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Butterflyboy

Show me your world
von

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Das Ende einer Ära

Kapitel 4

Das Ende einer Ära
 

// Ich schüttelte den Kopf und erwiderte dein sanftes Lächeln.

Seit gut vier Jahren waren wir nun ein Paar.

„Nichts, ich hatte nur gerade so ein komisches Gefühl...“//
 

Nervös liefst du auf und ab, kontrolliertest deine Haare beinahe alle fünf Minuten im Spiegel.

Nach dem Dreh hattest du sie abschneiden lassen, >öfter mal was Neues<, war deine Argumentation und mich sollte es nicht stören, die Länge stand dir gut. Nun warst du aber unsicher, dies war zwar unser Abschlusskonzert der Merveilles Tour, aber nicht das Erste mit der neuen Frisur.

„Schatz, bislang haben alle deine Frisur gut aufgenommen.“, selbst Mana.

Du seufztest und ließt dich auf einen Hocker fallen.

„Ich komme mir vor wie du an unserem ersten Gig.“

„Hey.“, ich boxte dich leicht gegen den Arm, musste aufpassen die angeklebten Fingernägel nicht abzubrechen.
 

Közi betrat die Umkleidekabine, starrte gedankenverloren ins Leere und ging vermutlich gerade einige Passagen durch.

„Hey.“

Er zuckte merklich zusammen und lächelte leicht.

„Hey. Habt ihr mal einen Blick nach draußen geworfen? Das ist der Wahnsinn... Wir hatten ja schon große Konzerte... Aber DAS ist lächerlich! Das sind Tausende und da ist eine Stimmung... Ich glaub ich bekomme auf meine alten Tage noch mal Lampenfieber!“

Du wurdest blasser.

Um eine mögliche Panikwelle abzuwenden, wechselte ich das Thema.

„Uhm... Wo sind denn Mana und Yuki?“

Közis Blick verdunkelte sich etwas.

„Mana ist immer noch in der Maske und Yuki raucht gefühlt seine achte Packung.“

Du grinstest und gingst vermutlich grad im Kopf durch, ob es Sinn machte sich selber noch mal zur Maske begeben und deine Haare richten zu lassen.

„Deine Haare sehen toll aus!“, seufzte der Gitarrist und richtete seine Hose, die ständig zu rutschen schien.

Belustigt mustertest du ihn und bevor du was erwidern konntest, rief uns Mana hinter die Bühne.
 

Das Gefühl war genauso berauschend wie bei unserem ersten Gig.

Mit dem Unterschied das dies UNSER Konzert war und die tausenden von Fans UNSERE Namen kreischten, UNSEREN Stil nacheiferten und die Lieder aus vollem Hals mit sangen.

Würde ich jetzt sterben, würde ich glücklich sterben.

Wie paradox das Ganze war, bemerkte ich erst einige Zeit später.
 

Zufrieden lagst du auf der Bank auf unserem neuen Balkon.

Die Wohnung war erst letzte Woche fertig geworden, aber nun war es das Beste überhaupt! Dazu hatten wir eine Menge Urlaub bekommen, da derzeit etwas gespannte Stimmungen zwischen uns herrschten und der Manager uns quasi dazu verdonnert hatte Urlaub zu nehmen, schließlich seien wir alle überarbeitet.

Kam uns Recht und so steckten wir viel Zeit in die Wohnung, richteten uns ein und auch wenn noch ein paar Schliffe fehlten, dem Glück der gemeinsamen Wohnung stand nichts mehr im Wege.
 

Dennoch, ich machte mir Sorgen um dich. Wir hatten Dezember, fast Weihnachten und du machtest keinen gesunden Eindruck.

Auch wenn du mir immer wieder versichertest, das sei nur der Stress der vergangenen Zeit gewesen, ich merkte, dass da mehr war.

So wie derzeit auf dem Balkon.

Unruhig schienst du zu schlafen, hattest wiederholt über heftige Kopfschmerzen geklagt und wolltest partout nicht zum Arzt gehen.

Deine Gliederschmerzen begründetest du damit, dass du es beim Training übertrieben hattest und mir blieb nichts anderes übrig, als dir zu glauben.
 

