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Earth Post War- The Switchers

von

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D.on blog-That´s me

11.03.2017
 

Hallo, mein Name ist David und willkommen auf meinem Blog. .

Nein, bitte nicht wieder diesen uralten Witz!.

Auch wenn das hier ein bisschen klingt wie die Geschichten der berühmten Morphkrieger bin ich nicht dieser irre David-Typ der sich damals den Animorphs angeschlossen hat, sondern nur ein ganz stinknormaler David unter tausend anderen die noch nie in ihrem Leben jemand von Jake Berensons Guerllia-Crew kennen gelernt haben und auch ob das jetzt mein richtiger Name ist oder nur ein Pseudonym sei dahingestellt.
 

Ich werde euch auch sonst keine pikanten Details auf die Nase binden. Ich meine ihr kennt das ja sicher schon: Keine echten Nachnamen und keine Adressen. Reine Vorsichtsmaßname, aber in meinem Fall sicher nicht wegen der Yirks.

Die wissen nämlich ganz genau wer ich bin oder wo ich wohne - sondern viel eher wegem der Stalker.

Ihr wisst schon Wahnsinnige die sich auf der bunten Spielwiese des WWW tummeln .
 

Nein, das soll jetzt keine Beleidigung sein.

Ich denke nicht dass alle die das hier gerade lesen irgendwelche Irren sind die mich abschlachten oder entführen würden aber sagen wir es mal so, ich weiß dass es solche Menschen gibt.
 

Es gibt Leute die mich hassen ohne mich zu kennen und noch mal ein paar die mich auf der Stelle töten würden für die Wahl die ich getroffen habe.

Hört sich seltsam an im ersten Moment ja, aber glaubt mir, wenn ihr weiterlest werdet ihr bald wissen was ich meine .

Unter anderen auch dass Namen nicht so wichtig sind. Zu mindestens nicht für diese eine- meine- Geschichte.

Wenn ihr aber trotzdem unbedingt ein Fitzelchen Wahrheit aus meinem Leben haben wollt bitte schön: Manche Leute- sehr wenige wohlgemerkt - nennen mich manchmal Diver.

So, und nun zu weiteren (unbedenklichen) Fakten :

Eigentlich sehe ich aus wie ein ganz normaler Typ.

Blonde kinnlange Haare , blaue Augen schlank mit etwas wenig Muskeln und ziemlich kleingeraten wodurch ich wie ein ewiger Teenager wirke und das ist nicht übertrieben.
 

Ich meine wildfremde Leute sagen oft immer noch " du" zu mir und obwohl ich schon über zwanzig bin.

Also, nicht dass ich jetzt eingebildet bin oder so, aber das stört mich wirklich ... Ja, wirklich wirklich!.

Und kommt mir jetzt bitte nicht mit den Vorteilen des jünger aussehens so alla "dann hast du im Alter was davon" denn so etwas wie von anderen Erwachsenen ungefragt geduzt zu werden hat für mich einfach etwas mit Unhöflichkeit und wenig Respekt zu tun .

Auch wenn ich in der Regel nicht zu der Art Mensch gehöre die das sofort sagen würden...
 

Mein Kleidungsstil ist eher schlicht.

Normale Jeans, T-Shirt und so weiter.

Ja ich weiß hört sich nicht gerade spannend an und langsam sollte ich wahrscheinlich wirklich mal zur Sache kommen denn auch wenn ich so aussehe wie der nette Durchschnitts-Junge von nebenan, bin ich das nicht.

Na ja... also nett schon aber nicht Durchschnitt denn da ist noch etwas... oder besser gesagt jemand in meinem Kopf.
 

Na klar. Jetzt sitzt ihr sicher grinsend vor euren PC s und denkt euch nur "Ah er ist ein bisschen schizophren oder sonst irgendwie verrückt, deswegen meint der Arme jetzt auch er sei nicht normal und redet so wirres Zeug von einer einer Person in seinem Kopf die mit ihm spricht ." Tja, aber das ist es nicht. Keine Geisteskrankheit, viel mehr ist es mehr ausserirdischer Natur...

Ja genau !.

So ziemlich jeder der die letzten siebzehn Jahre nicht verschlafen hat ahnt spätestens jetzt was wirklich Sache ist und da ich das alles hier niederschreibe um mich vor der Welt zu outen sage ich es jetzt einfach frei hinaus :Ja!.

Ja ich bin der Wirt eines Yirks und noch dazu eine unfreiwillige Berühmtheit denn ich war auch der Junge der vor sieben Jahren in den kalifornischen Mainpool gefallen ist.
 

Wie man das anstellt fragt ihr euch jetzt?.

Na ja so genau kann ich das auch nicht mehr sagen denn als es passierte war ich grade mal dreizehn Jahre alt und mit meinen Eltern auf Urlaub in Amerika.
 

Die verdeckte Invasion der Yirks war damals bereits ganze zehn Jahre vorbei und niemand kümmerte sich noch sonderlich um sie.

Ich meine sicher, die meisten von ihnen waren zu Nothlits geworden aber einige Yirks leben ja dennoch bis heute in ihrer natürlichen Getalt hier auf der Erde .

Hauptsächlich sind es Angehörige des YPM und des HYA- und auch ein kleiner Teil geläuterter politische Flüchtlinge die auf unserem Planeten Asyl bekommen haben.

Aber dennoch hatten auch damals schon kaum welche davon einen permanenten Wirt und so lebten oder besser gesagt überlebten die meisten von ihnen im berühmten großen Yirkpool Südkaliforniens.
 

Im Laufe der Zeit hatte man den Komplex ziemlich ausgebaut und es gab nun sogar einen kleineres oberirdisches Becken an der Oberfläche das mit dem unterirdischen Hauptpool verbunden war sodass die Yirks ihr Leben nicht mehr ständig untrer der Erde fristen mussten. Offiziell lag der Grund ja darin den Aliens ihre Existenz angenehmer zu gestalten.
 

Doch natürlich war auch das Liebe Geld- wie schon sooft - mindestens in selben Maße der Grund dafür gewesen denn auch wenn sich mittlerweile kaum noch jemand vor den Yirks fürchtete geschweige denn für sie als Lebewesen interessierte, war der kalifornische "Main Pool" doch nach wie vor ein wahrer Touristen -Magnet und ein " Must Seen" für viele Amerika-Urlauber.

Auch bei uns, das muß ich heute zu meiner Schande gestehen, war es nicht anders.
 

Für sieben Tage unseres vier wöchigen Amerika Trips hatten wir uns in einem der unterirdischen Hotels von "Yeerk City " eingemietet und genossen es in vollen Zügen . Ganz besonders ich.

Ich der ein Kind war dass man besten falls als merkwürdig bezeichnen würde denn an Stelle von Videospielen und Comics türmten sich unzählige Sachbücher über Tiere aller Art in meinem Zimmer und viele Dinge die die meisten Menschen einfach nur abschrecken würden fand ich interessant .

Die Yirks zum Beispiel hatten mich von jeher fasziniert.
 

Schon lange - Jahre bevor unser Plan uns den Yirkpool aus nächster Nähe anzusehen greifbar wurde hatte ich alles über sie gelesen was ich irgendwie in die Finger bekommen konnte und sogar der Gedanke daran dass sie in die Gehirne von Menschen eindringen und anschießend deren Körper steuern können erfüllte mich wenn überhaupt dann allerhöchstens mit einem angenehmen Schaudern und Neugier und ich fragte mich wie so etwas wohl sein würde .
 

Vermutlich stand ich deshalb auch am Vorletzten abend unseres Besuches in der YC wieder einmal abnormal weit über die Brüstung der schmalen Brücke gebeugt unter der der oberirdische Yirkpool lag. Das Licht der untergehenden Sonne spegelte sich in ihm und ich verfolgte wie gebannt die schlanken , schneckenartigen Leiber während sie durch die bleifarbene Flüssigkeit jagten.
 

Mein Vater der direkt neben mir stand redete unterdessen ununterbrochen auf mich ein und ich weiß noch es hatte irgendwas mit unserem geplanten Abendessen zu tun und ich regte mich ziemlich auf weil ich nicht mitgehen wollte. Unter keinen Umständen.
 

Warum genau kann ich heute nicht mehr sagen. Vermutlich hatte es einfach etwas damit zu tun dass ich mich mit meinem Vater generell nicht gut verstand und ohnehin die Vorstellung hasste mit einer Horde wildfremder Menschen in einen Raum gepfercht Essen in mich reinschaufeln zu müssen während ich mir vorstellte dass alle mich anstarrten aber das spielt auch keine Rolle da ich im Eifer des Gefechts alles um mich herum vergessen hatte und plötzlich das Gleichgewicht verlor.
 

Ich versuchte mich zwar noch irgendwie festzu halten doch es gelang mir nicht mehr.

Mein Schwerpunkt lag bereits viel zu weit vorn.

Mama kreischte vor Schreck und versuchte im Reflex nach mir zu greifen doch leider zu langsam und so fiel ich.
 

Ich stürzte im freien Fall und ungebremst mindestens drei Meter nach unten.

Kopf vorraus direkt mitten hinein in den Yirkpool und an dieser Stelle muss ich euch noch etwas über mein früheres Ich verraten: Ich war damals zwar schon dreizehn Jahre alt aber bei Leibe kein Sportler.
 

Viel mehr passten da die Worte Träumer, Bücherwurm und Feigling zu mir denn ich konnte nicht einmal Fahrradfahren und seit ich mit acht Jahren beinahe in unserem Gartenteich ertrunken wäre hatte ich panische Angst vor Wasser und konnte in folge dessen trotz - oder vielleicht auch gerade wegen der massiven Bemühungen meines Vaters- erraten- auch nicht schwimmen.
 

KLATSCH!.

Die trübe schleimige Brühe traf mich mit voller Wucht und war kurzzeitig hart wie Beton als ich aufschlug .

Voller Panik versuchte ich zwar mich an der Oberfläche zu halten aber alles was ich in diesem einen hirnlosen Moment zusammenbrachte war um mich schlagen und strampeln. Schon nach wenigen Sekunden ging ich unter wie ein Stück Blei. Vor lauter Angst war ich wie gelähmt und dabei brauchte ich doch Luft!.

Dringend!.

Ich musste versuchen weiter nach oben schwimmen wenn ich überleben wollte das war mir klar.

SOFORT!.
 

Doch ich konnte es nicht.

Alle meine Versuche liefen ins Leere.

Die Kloake des Yirkpools klebte zäh an mir wie Sirup und dann wurde mir schlagartig klar dass ich genauso sterben würde.

Ich würde in diesem Schleim ertrinken !.

Ich mußte irgendetwas tun.

Weiterstrampeln!

Kämpfen!.

Aber meine Kraft...

Ich hatte keine Kraft mehr...
 

Während ich tiefer und tiefer sank und die weichen Körper der Yirks mich überall streiften wurde schließlich alles dunkel und ruhig.

Wärme hüllte mich ein wie eine schützende Blase während ich benebelt vom Sauerstoffmangel die panischen Schreie all der Menschen hörte die gerade eben hautnah mitbekommen hatten wie ein Kind in den Pool gestürzt und nicht mehr aufgetaucht war.

Alles fühlte sich seltsam leicht an , wie im Traum.

Deshalb registrierte ich auch gar nicht mehr wie plötzlich etwas zu meinem Ohr huschte und auch nicht die sanfte Berührung gallertartiger Fühler an meinem Gesicht.

Ich wehrte mich nicht .

Auch nicht als ich der Ohnmacht nahe gerade noch merkte wie sich schließlich etwas in meinen Gehörgang zwängte .
 

Das war auch das letzte dass ich noch so am Rande wahrnahm denn kurz darauf war ich weg.
 

Ich weiß nicht wie lange , bestimmt waren es nur wenige Sekunden wenn überhaupt aber als ich wieder zu mir kam kniete ich anstatt unter Wasser um mein Leben zu kämpfen am Rand des Yirkpools und übergab mich.
 

Erbrochenes rann mir vom Kinn runter und ein widerlicher fauliger Geschmack erfüllte meinen Mund.

So als hätte ich in eine verrottete Tomate gebissen.
 

Gleichzeitig umringten unzählige Menschen das durch einen hohen Zaun abgesicherte Gelände rund um den oberirdischen Pool.

Die einzigen die diekt neben mir standen waren zwei finster aussehende Securitys, eine Mitarbeiterin der YC und meine Familie.

Meine große Schwester Julia weinte.
 

Genauso wie meine Mama die mir immer wieder über den Kopf strich und auf mich einredete :"Alles ist gut mein Schatz, du bist hier und du bist geschwommen!, richtig geschwommen!" Sagte sie wieder und wieder. Ihre Stimme klang unendlich erleichtert und ihre Hände waren warm auf meiner kühlen Haut.

Kalt!. Dachte ich nur denn das war es tatsächlich.

Trotz der letzten warmen Strahlen der Abendsonne klapperten meine Zähne sobald der Wind durch meine durchnässten Kleider fuhr.

Auf meinen Armen bildete sich auch sofort eine Gänsehaut aber- und jetzt kommt das Verrückte: -Ich empfand es nicht wirklich.

Viel mehr kam ich mir vor wie ein Beobachter und als sei es nicht mein Körper dem das alles geschah...
 

Als mir das schließlich bewusst wurde versuchte ich mich zu bewegen, etwas zu sagen oder zu tun doch es ging nicht.

Ich versuchte mich zu konzentrieren doch auch hier Fehlanzeige.

Anstatt dass meine Gedanken endlich wieder anfingen klarer zu werden wurde ich nur noch verwirrter und allmählich bekam ich Angst.

Vermutlich hätte sich diese Angst auch zu einer neuerlichen Panik ausgewachsen wenn da nicht plötzlich diese Stimme gewesen die mich davon ablenkte.

Es war eine lautlose Stimme denn es gab kein richtiges Geräusch zu den Worten die irgendwie aus meinem Inneren zu kommen schienen aber eindeutig nicht zu mir gehörten und sie "fühlte" sich definitiv männlich an. Ja ich weiß das klingt seltsam aber genauso war es.

Auch wenn die Stimme selbst androgyn war ,fremd und körperlos wie es nur Gedankenstimmen sind, wusste ich seltsamerweise sofort dass sie eindeutig zu keinem Kind sondern zu einem Erwachsenen gehörte.

Zu einer erfahrenen Person die viel älter war als ich und naja, eben auch männlich. Irgendwie...

<Ah, David Lawson. Das ist also dein Name. Hallo David.>

Sagte es ...

Arkan

Was?! dachte ich panisch.

Wer hat das gesagt? Wer bist du?

< Ich habe es gesagt aber nur du kannst mich hören. Mein Name ist Arkan Vier-Fünf-Sechs vom Sulp-Niar-Pool..>

Arkan Vier-Fünf-Sechs vom Sulp-Niar-Pool?!.?. Mein Verstand setzte kurzzeitig aus und dann sozusagen im selben Moment wusste ich was los war!. Schließlich bin ich ja auch gerade in den Pool gefallen, was sollte es also anderes sein als ein Yirk?. Diese Stimme...das ist ein Yirk!.

<Ein kluges Kind scheinst du zu sein. Ja, wahrhaftig sehr clever.>

Die Stimme klang amüsiert.

Auf eine gute nette Art zwar aber trotzdem ...

Mein Gott! , da ist ein Yirk!, In meinem Kopf und er...e s kontrolliert gerade meinen ganzen Körper und redet sogar mit mir !.
 

Augenblicklich machten sich ein tiefer Unwille und Angst in mir breit und ja, ich weiß das klingt nun vollkommen unpassend nach meiner zu anfang beschriebenen großen Begeisterung für die Yirks aber man muß das verstehen: Gerade erst wäre ich beinahe ertrunken und im nöchsten Moment kam ich zu mir, war zwar am Leben aber konnte meinen gesamten Körper nicht mehr bewegen.

Stattdessen war da dieses Wesen und ich war hilflos und zwar vollkommen.
 

Es war als sei ich plötzlich gelähmt und stumm und selbst diese Beschreibung ist noch zu mild dafür denn die Kontrolle durch den Yirk war so total dass ich nicht einmal blinzeln konnte.

Alles was ich noch hatte waren meine augenblicklichen Gedanken und Gefühle und selbst die waren irgendwie vollkommen unzusammenhängend.

Zersplittert .

Das Einzige was ich klar immer und immer wieder denken konnte waren die Worte :Nein und geh weg!. Lass mich in Ruhe und gib mir meinen Körper zurück!.

<Aber aber mein junger Freund. Wer wird denn gleich so unhöflich sein wo unsere Spezies doch nun schon seit vielen, vielen Jahren so gute Freunde sind .Abgesehen davon habe ich gerade eben dein Leben gerettet und soweit ich sehe wolltest du doch schon immer nur zu gerne wissen wie es sich anfühlt einen Yirk im Kopf zu haben. Kurz bevor du in den Pool gefallen bist war das sogar einer deiner letzten Gedanken.> Sagte das Alien welches sich soeben als Arkan vorgestellt hatte.

Gleichzeitig lachte es und seine sachliche souveräne Stimme schaffte es seltsamerweise tatsächlich irgendwie mich zu beruhigen.
 

Auch wenn ich es natürlich immer noch nicht unbedingt megatoll fand ein Wirt wieder Willen zu sein oder junger Freund genannt zu werden .

Mir war einfach irgendwie klar dass es voll und ganz die Wahrheit sagte.

<Du hast mich gerettet in dem du in meinen Kopf geschlüpft bist und bist für mich geschwommen? > fragte ich deshalb wenig später direkt an den Yirk gerichtet.

<Oh nein. nicht wirklich geschwommen. Immerhin verbinde ich mich nach wie vor mit deinem Körper. Aber bis die anderen Menschen all diese widerwärtigen Glotzer beiseite gedrängt und dich danach endlich herausgezogen hätten wäre es vermutlich zu spät gewesen und deshalb habe ich dir sozusagen nur einen leichten Schubs in die richtige Richtung gegeben damit du es selbst tun konntest. Wobei ich aber auch zugeben muß dass ich es nicht aus bloßer Selbstlosigkeit getan habe.>

<Wie bitte?!>

<Nun nicht dass du mich missverstehst, David Lawson aber seit sieben eurer Jahre sitze ich nun so gut wie ohne Unterbrechung hier in diesem Pool fest und warte auf einen freiwilligen Wirt. Etwas das ohnehin niemals eintreten wird wie mir inzwischen klar geworden ist .Deshalb hatte ich mich bereits damit abgefunden in den kommenden Jahren ganz und gar ruhmlos langsam aber sicher an Frustraton und Langeweile zu sterben als plötzlich du aufgetaucht bist. Natürlich war es ein Unfall und du bist nicht freiwillig hier aber dennoch ist es eine angenehme Abwechslung zu der Misere die sich nun mein Leben nennt.>

Antwortete Arkan und während der Yirk die letzten noch notwendigem Verbindungen mit meinem Nervensystem herstellte sah ich ihn vor meinem geistigen Auge um die Schaltzentrale meines Körpers gewickelt wie eine hauchdünne graugrüne, lebende Hülle.
 

Ich stellte mir vor wie er in sich in jede Ritze meines Gehirns schmiegte und stimuliert durch die kaum merklichen elektrischen Entladungen ein Sekret absonderte. Es war eine ganz spezielle Art von Flüssigkeit die die Neuronen des Yirks schüzten und ihm gleichzeitig auch die Kontrolle über meinen Körper erleichtern würde. Der vollständige Übernahmeprozess selbst konnte abhängig von der Gegenwehr oder auch Kooperation des Wirtes zwischen fünf Minuten und eine Viertelstunde dauern .

Auch das wusste ich aus Büchern.

<Du bist ein sehr ungewöhnlicher Junge nicht wahr David?. Jemand der seine Nase mehr in die Bücher hält als an die frische Luft . > Kommentierte Arkan mit freundlichem Spott meine Gedanken und wäre es möglich gewesen hätte sich vermutlich genau in diesem Moment ein kleines Grinsen auf mein Gesicht gestohlen.
 

Ich meine natürlich war mir die ganze Situation immer noch mehr als unagenehm.

Ich fühlte wie alle meine Geheimnisse und Gedanken vor diesem Yirk offenlagen und schämte mich ganz schrecklich dafür aber gleichzeitig hatte ich plötzlich fast keine Angst mehr und auch der letzte noch verbliebene Rest davon wurde immer kleiner je länger ich Arkan zuhörte denn während der Yirk sprach konnte ich alle seine Emotionen ebenso real spüren wie er meine und da war absolut nichts von der Ablehnung die andere Menschen mir oft genug entgegengebracht hatten weil sie mich für einen uncoolen Langeweiler oder einen kleinen Spinner hielten.
 

Viel mehr betrachtete dieses Wesen mich mit derart vollkommener, unaufdringlicher Neugier und schien gleichzeitig das was es sah durchaus sympathisch zu finden. Da war eine seltsame Art von gegenseitigem Wiedererkennen und Verbundenheit die sich nicht in Worte fassen ließ, das wurde mir schlagartig klar auch wenn ich nicht wusste ob ich von ihm als er oder es denken sollte und zusätlich zu dieser sehr seltsamen Erkenntnis versuchte ich mir aus welchen Gründen auch immer auszumalen wie es für Arkan sein mochte in mir zu sein.In direktem Kontakt mit meinem Gehirn und daduch im Besitz all meiner Sinne und Fähigkeiten und ich kam zu dem Schluß dass es sich wie ein Wunder anfühlen musste.
 

Besonders dann wenn man bedachte dass er davor sieben Jahre fast nur im Yirkpool gelebt hatte. Beinahe die halbe Zeit die ich bereits auf der Welt war...
 

Eine endlos lange Zeit ohne Hoffnung, auf Freiheit und ich habe ihn erst auch noch noch angeschrien und beleidigt dafür dass er mich gerettet hat. Der Yirk hat mir geholfen obwohl er die Menschen eigentlich hassen muß weil sie ihn hier im Pool verrotten lassen trotz allem was er für sie getan hat !. dachte ich und plötzlich war ich einfach nur noch traurig.

Traurig und wütend auf mich selbst .

<Es war nur natürlich Angst zu haben David . Immerhin bist du noch sehr jung und plötzlich war da ein Alien in deinem Kopf. Soetwas ist ein ziemlich ungewöhnliches Erlebnis für einen Menschen deines Alters und deshalb nehme ich es dir auch nichts übel.

Anstatt weiter darüber nach zu denken oder mich zu bemitleiden solltest du also besser endlich mit deinen Eltern sprechen. Sie machen sich bereits Sorgen um dich und was das Übrige betrifft :Du kannst gerne das maskuline Pronomen für mich verwenden. Biologisch ist es zwar nicht korrekt aber zufälligerweise hatte ich immer permanente Wirte dieses Geschlechts und dein Gehirn würde sowohl mein Handeln als auch mein Denken am ehesten als männlich klassifizieren weswegen es eben die Stimme für mich gewählt hat die du im Moment hörst. > Antwortete Arkan und während ich mich auf seine Worte konzentrierte, fühlte ich wie Schritt für Schritt die Kontrolle über meinen Körper zurückkehrte und die Welt mir wieder näher kam.
 

... "Also ich weiß nicht, Yirk hin oder her. Vielleicht sollten wir trotzdem erst einmal einen Arzt rufen ich meine er ist einfach nicht ansprechbar und das jetzt schon seit mindestens fünf Minuten." Sagte meine Schwester gerade zu meinem Vater.
 

Er war gefasst und ruhig wie immer auch wenn man ihm die Sorge und Anspannung in seinem momentan zu einer blassen Maske erstarrten Gesicht nur zu deutlich ansah. Ganz anders meine Mutter die hemmungslos weinte und völlig unter Schock zu stehen schien. Immer wieder schüttelte sie heftig den Kopf während diese kleine drahtige Frau mittleren Alters vom YC-Personal beruhigend auf sie einredete.
 

Die übrigen Menschen, Schaulustige und ein paar wenige Besorgte wurden vom Sicherheitspersonal währendessen davon abgehalten mich zu filmen ,den Zaun zu beschädigen ,oder gar darüber zu klettern .

"Nein keinen Arzt, mir geht es gut ." Sagte ich.

Augenblicklich hellte sich die Miene meines Vaters auf. Meine Schwester nickte offensichtlich erleichtert und nahm mich trotz des ganzen Schleims der an meinen Kleidern haftete einfach nur fest in die Arme.

Meine Mama hörte beim Klang meiner Stimme augenblicklich auf zu weinen.
 

Allerdings kam nicht sie zu mir herüber sondern die merkwürdige Frau.

Sie hatte dichte dunkelbraune Locken und ein braungebranntes Wettergegerbtes gesicht mit großen grünbraunen Augen die mich wissend und routiniert musterten während sie schließlich vor mir in die Hocke ging um mit mir auf Augenhöhe zu sein denn ich kniete nach wie vor auf dem Boden.

"Hallo David." Sagte sie endlich und reichte mir ein Taschentuch.

Ihre rauchige stimme war ruhig und erstaunt stellte ich fest dass sie sogar Deutsch sprach und das wirklich sehr gut.
 

Ich meine natürlich hatte sie einen deutlichen Akzent aber das tat der Verständlichkeit ihrer Worte keinen Abbruch.

"Ich bin Miss Miller und ich arbeite in der YC, ganz besonders allerdings beschäftige ich mich mit den Yirks hier.Ich bin dafür verantwortlich dass es ihnen gut geht und mit deiner Aktion eben hast du deiner Familie einen ganz schönen Schrecken eingejagt und mir auch . Aber das weißt du doch sicher."

"Ja" Sagte ich nur während ich mir ein bisschen umständlich das Gesicht abwischte und hatte wieder einmal das altbekannte Gefühl jeden Moment im Erdboden zu versinken.

Ich konnte einfach nicht gut mit anderne Menschen.

Schon gar nicht mit Fremden und noch viel weniger wenn ich mich vor diesen Fremden gerade eben zum Vollidioten gemacht hatte .

"Gut. Weißt du David ich bin dir auch nicht böse weil du hast es ja nicht absichtlich getan.Aber trotzdem muß ich dir jetzt ein paar Fragen stellen die dir vielleicht ein kleines bisschen merkwürdig vorkommen...Glaubst du du kannst mir schon antworten oder willst du noch zeit um dich etwas auszuruhen?."

"Nein...Ich meine ich kann schon antworten wenn Sie das wollen "

"Gut, Miss Miller seufzte und warf meinem Vater der gerade meine Mama beruhgte einen vielsagenden Blick zu.dann wandte sie sich wieder an mich.

"So David.Erst einmal, kannst du mir sagen ob du allein hier bist?. Damit meine ich nicht hier mit deiner Familie sondern in dir selbst. Bist du allein in... in deinem Kopf oder ist da irgendetwas?.Eine Stimme, jemand der mit dir spricht oder vielleicht auch nur so ein Gefühl dass...- "

"Ja Arkan... Arkan Vier-Fünf-Sechs vom Sulp-Niar-Pool. Vorhin hat er mit mir gesprochen." Presste ich hervor .

"Gut und ist es sehr schlimm für dich?. Ich frage dich das deshalb weil ich auch mit Arkan sprechen muß. Du könntest seine Worte für ihn wiederholen wenn du sie hörst. Wenn du das nicht möchtest werde ich ihn bitten dass er sofort geht und dich alleine läßt. Ich weiß du bist jung aber wenn du denkst dass du es aushalten kannst dann....-

"Nein unterbrach ich die YC-Mitarbeiterin und stellte erstaunt fest dass ich ziemlich patzig klang.

"Ich meine ja erst war es schlimm und ich habe Angst gehabt aber jetzt nicht mehr. Arkan hat mir geholfen nachdem ich in den Pool gefallen bin... Ja ich weiß er ist jetzt ohne meine Erlaubnis in meinem Körper aber er hat das nur getan um mir zu helfen!. Sie dürfen ihn dafür dass er mir geholfen hat nicht behandeln wie einen Verbrecher!."

"Ich werde ihn nicht wie einen Verbrecher behandeln mein Junge. Niemand wird das tun, das verspreche ich dir . Aber trotzdem möchte ich jetzt persönlich mit ihm sprechen." Miss Millers Blick war plötzlich sehr ernst.

"Glaubst du du bekommst das hin?"

Ja.

Ich wollte ja sagen und nicht nur das. Ich wolle noch viel mehr für Arkan tun als nur seine Worte zu wiederholen. Ich wollte wissen wie es sich anfühlte wenn er sich statt mir bewegte ,wie meine Stimme klang wenn er sprach.

Natürlich verbarg sich dahinter nur dumme kindliche Neugier und der ganz spezielle Nervenkitzel der sich immer ein stellt wenn man gerade dabei ist etwas vollkommen Verrücktes zu machen, nicht mehr . Doch irgendetwas zu sagen war gar nicht mehr nötig denn Zeitgleich hörte ich Arkans ebenmäßige Stimme ieder in meinem Kopf .

<Ich verstehe deine Neugier und halte sie keineswegs für dumm, nur für....nun sagen wir jung. Abgesehen davon bin ich kein Mensch. Dadurch teile ich auch nicht deren Ansichten dass die Entscheidungsfähigkeit einer Person an drei Jahre mehr oder weniger gebunden sein soll. Deshalb werde ich auch dein Angebot annehmen , besonders weil ich spüre dass du reif genug für diese Erfahrung bist und keinen Schaden nehmen wirst . Aber da es nicht der momentanen Gesetzeslage deines Planeten oder dieses Landes entspricht ,wird die Tatsache dass du mir erlaubst direkt mit Kira zu sprechen und ich darauf eingehe, vorerst unser kleines Geheimnis bleiben >

Sagte er und war sowie ich mich voll und ganz darauf eingelassen hatte von einem Moment zum nächsten plötzlich wieder nur passiver Beobachter in meinem eigenen Körper.
 

Arkan drehte jetzt meinen Kopf und richtete meine Augen auf Misses Miller.

Dieses Fremdgesteuert werden jemandem der es noch nicht selbst erlebt hat mit Worten zu beschreiben ist fast unmöglich.

Deshalb ist alles was ich sagen kann , dass es einerseits spannend aber andererseits auch so fremdartig und derart neu für mich war dass es mir nur sehr schwer gelang ruhig zu bleiben .

Ich war da aber auch nicht.

Fast so als wäre ich ein Geist in meinem eigenen Körper.
 

< Nur ein kurzes Gespräch und dann kehre ich in den Pool zurück. .>

Sagte Arkan als er eine der Klaustrophobie nicht unähnliche Nervösität fühlte die in mir hochkam.

und sie sofort spürbar routiniert abschwächte in dem er mir einerseits genug Raum in mir selbst ließ , mich andererseits aber auch zumindest soweit beschränkte dass ich nicht rebellieren und damit mich selbst oder ihn gefährden konnte.

Gleichzeitig lockerte Arkan seinen Griff und vermittelte beruhigende Emotionen an mich während er

vollkommen still mit meinem Körper da stand und mir ein paar Sekunden Zeit ließ um mich an seine Kontrolle zu gewöhnen .

Erst als der Yirk fühlte dass ich mich weit genug beruhigt hatte um ich mir selbst zu überlassen, lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder mehr von mir weg und auf Miss Miller .

Schließlich öffnete er meinen Mund und begann zu sprechen.

"Hallo Kira ."

"Hallo Arkan . Ich bin dir sehr dankbar für das was du für den kleinen Davd und seine Familie getan hast.Auch wenn es eindeutig gegen jede Regel verstößt die wir in der YC aufgestellt haben."

"Ich weiß. Diese Infestation war unauthorisiert und dieser Mensch ist zu jung. Ich hätte David Schaden zufügen können."

"Nein, Arkan. Ich meine natürlich hast du recht und ob du dem Kind geschadet hast wird man sehen aber wie bereits gesagt war es in diesem einen Fall trotzdem unser aller Glück dass du gehandelt hast. Immerhin bin ich mir tatsächlich nicht sicher ob wir David ohne deine Hilfe lebend aus dem Pool herausbekommen hätten . Abgesehen davon- und bei diesen Worten grinste Miss Miller von einem Ohr zum anderen -

"Scheinst du in dem jungen Mann auch beretits einen sehr vehementen Fürsprecher gefünden zu haben, Er würde mir vermutlich gehörig den Kopf waschen wenn ich es wagen würde irgendwelche Sanktionen gegen dich auszuprechen " .

"Ja das würde er tun. David ist ein kluger Junge und er hat Potenzial." Gab Arkan zurück und es war, obwohl ich gewusst und auch gewollt hatte dass der Yirk meinen Körper benutzte um zu kommunizieren, beängstigend mich selbst reden zu hören oder mit einem Namen angesprochen zu werden der gar nicht meiner war.

Fast genauso schlimm war allerdings die Reaktion meines Vaters.

Vollkommen ausser sich drängte er sich plötzlich zwischen Miss Miller und Mich. "Hören Sie gefälligst auf zu quatschen und sorgen Sie lieber dafür dass dieses ...dieses Ding aus dem Kopf meines Sohnes verschwindet und zwar sofort oder ich werde sie für das miese Spielchen dass Sie hier auf Kosten eines Kindes treiben verklagen bis sie sich selbst freiwillig im Yirkpool ertränken wollen , aus lauter Verzweiflung !"

Blaffte er und im ersten Moment starrte er mich/Arkan derartig wütend an und ballte seine massigen Finger gleichzeitig drohend zu Fäusten dass ich beinahe schon fürchtete er würde sich jeden Moment rasend vor wut wie ein Berserker prügelnd auf uns stürzen und ich hätte , wäre es mir möglich gewesen sofort die Flucht ergriffen doch ich war nicht in Kontrolle und der Yirk dachte nicht im geringsten daran vor irgendjemandem im Staub zu kriechen.
 

Im Gegenteil, Er hatte sogar absolut keine Angst vor meinem Vater und betrachtete ihn vielmehr mit einer Mischung aus unverhohlener Verachtung und Belustigung.

Langsam und beherrscht erob er sich schließlich, richtete meinen schmächtigen Körpervor dem der seit jeher ziemlich stämmige Mann wie ein gewaltiger Fleischberg aufragte zu seiner vollen Größe auf und erwiederte den Blick meines Vaters .

"Ich bin hier, Mister Lawson und alles was Sie im Moment aufreiben mag können Sie ohne Bedenken an mich persönlich richten. Abgesehen davon würde ich es auch vorzuehen nicht in der dritten Person angesprochen oder als das Ding bezeichnet zu werden . Mein Name lautet Arkan Vier-Fünf-Sechs und ich kann zur Zeit alles hören und fühlen was auch ihr Sohn hört und fühlt . Sehr erfreut. "

Sagte er ruhig und bestimmt und streckte meinem Vater gleichzeitig bewusst- provokant die Hand entgegen.
 

Er ergriff sie zwar nicht und schwieg mit krampfhaft zusammengepressten Lippen die im Moment nicht mehr waren als ein blasser Strich aber dennoch hatte Arkans offensives Handeln ihm schier den Wind aus den Segeln genommen und Miss Millerr war klug genug um die Chance ebenfalls zu nutzen.

"Ja Mister Lawson, " Meinte nun auch sie.

"Arkan hört ihnen zu und ich auch also erweisen sie uns wenigstens für eine Minute die Höflichkeit dasselbe zu tun. Natürlich sind sie aufgebracht weil sich ein Yirk im Körper ihres Sohnes befindet. Es befremdet sie und Sie haben bestimmt auch Angst um David aber glauben Sie mir, das müßen Sie nicht denn ich kenne diesen Yirk sehr , sehr gut !. Er hat gerade eben das Leben des Jungen gerettet. Auf etwas ungewöhnliche Weise zwar aber auf die Einzige die er uns anbieten konnte. Noch dazu ist er ist ein hochrangiger Sprecher dieses Pools. Natürlich ändert dieses Wissen für Sie jetzt absolut nichts an den Tatsachen aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch wenn ich ihnen jetzt sage, dass ihre Emotionen durchaus angemessen sind , aber die Yirks hier in diesem Pool auch nie unsere Feinde waren. Vielen von ihnen verdanken wir unsere Freiheit sogar mindestens so sehr wie den Animorphs oder den Andaliten und auch wenn ich Sie voll und ganz verstehe wäre ein Danke Arkan gegenüber sobald sie sich ein wenig beruhigt haben, zumindest angebracht. "

"Meinetwegen. Wenn das alles ist was nötig ist damit diese widerliche Horrorshow endlich endet, herzlichsten Dank Mister Vier-Fünf-Sechs !. " Fauchte mein Vater aber es klang nicht mal ein kleines bisschen dankbar und sein Gesicht drückte nur eines aus: Tiefste Abscheu.
 

Arkan ignorierte es allerdings sehr gekonnt.

"Oh nicht doch Mister Lawson. Nicht dafür." sagte er mit bittersüßer Stimme und lächelte gleichzeitig mit meinem Mund auf eine seltsam fremde, kalte Art und Weise wie ich es niemals tun würde.

