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Butterflyboy

Show me your world
von

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Wandelbarer Lebenswechsel

Kapitel 1

Wandelbarer Lebenswechsel
 

Malice Mizer

Gackt x Kami
 

Gackt’s POV
 

Ich kann nicht genau sagen, wie lange es nun her ist, seit ich dir das erste Mal begegnet bin, aber ich weiß genau, dass ich mich für immer an dieses Treffen erinnern werde...
 

Kurz vor unserer schicksalhaften Begegnung kam ich neu auf deine Schule und schon damals war mir klar, dass sich viel in meinem Leben ändern würde.
 

Es war langweilig.

Dieselben Lehrer, die mich nervten, dieselben Mädchen die mich belagerten und kaum Menschen um mich herum, bei denen es sich lohnen würde, sie als Freunde zu bezeichnen.

Ich lebte an dieser Schule vor mich hin, wir waren frisch in diese Stadt gezogen, mein Vater bekam einen besseren Job und ich tat das was ich immer tat. Abwarten und hoffen das irgendetwas spannendes passieren würde...

Und das würde es, das wusste ich.

Knapp einen Monat nach diesen Gedanken sah ich dich zum ersten Mal.

Vielleicht hatte ich schon damals eine Begabung für Vorahnungen, oder es war ganz simpel zufällig.

Keine Ahnung warum du mir vorher nie aufgefallen bist, du warst etwas wirklich Besonderes und bei unserer ersten Begegnung knietest du in einem der Blumenbeete und pflegtest Rosen.

Du schienst nichts von deiner Umgebung wahrzunehmen und dort ganz selbstvergessen zwischen all den Blüten lächeltest du, strichst dein hellbraunes Haar zurück und schienst schon fast zu leuchten.

Ich war sofort davon überzeugt dass du nicht von dieser Welt sein konntest...

Noch am selben Nachmittag kamst du in unsere Klasse und irgendwie fiel es keinem auf, dass du plötzlich da warst...

Ich fragte dich nach deinem Namen und du schienst erstaunt zu sein, dann lächeltest du und ich erfuhr dass dein Name Ukyô Kamimura sei.

Plötzlich nannte dich jeder einfach Kami, so als ob du schon immer hier warst und irgendwie leuchtete mir das ein. Du warst schön wie ein Engel und egal wie sehr dich die Mädchen anhimmelten und die Jungs dich deswegen schnitten, du nahmst alles hin und konntest nur lächeln.

Leider redeten wir nicht oft miteinander und so erfuhr ich erst sehr viel später, dass du nun zusammen mit deiner Oma lebtest.

Es hieß deine Eltern seien tot, doch genau wusste es keiner.

Je mehr Gerüchte es über dich gab, desto mehr interessierte ich mich für dich und es gelang mit endlich, nach einem guten halben Jahr, deine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Eigentlich warst du gar nicht so eingebildet wie ich dich einschätzte, nur anders und wir wurden Freunde. Wie sich herausstellte war ich nicht der einzige, der sich zu deinen Freunden zählen durfte, zu ihnen zählten außerdem ein Junge aus der Nachbarklasse und zwei Jungs aus der Oberstufe. Jeder von ihnen schien etwas seltsam zu sein. Ich vielleicht auch? Wer wusste das schon... Yuki, der Junge aus der Nachbarklasse schien noch verhältnismäßig normal, gegenüber Mana, der sich in seiner Freizeit wie eine Frau kleidete und Közi, der einen leicht seltsamen Hang zum Okkulten hatte.

Du aber warst mit Abstand der Seltsamste von allen, du sprachst viel mit Tieren und Pflanzen, und keinen der anderen wunderte das, sie sagte das sei normal...

Es wunderte sie auch nicht, wenn du mal für einige Stunden verschwandst und dann draußen, im Schulgarten oder Wald auftauchtest und dich dabei Schmetterlinge umgaben.

So komisch das klingt, aber mit deinen ruhigen, dunkel-braunen Augen und deinem feinen, braunem Haar erinnertes du mich an Erde. Dazu dein unnahbares Wesen und deine zurückhaltende Art schienen wirklich nicht von dieser Welt.

Noch heute erinnere ich mich an dein erstes, warmes Lachen als ich dir von meinen Gedanken erzählte.

Doch warst du wirklich außer Fassung, als ich dir sagte, dass ich dich sehr schätzte und bewunderte. Warst du geschockt, traurig oder hast du dich wirklich gefreut?

Einen Moment herrschte Stille, dann lächeltest du, gabst mir einen Kuss auf die Stirn und meintest: „Ich mag dich auch.“
 

Über diesen Vorfall sollten wir dann nie wieder sprechen, aber die Zeiten änderten sich weiter, ich merkte das Dinge wie Anerkennung der anderen Schüler und dergleichen mit plötzlich unwichtig erschienen.

Es zog mich nun viel mehr zu unseren Freunden und ich lernte sie nach und nach alle besser kennen.

Sie waren wirklich sonderbar, aber nicht mindestens genauso nett.

Manchmal begleitete ich dich nach draußen, hörte dir zu und lernte Geschichten aus unserer Kultur, Europa und anderen Orten, von denen ich nie gedacht hätte, dass es sie gab.

Du erzähltest mir von Elfen als Schmetterlinge und Fantasiewelten in denen du leben wolltest und oft dachte ich dass du sicherlich verrückt seihst, aber ich wollte dir glauben und ging wirklich davon aus das dieser Frieden bleiben würde.
 

Das tat er aber nicht.
 

Es dauerte insgesamt ein Jahr, dann folgten wir Mana und Közi in die Oberstufe und mit dieser Umschulung änderte sich alles.

Die Oberstufe befand sich zwar im selben Schulgebäude und war doch eine ganz neue Welt mit eignen Regeln.

Ich meine, ich kam mit den neuen Mitschülern klar, aber du wurdest von den Mitschülern geschnitten, auch wenn wir wieder nebeneinander saßen, ich konnte nichts für dich tun, ich konnte dir nicht helfen und als sie anfingen dich zu verprügeln, veränderte sich etwas in dir.

Anfangs bemerkte ich nichts, du wehrtest dich nicht, du rächtest dich anders.

Plötzlich fingst du an dich mit diesen Mädchen zu treffen, es waren wirklich unzählige, spanntest deinen Peinigern die Freundinnen aus, was diese nur noch wütender machte.

Nach und nach veränderte sich dein Aussehen, deine ganze Ausstrahlung wurde kälter und du fingst an deine Haare wachsen zu lassen, fingst an zu rauchen und alles tatest du, um dich anzupassen. Du tatest es aus demselben Grund, warum du früher von Feen erzähltest, du warst einsam.

Ich wusste, dass ich Recht hatte und versuchte dir näher zu sein, doch du nahmst Abstand, entferntest dich weiter von mir. Erdrückte ich dich mit meiner Zuneigung, mit der du nichts anfangen konntest?

In meiner Verzweiflung suchte ich Rat bei Mana, der mich dann über einige Dinge aufklärte.

Kurz nach unserem Eintritt in die Oberstufe verstarb deine Großmutter und mit ihr deine einzige Bezugsperson.

Was sollte ich tun? Mana und die Anderen rieten mir in der Sache, ja eigentlich deiner Sache ihren Lauf zu lassen und abzuwarten.

Das musste ich dann auch wohl oder übel tun und hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl dabei, dennoch, ich konnte nie klagen, hatte unsere Freunde, die immer mehr meine Freunde wurden, war recht beliebt in der Schule und auch nicht der schlechteste Schüler. Eher schien mir alles zuzufallen, ein Segen der früher nur für dich bestimmt war.

Nachdem deine Oma nun schon fast neun Monate tot war, normalisierte sich die Stimmung etwas, doch trotzdem entferntest du dich weiter und als sei dies nicht schon schlimm genug verließen Mana und Közi am Ende des Jahres unsere Schule. Mana wollte fortan an einer Schule für Kunst und Mode lernen und Közi hatte das Ziel seine Musik zu intensivieren.

Mit ihnen war dann auch das letzte Bindeglied zwischen uns weg, denn Yuki war zwar weiterhin da, aber hatte genug mit seinen schulischen Problemen zu tun, außerdem würde er spätestens in einem Jahr Közi folgen und sich an seinem musikalischen Vorbild orientieren.

Also waren wir die einzigen die übrig bleiben würden und als mir dieser Gedanke bewusst wurde reichte es mir. Ich wusste das du oft Sport schwänztest und so schlich ich mich ebenfalls davon um dich zu suchen und zur Rede zu stellen.

Doch wie so oft kam alles anders als geplant.

Ich war zu spät, du warst bereits verschwunden.

Einfach weg, ohne ein Wort des Abschieds und wie ich es mir dachte, bemerkte keiner außer unseren drei Freunden einen Unterschied.

Der einst so stille Feenjunge war weg und keinen störte es oder fiel es auf, nur ich konnte dich nie mehr vergessen.

Selbst als die Jahre rasend schnell an mir vorbei zogen und ich den Kontakt zu den anderen gänzlich verloren hatte und mich mit miesen Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, konnte ich immer nur an unsere gemeinsame Zeit denken.

Mittlerweile war ich erwachsen, verstand vieles besser und durch eine Verkettung mehrere glückliche, sowie unglückliche Umstände begann ich mich Gackt zu nennen.

Unter diesem Pseudonym begann ich in kleinen Bars und Clubs als Gelegenheitssänger aufzutreten, allerdings waren die verschiedenen Supportmusiker und ich bei weitem nicht so gut, dass wir uns berühmt schimpfen konnten.

Wir verdienten uns lediglich ein bisschen Geld dazu.

Eines Abends war es dann so weit, es war einer dieser Tage wo man morgens mit freudiger Erwartung wach wird und weiß das etwas passieren wird, ja sich vielleicht sogar alles grundlegend ändern könnte. So fand ich an diesem besagten Tag abends, als ich nach Hause kam, einen Brief auf meinem Küchentisch.

Wie er dort hinkam, oder die Tatsache, dass ich noch spätabends Post bekommen hatte, interessierte mich in diesem Moment nicht, ich riss den Brief auf und warf das Restpapier achtlos zur Seite.

Und tatsächlich, es war ein Brief von Mana.

Der Mana, der sich jetzt erst so nannte, denn an seinen richtigen Namen erinnere ich mich kaum, und schon gar nicht richtig.

Jedenfalls schrieb er mir das es ihm gut ginge und das er zusammen mit Yuki und Közi eine Band gegründet hatte, warum er jetzt nicht mehr mit Mode arbeitete erläuterte er nicht genau, er schrieb nur „Die Menschen sind noch nicht so weit.“

Ich dachte mir einfach nichts dabei und las weiter. Du hattest von meiner Cousine erfahren, dass ich nun sang und batest mich bei euch vorzusingen, da wollte ich den Brief erst mal zur Seite legen, doch dann fiel mir ein unscheinbarer Satz am Ende des Briefes ins Auge.

„Kami würde sich auch freuen dich wieder zu sehen.“

Nun, was sollte ich machen? Mana wusste, welcher mein Schwachpunkt war und so nahm ich mir gar nicht erst die Zeit langfristig zu antworten, sondern kündigte kurzerhand meine Jobs, die kleine Wohnung und machte mich auf den Weg zu euch...

Es dauerte fast einen ganzen Tag bis ich mit dem Zug in eurer Stadt angekommen war und dann noch mal einen halben bis ich endlich die Adresse ausfindig machen konnte, die mich schließlich zu einer kleinen Wohnung führte.

Der Empfang war herzlicher, als ich es erwartet hatte als ich endlich mit rasendem Herzen an der Tür klingelte und mir Közi die Tür aufmachte.

Ob man es glaubt oder nicht, ich hatte ihn beinahe nicht erkannt, mit dem rotgefärbtem Haar und dem vielen Make up. Ich wollte gerade wieder gehen, da hielt er mich am Arm fest.

„Gackt?“, ok er wusste wie ich mich jetzt nannte, doch die Tatsache überraschte mich weniger, als die, dass er mich auch tatsächlich so nannte.

Schneller als ich reagieren konnte, wurde ich in die Wohnung gezogen, sah viele dunkle Gänge an mir vorbei rauschen und stellte dann überrascht fest das hinter der Tür gar keine Wohnung wartete sondern nur der Eingang in noch viel mehr Wohnungen.

Endlich, nach einer scheinbar stundenlangen Reise, in der wir nicht sprachen, sondern ich eher so mitgezogen wurde als würde ich sonst gleich wieder gehen, standen wir vor einer dunkelblauen Tür. Unser Ziel scheinbar, denn er klopfte nicht, sondern trat einfach einmal kräftig gegen das Holz, das die Tür mit leisen knartschen aufsprang.

„MANA! ER IST DA!“, brüllte er gegen eine Mauer aus wummernden Lärm, die aus einer anderen Ecke der Wohnung zu kommen schien.

„Ich bin gleich da!“, rief eine mir sehr bekannte Stimme zurück und kurz darauf erschien in der angrenzenden Tür der so feminine Mann und lächelte freudig.