Das war vielleicht auch das erste Mal in unserem gemeinsamen Leben, dass du mich belogen hattest.
 

Es wurde Februar, deinen Geburtstag verbrachten wir mit der Band, hattest du ja auch keine Verwandten mehr und unsere Freunde vertröstest du auch einen späteren, ungewissen Zeitpunkt.
 

Noch vier Monate.
 

Während der Feier, du wirktest wieder sehr müde und kränklich, da nahm mich Közi zur Seite.

„Gackt... Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber habt ihr Probleme in eurer Beziehung?“

Ausgerechnet er fragte mich so etwas, beinahe lustig.

Erst kurz vor seinem Umzug in eine kleine, gemütliche Wohnung waren er und Mana damit herausgerückt, dass sie sich getrennt hatten.

„Nein, bei uns ist alles gut.“

„Ich mache mir Sorgen um ihn.“

Ich seufzte schwer, sah zu dir, der sich gerade mit Yuki unterhielt und kurz eine Tablette gegen die Kopfschmerzen einnahm.

„Das mache ich mir auch...“

Közi schenkte mir ein hilfloses Lächeln.
 

Ich machte eine weitere erstaunliche Entedeckung.

Je mehr Zeit verging und es dir mal schlechter oder besser ging, desto anhänglicher wurdest du.

Zugegeben, wir waren schon immer mehr das liebevolle Paar gewesen, aber zu der Zeit warst du so anhänglich wie noch nie.

Gerade hattest du dich auf dem Balkon an mich gekuschelt und küsstest meinen Hals, während ich dir durch die Haare streichelte.

„Ich liebe dich...“, ein leichter Hauch gegen meinen Hals, ich schmunzelte.

„Ich dich viel mehr.“, du warfst mir einen seltsamen und leicht beleidigten Blick zu meintest dann grinsend.

„Das ist so was von gar nicht möglich!“

„Wir sind jetzt in unserem fünften Jahr.“, grinste ich und küsste dich erneut.

„Ja Wahnsinn, oder? Die Zeit ist so gerast, aber ich würde niemals auch nur einen Tag ändern wollen.“

Wir schwiegen einen Moment und ich dachte an unsere Schulzeit, daran, dass du wohl immer mein Schmetterling bleiben würdest.

„Wer hätte das gedacht?“

„Was denn?“, zärtlich knabbertest du an meinem Ohr und ich erwiderte:

„Es gibt halt doch immer ein Happy End... Auch wenn das hier noch lange nicht das Ende ist.“

Du hieltst inne und lange Zeit passierte nichts und du sagtest kein Wort.

Beunruhigt sah ich dich an und erstarrte als ich dich ansah.

Dicke Tränen liefen über dein Gesicht, wollten auch nicht versiegen als ich dich in den Arm nahm und sie behutsam weg küsste.

Du würdest jetzt keine Fragen beantworten, das war mir klar und so redete ich immer wieder beruhigend auf dich ein und drückte dich an mich.

Was war passiert?
 

Warst du schon immer so Schutzbedürftig gewesen?

Hatte sich dein Körper schon immer so weich in meinen Armen angefühlt, oder war es mir nur noch nie so sehr aufgefallen?

Warum verbrachten wir jeden Tag miteinander und waren doch nur so oberflächlich, dass ich den Schmerz in deinen Augen nicht bemerkt hatte, der tief hinter der Liebe für mich verborgen war.
 

Die Gewissheit, dass man für sein Happy End kämpfen musste und manchmal den Kampf verlor.
 

Erst spät am Abend beruhigtest du dich und entschuldigtest dich zitternd.

Natürlich sprach ich dich darauf an, aber du flüstertest das du noch nicht so weit warst und Angst hattest, aber du schworst mir das du mich nie betrogen hattest und mich noch genauso wie am ersten Tag liebtest.

Heute wie damals stand es ganz außer Frage, dass ich dir vertraute und für Außenstehende musste dieses Verhalten endlos naiv wirken.

Aber Diejenigen waren noch nie in dich, meinem Lebensgefährten, verliebt gewesen.
 