" Denn Sie müßen wissen, nachdem die Quäler und die Kriegsverbrecher unter meinen Artgenossen nach dem Ende der Invasion entweder in diverse Morphs gezwungen wurden oder in so fern sie sich weigerten unter der Eskorte der Andaliten auf unsere Heimatwelt zurückgebracht wurden , räumten die Menschen dieses Planeten einigen wenigen von uns die Möglichkeit ein ebenfalls humanoide Nothlits zu werden oder aber in unserer natürlichen Gestalt auf einen Freiwilligen zu warten. Auf einen Menschen der fortan bereitwillig seinen Körper mit einem von uns teilt. Die Tatsache dass die meisten von uns sieben Jahre nach dem letzten Walker immer noch unser Dasein in diesem Pool fristen müssen und wir unsere anfängliche Entscheidung auch nicht revidieren können tut dabei nichts zur Sache. Wir müssen den Menschen dankbar sein für ihre Gnade und dieses hilflose Kind zu retten war da das Geringste was ich tun konnte um mich erkenntlich zu zeigen. Nein mehr noch! Mister Lawson!. Es war meine Pflicht als geduldeter Bürger dieser Welt !"
 

Während er das sagte fühlte ich Arkans Wut und Verbitterung derartig intensiv dass ich hätte ich es gekonnt meinen Vater angeschrien hätte und anschließend in Tränen ausgebrochen wäre .

Schließlich benahm der Mann sich gerade wie der größte Vollidiot und ich fühlte mich schuldig und schäbig.

Pötzlich wollte ich nicht mal mehr dass Arkan wieder gehen musste, zumindestens nicht sofort.

Ich wünschte ihm ein Paar Tage Freiheit schenken zu können als Gegenleistung dafür dass er mir geholfen hatte auch wenn mir natürlich klar war dass ich viel zu jung war und man mir frühestens mit sechzehn -das Einverständnis meiner Eltern vorrausgesetzt- erlauben würde mich als Wirt zur Verfügung zu stellen. Diese Regel galt selbst dann wenn es nur auf kurze Zeit war...

<Nein David!.>Die Stimme des Yirks unterbrach den gerade in mir reifenden Gedanken und war plötzlich sehr sanft.

<Wage nicht auch nur daran zu denken!.Dein Angebot wäre nämlich viel zu verlockend um es nicht auf der Stelle anzunehmen und ich würde es tun sobald du es aussprichst. Ich würde all meine Hoffnungen darauf legen und dann doch nur enttäuscht werden denn auch wenn du im Augenblick nichts sehnlicher tun willst als das was ich denke und dir fest vornimmst dein Wort zu halten, wirst du mich vergessen.So wie du wieder zuhause bist bei deinen Freunden wirst du kaum mehr an mich denken. Drei Jahre sind eine lange Zeit wenn man so jung ist wie du David Lawson. Ich weiß wovon ich spreche, imemerhin warte ich bereits sieben davon und ich bin viel älter als du.>

<Nein!, Nun kamen zu den ganzen fremden Emotionen die mich ohnehin schon maßlos überforderten auch noch mein eigener Trotz und unsagbar große Wut dazu. <Erst einmal habe ich keine Freunde das weißt du bestimmt schon und dann vergesse ich nie etwas! Ausserdem ist es nicht deine Sache was ich versprechen will!. Versuch nicht mir das auszureden weil das wirst du sowieso du nicht schaffen !>

<Oh. Nun wie es aussieht habe ich mich tatsächlich in dir getäuscht. Allerdings in einem sehr unerfreulichen Ausmaß denn ich habe dich wirklich fur klüger gehalten. Wer aber soetwas jemandem verspricht den er erst einmal im Leben getroffen hat- noch dazu unter solch wiedrigen Umständen muß wirklich ausgesprochen dumm sein. Immerhin kenst du mich nicht .Ich habe dir auch nur einen sehr geläufigen Yirk-Namen verrtaten und Kira hat meine Identität noch nicht überprüfen können . Woher willst du also wissen dass es mein richtiger Name war?. Möglicherweise belüge ich dich auch nur ein wenig um genau das zu erreichen was du gerade tun willst. Nicht alle der über zweihundertsechzig Yirks hier im Pool sind Mitglieder der HYA oder der Friedensbewegung gewesen. Die Wahrheit ist also: Du weißt rein gar nichts . Weder wer ich bin noch wer ich war. Siehst du ihn da ?, den Sicherheitsmann?>
 

Arkan lenkte meinen Blick wie zufällig auf einen großgewachsenen Dunkelhäutigen mit einem Bizeps so dick wie ein Hydrant .Seine Hände waren riesige Pranken und die Muskeln an seinem Körper zeichneten sich unübersehbar unter der Uniform ab. <Ja er ist stark. Stark aber auch langsam und furchtbar ungelenk im Vergleich zu deinem kleinen wendiigen Kinderkörper. Was also wenn ich dich nun gar nicht mehr verlassen möchte und nur auf einen Weg gewartet habe zu fliehen?. Er rechnet nicht mit einem Angriff und ich könnte dem Mann seine Waffe vom Halfter nehmen noch bevor er es schaffen würde zu blinzeln um mir danach den Weg freizuschießen. Vermutlich wäre dein Angebot nicht mehr gültig wenn ich mich als Feind entpuppen würde. Wenn ich ihn erschießen würde , oder Miss Miller, ja vielleicht sogar deine Eltern und Julia.>

Wie bitte?!

Kurzzeitig durchzuckte mich ein eisiger Schreck <Das würdest du nicht tun . Du bist ein freundlicher Yirk sonst hätten sie dich nicht hier gelassen !. Ausserdem würden sie dich töten und mich auch wenn du das machst und auch wenn nicht brauchst du Kandronastrahlen. Du würdest sterben wenn du das tust, egal wie!.>

Antwortete ich.

<Ja vielleicht hast du Recht. Vielleicht würde ich sterben. Möglicherweise aber auch nicht. Weißt du David, eine Hand voll Yirks sind bereits auf diese Weise entkommen nach dem sie nicht mehr die Kraft und den Willen hatten noch länger zu warten auf das nicht existente Mitleid der Menschen. Sie haben freiwillige Walker gekidnappt und sind verschwunden. Man hat sie nie gefunden. Auch ihre Wirte nicht .Ah ja ich merke schon, du bist zwar jung aber durchaus interessiert am Weltgeschehen und du kennst die Geschichten. Das ist gut und spart Zeit. Was du hingegen nicht wissen kannst: Hier im Pool haben wir viel Zeit um uns um solcherlei Dinge sehr ausführlich Gedanken zu machen. Einige von uns vermuten dass sie es als Gruppe geplant und nach ihrer Flucht auch geschafft haben an ein tragbares Kandrona zu kommen. Was würdest du tun wenn ich dir jetzt sage dass es wahr ist und dass ich ebenfalls Teil dieser Gruppe bin und seit es keine Walker mehr gibt nur auf eine Chance gewartet habe um ihnen zu folgen... Auf dich!>

Wahrheiten

Nein!, nein! ,nein! ,nein!.

vor Panik die plötzlich in mir hochkam hatte ich kurzzeiig das Gefühl mental ohnmächtig zu werden, denn natürlich hatte ich davon gehört .

J e d e r hatte von ihnen gehört.

Von den Switchern die Menschen getötet hatten und geflohen waren .

Sie waren böse, hatten die Menschen betrogen die sie bereitwillig auf der Erde aufgenommen hatten.

Hatten Friedfertigkeit und Bereitschaft zur Coexistenz geheuchelt und standen aber in Wahrheit nach wie vor auf der Seite des sterbenden Imperiums.
 

<Nein David, nicht auf der Seite des Imperiums denn das Imperium stirbt nicht. Es ist längst tot und war bereits dem Untergang geweiht lange bevor Visser Drei die Erde erreichte und mit seiner stümperhaften Arbeit begann. Die Switcher wie ihr sie nennt sehnen sich also nicht nach alten Zeiten zurück. Niemand vermisst es den Launen der machtgierigen Visser ausgesetzt zu sein, oder dem arroganten Zorn des andalitischen Abschaums.>

<Nein!,nein das ist nicht wahr du lügst!. Du bist kein Switcher und du sagst das alles nur um mir Angst zu machen. Ausserdem wartest du schon viel zu lange und tust nichts!. Wärst du wirklich einer von den Terroristen wärst du schon lägst geflüchtet oder hättest dich gar nicht erst zu erkennen gegeben. Es sind jetzt sicher schon zwei Minuten vergangen während wir beide reden und du stehst einfach nur da. Miss Miller hätte sicher schon einen Verdacht gegen dich wenn es stimmen würde was du mir gerade erzählt hast aber das tut es nicht!. Du wirst die Menschen nictht verraten!. Das alles ist nichts als eine Lüge!. Lüge!, Lüge! ,Lüge!LÜGE! . >

Schrie ich in Gedanken .

Doch Arkan sagte nichts mehr.

Stattdessen konnte ich fühlen wie er hurz nach dachte und gleichzeitig meine Angst betrachtete.

Wie er spürte dass ich mich an das letzte bisschen Hoffnung dass das alles nur ein Bluff dieses Yirks war klammerte wie ein Ertrinkender an ein Stückchen morsches Treibholz .

<Zeit ist relativ mein junger Freund , damit zumindest hatte euer Einstein Recht und während du denkst es wären bereits mehrere Minuten vergangen handelt es sich tatsächlich erst um wenige Sekunden. Gedanken sind nämlich schneller als Worte David und wir kommunizieren sozusagen Brain-to-Brain was eine der schnellsten Kommunikationsarten im ganzen Universum darstellt, wenn es nicht gar die Schnellste ist.

Und was die gute Kira betrifft so hast du ihr anscheinend vorhin nicht richtig zugehört: Ich bin ein hochrangiger Yirk in diesem Pool dem die Menschen vertrauen und der Einzige der es überhaupt gewagt hat dich zu berühren.

Sie hätte also keinerlei Verdacht gegen mich. Besonders da ich dich wie du ihr ja selbst so nachdrücklich mitgeteilt hast gerettet habe. Mit einem allerdings hast du Recht und Glück noch dazu: Ich werde niemanden hier etwas antun und in das Gefängnis zurückkehren für dass ich mich vor zehn Jahren aus freien Stücken entschieden habe. Friedlich...

Ich wollte dir hiermit nur eine kleine Lektion erteilen einem vollkommen Fremden nicht allzu schnell deine Freundschaft anzubiete...

Schon gar nicht wenn dieser Fremde in dein Gehirn eindringen und anschließend deinen gesamten Körper steuern kann.>

Sagte er nach einer schier endlos wirkenden Pause endlich als ich einem Nervenzusammenbruch nahe war.

<Warte!>
 

Obwohl ich nach Arkans kleinem Psychospielchen eigentlich allen Grund gehabt hätte kein Wort mehr mit dem Alien zu wechseln brachte ich es nicht über mich.

Immerhin konnte ich, nach dem der erste Schreck sich gelegt hatte, sogar verstehen was er mir die Switcher betreffend begreiflich machen wollte: Die Yirks in diesem Pool hatten ihren Beitrag für die Freiheit der menschlichen Rasse geleistet, jeder von ihnen auf seine Weise und damit unwiederruflich die eigene Spezies verraten und das sicher nicht mit dem Ziel als Touristenattrakton bis ans Ende ihrer Tage durch ein Becken zu schwimmen und irgendwann vor lauter Monotonie halbwahnsinnig zu werden.

<Ach David!>

Arkan immitierte ein Seufzen während er die ersten Verbindungen zu meinem Gehirn löste.

Meine Füße begannen merkwürdig zu prickeln und kurz darauf auch die Waden und Oberschenkel.
 

<Du denkst zu viel und vermutlch kann ich dich tatsächlich nicht von deinen Plänen abbringen. Nicht einmal dann wenn ich dir nun gestehen würde dass ich Visser Drei persönlich war. Nein, keine Angst!. ich war kein Visser. Aber auch kein Peacer.>

<Arkan!>

Meine Angst wurde von Wut abgelöst und ich wollte keine dummen Spielchen mehr mit diesem Yirk spielen oder von ihm wie ein Baby behandelt werden. Keine einzige Sekunde mehr!

<Du hast gesagt es ist dumm von mir dir zu versprechen dass ich wieder komme wenn ich gar nicht weiß wer du bist. Wenn du glaubst dass ich es wissen soll sag es mir einfach!.> Fuhr ich ihn an .

Gleichzeitig spürte ich wie der Yirk sich mit meinem Körper am Rand des Pools hinkniete und sich schließlich darüber beugte. Meinen Kopf hielt er dabei zur Seite geneigt sodass mein rechtes Ohr nur wenige Zentimeter über der bleifarbenen Brühe schwebte .

Erst dachte ich ja es würde gar nichts mehr von ihm kommen.
 

Besonders weil ich bereits wieder mit meinen Zehen wackeln konnte und Stück für Stück immer mehr die Kontrolle über meinen Körper zurückkehrte.

Einige Zeit später aber nachdem ich Arkan mindestens tausendmal Feigling genannt hatte antwortete er mir doch.

<Nun wie bereits gesagt David, Ich war kein Peacer und auch kein Mitglied der Human Yeerk Alliance deines Landes . Nein, ich war ein Anhänger des Imperiums und zu Anfang als wir den Andaliten eine Lektion erteilten und die Heimatwelt der Hork Bajirs entdeckten sogar ein sehr ehrgeiziger Soldat.

Als wir die Erde erreichten hatte ich den Rang von Subvisser Neunzehn inne und stand kurz davor ein Visser zu werden . Allerdings war ich über die Jahre müde geworden. Ich hatte zuviele schreckliche Dinge erlebt, war das kämpfen leid und ihr Menschen... Nun es würde mehr Zeit in Anspruch nehmen um das zu erklären als mir zur Verfügung steht daher nur soviel: Du hast Recht mit deiner Bezeichnung für mich denn trotzdem und vor allem war ich tatsächlich ein Feigling . Ich hing zu sehr an meinem eigenen Leben und den Annehmlichkeiten die mein neuer Rang mit sich brachte um mich ganz auf die Seite der Friedensbewegung zu stellen. Auch als ich einsah dass manches was mein Volk tat falsch war und ich unterstützte sie auch nicht . Alles was ich stattdessen tat war einen mir treu ergebenen Yirk als Spion in ihre Reihen einzuschleusen und alle ihre Aktivitäten zu ignorieren oder gegebenenfalls Beweise zu vernichten.

Gleichzeitig hoffte ich einfach die Yirks über und unter mir würden ebenfalls nichts bemerken und versuchte mir einen besonders schlechten Ruf aufzubauen, was mir auch gelang. Bald schon fürchtete jeder niederrangige Soldat die Versetzung in eine meiner Einheiten denn ich galt als unberechenbar und grausam.

Manche Yirks hielten mich sogar für verrückt denn ich war bekannt dafür meine Untergebenen wegen kleinster Verfehlungen am Kandronastrahlenmangel verhungern zu lassen.

Dass mein Augenmerk meistens nur auf Yirks lag die ohnehin Quäler waren, interessierte niemad und so ließ ich ihre Wirte danach mit Artgenossen infizieren von denen ich zumindestens ahnte dass sie relativ dezent waren oder aber mit solchen von denen ich dank meines Informanten wusste, dass sie dem Peace Movement angehörten .

Nur diesen Menschen und den Aussagen von zwei meiner eigenen früheren Wirte habe ich es schlußendlich zu verdanken dass ich noch hier bin .

Sie haben sich für mich eingesetzt und somit verhindert dass ich als Kriegsverbrecher in einen Morph gezwungen oder auf die Heimatwelt zurückgeschickt wurde.

Ja, ich merke es schon: Nun wünscht du dir ich hätte dich geschont aber jetzt ist es zu spät. Du weißt alles was du wissen wolltest. .>

<Aufwiedersehen ,Arkan>

Sagte ich nur obwohl ich tatsächlich schockiert war und da gleichzeitig eigentlich noch viel mehr war das ich noch sagen wollte .

<Ja. Auf ein Wiedersehen würde ich mich sehr freuen , David Lawson ...>

Das war das letzte was ich von dem Yirk hörte hörte bevor er kurz darauf mit einem leisen plitsch! zurück in den Pool fiel.
 

Soweit also die Geschichte von dem Jungen der in den Yirkpool gefallen ist und gleichzeitig die Erklärung dazu wie ich zu dem aussergewöhnlichen Spitznamen Diver gekommen bin.
 

Was aber kaum einer weiß ist dass ich auch mein Versprechen dass ich Arkan gegeben hatte tatsächlich gehalten habe und trotz heftigem Widerstand meiner Eltern mit sechzehn Jahren nach Yeerk City zurückkehrte.

Erst mit dem Vorsatz das ganze nur ein paar Tage durchzuziehen um mich zu revanchieren aber dann ist irgendetwas passiert. Es war wie....

ich weiß nicht...

Leuten die noch nie einen Yirk im Kopf hatten- und das hatten vermutlich die wenigsten von euch schon mal- kann man das auch nur schwer beschreiben aber je länger wir zusammen waren desto mehr war es mir als würde Arkan irgend einen Teil von mir ersetzen der meiner Persönlichkeit von anfang an gefehlt hatte.
 

Vermutlich lag es auch daran das der Yirk und ich irgedwie auf einer Wellenlänge waren.

Nicht so als ob wir beste Freunde werden könnten.Das wäre mit dem hohen Altersunterschied zwischen uns beiden auch gar nicht möglich gewesen.

Viel mehr war es auf eine vertraute väterliche Art. So als wäre der Yirk ein mir bislang unbekannter Verwantdter dem ich obwohl ich ihn gerade erst kennen gelernt hatte alles anvertrauen konnte ohne mich irgendwie verstellen zu müssen.

Natürlich. Yirks leben im Kopf eines Menschen.

Sich zu verstellen oder zu lügen ist da sowieso absolut sinnlos.

No way.
 

Das ist etwas das absolut jeder weiß wenn er sich zu einer Infestation bereiterklärt und sollte er es nicht wissen so wird es dem zukünftigen Volontär beziehungsweise Walker so oft erklärt dass er es bis an sein Lebensende nicht mehr vergisst.

Viele Verbindungen scheitern dann auch genau an dieser Tatsache. An der ungewohnten und in den ersten stunden oder Tagen kaum zu ertragenden Nähe zu einer vollkommen fremden Person, aber es gibt auch die seltenen Fälle in denen ge -
 

<So, so keine Freunde wie?>

Plötzlich und ohne jede Vorwarnung reißt eine vertraute Stimme mich aus meinen Gedanken...

A don in a train

Vor Schreck zucke ich instinktiv zusammen und beinahe fällt mir mein Laptop den ich dem Geschaukel des vor sich hinfahrenden Zuges zum Trotz auf meinem Schoß balanciere auf den Boden .

Zum Glück schaffe ich es gerade noch das verhindern. Nicht vermeiden kann ich allerdings dass ich mit meinem Ellenbogen den kleinen Plastikbecher auf der Ablage unter dem Fenster neben mir erwische .

ZACK!.

GLUUUP!

Natürlich kippt er und ergießt seinen inhalt - bestehend aus zum Glück bereits ausgekühltem Kakao- direkt auf meine WEISSEN Chucks.
 

Okay, eiigentlich ist das eine durchaus verständliche Reaktion meinerseits.

Die meisten von uns reagieren wahrscheinlich so wenn sie in eine wichtige Arbeit vertieft wie aus dem Nichts von Jemandem angesprochen werden.

Das ist einfach nur menschlich.

Nur leider ist es die Stimme nun mal nicht und deshalb kann sie auch niemand ausser mir hören.
 

Tja, diese kleine Tatsache macht es dann für Aussenstehende gleich weit weniger verständlich sondern viel eher bedrohlich denn seien wir mal ehrlich: Leute die aus heiteren Himmel Panikanfälle bekommen und mit halbvollen Plastikbechern um sich schmeißen sind nicht gerade beliebt bei ihren Mitmenschen und daher ernte ich auch gleich den leicht panischen Blick einer cirka sechzigjährigen, ziemlich elegant gekleideten Frau mir gegenüber die mich plötzlich mit weitaufgerissenen Augen anglotzt als sei ich von jetzt auf gleich zu einem wirr vor sich hinbrabbelnden Irren mutiert.

Ihr Mund formt dabei ein kleines O.
 

Nach einigen Sekunden des Starrens räumt sie beinahe fluchtartig das Abteil um sich einen anderen, ungefährlicheren Sitzplatz zu suchen. Aber natürlich nicht ohne mir vorher mit spitzen Fingern demonstrativ ein volles Pächchen Tempos hinzulegen und sich mit jetzt eindeutig eher verärgertem und nicht mehr verschrecktem Blick auf das Schlammassel das ich angerichtet habe - missbilligend zu räuspern.

Nein,nein,nein ! ich hasse, hasse , hasse sowas. Scheiße!,Scheiße! Scheiße!.

<Arkan!>

Fauchte ich den Yirk in Gedanken an und obwohl ich mir eigentlich fest vorgenommen habe ihn nicht so einfach vom Haken zu lassen schrumpft mein Ärger spätestens in dem Augenblick zu einem weinerlichen Jammern zusammen als versuche eine Standpauke zu halten und zeitgleich meine Schuhe wieder halbwegs in Ordnung zu bringen.
 

<Was soll denn das? Guck mal wie ich jetzt aussehe!. Ausserdem bist du doch in meinem Kopf .Du weißt ganz genau wie ich das meine!.>

<Natürlich. Wir beide wissen das. Aber ich finde du trägst gerade etwas zu dick auf. Das solltest du auch wissen. Was ich allerdings nicht wissen konnte ist dass du gleich deine Schuhe vor Schreck mit Kakao tränkst wenn ich es nach Stunden wage ein Lebenszeichen von mir zu geben . Meiner Meinung nach gibt ihnen das aber durchaus Charakter. Ja ich finde es hat sogar einbisschen etwas von Camouflage... Das d a r f s t du wissen .>

Arkan klingt eindeutig amüsiert und bringt mich gleichzeitig mit seiner bescheuerten Wortspielerei von wegen "Wissen" auf die Palme . Leider haben wir aber einen ziemlich ähnlichen Sinn für Humor.

Ähnlich dämlich.

Deshalb kann ich mir trotz des Argers nicht das Grinsen verbeißen.

"Ach!"

Irgendswo zwischen resigniert und genervt gebe ich es schließlich auf und werfe die eingesauten Taschentücher in den kleinen Mülleimer unter der nun klebrigen Ablage nachdem ich gute zehn Minuten an meinen Schuhen herumgewischt habe .

Jetzt sind sie nicht nur versaut sondern auch noch voller ekliger Taschentuchfusseln!.

Toll! Ganz toll gemacht Arkan Vier-Fünf-Sechs! Als würde es nicht reichen dass ich ich mich ständig zum Trottel mache , jetzt seh ich auch noch aus wie einer!.

<Wenn du dich weiter aufführst wie ein Kleinkind verliere ich bald jeden Funken Respekt vor dir ist dir das klar?. Ich meine ich kann ja schon jetzt absolut nicht mehr vorstellen dass du einmal ein ach so schrecklicher Subvisser gewesen sein sollst!>

Versuche ich noch mal Arkan ins Gewissen zu reden aber die größte Wut ist bereits verpufft und meine Worte sind daher nur noch der müde Abklatsch eines echten ernstgemeinten Anschisses.

Mein bester Freund weiß das genauso gut wie ich und deshalb ist alles was ich statt einer Antwort zu hören kriege die Immitation eines ganz und gar Arkan-untypischen Kicherns in den unendlichen Weiten meines Kopfes . "Okay Mister Yirk genug geschrieben. für heute ."
 

Ich seufze und schalte meinem wiedrigen Schicksal ergben den Lap Top endgültig aus um ihn im Rucksack zu verstauen . Nachdem ich das gemacht habe weiß ich aber nicht mehr was ich sonst tun soll .

Deshalb schaue ich schließlich gedankenverloren zum Fenster hinaus und lasse meinen Blick über die vorbeiziehende Landschaft schweifen als wäre irgend etwas daran besonders interressant.

Zugfahren.

Eigendlich mag ich es nicht besonders aber an manchen Tagen kommt man halt einfach nicht drum herum und heute ist einer davon denn Ich- oder besser gesagt wir - sind auf dem Weg nach Berlin zun bislang einzigen Human-Yeerk-Friendship & Communitycenter Deutschlands.
 

Natürlich ist das allein nicht der Grund für unsere Reise denn von meiner Geburtsstadt bis nach Berlin fährt man leicht mal zwei Stunden und ich bin auch wenn ich ein Don bin auf den Pool des HYFCC nicht direkt angewiesen da ich Zuhause ein tragbares Kandrona für Arkan habe wie die meisten meiner ähm... Kollegen aber es geht um Gesellschaft.

Im Community Center treffen sich einmal im Monat so gut wie alle Dons von Deutschland.
 

Manchmal sind sogar welche aus anderen Ländern dabei und vor allem kann Arkan richtig schwimmen und Artgenossen treffen.
 

Besonders das Zweite ist ihm sehr wichtig auch wenn ich nicht wirklich verstehe warum .

Ich meine die meisten anderen Yirks sind ihm gegenüber nicht wirklich freundlich gesinnt was unter anderm an seiner Zeit als Sub-Visser Neunzehn liegt und nach wie vor wird er misstrauisch beäugt wann immer er im YFCC auftaucht .
 

Ja sogar ich als sein Wirt begegne nicht selten Dons die alles andere als begeistert sind sobald sie hören mit wem ich meinen Körper teile.

Ja, okay, ich bin nicht blauäugig und zugegeben , manche der Details über Arkans früheres Leben verursachen mir tatsächlich ziemliche Bauchschmerzen .
 

Aber andererseits habe ich die Person um den es dabei geht nun bereits ganze vier Jahre beinahe non stop in meinem Kopf und fühle dadurch Tag für Tag mehr oder weniger freiwillig all seine Emotionen und Gedanken.

Genauso seine Interligenz und auch wenn er eindeutig der weniger gefühlsbetonte Typ ist sondern eher handelnd und analytisch und tatsächlich gezwungenermaßen einige schlimme Dinge getan hat über die ich nicht zuviel nachdenken will um unsere Freundschaft nicht zu gefährden, weiß ich tief in meinem Herzen doch immer dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe .

Ich würde Arkan auf der Stelle und ohne zu zögern mein Leben anvertrauen .

Auch wenn es im Augenblick keinerlei Anlass dazu gibt das unter Beweis zu stellen .
 

Kurz schile ich auf meine Uhr: Verdammt!-

fast immer noch eine Stunde und diese Zugfahrt langweilt mich allmählich nicht mal mehr, sie frustriert mich und gleichzeitig nin ich einfach nur müde.

Besonders da ich nicht unbedingt zu den geborenen Frühaufstehern gehöre und in einem sieben Uhr Wagen sitze. Denkbar schlechte Kombination!.
 

Herrgottnochmal!, ich hätte mir meine Musik mit nehmen sollen. Vielleicht auch ein Buch oder noch besser ein Kissen!.

Gähn!.

Dieses unverschämt sanfte Ruckeln des Zuges wiegt meinen Körper hin und her und sowie ich mich etwas tiefer in den weichen Sitz sinken lasse merke ich auch schon wie mir wieder und wieder die Augen schwer werden.
 

Allerdings kämpfe ich im Gegensatz zu Mister Otto-Normal auch nicht dagegen an denn einer von vielen Vorteilen davon ein Controller zu sein (Ein Wort dass man übrigens besser nur im Stillen benutzt da es unter den meisten Donors durch den vorangegangenen Krieg eindeutig negativ belegt ist ) ist dass ich mir für den Fall dass ich einmal auf den Gedanken kommen sollte einfach irgendwo irgendwann mal ein wenig dösen zu wollen keinen Wecker stellen muß um meine Haltestelle nicht zu verpassen denn Yirks schlafen nicht- Oder besser gesagt zumindest nicht auf die selbe komatöse Weise wie wir Menschen .

<Du kannst gerne die Kontrolle haben wenn du willst> sage ich deshalb gedanklich zu Arkan.

<Oh tatsächlich?. Beim Licht von Seerows Kandrona, David, was täte ich nur ohne deine schier grenzenlose Großzügigkeit?> Arkan lacht .

Ich für meinen Teil antworte nicht doch das ist auch gar nicht nötig denn wenn eine Person im Kopf der anderen steckt ist sprechen eigentlich Wahlfach.

Aber da es ganz nett ist und irgendwie auch so eine lästige menschliche Gewohnheit die ich wohl nie ganz loswerde tun wir es meistens trotzdem.
 

Nur wenn ich eben mal zu müde bin, zu angespannt oder auch einfach nur faul, bin ich ganz froh darauf verzichten zu können.

Wie auch jetzt wo ich nun irgendwo zwischen schlafen und wach sein aus meinem Innneren heraus die Kontrollübergabe auf mich wirken lasse.
 

Bitte nicht falsch verstehen. Natürlich kennte ich das Gefühl entzwischen nur zu gut und nach vier Jahren in meinem Kopf ist Arkan derartig mit jeder einzelnen Furche meines Gehirn vertraut dass er innerhalb weniger Millisekunden die volle Kontrolle über meinen gesamten Körper haben kann.

Aber dennoch wird es wohl immer -vorsichtig ausgedrückt- etwas befremdlich sein zu spüren wie ich zuerst schleichend das Gefühl in all meinen Extremitäten verliere und anschließend alles was ich physisch verkörperte auf jemand anderen übergeht .
 

Aber regelmäßige Benutzung meines Körpers war nun mal die einzige dafür aber auch unumstößlche Forderung von Arkan an mich gewesen als wir beschloßen hatten zusammen zu bleiben.

Denn im Gegensatz zu den meisten Yirks die einfach nur dankbar dafür sind einen Wirt zu haben und dem Menschen ohne Wiederworte den Löwenanteil der Körperkontrolle überlassen hatte er gleich von Anfang an klargestellt es zwar mein Körper war und er die Vorbesitzrechte akzeptierte, dass aber ständige Passivität trotzdem nichts für ihn war .
 

Manche der Dons die ich regelmäßig im Community Center treffe haben ebenfalls bald festgestellt dass Arkan für ihre Verhältnisse relativ oft in Kontrolle ist und finden dieses Abkommen zwischen uns merkwürdig oder sogar bedenklich.

Sie sind der festen Überzeugung mein Donee würde mich manipulieren und ausnutzen aber mir ist egal was sie glauben.
 

Sie kennen Arkan nicht und für mich ist es einfach nur logisch dass er ebenso wenig ein ständig winselnder Bittsteller in meinem Kopf sein will wie ich eine hilflose Marionette unter nicht enden wollender Yirkkontrolle und deshalb treffen wir uns in der Mitte als gleichberechtigte Partner.

That´s it.

Abgesehen davon hat es auch durchaus den einen oder anderen Vorteil mal jemand anderen stundenweise das Ruder überlassen zu können der weiß wie man mit Leuten umgehen muß und noch dazu um ein paar Jahrzehnte erfahrener ist als man selbst.
 

Ganz zu schweigen davon dass ich Yirks die ihr ganzes eigenes Leben dem Menschen zuliebe aufgeben - um die Zweifler zu ztieren- meinerseits auch ziemlich bedenklich finde und es deshalb auch niemals als Standard ansehen oder gar verlangen würde .<Cowards and Liars.> Kommentiert Arkan auch augenblicklich voller Verachtung meine privaten schlaftrunkenen Gedanken über seine passiv lebenden Artgenossen.
 

Gleichzeitig überschlägt er die Beine und greift sich die am Sitz neben uns liegende Zeitung von deren zerfledderten Titelseite uns unser allseits beliebter neuer Freund der nun leider auch der mächtigste Mann der Welt ist mit vor Wut verzerrter Fratze den ausgestreckten Zeigefinger entgegenstreckt als wolle er den armen Leser damit erdolchen.

"US -Präsident lässt nach Nothlit-Anschlag auf Flugzeug alle Yeerk-Community-Center für Nicht-Donatoren sperren" prangt in dicken schwarzen Lettern darüber...
 

Ich muß trotz aller Müdigkeit in Gedanken lachen.

Nicht über den aktuellen US-Präsidenten - denn der ist leider nur sehr selten wirklich zum lachen, genauso wenig wie die Überschrift- sondern über Arkan denn selbst nach all der Zeit die er jetzt schon mit mir in Deutschland lebt streut er nach wie vor immer noch liebend gerne englische Wörter und Phrasen mitten in eine Unterhaltung.

Ganz besonders dann wenn es sich dabei um Schimpfwörter handelt.

Ausserdem spricht er auch meinen Namen hundertprozentig amerikanisch aus und ist gleichzeitig die einzige Person die quasi ständig mit mir spricht.

(Menschliche) Freunde die ich regelmäßig treffe habe ich nämlich nach wie vor keine- auch nicht wirklich unter den Dons da sich der Aussenseiter-Junge wie sollte es auch anders sein- ausgerechnet einen Aussenseiter-Yirk ausgesucht hat und das in Verbindung hat wiederrum mit der Zeit dazu geführt dass ich auf das in meiner Heimat gebräuchlche Pedant meines Namens nzwischen so gut wie gar nicht mehr reagiere und mich nun um Verwirrungen gleich vom vornherein zu vermeiden überall mit amerikanisch/englischer Aussprache vorstellle...

Uaaahhh!.
 

Erst bin ich ja fest entschloßen der Titelseiten-Geschichte zu folgen die mein Yirk kurz darauf sehr aufmerksam durchliest ,vor allem auch deshalb weil sich sogar manche unserer Politiker- im speziellen die Rechte Fraktion die ja momentan ohnehin grausig hoch im Kurs der Wähler steht - sich eindeutig für diese Maßname in den USA ausspricht und es auch mich als Wirt betrfft was die Herren und Damen Feines an gehirnamputiertem Mundstuhl zu bieten haben aber ich schaffe es nicht mehr.
 

Obwohl ich mich wirklich bemühe spüre ich allmählich wie der Schlaf mich langsam aber sicher übermannt und schließlich bin ich so müde dass ich kaum noch zusammenhängend denken kann . Eigentlich stehe ich kurz davor in einen kurzen aber tiefen Schlaf zu driften als plötzlich ein unwahrscheinlich lauter Knall die Stille des leise vor sich hinratternden Zuges zerreißt-
 

BUUUUUMMMMMM!!!....

Panik

Der Zug schlingert .

Ein seltsamer, stechender Brandgeruch- so als sei Kunststoff geschmort- steigt mir in die Nase.

Ich kann es ganz deutlich riechen trotz meiner momentanen Passivität.

Genauso wie ich die Leute in den Abteilen hinter mir sehr aufgeregt reden und etwas weiter weg auch schreien hören kann.
 

<Arkan!, Arkan was... was war das?. Was ist hier los?!> In Panik will ich aufspringen.

Ich will mich bewegen und aus dem Abteil laufen nur um nach zusehen was los ist obwohl ich weiß wie dämlich und nutzlos das ist . <Ganz recht David, Panik ist das Letzte was wir brauchen, also beruhige dich. > Auch der Yirk ist sichtlich verunsichert und richtet sich langsam auf um fur den Fall des Falles auf den Beinen zu sein aber er gibt sich im Gegensatz zu mir zumindestens Mühe die Nerven zu bewahren und etwas von seiner Ruhe färbt auf mich ab.
 

<Möglicherweise ist es nichts von Bedeutung. Vielleicht nichts weiter als ein dummer aber harmloser Kinderstreich>

Arkan!, da draussen schreien Menschen und es stinkt nach Rauch! also sag mir nicht dass...>
 

Ich will eigentlich noch mehr sagen doch ich komme nicht mehr dazu weil es plötzlich noch einmal knallt.

BUUUUUUMMMMMM!!!!

Viel weiter hinten zwar , Wahrscheinlich sogar in einem anderen Waggon hinter uns aber dennoch ist es um einiges lauter als beim ersten Mal.
 

Auch der Zug kommt wieder in Bewegung.

Doch dieses Mal bleibt es nicht bei einem kräftigen aber harmlosen Ruckeln.

Diesmal greift die Notbremsung und Arkan wird von den Füßen gerissen .
 

Zwar versucht er noch es auszugleichen und sich irgendwo festzuhalten um meinen Körper vor gröberen Verletzungen zu schützen doch die Fliehkräfte sind zu stark und es gelingt ihm nicht mehr.

Ich fühle wie wir stürzen und mein Hinterkopf auf der Kante der kleinen Ablage hinter mir hart aufschlägt.

TOCK!

Vor meinen Augen zuckt kurz ein greller Blitz auf und ich merke wie der Zug leicht kippt und von den Schienen rutscht .

Danach spüre ich nichts mehr und alles ist dunkel.
 

Ohnmächtig!.

Ich war ohnmächtig soviel ist mir klar als ich einige Zeit später wieder aufwache.

Stöhnend setze ich mich auf, was in einem um einige Grad gekippten Zug gar nicht so einfach ist und geife mir an den Hinterkopf.

Aua!.

Dort ist eine riesige Beule und meine Haare sind etwas verklebt von getrocknetem Blut aber ansonnsten scheine ich in Ordnung zu sein.

Zumindest soweit man in Ordnung sein kann wenn man in einem Zug sitzt der gerade entgleist ist.

Na ja, immerhin habe ich keine Sehstörungen und kann mich an meinen Namen erinnern da sind nur ziemlich üble Kopfschmerzen und Arkan.... Moment mal!..

.< Arkan!>
 

Panisch rufe ich den Yirk in Gedanken doch er antwortet mir nicht.

Auch nicht nach dem zweiten oder dritten Versuch .

Sofort spüre ich einen schmerzhaften Kloß im Hals und wie die Panik in mir hochsteigt und sich mit eisigen messerscharfen Klauen in mein Herz bohrt.

Eine Gehirnerschütterung! denke ich nur und fühle wie mir Tränen über die Wangen laufen ehe ich es verhindern kann denn für mich ist eine etwas heftigere Variante davon zwar nicht gefährlich aber für Yirks...