„Gackt... Schön dich zu sehen.“, meinte er leise und erst nach einer kurzen Musterung fiel er mir um den Hals.

Damals war wirklich noch alles anders.

Eilig wurde ich in das Innere der Wohnung gezogen, Közi entschuldigte sich kurz, er wollte seine Musik leiser machen. Das er trotz des Lärms mein klingeln gehört hatte erstaunte mich, doch ich kam gar nicht dazu länger darüber nachzudenken, denn ich befand mich schon wieder in einem anderen Raum.

In diesem Raum befanden sich ein paar Musikinstrumente und ein kleiner, wackelig aussehender Tisch, auf dem Tee serviert wurde.

Ein Mann mit längeren, braungewellten Haaren saß daran, schob seine Brille wieder richtig auf die Nase, erblickte mich und begann zu strahlen.

„Gackt!“

Kurz zögerte ich, dann erhellte sich auch mein Gesicht und Mana schubste mich in seine Richtung.

„Yuki! Ich glaub es nicht! Gut siehst du aus!“

Auch er nahm mich in den Arm, bat mir eine Tasse Tee an.

Mana setzt sich kurzerhand dazu und als dann noch Közi eine Tasse verlangte wurde es eng am Tisch. Trotzdem, eine Frage brannte mir auf der Zunge, ich wagte sie jedoch nicht auszusprechen. Wo war >er<?

„Sorry Jungs, für die Verspätung.“

Unsere Köpfe ruckten in die Richtung aus der die Stimme kam. Ein angenehmer Schauer breitete sich auf meinem Rücken aus und ohne hinzusehen wusste ich, dass du es warst...

Da die Tür, aus der du zu kommen schienst, genau in meinem Rücken lag, sah ich dich nicht, spürte nur das du näher kamst, bis du hinter mir stehen bliebst und deine Hände auf meine Schulter legtest und damit alles in mir elektrisierte.

Oh Kami...

Langsam beugtest du dich zu mir runter und gabst mir einen Kuss auf die Wange.

„Hallo Camui... Schön dich wiederzusehen.“, geflüsterte Worte, doch sie machten mich sprach-und atemlos.

„Hey…“, hauchte ich leise zurück und drehte mich so, damit ich dich ansehen konnte.

Ich weiß nicht wie ich meine Gefühle beschreiben sollte, da war erst einmal die absolut unbändige Freude, darüber das du wieder da warst, doch dann war da etwas anderes.

Ein schales Gefühl, welches sich anfühlte wie eine Vorahnung, eine Ahnung dass etwas Schlimmes geschehen würde.

Mit einem schlag war die alte Liebe, auf welche Art auch immer, wieder aufgefrischt, nicht, dass sie sie je verblasst war, sie war nur umso intensiver je länger ich dich betrachtete.

Du warst schön wie eh und je, deine Haare waren noch immer lang, reichten dir bis zur Hüfte und deine Augen wohnte ein tiefes Schimmern inne, das ich den Blick abwenden musste, da ich Angst hatte wirklich rot zu werden.

Közis heiteres Lachen ließ mich wieder zur Besinnung kommen und ich hörte ihn feixen:

„Hab ich’s nicht gesagt? Die Beiden leben in ihrer eigenen Welt! Bestimmt ist Gackt nur wiedergekommen, weil Mana geschrieben hat, Kami würde sich auch freuen…“

Ich starrte peinlich ertappt auf die Tischplatte und spürte die Blicke der Anderen auf mir Brennen, oder eher Ruhen? Irgendwie hatte die Atmosphäre trotz allem etwas Entspanntes und angenehmes, so als wäre ich nach langer Reise wieder zu hause angekommen.

Kami war der Erste der sich wieder regte, umarmte mich gänzlich von hinten und meinte:

„Ist doch unwichtig, warum du hier bist. Hauptsache du bist es, also, herzlich Willkommen!“

Die Anderen stimmten mit ein und von irgendwoher orderte Yuki Sake und andere Spirituosen, anscheinend war beschlossen worden das wir an dem Abend die Wiedervereinigung der alten Zeiten begießen würden.
 

Stunden schienen zu vergingen, mittlerweile saßen, oder lagen wir auf dem Teppich im Wohnzimmer. Wie ich erfuhr gehörte die Wohnung Mana und Yuki, sowie Közi, der sich schon vor längerer Zeit eingenistet hatte, da klar wurde das sie als Band vielleicht wirklich Zukunft haben konnten.

Du lehntest die ganze Zeit an mir, so als hätte es die Differenzen und das plötzliche Verschwinden nie gegeben. Du versprachst mir später über die genauen Umstände zu berichten und erzähltest nur dass du ebenfalls nicht von Anfang an bei der Band mitgespielt hattest.

„Malice Mizer“, wurde also von Mana und Közi gegründet, ok das war abzusehen, die Gründe wieso es dazu kam waren interessanter und auch Manas Absicht mit diesem „Projekt“ die Frage „Was ist der Mensch“, aufzugreifen erschien mir immer verlockender selbst bei dieser Band mitzuwirken.

Du hattest anfangs in einer anderen Band als Schlagzeuger gespielt und erst durch das hartnäckige Nachfragen unserer Schulfreunde erklärtest du dich dazu bereit mit Gaz, dem damaligen Schlagzeuger von Malice Mizer, die Bands zu wechseln.

Ob dies auch für Gaz so von Vorteil war wusste ich nicht, ich lernte ihn nicht kennen.

Der Abend rauschte vorbei und es wurde Nacht.

Közi und Yuki sah man bereits deutlich an das sie es wohl doch etwas zu gut gemeint hatten, denn Közi kicherte ununterbrochen und Yuki hatte schrecklich glasige Augen.

Mana hatte sich vornehm zurückgehalten, doch irgendwann war auch das vergessen und er philosophierte mit den anderen Beiden über irgendwelche obskure Themen.

Kurz stellte ich mir die Frage ob die Band genau auf diesen Weg entstanden war, hütete mich aber davor die Frage laut auszusprechen, ein Blick auf dich verriet mir, dass du in diesem Moment etwas sehr ähnliches Gedacht haben musstest, denn du zwinkertest mir zu und legtest einen Finger auf deine Lippen.
 

Wortlos standst du auf und deutetest mir zu folgen.

Ein fragender Blick zu den anderen und mir wurde klar, das diese gar nicht bemerken würden, dass wir fehlten.

Getrunken hatten wir beide zwar auch, aber scheinbar bei weitem nicht so viel wie unsere drei Freunde… es gab einfach mehr zu erzählen als zu trinken.

Nachdem wir durch das Wohnzimmer gegangen waren, gelangten wir wieder in den dunklen, etwas zwielichtigen Flur.

„Wo schläfst du?“, war gleich deine erste Frage, warfst dabei deine langen Haare über die Schulter.

Oh, da fiel es mir ein was ich vergessen hatte, außer meinem Koffer, der noch immer verlassen im Eingang herumstand, hatte ich nichts bei mir und mich nicht um einen Schlafplatz gekümmert.

Als ich dir dies erzählte, leuchteten deine Augen in der matten Dunkelheit kurz auf und ich musste wieder an früher denken, als du noch der Feenjunge warst.

Wortlos nahmst du meine Hand und zogst mich durch die verwirrende Dunkelheit aus Flur, Schränke und erstaunlich viele Türen für die, von außen zumindest, kleine Wohnung.

Nach einer kleinen Weile, mittlerweile waren wir auch ein einige Treppen gegangen und es wurde merklich kühler, bliebst du vor einer grauen Tür stehen, es war keine normale Wohnungstür und ich würde dir zutrauen, das du mich nun in eine andere Welt, vielleicht deine Welt, ziehen würdest. Doch nichts geschah dergleichen- es war besser.

Nachdem du die Tür etwas umständlich geöffnet hattest, den Schlüssel hattest du wohl von Mana, erstreckte sich vor mir tatsächlich eine scheinbar andere Welt.

Von hier aus gelang man auf das Dach des Hauses und hatte Überblick auf die Stadt und auf den Nachthimmel, der nun voller Sterne hing und unter uns die lärmende Stadt, die grell und dreckig um Aufmerksamkeit bettelte.

In meinem Leben hatte ich nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen, es war wunderschön.

„Kami, das ist...“

„Irre oder? Du hast früher mal gesagt, du würdest gerne meine Welt kennen lernen. Ich glaube das hier kommt ihr schon sehr nahe...“

Und es passte zu dir, irgendwo verloren zwischen der unendlichen Weite über uns und dem eingezwängten, aber aufregendem Leben unter uns.

Nun standen wir ganz still am Ende des Gebäudes, starrten hinunter.

Von außen sah es sicherlich so aus als würden wir springen wollen, ein Doppelselbstmord, doch nichts lag mir in diesem Moment ferner.

Fast schon schüchtern fanden unsere Hände zusammen, hielten sich und schließlich sahen wir uns an und küssten uns.

Es war einfach das einzig Richtige, einzig Wahre in diesem Moment.

„Hey...“

„Hm?“, es gelang mir schwer meine Augen zu öffnen und dich anzusehen.

„Bleibst du?“

Lustig... wo sollte ich auch sonst hin? Ich wusste ich würde meinen Lebensabschnitt in dieser Band und an deiner Seite finden.

Wieder flackerte das Gefühl von Vorahnung in mir auf, doch ich schluckte es runter, und antwortete dir dass ich nirgends hin konnte.

Du deutetest auf eines der Häuser, die man von hier aus sehen konnte und erklärtest mir dass du dort zurzeit wohnen würdest.

Du nahmst mich mit zu dir, sagten den anderen nur kurz auf wieder sehen, und nahm meinen Koffer.

Ich glaube sie bekamen es gar nicht mehr mit, dass wir beide gingen, hinterließen nur eine Nachricht, dass wir uns morgen melden würden.

Den ganzen Weg über schwiegen wir, dann standen wir vor deiner Wohnungstür und du umarmtest mich erneut.

„Ich habe dich so vermisst…“

„Ich dich auch… Als ich erfuhr, dass ich dich wieder sehen würde, kam ich sofort hier her…“

„Und enttäuscht?“, auf mein verwirrtes Gesicht antwortest du mit einem Schmunzeln.

Wie könnte ich…? Ich war sprachlos.

„Na dann komm rein und leg einfach alles in den Flur…“
 

Ich schloss die Tür hinter mir und als das Schloss zufiel bemerkte ich, dass ich damit auch den bisherigen Teil meines Lebens abgeschlossen hatte. Dies war ein neuer Teil.

Und als ich dich so im Türrahmen stehen sah, mittlerweile völlig nackt und mit vor verlangen glitzernden Augen, wusste ich, das war erst der Anfang.
 

Danke fürs lesen!

Fortsetzung folgt!
 

Lg eure Lelias

Deine Welt zu meinen Füßen

Kapitel 2

Deine Welt zu meinen Füßen
 

//Und als ich dich so im Türrahmen stehen sah, mittlerweile völlig nackt und mit vor Verlangen glitzernden Augen, wusste ich, das war erst der Anfang.//
 

Seit der Nacht in der klar wurde, dass es keinen anderen Weg geben würde, als bei euch, dir, zu bleiben und in eurer Band zu singen, fühlte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben zu etwas angehörig.
 

In der Nacht, wo ich bei dir blieb, schliefen wir miteinander, einfach so, als wäre es das natürlichste und richtigste der Welt und vielleicht war es das irgendwie auch.

Wir lagen noch lange zusammen, beobachten uns und sprachen leise miteinander, während ich mit deinen langen Haaren spielte.

Ich fühlte mich in unsere Schulzeit zurückversetzt und du lachtest, deine Augen funkelten und schließlich batest du mich darum bei dir zu bleiben. Und zwar nicht nur diese Nacht, sondern dauerhaft. Als ich ohne lange zu überlegen einwilligte, küssten wir uns lange bis wir schließlich einschliefen.
 

Ich war so unglaublich, schrecklich in dich verliebt.
 

Am nächsten Morgen wurden wir von Yuki geweckt.

Natürlich war ich ziemlich erschrocken, als er grinsend und mit einer Zigarette in der Hand in der Schlafzimmertür stand und verkündete, dass es fast Nachmittag sei und wir gefälligst aufstehen sollten.

Ich war unfähig zu reagieren, also tatst du es und deine Reaktion fiel so aus, dass du diverse Kissen nach ihm warfst und fluchtest das er verschwinden sollte.

Daraufhin stürzte sich Yuki auf das Bett, welche jetzt bedrohlich knackte und versuchte uns die Decke zu entziehen.

Dass wir beide immer noch nackt waren, störte weder ihn noch dich und statt ihn wieder rauszujagen, machtest du Platz und hobst die Decke, ihn deutend das er nicht so einen Stress machen sollte.

Er nahm das Angebot auch glatt an und legte sich zu uns, ließ mich aufrücken und so kam es, das ich zwischen euch lag, du allerdings mehr auf als neben mir.

Yuki witzelte herum und wurde sofort wieder zum Schweigen gebracht.

Kurz flackerten die Erkenntnis und die dazugehörige Eifersucht in mir auf.

