein Sai ist sehr wichtig für das Dorf und so wie er sich abrackert, hat er vielleicht sogar das Zeug zum Hokage. Der Sechste jedenfalls ist ganz begeistert von ihm.“

„Waaas??“ Narutos Unterkiefer klappte geschockt nach unten. „Sai will doch nicht …! Sai würde doch nicht …!“

„Ist alles in Ordnung, Sensei?“ Jun blinzelte seinen verehrten und blass gewordenen Meister wieder fragend an.

„Na-ru-to.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Ino will dich ärgern.“

„Häh?“

Als die Blondine neckend kicherte (und ihr inzwischen aufgewachter Sohnemann unheimlicherweise auf die gleiche Art kicherte), dämmerte es Naruto, dass er auf den Arm genommen worden war.

„Pffff“, machte er und versuchte ganz leger, den Schweiß, der sich auf seiner Stirn gebildet hatte, mit einer Hand wegzufächern. „Das war mir doch klar. Aber ernsthaft, Ino, beim letzten Mal, dass ich Sai so ernst und gestresst erlebt habe, hatte das einen üblen Hintergrund gehabt. Weißt du, ob es dieses Mal-“

„Nein“, fiel sie ihm ins Wort, „mach dir keinen Kopf. Wie lange wollt ihr eigentlich noch hier stehen und nicht arbeiten? So wird das mit dem Umzug aber nichts.“

„Oweia“, rief Sakura nach einem Blick auf ihre Uhr aus, „jetzt aber schnell!“ Sie lief zur Wohnung ihrer Eltern hoch und Jun ihr sogleich hinterher, was Naruto die Möglichkeit gab, sich noch einmal an Ino zu wenden. Es war doch keine Einbildung gewesen, dass sie eben, als sie ihn unterbrochen hatte, flüchtig zu Jun geschaut hatte?

„Ino ...“, begann Naruto ernst und die Angesprochene seufzte.

„Konzentriere dich heute darauf, Sakura zu helfen. Der Hokage und Sai werden dir schon früh genug Bescheid geben, wenn sie dich brauchen. Mehr sage ich dazu jetzt nicht. Kannst du bitte vernünftig sein? Um Juns Willen?“

Der Jonin zögerte einen Moment lang mit seiner Antwort. „In Ordnung“, sagte er letztendlich, „Kakashi weiß schließlich, was das Beste für uns alle ist.“

Erleichtert über sein Einsehen, trottete Ino ihm hinterher.

 

„Ich habe jetzt noch nicht so ganz verstanden, warum du den ganzen Tag hier bist.“ Keuchend stellte Naruto einen schweren Karton neben dem Sofa ab, das er und Jun zuerst in Sakuras neue Wohnung transportiert hatten und auf dem nun Ino, flankiert von Inojin und Sarada, saß.

„Pah! Was für eine Frechheit!“, polterte die junge Frau. „Ich beaufsichtige nicht nur eure Arbeit, ich passe zudem noch auf Sarada auf!“

„Meine Eltern hatten heute keine Zeit“, erklärte Sakura, nachdem sie Jun gezeigt hatte, wo er die Kiste, die er trug, abstellen und auspacken sollte und sich selbst den Schweiß von der Stirn gewischt hatte. Sie hatte den ganzen Tag über mit angepackt und ganz nebenbei den Genin nachhaltig beeindruckt, als sie allein einen massiven Esstisch die Treppen hinauf in ihre neue Bleibe geschleppt hatte.

„Und diese zwei Tätigkeiten lasten dich so aus, dass du keinen Karton auspacken kannst?“ Naruto bereute seinen Kommentar, als eine Vene auf Inos Stirn hervortrat.

„Nerv mich bloß nicht! Ich habe heute echt nicht viel Geduld übrig!“

„Ist denn etwas, Ino?“, fragte Sakura behutsam nach.

Der Blick der blonden Kunoichi wurde sorgenvoll und ging zu ihrem Sohn. „Inojin macht andauernd diese Niesgeräusche. Aber er hat kein Fieber oder sonst etwas.“

„Hmm?“ Sakura besah sich den kleinen Jungen. Außerordentlich blass war er immer und er wirkte auch nicht müde, sondern gluckste quietschvergnügt, als sie ihn anlächelte. Nur hin und wieder runzelte er sein kleines Näschen, machte einen Laut, der kaum als Niesen durchging und schien sich darüber zu freuen. „Ich glaube nicht, dass das etwas Besorgniserregendes ist“, beruhigte sie die Freundin. „Sollte es schlimmer werden oder irgendetwas hinzukommen, kannst du mit ihm bei einer Kollegin im Krankenhaus vorbeischauen. Ich habe mir diese Woche frei genommen, aber ich kann sie wirklich empfehlen. Sie arbeitet schon sehr lange dort und ist viel geschulter und erfahrener mit Kinderkrankheiten als ich es bin. Und sehr nett ist sie auch. Ich war mit Sarada auch schon bei ihr, als ich nicht weiter wusste.“

„Wenn Sakura sie für eine gute Ärztin hält, muss sie wirklich was drauf haben“, bemerkte Naruto, der alles mit angehört hatte. „Boruto hat bisher alle anderen Ärzte, die ihn untersuchen sollten, vergrault. Nur weil er anfängt, lautstark zu brüllen, wenn sich ihm ein Arzt nähert.“

„Vergiss nicht, dass er auch nach ihnen schnappt“, ergänzte Sakura und rieb sich bei der Erinnerung an ihren Versuch, den jungen Uzumaki-Spross zu untersuchen, den damals gebissenen Finger. „Das müssen deine Gene sein, Naruto. Du schaffst es ja auch nicht, die Anordnungen eines Arztes zu befolgen.“

Durch das Geplänkel der beiden Mitglieder von Team Sieben und Sakuras Rat beruhigt, nickte Ino zustimmend.

„Danke, dann werde ich die Lage erst einmal weiter beobachten. Ich will ja auch nicht überreagieren.“

„Wie kommst du darauf, dass du überreagierst?“, fragte Sakura und stutzte, als Ino aus ihrer Rocktasche ein kleines Büchlein zog.

„77 Hinweise, dass Sie genau zu den Eltern werden, über die Sie zuvor die Augen gerollt haben und zu denen Sie eigentlich nicht werden wollten“, prangte der sperrige Titel vom Buchdeckel.

„Sai hat dir bitte nicht so ein Buch gegeben?!“ Sakura starrte die Lektüre in Inos Händen entsetzt an.

Die Angesprochene räusperte sich verdächtig. „Nein … er hat das nicht gekauft.“

Das Entsetzen in Sakuras Mimik wurde stärker, als sie begriff, was die andere Frau andeutete. „Oh nein, Ino, sag mir bitte nicht, du hast dir das gekau-“

„Hahaha!“, prustete Naruto äußerst belustigt dazwischen. „Das meinen die Leute also, wenn sie sagen, Paare, die viel Zeit miteinander verbringen, färben irgendwann aufeinander a–aua!!“

Ino hatte das Büchlein nach ihm geworfen und sowohl Inojin als auch Sarada fanden diese Aktion so amüsant, dass sie diese mit einem vergnügten Glucksen kommentierten. „Wo wir gerade bei Paaren sind, die ganz bestimmt nicht aufeinander abfärben“, wechselte Ino nach einem drohenden Blick in Narutos Richtung das Thema und wandte sich wieder an Sakura, „hast du etwas Neues von deinem Göttergatten gehört?“

Das tiefe Seufzen, das die rosahaarige Kunoichi daraufhin von sich gab, war allen Anwesenden eine mehr als deutliche Antwort. „Er meldet sich leider nicht so oft, wie ich gehofft hatte. Nach meinem letzten Stand treibt er sich wohl immer noch irgendwo an der Westküste herum und versucht, mehr über diesen Schrein herauszufinden, den wir in Konjo hatten aufsuchen wollen.“

„Der Schrein, der zerstört und ausgeraubt wurde?“, hakte Naruto nach. Die Briefe, die er von Sasuke erhielt, waren ebenso rar und diese Geschichte mit Konjo hatte er nur von Kakashi erfahren.

Sakura nickte bekümmert. „Er ist im Moment so besessen davon … er denkt wahrscheinlich gar nicht daran, was er hier verpasst.“ Ihr betrübter Blick wanderte zu Sarada, die die Mutter mit ihren schönen schwarzen Augen anblinzelte. Ino und Naruto tauschten einen besorgten Blick aus, den Sakura aus dem Augenwinkel bemerkte. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Aber irgendwann wird er wiederkommen und bei Sarada und mir bleiben und wir werden als Familie zusammenleben und dann wird diese trübe Phase hier vergessen sein.“

Während man Ino ansehen konnte, dass sie Sasuke am liebsten ein paar Schläge verpassen wollte und Naruto spürbar damit haderte, Sakura ausnahmslos zuzustimmen, ergriff ausgerechnet der zurückhaltende Jun, der still im Hintergrund die Kisten ausgeräumt hatte, das Wort. Mit einem Bilderrahmen in der Hand ging er zu Sakura.

„Entschuldigung“, sagte er und hielt ihr das Foto hin, „das war in einem der Kartons für das Schlafzimmer, aber gehört es nicht eher zu den Bildern von Sarada und Ihren Eltern ins Wohnzimmer?“

Verwundert nahm Sakura das Bild entgegen und musste wahrhaftig lächeln, als sie sich besah, was der Junge ihr gegeben hatte. „Ja, du hast Recht, Jun. Wie dumm von mir. Das hier gehört natürlich zu den Familienfotos. Es zeigt ja schließlich die Familie, die immer bei mir ist.“ Sie stellte das Foto, auf das Sai damals bestanden hatte und welches das gesamte Team Sieben zeigte, zu den anderen Bildern. „Naruto“, fügte sie immer noch lächelnd hinzu, „habe ich dich eigentlich schon zu deinem großartigen Schüler beglückwünscht?“

Naruto lachte lediglich und wuschelte kräftig durch die Haare des schüchtern lächelnden Genins.

Ich verspreche es

Vom Nachthimmel über Konoha glitzerten unzählige Sterne, als Yamato zu diesem hinaufschaute und dabei durch die zu dieser späten Stunde leeren Straßen des Dorfes ging. Er erlaubte es sich, tief durchzuatmen. Zum Glück war heute ein äußerst ereignisloser Tag gewesen. Zwei Genin-Teams hatten es nach Hause zurück geschafft. Eigentlich – so unterbrach er seine eigenen Gedanken – sollte dies nichts Besonderes sein, aber unter den Umständen, in denen sie sich gerade befanden, war jedes Team, das heil ins Dorf zurückkehrte, ein Stein, der von ihren Herzen fiel. Es blieb jedoch die quälende Frage: Hatten diese zwei Teams unbeschadet heimkehren können, weil sie von vorneherein nicht Opfer eines Angriffs hatten werden sollen oder weil sie Verstärkung durch Anbu und Jonin erhalten hatten und deswegen nicht attackiert worden waren? Der Spion der Ne, der im Missionsraum arbeitete, hatte mit Sicherheit seine Kameraden über die Entwicklungen im Dorf informiert. Dass sie keine Genin mehr herausließen und Shinobi als zusätzliche Wachposten von anderen Missionen abzogen, würde die Ne merken lassen, dass sie ihnen auf den Fersen waren und vielleicht änderten sie ihre Strategie nun erneut.

Unglücklicherweise konnten sie nicht verhindern, dass von neuem Misstrauen gesät wurde. Die Überfälle auf die Genin waren schon öffentlicher geworden als es ihnen recht war und auch die Nachricht über die zwei getöteten Jonin machte bereits die Runde. Wenn sie nicht schnell dahinter kamen, wie sie die Ne aufhalten konnten, würde das Vertrauen der Bevölkerung wieder schwinden.

Vertrauen. Misstrauen.

Yamatos Durchatmen wurde zu einem angestrengten Stöhnen. Er hatte zusammen mit Sai den Tag damit verbracht, Hintergrundchecks aller Ninja, die für die Missionseinteilung zuständig waren, anzustellen – und das bisher ohne Erfolg. Kein Widerspruch hatte sich bislang aufgetan, keine Lücke im Lebenslauf, nichts, was auf eine Verbindung von irgendjemandem zu den Ne hinwies. Sie waren clever. Das wussten er und Sai aus eigener Erfahrung. Kakashi hatte schließlich zuerst Sai und dann auch ihn nach Hause geschickt. Ohne Unterbrechung die eigenen Leute zu verdächtigen, würde selbst den erfahrensten Shinobi paranoid machen, hatte er ihnen nachdrücklich erklärt und Yamato selbst machte sich ein wenig Sorgen um Sai, der ungewohnt verbissen an die Sache heranging.

„Yamato-taichou?“

Yamato schreckte schlagartig aus seinen Gedanken und zuckte zusammen, als ausgerechnet der, über den er gerade nachgedacht hatte, ihn aus dem Nichts ansprach.

„Sai?“ Der brünette Shinobi versuchte, sein nun schnell schlagendes Herz zu beruhigen, als er zu dem Dach des niedrigen Gebäudes hinaufblickte, von dem die Stimme gekommen war. Sai saß dort im Schneidersitz und hielt einen in eine dicke Decke eingemummelten Inojin im Arm. Nachts war es bereits sehr kühl. „Was machst du hier?“

„Wenn Inojin nicht einschlafen kann, bringe ich ihn nach draußen. Sobald er die Sterne sieht, beruhigt er sich und wird endlich müde“, antwortete der Jüngere und als hätte er sein Stichwort verstanden, drehte Inojin sein Köpfchen zu Yamato und zeigte ihm ein schläfriges Gähnen.

Während Yamato schmunzeln musste, runzelte Sai plötzlich seine Nase und musste niesen, was das kleine Kind in seinem Arm amüsiert glucksen und ebenso seine Nase runzeln ließ, als würde es den Vater nachmachen.

„Ich glaube, du hättest nicht nur für Inojin eine Decke mitbringen sollten.“

„Vermutlich.“ Der Schwarzhaarige besah sich gedankenversunken seinen Sohn, der langsam einschlummerte. Dann blickte er wieder auf. „Wo ist Kakashi-taichou?“

„Noch bei der Arbeit. Er macht da weiter, wo wir aufgehört haben.“

„Verstehe. Aber ...“ Sais Blick wurde sorgenvoll. „Auch wenn nun immer zwei Anbu vor seinem Büro platziert sind, ist es nicht zu gefährlich, ihn allein zu lassen?“

Yamato lächelte gequält. Der Hokage hatte ihn zu dieser Pause gezwungen und es ehrte Kakashi, dass er sich Sorgen um ihn machte. Aber war dem Älteren mal wieder nicht klar, dass er derjenige war, um den man sich Sorgen machen sollte? „Ich wollte auch erst nicht gehen, weil ich das Gefühl habe, ihm keine fünf Sekunden den Rücken zudrehen zu dürfen, aber er ist nicht allein. Genma und Raidou lassen ihn nicht aus den Augen.“

„Das ist gut.“

Die Aura von Schwermut, die um Sai waberte, war beinahe mit den Händen greifbar. Yamato sprang so leise und behutsam wie möglich auf das Dach und ließ sich neben seinem Schützling nieder.

„Und bei dir Sai? Ist bei dir auch alles gut?“

„Huh?“ Der junge Mann zuckte wie ertappt zusammen. „Schon ...“

„Aber?“

Sais Schultern sanken ein wenig herab und eine längere Pause entstand. Er schien abzuwägen, ob oder wie er etwas sagen sollte, das ihm spürbar schwer fiel. „Warum haben Sie die Ne verlassen?“, kam es plötzlich von ihm und erwischte Yamato damit kalt. Mit dieser Frage hatte er definitiv nicht gerechnet. Er stutzte und sah den Jüngeren für einen Moment lang mit offenem Mund an.

„Warum ich …? Wie kommst du jetzt darauf?“

„Ah“, Sais Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen, „wie ich es mir gedacht habe. Das Thema ist Ihnen unangenehm, oder?“

„Was? Ja, nein, ja, ich meine ...“, stammelte Yamato etwas hilflos, bevor er begann, seine Gedanken zu ordnen. Sein Gefühl hatte ihn anscheinend ebenso nicht getäuscht. Sai hatte ihn die ganze Zeit aus Rücksicht auf ihn nicht auf seine Ne-Vergangenheit angesprochen und nun fühlte er sich deswegen mit einem Mal schlecht. Wenn er ehrlich war, war er froh darüber gewesen, dass Sai ihn nicht weiter darauf angesprochen hatte, auch wenn es ihm selbst aufgefallen war, dass der junge Shinobi sehr wahrscheinlich mit ihm darüber sprechen wollte.

„Entschuldigen Sie, dass ich davon angefangen habe“, fügte Sai für seine Verhältnisse hörbar bedrückt hinzu.

Yamato seufzte innerlich. Das … konnte er so nicht stehen lassen. Er war niemand, der gerne über seinen Schatten sprang, sondern lieber so agierte, dass es unnötig war, auch nur an seinen Schatten zu denken. Der Einzige, der seine Grenzen immer und immer wieder ausreizte, war – ein flüchtiges, gequältes Grinsen huschte über sein Gesicht, als ihm dieser Wortwitz in den Sinn kam – der Hokage. Derjenige, der jetzt den Titel „Feuerschatten“ trug, war es, der ihn schon immer dazu gezwungen hatte, über seinen Schatten zu springen.

„Nein, ist schon okay, Sai“, antwortete Yamato ihm, „aber zuerst würde ich gerne wissen, was du auf dem Herzen hast.“

„Es ist schwer zu erklären“, begann dieser und senkte seinen Blick zu seinem schlafenden Sohn herab, „ich frage mich … ob ich wirklich genug getan habe. Vielleicht hätte ich die Ne, die wir nach dem Putschversuch inhaftiert haben, härter angehen sollen, um ihren Plänen schneller auf die Schliche zu kommen. Vielleicht war ich von Anfang an zu milde im Umgang mit ihnen und es wäre erst gar nicht zu dem Putschversuch gekommen, wenn ich ihnen nicht hätte helfen wo-“

„Moment, halte mal genau da die Luft an“, unterbrach Yamato ihn. „Sai, du hast dir absolut nichts zu Schulden kommen lassen, das ist ein Fakt, an dem du nicht zweifeln darfst.“

Der Jüngere hielt verdattert inne und sah zu seinem Vorgesetzten.

„Alles, was du getan hast, erfüllt den Hokage, Naruto, Sakura, Ino und auch mich mit sehr viel Stolz“, fuhr Yamato fort. „Du bist sehr menschlich an deine Aufgabe herangegangen und das ist in der Welt der Shinobi alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Besonders wenn man bei den Ne aufgewachsen ist.“

Sacht schüttelte Sai den Kopf. „Möglicherweise lag genau da der Fehler.“

„Wie meinst du das?“

„Sasuke sagte, es wäre ein Fehler, einem ehemaligen Ne-Mitglied diesen Fall zu überlassen. Ich denke, ich verstehe nun, was er damit gemeint hat.“

Sasuke? Yamato konnte nichts anderes tun, als Sai irritiert anzustarren.

„Ich bin bei den Ne aufgewachsen, wie Sie gesagt haben“, erläuterte der Schwarzhaarige weiter, „die Ne waren für mich für lange Zeit der einzige Ort auf der Welt, an den ich gehört habe. Auch wenn ich inzwischen weiß, wie falsch Danzou mit so vielen Dingen lag, kann ich nicht leugnen, dass ich mich ihnen immer noch verbunden fühle. Ich bin ein Shinobi Konohas und habe gleichzeitig das Gefühl, ich würde meine alte Familie für meine neue verraten.“ Sai schluckte schwer, als er fertig geredet hatte und riss sich sichtlich zusammen, um seine Traurigkeit nicht noch mehr durchscheinen zu lassen.

Sprachlos blickte Yamato ihn an. So zerrissen fühlte er sich? Er bereute es nun zutiefst, nicht bereits früher etwas gesagt zu haben. Aber Reue war etwas, das einem nicht viel weiter half.

„Verraten, hm?“, äußerte er, seine Augen zu den Sternen über ihnen gerichtet. „Genau so und aus diesem Grund habe ich die Ne verlassen.“ Er klang fast ein wenig amüsiert, was Sai erstaunt zu ihm blicken ließ.

„Ich habe ganz unvermittelt entgegen Danzous Befehl gehandelt“, erzählte er weiter, „weil mir jemand gezeigt hat, dass Danzou der wahre Verräter war. Da verstand ich, dass Danzou für seine Zwecke alles und jeden verraten würde. Und dass ich alles, was mir wichtig war, verraten müsste, um weiterhin Danzous Weg zu folgen. Mir war klar geworden, dass es der falsche Weg war, weil jemand mir einen anderen, besseren Weg gezeigt hatte.“ Er erwiderte Sais Blick und bei der Erinnerung formte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Was soll ich drumherum reden, dieser jemand war Kakashi.“ Yamato zuckte belustigt mit den Achseln. „Wer sonst? Naruto war damals schließlich noch zu klein. Dafür hat er bei dir später das Gleiche ausgelöst, nicht wahr?“

Baff blinzelte Sai ihn an. „Dann … dann war das bei Ihnen ja ganz ähnlich wie bei mir.“

Yamato nickte aufmunternd. „Ich verstehe deine Zerrissenheit. Ich habe Danzou und der Ne auch viel zu verdanken, aber wenn ich mein Herz befrage, wem ich mich verbunden fühle, dann gibt es mir nur eine Antwort: Denjenigen, die mich bedingungslos annehmen, so wie ich bin, die mir blind ihr Leben anvertrauen und mir ungefragt ihre Liebe schenken. Allen anderen bin ich nichts mehr schuldig. Dass du die anderen Ne-Mitglieder retten willst, zeigt, dass du ein besonders gutes Herz hast, Sai. Wenn es noch weitere wie uns gibt, weitere, die in der Ne nicht verlernt haben, auf ihr Herz zu hören, dann wirst du sie bestimmt erreichen. Aber allen anderen bist du nichts schuldig und das heißt, du musst dich ihretwegen nicht schuldig fühlen.“

Wortlos verharrte Sai in seiner Position und blickte den Älteren perplex an – so lange, dass Yamato unsicher wurde, ob seine kleine Ansprache ihn nicht überfordert hatte.

„Denjenigen, die mich bedingungslos annehmen“, sagte Sai plötzlich in die Stille hinein, sodass Yamato beinahe erschrak. „Die mir blind ihr Leben anvertrauen.“ Er klang äußerst nachdenklich, als er diese Sätze wiederholte. Dann klärte sich mit einem Mal sein Blick, so als wäre ihm aus dem Nichts etwas bewusst geworden. Erneut blickte er zu Inojin und ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.

„Konnte ich dir helfen?“, fragte Yamato verunsichert nach.

Ein schwaches, doch aufrichtiges Lächeln zierte das Gesicht des Künstlers, als er wieder zu seinem Vorgesetzten sah. „Ja. Ja, das konnten Sie. Die gesamte Angelegenheit hat mich so verwirrt und in Zweifel gestürzt, dass ich nicht klar sehen konnte, wer meine wahre Familie ist.“

Erleichtert, dass er helfen konnte, atmete Yamato aus und stand wieder auf. „Sai, wenn dich irgendetwas bekümmert, dann kannst du damit jederzeit zu mir oder Kakashi kommen. Egal, was es ist.“

Der Jüngere nickte andächtig. „Vielen Dank, Yamato-taichou.“

„Nicht doch.“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Das war wohl überfällig. Entschuldige, dass es so lange gedauert hat.“ Er verabschiedete sich und ließ Sai und Inojin allein auf dem Dach zurück.

„Ich werde nicht nur dich“, flüsterte der Dunkelhaarige leise seinem Sohn zu, als er wieder mit ihm alleine war, „und deine Mutter, sondern alle beschützen, die zu unserer Familie gehören. Egal, was das heißen wird. Ich hoffe, du wirst das verstehen.“

 

Yamato hatte einen kurzen, traumlosen Schlaf hinter sich, als ein Geräusch ihn seine Augen öffnen ließ.

„Schlaf weiter“, kam der knappe und doch sanft vorgetragene Befehl Kakashis, der gerade ins Zimmer gekommen war.

„Wie spät ist es?“ Yamato blinzelte ein paar Mal schlaftrunken, ehe er die Uhr erkennen konnte. „Du kommst jetzt erst nach Hause? Es ist mitten in der Nacht.“

„Werd bloß nie Hokage“, entgegnete Kakashi ächzend, während er sich ins Bett setzte und seinen Kopf erschöpft gegen die Wand zurücklehnte, „die Arbeitszeiten sind furchtbar.“

„Ob du es glaubst oder nicht, das hatte ich auch nie vor“, erwiderte Yamato und setzte sich ebenso auf. „Habt ihr irgendetwas Verwertbares gefunden?“

„Nein, nichts.“ Kakashi atmete angestrengt aus. „Ich halte es für mehr und mehr wahrscheinlich, dass wir nach Leuten suchen, die womöglich schon zu Danzous Lebzeiten bei uns eingeschleust worden sind.“

„Ja, das fürchte ich auch.“ Yamato machte eine angespannte Pause. „Tut mir leid, dass ich darüber nicht mehr weiß.“

Kakashi hob missbilligend eine Augenbraue und neigte seinen Kopf in die Richtung des Jüngeren. „Ich will überhört haben, dass du dich gerade entschuldigt hast, ich wüsste nämlich nicht wofür.“

„Obwohl Sai und ich hier sind, haben wir dadurch nicht wirklich einen Vorteil“, ergänzte Yamato und behielt seinen entschuldigenden Tonfall bei – sehr zum Unmut des Sechsten.

„Und jetzt redest du endgültig Unsinn.“ Kakashi stöhnte. „Es hat nur Vorteile, dass ihr beide hier seid.“

Entgegen seines Trübsinns musste Yamato bei diesen Worten für einen flüchtigen Moment lächeln. „Was denkst du haben sie vor?“, fragte er ernst.

„Sie werden versuchen, weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung in uns zu schwächen, aber ich fürchte, sie werden jetzt, da ihr erster Putsch gescheitert ist und wir alarmiert sind, zu noch radikaleren Mitteln greifen. Doch wie ihr Plan genau aussieht, erschließt sich mir noch nicht.“

Yamato wollte am liebsten den Kopf darüber schütteln, wie nüchtern Kakashi über die Angelegenheit sprach. So als wäre es ausgeschlossen, dass Gefahr für sein Leben bestand.

„Was ist denn?“, hakte der Hokage nach, als er die Mimik des Jüngeren studierte.

„Radikalere Mittel? Das letzte Mal war es ein ungeplanter Anschlag auf dich, vielleicht heißt das dann, dass sie nun tatsächlich planen, dich zu ...“ Yamato stockte. Er wollte es nicht aussprechen.

„Einfach den Hokage zu ermorden, wird nicht reichen“, entgegnete Kakashi, immer noch gelassener als Yamato es für angebracht hielt. „Es gibt schließlich noch Naruto und gegen ihn wird sich niemals eine Mehrheit der Dorfbewohner stellen. Und solange sie keinen Weg finden, Naruto zu brechen oder gar zu töten, wird er der Fels sein, an dem sie sich die Zähne ausbeißen.“

„Ich glaube, ich ermorde den Hokage gleich“, gab Yamato zu Kakashis Überraschung missmutig und angesäuert zurück. „Weil er wieder einmal überhaupt nicht daran denkt, dass es Leute gibt, die sich ernsthaft Sorgen um ihn machen.“

Der Beschuldigte blinzelte erstaunt seinen Partner an, bevor er verlegen mit den Händen wedelte. „So meinte ich das nicht. Ich habe auch etwas dagegen ermordet zu werden. Jetzt sind wir gewarnt und haben alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, die uns zur Verfügung stehen. So schnell wird mich niemand los. Mach dir keine Sorgen.“

Nur milde beschwichtigt, zuckte Yamato mit den Schultern. „Tue ich aber.“ Er wollte etwas anfügen, doch diese arg gefühlsbetonten Dinge kamen ihm besonders in Kakashis Gegenwart mitunter nur schwer über die Lippen. Dann erinnerte er sich daran, dass er eben erst Sai gesagt hatte, mit ihm über alles offen reden zu können und er schalt sich selbst für sein Zaudern. „Ich will, dass du mir etwas versprichst“, forderte er plötzlich mit der festesten Stimme, die er aufbringen konnte.

Kakashi blickte ihn erstaunt an, als er so jäh lauter wurde.

„Ich will, dass du mir versprichst, bei mir zu bleiben. Versprich mir, dass du mich nicht allein zurücklässt.“

Aus dem überraschten Blick wurde erst ein verdatterter, dann ein sehr ernster. „Tenzou, das ist-“, begann der Hokage mit einem ebenso ernsten Unterton und wurde sogleich unterbrochen.

„Ich weiß, dass Versprechen gefährlich sind. Besonders wenn alle daran Beteiligten Shinobi sind und einer von ihnen ein eigensinniger Hokage, um den ich schon fast mein gesamtes Leben bange. Trotzdem. Vermutlich ist das albern von mir, aber ich habe das Gefühl, dass es jetzt sein muss. Bitte versprich mir, alles zu tun, damit wir nicht voneinander getrennt werden.“ Yamato schluckte schwer und selbst wenn er dies nicht getan hätte, hätte Kakashi verstanden, wie sehr ihn dies belastete. Früher, so war es ihm selbst bewusst, hätte er sich irgendwie aus der Affäre gezogen. Wortwörtlich. Denn wann immer andere in der Vergangenheit seine Nähe gesucht hatten, war Kakashi auf Distanz zu ihnen gegangen. Nun aber, da Yamato und er sich so nahe standen und keiner von beiden dies mehr missen wollte, war das definitiv keine Option mehr. Es ging ihm schließlich genauso. Der Gedanke, den Anderen verlieren zu können, war ein mehr als erschreckender und Kakashi konnte absolut nachvollziehen, warum Yamato ihm jetzt damit kam. Und so unterdrückte er seinen ersten Impuls, ihm zu sagen, dass ein solches Versprechen nicht möglich wäre.

„Tenzou“, begann Kakashi von neuem und es war ihm unangenehm, wie angespannt der Brünette nun war (es war ja offensichtlich, dass ihm seine Worte nicht leicht gefallen waren und der Hokage konnte nicht so ganz leugnen, dass dies vielleicht damit zusammenhing, dass er es Yamato nicht immer leicht machte), „in Ordnung.“

„Was?“ Dem Jüngeren entglitten die Gesichtszüge. Mit dieser Antwort hatte er wohl nicht gerechnet. „In … in Ordnung? Hast du gerade 'in Ordnung' gesagt?“

„Du hörst doch sonst nicht schlecht“, versuchte er so nonchalant wie möglich zu erwidern, um seine Verlegenheit zu überspielen.

„Ja, nein, aber … ich hatte mit mehr Widerstand gerechnet.“

„Es gibt noch eine Bedingung“, wandte Kakashi ein und Yamatos Erstaunen wich erneuter Anspannung. „Du versprichst mir das Gleiche.“

„Huh?“

„Du versprichst mir ebenso, alles zu tun, damit wir nicht voneinander getrennt werden. Wenn man bedenkt, in was für Situationen du schon geraten bist, ist das gar keine so abwegige Forderung.“

Yamato ließ das gerade Gehörte einen Moment lang sacken, bevor ein Lächeln den Weg auf sein Gesicht zurückfand. „Das klingt tatsächlich sinnvoll.“

„Natürlich tut es das.“ Kakashi winkte ab. „Glaubst du, man hat mich allein wegen meines guten Aussehens zum Hokage gewählt?“

Zur Freude des Sechsten musste der jüngere Shinobi lachen. „Alles klar. Ich verspreche es dir ebenso.“

Eine angenehme Stille legte sich über die beiden, in der Kakashi müde seine Augen schloss. Dennoch bekam er es noch mit, wie Yamato an ihn heranrückte, zärtlich eine Hand auf seine Hand legte und leise hinzufügte:

„Ich glaube, gemeinsam kriegen wir es hin, dieses Versprechen zu bewahren.“

 

Sakura eilte in dieser Nacht in Saradas Zimmer, als das kleine Mädchen zu dieser späten Stunde quäkte. Die Kunoichi machte lediglich eine kleine Lampe nahe des Kinderbettes an und beugte sich dann über ihre weinende Tochter.

„Was ist denn, mein Schatz?“ Sie hob sie aus ihrem Bett und drückte sie behutsam an ihren Körper. Das war ungewöhnlich, ging es ihr durch den Kopf. Sarada schlief schon längere Zeit die Nächte durch, das hieß, irgendetwas stimmte nicht. Ob es an der neuen Wohnung lag? Es war schließlich ihre erste Nacht hier. Sie klopfte ihrer Tochter sanft auf den Rücken, doch Sarada ließ sich nicht beruhigen.

Ein leises Geräusch von draußen ließ sie zum Fenster blicken. Durch die dünnen Vorhänge schien das Mondlicht hell hinein. War dort draußen vielleicht irgendetwas? Sakura schritt mit Sarada auf dem Arm zum Fenster, schob mit einer Hand einen Vorhang ein Stück beiseite und schaute nach draußen. Vor dem Fenster war nichts zu sehen. Saradas Weinen wurde lauter und die junge Mutter befürchtete, dass ihre Tochter merkte, dass sie selbst nun ein beunruhigendes Gefühl verspürte. Aber was war das bloß?

Ein erschrockenes Japsen entwich Sakuras Kehle, als sich aus dem Nichts ein stechender Schmerz in ihren Nacken bohrte. Geistesgegenwärtig schoss eine ihrer Hände zu der schmerzenden Stelle und sie fühlte einen spitzen Gegenstand. Ein Projektil? Doch wenn jemand sie hinterrücks angegriffen hatte, dann hieß das …. Sakura kam nicht mehr dazu, sich umzudrehen, denn mit einem Mal überkam sie ein entsetzliches Schwindelgefühl und alle Kraft verließ ihren Körper. Sie schaffte es noch gerade so, sich in ihrem Sturz so zu drehen, dass Sarada nicht auf dem Boden aufschlug, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Die ersten Sonnenstrahlen eines dunklen Tages

Die Sonne ging langsam über Konoha auf und erhellte das Dorf so gut sie durch die dicken, grauen Wolken, die den Himmel verdeckten, konnte. Naruto gähnte laut und hielt sich dabei plötzlich selbst den Mund zu.