Für sie konnte der etwas heftigere Kontakt mit einem menschlichen Schädelknochen unter Umständen absolut tödlich sein.

Nein!. Denke ich vollkommen verzweifelt.

NEIN!. Der Yirk ist mein einziger Freund !. Der Einzige der sich jemals wirklich für mich interessiert hat seit ich älter als fünf bin und er hat mir in den letzten vier Jahren mehr Nützliches beigebracht als zum Beispiel mein Vater in meinem ganzen Leben .

Er darf einfach nicht tot sein!. ER DARF NICHT...-

<David.... Ich bin... immer noch hier>
 

Eine vertraute Stimme unterbricht meine wachsende Hysterie.

Ungewohnt leise zwar und schwach zwar , ebenso wie die Emotionen die zu mir durchdringen aber sie sind zumindest eindeutig da.

Gottseidank!.

Ich atme erleichtert auf und fange jetzt wirklich an zu weinen allerdings vor Freude.

<David, nicht...Bitte. Es ist in Ordnung.> Sagt Arkan und ich spüre wie schwer es ihm fällt mit mir Kontakt zu halten.

Zudem ist er geschwächt. Müde und alles strengt ihn an.

Er sehnt sich nach Stille.
 

Anscheinend ist doch nicht alles so gut wie er mir weißzumachen versucht.

<Du bist verletzt?.> Frage ich obwohl es mehr eine Feststellung ist.

<Ja. Vermutlich ist es nur eine leichte Quetschung aber...mein Empfinden für solche Dinge ist auch nur sehr... rudimentär ausgebildet. Deshalb wäre es dennoch besser wenn ich dich verlasse...Falls ich tatsächlich verletzt bin weiß ich nicht welche Folgen das für dich hätte.>
 

Während er spricht taucht in meinem Verstand die Erinnerung an die Wasserflasche in meinem Rucksack auf ...
 

Ich weiß was Arkan mir damit sagen will aber ich wehre mich hefig dagegen.

"Nein!" Sage ich und es ist mir sogar egal dass ich laut spreche.

"Ich habe gerade Todesangst!. Der Zug ist niedergebombt worden oder sonst irgendetwas und du wirst mich nicht allein lassen hörst du?..Bittelass mich nicht allein!."

Arkan sagt nichts mehr aber ich fühle wenigstens seine vage Zustimmung.
 

Das beruhigt mich immerhin soweit dass ich es endlich schaffe aufzustehen und zur Tür meines Abteils hinüberzugehen.
 

Als ich sie öffne schlägt mir noch mehr beißender Gestank entgegen.

Am Gang liegen bewusstlose Verletzte und panischer Menschen die mehr Glück gehabt haben und nur leicht aus verschiedensten Platzwunden bluten drängen sich dicht an dicht .

Vorsichtig hangelte ich mich an ihnen vorbei nach hinten.
 

Durch die Fenster kann ich ein oder zweimal an den Menschentrauben vorbei einen Blick nach draussen erhaschen und sehe dicke Rauchschwaden die von unserem Zug kommen und zwar aus zwei hinten gelegenen Türen die ein paar Passagiere irgendwie geöffnet haben.
 

Mein Ziel sind genau diese Türen und dann sobald ich draussen bin möglichst schnell irgendjemanden zu finden der Arkan helfen kann .Ich denke an nichts anderes als ich plötzlich die Hilfeschreie höre .

Sie kommen aus dem dritten Abteil hinter unserem und gehen völlig unter in der Panik der anderen Passagiere.
 

Niemand kümmert sich darum.

Niemand ausser ich. Okay ich bin jetzt kein Held oder so etwas .

Ganz im Gegenteil. Wäre ich vollkommen auf mich gestellt gewesen hätte ich wahrscheinlich auch nicht viel mehr getan als all die anderen rund um mich herum aber ich bin nicht allein und in den letzten Jahren hat Arkan mir- sagen wir einfach mal sehr ähm...praxisbezogen beigebracht dass es manchmal leichter ist etwas zu tun als davonzulaufen und den Schwanz einzuziehen.

Nur deshalb gehe ich auch in das Abteil .
 

Ein cirka achtzehn jähriges Mädchen liegt vor mir mehr auf dem Boden als es sitzt und umklammert weinend mit beiden Händen ihren linken Knöchel .

Wenige Zentimeter neben ihr liegt ein ziemlich großer, schweraussehender Koffer.

Gestrandet

Bist...bist du verletzt ?" Frage ich sie.

Erst scheint sie mich gar nicht richtig wahrzunehmen und schaut mich an als würde sie durch mich hindurch oder an mir vorbei sehen .

Ihre braunen Augen sind vor Angst weit aufgerissen und wirken riesig in ihrem blassen, tränenverschmierten Gesicht das von glatten fast schwarzen Haaren umrahmt wird .
 

Ihre Lippen sind ebenfalls aschfahl und die Hände beben während sich ihr schmächtiger Brustkorb heftig hebt und senkt als wäre sie gerade einen Maraton gelaufen.

Schock.

Sie steht vollkommen unter Schock, genauso wie ich .

Mir zittern ja ebenfalls die Knie und am liebsten würde ich mich einfach nur noch hinlegen , wimmernd die Knie bis ans Kinn ziehen und nie mehr aufstehen aber ich weiß auch, wenn ich jetzt zulasse dass die Angst die Oberhand gewinnt haben wir alle drei verloren.

Arkan , das Mädchen und ich.

Deshalb reiße ich mich zusammen.
 

"Ja...mein Koffer. Er....er ist nach der Notbremsung heruntergefallen ... Erst bin ich gefallen und dann der Koffer genau auf meinen Fuß... ich glaube nicht das ich gehen kann." Sagt das Mädchen plötzlich und ihre Stimme ist so leise dass ich erst glaube es mir eingebildet zu haben.

Aber Arkan hat es auch gehört und er drängt mich wortlos zur Eile.
 

Raus!. Raus aus dem Zug !.

Ich weiß er hat Recht.

Wir sollten zu sehen dass wir hier weg kommen bevor vielleicht noch irgendetwas passiert . Wortlos lasse ich mich neben dem Mädchen auf die Knie sinken und greife vorsichtig nach ihrem Fuß.

Im ersten Moment zuckt instinktiv zurück aber als sie merkt dass ich vorsichtig bin und mir den Knöchel nur anschauen will hält sie ganz still während meine Finger sachte die leicht geschwollene Haut abtasten.

Durch meine Augen und Hände sieht und fühlt Arkan es ebenfallls und bestätigt mir nur wenige Sekunden später wortlos das was ich selbst schon vermutet habe :

Der Knochen ist wenn überhaupt , allerhöchstens ein bisschen angeknackst und sie hat eine ziemlich fiese Prellung.
 

" Ich weiß dass sowas verdammt weh tut aber wir müßen hier raus. Glaubst du dass du gehen kannst wenn ich dir helfe ?" Frage ich.

Das Mädchen schüttelt nur schweigend den Kopf aber versucht dann trotzdem mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Beine zu kommen als ich ihr meine Hand hinstrecke.

Allerdings kann sie mit dem verletzen Bein kaum auftreten und humpelt ziemlich stark .
 

Auch als sie sich schließlich an meiner Schulter abstützt und die Menschenmassen welche ebenfalls nach draussen drängen und uns fast schon über den Haufen rennen machen es nicht besser.

Erst übermannt mich ja ein paar mal die nackte Todesangst und eingequetscht zwischen lauter Fremden habe ich das Gefühl jeden Moment niedergetrampelt zu werden aber schließlich schaffen wir es doch!.

Licht, Frischluft!.Tür!. Draussen!.
 

Wir sind endlich draussen!.

Erleichtert und zugleich unglaublich erschöpft taumle ich das Mädchen nach wie vor an meiner Seite, so weit wie möglich vom Zug und den anderen Leuten weg und lasse mich schließlich in Gras fallen.
 

Alles ist naß und ein leichter Nieselregen geht auf mich nieder aber das ist mir im Moment herzlich egal während ich fassungslos das Bild direkt vor mir anstarre und es mit all seiner Schrecklichkeit auf mich wirken lasse .
 

Mein Gott...

All diese verlorenen , panisch schreienden und weinenden Menschen die orientierungslos durcheinanderstolpern, überall ohnmächtige von denen Manche wahrscheinlich sogar Leichen sind.

Erbrochenes, Leichen und Blut.

Überall ist Blut und der Zug....

Der Zug selbst hängt nur noch cirka zur Hälfte auf den Schienen .

Gleichzeitig strömen immer noch tiefschwarze, giftig stinkende Rauchschwaden aus zwei Waggons und nicht nur aus den offenen Türen und Fenstern sondern auch aus den trichterförmigen Löchern.

Ja genauLöcher denn davon gibt es zwei mit jeweils einem geschätzten Meter Durcmesser und sie prangen häßlich wie riesige rusgeschwärzte Fleischwunden auf der metallenen Aussenhülle des weiß roten ICE der mich im Moment absurderweise irgendwie an einen gestrandeten Wal erinnert.
 

" Ich bin Nina."

Eine leise Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und so schockiert und durcheinander wie ich momentan bin realisiere ich erst Sekunden später als ich den Blick von dem Massaker vor mir endlich lösen kann , dass das Mädchen etwas gesagt hat.
 

"Was?" Frage ich und mustere die zierliche Gestallt neben mir.

"Mein Name". Erklärt sie und ein vorsichtiges Lächeln stielt sich in ihre Mundwinkel während sie sich mit einer Hand den Pony ihrer mittellangen Bobfrisur aus dem Gesicht streicht.

"Jetzt bist du dran ."

"David" Sage ich einsilbig und merke wie ich etwas rot werde weil ich sie immer noch wie blöd anstarre.
 

Ihre vollen Lippen die langsam wieder etwas Farbe bekommen, die mandelförmigen Augen...

Oje.

Sie sieht wirklich gut aus das wird mir schlagartig klar und es ist das erste mal in meinem Leben dass ich so etwas über ein Mädchen denke.

Sofort fühlen meine Wangen sich plötzlich an als würden sie glühen .
 

Verlegen weiche ich Ninas Blick aus und versuche mich stattdessen auf etwas unverfängliches zu konzentrieren.

Ihr Outfit! denke ich und merke wie ich mich verkrampfe .

Schau auf ihr Outfit aber starr ihr um Himmelswillen nicht auf den schwarzen Kapuzensweater sonst könnte sie noch meinen du bist ein Perverser der ihren Busen an giert.

Schau runter. Runter. Tiefer. Mehr...

Oh nein!.
 

Der dunkelblaue knielange Jeansrock ist eine noch viel schlechtere Wahl zum Glotzen als der Hoodie...
 

Verzweifelt weiß ich gar nicht mehr wo hin ich meine Augen wenden soll und glotze schließlich wie bescheuert auf ihre Knie die in ebenfalls schwarzen Leggings stecken.

Arkan ist mir leider im Moment auch keine große Hilfe und schont seine Kräfte
 

David du Idiot, du machst dich zum Trottel! Mal wieder!, schreie ich mich in Gedanken selber an doch Nina scheint das nicht zu denken.

Ganz im Gegenteil denn anstatt so schnell wie nur irgendmöglich die Flucht vor dem gaffenden Nerd zu ergreifen rückt sie sogar näher zu mir her und streckt mir ihre Hand hin.
 

"Hi David. Danke dass du mir geholfem hast. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich immer noch in diesem beschissenen Wrack. Mann!...ich meine wer rechnet auch mit sowas ?, da will man nur mal schnell mit der Bahn fahren und dann wird gleich der Zug in die Luft gesprengt. Jetzt sitzen wir hier fest und das schlimmste ist dass mein linker Turnschuh weg ist. Ganz schön Scheiße." "Ja Scheiße. Scheißtag."

Sage ich tonlos und höre wenige Minuten später in denen wir einfach nur still dasitzen um das Geschehene zu verdauen das vertraute Geräusch von Einsatzfahrzeugsirenen und Helikoptern die sich langsam nähern....

Breaking News

Seit drei Tagen bin ich im jetzt schon zur Beobachtung im Krankenhaus.

I c h .

Nur ich ganz für mich allein.

Es ist seltsam und ich muß zugeben, dass mich diese ungewohnte Stille in meinem Kopf ganz kribbelig macht.

Deswegen läuft in meinem Zimmer auch ständig das Radio und ich kann wirklich froh sein dass ich keinen Zimmerkollegen habe der sich darüber beschwert denn ich weiß nicht, was ich dann tun würde.
 

Sicher , ich könnte mich mit Lesen ein bisschen ablenken oder fernsehen .

Ich könnte mich auch eine halbe Ewigkeit in die Klinik- Cafeteria setzen und fremden Leuten beim Reden zuhören während ich so tue als würde ich zum zwanzigsten Mal die selbe Tageszeitung wieder von vorne durchschauen und sie dieses Mal sogar noch spannender finden als die vorangegangenen neunzehn mal .

Aber es würde alles nichts helfen.

Egal was ich tue , diese verdammte Stille würde trotzdem bleiben und mein Kopf sich sich seltsam fremd und leer anfühlen .

Kaum zu glauben eigentlich wenn man bedenkt dass ich fast mein ganzes bisheriges Leben als ein ungeteiltes Einzelwesen verbracht habe und so weit ich mich zurückerinnern kann auch immer sehr zufrieden damit war.

Aber trotzdem ist es so. Die Einsmkeit in mir selbst die mir im Grunde viel vertrauter sein müßte als die ständige Präsenz eines Ausserirdischen in meinen Gedanken ist mir nach vier Jahren als Arkans Wirt vollkommen fremd geworden und jetzt wo ich es wohl oder übel ertragen muß ein stinknormaler Mensch ganz für mich allein zu sein ist es kaum auszuhalten.
 

Dem Yirk geht es zum Glück gut.

Es war tatsächlich nur eine minimale Quetschung und meine Schwester Julia hat ihn gleich abgeholt und mit ihrem Auto ins YCFF gebracht nachdem sie von dem Unglück erfahren hat.

Julie denke ich stumm für mich selbst und muß ein wenig grinsen während ich die Decke anstarre denn bevor ich ein Don geworden bin sind wir uns nie so nahe gestanden wie jetzt.

Ich war eben einfach nur ihr komischer kleiner Bruder und sie das vier Jahre ältere Vorzeigemädchen.

Groß, ein wenig pummelig und laut wie unser Vater.

Hanna-Dampf in allen Gassen sozusagen, noch dazu mit guten Noten und umzingelt von einer ganzen Horde extrovertierter Freunde die genau so laut und Stimmungskanonen waren wie sie selbst.
 

Nicht dass sie mich nicht gemocht hat. I

Ich meine sicher stritten und streiten wir auch heute noch sehr ausgiebig und piesaken einander liebevoll wie Geschwister das eben tun aber wir sprachen kaum miteinander was vermutlich einfach daran gelegen hatte dass wir nicht gewusst hatten worüber wir uns denn eigentlich unterhalten sollten.

Über meine Bücher oder meine Geschichtne die ich eigentlich nur für mich selber schrieb?. Über ihr Jurastudium und das laute Partyleben mit den verrückten Hühnern aus ihrer Studenten WG?.

Nein wir hatten uns einfach nicht viel zu sagen gehabt .

Bis Arkan kam.
 

Von da an änderte sich zumindest dieser eine Punkt schlagatig zwischen uns denn im Gegensatz zu meinem Vater der den Yirk bis heute so gut es geht ignoriert oder Mama die erst gar nicht gewusst hatte wie sie mit mir als ihrem Sohn in dieser neuen und sehr ungewönlichen Situatin umgehen sollte war Julia von Beginn an sehr interessiert gewesen an meinem neuen"Zustand" und stellte tausende von Fragen .

Schießlich nachdem sie mehrere Tage und Wochen drum herum geschlichen war hatte sie mich-uns- dann sogar gefragt ob sie meinen Platz einnehmen könnte.

Ganz kurz nur wollte sie es tun. Zum Spaß und einfach um zu sehen "Wie es ist."
 

Ich hatte Arkan stillschweigend die Entscheidung überlassen ob er es machen wollte da es ja um ihn ging .Doch ohne lange darüber nachdenken zu müssen hatte er vehement abgelehnt.

Zu Julias grenzenloser Enttäuschung natürlich weil er ihr diese Erfahrung verweigerte..

Aber ganz ehrlich: Ich war verstand Arkan mehr als nur gut und bin bis heute heilfroh darüber dass er den Wunsch meiner Schwester nicht erfüllt hat denn wie ein Testobjekt herumgereicht zu werden steht weit unter dem Respekt den meiner Ansicht nach jedes Lebewesen verdient hat.
 

Abgesehen davon hätte er sich wenn das irgendwie rausgekommen wäre oder Julia seelischen Schaden genommen hätte definitiv strafbar gemacht da man eigentlich erst nach einem speziellen psychatrischen Gutachten und einer gewissen Bedenkzeit überhaupt Wirt werden darf .
 

Der Yirk war über die aktuelle Gesetzeslage schon damals immer mehr als gut informiert und hatte auch denkbar wenig Interesse daran gehabt sein gerade erst erworbenes Aufenthaltsrecht zu verlieren und als Verbrecher nach Kalifornien zurückgeschickt zu werden .
 

Ausserdem war meine Verbindung zu ihm zu dem Zeitpunkt noch ganz frisch.

Anfängliches Vertrauen war zwar da und eine Basis auf der man bauen konnte aber eben noch sehr zerbrechlich und störungsanfällig.
 

Ich weiß auch nicht wie sie sich unser Leben entwickelt hätte wenn Arkan nun zum Beispiel ein junger neugieriger Vertreter seiner Art gewesen wäre und sich auf solche riskanten Spielchen bedenkenlos eingelassen hätte...

Ob sich unsere Beziehung überhaupt zu dem entwickelt hätte was sie heute ist Aber ich bezweifle es stark.

Mittlerweile hat sich Julies anfängliche Sensationslust zum Glück gelegt . Sie kichert schon längst nicht mehr bei jedem Wort das Arkan sagt und betrachtet ihn mittlerweile als einen guten Freund der Familie . Mama sieht es genau so weil sie merkt dass mir mein neues Leben gut tut und ich auch viel selbstbewusster geworden bin seit ich nicht mehr "nur ich" bin. Dafür ist sie dem Yirk unheimlich dankbar auch wenn sie wesentlich länger gebraucht hat als meine Schwester um mit ihm warm zu werden .
 

Sssst!, Sssst!

Das Vibrieren meines Handys auf dem Nachttischchen reißt mich aus meinen Gedanken.

Fahrig greife ich danach und sehe das Briefsymbol auf meinem Display auftauchen.
 

1 Neue Nachricht von : Nina

Nina.

Das Mädchen aus dem Zug...
 

Sie hatte im selben Krankenhaus gelegen in dem ich noch immer bin allerdings im Gegensatz zu mir nur einen Tag und da sie nicht unbedingt in meiner Nachbarschaft wohnt haben wir unsere Telefonnummern ausgetauscht kurz bevor sie mit ihrer Mutter nachhause gefahren war
 

Hallo David!, Fernseher einschalten, Nachrichten!

Schreibt sie.

Dazu noch einen Sender.

Merkwürdig denke ich mir und irgendwie habe ich ein seltsam mulmiges Gefühl aber weil ich trotzdem neugierig bin schnappe ich mir dennoch die Fernbedienung und lege mich zurück aufs Bett. Sowie ich das Gerät einschalte erfüllt auch schom die Stimme einer Nachtichtensprecherin den kleinen stickigen Raum .

Die Tonqualität des Gerätes ist wirklich nicht gut und ich habe bereits den Anfang des Beitrags versäumt aber trotzdem habe ich kruzzeitig das Gefühl die Welt hätte aufgehört sich zu drehen als die Bedeutung der Worte zu mir durchdringt und mir klar wird worum es geht :
 

"...Passagiere hatten einen weiteren Knall gehört als wenige Sekunden später die größere der Beiden Bomben detonierte. Kurz darauf rutschten sechs der 14 Waggons von den Gleisen noch während der Zugführer die Notbremsung des ICE eingeleitet hatte.

Zahlreiche Menschen sind bei dem Unglück am Samstagmorgen ums Leben gekommen, die Angaben der Behörden schwanken zwischen 50 und 70 Opfern. Rund hundert der insgesamt 700 Passagiere und Bahnmitarbeiter wurden nach Angaben der Rettungskräfte verletzt. Was die Drahtzieher des Anschlags betrifft tappen die Ermittler allerdings noch immer völlig im Dunkeln denn nachdem erst Mitglieder der Terrormiliz IS unter Verdacht standen die Bomben gebaut und gezündet zu haben , ist erst vor wenigen Stunden ein Bekennervideo im Netz aufgetaucht.

Fünf mit Sturmmasken vermummte Personen behaupten darin das Attentat als einen Racheakt an den Menschen geplant und ausgeführt zu haben . Weiters geben sie an die Switcher zu sein. Feindliche Yirks die am vierundzwanzigsten Februar zweitausenddrei ein Massaker in der südkalifornischen Touristenatraktion Yeerk City anrichteten und sechs freiwillge Walker kidnappten die bis heute als vermisst gelten.
 

Experten haben allerdings starke Zweifel an der Authentizität dieses Video da sich allem voran die Frage stellt wie solche Yirk-Terroristen solange unbemerkt überlebt haben könnten oder auch wie sie es geschafft haben wollen nach Europa einzureisen. Noch dazu mit unfreiwilligen Wirten deren Gesichter und Fingerabdrücke weltweit amtsbekannt sind und ohne den lebensspendenden Zugang zu Kandronastrahlen.

So gut wie ausgeschloßen beruhigen Experten und auch Issrin Eins-Acht-Drei vom Ya-Terash-Pool ,ein wichtiger Sprecher der deutschen Human Yeerk Alliance stimmt dem zu . Das Video scheint also viel mehr eine Stimmungsmache von Rassisten gegen Yirks zu sein als ein reales Lebenszeichen der Switcher .

Der Bundespräsident hat aber dennoch den Krisenstab einberufen. Weiters wurden der Inlandsgeheimdienst und die Generalstaatsanwaltschaft mit Ermittlungen beauftragt."....-

Alles was zählt

Betäubt vor Schreck sitze ich auf dem Bett und die Stimme der Nachrichtensprecherin hallt in meinem Kopf wieder wie ein hässliches Echo .

Gleichzeitig zittern meine Hände immer noch obwohl ich den Fernseher vor bereits zehn Minuten abgeschaltet habe und mein Hals fühlt sich seltsam zugeschnürt an .

Ausserdem ist mir schlecht...

Furchtbar schlecht und ich habe wirklich ernsthafte Bedenken mich im nächsten Moment mitten auf diesen blütenweißen Laken hockend übergeben zu müssen.

Oje...

Nicht im nächsten Augenblick sondern jetzt!.

JETZT SOFORT!
 

Hastig springe ich auf.

Ich stolpere ins Bad und beuge mich über die Toilette aber obwohl ich gerade eben noch das Gefühl gehabt habe eine heiße Blase würde langsam aber sicher meine Kehle hochsteigen kommt nichts während ich geräuschvoll würge .

Mein Magen rebelliert zwar und mein Bauch fühlt sich an als wolle sich mein Inneres nach aussen stülpen aber trotzdem hält er eisern an seinem Inhalt fest .
 

Oh.Mein. Gott!...

Aufs Äusserste getriggert und erschöpft gehe ich mit wackeligen Beinen zum Waschbecken hinüber als ich mir ziemlich sicher bin dass nicht doch noch etwas kommt und wasche mir erst mal lang und ausgiebig Hände und Gesicht.

Mein Gesicht!...

Einer wächsernen Maske gleich starrt es mich aus dem Spiegel an.

Dadurch dass ich die letzten drei Tage kaum geschlafen habe sind die dunklen Augenringe momentan das einzig Farbige dass ich an mir entdecken kann.

Meine Haare sind leicht fettig und ich kann etwas riechen das...Moment mal!- bäh! ,. Dieser penetrante Schweißgeruch der mich ekelhafter weise an Hühnersuppe denken lässt und mir in der Enge des spartanisch eingerichteten Krankenhausbades in die Nase steigt kommt tatsächlich von mir!.

Pfui Teufel David, kaum bist du mal ein paar Tage auf dich selbst gestellt mutierst du zum Schwein und fängst an zu verratzen und zwar vollkommen!.
 

Voll grenzenloser Verachtung winde ich mich aus dem lächerlichen Nachthemd Marke Kartoffelsack dass mir mindestens zwei Nummern zu groß ist und beschließe erst einmal in aller Ruhe Duschen zu gehen.

Ahhh, duschen herrlich!.

Das Wasser prickelt angenehm auf meiner Haut und für einen Moment kann ich alles vergessen während ich wie in Trance in mitten des warmen Brausestrahls stehe und hinter geschloßenen Lidern in die Dunkelheit starre.

Für ein paar Minuten die sich zur Ewigkeit auszudehnen scheinen bin ich einfach nur ich selbst und ganz für mich in meiner eigenen kleinen Welt .

Dort gibt es keine Sorgen , keine Einsamkeit und keine Erinnerungen an den Zugunfall, die Angst das Blut oder die Leichen.
 

Ich muß mir keine Gedanken darum machen wie ich in der nächsten Zeit an meinem Arbeitsplatz zurecht kommen soll und auch nicht um irgendwelche ominösen Terroristen die sich als die Switcher ausgeben .

Doch leider kann ich nicht ewig duschen.

Viel zu schnell bin ich fertig und das angenehme Gefühl verblasst und lässt mich leicht fröstelnd zurück.

Schnell wickle ich mich in einen kratzigen , sehr steril riechenden Bademantel.
 

Igitt!, Weichspüler mit potentiellen Treibstoffqualitäten sprich Dieselaroma.

In Gedanken seufze ich erschöpft während ich langsam zur Balkontüre am anderen Ende des Krankenzimmers hinüberschlendere und sie schließlich weit aufreiße um frische Luft hereinzulassen denn die Welt hat mich wieder- aber wenigstens bin ich jetzt etwas klarer im Kopf und habe mich ein wenig beruhigt.
 

Ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und auch wenn es schrecklich war und sich vermutlich für ewig in mein Gedächtnis gegraben hat sodass ich zwanzig Jahre später bestimmt immer noch manchmal daran denken muß und Alpträume mich heimsuchen werden, wird mein Leben im hier und jetzt früher oder später wieder in geregelten Bahnen weiterlaufen.
 

Ich bin nicht tot und alle die mir wichtig sind oder nahe stehen sind ebenfalls noch am Leben und das ist alles was zählt .
 

Diese nicht unbedeutende Tatsache sickert mir allmählich ins Bewusstsein und während der kühle Frühlingswind mir durch die noch etwas feuchten Haare fährt und ich die hinter den Wolken hervorblinzelnde fahle Morgensonne anstarre wird mir klar, dass sich meine Gedanken gerade eben wie die von Arkan angehört haben .
 

Vielleicht hast du ja doch Recht Freund Yirk und ich werde langsam aber sicher doch mal endlich erwachsen, schicke ich gleich hinterher .

Allerdings habe ich nicht wirklich Zeit noch lange darüber nachzudenken dass ich meinem besten Freund immer ähnlicher werde als es plötzlich an meiner Tür klopft .

Doktor Bogner!, bitte lass es Doktor Bogner sein! denke ich hoffnungsvoll denn eben jener Arzt hatte mir gestern abend noch versprochen dass ich nach der heutigen Visite zu an hundert prozentig grenzender Wahrscheinlichkeit nachhause gehen darf und mittlerweile ist es halb zehn ohne dass einer der heilenden Helfer mein Zimmer auch nur annähermd betreten hätte.
 

"Herein."

Rufe ich deshalb vermutlich auch einen Ticken zu laut und als sich die Tür öffnet werden meine Gebete tatsächlich erhört: Allerdings ist es nicht nur Doktor Bogner der von einer Gefolgschaft aus aufmerksam lauschenden Weißkitteln flankiert eintritt sondern auch ein hochgewachsener stämmiger Junge mit Sommersproßen auf der Nase und fuchsroten Locken auf dem Kopf.

Rafael .

Ein sozusagen noch taufrischer Volontär aus dem YFCC.

Nicht falsch verstehen . Rafael ist nett.

Ich mag ihn und wenn man es genau nimmt könnte man den Jungen da wir uns mindestens einmal im Monat treffen und auch via Mail zwecks seines Monitorings ziemlich regelmäßig miteinander schreiben fast als so etwas wie einen ziemlich guten Bekannten, um nicht zu sagen lockeren, sehr lockeren Freund zu bezeichnen.
 

Allerdings wirklich nur fast denn er ist fast eineinhalb Jahre jünger als ich und auch wenn er ein wirklich, wirklich netter Kerl sein kann kann macht ihn seine überschwängliche, dauerfröhliche Art manchmal einfach nur anstrengend.

Das selbe gilt für seinen Yirk.

Dem kann man es allerdings im Gegensatz zu Raff kaum vorhalten da er um einiges jünger ist als der Bursche.

Ein Kind so zu sagen.
 

"Hi David, na alles senkrecht?" Begrüßt er mich auch sofort in gewohnt optimistischer Raffi-Manier und ginst dabei von einem Ohr zum anderen wie ein Honigkuchenpferd.

"Hi Raff ." Seufzte ich und bemühte mich gleichzeitig meine Mundwinkel ebenfalls krampfhaft nach oben zu ziehen ohne es all zu sehr wie ein Zähnefletschen aussehen zu lassen.
 

Meine Güte, ein dreiäugiges Gullimonster könnte kaum schöner lächeln...

Wieder vereint

Ja eigentlich bin ich ja selber Schuld!. Selber schuld und undankbar noch dazu! denke ich während Doktor Bogner , ein fülliger Herr mitte vierzig mit strengen eisblauen Augen und Halbglatze - meinen Blutdruck die Reflexe , Pupillen und so weiter untersucht und die anderen Ärzte weitgehend schweigend rund um mein Bett aufgereiht stehen.
 

Immerhin verschenkt Rafael einen ganzen Tag seiner Freizeit weil ich sein Angebot Arkan abzuholen und mich nach meiner Entlassung mit seinem Auto nachhause zu fahren sofort angenommen habe obwohl er sicher genug damit zu tun hat sich auf sein Studium vorzubereiten, der ehrenamtlichen Arbeit im YFCC nachzukommen und seinen drei jüngeren Geschwistern den einen oder anderen Gefallen zu tun , die natürlich auch mit beiden Händen feste zugreifen wenn es darum geht irgendwann, irgendwie irgendwohin zu kommen.
 

Schließlich hat er im Moment als Einziger von den Vieren den Führerschein und seine Eltern sind beide Selbstständige die auch nicht gerade verlegen darum sind eine Menge Arbeit auf ihren Ältesten abzuschieben.

Wenn ich ehrlich bin fühle ich mich auch wirklich nicht gut dabei und habe das Gefühl den armen Kerl auszunutzen .

Aber zusammen mit meinem Vater in ein Auto eingepfercht zu sein und dann wahlweise entweder drei Stunden angeschwiegen oder mit dämlichen Fragen bombardiert zu werden gehört nun wirklich nicht zu meinen Vorstellungen von einem entspannten Nachmittag und wäre mir noch viel mehr zu wider gewesen als alles andere was sonst noch zur Auswahl gestanden hätte .
 

Ausserdem ist es unterDons auch einfach ein ungeschriebenes Gesetz einander wo es geht unter die Arme zu greifen .

Immerhin sind wir eine ziemliche Minderheit , umgeben von tausendenDont´s von denen nach vie vor mindestens fünfzig Prozent den Yirks bestenfalls kritisch und ablehnend gegenüberstehen und somit auch uns.
 

Deshalb wird das Wort "Miteinander" ziemlich großgeschrieben und ist bei weitem nicht nur unseren Donees gegenüber quasi Programm.

Will heißen : So gut wie jeder Volontär oder Don in Deutschland- ganz egal ob er mich persönlich kennt oder nicht- hätte vermutlich alles versucht um mir in selber Weise eine Hilfe zu sein wie jetzt Rafael.

Es gehört einfach zu unserem inoffiziellen Verhaltenskodex und ist etwas dass wir mit dem berühmt berüchtigten"Sharing" zu Kriegszeiten gemeinsam haben.

Ta ta-ta-taaa!, und noch ein Grund warum uns viele Leute nicht mögen oder unheimlich finden aber nicht nur deshalb.
 

Auch ohne diese lästige Vorgeschichte der Yirkinvasion währen hilfsbereite Leute wie wir unseren Mitmenschen einfach nur unheimlich denn so böse es jetzt auch klingen mag : Besonders Fremden bedingungslos zu helfen gehört nicht unbedingt zum natürlichen Verhaltensreportoire der menschlichen Rasse.

Ja meistens kriegt Homo Sapiens es ja nicht einmal bei mehr oder weniger guten Bekannten hin sowie es um irgendetwas größeres geht und lässt sich lieber irgendeine blöde Ausrede einfallen warum es denn ausgerechnet jetzt gerade nicht geht anstatt einfach mal über den eigenen Schatten zu springen und Zeit in einen Mitmenschen zu investieren.

Nicht Ehrlichkeit hat uns klüger gemacht sondern das Lügen. Traurig aber wahr und vor allem wissenschaftlich belegt.
 

"So Herr Lawson,"

Doktor Bogner knipst seine Augentaschenlampe aus und reißt mich damit aus meinen Gedanken.

"Sieht gut aus. Sogar sehr gut. Vorallem weil Sie sich seit gestern nicht mehr übergeben haben und das MRT absolut unauffällig war. Gerade wenn man ihre doch sehr ähm...besondere Alltagssituation berücksichtigt ist es ja erforderlich größte Vorsicht walten zu lassen wenn es um Kofpverletzungen geht aber ich denke wir können Sie bedenkenlos Nachhause entlassen."

"Danke sehr ." Sage ich leise und muß gleichzeitig wegen dieser aalglatten, politisch korrekten Formulierung "besondere Alltagssituation" einbisschen lachen.
 

Schließlich wissen wahrscheinlich so gut wie alle Dokroren die momentan hier im Raum versammelt sind dass ich permanenter Wirt für einen Yirk bin und wenn ich ihnen der Reihe nach in die Augen schaue kann ich von Ekel über Hass und Mitleid bis hin zu beinahe groupiehafter Bewunderung so ziemlich jede Emotion entdecken zu der ein menschliches Wesen fähig ist und ich hasse es .
 

Ich hasse dieses wortlose Starren so abgrundtief dass es fast schon wie eine körperliche Krankheit ist .

Weil es im Grunde zu nichts weiter führt als zu unausgegorenen ,verschämt von Ohr zu Ohr geflüsterten Halbwahrheiten und Angst.

Weil es Menschen von einander trennt .

Wieviel einfacher wäre das Leben doch wenn einfach jeder mal seinen verdammten Mund aufmachen und augenblicklich all die Fragen stellen würde die ihm gerade auf der Seele brennen.

Die Welt wäre eine bessere, ich weiß es einfach und oft stelle ich mir sogar vor dass ich plötzlich einfach in die Köpfe meiner Artgenossen sehen und die darin verborgenen Gedanken lesen kann wie Arkan meine.

Dass ich das schweigende Gemurmel im hintersten Winkel ihrer Gehirne einfach nur ans Tageslicht zerren und sie zwingen kann mit mir darüber zu sprechen und zuzuhören doch leider ist soetwas unmöglich und selbst wenn nicht würde ich es nicht tun .

Ich bin nicht stark- zumindest nicht auf diese Weise.
 

Deshalb lasse ich auch einfachhalber die schöne Illusion ich wäre einfach zu blöd dazu um ihr Geglotze zu bemerken und warte bis es vorrübergeht und sie im Gänsemarsch allesamt mein Zimmer verlassen.
 

"Puh, das war jetzt ganz schön strange. Da fragt man sich ehrlich ob jetzt nur wir Ausserirdische im Kopf haben oder die auch. Na ja, unsere haben auf jeden Fall die besseren Manieren"

Sagt Rafael zu mir als sich die Tür geschloßen hat und de letzten Schritte auf dem Gang endlich verklungen sind.

Er will einfach nur witzig sein und die Stimmung etwas heben ganz klar, aber mir ist einfach nicht nach Lachen zu Mute.

" Hör mal Raff , sag mal hättest du was dagegen wenn wir das mit Arkan gleich machen solange wir allein sind ?." Wechsle ich deshalb das Thema.
 

Rafael weiß natürlich sofort was ich meine und holt einen kleinen mattsilbernen Transportbehälter aus seinem Rucksack der vom Aussehen her ziemlich an eine gewöhnliche Thermosflasche aus Metall erinnert.

Sofort nehme ich ihn an mich und gehe damit ins Bad.

Warum genau ich die Tür zuziehe und absperre weiß ich nicht, aber wenn ich daran denke dass irgendwelche Wildfremden einfach reinplatzen könnten während ich oder Arkan so absolut hilflos sind wie man es als wirtsloser Yirk beziehungsweise Wirt während eines Infestationsvorganges nun einmal ist wird mir ganz anders.
 

Eine irrationale Angst, ich weiß.

Besonders deshalb weil die meisten Leute auch wenn sie es wahrscheinlich eklig finden würden zu beobachten wie ein Alien in meinen Kopf kriecht nichts tun würden ausser zu starren oder sich zu übergeben.