Dann der Schicksalhafte Moment der alles veränderte.
 

Nachdem du dich trotz aller Proteste dazu hattest überreden lassen zu Hause zu bleiben, probten wir erstmal ohne Drummer weiter.

Mir gefiel die Vorstellung nicht, dich alleine zu hause zu lassen, aber ich verstand die Einwürfe der Anderen, das dass Bandleben auch weitergehen musste.

Mana schimpfte viel mit uns und so langsam reichte mir die unausgesprochene Entschuldigung nicht mehr, dass ihn die Trennung von Közi so aus der Bahn geworfen hatte.
 

„Mana, du magst der Leader sein, aber wir sind nicht deine Angestellten!“, rief ich aufgebracht, als er mich nach der Probe wieder zu sich zitierte und sich beschwerte, dass ich nicht mehr die Leistungen brachte, die er und das Management von mir erwarteten.

Ich sah das nicht so und wenn ich nicht wüsste, das Yuki und Közi, gut Közi weniger, diese Launen ebenfalls ertragen mussten, dann hätte ich darauf gewettet, dass er etwas gegen mich hatte.

„Gackt! Darum geht es nicht. Ich erwarte von dir das du die selben, oder bessere, Leistungen zeigst wie letztes Jahr!“

„Es hat sich doch nichts verändert, auch die Anderen...“

„Die Anderen sind meiner Meinung.“

Stille trat ein und ich drehte mich überrascht zu den Beiden anderen um, die gerade den Raum betraten.

„Ist das wahr?“

„Gackt...“, Közi sah mich fast verzweifelt an und schließlich versuchte Yuki es so politisch wie möglich.

„Wir wissen das du derzeit viel um die Ohren hast... Also wegen Kami und so, aber wir wissen nicht ob dir bewusst bist, dass du all deine Leistungen in die Band stecken musst. Du bist der Sänger, das fast wichtigste Mitglied und die Fans erwarten noch soviel mehr als wir.“

„Aber...“, hilflos zuckte Yuki die Schulter.

„Wir wollen euch unterstützen und die Band retten. Deswegen dachten wir...“

Mana unterbrach ihn, sah mich fest an und ergänzte:

„Wir dachten uns, dass es vielleicht das Beste wäre, du würdest Malice Mizer verlassen. Lieber so, als ob die Sache unschön wird...“

Ich fing an zu zittern und starrte die Drei ungläubig an.

„I... Ihr schmeißt mich raus?“

Közi legte mir seine Hand auf die Schulter und meinte beschwichtigend:

„Also eigentlich bitten wir dich eher...“

„Ich habe schon verstanden.“, erwiderte ich tonlos und konnte mich nicht erinnern wann ich mich das letzte mal so schlecht und verlassen gefühlt hatte.

Ich drehte mich um und verließ den Raum, spürte die Unfähigkeit der Anderen noch irgendetwas zu sagen oder mich aufzuhalten.

Wozu auch? Es war alles gesagt.
 

Im ersten Moment fühlte ich mich unfähig nach Hause zu fahren, wusste nicht wie ich es dir beibringen sollte und wollte dich nicht zusätzlich besorgen.
 

Mit einem außergewöhnlich schlechtem Gefühl machte ich mich schließlich auf den Weg und als ich zittrig unsere Haustür auf schloss erwartete ich fast das etwas schreckliches passieren würde.

Aber nichts geschah.

Du warst nicht da.
 

Von dort an konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen, schluchzte auf und ließ mich auf einen Stuhl sinken, stützte mein Gesicht in die Hände und fühlte mich verlorener als je zuvor.

Nach einer Weile ging die Tür auf und du kamst rein gestürmt.
 

„Gackt! Oh mein... Was ist passiert? Ich hatte so ein plötzliches Gefühl und dann rief auch noch Közi an und...“

Ich sah auf, stellte anhand der Tüten fest das du Einkaufen gewesen warst und zwang mich zu einem Lächeln.

„Hey Kami...“, flüsterte ich heiser und du warst sofort bei mir und zogst mich an dich, wie ich es umgekehrt vor einigen Tagen bei dir gemacht hatte.