Was genau war das zwischen euch? Wieso hatte er einen Schlüssel?

Es schien nicht so, dass mir irgendjemand die Situation erklären wollte.

Vielleicht war diese Sorge auch unbegründet, denn selbst wenn es so gewesen wäre, wie es mir meine Gedanken vorführten, ihr ließt euch nichts anmerken.

Nein ganz im Gegenteil, Yuki wurde sogar Größtenteils ignoriert und wir küssten uns plötzlich als würde unser Leben davon abhängen.
 

Ich war einfach so unglaublich in dich verliebt und selbst das ungute Gefühl, die Vorahnung ,die ich vorher hatte, schob ich einfach beiseite und genoss stattdessen das Gefühl zu dir und der Band zu gehören…

Zu dir…
 

Als wir an diesem Tag endlich das Bett verließen, wartete Mana bereits auf uns und so wurden wir das erste Mal seit der Schulzeit wieder alle zusammen von Mana beschimpft und angekeift. Ich musste lächeln.

Die Bandprobe hätte vor über drei Stunden beginnen sollen, darum wurde Yuki geschickt um uns abzuholen, aber nun ließ es sich auch nicht mehr ändern, zumal Mana nicht dumm war. Er sah den Grund der Handhaltenderweise seine Hand mit meiner Hand verwoben hatte und verlegen lächelte.

Klar, er freute sich für uns, das merkten wir, aber Musik war ihm halt wichtig.

Nachdem es Közi dann nach einer Weile gelungen war seine Laune zu besänftigen, konnten die Proben in dem Keller von Manas Wohnung beginnen.
 

Bei der Gelegenheit erfuhr ich auch gleich, dass diese und deine Wohnung Yukis Stiefvater gehörten und wir daher auch den Keller als Proberaum nutzen durften.

Normalerweise war es zwischen euch so aufgeteilt, dass Mana und Közi zusammen wohnten, du deine eigene Wohnung hattest und Yuki zwischen beiden Wohnungen hin und her pendelte.

Mir war das ziemlich egal, es war sowieso klar, dass ich bei dir einziehen würde.

Trotzdem begann ich nach und nach zu verstehen und fühlte mich etwas erleichtert, auch wenn dies noch lange nichts darüber aussagte, wie Yuki zu dir stand.
 

„Sag mal Gackt. Was hältst du davon wenn wir mal meinen Geburtsort besuchen?“

Fragend sah ich dich an, lag ich doch gerade so schön gedankenverloren neben dir im hohen Gras und ließ die letzten zwei Monate gedanklich an mir vorüberziehen.

Es erfüllte mich mit Stolz sagen zu können das meine Version eurer Lieder von jedem gut aufgenommen wurden und selbst Mana der Meinung war das ich zu euch passte.

Ein breites Grinsen schlich sich in mein Gesicht, verzog sich sofort zu einer Grimasse als du mir mehr unsanft in die Seite piektest.

„So lustig ist Ibaraki auch nicht.“

Da ich ihn nur verständnislos ansah fuhr er lächelnd fort:

„Ich wurde in der Präfektur Ibaraki geboren. Ich… würde gerne einmal dorthin zurückkehren, verstehst du?“

Ich nickte, natürlich verstand ich. Du warst dort nicht lange aufgewachsen, aber deine Wurzeln lagen dort zum Teil trotzdem.

Als ich einwilligte über ein paar Feiertagen dorthin zu fahren, fielst du mir um den Hals und bedanktest dich.

Warum warst du denn nie vorher dort, wollte ich wissen und während ich die Frage stellte wurde mir klar ,dass das nicht so leicht sein würde, wie ich es mir vorstellte.

Deine Herkunft.

Deine Wurzeln.

Ein Teil deines Lebens.
 

Wir erzählten Mana von unserem Plan. Es würde einfach ablaufen. Mit dem Auto in die Präfektur fahren und von dort aus mit der Bahn die kleineren Städte abbummeln.

Leider wusstest du nicht woher genau du kamst und so entschlossen wir uns erst einmal abzuwarten und zu hoffen das du dich genauer erinnern könntest, wo deine Eltern lebten.

Mana willigte ein, gab der Band eine Woche Urlaub, wollte er wohl selber zu seinen Eltern fahren und so kam das ganze recht gelegen.
 


 

Meine Wege hatten mich bislang nie so sehr an die Ostküste Japans gezogen.

Sicher, ich kannte einige Städte, würde in meinem Leben auch noch deutlich mehr bereisen aber trotzdem traf mich die Erkenntnis das die Präfektur genauso aussah ,wie ich sie erwartet hatte.

Das Auto ließen wir stehen, machten uns auf den Weg durch kleine verwinkelte Wege, vorbei an alten Schreinen und hin zu alten, baufälligen Bahnstationen.

Tokio sei anders, hattest du scherzend gemeint als zwei Kinder auf der Straße stehen blieben um uns nachzusehen.

„Scheinen nicht oft fremde Leute zu sehen.“, witzelte ich und du schlugst mir sanft gegen den Oberarm.

„Von wegen. Es ist halt nur eben nicht Tokio.“

„Oder eine andere Stadt, ne?“

Wieder ein Schlag, diesmal fester.

Ich lachte und lief vor dir weg, wartete bis du den Wink verstanden hattest und wir wie die Kinder zur nächsten Bahnstation liefen.

„Wohin fährt der nächste Zug?“

Ich sah auf den vergilbten Fahrplan mit den kaum leserlichen Kanji.

„Wenn ich das richtig lese, dann nach Inashiki.“

„Inashiki liegt nicht so direkt am Wasser oder?“

Nun lachte ich dich grinsend aus.

„Schatz. Wir sind mitten im Land, da fließt nur Wasser durch.“

Statt mich diesmal zu schlagen, zogst du nur meinen Kopf zu dir und drücktest mir einen kurzen, streitlustigen Kuss auf die Lippen.

„Du bist so doof.“, waren deine geflüsterten Worte und das Räuspern einer älteren Dame ließ uns auseinander fahren.
 

Über Inashiki kann ich sagen, um dorthin zu fahren fuhren wir durch ziemlich hügelige Gegenden. Wald, Wald wie ich ihn lange nicht gesehen hatte in Japan und überall standen kleine, urige Schreine, die wir manchmal von weitem sehen konnten.

Und dann das Meer.

Noch glitzerte es wie eine silbrige Ahnung am Horizont, doch bald wurde es größer, ließ dich vor Begeisterung zittern.

Sicher, es war noch weiter weg, aber wir würden uns ihm nähern.

Wald und Meer, so langsam wurde mir klar, warum du warst was du warst.

Warum du trotz vieler schlechter Dinge um dich herum immer noch so positiv und ehrgeizig warst. Ich liebte jede einzelne Eigenschaft an dir.
 

In Inashiki angekommen spazierten wir eine ganze Weile schweigend an einem Fahrbahnrand entlang, konnten von weitem eine recht lange, grüne Brücke sehen.

„Wollen wir da Pause machen?“, fragtest du und gähntest.

Wir waren seit gestern mit dem Auto unterwegs und erst heute angekommen, so dass es fast abends war als wir in Katori ankamen.

Ich nickte also und wir ließen uns unter der Brücke in das schilfartige Gras fallen, bedankte mich im Stillen das es relativ trocken war und genoss den Ausblick auf das Wasser, über uns die rasenden Autos.

„Wo möchtest du auf jedenfall noch hin?“, fragte ich und beugte mich mit dir über die Karte, die du gerade aus deinem Rucksack geholt hattest.

„Schade dass wir in den paar Tagen nicht alles sehen können, aber was hältst du von Hitachi? Ich möchte dort an die Küste.“

„Das ist aber ein ziemlicher Weg dorthin, über welche Städte wollen wir dahin fahren?“

„Also gerade sind wir in Katori an der…“, du sahst dich um, suchtest auf der Karte.

„Suigo Brücke?“

„Genau… Willst du noch mehr von Inashiki sehen? Oder nur diese Stadt?“

„Mich zieht es mehr an das offene Meer. Sicher hier ist es schön, aber nicht mein zuhause verstehst du?“

Ich verstand, auch wenn mir der Vergleich zu schön etwas hinkte.

„… Also fahren wir am besten über Kashima, Hokota, Abstecher über Mito, nach Hitachi?“

Du willigtest ein und wir beschlossen die Nacht im freien zu bleiben, hatten für den Notfall schließlich Schlafsäcke dabei und wollten dann in der Frühe weiter zu reisen.
 

„Du?“

Ich wendete meinen Blick von dem Sternenklaren Nachthimmel ab und sah dich an.

„Was denn?“

„Weißt du eigentlich… dass ich in meinem ganzen Leben kaum glücklicher war, als jetzt?“

Ich robbte dichter an dich heran, öffnete meinen Schlafsack und legte die offene Seite so, dass sie sich mit deiner ebenfalls geöffneten Seite überlappte und wir nun direkten Körperkontakt hatten. Es war eng aber wunderschön und viel zu perfekt in diesem Moment.

Wir sahen uns an, lauschten dem leisen Zirpen der Grillen und dem rauschen des nun schwarzen Wassers.

„Ich liebe dich.“, hauchte ich gegen deine Lippen, ehe sie sich zu einem beginnenden Kuss verschlossen.
 

Während wir uns in dieser Nacht immer wieder küssten und es bei zärtlichen Streicheleinheiten beließen, wurde mir klar dass du anders warst, seit wir hier waren.

Irgendwie vollkommener, es war schwierig zu erklären.
 

Wie soll ich den Rest der Reise erzählen?

Also, letztendlich war es ziemlich ereignislos, die Kleinstädte sahen sich alle recht ähnlich, lagen an grünen Gebirgen oder waren umzäunt von bewucherten Arealen.

Von fast jeder Stadt aus konnte man das Wasser sehen und wie es in den Dörfern Japans üblich war gab es schmale, kleine Häuser, viel zu viel Dreck und kleinere Schreine und Tempel zwischen Grün und Häuserwand.

Die Züge waren alt, die Haltestellen urig und du liebtest es bei Fahrten über Brücken deinen Kopf aus dem Fenster zu halten und wie ein Verrückter zu lachen.

Auch ich lachte. Ich lachte viel, viel mehr als in den letzten Jahren, wo ich als Aushilfesänger gesungen hatte oder die Schule hinter mich gelassen hatte.

Ein Hauch von Wehmut schlich sich zwischen dein Lachen und ich sah in deinen Augen, dass du dich nach der Gewissheit, deiner Heimat und Antworten sehntest.

Und ich sah, dass ich längst nicht alles wusste was es über dich zu wissen gab – doch seltsamer Weise störte mich das nicht im Geringsten.

Dann, am letzten Tag unserer Reise kamen wir in Hitachi an. Leider, und ich bedauerte es wirklich, würden wir kaum Zeit haben diese Stadt intensiver anzusehen.

Es wäre ausreichend, versichertest du mir und zogst mich zielstrebig Richtung Küste.

„Woher weißt du, dass es hier lang geht?“, rief ich dir nach und du deutetest auf den silbrigen Streifen, der zwischen ein paar Bäumen hervor glitzerte.

Der Strand.

Unwesentlich weit von einer Station entfernt und trotzdem wie ausgestorben, vielleicht auch nicht als Badestrand gedacht.

Hitachi also. Müde von der langen Reise ließ ich mich auf die Steine, die neben gräulichem Sand den Strand ausmachten, fallen und beobachtete dich wie du Schuhe und Socken auszogst und in das Wasser liefst.

„Gackt! Komm ins Wasser!“

„Nein, ich guck dir lieber zu!“, lachte ich und beobachtete dich genau.

Ein leichter Wind kam auf und die Nachmittagsluft schien sich abzukühlen, strahlte der Himmel nach wie vor in einem intensiven Blau.

Dennoch, es würde bald dämmern…

„Was machst du für ein Gesicht?“, fragtest du plötzlich und warst unmittelbar vor mir, gingst in die Hocke und stütztest deine Ellenbogen auf meinen Knien ab.

„Ich finde es nur schade, dass wir heute wieder zurückmüssen…“

„Wir werden die Nacht durchfahren müssen, oder?“

„Ja… Die Züge hier sind recht langsam…“

„Gib mir deine Hände.“, etwas ratlos ließ ich zu das du unsere Hände miteinander verbandest und spürte dass irgendetwas aus deinen Händen sich nun in Meinen befand.

„Schließ die Augen.“

Ich tat wie du wolltest und spürte, wie du mich sanft küsstest.

„Wir kommen bald wieder hier her.“

Dann öffnete ich meine Augen, öffnete die Hände und sah wie sich ein kleiner Schmetterling von meiner Hand aus in die Luft erhob.

Das war so typisch für dich.

Lächelnd sah ich ihm nach und folgte dir dann doch ins Wasser… Ich hatte die Botschaft verstanden…
 


 

Ziemlich weit von Hitachi entfernt saßen Mana und Yuki bei Mana im Bandraum herum und unterhielten sich über einzelne Stücke.