Aber trotzdem bin ich heilfroh über die Erfindung des Schlosses als ich schließlich den Behälter öffne , etwas von der darin befindlichen Flüssigkeit über das kleine Waschbecken gebeugt auf meine freie Hand gieße und kurz darauf Arkan aus dem Transportdingens fische.
 

Im Handling mit Yirks bin ich- verständlicherweise - bereits routiniert aber es ist dennoch immer wieder seltsam zu realisieren wie wenig ihnen ihre Intelligenz in ihrem natürlichen Zustand bringt .

Zwar haben sie eine Art Sonar zur Orientierung ,einen guten Geruchsinn und können Körperwärme wahrnehmen aber sie haben keine Möglichkeit sich zu verteidigen und sind ausserhalb eines flüssigen oder zumindest feuchten Millieus absolut hilflos.

Arkan kennt mich.

Er vertraut mir und hat niichts dagegen wenn ich ihn anfasse in sofern es notwendig ist aber ich soll es dennoch immer nur möglichst kurz tun und auf das Nötigste beschränken.
 

Dieses Mal würde ich mir dennoch gerne etwas mehr Zeit lassen . Vor allem weil an den Seiten von Arkans Körper die inzwischen nur zu vertrauten zwei kleinen Stellen entdeckt habe wo die normalerweise graugrüne Haut ins lachsrosane changiert und ich mir absolut sicher bin dass das als ich ihn am Morgen vor dem Zugunglück das letzte mal so genau gemustert habe noch nicht da war .

Besorgt beiße ich mir auf die Unterlippe denn diese Dinger kommen und gehen Wie eine Art Ausschlag , meistens kurz vor der Häütung und manchmal machen sie genau dabei auch die meisten Probleme.

Oft habe ich meinen Yirk schon danach gefragt aber Arkan spricht nicht gerne darüber wie er sie sich zugezogen hat und sagt es ist nicht schmerzhaft und nur ein lästiges Andenken an eine alte Verletzung mit dem er von Zeit zu Zeit leben müsste...
 

Schnell schüttle ich die Gedanken ab denn ich weiß besser als jeder andere dass es nichts bringt darüber nachzugrübeln weil Arkan mir auch dieses mal nicht mehr dazu sagen wird als sonst. Aber er würde es mir ganz sicher übelnehmen wenn ich ihn jetzt noch länger der trockenen Raumluft aussetze .

Deshalb halte ich den Yirk schließlich ohne noch lang zu überlegen an mein Ohr und fühle bereits nach wenigen Sekunden wie er langsam in meinen Gehörgang gleitet.
 

Es fühlt sich kalt und eklig an und ist noch dazu ziemlich unangenehm- zumindest am anfang aber zum Glück sondert Arkan fast sofort einen Stoff ab der mein ohr betäubt.

Auch wenn ich natürlich trotzdem spüre wie er weiterkriecht.

Schließlich berührt er mein Gehin.

Die grauen Zellen selbst haben ja eigntlich keine Nerven aber ich merke es trotzdem und zwar daran dass ich schrittweise paralysiert werde .

Immer mehr in kleinen Stufen verliere ich jedes Gefühl für meinen Körper und auch wenn ich alles für Arkan tun würde, gebe ich zu dass dieses Gefühl eines von den Dingen ist die ich am Wirtsein absolut nicht ausstehen kann.

Leider kann man aber nichts dagegen tun ausser die Zähne zusammenbeißen- wobei man ja in der Situation nicht mal das kann....
 

<Hallo David.Es ist schön zu sehen dass es dir gut geht. Allerdings ist da noch mehr... Du bist besorgt. Darf ich erfahren warum? >Sagt er auch gleich in gewohnt ausgeglichener Art nach dem alle Verbindungen zu meinem Körper da sind wo sie hin sollen.

Gleichzeitig merke ich aber auch wie er meine Erinnerungen anzapft noch bevor ich in Gedankensprache eine Zustimmung formuliert habe aber ich bin ihm nicht böse deshalb. Schließlich ist es ja tatsächlich wie bereits gesagt: Sprechen, so wie ich es mit anderen Menschen gezwungener maßen tue ist zwischen Arkan und mir nicht wirklich nötig.

Er weiß was ich weiß und möchte oder nicht möchte im selben Moment wo der erste Gedanke an eine Antwort aus meinen Gehirnwindungen schlüpft.

<So, so sie behaupten also Yirks zu sein . >

Meint er schließlich als er fertig ist .
 

Zu meinem grenzenlosen Erstaunen fühlt Arkan sich dabei allerdings weit mehr nachdenklich und unsicher an als tatsächlich interessiert und seine Emotionen färben auf mich ab und machen mir Angst denn ich weiß dass er nichts anderes als die Nachrichten meint.
 

Denkt er denn wirklich dass es wahr ist?

Dass diese ...diese Switcher noch leben und den Zug gesprengt haben?!.

<Alles ist gut David und nein, ich denke nicht dass es tatssächlich Yirks oder gar die Switcher waren die das getan haben. Viel mehr glaube , oder besser gesagt h o f f e ich dass deine Landsleute mit ihren Vermutungen richtig liegen.>

Antwortet Arkan.

Er versucht mich zu beruhigen und meinen Körper daran zu hindern noch mehr Adrenalin auszustoßen aber das ist sinnlos solange ich auch nur ansatzweise fühle dass er selbst im Moment am liebsten nicht in seiner - beziehungsweise meiner Haut stecken würde.

Absolut sinnlos!.
 

<Ja mein Freund das ist es. Allerdings fühlst du gerade auch nur meine Emotionen ohne die dazugehörigen Gedanken zu kennen und diese kann ich zwar von dir abschirmen, aber gleichzeitig den Umstand dass ich mich sorge, genauso wenig unterdrücken wie du. Was ich allerdings vermute und weiß über die Switcher... Ich denke dass es dir nicht gefallen wird davon zu erfahren.>

Confessions

Was er dazu vermutet oder weiß?!

Was bedeutet das ?

Was weiß er?

Was hat er mit den Switchern zu tun?

Der Unfall und damit verbundene Stress...

Ist das vielleicht der Grund warum diese verdammten rosa Flecken jetzt wieder aufgetaucht sind ?

Ist er vielleicht immer noch verletzt?
 

Ich spüre Arkans Unwillen sobald ich intensiver darüber nach denke aber warum?.

Bislang hatten wir doch noch nie Geheimnisse voreinander.

Warum dann jetzt wo ich ihn am nötigsten brauche?

Warum ist er auf einmal so distanziert und abweisend, oder bin ich es?

Liegt es vielleicht an mir?

Warum?

Was habe ich falsch gemacht?.
 

Verwirrt bringe ich keinen vernünftigen Gedanken zu Stande.

Besonders weil Arkans Emotionen mich zusätzlich durcheinander bringen.

Da ist zum Beispiel der dezente aber doch unübersehbare Hauch von Reue inmitten von Zweifel und...Furcht!.

Ja eindeutig!.
 

Arkan hat Angst!.

Aber warum?

Wovor?...
 

Genau kann ich es nicht sagen denn es entgleitet mir sobald ich mich darauf konzentriere und versuche danach zu greifen doch es ist eindeutig da. Da ist etwas das-

<David, nein!>

Sanft aber bestimmt distanziert der Yirk sich mental kurzzeitig noch mehr von mir und verstärkt seine geistige Abwehr .

Es fühlt sich an wie ein leichter Schlag oder besser gesagt eine Art Entladung telepathischer Energie die all meine unsinnigen Gedankenkreise mit einem Mal zum Stillstand bringt .
 

Gleichzeitig kommt zu den übrigen negativen Regungen seinerseits die nun deutlich gedämpft auf mich einströmen auch noch leichter Ärger über meine Ungeduld dazu.

<Ich werde mit dir sprechen, allerdings nicht sofort und auf keinen Fall wenn du noch einmal versuchen solltest etwas mit Gewalt aus mir herauszuziehen. Ja ich weiß. So war es nicht gemeint aber dennoch... Du bist im Moment so voller Angst und Zweifel dass du mental panisch um dich schlägst wie ein Ertrinkender . Gleichzeitig strömen all deine Fragen auf mich ein so dass ich garnicht weiß welche davon ich zu erst beantworten soll. Deshalb sage ich dir jetzt beruhige dich!. Komm zur Ruhe und lass mir wenigstens ein wenig Zeit meine Gedanken zu ordnen. Danach werde ich mit dir sprechen>

<Wann?

Frage ich nur währennd Arkan das Transportgefäß in dem er vor wenigen Minuten noch gesteckt hat abwäscht und mit Papierhandtüchern abtrocket.

<Bald.>

Antwortet er als er schließlich mit meinen Händen die Tür öffnet und zu Rafael hinausgeht .

"Hey!.Geht es dir gut?"

Fragt der Junge sofort und sieht besorgt aus .
 

Anscheinend waren Arkan und ich also eine ganze Weile im Bad.

"Ja.Danke Rafael für alles was du für David und mich getan hast und tust."

"Keine Ursache Arkan, hab ich doch gern gemacht...Ich meine w i r . Wir haben das gern gemacht!."

Antwortet der junge Volontär nur .

Gleichzeitig grinst er schon wieder von einem Ohr zum anderen und mir wird klar dass er das sogar für seine Verhältnisse etwas zu oft tut seit er da ist.

Ausserem bewegt er sich merkwürdig und starrt alles um ihn herum an als würde er es zum ersten Mal sehen.

Pan!

Das ist nicht Rafael sondern Pan und das die ganze Zeit schon!.

Schlagartig wird mir das klar.
 

In Gedanken muß ich sogar ein wenig lachen weil sie mich so richtig an der Nase herumgeführt hat.

Gut gemacht Kleine! Denke ich mir aber mein Yirk findet das keines wegs komisch .

<Nein nicht gut denn die Fähigkeiten dieses Yirks sind nicht ausgereift und er ist auffällig . Deshalb gehört er auch zurück in den Pool anstatt in einen Wirt.>

Widerspricht er mir.

Gleichzeitig zieht er missbilligend meine Stirn kraus und sagt etwas.

"Iniss Eins-Null-Zwei-Zwei der Untere "

Nur ihren Namen und ihre Bezeichnung, mehr nicht.

"Arkan Vier-Fünf-Sechs vom Sulp-Niar-Pool...Sub-Visser, möge...möge das Kandrona...- das Licht des Kandrona auf dich scheinen und dich stärken."

Stottert die junge Yirk eingeschüchtert vom strengen Blick des Älteren.

Eigentlich- das weiß ich- müsste Arkan nun mit ´und auch dich´ antworten doch er lässt sich Zeit und starrt Pan stattdessen immer noch an die immer kleiner und kleiner zu werden scheint.

<Ach bitte Arkan>

Sage ich als es mir zu viel wird das mitanzusehen.

<Sie ist doch nur ein Junges... Ein Kind. Warum bist du immer so streng mit ihr?. Ich meine hallo, die Invasion ist vorbei und es ist okay ein Yirk zu sein. Sie muß sich nicht hinter einem Menschen verstecken um sicher zu sein..>

<Ja, noch nicht aber das kann sich ändern. Schneller als man denkt und dieser Yirk kann nur zwei Tage ausserhalb des Pools überleben und er könnte seine Tarnung nicht einmal aufrecht erhalten wenn er es müsste .Genau das macht sein Verhalten welches du als harmloses Spiel siehst zu einer Gefahr für sich ,seinen Wirt und alle die ihn kennen.>.

Ja ist schon okay, denke ich mir und fühle trotz des leichten Ärgers wie die Angst in mir hochkommt.
 

Nur zu gerne würde ich Arkans Worte als übertrieben abtun, mir einreden das wären nur die Überreste verstaubter Ansichten von denen er sich nicht lösen kann weil er selbst so aufgewachsen ist. Als einer von vielen in einem System das individuelles Denken und Fühlen weitestgehend unterbunden und als schwach verachtet hatte und zugleich in ständiger Todesangst vor denen die über ihm gestanden waren.

Aber es gelang mir nicht ganz denn auch wenn die Yirks seit Seerows Güte alle ihre Nachkommen auf diese Weise gedrillt und einer Gehirnwäsche par Ecellence unterzogen hatten um gute Soldaten für das Imperium heranzuzüchten ist da mehr.

Sorge .

Sorge um unsere Zukunft und um diesen jungen Yirk.

<Was verheimlichst du mir?>

Frage ich frustriert doch Arkan antwortet mir nicht.

" Nenn mich nicht Sub-Visser und übergib die Kontrolle wieder an den Menschen, Kal-Ha-Katha, Sofort!."

Sagt er stattdessen nur.

Seine Stimme ist leise, kalt wie Eiswasser das über glatte Steine rinnt und Rafael sieht ihn im nächsten Moment mindestens so verstört an wie ich mich fühle als Arkan nun schweigend meine wenigen Wertgegenstände an sich nimmt und wir alle vier das Zimmer verlassen.
 

Auch in Raffs Auto einem uralten blauen Nissan Micra den er meistens liebevoll Schlumpf nennt- manchmal auch weniger liebevoll blöde Dreckskarre- schweigen wir uns eine Weile nur an.

Das gleichmäßige Brummen des Motors und das leise Gedudel des schlecht eingestellten Radios sind lange die einzgen beiden Geräusche auch nach dem Arkan mir kaum dass er auf den Beifahrersitz gerutscht ist die Kontrolle über meinen Körper zurückgegeben hat.
 

Erst als nach einer halben Stunde leichter Regen einsetzt und sich schließlich soweit steigert dass Raff die Scheibenwischer einschalten muß scheint er bereit wieder mit mir zu sprechen.

"Tut mir leid, sagt er und hört sich dabei wirklich niedergeschlagen an.

"Ich meine ich weiß ja wie Arkan... wie er auf Pan reagiert. Noch schlimmer als auf die anderen Yirks die nach der Invasion im Berliner-Pool geboren worden sind aber sie hat so lange gebettelt weißt du da habe ich...-"

"Hey, schon gut, ich weiß was du meinst." Seufzend drehe ich das Radio ab und höre in mich hinein. Ich wünsche mir dass Arkan mir endlich erklärt was hier los ist aber weiterhin verhält er sich still als wäre er gar nicht da.

Stattdessen redet Rafael weiter .

"Ja. Sicher weißt du das. Du kennst Pan ja auch schon länger als ich aber weißt du warum Arkan sie ständig so runter machen muß?. Ich meine sicher weiß ich warum aber das ist der reinste Kindergarten zwischen den Beiden und heute ist er wirklich zu weit gegangen. Sie ist völlig verstört!."

"Nein ich weiß auch nicht warum er nicht endlich damit aufhören kann." Sage ich wahrheitsgemäß denn ganz verstehe ich es wirklich nicht.

"Aber ich glaube dass er einfach denkt dass sie sich nicht so offen zeigen sollte, gerade wegem ihrer Defizite. Dass...dass niemand sofort sehen oder ahnen sollte was sie ist weil es sicherer ist für uns alle...- Also ich denke das nicht aber Arkan. Seit dem die Nothlits dieses eine Flugzeug vom Himmel geholt haben ist er irgendwie angespannt und jetzt wo auch noch diese Scheiße mit dem Zug passiert ist...seit uns das passiert ist, ist es irgendwie noch schlimmer geworden. Er macht sich Sorgen dass die Leute demnächst Amok laufen und auf Yirks losgehen oder sonst irgendwie durchdrehen glaube ich."

"Du meinst wegen den Internet-Spinnern die sich als die Switcher ausgegeben haben?"

"Ja,genau."

"Ja aber das ist doch lächerlich, David!"

Rafael lacht.

"Ich meine das waren keine Yirks und schon gar nicht diese Switcher. Jeder Volltrottel und sogar wenn es der bescheuertste, rassistischste Don´t ist der auf diesem verfluchten Planeten rumläuft weiß dass Yirks Kandronastrahlen zum überleben brauchen. Wie sollen diese Switcher-Arschlöcher dann also ganze vierzehn Jahre überlebt haben, ohne einen Hauch von Kandrona und mit Wirten die sie am liebsten tot sehen würden?. Das waren einfach Rassisten- Wichser und sonst nichts . Das glaubst du doch auch , oder Diver?."

"Ich weiß es nicht."

Sage ich wieder und langsam komme ich mir wirklich bescheuert vor .Gleichzeitig habe ich das Gefühl dass dass der einzige Satz ist den ich im Augenblick beherrsche.
 

Rafael scheint das auch zu denken denn er schnaubt nur verächtlich und fügt hinzu

"Menschen sind nicht so ganz so blöd wie du denkst Arkan. Sicher manche von uns sind ganz schöne Idioten aber nicht alle okay. Menschen sind vernünftig, die verstehen was da abgeht. Was sollen denn die Leute deiner Meinung nach tun ?, sich zu Gruppen zusammenrotten und Yirks-mordend durch die Straßen ziehen wie es der Pöbel vor siebzehn Jahren in Kalifornien mit diesen Holdouts gemacht hat?"

"Holdouts?"

Frage ich nur denn diesen Ausdruck habe ich noch nie gehört.

"Ja ,

Raff sieht mich kurz an und verdreht dann leicht genervt die Augen.

"Sag mal Arkan Vier-Fünf-Sechs vom Sulp-Niar-Pool , da machst du immer einen auf so weise und erfahren und dann... Na ja ist ja auch egal. Die Holdouts waren jedefalls die letzten Yirks die sich so lange es ging vor den Menschen versteckt haben. Einpaar von denen haben sogar ihre eigenen Artgenossen gefressen oder diese Ahorn - Ingwer-Instanthaferflocken um nicht von den Menschen entdeckt zu werden.

Sie hofften doch noch irgendwie gerettet zu werden von ihren geflohenen Vorgesetzten oder was weiß ich wem. Na ja auf jeden Fall wurden sie irgendwann von einem Haufen wütender Leute augestöbert und regelrecht gelyncht aber nicht einfach durchs Festhalten damit sie an Kandronamangel sterben. Nein. Sie haben die Wirtskörper dieser Typen entweder solange geschlagen und gewürgt bis sie fast gestorben sind damit die Yirks sie verlassen oder unter Strom gesetzt oder ertränkt...Die waren sehr erfinderisch was das angeht das kannst du mir glauben."

"Okay.Jetzt weiß ich warum Arkan mir das nie erzählt hat."

Erwiedere ich und versuche dabei cool zu klingen aber ich schaffe es nicht.

Gottseidank sagt Rafael nichts mehr darauf und konzentriert sich wieder auf die Straße denn ich wüsste nicht was ich dann noch antworten soll.

<Soviel also dazu dass Menschen vernünftig sind Freund Rafael. Gut auf einzelne Personen mag das durchaus zutreffen aber in der Menge... in der Menge sind Menschen wie auch wir Yirks nichts weiter als gefährliche dumme Tiere. >

<Arkan!>
 

Erfreut dass er sich nun doch wieder mal zu Wort meldet konzentriere ich meine Aufmerksamkeit auf den Yirk.

<Und? Wie du siehst bin ich jetzt ruhig. Vollkommen ruhig, auch wenn mir von dieser Holdout-Geschichte ganz schlecht ist. Willst du mir jetzt also endlich sagen was du weißt oder soll ich noch länger warten?.>

<Nein, ich will dir alles sagen was du wissen sollst.>

Antwortet Arkan gleichmütig.

Gleichzeitig erreicht mich ein mentales Lächeln und zum aller ersten mal seit wir wieder zusammen sind , fühlt sich unsere Verbindung so an wie früher.

Die tiefe Vertrautheit und freundschaftliche Zuneigung.

Das Gefühl verstanden zu werden und geborgen zu sein und mir wird klar... nein ich weiß dass ich mit allem fertig werde was immer mir Arkan auch zu sagen hat und zwar zu hundert Prozent!.
 

< Gut, denn das wird nun auch nicht leicht werden. Weder für mich darüber zu sprechen noch für dich es zu hören. Es kann auch durchaus sein dass du mir danach misstraust oder mich sogar hasst aber dennoch. Ich muß es riskieren. Eigentlich ist es jetzt bereits zu spät aber die letzten vier Jahre waren einfach zu schön um wahr zu sein. Ich habe nicht gedacht dass so ein Leben wie ich es dank dir führen durfte für eine Kreatur wie ich lange Zeit eine war überhaupt möglich ist und es deshalb vermieden zuviel an Vergangenes zu denken. Ich wollte es weit hinter mir lassen um dieses Glück nicht zu zerstören ... Ich wollte dich nicht verletzen oder unsere Freundschaft durch noch mehr Negatives belasten als du ohne hin schon weißt aber heute und hier, nur knapp dem Tod entronnen und in Anbetracht der Tatsachen muß ich es tun.

Zu allererst muß ich dir gestehen dass ich die Yirks die ihr die Switcher nennt kenne... oder besser gesagt kannte und sie mich, nun ja zumindest ein paar von ihnen kennen mich nicht nur als Sub-Visser Neunzehn und dann zweifle ich auch keine Sekunde daran dass sie noch leben. Was ich nicht denke ist dass sie sich hier in Europa aufhalten aber wenn doch ... nun ja das möchte ich mir gar nicht erst vorstellen da ich weiß nur zu gut warum sie hier wären: Rache. Rache an den Menschen und all den anderen Yirks die einen Wirt haben da sie sich von uns verraten fühlen und vergessen.Verdammt dazu im kalifornischen Main-Pool zu verfaulen während Artgenossen wie ich in Wohlstand und Freiheit leben. Sie denken die Menschen sind nicht besser als die Andaliten die uns ebenfalls zu anfangs ihre Freundschaft angeboten und Hoffnung auf ein besseres Leben gemacht haben um dann kurz darauf alles durch ihre Dummheit zu zerstören. Ja und zu meiner Schande muß ich zugeben dass ich eine Zeit lang genauso dachte.

Halbwahnsinnig und am Ende meiner Geduld spielte ich mit dem Gedanken mich den Switchern ...nun sagen wir mich ihnen anzubieten als im Pool das Gerücht laut wurde einige von uns würden einen Aufstand dem Warten vorziehen .>

<Okay,>

Sagte ich und war mehr verwirrt als schockiert denn mit etwas ähnlichem hatte ich bereits gerechnet.

<Aber das hast du nicht getan oder?.>

<Nun etwas lief schief, nicht nach Plan. Dadurch wurde ich von ihnen getrennt und dann... >

Wieder Arkans mentales Lächeln.

< Sieben Jahre später bist du gekommen . Ein Kind warst du. Unvoreingenommen. Neugierig und unschuldig...Du hast mir gezeigt dass unser Schicksal nicht allen Menschen gleichgültig ist und mich gerettet David, meine Seele wenn du so willst.>

<Jetzt trägst d u aber dick auf.>

Sage ich in Gedanken.

völlig perplex und fühle gleichzeitig wie mir vor Rührung Tränen über die Wangen laufen.
 

Hastig wische ich sie weg und drehe mich zum Seitenfenster damit Rafael es nicht sieht und anfängt Fragen zu stellen.

<Nun nenn es wie du willst aber es ist die Wahrheit!.>Ich merke wie erleichtert Arkan ist dass ich ihn nicht für etwas hasse was er nur beinahe getan hat.

Allerdings nur kurz und seine Freude wird von tiefer Traurigkeit überschattet während er forfährt

< So und nun wo das geklärt ist was ich weiß zum schwierigen Teil , was ich glaube denn ganz egal ob es nun menschliche Terroristen oder doch feindliche Yirks sind , für Wirte könnte es in nächster Zeit sehr unsicher werden. Die Menschen haben Angst und machen Yirks und Nothlits dafür verantwortlich. Ja ich weiß, du hast bewusst so gut wie niemanden in dein Geheimnis mich betreffend eingeweiht. Nur deine Familie und die Leute aus dem Yeerk Friendship & Communitycenter wissen dass du ein Wirt bist aber ich würde mich nicht darauf verlassen dass es so bleibt. Möglicherweise werden in den nächsten Tagen noch mehr schlimme Dinge passieren. Durch mich - insofern jemand erfährt dass ich in dir bin - könntest du auch ins Visier bestimmter Leute geraten und das möchte ich nicht riskieren.... David, ich habe lange darüber nachgedacht aber es gibt keinen anderen Weg. Du mußt mich zum Pool des YFCC zurückschicken. Sag es Rafael!. Für ihn ist es leichter. Kein Umweg . Er wird es tun wenn du ihn darum bittest .>

'

Mut

Glaube mir ich selbst würde es auch vorziehen zu bleiben . Oh ja du kannst dir nicht vorstellen wie sehr mir der Gedanke widerstrebt demnächst wieder das Leben einer blinden hilflosen Schnecke zu führen und aus reinem Egoismus heraus habe ich dich auch hingehalten vorhin im Krankenhaus und versucht einen anderen Weg zu finden doch es gibt keinen. .>

Sprach Arkan weiter doch ich hörte ihn gar nicht.
 

Nein!

Dieses Wort ist alles was ich stattdessen denken kann.

Stumm schreie ich es richtig gehend aus mir heraus und balle meine Hände zu Fäusten bis die Knöchel weiß hervortreten und meine Nägel sich schmerzhaft fest in meine Handflächen graben.

Ja ich weiß!.

Eigentlich sollte ich entsetzt sein , traurig oder ängstlich - irgendetwas in der Richtuung aber das bin ich nicht .

Viel mehr da die Worte wütend, enttäuscht und verletzt.

Wütend darüber dass Arkan all den Zweiflern , Rassisten und Hassern ... vorallem denen und damit schluß endlich auch den Terroristen, wer immer sie auch sind, genau das gibt was sie wollen.
 

Enttäuscht über eine Feigheit die ich ihm nie zu getraut hätte und vor allem verletzt.

Verletzt darüber dass der Yirk mich schluß endlich einfach im Stich lassen möchte denn egal was für schöne Worte er finden möchte für seine Tat, er tut es doch.

Mich verraten. Mich allein lassen.

Nur mit mir selbst in mitten einer Welt gegen die ich nicht ankomme weil sie mir an manchen Tagen viel zu laut erscheint.
 

Da sind einfach viel zu viele Erwartungen die ich nicht erfüllen kann , Schemata in die ich nicht passe.

Dinge die sich zu schnell ändern und von jedem einzelnen verlangen sich gefälligst anzu passen .

Die jenigen die es nicht schaffen bleiben zurück.
 

Alle wenden sich von ihnen ab und genau das will jetzt auch Arkan tun!.

Mich verraten und im Stich lassen ,genauso wie es alle anderen zu denen ich irgendwann in meinem Leben eimal mühsam Vertrauen gefasst habe getan haben -einschließlich meiner Eltern.

<Nein David. Ich verrate dich nicht. Ganz im Gegenteil, ich will dich schützen. Nur deshalb treffe ich diese Entscheidung und du weißt es.> Sagt Arkan.
 

Seine Stimme ist so ungewohnt sanft dass es fast wehtut .

Verwirrende Emotionen- Eine Welle voller Zuneigung und Sorge fluten meinen Verstand.

Nein!.

Ich will es nicht!. Ich will ihn nicht hören und vor allem nicht fühlen!.

Hilflos kneife ich deshalb die Augen fest zusammen aber es hilft nichts.
 

Einen Yirk im Kopf kann man nicht ausblenden.

< Du kannst diese Entscheidung aber nicht treffen... nicht für mich und nicht alleine>

Antworte ich deshalb als ich nach einigen Minuten endlich die Kraft dazu finde.

<Ja>

Arkan seufzt und zieht sich endlich wieder ein wenig von mir zurück.

< Unter normalen Umständen. Aber das hier ist ein Ausnahmezustand. Überleben steht vor allem anderen und es liegt in meiner Verantwortung dafür zu sorgen dass dir nichts geschieht .>

< In deiner Verantwortung?!>
 

Ohne dass ich es verhindern kann verzieht sich mein Mund zu einem spöttischen Grinsen.

<Gar nichts liegt in deiner Verantwortung Arkan Vier-Fünf-Sechs, du bist kein Sub Visser mehr und ich bin nicht dein kleiner Untegebener mit dem du machen kannst was du willst!>

<David,hör mir zu, ich...->

<Nein!, Wut kommt plötzlich in mir hoch. <Jetzt hörst du mir mal zu!, du denkst dir wahrscheinlich du tust das richtige aber das tust du nicht ist dir das denn gar nicht klar?!. Himmelherrgott du gibst diesen Mistkerlen das was sie wollen!,-

<David!>

<...-Du kriechst vor ihnen auf den Bauch und machst dich zu ihrem Sklaven in dem du dich durch ihre Taten einschüchtern und lenken lässt.>

<David!>

<Nein Arkan!. Ehrlich: Du sagst mir ich soll der Angst ebenfalls nachgeben weil es sicherer ist ausgerechnet du? oje da habe ich die ganzen Jahre gedacht du hättest mir beigebracht wie man für eine Sache einzusteht und jetzt bist du auch nichts anderes als ein Feigling ganz ohne Arsch in der Hose . Kein Wunder dass ihr Yirks es nicht mal geschafft habt so einen popligen kleinen Planeten wie die Erde zu erobern wenn ... >

<SEI STILL!, beim Kandrona David ,halt deinen Mund und wage es nicht direkt an mich zu richten was du gerade denkst denn sonst vergesse ich mich und werde dir zeigen warum ich einmal ein Sub Visser des Imperiums war >
 

So heftig wie zuvor seine positiven Emotionen überrollte mich nun seine Wut und Verzweiflung.

Noorgesh,verstehst du denn nicht?, ich habe mein Leben bereits gelebt und es ist nicht länger von Bedeutung, am wenigsten für mich selbst. Aber du !, du bist noch so jung und hast alles vor dir. Warum also sträubst du dich dagegen? weil du denkst dass du mich brauchst ?, weil ich dein Freund bin?. Oh David, hast du denn tatsächlich gedacht ich werde immer hier sein und dein Leben für dich leben?.>

<Nein, das habe ich nicht und ich will auch gar nicht dass du mein Leben für mich lebst!.>
 

Heiße Tränen brennen in meinen Augen , jetzt wo meine Wut so gut wie verraucht ist und ich fühle mich peinlich berührt von soviel Nähe und vorallem eins: Schwach .

Doch Arkan hat nicht vor mich einfach so zurück in die gewohnte Defensive zu lassen, jetzt wo ich endlich mal Zähne gezeigt habe .

<Was willst du dann?>

Fragt er mich mit fester Stimme obwohl er es natürlich längst weiß weil ich die ganze Zeit schon an nichts anderes denke .

<Dich!.>

Sage ich deshalb trotzig.

<Ich will mein Leben für mich aber mit dir , ganz egal was auch passiert. Wir sind zusammen eine der stärksten Kreaturen die auf diesem bescheuerten Planeten rumläuft- Du weißt ich glaube an keinen Gott aber an ein Schicksal und das alles vorherbestimmt ist und wenn es unser Schicksal ist zu sterben dann sterben wir eben gemeinsam!.>

<Oh David!.>

Zu meinem grenzenlosen Erstaunen bricht Arkan in schallendes Gelächter aus und ich muß mich wirklich zusammenreißen um mir nicht instinktiv die Ohren zu zuhalten.

<Entschuldige, sagt er nach einiger Zeit, als er sich endlich wieder gefasst hat.

<Aber ich hoffe, dass du dir im Klaren darüber bist, dass du mir nach Yirk-Verhältnissen sozusagen einen Heiratsantrag gemacht hast... -Also gut ich werde bleiben aber nur wenn du mir dein Wort gibst es ab jetzt tatsächlch zu tun. Du sollst leben und das nicht nur im körperlichen Sinne. Wenn du das zumindest versuchst werde ich für dich da sein solange ich kann .>
 

Für dich da sein solange ich kann...

Diese Worte versetzen mir einen Stich und ohne dass ich es verhindern kann stehlen sich Dinge in meine Gedanken die ich eigentlich gar nicht denken will.

Gerade weil ich ja weiß dass dass unsere gemeinsame Zeit sich tatsächlich langsam aber sicher dem Ende zu neigt.

Weil Arkan bereits weit über seiner Zeit ist.

Weil es in nur wenigen Monaten schon so weit sein wird dass er durch meinen dummen Egoismus unerträgliche Qualen leidet bis er schließlich und endlich stirbt .

Ich weiß dass ich bald schon alleine sein werde .

Wieder nur ich und das wahrscheinlich für immer da nichts und niemand Arkan ersetzen könnte, auch wenn ich es bisher immer überaus erfolgreich verdrängt habe und sich alles in mir dagegen wehrt den unabänderlichen Lauf der Dinge anzuerkennen .
 

Allerdings bleibt mir gar nicht die Zeit mich im Selbstmitleid zu suhlen oder im tiefen Loch der Trauer zu versinken dass sich so eben unter mir auf zu tun droht als Arkan ohne lange zu überlegen plötzlich die Kontrolle übernimmt und sich die Vorstellung seines mentalen eindeutig spitzbübisch angehauchten Grinsens in meinen Verstand schleicht.

Erbarmungslos und alles Negative bei Seite schiebend steckt er mich mit seiner guten Laune an während er in meiner Jackentasche nach dem Handy tastet.
 

Meine mehr als eindeutige Verwirrung ignoriert er dabei geflissentlich und ich weiß zu meinem grenzenlosen Schrecken plötzlich auch ganz genau was er vor hat noch bevor er es ausspricht denn als ich durch meine Augen auf mein Smartphone schiele sehe ich einen Namen aufscheinen .

Nina!, denke ich und möchte am liebsten schreien .

Dieser übergeschnappte Yirk will tatsächlich Nina anrufen und ich kann absolut nichts dagegen tun !.

<Oh ja. Ein Mal noch werde ich jetzt dein Leben für dich Leben David Lawson. Ein letztes Mal damit du jemand anderen zum gemeinsam Sterben finden kannst... Natürlich erst nach einem langen und erfüllten Leben versteht sich>

Gluckst er und drückt trotz meines heftigen Widerstandes ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken auf Wählen....

Nina

Natürlich , wie nicht anders zu erwarten klingelt es am anderen Ende sofort. Kein normaler Mensch heutzutage schaltet sein Handy unter tags aus.
 

Allerdings scheint es ewig zu läuten und in Gedanken will ich bereits erleichtert aufatmen und flehe Arkan gleichzeitig an endlich wieder aufzulegen als sie beim fünften Mal plötzlich doch abhebt .

"Hi David, cool dass du anrufst.." Sagt sie.
 

Nina...

Sofort muß ich an sie denken.

An ihr Gesicht dass sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingegraben hat und an ihre Stimme...
 

Ihre Stimme die im Moment so unverbindlich kingt.

Richtig fröhlich und sie scheint sogar zu lächeln während sie spricht.

Allem Anschein nach freut sie also sich tatsächlich dass ich anrufe auch wenn ich es im Moment nicht wirklich bin ...

<Ja das tut sie> Bestätigt Arkan mir augenblicklich in stummer Gedankensprache was ziemlich merkwürdig ist da er im selben Augenblick auch mit meiner Stimme sagt :

"Ja. Ich habe mir nur gedacht ich sollte dich wieder einmal anrufen weil wir ja eigentlich in Kontakt bleiben wollten . Ich hoffe nur ich störe dich nicht gerade."

"Nee, nee. Bin sowieso noch fünf Wochen in Krankenstand weil mein Fuß ja nach wie vor in diesem bescheuerten Astronautenstiefel steckt. Aus lauter Langeweile geh ich schon die Decke hoch und den halben Tag hier alleine Zuhause auf dem Sofa liegend oder mit Krücken vor mich hinhumpelnd mach ich auch nicht unbedingt Denksportaufgaben oder Schwerstarbeit also von daher..."

Jetzt lacht sie wirklich und sorgt dafür dass ich ganz verlegen werde.
 

Oh mein Gott. Glücklicherweise führe gerade nicht wirklich ich dieses Gespräch denn es käme nichts Gutes dabei heraus. Nicht mehr als dämliches Gestottere .

Wobei ich ja zugeben muß dass mein Yirk das gerade ziemlich gut macht weil er einerseits alles absolut so formuliert wie ich es getan hätte aber andererseits auch um einiges selbstbewusster klingt.

Ich in normal und cool sozusagen.
 

"Tja, freue mich jedenfalls total dass du anrufst... Erst hab ich ja schon gedacht die Nachrichten waren ein bisschen zuviel für dich. und du brauchst mal Pause"

" Ja... ich muß zugeben es war wirklich ganz schön heftig was da passiert ist aber weißt du, einem Freund von mir.... einem sehr sehr guter Freund habe ich heute gerade erst gesagt man darf sich von soetwas nicht unterkriegen lassen. Schlimme Dinge passieren aber man darf solchen Leuten nicht geben was sie wollen. Angst ist keine Lösung."

"Na da hat dein Freund aber ziemliches Glück mit dir, grad wenn man denkt was wir erlebt haben!. Oh Mann, Ich würde das auch gerne so sehen können wie du aber ich muß leider zugeben dass ich immer noch ordentlich Schiss habe und ziemlich traumatisiert bin. Ständig muß ich über den Unfall nachdenken. Ich habe immer wieder diese ganzen Scheiß-Bilder im Kopf und Öffis meide wie die Pest- Grad deswegen bin ich auch so froh über alles was mich ablenkt. Fernsehen, Freunde, Handy einfach alles. -Hey! da fällt es mir grade ein dass du ja sicher auch noch krankgeschrieben bist . Bist du schon Zuhause?."

"Nein, noch nicht aber gerade frisch entlassen und auf dem Weg dorthin."

"Cool. Ich frage weil ich kommendes Wochenende sowieso Zeit hab. Massig Zeit wie momentan jeden Tag . -Sag mal hast du was Bestimmtes vor?"