„Shhht... es wird alles gut. Was ist denn nur passiert?“

Ich erzählte dir was bei der Probe vorgefallen war und du sahst zu mir auf und aus deinem Blick sprach so viel Mitgefühl und Liebe. Vielleicht ein bisschen Wut auf die Anderen, aber die äußertest du nicht, genauso wenig sprachst du mir Beileid aus, da du genau wusstest das Mitleid nicht das war, was ich jetzt brauchte.

Stattdessen tatst du etwas, das sonst untypisch für dich war.

Du weintest mit mir zusammen und ich spürte das du meinen Schmerz fühltest und nicht wusstest, wie du mich sonst trösten solltest.

„Ich liebe dich so sehr...“, flüstertest du immer wieder und auch wenn es unausgesprochen blieb, ich wusste das du nicht von mir enttäuscht warst.
 

Die Bekanntgabe meines „freiwilligen“ Austritts von Malice Mizer fand ungefähr gegen Anfang April statt.

Mit meinem Abgang verließen auch viele Fans die Band und ich konnte mich kaum retten vor Interviews und TV Auftritten, in denen das Thema wahnsinnig breit getreten wurde und irgendwann die wildesten Gerüchte kursierten.

Lieber hätte ich meine Zeit bei dir verbracht, aber trotz aller Vernunft, gingst du wieder ins Studio, ich hatte darauf bestanden dass du, so fern du wieder gesund warst, Malice Mizer weiterhin begleiten solltest.
 

Und das würdest du tun, auch über deinem Tod hinaus.
 

Vermutlich hätte ich auch kaum etwas tun können, schließlich hieltst du alles vor mir geheim.

Dass du gar nicht wirklich immer zu den Proben gingst, konnte ich nicht wissen, ich hatte keinen Kontakt zu den Anderen, stattdessen musst du wohl oft einen Arzt aufgesucht haben oder brauchtest Zeit für dich.
 

Die letzten anderthalb Monate brachen an.
 

„Gackt? Können wir einen Ausflug machen?“, fragtest du mich ganz unverhofft und umarmtest mich von hinten, drücktest einen Kuss in meinen Nacken.

Eigentlich hätte ich heute ein Radiointerview, aber eine innere Stimme sagte mir, das jetzt jeder Moment mit dir kostbar war und so willigte ich ein, sagte das Interview unter einem Vorwand ab.
 

„Wo möchtest du denn hin?“, fragte ich dich und du erwidertest mit einem zärtlichen Lächeln, dass das Aprilwetter geradezu dazu einlud in den Wald zu gehen.

Der Wald, dein natürlicher Lebensraum, wie Yuki immer gescherzt hatte.

Ich vermisste die Anderen.
 

Während du in der Küche standest und etwas zu Essen vorbereitetest, dass wir mitnehmen konnten, duschte ich noch und zog mich um.

Dann klingelte mein Handy.

„Hey Gackt.“, ertönte Közis zögerliche Stimme am anderen Ende und ich wusste nicht was ich erwidern sollte.

„Uhm, also. Ich weiß das du furchtbar wütend auf uns sein musst, aber ich wollte mich erstmal stellvertretend für alle bedanken, das du uns in den Medien nicht fertig machst... Du hättest ja allen Grund dazu und... Wie geht es dir? Und Kami? Wie kommt er damit zurecht? Er redet kaum mit uns, wenn er überhaupt kommt... Uhm... Gackt? Sag was, das macht mich nervös.“

Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich antwortete ihm.

„Közi. Ich habe nicht erwartet, dass du mich anrufen würdest.“, er lachte verlegen.

„Glaub mir, das habe ich auch nicht. Ich bin gerade schrecklich nervös.“

„Du kennst mich doch.“

„Aber ich wusste nicht, wie du reagieren würdest.“

Es herrschte kurz Stille, dann fügte er hinzu:

„Was macht ihr so?“

„Kami bereitet was zu Essen vor und nachher fahren wir in den Wald.“

„Oh, das klingt gut, das Wetter ist wirklich herrlich heute. Wie geht es ihm?“

Ich seufzte, warf einen Blick in Richtung der Küche, wo du leise vor dich hin summtest.

