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Geister der Vergangenheit

von

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Ich verspreche es

Vom Nachthimmel über Konoha glitzerten unzählige Sterne, als Yamato zu diesem hinaufschaute und dabei durch die zu dieser späten Stunde leeren Straßen des Dorfes ging. Er erlaubte es sich, tief durchzuatmen. Zum Glück war heute ein äußerst ereignisloser Tag gewesen. Zwei Genin-Teams hatten es nach Hause zurück geschafft. Eigentlich – so unterbrach er seine eigenen Gedanken – sollte dies nichts Besonderes sein, aber unter den Umständen, in denen sie sich gerade befanden, war jedes Team, das heil ins Dorf zurückkehrte, ein Stein, der von ihren Herzen fiel. Es blieb jedoch die quälende Frage: Hatten diese zwei Teams unbeschadet heimkehren können, weil sie von vorneherein nicht Opfer eines Angriffs hatten werden sollen oder weil sie Verstärkung durch Anbu und Jonin erhalten hatten und deswegen nicht attackiert worden waren? Der Spion der Ne, der im Missionsraum arbeitete, hatte mit Sicherheit seine Kameraden über die Entwicklungen im Dorf informiert. Dass sie keine Genin mehr herausließen und Shinobi als zusätzliche Wachposten von anderen Missionen abzogen, würde die Ne merken lassen, dass sie ihnen auf den Fersen waren und vielleicht änderten sie ihre Strategie nun erneut.

Unglücklicherweise konnten sie nicht verhindern, dass von neuem Misstrauen gesät wurde. Die Überfälle auf die Genin waren schon öffentlicher geworden als es ihnen recht war und auch die Nachricht über die zwei getöteten Jonin machte bereits die Runde. Wenn sie nicht schnell dahinter kamen, wie sie die Ne aufhalten konnten, würde das Vertrauen der Bevölkerung wieder schwinden.

Vertrauen. Misstrauen.

Yamatos Durchatmen wurde zu einem angestrengten Stöhnen. Er hatte zusammen mit Sai den Tag damit verbracht, Hintergrundchecks aller Ninja, die für die Missionseinteilung zuständig waren, anzustellen – und das bisher ohne Erfolg. Kein Widerspruch hatte sich bislang aufgetan, keine Lücke im Lebenslauf, nichts, was auf eine Verbindung von irgendjemandem zu den Ne hinwies. Sie waren clever. Das wussten er und Sai aus eigener Erfahrung. Kakashi hatte schließlich zuerst Sai und dann auch ihn nach Hause geschickt. Ohne Unterbrechung die eigenen Leute zu verdächtigen, würde selbst den erfahrensten Shinobi paranoid machen, hatte er ihnen nachdrücklich erklärt und Yamato selbst machte sich ein wenig Sorgen um Sai, der ungewohnt verbissen an die Sache heranging.

„Yamato-taichou?“

Yamato schreckte schlagartig aus seinen Gedanken und zuckte zusammen, als ausgerechnet der, über den er gerade nachgedacht hatte, ihn aus dem Nichts ansprach.

„Sai?“ Der brünette Shinobi versuchte, sein nun schnell schlagendes Herz zu beruhigen, als er zu dem Dach des niedrigen Gebäudes hinaufblickte, von dem die Stimme gekommen war. Sai saß dort im Schneidersitz und hielt einen in eine dicke Decke eingemummelten Inojin im Arm. Nachts war es bereits sehr kühl. „Was machst du hier?“

„Wenn Inojin nicht einschlafen kann, bringe ich ihn nach draußen. Sobald er die Sterne sieht, beruhigt er sich und wird endlich müde“, antwortete der Jüngere und als hätte er sein Stichwort verstanden, drehte Inojin sein Köpfchen zu Yamato und zeigte ihm ein schläfriges Gähnen.

Während Yamato schmunzeln musste, runzelte Sai plötzlich seine Nase und musste niesen, was das kleine Kind in seinem Arm amüsiert glucksen und ebenso seine Nase runzeln ließ, als würde es den Vater nachmachen.