Nein! denke ich panisch denn so still ich das alles bisher stillschweigend uber mich ergehen lasse werde ich jetzt wo es ernst wird richtig nervös <Nein Arkan bitte nicht!, du kennst mich , du weißt dass ich sowas nicht kann!. Ich hatte noch nie eine Freundin und ich werde den Mund nicht aufkriegen und sie die ganze Zeit nur anstarren. Ich werde mich lächerlich vor ihr machen sodass sie nie wieder was mit mir zu tun haben will!. Du kannst sie nicht einladen!,. bitte sage mir dass du sie nicht einlädst !>

Bettle ich den Yirk an aber der ignoriert mich als wäre ich gar nicht da.

"Nein, ich bin die Woche noch krankgeschrieben. Also das heißt ich hab jetzt kein Ausgehverbot oder so aber na ja... wenn du nicht unbedingt mit mir bis drei Uhr früh feiern gehen möchtest könnten wir uns ja treffen." Sagt er stattdessen.

"Ja. Das wäre echt cool und würd auch gut passen . Schade aber dass das mit dem tanzen nichts wird, mit meinem sexy Stiefelchen wären wir in der Disco sicher aufgefallen. Mein Bruder mault wahrscheinlich ein bisschen wenn ich ihm sag wo ich hin will aber er ist so froh dass ich noch lebe dass er mich seit dem freiwillig überall hinfährt . Musst mir nur deine Adresse noch sagen....also wo du genau wohnst damit wir´s ins Navi eingeben können und schwupps bin ich da!." Ohne lang darüber nachzudenken gibt Arkan meine Adresse durch. Danach verabschieden sie sich beide noch ganz freundlich und der Yirk beendet das Gespräch.

Grrrr...Dieser gemeine Schuft!, dieses fiese, extraterrestristische Weichtier!.

Ich meine er hat das einfach über meinen Kopf hinweg entschieden. Deswegen bin ich ihm jetzt auch ein wenig böse aber andererseits ....

Andererseits muß ich ihm auch wirklich dankbar dafür sein denn ich bin wirklich nicht gut im Umgang mit anderen Menschen.

Schon garnicht wenn ich jemand auf so verwirrende Weise interessant finde wie wie Nina und ich weiß hätte er nicht die Initative ergriffen hätte ich sie aus lauter Angst davor einen Korb zu bekommen niemals angerufen um ein Treffen vorgeschlagen.

Er kennt mich einfach viel zu gut!.

<Ja das tue ich und glaube mir das hier wird auch für mich interessant . Immerhin bietet sich die Gelegenheit das Paarungsverhalten des menschlichen Tieres aus nächster Nähe zu beobachten. > Antworrtet der Yirk und gluckst während er jetzt wo die Schandtat vollbracht ist die Kontrolle über mich wieder lockert.

<Ja , ja , ja amüsier dich du nir > Denke ich mir peinlich berührt aber man gönnt mir einfach keine Ruhe

"Ein Mädchen?! " Quiekt nämlich jetzt auch noch Rafael und : "Sag mal hab ich was an den Ohren oder hat wirklich grad Arkan ein Date für dich ausgemacht ?!.Sicher war er es!. Du hättest nie und nimmer so mit ihr geredet. Wie alt ist sie denn? Hat sie ne Freundin?. Du, Ich komme gerne mit wenn du willst"

Wenige Sekunden später. Gleichzeitig präsentiert er mir auch noch ein extra- dümmliches Grinsen.

SSSWUUUSCHH!

Sofort spüre ich wie mir das Blut ins Gesicht schießt und meine Wangen fühlen sich regelrecht heiß an Sie glühen ohne dass ich was dagegen tun kann.

Gleichzeitig stehe ich kurz davor das mir der Kragen platzt .

Schonwieder!.
 

"Es ist kein Date und halt den Mund Raff.!... Bitte haltet einfach alle beide den Mund" Fauche ich deshalb .

Bei Rafael wirkt es auch doch leider nicht bei Arkan. <Oh , was ist das denn für ein ungewohnter Umgangston David?, steht dir gut so ein bisschen Visser-Ansatz. > neckt er mich auch gleich aber ich habe im Moment einfach absolut keine Nerven für sowas .< Den Mund halten gilt auch für dich Arkan Vier-Fünf-Sechs, du hast schon genug gesagt!> Füge ich deshalb in Gedanken sogleich mit Grabesstimme hinzu und da er meine rasch immer schlechter werdende Laune spürt hält er sich ausnahmsweise sogar daran- zumindest für den Moment.

Home Sweet Home-or not?

Etwas mehr wie drei Stunden später bin ich dann endlich Zuhause.

Mein Hintern fühlt sich ganz schrecklich plattgesessen an und mein Kopf schwirrt von Raffs nicht enden wollenden Redeschwall während ich mich mühsam aus dem klapperigen Schlumpf hieve . "Ciao und danke noch mal." Sage ich mindestens zum hundertsten Mal bevor ich die Tür endlich zuwerfe so dass der junge Volontär nicht wieder irgendeinen Anlass findet weiterzureden .
 

Puh!.

Mit ziemlich gemischten Gefühlen atme ich erst mal tief durch während ich mir meine Sporttasche mit den notwendigsten Sachen die Julia mir kurzerhand ins Krankenhaus gebracht hat über die Schulter werfe und duch das gusseiserne Gartentor unseren Garten betrete.
 

Da ist es also wieder: Mein Zuhause seit meinen nun einundzwanzig Lebensjahren auch wenn ich es nur selten als solches betrachte: Das Haus dass ich mit den Menschen bewohne die man bioligisch und nach dem Gesetz betrachtet als meine Familie bezeichnen könnte.
 

Von ein paar Leuten- ziemlich wenigen um ehrlich zu sein da ich nur sehr selten Besuch bekomme- habe ich mir auch schon sagen lassen dass es für ein deutsches Zweifamilienhaus ziemlich groß ist.

Ein strahlend weiß verputztes zweistöckiges Schmuckstück mit Wintergarten , Terrasse ziemlich großem Balkon und Mordsgarten plus Pavilion und Fischteich.

Ok- es stimmt.

Das Haus ist nicht nur ein ein bisschen groß.

Es ist wirklich groß .

Und auffällig.

Und protzig. Aber was soll ich sagen?.
 

Mein Vater der Gute ommt aus einer recht gut situierten Famile.

Nicht wirklich reich zwar aber eben doch wohlhabende ehemalige amerikanische Einwanderer.

Noch dazu ist er seit über fünfzehn Jahren Justiziar bei einem wirklich bekannten Versicherungsunternehmen was heißt dass da auch ständig noch einiges an Geld reinkommt- neben dem was ihm seine Eltern und Großeltern ohnehin schon vermacht haben.

Aber nicht nur deshalb ist unser Haus so groß.

Der Wunsch meines Vaters war nämlich im Grunde immer gewesen mit meiner Mama eine Großfamilie zu gründen .
 

Er wollte einen ganzen Clan Lawsons heranzüchten und jeder davon sollte ihn mit Stolz erfüllen.

Warum ich das weiß?, na ja weil mein Vater seit meiner frühesten Kindheit nicht müde geworden ist diese Tatsache mir gegenüber immer und immer wieder zu erwähnen.

Genauso wie die unbedeutende Kleinigkeit dass meine Mama nach mir zwar wieder sechs mal schwanger geworden ist aber alle dieser Schwangerschaften in frühen und späten Fehlgeburten geendet hatten und dass er es sehr bedauert mich zu haben anstat dieser ganzen anderen Kinder die meine ungeboenen Geschwister sind.

Das sagt er zwar nie aber ich sehe es jeden Tag in seinen Augen wenn er mich über die Morgenzeitung hinweg für wenige Sekunden unverholen anstarrt wie einen Schmutzfleck an der Wand seines Lebens.
 

Mich, den einzigen männlichen Lawson seit über sechs Generationen der es wagt nicht Jura oder Medizin zu studieren und anstatt einen "vernünftigen" Beruf zu ergreifen nicht mehr auf die Reihe bekommen hat als mit Ach und Krach das Abi zu schaffen und danach eine Lehre als Tiermedizinischer Fachangestellter in einer winzigen Veterinärpraxis zu machen.

Sein einziger Sohn , ein Tierarzthelfer!.
 

Mein Vater hasst- seine sündteuren preisgekrönten Kois natürlich ausgenommen- Tiere aller Art.

Er hält sie für schmutzig ,teuer und unnütz und bezeichnet gleichzeitig jeden jungen Menschen der nicht irgendwann mal irgendetwas studiert hat als dumm und faul.

Laute anklagende Worte der Enttäuschung mir gegenüber sind in Anbetracht dieser Tatsachen also wirklich absolut unnötig und im Grunde bin ich es gewohnt da ich ja sowieso noch nie sein Traumsohn gewesen bin.
 

Ja ,noch nicht mal in meiner frühesten Kindheit hatte ich es geschafft mir diese vielgerühmte väterlice Liebe zu verdienen die Männer angeblich für ihre Kinder empfinden weil er sehr bald schon zutiefst entsetzt hatte feststellen müßen dass ich voll und ganz nach Mama komme und ein hoffnungsloser Angsthase bin der noch dazu keinerlei Interresse oder Begabung für irgendeinen Sport hat.

Das einzige das uns verbindet sind also sandfarbene, glatte Haare, rosige Haut die sogar bei achzehn Grad im Schatten noch einen Sonnenbrand bekommt und unsere graublauen Augen.

Noch viel schlimmer ist unser Verhältnis zueinander allerdings geworden als ich es vor vier Jahren zum allerersten Mal in meinem Leben auch noch gewagt hatte lautstark zu rebellieren in dem ich mich für ein Leben als Don- für Arkan und damit gegen ihn und alles was er für richtig hält entschieden habe.
 

Meine Mama hatte mir hinter seinem Rücken schließlich auch die erforderliche Einverständniserklärung unterschrieben und das Geld für den Hin und Rückflug von ihrem eigenen Ersparten bezahlt.

Genauso wie sie die zwei Monate meines neuen Lebens die ich in Berlin unter den wachsamen Augen einiger der obersten HYA-Mitglieder verbringen musste gesponsert hatte.

Um ein Haar hatte sich mein Vater deswegen damals auch von meiner Mama scheiden lassen.

Warum nur fast?, keine Ahnung.

Vielleicht weil er sie trotz allem immer noch liebt oder aus purer Gewohnheit. Ich kann mir weder das eine noch das andere bei ihm vorstellen und es ist mir ehrlich gesagt auch egal.
 

Wichtig ist nur dass er mich seit dem Tag wo ich als Don nachhause zurückgekommen bin nicht mal mehr als menschliches Wesen zu sehen scheint. Viel mehr ignoriert er mich .

Straft mich mit Nichtachtung als sei ich nichts weiter als irgendein streunender Hund , eine niedere Kreatur die er notedrungen in seinem Haus akzeptieren muß.

Das ist also mein Leben .

Keine richtigen Freunde... na ja zumindest keine die der selben Spezies wie ich angehören -und einen schrecklichen Vater der mich verachtet .
 

Eigentlich hätte ich ja allen Grund auszuziehen.

Immerhin bin ich erwachsen und habe einen Job .

Keinen besonders gut bezahlten zwar denn auch wenn TMFA der beste Job der Welt ist , ist man mehr in der Arbeit als Zuhause und wird dabei nicht einmal reich. Aber trotzdem habe ich eine ausreichende Menge Geld um mich nach einer eigenen Wohnung umsehen zu können und auf meine eigenen Füße zu stehen .

Warum ich trotzdem hier bleibe weiß ich nicht .

Eine sehr dünne Argumentation für einen hartarbeitenden Einzundzwanzigjährigen der nach wie vor seine Beine unter Papis und Mamis Tisch ausstreckt ja , aber so ist es .
 

Derweil bin ich noch nicht einmal der typische Kerl der sich im Hotel Mama ausruht und sich von hinten bis vorne bedienen lässt bis er dreißig ist denn die Waschmaschine bediene ich selbst seit meinem zwölften Lebensjahr und Kochen gehört zu meinen Leidenschaften .

Etwas das mein Vater übrigens auch abgrundtief verabscheut da Kochen seiner Meinung nach keine passende Beschäftigung für einen richtigen Mann sein kann- zumindest nicht wenn er hetero ist - was oh Wunder , laut meinem Vater natürlich der einzige sexuelle Daseinszustand ist in dem ein Mensch existieren darf.
 

Andere Leute die ihn kennen, besonders Freunde und Kollegen die er regelmäßig zu uns nachhause einlädt würden wahrscheinlich nie glauben dass er ein solcher homophober Macho -Arsch mit vorsintflutlichen Ansichten ist denn vor allen Anderen- Leuten die nicht zur unmittelbaren Kernfamilie gehören- spielt er gerne den modernen, weltoffenen Gentleman der sich für seine Familie aufopfert und kommt in der Regel auch damit durch besonders weil wir anderen ja auch gefälligst in unserer Rolle als glückliche Vorzeigefamilie brillieren sollen.
 

Scheiß auf Home sweet home!, denke ich deshalb auch ziemlich zynisch und das sicher nicht zum ersten Mal in meinem Leben und drücke die Haustür auf .

Allerdings komme ich nicht weit denn direkt vor mir steht plötzlich meine Mama.

Sie muß mich also schon von irgendeinem Fenster aus beobachtet haben als Raffs Auto noch in unserer Einfahrt gestanden hat.

Meine kleine zierliche , fast schon zerbrechliche ewig hilflose stille Mutter die ich von ganzem Herzen liebe und an manchen Tagen mindestens ebenso verachte für ihre Feigheit und ihr Schweigen ...
 

Ich warte darauf dss sie irgendetwas sagt aber das tut sie nicht.

Statt vieler Worte kommt sie einfach zu mir herüber und nimmt mich fest -wirklich fest- in die Arme.

Es tut fast einbisschen weh und ist mir unangenehm weil ich einfach nicht der Typ Mensch bin der sich gerne umarmen und anfassen lässt aber ich weiß auch dass sie sicher tausend Tode gestorben ist nach dem sie gehört hat was mit mir passiert ist und auch dass diese ehrlichen Sorgen nicht nur mir gegolten haben sondern uns beiden .
 

Deshalb lasse ich es auch einfach über mich ergehen wie eine nötige aber schmerzhafte Behandlung und schaffe es schließlich sogar zumindest meine rechte Hand tröstend um sie zu legen weil ich mit der Linken immer noch die Griffe der Sporttasche umklammere .

Gleichzeitig halte ich meinen Körper ganz still.
 

Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie lange wir dann einfach nur so dastehen aber es ist sicher eine ganze Weile bis Mama mich endlich loslässt.

"Es war so schrecklich."Sagt sie nach einer weiteren Schweigeminute wo ir uns nur stumm angestarrt haben schließlich und ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.

"Weißt du, ich habe alles an dem Tag als es passiert ist erst beim Frühstück im Radio gehört und mir noch gedacht hoffentlich wart ihr nicht in dem Zug... Ich...ich habe ja gewusst dass du früh aufgestanden bist weil du zum YFCC fahren wolltest und dann... kurz darauf ist schon die Polizei dagewesen. Sie haben mir gesagt dass du ins Krankenhaus gebracht worden bist und Arkan... - Julia hat erzählt er war ebenfalls verletzt?.

"Ja aber alles halb so schlimm oder wie er gerade meint dass wir Menschen sagen würden ´ Nur ein Kratzer, nichts weiter´ . Uns geht es gut."Sage ich mit einem Lächeln und extra viel Nachdruck und endlich weicht zumindest ein Teil der Sorge aus dem schmalen blassen Gesicht meiner Mutter.

"Gut .Sie seufzt und blinzelt mit ihren großen grünblauen Feenaugen die mich immer ein wenig an die Elben aus Herr der Ringe denken lassen .

Gleichzeitig streicht sie sich mit den schmalen Händen immer wieder über ihre kinnlangen Haare. Sie sind braun und schon einwenig grau und daduch dass sie von Natur aus leicht gewellt sind sehen sie immer ein bisschen unordentlich aus .

Allerdings macht es der Umstand dass meine Mutter sowie sie ein wenig nervös ist zusätzlich gerne an ihrer Frisur rumfummelt nicht besser.

Jetzt gerade macht sie es schon wieder.
 

Ich merke richtig dass ihr irgendetwas auf der Zunge liegt und wie schwer es ihr fällt weiter zu sprechen als sie schließlich hinzufügt: "Dein...dein Vater wird heute übrigens erst spät am Abend nachhause kommen. Nachdem er erfahren hat dass es dir gut geht und du sowieso eine Mitfahrgelegenheit hast da... da hat er nämlich beschlossen doch noch zu den Tilmanns zu fahren. Du weißt ja , Karl ist sein bester Freund schon seit Kindertagen und er feiert seinen Fünfzigsten da ist es normal das ...-" "Ja !. Sicher ist es das, schon klar!" . Ich lache . Aber es ist ein verächtliches Lachen.
 

Gleichzeitig spüre ich wie ich wie schon sooft resigniere und ich mich noch etwas mehr von den Leuten entferne die eigentlich meine Eltern sind.

Von meinem Erzeuger der mir seit Jahren vehement die kalte Schulter zeigt geauso wie von meiner Mutter die unterwürfig wie eh und je in seinem Schatten steht.

J sicher!. Sein Sohn wird fast bei einem Anschlag in die Luft gesprengt und mein Erzeuger hat nichts besseres zu tun als bis in die Puppen zu feiern und sich mit seinen Kumpels vollaufen zu lassen !. Vollkommen normal, ganz normal . Genauso wie der Umstand dass meine Mutter jetzt auch einfach so vor mir stehen kann und sich für sein verdammtes Scheiß -Verhalten bei mir entschuldigt! . BEI GOTT, wie ich sie hasse. Alle Beide!.Ich wünschte sie wären tot!. Warum zum Teufel bin ich eigentlich hier?!

<Ruhig Blut, David, ganz ruhig. Mit ihm bist du doch schon lange fertig. Er ist die Mühe nicht wert. Du weißt es und es ist nur eine Frage der Zeit bis auch sie es weiß. > Sagt Arkan zu mir als ich kurz davor bin meine Mama einfach nur anzuschreien und seine sachlichen ruhigen Worte die sich ebenso wie die beschwichtigenden Emotionen die er an mich übermittelt auf meinen wunden , übereizten Verstand legen wie eine kühlende Salbe sind das einzige das mich tatsächlich davon abhält laut und ausfallend zu werden.

"Weißt du was, ich habe eine lange Fahrt hinter mir und ich bin müde. Deshalb werde ich mir jetzt einfach etwas zu essen holen und dann in mein Zimmer gehen .Vielleicht lege ich mich auch ein bisschen hin also stör mich bitte nicht." ist alles was ich stattdessen sage und meine Mutter voller Genugtuung einfach stehen lasse.

Im Regen

Der Regen nimmt noch an Stärke zu während ich umgeben von völlkommener Dunkelheit die Straße hinaufgehe in der mein Elternhaus liegt.

Sogar die Nachtlaternen haben sich längst ausgeschaltet während das eisakalte Wasser jede Faser meiner Kleidung durchdringt. Innerhalb kürzester Zeit bin ich vollkommen durchnässt von der Jacke bis zur Jeans. Meine Haare kleben mir am Kopf und das Wasser rinnt in Form von unzähligen kleinen Rinsalen über mein Gesicht bis hinuter zum Kinn wo es schließlich abperlt .

Gleichzeitig friere ich so sehr dass meine Zähne heftig aufeinanderschlagen und verfluche mich insgeheim dafür dass ich mitten in der Nacht und noch dazu bei diesem Wetter noch auf die bescheuerte Idee gekommen bin zu Fuß nachhause zu laufen .
 

Gerade versuche ich mir im Laufen die vollkommen verdrehte Kapuze doch noch irgendwie über meinen Kopf zu ziehen als Arkans Stimme mich plötzlich inne halten lässt <David, ich weiß das was ich jetzt sage wirst du nicht gerne hören aber wir werden verfolgt. Erst war es nur eine stille Vermutung aber jetzt ist es Gewissheit. Ich kann es fühlen.>

Was?, verfolgt?, von wem, wo?! .Text

Allamiert bleibe ich stehen um mich hektsisch nach meinem heimlichen Verfolger umzusehen doch das ist ziemlich sinnlos denn abgesehen davon dass die Angst sofort unkontrolliert in mirhochschlägt wie eine alles überrollende Kraft die meine Sinne benebelt macht der dichte Regen der mich von allen Seiten einschließt wie ein Vorhang es mir auch noch so gut wie unmöglich irgendetwas zu sehen das weiter als einen Meter von mir entfernt ist .

Alles auf das ich mich verlassen kann sind meine Ohren und das tue ich auch während ich , ängstlich in die Dunkelheit lausche und langsam weitergehe.
 

Das nicht endenwollende Prasseln des Regens und meine Schritte klingen dabei unnatürlich laut auf dem nassen Asphalt der menschenleeren Straße.

Mein Atem geht inzwischen stoßweise und bildet kleine Wölkchen an der kalten Luft.

Gleichzeitig umklammere ich den Pfefferspray in meiner Jackentasche etwas fester.

Da!, eine Bewegung !.

Ein Schatten im kaum vorhandenen Licht des Vollmondes!.

Die vage Silhouette einer menschlichen Gestalt!.
 

Ich sehe sie nur aus den Augenwinkeln als ich mich umdrehe und den Spray aus der Tasche ziehe. Drohend halte ich ihn mit vor Angst bebender Hand in die Richtung in der ich den Stalker vermute aber er- wer immer es auch ist- bewegt sich sehr schnell und im Bruchteil einer Sekunde packt eine große klobige Hand plötzlich mein Handgelenk und dreht mir den Arm mit so unglaublicher Brutalität auf den Rücken dass mir schier die Luft wegbleibt .

Schmerz!.
 

Auch Arkan ist sichtlich überrascht.

Im letzten Moment versucht er zwar noch die Kontrolle zu übernehmen und sich-uns - zu verteidigen aber es ist bereits zu spät und auch absolut zwecklos.

Der Unbekannte ist nämlich viel stärker als ich und scheint noch dazu riesig zu sein.

Mit einem unbarmherzigen Tritt gegen meine Kniekehlen bringt er meinen Körper zu Fall und ist im nächsten Moment direkt über mir.

Gedämpft durch Arkans Kontrolle aber gleichzeitig starr vor grenzenlosen Entsetzen spüre ich wie der Angreifer mir eine rauhe dünne schnur die sich augenblicklich schmerzhaft fest in meine Haut schneidet um den Hals schlingt.
 

Der Yirk versucht natürlich sich hochzudrücken und den Angreifer abzuschütteln doch es gelingt ihm nicht und im nächsten Moment knieen wir nichteinmal mehr sondern liegen flach ausgestreckt auf der Erde während der Fremde mit seinem vollen Gewicht dass uns das letzte bisschen Sauerstoff aus den Lungen presst auf meinem Rücken sitzt um Arkan an jeder weiteren Gegenwehr zu hindern und sein Seil ohne jede Vorwarnung ruckartig fest zuzieht.
 

RATSCH!
 

Helle Lichtpunkte eplodieren vor meinen Augen und ich bekomme augenblicklich keine Luft mehr. Gleichzeitig höre ich Arkan in meinem Kopf verzweifelt aufschreien. Wie ich auch ist er erüllt von Wut und Todesangst und danach....

Stille.

Kein Laut mehr, keine Emotion.

Ich bin allein und ringe immer noch wehrlos und dem Erstickungstod nahe nach Luft während jeder einzelne Muskel meines Körpers brennt wie Feuer als dem Yirk gewaltsam die Kontrolle entrissen wird .

Zusätzlich fühle ich einen vertrauten Schmerz in meinem Ohr , schrecklich vertraut!.

NEIN!.
 

Nein! schreie ich auch als mir klar wird dass der Yirk gerade eben instinktiv meinen Körper verlässt um dem vermeintlichen Tod zu entkommen . Allerdings nur in Gedanken und ungehört denn ich bin der Ohnmacht nahe und die Welt um mich herum droht zu verschwimmen. Alles was ich noch fühle ist wie der Fremde endlich von mir ablässt und aufsteht .

Alles was ich höre sind seine bedrohlich langsamen, wuchtigen Schritte im Regen als er um mich herumgeht und nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht stehen bleibt.

Alles was ich noch sehe ist mein Yirk , im Moment eine hilflose graue Schnecke kaum länger als meine Hand die panisch zappelnd und sich windend versucht sich in Sicherheit zu bringen und im nächsten Moment den schwarzen Schuh seines Mörders der kurz darauf mit aller Kraft die sein Besitzer aufbringen kann niedersaust und Arkan unwiederruflich unter sich begräbt.

"ARKAN!"

Dieses Mal schreie ich wirklich.

Stille

Verwirrt vom Klang meiner eigenen Stimme schlage ich die Augen auf und stelle im ersten Moment überrascht fest dass es weder kalt noch dunkel ist auch wenn es bereits dämmert und ich am ganzen Leib zittere.

Ich liege auch nicht draussen halb totgewürgt auf irgendeinem Gehweg sondern völlig unversehrt im Bett in meinem Zimmer .

Auch wenn mein Herz mir immer noch bis zum Hals schlägt und pocht wie ein verrücktgewordener Presslufthammer-

Gleichzeitig höre ich leise, ganz leise Gemurmel.

Musik die eindeutig vom Headset meines MP3 Player kommt.
 

Das dazu gehörige Kabel welches eigentlich locker um meinen Hals hängen sollte hat sich - ob man es nun glaubt oder nicht- ziemlich eng um meine Kehle geschlungen und ich spüre auch irgend etwas Hartes zwischen mir und der Matratze doch erst als ich mich auf den Rücken drehe um einen Blick darauf zu werfen wird mir klar was es ist.

Ein Teller voll mit den Krümeln meiner letzten Mahlzeit von denen nun zumindest ein Teil perfekt in meinem Bett verteilt ist.

Zimmer, Bett , staubtrockene Klamotten?...
 

Ich muß also eingeschlafen sein.und das alles war nur ein Traum!.

Ein verfickter gottverdammter Scheißtraum... Nicht mal ansatzweise Realität,gottseidank!- aber Himmelherrgott ich stehe immer noch völlig unter Schock.

Die Bilder waren einfach zu real... schrecklich real!.

<Ja aber dennoch waren es es nur Bilder aus deiner Fantasie und von deinem Unterbewusstsein aneinandergereiht zu einer Geschichte. Nichts weiter. Ich bin am Leben und immer noch hier. Kein ominöser Killer versucht mich mit seinen riesigen Lackschuhen zu zertreten und selbst wenn doch würde es schon weit mehr dazu brauchen damit ich freiwillig meinen Wirt verlasse als eine lächerliche Paketschnur. Also versuche wenigstens dich zu beruhigen.> Sagt Arkan leise zu mir und ich weiß absolut dass er recht hat.

Trotzdem ist mein Hals immer noch wie zugeschnürt und das nicht nur wegen dem Headsetkabel dass ich nun endlch löse.

<Also ich würde dir ja zu einem etwas moderneren Wireless-Modell raten,auch wenn ich für gewöhnlich nicht jemand bin der Erdentechnologie auch nur ansatzweise als fortschrittlich bezeichnen würde. > kommentiert er belustigt meine Bemühungen und obwohl ich eigentlich gar nicht in der Stimmung dazu bin muß ich lachen - wohl wissend dass er genau das erreichen will.

<Ja das wollte ich denn du denkst zu viel David und das ist nicht gut. Besonders nicht für jemanden der noch so jung ist wie du. Schon bei unserer ersten Begegnung habe ich dir das gesagt>

"Ja...Ja ich weiß, murmle ich halblaut und merke wie meine Stimme etwas bebt

"Aber ich kann diese Bilder einfach nicht vergessen den Gedanken daran du könntest tatsächlich sterben kann ich nicht aushalten. Ich meine wenn...wenn du tatsächlich sterben würdest... Ich weiß nicht was ich dann tun würde . Ohne dich wäre ich wieder allein und einfach nicht mehr die selbe Person."

<Ja ich weiß. Ich spüre jetzt gerade in diesem Augenblick dass du genau das glaubst aber vertrau mir, es ist nicht so.Bestimmt würde es schwer sein und es würde auch schmerzen aber du würdest lernen wieder ohne mich zu leben.Mit der Zeit. Irgendwann wirst du es müßen. > Während Arkan spricht ist seine Stimme sehr ernst und nachdenklich und ich weiß worauf er hinaus will denn seit Tagen schon, lang noch bevor wir in diesen verdammten Bomben- Zug gestiegen sind um nach Berlin zu fahren möchte er bereits mit mir darüber sprechen.
 

Er will dass ich das Unvermeidliche endlich akzeptiere und wünscht sich nichts mehr als meine Erlaubnis aber ich kann sie ihm einfach nicht geben.

Genauso wenig wie ich es schaffe den Tatsachen ins Auge sehen obwohl es früher oder später ohne hin darauf hinauslaufen wird .

Ja , ich!.

Ausgerechnet ich der bestimmt mehr Details über Yirk- Reproduktion und Physiolgie im Kopf hat als die meisten anderen Menschen will es nicht wahrhaben dass Arkan nur mir zu Liebe auf Zeit spielt und schon gar nicht will ich darüber reden.
 

Jedes Wort zu diesem Thema macht mich ganz krank vor Traurigkeit und fühlt sich an als würde mir jemand mit bloßen Händen das Herz herausreißen.

<Ach verdammt Arkan, Nur du und Raff seid schuld an diesem Traum , halte ich ihm deshalb statt einer vernunftigen Antwort scherzhaft vor .

< Du mit deiner ständigen Schwarzmalerei und er mit seiner schrecklichen Geschichte von diesen Holdouts.>

<In Ordnung David,>Arkan seufzt . Der Yirk fühlt sich müde an und frustriert denn mein hartnäckiger Widerstand strapaziert seine Geduld aufs Äusserste obwohl er sich natürlich große Mühe gibt mich das nicht zu sehr spüren zu lassen < Wir müßen nicht jetzt darüber sprechen wenn du nicht möchtest. Noch nicht, Sagt er desshalb schließlich und ich spüre förmlich wie sich ein ein namenloses Grauen in im breit macht - ganz kurz nur bevor er es unter einer Maske aus erzwungener Beherrschung und positiven Gedanken erstickt . < Aber was könnten wir stattdessen tun solange deine Gnadenfrist abläuft oder sollte ich eher sagen meine ?. Gut wäre irgend etwas um dich aufzuheitern. Ah ja. Wir könnten in den nächsten Elektroladen gehen und diesen überaus hinterhältigen Yirkkiller austauschen> . Zur Unterstreichung seiner Worte übernimmt er schließlich sogar die Kontrolle über meinen rechten Arm um mit spitzen Fingern das Headsetkabel das inzwischen vom Bett gefallen ist vom Boden aufzuheben.

See you again

Der Rest der Woche vergeht schnell und ich verlasse kaum aus dem Haus.

Die Gespräche zwischen meiner Mutter und mir beschränken sich auf höflichen Smalltalk und mein Vater geht mir- ein paar dumme Kommentare in Arkans Richtung ausgenommen - wie immer bewusst aus dem Weg.
 

Unser Mordsmäßiger Familien- Protzpalast macht es möglich da sich darin zwei Menschen die sich absolut nicht leiden können , praktisch mehrere Tage am Stück aufhalten können ohne dass sie sich auch nur einmal über den Weg laufen.

Besonders die Tatsache dass das Haus zwei Eingänge hat- Einen Haupteingang und einen über die Garage und des weiteren zwei Badezimmer besitzt fördert das ungemein .
 

Zudem habe ich eine magische Nummer namens Pizzaservice in meinem Handy eingespeichert von der ich in diesen Tagen mehr als einmal Gebrauch mache um dem allabendlichen Drama namens Familientisch zu entgehen aber das bedeutet jetzt trotzdem keines Wegs dass ich endlich zur Ruhe komme.
 

Proteste vor dem Weißen Haus die gewaltsam niedergeprügelt werden, brutale Angriffe und sogar Morde an Yirks . Ehemalige freiwillige Wirte die von Wahnsinnigen hingerichtet werden.

Wieder- Aberkennung der von Obama eingeführten Wahlrechte für Hork- Bajirs und aller andere Nicht-Erd-geborene Bürger in den USA .

Ehen zwischen Amerikanern und Nothlits die für ungültig erklärt werden.

Diverse politische Parteien die an Macht gewinnen indem sie sich an der Not und Angst der Menschen laben wie Aasgeier und ihr hässliches Braun hinter peppigeren Farben und billigen Phrasen verbergen um auf Stimmenfang zu gehen und zu guter- oder besser gesagt zu schlechterletzt- drohen auch noch sowohl der IS als auch die SNR , -eine brutale Splittergruppe von Nothlits die den Flugzeuganschlag über New York City zu verantworten hat- mit weiteren Anschlägen weltweit sollte die USA als Weltvorbild ihren momentanen Kurs den Yirks gegenüber beibehalen .
 

Tagtäglich lese ich solche Dinge in der Zeitung und komme immer mehr zu dem Schluß dass Arkan recht hat und es nur eine Frage der Zeit ist bis auch bei uns in Deutschland irgendetwas ähnliches passiert.

Um allerdings nicht vollends paranoid und demnächst mit Psychopharmaka ruhiggestellt zu werden beschränke ich meinen Medienkonsum mittlerweile auf das Mindeste und bin am späten Samstagvormittag als sich der Zeiger meiner Armbanduhr langsam aber sicher auf die Zwölf zu bewegt neben wahnsinnig nervös das erste Mal sogar richtig froh dass Arkan Nina eingeladen hat denn das ist eine willkommene Ablenkung von dem Ganzen Irrsin der sich Weltgeschehen nennt.
 

Inzwischen habe ich ja auch nochmal mit ihr telefoniert- dieses Mal wirklich ich- und sie hat mir Bescheid gegeben dass sie gegen Samstagmittag da sein würde also sozusagen jetzt gleich.
 

Deshalb klebe ich auch schon seit mindestens einer Viertelstunde an der Glastüre die zu meinem zimmereigenen Balkonbereich hinausführt und gehe zum hundertsten Mal an diesem Tag die obligatorische Liste durch:

Staubsaugen check. Bett: Nicht unbedingt top aber zumutbar.

Sitzecke okay, Arbeitszimmer samt Schreibtisch: chaosfrei.

Oberes Badezimmer plus WC reiner als rein
 

0bwohl.... Moment mal!.

Kurz halte ich die Luft an und dann fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen!: Sie wird ja nicht wirklich laufen können und wenn doch dann nur wenige Schritte und auf Krücken also ist es vollkommen egal wie mein Zimmer aussieht weil sie nicht treppensteigen kann wegen dem Vacoped. Oje!. Vor lauter Nervösität habe ich das komplett vergessen!.

Ich bin ja so ein Trottel!. Trottel, Trottel, Trottel! und Arkan dieses miese Subjekt sitzt nur hämisch grinsend mitten in meinem Kopf und denkt nicht mal im Traum daran mich an diese klitzekleine Tatsache zu erinnern!.

Ausserdem habe ich mir noch nicht überlegt was ich anziehen soll, was es zu essen gibt oder wo wir nachher hingehen werden. Ja ich weiß noch nicht einmal über was ich mit ihr reden soll und ...-

<David!> Arkan unterbricht meine sich allmählich zu konfusen Schlangenlinien auswachsenden Gedankenkreise und klingt dabei mindestens so amüsiert wie genervt.
 

< No question, no response lautet die Devise was wenn ich dich erinnern darf bedeutet dass ich mich redlich bemühe nur auf deine direkt an mich gerichteten Gedanken zu reagieren und du hast mich das Mädchen betreffend nicht direkt um meine Meinung gebeten , nicht wahr?.>

<Ja ich weiß aber....>

<Nein, no ifs no Buts David!. Beim Kandrona, du sollst dich amüsieren und keinen Schlachtplan ausarbeiten. Deshalb wirst du jetzt auch nach unten gehen , weit weg von dieser Balkontür und zwar genauso wie du jetzt bist un dieser Jeans und diesem Sweater und auf Nina warten.Jetzt gleich. >

<Aha jetzt gleich, ich verstehe Mister Yirk der Date-Doktor. denke ich und pruste gleichzeitig los während ich ironisch hinzufüge

<Sag mal , hattest du diesen über-drüber respekteinflößenden Ton eigentlich auch schon als Sub-Visser bei deinen Untergebenen drauf oder gibt es den nur für mich ?>

<Nein, nicht nur für dich . Aber erst durch den ständigen Umgang mit adoleszenten Humnanoiden wie dir gelangte eben dieser Ton zu seiner heutigen Perfektion und jetzt hör gefälligst auf abzulenken und geh!..>

<Yes S...-

Sir will ich eigentlich noch spöttisch hinzufügen aber ich komme gar nicht mehr dazu als plötzlich ein kleiner roter Sportwagen vor unserer Einfahrt parkt .

Ein hochgewachsener junger Mann steigt aus und holt einen zusammenklappbaen schmalen Rollstuhl aus dem Kofferraum.
 

Ja zugegeben, erst zweifele ich ja noch ein bisschen denn es gibt viele Leute die kleine rote Sportautos fahren und auch einige die einen Rollstuhl brauchen aber als der Unbekannte schließlich die Beifahrertüre öffnet um einem Mädchen mit- zumindestens für mich- unverwechselbaren schwarzbraunem Haar beim Aussteigen zu helfen während ich mir immer noch wie blöde die Nase am Glas platt drücke habe ich Gewissheit:

Das ist Ninas Bruder Joe!. Sie sind da!.