„Unverändert, ich mache mir wirklich Sorgen.“

„Er versucht sich nichts anmerken zu lassen.“

Ich seufzte, das hatte ich erwartet.

„Wie macht er sich bei den Proben?“

Közi schwieg kurz und meinte dann vorsichtig:

„Er ist selten da, aber abgesehen davon das er nicht mit uns redet, macht er sich ganz gut. Lässt keine Schwächen durchgehen und gibt alles. Das übliche eben. Ich glaube es fällt ihm schwer zu spielen, ohne deine Stimme zu hören.“

Wieder warf ich einen Blick in die Küche, musterte seinen Rücken liebevoll, wusste seinen kleinen, geheimen, Liebesbeweise zu schätzen.

„Ihr habt bald euer Fünfjähriges, oder?“

„Nächsten Monat.“

„Na gut, also uhm... ich muss dann wieder los ja, war schön dich mal wieder zu hören.“

„Klar. Pass auf dich auf.“

Er legte auf.

Schmunzelnd betrachtete ich das Handy in meiner Hand, da fielen mir zwei Dinge auf, woher hatte Közi meine neue Nummer und...
 

...was meinte er damit, du wärst selten bei den Proben?
 

Die ganze Zeit musste ich darüber nachdenken und als wir im Auto saßen, hielt ich es nicht mehr aus.

„Kami?“

„Ja?“, du sahst weiter auf die Straße, konzentriert die Schilder lesend.

„Ich... Közi hat vorhin angerufen.“, keine Reaktion, die verraten würde, dass du mir was zu sagen hattest.

„Und? Was hat er gesagt?“

„Er lässt dich grüßen und...“, ich schluckte.

Eigentlich wollte ich dich nicht weiter mit solchen Lappalien belästigen.

„...er meinte du kämst nur noch selten zu den Proben.“, dein Mund verkrampfte sich etwas und ich sah dir an, dass dich das sehr beschäftigte.

„Hör zu. Ich will nur, dass du weißt, dass du mir alles sagen kannst, jederzeit. Ich will dich jetzt nicht zwingen mir zu erzählen, wo du stattdessen hingehst, aber sage mir nur, ob ich mir Sorgen machen muss, oder ob du einen guten Grund für dein Verschwinden hast.“

Zitternd parktest du auf dem Standstreifen und sahst mich ernst an.

Deine braunen Augen voller Emotionen.

„Gackt. Ich bitte dich mir zu vertrauen, ich schwöre dir bei allem was mir wichtig ist, dass mein Verschwinden nichts schlimmes bedeutet. Ich bin bei keinem anderen Mann und um ehrlich zu sein...“, ich sah wieder Tränen in deinen Augenwinkeln, „Ich gehe zum Arzt, ich kann dir die Adresse geben wenn du willst und...“, ich küsste dich, konnte nicht anders, als dich an mich zu ziehen und dir einen liebevollen Kuss zu geben.

„Ist okay, das war alles was ich wissen wollte.“

Erleichtert seufztest du und flüstertest:

„Bitte verlasse mich nicht...“, erschrocken starrte ich dich an.

„Wie kommst du auf so was?“

„Naja, du musst dir sonst was über mein Verschwinden denken.“

Ich schwieg, natürlich hattest du Recht, aber etwas in deinem Blick, hinderte mich daran es auszusprechen.

„Ich liebe dich und ich werde immer bei dir bleiben.“

Dein Dankbares Lächeln und der erleichterter Seufzer brannten sich fest in mein Herz.
 

Stunden später lagen wir im leicht feuchten Gras, ließen die Frühlingssonne auf uns scheinen und schwiegen.

Du hieltst meine Hand und grinstest:

„Jetzt wirst du bald 27... Alt, alt...“

Ich schnappte empört nach Luft und gab dir einen leichten Kick in die Seite.

„Hallo? Du bist älter als ich!“

Lachend drehtest du dich um und stütztest dich auf die Unterarme, krabbeltest dichter zu mir.