„Was hältst du davon wenn wir das Stück neu aufnehmen?“

„Nach dem Desaster vom letzten mal?“

„Na komm… Schlimmer als bei ihm kann es ja kaum werden…“

Sie warfen sich einen bestimmten Blick zu und fingen an zu lachen.

„Wann Gackt und Kami wohl zurück sind?“

Mana warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Morgen pünktlich zu den Proben natürlich.“, Yuki grinste und nickte.

„Bestimmt.“

„Leute, Leute, LEUTE!!!!!“

Közi schlug die Tür des Proberaumes mit angrenzender Gewalt auf.

Die Beiden auf dem Sofa fuhren zusammen.

„Was ist denn?“, fragte Yuki aufgebracht und rechnete mit dem Schlimmsten.

„Wir haben es geschafft!“

Mana sah ihn nur interessierter an und forderte ihn mit einem Blick auf weiter zu reden.

„Wir haben endlich einen Gig!“

Fassungslose Stille.

„Einen Gig? Einen richtigen Auftritt mit Bühne, Fans und so?“

Közi nickte atemlos.

„Ja!“, seid Tetsu hatten sie keinen wirklichen Auftritt mehr gehabt und was Közi durch seine Belagerungsversuche geschafft hatte war wirklich ein Grund zur Freude.

Mana und Yuki zogen ihn zu sich aufs Sofa.

„Das müssen wir feiern!“, grinste Yuki und strubbelte Közi durch die rot gefärbten Haare.

„Auf jedenfall!“, lachte dieser und ließ sich von Mana, der ungewohnt Gefühlsbetont war, in die Arme ziehen.

Es würde sich etwas zum guten Ändern.
 

Selbiges Gefühl hatte ich auch als wir auf den Rückweg zu unserem Startpunkt waren und du völlig erschöpft an mich gelehnt lagst und schliefst.

Der restliche Abend war schön gewesen. Nachdem wir eine ganze Weile am Strand gesessen hatten, beschlossen wir in der Nähe etwas zu essen und dann nach hause zu fahren – soviel Zeit blieb uns sowieso nicht mehr und ich hatte den Eindruck das der Ausflug ein erfolg gewesen war, auch wenn du nicht die Antworten erhalten hattest die du erhofft hattest.
 

Am nächsten Morgen gegen vier Uhr waren wir endlich da, hatten kaum geschlafen und ich ließ dich schlafen als du auf dem Heimweg Richtung Tokio wieder einschliefst und leise im Schlaf vor dich hin murmeltest.
 


 

Mana lief nervös umher, Közi war los einkaufen und nun wartete er mit Yuki zusammen auf die Wiederkehr ihres Freundes und die fehlenden zwei Bandmember, die eigentlich bald wieder da sein sollten.

Ein poltern, gefolgt von klirren und Fluchen.

„Ah Közi ist wieder da.“, lächelte Yuki und machte Anstalten aus seinem Sessel aufzustehen.

„Ja… Und mit einer Flasche hochprozentigem weniger…“, Mana seufzte und öffnete die Tür.

„Was machst du nur?“, er schüttelte tadelnd den Kopf und nahm Közi die Tüten ab.

„Naja… ich wollte nach dem Schlüssel fischen und dann… na ja da war diese Flasche Sake im Weg…“

„Zerstörungsfee. Warum nimmst du nicht die Klingel?“, Mana klang mäßig beeindruckt, gehörte dieses Verhalten zu Közis Standartbenehmen.

„Ich dachte, dass es lächerlich wirkt an der eigenen Wohnung zu klingeln!“

„Oh man.“, Yuki lachte und holte einen Wischlappen und den Sake wegzuwischen und die Scherben zu beseitigen, ehe Mana noch einen Anfall bekam.
 


 

„Schatz? Schatz, wir sind gleich da.“, versuchte ich dich zu wecken und bekam nur ein müdes Blinzeln und verschlafenes Lächeln als Antwort, während meine eigene Stimme erschöpft und rau klang.

Tatsächlich bog ich gerade nach einer gefühlten Ewigkeit in unsere Straße ein und sah auf die Uhr – ein bisschen spät, aber kein Untergang.

Kurz darauf hatten wir unsere Sachen in deiner Wohnung verstaut und ich duschte schnell, während du den anderen Bescheid gabst das wir wieder da seien und gleich rüberkommen würden.

„Ist alles ok?“, fragte ich misstrauisch als ich das Bad mit einem Handtuch bekleidet verließ und deinen seltsamen Gesichtsausdruck bemerkte.

„Yuki sagt, sie hätten eine Überraschung und es gäbe einen Grund zum feiern.“

Ich runzelte die Stirn.

„Und deswegen siehst du besorgt aus?“

„Mana lässt extra die Probe ausfallen meint Yuki.“

„Ok, dass macht mir Angst. Haben wir einen Geburtstag vergessen?“

Auch hier verneintest du und nachdem wir uns schnell fertig machten, beeilten wir uns zu den anderen zu kommen und den Grund der Feier zu erfahren.
 

„Da seit ihr ja!“, Közi umarmte und musterte uns kurz.

„Kami! Gut siehst du aus, bekam dir gut der Urlaub, ne?“, mich musterte er länger und mit gerunzelter Stirn.

„Du weniger. Wie lange hast du nicht geschlafen?“

„Ah… Ungefähr einen Tag.“

Mana schnalzte missbilligend mit der Zunge.

„Dann setzt euch erstmal, wir haben gute Neuigkeiten.“

Mit festlicher Miene verkündete die drei dann den Termin unseres ersten, gemeinsamen Gigs.

„Ich glaub es nicht! Ehrlich??“, du warst fassungslos und deine Wange hatten sich vor Freude rot gefärbt.

„Ja!“, Közi erzählte uns die Details und ich sank völlig erschöpft, aber glücklich und erfüllt zurück.

Wir hatten es geschafft.
 


 

Ende Teil 2

Tbc!

Höhenflüge aus Französisch

Kapitel 3

Höhenflüge auf Französisch
 

//„Ja!“, Közi erzählte uns die Details und ich sank völlig erschöpft, aber

glücklich und erfüllt zurück.

Wir hatten es geschafft.//
 

Die Geburt einer neuen Ära.

Manchmal fragte ich mich ob es vielleicht Schicksal war das wir so weit kamen.

Der erste Gig, er muss um 1995 gewesen sein.

Für die Band war dies zwar kein all zu großes Zeitloch, schließlich hatten sie mit Tetsu auch schon Alben produziert.

Mit mangelndem Erfolg.

Dennoch, die Angst, das die bisherigen Fans meine Stimme nicht akzeptieren würden, war groß.

Ich glaube, mit meiner plötzlich aufkeimenden Nervosität machte ich alle verrückt.

Noch spielte eine andere Band, es war mehr ein Festival als ein eigenes Konzert, und wir standen, beziehungsweise saßen hinter der Bühne und bereiteten uns vor.
 

Mana war unterwegs irgendwelche Techniker anmotzen, Közi ihm stets auf dem Fersen, Yuki stimmte seinen Bass und du hattest deine Sticks in der Hand und versuchtest dich auf eine imaginäre Melodie zu konzentrieren, wurdest aber durch das ständige klackern meiner Fingernägel oder Schuhe aus dem Konzept gebracht.

„Gackt.“, dein Tonfall war fast drohend.

„Bitte, versuche dich ein bisschen zu entspannen ok?“, nachdem ich zögerlich nickte und dabei scheinbar noch erbärmlicher wirkte, seufztest du und liest dich auf meinen Schoß fallen und verschränktest die Arme um meinen Hals.

„Du wirst das ganz großartig machen ja? Ich liebe deine Stimme, selbst Mana ist von dir überzeugt. Was soll da schief gehen?“

„Mana hat mir mit unaussprechlichen Sachen gedroht, sollte ich es vermasseln.“

„Das ist seine... Art dir zu zeigen, das er hinter dir steht...“, dein Lächeln wirkte etwas durchscheinend.

Wir küssten uns und ignorierten das entsetzte nach Luft schnappen eines Staffmitgliedes, du grinstest mich an...
 

„Das ergibt doch keinen Sinn!“, Közi kam motzend aus der Umkleide und schien verzweifelt etwas zu suchen.

„Was ist los?“, fragte Yuki interessiert und ließ seinen Bass, Bass sein.

„Diese inkompetenten... Die Crew hat eben überraschend festgestellt das ihnen ein Akt fehlt. Nun ist es aber zu spät um uns nach hinten zu verschieben. Das Management bittet uns also das wir unseren Auftritt verlängern.“

„Oha, hat Mana sie umgebracht?“

„Nein, das ist ja das Katastrophale. Er ist begeistert.“

„Und was sollen wir seiner Meinung nach spielen?“

„Also, die Setlist wie besprochen, halt ein bisschen hinauszögern und so und zur Erweiterung könnten wir ja das Neue spielen.“

„Das Neue. Wie stellt er sich das vor? Das ist mehr in der Entstehung als es fertig ist.“

Die Rede war von Ma chèrie.

„Dann versuchen wir halt eine Improvisation.“, Mana betrat, dicht gefolgt von einem Staffmitglied den Raum und klopfte Közi aufmunternd auf die Schulter.

„Gut.. Meinetwegen du bist der Boss. Und wer sagt es Gackt?“, die Blicke schnellten zu dir, als du ebenfalls den Raum betratst.

„Wie bitte?“

Auch du warst nicht gerade begeistert von der Planänderung, aber da versichert wurde das wir nicht die ganze Zeit des verpassten Gigs auffüllen brauchten, würden wir das Beste draus machen.

Kurz darauf wurde auch ich eingeweiht und dies führte dazu das meine Nervosität ins Unermessliche stieg...

Dann wurden wir auf die Bühne gerufen...
 

Im Nachhinein könnte ich über meine Nervosität lachen, nicht aber über unseren Auftritt.

Obwohl ich schon oft auf der Bühne gestanden hatte war das Gefühl anders, überwältigend.

Der Auftritt war ein voller Erfolg, dank der gemischten Auftritte hörten uns deutlich mehr Menschen, als sonst zu einem einzelnen Gig wohl aufgetaucht wären.

Wir waren anders, revolutionär und nicht jeder im Publikum war bereit für diese Revolution, aber alles in allem sprachen wir viele Menschen an und das war ein tolles Gefühl.

Wir kamen uns ein bisschen vor wie Pioniere im Aufbruch zu einer neuen Welt.
 

Der Stein der alles ins Rollen brachte.

Bislang galt Malice Mizer als Insiderband, doch die Anfragen nach Auftritten vermehrten sich und wir wurden bekannter und beliebter. Die Frage des Wechsels zu einem größeren Label war nur eine Frage der Zeit. Zumindest prophezeite das Mana und der sollte es als aktueller Labelbesitzer eigentlich wissen.

Das neue Lied das wir gezwungenermaßen präsentierten wurde gut aufgenommen, zurück im Studio noch ein bisschen aufgebessert, verfeinert und erschien dann 1996 als Single.

Kurz darauf erfolgte der prophezeite Labelwechsel von Midi:Nette zum Nippon Columbia Majorlabel und das erste große Album „Voyage –Sans retour- folgte im selben Jahr.

Alles ging so schnell irgendwie und die Zeit im Studio war stressig, wir genossen jeden Augenblick davon.
 

Aber dazwischen änderte sich auch bei uns eine Menge.

Seit dem Besuch an deinem Geburtsort fingst du an mehr zu recherchieren, verbrachtest mit mir zusammen viel der freien Zeit in der Bibliothek und durchstöbertest Bücher über die Präfektur Ibaraki.

Wirklich helfen konnte ich dir dabei nicht, aber ich glaube meine Anwesenheit beruhigte dich.

Közi beschwerte sich das wir als Band zu wenig machten und so folgte zwischen 1996 und 1997 eine sehr ruhige Zeit in der wir zwar wie die verrückten, manchmal auch nächtelang, arbeiteten und das neue Studiobelagerten, aber trotzdem war noch Luft für gemeinsame Ausflüge oder entspanntes Videogucken zuhause.

Es war schön zu sehen, wie Mana und Közi fast wie ein Ehepaar zusammen lebten und du und ich scherzten oft darüber das Yuki bestimmt von den Beiden adoptiert werden würde.

Ich liebte dich noch genauso, wenn nicht mehr, wie zu Anfang.
 

Voyage hatte mehr Erfolg als wir uns erhofft hatten und das Management drängte zu weiteren Werken.

Die nächsten zwei Singles für das zukünftige Album sollten bald fertig sein, Bel air und Au revoir, wir hatten ein wirklich gutes Gefühl bei der Sache, ließen Mana weiterhin den Großteil der Konzepte erstellen und wollten den Stil für das kommende Album etwas ändern.

Es folgten Interviews und Reportagen, unsere Outfits wurden bunter, dramatischer und manchmal kam uns alles so surreal vor, das ich mir sicher war irgendwann aufzuwachen und festzustellen das alles nur ein Traum war.