„Ich glaube, du hättest nicht nur für Inojin eine Decke mitbringen sollten.“

„Vermutlich.“ Der Schwarzhaarige besah sich gedankenversunken seinen Sohn, der langsam einschlummerte. Dann blickte er wieder auf. „Wo ist Kakashi-taichou?“

„Noch bei der Arbeit. Er macht da weiter, wo wir aufgehört haben.“

„Verstehe. Aber ...“ Sais Blick wurde sorgenvoll. „Auch wenn nun immer zwei Anbu vor seinem Büro platziert sind, ist es nicht zu gefährlich, ihn allein zu lassen?“

Yamato lächelte gequält. Der Hokage hatte ihn zu dieser Pause gezwungen und es ehrte Kakashi, dass er sich Sorgen um ihn machte. Aber war dem Älteren mal wieder nicht klar, dass er derjenige war, um den man sich Sorgen machen sollte? „Ich wollte auch erst nicht gehen, weil ich das Gefühl habe, ihm keine fünf Sekunden den Rücken zudrehen zu dürfen, aber er ist nicht allein. Genma und Raidou lassen ihn nicht aus den Augen.“

„Das ist gut.“

Die Aura von Schwermut, die um Sai waberte, war beinahe mit den Händen greifbar. Yamato sprang so leise und behutsam wie möglich auf das Dach und ließ sich neben seinem Schützling nieder.

„Und bei dir Sai? Ist bei dir auch alles gut?“

„Huh?“ Der junge Mann zuckte wie ertappt zusammen. „Schon ...“

„Aber?“

Sais Schultern sanken ein wenig herab und eine längere Pause entstand. Er schien abzuwägen, ob oder wie er etwas sagen sollte, das ihm spürbar schwer fiel. „Warum haben Sie die Ne verlassen?“, kam es plötzlich von ihm und erwischte Yamato damit kalt. Mit dieser Frage hatte er definitiv nicht gerechnet. Er stutzte und sah den Jüngeren für einen Moment lang mit offenem Mund an.

„Warum ich …? Wie kommst du jetzt darauf?“

„Ah“, Sais Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen, „wie ich es mir gedacht habe. Das Thema ist Ihnen unangenehm, oder?“

„Was? Ja, nein, ja, ich meine ...“, stammelte Yamato etwas hilflos, bevor er begann, seine Gedanken zu ordnen. Sein Gefühl hatte ihn anscheinend ebenso nicht getäuscht. Sai hatte ihn die ganze Zeit aus Rücksicht auf ihn nicht auf seine Ne-Vergangenheit angesprochen und nun fühlte er sich deswegen mit einem Mal schlecht. Wenn er ehrlich war, war er froh darüber gewesen, dass Sai ihn nicht weiter darauf angesprochen hatte, auch wenn es ihm selbst aufgefallen war, dass der junge Shinobi sehr wahrscheinlich mit ihm darüber sprechen wollte.

„Entschuldigen Sie, dass ich davon angefangen habe“, fügte Sai für seine Verhältnisse hörbar bedrückt hinzu.

Yamato seufzte innerlich. Das … konnte er so nicht stehen lassen. Er war niemand, der gerne über seinen Schatten sprang, sondern lieber so agierte, dass es unnötig war, auch nur an seinen Schatten zu denken. Der Einzige, der seine Grenzen immer und immer wieder ausreizte, war – ein flüchtiges, gequältes Grinsen huschte über sein Gesicht, als ihm dieser Wortwitz in den Sinn kam – der Hokage. Derjenige, der jetzt den Titel „Feuerschatten“ trug, war es, der ihn schon immer dazu gezwungen hatte, über seinen Schatten zu springen.

„Nein, ist schon okay, Sai“, antwortete Yamato ihm, „aber zuerst würde ich gerne wissen, was du auf dem Herzen hast.“

„Es ist schwer zu erklären“, begann dieser und senkte seinen Blick zu seinem schlafenden Sohn herab, „ich frage mich … ob ich wirklich genug getan habe. Vielleicht hätte ich die Ne, die wir nach dem Putschversuch inhaftiert haben, härter angehen sollen, um ihren Plänen schneller auf die Schliche zu kommen. Vielleicht war ich von Anfang an zu milde im Umgang mit ihnen und es wäre erst gar nicht zu dem Putschversuch gekommen, wenn ich ihnen nicht hätte helfen wo-“

„Moment, halte mal genau da die Luft an“, unterbrach Yamato ihn. „Sai, du hast dir absolut nichts zu Schulden kommen lassen, das ist ein Fakt, an dem du nicht zweifeln darfst.“

Der Jüngere hielt verdattert inne und sah zu seinem Vorgesetzten.