„Dieses Jährchen...“, lautete deine geflüsterte Antwort an meinem Ohr und kurz darauf hocktest du halb auf meinem Bauch.

„Werde ich dir zu alt?“, ein böses Grinsen deinerseits.

„Ah alt! Wenn ich so alt wäre, wie ich mich manchmal fühle, dann müsstest du mich im Altenpflegeheim besuchen!“

Dafür bekam ich einen tiefen Kuss und du schnurrtest:

„Ich steh auf alte Männer...“

„Kami!“, lachend rolltest du von mir runter und zogst mich kurzerhand auf dich.

„Zeig mir doch wie sehr _du_ ältere Männer magst...“

Grinsend küsste ich dich darauf, spürte bald nichts mehr von der Kälte des nassen Grases und der abkühlenden Abendluft...

...

..

.
 

Frühling, Sommer, Herbst und Winter...

Als Paar haben wir davon jeweils fünf kennen gelernt, feierten zusammen Weihnachten, Geburtstage, Halloween, Sylvester und welche Gründe sich noch ergaben.
 

Wir hatten noch wahnsinnig viel vor und auch meine bevorstehende Solokarriere sollte uns mehr als Sprungbrett in ein endgültig gemeinsames Leben dienen.
 

Ich ahnte nichts Böses, als wir an diesem Aprilabend im Gras miteinander schliefen.

Ich ahnte nicht wie du dich gefühlt haben musstest, wohl wissend das deine Tage gezählt waren, wohl wissend, dass dies vielleicht unser letzter Ausflug war.

Und ich bin mir sicher, dass du es wusstest, weiß es aber genauso zu schätzen das du mir nichts von deiner Krankheit erzähltest, damit wir die spärliche Zeit miteinander umso intensiver nutzen konnten.
 

Keine Gedanken, keine Grenzen, keine Sorgen.

Dennoch hätte ich alles dafür gegeben, um dir den Schmerz abzunehmen, den diese Heimlichtuerei mit sich brachte.

Niemand wusste etwas und wirklich bewusst wurde mir das Ganze auch erst einige Zeit später...
 

Der Mai kam, mit ihm unsere letzte, gemeinsame Jahresfeier.

Der Mai kam, mit ihm die rapide Verschlechterung deines Zustandes.
 

Ich wusste nur, dass du zum Arzt gingst um dir stärkere Tabletten verschreiben zu lassen, aber dass sie nicht mehr wirkten merkte ich erst, wenn du nachts vor Schmerz aufwachtest und dich oft übergeben musstest.

So verbrachten wir viele Nächte im Badezimmer, du vor der Toilette kniend, weinend und ich dir blass und verschreckt die Haare haltend und über den Rücken streichelnd.
 

Ich liebte dich.

Ich drehte bald durch vor Sorge.
 

Während meiner Solokarriere nahm ich fast den kompletten Mai frei, ließ dich nur allein, wenn es gar nicht anders ging.

Hätte ich die Anderen angerufen, hätten die vielleicht gesehen was hier schief lief und mich warnen können.

Tagsüber schliefst du fast ununterbrochen, Nachts hattest du die Schmerzen.

Dies war mit Abstand die schlimmste Zeit, die wir je zusammen hatten.
 

Warum weigertest du dich so vehement ins Krankenhaus zu gehen?

Vielleicht wohl wissend das es zu spät war?
 

Juni.
 

Die Manager drängten, ich musste neue Aufnahmen machen und blieb gezwungenermaßen gleich eine Woche im Studio, sprang über meinen Schatten und bat Közi auf dich aufzupassen.

So warst du nicht allein und konntest die Anderen, die sich mit dem Besuch abwechselten, noch einmal sehen.
 

Am 7. Juni eine überraschende Wende.
 

Du konntest Größenteils Schmerzfrei das Bett verlassen, wolltest niemand anderen sehen außer mir.

Wir ließen uns dein Lieblingsessen bringen, sahen Fern und lagen dann die ganze Nacht auf dem Balkon, sahen in den Himmel und zählten die Sterne.