Immerhin, Fotoshootings waren ein echtes Vergnügen, es störte keinen wenn wir uns mal etwas peinlich benahmen, das gehörte zu der Zeit dazu. Mana konnte seine Pläne für ein Gothic Lolita Label weiterspinnen und präsentierte damit die ganze Band in immer neuen Facetten.

So entstanden auch mit der Zeit unsere Rollen. Meine, die des Prinzen, du wurdest zu unserem Schmetterling, eine Bezeichnung die auf vielen Wegen zu dir passte, Közi der Pierrot, Yuki strahlte immer etwas mysteriöses aus und so wurde er kurzerhand zu einem Vampir, vielleicht auch nur ein Mann des alten Adels, so sicher konnte sich da keiner sein und Mana spielte die stille Rolle der Dame.

Mana ließ sich auch dabei von dem Frankreich des Rokoko inspirieren und verlieh dem Visual Kei Genre eine eigene, neue Note.

Videodreh.

Bel air hatten wir hinter uns, es hatte Spaß gemacht, aber nicht viel später folgten die Vorbereitungen zu dem Clip zu Au revoir. Mana war genervt und mit Mana in schlechter Laune zu diskutieren, verlief weder friedlich, noch war es gut für die eigenen Nerven.

„Wo genau liegt das Problem?“, knurrte Yuki entnervt als er aus der Dusche kam und wütendes Stimmengewirr vernahm.

Mana antwortete nicht, machte eine aufgebrachte Geste und funkelte Kami an.

Entweder fiel ihm dazu wirklich nichts mehr ein, oder er hatte zu sehr seine Rolle übernommen. Wäre dies nicht ein ernster Moment gewesen, hätte einer von uns vermutlich einen Witz darüber gerissen, aber so reichte es aus, das Közi und ich uns vom Sofa aus einen bestimmten Blick zuwarfen und kurz grinsten.

Ok, ich konnte dein Problem schon irgendwie nachvollziehen denn...

„Ich begreife nicht, warum ich diese Rolle spielen muss!“

„Welche Rolle?“

„Ich mag es ja das wir eine Art Rollenaufteilung haben, aber was soll >Schmetterling< denn darstellen?“

Közi prustete leise und bekam einen bösen Blick von dir zugeworfen.

Mana fasste sich an die Stirn.

„Nun du bist derjenige von uns der „die Leichtigkeit und Natürlichkeit“ ausstrahlt, das mögen die Fans.“

Ich ging auf dich zu und umarmte dich, gab dir einen Kuss auf die Schulter.

„Und du bist doch auch der Friedfertige von uns richtig?“

Du verzogst kurz das Gesicht und verbargst dein Gesicht an meiner Schulter.

„Ich will aber nicht als Schmetterling auftreten...“

Ich musste mich konzentrieren nicht zu lachen und strich durch dein Haar.

„Ist ja nur für das Video.“, du murmeltest irgendwas das ich nicht verstehen konnte und nicktest dann ergeben.

Damit war das erste Unglück abgewendet.
 

Und das Video au revoir zeigte dich mit Schmetterlingsflügeln und im nachhinein bin ich mir sicher das es dir gefallen hat...

Zumindest würde es das Bild von dir für immer prägen und der blaue Morphofalter wurde ein Symbol für Malice Mizer und vor allem für dich.
 

Die Euphorie die uns die letzten Tage befiel steigerte sich ins Unermessliche.

Die Medien feierten uns, unser Fanclub bekam fast täglich neue Mitglieder und die Harmonie war, abgesehen von kleineren Spannungen, weiterhin konstant bis ausgelassen.
 

„Ich habe grandiose Neuigkeiten!“

Es war eine Woche vor deinem Geburtstag und wir kuschelten uns gerade auf dem Sofa zusammen und wollten eigentlich nur einen freien Tag zu zweit genießen. Neben dir lag ein Buch über den Bergbau in ibaraki und ich lag mit meinem Kopf träge auf deiner Schulter, sah den hereinstürzenden Yuki fast desinteressiert an.

„Was ist los?“, fragtest du stattdessen, nachdem Yuki aussah als wolle er, ob der mangelnden Teilnahme, schmollen.
 

„Das Label zieht den Verkauf des Albums vor!“

„Und? Das bedeutet nur mehr Hektik...“

Yuki ignorierte meinen Einwurf.

„Neee das wirklich tolle ist, wenn der Verkauf läuft und davon geht das Management aus, dann und jetzt haltet euch fest...“

„Komm zum Punkt.“

Yuki zwirbelte ärgerlich sein Bärtchen das er in letzter Zeit hegte und pflegte und warf mir einen bösen Blick zu.

„Wir werden einen Film drehen.“

„WAS? Wirklich?“, starrtest ihn ungläubig an.

„Wirklich! Und wisst ihr was noch geiler ist? Der wird in Frankreich spielen!“

Unsicher mustertest du ihn.

„Also... Nur damit ich dich richtig verstehe, spielt er in Frankreich... oder DREHEN wir in...“, Yuki nickte mit leuchtenden Augen und ein fast unheimliches Strahlen breitete sich auf deinem Gesicht aus.

„NEIN! Ist das... Gackt! Hörst du das, das ist der Wahnsinn!“

Ich grinste ebenfalls und malte mir schon aus, das wir den Frankreichaufenthalt durchaus als Urlaub nutzen könnten, sofern uns Mana ließ. Wurde auch langsam Zeit, die letzten Tage die ich ungestört mit dir verbringen konnte waren ewig her...
 

Die Feier verlief ausschweifend, und so mehr oder weniger im Suff meinte Yuki lachend das wir ja mal anfangen konnten uns solche Villen wie im Fernsehen zu kaufen. Közi stieg darauf ein und sinnierte mit dem Bassisten über die Vorzüge von Swimming-pools und ähnlichem.

Dann wurde das Thema ernster und du meintest, es wäre vielleicht wirklich besser wenn wir Wohnungen besäßen, die mehr unserm Auftretengerecht würden.

Und an sich war es ja egal wo wir wohnten, da wir dank der Konzerte, Tourneen und ähnlichem eh kaum zuhause waren.

Közi schien seltsam begeistert, ich war mir von Anfang an sicher das Kami nicht darauf anspielte das die bestehenden Paare sich trennen sollten. Scheinbar fassten dies die Anderen aber so auf und gerade Közi und Mana schienen keine Einwände zu erheben, maximal Yuki jammerte das es dann schwieriger sei sich ständig zu besuchen.

Zu der Zeit wusste keiner von uns das es zwischen Mana und Közi schon heftig kriselte.

Dennoch, auch wenn wir darüber nachdachten ob sich wirklich jeder von uns eine Wohnung kaufen sollte, versicherten wir uns mit einem kurzen Blick, das wir weiter zusammenwohnen würden.

Mana sagte dazu nichts, sah nur für einen Moment seltsam verloren aus.

Ich fing einen Blick von Yuki auf, der seltsam schwermütig auf dem anderen Mann lag.

Und Közi? Der wirkte als ließe ihn der Vorschlag völlig kalt und er schien das Unbehagen seines Freundes nicht zu bemerken.
 

„Hast du das gesehen?“, flüstertest du mir zu als wir nach der etwas seltsamen Party erschöpft ins Bett fielen und du nun auf mir lagst und mich liebevoll mustertest.

„Was meinst du?“

„Közi und Mana... Da stimmt was nicht oder?“

Ich nickte und drehte mich in der Dunkelheit ganz zu dir.

„Glaubst du sie haben Streit?“, du zucktest nur mit der Schulter und warfst eine lange Strähne über die Schulter.

„Und Yuki?“

„Was ist mit ihm?“

„Er wirkte so bedrückt. Vielleicht weiß er was los ist.“

„Würde mich nicht wundern. Es wäre irgendwie Schade wenn die Beiden sich jetzt trennen würden.“

Der Gedanke war so absurd. Auch wenn sie nie so ein offenes Pärchen wie wir beide waren, war dennoch jedem klar das sie immer schon zusammengehörten und Yuki eben von ihnen adoptiert war.

Die Beiden getrennt? Das käme einer Apokalypse gleich.
 

Angesprochenes Pärchen räumte gerade das Wohnzimmer auf.

Mana war offensichtlich wütend und die seltsam, gespannte Stimmung wich nicht von ihnen.

„Ich kann nicht glauben, das du wirklich auf diesen Absurden Vorschlag eingegangen bist...“, flüsterte er kaum hörbar und Közi hob belustigt eine Augenbraue.

„Ach? Sonst bist du doch immer derjenige, der am liebsten möchte, das seine Rolle nahtlos auf sein Privatleben übertragen wird.“

„Was willst du damit sagen?“, Mana stützte sich an dem Sofa ab.

„Ich meine damit, das ich das Gefühl habe, das unsere Beziehung keinen Platz zwischen Ballkleidern und Interviews hat. Wir haben die Band du hast deine Mode und ich weiß nicht ob du noch Platz für mich hast.“

Mana schnappte nach Luft und erwiderte wütend:

„Aber du hast kein Problem damit, das Malice Mizer erfolgreich ist oder?“

„Als wir damals diese Pläne hatten, da haben wir nicht wirklich damit gerechnet so erfolgreich zu werden und eine ganze Musikgeneration zu beeinflussen.“

„Willst du damit sagen es wird dir zuviel? Dann sag mir das, aber lass es nicht wirken, als ob unsere Beziehung der große Störfaktor in deinem Leben wäre.“

Közi sah ihn lange an, musterte den femininen Mann nachdenklich und versuchte sich auf alles, nur nicht auf dessen Blick zu konzentrieren.

„Vielleicht nicht der Störfaktor für mich... Aber wie siehst du das ganze? Macht es noch Sinn eine Beziehung zu führen, die aus Boss und Untergebenden besteht? Oder, was passiert wenn unsere Beziehung die Band gefährdet, weil man von unseren Rollen etwas anderes erwartet als Liebe zueinander? Rollenmäßig spekulieren die Fans darauf, das du etwas mit Yuki hättest und bevor du was sagst,“ Mana hatte gerade den Mund geöffnet um etwas zu erwidern, „Ich weiß das es nicht so ist. Es ist nur diese Rolle.“

Der Andere senkte seinen Blick und nickte, er Verstand was Közi ihm sagen wollte.

„Und... Du denkst es wäre wirklich besser, wenn wir getrennt leben würden?“

„Ich möchte meinen besten Freund nicht auf diese Weise verlieren. Mana, ich liebe dich und ich weiß das es niemanden gibt der dich besser versteht als ich und gerade deswegen glaube ich, das wir besser Abstand zueinander gewinnen sollten...“, damit er nicht ein Teil ausschließlich seines Berufes würde...

Mana verzog das Gesicht, schwankte zwischen Schmerz und Erkenntnis.

Dann nickte er und akzeptierte den Vorschlag.

Für einen Moment dachte Közi sein bester Freund würde anfangen zu weinen, aber dieser besann sich auf seine Rolle und riss sich zusammen.

Yuki, der zufällig vor der Tür gestanden hatte, starrte die Tür an und sank völlig erschrocken an der Wand herunter. So war es also passiert...
 

Auf den Weg nach Frankreich.

Liebevoll streichelte ich dir über den Kopf, was du mit einem zufriedenen Seufzer zur Kenntnis nahmst.

Wir saßen seit ein paar Stunden im Flugzeug und du hattest über schlimme Kopfschmerzen geklagt, eine Nebenwirkung vom Fliegen, meinte Mana und so besorgten wir dir Tabletten, die dich schlafen ließen.

Ein komisches Gefühl erfasste mich, aber ich schüttelte die seltsamen Gedanken ab, versuchte selber zu schlafen.

Die anderen Drei saßen in einer Reihe, Mana am Fenster, neben ihm Közi und Yuki am Gang.

Sie schienen eine Vereinbahrung getroffen zu haben, Közi und Mana ließen sich ihre nicht mehr vorhandene Beziehung nicht anmerken und Yuki tat so als wüsste er von nichts, alberte ein bisschen mit der Stewardess herum.

So ahnten wir natürlich ebenfalls nichts.

Ein paar Stunden später weckte uns Yuki.

„Wir sind gleich da... Dann werden wir abgeholt und in unser Hotel gebracht, erst morgen lernen wir dann die neuen Kollegen kennen.“

Ich nickte müde und gab dir einen verschlafenen Kuss auf die Wange um dich zu wecken.

„Wach auf Kami, wir sind gleich da.“, du blinzeltest ein paar mal und zogst schläfrig die Kopfhörer aus den Ohren.

„Hm?“, der Anblick war schrecklich niedlich und so streichelte ich über deine Wange und wiederholte das was Yuki gesagt hatte.

„Okay...“, murmeltest du nur und lehntest dich wieder gegen meine Schulter.
 

Jahre später konnte ich in Interviews lesen, das sich so ziemlich alle Malice Mizer Mitglieder einig waren, das die Zeit in Frankreich die harmonischste Zeit zwischen uns war.

So seltsam das klang, es schien das mit dem Verlassen der Japanischen Grenze auch unsere Streitigkeiten und der Stress zurückgeblieben wären.
 

Der Dreh machte ungeheuren Spaß und wir hatten endlich Zeit Frankreich zu sehen.