„Alles, was du getan hast, erfüllt den Hokage, Naruto, Sakura, Ino und auch mich mit sehr viel Stolz“, fuhr Yamato fort. „Du bist sehr menschlich an deine Aufgabe herangegangen und das ist in der Welt der Shinobi alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Besonders wenn man bei den Ne aufgewachsen ist.“

Sacht schüttelte Sai den Kopf. „Möglicherweise lag genau da der Fehler.“

„Wie meinst du das?“

„Sasuke sagte, es wäre ein Fehler, einem ehemaligen Ne-Mitglied diesen Fall zu überlassen. Ich denke, ich verstehe nun, was er damit gemeint hat.“

Sasuke? Yamato konnte nichts anderes tun, als Sai irritiert anzustarren.

„Ich bin bei den Ne aufgewachsen, wie Sie gesagt haben“, erläuterte der Schwarzhaarige weiter, „die Ne waren für mich für lange Zeit der einzige Ort auf der Welt, an den ich gehört habe. Auch wenn ich inzwischen weiß, wie falsch Danzou mit so vielen Dingen lag, kann ich nicht leugnen, dass ich mich ihnen immer noch verbunden fühle. Ich bin ein Shinobi Konohas und habe gleichzeitig das Gefühl, ich würde meine alte Familie für meine neue verraten.“ Sai schluckte schwer, als er fertig geredet hatte und riss sich sichtlich zusammen, um seine Traurigkeit nicht noch mehr durchscheinen zu lassen.

Sprachlos blickte Yamato ihn an. So zerrissen fühlte er sich? Er bereute es nun zutiefst, nicht bereits früher etwas gesagt zu haben. Aber Reue war etwas, das einem nicht viel weiter half.

„Verraten, hm?“, äußerte er, seine Augen zu den Sternen über ihnen gerichtet. „Genau so und aus diesem Grund habe ich die Ne verlassen.“ Er klang fast ein wenig amüsiert, was Sai erstaunt zu ihm blicken ließ.

„Ich habe ganz unvermittelt entgegen Danzous Befehl gehandelt“, erzählte er weiter, „weil mir jemand gezeigt hat, dass Danzou der wahre Verräter war. Da verstand ich, dass Danzou für seine Zwecke alles und jeden verraten würde. Und dass ich alles, was mir wichtig war, verraten müsste, um weiterhin Danzous Weg zu folgen. Mir war klar geworden, dass es der falsche Weg war, weil jemand mir einen anderen, besseren Weg gezeigt hatte.“ Er erwiderte Sais Blick und bei der Erinnerung formte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Was soll ich drumherum reden, dieser jemand war Kakashi.“ Yamato zuckte belustigt mit den Achseln. „Wer sonst? Naruto war damals schließlich noch zu klein. Dafür hat er bei dir später das Gleiche ausgelöst, nicht wahr?“

Baff blinzelte Sai ihn an. „Dann … dann war das bei Ihnen ja ganz ähnlich wie bei mir.“

Yamato nickte aufmunternd. „Ich verstehe deine Zerrissenheit. Ich habe Danzou und der Ne auch viel zu verdanken, aber wenn ich mein Herz befrage, wem ich mich verbunden fühle, dann gibt es mir nur eine Antwort: Denjenigen, die mich bedingungslos annehmen, so wie ich bin, die mir blind ihr Leben anvertrauen und mir ungefragt ihre Liebe schenken. Allen anderen bin ich nichts mehr schuldig. Dass du die anderen Ne-Mitglieder retten willst, zeigt, dass du ein besonders gutes Herz hast, Sai. Wenn es noch weitere wie uns gibt, weitere, die in der Ne nicht verlernt haben, auf ihr Herz zu hören, dann wirst du sie bestimmt erreichen. Aber allen anderen bist du nichts schuldig und das heißt, du musst dich ihretwegen nicht schuldig fühlen.“

Wortlos verharrte Sai in seiner Position und blickte den Älteren perplex an – so lange, dass Yamato unsicher wurde, ob seine kleine Ansprache ihn nicht überfordert hatte.

„Denjenigen, die mich bedingungslos annehmen“, sagte Sai plötzlich in die Stille hinein, sodass Yamato beinahe erschrak. „Die mir blind ihr Leben anvertrauen.“ Er klang äußerst nachdenklich, als er diese Sätze wiederholte. Dann klärte sich mit einem Mal sein Blick, so als wäre ihm aus dem Nichts etwas bewusst geworden. Erneut blickte er zu Inojin und ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.

„Konnte ich dir helfen?“, fragte Yamato verunsichert nach.