Boruto schlief endlich und unter gar keinen Umständen wollte er irgendeinen Laut machen, der den kleinen Blondschopf wieder aufweckte. Mitten in der Nacht hatte der Junge angefangen zu husten und an Schlaf war ab diesem Zeitpunkt für niemanden mehr zu denken gewesen. Hinata war normalerweise nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, aber wenn Boruto kränkelte, regten sich doch schnell Sorgen und Ängste in der jungen Frau – und auch in ihrem Ehemann, der viel geschwinder als seine Gattin den Kopf verlor, wenn es um das Wohl des Sohns ging. Ersteinmal hatten sie sich darauf geeinigt, die Lage ruhig zu beobachten. Wenn es schlimmer werden sollte, hatte Naruto gleich angekündigt, würden sie Boruto zu Sakuras Kollegin ins Krankenhaus bringen. Dies hatte Hinata tatsächlich ein wenig beruhigt und sie hatte ein wenig schlafen können, während Naruto für die restliche Nacht die Wache über ihren Sohn übernommen hatte. Auf leisen Sohlen schlich Hinata nun in das Kinderzimmer und warf einen prüfenden Blick zuerst auf Boruto und dann auf seinen Vater.

„Er schläft jetzt ganz ruhig“, erklärte dieser flüsternd und freute sich, dass er eine gewaltige Erleichterung im Gesicht seiner Frau ausmachen konnte.

„Hast du heute Dienst?“, fragte Hinata leise. „Wenn nicht, könntest du dich noch ein wenig ausruhen.“

Naruto schüttelte den Kopf. „So weit ich weiß, erhalten Genin im Moment immer noch keine Missionen außerhalb Konohas und wenn für Jun keine Mission ansteht, will ich die Zeit lieber zum Training mit ihm nutzen.“ Er wurde nachdenklich, während er dies sagte. Im Missionsraum hatte er nur in Erfahrung bringen können, dass es Überfälle auf Genin-Teams gegeben hatte und deswegen keine Genin mehr das Dorf verlassen durften, aber Naruto spürte, dass da noch mehr dahinter steckte. Kakashi, Sai und Yamato waren die letzten paar Tage auffallend beschäftigt und kaum bis gar nicht zu sprechen gewesen und ihm selbst gab das ein beklemmendes Gefühl. Wenn er dann noch bedachte, wie kryptisch Ino sich ausgedrückt hatte …. Er musste Kakashi irgendwie heute mal abpassen und ihn direkt danach fragen.

Sein Entschluss wurde von einem Klopfen an der Haustüre gestört. Hinata warf ihm sogleich einen aufgeschreckten Blick zu. Ein Besucher zu so einer frühen Stunde konnte nichts Gutes bedeuten. Naruto sprang auf (dabei nach wie vor natürlich jegliche lauten Geräusche vermeidend) und huschte rasch aus dem Zimmer, den Flur hinab und zur Haustür. Als er sie öffnete, stand ein Anbu davor.

Nein, nicht irgendein Anbu. Das war Yugao; er erkannte sie, auch wenn sie ihre Anbu-Maske trug. Das beklemmende Gefühl in Narutos Innern wurde mit einem Mal schlimmer.

„Entschuldige die frühe Störung“, sagte Yugao ernst, „aber es ist etwas vorgefallen und der Hokage will, dass du informiert wirst.“

„Ein Vorfall? Was ist passiert?“

„Sakura wurde überfallen.“

Die Augen des sonst selten sprachlosen Blondschopfs weiteten sich vor Schock. Er starrte Yugao wortlos an und versuchte, zu verstehen, was sie gerade gesagt hatte. Das beklemmende Gefühl wurde rasend schnell zu einer nackten Panik. „Was ist mit ihr??“

„Sie lebt noch, aber zur Zeit ist sie bewusstlos und befindet sich im Krankenhaus.“ Yugao sprach ruhig, so wie sie es in all ihren Jahren als Anbu gelernt und verinnerlicht hatte, allerdings musste sie sich zwingen, die Ruhe zu bewahren. Sie kannte und mochte Sakura und zudem war die junge Kunoichi noch eine Schülerin des Sechsten. Auch wenn sie sich nichts anmerken ließ, es traf sie schwer.

„Sakura wurde angegriffen?“ Hinata war hinter Naruto im Flur aufgetaucht und blickte ganz bleich und mitgenommen zu der Überbringerin dieser schlechten Nachrichten. „Was-was ist denn mit Sarada?“

Keiner von ihnen konnte es sehen, aber Yugao biss sich bei dieser Frage kurz auf die Lippen. „Das wissen wir momentan nicht.“

„Was?!“, entfuhr es Naruto. „Was soll das denn heißen??“

„Wir wissen nicht, wo Sarada ist.“

Hinata schlug vor Schreck ihre Hände vor dem Mund zusammen, als sie dies hörte. „Sarada ist … verschwunden?“

„Wurde sie … entführt??“ Naruto hatte das Gefühl, in einem bösen Traum gelandet zu sein. Das konnte alles gar nicht sein. Gestern noch war er bei Sakura und Sarada gewesen und alles war in Ordnung gewesen und jetzt sollte …?

„Der Hokage will persönlich mit dir sprechen“, antwortete Yugao, während Naruto sich bereits hastig seine Jacke und Schuhe anzog.

 

„KAKASHI-SENSEI!!“, brüllte Naruto ihm entgegen, sobald er Sakuras Wohnung betreten hatte und seinen ehemaligen Lehrer dort zusammen mit Sai und Yamato stehen sah. „Was ist passiert?? Weißt du, was hier passiert ist??“

In der gesamten Wohnung wimmelte es von Polizisten. Einige Anbu waren auch dort und aus dem Augenwinkel konnte Naruto Genma und Raidou sehen, wobei Letzterer das Gesicht verzog und Ersterer sich an ein Ohr fasste und stöhnte: „Meine Güte, hat der Junge ein Organ.“

„Wir hören dich laut und deutlich, Naruto“, begrüßte Yamato ihn tadelnd, „kein Grund so zu schreien.“

„Beruhige dich erst einmal“, sagte Kakashi derweil, „du atmest viel zu schnell.“

Der Jüngste der Runde zwang sich, seine Schnappatmung abzustellen und wieder tief durchzuatmen. „Wie geht es Sakura?“, fragte er etwas ruhiger. „Was ist mit Sarada? Was ist überhaupt geschehen?“

„Heute Morgen“, begann Kakashi zu erklären und auch bei ihm war es mehr als deutlich, dass er Mühe hatte, seine Sorge nicht durchscheinen zu lassen, „wollte Sakuras Mutter ihrer Tochter etwas vorbeibringen. Die Tür war nicht verschlossen und sie fand Sakura ohnmächtig auf dem Boden in Saradas Zimmer liegen.“

„Und … Sarada?“, hakte Naruto bang nach.

Der Hokage schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Keine Spur von ihr.“

„Ist Sakura verletzt?“ Ein Blick in die großen, blauen Augen des sonst so heiteren Ninjas verriet, wie groß seine Angst vor einem Ja war.

„Nein, verletzt ist sie zum Glück nicht“, erwiderte Kakashi zügig, um seinem Schützling die Angst etwas zu nehmen. „Shizune sagt, dass Sakura mit einem starken Betäubungsmittel angegriffen wurde.“

„Es gibt hier keine Spuren eines Kampfes“, schaltete sich Sai in das Gespräch ein. „Die Wohnungstüre ist geschickt aufgebrochen worden. Der Einbruch hat kaum Spuren hinterlassen und es ist davon auszugehen, dass er geradezu lautlos vonstatten gegangen sein muss. Sakura hatte wahrscheinlich keine Chance, jemanden wahrzunehmen.“

„Geräuschlos und spurlos ...“ Yamato legte besorgt eine Hand an sein Kinn, während er die bisherigen Ergebnisse durchging. „So sorgfältig schafft das definitiv kein gewöhnlicher Einbrecher oder Entführer. Aber für jemanden, der speziell für lautlose Attentate ausgebildet wurde und schon einiges an Übung darin hat, wäre das kein Problem.“

„Mit anderen Worten“, warf Yugao ein, die hinter Naruto eingetreten war, „ein Anbu.“

„Häh?“, machte der blonde Jonin irritiert. „Ein Anbu? Etwa aus einem anderen Dorf?“

„Nein, Naruto“, entgegnete Sai finster, „sehr wahrscheinlich nicht aus einem anderen Dorf.“

Dies überforderte seinen Kameraden endgültig. Verwirrt schüttelte Naruto den Kopf. „Was meinst du denn damit? Einer von unseren Anbu? Wieso sollte jemand aus Konoha Sakura angrei-?“ Er unterbrach sich selbst, als etwas in seinem Kopf 'klick' machte. Die Tatsache, dass Kakashi, Yamato und Sai so beschäftigt waren, die Überfälle auf die Genin-Teams, die hochgefahrenen Sicherheitsvorkehrungen im Dorf und vor allem Inos Blick auf Jun, als Naruto nachfragen wollte, was hier los war. Mit klarem, doch erschrockenem Blick sah er zu den anderen.

„Die Ne?“, hauchte er fassungslos.

„Gehen wir in mein Büro, da können wir dies besser besprechen“, antwortete Kakashi mit Blick auf die Polizisten, die um sie herum wuselten. Ihm war der Gedanke allein schon zuwider, doch er konnte ihn nicht ignorieren: Vielleicht war irgendeinem der gerade Anwesenden nicht zu trauen. „Yugao, du überwachst hier weiterhin alles.“

„Jawohl!“

„Moment, Moment“, widersprach Naruto, „was ist mit Sarada? Wir müssen sie doch suchen, wir müssen-“

„Das tun wir bereits“, fiel Kakashi ihm ins Wort. „Ich habe umgehend meine eigenen Ninken und Kiba losgeschickt. Sobald sie eine Spur haben, melden sie sich bei uns.“

„Das reicht nicht, wir müssen-“

„Naruto!“, unterbrach der Hokage ihn nun ungewohnt brüsk. „Ich sagte, wir besprechen alles Weitere in meinem Büro!“

Der Jonin zuckte verschreckt zusammen und sah sprachlos zu, wie Kakashi an ihm vorbeiging und Sai ihm auf dem Fuße folgte.

Eine Hand klopfte dem verdatterten jungen Mann auf die Schulter.

„Er macht sich Vorwürfe“, sagte Yamato, als er seine Hand wieder von der Schulter des Jüngeren nahm. „Sei bitte nachsichtig mit ihm.“

Er erhielt ein stilles und betrübtes Nicken zur Antwort.

 

„Es sieht so aus“, erklärte Kakashi, nachdem er sich hinter seinem Schreibtisch niedergelassen hatte und Raidou, der mit Genma zusammen draußen im Flur blieb, die Tür geschlossen hatte. „Wir vermuten, dass die zwei Genin-Teams von den Ne angegriffen worden sind. Sie nannten sich selbst 'Chugi', also 'Loyalität', was den Verdacht recht schnell auf die Ne lenkt. Außerdem kam es nur zu Überfällen auf Teams aus Konoha. Von den anderen Kage haben wir erfahren, dass Teams aus ihren Dörfern, obwohl sie die gleichen Routen benutzten wie unsere, nicht angegriffen wurden. Hätte es nur den Überfall auf Sakura gegeben, würden wir wahrscheinlich nicht so schnell auf die Ne schließen, sondern vielleicht auch einen Zusammenhang mit Sasuke in Betracht ziehen. Aber mit allem, was kurz vorher geschehen ist, spricht viel dafür, dass die Ne die Täter sind. Was wir nicht wissen, ist, was sie tatsächlich vorhaben und wie der Angriff auf Sakura einzuordnen ist. Entweder gehörte das von Anfang an zu ihrem Plan oder sie haben diesen geändert, nachdem wir keine Genin mehr aus dem Dorf gelassen haben.“

Wie er Kakashi beobachtete, fühlte Naruto sich ein bisschen schlecht, weil er ihn eben derart harsch angegangen war. Es war offensichtlich, dass sein Lehrer angespannt und erschöpft war und die gesamte Angelegenheit schwer auf seinen Schultern lastete. Doch trotzdem war Naruto auch sauer.

„Warum hast du mir das nicht alles längst erzählt?“

Der Sechste erinnerte sich an seinen eigenen Ratschlag und atmete erst kurz durch, ehe er ihm Antwort gab. „Ich hatte gehofft, du würdest alleine darauf kommen, warum ich dich erst einmal nicht informiert habe.“

Naruto stutzte und legte seine Stirn nachdenklich in Falten. Kakashi tat nie etwas ohne Grund, das war ihm klar, aber … worin lag der Grund in diesem Fall? Er selbst war doch längst nicht mehr so ein unüberlegt voranstürmender Chaot wie er es früher immer gewesen war (und Naruto war recht stolz auf seine Fortschritte!), doch war Kakashi etwa der Meinung, er hätte nichts dazugelernt? Der Gedanke enttäuschte ihn sehr – bis sein alter Lehrer ihn las.

„Du bist nicht der Grund, Naruto“, sagte Kakashi, „nicht direkt.“

Mehr brauchte es nicht, damit dem jungen Jonin endlich ein Licht aufging. „Jun?“, japste er. „Jun soll hiervon nichts erfahren?“

Der Hokage nickte. „Es ist leicht zu erkennen, dass, das, was geschehen ist, ihn immer noch mitnimmt. Jedes Mal, wenn er mir begegnet, vermeidet er Augenkontakt und er zuckt zusammen, wenn man die Ne nur erwähnt.“ Kakashi machte eine kurze Pause und atmete hörbar aus. „Er ist allerdings fast immer in deiner Nähe ist und er ist sehr aufmerksam – wenn wir es dir erzählt hätten, hätte Jun es ohne jeden Zweifel erfahren. Und ich mache mir Sorgen, dass er ein paar deiner weniger vorteilhaften Eigenschaften teilt.“

Deprimiert ließ Naruto seine Schultern sinken. Er hatte an all dies nicht gedacht, während Kakashi stets alles im Blick hatte. Dieses Lehrersein war so viel schwerer als er angenommen hatte.

„Gut“, ergriff Yamato nach einem Blick auf Naruto das Wort, „jetzt, wo wir das geklärt haben, sollten wir beraten, wie wir weiter vorgehen.“

„Ich verstehe es nicht.“ Sai starrte angestrengt vor sich hin. „Warum haben sie Sarada mitgenommen?“

„Vielleicht als Druckmittel“, antwortete Kakashi und sein Blick verfinsterte sich, als er dies aussprach.

„Druckmittel?“ Naruto sah ihn entgeistert an.

„Die Ne werden sich doch im Klaren sein, dass dies niemals ausreichen wird, um die Macht an sich zu reißen“, widersprach Yamato.

Der Hokage deutete ein resigniertes Kopfschütteln an. „Ich weiß. Es muss also noch mehr dahinter stecken, aber ihr Handeln wird immer undurchsichtiger; ich verstehe es selbst nicht.“ Obwohl der Ton des Ältesten der Runde bemüht ruhig war, war es zwischen den Zeilen und an seiner angespannten Haltung spürbar, wie erzürnt er darüber war, dass er diese Attacke auf seine Schülerin und deren Tochter nicht hatte verhindern können.

„Was tun wir jetzt?“, fragte Naruto. „Wie finden wir Sarada?“

„Wir haben noch keine Nachricht von den Suchtrupps“, entgegnete Yamato.

„Dann schicken wir mehr Teams für die Suche los“, erwiderte Naruto unbeirrt – und unbedarft, weswegen Sai ihn sogleich korrigierte:

„Das geht nicht, Naruto.“

„Was? Wieso nicht?“

„Wir haben nicht mehr Leute“, erklärte der blasse Kamerad ihm.

„Aber ...“, wandte der Blondschopf sich wieder an Kakashi. „Aber wir müssen doch-“

„Sai hat Recht“, bestätigte der Sechste ihm bitter. „Im Vergleich zu früher haben wir insgesamt weniger Shinobi im Dorf und von denen, die wir haben, ist der Großteil für die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen im Einsatz. Solange wir nicht wissen, was unsere Gegner vorhaben, kann ich niemanden davon abziehen. Unsere nächsten Verbündeten können uns auch keine Hilfe schicken. Gaara plagt sich selbst mit einer militanten Gruppierung herum.“

Mit wachsender Verzweiflung hörte Naruto sich dies an. „Sasuke!“, rief er mit einem Mal lautstark aus. „Wir müssen Sasuke Bescheid geben!“

Sein Vorschlag erntete ein erneutes Kopfschütteln der drei anderen. „So weit wir wissen, ist er praktisch am anderen Ende der Welt“, antwortete Yamato. „Die Frage, ob wir ihm Bescheid sagen, ist allerdings gerechtfertigt.“

Naruto stutzte von neuem. Was sollte denn hier heißen „ob“? Natürlich mussten sie Sasuke informieren, es ging hier um seine Tochter!

„Was sagt dir dein Gefühl?“, fragte Yamato mit Blick auf den Hokage.

„Wir warten ab“, äußerte Kakashi gefasst und zu Narutos Unglauben.

„Das erscheint mir klug“, warf Sai ein, bevor der blonde Jonin aufgebracht das Wort ergreifen konnte. „Solange wir nicht wissen, was sie vorhaben, könnte es gefährlich sein, Sasuke zu involvieren.“

Naruto biss sich auf die Zunge. Als Lehrer und Hokage musste man dermaßen strategisch vorgehen; wie sollte er so etwas je bewältigen? Und wo war sein Tutor Shikamaru, wenn er ihn brauchte? Auf ihn war seit neustem auch kein Verlass mehr; ständig hatte er etwas anderes zu tun und schien ihm regelrecht aus dem Weg zu gehen.

„Wir lassen Sarada nicht im Stich“, sagte Kakashi plötzlich mit fester Stimme und sah direkt zu seinem sichtlich besorgten Schüler. „Ich werde jeden, den ich auftreiben kann, für die Suche nach ihr einsetzen. Wir werden sie finden und wohlbehalten nach Hause bringen. Darauf kannst du dich verlassen.“

Naruto erwiderte seinen Blick und nickte entschlossen. „Daran besteht gar kein Zweifel, echt jetzt!“

Ein Schwur

„Hey, Meister Hokage“, Genma öffnete die Tür und trat aus dem Flur in das Büro des Hokage, in dem sich nach wie vor der Sechste, Yamato, Sai und Naruto befanden. Sie hatten gerade damit angefangen, zu überlegen, wer ihnen für die Suche nach Sarada überhaupt zur Verfügung stand. Naruto war es ein Gräuel, dabei ständig beachten zu müssen, dass irgendjemand, den sie einen Kamerad nannten, ihnen in Wahrheit vielleicht feindlich gesinnt war.

Alle Anwesenden sahen gespannt zu dem Sonderjonin, der sich zu ihnen gesellt hatte.

„Der kleine Schützling von unserem Lieblingschaoten steht draußen und will unbedingt reinkommen. Er bettelt die ganze Zeit schon und es wirkt, als würde er gleich zu flennen anfangen. Raidou kriegt bereits Panik. Weinende Kinder sind nicht seine Stärke.“

„Häh?“, machte Naruto ahnungslos, als er die Blicke der anderen auf sich spürte und plötzlich durch die geöffnete Tür Juns Jammern vernahm.

„Bitte, bitte, ich muss den Hokage sprechen!“

„Jun?“ Naruto blinzelte in Richtung Tür.

„Okay, lasst ihn rein“, sagte Kakashi und Genma machte sofort kehrt und gab die Erlaubnis draußen weiter, worauf ein sichtlich aufgeregter Genin den Raum betrat. Obwohl er so auf den Einlass gepocht hatte, setzte er nun nur noch zögerlich einen Fuß vor den anderen. Seine Hände und Lippen zitterten und er kämpfte deutlich damit, den Hokage anzusehen. Als er seinen Lehrer im Büro erblickte, machte sich ein Hauch von Erleichterung in seiner Miene breit.

„Was gibt es denn?“, fragte Kakashi ruhig und löste damit bei dem Jungen trotzdem ein Zusammenzucken aus.

„Sind … sind die Ne etwa wieder … wieder aktiv?“, stammelte Jun, ohne den Sechsten direkt anzusehen.

Nun war es an den Erwachsenen zusammenzuschrecken. Sie tauschten untereinander verwirrte Blicke aus.

„Wie kommst du darauf?“, hakte Sai hastig nach.

Der Genin schluckte nervös. „D-die Angriffe auf die Teams und dann diese hohen Sicherheitsmaßnahmen haben mich stutzig gemacht. Aber … heute Morgen habe ich bei meiner täglichen Laufroute durchs Dorf gesehen, wie ein Anbu bei Naruto-sensei war und Naruto-sensei daraufhin ganz verstört war und dann habe ich die vielen Polizisten an der Wohnung von Sakura-sensei gesehen und deswegen fürchte ich, dass irgendwas vorgefallen sein muss. Geht es Sakura-sensei gut?“

Nach seinem aufgeregten Redeschwall war der Junge fast ein bisschen außer Atem – und seine Zuhörer ein bisschen aus der Fassung.

„Moment.“ Kakashi war der Erste, der sich wieder sammeln konnte. „Und von diesen Beobachtungen schließt du auf die Ne?“

„Na ja“, fuhr Jun zaudernd fort, „und m-meine Nachbarin, die oft nach mir sieht, sagte heute Morgen zu mir, sie wüsste nicht so recht, was sie …“ Er stockte und presste seine Lippen zusammen.

„Was hat sie gesagt?“, fragte Kakashi immer noch so ruhig wie möglich nach, auch wenn das ungute Gefühl in seinem Innern sich mal wieder meldete. „Wenn du das, was sie gesagt hat, für so wichtig hältst, dass du deswegen herkommst, dann sag es uns bitte. Wahrscheinlich ist es tatsächlich wichtig“, forderte er den Jüngeren ermutigend auf.

Jun hob seinen Blick endlich hoch genug, um dem Hokage in die Augen zu sehen und atmete durch. „Sie sagte, sie … wüsste nicht so recht, was sie vom Hokage halten sollte.“

Mit einem Schlag steigerte sich die Anspannung der Erwachsenen im Raum, als sie dies hörten.

„Ich habe gleich nachgefragt, wieso sie das denkt, denn sie hat vorher noch nie irgendwas in der Richtung gesagt“, sprach Jun weiter. „Dann meinte sie nur, dass mehrere Eltern von den Mitschülern ihrer Kinder Zweifel am Hokage bekommen hätten und dass man an dem Angriff auf die Genin ja sehen würde, dass der Hokage nicht alles unter Kontrolle hätte.“

Eine nervöse Stille legte sich für einen Augenblick über den Raum.

„Der Überfall auf Sakura“, sagte Yamato todernst in diese Stille hinein, „wird schnell die Runde machen, egal, was wir versuchen werden, um es geheim zu halten. Sie streuen schon wieder Misstrauen in der Bevölkerung, um dich zu diskreditieren.“

„Ja“, entgegnete Kakashi genauso ernst und mit gesenktem Blick, „das habe ich befürchtet.“

„Es-es tut mir leid“, äußerte Jun plötzlich tieftraurig und ließ damit den Blick des Sechsten wieder nach oben schnellen.

„Nichts davon ist deine Schuld“, beschwichtigte Kakashi ihn und zwang sich zu seinem üblichen Lächeln. „Danke, dass du uns das erzählt hast.“

Für einen Moment sah das Gesicht des Genin beinahe erschrocken aus, bevor sich ein hauchzartes Lächeln darauf bildete, das leider nach wie vor von Traurigkeit überschattet war.

„Deine tägliche Laufroute führt an meinem Haus vorbei?“ Trotz aller momentanen Sorgen klang Naruto ein wenig belustigt und wuschelte mit einer Hand durch die Haare seines Schützlings.

„Ist Sakura-sensei in Ordnu-“

Ein eiliges Klopfen an der Tür, die sich, ohne auf eine Reaktion zu warten, umgehend öffnete, unterbrach den Jungen.

„Meister Hokage!“ Raidou stürmte ins Zimmer und hielt in seinen Armen einen erschöpften und keuchenden Pakkun.

Kakashi sprang von seinem Platz auf und blickte wie die anderen alarmiert zu dem Mops. „Pakkun, habt ihr etwas gefunden?“

Der Atem des kleinen Hundes rasselte vor Anstrengung. „Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten.“

„Habt ihr keine Spur von Sarada?“, fragte Naruto fahrig und biss die Zähne zusammen, als Pakkun den Kopf schüttelte.

„Wir, Kiba und Akamaru sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Entführer sich mit jemandem getroffen haben, der Gerüche auslöschen kann. Bis in den großen Wald vor Konoha haben wir sie nachverfolgen können und dann verschwand die Spur plötzlich. Weder Saradas Geruch, noch ein anderer waren ab diesem Punkt mehr festzustellen. Die anderen Ninken und Kiba suchen noch weiter, aber ich will ehrlich sein: Es sieht schlecht aus.“

Entmutigt wanderte Kakashis Blick von seinem treuen Gefährten hin zu der Tischplatte seines Schreibtischs. Unbewusst ballten sich seine Hände zu Fäusten. Wie hatte es so weit kommen können? Was sollte er Sakura sagen, wenn sie aufwachte?

Ich bitte dich darum, Sakura und Sarada zu beschützen, wenn ich nicht hier bin.“

Sasukes Bitte von damals hallte wie ein gleichzeitig mahnendes und verhöhnendes Echo in seinem Kopf wider. War es töricht von ihm gewesen, dem jungen Uchiha dies zu versprechen? War es generell töricht von ihm, irgendjemandem irgendetwas zu versprechen? Eine flüchtige Erinnerung an Rin huschte vor seinem inneren Auge vorbei.

„Sarada … wurde entführt?“, sprach Jun verdattert in Kakashis düstere Gedanken hinein und holte ihn so in die Gegenwart zurück. „Ich werde helfen, sie zu suchen!“, rief der Genin plötzlich fest entschlossen aus und als der Hokage ihn anblickte, war er selbst einen Augenblick fassungslos darüber, wie sehr Juns Gesichtsausdruck nun dem von Naruto ähnelte.

Solche Chaoten wie euch wird es immer geben, dachte Kakashi und die Last auf seinen Schultern fühlte sich für einen Moment lang ein wenig leichter an. Ihr wirkt auf Außenstehende so ängstlich, aber wenn es wirklich darauf ankommt, ist niemand tatkräftiger und mutiger als ihr. Ist es nicht so, Obito?

„Die Ne werden damit nicht durchkommen!“ Jun schaute energisch zu Pakkun. „Können Sie mir zeigen, wo sich die Spur verliert? Ich werde-“

„Langsam, langsam“, unterbrach der Sechste den Jungen sacht, aber bestimmt. „Du wirst gar nichts. Keine Genin verlassen das Dorf. Ihr bleibt hier, wo wir ein Auge auf euch haben können.“

Enttäuscht ließ Jun seinen Kopf hängen, doch Kakashi konnte in seinen Augen ein gewisses Blitzen erkennen, das er nur zu gut kannte. Bevor er allerdings irgendwie darauf reagieren konnte, wurde die Tür erneut aufgerissen.

„Wir haben eine Nachricht erhalten!“ Genma rauschte mit einem kleinen, strahlend weißen Vogel, der auf seinem linken Arm saß, ins Zimmer. In der rechten Hand hielt er einen aufgefalteten Brief. „Jemand von der Nachrichtenabteilung kam gerade und berichtete, dass dieser Piepmatz zu ihnen geflogen kam.“ Der Sonderjonin übergab dem Hokage eiligst den Brief.

„Dieser Vogel brachte die Nachricht?“ Yamato warf einen kritischen Blick auf das gefiederte Tier. „Das ist ungewöhnlich.“

„Ist das eine Nachricht von den Entführern?“, fragte Naruto voller Ungeduld und vergaß fast zu atmen, als Kakashi mit dem Lesen fertig war und nickte.

Mit einem Mal wurde die Atmosphäre im Raum noch angespannter. Als hätte man sämtliche Atemluft aus dem Zimmer gesogen, war kaum noch einer der Anwesenden in der Lage, ruhig zu atmen.

„Damit Sarada nichts geschieht“, setzte Kakashi bedrückend an, „sollen wir ihnen Sasuke ausliefern.“

„Was?!“, entfuhr es Naruto und genau wie ihm stand auch Sai und Yamato der Schrecken ins Gesicht geschrieben.

„Sie wollen Sasuke?“, hakte Sai nach. „Tot oder lebendig?“

„Tot“, antwortete Kakashi knapp.

„Natürlich“, äußerte Yamato, als ihm zu dämmern anfing, welche Intention dahinter stecken musste, „wenn sie Konoha übernehmen wollen, müssen sie jeden, der ihnen dabei im Weg stehen könnte, ausschalten.“

„Aber“, warf Raidou ein, „wissen wir denn, wo Sasuke Uchiha sich aufhält?“

„Nicht wirklich, nein“, antwortete der Sechste nachdenklich. „Naruto, was denkst du würde Sasuke machen, wenn er hiervon erfährt?“

Perplex, dass er dies gefragt wurde, zuckte der Angesprochene zusammen. „Äh, er würde versuchen, Sarada zu befreien.“

„Und wenn das nicht ginge?“

„Äh, dann … dann würde er ….“ Schlagartig senkte Naruto seine Stimme. „Er würde tun, was sie verlangen.“

Von neuem nickte Kakashi bedächtig. „Ja. Das sehe ich genauso.“

„Sie schreiben, der Hokage soll ihnen antworten, ob er darauf eingeht“, meldete sich Genma zu Wort. „Dann würden wir weitere Instruktionen erhalten.“

Alle beobachteten gespannt, wie Kakashi sich nun wieder auf seinen Platz setzte, ein Blatt Papier aus der obersten Schublade seines Schreibtisch holte, einen Stift zückte und zu schreiben begann.

„Was antwortest du ihnen?“ Yamato ahnte, dass es ihn beunruhigen sollte, wenn Kakashi peinlichst darauf achtete, dass niemand erkennen konnte, was er da niederschrieb.

„Die Wahrheit“, entgegnete der Hokage. „Dass wir nicht wissen, wo Sasuke ist, ihn erst ausfindig machen müssen und dafür mehr Zeit brauchen.“

Naruto schüttelte den Kopf. „Ich bin verwirrt. Ich dachte, wir wären eben zu dem Ergebnis gekommen, dass wir Sasuke nicht Bescheid sagen.“

„Daran hat sich auch nichts geändert“, warf Sai ein. „Der Hokage versucht sicher, Zeit zu gewinnen, damit wir an einem Plan arbeiten können.“

„Wir könnten den Vogel nachverfolgen.“ Raidou sah zu Yamato. „Du kannst ihm doch einen deiner Samenkörner verabrei-“

„Nein“, erwiderte Genma, „steht im Brief. Wenn wir dem Vogel irgendwas anderes als Papier in den Schnabel oder sonst wohin stecken, würden sie das merken und ihre Geisel töten.“

Sai runzelte grübelnd seine Stirn. „Sie würden es merken?“

„Yamato hat Recht“, antwortete Kakashi, während er seinen gerade geschriebenen Brief faltete, „der Vogel ist ungewöhnlich. Vermutlich ist das kein echtes Tier, sondern ein Jutsu.“ Er hielt den gefalteten Brief hoch und der Vogel flog direkt von Genmas Arm los, landete auf dem Schreibtisch und schnappte sich mit seinem Schnabel das Papier.

„Das ist kein echter Vogel?“ Jun, der es für angemessen gehalten hatte, alles lieber stillschweigend zu beobachten, blinzelte das Tier an, das nun wieder emporflatterte und zum Fenster schwirrte. Kakashi öffnete das Fenster und prompt flog der kleine Botenvogel hinaus – wo er sich im Nu vervielfältigte und ein Dutzend kleiner, identischer Vögel geschwind in alle Richtungen davonflog.

„Schöner Mist“, kommentierte Pakkun, immer noch in Raidous Armen verharrend. „Hab mir gleich gedacht, mit dem Flattermann stimmt was nicht.“

Naruto starrte wie die anderen den Vögeln, die längst auf und davon waren, hinterher. „Sie sind zu schnell. Selbst wenn ich meine Schattendoppelgänger hinterher schicke … ich kann sie nicht einholen.“ Verärgert und enttäuscht über seine Unzulänglichkeit ballte er seine Hände zu Fäusten.

„Sie sind … zu clever“, hauchte Jun niedergeschlagen.

„Einholen können wir sie jetzt nicht“, sagte Kakashi und klang dabei erstaunlich ruhig. „Aber wir bekommen eine Chance, sie zu verfolgen.“

Während Naruto stutzte, ging Sai bereits ein Licht auf.

„Ich verstehe!“, entfuhr es dem Künstler perplex. „Die Antwort! Der Vogel wird wiederkommen und wenn er erneut einen Brief mitnimmt, können wir ihn verfolgen!“

Genma grinste süffisant und ließ sein Senbon dabei klackern. „Die sind vielleicht clever, aber das ist unser Hokage auch.“

„Sai“, ordnete Kakashi an, „halte dich bereit. Wir brauchen dein Gemälde der Bestien, wenn es so weit ist. Yamato, verständige die Leute, die wir zur Verstärkung mitschicken können. Du, Sai und Naruto gehen auf jeden Fall mit.“ Die zwei zuerst Genannten setzten sich sofort in Bewegung.