Und wie begeistert wir waren! Unser Französisch hielt sich zwar arg in Grenzen, aber wir wurden gut betreut, bekamen Eindrücke von Frankreich, die ich vermutlich niemals vergessen werde.
 

Közi, hier in der Rolle eines Wahrsagers, amüsierte sich köstlich über deine Auftritte in dem Film, da du deine Eifersucht auf meine weibliche Begleitung in der Rolle, so überzeugend spieltest, das dich der Regisseur ständig lobte.

„Ich sehe...“, und Közi starrte geheimnisvoll in seine Glaskugel, „Das du der Frau am liebsten die Pest an den Hals wünschen würdest...!“

Wir lachten und Mana erwiderte trocken:

„Dazu brauchst du eine Kugel? Das sehe ich so!“, sie streckten sich die Zunge heraus.

„Das ist so blöd...“, jammertest du und ließt dich dann immer ausgiebig von uns trösten.

„Ach komm.“, grinste Yuki und trank den Tee, der eigentlich für die Requisiten gedacht war.

„Du musst auch nur rum sitzen, wichtig tun und „die Tote“ schließlich finden.“

„Vergiss meinen Einsatz auf dem Pferd nicht!“, wir lachten, du schmolltest.

„Eh, aber ich muss mich von Gackt beim Fechten besiegen lassen, muss ihn irgendwie ständig verfolgen und dann mein Handgelenk aufschlitzen, damit er eine Erkenntnis bekommt, die mir nicht ganz einleuchten will.“

„Also wie immer.“, du schlugst nach Közi und als wir wieder lachten musste ich dich umarmen und versprechen das die „bösen fast Männer“ weggehen würden.
 

Wirklich, der Dreh machte Spaß und ich freute mich auf das Endprodukt, das wir dann alle gemeinsam ansehen würden.

„Den Dreh zu Illuminati fand ich besser.“, kichertest du mir am letzten Tag ins Ohr und ich lachte.

„Ohja!“

Mit dem Ende des Films schien auch der Sommer zu ende zu gehen und die Planungen für unsere anstehende Tournee wurden schon im Flugzeug besprochen.
 

Ich wünschte ich hätte auf dem Rückflug nach Japan bereits geahnt das du von hier an noch etwa ein Jahr zu Leben hattest.
 

Sanft drücktest du meine Hand.

„Was ist los Gackt?“

Ich schüttelte den Kopf und erwiderte dein sanftes Lächeln.

Seit gut vier Jahren waren wir nun ein Paar.

„Nichts, ich hatte nur gerade so ein komisches Gefühl...“
 


 

Ende Teil 3

Tbc
 

Ab hier wird es nur noch ein Kapitel geben und ich denke jeder weiß wo das hinführen wird.
 

Danke fürs Lesen!

Das Ende einer Ära

Kapitel 4

Das Ende einer Ära
 

// Ich schüttelte den Kopf und erwiderte dein sanftes Lächeln.

Seit gut vier Jahren waren wir nun ein Paar.

„Nichts, ich hatte nur gerade so ein komisches Gefühl...“//
 

Nervös liefst du auf und ab, kontrolliertest deine Haare beinahe alle fünf Minuten im Spiegel.

Nach dem Dreh hattest du sie abschneiden lassen, >öfter mal was Neues<, war deine Argumentation und mich sollte es nicht stören, die Länge stand dir gut. Nun warst du aber unsicher, dies war zwar unser Abschlusskonzert der Merveilles Tour, aber nicht das Erste mit der neuen Frisur.

„Schatz, bislang haben alle deine Frisur gut aufgenommen.“, selbst Mana.

Du seufztest und ließt dich auf einen Hocker fallen.

„Ich komme mir vor wie du an unserem ersten Gig.“

„Hey.“, ich boxte dich leicht gegen den Arm, musste aufpassen die angeklebten Fingernägel nicht abzubrechen.
 

Közi betrat die Umkleidekabine, starrte gedankenverloren ins Leere und ging vermutlich gerade einige Passagen durch.

„Hey.“

Er zuckte merklich zusammen und lächelte leicht.

„Hey. Habt ihr mal einen Blick nach draußen geworfen? Das ist der Wahnsinn... Wir hatten ja schon große Konzerte... Aber DAS ist lächerlich! Das sind Tausende und da ist eine Stimmung... Ich glaub ich bekomme auf meine alten Tage noch mal Lampenfieber!“

Du wurdest blasser.

Um eine mögliche Panikwelle abzuwenden, wechselte ich das Thema.

„Uhm... Wo sind denn Mana und Yuki?“

Közis Blick verdunkelte sich etwas.

„Mana ist immer noch in der Maske und Yuki raucht gefühlt seine achte Packung.“

Du grinstest und gingst vermutlich grad im Kopf durch, ob es Sinn machte sich selber noch mal zur Maske begeben und deine Haare richten zu lassen.

„Deine Haare sehen toll aus!“, seufzte der Gitarrist und richtete seine Hose, die ständig zu rutschen schien.

Belustigt mustertest du ihn und bevor du was erwidern konntest, rief uns Mana hinter die Bühne.
 

Das Gefühl war genauso berauschend wie bei unserem ersten Gig.

Mit dem Unterschied das dies UNSER Konzert war und die tausenden von Fans UNSERE Namen kreischten, UNSEREN Stil nacheiferten und die Lieder aus vollem Hals mit sangen.

Würde ich jetzt sterben, würde ich glücklich sterben.

Wie paradox das Ganze war, bemerkte ich erst einige Zeit später.
 

Zufrieden lagst du auf der Bank auf unserem neuen Balkon.

Die Wohnung war erst letzte Woche fertig geworden, aber nun war es das Beste überhaupt! Dazu hatten wir eine Menge Urlaub bekommen, da derzeit etwas gespannte Stimmungen zwischen uns herrschten und der Manager uns quasi dazu verdonnert hatte Urlaub zu nehmen, schließlich seien wir alle überarbeitet.

Kam uns Recht und so steckten wir viel Zeit in die Wohnung, richteten uns ein und auch wenn noch ein paar Schliffe fehlten, dem Glück der gemeinsamen Wohnung stand nichts mehr im Wege.
 

Dennoch, ich machte mir Sorgen um dich. Wir hatten Dezember, fast Weihnachten und du machtest keinen gesunden Eindruck.

Auch wenn du mir immer wieder versichertest, das sei nur der Stress der vergangenen Zeit gewesen, ich merkte, dass da mehr war.

So wie derzeit auf dem Balkon.

Unruhig schienst du zu schlafen, hattest wiederholt über heftige Kopfschmerzen geklagt und wolltest partout nicht zum Arzt gehen.

Deine Gliederschmerzen begründetest du damit, dass du es beim Training übertrieben hattest und mir blieb nichts anderes übrig, als dir zu glauben.
 

Das war vielleicht auch das erste Mal in unserem gemeinsamen Leben, dass du mich belogen hattest.
 

Es wurde Februar, deinen Geburtstag verbrachten wir mit der Band, hattest du ja auch keine Verwandten mehr und unsere Freunde vertröstest du auch einen späteren, ungewissen Zeitpunkt.
 

Noch vier Monate.
 

Während der Feier, du wirktest wieder sehr müde und kränklich, da nahm mich Közi zur Seite.

„Gackt... Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber habt ihr Probleme in eurer Beziehung?“

Ausgerechnet er fragte mich so etwas, beinahe lustig.

Erst kurz vor seinem Umzug in eine kleine, gemütliche Wohnung waren er und Mana damit herausgerückt, dass sie sich getrennt hatten.

„Nein, bei uns ist alles gut.“

„Ich mache mir Sorgen um ihn.“

Ich seufzte schwer, sah zu dir, der sich gerade mit Yuki unterhielt und kurz eine Tablette gegen die Kopfschmerzen einnahm.

„Das mache ich mir auch...“

Közi schenkte mir ein hilfloses Lächeln.
 

Ich machte eine weitere erstaunliche Entedeckung.

Je mehr Zeit verging und es dir mal schlechter oder besser ging, desto anhänglicher wurdest du.

Zugegeben, wir waren schon immer mehr das liebevolle Paar gewesen, aber zu der Zeit warst du so anhänglich wie noch nie.

Gerade hattest du dich auf dem Balkon an mich gekuschelt und küsstest meinen Hals, während ich dir durch die Haare streichelte.

„Ich liebe dich...“, ein leichter Hauch gegen meinen Hals, ich schmunzelte.

„Ich dich viel mehr.“, du warfst mir einen seltsamen und leicht beleidigten Blick zu meintest dann grinsend.

„Das ist so was von gar nicht möglich!“

„Wir sind jetzt in unserem fünften Jahr.“, grinste ich und küsste dich erneut.

„Ja Wahnsinn, oder? Die Zeit ist so gerast, aber ich würde niemals auch nur einen Tag ändern wollen.“

Wir schwiegen einen Moment und ich dachte an unsere Schulzeit, daran, dass du wohl immer mein Schmetterling bleiben würdest.

„Wer hätte das gedacht?“

„Was denn?“, zärtlich knabbertest du an meinem Ohr und ich erwiderte:

„Es gibt halt doch immer ein Happy End... Auch wenn das hier noch lange nicht das Ende ist.“

Du hieltst inne und lange Zeit passierte nichts und du sagtest kein Wort.

Beunruhigt sah ich dich an und erstarrte als ich dich ansah.

Dicke Tränen liefen über dein Gesicht, wollten auch nicht versiegen als ich dich in den Arm nahm und sie behutsam weg küsste.

Du würdest jetzt keine Fragen beantworten, das war mir klar und so redete ich immer wieder beruhigend auf dich ein und drückte dich an mich.

Was war passiert?
 

Warst du schon immer so Schutzbedürftig gewesen?

Hatte sich dein Körper schon immer so weich in meinen Armen angefühlt, oder war es mir nur noch nie so sehr aufgefallen?

Warum verbrachten wir jeden Tag miteinander und waren doch nur so oberflächlich, dass ich den Schmerz in deinen Augen nicht bemerkt hatte, der tief hinter der Liebe für mich verborgen war.
 

Die Gewissheit, dass man für sein Happy End kämpfen musste und manchmal den Kampf verlor.
 

Erst spät am Abend beruhigtest du dich und entschuldigtest dich zitternd.

Natürlich sprach ich dich darauf an, aber du flüstertest das du noch nicht so weit warst und Angst hattest, aber du schworst mir das du mich nie betrogen hattest und mich noch genauso wie am ersten Tag liebtest.

Heute wie damals stand es ganz außer Frage, dass ich dir vertraute und für Außenstehende musste dieses Verhalten endlos naiv wirken.

Aber Diejenigen waren noch nie in dich, meinem Lebensgefährten, verliebt gewesen.
 

Dann der Schicksalhafte Moment der alles veränderte.
 

Nachdem du dich trotz aller Proteste dazu hattest überreden lassen zu Hause zu bleiben, probten wir erstmal ohne Drummer weiter.

Mir gefiel die Vorstellung nicht, dich alleine zu hause zu lassen, aber ich verstand die Einwürfe der Anderen, das dass Bandleben auch weitergehen musste.

Mana schimpfte viel mit uns und so langsam reichte mir die unausgesprochene Entschuldigung nicht mehr, dass ihn die Trennung von Közi so aus der Bahn geworfen hatte.
 

„Mana, du magst der Leader sein, aber wir sind nicht deine Angestellten!“, rief ich aufgebracht, als er mich nach der Probe wieder zu sich zitierte und sich beschwerte, dass ich nicht mehr die Leistungen brachte, die er und das Management von mir erwarteten.

Ich sah das nicht so und wenn ich nicht wüsste, das Yuki und Közi, gut Közi weniger, diese Launen ebenfalls ertragen mussten, dann hätte ich darauf gewettet, dass er etwas gegen mich hatte.

„Gackt! Darum geht es nicht. Ich erwarte von dir das du die selben, oder bessere, Leistungen zeigst wie letztes Jahr!“

„Es hat sich doch nichts verändert, auch die Anderen...“

„Die Anderen sind meiner Meinung.“

Stille trat ein und ich drehte mich überrascht zu den Beiden anderen um, die gerade den Raum betraten.

„Ist das wahr?“

„Gackt...“, Közi sah mich fast verzweifelt an und schließlich versuchte Yuki es so politisch wie möglich.

„Wir wissen das du derzeit viel um die Ohren hast... Also wegen Kami und so, aber wir wissen nicht ob dir bewusst bist, dass du all deine Leistungen in die Band stecken musst. Du bist der Sänger, das fast wichtigste Mitglied und die Fans erwarten noch soviel mehr als wir.“

„Aber...“, hilflos zuckte Yuki die Schulter.

„Wir wollen euch unterstützen und die Band retten. Deswegen dachten wir...“

Mana unterbrach ihn, sah mich fest an und ergänzte:

„Wir dachten uns, dass es vielleicht das Beste wäre, du würdest Malice Mizer verlassen. Lieber so, als ob die Sache unschön wird...“

Ich fing an zu zittern und starrte die Drei ungläubig an.