Ein schwaches, doch aufrichtiges Lächeln zierte das Gesicht des Künstlers, als er wieder zu seinem Vorgesetzten sah. „Ja. Ja, das konnten Sie. Die gesamte Angelegenheit hat mich so verwirrt und in Zweifel gestürzt, dass ich nicht klar sehen konnte, wer meine wahre Familie ist.“

Erleichtert, dass er helfen konnte, atmete Yamato aus und stand wieder auf. „Sai, wenn dich irgendetwas bekümmert, dann kannst du damit jederzeit zu mir oder Kakashi kommen. Egal, was es ist.“

Der Jüngere nickte andächtig. „Vielen Dank, Yamato-taichou.“

„Nicht doch.“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Das war wohl überfällig. Entschuldige, dass es so lange gedauert hat.“ Er verabschiedete sich und ließ Sai und Inojin allein auf dem Dach zurück.

„Ich werde nicht nur dich“, flüsterte der Dunkelhaarige leise seinem Sohn zu, als er wieder mit ihm alleine war, „und deine Mutter, sondern alle beschützen, die zu unserer Familie gehören. Egal, was das heißen wird. Ich hoffe, du wirst das verstehen.“

 

Yamato hatte einen kurzen, traumlosen Schlaf hinter sich, als ein Geräusch ihn seine Augen öffnen ließ.

„Schlaf weiter“, kam der knappe und doch sanft vorgetragene Befehl Kakashis, der gerade ins Zimmer gekommen war.

„Wie spät ist es?“ Yamato blinzelte ein paar Mal schlaftrunken, ehe er die Uhr erkennen konnte. „Du kommst jetzt erst nach Hause? Es ist mitten in der Nacht.“

„Werd bloß nie Hokage“, entgegnete Kakashi ächzend, während er sich ins Bett setzte und seinen Kopf erschöpft gegen die Wand zurücklehnte, „die Arbeitszeiten sind furchtbar.“

„Ob du es glaubst oder nicht, das hatte ich auch nie vor“, erwiderte Yamato und setzte sich ebenso auf. „Habt ihr irgendetwas Verwertbares gefunden?“

„Nein, nichts.“ Kakashi atmete angestrengt aus. „Ich halte es für mehr und mehr wahrscheinlich, dass wir nach Leuten suchen, die womöglich schon zu Danzous Lebzeiten bei uns eingeschleust worden sind.“

„Ja, das fürchte ich auch.“ Yamato machte eine angespannte Pause. „Tut mir leid, dass ich darüber nicht mehr weiß.“

Kakashi hob missbilligend eine Augenbraue und neigte seinen Kopf in die Richtung des Jüngeren. „Ich will überhört haben, dass du dich gerade entschuldigt hast, ich wüsste nämlich nicht wofür.“

„Obwohl Sai und ich hier sind, haben wir dadurch nicht wirklich einen Vorteil“, ergänzte Yamato und behielt seinen entschuldigenden Tonfall bei – sehr zum Unmut des Sechsten.

„Und jetzt redest du endgültig Unsinn.“ Kakashi stöhnte. „Es hat nur Vorteile, dass ihr beide hier seid.“

Entgegen seines Trübsinns musste Yamato bei diesen Worten für einen flüchtigen Moment lächeln. „Was denkst du haben sie vor?“, fragte er ernst.

„Sie werden versuchen, weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung in uns zu schwächen, aber ich fürchte, sie werden jetzt, da ihr erster Putsch gescheitert ist und wir alarmiert sind, zu noch radikaleren Mitteln greifen. Doch wie ihr Plan genau aussieht, erschließt sich mir noch nicht.“

Yamato wollte am liebsten den Kopf darüber schütteln, wie nüchtern Kakashi über die Angelegenheit sprach. So als wäre es ausgeschlossen, dass Gefahr für sein Leben bestand.

„Was ist denn?“, hakte der Hokage nach, als er die Mimik des Jüngeren studierte.

„Radikalere Mittel? Das letzte Mal war es ein ungeplanter Anschlag auf dich, vielleicht heißt das dann, dass sie nun tatsächlich planen, dich zu ...“ Yamato stockte. Er wollte es nicht aussprechen.