Ohne noch einen weiteren Gedanken an etwas anderes zu verschwenden haste ich aus meinem Zimmer und laufe die Treppe hinunter .
 

Mit zittrigen Händen sperre ich die Tür auf und bin vollkommen ausser fertig als ich endlich am Gartentor ankomme.

Joe wie ich ihn in Gedanken bereits nenne hat Nina schon in den Rollstuhl gesetzt und mustert mich mit einem kaum merklichen Lächeln auf den Lippen während ich keuchend nach Luft ringe.

Er erinnert mich auf den ersten Blick total an Stipe Erceg und ist auch viel älter als Nina , das stelle ich als erstes ziemlich verblüfft fest als ich endlich wieder Luft kriege und ihn ansehen kann .

Wie fünfunddreißig oder vierzig vielleicht, Sicher sie haben die selben Augen und das gleiche schwarzbraune Haar aber seine Haare sind bereits von ein paar grauen Strähnen durchzogen und dadurch wirkt er noch mehr wie irgendein entfernter Cousin oder Onkel.
 

Bestimmt glotze ich ziemlich bedröppelt denke ich mir und so als hätte er gerade meine Gedanken gelesen verwandelt sich Joes Lächeln auch schon in ein breites Grinsen das zwei Reihen perfekt gerader, strahlendweisser Zähne frei gibt und er sagt irgendetwas in einer slawisch klingenden Sprache zu Nina .

Die lächelt nun ebenfalls - kichert sogar- schüttelt aber anstelle einer Antwort nur den Kopf und gibt ihrem Bruder einen freundschaftlichen Schubs.

Dann wendet sie sich endlich mir zu.

"Hi David und ja , das ist mein Bruder auch wenn es vielleicht nicht so aussieht .Er ist nicht so der große Redner und ganz nebenbei ein Idiot und ein Kindskopf. So, ich hoffe ich bin nicht zu früh dran ." "N-nein..."

Wie bei einer Missetat ertappt wische ich mir die leicht schwitzigen Hände an meiner Hose ab und nehme schweigend die Krücken entgegen die Joe noch schnell aus seinem Wagen holt bevor er seiner Schwester einen halbherzigen Kuss auf die Wange gibt und wieder ins Auto steigt.

"Hey du Lebensretter, pass mir ja gut auf meine kleine Schwester auf um halb acht hole ich sie wieder ab ." Ruft er mir schließlich noch durch das halbgeöffnete Seitenfenster zu. Gleichzeitig zwinkert er eindeutig zweideutig bevor er es nach mehreren vergeblichen Versuchen endlich schafft seine Karosse zu wenden und schlußendlich viel zu schnell und mit aufheulendem Motor davonbraust.

Outing oder so ähnlich

"Oh Mann, Mama hasst es total wenn er das macht." Murrt Nina.

Gleichzeitig verdreht sie die Augen und vermutlich ist mein Gesicht ein einziges Fragezeichen denn sofort als sie mich wieder ansieht tanzt wieder das Lachen in ihren haselnußbraunen Augen während sie hinzufügt.

"Ja genau, Er fährt mich zur Zeit zwar überall hin aber es ist nicht sein Auto, auch wenn er das gerne hätte sondern Mamas Wagen den er sich ausleihen darf wenn er brav ist weil Joe ist zwar schon sechsunddreißig aber er benimmt sich manchmal echt wie ein Zwölfjähriger. Ausserdem ist er grade schon wieder mal hochkant aus einer Firma geflogen und hätte im Moment wahrscheinlich noch nicht mal genug Geld um sich ´nen kaputten Fahrradschlauch zu kaufen."

"Okay... Aber glaubst du er fände es gut das du mir das erzählst?... Ich meine immerhin ist er dein Bruder und sicher ist ihm das auch unangenehm."

Etwas peinlich berührt merke ich wie meine Ohren heiß weden denn ich kenne im Grunde weder Nina wirklich noch Joe und will das deshalb alles eigendlich auch garnicht von ihm wissen.

Besonders weil ich einen über dreißig jährigen arbeitslosen Typen der noch bei seiner Mutter und der kleinen Schwester wohnt ziemlich assozial finde und das möchte ich nicht.

Ich möchte einfach absolut nicht schlecht von Ninas Familie denken.
 

Viel lieber will ich sie einfach nur ansehen wie sie da vor mir sitzt in ihrer hellblauen , bereits etwas ausgewaschenen Jeans und einem schwarzen Tshirt mit quietschgrünem Grinse- Smiley der frech unter dem grauen Kapuzensweater hervorlugt...

Eine ganze weile gucke ich sie deshalb auch einfach nur an wie hypnotisiert .

Wandere mit den Augen von den Haaren die in der Sonne glönzen wie ein verrückter Heiligenschein langsam hinunter über ihre dunklen Augen die mich listig ansehen zu den schwarzen fingerlosen Handschuhen .

Taste mich visuell vor bis zur Hose die links knapp unter dem Knie ab - und auch etwas aufgeschnitten worden ist, vermutlich einfach um mit der Schiene an ihrem Fuß durch das Hosenbein zu kommen.
 

An dieser ziemlich futuristischen Konstruktion bleibt mein Blick schließlich auch hängen und ich muß etwas grinsen denn das Ding sieht wirklich aus wie ein Astronautenstiefel.

Allerdings nicht lange denn mit einem belustigtem "Wem soll das unangenehm sein Joe ?!, Reißt Nina mich sofort wieder aus meiner Starre und lacht.

" Ach dem ist es eher sogar recht dass er rausgeschmissen wurde aber das heißt nicht das er ein schlechter Kerl ist. Unsere Mama hat ihn einfach nur einbisschen zu früh auf die Welt losgelassen und er... na ja er hatte es nicht grade leicht aber egal. Stimmt ja irgendwo was du sagst , ich bin nicht hergekommen um über meinen verkorksten Bruder zu reden."

"Ja ähm okay... willst du...willst du vielleicht reinkommen und dir das Haus ansehen oder etwas trinken ? "Frage ich immer noch verzweifelt bemüht von diesem Thema wegzukommen und halte bereits ganz gentlemanlike das Gartentor auf aber Nina schüttelt nur den Kopf.

"Ach nee, ausser es ist irgendjemand zuhause dem du mich unbedingtvorstellen willst... Sag mal wohnst du da drin wirklich nur mit deinen Eltern?, das Ding ist so riesig. Bestimmt ist schon die Gaderobe so groß wie die gesamte Wohnung in der ich mit meiner Mama wohne!"

"Nein... äh ich meine Ja, also nicht wegen der Gaderobe aber ja ich wohne hier nur mit meinen Eltern aber momentan ist niemand zuhause . Mein Vater ist mit Kollegen zum Golfspielen gefahren und meine Mutter kommt erst in cirka zwei Stunden wieder nachhause:"

"Na dann . Weißt du, ich bin die letzten Tage mehr als genug in der Bude gehockt. Ich hätte ziemlich Lust was essen zu gehen und ein bisschen unter Menschen zu sein . Sicher kennst du hier irgendwas Feines wo wir hingehen könnten.."

"Ja, sicher "

Sage ich nur und das erste mal seit Nina da ist klingt meine Stimme selbstsicherer ohne das Arkan mich spielen muß denn auch wenn ich nicht weiß wie ich mit einem Mädchen umgehen soll dass ich mag kenne ich sehr wohl ein paar gute Lokale die günstig aber keines wegs zu verachten sind.
 

Unter anderem deshalb weil ich in meinem Beruf mehr als oft erst spät abends heimkomme und der Mensch ja nicht nur von Pizza, kalten Broten und Döner lebt .

Eines meiner absoluten Lieblinge ist dabei eine kleiner aber gemütlicher Imbiss wo man neben Burgern und Pommes auch frisch gemachte Wraps und Stakes oder auch einen herzhaften Salat in gemütlichem Flair essen kann.

Als ich es Nina vorschlage sagt sie auch sofort zu.

Allerdings lässt sie mich jetzt wo ich schon mal den Mund aufgemacht habe nicht so einfach vom Haken während ich sie die Straße entlangschiebe und immer mal wieder anderen Fußgängern ausweiche von denen manche anscheinend glauben das Mädchen im Rollstuhl würde sich in Luft auflösen wenn sie einfach nur stur weiter gradeausgehen .
 

"Okay Ausserirdischer. "

Meint sie deshalb nach einer Weile als sie anscheinend genug davon hat mir alles aus der Nase zu ziehen.

"Verrate mir dein Geheimnis, was bist du und was hast du mit David gemacht nachdem du ihm die Haut abgezogen hast?"

Wie bitte?!

Erschrocken zucke ich zusammen und denke im ersten Moment vollkommen paranoid, sie meint mit "Ausserirdischer" den Yirk in meinem Kopf-

Etwas von dem sie ja eigentlich gar nichts wissen kann, weil ich es ihr natürlich nicht erzählt habe, aber sie lacht nur über meinen Gesichtsausdruck als sie sich nach mir umdreht weil ich nichts sage und meint mit einem Seufzen schließlich

"Nein, aber im Ernst jetzt David!. Wie du mich angerufen hast am Mittwoch da warst du so... na ich weiß nicht direkt und irgendwie stark. Klar dieses Schüchterne grade ist auch ziemlich süß aber irgendwie wäre es schon schön wenn mehr von dir kommen würde. Wo ist der Junge hin der mich eingeladen hat und seinem Kumpel so weise gesagt hat, Angst ist keine Lösung? ... ach ja, wie heißt der eigentlich?"

"Wer?"

"Na ja, dein Freund. Hallooo?- der von dem du mir am Telefon erzählt hast! ."

<Ja genau David. Wie heißt der Junge bloß?.>

Neckt mich nun auch Arkan der sich plötzlich und ohne jede Vorwarnung zu Wort meldet und sein vor Kurzem noch so feierlich verkündetes " no question no response" daduch Lügen straft.

Doch ich schweige beharrlich.

Gleichzeitig presse ich die Lippen fest zusammen und versuche an nichts zu denken was ziemlich schwer ist weil ,mein Yirk der Meinung ist ich solle nun wo sich gerade so schön die Gelegenheit bietet ehrlich sein und seinen richtigen Namen nennen.
 

<Natürlich,>

So erklärt er trotz meiner offensichtlichen Widerwillens munter weiter

<Sollst du nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und sie erschrecken in dem du ihr gestehst mein Wirt zu sein .Aber du solltest sehr wohl einmal vorsichtig anmerken dass du einen Yirk zu deinen engsten Freunden zählst, einfach nur um zu sehen wie sie darauf reagiert. Gesetzt dem Fall dass Nina weniger liberal eingestellt ist... -Nun natürlich glaube ich das nicht aber wenn doch nun, dann wäre sie wohl kaum qualifiziert als deine Gefährtin >

< Meine w a s ?!. >

Reflexartig schnappe ich nach Luft und habe kurzeitig ein Gefühl im Bauch, als hätte mir grade jemand heftig in den Magen geboxt.

<Hör zu Arkan , ich mag sie. Ja , okay ich mag sie sogar s e h r aber Nina ist nicht meine. Gefährtin!>

Sage ich schließlich schärfer als beabsichtigt als ich mich wieder ein bisschen gefangen habe .

Gleichzeitig steigt mir die Schamesröte ins Gesicht und erst will ich der Idee meines "Mitbewohners" tatsächlich auf gar keinen Fall nachgeben.

Einfach aus dem simplen Grund dass ich niemand den ich erst zweimal im Leben gesehen habe einfach so von ihm erzählen würde.
 

Dafür ist die Welt für uns Dons einfach ein viel zu gefährlicher Ort.

Besonders im Moment .

Aber er lässt mir einfach keine Ruhe und da auch Nina munter weiterbohrt und mir unter diesen Umständen nicht mal ein vernünftiger m e n s c h l i c h e r Alibi-Name einfällt, sage ich es schließlich doch:

"Sein Name ist Arkan. Arkan Vier-Fünf-Sechs vom Sulp-Niar-Pool..."

Standpunkte

Eine Weile sagt Nina gar nichts, fast so als hätte sie mich gerade erst gar nicht gehört .

Ob sie jetzt schweigt weil sie von mir schockiert und angeekelt ist oder vielleicht auch weil ihr gerade eben einfach nur schwant was ich möglicherweise bin kann ich nicht sagen denn ich wage es nicht stehen zu bleiben .

Mein Gesicht scheint zu brennen .

Meine Knie sind weich wie geschmolzenes Wachs .

Die zittrigen Hände kammern sich fest um die Griffe des Rollstuhls.

Gleichzeitig pocht das Blut in meinem Schläfen im Takt zu meinem rasenden Puls und mein Kopf fühlt sich an als sei er mit Watte gefüllt.

Meine Gedanken sind wie leergefegt und fast habe ich das Gefühl als wäre mein Verstand von jetzt auf gleich zu einer Art schwarzem Nichts mutiert aus dem wieder und wieder in Leuchtbuchstaben ein und die selben Worte hochsteigen während ich mechanisch weiterlaufe .
 

Abnormal. Geistesgestört. Freak.

Abnormal. Geistesgestört.Freak

Abnormal. Geistesgestört.Frea-....

-HERRGOTT!, sag irgendwas !

Verfluche und beschimpfe mich von mir aus wenn es sein muß aber verdammt noch mal mach es einfach!. Alles ,Alles auf der Welt ist mir lieber als dieses beschissene Scheiß- Schweigen!.

Weil sie Alle genau das tun!.

Immer!.

Meistens weil sie denken das wäre höflich.

Die einzig richtige Art wie man darauf reagieren kann das jemand von seinen Mitmenschen freiwillig mit einem Alien den Körper teilen will weil man sich ja sonst in Fragen verstricken könnte.

In soetwas wie eine normale Unterhaltung voller Wie und Warum- Fragen.

Gefährliche Fragen.

Weil man ja etwas Falsches sagen könnte, etwas Beleidigendes oder sonst wa..-
 

<David!.Hör auf damit. Sofort!>

Weist Arkan mich ungewohnt barsch zurecht.

Gleichzeitig seufzt er in meinem Kopf und seine Emotionen sind ein bunter Mix aus leisem Ärger, Angespanntheit und Mitleid wobei Letzteres eindeutig mir und meinem verworrenen inneren Monolog gilt dass ich nicht weiß welches dieser Gefühle jetzt überwiegt während er -diesmal mit deutlich ruhigerer Stimme- fortfährt:

<Bestimmt trifft nichts von dem was dir im Moment durch den Kopf gehen mag zu . Bei Seerow, sieh sie dir an!, ihre Atmung geht langsam und entspannt, ihre Schultern hängen locker herab. Sie sind nicht verkrampft und ihr Kopf ist leicht zur Seite geneigt. Da!, siehst du?, jetzt hebt sie die Hand um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Sie denkt nach, überlegt was sie sagen soll und das muß nichts Negatives sein. Lass ihr Zeit >

In Ordnung!.

Schweigend gebe ich dem Yirk meine Zustimmung und versuche zumindest mich etwas zu beruhigen.

Der Umstand dass ich nichts von dem sehen kann was Arkan gerade angesprochen hat- Na ja zumindest nichts bis auf das sich -die- Haare -aus -dem- Gesicht- streichen - macht es mir allerdings nicht gerade leichter.
 

Vielmehr scheinen sich Sekunden zu einer schieren Ewigkeit auszudehnen und es fällt mir immer schwerer den Wortschwall der zusammen mit einem gefährlichen Coktail aus Enttäuschung, Angst und Wut in mir hochkocht zurückzuhalten als Nina schließlich doch etwas sagt.

Bei Gott!...

Ihre ruhige, leicht fragende Stimme ist wie Balsam für meine vor Ungeduld zum Zerreissen gespannten Nerven !
 

"Arkan -Vier-Fünf-Sechs... Das ist ein Yirkname und das hei0t du bist befreundet mit einem Yirk... Okay. Tut mir leid dass ich nicht gleich was gesagt habe aber ich habe noch nie jemanden getroffen der mit einem Yirk befreundet ist... Wenn ich ehrlich bin habe ich auch noch nie einen Yirk getroffen oder na ja ... Vielleicht doch?. Ich meine ihre Controller rennen doch sicher nicht mit so kleinen farblich zu den Klamotten passenden Schildchen auf der Brust rum wo draufsteht : "Hey Leutz schaut her, ich habe einen Yirk im Kopf" -Mann, da sagt man doch gar nicht mehr Controller dazu oder?... -Oh nee, Scheiße!, du mußt ja jetzt weiß Gott was von mir denken- dass ich so ein abgefuckter Drecksrassist bin wahrscheinlich weil ich ohne Punkt und Komma so einen zusammenhanglosen Quatsch rede und null Ahnung habe ."

"Nein!... nein überhaupt nicht !"
 

Vor Erleichterung muß ich lachen und kann nicht verhindern dass meine Augen leicht feucht werden. "Ich meine ich verstehe vollkommen dass du noch nie jemanden getroffen hast der Yirks kennt. Aber na ja...mit einem hast du zumindest schon mal Recht : Man sagt wirklich nicht mehr Controller seit die Invasion vorbei ist. Besser Dons oder Donors oder auch ganz einfach Wirte."

"Oh... tut mir leid. Aber auch wenn ich volle Kanne im Fettnapf getanzt habe ...- ich will dass du weißt dass ich es wirklich wahnsinnig cool finde dass du mit einem von ihnen befreundet bist. Echt!. Immerhin bin ich ja selber für viele Leute mindestens genauso schlimm ein Alien. EineAusländerin aus dem Balkan uhhhh!, und Manche machen da nicht mal ein Geheimnis draus. Die schauen mich an wie einen Verbrecher wenn ich ihnen sage dass ich eigentlich Nadalina Weber heiße und mein Bruder Josip Živković . Tja, deswegen sag ich meistens auch einfach nur wir sind Nina und Joe.

Vorurteile sind immer scheiße ganz egal um wen es geht und die Yirks die auf der Erde leben haben eine Chance verdient. Ich meine entweder haben sie schon für ihre Taten bezahlt oder waren nie unsere Feinde. Manche wurden sogar schon hier geboren und was dieser US-Vollzeitpsychopath und Teilzeitclown den man neuerdings mit Mister Präsident anreden muß alles verzapft geht echt nicht . Ja wenn man es genau nimmt ist er mit seinen tollen neuen "Non-Earthlings-Second-Gesetzen an allem Schuld was diese Nothlits getan haben und noch tun werden!. "
 

"Nadalina"

Wiederhole ich langsam und lasse dabei jede einzelne Silbe des Namens über meine Zunge rollen .

"Klingt gut. Wirklich... Genauso wie alles andere was du gerade gesagt hast. Leider sehen das manche Leute ... Na ja eigentlich die Meisten nicht so wie du "

"Nein, tun sie nicht aber hey ich schätze ich bin nicht wie die meisten . Wahrscheinlich würde ich das auch alles nicht so locker sehen wenn ich die Kriegszeit miterlebt hätte oder das was die ersten Jahre danach war. Die Amokläufe, das Entsetzen das Chaos aber das habe ich nicht . Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen dass es vollkommen normal ist dass es jetzt eben neben zig Menschenvölkern mindestens drei Alienrassen auf unserem Planeten leben. Das ist für mich genauso normal wie mit einem Yirk befreundet zu sein auch wenn ich niemals Wirt werden könnte. Never ever aber ich glaube das würde dein Arkan mir nicht übelnehmen falls du ihn mir mal vorstellst oder?.Ich meine ich kann ja auch mit Muslimen befreundet sein ohne über Religion diskutieren zu müßen oder ? und rein theoretisch- auch wenn die Chancen in Europa mehr als gering sind- wäre es ja sogar möglich dass ich selbst vielleicht sogar mal mit dem Sohn eines Nothlit- Mensch-Pärchens zusammenkommen könnte dann hätte ich ehemalige Yirks als Schwiegereltern. "

"Oder du kommst einem Don zusammen und hast einen Yirk zum Trauzeugen." Gebe ich gedankenverloren und benebelt von der nun schon ziemlich lockeren ungezwungenen Unterhaltung zurück ohne dass ich es verhindern kann.

Scheiße!.

Eigentlich sollte es wie ein Scherz klingen aber im selben Moment wo es aus mir heraus ist würde ich mir am liebsten fest auf die Zunge beißen .

<Nur dass das nichts daran ändern würde dass du es soeben gesagt hast. >

Stimmt.

Leider würde das es das tatsächlich nicht .
 

Deshalb lasse ich es auch lieber bleiben und warte stattdessen- wieder etwas angespannter auf Ninas Reaktion.

Ob ich mich jetzt zu sehr verplappert habe?, ob sie was ahnt?.

Nein, zum Glück nicht!.

Sie lacht nur, als ob ich wirklich nur einen Scherz gemacht hätte und nach dem sie sich wieder gefangen hat sagt sie :
 

"Ja das wahrscheinlich auch obwohl ich so was dann schon ein bisschen spooky fände, ehrlich . Ich meine eigentlich weiß man dann ja da nie wer grade mit einem redet und dann ist der Yirk ja auch immer bei allem dabei. Sogar bei wirklich intimen Dingen wie ...-äh na ja du weißt schon was ich meine. Keine Ahnung ob ich sowas könnte . Hab noch nie darüber nachgedacht wie so eine Beziehung läuft- Du etwa?. Hat der Wirt von Arkan eine Beziehung oder könntest du mit einem Mädchen zusammen sein wenn immer jemand Dritter mit dabei ist der bei allem zuguckt was ihr macht ? "
 

Sie dreht sich nach mir um, sieht mich erwartungsvoll an und ich spüre wie ich schonwieder leicht rot werde.

"Ich weiß nicht."

Sage ich schließlich wahrheitsgemäß und versuche gleichzeitig ihrem Blick auszuweichen denn es stimmt wirklich.
 

Obwohl ich mit Arkan sagen wir mal- näher bekannt wurde als ich noch mitten in den Wirren der Pubertät steckte, hatte ich mir ausgerechnet über das Thema Beziehung und Sexualität nie sonderlich Gedanken gemacht .

Wahrscheinlich vordergründig weil ich bisher auch noch nie Interesse am anderen Geschlecht gehabt habe.
 

Mit mir selbst und der Welt zufrieden hatte ich mich selbst bereits vor ein paar Jahren als zu mindestens neunzig Prozent asexuell abgestempelt da mir diese ganzen Gefühle von Verliebtsein beziehungsweise das Verlangen danach vollkommen zu fehlen schienen.

Zumindest bis jetzt.

Eigentlich ja wieder einmal typisch für mich dass ich erst fast bei einem Anschlag mit samt dem Zug in die Luft fliegen muß damit ich endlich mal Probleme mit Mädchen kriege. Tja...
 

Da muß ich anscheinend wirklich einmal gezwungenermaßen Rafael fragen denn der hat- zumindest soweit ich zu wissen glaube- eine Freundin.

Aber nicht heute!. Ich lerne Nina gerade erst kennen und will nicht einmal einen einzigen Gedanken an rein hypotetische Probleme verschwenden die vielleich niemals kommen und zu meinem Glück oder auch Pech- wie immer man es sehen mag - komme ich auch gar nicht dazu denn Nina stellt mir plötzlich tausende von Fragen: Wie ich Arkan kennen gelernt habe, ob er ein Erdgeborener ist, wie alt er ist und so weiter.
 

Ich bleibe so nahe an der Wahrheit wie ich es eben kann ohne mich sofort zu verraten was mit anderen Worten eigentlich heißt ich belüge sie von hinten bis vorn.

So etwas liegt mir nicht.

Ich fühle mich schlecht ihr und meinem Yirk gegenüber denn auch wenn das was ich momentan tue zumindest in Arkans Kulturkreis noch nicht mal als halbherziges Flunkern gilt da ich Fragen so weit es geht geschickt ausweiche und Gesprächslücken fleißig mit hmmm...und Ähs fülle ändert das absolut nichts daran dass ich mich in meinem eigenen Kulturkreis wie der letzte Dreck vorkomme. Deshalb bin ich schließlich und endlich auch heilfroh als wir endlich das Restaurant erreichen.

The meal of the day: Two oddbods

Dennies Kitchen - so heißt das Lokal- ist so gut wie leer als wir eintreten .

Da es auch gerade erst Mittag ist und noch dazu Samstag ist das auch nicht weiter verwunderlich.

Es ist also angenehm ruhig und mir gleichzeitig vertraut.

Hier kenne ich alles bis ins kleinste Detail : Die massiven Tische genauso wie die dazu passenden, rustikalen Holz- Stühle oder den Tresen mit integriertem Burger-Bräter gleich neben dem Eingang an dem Dennis- der Eigentümer - meistens anzutreffen ist .
 

Die Beleuchtung ist leicht gedimmt aber zugleich nicht zu dunkel und erhellt so auch noch den hintersten Winkel des Raumes während die vorderen Tische in das zarte Licht der Frühlingssonne getaucht sind das durch die Glasfront welche die gesammte Vorderseite des Lokals- zumindest bis zum Tresen- komplett ausfüllt .
 

Tja und ich mit Sicherheit sagen dass ich mindestens schon an die zweihundermal hier war ohne damit zu übertreiben denn ich komme wirklich gerne her.

Nicht zu letzt besonders wegen Dennis der von vielen Stammgästen freundschaftlich nur "der Wikinger " genannt wird, er ist nämlich so ein heller stämmiger Typ, dazu noch groß, mit Bart und weißblonden Haaren .
 

Trotz seines einschüchternden Aussehens dass wahrscheinlich eher zum Mitglied einer Motorradgang passen würde als zu einem Lokalbesitzer, ist er aber einer der nettesten Menschen die ich kenne und führt den Laden auch schon seit über fünfzehn Jahren.

In meiner Schulzeit habe ich in den Sommerferien oft hier ausgeholfen.

Tische abräumen, Zutaten für Pizzas, Salat und Wraps herrichten, telefonische Bestellungen entgegennehmen.
 

Dennis hatte damals auch eine Tochter gehabt die in meinem Alter war und mittlerweile fix im Lokal arbeitet und ich hatte mich von Anfang an gut mit ihr verstanden...

Na ja, was heißt schon gut verstanden.

Wenn ich ehrlich bin war es jetzt einige Jahre später und ein paar Erfahrungen reicher ganz offensichtlich dass sie mich mehr als nur gemocht und dementsprechend auch mehr als einmal versucht hatte mit mir zu flirten.

Dieser Blick als würden wir ein Geheimnis teilen obwohl da natürlich nichts war,

Ihr vielsagendes Lächeln.

Die ganzen Vorwände die sie sich hatte einfallen lassen um mir auch in der Freizeit immer wieder irgendwo wie rein zufällig zu begegnen...

Jeder Vollidiot hätte das verstanden.
 

Da ich damals aber noch ziemlich kindlich und unerfahren gewesen war in solchen Dingen hatte ich es ziemlich salopp noch nicht einmal bemerkt und hätte selbst wenn es mir in irgendeiner Weise doch klar gewesen wäre nicht einmal ansatzweise gewusst wie ich mit ihren Gefühlen umgehen soll.

Daher ist es vielleicht auch ganz gut dass ich in solchen Dingen von jeher ein Spätentwickler gewesen bin.

Ganz besonders wegen Dennis.
 

Immerhin hatte er mich vom ersten Moment an behandelt wie einen Gleichgestellten da er in mir mehr zu sehen schien als nur den dummen kleinen Teenager der ihm für vier Wochen ein bisschen Arbeit abnimmt und noch viel wichtiger: Er hatte auch absolut kein Problem mit Arkan gehabt da er von jeher ultralinks eingestellt gewesen war.

An seiner Tür prangten und prangen auch heute noch neben "Rassismus und Nationalismus sind keine Alternative" und Refugees-Welcome -Aufklebern sogar ein Sticker der HYA mit dem allseits bekannten Slogan:

"Wir sind frei. Zusammen. Leih uns dein Ohr !"

und noch einer mit "Pro-Nothlits : We are all siblings of the universe! ."
 

Einmal hat er sogar mitten zur Stoßzeit vor allen Gästen ein paar Jugendliche rausgeschmissen die meinten rassistische Sprüche zum besten geben zu müssen.

Aber egal.

Lange Rede kurzer Sinn- er war mir -und auch meinem Yirk -von Anfang an sympathisch gewesen . Deshalb ist er neben Kim auch bislang der einzige nicht direkt mit mir verwandte Nicht-Wirt der von meinem kleinen Geheimnis weiß,aber ich habe trotzdem nicht die leiseste Ahnung wie er reagiert hätte, wenn ich als Don auf die Idee gekommen wäre, eine Beziehung mit seiner einzigen Tochter anzufangen...
 

Glücklicherweise ist das alles lange her und Kims Schwärmerei für mich hat sich mit der Zeit gelegt.

Inzwischen ist sie sogar glücklich verlobt mit ihrem langjährigen Freund.
 

Heute ist sie auch schon im Lokal und natürlich erkennt er mich sofort sowie ich mich mit Nina an einen der vorderem Tische setze.

"Hi David !, heute mal in Begleitung ,schön. Äh...wisst ihr was ?, wenn ihr euch entschieden habt ruft mich einfach, ja ?. Papa wird auch gleich fertig sein und auf einen Sprung zu euch rüberschauen . "

Sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen und legt uns zwei Speisekarten hin bevor sie mit einem kurzen Verschwörerblick in meine Richtung geistesgegenwärtig wieder im Hinterzimmer verschwindet und obwohl einige Meter zwischen unserem Tisch und besagtem Zimmer liegen höre ich die junge Frau aufgeregt murmeln und kurz darauf Dennis´ Stimme die ihr lachend und eindeutig erfreut antwortet.

"Das war Kimberly. Sie ist die Tochter vom Ladenbesitzer und wie ich ihren Vater kenne wird er jeden Moment zu uns rüber kommen und Fragen stellen ." Warne ich Nina schon mal vor .

"Kann er ruhig machen wenn er will. Ich habb nichts zu verbergen. Hey sag mal kennst du die Leute hier recht gut?. Die scheinen sich nämlich richtig zu freuen sich dass du jemanden mitbringst. Anscheinend kennst du nicht recht viele Leute. Kann ich gar nicht verstehen warum ehrlich gesagt "

Meint sie und legt fragend den Kopf schief während sie mich über den Rand der Speisekarte hinweg lächelnd amsieht.

"Ja ähm...Ich kenne die Leute hier weil...-

Eigentlich will ich gerade zu einer Erklärung ansetzen als sich plötzlich erneut die Eingangstür öffnet und zwei Männer rein kommen .
 

Etwas ganz Normales in einem Lokal um die Mittagszeit und ich weiß, im Grunde muß mich das nicht weiter kümmern aber das Problem ist diese Kerle - beide zwischen dreißig und vierzig Jahre alt- sind eindeutig keine durchschnittlichen Gäste.

Das ist mir sofort klar sowie ich sie sehe denn wer trägt schon bei einundzwanzig Grad und Sonnenschein einen dunkelgrauen Mantel, dazu noch schwarze Lederhandschuhe, und Schal in Kombination mit farblich zu dem Mantel passendem Trilby-Hut mit schmalem Rand wie man sie normalerweise nur aus Gangster-Filmen kennt und dann auch noch im Partnerlook?.

Richtig , kein normaler Mensch .
 

Diese zwei sind eindeutig auf Ärger aus! ist deshalb auch mein erster Gedanke als sie schließlich nachdem sie erst mal mehrere Minuten nur herumstehen und süffisant grinsend den Raum mit Blicken sondieren als würden sie irgendetwas suchen mit weitausholenden selbstsicheren Schritten an uns vorbeischlendern und sich breitbeinig am Nachbarstisch direkt gegenüber niederlassen.

<Vielleicht irrst du dich David, vielleicht aber auch nicht . Fakt ist: Noch ist nichts geschehen und sie verhalten sich ruhig also hör auf sie anzustarren!>

Sagt Arkan sofort zu mir und ich weiß er hat recht.
 

Möglicherweise sind es einfach nur zwei komische Vögel die hier- wie wir auch- nur in Ruhe etwas essen wollen und es gehört sich nicht jemanden so anzuglotzen auch dann nicht wenn er einen absolut unmöglichen Modegeschmack hat, aber ich kann trotzdem einfach nicht wegsehen...

Na ja oder bessergesagt zumindest nicht scnell genug denn als es mir schließich doch gelingt hat einer der beiden, ein hagerer , blasser Typ mit grauen Augen und bereits etwas dünnem Haar das leicht fettig und strähnig unter seinem albernen Hut hervorlugt mein Starren bereits bemerkt .
 

Langsam steht er wieder auf und kommt zu uns herüber.

Auch Nina ist nicht ganz wohl bei der Sache denn sie runzelt missbilligend die Stirn und wendet sich demonstrativ dem Typen zu um schon mal auf alles vorbereitet zu sein.

Dem Fremden scheint unsere Ablehnung allerdings gar nicht aufzufallen denn ohne auch nur die geringste Höflichkeitsregel einzuhalten schnappt er sich wortlos mit seinen knochigen ,nach abgestandenen Zigarettenrauch stinkenden Spinnenfingern Ninas Karte und geht damit wieder zurück zu seinem Kumpel.
 

Ganz ehrlich jetzt, hätte er das bei mir gemacht hätte ich es wahrscheinlich einfach kommentarlos über mich ergehen lassen, gerade weil mir die Typen unheimlich sind und ich keinen Streit vom Zaun brechen will.

Eigentlich bin ich ja generell eher der defensive Typ aber Nina ist anscheinend eindeutig nicht wie ich- leider .

"Hey Sie Möchte-Gern-Al Capone!"

Ruft sie ihm nämlich sofort hinterher nach dem ihre anfängliche Verblüffung über so viel Unhöflichkeit sich anscheinend etwas gelegt hat und ihre Augen funkeln dabei vor unterdrückter Wut. "Was sollte das denn?!, die Karte hatte ich grade und ich war noch nicht fertig. Abgesehen davon habe ich kein Bitte gehört und wenn man etwas von seinen Mitmenschen möchte sagt man normalerweise erst einmal bitte."

"Oh von seinen Mitmenschen!.. Oh nein wie ausgesprochen unöflich von mir!." antwortet der Typ sofort und seine heisere Stimme klingt trotz des Grinsens um seine schmalen, ausgefransten Lippen gefährlich leise.

"Bitte vielmals um Verzeihung junge Dame und sehr geehrter Mitmensch aber wie ich sehe habt ihr ja zwei Karten nich´ wahr?. Zwei für zwei Leute an einem Tisch und wir haben gar keine . Ist schon ein wenig unfair wenn dann da nochmal zwei sin´ die gar keine Karte haben. Besonders wenn in diesen Drecksladen anscheinend jedes Gesocks willkommen ist und nur für anständige Bürger wie uns fühlt sich kein Schwein zuständig oder was sagtst du dazu Justin dass die hier sogar irgendwelche dreckigen Yirks bedienen aber wir armen Teufel nich´ mal ne eigene Karte kriegen!. Ist das nicht unfair?,

"Ja, sogar sehr unfair Zacharias " Antwortet der zweite Hobby-Gangster der ein wenig mehr Fleisch auf den Rippen und eine eindeutig gesündere Gesichtsfarbe hat aber mindestens genauso ungepfegt aussieht wie sein Begleiter.

"Na Eben. Da hörst du´s was der liebe Onkel gesagt hat : Die Welt ist ein böser Ort mein kleines Rollstuhl- Mädchen also sei lieber schön ruhig und teil dir brav die andere Karte mit deinem kleinen Sandkastenfreund bevor ich rüber komm´ und dir die Luft aus den Reifen lasse ."

"Wie bitte?!, also erst einmal sind wir nicht per du und dann ...-"

"Nina! , nicht., bitte!. Es spielt doch keine Rolle , du kannst meine Karte haben, ich weiß sowieso schon was ich will "

Sage ich so ruhig wie möglich obwohl mein ganzer Körper zittert.

Ich versuche sogar meine Hand beschwichtigend auf ihre zu legen aber Nina scheint dadurch nur noch wütender zu werden und schiebt sie einfach weg .

" Nein David!. Es geht doch hier gar nicht mehr um die verdammte Karte. Ich meine hast du nicht gehört was der Clown da grade eben gesagt hat?!. Vor ein paar Minuten haben wir noch über diese ganze Rassistenscheiße geredet und jetzt sitzen da zwei so Vogelscheuchen in ihrem Karnevalskostüm und ich soll mir das anhören und nichts machen ?. Echt jetzt?!"

"Oh ja das solltest du . Wirklich , hör lieber auf deinen Freund , er scheint nämlich ein schlaues Kerlchen zu sein .Nicht wahr sly boy." du bist doch clever oder?"

Wendet sich Zacharias nun zu meinen grenzenlosen Entsetzen an mich.

"Also sag deiner Freundin Rolli- Trolli lieber sie soll sich mal beruhigen!".

Ich allerdings sage gar nichts. Weder zu Nina noch zu Zacharias

Zumindest nicht laut aber in meinem Kopf rasen die Gedanken.

Meine Hände zittern obwohl ich sie unter dem Tisch zu Fäusten balle um mich zu beherrschen aber ich schaffe es trotzdem einfach nicht mich zu beruhigen.
 