„I... Ihr schmeißt mich raus?“

Közi legte mir seine Hand auf die Schulter und meinte beschwichtigend:

„Also eigentlich bitten wir dich eher...“

„Ich habe schon verstanden.“, erwiderte ich tonlos und konnte mich nicht erinnern wann ich mich das letzte mal so schlecht und verlassen gefühlt hatte.

Ich drehte mich um und verließ den Raum, spürte die Unfähigkeit der Anderen noch irgendetwas zu sagen oder mich aufzuhalten.

Wozu auch? Es war alles gesagt.
 

Im ersten Moment fühlte ich mich unfähig nach Hause zu fahren, wusste nicht wie ich es dir beibringen sollte und wollte dich nicht zusätzlich besorgen.
 

Mit einem außergewöhnlich schlechtem Gefühl machte ich mich schließlich auf den Weg und als ich zittrig unsere Haustür auf schloss erwartete ich fast das etwas schreckliches passieren würde.

Aber nichts geschah.

Du warst nicht da.
 

Von dort an konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen, schluchzte auf und ließ mich auf einen Stuhl sinken, stützte mein Gesicht in die Hände und fühlte mich verlorener als je zuvor.

Nach einer Weile ging die Tür auf und du kamst rein gestürmt.
 

„Gackt! Oh mein... Was ist passiert? Ich hatte so ein plötzliches Gefühl und dann rief auch noch Közi an und...“

Ich sah auf, stellte anhand der Tüten fest das du Einkaufen gewesen warst und zwang mich zu einem Lächeln.

„Hey Kami...“, flüsterte ich heiser und du warst sofort bei mir und zogst mich an dich, wie ich es umgekehrt vor einigen Tagen bei dir gemacht hatte.

„Shhht... es wird alles gut. Was ist denn nur passiert?“

Ich erzählte dir was bei der Probe vorgefallen war und du sahst zu mir auf und aus deinem Blick sprach so viel Mitgefühl und Liebe. Vielleicht ein bisschen Wut auf die Anderen, aber die äußertest du nicht, genauso wenig sprachst du mir Beileid aus, da du genau wusstest das Mitleid nicht das war, was ich jetzt brauchte.

Stattdessen tatst du etwas, das sonst untypisch für dich war.

Du weintest mit mir zusammen und ich spürte das du meinen Schmerz fühltest und nicht wusstest, wie du mich sonst trösten solltest.

„Ich liebe dich so sehr...“, flüstertest du immer wieder und auch wenn es unausgesprochen blieb, ich wusste das du nicht von mir enttäuscht warst.
 

Die Bekanntgabe meines „freiwilligen“ Austritts von Malice Mizer fand ungefähr gegen Anfang April statt.

Mit meinem Abgang verließen auch viele Fans die Band und ich konnte mich kaum retten vor Interviews und TV Auftritten, in denen das Thema wahnsinnig breit getreten wurde und irgendwann die wildesten Gerüchte kursierten.

Lieber hätte ich meine Zeit bei dir verbracht, aber trotz aller Vernunft, gingst du wieder ins Studio, ich hatte darauf bestanden dass du, so fern du wieder gesund warst, Malice Mizer weiterhin begleiten solltest.
 

Und das würdest du tun, auch über deinem Tod hinaus.
 

Vermutlich hätte ich auch kaum etwas tun können, schließlich hieltst du alles vor mir geheim.

Dass du gar nicht wirklich immer zu den Proben gingst, konnte ich nicht wissen, ich hatte keinen Kontakt zu den Anderen, stattdessen musst du wohl oft einen Arzt aufgesucht haben oder brauchtest Zeit für dich.
 

Die letzten anderthalb Monate brachen an.
 

„Gackt? Können wir einen Ausflug machen?“, fragtest du mich ganz unverhofft und umarmtest mich von hinten, drücktest einen Kuss in meinen Nacken.

Eigentlich hätte ich heute ein Radiointerview, aber eine innere Stimme sagte mir, das jetzt jeder Moment mit dir kostbar war und so willigte ich ein, sagte das Interview unter einem Vorwand ab.
 

„Wo möchtest du denn hin?“, fragte ich dich und du erwidertest mit einem zärtlichen Lächeln, dass das Aprilwetter geradezu dazu einlud in den Wald zu gehen.

Der Wald, dein natürlicher Lebensraum, wie Yuki immer gescherzt hatte.

Ich vermisste die Anderen.
 

Während du in der Küche standest und etwas zu Essen vorbereitetest, dass wir mitnehmen konnten, duschte ich noch und zog mich um.

Dann klingelte mein Handy.

„Hey Gackt.“, ertönte Közis zögerliche Stimme am anderen Ende und ich wusste nicht was ich erwidern sollte.

„Uhm, also. Ich weiß das du furchtbar wütend auf uns sein musst, aber ich wollte mich erstmal stellvertretend für alle bedanken, das du uns in den Medien nicht fertig machst... Du hättest ja allen Grund dazu und... Wie geht es dir? Und Kami? Wie kommt er damit zurecht? Er redet kaum mit uns, wenn er überhaupt kommt... Uhm... Gackt? Sag was, das macht mich nervös.“

Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich antwortete ihm.

„Közi. Ich habe nicht erwartet, dass du mich anrufen würdest.“, er lachte verlegen.

„Glaub mir, das habe ich auch nicht. Ich bin gerade schrecklich nervös.“

„Du kennst mich doch.“

„Aber ich wusste nicht, wie du reagieren würdest.“

Es herrschte kurz Stille, dann fügte er hinzu:

„Was macht ihr so?“

„Kami bereitet was zu Essen vor und nachher fahren wir in den Wald.“

„Oh, das klingt gut, das Wetter ist wirklich herrlich heute. Wie geht es ihm?“

Ich seufzte, warf einen Blick in Richtung der Küche, wo du leise vor dich hin summtest.

„Unverändert, ich mache mir wirklich Sorgen.“

„Er versucht sich nichts anmerken zu lassen.“

Ich seufzte, das hatte ich erwartet.

„Wie macht er sich bei den Proben?“

Közi schwieg kurz und meinte dann vorsichtig:

„Er ist selten da, aber abgesehen davon das er nicht mit uns redet, macht er sich ganz gut. Lässt keine Schwächen durchgehen und gibt alles. Das übliche eben. Ich glaube es fällt ihm schwer zu spielen, ohne deine Stimme zu hören.“

Wieder warf ich einen Blick in die Küche, musterte seinen Rücken liebevoll, wusste seinen kleinen, geheimen, Liebesbeweise zu schätzen.

„Ihr habt bald euer Fünfjähriges, oder?“

„Nächsten Monat.“

„Na gut, also uhm... ich muss dann wieder los ja, war schön dich mal wieder zu hören.“

„Klar. Pass auf dich auf.“

Er legte auf.

Schmunzelnd betrachtete ich das Handy in meiner Hand, da fielen mir zwei Dinge auf, woher hatte Közi meine neue Nummer und...
 

...was meinte er damit, du wärst selten bei den Proben?
 

Die ganze Zeit musste ich darüber nachdenken und als wir im Auto saßen, hielt ich es nicht mehr aus.

„Kami?“

„Ja?“, du sahst weiter auf die Straße, konzentriert die Schilder lesend.

„Ich... Közi hat vorhin angerufen.“, keine Reaktion, die verraten würde, dass du mir was zu sagen hattest.

„Und? Was hat er gesagt?“

„Er lässt dich grüßen und...“, ich schluckte.

Eigentlich wollte ich dich nicht weiter mit solchen Lappalien belästigen.

„...er meinte du kämst nur noch selten zu den Proben.“, dein Mund verkrampfte sich etwas und ich sah dir an, dass dich das sehr beschäftigte.

„Hör zu. Ich will nur, dass du weißt, dass du mir alles sagen kannst, jederzeit. Ich will dich jetzt nicht zwingen mir zu erzählen, wo du stattdessen hingehst, aber sage mir nur, ob ich mir Sorgen machen muss, oder ob du einen guten Grund für dein Verschwinden hast.“

Zitternd parktest du auf dem Standstreifen und sahst mich ernst an.

Deine braunen Augen voller Emotionen.

„Gackt. Ich bitte dich mir zu vertrauen, ich schwöre dir bei allem was mir wichtig ist, dass mein Verschwinden nichts schlimmes bedeutet. Ich bin bei keinem anderen Mann und um ehrlich zu sein...“, ich sah wieder Tränen in deinen Augenwinkeln, „Ich gehe zum Arzt, ich kann dir die Adresse geben wenn du willst und...“, ich küsste dich, konnte nicht anders, als dich an mich zu ziehen und dir einen liebevollen Kuss zu geben.

„Ist okay, das war alles was ich wissen wollte.“

Erleichtert seufztest du und flüstertest:

„Bitte verlasse mich nicht...“, erschrocken starrte ich dich an.

„Wie kommst du auf so was?“

„Naja, du musst dir sonst was über mein Verschwinden denken.“

Ich schwieg, natürlich hattest du Recht, aber etwas in deinem Blick, hinderte mich daran es auszusprechen.

„Ich liebe dich und ich werde immer bei dir bleiben.“

Dein Dankbares Lächeln und der erleichterter Seufzer brannten sich fest in mein Herz.
 

Stunden später lagen wir im leicht feuchten Gras, ließen die Frühlingssonne auf uns scheinen und schwiegen.

Du hieltst meine Hand und grinstest:

„Jetzt wirst du bald 27... Alt, alt...“

Ich schnappte empört nach Luft und gab dir einen leichten Kick in die Seite.

„Hallo? Du bist älter als ich!“

Lachend drehtest du dich um und stütztest dich auf die Unterarme, krabbeltest dichter zu mir.

„Dieses Jährchen...“, lautete deine geflüsterte Antwort an meinem Ohr und kurz darauf hocktest du halb auf meinem Bauch.

„Werde ich dir zu alt?“, ein böses Grinsen deinerseits.

„Ah alt! Wenn ich so alt wäre, wie ich mich manchmal fühle, dann müsstest du mich im Altenpflegeheim besuchen!“

Dafür bekam ich einen tiefen Kuss und du schnurrtest:

„Ich steh auf alte Männer...“

„Kami!“, lachend rolltest du von mir runter und zogst mich kurzerhand auf dich.

„Zeig mir doch wie sehr _du_ ältere Männer magst...“

Grinsend küsste ich dich darauf, spürte bald nichts mehr von der Kälte des nassen Grases und der abkühlenden Abendluft...

...

..

.
 

Frühling, Sommer, Herbst und Winter...

Als Paar haben wir davon jeweils fünf kennen gelernt, feierten zusammen Weihnachten, Geburtstage, Halloween, Sylvester und welche Gründe sich noch ergaben.
 

Wir hatten noch wahnsinnig viel vor und auch meine bevorstehende Solokarriere sollte uns mehr als Sprungbrett in ein endgültig gemeinsames Leben dienen.
 

Ich ahnte nichts Böses, als wir an diesem Aprilabend im Gras miteinander schliefen.

Ich ahnte nicht wie du dich gefühlt haben musstest, wohl wissend das deine Tage gezählt waren, wohl wissend, dass dies vielleicht unser letzter Ausflug war.

Und ich bin mir sicher, dass du es wusstest, weiß es aber genauso zu schätzen das du mir nichts von deiner Krankheit erzähltest, damit wir die spärliche Zeit miteinander umso intensiver nutzen konnten.
 

Keine Gedanken, keine Grenzen, keine Sorgen.

Dennoch hätte ich alles dafür gegeben, um dir den Schmerz abzunehmen, den diese Heimlichtuerei mit sich brachte.

Niemand wusste etwas und wirklich bewusst wurde mir das Ganze auch erst einige Zeit später...
 

Der Mai kam, mit ihm unsere letzte, gemeinsame Jahresfeier.

Der Mai kam, mit ihm die rapide Verschlechterung deines Zustandes.
 

Ich wusste nur, dass du zum Arzt gingst um dir stärkere Tabletten verschreiben zu lassen, aber dass sie nicht mehr wirkten merkte ich erst, wenn du nachts vor Schmerz aufwachtest und dich oft übergeben musstest.

So verbrachten wir viele Nächte im Badezimmer, du vor der Toilette kniend, weinend und ich dir blass und verschreckt die Haare haltend und über den Rücken streichelnd.
 

Ich liebte dich.

Ich drehte bald durch vor Sorge.
 

Während meiner Solokarriere nahm ich fast den kompletten Mai frei, ließ dich nur allein, wenn es gar nicht anders ging.

Hätte ich die Anderen angerufen, hätten die vielleicht gesehen was hier schief lief und mich warnen können.

Tagsüber schliefst du fast ununterbrochen, Nachts hattest du die Schmerzen.

Dies war mit Abstand die schlimmste Zeit, die wir je zusammen hatten.
 

Warum weigertest du dich so vehement ins Krankenhaus zu gehen?

Vielleicht wohl wissend das es zu spät war?
 

Juni.
 