„Einfach den Hokage zu ermorden, wird nicht reichen“, entgegnete Kakashi, immer noch gelassener als Yamato es für angebracht hielt. „Es gibt schließlich noch Naruto und gegen ihn wird sich niemals eine Mehrheit der Dorfbewohner stellen. Und solange sie keinen Weg finden, Naruto zu brechen oder gar zu töten, wird er der Fels sein, an dem sie sich die Zähne ausbeißen.“

„Ich glaube, ich ermorde den Hokage gleich“, gab Yamato zu Kakashis Überraschung missmutig und angesäuert zurück. „Weil er wieder einmal überhaupt nicht daran denkt, dass es Leute gibt, die sich ernsthaft Sorgen um ihn machen.“

Der Beschuldigte blinzelte erstaunt seinen Partner an, bevor er verlegen mit den Händen wedelte. „So meinte ich das nicht. Ich habe auch etwas dagegen ermordet zu werden. Jetzt sind wir gewarnt und haben alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, die uns zur Verfügung stehen. So schnell wird mich niemand los. Mach dir keine Sorgen.“

Nur milde beschwichtigt, zuckte Yamato mit den Schultern. „Tue ich aber.“ Er wollte etwas anfügen, doch diese arg gefühlsbetonten Dinge kamen ihm besonders in Kakashis Gegenwart mitunter nur schwer über die Lippen. Dann erinnerte er sich daran, dass er eben erst Sai gesagt hatte, mit ihm über alles offen reden zu können und er schalt sich selbst für sein Zaudern. „Ich will, dass du mir etwas versprichst“, forderte er plötzlich mit der festesten Stimme, die er aufbringen konnte.

Kakashi blickte ihn erstaunt an, als er so jäh lauter wurde.

„Ich will, dass du mir versprichst, bei mir zu bleiben. Versprich mir, dass du mich nicht allein zurücklässt.“

Aus dem überraschten Blick wurde erst ein verdatterter, dann ein sehr ernster. „Tenzou, das ist-“, begann der Hokage mit einem ebenso ernsten Unterton und wurde sogleich unterbrochen.

„Ich weiß, dass Versprechen gefährlich sind. Besonders wenn alle daran Beteiligten Shinobi sind und einer von ihnen ein eigensinniger Hokage, um den ich schon fast mein gesamtes Leben bange. Trotzdem. Vermutlich ist das albern von mir, aber ich habe das Gefühl, dass es jetzt sein muss. Bitte versprich mir, alles zu tun, damit wir nicht voneinander getrennt werden.“ Yamato schluckte schwer und selbst wenn er dies nicht getan hätte, hätte Kakashi verstanden, wie sehr ihn dies belastete. Früher, so war es ihm selbst bewusst, hätte er sich irgendwie aus der Affäre gezogen. Wortwörtlich. Denn wann immer andere in der Vergangenheit seine Nähe gesucht hatten, war Kakashi auf Distanz zu ihnen gegangen. Nun aber, da Yamato und er sich so nahe standen und keiner von beiden dies mehr missen wollte, war das definitiv keine Option mehr. Es ging ihm schließlich genauso. Der Gedanke, den Anderen verlieren zu können, war ein mehr als erschreckender und Kakashi konnte absolut nachvollziehen, warum Yamato ihm jetzt damit kam. Und so unterdrückte er seinen ersten Impuls, ihm zu sagen, dass ein solches Versprechen nicht möglich wäre.

„Tenzou“, begann Kakashi von neuem und es war ihm unangenehm, wie angespannt der Brünette nun war (es war ja offensichtlich, dass ihm seine Worte nicht leicht gefallen waren und der Hokage konnte nicht so ganz leugnen, dass dies vielleicht damit zusammenhing, dass er es Yamato nicht immer leicht machte), „in Ordnung.“

„Was?“ Dem Jüngeren entglitten die Gesichtszüge. Mit dieser Antwort hatte er wohl nicht gerechnet. „In … in Ordnung? Hast du gerade 'in Ordnung' gesagt?“

„Du hörst doch sonst nicht schlecht“, versuchte er so nonchalant wie möglich zu erwidern, um seine Verlegenheit zu überspielen.

„Ja, nein, aber … ich hatte mit mehr Widerstand gerechnet.“

„Es gibt noch eine Bedingung“, wandte Kakashi ein und Yamatos Erstaunen wich erneuter Anspannung. „Du versprichst mir das Gleiche.“

„Huh?“

„Du versprichst mir ebenso, alles zu tun, damit wir nicht voneinander getrennt werden. Wenn man bedenkt, in was für Situationen du schon geraten bist, ist das gar keine so abwegige Forderung.“

Yamato ließ das gerade Gehörte einen Moment lang sacken, bevor ein Lächeln den Weg auf sein Gesicht zurückfand. „Das klingt tatsächlich sinnvoll.“

„Natürlich tut es das.“ Kakashi winkte ab. „Glaubst du, man hat mich allein wegen meines guten Aussehens zum Hokage gewählt?“