„Ich möchte auch helfen“, bot Jun ein weiteres Mal an, doch der Hokage schüttelte wie zuvor den Kopf.

„Jun, du hast uns sehr geholfen, aber geh jetzt bitte wieder nach Hause.“

Der Junge kaute auf seiner Unterlippe herum, bevor er zögerlich nickte und mit auffallend großen Schritten den Raum verließ.

„Naruto“, fügte Kakashi an und winkte den Jonin zu sich heran. „Gib ihm einen Grund, im Dorf zu bleiben.“

Verdattert blinzelte dieser ihn an. „Häh?“

„Vertrau mir. Er eifert seinem Idol zu sehr nach und wird sicher nicht die Füße still halten. Du kriegst das hin.“

„O-okay?“ Kein Stück weniger verdattert, beeilte Naruto sich, seinen Schüler einzuholen.

„Genma“, befahl der Sechste weiter, „falls der nächste Brief wieder bei dir landet, öffnest du ihn nicht.“

Der Sonderjonin hob kritisch eine Augenbraue. „Auch auf die Gefahr hin wie der Kleine zu klingen: Häh?“ Er bekam ein komisches Gefühl in der Magengegend, als Kakashi ihm sein typisches Lächeln schenkte.

„Das ist ein Befehl des Hokage.“

Das Senbon klackte unzufrieden.

 

„Du wolltest dich doch nicht einem Befehl des Hokage widersetzen, oder?“ Während Naruto hinter Jun hergelaufen war, hatte es erneut 'klick' bei ihm gemacht. Mit dem strengsten Blick, den er aufsetzen konnte, sah er seinen Schüler, den er draußen vor dem Hokagegebäude eingeholt hatte, eindringlich an.

„N-nein“, stammelte Jun und vermied Augenkontakt mit seinem Lehrer. „N-natürlich nicht. Wie-wie kommen Sie darauf?“

„Haaaah~.“ Naruto seufzte laut. „Weil du ein schlechter Lügner bist, echt jetzt.“

Schuldbewusst biss Jun sich auf seine Unterlippe.

„Das geht doch nicht. Du kannst dich nicht einem Befehl des Hokage widersetzen. Er entscheidet so etwas schließlich in deinem Interesse und wer weiß, in was für Schwierigkeiten du dich bringst, wenn du nicht auf ihn hörst.“ Naruto schüttelte missbilligend den Kopf und wunderte sich innerlich. Ganz oft, wenn er Jun seine Weisheiten präsentierte, hatte er so ein komisches Gefühl. Seltsam, woher das nur kam?

Der Junge ließ geknickt den Kopf hängen. „Entschuldigung, Sensei. Es ist nur ...“ Er sah auf und blickte ganz entschlossen drein. „Ich will auch etwas tun! Ich kann nicht einfach nur abwarten!“

„Hmm ...“ Naruto kratzte sich nachdenklich mit einem Finger an der Wange. „Das verstehe ich ja ...“ Was sollte er ihm sagen? Was würde Kakashi ihm sagen? Er dachte intensiv nach. Als ein guter Lehrer und zukünftiger Hokage musste er viel umsichtiger werden, viel mehr berücksichtigen als er es in seinem Dasein als Überraschungsninja Nummer eins je getan hatte. „Ah!“, machte er da und schlug mit seiner Faust auf seine Handfläche. „Du kannst etwas tun!“, verkündigte er, stolz, dass ihm eine Idee gekommen war.

„Wirklich?“ Jun machte große, hoffnungsvolle Augen. „Was, Sensei, was?“

„Kannst du während meiner Abwesenheit für mich ein Auge auf Hinata und Boruto haben?“

Der Genin salutierte umgehend. „Ich werde sogar beide Augen auf ihnen haben!“

Erfreut über den Eifer seines Schützlings wuschelte Naruto ihm erneut durch die braune Mähne.

 

Kakashi ignorierte es nonchalant, dass Genma ihn die ganze Zeit schief anblickte, während er und seine beiden schwer abzuschüttelnden Bewacher im Büro warteten. Pakkun war unterwegs, um Yamato dabei zu helfen, die anderen zusammenzutrommeln.

„Du planst nicht irgendwas extrem Dummes, oder?“ Der Sonderjonin kaute verärgert auf seinem Senbon herum.

„Glaubst du, man wird Hokage, indem man 'etwas extrem Dummes' tut?“, konterte der Sechste gleichmütig.

„Du schon.“

„Danke für die Blumen.“

Mit zunehmender Nervosität beobachtete Raidou den Schlagabtausch zwischen den beiden – und stöhnte innerlich. War es in Ordnung, so mit dem Hokage zu sprechen? Sollte er etwas sagen? Was war das früher alles einfacher gewesen, mit dem Dritten, den alle als ehrwürdig empfunden hatten und der Fünften, vor der heute noch jeder gehörig Respekt hatte (Respekt, Angst – die Grenzen waren fließend). Oder der Vierte! Eine Seele von Mensch! Wehmütig erinnerte sich Raidou an ihn und an den traurigen Umstand, dass sie ihn damals nicht hatten beschützen können. Er erinnerte sich plötzlich auch daran, dass Minato ihn immer ermutigt hatte, seine Gedanken auszusprechen, statt im Stillen mit sich selbst zu hadern. Er holte Luft.

„Genma, du redest mit dem Hokage. Drück dich angemessener aus.“

Der Getadelte warf ihm einen flüchtigen, fragenden Blick zu, ehe er abwinkte. „Der Hokage ist aber blöderweise Kakashi. Und da ist das angemessen. Hilf nicht ihm, hilf mir.“

Raidou presste seine Lippen wieder fest zusammen. Vielleicht sollte er doch lieber den Mund halten. Er wollte weder Genma in den Rücken fallen, noch den Hokage kritisieren. Letzterer schenkte ihm jetzt ein Lächeln.

„Und deswegen habe ich einen von euch lieber als den anderen“, fügte Kakashi schelmisch hinzu, was Raidou von neuem innerlich seufzen ließ. Wenn er Pech hatte, war Genma nun sauer auf ihn.

Allerdings kam er für den Moment nicht dazu, dies herauszufinden, denn Genma bemerkte plötzlich etwas am Himmel.

„Da kommt etwas!“

Alle drei Männer richteten unverzüglich ihre Aufmerksamkeit auf das Fenster, das Genma geschwind öffnete. Von den vielen kleinen Vögeln, die auf sie zukamen, verschwanden alle bis auf einen und dieser setzte sich mit einem Brief im Schnabel auf den Schreibtisch.

Flugs nahm Kakashi das Schreiben entgegen, öffnete es und las es so, dass keiner der beiden anderen einen Blick darauf werfen konnte – was Genmas Misstrauen nur noch steigerte.

„Und?“, fragte der Sonderjonin.

„Sie gehen darauf ein und wollen wissen, wie lange wir brauchen, um Sasuke ausfindig zu machen.“ Noch während er ihm – betont beiläufig - antwortete, öffnete Kakashi die zweite Schublade an seinem Schreibtisch und entnahm einem sehr kleinen Stapel Papier ein Blatt. „Unnötig zu erwähnen, womit sie drohen, wenn wir uns zu viel Zeit lassen.“ Mit ernster Miene begann er, eine weitere Antwort zu schreiben. „Es geht los.“

Die beiden anderen nickten und folgten ihrem Oberhaupt aus dem Raum hinaus auf das Dach des Gebäudes.

Der Vogel blickte auf den Brief, den Kakashi schnell in eine Tasche seiner Weste geschoben hatte und flog ihnen hinterher.

 

„Haben wir Antwort erhalten?“ Yamato, der mit den anderen Ninja ihres eilig zusammengestellten Rettungstrupps auf dem Dach wartete, sah angespannt zu den Eintreffenden. Kakashi ließ seinen Blick über die wandern, die dort standen: Sai und Naruto, die ihn beide erwartungsvoll und determiniert anschauten, als ob sie ihm sagen wollten, dass sie sofort jedem Befehl, der da kommen mochte, folgen würden. Shino und Kiba (Letzterer war von einem Vogel Sais informiert worden, rasch zurückzukehren und musste für diese Mission auf den erschöpften Akamaru verzichten), Tenten und Lee, sowie Choji, Hanabi und Konohamarus Team, das direkt unisono salutierte, als er vor ihnen stehen blieb. Kakashi wäre lieber drumherum gekommen, die ganz jungen Chunin mitzuschicken, besonders, weil er Ebisu für die Bewachung Konohas im Dorf lassen musste, doch es half nichts. Sie konnten nur auf diejenigen zurückgreifen, die Naruto so nahe standen, dass man von ihnen keinen Verrat fürchten musste.

„Sind alle über die Lage informiert?“, entgegnete Kakashi und Yamato nickte sogleich.

„Alle verfügbaren Shinobi sind anwesend und im Bilde.“

„Uhm, Moment“, wandte Choji ein, „Shikamaru ist nicht da.“

„Das ist wahr“, stutzte Naruto, wie die anderen sichtlich verwundert über die Abwesenheit des Kameraden. „Er ist doch im Dorf, oder?“

„Shikamaru wird nicht an dieser Mission teilnehmen“, erwiderte der Hokage mit einer hörbaren Schwere in der Stimme, welche alle nur noch mehr verwunderte. „Wie dem auch sei, eure Mission startet, sobald der Vogel der Entführer losfliegt. Findet ihr Versteck, informiert die anderen Teams und tretet erst in Aktion, wenn ihr die Situation überblicken könnt und die Verstärkung eingetroffen ist. Sarada Uchihas Rettung hat die oberste Priorität. Wenn ihr sie habt und fliehen könnt, werdet ihr genau das tun. Gebt auf euch Acht. Viel Erfolg.“ Ein Blick des Sechsten auf Sai genügte, damit der Künstler seine Schriftrolle ausbreitete und im Handumdrehen sechs riesige Vögel entstehen ließ, auf welche die Ninja umgehend aufzusteigen begannen. Sechs Weitere ließ er sofort nachfolgen. Auf diese kletterten die Schattendoppelgänger Narutos.

„Wartet auf mich!“, hallte es plötzlich über das Dach und ließ alle, die dort waren, erschrocken innehalten und sich zu der Frau umdrehen, die dort im Türrahmen stand.

„Sakura?“ Naruto schluckte, als er sie sah. Die Kunoichi war besorgniserregend bleich und machte keinen stabilen Eindruck, so wie sich nach dem Aufstieg aufs Dach mit einer Hand am Türrahmen festhielt.

„Nein, Sakura“, sagte Kakashi direkt, in einem Tonfall, der zwischen Mitgefühl und Strenge schwankte und als hätte er ihre Absichten sofort durchschaut. „Es ist schön, dass du wach bist, aber du gehst nicht mit.“

„Woher weiß sie überhaupt ...?“, fragte Raidou perplex, als Genma bereits mit den Augen rollte.

„Shizune ist eine noch miesere Aufpasserin als wir es sind. Ich wette, die Kleine hat alle Infos aus ihr herausgequetscht und sie dann irgendwie überlistet, um abzuhauen.“

Sakuras Miene wurde hart und unnachgiebig, als sie sich sich langsam zu den anderen begab. „Ich komme mit, das steht außer Frage.“

„Wir verstehen deine Gefühle, Sakura“, sagte Yamato, ähnlich wie Kakashi zeitgleich mitfühlend und streng, „doch der Hokage hat Recht: Es ist besser, wenn du hier bleibst.“

„Ihr könnt euch eure Worte sparen“, entgegnete sie resolut. „Nichts und niemand wird mich davon abhalten, meine Tochter zu retten. Wenn du mich nicht mit den anderen gehen lässt“, wandte sie sich an Kakashi, „werde ich alleine gehen. Wenn du mich einsperren lässt, werde ich jedes Gefängnis zerschmettern. Denn ich werde gehen, Kakashi. Komme, was wolle.“

Alle sahen etwas hilflos von Sakura hin zum Sechsten, der ihrem durchdringenden Blick eine kurze Weile stoisch standhielt – bevor er sacht den Kopf schüttelte und Sakura bereits dazu ansetzte, ihre Absichten lautstärker zu verteidigen. Doch Kakashi hob eine Hand, um ihr zu verdeutlichen, dass er etwas sagen wollte:

„Das ist eine heikle Mission, Sakura und absolut niemand der daran Beteiligten darf auch nur daran denken, irgendeinen Alleingang zu versuchen, da dies Saradas Rettung gefährden könnte. Was auch immer du tust, versprich mir, dass du dich an den Plan hältst und keinen Alleingang startest. Du bleibst bei den anderen, du hältst dich an das, was Yamato als Anführer dieser Mission dir befiehlt, du verfolgst keinen Geheimplan, der dich selber in Gefahr bringt. Dann erlaube ich es dir.“

Nun starrten alle verunsichert zu den beiden. Selbst Sakura konnte für einen Moment nichts anderes tun, als ihren alten Lehrer sprachlos und mit großen Augen anzublicken. Ihre Lippen zitterten ein wenig und sie schluckte und blinzelte die Tränen weg, die sich in ihren Augen zu formen drohten. Dann nickte sie entschlossen.

„Ich verspreche es.“

„Ich nehme dich beim Wort.“

Sakura nickte erneut und hauchte „Danke, Kakashi-sensei“, bevor sie sich zu Sai begab, der bereits auf einem der Vögel saß und ihr augenblicklich eine Hand hinhielt, um ihr beim Aufsitzen zu helfen.

„Alles wird gut, Sakura“, sagte er ihr währenddessen. „Ich betrachte dich und Sarada als Teil meiner Familie. Und ich werde meine Familie beschützen.“

Die Kunoichi stutze, ehe sie gerührt erwiderte: „Ich danke dir ebenso, Sai.“

Derweil warf Yamato dem Hokage einen dezent missbilligenden Blick zu. Natürlich hatten sie geahnt, dass Sakura, für den Fall, dass sie Wind davon bekäme, sofort mitkommen wollte, aber eigentlich hatte die Absprache gelautet: „Sakura darf nicht mitkommen. Punkt.“ Yamato seufzte leise. Er konnte Kakashi ja verstehen. Er schloss es nicht einmal aus, dass er an Kakashis Stelle wahrscheinlich auch nachgegeben hätte. Sakura dies auszuschlagen, hätte bedeutet, sie unter Anbu-Bewachung in eine Hochsicherheitszelle werfen zu müssen, um sie von der Verfolgung der Entführer abzubringen. Yamato bezweifelte, dass Kakashi tatsächlich in der Lage wäre, dies seiner Schülerin anzutun. Allerdings musste der Shinobi auch daran denken, wie Sakura damals auf eigene Faust Sasuke hatte erledigen wollen – und in welcher Tragödie dies beinahe geendet hätte. Hoffentlich war das Versprechen, das die Kunoichi nun Kakashi gegeben hatte, ihr genauso heilig wie das, was er und der Sechste sich gegeben hatten.

„Wir holen Sarada zurück. Ihr wird nichts geschehen“, proklamierte Naruto, der hinter Yamato saß, fest entschlossen und bitterernst in Sakuras Richtung. „Das ist anders als bei meinem Versprechen damals. Dieses Mal ist es ein Schwur, Sakura. Und wir alle haben ihn abgelegt.“

Die junge Frau sah zu ihrem blonden Kameraden, der an die Rückholung Sasukes vor so unfassbar vielen Jahren erinnert hatte und unbewusst ihr ins Gedächtnis rief, was sie ihm damals für eine Bürde auferlegt hatte.

„Ja“, antwortete sie ihm mit der gleichen Entschlossenheit, „dieses Mal ist es unser aller Schwur.“

Kakashi ließ noch einmal seinen Blick prüfend über alle wandern, bevor er tief Luft holte.

„Es geht los.“ Er zog den Brief aus seiner Tasche und sofort, als er ihn empor hielt, breitete der kleine Botenvogel seine Flügel aus, schnappte sich das Papier und flog los. Wie zuvor vervielfältigte er sich und die Tintenvögel hoben sogleich zur Verfolgung ab.

Schweren Herzens sah Kakashi ihnen vom Dach des Hokageturms hinterher. Ihm war sichtlich unwohl dabei, die Jüngeren auf eine so undurchsichtige und äußerst gefährliche Mission zu schicken. Er hatte bereits befürchtet, dass Sakura mitkommen würde und so sehr er sich auch gewünscht hätte, sie nicht mitzuschicken … er konnte sie verstehen. Er würde an ihrer Stelle genauso handeln. Wie konnte er sie da aufhalten?

Schnelle Schritte und atemloses Keuchen lenkten die Aufmerksamkeit der drei auf dem Dach verbliebenen Männer zur Treppe. Shizune stürzte diese panisch herauf.

„Sakura … hat mich … ausgetrickst“, schnaufte Shizune, als sie bei ihnen angekommen war. „Sie … hat sich schlafend … gestellt und … mitbekommen, was Ino mir … berichtet hat … und dann ist sie uns … entwischt.“

„Das wissen wir schon“, klagte Raidou.

„Nervt echt total, wenn Jüngere einem auf der Nase herumtanzen, oder?“, warf Genma spöttisch ein, als Kakashi sich an die herbeigeeilte Kunoichi wandte.

„Shizune, holst du bitte Iwashi her?“

Während die Angesprochene verwundert blinzelte und Raidou irritiert stutzte, zuckte Genma erschrocken zusammen. Als wäre das für ihn noch nicht ungewohnt genug gewesen, war seine Mimik zudem mit einem Mal völlig entgeistert. Mit einem beginnenden Wutanfall blickte er zum Sechsten.

„Was hast du getan??“

Die Schlinge zieht sich zu

„Die Mistviecher sind viel zu schnell!“, brüllte Kiba lautstark gegen den Wind, während die Tintenvögel versuchten, mit den kleinen, wendigen Botenvögeln mitzuhalten. „Sie entkommen uns, wenn das so weitergeht! Sai! Können deine Flattermänner nicht schneller fliegen??“

„Das ist leider bereits ihre Höchstgeschwindigkeit“, entgegnete Sai aus der Ferne und knirschte mit den Zähnen. Er konnte Sakuras Anspannung spüren, obwohl sie hinter ihm saß und er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Tut mir leid, Sakura“, fügte er leiser an. „Mein Jutsu ist nicht gut genug.“

„Unsinn“, widersprach sie ihm beinahe harsch. „Ohne dein Gemälde der Bestien hätten wir sie längst aus den Augen verloren.“

„Moment, ich versuche etwas“, schaltete sich Shino ein, der hinter Kiba saß. Nur einen Augenblick später summte eine Schar Insekten aus seinen Ärmeln heraus und schloss zu dem Vogel auf, den Kiba und Shino verfolgten.

„Super, Shino!! Das klappt!“, freute sich Naruto, der zusammen mit Yamato ebenso noch in Sichtweite der beiden anderen Teams war. Choji und Hanabi, Tenten und Lee, das Trio um Konohamaru und Narutos Doppelgänger jagten den Vögeln nach, die in andere Richtungen geflogen waren und waren schon lange nicht mehr zu sehen. Von hier oben konnte Naruto nicht einmal sagen, ob sie sich noch im Feuerreich befanden; so hoch und so schnell rasten sie durch die Lüfte, dass ihnen sogar das Atmen schwer fiel. Der eisige Wind peitschte unnachgiebig in ihre Gesichter. Die kleinen Botenvögel waren flink und agil, ständig änderten sie ihren Kurs, flogen rasante Kurven und Loopings; sie taten alles, um ihre Verfolger abschütteln zu wollen.

Da drehte der Vogel, den Sakura und Sai verfolgten, abrupt ab und flog mit noch höherer Geschwindigkeit auf Shinos Insektenschwarm zu – wo das gefiederte Tier plötzlich auf das Vierfache seiner Größe anwuchs und die Insekten einfach mit einem Happs verschlang. Niedergeschmettert ließ der junge Aburame daraufhin den Kopf hängen, während Kiba weiter zeterte:

„Das soll doch wohl ein Witz sein!! Sind diese Mistkerle echt auf alles vorbereitet??“

Sie konnten gar nicht auf das gerade Vorgefallene reagieren, denn urplötzlich riss Naruto erschrocken die Augen auf.

„Meine Schattendoppelgänger!!“, rief er entgeistert. „Sie sind alle abgeschossen worden!!“

„Abgeschossen?“, wiederholte Yamato alarmiert, doch schon im nächsten Moment bildeten sich aus dem Nichts dunkle, pechschwarze Wolken um sie herum und der Jonin ahnte, was nun passieren würde. „Vorsicht!“, schrie er den anderen entgegen, als bereits ein lautes, bedrohliches Grollen ertönte. Erste Blitze zuckten aus den Wolken und erwischten fast Sai und Sakura, die im letzten Moment ausweichen konnten und dabei zu ihren beiden Teamkameraden aufschlossen. Der Tintenvogel, der Kiba und Shino transportierte, setzte zu einem Sturzflug gen Boden an, als weitere Blitze erschienen und die beiden Shinobi geradezu jagten.

„Was soll das denn jetzt??“, hörten sie noch den durch das unheimliche Grollen beinahe untergehenden Ausruf Kibas, bevor ein Blitz den Tintenvogel traf, er sich auflöste und seine beiden Passagiere in den Wald unter ihnen stürzten.

„Kiba! Shino!“, brüllte Naruto ihnen aufgeschreckt entgegen, aber ihm blieb überhaupt keine Zeit, um sich über die zwei Kameraden Sorgen zu machen. Ein Blitz traf den neben ihnen fliegenden Vogel mit Sakura und Sai darauf und Naruto griff panisch nach der Kunoichi, während Yamato gerade so noch Sai zu fassen bekam.

„Ich hab dich, Sakura!“, schrie der Blondschopf der Freundin entgegen, als einen Augenaufschlag später ein weiterer Blitzschlag sein Ziel traf. Ohne einander loszulassen, fielen die vier Ninja in die Tiefe.

 

„Auauauauau!“ Viel zu hastig richtete Naruto sich auf. Schwarze Tinte lief sein Gesicht herunter und verdeckte ihm die Sicht. „Sakura? Sai? Yamato-taichou? Wo seid ihr? Geht es euch gut?“, fragte er, während er sich eiligst die Tinte mit einem Ärmel von den Augen rieb.

Sai hatte im Fall einen weiteren Vogel gemalt, der sie, kurz bevor sie auf den Boden geknallt wären, aufgefangen hatte. Durch die Wucht ihres Aufpralls war das Gemälde der Bestien jedoch umgehend zerplatzt und ein gigantischer Tintenfleck war alles, was noch von dem Lebensretter übrig war.

„Ich bin hier.“ Sakura kroch aus einem Busch, in den sie nach der Bruchlandung geworfen worden war. Neben ihr stand Yamato langsam auf und rieb sich über den Rücken. Ihm gegenüber saß Sai auf dem Boden und hielt sich mit einer Hand die linke Schulter. Sofort als sie dies sah, ging Sakura zu ihm und musterte die Verletzung.

„Das war äußerst knapp. Gut reagiert, Sai“, lobte Yamato den Jüngeren, doch dieser schüttelte bekümmert den Kopf.

„Es tut mir leid, Sakura“, sagte er ihr, als sie begann, seine Schulter mit ihrem medizinischen Ninjutsu zu behandeln. „Wir haben ihre Spur verloren.“

„Ist noch jemand verletzt?“, fragte die Kunoichi, die Entschuldigung ignorierend.

„Das werden nur ein paar blaue Flecken“, wiegelte Naruto ab.

„Bei mir sind es auch nur leichte Prellungen“, antwortete Yamato und schaute mit ernster Miene empor. Durch das dichte Laub der hohen Bäume war ein grauer, doch Gewitterwolken-freier Himmel zu erkennen, der langsam dunkler wurde. Die Nacht brach herein. „Ich vermute, wir sind nicht als einzige abgeschossen worden. Naruto, was ist aus deinen Schattendoppelgängern geworden?“

Der Angesprochene runzelte die Stirn. „Einige wurden von einem Jutsu getroffen, das aussah wie ein Feuerwerk, andere von irgendetwas Unsichtbarem.“

Yamato ließ seinen Blick vom Himmel in den Wald hinter ihnen wandern. „Sie haben damit gerechnet, dass wir die Botenvögel verfolgen. Deswegen waren sie auf uns vorbereitet.“

„Das heißt ...“, Naruto zog scharf die Luft ein, „die anderen sind auch abgestürzt? Sie haben uns komplett abgeschüttelt?“

„Sakura ...“ Erschüttert sah Sai zu der Kunoichi, die seine Schulter wiederhergestellt hatte und sich auf ihre zitternden Lippen biss, um ihre Tränen zurückzuhalten.

„Wir können im Moment leider nicht nachsehen, ob es den anderen gut geht.“ Yamato drehte sich unruhig und mit verkniffenem Blick in die andere Richtung, als würde er versuchen, dort etwas zu sehen, was nur schwierig zu erkennen war. Vor ihnen lag jedoch nichts als der dunkle, dichte Wald. „Wir haben nicht viel Zeit.“

Wiederholt stutzte Naruto und auch Sai und Sakura blickten fragend zu dem Älteren.

„Was meinst du?“, hakte der Blondschopf nach.

Die Anspannung im Gesicht ihres Kommandanten wich ein wenig einem ermutigenden Lächeln, als er sich erneut seinen Schützlingen zuwandte. „Das Signal ist nur schwach, aber noch kann ich die ungefähre Richtung ausmachen, in die der Vogel geflogen ist.“

Die drei Jüngeren rissen verdutzt die Augen auf.

„Aber … wie ist das möglich?“, fragte Sai.

„Es ist eine Weile her“, antwortete Yamato, das Lächeln beibehaltend, „da hatte ich versucht, mit meinem Holzversteck Papier herzustellen, um Nachrichten nachverfolgbar zu machen. Das Signal, welches das Papier abgab, war aber so schwach, dass ich die Idee nicht weiter verfolgt habe.“

„Soll das heißen …?“, hauchte Sakura ungläubig.

„Häh?“, machte indes Naruto und legte den Kopf schief. „Ja, und?“

„Kakashi-taichou hat die Antwort auf ein solches Papier geschrieben?“, rief Sai aus und ließ so auch bei Naruto merklich den Groschen fallen.

„Wir müssen schnell weiter“, erwiderte Yamato wieder ernst, „ich kann das Papier nur ausfindig machen, solange es in der Nähe ist. Und durch die Vervielfältigung der Vögel haben sie auch das Signal des Papiers erheblich geschwächt.“

„Dann los!“ Sakura sprang auf, zog dabei Sai mit nach oben und keine Sekunde später rannten die vier los. Sie hetzten durch den Wald, der momentan ihr einziger Anhaltspunkt dahingehend war, dass sie sich sehr wahrscheinlich noch im Feuerreich befanden. Bei der Distanz, die sie zurückgelegt hatten, wären sie sonst längst an die Wüste des Windreiches oder an die kälteren Regionen des Nordens gelangt. Naruto konnte nicht ausmachen, wo genau sie jetzt eigentlich waren.

„Sie müssen hier irgendwo sein“, mutmaßte ihr vorneweg laufender Anführer, „das Signal bewegt sich nicht mehr, was heißt, dass ihr Versteck in der Nähe sein muss.“

„Dass sie sich im weniger besiedelten Südosten des Feuerreichs aufhalten, ist clever“, entgegnete Sai, der hinter dem Älteren lief. „Weit genug weg von Konoha, um uns nicht in die Falle zu gehen und doch nah genug, um den Kontakt zum Dorf zu halten.“

Naruto wandte seinen Blick der hinter ihm rennenden Sakura zu, um zu erkennen, ob sie ebenso wusste, wo sie waren.

„Ich habe auch unterwegs den Überblick verloren“, sagte sie ihm, ohne dass er es ansprechen musste. Für einen flüchtigen Moment entspannten sich ihre sorgenvollen Züge. „Zum Glück haben wir zwei Anbu dabei. Sie sind wirklich ein ganz anderes Kaliber als wir.“

Naruto nickte zustimmend, bevor er im nächsten Augenblick plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust verspürte und aufschreiend zu Boden stürzte. Irgendetwas hatte ihn getroffen! Aber was? Sein Blick schnellte zu seinem Brustkorb und doch war dort nichts zu sehen. Aber er spürte es überdeutlich und sehr schmerzhaft, dass dort etwas war. Der junge Jonin versuchte, Luft zu holen, doch zu seinem eigenen Schrecken fiel ihm dies unsagbar schwer.

„Naruto?!“, fragte Sakura erschrocken, als sie alle abbremsten und sich zu dem sich vor Schmerzen windenden Kameraden umdrehten.

„Naruto? Was ist mit dir?“, rief Yamato entsetzt, bevor er scharf die Luft einzog und seine rechte Hand zu seinem aus dem Nichts schmerzenden Brustkorb hochfuhr. Er hatte plötzlich das Gefühl, als hätte sich etwas in seinen Rücken gebohrt. Atemlos nach Luft schnappend, sank er auf die Knie.

„Yamato-taichou?!“ Sai registrierte voller Schrecken, dass auch ihr Vorgesetzter von schlagartigen, unerklärlichen Qualen heimgesucht wurde.

„Sai! Schirm uns ab! Schnell!“, schrie Sakura und packte den am Boden liegenden Naruto hastig an den Schultern, um ihn fortzuziehen. Ohne zu zögern griff Sai nach seiner Schriftrolle und seinem Pinsel und ließ seine zwei gewaltigen Gottheiten aus Tinte entstehen, die mit ihren mächtigen Statur ein Schild für die vier Ninja bildeten. Gleich darauf tat er es der Kameradin gleich und half Yamato hoch, damit sie Sakura und Naruto ins dichte Unterholz folgen konnten.

„Was … was ist das?“ Irritiert blickte Sakura auf eine Art kleinen Pfeil, der mit einem Mal in Narutos Brust sichtbar wurde, nachdem sie den Freund auf dem Boden abgelegt hatte. Die Haut des jungen Jonin war derweil alarmierend fahl geworden und auch er hatte Probleme zu atmen. Sais Blick raste von Narutos Front zu Yamatos Rücken und auch dort wurde plötzlich ein kleiner Pfeil sichtbar.

„Das … scheint … Gift … zu sein“, presste Yamato angestrengt und nun bäuchlings auf der Erde liegend hervor. Er hatte spürbar Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben.

„Shin erzählte mir mal, dass einer der Ne unsichtbare Pfeile abschießen könnte“, erläuterte Sai mit hörbar aufgebrachter Stimme. „Aber ich habe dieses Jutsu nie selbst gesehen.“

Geschwind doch behutsam zog Sakura die Waffe aus Narutos Brust, behandelte die Wunde und rammte dem inzwischen Ohnmächtigen gleich darauf eine Ampulle ihres Universalgegengiftes in den Hals. „Das muss ein sehr starkes Gift sein.“ Die Kunoichi klang fahrig, als sie direkt dazu überging, die gleiche Prozedur bei Yamato durchzuziehen und Sai fühlte bei ihrem Tonfall die Angst in seine Knochen kriechen. Wenn dieses Gift Sakura so beunruhigte, dann musste es schlimm sein. Außerdem waren sie mit den verletzten Kameraden den Ne quasi auf dem Präsentierteller ausgeliefert.

Als hätte er ihnen eine unheilvolles Stichwort geliefert, platzte die erste der beiden Tintengottheiten. Das mussten weitere dieser Giftpfeile gewesen sein.

„Wir können weder die Angriffe noch den Angreifer sehen!“ Panisch blickte Sakura zu dem noch verbliebenen Gemälde der Bestien, während sie versuchte, Narutos Puls an seiner Halsschlagader zu messen. Er war schwach, viel zu schwach. Wirkte das Gegengift nicht richtig?

Mit zitternden Händen malte Sai die nächsten zwei Gottheiten, die erschienen, just als die, die noch übrig gewesen war, ebenso zerplatzte. Er musste sich beruhigen, nachdenken, was jetzt zu tun war. Auf gar keinen Fall durfte er nun kopflos agieren und damit die anderen weiterer Gefahr aussetzen. Sie mussten den Ninja finden, der die Pfeile abschoss, aber wie? Mehr als die Richtung, aus der sie kamen, konnten sie so nicht ausmachen und auch wenn es so schien, dass er nur einen Pfeil nach dem anderen losschicken konnte, so reichte die Zeit dazwischen nicht, um gefahrlos an den Feind heran zu kommen.

„Ihr lästigen Ratten seid uns so nah gekommen? Ites kleine Federviecher konnten euch doch abschütteln.“

Sai erstarrte, als die eisige Stimme hinter ihm und Sakura erklang. Die beiden wirbelten herum und sahen dort eine Kunoichi vor ihnen stehen.

Wie kann das sein??, dachte Sakura, während ihr Hals sich vor Angst zusammenschnürte. Weder Sai noch ich haben bemerkt, dass sie sich uns genähert hat!

„Wir hatten schon geahnt, dass ihr versucht, uns zu verfolgen“, äußerte die Ne verächtlich, ehe ihr kühler Blick auf Sakura landete. „Du bist doch die Mutter des Mädchens, nicht wahr?“

„Wagt es nicht, meiner Tochter etwas zu -“

Die Frau unterbrach sie mit einem spöttischen Laut. „Wir wollen nicht unseren Deal mit dem Hokage gefährden. Aber vielleicht sollten wir dich jetzt doch mitnehmen.“

Sie hat weder einen Geruch, noch eine Aura, fiel es Sai plötzlich auf. Wenn sie diejenige war, die die Spur von Sarada hatte auslöschen können, indem sie alle Gerüche neutralisiert hatte, dann durfte sie auf gar keinen Fall entkommen und auch noch Sakura mitnehmen. Ohne Yamato standen ihre Chancen schlecht, die Entführer zu finden.

Er zuckte vor Schreck zusammen, als eine weitere seiner Tintengottheiten zerplatzte.

