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Geister der Vergangenheit

von

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Lange Schatten

Nachdenklich lehnte Kakashi sich in seinem Stuhl zurück. Der Mond schien vom dunklen Abendhimmel über Konoha in das Büro des Hokage und das Pfeifen des Windes draußen kündigte an, dass sie sich alle sehr bald auf die kühleren Temperaturen des beginnenden Herbstes einstellen mussten. Es war schon sehr spät und eigentlich hatte der Sechste längst Feierabend machen wollen. Aber – so war er als Hokage bereits gewohnt – immer, wirklich immer, wenn er irgendetwas tun wollte, kam ihm irgendetwas dazwischen.

Meistens war es nichts großartig Dramatisches. Einfach ein plötzliches Plus an zusätzlichem Organisationsaufwand (ein erheblicher Teil des Hokagejobs war tatsächlich ein reiner Papierkrieg und Kakashi musste ehrlich zugeben, nicht nur den Überblick verloren zu haben, sondern ihn wahrscheinlich auch nie gehabt zu haben – Yamato an seiner Seite zu haben, war ein Glücksfall, für den er Tag für Tag dankbar war).

Oft gab es irgendwelche unerfreulichen Zwischenfälle. Eine schief gegangene Mission hier, ein verletztes Team da, manchmal auch ein Hilferuf aus einem Nachbarland. Das waren unschöne Überraschungen, die zum Shinobi-Alltag aber leider dazugehörten.

Und dann gab es so etwas wie beunruhigende Vorfälle. Sie waren selten, aber hatten es am meisten in sich. Sobald etwas Unerklärliches aus dem Nichts geschah, meldete sich sofort Kakashis ungutes Gefühl. Besonders nach dem, was im letzten Jahr passiert war. Hatte er damals zu langsam reagiert? Hätte er die Aktivitäten der ehemaligen Ne früher aufdecken können? Hatte er damals Warnhinweise übersehen, die auf den Putschversuch der Ne hingedeutet hatten?

Hatte er Konoha in Gefahr gebracht?

Kakashi wusste, dass das alleinige Grübeln darüber ihn nicht weiterbrachte. Es war sinnvoller, die Maßnahmen, die sie seitdem im Dorf ergriffen hatten, regelmäßig zu überprüfen und weitere anzuschieben. Immerhin hatte es bereits kleine Teilerfolge gegeben. Von den Ne, die sie damals verhaftet hatten, waren einige wenige bereit, von Danzous extremer Linie abzuweichen und sich zumindest anzuhören, wie Konohas Zukunft in einem friedlichen Sinne gestaltet werden könnte. Von diesen wenigen ließen sich wiederum einige wenige überzeugen, sich darauf einzulassen. Sai war ihnen allen eine große Hilfe dabei, da er bei allen Diskussionen stets ruhig blieb und ganz sachlich seine Argumente vorbrachte, warum eine Abkehr von Danzous Idealen die klügere Wahl für die Ne selbst und besonders für Konoha war. Kakashi war wirklich stolz auf den Jungen, der es so weit gebracht hatte und es noch viel weiter bringen würde. Sai hatte keine Ambitionen, Hokage werden zu wollen, doch es war für den amtierenden Hokage eine unheimliche Erleichterung, dass er da sein würde, wenn Naruto irgendwann das Amt übernahm.

Allerdings -

Sais Bemühungen um die Ne hatten auch etwas zutiefst Beunruhigendes zutage gefördert.

Eine ehemalige Ne hatte Sai anvertraut, dass es noch mehr von ihnen gab, auch nach den Verhaftungen. Ohne Danzou waren sie zwar langsamer und weniger geschickt mit ihren Plänen, aber der harte Kern der Gruppe hatte sich geschworen, den Putsch durchzuziehen; egal wie und selbst wenn sie einen Rückschlag erleiden sollten.

Dass Kakashi nun daran denken musste, nachdem Yugao ihm vor wenigen Minuten eine grauenvolle Botschaft überbracht hatte, war mit Sicherheit kein Zufall. Nein, sein Bauchgefühl verriet ihm, dass etwas Unheilvolles auf sie zukam.

„Dass sie die Genin am Leben gelassen haben, soll uns eventuell etwas sagen“, äußerte er bedächtig.

„Und was?“, hakte Yamato neben ihm nach. „Vielleicht besitzen die unbekannten Angreifer den Anstand, keine Kinder zu töten. So etwas soll es geben.“

„Möglich“, entgegnete Kakashi, „aber vielleicht sollten die Kinder auch nach Konoha zurückkehren, um uns von dem Angriff auf ihr Team zu erzählen.“

„Sie konnten bisher nicht viel sagen“, wandte Yugao ein, die vor Kakashis Schreibtisch stand. „Sie sind durch den Überfall auf sie und die Ermordung ihres Jonin-Lehrers so verstört, dass sie uns kaum etwas berichten konnten. Es waren wohl fünf Angreifer und sie trugen Tiermasken. Sie kamen aus dem Nichts und gingen sofort auf das Team los. Mehr wissen wir bislang nicht.“

Kakashi lehnte sich wieder nach vorne und sah nachdenklich die Tischoberfläche an, auf der wie immer irgendwelche Dokumente lagen. Warum griff jemand ein Genin-Team auf dem Weg zu einer einfachen D-Mission an? Sie hatten nichts Wertvolles bei sich, sie sollten nur in einem Ort wenige Kilometer von Konoha Felder vor Wildschäden beschützen. Nein. Kakashi schüttelte innerlich den Kopf. Die Attacke hatte nichts mit der Mission zu tun. Das sagte ihm sein Bauchgefühl. Aber warum, warum nur töteten diese Unbekannten einfach so einen Jonin und verletzten die Genin? Nur eines der Kinder war in der Lage gewesen, danach ins Dorf zurückzulaufen und Hilfe zu holen. Shizune kümmerte sich jetzt um die drei, doch es würde dauern, bis man sie tatsächlich zu dem Vorfall befragen konnte.