Zur Freude des Sechsten musste der jüngere Shinobi lachen. „Alles klar. Ich verspreche es dir ebenso.“

Eine angenehme Stille legte sich über die beiden, in der Kakashi müde seine Augen schloss. Dennoch bekam er es noch mit, wie Yamato an ihn heranrückte, zärtlich eine Hand auf seine Hand legte und leise hinzufügte:

„Ich glaube, gemeinsam kriegen wir es hin, dieses Versprechen zu bewahren.“

 

Sakura eilte in dieser Nacht in Saradas Zimmer, als das kleine Mädchen zu dieser späten Stunde quäkte. Die Kunoichi machte lediglich eine kleine Lampe nahe des Kinderbettes an und beugte sich dann über ihre weinende Tochter.

„Was ist denn, mein Schatz?“ Sie hob sie aus ihrem Bett und drückte sie behutsam an ihren Körper. Das war ungewöhnlich, ging es ihr durch den Kopf. Sarada schlief schon längere Zeit die Nächte durch, das hieß, irgendetwas stimmte nicht. Ob es an der neuen Wohnung lag? Es war schließlich ihre erste Nacht hier. Sie klopfte ihrer Tochter sanft auf den Rücken, doch Sarada ließ sich nicht beruhigen.

Ein leises Geräusch von draußen ließ sie zum Fenster blicken. Durch die dünnen Vorhänge schien das Mondlicht hell hinein. War dort draußen vielleicht irgendetwas? Sakura schritt mit Sarada auf dem Arm zum Fenster, schob mit einer Hand einen Vorhang ein Stück beiseite und schaute nach draußen. Vor dem Fenster war nichts zu sehen. Saradas Weinen wurde lauter und die junge Mutter befürchtete, dass ihre Tochter merkte, dass sie selbst nun ein beunruhigendes Gefühl verspürte. Aber was war das bloß?

Ein erschrockenes Japsen entwich Sakuras Kehle, als sich aus dem Nichts ein stechender Schmerz in ihren Nacken bohrte. Geistesgegenwärtig schoss eine ihrer Hände zu der schmerzenden Stelle und sie fühlte einen spitzen Gegenstand. Ein Projektil? Doch wenn jemand sie hinterrücks angegriffen hatte, dann hieß das …. Sakura kam nicht mehr dazu, sich umzudrehen, denn mit einem Mal überkam sie ein entsetzliches Schwindelgefühl und alle Kraft verließ ihren Körper. Sie schaffte es noch gerade so, sich in ihrem Sturz so zu drehen, dass Sarada nicht auf dem Boden aufschlug, bevor sie das Bewusstsein verlor.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ah, dieses Gespräch zwischen Sai und Yamato wollte ich so lange schon schreiben! Und Kakashi und Gefühlsdinge sind immer wieder eine kleine Herausforderung.
Ich hoffe an dieser Stelle, dass ich euch mit dem Schluss überrumpeln konnte. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Charly89
2023-03-26T08:26:49+00:00 26.03.2023 10:26
Mit was für einem Gefühlschaos lässt du einen hier bitte zurück ^-^°

Das Gespräch zwischen Sai und Yamato hast du toll gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht so einfach gewesen ist. Aber beide sind authentisch und ich kann mir vorstellen, dass ein Gespräch zu dem Thema genauso ablaufen würde :)

Ich möchte hier kurz anmerken wie süß ich Kakashi und Yamato hier finde *-* und den Umstand, dass sie offenbar offiziell zusammen wohnen.

Und überrumpelt trifft es nicht ansatzweise ^-^° nach so viel Gefühl habe ich zwar schon mit einer Überraschung gerechnet, aber nicht mit so einer.

Nun darf man gespannt sein :D

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
01.04.2023 14:40
Das mit dem Gefühlschaos verstehe ich mal als Kompliment. *lach*
Ich freue mich auch riesig, dass ich dich überrumpeln konnte. ^__^
Am meisten freut mich aber, dass dir das Gespräch zwischen Sai und Yamato gefällt. Das lag mir, wie gesagt, schon lange am Herzen und jetzt bin ich froh, dass ich es eeeendlich geschafft habe. :)

Pairings, die mir liegen vs. Pairings, die mir nicht so liegen *guckt verschämt zu Teil 4 zurück*.
Aw, ich bin froh, dass dir auch die Szene zwischen Kakashi und Yamato gefällt. Die hat mir so viel Spaß gemacht.

Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich bin gespannt, was du zu den weiteren Geschehnissen sagst!


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