„Die Schlinge zieht sich zu“, flötete die Ne amüsiert. „Die zwei Verräter töten wir sowieso, aber noch könntest du das Gefäß des Fuchsgeistes retten, wenn du brav mitkommst.“ Sie zog eine Ampulle aus einer Tasche an ihrem Gürtel. „Na, tauschen wir?“

Das Gegengift? Sakura schluckte. Unter ihren Fingern, die nach wie vor auf Narutos Hals lagen, spürte sie seinen stärker werdenden Puls. Ihr Universalmittel hatte die Wirkung des Toxins zwar nicht vollständig aufgehalten, aber zumindest so weit eingedämmt, dass Naruto stabil war. Wenn sie die Zeit hätte, so war sie sich sicher, dann würde sie ein brauchbares Antidot finden. Nur -

Sie hatte keine Zeit.

„Nicht … Sakura.“ Sie schreckte zusammen, als Yamatos Finger schwach ihre andere Hand streiften. „Geh … nicht mit … ihnen mit. Sie lassen … Naruto auch … so am … Leben.“

„Das ist wahr“, warf Sai – immer noch rastlos, aber nun weniger panisch – ein. „Sie hat es selbst gesagt: Sie sehen in ihm das Gefäß des Fuchsgeistes. Und als solches wollen sie ihn sicher behalten.“

Die Ne knurrte verärgert, kehrte jedoch schnell zu ihrer betont unterkühlten Art zurück. „Ist auch egal. Ihr könnt eh nichts mehr ausrichten.“ Das letzte Gemälde der Bestien zerplatzte. „Ihr habt verloren.“

„Du hast verloren, du geruchloses Stinktier!!“

Eine männliche, sehr sauer klingende Stimme schallte von oben aus den Baumkronen herab und ließ die Kunoichi verdattert nach oben blicken.

„Gatsuga!!“, schrie Kiba, als er sich blitzschnell von dort mit seiner Attacke auf die Ne stürzte. Auch ohne Akamaru war die Wucht seines Jutsus beeindruckend. Die Ne wurde gegen einen massiven Baumstamm geschleudert und kam gerade mal dazu, wutentbrannt den Kopf zu schütteln, bevor aus dem Baumstamm eine gigantische schwarze Masse hervortrat und sie geschwind unter sich begrub.

„Was – was ist das?? Hilfe!!“, schrie sie noch, doch die Masse, die lautstark brummte, ließ nicht von ihr ab. Schlagartig verlor sie das Bewusstsein.

„Das ist interessant.“ Shinos Stimme erklang aus den Baumkronen, bevor er zu den anderen hinabsprang. „Ich hatte die Käfer eben schon in dem Baumstamm positioniert und sie gaben die ganze Zeit bereits ihre lähmenden Duftstoffe in Richtung der Frau ab – aber sie hat sie nicht gerochen.“

„Wahrscheinlich weil sie wirklich alles in ihrer Nähe automatisch neutralisiert“, mutmaßte Kiba. „Zum Glück. Hätte sie dein Käferzeug nicht schon eingeatmet, hätte ich sie womöglich nicht getroffen.“

„Im Übrigen, Kiba, 'geruchloses Stinktier' ergibt keinen Sinn.“

Sprachlos sahen Sakura und Sai zu den beiden, die ihnen zur Rettung gekommen waren. Man konnte den Mitgliedern von Team Acht ansehen, dass sie durch ihren Sturz etwas lädiert waren, doch glücklicherweise schienen sie nicht schwer verletzt. Sais Vogel hatte sie vor seinem frühen Abgang so nah an die Baumkronen gebracht, dass sie auf diese hatten fallen können.

„Das Gegengift!“ Sakura erwachte aus ihrem Staunen mit dem nächsten Schreck.

„Keine Sorge“, beruhigte Shino sie und schon tauchte ein kleiner Insektenschwarm neben der rosahaarigen Frau auf – die Insekten hatten die Ampulle aufgefangen, als Kibas Angriff die Gegnerin getroffen hatte. Er beugte sich zu der am Boden liegenden Ne herunter und öffnete die Tasche an ihrem Gürtel, aus der er eine weitere Ampulle hervorholte. Sakura gönnte sich einen Moment, um auszuatmen, ehe sie Naruto das Antidot spritzte und von Shino die zweite Ampulle entgegennahm.

Plötzlich rümpfte Kiba alarmiert die Nase. „Jemand nähert sich uns!“

„Vorsicht, Shino!!“

Mit einer Geschwindigkeit, die ein menschliches Auge kaum wahrnehmen konnte, sprang die aus dem Gebüsch gesprintete Hanabi vor Shino und schleuderte ihre Attacke der sanften Faust nach vorne. Ein Geräusch erklang, als hätte der so entstandene Wirbel etwas getroffen und eine Sekunde später fiel ein aus dem scheinbaren Nichts erschienener Pfeil zu Boden.

„Scheiße!!“, schimpfte eine Männerstimme in nicht allzu weiter Ferne. „Eine Hyuuga kann ich mal so gar nicht brauchen!!“

„Er haut ab!“ Hanabi setzte dazu an, die Verfolgung aufzunehmen, aber Yamato, der von Sakura das Gegengift erhalten hatte, stoppte sie mit schwacher Stimme.

„Keine … Alleingänge.“ Er machte Anstalten, sich aufzurichten. Sai half ihm so weit hoch, dass Yamato sich sitzend gegen einen Baum lehnen konnte.

„Der … Empfänger des … Briefs … hat sich … nicht bewegt. Sie werden … wahrscheinlich … erneut angreifen.“ Yamato fluchte innerlich. Sein gesamter Körper tat weh und obwohl er merkte, wie das Gegengift langsam zu wirken begann, war er noch nicht in der Lage, sich zu rühren. Die Ne hatte zwar gesagt, dass sie Sarada nichts tun würden, weil sie einen Deal mit dem Hokage hatten, aber trotzdem hatte die Situation sich nun um einiges verschärft. Es gab keine Gewissheit, dass die Entführer sich strikt an die Abmachung hielten; wenn sie Sasuke haben wollten, würden sie ihn auch hervorlocken, indem sie Sarada töteten.

Zudem waren die Ne jetzt gewarnt. Der Ninja, der die Pfeile abschießen konnte, erstattete den anderen wahrscheinlich gerade Bericht. Frustriert und gepeinigt biss Yamato die Zähne zusammen. Sein Kopf schmerzte entsetzlich und er hatte das Gefühl, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Er konnte nicht mit den anderen mitgehen. Naruto ebenso nicht. Außerdem hatte er so ein seltsames Gefühl in seinem Innern, seit die besiegte Kunoichi diesen Deal mit dem Hokage erwähnt hatte. Es klang beinahe so, als hätte Kakashi ihnen irgendetwas angeboten, aber laut dem Sechsten hatte er die Ne doch nur darüber informiert, dass sie Zeit bräuchten, um Sasuke zu finden. Irgendetwas stimmte da nicht.

„Naruto?“ Sakuras Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Die Jonin tätschelte die Wangen des blonden Kameraden, der allmählich zu sich kam. Yamato erfüllte dies für nur einen sehr flüchtigen Moment mit Erleichterung. Sobald Naruto wieder bei Bewusstsein war, würde er versuchen, den Entführern hinterherzulaufen, aber dies war in seinem Zustand zu gefährlich.

„Yamato-taichou“, wandte die Kunoichi sich ernst und mit bebender Stimme an den Ältesten der Gruppe, „ich habe Kakashi-sensei versprochen, nicht auf eigene Faust zu handeln. Aber wenn …“

„Wir gehen zusammen“, beendete Sai zu ihrem Erstaunen ihre erstickte Bitte. „Ist es in Ordnung, wenn ich an Ihrer Stelle die Führung übernehme?“

Yamato erwiderte Sais entschlossenen Blick zuerst stutzend, dann sacht nickend. „Sie müssen etwa 900 Meter in östlicher Richtung von uns sein. Geht. Und bitte passt auf euch auf.“

Die fünf jüngeren Shinobi brauchten nur einen kurzen Blick auszutauschen, ehe sie sich rasch auf den Weg machten.

Besorgt sah Yamato ihnen hinterher. Er wollte Sakura vertrauen, doch es fiel ihm nicht leicht. Bis zu einem bestimmten Punkt in seinem Leben hatte er sich immer höchstens nur um einen anderen Menschen Sorgen gemacht – und das auch nur, weil dieser Mensch ihm mit seinen selbstmörderischen Aktionen stets Grund zur Sorge bereitet hatte (und wenn er ehrlich war, tat derjenige dies immer noch: Er hatte Kakashi schließlich nicht ohne Grund um dieses Versprechen gebeten. Die Sorge um ihn würde nie aufhören). Aber inzwischen waren es so viele, die Yamato um jeden Preis beschützen wollte, dass er mehr denn je verunsichert war, ob er das richtige tat, wenn er Entscheidungen traf.

Wie unfassbar schwierig es war, jemandem voll und ganz zu vertrauen, wenn man Angst um denjenigen hatte.

Er richtete seinen Blick auf die Person neben sich und zwei blaue Augen blinzelten ihn vernebelt und fragend von dort an.

Yamato musste darauf vertrauen, dass sie aufeinander aufpassten.

Nein!

„Ich wusste, da ist irgendetwas faul!“

Raidou zuckte vor Schreck zusammen. Er hatte Genma noch nie so wütend erlebt. Der sonst so coole Mann hatte eben sogar Shizune angeschrien, Kakashis Order zu ignorieren und Iwashi nicht zu holen. Da aber einer von ihnen der Hokage war (und der andere nicht), war Shizune letzten Endes äußerst irritiert doch losgezogen. Nun warteten sie im Büro des Hokage auf das Eintreffen Iwashis.

„Was zur Hölle hast du in diesem Brief geschrieben??“, schimpfte Genma weiter.

Kakashi blieb gelassen. „Das geht dich nichts an.“

„Das geht mich sehr wohl etwas an! Du willst doch schließlich, dass wir dich teleportieren, richtig?“

„Oh nein“, erwiderte Kakashi gefasst, „ich will es nicht, ich befehle es.“

„Du befiehlst es …? Tsk.“ Genma klackte wütend mit seinem Senbon. „Dann verweigere ich den Befehl.“

„Genma!“, rief Raidou erschrocken dazwischen, ratlos, was er sonst tun sollte.

„Siehst du nicht, was er wieder abzieht?“, fuhr Genma den Freund an. „Er hat die ganze Zeit wieder irgendwas Bescheuertes im Hintergrund laufen und wir sollen schön brav mitmachen.“

„Du verweigerst einen Befehl des Hokage?“, fragte Kakashi erstaunlich kühl. „Dir ist schon bewusst, dass so etwas Konsequenzen hat?“

„Verrat mir einfach, was du in dem verdammten Brief geschrieben hast.“

Der Sechste schüttelte den Kopf und blickte ungewohnt streng zu dem Sonderjonin. „Mir reicht es jetzt mit dir, Genma. Es ist eine Sache, wenn du dich im Ton vergreifst, aber es ist etwas Anderes, wenn du Befehle verweigerst. Ich bin der Hokage und wenn du meinen Anweisungen nicht folgst, landest du als Abtrünniger im Gefängnis.“

Raidou war bei dieser Ansprache ganz bleich geworden. Er hatte Kakashi schon oft bitterernst erlebt, aber so? Der Älteste der Runde konnte sich nicht entsinnen, ihn je dermaßen strikt und bedrohlich gegenüber einem Kameraden erlebt zu haben. Die gesamte Situation war so unheimlich geworden, dass es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Sicher bemerkte Genma dies auch und würde nun endlich zur Vernunft komme-

„Gefängnis?“ Genma zog eine Augenbraue hoch und lachte abfällig. „Okay! Meinetwegen wirf mich ins Gefängnis, aber dann teleportiert dich keiner.“

Seine saloppe Reaktion ließ Kakashi verstimmt die Zähne aufeinander beißen. Sein Unglück war es, dass bisher noch keine Nachfolger für die drei Anwender des Hiraijin gefunden worden waren. Er hatte ihnen den Auftrag erteilt, jüngere Shinobi zu finden, die das Jutsu erlernen sollten, allerdings war das Hiraijin eines der Künste, die so schwer waren, dass bisher alle Anwärter daran gescheitert waren. In der Tat war diese Form des Jutsus nur entstanden, weil niemand in der Lage gewesen war, die Kunst des Vierten eins zu eins zu erlernen. Minato hatte diese drei ausgesucht und ausgebildet und Kakashi war damals angefressen gewesen, weil Minato anscheinend gar nicht daran gedacht hatte, ihm das Jutsu beizubringen. Er konnte sich an das weise lächelnde Gesicht seines Meisters erinnern, als wäre es erst gestern gewesen, dass er ihm von dem harten Training erzählt hatte.

Weißt du, Kakashi, wie es aussieht, ist es für die meisten Ninja zu schwierig, diese Kunst alleine zu meistern. Aber mir gefällt der Gedanke, dass die drei zusammenarbeiten müssen, um sie anzuwenden. Ich bin mir ganz sicher, dass sie damit in Zukunft viele Menschen beschützen werden.“

Kakashi seufzte innerlich, ohne seine strenge Miene nach außen hin aufzugeben. Die drei waren IHRE Leibwächter, Sensei. Sie sollten SIE beschützen. Es war so typisch für den Vierten gewesen, dass er nur an andere gedacht hatte.

„Wenn du weiterhin den Befehl verweigerst“, fuhr der Hokage fort, als ihm bei seinen wehmütigen Erinnerungen eine Idee gekommen war, „dann wird das als gemeinschaftliches Vergehen gewertet und Raidou und Iwashi landen ebenso im Gefängnis.“

„Moment, was?“ Raidou riss entsetzt die Augen auf und sah panisch zwischen dem Sechsten und Genma hin und her.

Letzterer hatte durch diese Drohung nun doch seine Coolness verloren. „Das kannst du nicht machen.“ Fassungslos und zornig starrte er den Hokage an.

„Doch. Kann ich.“

Eine Pause entstand, in der man die gereizte Atmosphäre regelrecht spüren konnte. Sie war erdrückend und jedem Anwesenden ein Zeichen, dass der Hokage jedes Wort ernst meinte. Todernst.

„Scheiße!“ Genma schleuderte wütend sein Senbon in eine Wand und ließ damit Raidou ein weiteres Mal zusammenzucken.

Kakashis stoischer Blick wanderte zu der Nadel, die nun in der Wand steckte, und zurück zu ihrem Besitzer, der sich dazu zwang, durchzuatmen.

„Okay“, sagte der langhaarige Sonderjonin schließlich ruhiger, „versuchen wir, das zivilisierter anzugehen: Du verrätst uns, was du geschrieben hast und dann entscheiden wir weiter.“

„Du entscheidest für Raidou und Iwashi mit?“ Kakashi sah zu Raidou, der sichtlich damit haderte, etwas zu sagen.

„Verrate es uns doch einfach“, brachte der nervöse Brünette endlich hervor. „Dann überzeuge ich Genma davon, Vernunft anzunehmen.“

Merklich verstimmt über diesen Vorschlag, warf der Erwähnte dem Kameraden einen angesäuerten Blick zu.

Der Sechste seufzte. Es war natürlich nicht seine Intention gewesen, Genma und Raidou zu entzweien und Minato-sensei würde über diese ganze Aktion sehr wahrscheinlich missbilligend den Kopf schütteln, aber Kakashi sah sich mit dem Rücken zur Wand stehend. Sein Plan beinhaltete das Hiraijin, allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Genma sich so querstellen würde. Ausgerechnet Genma. Dass er nun zu solchen Tricks greifen musste, um seinen Plan weiterverfolgen zu können …. Aber wenn es ihm jetzt gelingen würde, Raidou zur Kooperation zu bringen, dann müsste der eigentlich so gefasste Sonderjonin mitziehen. Es war vollkommen ausgeschlossen, dass Genma Strafen für seine beiden Kameraden riskierte und besonders an dem folgsamen Raidou lag ihm viel – obwohl er dies noch nie offen ausgesprochen hatte.

„Na schön“, sagte Kakashi schließlich, „ich habe den Entführern geschrieben, dass sie, da Sasuke nicht so schnell auffindbar ist, mich an seiner Stelle haben können.“

Die rötlichen Strahlen der Abendsonne fielen in das nun gespenstisch stille Büro des Hokage. Die beiden Sonderjonin blickten ihren Vorgesetzten wortlos an.

„Warte“, gab Genma nach einer gefühlten Ewigkeit von sich, „ich habe gerade verstanden, du willst dich den Ne ausliefern.“

„So würde ich es nicht formulieren.“

Irritiert deutete Genma ein Kopfschütteln an. „Was glaubst du, werden die Ne denn tun, wenn sie dich in die Finger kriegen?“

„Ich denke, sie werden versuchen, mich zu töten“, antwortete Kakashi so ruhig, dass jeder im Raum deutlich spüren könnte, wie der Zorn des langhaarigen Shinobi wieder wuchs.

„Und das sollen wir jetzt so hinnehmen?“

„Nicht, wenn Naruto und die anderen in der Zwischenzeit Sarada in Sicherheit bringen und wir die Entführer angreifen können.“

„Das ist dein Plan?!“, entfuhr es Genma schließlich. „Das ist eine Scheißidee und du bist komplett irre und wirst dabei draufgehen!“

„Es gibt keine andere Möglichkeit.“ Kakashi wurde ebenso lauter, doch er versuchte, seine Emotionen unter Kontrolle zu behalten. „Wenn wir ihnen lediglich gesagt hätten, dass wir Sasuke erst suchen müssen, hätten sie das als die Hinhaltetaktik verstanden, die es auch ist und es wäre gefährlich für Sarada geworden. Ich hatte ihnen vorgeschlagen, mich gegen Sarada zu tauschen, aber darauf sind sie nicht eingegangen, weil sie irgendjemandes Kopf rollen sehen wollen. Das Wichtigste ist, Sakuras Tochter zu retten. Das ist das einzige, was zählt.“

„Und du willst, dass wir da mitmachen - nein, du willst, dass wir dich ausliefern?“ Genma sah ihn ungläubig und aufgebracht an.

„Wie ich schon sagte: Es ist ein Befehl“, entgegnete Kakashi stoisch und zunehmend genervt davon, dass der Andere sich so querstellte. Es galt, ein Versprechen zu halten, das musste Genma doch begreifen!

„Das tun wir nicht.“

Die leise geäußerten Worte des dritten Mannes im Raum ließen Kakashi und Genma verwirrt zu ihm schauen.

„Raidou?“, hakte Letzterer nach. „Was hast du gesa-“

„Das tun wir nicht!“ Der Angesprochene hob abrupt Kopf und Stimme und wiederholte seinen Satz derart erzürnt, dass der Sechste verschreckt zusammenzuckte. „Wie kannst du so etwas überhaupt von uns verlangen?? Vielleicht hat Genma Recht und du bist wirklich nicht ganz zurechnungsfähig!“

Angesichts dieses Wutausbruchs tauschten die beiden anderen irritierte Blicke aus. Keiner von ihnen hatte es sich auch nur vorstellen können, dass Raidou so wütend werden könnte. Ausgerechnet Raidou.

„Wir sollen den Hokage beschützen und nicht absichtlich Gefahr aussetzen!“, polterte dieser weiter. „Du willst Sakuras Tochter retten, aber denkst du denn nicht, dass dein Leben ebenso beschützt gehört?! Du bist der Hokage, du bist für ein ganzes Dorf verantwortlich, dieses Dorf braucht dich! Hast du daran schon einmal gedacht?! Wir alle wissen, dass du dein Leben für unsere geben würdest, aber das macht den Gedanken für uns nicht leichter, dass du tatsächlich sterben könntest! Wir waren die Leibwache des Vierten, wir wollten ihn beschützen! Wir wollten ihn so sehr beschützen und am Ende haben wir überhaupt nichts für ihn tun können! Wir mussten hilflos mitansehen, wie der Dritte gestorben ist und konnten nicht verhindern, dass die Fünfte sich für die Bewohner des Dorfes in Gefahr gebracht hat! Und der Sechste wäre uns beinahe schon einmal genommen worden! Ich weiß, dass du dir vorstellen kannst, was für ein Gefühl das ist! Und trotzdem verlangst du so etwas von uns! Du bist nicht nur unser Hokage, Kakashi! Du bist unser Freund! Wir lieben dich und wir können dich nicht sterben lassen!“

Erneute Stille legte sich über das Büro, als Raidou nach seinem langen, in einem Atemzug vorgetragenen Monolog tief Luft holte und seinen Blick wieder senkte.

Ein wenig bedröppelt sah Kakashi zu dem Brünetten, der gerade einer Menge angestautem Kummer Luft gemacht hatte.

Daran hatte er in der Tat nicht gedacht. Ironischerweise war es ihm nicht in den Sinn gekommen, dass er etwas dermaßen Schmerzhaftes von ihnen verlangte. Ausgerechnet ihm, der so viele Menschen nicht hatte beschützen können und bis heute davon verfolgt wurde. Er hatte zwar daran gedacht, dass – wenn alles schief ging und er wirklich sein Leben verlieren würde – dies sicherlich Yamato und den Rest von Team Sieben treffen würde, aber es war so tief in Kakashis Innern verwurzelt, dass andere Leben wichtiger waren als sein eigenes, dass er gar nicht weiter hinterfragte, wie schlimm sein Tod für andere tatsächlich wäre - und wer alles davon betroffen wäre. Er setzte darauf, dass sie es verstanden; dass sie es nachvollziehen konnten und zu der exakt gleichen Schlussfolgerung wie er kamen: Dass dies der einzige Weg war.

„Hör mal“, sagte Genma ruhig in die aufgekommene, seltsame Stille hinein, während er ein neues Senbon aus einer Tasche zog, „du glaubst immer noch, du müsstest alles alleine lösen, als wäre dein Opfer eine Universallösung für alle Probleme, aber das ist nicht wahr. Wir sind Kameraden und wir kümmern uns umeinander. Mir war von Anfang an klar, dass du nicht hier herumsitzen und abwarten wirst. Wenn du wirklich dahin willst, wenn du wirklich zu diesen Entführern willst, dann bringen wir dich dahin. Aber nicht, um dich auszuliefern, sondern um mit dir zu kämpfen.“

Für die zwei Sonderjonin unsichtbar, formte sich ein kaum wahrnehmbares, betrübtes Lächeln unter Kakashis Maske. Er hatte das Teamwork außer Acht gelassen. Ausgerechnet er.

„Ich habe etwas Unmögliches von euch verlangt, verzeiht mir bitte“, sagte er viel leiser als in der vorangegangen Diskussion. „Manche alten Gewohnheiten lassen sich wohl leider nie so ganz ablegen. Es war unbedacht von mir, diese Krise allein lösen zu wollen.“

„So etwas kann den Besten ihrer Art passieren.“ Genma zuckte mit den Schultern und steckte sich das neue Senbon in den Mund. „Du hast ja uns, damit wir auf dich aufpassen. Und wer hätte gedacht, dass Raidou so ausrasten könnte?“, fügte er amüsiert grinsend und mit Blick auf den nun peinlich berührt den Boden fixierenden Kameraden hinzu.

Bevor ein weiteres Wort fallen konnte, wurde die Tür aufgerissen und Iwashi stürzte hinein. „Ich sollte kommen?“ Er erblickte Genma und Raidou und stutzte. „Sollen wir jemanden teleportieren?“

„Oh ja“, antwortete Kakashi entschlossen und mit nun sichtbarem Lächeln im Gesicht, „wir schicken den Rettungsteams Verstärkung.“

Auf Genmas Zeichen hin stellte der übertölpelte Iwashi sich mit den beiden anderen um den Hokage auf, um das Hiraijin vorzubereiten – was die in diesem Augenblick eintreffende Shizune noch mehr verstörte.

„Shizune“, sagte Kakashi ihr, „pass mit Gai zusammen auf das Dorf auf. Ich habe mithilfe von Sai bereits Tsunade benachrichtigt. Da sie nicht zu weit weg wollte, müsste sie die Nachricht schon erhalten haben und auf dem Weg hierhin sein.“

„Was?“, entgegnete sie verdattert. „Wie? Was hast du – was habt ihr …?“ Sie kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu beenden, denn die vier Männer verschwanden vor ihren entgeisterten Augen.

 

„In 200 Metern geht es aus dem Wald raus!“, rief Hanabi ihnen zu, während sie in die Richtung rannten, die Yamato ihnen genannt hatte. Die Hyuuga bildete mit ihrem Byakugan das Schlusslicht ihrer Gruppe. Nur Hanabi konnte die Pfeile sehen, die immer noch eine akute Gefahr für sie darstellten.

„Verstanden!“, antwortete Sai und fühlte bei jedem Schritt die Last, die nun auf seinen Schultern lag. Er hatte schon mehrmals Teams für einzelne Missionen angeführt und in seiner Position als Einsatzleiter bei der Polizei von Konoha befehligte er oft viele Leute, aber nichts davon war vergleichbar mit dem, was er gerade schultern musste. Sakura, Kiba, Shino und Hanabi – sie alle unterstanden momentan nicht einfach seinem Befehl; nein. Sie standen unter seinem Schutz. Er war für sie alle verantwortlich. Und natürlich ebenso für die Rettung Saradas.

„Shino, kannst du deine Insekten vorschicken?“, fragte Sai den hinter ihm laufenden Shinobi.

„Der Großteil meiner Späh-Käfer ist von diesem Vogel gefressen worden“, entgegnete dieser resigniert. „Aber ein paar habe ich noch.“ Shino bremste ab und gleich nachdem er (und mit ihm die anderen) stehen geblieben war, flog ein halbes Dutzend kleiner Insekten aus seinem Ärmel.

Kiba nutzte den Moment, um seine Nase in die Luft zu recken. „Das Terrain ändert sich gleich. Ich rieche Felsen.“

Sai warf einen flüchtigen Blick zu Sakura, die schweigend und vor Anspannung bebend in die Richtung schaute, in die sie unterwegs waren. Es war dunkel geworden. So vorsichtig er auch sein wollte, sie mussten sich trotzdem beeilen.

„Weiter!“

Auf den Befehl ihres neuen Anführers hin setzte die Gruppe sich wieder in Bewegung und erreichte bald darauf das Ende des Waldes. Wie Kiba es gerochen hatte, standen sie nun auf felsigem Grund. Hier und da lagen mächtige Gesteinsbrocken umher und in nicht allzu weiter Ferne konnten sie im Licht des Mondes erkennen, dass sich ein riesiges Felsenmassiv aus der Ebene vor ihnen erhob.

„Also, wenn ich so eine Ratte wäre und ein Versteck bräuchte“, äußerte Kiba verächtlich, „dann würde ich darauf setzen, dass in so einem Felsen irgendein Loch ist, in das ich mich verkriechen kann.“

Sai gab ihnen ein Zeichen, damit sie erneut stehen blieben. Frontal zu stürmen war zu gefährlich. Die Ne erwarteten sie mit Sicherheit.

„Wir müssen einen Weg finden, ungesehen zu-“

Ein lautes Zischen und ein noch viel eindringlicher Knall unterbrachen ihn harsch. Grelle Farben blitzten auf einmal am Nachthimmel auf.

War das … ein Feuerwerk?

Der blasse Shinobi erschrak. Hatte Naruto nicht erwähnt, seine Schattendoppelgänger wären von einer Art Feuerwerk abgeschossen worden?

„Das ist ein Jutsu!“, warnte er in den Krach der Explosionen hinein, als Hanabi plötzlich aufschrie.

„Meine Augen!“

Sakura wirbelte zu ihr herum und wich dabei unbeabsichtigt dem Angriff des Feindes aus. Sie spürte nur, wie ein brennender Hauch sie am Arm streifte. Blitzschnell setzte sie eins und eins zusammen und durchschaute die Kunst des Gegners.

„Die Funken des Feuerwerks gehen kontrolliert auf uns nieder!“

Geistesgegenwärtig malte Sai einen Vogel, der die Ausmaße seiner normalen Tintenvögel überstieg. Anstatt mit ihm zu fliegen, breitete dieser hier seine Flügel aus, um die vier Konoha-Ninja abzuschirmen.

„Hanabis Augen wurden von den Funken getroffen.“ Sakura hielt ihre grün leuchtenden Hände über die Augen der Jüngeren, als Kiba unversehens erstarrte.

„Die Ratten sind aus ihrem Loch gekrochen.“

Der Tintenvogel wurde von unzähligen Kunai und Shuriken unter Beschuss genommen, die eine heranrückende Truppe von Verstärkung geschleudert hatte. Sais Jutsu gab der brachialen Gewalt des Angriffs nach und löste sich auf, sodass die vier, die darunter Schutz gesucht hatten, Auge in Auge mit etwa 20 feindlichen Ninja standen.

„Ihr habt Mi besiegt?“, sagte ein ihnen nicht sichtbarer Mann aus der Mitte der Gegnerschar verwundert. „Na ja.“ Er zuckte ungesehen mit den Schultern. „Sie hatte noch nie zu unseren Besten gehört.“

„Es riecht nach Gift!“, schrie Kiba und plötzlich dämmerte es Sai, woher ihm diese Stimme bekannt vorkam.

„Auseinander! Teilt euch auf! Er wirft diese Giftpfeile!“

„Ah, Danzous früherer Liebling hat das Kommando übernommen, wie?“ Der Ne lächelte ein boshaftes Lächeln, bevor der Pfeil, den er zwischen den Fingern hielt, unsichtbar wurde und er seine Hand hob, um ihn zu schmeißen.

„Fleischbombenpanzer!!“

„Häh?“, machte der Mann verwundert, bevor eine gigantische Kugel brüllend in die Reihen der Feinde rollte und sie dieser ausweichen mussten.

„Konoha-Wirbelwind!!“, ertönte es da, während gleichzeitig ein Regen aus Kunai auf die Gegner niederprasselte, der dem gleich kam, den sie selbst abgefeuert hatten.

„Schnell, hierher!“ Tenten rief aus einiger Entfernung hinter einer Felsengruppe zu den anderen hinüber, während Lee und Choji durch die Gegner wirbelten und sie ablenkten.

„Bringt ihr Hanabi da rüber, wir helfen den anderen!“, äußerte Kiba entschlossen und wartete Sais Zustimmung nicht einmal ab, ehe er sich ins Getümmel stürzte.

„Kiba und ich übernehmen den Giftkerl“, sagte Shino ruhig. „Kiba kann sein Gift riechen, wenn er nahe genug dran ist und ich kenne mich gut mit Toxinen aus.“ Um seine Aussage zu untermalen, ließ der Aburame weitere Käfer aus seinen Ärmeln krabbeln. „Beeilt euch.“ Auch er wartete keine Reaktion Sais ab, bevor er Kiba hinterherlief.

Der nicht um Erlaubnis gefragte Anführer wechselte einen schnellen Blick mit Sakura, ehe sie sich beide die verletzte Hanabi schnappten und unter dem Schutz von Tentens anhaltendem Kunairegen zu der Kunoichi in Deckung liefen. Dort staunten sie nicht schlecht, denn bei der Waffenexpertin hockten Konohamaru, Moegi und Udon – wobei Ersterer von Letzteren festgehalten wurde.

„Ich will helfen!“, meckerte der Jugendliche.

„Der Hokage hat gesagt, wir sollen nicht kämpfen!“, gab Moegi maulend zurück.

„Auch wenn nicht alle Gegner auf Anbu-Niveau sind“, erläuterte Udon, „wir wären den ganzen Jonin nur im Weg und keine Hilfe.“

„Hanabi muss dringend nach Konoha zurück, um behandelt zu werden“, presste Sakura gepeinigt hervor. Offensichtlich fühlte sie sich schuldig für das, was passiert war. Und gleichzeitig erdrückte sie die Angst um ihre Tochter immer mehr. Sai löste seinen Blick von der Kameradin und starrte – seine Hände zu Fäusten ballend – gen Boden.

Was sollte er tun? Wie sollte er sie alle in Sicherheit bringen? Jemand wie der Hokage oder Yamato-taichou würde in so einer Lage einen rettenden Einfall haben und die richtige Entscheidung treffen, ging es ihm durch den Kopf. Aber er? Er fühlte sich nutzlos. Sai zwang sich dazu, durchzuatmen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. Alles hing von ihm ab. Wenn er schon nicht denken konnte wie Kakashi oder Yamato, dann doch vielleicht wenigstens wie …. Er entspannte seine Hände und blickte auf.

„Tenten, wie habt ihr uns überhaupt gefunden?“

„Moegi hat Sensorfähigkeiten“, erklärte die Angesprochene knapp, während sie die nächste Schriftrolle mit martialischem Inhalt öffnete.

Sai sah zu dem erwähnten Mädchen und ihren beiden Teamkameraden. Ja. Das könnte klappen. Naruto würde es vielleicht genauso machen.

„Ihr könnt helfen.“

Mit diesem kurzen Satz hatte der blasse Jonin die volle Aufmerksamkeit Konohamarus. „Wirklich? Wie?“

„Mit Moegis Sensorfähigkeiten findet ihr den Weg zurück nach Konoha und könnt Hanabi retten.“

Konohamaru wirkte nicht wirklich zufrieden mit dieser Aufgabe, so wie er nun eine unzufriedene Grimasse zog, doch Sai lächelte sein übliches Lächeln, als er hinzufügte: „Das Wohl der Teamkameraden kommt immer zuerst. Das hat Naruto dir bestimmt beigebracht, oder?“

Schlagartig änderte sich die Haltung des Jüngeren. Ob es die Erwähnung des Teamgeistes oder die des verehrten Vorbilds war, war an dieser Stelle nicht einmal wichtig. Konohamaru nickte entschlossen. „Verlass dich auf uns!“

Sai zog sein Tintengefäß hervor und blickte ernst darauf. Sein Inhalt neigte sich langsam dem Ende zu. Nichtsdestotrotz malte er mehrere Löwenhunde auf seine Schriftrolle. „Ihr bringt Hanabi mit ihrer Hilfe nach Hause. Wir sorgen dafür, dass die Feinde euch nicht verfolgen.“ Er konzentrierte sein Chakra (von dem auch schon einiges verbraucht worden war) und ließ die Bestien erscheinen. Geschwind waren Moegi und Udon, sowie Konohamaru und Hanabi, die sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihm festhielt, auf zwei der Hunde gestiegen.