Vergiss diese shig-dapsen. Es sind nur Worte. Nichts weiter.. Alles was du wissen sollst weißt du bereits: Sie mögen ganz offensichtlich keine Yirks. Deshalb ist es nun um so wichtiger sich ruhig zu verhalten und keinen Streit anzufangen. Besonders da du nicht weißt wie sie reagieren würden und Nina schutzlos wäre bei einem Angriff. Sie wäre nämlich das erste Ziel .>.

Ja, ich weiß !. denke ich nur und atme wenige Minuten später tief durch vor Erleichterung als ich endlich Schritte hinter mir höre die sich rasch nähern und sich meine Anspannung allmählich löst.

Aus den Augenwinkeln.-denn mich umzudrehen wage ich nicht- mit diesen zwei verrückten Yeerk-Hatern im Rücken, sehe ich dann auch dass es Kim ist die anscheinend ihr Vater nach vorne geschickt hat um mal Nachschau zu halten was die lauten Stimmen zu bedeuten haben.
 

Sie bemüht sich auch sichtlich entspannt zu sein und taff zu wirken aber trotzem ist die junge Frau die ich nun schon seit fünf Jahren kenne eindeutig in Alarmbereitschaft während sie sich die dunkelbraunen Locken hinters Ohr schiebt und nervös zwischen uns und diesen anderen merkwürdigen Gästen hin und herschaut. "Gibt...gibt es irgendein Problem meine Herren?. wollen Sie etwas bestellen "

Wendet sie sich schließlich an Zacharias - ausgerechnet-und der Kerl schafft es doch tatsächlich seine Mundwinkel noch etwas mehr nach oben zu ziehen so dass man einen ausgezeichneten Blick auf seinen Gesamtvorrat an schiefen gelben Zähne werfen kann.

Kein sehr schöner Anblick.

"Nein mein bildhübsches Kind ,auf gar keinen Fall. Kein Problem. Die Kiddies da drüben und wir haben nur gerade sehr äh..angeregt darüber diskutiert wen man in einem solchen Lokal bedienen sollte und wen nicht und bestellen möchten wir auf jeden Fall. Hm...Wo waren wir noch gleich?. Ah ja den Thunfischwrap bitte. Mein Freund hier hat noch nicht gewählt da wir nur eine Karte haben aber das macht nichts . Wir werden sowieso noch eine Kleinigkeit trinken bevor das Essen kommt."

"Ja natürlich und was wollen Sie trinken? wie Sie sicher schon gesehen haben haben wir eine große Auswahl an alkoholfreien Getränken, Kaffee , Tee und auch Bier."

Nun ist Kim sichtlich verunsichert.

Sie tänzelt hin und her, reibt mit beiden Händen wieder und wieder über die krampfhaft verschränkten Arme und versucht gleichzeitig verzweifelt sich ein gekünssteltes Lächeln abzuringen .

Zacharias aber scheint es vollkommen zu ignorieren und schlägt lässig die Beine übereinander während er fortfährt :

"Ja . Ja das habe ich schon gesehen aber ich möchte nichts Antialkoholisches und auch keinen Kaffee oder Tee und vorallem kein Bier. Oder magst du etwa ein Bier haben Justin?."

"Nein, kein Bier Zacharias." Anwortet Justin abermals fast schon papageienhaft und würde ich mir mittlerweile vor Angst nicht fast schon in die Hosen machen würde ich darüber lachen.

Wohlgemerkt mit der Betonung auf würde denn im Augenblick ist absolut gar nichts komisch.

"Eben. Nein, wir wollen etwas anderes. Etwas für richtige Männer. Scotch oder Bourbon vielleicht oder einen kleinen Schnaps Ja ich denke ein Schnaps wäre genau da Richtige ."

"Wir haben hier aber keinen Schnaps...Leider." Versucht Kim zu erklären.

"So?. Na dann will ich zumindest den Geschäftsführer sprechen, können Sie das zumindest für mich tun Kindchen ?."

"Aber sicher, einen Moment!."

Kims Stimme bebt und sie ist mittlerweile so durch den Wind dass sie auf mich und Nina völig vergisst während sie auf dem Absatz kehrt macht und wieder nach hinten geht.

Sichtlich froh die zwei merkwürdigen Vögel los zu sein.

Wieder Gemurmel im Hinterzimmr und schließlich Dennis der nach vorne kommt.

Gottseidank , gottseidank!, gottseidank! denke ich und stoße gleichzeitig ein stummes Gebet aus denn schließlich ist der Mann fast zwei Meter groß, ziemlich kräftig gebaut mit massigen Armen, Stoppelfrisur, hellblondem Vollbart und Stiernacken.

Er hat schon so manchen Störenfried allein schon durch seinen bloßen Anblick vertrieben.
 

Bei den Beiden scheint das allerdings nicht viel zu bringen, das wird mir im nächsten Moment klar wo Dennis sich drohend vor ihnen aufbaut denn Papagei- Justin studiert inzwischen aufmerksam die Speisekarte und scheint nicht mal einen Gedanken daran zu verschwenden aufzusehen während Gangster-Zacharias sich nur noch etwas mehr in den Stuhl lungert um ihm bequem ins Gesicht schauen zu können und dabei in fast schon netten Plauderton sagt :

"Also Ihre Bedienung , der kleiner Augenstern hat mir gerade eben tatsächlich versucht zu erklären dass es in diesem Haus nichts weiter gibt als Kindergetränke, Kaffeeklatschverpflegung und Bier. Ist das korrekt so ? ."

"Ja so ist es. Auch wenn die Sachen unter Antialkoholisches und Heißgetränke auf der Karte stehen . Wir sind nur ein kleines Lokal und konzentrieren unser Angebot auf Arbeitende und Familien mit Kindern .Das heißt zu deutsch: Wenn Sie unbedingt scharfen Alkohol wollen müßen Sie woanders hingehen. Es wäre mir ehrlich gesagt sowieso lieber wenn Sie das tun da Sie ganz offensichtlich meine anderen Gäste belästigen. " Gibt Dennis mit eisiger Stimme zurück.
 

Sein Kopf ist hochrot und er durchbohrt den Hageren mit Blicken.

"Nun Dickerchen" , Zacharias lacht nur als hätte der Ladenbesitzer soeben einen Scherz gemacht und steht nun seiner seits auf was neben dem muskulösen Mann einfach nur lächerlich wirkt.

So als stünde ein Chihuahua vor einem Schäferhund . Das ist mein erster Gedanke.

Allerdings nicht lange denn Zacharias hat viel mehr die Charakterzüge einer ekligen Zecke als von einem Schoßhund und ist mindestens ebenso unangenehm.

"Aber wir wollen nicht gehen. " sagt er in nämlich , jetzt in einem eindeutig gönnerhaften Ton als würde er mit einem degenerierten Kleinkind sprechen.

" Abgesehen davon dass wir Ihre Gäste sind und Sie Mister Fleischklops die heilige Pflicht haben uns zu bedienen sehe es nämlich absolut nich´ ein einen beschissenen Drecksladen wie Ihren verlassen zu müssen während zum Beispiel Verräter an ihrer eigenen Rasse und ihre widerlichen Anhängsel bedient werden!. Sie zählen nämlich Yirks zu Ihren Gästen und schreiben sich das auch noch stolz auf die Tür aber na ja egal. Wenn wir keinen Schnaps kriegen dann vergessen wir das einfach . Vergessen wir das Mittagessen und fangen lieber gleich mit dem an wegen dem wir eigentlich gekommen sind." Langsam beinahe schon bedächtig schiebt Zacharias seinen Mantel zur Seite und grinst uns dabei nacheinander an als präsentiere er uns gerade ein wunderschönes Geschenk.

NEEEEIN ! ,nein ,nein,nein!.
 

Am liebsten würde ich schreien doch ich bringe kein Wort heraus.

Mein Mund ist staubtrocken und mir stockt augenblicklich der Atem.

Auch Arkan ist kurzzeitig zu tiefst schockiert von der plötzlichen Wende der Situation.

Nina geht es ebenso und keinem von uns dreien ist es zu verübeln denn dort im Bund von Zacharias schwarzer, abgetragener, fusseliger Bügelfaltenhose steckt schwarz glänzend und unverkennbar ein Revolver!

Ziele

«Na mein Dickerchen, auf einmal sin´ Rolli-Mädchen und du nich´ mehr so gesprächig was?. Gut, gut, gut!. So und jetzt runter mit dir du fettes Tier damit du weißt, wo dein Platz ist !. Na wird´s bald oder muss ich dir wirklich die bildhübsche Frisur versauen und deinen dicken, fetten Schädel ein Loch verpassen durch dass man dann dein hässliches, stinkendes Gehirn sehen kann ?. Na siehst du, geht doch guter Junge ! und jetzt her mit dem Schlüssel für den Scheiß-Laden bevor ich richtig ungemütlich werde und dann - … Justin?!. Justin!- du Idiot!. Vergiss endlich mal die Scheiß-Speisekarte verdammt und kümmer dich lieber um das Fenster, verschließe die Tür und schnapp´ dir danach diese Bedienung bevor sie noch auf dumme Gedanken kommt!. Ach ja und tu ihr nich´ weh verstanden?, ich will die Kleine hier haben. Hier vorn bei den anderen und bei vollem Bewusstsein!. Sie Alle sollen sehen was man davon hat wenn man mit Verrätern sympathisiert».
 

Zacharias scharrende Stimme schneidet wie ein Messer durch meine wachsende Hysterie während Dennis vor diesem widerwärtigen Wiesel tatsächlich auf die Knie geht und ihm mit zitternden Fingern den Ladenschlüssel reicht.

Zacharias schnappt ihn sich natürlich sofort und wirft den klimpernden Bund seine geistig minderbemittelten Helfershelfer zu der augenblicklich wie von der Tarantel gestochen aufspringt und zur Glasfront hinüber stolpert um die dort angebrachte Jalousie herunterzulassen und die Tür abzuschließen.

Anschließend rennt er nach hinten und holt Kim.
 

Ich höre sie toben als Justin sie packt.

Ich höre sie laut aufschreien.

ANGST!.

VERZWEIFLUNG!.

WUT!.

Hilflosigkeit.

All diese Emotionen liegen in diesem einen Schrei.

Er frisst sich durch meine Ohren bis ins Gehirn und explodiert anschließend förmlich in meinem Kopf.

Ruft Ur-Instinkte in mir wach die noch aus der Zeit stammen in welcher das schrille Kreischen der Artgenossen definitiv Lebensgefahr bedeutete und geht mir durch Mark und Bein.
 

Augenblicklich fühle ich wie sich die feinen Härchen an den Armen und in meinem Nacken instinktiv aufstellen und habe zusätzlich das Gefühl keine Luft mehr zu kriegen.

Mein Herz rast.

Mir wird schwindlig als mein Körper mit Adrenalin regelrecht überflutet wird und ich will nichts lieber als RAUS!.

Raus aus dem Lokal, raus aus dieser Situation!.

Nachhause, in mein Bett wo ich mich wimmernd unter den Decken verkriechen kann um schließlich erleichtert festzustellen dass das alles nichts weiter war als irgendein böser Traum.
 

Jeden Moment, da bin ich mir absolut sicher, wird mir bestimmt schwarz vor Augen.

Ich werde einfach umfallen und Zacharias wird mich durchlöchern wie ein Sieb noch bevor ich überhaupt den Boden berührt habe.

Meine Gedanken pendeln.

Irgendwo zwischen Ohnmacht und Wahnsinn.
 

Gleichzeitig starre ich wie gebannt auf diesen Revolver mit dem Zacharias mittlerweile vor Ninas zur regungslosen Maske erstarrtem Gesicht herumwedelt als wäre da irgendeine lästige Fliege die er damit verscheuchen will.

Die Muskeln in meinem Gesicht beginnen unkontrolliert zu zucken und ich weiß: Jeden Moment werde ich irgendetwas tun.

Dem uralten Instinkt in mir gegen jede Logik nachgeben und mich für Kampf oder Flucht entscheiden.
 

Wenn ich alleine wäre, das wird mir augenblicklich klar, wäre ich so gut wie tot.

Aber zu meinem Glück bin ich das nicht.

Arkan ist bei mir und als ehemaliger Soldat in einem langen Krieg hat er dem Tod schon unzählige Male ins Auge gesehen.

Dadurch hat er sich auch als erster von uns dreien auch wieder unter Kontrolle und übernimmt in dem Augenblick wo ich kurz davor bin mich in meiner Verzweiflung einfach auf Zacharias zu stürzen.

<Es ist gut, ruh´ dich aus mein Freund.>

Seine Worte sind kaum mehr als ein Flüstern und er übermittelt mir beruhigende Gedanken.

Beinahe gleichzeitig fühle ich wie er meinen Herzschlag verlangsamt und das Adrenalin zum Versiegen bringt.

Den Blick hat er dabei allerdings starr auf Zacharias gerichtet und sein Verstand ist scharf wie ein Stilett.

Er denkt er nach.

Worüber genau kann ich nicht sagen aber ich spüre es, ebenso wie die Emotionen des Yirks die hie und da zu mir durchdringen und stelle überrascht fest dass da zwar Vorsicht ist, angespannte Wachsamkeit und vor allem Wut aber kaum Angst.

Fast fühlt es sich an als ob Arkan weiß dass dieser irre Hater uns nicht wirklich verletzen möchte, sondern etwas ganz anderes und zwar…

Spielen!.
 

Das Wort ist von jetzt auf gleich in meinem Kopf und schließlich wird es mir klar: Das ganze hier ist nichts weiter als ein grausames Spiel!.

Zacharias will darin seine momentane Überlegenheit auskosten.

Uns am Boden sehen bevor er mit seinem genialen Plan weitermacht.

Nur darum geht es.

Arkan stimmt mir stillschweigend im selben Moment zu wo ich den Gedanken habe als plötzlich Justin wieder nach vorn kommt.

Kim hält er an den Armen fest und schiebt sie grob vor sich her.

«Hinsetzen, da an denselben Tisch zu den anderen Beiden!. »

Zischt Zacharias sowie sein Komplize sie endlich loslässt und Kim gehorcht sofort.
 

Inzwischen wehrt sie sich nicht einmal mehr und weint nur mit gesenktem Kopf und stumm vor sich hin.

Aus einer kleinen Platzwunde an ihrer Stirn sickert Blut.

Es läuft ihr die Wange hinunter,vermischt sich dort mit ihren Tränen und tropft schließlich vom Kinn auf die raue Holzplatte.

plitsch! ,plitsch!, plitsch!.
 

In dieser drückenden Stille ist selbst ein Geräusch wie dieses, etwas dass unter normalen Umständen kaum bis gar nicht zu hören wäre unnatürlich laut.

«Oh Junge,Junge, Junge!. Was für ´ne Sauerei Justin!. Sieh dir mal an was du angerichtet hast, überall Blut und sie hört gar nicht mehr auf zu bluten!.»
 

Unzufrieden und eindeutig angeekelt zieht Revolver-Zacharias die Stirn kraus und fischt gleichzeitig mit der freien Hand ein zerknülltes Stofftuch aus der Tasche seines abgetragenen Mantels dass er Kim achtlos hinwirft während er weiter auf Justin einredet:

«Aber warum musstest du sie auch so fest schlagen hä?. Ich hab dir extra gesagt tu ihr nich´ weh oder?!. Ich mein´ sie war wenigstens nett zu uns. Richtig nett und wir sind keine Typen die rumrennen und irgendwelche Kids schlagen. Nich´ mal so schlecht erzogene Gören wie Rolli-Trolli hier hast du das kapiert?!.»

„Nein...äh ich mein ja sicher Zacharias aber die hat mich gebissen. Ich lass mich nicht von der beißen!»

Gibt Justin lautstark zurück und hält Zacharias vorwurfsvoll seine schwielige Hand hin.

Zwischen Daumen und Zeigefinger sieht man unverkennbar tiefe rotblau verfärbte Zahnabdrücke und ein paar davon bluten so gar.

Ja !, gut gemacht Kim!

Denke ich schadenfroh und merke etwas abgelenkt im ersten Moment gar nicht dass Arkan sich vom Sessel erhebt.
 

So als wären die beiden Geiselnehmer gar nicht da beugt er sich über den Tisch um das Stofftaschentuch aufzuheben und anschließend ganz vorsichtig Kimberlys Wunde damit abzutupfen.

«AUFHÖREN !. SOFORT AUFHÖREN!»

Plötzlich und ohne Vorwarnung beendet Zacharias Stimme die Stille.

Nina presst sich die Hände auf die Ohren und kneift die Augen fest zu.

Dennis, der immer noch vor dem Tisch kniet, wirft sich reflexartige zu Boden und Kim fährt mit einem panischen Aufschrei herum als der Wahnsinnige rasend vor Wut seine Waffe herumreißt und sie nun direkt auf meinen Kopf richtet.

Nur Arkan tut nichts der gleichen.
 

Immer noch das Tuch in der Hand wendet er sich Zacharias zu.

«Was denkst du was du da grade machst, Kleiner, hä?!»

Fährt der ihn nach einigen Sekunden des wortlosen Starrens schließlich an.

«Ich mein natürlich, ja,ich seh´ schon was du da machst aber ich habe dir mit keinem Wort erlaubt dass du aufstehen darfst um an dem Mädchen herumzudoktern.»

«Nein haben Sie nicht. » Erwiedert Arkan und klingt dabei kühl und gefasst.

«Aber sie ist verletzt und ich helfe ihr.»

«Du hilfst ihr?!» Kreischt Zacharias und seine Stimme überschlägt sich.

«Sag mal bist du in Wirklichkeit genauso blöd wie deine Freundin oder willst du mich einfach nur enttäuschen sly boy?! . Ich habe hier die Knarre !, ich habe die Macht über Leben und Tod und das Sagen also spiel nicht den Scheiß-Helden und setz dich gefälligst wieder hin!»

«Ja ich weiß. Sie haben die Macht und ich werde sie nicht enttäuschen.».
 

Nach wie vor vollkommen ohne jede Regung lässt Arkan meinen Körper wieder in den Sessel sinken, legt das blutverschmierte Tuch beiseite und anschließend die Hände für alle gut sichtbar flach auf den Tisch.

«Sehen Sie?, ich sitze. Hier. Direkt vor Ihnen. Absolut wehrlos. Sie können sich also jetzt das Geld aus der Kasse holen oder wegen was auch immer sie hier sind.»

«Wegen was auch immer wir hier sind, hmmm …».

Durch Arkans Worte wieder ein wenig besänftigt geht Zacharias um den Tisch herum und bleibt hinter mir stehen.

Wie beiläufig beugt er sich zu uns herunter und flüstert in mein Ohr «Ich mag dich sly boy, ja wirklich und deshalb verrate ich dir nun auch mein kleines Geheimnis: Ich und mein Freund Justin haben ganz andere Ziele als das Geld in diesem Drecksladen aber pssst…»
 

Ein übler Geruch nach faulen Zähnen in Kombination mit ungewaschenen uralten Klamotten und kaltem Zigarettenrauch steigt mir in die Nase.

Absolut widerlich und wäre ich in Kontrolle, da kenne ich meinen empfindlichen Magen nur zu gut, müsste ich mit Sicherheit würgen und mich vielleicht sogar übergeben doch Arkan unterdrückt diesen Reflex zum Glück sehr erfolgreich und sagt stattdessen:

«Und warum sind Sie dann hier?. Warum tun Sie das wenn Sie kein Geld wollen und haben zugleich einen derart tiefen Hass auf Yirks?. Sind Sie möglicherweise während der Invasion in Gefangenschaft geraten und wollen sich nun dafür rächen?.»

«In Gefangenschaft geraten!, hörst du das Justin?, Der kleine Klugscheißer fragt doch tatsächlich ob wir während der Invasion in Gefangenschaft geraten sind!.Ob wir Wirte waren, ha!. Welch herrliche Ironie!.»
 

Zacharias bricht in lautes Gelächter aus doch es ist ein hässliches bellendes Lachen. Schließlich beruhigt er sich wieder, holt tief Luft und…-schweigt.

Keine Antwort. Nichts.

Sein geistig minderbemittelter Handlanger nestelt mittlerweile an Ninas Rollstuhl herum und ist davon allem Anschein nach derartig abgelenkt dass er nicht einmal aufsieht doch Arkan lässt nicht locker.

« Sie waren also keine Sklaven des Yirk-Imperiums. Gut, aber warum tun Sie dann das was Sie tun?. Wir sind nicht Ihre Feinde. Lassen Sie uns gehen. »
 

Wow, Arkan, ich wusste gar nicht dass du sowas kannst!. Lernt man das vielleicht auch sozusagen gezwungenermaßen als Sub-Visser wenn man mit Psychopathen wie Esplin Neun-Vier-Sechs-Sechs und Konsorten zurechtkommen muß?.

Und: Ob wohl auch Unterhändler bei der Polizei ähnlich vorgehen wie er ? denke ich kurz.

Bin mir aber gleichzeitig -auch wenn ich im Moment passiv bin und mich besonders durch Arkans Selbstsicherheit wieder um einiges objektiver und klarer im Kopf fühle als noch vor einem Moment- immer noch vollkommen im Klaren drüber wie gefährlich die Situation ist.

Deshalb bemühe ich mich den Yirk nicht abzulenken oder direkt Fragen zu stellen.

Mein Seelenverwandter nimmt es mit einer Emotion die einem erleichterten mentalen Seufzen gleichkommt dankbar zur Kenntnis und wendet sich erneut an Zacharias .
 

«Bitte reden Sie mit mir. Was kann ich Ihnen und Ihren Zielen schon anhaben oder irgendjemand von uns hier in diesem Raum?. Immerhin ist es ja tatsächlich so wie Sie bereits sagten: Sie haben die Waffe und die Macht. Mein Leben und die meiner Freunde liegen in Ihrer Hand.»

«Ja das tun sie tatsächlich!.»

So als wäre ich ein kleines gut erzogenes Haustier streicht der Typ mir mit seinen ekelhaften Drecksfingern ein paar mal tätschelnd über den Kopf während er fortfährt:

«Ja und weil du auch so nett gefragt hast und ich ohnehin einen Überbringer dieser Botschaft für die Welt da draußen brauche werd´ ich´s euch einfach sagen: Euch allen hier denn es geht nicht um den Laden oder um die paar lausigen Euros sondern um ein Zeichen!. Ich werde ein Zeichen setzen für ihn und[ er wird es verstehen ,oh ja!. Einmal ist er uns schon entkommen und vermutlich weiß er nicht dass wir ihm immer noch auf den Fersen sind aber wir sind schlau und informiert.

Wir wissen aus sicherer Quelle dass er hier ein und aus geht.

Als Gast , auch wenn wir nicht ganz sicher sind hinter welchem Gesicht er sich verbirgt. Aber dieses Loch hier kurz und klein zu schlagen ist nur ein Schritt von vielen zur wahren Gerechtigkeit und ich will ihn tot!, ich will diesen kleinen miesen Feigling tot sehen!»

Er?, wer ist er?, frage ich mich in Gedanken und:

Weiß der Kerl überhaupt was er redet oder ist er einfach nur aus irgendeiner Anstalt ausgebrochen?.[

Geistesgestört?,schizophren?, verwirrt?.
 

Zum Glück ist Arkan ähnlich ratlos wie ich und wiederholt deshalb laut meine Gedanken.

«Verzeihen Sie, nichts liegt mir ferner als Sie zu unterbrechen aber Sie reden ständig von er und ihm aber wer ist er?. Was hat er Ihnen angetan dass Sie ihn töten wollen?»

«Er, nun ja, er ist eigentlich gar kein Er. Ja noch nich´ Mal ein Mensch sondern ein Yirk.

Sein Name lautet Keshim Sieben-Zwei-Null-Vier-Vier vom Malk-Niar-Pool und ich bin ihm noch nie begegnet.

Alles was ich weiß ist dass er ein Feigling ist und ein dreckiger Verräter.

Ganz genauso wie alle anderen von diesem Scheiß- YPM und HYA -Pack denn er und seinesgleichen wagen es ein konfortables Leben in ihrer natürlichen Gestalt zu führen anstatt ebenfalls Nothlits zu werden und sie sehen weg während unsere in Menschengestalt gefangenen Brüder und Schwestern von der politischen Obrigkeit dieses rückständigen Planeten härter unterdrückt und schikaniert werden als es die Visser oder der Rat der Dreizehn jemals getan hätten!. Deshalb jagen wir ihn und auch jeden anderen Yirk der seine Lebensweise teilt. Allerdings- und das ist der einzige Unterschied zu den Anderen -wird die Rache an Keshim Sieben-Zwei-Null-Vier -Vier nicht nur der SNR alleine gehören, sondern auch unseren Verbündeten. Die Yirks die ihr die Switcher nennt sind bereits hier. Sie suchen Keshim und sie werden es ebenso sehr genießen diesen dapsen zu töten wie wir!.»

Kollateralschaden

<SNR,?!. Diese Typen sind Nothlit-Terroristen richtig? Und die Switcher leben?!. Dieses Video im Netz... Es ist wirklich echt! Diese fünf Gestalten waren keine übergeschnappen Trittbrettfahrer und auch keine S.H.O.E.´s sondern wirklich diese Yirks!. Sie sind tatsächlich hier in Deutschland und sie machen Jagd auf irgendeinen Kerl der wie heißt?, Keshim Sieben-Zwei-Null-Vier vom Malk-Niar-Pool?!. Kennst du einen Yirk der so heißt ?. Arkan bitte sag mir dass du ihn nicht kennst!. OH GOTT!, Wir müssen hier irgendwie raus!. Wir müßen die Polizei informieren, oder noch besser: Die Regierung...I r g e n d w e n !>.
 

Eigentlich habe ich es bisher ja aus gutem Grund vermieden Arkan direkt anzusprechen aber die Ereignisse überstürzen sich gerade und ich bin immer noch angespannt panisch und in Todesangst.

Die neueste Information da gerade wahnsinnige Yirk-Terroristen vor mir zu haben die ihre Artgenossen vom Peace Movement und der Allianz töten wollen weil sie das für sowas wie ausgleichende Gerechtigkeit halten macht es nicht gerade besser.

Deshalb platzt es jetzt nach einer gefühlt unendlich langen Zeit in der ich mich krampfhaft ruhig verhalten habe einfach aus mir heraus noch ehe ich es verhindern kann.
 

Arkans Konzentration und Beherrschung strauchelt gefährlich unter meinem heftigen Gefühlsausbruch.

Ich habe ihn damit überrumpelt und da er es nicht gewohnt ist mich zu unterdrücken verliert er für einen Sekundenbruchteil auch beinahe die Kontrolle über meinen Körper.

Meine Hände zittern ein wenig ebenso meine Beine...

Ich spüre schon wie die Welt mir wieder näher kommt und mein Bewusstsein sich langsam in den Vordergrund schiebt.
 

Allerdings wirklich nur ganz kurz und die beiden Nothlits bemerken es nicht mal während mein Yirk in seiner Verzweiflung etwas tut dass er bisher noch nie bei mir getan hat seit ich sein permanenter Wirt bin : Mit sanfter Gewalt drängt er mein Bewusstsein wieder in den Hintergrund und dann...

Plötzlich sind wir nicht mehr gleichgestellt.

Vermutlich ist es eine absolut unzureichende Beschreibung dafür aber genauso fühlt es sich an.
 

Arkan ist auf einmal so viel stärker in Kontrolle als sonst und ich habe nichts mehr als einen winzigen privaten Winkel in meinem eigenen Verstand.
 

Gefangen in mir selbst!.

Hilflos und einer anderen Person vollkommen ausgeliefert!…

So müssen sich also die unfreiwilligen Wirte zu Invasionszeiten ständig gefühlt haben

wird mir schlagartig klar und weiter :

Von hier aus werde ich mir meinen Körper nicht so einfach wie sonst zurückholen können.

Nein !.
 

Eine ganz neue Art von Klaustrophobie macht sich in mir breit besonders da es mich an meine allererste, unfreiwillige Begegnung mit Arkan erinnert.

Damals hatte er den vollkommen verwirrten und ängstlichen Jungen der ich einst war ja gezwungenermaßen so fest «gehalten» um ihn daran zu hindern vor lauter Panik möglicherweise gleich noch mal in den Pool zu fallen oder aber sich selbst zu verletzen und wie damals tut er es ebenfalls jetzt wieder nur zu meinem eigenen Schutz.
 

Arkan findet auch nicht im Geringsten Gefallen daran. Ich kann es nur zu deutlich spüren aber das ist nur ein schwacher Trost denn ich fühle mich erniedrigt und klein.

Ich mag es nicht…. Ach was heißt nicht mögen, das ist gar kein Ausdruck dafür:

ICH HASSE ES !.

< Ja ich weiß und es tut mir auch sehr leid David. Aber ich versuche hier immer noch unsere Leben zu retten und das Letzte was mir jetzt dabei hilft ist eine Wirtsrebellion direkt vor den Augen zweier yirkhassender S h ig h a d a r i !>
 

<W i r t s r e b e l l i o n ?!…>

<Ja, so nennt man das was du gerade getan hast, auch wenn es nicht in deiner Absicht lag dich gegen mich zu wehren und meine Befehle zu unterbrechen. Beim Kandrona, David! Du bist mein Freund und ich verzeihe vieles, aber das... Ich sage dir nur das Eine : Tu das nie wieder!. So funktioniert es nicht!.>
 

Im Gegensatz zu meiner ist Arkans Gedankenstimme gefasst und ruhig aber er fühlt sich auch definitiv gehetzt und wütend an während er Zacharias mit bemüht ruhigem Tonfall antwortet:

«Ich verstehe. Sie und ihr Begleiter sind also Nothlits und Anhänger der SNR, gut. Nur eines ist mir trotz Allem anscheinend entgangen : Wie wollen Sie diesen Yirk fangen und töten wenn sie nicht wissen in welchem Wirt er sich gerade aufhält? . Sie vermuten zwar dass er hier war aber es gibt soweit ich weiß um die hundertsechsundsechzig Yirks in diesem Land. Keiner der Menschen in diesem Raum hat je von ihm gehört»

«Ja genau ich kenne keinen Keshim!. Sicher bediene ich hier auch Yirks aber ich frage nicht jeden Einzelnen meiner Gäste nach seiner Spezies oder dem Namen!.Bitte glauben Sie mir und zerstören Sie nicht mein Lokal!. Das hier ist alles was ich noch habe, bitte ich flehe Sie an!»

Dennis!.
 

Bislang hat er ja geschwiegen und stumm wie ein demütiger Hund vor Zacharias Füßen gelegen um seine Tochter uns und sich selbst zu schützen.

Aber damit ist es jetzt vorbei.

Noch bevor irgend einer von uns eingreifen kann wirft er sich zu meinem und auch Arkans Entsetzen plötzlich nach vorn und umklammert verzweifelt die Beine des wahnsinnigen Nothlits!.

Der scheint allerdings absolut kein Mitleid oder auch nur Verständnis für einen Menschen zu haben dessen Leben er gerade im Begriff ist zu zerstören.

Ganz im Gegenteil denn augenblicklich windet Zacharias sich eindeutig angewidert aus dem Griff des Mannes und versetzt ihm anschließend mit der Spitze seines ausgelatschten Wildlederschuhs einen kräftigen Tritt in die Seite.

WAMM!.

Dennis schreit auf vor Überraschung und Schmerz.

Gleichzeitig presst ihm Zacharias´ Behandlung aber auch die Luft aus den Lungen so dass er in sich zusammensackt und leise wimmernd und keuchend nach Luft ringend liegenbleibt.
 

«BEIM KANDRONA FASS MICH NOCH MAL AN DU FETTES TIER!. EINMAL NOCH UND ICH BRING DICH UM!»

Brüllt der Nothlit .

Sein Gesicht ist verschmiert mit Speichel und Schweiß.

Gleichzeitig sieht er mich/Arkan wieder an und seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen während er sich mit dem Ärmel halbherzg über den Mund wischt und - nun allerdings deutlich leiser- hinzufügt:

«Also dafür dass du nur eine wehrlose Geisel bist und ich der große böse Onkel mit der Waffe stellst du ziemlich viele Fragen kleiner Mann aber egal. Genauso wie es mir egal ist, ob ihr armseligen Idioten glaubt dass ihr dieses Schwein Keshim nicht kennt denn das ist nicht wichtig.

Schließlich kann der dapsen inzwischen jede Gestalt angenommen haben. Vielleicht hat er im Augenblick nich´ mal einen Wirt wer weiß das schon so genau?. Ich mein´ er ist fast sowas wie ein Geist!. Tatsache ist nur, dass einer unserer Nothlit- Brüder der vor mir auf ihn angesetzt war seine DNA -Signatur hier entdeckt hat. Seinen eigenen unverfälschten genetischen Fingerabdruck!. Ob der Mensch hinter dem er ihn zu dem Zeitpunkt vermutet hat jetzt wirklich sein Wirt war oder nur eines seiner vielen Gesichter die er sich über die Jahre zugelegt haben könnte ist nich´ klar. Sich in die Datenbank eines Pools einzuhacken um an den Namen seines potentiellen Wirts zu kommen ist nämlich nich´einfach für uns, gerade weil diese wichtigen Daten von unseren verräterischen Geschwistern meisterhaft verschlüsselt werden.

Aber die Teile des Puzzles fügen sich dennoch langsam zusammen und mittlerweile wissen wir zumindest dass er hier ist. Hier in diesem Land . Vielleicht auch noch immer in dieser Stadt. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis wir auch alle anderen Informationen über ihn haben und dann werden wir dieses Schwein umbringen so wie wir es erwischen und seinen verblödeten Wirt falls er einen hat gleich mit dazu!. Keshims kleine Zaubertricks werden ihm nicht ewig helfen sich vor uns zu verkriechen. und um ihm das ein für alle Mal klar zu machen werden wir jetzt diesen wunderschönen Laden ein kleines bisschen umgestalten und ihr drei Hübschen dürft uns ganz entspannt dabei zusehen!. Betrachtet es einfach als eine Art Kollateralschaden.»

Keshim

Das ist das letzte das Zacharias zu uns sagt.

Danach werden keine Worte mehr gewechselt und es geht alles unglaublich schnell.

Innerhalb von guten zwanzig Minuten zerstören die Beiden so gut wie die gesamte Inneneirichtung des Lokals, demolieren die Küche und hinterlassen nichts als Chaos und eine Drohung an Keshim.

Natürlich in Yirkanisch und mit fetten schwarzem Edding an jede Wand und die Glasfront geschrieben.

Nach getaner Arbeit verlassen sie das "Dennies Kitchen" eben so ruhig und leise wie sie es betreten haben und kurz darauf kommt auch schon die Polizei.
 

Besorgte Passanten die den Lärm aus dem mitten unter Tags abgeschlossenen Lokal gehört haben und kurz darauf eine Mikrowelle sahen die ihnen durch das Küchenfenster entgegengeflogen kam, hatten geistesgegenwärtig die Polizei gerufen.

Dennis wurde mit einem fiesen Rippenbruch zusammen mit Kim ins Krankenhaus eingeliefert und Nina und ich verbrachten den Rest des Nachmittags auf einem spartanisch eingerichteten Polizei Revier.
 

Natürlich glaubte uns dort auch niemand mit nur mit einem Wort dass die Switcher tatsächlich in Deutschland waren und sich mit den «Soldiers for Nothlit-Rights« verbündet hatten.

Sie nahmen lediglich zu Protokoll dass wir (vermutlich) von Nothlits terrorisiert worden waren die (wahrscheinlich) einen wie auch immer gearteten Draht zur amerikanischen SNR-Gruppierung haben (könnten.)

Danach mussten wir oder besser gesagt ich da ich Zacharias ja am meisten von uns ins Gesicht gesehen hatte, meine tatkräftige Unterstützung unter Beweis stellen in dem ich mithalf ein Phantombild anzufertigen.

Natürlich!.
 

Schließlich stehen Nothlits ja nicht unter Generalverdacht.

Sie haben menschliche Fake-Namen, gefälschte Geburtsdaten und bewegen sich somit vollkommen anonym in der menschlichen Gesellschaft.

Der Polizist der mir das erklärte fragte mich dann auch noch so ganz nebenbei ob ich denn neben einer blühenden Fantasie auch noch das ein oder andere Problem mit unseren extraterrestrischen Mitbürgern hätte- ausgerechnet mich!.

Arkan schäumte vor Wut.
 

Ich ebenfalls und deshalb bekam ich nachdem ich dem Freund und Helfer in Uniform mit, sagen wir mal recht blumigen Worten ins erklärt hatte was ich tatsächlich von ihm und seinen Vermutungen hielt auch noch eine saftige Geldstrafe wegen Beamtenbeleidigung aufgebrummt.

Und als Krönung, als absolute Krönung dieses ganzen gottverdammten beschissenen Tages schien auch Nina- das erste und einzige Mädchen für das ich zum allerersten Mal in meinem ganzen Leben volkommen andere Gefühle hatte als Freundschaft kein Wort mehr mit mir wechseln zu wollen.
 

Erst einmal hatte sie schon beharrlich geschwiegen seit wir aus dem Lokal raus waren.

Logisch, sie war ja gerade eben noch als Geisel genommen worden und ein wahnsinniger Nothlit-Terrorist hätte uns beinahe alle erschossen.

Ich selber war ja auch vollkommen durch den Wind und stand unter Schock.

Ich wusste also besser als irgendjemand sonst dass sie erst einmal Zeit brauchte um sich wieder zu beruhigen und gab sie ihr.