„Yugao“, sagte er schließlich und die angesprochene Anbu stand direkt stramm, „hole Sai hinzu und berichte ihm alles. Sobald die Genin etwas aussagen können, soll er dabei sein. Überprüfe mit ihm und deinem Team außerdem, ob der Angriff etwas mit dem ermordeten Jonin zu tun haben könnte.“

„Verstanden.“ Yugao verbeugte sich und verließ schnellen Schrittes den Raum.

„Sai?“, fragte Yamato und schaute Kakashi dabei an. „Ich habe das Gefühl, du willst ihn nicht nur dabei haben, weil er ein so guter Ermittler ist.“

Der Ältere zuckte minimalistisch mit den Schultern. „Mein Gefühl sagt mir, es wäre besser, ihn sofort mit ins Boot zu holen. Auch wenn ich hoffe, dass mein Gefühl sich irrt.“ Der Hokage atmete tief aus und sah zu dem Mann, der neben ihm stand. „Sag alle Missionen ab, bei denen Genin-Teams das Dorf verlassen müssen. Es dürfen nur Chunin und Jonin raus. Und ich brauche eine Auflistung aller Teams, die noch unterwegs sind.“

Yamato stutzte angesichts solch drastischer Maßnahmen. Er war selbst die Vorsicht in Person, aber es war ungewohnt, dass Kakashi dermaßen übervorsichtig war. „Wird erledigt.“ Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als ihm plötzlich ein Gedanke kam und ihn innehalten ließ. Erneut drehte er sich dem Anderen zu. „Es besteht genauso gut die Möglichkeit, dass es sich hierbei um etwas völlig Anderes handelt. Doch falls es wirklich einen Zusammenhang gibt …“ Der dunkelhaarige Mann sah den Sechsten ernst an. „Dann schüttel in nächster Zeit bitte nicht wie sonst ständig deine Wachen ab.“

Kakashi blinzelte ihn einen Augenblick lang an, ehe er sein typisches Lächeln aufsetzte. „Ständig halte ich aber für übertrieben.“

„Die Anbu klagen immer mir ihr Leid, weil der Hokage ihnen andauernd entwischt“, stöhnte Yamato und zu seinem Leidwesen lachte der Sechste schuldbewusst.

„Mach dir mal keine Sorgen.“

Das aus Kakashis Mund reichte bei weitem nicht als Beruhigung aus und so entwich ein weiterer Seufzer Yamatos Kehle. „Senpai …“

„In Ordnung, in Ordnung.“ Der Silberhaarige seufzte selbst. „Ich gehe nirgends mehr ohne Wachen hin.“ Schwermütig stand er auf. „Und die erste Station wird sein, die Familie des Getöteten zu informieren.“

„Soll ich das übernehmen?“, bot der Jüngere umgehend an, doch er erhielt ein rasches Kopfschütteln zur Antwort.

„Ich bin der Hokage“, antwortete Kakashi, „das ist meine Aufgabe.“

Dieses Mal, schwor er sich, schneller zu handeln. Er war der Hokage und jeder Bürger Konohas, ob Shinobi oder Zivilist, befand sich in seiner Obhut. Jedes verlorene Leben war eins zu viel. Jederzeit würde er sein Leben für das eines jeden einzelnen Bewohner Konohas geben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Charly89
2023-02-25T16:42:08+00:00 25.02.2023 17:42
Yeah! Ich freu mich so *-*

Lange hat es gedauert, aber was lange währt wird gut :D

Grundlegend musste ich direkt beim zweiten Satz erstmal überbreit Grinsen. Deine manchmal etwas überlangen Sätze haben eigentlich schon recht hohen Wiedererkennungscharakter, was ja irgendwie auch etwas Gutes ist ;)

Der Einstieg ist ein wenig anders wie üblich und ich als Dauer-Leser darf "üblich" verwenden X'D
Die Stimmung ist drückend und auch etwas düster, wenn ich es mal so formulieren darf. Sonst haben meistens einen lockeren und witzigen Anfang, diese Änderung macht mich ziemlich neugierig, wie es weitergeht.
Ein üblicher Einstieg hätte mich sehr wahrscheinlich auch neugierig gemacht, aber das hier ist schon eine andere Art Neugier die geweckt wird.

Ich bin sehr gespannt, was du dir wieder tolles ausgedacht hast, und ob wir wieder mit Überraschungsgästen rechnen dürfen.

Ansonsten ist im Moment noch nicht viel zu sagen, außer das ich mich einfach mega freue *-*

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
04.03.2023 13:36
Ich freu mich auch! ^^

*lach* Och nö! Wieso überseh ich den Bandwurmsatz direkt am Anfang?? Ich hab mir so viel Mühe gegeben, die Sätze aufzuteilen. Na ja, immerhin erfreue ich dich damit. XD
Wenn du das erste Kapitel liest, wirst du sehen, dass ich mir doch treu bleibe. ;) Aber die Richtung für die FF ist gesetzt.
Du kennst mich mittlerweile wirklich gut. ;) Es wird vielleicht den ein oder anderen mehr oder weniger überraschenden Auftritt geben ...

Danke für deinen Kommentar! ^^


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