„Tenten, kannst du ihnen eine Möglichkeit zur Flucht verschaffen?“

Die Kunoichi nickte, holte zwei weitere Schriftrollen hervor und aktivierte diese umgehend. „Beeilt euch! Es muss schnell gehen!“

Die Kugeln, die den Rollen entsprangen, verteilten sich zwischen ihrem Versteck und dem Anfang des Waldes. Sie explodierten und hüllten ihre nahe Umgebung in dichten Rauch. Die Löwenhunde ritten mit ihren Passagieren sofort in diese Richtung los, während die anderen Bestien sich zu den Konoha-Ninja ins Kampfgeschehen stürzten und jeden Feind, welcher der dichten Rauchwolke zu nahe kommen wollte, angriffen.

„Du hättest sie begleiten sollen“, sagte Sakura mit immer erstickterer Stimme. Sie versuchte immer stärker und immer vergeblicher, ihre Verzweiflung zu unterdrücken.

„Das geht nicht. Ich begleite dich“, erwiderte Sai so entschlossen, dass es sie zusammenzucken ließ. „Du hast Kakashi-taichou geschworen, nicht alleine loszuziehen und ich habe geschworen, euch alle zu beschützen. Also werden wir beide nun Sarada befreien.“ Sai zwang sich, nicht darüber zu grübeln, wie in aller Welt sie beide allein dies bewerkstelligen sollten. Naruto würde es so machen, nicht wahr? Das war alles, woran er sich im Moment festhalten konnte.

Ablehnend deutete Sakura ein Kopfschütteln an. „Wenn dir etwas zustößt, werden Ino und Inojin-“

„Wenn es Inojin wäre“, fiel er ihr ins Wort, „würdest du das Gleiche für mich tun, oder?“

Sakura schluckte und vereinzelte Tränen rannten ihre Wangen hinab. Dann wischte sie diese mit ihrem Handrücken weg und nickte. Nur einen Wimpernschlag später erschienen zwei Tintendoppelgänger von ihnen vor ihr.

„Wir klettern von hier die Felsformation hinauf. Die Doppelgänger sollten uns genügend Zeit verschaffen, um ungesehen einen Weg in das Massiv zu finden.“ Sais Hand verkrampfte sich unbemerkt um das fast leere Tintengefäß.

 

„Was soll das heißen, sie sind alleine weiter??“ Naruto war außer sich und startete einen extrem ungelenken Versuch, auf die Beine zu kommen. Kaum stand er, fiel er mit dem Gesicht zuerst auf die Erde zurück.

„Au.“

Yamato seufzte. Diese unfreiwillig komische Einlage sollte zumindest weitere Überzeugungsversuche seinerseits, dass sie abwarten mussten, bis das Gift abgebaut war, überflüssig machen. Hoffte er. Allerdings wusste er, mit wem er es hier zu tun hatte.

„Naruto, lass es. Du machst es nur schlimmer, wenn du herumzappelst“, stöhnte er angesichts des nächsten Anlaufs des Jüngeren, aufzustehen.

„Ich kann doch nicht hier einfach abwarten! Wie kannst du so ruhig bleiben? Machst du dir gar keine Sorgen um sie?“

„Ich bin nicht ruhig“, entgegnete Yamato ungewohnt harsch. „Ich bin mindestens so besorgt wie du, aber ich weiß, dass das, was du gerade machst, sinnlos ist.“

Mit hängenden Schultern setzte sich der Blondschopf auf und blieb erstaunlich still sitzen. „Entschuldige“, sagte er zur Überraschung des Anderen, „das war unbedacht von mir. Ich weiß, dass du und Kakashi-sensei euch immer Sorgen um uns macht.“

Verwundert sah Yamato seinen einsichtigen Schützling an. Der Anblick entlockte ihm ein schwaches Lächeln. „So viel Vernunft hast du ja noch nie an den Tag gelegt, Naruto. Mir scheint, die Sorge um deinen eigenen Schüler lässt dich allmählich reflektierter werden.“

„Reflek-was?“

„Nicht so wichtig.“ Trotz der bangen Lage musste Yamato amüsiert den Kopf schütteln. Wenn ihm jetzt doch nur noch etwas einfallen würde, um Sai und Sakura zu helfen. Doch im Moment waren er und Naruto mehr Ballast als Hilfe. Von neuem ergriff ein Gefühl von Angst sein Herz. Was, wenn Sakura und Sai etwas zustoßen sollte? Oder die Mission scheiterte und Sarada …. Erschrocken brach er den Gedanken ab. Nein, nichts in der Welt könnte einen solchen Schmerz heilen. Was würde Kakashi in so einer Situation tun? Irgendetwas Lebensmüdes, so viel war sicher. Aber er selbst konnte sich gerade kaum rühren.

Senpai, ich tue etwas Unverzeihliches. Ich lasse deine Schüler im Stich. Ich könnte es verstehen, wenn du mir dies nicht verzeihen würdest.

„Yamato-taichou?“, fragte Naruto besorgt nach, als er bemerkte, wie die Miene des Älteren immer betrübter wurde.

„Ich wünschte wirklich, Naruto, wir könnten etwas tun. Wirklich. Von ganzem Herzen.“

Eine Windböe kam auf und plötzlich – klappte Yamato der Kiefer nach unten. Vor ihnen standen Kakashi, Genma, Raidou und Iwashi.

„Wie … was … wo … häh?!“, entfuhr es Yamato ungelenk und übertölpelt.

„Was ist mit euch?“, sagte Kakashi anstelle einer Begrüßung und mit gerunzelter Stirn. Die beiden Kameraden, die da vor ihm auf dem Boden saßen, sahen alles andere als gesund aus.

„Einer der Gegner arbeitet mit Gift, aber Sakura hat uns bereits das Gegenmittel verabreicht.“ Der brünette Jonin blinzelte die Neuankömmlinge immer noch mit großen Augen an.

„Du schreist immer 'Hier!', wenn es irgendwo Gift gibt, oder?“ Genma hob kopfschüttelnd eine Augenbraue.

„Kakashi-sensei!“, warf Naruto ein, der die aus dem Nichts aufgetauchte Gruppe bis eben skeptisch angeguckt hatte. Es war ja nicht auszuschließen, dass er Halluzinationen hatte – doch so wie es schien, waren die Leute vor ihm tatsächlich real. „Sakura und Sai und die anderen sind in diese Richtung weiter! Yamato-taicho sagt, die Entführer würden sich dort verstecken.“

Der Hokage blickte in die Richtung in die Narutos nur schwerfällig angehobene Hand zeigte und atmete aus. „Alles klar. Iwashi, du bleibst bei den beiden. Genma und Raidou, ihr kommt mit mir.“

„Hört, hört.“ Genmas Grinsen irritierte jeden, der nicht bei der vorangegangen Diskussion dabei gewesen war.

Kakashi blickte noch einmal zu den beiden am Boden Sitzenden. „Wir beeilen uns. Benehmt euch.“

Narutos Gesichtszüge entspannten sich merklich. Kakashi-sensei war da. Er würde den anderen zu Hilfe kommen. Er würde sich darum kümmern. Yamatos Gesichtszüge wurden derweil von einer Erkenntnis übermannt.

„Moment mal ...“, sagte er mit steigender Fassungslosigkeit. „Habe ich eine Hiraijin-Markierung?“

„Wir gehen dann.“

„ICH HABE EINE HIRAIJIN-MARKIERUNG?! WIESO HABE ICH EINE HIRAIJIN-MARKIERUNG?!“

Die davon stürmende Dreiergruppe drehte sich trotz seines Brüllens nicht noch einmal um.

Verräter

Die Nacht war in Konoha angebrochen, als Ino mit einem langen Seufzer durch die Flure des Hokage-Turms ging. Ihre Gedanken waren voll und ganz bei dem Rettungstrupp. Ob sie die Entführer einholen konnten? Waren sie inzwischen bei Sarada? Ging es Sai gut und was mochte wohl in Sakura vorgehen? Der Blondine entwich ein leises Grummeln. Sakura war so schrecklich unvernünftig!!

Aber andererseits … hätte sie an ihrer Stelle genau das Gleiche getan. Wenn jemand es auch nur wagen würde Hand an Inojin zu legen, würde sie komplett durchdrehen. Und sie hatte noch Sai an ihrer Seite. Sakura war mehr oder weniger allein mit ihrer Sorge um ihre Tochter.

Nein, auch das stimmte so nicht. Die Verrückten von Team Sieben waren ja noch da und bei denen bedeutete der Schmerz des einen auch den Schmerz des anderen. Als Sai aufgebrochen war, hatte sie es gespürt. So entschlossen, so bereit Berge zu versetzen, hatte sie ihren Ehemann noch nie erlebt. Sarada war nicht einfach die Tochter von Sakura und Sasuke, sie war ein Teil von Team Sieben. So wie es Inojin auch war. Irgendetwas an diesem Gedanken beruhigte Ino trotz der momentanen Krise ungemein.

Doch, war es nicht seltsam, was sie gehört hatte? Wegen dieses Gerüchts war sie zu dieser späten Stunde überhaupt noch unterwegs. Es konnte nicht sein. Es war geradezu ausgeschlossen.

Allerdings war es ein Fakt, dass Shikamaru - ihr Gefährte, ihr Kamerad, ihr Freund - nicht mit den anderen mitgegangen war. Und das anscheinend auf ausdrücklichen Befehl des Hokage.

Warum verzichtete der Sechste in dieser Notlage auf einen so fähigen Shinobi? Die Gerüchte waren grotesk und Ino wollte, nein, konnte sie gar nicht glauben. Man munkelte, der Hokage hätte kein Vertrauen mehr in den jungen Nara. Vor ein paar Tagen hatte er ihn von sämtlichen Missionen abgezogen. Jemand wollte sogar ein Streitgespräch zwischen den beiden im Büro des Hokage gehört haben.

Unmöglich, dachte sie. Sie kannte Shikamaru. Sie vertraute Shikamaru. Was sollte er getan haben, um das Vertrauen des Sechsten zu verlieren? Ihr Teamkamerad war doch schließlich kein Verrät-

„ - zeigt doch nur, dass der Hokage die Situation nicht unter Kontrolle hat.“

Ino stoppte abrupt vor dem Missionsraum, an dem sie eigentlich hatte vorbei gehen wollen, um zu Shikamarus Arbeitszimmer zu gelangen. Temari hatte ihr nur erzählt, dass er sich in letzter Zeit nur noch in seinem Büro verschanzen würde. Wenn sie darüber nachdachte … hatte Temari eben nicht irgendwie betrübt gewirkt? Ino hielt den Atem an, als sie Shikamaru im Missionsraum weitersprechen hörte.

„Konoha sollte ein Ort sein, an dem wir uns sicher fühlen. Aber fühlt ihr euch sicher? Ich weiß nicht, ob ich meinen Sohn hier unbesorgt aufwachsen lassen kann.“

„Willst du damit andeuten, dass sei die Schuld des Sechsten?“, fragte eine Kunoichi hörbar erschrocken nach.

„Ich will gar nichts andeuten. Ich finde nur, dass die Wahl des Hokage vielleicht nicht die beste für das Wohl des Dorfes war.“

„Das klingt wie das Geschwafel der Putschisten!“, wandte ein Shinobi entsetzt ein.

Shikamarus entnervtes Stöhnen war laut und deutlich zu hören. „Was für ein Unsinn. Ich bin bestimmt kein Befürworter eines gewaltsamen Putsches. Aber wenn Kakashi es selber einsehen würde, dass er für diesen Posten nicht qualifiziert ist, dann hätte ich nichts gegen seine Abdankung. In Konoha läuft einiges falsch und das sollte dringend korrigiert werden. Nur werden wir lange darauf warten können, dass dies jemand tut, der einfach die alte Linie des Dritten und der Fünften weiterfährt. Konoha braucht eine neue Führung und das ist ein Fak-“

„SAG MAL, BIST DU GEGEN EINE WAND GELAUFEN?!“ Ino platzte in den Raum rein, in dem neben Shikamaru zwei weitere Shinobi und eine Kunoichi waren. „HAST DU DEN VERSTAND VERLOREN?! Was zur Hölle redest du da für einen Mist?!“

Shikamaru sah sie erstaunt an. „Ino?“

„Ja, Ino! Guck mich nicht an wie ein erschrockenes Reh! Antworte mir!“

„Warum belauschst du mitten in der Nacht Gespräche aus dem Missionsraum?“

„Ich belausche überhaupt nichts und niemanden!“

Ihr Teamkollege fand seine Nonchalance wieder. „Doch, tust du.“

Sie stutzte, ohne dass ihre Wut verdampfte. „Ist doch egal. Erklär mir lieber, warum du über den Hokage herziehst!“

Die drei anderen Anwesenden schauten mit offenen Mündern zwischen den beiden hin und her.

„Na schön.“ Shikamaru seufzte und steckte seine Hände in seine Hosentaschen. „Wenn du es unbedingt wissen willst. Aber sag mir hinterher nicht, dass du es doch lieber nicht wissen wolltest.“

Die Blondine schluckte. Irgendetwas an ihrem Gefährten war anders, sehr anders als sonst. Er wirkte so kühl. Was in aller Welt war mit ihm geschehen?

„Du weißt doch von den Angriffen auf die Genin und von der Entführung von Sakuras Tochter. Verrat mir eins, Ino: Würde so etwas in einem sicheren Dorf passieren? In einem Dorf, das von einem starken Hokage geführt wird? Hast du keine Angst um Inojin?“

Erschüttert machte Ino einen Schritt zurück. Das konnte nicht sein. Nein, das war unmöglich. Nicht Shikamaru. Nein.

„Shikamaru“, sagte sie mit der festesten Stimme, die sie bewerkstelligen konnte, „hast du in letzter Zeit Kontakt zu Leuten von der Ne gehabt?“

„Huh?“ Er zuckte betont beiläufig mit den Schultern. „Ja, ständig. Ich gehöre zu dem Team, das diejenigen befragt, die seit dem Putsch inhaftiert sind. Das weißt du doch.“

„Ja, aber -“ Ino schüttelte ungläubig den Kopf. „Du redest genau wie sie.“

Der Nara grummelte genervt. „Nicht du auch noch. Wieso sagt mir das nur jeder andauernd?“

„Weil es stimmt?!“

„Ino.“ Sein Blick wurde ungewohnt ernst. „Du kannst gerne anderer Meinung sein als ich, aber misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen.“

„Nichts angehen?? Wie kann es mich nichts angehen, wenn du so abscheuliche Sachen über Kakashi sagst!“

Shikamaru hob mit beinah verächtlicher Miene eine Augenbraue. „Abscheuliche Sachen über Kakashi? Bis jetzt war ich noch viel zu nett zu ihm.“

Nackte Angst überkam Ino bei dem, was er sagte. War das wirklich Shikamaru, der da vor ihr stand? Hatten die Ne ausgerechnet ihn auf ihre Seite ziehen können? Wieso hatte sie das nicht bereits früher gemerkt? Wie hatte es so weit kommen können? „Was meinst du damit?“

„Ist das nicht offensichtlich?“ Die Verachtung triefte aus seiner Stimme. „Wenn man darüber nachdenkt … wer ist Schuld am Tod von Asuma?“

„N-nein, Shikamaru, das ist nicht wahr! Was redest du-“

„Sieh der Wahrheit endlich ins Auge, Ino! Kakashis Fehler haben zu der Gründung der Akatsuki geführt und damit auch zu der Ermordung von Asuma!“

In ihrer Fassungslosigkeit schlug Ino ihre Hände vor ihrem Mund zusammen. Mit aufgerissenen Augen starrte sie den jungen Mann vor sich an. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Das musste ein Albtraum sein. Es konnte nichts anderes als ein furchtbarer Albtraum sein.

Shikamaru stöhnte erneut bei ihrem Anblick. „Ich habe doch gesagt, du willst es nicht wissen. Selbst schuld, Ino.“

„Selbst schuld? Selbst schuld?!“ Zorn regte sich wieder in der Kunoichi. „Dir werde ich zeigen, wer Schuld an irgendwas hat!“ Ihr Kamerad machte angesichts ihres Wutausbruchs einen Schritt zurück. „Wenn du glaubst, dass ich es einfach hinnehme, dass du so einen Mist verzapfst, wirst du mich erst noch kennen lernen müssen!“

„Was willst du tun? Es dem Hokage petzen? Er weiß selber, was er getan hat. Und das wird er wohl kaum leugnen.“

Ein lautes, erbostes Knurren entwich der Blondine. „Wenn es sein muss, prügel ich dir wieder Verstand ei-“

Der Ninja wackelte unbeeindruckt mit einem Finger. „Auf welcher Grundlage? Wenn du mich einfach angreifst, wirft das dann ein gutes Licht auf die Informationseinheit von Konoha? Oder … die Polizei? 'Frau von hohem Polizeibeamten attackiert unbescholtenen Bürger' – was für eine Schlagzeile, findest du nicht? Wenn ich es mir überlege, ja, greif mich an, das dürfte der Öffentlichkeit zeigen, wie die Verhältnisse in Konoha sind.“

Ino biss sich auf die Unterlippe und ballte ihre vor Wut zitternden Hände zu Fäusten. Sie durfte nicht vergessen, mit wem sie es hier zu tun hatte. Shikamaru war grundsätzlich auf alles vorbereitet.

„Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist“, sagte sie nach ein paar Sekunden der Stille und mit den Augen der anderen Ninja auf sie gerichtet, „aber wenn das hier dein Ernst ist, dann sind wir ab jetzt geschiedene Leute.“

Sie erhielt ein mageres Schulterzucken als Antwort. „Du wirst deinen Fehler irgendwann einsehen. Das hoffe ich für dich, Ino, denn ansonsten werden wir irgendwann ein Problem haben.“

Sie unterdrückte den Drang, ihm eine zu scheuern, machte ruckartig kehrt und stapfte vom Missionsraum weg. Das war schlimmer als ein Albtraum. Und an wen sollte sie sich für Hilfe wenden? Sai war nicht da, Sakura war nicht da und selbst der Hokage war aufgebrochen, um Sarada zu retten. Sie hatte im Moment nur Shizune, die ängstlich im Hokagebüro ausharrte und von der sie wusste, dass Kakashi nicht mehr im Dorf war. Während Ino den Weg zum Zimmer des Hokage einschlug, sahen ihr im Flur zwei der drei Ninja, die bei Shikamaru waren, besorgt hinterher. Lediglich der junge dunkelhaarige Shinobi, der den Streit mit Ino am interessiertesten verfolgt hatte, ging auf den im Raum verbliebenen Shikamaru zu.

„Das war ja ein heftiger Zusammenstoß“, sagte er leise zu dem Nara.

Shikamaru schüttelte stöhnend den Kopf. „Bei Ino ist meistens alles heftig.“

„Hast du keine Angst, dass deine Kameraden dich jetzt als Verräter sehen?“

Der brünette Mann stutzte. „Verräter?“, äußerte er dann beinahe amüsiert. „Verrate mir eins, … ähm …?“

„Shishi“, antwortete der Gefragte, „mein Name ist Shishi.“

„Okay, Shishi, verrate mir, was du denkst: Wer sind die wahren Verräter? Die, die Konoha zu altem Glanz verhelfen wollen oder die, die es mit ihren Reformen zugrunde richten?“

Sein junges Gegenüber strahlte mit einem Mal von Ohr zu Ohr. „Wenn du jetzt ein bisschen Zeit hast, würde ich dir gerne ein paar Leute vorstellen.“

Shikamaru hob skeptisch, doch sichtlich interessiert eine Augenbraue. „Ich habe etwas Zeit.“

Das Grinsen des Anderen wurde noch breiter.

 

Geführt von Shinos verbliebenen Spähkäfern, kletterten Sai und Sakura im Schutz der Dunkelheit langsam die Felsen hinauf. Die zwei Doppelgänger waren weiter unten ins Kampfgetümmel zurückgesprungen und verschafften ihnen die Zeit, die sie brauchten, um sich dem Unterschlupf der Gegner zu nähern. Der Weg, den sie nahmen, konnte unmöglich der Hauptzugang ins Innere des Berges sein, was ihnen in ihrer aktuellen Lage jedoch zugute kam. Die Feinde konzentrierten sich auf die Vorderseite; am steilen Seitenhang war niemand postiert.

„Sai“, zischte Sakura in die Finsternis hinein. „Hier könnten wir reinkommen.“

Vorsichtig tastete Sai sich zu der Kameradin heran. Zu klettern, während man praktisch nichts sah, fiel selbst einem Anbu nicht leicht.

„Ein Loch? Mitten in der Bergwand?“

„Nicht nur irgendein Loch“, entgegnete die Kunoichi. „Es fühlt sich an wie von Menschenhand geschaffen. Ich habe mich das den ganzen Weg nach oben schon gefragt. Kann das hier ein verlassenes Bergwerk sein?“

Bei dieser Erkenntnis riss Sai ungesehen die Augen auf. Ein Bergwerk, natürlich! In dieser Region hatte es vor langer Zeit mal Bergbau gegeben; viel wusste er darüber nicht, aber wenn Sakuras Vermutung stimmte, dann hatte er nun eine Ahnung, was sie im Inneren erwarten würde: ein verzweigtes Tunnelsystem mit einigen breiteren Kammern dazwischen. Sie würden Sarada sicher nicht in einem Tunnel ablegen, was hieß, dass sie in einer der Kammern sein musste.

„Gehen wir rein?“

Sakuras Frage war nur noch eine rhetorische gewesen. Im Handumdrehen waren beide in den schmalen Tunnel geklettert.

Es war noch finsterer als draußen und die Luft war absonderlich schlecht. Sai hoffte inständig, dass dieser Weg nicht ellenlang war oder – schlimmer noch – in eine Sackgasse führte. Weiter vorneweg kriechend, atmete er erst auf, als er ein schwaches Licht am Ende des Tunnels erkennen konnte. Wahrscheinlich war ihr Zugang ein Luftloch oder ein Notausgang. Am Ausgang angekommen, lugte der blasse Shinobi achtsam aus dem Loch hinaus.

Es war niemand zu sehen.

„Okay.“ Er kletterte hinaus und sah sich um, während Sakura ihm folgte. Es gab nicht viel zu sehen. Die Kammer wurde von einigen alten, steinernen Laternen schwach beleuchtet. Zwei Gänge zweigten sich von ihr in zwei verschiedene Richtungen ab. Wenn man bedachte, von wo sie gekommen waren, dann bot sich nur eine der beiden Möglichkeiten an: weiter ins Innere.

Ohne dies aussprechen zu müssen, nickten die zwei Kameraden sich zu und machten sich auf den Weg. Unter anderen Umständen hätte Sai mithilfe seiner Tintenmäuse die Umgebung ausgekundschaftet, doch gerade reichte seine Tintenreserve dafür nicht mehr. Zwei kleinere oder ein mittelgroßes Gemälde der Bestien – mehr war nicht mehr drin und egal, was sie erwartete, es musste reichen. Seine rechte Hand ging nervös zu seinem Schwertgriff, ehe sie um die nächste Ecke bogen. Hatte er in der Entfernung ein Geräusch gehört? Der Wind pfiff durch die Gänge und machte es ihnen schwerer, auf Geräusche zu achten. Der Gang endete in einer weiteren Kammer, an deren gegenüberliegenden Seite ein neuer Gang seinen Anfang nahm. Ein dritter Gang befand sich direkt neben dem, aus dem sie gekommen waren.

„So etwas hatte ich befürchtet.“

Der seufzend vorgetragene Satz ließ Sai sein Schwert und Sakura ein Kunai ziehen. Hinter einem am Boden liegenden Felsbrocken trat ein junger Mann mit blassblauen Haaren hervor. Auf einem seiner Finger saß einer der kleinen Vögel, die sie bis hierhin verfolgt hatten.

„Ich bin wirklich, wirklich enttäuscht, dass ihr meinen Liebling verfolgen konntet“, jammerte er. „Wie stehen wir denn jetzt vor den anderen da? Tora ist mit Sicherheit sauer. Was auch alles wieder komisch ist, weil eigentlich sollen wir doch alle keine Gefühle haben und doch haben wir sie. Haben wir vielleicht vergessen, wie man keine Gefühle mehr hat? Ich bin verwirrt. Was sagst du dazu, Sai?“

Sprachlos starrten die beiden Konoha-Ninja den wie einen Wasserfall redenden Mann an.

„Kennst du ihn?“, fragte Sakura und Sai schüttelte den Kopf.

„Ich kann mich nicht erinnern, ihm je begegnet zu sein.“

„Kannst du auch nicht“, warf der Ne ein. „Ich bin Ite. Meister Danzou hat uns nie zusammen eingeteilt, weil selten eine Mission zwei Experten für Erschaffung benötigt. Wobei sich unsere Jutsu schon unterscheiden. Meines basiert auf dem Windversteck, aber deinem liegt vermutlich das Wasserversteck zugrunde? Ja, so muss es sein. Ich habe dich das immer fragen wollen. Aber als ich mein Jutsu endlich perfektioniert hatte, bist du diesem Fuchsjungen über den Weg gelaufen. Das war unfair! Und dann ist auch noch Meister Danzou von dem Kerl getötet worden, denn DU hättest töten sollen!“ Er stöhnte. „Alles ist sooo kompliziert geworden, seit Meister Danzou nicht mehr da ist! Ehrlich, wir müssen doch wie eine total kopflose Organisation wirken. Wirken wir kopflos?“

„Ein wenig, ja“, antwortete Sai, in Anbetracht des Redeschwalls sichtlich überfordert. Er hatte eine ziemlich gute Idee, warum Danzou den geschwätzigen Shinobi selten zu Missionen eingeteilt hatte. Er entsprach absolut nicht Danzous Ideal von einem Ne.

„Wo haltet ihr Sarada fest?“, mischte sich Sakura couragiert in das Gespräch ein.

„Hm?“ Ite neigte den Kopf und winkte ab. „Zum Glück muss ich nicht auf den Plagegeist aufpassen. Aber natürlich verrate ich euch das auch nicht. Ich und mein Liebling sind nur hier, damit ich schnell Meldung machen kann, wenn ihr hier auftaucht.“

Sakura und Sai zuckten zusammen, als sie dies hörten und der Ne grinste. Schritte hinter ihnen ließen sie aufgeschreckt herumwirbeln.

Verdammt!

Ite hatte sie aufhalten sollen, bis Verstärkung eintraf!

Ein weiterer Mann, älter als der Erste und mit längeren hellroten Haaren, kam aus dem Gang neben dem, durch den sie den Raum betreten hatten.

„Praktisch“, begrüßte er sie missmutig, „die Frau wollten wir doch eh und jetzt ist sie freiwillig zu uns gekommen.

Sai stellte sich umgehend schützend vor Sakura, die mit einem Mal eine wutentbrannte Aura umgab.

„Also eigentlich“, warf Ite mit seiner extrovertierten Art ein, „waren wir uns nicht einig, ob wir sie mitnehmen sollen. Mizunoe war schon mächtig beleidigt, dass wir das überhaupt in Erwägung gezogen haben, weil sie sich für mindestens so kompetent hält. Weswegen wir uns dann auf den Kompromiss geeinigt haben, dich erst einmal einfach nicht zu töten, aber manche finden es wäre besser, wenn du bei uns wärst.“

Sakura und Sai tauschten einen mehr als irritierten Blick aus. Nichts davon ergab wirklich Sinn. Wofür brauchten die Ne Sakura?

„Halt. Die. Klappe“, erwiderte der hinzugekommene Shinobi genervt. „Wenn dein Jutsu nicht so praktisch wäre, hätte nicht nur Danzou dich längst in die Wüste geschickt.“

„Aw, Tatsu, das war gemein!“

Der Angesprochene gab ein Knurren von sich und formte rasend schnell ein paar Fingerzeichen. „Feuerversteck: Funkenregen!“

Bevor die beiden Konoha-Ninjas sich versehen konnten, flogen feuerwerksähnliche Funken in ihre Richtung. Sai wich zur einen Seite aus und Sakura zur anderen. Die Funken verglühten und fielen zu Boden.

Dieser Tatsu war also vom Schlachtfeld draußen abgezogen worden, um sie hier drinnen aufzuhalten. Es konnte durchaus sein, dass er niemals draußen gewesen war, sondern sein Feuerwerk aus dem Unterschlupf heraus abgefeuert hatte. Den Ne fehlte es offensichtlich an qualifizierten Leuten.

Sakura musterte den neuen Gegner zügig. Wenn sie ihn mit einem Schlag k.o. setzen könnte, wäre ihnen nur noch dieser Ite im Weg. Aber irgendetwas stimmte da nicht. Sie warf einen Blick zurück zu ihm. Wieso hatte dieser sich ihnen so zuversichtlich entgegen gestellt? Es gab nur eine Möglichkeit: Er konnte noch viel mehr, als er bisher gezeigt hatte.

Ite grinste von neuem, als er Sakuras Blick bemerkte. „Dir ist es aufgefallen, oder?“ Er hob die Hand an, auf der der kleine Vogel saß. „Zeig ihnen, was du kannst, mein Liebling.“

Der Vogel breitete seine Flügel aus und zischte ab wie ein Pfeil. Er war so schnell, dass man ihm mit bloßem Auge nicht mehr folgen konnte. Mehr einem Gummiball gleich flog er durch die Kammer und schlitzte mit seinem scharfen Schnabel im Vorbeifliegen Sai die Schulter auf.

Getroffen schrie der junge Einsatzleiter auf, als das Blut aus seiner Wunde spritzte und er sein Schwert fallen ließ. Augenblicklich drehte der Vogel um und erwischte den bereits Verletzten ein weiteres Mal. Sai stürzte auf die Knie, nachdem der Angriff ihn am Bein getroffen hatte. Sakura hatte nicht einmal Gelegenheit zu erschrecken, denn schon hatte der Vogel sich zu ihr aufgemacht und sie an der Seite erwischt. Geistesgegenwärtig drückte sie ihre grün leuchtende Hand auf die verletzte Stelle, als direkt neben ihr ein Feuerwerk explodierte und sie vor den aus der Wand brechenden Steinen in Sicherheit springen musste. Schwer atmend kam sie neben Sai zum Stehen.

„So, wir haben sie zusammengetrieben“, sagte Ite, „was jetzt?“

„Ihn töten, sie mitnehmen“, antwortete Tatsu ungerührt.

„Meinetwegen. Du klärst das mit Mizunoe.“ Der zu ihm zurückgekehrte Vogel setzte erneut zum Abheben an. Panisch überlegte Sakura, was sie tun sollte. Würden sie den Angriff abbrechen, wenn sie sich über Sai warf? Sie konnte hier drin keine große Attacke riskieren. Zu viel Erschütterung könnte das fragile Tunnelsystem zum Einsturz bringen. Der Vogel zischte erneut los und zu Sais Entsetzen warf Sakura sich über ihren auf der Erde hockenden Kameraden.

„Nicht, Sakura!“, schrie er erschrocken, als plötzlich ein riesiger Schwarm schwarzer Krähen aus dem Gang, aus dem die Konoha-Ninja gekommen waren, strömte und auf die beiden Ne losging. Da dem weißen Vogel die Sicht genommen war, hielt er verwirrt in der Luft an und wurde von jetzt auf gleich von einem Senbon durchbohrt. Er löste sich auf.

Als Sakura nicht minder irritiert aufblickte, stand niemand Geringeres als ihr alter Lehrer vor ihr.

„Was macht ihr immer für Sachen, wenn ich nicht da bin?“ Kakashi lächelte die perplexe Kunoichi an, ehe er ihr und Sai inmitten des Krähengewimmels hochhalf.

„Was sind denn das für Viecher??“, zeterte Ite und riss mit einem Mal die Augen auf, als er bemerkte, dass aus dem Schwarm der lautstark kreischenden Raubvögel ein bewaffneter Shinobi heraussprang. Ite wich Raidous Schwerthieb haarscharf aus und rückte so von dem Eingang weg, vor dem er die ganze Zeit gestanden hatte.

„Scheiße!“, fluchte Tatsu. „Wo kommt denn die Verstärkung her??“ Er schreckte zusammen und wich aus, bevor das Senbon, das auf ihn zuflog, ihn erreichen konnte. Der Sturm aus Krähen legte sich und zeigte, dass nun Ite Raidou und Tatsu Genma gegenüberstand.

„Kriegt ihr das hin?“, fragte Kakashi in ihre Richtung.

„Die Frage ist fast schon beleidigend.“ Genma grinste süffisant, während schon ein neues Senbon in seinem Mund steckte.

„Seid trotzdem vorsichtig.“

„Sind wir immer“, antwortete Raidou, nahm eine weitere Schriftrolle heraus, die er von Aoba bekommen hatte und ließ damit einen erneuten Krähenschwarm aus dem Nichts auftauchen. Der Hokage nutzte diesen, um seine zwei Schützlinge in Sicherheit zu bringen.

Sakura konnte selbst laufen, weswegen Kakashi nur Sai bei ihrer Flucht nach vorn abstützen musste. Dieser Gang ging nun steil nach oben. Es konnte von hier nicht mehr weit bis zur Spitze des Berges sein. Sie erreichten eine neue Kammer und hielten dort an, damit Sakura alle Wunden notversorgen konnte.

„Sollte ... ein Arzt-Ninja nicht zuerst … die eigenen Verletzungen … behandeln?“ Sai keuchte vor Schmerzen.