Die Manager drängten, ich musste neue Aufnahmen machen und blieb gezwungenermaßen gleich eine Woche im Studio, sprang über meinen Schatten und bat Közi auf dich aufzupassen.

So warst du nicht allein und konntest die Anderen, die sich mit dem Besuch abwechselten, noch einmal sehen.
 

Am 7. Juni eine überraschende Wende.
 

Du konntest Größenteils Schmerzfrei das Bett verlassen, wolltest niemand anderen sehen außer mir.

Wir ließen uns dein Lieblingsessen bringen, sahen Fern und lagen dann die ganze Nacht auf dem Balkon, sahen in den Himmel und zählten die Sterne.

Die Gespräche, Berührungen zwischen uns waren so ungezwungen, so unschuldig als wären wir wieder zwei Schüler, die jene Tiefen der großen, verzweifelten Liebe noch gar nicht kennen konnten.

Wir lachten ungezwungen, das Gefühl als ob nichts und niemand diesen Moment zerstören könnte.

Die Euphorie sollte andauern.

Diese Nacht niemals Enden.
 

Wir machten Pläne für den Sommer, wollten unbedingt noch mal nach Frankreich reisen und deinen Geburtstag mit allen Freunden nach feiern.

Und mein Geburtstag im nächsten Monat, sollte genauso schön werden wie deiner im Februar.

Ab dem 9. musste ich wieder arbeiten, jetzt allerdings nur noch bis Abends und so verbrachten wir die Nächte wieder zusammen.

Eines Abends, es müsste der folgende Sonntag gewesen sein, wartete Közi extra auf mich, nahm mich zur Seite und teilte mir seine Sorgen mit.

Du würdest weniger über Schmerzen klagen, dafür über kurzzeitige Lähmungserscheinungen.

Ich sah Tränen in seinen Augen, als er sich nervös auf die Lippe biss.

„Ich.. weiß nicht wo das Enden soll...“, gestand er und umarmte mich.

„Es tut mir so Leid...“
 

15., 16., 17., die Tage verschliefst du fast durchgängig und ab dem 18. nahm ich mir wieder Urlaub, wachte jede Minute über dein bleiches Gesicht, versuchte deinen kranken Körper nicht so zu sehen, wie er sich mir jetzt zeigte.

Abgemagert, geschwächt, krank.

Hätte ich einen Arzt rufen sollen?

Irgendwas sagte mir, dass es dafür zu spät war und das dies nicht dein Wille wäre.
 

Am 19. warst du wach, normal ansprechbar aber schwer konzentriert.

„Ich habe fast gar keine Angst mehr...“, flüstertest du und lächeltest mich so sanft an, wie du es immer getan hattest, mustertest mich aus den selben sanften Augen und nur deine kalte Hand an meiner Wange machte die Realität gewiss.

Ich war dabei dich zu verlieren.

Erschrocken über die plötzlich Erkenntnis musste ich weinen, hielt deine Hand fest und küsste die Innenfläche.

„Ich liebe dich.“, flüsterte ich immer wieder erstickt und wollte so stark sein, wie du es seit Beginn gewesen warst.

Wie lange wusstest du, dass du sterben würdest?

Wie sehr muss es dir weh getan haben, dein Geheimnis zu hüten?
 

In den frühen Morgenstunden am Sonntag, dem 20. Juni lagen wir nebeneinander, uns zugewandt und leise redend, lachend.

Ich bemerkte das du dich immer mehr verabschiedetest, deine Schmerzen nicht mehr wahrnahmst, aber dafür unendlich glücklich wirktest.

War das die Belohnung, die dir dein zerfressener Körper schenkte?
 

„Ich liebe dich Kami.“

Du streicheltest mir über die schon wieder Tränennasse Wange.

„Ich liebe dich auch.“

Eine Weile herrschte Ruhe, dann meintest du:

„Du Gackt?“

„Hm?“

„Ich werde dich wirklich vermissen.“

„Ich weiß... Aber nicht so sehr wie ich dich.“

Du zogst einen Schmollmund, und erwidertest:

„Das ist doch unfair, das ich dich zurücklassen muss...“

„Das wirst du ja gar nicht.“

Nachdenklich musterten deine braunen Augen mich.

„Versprich mir, auch wenn es schwer wird, halte durch okay? Ich werde ganz sicher immer bei dir sein.“, deine Stimme wurde leiser und ich konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken.

„Ich verspreche es dir...“, daraufhin küssten wir uns verzweifelt und ich spürte das mir dein Leben entglitt.

Darum tat ich das, worum du mich noch mit leiser Stimme gebeten hattest.
 

„Halt mich.“
 

Mein Verstand versuchte krampfhaft zu verdrängen, was gerade passierte, ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte und so redete ich immer noch leise mit dir, über unsere erste Begegnung, ob du jetzt ein Schmetterling werden würdest und ob du deine Oma wieder sehen könntest.

Die ganze Zeit über weinte ich und hielt dich im Arm, küsste hin und wieder deine zitternden Lippen und nach einer schier endlosen Zeit, in der ich mich nicht traute zu schlafen, fragtest du schwach, warum ich denn weinte.
 

„Weißt du...“, ich lächelte durch den Tränenschleier und begegnete deinem Blick, der sehr an ein neugieriges Kind erinnerte.

„Der einzige Mensch, den ich jemals wirklich geliebt habe, stirbt...“

Du sahst nachdenklich aus und fragtest, ob derjenige denn jetzt verloren sei.

„Ich weiß es nicht...“

Diesmal lachtest du und antwortetest ganz ernst:
 

„Weißt du? Ich wurde mal gefragt, ob ich an ein Happy End glaube. Und ich weiß deine große Liebe und du, ihr werdet ein Happy End bekommen. Denn ich glaube, dass die Toten immer bei demjenigen sind, der sie im Herzen trägt.“, dann nach einer Pause:

„Ich liebe dich und Danke für alles.“
 

Der plötzliche Wechsel zwischen Delirium und deinem alten ich überraschte mich und während ich wiederholt flüsterte, das ich dich auch liebte, schlossen sich deine Augen für immer...

..

.
 

Kamimura Ukyô, gestorben in der Nacht des 21. Juni 1999.
 

Die Ärzte diagnostizierten Gehirnblutung, ausgelöst durch einen Tumor.

Du musst lange davon gewusst haben.

Auch heute werde ich nie verstehen, wie du das so perfekt geheim halten konntest und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir diese Unachtsamkeit jemals verzeihen könnte.
 

Ich danke dir für jeden Tag, den ich mit dir verbringen durfte und auch wenn mein Leben weiterging, sich neu formte und auch Malice Mizer sich ein letztes mal veränderte, ich würde dich für immer in meinem Herzen tragen.
 

//Ich kann nicht genau sagen, wie lange es nun her ist, seit ich dir das erste Mal

begegnet bin, aber ich weiß genau, dass ich mich für immer an dieses Treffen

erinnern werde...//
 

Damit verließ ich unsere gemeinsame Wohnung für immer.
 


 

Butterflyboy Kapitel 4 Ende
 

Ende der Geschichte

Danke fürs lesen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Annatar
2010-09-28T21:38:12+00:00 28.09.2010 23:38
Jetzt weine ich ...
Natürlich wusste ich von Anfang an, wie es ausgehen würde, aber deine Worte waren so sanft und schmerzhaft, dass ich nicht anders kann.
Schlimmer noch ist, dass nur ein Teil Fiktion ist und das ist traurig ...
Ich habe diesen Menschen nicht gekannt und normalerweise finde ich es unpassend Geschichten über einen Toten zu erfinden, doch in diesem Fall ist dir wirklich etwas eben so Schönes wie Trauriges gelungen. Du hast es mit den Augen eines Liebenden beschrieben.
Hiermit also mein Lob~
Alles in allem gefällt mir deine Geschichte trotz des Endes sehr gut, sie ist humorvoll, schön und traurig. Und die Entwicklung von der kleinen Insider Band zu Malice Mizer wie man sie in all den Live-Videos sieht, ist dir auch gelungen. Das Ende einer Äre. Fürwahr.

Liebe Grüße,
Karura
Von:  Annatar
2010-09-28T21:02:40+00:00 28.09.2010 23:02
Oooh, es ist so viel passiert in diesem Kapitel.
Es ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, auch wenn du die Zeit raffst. Wie Szenen sich mit dem Erzählen abwechseln finde auch sehr passend. Bis zur Mitte war das Kapitel wieder sehr harmonisch und dann mit einem mal ging es abwärts. Ich wurde richtig traurig, als das zwischen Mana und Közi angesprochen wurde ...
Die Dialoge sind wie schon zuvor lustig, herzlich und manchmal sehr ernst.

Das hat mich wieder zum Lachen gebracht:

>>„Du wirst das ganz großartig machen ja? Ich liebe deine Stimme, selbst Mana ist von dir überzeugt. Was soll da schief gehen?“
„Mana hat mir mit unaussprechlichen Sachen gedroht, sollte ich es vermasseln.“
„Das ist seine... Art dir zu zeigen, das er hinter dir steht...“, dein Lächeln wirkte etwas durchscheinend. <<

>>„Diese inkompetenten... Die Crew hat eben überraschend festgestellt das
ihnen ein Akt fehlt. Nun ist es aber zu spät um uns nach hinten zu verschieben. Das Management bittet uns also das wir unseren Auftritt verlängern.“
„Oha, hat Mana sie umgebracht?“
„Nein, das ist ja das Katastrophale. Er ist begeistert.“<<
Genial! XD

Aber wie gesagt, am Ende war ich ziemlich traurig. Diese Szene im Flugzeug, als sie hin flogen und man Mana und Közi ihre "nicht mehr vorhandene Beziehung" nicht anmerkt und dann der Rückflug.
*seuftz*
Dennoch das letzte Kapitel warte ...


Liebe Grüße,
Karura


Von:  Annatar
2010-09-28T20:39:37+00:00 28.09.2010 22:39
Zunächst einmal liebe ich es, wie du die Reise beschreibst! All die kleinen Details und Stadtnamen, das ist wirklich ausgezeichnet gelungen.
Wieder sehr sanft und schön und herzerwärmend. Kami und Gackt sind so unglaublich süß. <3
Ivh finde ebenfalls schön, wie du ihre Beziehung darstellst, diese kleinen Neckerein und Gackts Liebe, die durch jedes Wort schwappt. <3!

Und lachen musste ich auch wieder:

>>Natürlich war ich ziemlich erschrocken, als er grinsend und mit einer Zigarette in der Hand in der Schlafzimmertür stand und verkündete, dass es fast Nachmittag sei und wir gefälligst aufstehen sollten.

Ich war unfähig zu reagieren, also tatst du es und deine Reaktion fiel so aus, dass du diverse Kissen nach ihm warfst und fluchtest das er verschwinden sollte.<<
Hach, ich kanns mir genau vorstellen! XD

>>Als wir an diesem Tag endlich das Bett verließen, wartete Mana bereits auf uns und so wurden wir das erste Mal seit der Schulzeit wieder alle zusammen von Mana beschimpft und angekeift. Ich musste lächeln.<<

&

>>„Leute, Leute, LEUTE!!!!!“

Közi schlug die Tür des Proberaumes mit angrenzender Gewalt auf.<<
Mit angrenzender Gewalt ... geniale Formulierung XDDDDD


Liebe Grüße,
Karura
Von:  Annatar
2010-09-28T19:44:38+00:00 28.09.2010 21:44
Wundervoll!
Und kein Kommentar! Schande über alle Animexxler.
Dein Schreibstil und die Art wie du die Geschichte erzählst, ist sehr sanft, sehr ruhig und harmonisch, und wird nur von dieser "Vorahnung" von Gackt gebrochen, was allerdings Spannung aufbaut.
Ich mag deine Beschreibungen und ich mag es, wie Gackt Kami wahrnimmt. Auch der Feenjunge passt herrlich zu Kami. Hach <3
Die Szene, in der Mana und Co plötzlich anfangen zu philosophieren hat mich auch zum lächeln gebracht.

>>brüllte er gegen eine Mauer aus wummernden Lärm, die aus einer anderen Ecke der Wohnung zu kommen schien.<<
Da hört wohl jemand Slayer? xD

>>der nun voller Sterne hing und unter uns die lärmende Stadt, die grell und dreckig um Aufmerksamkeit bettelte.<<
DAS ist ein wunderschöner Satz! <3<3<3

Liebe Grüße,
Karura
Von:  NicoHana27
2009-11-03T01:45:02+00:00 03.11.2009 02:45
hab jetz alle kapitel von der gesichte gelesen und muss sagen das sie mir super gefallen hat.
Ich bin ein großer fan von Malice Mizer und besonders von Kami sama der mein großes vorbild ist.
Du hast ihn wundervoll dargestellt ich hab jedes Wort geliebt auch wenn nicht um Kamichan ging.
Aber bei mana finde ich hast du manchmal etwas übertrieben er ist nicht ganz zu streng und einige setze ham mich etwas verwirrt aber nicht lang X3
Nur ums nochmal klar zu sagen ich liebe deine fanfic!!!!!



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