Die Gespräche, Berührungen zwischen uns waren so ungezwungen, so unschuldig als wären wir wieder zwei Schüler, die jene Tiefen der großen, verzweifelten Liebe noch gar nicht kennen konnten.

Wir lachten ungezwungen, das Gefühl als ob nichts und niemand diesen Moment zerstören könnte.

Die Euphorie sollte andauern.

Diese Nacht niemals Enden.
 

Wir machten Pläne für den Sommer, wollten unbedingt noch mal nach Frankreich reisen und deinen Geburtstag mit allen Freunden nach feiern.

Und mein Geburtstag im nächsten Monat, sollte genauso schön werden wie deiner im Februar.

Ab dem 9. musste ich wieder arbeiten, jetzt allerdings nur noch bis Abends und so verbrachten wir die Nächte wieder zusammen.

Eines Abends, es müsste der folgende Sonntag gewesen sein, wartete Közi extra auf mich, nahm mich zur Seite und teilte mir seine Sorgen mit.

Du würdest weniger über Schmerzen klagen, dafür über kurzzeitige Lähmungserscheinungen.

Ich sah Tränen in seinen Augen, als er sich nervös auf die Lippe biss.

„Ich.. weiß nicht wo das Enden soll...“, gestand er und umarmte mich.

„Es tut mir so Leid...“
 

15., 16., 17., die Tage verschliefst du fast durchgängig und ab dem 18. nahm ich mir wieder Urlaub, wachte jede Minute über dein bleiches Gesicht, versuchte deinen kranken Körper nicht so zu sehen, wie er sich mir jetzt zeigte.

Abgemagert, geschwächt, krank.

Hätte ich einen Arzt rufen sollen?

Irgendwas sagte mir, dass es dafür zu spät war und das dies nicht dein Wille wäre.
 

Am 19. warst du wach, normal ansprechbar aber schwer konzentriert.

„Ich habe fast gar keine Angst mehr...“, flüstertest du und lächeltest mich so sanft an, wie du es immer getan hattest, mustertest mich aus den selben sanften Augen und nur deine kalte Hand an meiner Wange machte die Realität gewiss.

Ich war dabei dich zu verlieren.

Erschrocken über die plötzlich Erkenntnis musste ich weinen, hielt deine Hand fest und küsste die Innenfläche.

„Ich liebe dich.“, flüsterte ich immer wieder erstickt und wollte so stark sein, wie du es seit Beginn gewesen warst.

Wie lange wusstest du, dass du sterben würdest?

Wie sehr muss es dir weh getan haben, dein Geheimnis zu hüten?
 

In den frühen Morgenstunden am Sonntag, dem 20. Juni lagen wir nebeneinander, uns zugewandt und leise redend, lachend.

Ich bemerkte das du dich immer mehr verabschiedetest, deine Schmerzen nicht mehr wahrnahmst, aber dafür unendlich glücklich wirktest.

War das die Belohnung, die dir dein zerfressener Körper schenkte?
 

„Ich liebe dich Kami.“

Du streicheltest mir über die schon wieder Tränennasse Wange.

„Ich liebe dich auch.“

Eine Weile herrschte Ruhe, dann meintest du:

„Du Gackt?“

„Hm?“

„Ich werde dich wirklich vermissen.“

„Ich weiß... Aber nicht so sehr wie ich dich.“

Du zogst einen Schmollmund, und erwidertest:

„Das ist doch unfair, das ich dich zurücklassen muss...“

„Das wirst du ja gar nicht.“

Nachdenklich musterten deine braunen Augen mich.

„Versprich mir, auch wenn es schwer wird, halte durch okay? Ich werde ganz sicher immer bei dir sein.“, deine Stimme wurde leiser und ich konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken.

„Ich verspreche es dir...“, daraufhin küssten wir uns verzweifelt und ich spürte das mir dein Leben entglitt.

Darum tat ich das, worum du mich noch mit leiser Stimme gebeten hattest.
 

„Halt mich.“
 

Mein Verstand versuchte krampfhaft zu verdrängen, was gerade passierte, ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte und so redete ich immer noch leise mit dir, über unsere erste Begegnung, ob du jetzt ein Schmetterling werden würdest und ob du deine Oma wieder sehen könntest.