„Mir ist gerade nicht danach, mich ans Protokoll zu halten“, gab Sakura knapp zurück. „Kakashi, was machst du hier?“

Der Angesprochene behielt die Umgebung im Blick, während er antwortete. Es zweigten sich wieder zwei neue Gänge von ihrem Standort ab. „Meine Versprechen halten.“

Nach dieser kryptischen Antwort warf Sakura ihm einen fragenden Blick zu. Typisch für ihn, dachte sie. „Wie habt ihr uns gefunden?“

„Wir sind erst der Richtung gefolgt, die Naruto und Yamato uns gesagt haben und da kam uns das Team von Konohamaru entgegen. Mit den Informationen von den Genin war mir klar, was ihr versuchen würdet.“

„War der … Plan schlecht?“, presste Sai angestrengt hervor.

„Ganz und gar nicht.“ Kakashi schenkte ihm ein kurzes Lächeln. „Ich hätte es genauso gemacht.“

Trotz seiner Schmerzen zauberte dies auch Sai ein flüchtiges Lächeln aufs Gesicht. Schnell wurde er aber wieder ernst. „Kakashi-taichou, einer der Ne hat eben etwas Beunruhigendes gesagt. Er erwähnte jemanden namens Tora … und mir ist wieder eingefallen, wer das ist.“

Die beiden anderen richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihr dunkelhaariges Teammitglied.

„Die Blitze, mit denen wir abgeschossen wurden, sie kamen von ihm. Er ist sehr stark und Danzou lobte früher immer nicht nur seine Ausdauer, sondern auch sein strategisches Können. Er wird so etwas wie der momentane Anführer der Ne sein.“

„Ist Sarada dann bei ihm?“ Sakura wechselte von Sais Schulterwunde zu seiner Verletzung am Bein.

„Das halte ich für unwahrscheinlich“, entgegnete Kakashi. „Ein Anführer kann sich nicht um alles gleichzeitig kümmern. Wenn er den Kampf gegen uns koordiniert, kann er nicht Sarada bewachen.“

„Das heißt“, schlussfolgerte Sakura, „wo auch immer er ist, ist Sarada nicht.“

„Aber sie ist definitiv hier“, beschwichtigte Kakashi sie. „Dies scheint die letzte Bastion der Ne zu sein. Wenn wir sie zu Fall bringen, werden sie sich davon nicht mehr erholen.“

„Was für große Worte!“ Schritte hallten mit der Stimme eines fremden Mannes durch einen der Gänge. „Übermut ist schon einigen Ihrer Vorgänger zum Verhängnis geworden, nicht wahr, Meister Hokage?“ Die letzten beiden Worte trieften vor Verachtung. Endlich erschien der Mann, der sie geäußert hatte, vor ihnen. Er hatte kurze, dunkelgraue, abstehende Haare und musste etwa in Kakashis Alter sein.

„Tora.“ Sais Blick verfinsterte sich.

„Du“, erwiderte Tora verächtlich, „du ekelst mich an. Bei allem was Meister Danzou für dich getan hat; wie sehr er dich gefördert hat! Und ausgerechnet du setzt alles daran, sein Lebenswerk zu vernichten. Mir ist nie eine undankbarere Kreatur als dir begegnet. Von Kinoe einmal abgesehen.“

Sai schluckte. Seine Miene war eine Mischung aus Wut und Bestürzung.

„Es gibt eine Menge Dinge, bei denen du falsch liegst“, richtete Kakashi gelassen an den Ne. „Aber ich habe wirklich nicht die Zeit, dich bei allem zu korrigieren, daher lass mich dir nur sagen, dass Kinoe nie undankbar war. Ihr nehmt es immer gleich so persönlich, wenn jemand nicht eurer Meinung ist. Nein, Kinoe weiß, was er Danzou zu verdanken hat und was nicht. Und ich bin mir sehr sicher, dass Sai dies auch weiß.“

Er tauschte einen Blick mit Sai aus, dessen Miene sich wieder entspannt hatte. Ah, Kinoe ist …?, fragten seine Augen und Kakashi nickte. Genau der.

Obwohl die Stimme des Ne seine Emotionen deutlich verrieten, blieb sein Gesichtsausdruck die gesamte Zeit unbeeindruckt. „Rede, solange du noch kannst, Kakashi Hatake. Du denkst, dies wäre alles, was wir noch aufzubieten hätten? Hah, du hast nicht einmal die geringste Ahnung, was in Konoha vorgeht. Wir wissen, dass es nicht reicht, Sasuke Uchiha kampfunfähig zu machen, um Konoha zu übernehmen. Der Fuchsjunge ist uns ebenso im Weg, aber auch er ist nur schwer zu töten, nicht wahr? Doch er hat die gleiche Schwachstelle wie Sasuke Uchiha.“

Nicht nur die selbstbewusste Art, wie Tora dies vortrug, nagte an Kakashi. Sein Bauchgefühl sagte ihm ebenso, dass der Ne nicht bluffte. Sakura hielt den Atem an, als eine Erkenntnis über sie hereinbrach.

„Das Betäubungsmittel, mit dem ihr mich betäubt habt … so ein starkes Mittel kann nur von jemandem mit sehr guten Medizinkenntnissen hergestellt werden ...“ Sakura blickte mit angstbesetzter Mimik auf. „Diese Frau, die die anderen eben erwähnt haben … sie ist …?“

Eine Aura von Stolz umgab Tora. „Sie wartet schon sehr lange darauf, endlich etwas für uns tun zu können.“

Das, was mir möglich ist

Hinata blinzelte erstaunt, als mitten in der Nacht jemand an ihre Haustür klopfte. Es war eine Frau mittleren Alters, mit langen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen, schwarzen Haaren. Sie lächelte entschuldigend und freundlich.

„Ich hoffe, es ist nicht zu unverfroren, hier zu so später Stunde aufzuschlagen“, erklärte sie zuvorkommend. „Aber ich komme gerade von meiner Schicht im Krankenhaus und ich habe gehört, ihr Sohn würde sich mit Husten plagen. Da dachte ich, ich schaue mal bei Ihnen vorbei, bevor Sie sich mit ihm die Nacht um die Ohren schlagen.“

„Oh?“ Hinata war sichtlich erfreut über die plötzliche Hilfe. „Sind Sie die Kollegin von Sakura, von der Naruto erzählt hat?“

Die Frau nickte. „Höre ich da den jungen Patienten?“

Hinata ließ die Ärztin hinein. „Über Tag ging es noch, aber seit dem Abend ist es wieder schlimmer.“

„Das ist leider häufig so.“ Die Besucherin folgte der Hyuuga in das dunkle Zimmer Borutos. Sie hatte eine kleine Arzttasche dabei und kramte aus dieser umgehend ein Stethoskop hervor, mit dem sie den Jungen abhörte. „Die Lungen sind frei. Machen Sie sich keine Sorgen, er wird wieder.“

Erleichtert atmete Hinata auf. „Gibt es denn irgendetwas, was wir ihm geben könnten?“

„Aber ja!“ Die Ärztin lächelte freundlich und griff von neuem in ihre Tasche. Plötzlich drehte sie sich blitzschnell um und schleuderte einen kleinen Pfeil auf Hinata, die dem Überraschungsangriff nicht ausweichen konnte und getroffen zu Boden taumelte. Sie schaffte es noch, sich den Pfeil aus der Halsvene zu ziehen, als ihre Angreiferin bereits Boruto ein Tuch mit einem schwächeren Betäubungsmittel darauf unter die Nase gehalten hatte.

„Wir töten weder Sie noch ihn“, sagte sie, als sie den nun bewusstlosen Jungen aus seinem Bettchen hob. „Als Geisel ist er wertvoller für uns. Wir wollen den Fuchsjungen schließlich unter Kontrolle haben und nicht ihn außer Kontrolle geraten lassen. Was für eine glückliche Fügung, dass sein Sohn gerade jetzt krank wurde. Manchmal ist Timing alles.“ Ihr falsches Lächeln blieb in ihrem Gesicht, als wäre es eingemeißelt.

Noch zu Danzous Lebzeiten war die Frau mit dem Namen Mizunoe in das Krankenhaus von Konoha eingeschleust worden. Außer ein paar Daten über andere Shinobi zu sammeln und Gift für Nous unsichtbare Pfeile zu entwickeln, hatte sie nie etwas tun können. Wie glücklich sie nun war, weil Tora sie als aktiven Teil ihres Plans vorgesehen hatte! Erst hatte sie geholfen, Sakura außer Gefecht zu setzen und das Mädchen zu entführen und nun durfte sie noch das Kind des Fuchsjungen an sich nehmen!

Mit erhobenem Haupt und dem ohnmächtigen Boruto auf dem Arm schritt sie über die kaum mehr wache Hinata hinweg und verließ das Haus durch die Haustüre - um einen Moment später erschrocken dort stehen zu bleiben.

Mit vor Entsetzen geweiteten Augen machte sie einen hastigen Schritt zurück. Vor ihr schwebten gut eintausend Senbon aus Chakra in der kalten Nachtluft.

„Legen Sie sofort Boruto ab.“ Jun stand inmitten seiner Senbon und war so ernst und entschlossen, wie er es noch nie zuvor in seinem Leben gewesen war. „Ich warne Sie nur ein einziges Mal. Sie haben keine Vorstellung, wozu ich in der Lage bin, wenn ich wütend bin. Und gerade bin ich sehr wütend.“

Die Senbon bewegten sich gezielt und kontrolliert einige Zentimeter nach vorne. Kein einziges wackelte, kein einziges tanzte aus der Reihe. Sie standen alle unter der perfekten Führung ihres Anwenders. Im Gegensatz zu früher wurde Jun nicht von seinen Emotionen überwältigt. Die Wichtigkeit des Auftrages, mit dem sein Lehrer ihn im Dorf zurückgelassen hatte, war stärker als jede Unsicherheit, mit der er sich sonst bei seinem Jutsu herumplagte und die es schon mehrmals zum Scheitern gebracht hatte.

„Naruto-sensei sagt, dass man viel stärker ist, wenn man jemanden beschützen will. Gerade habe ich das Gefühl, alles tun zu können. Ich könnte Sie sofort töten und trotzdem rechtzeitig genug Boruto auffangen. Ich könnte Sie auch langsam töten, damit er nicht zu Boden fällt. Oder ich muss Sie gar nicht töten. Das wäre mir am liebsten. Ich will Ihnen die Wahl lassen.“

Die Schultern der Frau sackten resigniert hinab. „Du bist dieser Junge, der beinahe den Hokage getötet hätte.“

„Oh ja“, erwiderte Jun ohne seine Entschlossenheit aufzugeben und ohne jegliche Verunsicherung. „Der bin ich. Echt jetzt.“

Geschlagen hielt Mizunoe ihm ihre Geisel hin.

 

„Eine Ärztin, die seit Jahren im Krankenhaus arbeitet, gehört zu den Ne?“, fasste Kakashi nach Sakuras Schlussfolgerung spürbar schockiert zusammen.

„Sie gehört zu euch, nicht wahr? Es ist doch so, oder?!“ Sakura schrie ihre Fragen Tora geradezu entgegen. Sie hatte jahrelang mit dieser Frau zusammengearbeitet, ohne je auch nur den Hauch eines Verdachts zu schöpfen. Sie hatte ihr so viel über sich und über ihre Kameraden erzählt. Sie hatte sie wie eine Freundin behandelt und ihr vertraut. Aber ihre vermeintliche Kollegin hatte alle Voraussetzungen, um Saradas Entführung durchzuziehen: Sie war nicht nur eine Medizinerin mit beinahe unendlichem Wissen über Toxine und Betäubungsmittel, Sakura hatte ihr auch die neue Wohnung im Vorfeld gezeigt und ihr gesagt, wann der Einzug stattfinden würde. Es war kein Zufall, dass Sarada in der ersten Nacht dort entführt worden war. Es war alles von langer Hand geplant worden.

„Das ist das heutige Konoha“, antwortete Tora verächtlich, „voller Unsicherheiten! Sämtlicher Chancen beraubt zu erblühen!“

Wut legte sich über Sais Miene, als er diese Anschuldigungen hörte, doch gerade, als er den Mund aufmachen wollte, gab Kakashi ihm ein Zeichen, ruhig zu bleiben.

„Na ja, immerhin wissen wir, wer die Räuber sind“, sagte der Hokage gefasst. „Ihr versucht, Zwietracht zu säen und es dann mir in die Schuhe zu schieben?“ Kakashi zuckte mit den Schultern. „Bescheidene Leistung.“

Der Anführer der Ne gab sich nicht minder unbeeindruckt. „Sei ruhig hochmütig, solange du noch kannst, Kakashi Hatake. Die Zeiten werden sich bald ändern. Du siehst es in deiner Arroganz nicht, doch die ersten deiner Fraktion sind schon dabei, sich auf unsere Seite zu stellen. Wir werden den Schutz und das Wachstum Konohas übernehmen.“

Sichtlich nachdenklich hörte der Sechste sich den Vortrag des Ne an, während Sakura im Hintergrund unbemerkt dazu überging, ihre eigene Wunde zu versorgen.

„Hmm“, entgegnete Kakashi schließlich, „in meiner Arroganz also?“ Er zuckte erneut mit den Schultern. „Ich war früher schrecklich arrogant, das ist wahr. Aber …“ - Bilder seines alten Geninteams erschienen vor seinem inneren Auge - „... jetzt ist nicht damals. Die Fehler der Vergangenheit dürfen nicht wiederholt werden. Danzous Denkweise stellt eine Gefahr für Konoha da und ich habe geschworen, jede Gefahr von Konoha abzuwenden. Damit das Dorf und die ganze Welt eine Zukunft haben.“ Mit einem Mal änderten sich Kakashis Blick und gesamte Aura. Entschlossen und bereit zum Kampf stellte er sich zwischen Sakura und Sai auf der einen Seite und Tora auf der anderen Seite.

Genma und Raidou würden wahrscheinlich hinterher mit ihm schimpfen, aber für ihn war es unvermeidlich, dies nun zu tun. Er hatte ja selbst seine Zweifel, was die Wahl von ihm zum Hokage anging. Ständig fragte er sich, ob er das Richtige tat, ob seine Entscheidungen dem Wohl des Dorfes tatsächlich dienlich waren. Ihm war wiederholt vorgeworfen worden, nicht in der Lage zu sein, andere zu beschützen und kein Vorwurf traf Kakashi schlimmer als dieser. Doch jetzt in diesem Moment hatte er keinen einzigen Zweifel.

Ein Kage galt als der Beschützer eines Dorfes, ja, aber wie sollte es einem einzigen Menschen möglich sein gleichzeitig jeden einzelnen zu beschützen?

All die Grübeleien seit des ersten Putschversuchs hatten den Sechsten zu dieser Erkenntnis geführt:

Ein Kage war kein Übermensch, er konnte nur so viel tun, wie er tun konnte. Es war die Gemeinschaft, die die Gemeinschaft beschützte. Jeder einzelne leistete einen Beitrag dazu. Wie anmaßend wäre es von ihm, dies alleine bewerkstelligen zu wollen? Früher hätte er so gedacht, früher war er schließlich furchtbar anmaßend gewesen. Minatos Worte hallten in seinem Kopf nach. „Aber mir gefällt der Gedanke, dass die drei zusammenarbeiten müssen, um sie anzuwenden. Ich bin mir ganz sicher, dass sie damit in Zukunft viele Menschen beschützen werden.“

Nun endlich verstand er die Bedeutung dieser Sätze vollkommen.

Sensei, dachte Kakashi voller Dankbarkeit, Sie waren mir nicht nur ein guter Lehrer, Sie waren der beste.

Er würde das tun, was ihm möglich war – während die anderen das taten, was ihnen möglich war.

„Seid ihr bereit?“, richtete er an seine beiden Schützlinge hinter ihm, ohne sich umzudrehen.

„Ja!“

„Dann los.“

Ein paar pfeilschnelle Fingerzeichen später zuckte Elektrizität aus Kakashis Fingern und lila Blitze gingen wie in einer Formation auf Tora los. Gleichzeitig sprangen Sai und Sakura, so schnell sie in ihrer bereits angeschlagenen Verfassung konnten, auf und rannten zu dem Gang, vor dem ihr Feind nicht stand. Kakashi freute sich innerlich, dass sie seinen Plan verstanden hatten, ohne dass er hatte geäußert werden müssen. Leider hatte die Zeit nicht gereicht, damit Sakura sich selbst wieder vollständig hatte herstellen können, sodass sie ein wenig hinter Sai zurückblieb. Er hatte gerade den Gang erreicht, als Tora zum Gegenangriff ansetzte und einen Sturm durch die Kammer schickte, der Kakashis Blitzangriff umlenkte und gegen die Felsen des Eingangs donnern ließ. Ein mächtiger Knall ertönte und ein gewaltiger Brocken löste sich aus dem Gestein und blockierte Sakura den Weg. Umgehend holte sie zum Schlag aus, als Tora seinerseits einen Blitzangriff in ihre Richtung schickte. Ein Blitzschlag traf die Kunoichi und schleuderte sie von dem Eingang weg. Bevor ein weiterer einschlagen konnte, sprang Kakashi dazwischen und versuchte, mit seinem eigenen Blitzversteck die Attacke aufzuhalten.

„Geh vor!“, rief er zu dem einzigen, der es aus der Kammer heraus geschafft hatte und zögernd auf der anderen Seite des Felsens stehen geblieben war. „Such Sarada! Es hat oberste Priorität, sie hier raus zu bringen!“

„Verstanden!“ Sai lief los.

 

Sai rannte, so schnell er es vermochte, den halbdunklen Gang entlang. Nicht nur seine Tinte war so gut wie aufgebraucht, seine Energie war es ebenso. Ihm war nicht wohl dabei, die beiden anderen mitten im Kampf zurückzulassen, doch es beruhigte ihn ein bisschen, dass Kakashi nun da war. Es war, als wäre ihm ein wenig von der Bürde des Anführers genommen worden. Was nicht hieß, dass er sich erleichtert fühlte. Im Gegenteil, er war nun der einzige, der die Suche nach Sarada fortführen konnte und sein Herz raste ihm bis zum Hals hinauf. Sie musste dort sein, wo Tora nicht war, was hieß, dass er jetzt auf der richtigen Spur sein musste. Sai verlangsamte seine Schritte, nachdem er um eine weitere Kurve gekommen war. Am Ende des Ganges war eine Sackgasse, weiter führte dieser Weg nicht. Allerdings zweigte sich vor dieser Wand eine letzte kleine Öffnung ab. Geräuschlos zog er ein Kunai aus seiner Tasche; die letzte Waffe, die er noch hatte. Er drückte sich gegen die seitliche Wand und schlich an dieser entlang bis zu dem Eingang. Er horchte in die unheimliche Stille seiner näheren Umgebung hinein (die Kampfgeräusche aus der Richtung, aus der er gekommen war und selbst die von draußen waren dumpf zu hören) und versuchte, etwas aus dem Raum wahrzunehmen.

„Komm ruhig herein.“

Sai erschrak, als er die von einer männlichen Stimme getätigte Aufforderung hörte. Diese Stimme … kam sie ihm nicht bekannt vor? Wer auch immer es war, klang auffallend lethargisch.

Bedächtig trat er mit dem gezogenen Kunai um die Ecke in die letzte Kammer hinein. Sie war deutlich kleiner als alle anderen und von vier Wänden umschlossen. Sarada lag in eine Decke gewickelt in einer Kiste und schlief. Daneben saß ein dunkelhaariger Mann mit einer Narbe am Kinn. Der Mann sah zu Sai und zuckte leicht mit den Schultern. Ein betrübt wirkendes Lächeln bildete sich für einen flüchtigen Moment auf seinem Gesicht.

„Du bist das also.“

Irritiert blieb Sai am Eingang stehen. Er kannte die Stimme, aber es war das erste Mal, dass er das Gesicht des mittelalten Mannes sah. Sie waren nie gemeinsam auf Mission gewesen, doch über den Weg gelaufen waren sie sich das ein oder andere Mal schon. Dabei hatte der Andere stets seine Anbumaske getragen. Sein Name … sein Name war …

„Du überlegst gerade, wer ich bin, richtig?“ Das betrübte Lächeln huschte von neuem über sein Gesicht, ehe er den Kopf schüttelte. „Du musst dir die Mühe nicht machen. Es ist nicht wichtig. Vielleicht war es das noch nie.“

Kinoto. Sein Name war Kinoto.

Sai erinnerte sich daran, damals Gerüchte gehört zu haben, nach denen der Mann früher zu Danzous Elite gehört hatte, bis irgendein Vorfall ihn bei Danzou in Ungnade hatte fallen lassen. Er hatte allerdings nie in Erfahrung gebracht, was für ein Vorfall das gewesen war. Es war vor seiner Zeit bei der Ne gewesen.

„Die anderen halten nicht viel von mir, weil Meister Danzou dies auch nicht getan hat“, erzählte Kinoto bedrückt weiter. „Deswegen wollten sie mich nicht an der Front einsetzen und gaben mir die Aufgabe auf das Kind aufzupassen. Diese Aufgabe ist wichtig, keine Frage, doch … ich komme mir schon etwas nutzlos vor. Schon sehr lange eigentlich. Darf ich dich etwas fragen?“

Verdattert hörte Sai ihm zu und nickte perplex. Er spürte keinen Kampfeswillen bei seinem Gegenüber, nicht einmal den geringsten.

„Vermisst du Meister Danzou?“

Zunehmend verwirrt, starrte Sai ihn mit offenem Mund an. „Selten“, sagte er letztlich.

Verständnisvoll nickte Kinoto. „Ich vermisse ihn sehr. Seit er fort ist … die Ne haben sich verändert – und nicht zum Guten. Dient irgendetwas hiervon dem Wohle Konohas? Ich kann es mir nicht vorstellen. Meister Danzou hat mir die Schmach von jenem Tag damals nie verziehen, aber er hat mich nicht fallen gelassen.“ Das Lächeln wurde etwas heiterer. „Vielleicht hatte er es geahnt … dass ich immerzu über jenen Tag damals nachdenken musste. Vielleicht dachte er, ich würde auch überlaufen. Das hätte ich nie getan, aber ich konnte nicht aufhören mich zu fragen, warum Kinoe das damals getan hat.“

Alarmiert riss Sai bei der Erwähnung dieses Namens die Augen auf.

„Du kennst ihn doch, nicht wahr? Wie geht es ihm?“

„Gut“, antwortete Sai mit fester Stimme, „er hat seine Entscheidung nie bereut.“

Interessiert musterte Kinoto ihn während seiner Antwort. „Das ist schön. Ich habe ihn immer gemocht. Es …“ Gedankenversunken blickte der Ältere auf seine Hände. „Ja, es macht mich froh, dass es ihm gut geht und er nichts bereut. Ich wünschte, ich könnte auch ohne Reue leben.“

„Dafür ist es noch nicht zu spät“, entgegnete der Künstler, doch Kinoto schüttelte resigniert den Kopf.

„Ich habe immer nur für Meister Danzou leben wollen. Jetzt will ich nur noch nicht noch mehr bereuen müssen.“ Er stand schwerfällig auf und ging unter Sais wachsamen Augen von Sarada weg.

„Bitte, bring sie in Sicherheit. Und auch deine Kameraden. Konoha wird euch noch brauchen. Dort draußen lauern Gefahren für das Dorf, von denen wir noch nicht einmal eine genaue Vorstellung haben.“

Zögerlich und ohne den Ne aus den Augen zu lassen, schritt Sai auf das kleine, nach wie vor schlafende Mädchen zu. Der schwache Geruch eines Betäubungsmittels lag in der Luft und erklärte, warum sie so seelenruhig schlummerte. Behutsam und doch mit festem Griff nahm Sai Sarada an sich.

„Was meinst du mit Gefahren für das Dorf?“

Kinoto seufzte schwermütig. „Wir wissen nicht viel darüber. Sie töteten unseren Informanten, bevor er mehr hatte berichten können.“

„Sie?“ Unwillkürlich verstärkte Sai seinen Griff um Sarada.

„Ich wünschte wirklich, ich könnte dir mehr dazu sagen, aber wir haben die Gruppe aus den Augen verloren. Wir befürchten, sie forschen an einer biologischen Waffe oder etwas Ähnlichem.“

„Eine Wa-“

Ein ohrenbetäubender Knall unterbrach seinen Satz. Die um sie herum stattfindenden Kämpfe erschütterten das Bergmassiv. Kleine Steine rieselten von der Decke hinab, sodass Sai Sakuras Tochter noch fester an sich drückte. Als die Wände aufhörten zu wackeln, wanderte sein Blick von dem Bündel in seinen Armen zu dem Mann vor ihm. Ein Ausdruck von Entschlossenheit bildete sich in Sais Gesicht.

„Kehre mit mir nach Konoha zurück. Dort kannst du dem Hokage alles berichten, was du mir gesagt hast. Ich bin der festen Überzeugung, dass er dich fair behandeln wird.“

Kinoto stutzte und schüttelte schließlich erneut den Kopf. „Nach Konoha zurückkehren? Nein. Nein, ich habe mit Konoha und allem, was dort geschehen ist, abgeschlossen.“

„Aber willst du nicht noch einmal Yama- ich meine, Kinoe sehen?“

Sein trauriges Lächeln kehrte wieder. „Meinst du, er erinnert sich überhaupt noch an mich?“

„Ganz bestimmt tut er das!“

„Ja, das würde zu ihm passen.“ Die Traurigkeit ebbte ein wenig ab. „Ihr beide seid euch ähnlich. Viel zu sanftmütig für einen Ne.“

Sai wollte etwas antworten, als ein weiterer Knall die Wände zum Wackeln brachte. Größere Gesteinsstücke begannen, sich zu lösen und herunterzufallen.

„Beeil dich!“, rief Kinoto plötzlich aus. „Der ausgehöhlte Berg wird diesen Erschütterungen nicht mehr lange standhalten!“

„Aber-“

„Du musst den Weg zurück, den du gekommen bist und den anderen Gang nehmen! Hier ist die Außenwand zu dick, aber weiter vorne gibt es einen Ausgang.“ Kinoto drängelte Sai in den Gang zurück.

„Was ist mit dir?“

„Geh jetzt.“

Unschlüssig machte Sai sich auf und stoppte nach einigen Metern doch wieder. Alles in ihm wehrte sich dagegen, jemanden einfach zurückzulassen. Er wandte sich zu Kinoto um, der ihm hinterher sah. Erst perplex, dann beinahe schmunzelnd, schüttelte der Ältere ein letztes Mal den Kopf.

„Eine Sache gibt es da doch, die du für mich tun könntest“, sagte er dem aufhorchenden Sai. „Sag Kinoe bitte, dass es mir leid tut, es erst so spät verstanden zu haben.“

Der junge Shinobi öffnete den Mund und kam nicht mehr dazu, ihm zu antworteten. Eine erneute Explosion brachte den Gang, in den er zurückgeblickt hatte, zum Einsturz. Geistesgegenwärtig wich Sai zurück, als die donnernden Steinmassen alles unter sich begruben. Atemlos schaute er auf Sarada, als der Staub sich legte – sie schlief noch und hatte nichts abbekommen. Mit einem brennenden Gefühl in den Augen sah er auf die heruntergekrachten Felsen.

„Das werde ich. Ich werde es ihm ausrichten.“

Sai schluckte bitter und rannte zu seinen Kameraden zurück.

Teamwork

„Okay, das fängt an zu nerven.“ Genma atmete hörbar aus, als er ein weiteres Mal den Feuerwerksgeschossen Tatsus auswich. Ohne seinen eigenen Gegner aus dem Blick zu lassen, beobachtete er außerdem aus dem Augenwinkel Raidous Kampf gegen Ite. Raidou hatte eine ähnlich schwierige Zeit wie er. Ites nerviger kleiner Vogel hatte ihn noch nicht schwerwiegend erwischt, aber wenn der Kampf sich weiter in die Länge zog, dann würde Raidou die Puste ausgehen und er würde von dem Mistding getroffen werden. Sein minimal älterer Kamerad war ein außerordentlich guter Schwertkämpfer, sodass er den flinken Vogel tatsächlich schon ein paar Mal hatte abwehren können. Doch die kurze Zeitspanne, bis Ite ein neues Federvieh erschuf, reichte nicht für einen vernünftigen Gegenangriff.

Und sein eigener Gegner war auch nicht viel entspannter.

Dieser Tatsu bombardierte ihn beinahe ohne Unterlass mit seinem Feuerwerk und inzwischen war es dem Ne wohl auch egal, wenn er mehrere Treffer an der gleichen Stelle der Wand landete. Tiefe Risse hatten sich dort bereits gebildet. Das war ein verdammtes, stillgelegtes Bergwerk; was glaubten die wohl, wie massiv die Konstruktion hier noch war? Manchen Menschen wurde anscheinend alles egal, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlten.

Sie brauchten eine schnelle Lösung. Genma konnte die Kampfgeräusche aus der Richtung hören, in die Kakashis Team gelaufen war. Sie waren also mittlerweile auch auf Feinde getroffen.

„Du bist ein beeindruckender Ninja, Genma Shiranui“, sagte Tatsu, als er endlich doch einmal kurz verschnaufen musste. „Aber deine hübschen Wurfnadeln können gegen mich nichts ausrichten. Zu blöd, dass du dein Talent und deine Erfahrung nicht gegen ein Wasserversteck eintauschen kannst, was?“

Eintauschen?

Genma horchte auf, ohne dies in seiner Miene erkennbar werden zu lassen.

„Raidou!“, rief er durch die Kammer. „Aoba hat dir drei gegeben, oder?“

Der Angesprochene stockte, während Ites Vögelchen gerade mal wieder auf dem Finger des Ne landete.

„Ja“, erwiderte er, irritiert, mitten im Kampf angesprochen zu werden.

„Im Gegensatz zu dem gefiederten Freund dort, kehren die von Aoba nicht zu ihm zurück. Das hat seine Vor-und Nachteile, findest du nicht?“ Er nahm sein Senbon aus dem Mund.

„Häh?“ Nicht nur Raidou stutze angesichts dieser Konversation. Auch ihre Kontrahenten legten ihre Stirne in Falten.

„Whoa“, warf Ite ein, „ich glaube, er versucht, dir irgendetwas zu sagen, aber er drückt sich schrecklich umständlich aus. Viel zu geheimnisvoll, selbst für einen Ninja, wenn du mich fragst. Du siehst auch nicht so aus, als würdest du ihn verstehen. Bis eben hatte ich noch angenommen, ihr wärt irgendwie ein eingespieltes Team oder so etwas, aber den Eindruck macht ihr jetzt doch nicht mehr.“

Dem Redeschwall des hellhaarigen Mannes zum Trotz hellte sich Raidous Miene ein wenig auf. Genma und er kein eingespieltes Team? Das durfte niemand ungestraft behaupten. Raidou griff nach der letzten Schriftrolle und beschwor im Nu einen dritten Schwarm schwarzer Krähen. Die meisten seiner Techniken waren auf schnelle Attentate ausgelegt; langgezogene Kämpfe waren nicht seine Spezialität, doch Genma hatte ihm den entscheidenden Hinweis gegeben, wie er seine Spezialangriffe für dieses Duell nutzen konnte. Und nicht nur für seins.

Die Krähen erfüllten die gesamte Kammer und verwandelten sie in ein kreischendes, dunkles Nichts. Tatsu feuerte seine Attacke in den Raum und bewirkte damit, dass die Rabenvögel sich zügiger auflösten. Dass er dabei erneut die schon beschädigten Stellen traf, kümmerte ihn nicht. Als der Schwarm endlich wieder verschwunden war, hatten weder Genma noch Raidou sich vom Fleck bewegt.

„War das ein Bluff?“ Ite schien verwirrt und ließ erneut seinen Vogel auf Raidou los. Dieses Mal jedoch wehrte der Brünette den Angriff nicht mit voller Wucht ab, sondern streifte mit seinem Schwert den Vogel lediglich.

Tatsu beobachtete dies und schaute dann auf Genma, der wieder eine Nadel im Mund hatte und eine zweite mit seinen Fingerspitzen festhielt.

„Nein, das war kein Bluff.“ Der rothaarige Ne riss die Augen auf. „Ite! Die haben irgendetwas vor! Brich den Angriff ab!“

Verdattert beorderte der andere Ne seinen Vogel zu sich zurück. Das kleine Geschöpf landete wie zuvor auf dem Finger des Mannes – dem kurz darauf sämtliche Farbe aus dem Gesicht entwich.

„Was ...“ Er schnappte plötzlich panisch nach Luft. „Was … ist … das …?“ Der Vogel löste sich auf und sein Beschwörer griff sich mit einer Hand an die Brust und sank auf die Knie. „Was … was hast du …?“

„Früher war so etwas für mich gang und gäbe.“ Raidou blickte gefasst und doch angespannt zu seinem Gegner. „Aber inzwischen tut es mir schon leid, zu solch rabiaten Methoden greifen zu müssen.“

Mit einem nicht begreifenden, panischen Gesicht versuchte Ite, ein letztes Mal nach Luft zu schnappen, ehe er leblos zu Boden fiel.

Irritiert, doch ruhig hatte Tatsu die Szene beobachtet. Sein Blick verfinsterte sich, als er begriff, was geschehen war. „Wie?“ Er sah zu Genma. „Wie hat er ihn vergiftet?“

Lässig deutete der Konoha-Shinobi ein Schulterzucken an. „Besiege uns und ich verrat's dir.“

Ein Knurren entwich dem Ne, bevor er erneute Explosionen in Genmas Richtung schickte. Eine gewaltige Ladung glühend heißer Funken tauchte direkt vor ihm auf, sodass der flinke und wendige Ninja nicht allen ausweichen konnte. Sie brannten Löcher in seine Kleidung und verbrannten im Nu die Haut darunter. Genma biss vor Schmerzen auf das Senbon in seinem Mund. Tatsu hatte ihn mit seiner Attacke gegen die rissig gewordene Wand gedrängt und setzte bereits zu einem neuen Angriff an, als Raidou ihm von der Seite zur Hilfe eilte. Umgehend wirbelte der Ne zu dem heranstürmenden Brünetten herum und feuerte seine Kunst auf ihn ab. Ähnlich wie sein Kamerad konnte Raidou nicht allen Funken entkommen, doch Genma hatte diesen kurzen Augenblick genutzt, um die Wurfnadel in seinem Mund in Tatsus Richtung zu spucken. Geistesgegenwärtig schnellte der Angegriffene wieder herum und wehrte die Nadel mit einem blitzschnell gezogenen Kunai ab, wodurch er jedoch nicht mehr reagieren konnte, als Genma das Senbon in seinen Fingerspitzen auf ihn schleuderte.

Tatsu zischte, als er mit dem in seiner Hand steckenden Senbon zurückwich. Er zog sich die Waffe schnell heraus und erstarrte plötzlich – wie es sein Kamerad wenige Minuten zuvor getan hatte.

Ungläubig blickte er von der winzigen Wunde in seiner Hand zu dem Kopftuchtragenden Shinobi vor sich. „Wie … wie kann das sein? Der andere Kerl … hatte doch … das Gift …?“ Er wurde genauso bleich wie sein gefallener Kollege.

„Das stimmt so weit; Raidou hat das Gift“, antwortete Genma, „aber während der letzten Ablenkung durch die Krähen hat er mir freundlicherweise etwas davon zukommen lassen.“

Tatsus glasig werdender Blick ging zu Raidou.

„Das Jutsu deines Kameraden ist zwar kein echtes Tier gewesen, aber dennoch ein materielles Wesen“, erklärte der Brünette. „Es hat keinen Organismus und kann daher nicht selber vergiftet werden, aber sehr wohl als Überträger für mein Gift dienen.“

So etwas wie ein schwaches Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des immer schwerer atmenden Ne. „Verstehe. Ihr seid doch … ein eingespieltes Team ...“ Er sank auf die Knie und schaute zu dem am Boden liegenden Ite. „So ruhig ... gefällt er mir ... doch ni-“

Tatsu kippte leblos um.

Sowohl Raidou als auch Genma atmeten hörbar aus.

„Hat es dich schlimm erwischt?“ Letzterer musterte seinen langjährigen Gefährten, der unverzüglich den Kopf schüttelte.

„Du siehst schlimmer aus.“

„Danke.“ Genma grinste süffisant. „Oh, da fällt mir ein: Du hast ein bisschen Gegengift dabei, oder? Meine Fingerspitzen sind taub.“

Seufzend trottete Raidou zu ihm und injizierte ihm wortlos eine Ampulle aus seiner Tasche.

„Und ausgerechnet du hast mit dem Hokage geschimpft.“

„Ich hoffe, der Hokage stellt gerade keinen Unfug an.“ Kaum hatte Genma dies gesagt, rieselten immer größere Steine von der Decke. Erschütterungen waren spürbar, die einen fast denken lassen konnten, dass sie nicht in einem Bergwerk waren, sondern in einem kurz vor dem Ausbruch stehenden Vulkan.

Mit verkniffenem Blick sah Raidou zu den riesigen Rissen in der Wand – die auf einmal noch länger wurden. „Ich glaube, wir sollten hier verschwinden. Und zwar schnell!“

 

Kakashis Hände brannten, nachdem sie den Blitzangriff Toras aufgehalten hatten. Der Kerl hatte das Wind- UND das Blitzversteck? Der Hokage seufzte innerlich. Das war nicht fair. Nur Wind oder nur Blitz wäre definitiv ein kleineres Problem gewesen, aber natürlich musste es beides sein. Danzou hatte schließlich mit Vorliebe außergewöhnliche Ninjas um sich versammelt.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Sakura sich langsam wieder vom Boden erhob. Der Angriff hatte sie zum Glück nicht voll erwischt und er kannte keinen zäheren Menschen als die junge Kunoichi.

„Ihr dachtet, ihr könntet euch Sasuke entledigen oder wenigstens vom Leib halten, wenn ihr Sarada in eurer Gewalt habt“, fasste Kakashi zusammen, „und wahrscheinlich habt ihr etwas Ähnliches mit Naruto und seiner Familie vor. Durch diese ganzen Vorfälle sollte ich den Rückhalt in Konoha verlieren und mich geschlagen zurückziehen, nehme ich mal an? Ich glaube, Danzou wäre stolz auf so einen Plan, allerdings ...“ Kakashi atmete laut aus. „Allerdings wäre er zutiefst erschüttert, wenn er sehen würde, was aus seiner Truppe geworden ist. Seine einstige Eliteeinheit wird nur noch von purer Verzweiflung gelenkt. In seiner Verbohrtheit hat Danzou sich nie um seine Nachfolge gekümmert. Ich frage mich, ob er geglaubt hat, ewig zu leben oder ob es ihm tatsächlich egal war, was aus euch wird.“

Wahrscheinlich hatte er in der Tat auf Ersteres gehofft, dachte der Sechste mit einem flauen Gefühl im Magen. Danzou hatte sich ja nicht umsonst mit Orochimaru angefreundet.

„Hör auf über Meister Danzou zu sprechen!“ Toras Miene blieb starr, während er seine Stimme erhob. „Wir sind nichts als die Mittel, die Meister Danzous Willen ausführen! Das ist der einzige Grund, warum wir leben! Das ist unsere Daseinsberechtigung! Wenn wir dies nicht tun, können wir auch sterben!“

Der verzweifelte Ausruf hallte durch den Berg.

Mit betrübtem Blick, aber wieder auf beiden Beinen stehend, schüttelte Sakura den Kopf. „Die Vorstellung, dass Sai und Yamato das je geglaubt haben, tut geradezu weh. Ich verstehe endlich, wieso Sai so energisch versucht, seine früheren Kameraden zu retten. Es ist schrecklich traurig, in so einer Denkweise gefangen zu sein.“

„Gefangen?“ Tora klang verächtlich. „Wir sind weder gefangen noch frei. Wir sind nur dazu da, Konoha von der falschen Herrschaft der letzten Hokage zu befreien.“

Kakashi sah Sakuras bestürzten Gesichtsausdruck, als sie näher zu ihm herankam. Sie dachten gerade das Gleiche. Ohne ihren Anführer, ohne denjenigen, dem sie ihr Leben gewidmet hatten, traten die Ne auf der Stelle. Sie waren dazu verdammt, auf ewig in der Vergangenheit zu leben, weil es ohne Danzou keine Gegenwart und keine Zukunft mehr für sie gab. Sie konnten nur Danzous alte Befehle wiederholen, weil sie keine neuen erhielten. Deswegen hatten sie sich „Chugi“ - Loyalität – auf die Fahne geschrieben; es war alles, was ihnen geblieben war. Sie glichen mehr ruhelosen Geistern als lebendigen Menschen.

„Und jetzt?“, fragte Kakashi in den Raum hinein. „Euer Plan wird nicht aufgehen. Wollt ihr jetzt alle einen sinnlosen Tod sterben?“

Tora stutzte. „Du irrst dich.“ Nun klang er beinahe … euphorisch. „Du irrst dich schon wieder. Wir hatten einkalkuliert, dass ihr uns verfolgt, doch das ist nicht so dramatisch. Wie ich schon sagte, einige von uns sind immer noch in Konoha und dort ist unser Anliegen bei manch einem auf fruchtbaren Boden gefallen. Selbst wenn wir hier sterben, wird Meister Danzous Wille weiterleben, so lange es irgendwo noch jemanden von der Ne gibt. So wie wir nach Mizunotos und Jinzais Scheitern den Faden aufgenommen haben, werden es nach uns andere tun. Bis wir Meister Danzous Willen erfüllt haben. Und noch bist du nicht siegreich heimgekehrt, Kakashi Hatake.“

Mizunoto und Jinzai – die Kunoichi, die von Yamato getötet worden war und der Shinobi, den Sai und Ino gefangen genommen hatten (und der sich seitdem weigerte, auch nur ein Wort zu sagen). Es war etwas Wahres an seinen Worten dran. Die Ne würden niemals aufgeben. Sie würden sich jetzt und hier nicht ergeben, egal, wie aussichtslos die Lage auch werden würde.

Das hieß …

Kakashi stöhnte innerlich und behielt nach außen eine stoische Fassade.

Das hieß es gab nur einen Weg, das hier zu beenden.

„Kakashi“, warf Sakura ernst und besorgt ein, „denkst du, jemand in Konoha könnte sich wirklich den Ne angeschlossen haben?“

„Davon gehe ich leider aus“, antwortete er zu ihrem Entsetzen. „Es gibt durchaus Menschen, die aus den verschiedensten Gründen empfänglich für die Ideen der Ne sind.“ Der Hokage machte eine gedankenschwere Pause. „Tut mir leid, dass Konoha kein sicherer Ort ist.“

Erstaunt sah sie ihren alten Lehrer mit großen Augen an. „Das ist weder wahr, noch deine Schuld.“

Unter seiner Maske lächelte Kakashi schwach. „Na ja, ich bin schließlich der Hokage, richtig?“

Sein und Toras Blick trafen sich und keine Sekunde später knisterte die Luft vor Elektrizität. Tora war in der Lage, seine eigentlich widersprüchlichen Elemente miteinander zu kombinieren, sodass ein wahrer Gewittersturm sich in der Kammer entlud und Kakashis schwächeren Blitzangriff einfach hinweg fegte. Sakura hatte Mühe, jedem der um sie einschlagenden Blitze auszuweichen. Toras Angriffe nahmen keine Rücksicht mehr auf die Umgebung. Sie schlugen in die Felswände ein, lösten mit einem lauten, explosionsartigen Krachen Gesteinsbrocken aus diesen ab und nahmen dem ausgehöhlten Berg die letzte Stabilität. Angst ergriff die Kunoichi bei dem Gedanken, dass sie alle unter den Gesteinsmassen begraben werden könnten. Ob Sai Sarada inzwischen gefunden hatte? Aber er brauchte auch einen Weg nach draußen.

„Erdversteck: Schlammwand!“ Als hätte Kakashi ihre Angst bemerkt, versuchte er mit einer in die Höhe schießenden Mauer die instabil gewordene Decke abzustützen und gleichzeitig Distanz zwischen sie und ihren Gegner zu bekommen.

„Willst du dich vor uns verstecken?“, fragte Tora gegen den Erdwall, der sich zwischen ihn und die beiden Konoha-Ninjas geschoben hatte. Er stutzte, als ein erneuter Knall hinter der Mauer zu hören war. Wahrscheinlich hatte sich nur ein weiterer Gesteinsbrocken gelöst und war zerborsten. So hatte es zumindest geklungen. Es war dem Ne recht. Wenn der Berg sie alle unter sich begraben würde, wäre auch dies ein Erfolg. Durch diesen Gedanken bestärkt, schleuderte Tora einen abermaligen Schwung Elektrizität gegen den Erdwall, der mit einem kräftigen Rumpeln auseinander bröckelte und die Sicht auf Kakashi und Sakura wieder frei gab.

„Lange nicht gesehen“, begrüßte der Hokage seinen Widersacher nonchalant.

„Du bist immer noch zu Scherzen aufgelegt?“ Der Ne klang erbost.

„Scherze? Nein, so würde ich das nicht nennen. Eher … eine Bewältigungsstrategie für Stresssituationen.“

Kaum hatte Kakashi diesen Satz zu Ende gesprochen, stürmte er mit gezogenem Kunai auf den Gegner los, der umgehend ein eigenes Kunai zuckte und so den Angriff parierte.

Egal, wie viele Szenarien der Sechste in seinem Kopf durchging, jedes, das eine größere Attacke beinhaltete, war zu riskant. Er konnte nicht zulassen, dass der Berg einstürzte, bevor die anderen entkommen konnten. Daher durfte Tora nicht länger hier wüten.

Das metallische Klirren der aufeinander treffenden Kunai erfüllte den Raum. Kakashi versuchte mit einem Tritt, die Beine des Nes zu erwischen, um ihm den Halt zu nehmen, doch Tora erkannte seine Absicht und rettete sich mit einem Sprung nach oben.

„Mist!“, entfuhr es Kakashi, als sein Kontrahent in der Luft zu Fingerzeichen ansetzte. Blitzschnell griff der Hokage nach einigen Shuriken und schmiss diese auf den Ne, der seine Fingerzeichen abbrach, um die Shuriken mit seinem Kunai abzuwehren.

Dies öffnete für Kakashi ein winzig kleines Zeitfenster, in dem er selbst Fingerzeichen formen konnte.

„Wasserversteck: Wassergeschoss!“

Die pfeilschnellen Geschosse rasten auf Tora zu und trafen ihn mit so großer Wucht, dass er zu Boden geschleudert wurde.

Kakashis Glück war es, dass er den Großteil der Jutsus, die er in seiner Zeit als Kopierninja kopiert hatte, noch benutzen konnte; sein Unglück war es, dass er den Großteil der ihm zur Verfügung stehenden Künste in dieser instabilen, kleinen Kammer nicht einsetzen konnte. Das Wassergeschoss war eh nie eines seiner stärksten Attacken gewesen, aber mit Feuer (was ihm deutlich mehr lag) anzugreifen, war durch Toras Windversteck tabu. Er hatte keine Lust hier geröstet zu werden.

Einen erzürnten Schrei loslassend, rammte Tora noch auf dem Boden liegend seine Hände in die Pfützen des auf die Erde geplatschten Wassers. Das nun durch das Wasser verstärkte Blitzversteck hüllte die gesamte Kammer in einen grellen, ohrenbetäubend knisternden Schleier. Kakashi biss die Zähne zusammen, als er versuchte, die Elektrizität mit seinem eigenen Element zu absorbieren.

Wie er das hasste, wenn jemand ein stärkeres Blitzversteck als er hatte. Solche Leute übertrieben es dann nämlich grundsätzlich damit.

Die Wände wackelten und noch größere Risse fraßen sich durch den Berg.

Endlich ebbten die Blitze und Elektroschocks ab und keuchend, doch mit einem Hauch von Triumph im Gesicht, blickte Tora auf die am Boden liegende Sakura, die diesem heftigen Gewitter nichts entgegen zu setzen hatte. Von ihrer verbrannten Haut stieg Qualm auf.

„Um sie ist es schade.“ Erschöpft stand der Ne auf. „Wir hatten sie behalten wollen.“ Er wandte sich zu dem vor Anstrengung in die Knie gegangenen Kakashi um. „Aber da wird sich sicher eine andere Lösung finden.“

Wackligen Schrittes ging er auf den silberhaarigen Mann zu, der nach Luft schnappend zu ihm hochblickte.

 

„Da vorne!“ Naruto brüllte die Information, die für den neben ihm laufenden Yamato genauso ersichtlich war, in die kalte Luft des sehr frühen Morgens. Die Dunkelheit der Nacht wich gemächlich den ersten zarten Sonnenstrahlen des neuen Tages.

„Seid ihr euch sicher, dass ihr klar kommt?“, fragte der hinter ihnen her hetzende Iwashi verunsichert. Die zwei waren doch massiv vergiftet gewesen und dennoch wollten sie sich jetzt schon ins Gefecht stürzen? Das klang verrückt – aber sagte man dem berüchtigten Team Sieben nicht eine gewisse Verrücktheit nach?

„Wir sind vorsichtig“, antwortete Yamato ihm, während Naruto das Tempo noch einmal anzog. „Unterstütze du bitte die anderen. Wir versuchen zum Hokage vorzustoßen.“

Das mit Kratern und Ninjawerkzeugen bedeckte Schlachtfeld vor dem Bergwerk hatte sich immens gelichtet. Die drei Neuankömmlinge liefen an einem auf der Erde liegenden Mann vorbei, der mit Kratzwunden übersät war und an dem sich anscheinend noch ein paar Käfer labten (Naruto wandte sehr schnell und sehr stark würgend seinen Blick von diesem Bild ab, doch er hatte erkannt, dass dies der Kerl gewesen war, dem sie ihre Vergiftung zu verdanken gehabt hatten). Ein paar letzte Ne leisteten verzweifelten Widerstand gegen Choji, Shino und Lee. Tenten schleuderte keuchend eine an einer Kette befestigten Sense gegen einen der gleichermaßen japsenden Ne, während Kiba völlig außer Puste hinter dem Felsbrocken-Versteck ausharrte. Iwashi eilte den Jüngeren zu Hilfe und Naruto und Yamato kamen ungehindert bis an das stillgelegte Bergwerk heran – aus dem gefährlich klingende Geräusche kamen. Man konnte sehen, wie das Massiv erschüttert wurde.

„Warte, Naruto“, hielt der Ältere den nach vorne stürmen wollenden Blondschopf zurück. „Der Berg sieht aus, als würde er jeden Moment einstürzen.“

„Aber dann müssen wir doch erst recht-“

Geröll fiel herunter und unterbrach seinen Einwand effektiv.

Was sollten sie nur tun?

Ein gewaltiger Knall ließ beide voller Schrecken zum Berg hinauf blicken.

 

„Stirb, Kakashi Hatake“, sagte Tora ruhig, als erneut Elektrizität aus seinen Fingern knisterte.

Der Ne hatte gerade einmal Zeit, entsetzt die Augen aufzureißen, als er eine kolossale Menge Chakra spürte, die in einem übermenschlichem Tempo aus seinem toten Winkel heraus auf ihn zukam.

„Shanarooo!“

Sakuras Faust donnerte in seine Rippen und schlug ihm sämtliche Luft aus den Lungen. In einem hohen Bogen wurde Tora gegen die sowieso bereits malträtierte Wand geschleudert und durch den Aufprall in die Kammer zurückgeschmissen. Die Außenseite des Berges gab endgültig nach und mit einem mächtigen Knall löste sich ein Teil von ihr ab und stürzte Hunderte von Metern in die Tiefe.

„Du …?“, äußerte der nun Blut spuckende, röchelnde Ne entgeistert. Seine Augen wanderten zu der verbrannten Sakura, die sich mit einem knisternden Geräusch und einigen zuckenden Blitzen auflöste.

Ein Blitzdoppelgänger.

Die Echte hatte den Gang freigesprengt, der zum hintersten Raum führte und sich dort versteckt.

„Ich“, antwortete Sakura resolut, als schnell heraneilende Schritte sie herumwirbeln ließen. Tränen schossen in ihre Augen, als Sai mit ihrer Tochter auf dem Arm in die Kammer stürmte.

„Sai! Ist Sarada verletzt?“

„Ich denke nicht.“ Sai stoppte vor ihr und warf einen raschen, prüfenden Blick in den Raum. Sie würden hier gleich ein Problem bekommen. „Ich habe nur noch genug Tinte für einen einzigen Vogel. Ich kann uns nicht alle-“

„Bring Sarada so schnell wie möglich nach draußen“, ordnete Kakashi an. „Sakura und ich finden einen Weg.“

Sai warf der Kameradin einen fragenden Blick zu, um sich ihr Einverständnis zu holen.

Sie nickte energisch. „Bitte bring Sarada in Sicherheit.“

Unverzüglich schritt der Schwarzhaarige zur Abbruchkante und zeichnete das Gemälde der Bestien mit seinen wenigen Tropfen Tinte auf das Papier, während er Sarada im anderen Arm hielt. Der Boden unter seinen Füßen bröckelte weg wie nichts. Sai sprang mit dem kleinen Mädchen nach draußen und landete auf seinem getreuen Tintenvogel, der seine Schwingen umgehend ausbreitete.

„Das … darf … nicht ...“, erklang es schwach von Tora, ehe er mit letzter Kraft einen Arm hob und einen letzten Blitz losschickte, bevor er sein Leben endgültig aushauchte. Voller Schrecken beobachteten Kakashi und Sakura, wie der Blitz nach draußen flog und in den Tintenvogel einschlug. Das gemalte Wesen zerplatzte und seine beiden Passagiere fielen ungebremst zur Erde hinab. Durch den Einschlag hatte Sai Sarada losgelassen und sein verzweifelter Schrei, als er das durch die Luft fliegende Mädchen nicht mehr zu fassen bekam, hallte durch die gesamte Umgebung.

Sakura konnte nicht mehr atmen, konnte nicht mehr denken, konnte nicht einmal mehr schreien. Doch sie sah, wie Kakashi sich vom Boden hochhievte und einen Wimpernschlag später sich über die Abbruchkante in den Abgrund hinab schmiss. Er schaffte es, Sarada zu fassen zu bekommen und drehte seinen Rücken dem immer näher kommenden Erdboden zu. Er wusste nicht, ob das ausreichen würde, um Sarada vor dem Aufprall zu schützen und er konnte Sai nicht erreichen und nichts für ihn tun. Und er war sich schrecklich schmerzhaft bewusst, dass er gerade dabei war, sein Versprechen an Yamato zu brechen.

Aber dies war das, was er tun konnte.

In Erwartung des baldigen harten Aufschlags schloss Kakashi die Augen und verstärkte seinen Griff um Sarada.

Ein lärmendes Rumpeln ließ ihn die Augen wieder öffnen.

Was in aller Welt war das für ein Geräusch? Es klang, als würde die Erde aufgerissen und -

Aus dem Augenwinkel sah Kakashi die gigantischen Bäume, die aus dem Boden auf ihn zuschossen und ihr dichtes Blattwerk wie ein Netz ausbreiteten. Der Hokage fiel durch die Blätter, die seinen Sturz verlangsamten und erschrak beinahe, als Äste nach ihm schnappten und einer ihn letztlich an einem Fußknöchel erwischte. Vorsichtig ließ der Ast ihn zur Erde hinab, während Kakashi in der Entfernung das ihm sehr vertraute Geräusch von Schattendoppelgängern, die sich auflösten, abermals und abermals vernahm.

Atemlos erschien Yamato über ihm.

„Bist ... du … verletzt?“ Der Brünette schnappte nach Luft.

„Nein.“ Kakashi setzte sich auf und blickte auf Sarada, die ihr Näschen rümpfte. Vermutlich war sie kurz davor aufzuwachen. Er ließ seinen Blick kurz zu den meterhohen Bäumen wandern, bevor er zu seinem Retter zurückschaute. „Wow.“

Yamato entwich ein tiefes, lautes Stöhnen. „Wow?! Das ist alles, was du zu sagen hast??“

„Oh. Danke natürlich. Und gutes Timing!“

Sein Gegenüber knarzte hörbar mit den Zähnen und raufte sich die Haare.

„Du machst mich fertig, Senpai! Du machst mich vollkommen fertig!!“

Trotz seines Wutanfalls half Yamato dem Hokage vom Boden hoch. Gemeinsam schritten sie aus dem Schatten der hohen Bäume heraus und sahen Naruto und Sai auf sie zusprinten.

„Geht es Ihnen und Sarada gut?“, wandte sich Sai sofort sichtlich erschüttert an den Sechsten.

„Wir sind aufgefangen worden. Ist bei dir alles in Ordnung?“

Sai nickte. „Ich bin sozusagen weich gelandet. Um genau zu sein, auf Hunderten von Schattendoppelgängern.“

Bei seinem Stichwort schob Naruto stolz seine Brust heraus. „Eine meiner leichtesten Übungen, echt jetzt.“

Kakashi warf seinen beiden Schützlingen ein erleichtertes Lächeln zu und schaute mit ihnen zusammen auf den zerstörten Berg zurück. An der noch halbwegs intakten Seite kletterten im Eiltempo Sakura, Genma und Raidou herunter, die ebenfalls aus einer weggesprengten Außenwand herausgekraxelt waren. Der obere Teil des Berges, in dem sie gegen Tora gekämpft hatten, bebte und immer wieder fielen große Gesteinsbrocken zur Erde hinab. Die Kämpfe am Boden waren zum Erliegen gekommen und die Ninjas aus Konoha führten die gefangen genommenen Ne weg.

Kaum war Sakura auch nur am Fuße des Berges angelangt, sprang sie den restlichen Weg hinab und rannte wie der Wind zu ihrer Tochter, die Kakashi ihr auf der Stelle übergab. Dicke Tränen liefen über ihre Wangen, als sie endlich ihr Kind wieder in den Armen hielt. Sarada schien nicht verletzt zu sein. Ihre kleinen Augenlider zuckten und ganz langsam und gemächlich öffnete sie diese müde und sah ihre Mutter verschlafen an. Sie gluckste einmal, gähnte und schlief wieder ein. Der Anblick ließ Sakura lächeln.

„Naruto, nimmst du sie mal kurz?“

Der Angesprochene stutzte, nahm dann aber sofort das Mädchen entgegen.

„Ich ...“, begann Sakura und räusperte sich, um ihre Stimme zu festigen, „ich bin euch so dankbar für alles, was ihr getan habt. Ich werde euch nie genug danken können. Ihr habt eure Leben riskiert, um Sarada zu retten. Und einige von euch sind vollkommen bescheuert!“

'KLATSCH!'

Bevor der Hokage sich versehen konnte, hatte Sakura ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Verwundert hielt er sich eine Hand gegen die attackierte Wange.

„Au?“

„Was sollte das denn eben??“, wütete Sakura aufgebracht weiter. „Bist du jetzt total irre?? Wenn du Todessehnsucht hast, kann ich dir gerne nachhelfen!“ Sie wirbelte zu Sai herum, der erschrocken einen Schritt zurück machte. „Und du bist auch nicht viel besser! Natürlich würde ich auch alles tun, wenn es um Inojin gehen würde, aber hat einer von euch eine Vorstellung, wie das wäre, wenn euch meinetwegen etwas zustoßen würde?? Ich liebe euch doch, ich könnte es nicht ertragen, auch nur einen von euch zu verlieren!“

Stille legte sich für einen Moment über die im Sonnenaufgang stehende Gruppe.

„Sakura“, sagte Sai schließlich, „ich glaube, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass es uns allen genauso geht. Wir wollen die beschützen, die wir lieben. Wir wollen jegliches Leid von ihnen abhalten und sie glücklich machen. Das ist es, was eine Familie ausmacht, oder?“

Erneute Stille trat nach Sais großen Worten ein.

Sakuras schnell gehender Atem beruhigte sich und sie wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht. „Ja. Genau so ist es. Das hast du sehr schön gesagt, Sai.“

„Habe ich?“ Der Dunkelhaarige lächelte erfreut.

„Wieso kriegt Sai ein Kompliment und ich eine Ohrfeige?“, jammerte Kakashi.

„Das fragst du noch?“ Genma hatte sich mit Raidou zu ihnen gesellt. „Weil du dich eben von der Spitze eines verdammten Berges geschmissen hast. Mir reicht es jetzt. Hat jemand ein Kunai?“

Skeptisch musterte Raidou seinen Kameraden. „Wofür brauchst du ein Kunai?“

„Na, um das Symbol auf meinem Stirnband durchzustreichen. Das macht man doch so, wenn man dem Dorf den Rücken kehrt, um ein Abtrünniger zu werden. Bevor der Hokage mir den letzten Nerv raubt, mach ich lieber das.“

„Du machst Witze, oder?!“ Raidou starrte ihn entsetzt an. „Das ist nicht lustig!“

Genma deutete ein Kopfschütteln an. „Mir ist die Heiterkeit auch vergangen.“ Er sah auf, als ihm ein Kunai hingehalten wurde.

„Hier, nimm meins. Und nimm mich bitte mit.“ Yamato seufzte herzzerreißend.

Nichts anderes ist wichtig

„Pssst.“

Sai stoppte abrupt, als er dieses Zischen in einem der Flure des Hokageturms vernahm. Seit der Rettung Saradas waren einige Tage vergangen und er hatte seitdem kaum eine ruhige Minute gehabt. Die unzähligen Ne, die sie in Arrest genommen hatten, mussten alle verhört werden, sämtliche Informationen mussten verarbeitet und alle Geschehnisse aufgearbeitet werden.

Leicht verdutzt, aber vollkommen ruhig trat er um die Ecke in den Gang, aus dem das Zischen gekommen war. Shikamaru stand dort dich an die Wand gedrängt und flüsterte:

„Ist Ino in der Nähe?“

Als Sai den Kopf schüttelte, atmete Shikamaru auf.

„Glück gehabt“, sprach er in normaler Lautstärke weiter. „Ich muss etwas aus meinem Büro holen und habe befürchtet, sie könnte dort lauern.“

„Du versteckst dich immer noch vor ihr?“

„Sai, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen“, entgegnete Shikamaru ernst, „aber deine Frau kann sehr nachtragend und sehr zornig sein.“

Sai lächelte. „Ich weiß.“

„Hast du versucht, ein gutes Wort für mich einzulegen?“

„Ja. Ich glaube, so langsam legt sich ihre Wut. Gestern Abend wollte sie dich nur noch vierteilen, zuvor hatte sie dich zuerst immer noch teeren und federn wollen.“

Der Nara zog eine missmutige Grimasse. „Ja, das klingt schon viel besser.“

„Bereust du deinen Plan, so zu tun, als wärst du zu den Ne übergelaufen?“

Shikamaru seufzte. „Nein. Der Plan war ein voller Erfolg. Auch wenn mir heute noch schlecht wird, wenn ich an die Sachen denke, die ich dafür sagen musste.“

In der Nacht, in der die Ninja um Naruto den Berg gestürmt hatten, um Sarada zu befreien, war es Shikamaru nach langer Vorarbeit gelungen, zu einem Treffen mit einigen Ne, die sich im Dorf aufhielten, zu gelangen. Shishi, der Ne, der im Missionsraum eingeschleust worden war und seinen Kameraden die Informationen über die Missionen hatte zukommen lassen, hatte ihn zu einer Versammlung mitgenommen. Es war zu verführerisch gewesen. Shikamaru Nara, einer der engsten Vertrauten des Hokage und des Helden Naruto Uzumaki, schien sich auf ihre Seite ziehen zu lassen. Was für ein Gewinn wäre das für sie gewesen und was für ein Verlust für den Hokage! Toras Augen hatten geleuchtet, als er diese Nachricht aus Konoha erhalten hatte.

Die Idee war Shikamaru gekommen, als er geholfen hatte, die inhaftierten Ne zu befragen. Einige von ihnen erzählten mit Vorliebe immer und immer wieder von Danzous großartiger Vision für Konoha und wie wenig sie von Kakashi als Hokage hielten. Der Sechste war nicht unbedingt begeistert von seinem Vorschlag gewesen – die ganze Angelegenheit hätte auch nach hinten losgehen können. Doch es war eine einmalige Chance. Mit so wenigen Eingeweihten wie möglich (Kakashi, Yamato, Sai, Yugao, Shizune und Temari) hatte Shikamaru damit angefangen, so zu tun, als wäre er für die Ideen der Ne empfänglich. Dazu hatte er hier und da Kritik über den amtierenden Hokage geäußert, der wiederum seinen Unmut über die scheinbare Gesinnungsänderung des Jüngeren unter die Leute gebracht hatte, und im Handumdrehen hatten sie einen vermeintlichen Verräter erschaffen.

Dass Shikamaru dann von der Rettungsmission ausgeschlossen worden war und die Abwesenheit des Hokage dazu genutzt hatte im großen Rahmen Stimmung gegen ihn zu machen, war das Zünglein an der Waage gewesen. Der junge Shinobi hatte nicht mit Inos Auftauchen gerechnet, aber seine improvisierte Hasstirade gegen Kakashi hatte ihnen in die Karten gespielt. Die Versammlung der Ne im Untergrund von Konoha, an der auch einige neu angeworbene Shinobi teilgenommen hatten, war dann von Yugaos Team gesprengt worden. Ihnen war klar, dass sie damit immer noch nicht alle Ne erwischt hatten, doch dieser Schlag gegen die Verschwörer war so immens gewesen, dass die verbliebenen Ne sich kaum davon erholen konnten. Zudem hatten sie mit Tora ihren letzten Anführer verloren.

Nur dass Ino jetzt alles andere als gut auf ihren Teamkollegen zu sprechen war.

„Sie beruhigt sich wieder“, munterte Sai ihn auf. „Sie schimpft im Moment zwar viel über dich, aber insgeheim ist sie sehr erleichtert, dass du nichts davon ernst gemeint hast.“

„Hat sie dir deine Verschwiegenheit vergeben?“

Sai zuckte mit den Schultern. „Es hat sie beschwichtigt, dass nicht einmal Naruto und Sakura Bescheid wussten. Und die sind beide noch viel nachtragender.“

Shikamaru seufzte erneut. „Wem sagst du das? Naruto beendet neuerdings jedes Gespräch mit mir mit den Worten: 'Falls du nicht gerade wieder in geheimer Mission unterwegs bist.' Wie dem auch sei. Wie geht es dir eigentlich bei der ganzen Sache?“

Erstaunt stutzte Sai bei dieser Frage. Selbst Shikamaru hatte seine innere Zerrissenheit mitbekommen? Wie interessant das war.

„Mir geht es ...“, er überlegte kurz und lächelte schließlich. „Mir geht es besser.“

 

„Pssst.“

Genma klackerte mit dem Senbon in seinem Mund, als er Shizune hinter einer Säule am Vorplatz des Hokageturms hervorlugen sah. Er und Raidou drehten sich zu ihr um.

„Versteckst du dich immer noch vor Ino?“, fragte Raidou verwundert.

Shizune nickte. „Seit sie in dieser Nacht wegen Shikamarus Verrat zu mir kam und ich so tun musste, als würde ich sie nicht ernst nehmen, ist sie nicht gut auf mich zu sprechen.“

Genma grinste. „Sie ist im Moment bei der Informationseinheit und führt Befragungen durch. Du kannst also aus deinem Versteck herauskommen.“

Erleichtert atmete Shizune durch. Selbst Tonton seufzte erleichtert in ihren Armen. „Und wohin seid ihr unterwegs?“

Genmas Grinsen wurde noch genüsslicher, während Raidou beinahe amüsiert mit den Schultern zuckte.