Die ganze Zeit über weinte ich und hielt dich im Arm, küsste hin und wieder deine zitternden Lippen und nach einer schier endlosen Zeit, in der ich mich nicht traute zu schlafen, fragtest du schwach, warum ich denn weinte.
 

„Weißt du...“, ich lächelte durch den Tränenschleier und begegnete deinem Blick, der sehr an ein neugieriges Kind erinnerte.

„Der einzige Mensch, den ich jemals wirklich geliebt habe, stirbt...“

Du sahst nachdenklich aus und fragtest, ob derjenige denn jetzt verloren sei.

„Ich weiß es nicht...“

Diesmal lachtest du und antwortetest ganz ernst:
 

„Weißt du? Ich wurde mal gefragt, ob ich an ein Happy End glaube. Und ich weiß deine große Liebe und du, ihr werdet ein Happy End bekommen. Denn ich glaube, dass die Toten immer bei demjenigen sind, der sie im Herzen trägt.“, dann nach einer Pause:

„Ich liebe dich und Danke für alles.“
 

Der plötzliche Wechsel zwischen Delirium und deinem alten ich überraschte mich und während ich wiederholt flüsterte, das ich dich auch liebte, schlossen sich deine Augen für immer...

..

.
 

Kamimura Ukyô, gestorben in der Nacht des 21. Juni 1999.
 

Die Ärzte diagnostizierten Gehirnblutung, ausgelöst durch einen Tumor.

Du musst lange davon gewusst haben.

Auch heute werde ich nie verstehen, wie du das so perfekt geheim halten konntest und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir diese Unachtsamkeit jemals verzeihen könnte.
 

Ich danke dir für jeden Tag, den ich mit dir verbringen durfte und auch wenn mein Leben weiterging, sich neu formte und auch Malice Mizer sich ein letztes mal veränderte, ich würde dich für immer in meinem Herzen tragen.
 

//Ich kann nicht genau sagen, wie lange es nun her ist, seit ich dir das erste Mal

begegnet bin, aber ich weiß genau, dass ich mich für immer an dieses Treffen

erinnern werde...//
 

Damit verließ ich unsere gemeinsame Wohnung für immer.
 


 

Butterflyboy Kapitel 4 Ende
 

Ende der Geschichte

Danke fürs lesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Annatar
2010-09-28T21:38:12+00:00 28.09.2010 23:38
Jetzt weine ich ...
Natürlich wusste ich von Anfang an, wie es ausgehen würde, aber deine Worte waren so sanft und schmerzhaft, dass ich nicht anders kann.
Schlimmer noch ist, dass nur ein Teil Fiktion ist und das ist traurig ...
Ich habe diesen Menschen nicht gekannt und normalerweise finde ich es unpassend Geschichten über einen Toten zu erfinden, doch in diesem Fall ist dir wirklich etwas eben so Schönes wie Trauriges gelungen. Du hast es mit den Augen eines Liebenden beschrieben.
Hiermit also mein Lob~
Alles in allem gefällt mir deine Geschichte trotz des Endes sehr gut, sie ist humorvoll, schön und traurig. Und die Entwicklung von der kleinen Insider Band zu Malice Mizer wie man sie in all den Live-Videos sieht, ist dir auch gelungen. Das Ende einer Äre. Fürwahr.

Liebe Grüße,
Karura
Von:  NicoHana27
2009-11-03T01:45:02+00:00 03.11.2009 02:45
hab jetz alle kapitel von der gesichte gelesen und muss sagen das sie mir super gefallen hat.
Ich bin ein großer fan von Malice Mizer und besonders von Kami sama der mein großes vorbild ist.
Du hast ihn wundervoll dargestellt ich hab jedes Wort geliebt auch wenn nicht um Kamichan ging.
Aber bei mana finde ich hast du manchmal etwas übertrieben er ist nicht ganz zu streng und einige setze ham mich etwas verwirrt aber nicht lang X3
Nur ums nochmal klar zu sagen ich liebe deine fanfic!!!!!



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