„Ob du es glaubst oder nicht“, antwortete der langhaarige Shinobi. „Der Hokage hat uns zu Zwangsurlaub verdonnert.“

 

Juns Ohrensspitzen glühten feuerrot vor Verlegenheit. Er war auf dem Weg zu einem Treffen mit seinem Sensei und auf der Straße grüßten ihn alle Leute euphorisch. Dass er den Sohn des großen Helden Naruto Uzumaki gerettet hatte, hatte sich herumgesprochen und nun wurde er selbst als Held gefeiert. Es machte den Genin unheimlich stolz, keine Frage, aber so viel Aufmerksamkeit war doch ein bisschen viel für den eher scheuen Jungen. Mit einem verlegen Lächeln grüßte er alle zurück und atmete endlich durch, als er von der Straße herunter war und den Pfad zum Trainingsplatz einschlug. Sein Lehrer hatte es gar nicht fassen können, als ihm Juns Heldentat zugetragen worden war.

Dich allein einer Ne auf Anbu-Niveau zum Kampf zu stellen!“, hatte Naruto kopfschüttelnd ausgerufen. „Wie kommst du nur auf solche Ideen?“ Seine Miene war dann sehr viel sanfter geworden. „Ich bin unheimlich stolz auf dich. Und ich danke dir, dass du meine Familie beschützt hast.“

Jun waren vor Ergriffenheit fast die Tränen gekommen.

Die Rettung Borutos war nicht die einzige mutige Tat, die er in letzter Zeit vollbracht hatte. Seiner Nachbarin, die sich beinahe von den Gerüchten der Ne hätte einlullen lassen, hatte er am Vortag gründlich die Meinung gegeigt - sehr höflich natürlich; er wusste immer noch, was sich gehörte. Der sechste Hokage war ein großartiger Anführer für das Dorf, hatte er ihr mit Nachdruck gesagt, denn wer außer einem großartigen Menschen würde sein Leben für die Bürger Konohas opfern? Und wem wollte sie vertrauen: Denjenigen, die überhaupt erst die Kinder des Dorfes in Gefahr gebracht hatten oder denjenigen, die diese Kinder beschützten?

Die Frau war sehr schnell sehr einsichtig geworden; nicht zuletzt, weil sie auch ziemlich erschüttert von der Geschichte war, die ihr über Jun erzählt worden war. Der Junge, um den sie sich seit Jahren kümmerte, hatte sich ganz allein einem der Verschwörer entgegen gestellt? Wenn ihm etwas zugestoßen wäre, hätte sie sich das nie verzeihen können. Nein, wenn die Ne diesem lieben Jungen ein Haar gekrümmt hätten, hätte sie ganz sicher gewusst, auf wessen Seite sie sich gestellt hätte. Nach Juns kraftvoller Ansage hatte sie ihn fest in den Arm genommen und sich dafür entschuldigt, den Gerüchten je Gehör geschenkt zu haben. Jun, der seine Mutter früh verloren und seinen Vater nie gekannt hatte, hatte sie noch nie so emotional erlebt. Es war ungewohnt, dass so viele Leute besorgt um ihn waren. Ein wunderschönes Gefühl von Wärme breitete sich in ihm aus, wenn er daran dachte.

„Da bist du ja schon! Bin ich etwa zu spät?“ Naruto kam auf den Trainingsplatz gelaufen.

„Das ist kein Problem, Sensei. Ich übe mich in Geduld.“

Prompt wuschelte Naruto durch die Haare seines Schülers. „Sehr gut! Du weißt ja, das ist eine außerordentlich wichtige Eigenschaft, echt jetzt.“ Der Blondschopf grinste über das ganze Gesicht. „Ich habe unglaubliche Neuigkeiten für dich!“

„Für mich?“ Erwartungsvoll blinzelten Juns große, grüne Augen den Älteren an.

Naruto strahlte. „Rate, wer bald Teamkameraden haben wird.“

Der Genin blinzelte erneut, ehe er ungläubig seinen Lehrer anzustarren begann. „Doch nicht etwa … ich?“

„Der Hokage hat gesagt, es müssten ein paar Teams neu zusammengestellt werden und du wärst inzwischen sicher mehr als bereit für ein Team, also werden wir bald zwei Genin zugeteilt bekomm- … huh? Ist alles in Ordnung? Warum weinst du de-“

Naruto hielt inne, als sein scheuer Schützling ihm um den Hals fiel.

„Danke, Sensei!“, rief Jun unter Tränen aus, während Naruto ihn in den Arm nahm.

„Das ist unser gemeinsamer Verdienst, Jun. Freust du dich?“

„Ja!“ Der Junge ließ ihn los und wischte sich die noch fließenden Tränen weg. „Aber ich bin auch etwas nervös.“

Der blonde Jonin nickte verständnisvoll und lachte. „Ich weiß. Doch auch das kriegen wir gemeinsam hin.“

 

„Oh? Wollt ihr wieder Hanabi besuchen?“ Sakura blieb im Flur des Krankenhauses stehen, als Konohamaru, Moegi und Udon ihr entgegen kamen.

Moegi nickte. „Wie geht es ihr? Kann sie bald entlassen werden?“

„Ja.“ Sakura lächelte. „Ihre Augen sind vollkommen verheilt. Es war wohl ihr Glück, dass sie so zügig Hilfe erhalten hat.“

Konohamaru schob stolz seine Brust heraus und rieb sich einen Finger unter der Nase. „Eine unserer leichtesten Übungen.“

„Sakura“, fragte Udon leicht besorgt, „kann man vor Stolz wirklich platzen? Die Gefahr besteht bei … jemandem.“

Die Kunoichi winkte belustigt ab. „Ich glaube, da musst du dir keine Sorgen machen.“

Die Dreiergruppe verabschiedete sich und marschierte weiter zu Hanabis Zimmer. Mit leicht bedrückter Miene sah Sakura ihnen hinterher.

So viele Menschen hatten so viel für die Rettung Saradas riskiert. Wenn wirklich einem von ihnen etwas zugestoßen wäre – nein. Darüber durfte sie nicht nachdenken. Ihre rechte Hand fuhr in die Tasche ihres Arztkittels, in die sie Sasukes heute Morgen eingetroffenen Brief gesteckt hatte.

Mach dir keine Vorwürfe. Sarada geht es gut. Allen geht es gut. Nichts anderes ist wichtig.“

Sie hatte ihm gleich nach der Rückkehr nach Konoha geschrieben und er hatte offensichtlich keine Zeit verloren, um zu antworten. Sasuke war immer noch am anderen Ende der Welt und sein armer Botenfalke war vor Erschöpfung zusammengebrochen, nachdem er in Konoha angekommen war. So schnell wie er konnte, wollte Sasuke sich selbst auf den Heimweg machen. Sakura konnte der Schrift im Brief ansehen, wie aufgebracht ihr Mann durch die Nachrichten gewesen sein musste. Trotzdem war nichts davon in seinen Worten zu spüren, weil er genau wusste, was sie jetzt hören musste, um sich zu beruhigen.

Unwillkürlich musste Sakura lächeln.

Sie hatte Schuldgefühle wegen dem, was geschehen war, aber sie hatte sich auch nie dankbarer und glücklicher gefühlt als in diesem Moment.

 

Kakashi, du bist ein Idiot.“

Der Sechste ließ bei diesem Eröffnungssatz die Schultern hängen und blickte seufzend von dem Brief in seinen Händen zu dem bunten Herbstlaub auf dem Baum über ihm hinauf. Es war ungewöhnlich sonnig und warm heute und auch wenn (oder gerade weil) er beinahe in Arbeit erstickte, wollte Kakashi ein paar Minuten an der frischen Luft Energie tanken und dabei Sasukes gerade eingetroffenen Brief lesen. Er war es gewohnt, von dem Uchiha nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden, aber war das nicht ein bisschen zu hart?

Ich bereue es, dich darum gebeten zu haben, Sakura und Sarada zu beschützen. Mir hätte eigentlich klar sein sollen, dass so etwas dabei herauskommt. Ich vertraue dir als Hokage und weiß, dass es nicht in deiner Macht stand, die Entführung zu verhindern. Aber was geht bitte in deinem Kopf vor, wenn du dich von einem Berg schmeißt? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Konoha braucht dich noch; ich dachte, das hätte ich dir deutlich gemacht.

Ich habe leider auch keine guten Neuigkeiten, was meine Recherche in Konjo betrifft. Die Reliquie, die im ausgeraubten Schrein aufbewahrt wurde, soll ein Stück Rinde vom Götterbaum gewesen sein. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.

Sasuke

 

P.S.: Danke.“

 

Kakashi musste bei dem angehängten „Danke“ schmunzeln. Das war sehr typisch für Sasuke. Wer ihn nicht kannte, würde ihn glatt für unhöflich und undankbar halten, aber Kakashi wusste, dass sein umherreisender Schützling Probleme damit hatte, Gefühle auszudrücken. Dieses klein wirkende „Danke“ war für Sasukes Verhältnisse ein wahrer Gefühlsschwall. Und die Beleidigungstirade ließ sich als Sorge um den alten Lehrer lesen. Wer hätte gedacht, dass Sasuke so sentimental werden könnte? Noch viel schöner als das war der Umstand, dass der Uchiha ihm nicht wie befürchtet Vorwürfe wegen der Ereignisse machte. Kakashi hätte es verstanden, wenn dem so gewesen wäre, aber es sprach für Sasukes emotionales Wachstum, dass er die Geschehnisse viel reflektierter betrachtete als er dies früher getan hätte.

Was dem Sechsten weitaus weniger gefiel, war die Sache mit der gestohlenen Reliquie. Rinde vom Götterbaum? Damit konnte man bestimmt irgendetwas anstellen. Irgendetwas Katastrophales. Außerdem beunruhigte es ihn, dass die Ne mehrmals davon gesprochen hatten, Sakura noch brauchen zu können. Und dann noch Sais Bericht, dass die Ne eine Gruppe beobachtet hätten, die eventuell an einer Waffe forschten?

Kakashi packte den Brief weg und rieb sich die Schläfen. Nahm dies nie ein Ende?

„Du siehst gestresst aus.“

Er schaute auf und erblickte Yamato vor sich stehen. „Ich bin gestresst. Weil ich der Hokage bin.“

Yamato lachte. „Dann hättest du dich auch in den Zwangsurlaub schicken sollen.“

„Glaube mir“, Kakashi stand ächzend auf, „wenn das ginge, würde ich Genma und Raidou begleiten.“

„Das war übrigens eine überaus nette Geste von dir.“

„Nett?“ Der silberhaarige Mann hob eine Augenbraue. „Du meinst notwendig. Ich will nicht als der Hokage in die Geschichte eingehen, der Genma Shiranui zum Nervenzusammenbruch getrieben hat. Raidou kann derweil auf ihn aufpassen … und vielleicht hat er auch ein paar Tage Ruhe nötig.“

Yamato nickte zustimmend. „Komischerweise kann ich die beiden verstehen.“

„Aw, komm schon. Du bist doch nicht immer noch böse wegen dieser … Sache?“

„Du meinst die Sache, als ich beinahe einen Herzinfarkt hatte, als du dich Hunderte von Metern in die Tiefe gestürzt hast? Doch, schon irgendwie.“

Kakashi musterte das beleidigte Gesicht des Jüngeren und seufzte. „Tenzou, überleg doch mal. Hätte ich das gemacht, wenn ich nicht darauf vertraut hätte, dass du mich auffängst?“

Der Brünette stutzte. Kakashi hatte wieder diesen einlullenden Tonfall, da galt es aufzupassen. „Du konntest gar nicht wissen, dass ich da war.“

„Ich weiß immer, wo du bist.“

„Ja, wegen der heimlich angebrachten Hiraijin-Markierung!“

Oje. Der Hokage stöhnte innerlich. Dieses Mal machte sein Kohai es ihm aber echt nicht leicht.

„Es tut mir leid.“

Yamato stutzte noch heftiger als zuvor, als er diese Worte hörte. „W-was? Bitte, was?“

„Es tut mir leid. Ehrlich und aufrichtig leid. Ich bin ein Idiot. Das habe ich sogar Schwarz auf Weiß.“ Er wedelte mit Sasukes Brief.

Sein Gegenüber starrte ihn noch einige Sekunden fassungslos an, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte. „Okay, jetzt mache ich mir wirklich Sorgen.“

„Hmm?“ Kakashi blinzelte ihn an. „Wieso denn das?“

„Du bist so einsichtig in letzter Zeit.“

„Inwiefern ist das beunruhigend?“

Yamato zuckte mit den Schultern. „Bei dir weiß man nie, ob du dich zum Besseren veränderst oder ob du in Wahrheit nicht irgendetwas ausheckst.“

„Autsch.“ Der Ältere zog eine gespielt beleidigte Grimasse. „Hältst du mich für so unehrlich?“

„Nein, aber …“ Der Brünette seufzte. „Obwohl du mich in den Wahnsinn treibst, will ich noch möglichst lange etwas von dir haben.“

Kakashi lachte und setzte sich in Bewegung. „Danke gleichfalls.“ Er hielt inne und drehte sich mit wieder ernstem Gesicht zu seinem Partner um. „Ich will unser Versprechen halten. Ich werde alles dafür tun, dass du mich auf ewig nicht loswerden wirst.“

Entgegen seiner eigentlichen Laune musste Yamato leicht lachen. Es war immer das Gleiche mit diesem Kerl. Und wenn er darüber nachdachte, war es das schon seit sehr langer Zeit.

„Wie geht es dir mit dem, was Sai gesagt hat?“, fragte Kakashi plötzlich in die kurz aufgekommene Stille hinein.

Yamato zögerte und sah zu einem der Blätter am Baum über ihm, das vom Wind von seinem Ast losgerissen worden war und nun langsam zu Boden segelte.

Yamato-taichou“, hatte Sai nach ihrer Rückkehr nach Konoha ernst verkündet, „ich muss Ihnen etwas Wichtiges von Kinoto ausrichten.“ Er hatte ihnen bereits auf dem Weg zurück erzählt, dass er Kinoto begegnet war und welches dramatische Ende der Ne gefunden hatte.

Es tut ihm sehr leid, dass er es erst so spät verstanden hat.“

Die Worte hallten immer noch in Yamatos Ohren nach. Er war selbst überrascht davon, wie sehr ihn die Nachricht vom Tod des einstigen Kameraden getroffen hatte – und davon, dass es Kinoto wichtig gewesen war, dass er dies noch erfahren würde.

„Ich habe mich erst schuldig gefühlt“, antwortete Yamato nach einigem Stillschweigen auf Kakashis Frage. „Doch - er wäre damals nicht mitgekommen, selbst wenn ich ihn gefragt hätte. Und so lange Danzou lebte, hätte er die Ne nicht verlassen. Irgendwie ist es seltsam, aber …“ Ein zartes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Ich bin froh, dass wir die ganze Zeit auf eine gewisse Art miteinander verbunden waren … und es jetzt immer noch sind.“

Für den Anderen unsichtbar, gingen Kakashis Mundwinkel unter seiner Maske nach oben. Er hatte Sorge gehabt, dass Yamato sich wegen dieser Geschichte Vorwürfe machen würde, aber, wie es schien, waren sie alle an ihren Herausforderungen gewachsen. Die Vergangenheit loszulassen, ohne sie zu vergessen … es war eine Aufgabe, der sie sich alle immer wieder stellen mussten.

„Dann mal zurück an die Arbeit“, rief der Hokage aus und wunderte sich über die großen Augen seines Gegenübers.

„Jetzt wirst du mir wirklich unheimlich.“ Yamato lachte, als Kakashi von neuem seufzte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Name „Sarada“ lässt mich nicht los. Ich mag sie als Charakter, aber dieser Name! Endlich gibt es auch wieder Screentime für meinen OC Jun – und es wird nicht die letzte Begegnung mit ihm gewesen sein. ;)
Sai hat einen Buchmoment, ohne in dieser Szene überhaupt vorzukommen. XD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ah, dieses Gespräch zwischen Sai und Yamato wollte ich so lange schon schreiben! Und Kakashi und Gefühlsdinge sind immer wieder eine kleine Herausforderung.
Ich hoffe an dieser Stelle, dass ich euch mit dem Schluss überrumpeln konnte. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe dieses Mal Genma und (besonders) Raidou mehr Screentime gegeben. Ich mag die beiden einfach und inzwischen gehören sie innerhalb meiner Reihe zur Stammbesetzung. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Haha, mir ist diese Woche aufgefallen, dass es eine Shippuden-Folge mit dem Titel „Geister der Vergangenheit“ gibt. Na ja, passiert. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Namen der Ne haben übrigens alle eine Bedeutung. Die älteren Ne (=Yamatos Generation) sind (meiner Recherche nach) im Anime nach einem Prinzip namens „Wu xing“ benannt. Diese folgen den Elementen (bei z.B. Kinoe Holz; ki=Holz) und Yin und Yang (das „e“ steht für Yang, während das „to“ von z.B. Kinoto für Yin steht). Ich habe das versucht, weiterzuspinnen und zudem meinen eigenen Ne die Namen von orientalischen Sternzeichen gegeben (Mi=Schlange). Dann gibt es eine Gruppe mit westlichen Sternzeichen in japanischer Übersetzung (Ite=Schütze) und noch eine weitere, deren Namen alle etwas mit „Talent“ zu tun haben (und damit an Sais Namen angelehnt sein sollen). Ich dachte mir, jemand wie Danzou würde wahrscheinlich all seine Schützlinge systematisch benennen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
„Shishi“ ist die japanische Bezeichnung für das Sternzeichen „Löwe“; „Tora“ ist bei den orientalischen Sternzeichen der Tiger und „Tatsu“ der Drache. „Mizunoe“ folgt dem aus der Serie bekannten „Wu xing“-Prinzip. Apropos Serie: Ich habe schon lange nicht mehr gesagt, dass ihr die Kakashi Anbu Arc im Hinterkopf behalten solltet. Besonders für das nächste Kapitel schadet es nicht, sich daran ein wenig zu erinnern. *zwinker* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß auch nicht genau warum, aber ich mag Kinoto sehr. Ihr erinnert euch doch hoffentlich an ihn? Er kam in der Kakashi Anbu Arc vor und war mir von Anfang an sympathisch. Ich habe mich immer wieder gefragt, was wohl aus ihm geworden ist. („Ich mag ihn sehr“, sagte sie und brachte ihn um. oo“)
„Nou“ bedeutet übrigens „Talent.“ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
„Mizunoto“ und „Jinzai“ habe ich im Nachhinein Namen gegeben. Das sind die beiden Rädelsführer aus „Coup d'État.“ Der erste Name folgt dem Prinzip aus dem Anime, der zweite bedeutet „talentierter Mensch.“
Fragt sich noch jemand, was aus Genma und Raidou in Boruto geworden ist? Wo sind die beiden hin? Wieso kriegen sie dort keine verdiente Screentime?
Es folgt noch der Epilog. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So konnte sich Sasuke trotz Abwesenheit wenigstens einmal kurz und kraftvoll zu Wort melden. *lach*
Ich hoffe, euch hat auch dieser Teil gefallen. Das Schwierigste hier war eindeutig die Gleichzeitigkeit mit der alles stattfand. So viele Charaktere zur gleichen Zeit an verschiedenen Schauplätzen. Außerdem musste ich zeitgleich zumindest die Ideen für den nächsten Teil ausarbeiten, denn … euch ist es sicher aufgefallen, nicht wahr? Hier wurde mehrfach etwas angedeutet.
Ist dies der richtige Moment, um euch zu sagen, dass der nächste Teil der vorläufig Letzte der Reihe sein wird? Bis dahin ist es aber noch lange hin. Ich bedanke mich für euer Interesse und eure Unterstützung und hoffe, ihr seid auch zum großen Finale wieder mit dabei. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Charly89
2023-05-14T15:03:17+00:00 14.05.2023 17:03
„Habe ich eine Hiraijin-Markierung?“
XD Was hat Yamato erwartet?

Das ist ein Hammer-Kapitel *-*
Mein persönliches Highlight ist tatsächlich Raidou ^-^°
Seine Gefühlsausbruch ist unerwartet; aber völlig nachvollziehbar. Ich dachte eigentlich das Genma Kakashi diesbezüglich den Kopf wäscht, aber nein, dem stillen Raidou platzt (zu Recht) der Kragen.

Das Kakashi vor lauter Sorge um seine Schützlinge und deren Schützlinge sein offensichtlicher Fauxpas gar nicht klar ist, finde ich tatsächlich auch okay, also IC.

Will ich wissen, wie lang du an dem Kapitel gewerkelt hast?
Selbst wenn man Kakashi und Konsorten rausnimmt, sind da so unfassbar viele Charaktere; das ist der Wahnsinn.
Hut ab für diese Leistung :D

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
20.05.2023 14:21
*lach*
Yamato ist so süß und unschuldig, er erwartet nicht, dass man ihm heimlich so eine Markierung verpasst.

Ein ganz großes Danke für dein Lob! Das ist tatsächlich eines meiner Lieblingskapitel aus dieser FF. Auch wegen Raidou. <3 Der brauchte einfach mal eine große Szene (Raidou-Fans sind entweder genauso still wie er oder nur in geringer Zahl vorhanden, habe ich das Gefühl). Ich liebe seine Mini-Szene in der Kakashi Anbu Arc. Da sieht man irgendwie mehr von seinem Charakter als in der ganzen Zeit sonst.

Kakashi hat schon einen Hang zur Selbstaufopferung. Ich denke da zum Beispiel an die Szene bei Kaguya, als er und Obito sich vor Sasuke und Naruto schmeißen. Und die Angst, jemanden zu verlieren, oder dass jemand einen Verlust erleben muss, wird ihn auch nicht mehr verlassen.

Haha, ich weiß nicht einmal, ob ich das wissen will. *lach* Das freut mich aber, dass man die Arbeit herauslesen kann, die ich hineingesteckt habe. Das ist mal wieder eines der Kapitel, von dem es unzählige Versionen gab, bis ich an einem Punkt ankam, der mich zufrieden stellte.
Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar!
Von:  Charly89
2023-05-02T13:26:35+00:00 02.05.2023 15:26
Wieder ein außerordentlich spannendes Kapitel :D

Man liest förmlich, wie viel Mühe du dir im Vorfeld zu deinen Geschichten machst.
Nichts von dem hier schüttelt man aus dem Ärmel; da steht sorgfältige Planung im Hintergrund, damit alles passt und Sinn ergibt. Das ist wirklich große klasse *-*

Team Kakashi in Action! Bin sehr gespannt was uns genau bei dem Ne-Versteck erwartet;
und natürlich, was es mit Shikamaru bzw Gaara auf sich hat ^-^°
Nein, dass habe ich trotz aller Spannung und Aufregung nicht vergessen ;)

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
06.05.2023 14:48
Aiiii, danke, meine Mühen machen sich bezahlt, wenn die Geschichte als spannend und unterhaltsam empfunden wird. <3
Es ist tatsächlich so, dass - je komplexer die Geschichten werden - ich lange vor meinen Notizen sitze und grübele, wie daraus eine sinnvolle Erzählung werden soll. Und ich nicht wieder irgendetwas komplett Unlogisches vom Stapel lasse. *lach*

Uh, ich hoffe, ich kann die Spannung noch länger aufrecht erhalten, denn noch sind sie ja nicht beim Versteck. ;)
Haha, vergiss das mit Shikamaru und Gaara auch nicht. Aber alles zu seiner Zeit ....

Danke für den Kommentar! ^__^
Von:  Charly89
2023-04-21T17:51:39+00:00 21.04.2023 19:51
Ich weiß gerade gar nicht wo ich anfangen soll *-*

Ich bin tatsächlich ganz froh, dass ich die beiden Kapitel direkt zusammen lesen konnte.
Gleichzeitig weiß gerade eben nicht, wo und wie ich anfangen soll.

Da ist zum einen natürlich die ganze Sorge um Sarada. Diese sehr gute Spannung die du aufbaust, diese ganzen kleinen "Um-die-Ecke"-Kniffe die ich so liebe.
Das ist so unfassbar viel Kontent und er greift so großartig und nahtlos ineinander. Es ist rund und logisch und fließt so wunderbar mit der Story *-*

Und dann sind da all diese kleinen typischen Dinge. Naruto, der mal wieder nicht weiß, woher dieses merkwürdige Gefühl kommt, wenn er "seine" Weisheiten zum besten gibt. Kakshi der charmant alle an der Nase herum führt.
Und Genma und Raidou, die mir hier extrem gut gefallen haben *-*

Und ich fühle mich jetzt noch mehr bestätigt, dass Shikamaru keine Randnotiz ist ^-^°

Warte nun ungeduldig auf das nächste Kapitel

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
22.04.2023 14:13
Ah~, du hast so ein gutes Gespür. ^^

>>Mich würde interessieren, was bei Gaara los ist XD tut für diese Story natürlich nichts zur Sache, aber trotzdem.<<

Ich bin wieder in diesem Zwiespalt, wie viel ich sagen darf, ohne zu viel zu verraten ... so gesehen, habe ich damit etwas verraten. XD Um dich noch mehr zu verwirren (oder dir einen Hinweis zu geben?): Du hast mit deinem zweiten Satz da nicht ganz Unrecht. ;)

Das freut mich so unfassbar doll, was du sagst! Ich kann ja immer nur hoffen, dass die Leser es spannend finden werden und wenn man dann die Bestätigung kriegt, ist es einfach überwältigend. ^____^
Dann will ich mal hoffen, dass das auch so bleibt!

Es ist auch sehr schön, dass dir diese Naruto-Eigenarten (die kleinen typischen Dinge, wie du sie nennst) hier gefallen. Die machen für mich auch einen großen Teil des Charms der Serie aus und deswegen bin ich glücklich, wenn du der Meinung bist, ich hätte sie gut in die Geschichte eingearbeitet. ^.^

Genma und Raidou bekommen wie gesagt mehr Screentime, weil sie das einfach verdient haben (und ich mich beim Gucken von Boruto gefragt habe, was wohl aus ihnen geworden ist). Wenn man den beiden genug Screentime gibt, zeigen sie auch, dass sie mehr sind als einfache Nebencharas. <3

Vielen Dank für deinen Kommentar! ^__^
Von:  Charly89
2023-04-21T17:24:06+00:00 21.04.2023 19:24
Da ich gleich zum nächsten Kapitel weiter fliege, hier nur ein paar kurze Anmerkungen.

Mich würde interessieren, was bei Gaara los ist XD tut für diese Story natürlich nichts zur Sache, aber trotzdem.

Uuuund: ich werde das Gefühl nicht los, dass die Randbemerkung bezüglich Shikamaru keine Randbemerkung ist ^-^°

Aber jetzt schnell weiter *-*
Von:  Charly89
2023-03-26T08:26:49+00:00 26.03.2023 10:26
Mit was für einem Gefühlschaos lässt du einen hier bitte zurück ^-^°

Das Gespräch zwischen Sai und Yamato hast du toll gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht so einfach gewesen ist. Aber beide sind authentisch und ich kann mir vorstellen, dass ein Gespräch zu dem Thema genauso ablaufen würde :)

Ich möchte hier kurz anmerken wie süß ich Kakashi und Yamato hier finde *-* und den Umstand, dass sie offenbar offiziell zusammen wohnen.

Und überrumpelt trifft es nicht ansatzweise ^-^° nach so viel Gefühl habe ich zwar schon mit einer Überraschung gerechnet, aber nicht mit so einer.

Nun darf man gespannt sein :D

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
01.04.2023 14:40
Das mit dem Gefühlschaos verstehe ich mal als Kompliment. *lach*
Ich freue mich auch riesig, dass ich dich überrumpeln konnte. ^__^
Am meisten freut mich aber, dass dir das Gespräch zwischen Sai und Yamato gefällt. Das lag mir, wie gesagt, schon lange am Herzen und jetzt bin ich froh, dass ich es eeeendlich geschafft habe. :)

Pairings, die mir liegen vs. Pairings, die mir nicht so liegen *guckt verschämt zu Teil 4 zurück*.
Aw, ich bin froh, dass dir auch die Szene zwischen Kakashi und Yamato gefällt. Die hat mir so viel Spaß gemacht.

Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich bin gespannt, was du zu den weiteren Geschehnissen sagst!
Von:  Charly89
2023-03-04T16:35:50+00:00 04.03.2023 17:35
Bandwurm-Party in den ersten drei Absätzen X'D
Respekt! ^-^/

So nun zum Wesentlichen: Dad-Jokes XD
Sakuras Eltern sind ja ein Mysterium, weil sie weniger präsent sind wie Narutos und Sasukes und das obwohl sie noch leben im Gegensatz zu den anderen ^-^°
Aus Gründen die ich nicht begründen kann, stelle ich mir Sakuras Vater genau so vor XD
Richtig tolle Dad-Jokes zum fremdschämen am laufenden Band. Tja, der Name des jüngsten Uchiha-Sprösslings lädt aber auch dazu ein.

Ein toller Team-Moment im Teehaus und super witzig, genau wie sie eben sind. Musste mehrfach schmunzeln :D

Im Kontrast dazu haben wir das Meeting im Hokage-Büro. Schon wieder ein Überfall. Ein toter Lehrer und verletzte Genin - mehr als nur beunruhigend. Vor allem, da sich wieder herausstellt, dass es ein Leck in den eigenen Reihen gibt.

Jun *-*
Orrr ich freu mich ^-^ tue ich wirklich. Ich habe schon gespannt gewartet, ob er mit von der Party ist. Und ja ist er :D
Und: er hat jetzt endlich auch ein Optik-Update bekommen! Sehr gut ;)

Natürlich beschäftig mich die Frage, ob der kleine Schnupfen, der eher nach einer Allergie klingt, von Inos und Sais Nachwuchs irgendwie relevant ist ... oder ob er nur der Auftakt für die wirklich witzige Boruto-Arzt-Anekdote ist XD

Ich frage mich außerdem, wie schlecht Naruto in Form ist, wenn ihn ein bisschen Umzug zum schwitzen bringt X'D alternativ frage ich mich, was genau da überhaupt von A nach B geschleppt wird, weil Sakura ja in ihrem Kinderzimmer gewohnt hat ^-^° oder warum das nicht ein Stapel Schattendoppelgänger gemacht haben ...
Aber das ist eher Kleinkram, den ich einfach erwähnen möchte, weil ich mich das wirklich beim Lesen gefragt haben.

Nun warte ich wieder brav auf das nächste Update.

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
11.03.2023 14:04
Was? Eine ganze Bandwurmparty? Das kann nicht sein ... oO
...
*noch mal in eigene FF guckt*
Oh. oo
Ich schwöre, ich versuche darauf zu achten! Aber es scheint, die langen Sätze sind mächtiger als ich!

Immerhin hast du direkt verstanden, worauf es in diesem Kapitel ankommt. *lach* Es hat sooo Spaß gemacht, diese schlechten Witze zu schreiben, obwohl ich mich selbst dabei ein bisschen fremd geschämt habe. XD
Du weißt, ich liebe Team-7-Team-Momente. ;) Da freut es mich natürlich, wenn andere sich auch darüber freuen.

Ich bin so gespannt, was du zu meinem Einfall für diese FF sagen wirst. Es wird natürlich noch eine Runde dramatischer. Har har. ;)

Oooh, dir ist das mit Juns "Optik-Update" (schön ausgedrückt) direkt aufgefallen! Jaaa, ich denke beim Schreiben tatsächlich an deine Anmerkungen und versuche, sie umzusetzen. Phew, ich bin froh, dass Juns Erscheinungsbild (oder eher die Beschreibung davon) dir jetzt zusagt. Und ich freue mich so, dass du dich über meinen OC freust. Weißt du, dass du ihm quasi zu mehr Screentime verholfen hast?

Der "Schnupfen" wird tatsächlich noch mal erwähnt werden. Nimm das als Teaser (und nicht allzu ernst ... aber er ist in der Tat nicht ganz unwichtig).
*lach* Du hinterfragst zu viel! Sie benutzen den Umzug halt als Krafttraining. Und die Schattendoppelgänger würden vermutlich nur mehr Chaos anrichten als helfen.

Ich danke dir wieder ganz herzlich für deinen Kommentar! ^^
Von:  Charly89
2023-02-25T16:42:08+00:00 25.02.2023 17:42
Yeah! Ich freu mich so *-*

Lange hat es gedauert, aber was lange währt wird gut :D

Grundlegend musste ich direkt beim zweiten Satz erstmal überbreit Grinsen. Deine manchmal etwas überlangen Sätze haben eigentlich schon recht hohen Wiedererkennungscharakter, was ja irgendwie auch etwas Gutes ist ;)

Der Einstieg ist ein wenig anders wie üblich und ich als Dauer-Leser darf "üblich" verwenden X'D
Die Stimmung ist drückend und auch etwas düster, wenn ich es mal so formulieren darf. Sonst haben meistens einen lockeren und witzigen Anfang, diese Änderung macht mich ziemlich neugierig, wie es weitergeht.
Ein üblicher Einstieg hätte mich sehr wahrscheinlich auch neugierig gemacht, aber das hier ist schon eine andere Art Neugier die geweckt wird.

Ich bin sehr gespannt, was du dir wieder tolles ausgedacht hast, und ob wir wieder mit Überraschungsgästen rechnen dürfen.

Ansonsten ist im Moment noch nicht viel zu sagen, außer das ich mich einfach mega freue *-*

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
04.03.2023 13:36
Ich freu mich auch! ^^

*lach* Och nö! Wieso überseh ich den Bandwurmsatz direkt am Anfang?? Ich hab mir so viel Mühe gegeben, die Sätze aufzuteilen. Na ja, immerhin erfreue ich dich damit. XD
Wenn du das erste Kapitel liest, wirst du sehen, dass ich mir doch treu bleibe. ;) Aber die Richtung für die FF ist gesetzt.
Du kennst mich mittlerweile wirklich gut. ;) Es wird vielleicht den ein oder anderen mehr oder weniger überraschenden Auftritt geben ...

Danke für deinen Kommentar! ^^


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