Aber als gegen halb fünf – fast dreieinhalb Stunden später!-schließlich und endlich ihr Bruder Joe kam um sie anzuholen und Nina mich immer noch weder eines Blickes würdigte noch einen einzgen Gedanken daran zu verschwenden schien sich auch nur ansatzweise von mir verabschieden zu wollen und nichts weiter für mich übrig hatte als ein vages- sehr vages- Nicken ohne jeden Blickkontakt zog diese Begründung einfach nicht mehr.
 

Scheiße, Scheiße, Scheiße!.

Frustriert und entmutigt lasse ich mich in mein Bett fallen und ziehe mir die Decke bis über den Kopf. Draußen ist es zwar noch nicht mal ansatzweise dunkel aber ich bin einfach nur niedergeschlagen und müde. Am liebsten würde ich auf der Stelle einschlafen und nicht mehr aufwachen.

<Es tut mir leid David. Alles was passiert ist. Wäre ich standhaft bei meiner Entscheidung geblieben zum Pool zurückzukehren wärst du jetzt nicht in dieser Situation. Ich hätte nicht an deinen alten Wunden gerührt und Nina wäre nicht wütend auf dich.> Sagt Arkan plötzlich.
 

Seit einer halben Ewigkeit hat er jetzt nicht mit mir gesprochen und ausgerechnet jetzt wo ich Liebeskummer habe und in Folge dessen einfach nur schlafen möchte um an nichts und niemand denken zu müssen, will er mit mir sprechen.

Toll!. Ganz toller Zeitpunkt Arkan!.

<Wie bereits gesagt es tut mir leid. Vor allem wegen des Mädchens. Ich weiß du bist müde und möchtest im Augenblick nicht mit mir sprechen- das ist dein gutes Recht aber ich bin dir noch eine Antwort schuldig. Bitte David!.>

«Also gut, was gibt es?.»
 

Leicht genervt schlage ich die Decke wieder etwas zurück und starre stur an die Wand während ich- nun allerdings in Gedankensprache hinzufüge :

Ich meine erst reden wir die ganze Zeit über Yirks und dann benehme ich, der schüchterne Junge der ums Verrecken den Mund nicht aufkriegt mich von einer zur anderen Sekunde vollkommen out of charakter. Noch dazu in einer vollkommen unmöglichen Situation !. Sicher sie kennt mich kaum aber die Frau müßte schon ziemlich bescheuert sein wenn sie jetzt nicht zu mindestens fünfundneunzig Prozent vermutet dass ich ein Wirt bin und sie ist nun mal nicht dumm!. Herrgott ich kann ihr nie wieder ins Gesicht sehen und das ist auch gar nicht nötig weil sie sich sowieso NIEWIEDER. BEI. MIR. MELDEN. WIRD!.>

<Nein sie ist nicht dumm.> Arkan seufzt während er hinzufügt:

<Sie ist sogar ausgesprochen klug und tolerant . Weltoffen und neugierig ja und deshalb wird sie sich auch wieder bei dir melden.Trotz mir da bin ich mir absolut sicher.>

<Ach ja?,> Sage ich und versuche dabei so unbarmherzig wie möglich zu klingen.

<Und seit wann verstehst ausgerechnet so jemand wie du etwas von Mädchen Arkan Vier-Fünf-Sechs?.>

<Nun, ich verstehe nichts von Mädchen in dem Sinn, das stimmt. Aber sehr wohl habe ich eine sehr gute Vorstellung von der Wirkungsweise menschlicher Instinkte und Triebe. Euer Fortpflanzungstrieb ist sehr stark ausgeprägt und an überaus mächtige, positive Gefühle gekoppelt. Schon allein deshalb wird eben dieser Instinkt es nicht zulassen dass sie dich als potentiellen Gefährten so leichtfertig aufgibt.>

<Tatsächlich weißt du das ja?>

<Ja!>

Arkan lacht und zu seinen Schuldgefühlen mischt sich eindeutig ein Hauch von Belustigung während er mit einem Anflug eines vorsichtigen mentalen Lächelns schelmisch hinzufügt :

<Genau das ist nämlich eines der guten Dinge daran ein körperstehlender Hirnparasit zu sein David. Man ist sich solcher Dinge absolut bewusst. Genauso wie mir im Moment auch bewusst ist dass du mich nicht wirklich hasst. Sicher du bist sehr wütend auf mich und verletzt darüber dass ich dich gezwungenermaßen enttarnt habe.Aber dennoch bist du nach wie vor froh dass ich hier bin und deine wahren Gefühle für mich sind unverändert.Selbst wenn du noch so sehr versuchst das vor mir zu verbergen. Das ist sehr tröstlich .>

< Ooookay!>

Ohne es zu wollen muß ich nun trotzdem lachen.
 

<Es stimmt was du sagst und zwar alles. Auch wenn es absolut unfair ist mich so zu durchleuchten!. Es ist immerhin mein gutes Recht zumindest ein paar Stunden sauer auf dich und den Rest der Welt zu sein. Auch wenn der Grund dafür eigentlich vollkommen irrational und dumm und kindisch ist und du die wichtigste Person in meinem Leben bist. Es ist mein Recht! Soviel erst mal dazu so, und jetzt: Was wolltest du mir eigentlich sagen bevor es hier um die höchst komplizierte Wirkungsweise meiner Fortpflanzungstriebe und das systematische Töten meines letzten Fitzelchens Privatsphäre gegangen ist?.>
 

Arkan lacht nun ebenfalls- spürbar erleichtert über die nun wieder um einiges lockerere Stimmung doch nur kurz denn mein Seelenverwandter wird augenblicklich wieder sehr ernst während er fortfährt :

<Es geht um diesen Yirk den die Switcher suchen. Du hast mich doch gefragt ob ich ihn kenne.>

<Ja, dieser Keshim Sieben-Null-Zwei äh... irgendwas. Ja, und wer ist er?, kennst du ihn?>

<Keshim Sieben Zwei.Null-Vier-Vier vom Malk Niar Pool. Nun, kennen wäre nun nicht das richtige Wort dafür>

Antwortet Arkan ausweichend.
 

Er wählt seine Worte mit viel Bedacht, das spüre ich einfach und gebe mir deshalb ebenfalls Mühe nicht in Panik zu verfallen als er immer noch sehr langsam fortfährt :

<Die Yirks im kalifornischen Yirkpool erzählen sich Keshim wäre zu Beginn der Erdinvasion ein sehr hochrangiger Yirk gewesen. Ein Sub-Visser mit einer ziemlich niedrigen Nummer und ein oberer Zwilling. Vor der Erde hat er unter Esplin viele Schlachten geschlagen und einen Sieg nach dem anderen für das Imperium errungen. Auf der Erde schien es dann in ähnlicher Weise für sie weiterzugehen.

Allerdings war Keshim bereits ein etwas älterer Yirk und von jeher um einiges schlauer als Visser Drei.

Gleichzeitig aber auch ebenso kaltblütig und stets auf seinem eigenen Vorteil bedacht. Deshalb wusste er auch schon sehr bald dass wir die Erde verlieren würden.

Als die Animorphs es dann schließlich sogar schafften das Erdenkandrona zu zerstören verstärkte sich diese Befürchtung und nach unzähligen toten Yirksoldaten und dem Verrat durch Visser Eins bestätigte sie sich schlußendlich ganz.

Sofort suchte Keshim nach einem Ausweg aus dieser Misere denn er mochte die Erde und genoß es einen freiwlilligen menschlichen Wirt sein eigen nennen zu können.

Nichts und niemand sollte ihn von hier wegbringen da war er sich sicher.
 

Gleichzeitig sammelte er fleißig heimliche Gefolgsleute unter den Soldaten des Vissers die ihren grausamen Herrn schon mehr als leid waren und einpaar von ihnen ermöglichten es Keshim schließlich auch sich Morphingkräfte anzueignen.

Sicherlich ist dir bekannt, dass es Esplin Neun-Vier-Sechs-Sechs kurzzeitig gelang an diese heißbegehrte Technologie zu kommen und sie gut bewachen ließ. Nun denn Keshim nutzte das Vertrauen des Vissers schamlos aus und nahm sich die Kräfte- allerdings nicht über einen Wirt sondern mit seinem eigenen, natürlichen Körper.
 

Etwas das Visser Drei niemals in Betracht gezogen hätte denn was für Vorteile hätte es schon ein morphingfähiger Yirk zu sein nicht wahr?.

Einige wenn du mich fragst.

Besondes wenn man die nächsten zwanzig Jahre ruhig und unbelligt hier auf der Erde verbringen möchte aber nun ja wie dem auch sei, Keshim eignete sich Morphingkräfte an, verschwand dann aber kurz vor Kriegsende plötzlich von der Bildfläche.
 

Die meisten Yirks denken einfach nur er ist tot.

Während des letzten Gefechts auf irdischem Boden gestorben oder in den letzten Atemzügen der Krieges von Esplin als Verräter entlarvt und doch noch ermordet worden.

Manche denken aber auch dass er bereits zu Beginn der Erd- Invasion durch einen anderen Yirk getötet wurde der danach seine Rolle weiterspielte und wieder andere – ein kleiner Teil wohlgemerkt ist davon überzeugt, dass Keshim - der w a h r e Keshim- sich nach wie vor auf der Erde aufhält.>

<Halt! Du sagst dieser Keshim wurde vielleicht durch einen anderen Yirk getötet ?... Aber das hast d u doch genauso gemacht , mit dem echten Sub-Visser Neuzehn! Du hast seine Wirtin übernommen und danach das YPM unterstützt. Ich meine, gut für uns Menschen d a s s du das gemacht hast und ich will dich jetzt sicher nicht deswegen beleidigen, aber war das jetzt so eine Art S t a n d a r d p r o z e d u r im Yirkimperium einfach seine Vorgesetzten umzubringen und dann eine kleine Scharade zu spielen?>

<Ja. > Arkan seufzt.

<Bedauerlicherweise war es das tatsächlich . Doch du musst verstehen David, hohe Ränge waren schwer zu ergattern . Es gab sehr viele niederrangige Yirks die mehr als leicht austauschbar waren und insofern man schlau genug war, also bereits gute Arbeit im Namen seines Vorgängers geleistet hatte b e v o r man entlarvt wurde, wurde der Mord in den meisten Fällen auch noch sang- und klanglos toleriert . Viele denken sogar dass selbst Esplin dieser Vorgehensweise zum Opfer fiel und deshalb sein unterer Zwilling ins Exil geschickt wurde, beziehungsweise erklären sich einige Yirks dadurch auch die starke Charakterveränderung des Vissers . Aber dafür gab es nie Beweise und es waren insgesamt sehr dunkle Zeiten damals. Also nichts worauf irgendein Angehöriger meiner Spezies stolz sein sollte.

Selbst dann nicht wenn man wie ich die ein oder anderen guten Dinge vollbracht hat, doch genug davon. Wo war ich gerade ? Ah ja : Einer der entflohenen Switcher- der Einzige von ihnen der noch während des Amoklaufs in Yeerk City gefasst wurde- beschuldigte schließlich und endlich, um die Verwirrung perfekt zu machen, auch Keshim Anführer des Aufstands gewesen zu sein.

Allerdings befindet sich bedauerlicherweise kein Yirk mit diesem Namen oder der passenden DNA-Signatur in der Datenbank des kalifornischen Main-Pools und alle in diesem Pool lebenden Yirks werden vom YC-Personal alle zwei Jahre immer wieder neu erfasst und gezählt.>
 

<Wie bitte?!>

Nachdem ich jetzt Arkans Geschichte bis auf eine Unterbrechung mit Spannung und schweigend bis zum Ende zugehört habe, reißt mich sein letzter Satz wieder schlagartig aus meinen Gedanken und ich schreie fast ein bisschen als ich ungläubig hinzufüge :

Du weißt etwas über die Datenbank des kalifornischen Yirk-Pools?!.Ich dachte immer diese Daten sind streng geheim!>

<Ja ganz richtig David!.>

Arkan lacht und es schwingt unüberhörbar Stolz mit während er erklärt:

<Das sind sie und zum Schutz der Yirks und ihrer Wirte werden diese Daten auch alle paar Tage in unregelmäßigen Abständen mit neuen Sicherheitspasswörtern versehen. Allerdings war ich auch ein wichtiger Sprecher dieses Pools. Viele Yirks vertrauten mir und ebenso wie das YC-Personal unter anderem auch...-

Miss Miller!>

Beende ich Arkans Satz und muß wohl oder übel zugeben dass somit soviele Jahre später endlich alles Sinn ergibt.

Deshalb hat sie Arkan von Anfang an so blind vertraut!. Deshalb waren sie augenblicklich per du gewesen!.

Weil sie und er regelmäßig zusammengearbeitet hatten!.

<Ja ab und an benötigte Kira die Hilfe einiger Yirks- nicht nur meine. Nun zumindestens bis zum Switcher-Zwischenfall. Danach beschränkte sich die Zusammenarbeit nur noch auf mich .>

<Ja aber davon hast du mir nie erzählt!>

Platzt es aus mir heraus und ohne dass ich es will klingt es fast schon schockiert .
 

<Nein aber du hast mich auch nie danach gefragt.>

Arkan ist eindeutig amüsiert während er mit einem mentalen Zwinkern hinzufügt:

<Und noch bevor du weiterfragst: Ja. Es gibt so einiges an Gelegenheits- und Zweck-Wirten was du noch nicht über mich weißt . Ich hoffe doch sehr du bist jetzt nicht allzu eifersüchtig..>

<Ach woher denn, du kannst doch in soviele Köpfe fremdkriechen wie du willst!>

Gebe ich mit gespielter Entrüstung zurück und strecke ihm noch in Gedanken die Zunge raus.
 

Hach, sich gegenseitig ein bisschen freundschaftlich zu ärgern macht einfach Spaß!.

Es lockert die drückende bedrohliche Stimmung ein bisschen auf und lässt mich vergessen dass ich heute beinahe getötet worden wäre und gleichzeitig meine erste potentielle Freundin durch den Umstand verloren habe dass ich ein Wirt bin.
 

Aber leider kann man nicht ewig um den heißen Brei herumreden und als ich mich schließlich zwinge wieder ernst zu werden weil es eine Frage gibt die ich Arkan unbedingt noch stellen muss – eine wirklich, wirklich wichtige Frage -holen die unleugbaren Tatsachen mich wieder ein.

<Aber mal Spaß´beiseite und ganz ehrlich jetzt Arkan : Dieser Keshim das ist doch in Wahrheit nur eine Geschichte die man sich im Pool erzählt um irgendwelche Larven zu erschrecken oder? Ein Mythos. Wahrscheinlich hat es ihn nie gegeben. ...Oder >

<Nun ,> Arkan seufzt geduldig.

<Ich habe nie auch nur angedeutet dass es ihn nicht gibt, David. Alles was ich sagte war nur dass im kalifornischen Main-Pool niemand mit diesem Namen registriert ist. Ja wenn ich so darüber nachdenke eigentlich überhaupt keine Yirks vom Malk -Niar Pool. Allerdings handelt es sich bei Keshim wenn man den Gerüchten glauben schenken darf aber auch um einen Yirk der morphen kann. Da ist vieles möglich, nicht wahr?>
 

Natürlich!. Ein verrückter Terror-Yirk der eines der besten Pferde im Stall von Esplin war und morphen kann... brrr ! .

Allein bei dem Gedanken daran dass der ehemalige Anführer der Switcher mit diesen Fähigkeiten ausgestattet war und gerade in diesem Moment irgendwo in Deutschland herumlaufen könnte sorgt dafür dass ich augenblicklich eine Gänsehaut bekomme.

<Gibt es sonst noch irgendetwas dass du noch über den Typen weißt, nur für den Fall dass es ihn gibt?.>

Ja so einiges. Zum Beispiel dass er einen privaten Yirkpool an Bord seines Versorgungsschiffes hatte. So etwas erforderte stets eine Genehmigung des obersten Vorgesetzen und war eine wahre Recourenverschwendung!. Beim Kandrona, jeden anderen Sub-Visser hätte man vermutlich sofort an die Vanarx verfüttert wenn er es auch nur gewagt hätte einen solchen Wunsch zu äussern aber Keshim... Wie bereits gesagt , er war ein wahrer Liebling des Vissers und ein ebensolcher Sadist. Da war das natürlich kein Problem . Man erzählt sich ausserdem auch noch dass er ausserhalb seines Wirtes ein sehr auffälliger Yirk gewesem sein soll und deshalb so versessen darauf war in diesem Zustand nicht gesehen zu werden. Ja ich weiß David, für dich und so ziemlich jeden Menschen auf diesem Planeten würde vermutlich ein Angehöriger meiner Spezies aussehen wie der Andere aber dennoch gibt es hie und da sogar für euch sichtbare Unterschiede zwischen uns. Zum beispiel soetwas wie Pigmentierungen, Farbunterschiede oder Narben. In Keshims Fall sind es genauergesagt Brutnarben. >

Brutnarben?

Verwirrt runzle ich die Stirn und verstehe gleichzeitig nicht mal ansatzweise worauf Arkan eigentlich gerade hinauswill.

Immerhin weiß ich doch längst alles was es über die Fortpflanzung der Yirks zu wissen gibt:

Drei von ihnen verschmelzen.

Wachsen richtiggehend zusammen zu einer einzigen Masse in der sich bestimmte Zellen zu vereinigen beginnen. Genpaare verbinden sich und bilden so wieder bestimmte Massen die ihre Gene kombinieren, eine Art Meiose durchmachen und sich dann in viele kleine Abschnitte aufspalten.

Jeder dieser Abschnitte wird ein neuer Yirk wodurch es schon mal vorkommen kann dass auf einen Schlag bis zu hundertfünfzig Yirklarven- oder auch Maden- das Leben geschenkt wird.
 

Für Menschen klingt das ziemlich eklig ja, und ich weiß auch dass Yirks mit fortschreitenden Alter die Fähigkeit verlieren Kandronastrahlen und Nährstoffe über die Haut aufzunehmen da sich die Sekretzusammensetzung und Oberflächenstruktur ändert wordurch die Weichen unumkehrbar auf "Paarung" gestellt werden aber dennoch habe ich noch nie auch nur ansatzweise irgendetwas über diesen Vorgang gehört das...-

<Etwas mit Gewalt zu tun hat oder mit Zwang?.>

Unterbricht Arkan meine privaten Gedanken.

<Ja David das glaube ich dir auf´s Wort.Unter anderem deshalb weil wir selbst dafür sorgen dass nichts von dieser Tatsache an menschliche Ohren dringt denn die Wahrheit ist dass unsere gesamte Art der Fortpflanzung wie eure auch- eine starke emotionale Kraft als Triebfeder braucht.

Bei euch ist es eine Emotion die ihr Liebe nennt.

Bei uns hingegen ist es vordergründig Angst.

Angst vor einem langsamen ,schmerzhaften Tod und auch die Tatsache dass drei von uns sich hauptsächlich deshalb zu einem Ganzen vereinen um diesen Kandronaverlust auszugleichen ist nur die halbe Wahrheit denn welchen Sinn hätte es schon wenn sich Individuen die unter denselben Defiziten leiden zusammentun würden?.>

Arkan lässt die Frage unbeantwortet in der Luft hängen und schweigt.
 

Er lässt mir Zeit das gerade erst gehörte zu verdauen und ich weiß nicht was ich denken soll ausser dass er Recht hat!.

Welchen Sinn hätte es denn tatsächlich wenn ...

Halt!.

Mitten im Denken halte ich inne und dann plötzlich ist es in seiner ganzen Schrecklichkeit in meinem Kopf: Sie brauchen einen möglichst jungen Artgenossen!.

Ein Dritten körperlich noch vollkommen unversehrten gesunden Yirk als eine Art "Energieschub für die Vermehrung!. Die Tatsache dass bei diesem Nährstoffraub der den unfreiwilligen Dritten im Bunde regelrecht auszehrt auch jede Menge genetisches Material ausgetauscht wird ist nur ein Nebenprodukt davon!.

Manchmal schafft es vielleicht ein erzwungenes Objekt der Begierde sogar sich zu befreien bevor es durch den mit klebeenzymähnlichen Stoffen angereicherten Schleim unwiederruflich zwischen den Körpern seiner Peiniger gefangen ist.

Dann reißt es sich in purer Verzweiflung größere Teile Haut vom Körper und das was zurückbleibt sind vermutlich diese Narben!...

Oh mein Gott!.
 

Es ist ein ähnlich scheußliches Prinzip wie bei Schlupfwespen die eine bestimmte Spinnenart regelrecht versklaven indem sie dem Opfer zu allererst durch einen gezielten Stich lähmen um ein Ei an seinem Hinterleib abzulegen. Danach lebt die Spinne allem Anschein nach noch normal weiter während die Larve sich in Wahrheit die ganze Zeit von ihren Körpersäften ernährt. Aber ist der Parasit dann endlich zum Schlupf bereit sorgt er mit Hilfe einer psychoaktiven Substanz sogar noch dafür dass die dem Tod geweihte Spinne einen Kokon für ihn baut und sich anschließend von ihrem Kuckukskind fressen lässt!.
 

Ja ich weiß, eigentlich sollte ich viel weniger schockiert sein als ich es momentan bin.

Ich sollte es als das sehen was es ist : Eine evolutionäre Entwicklung die der Tierart Yirk auf ihrem Heimatplaneten vermutlich den ein oder anderen Vorteil verschafft hat aber ich kann es nicht!.

Auch wenn ich mich bereits mit sehr vielen Tieren befasst habe kann ich die Abscheu die mich plötzlich erfasst nicht abschütteln.

Ich kann und will es nicht akzeptieren dass intelligente, empfindungsfähige Wesen dazu gezwungen sind den Fortbestand ihrer Art zu sichern in dem sie zu obligatorischen Vergewaltigern werden!.
 

<Ja David. Vergewaltigung ist wahrscheinlich tatsächlich das passende Wort dafür.

Genau so würden die Menschen es nennen wenn es öffentlich würde.

Uns unvoreingenommen gegenüberzutreten würde dann noch komplizierter werden als es ohnehin schon ist und das wollen wir nicht und entscheiden deshalb auch wieviele Details unserer Privatangelegenheiten an die Öffentlichkeit dringen dürfen .

Ja ,ich weiß. Viele pro-Yirks eingestellte Menschenrechts-Organisationen kämpfen nach wie vor hart dagegen an dass unsere Reproduktionsangelegenheiten aus berechtigter Sorge vor einer baldigen Yirk-Überpopulation zur Regierungssache geworden sind.

Unter anderem da wir ja ebenfalls Menschenrechte besitzen und ebenbürtige Wesen sind.

Aber in Wahrheit sind die letzten die sich wirklich darüber beklagen würden wir Yirks selbst.
 

Immerhin geht es dank der menschlichen Einmischung nun um einiges zivilisierter zu bei der Paarung und über achzig Prozent der auf der Erde geborenen Yirks wurden freiwillig gezeugt oder besser gesagt gerade so freiwillig wie es unter den Umständen noch irgendwie möglich ist.

Natürlich führen die geringen Altersunterschiede innerhalb der Bruttrios zu ungewöhnlich kleinen Pulks und sehr oft entsteht auch gar kein neues Leben aber es ist dennoch die beste Lösung für alle Beteiligten.

Alles ist besser als die Alternative welche die Natur für uns gewählt hat. >
 

Arkan fühlt sich ungewohnt unsicher an während er spricht. Zermürbt und beschämt. Vermutlich weil er ganz genau weiß und was ich im Augenblick denke und obwohl ich immer noch angeekelt bin und mich zugleich wie erschlagen fühle von all diesen neuen Informationen siegen schließlich doch ganz andere Gefühle: Freundschaft, tiefe Zuneigung zu Arkan und Mitleid.

Gleichzeitig wird mir wieder einmal klar dass ich ihn niemals hassen könnte ganz egal was kommt.

Diese Freundschaft bedeutet mir alles.

Deshalb werde ich auch mit keinem Sterbenswörtchen irgendeinem anderen Menschen gegenüber das erwähnen, was der Yirk mir so eben anvertraut hat...
 

Ob es wohl normal ist sich dermaßen an ein anderes Wesen zu binden das nicht einmal der eigenen Art angehört?.

Ich weiß es nicht und es ist mir auch herzlich egal während mir vor Erschöpfung langsam die Augen zu fallen.

<Danke David, für dein Verständnis und deine Freundschaft. >

Antwortet Arkan schließlich leise.

Gleichzeitig erwiedert er meine Emotionen mindestens in selben Maße und sie sind auch das letzte das ich bewusst wahrnehme, bevor ich wie benebelt von einem wunderbar warmen Gefühl in meinem Inneren langsam in den Schlaf drifte.
 

.....
 

*A/N : Die Fortpflanzung der Yirks ist (zumindest teilweise) Non-Canon , ist aber trotzdem nicht ganz alleine auf meinem Mist gewachsen und wurde inspiriert durch diverse Diskussionen auf anderen Fan-Seiten (und auch ein kleines Bisschen durch meine guten alten Biologie-Bücher wo einiges über Pilze drinsteht XD.) Mein Dank an dieser Stelle also auch an alle Fandom-verrückten Nerds die sich jemals Gedanken über dieses Thema gemacht haben!

Leben und Tod

Ganz wider Erwarten schlafe ich wirklich gut.

Ganz ohne hochzuschrecken , ohne Alpträume in denen Zacharias mir seine Pistole an die Schläfe presst und bei Gott, ich habe es mir auch verdient! .

Nach all dem Schrecken der letzten Tage sollte man eigentlich meinen ich könnte nun endlich zur Ruhe kommen.

Man könnte meinen der Wahnsinn hätte irgendwann ein Ende und ich könnte wieder zur gewohnten Routine und Normalität zurückkehren aber falsch gedacht.

Der nächste Morgen beginnt genauso schrecklich wie der vorherige Tag geendet hat und die Realität trifft mich wie ein Keulenschlag denn:

Rafael ist tot!.
 

"Berliner Don vor Disko erschlagen" lautet die Überschrift.

Die Zeitung liegt direkt vor mir und der Artikel ist ganze vier Seiten lang aber ich habe ihn noch nicht gelesen.

Das ist auch gar nicht nötig denn ich habe es natürlich schon lange vor dem Aufstehen erfahren.
 

Seit drei Stunden bin ich nun schon wach und nervlich ein Wrack denn genau um 5: 35 hat die Community-Leaderin des ersten deutschen YHFCC alle freiwilligen Wirte des Landes und damit auch mich per SMS und Mail darüber informiert dass das Herz einer unserer Volontäre vor cirka einer Stunde aufgehört hatte zu schlagen.

Er war gestorben weil eine Gruppe S.H.O.E.S ihn auf dem Heimweg abgepasst und anschließend halbtot geprügelt hatte.

Mehrfacher Schädelbruch.

Massive Hirnblutungen.

Der Krankenwagen hatte ihn nur per Forma mitgenommen.

Weil er gerade noch gelebt hat...
 

Seltsamerweise hatte Arkan mich wenige Minuten vor Eingehen der SMS geweckt um mich an seine langsam wieder fällige Kandronaration zu erinnern.

So machen wir das wenn möglich nämlich immer.

Mitten in der Nacht oder am frühen Morgen stehe ich kurz auf um den Yirk zu versorgen und lege mich danach noch für ein paar Stunden ins Bett.

Auf diese Weise bin ich ausgeschlafen und kann ihn gleich nach dem Aufstehen wieder zurück in meinen Kopf setzen ohne mir tagsüber Gedanken über seine Nahrungsaufnahme machen zu müssen und wir warten auch nicht die vollen drei Tage wie es zu Zeiten der Invasion üblich war.
 

Natürlich war nach der Horror-Nachricht an diese Routine nicht mehr zu denken.

In meiner Verzweiflung hatte ich Arkan gebeten seinen Kandrona-Regenerationszyklus noch ein wenig aufzuschieben.

Ein paar Stunden zumindestens damit ich nicht allein sein musste mit meinen Gedanken.

Er hatte natürlich eingewilligt und mit allem was in seiner Macht stand versucht mich zu beruhigen.

Hatte meine Herzfrequenz verlangsamt und sanft auf mich eingeredet während ich zusammengerollt wie ein Embryo weinend im Bett gelegen war, obwohl ihn Rafaels Tod allein schon durch die Tatsache, dass mein Yirk ihn höchstpersönlich durch seinen "Einstand" als Walker "begleitet" hat, bestimmt noch viel schwerer getroffen hat als mich .
 

Deswegen bin ich jetzt auch allein in meinem Kopf und Arkan befindet sich in einer Art tragbarem Mini-Yirkpool mit integriertem Kandronagenerator der nicht größer ist als eine Schuhschachtel und neben dem Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer steht.

Es wird jetzt also noch mindestens drei Stunden dauern bis er wieder fit ist und ich weiß noch länger zu grübeln ist sinnlos.
 

Es wird weder Rafael ins Leben zurückholen noch den Schmerz lindern.

Ich sollte aufhören darüber nachzudenken und mit meiner Mama frühstücken.

Sogar meine Schwester war gestern Nacht als ich schon geschlafen habe noch gekommen nach dem sie gehört hatte was im "Dennies Kitchen" passiert war .

Sie hatte sogar hier geschlafen einfach nur, weil sie mich sehen wollte .

Ich sollte daher also lieber Zeit mit den Beiden verbringen anstatt dass ich versuche mir vorzustellen wie es für Rafael gewesen sein mochte so wehrlos am Boden zu liegen während die S.H.O.E.S gnadenlos auf ihn eintraten aber ich schaffe es einfach nicht!.
 

Ich fühle mich einsam in mir selbst während ich am Tisch sitze und schon seit mindestens zehn Minuten in meine nach wie vor leere Kaffeetasse starre als befände sich irgendwo da drin das Zentrum der Welt.

Oder wenn schon nicht das dann zumindest irgendein mystisches Orakel welches mir die Antwort auf die einzige Frage geben kann die immer wieder durch meinen Kopf spukt und zugleich nur aus einem einzigen Wort besteht:

Warum?.

Warum tun wir Menschen als vernunftbegabte Wesen die wir zu sein glauben anderen soetwas an?.

Warum töten wir Mitmenschen aufgrund einer Religion, Hautfarbe, sexuellen Orientierung oder Lebensführung die uns grade nicht in den Kram passt?.

Warum, WARUM ist die Spezies Homo Sapiens das einzige Tier auf diesem Planeten der seinesgleichen sinnlos umbringt?

Ich weiß es nicht , ich verstehe es nicht!.

Verzweiflung macht sich in mir breit.

Angst. Wut. Hilflosigkeit.

Gleichzeitig fühle ich mich überfordert von meinen eigenen Gedanken die auch wenn ich mich mittlerweile zumindestens wieder ein bisschen beruhigt habe nach wie vor hauptsächlich um Rafael kreisen und natürlich auch um seinen Yirk.

Pan...
 

Zumindest sie scheint noch am am Leben zu sein weil Susanne sie in ihrer Nachricht mit keinem Wort erwähnt hat.

Wahrscheinlich waren die beiden gerade nicht zusammen als es passiert ist.

Ja!.

Ganz sicher sogar!.

Immerhin geht es bei den Volontären ja hauptsächlich um das erste Kennenlernen zwischen dem Wirt und einem bestimmten Yirk.

Ganz nach den Vereinbarungen die die Beiden untereinander getroffen haben , kann der Kontakt sehr regelmäßg im üblichen drei-Tagesrythmus stattfinden - das ist eher selten.

oder auch durchaus längere Abstände beinhalten wie es den meisten Volontären zu anfangs auch geraten wird um sich selbst nicht zu überfordern.
 

Rafael war erst vor einem halben Jahr Volontär geworden und gehörte deshalb noch zur längere-Abstände-Fraktion.

Er und sein Yirk haben sich oft über eine Woche lang nicht gesehen und Pantalaimon ist mit ihren vier Jahren wirklich noch sehr jung.
 

Ich kenne sie sozusagen seit ihrer Geburt da Arkan und ich uns während unserer

zweimonatigen Monitoring-Zeit im YFCC aus bloßer Langeweile heraus freiwillig gemeldet hatten als es darum ging sich um einen von zehn neugeborenen Yirks zu kümmern und besonders sie war mir von Anfang an ins Auge gestochen weil sie eindeutig kleiner war als die Anderen.

Schwächer.

Sekundärer Zwilling. Schlechter Allgemeinzustand nach der vollständigen Ablation vom triparentalen Gewebe, Verdacht auf Retadierung und Mikrosomie stand auch in ihrer Akte. Noch dazu hatte sie ihr Pulk verstoßen und so gut wie alle erwachsenen Yirks ausser Susannes Shalif und ein anderer Freiwilliger weigerten sich mit ihr die lebensnotwendigen Kolligationen durchzuführen die bei so jungen Yirks alle paar Stunden - normalerweise innerhalb der Geschwistergruppe - erfolgen müßen .

Auf mein Bitten und Betteln hin hatte sich schließich auch Arkan dazu erweichen lassen Shalif zu unterstützen und mit dem verwaisten Jungen zumindestens bestimmte Sekrete und Nährstoffe auszutauschen

Aber dennoch war er sich von Anfang an sicher gewesen sie würde es nicht schaffen.

Und selbst wenn sie nicht starb hatte er zudem gemeint, würde ihr in diesem Zustand wohl kaum möglich sein jemals ein vernünftiges Leben zu führen oder innerhalb der Poolhierachie akzeptiert zu werden .

Deshalb fand er meine Sentimentalität unnötig und war eher dafür diesen Yirk von seinem Leiden zu erlösen als weiterhin Zeit in ihn zu investieren.

Aber Pan war nun mal auf der Erde geboren worden und nicht an Bord eines yirkanischen Poolschiffes.

Keiner der Menschen im YFCC hätte auch nur eines der Jungen freiwillig aufgegeben , auch wenn viele ihrer Yirks anders dachten.

Deshalb blieb sie auch am Leben und ich übernahm es , soweit es in meiner Macht stand, sie sie zu betreuen.
 

Zu Anfangs bestand meine Aufgabe hauptsächlich darin biometrische Daten aufzunehmen sprich so etwas wie wiegen messen , körperliche Entwicklung und Reflexe kontrollieren und alles in einer Tabelle eintragen...

Fast dasselbe wie bei menschlichen Kindern.

Danach ,als sie schließlich reif genug dafür war ,habe ich dann auch regelmäßig mit ihr über das neurale Interface des Yirkpools kommunizert und ihr schließlich ein Jahr später sogar Rafael vorgestellt.
 

Ich erinnere mich noch gut daran wie die beiden von Beginn an einen besonderen Draht zueinander zu haben schienen.

Wie sie sich erst mit Hilfe des Yeerk- Nets unterhalten hatten und Rafael vor ihrer ersten gemeinsamen Infestation , kurz bevor sie dreieinhalb wurde, schließlich sogar mit dem Namensvorschlag Pantalaimon angekommen war .

Eigentlich hatte sie ja bereits einen ganz anderen Geburtsnamen gehabt : Iniss Eins-Null-Zwei -Zwei der Untere.

Aber so nannte sie bald niemand mehr.
 

Da Rafael damals gerade erst einmal seit einem Jahr Walker gewesen war, hatte er davor und danach auch noch Kontakt mit anderen Yirks gehabt , aber sich dann trotz relativ wenig Erfahrung und vieler Gegenstimmen im YFCC sechs Monate später ganz für Pan entschieden.
 

Manche der wirtslosen Yirks , besonders die Älteren, hatten sich ziemlich darüber aufgeregt und es als unfair empfunden dass es einem derart jungen Freiwilligen nach schon so kurzer Zeit erlaubt wird sich zu binden.

Noch dazu an einen Halbwüchsigen sekundären Zwilling mit einem eindeutigen Defizit denn auch wenn es Pan gelungen war ihre Geschwister was die Körpergröße betraf etwas einzuholen war sie doch noch um mindestens vier Zentimeter kleiner als der Durchschnitt und würde aus verschiedenen Gründen die weder wir Menschen noch die Yirks wirklich verstanden einen Wirt wohl niemals so rasch , straff und ausdauernd kontrollieren können wie ein "gesunder" Artgenosse.
 

Doch er hatte nicht viel darauf gegeben was irgendjemand zu seiner Entscheidung sagte

Genau so wie er sich auch sonst nie viele Gedanken um die Meinungen anderer Leute gemacht hatte

und stimmte schließlich sogar einem speziellen Monitoring zu dass aufgrund von Pans "Besonderheiten " doppelt so lang wie normal dauern sollte aber zumindest nicht nur im YFCC ablief .
 

Andere hätte das wahrscheinlich abgeschreckt.

Die vielen Tests, unzählige Gespräche , Gesundheitschecks aber ihm hatte das alles nichts ausgemacht denn er war schon immer ein richtiger Optimist mit einem starken Willen gewesen.

Jemand der zu seinen Entscheidungen und Ansichten steht.

Mutig, couragiert und durch und durch ehrlich.

Jetzt war er genau deswegen tot.

Grausam ermordet...
 

Ich will gar nicht zuviel darüber nachdenken wie es der jungen Yirk gehen wird sobald sie erfährt dass ihr Wirt, der erste und bislang einzige Mensch welcher genug Vertauen in ihre Fähigkeiten gehabt hatte um sie in seinen Kopf zu lassen, tot ist.
 

"Na wer beliebt denn da ausnahmsweise mit uns niederen Wesen zu speisen?. Mein lieber Herr Sohn!. Heute sind wir wohl ein bisschen verstört was?"

Fragt mein Vater plötzlich und seine laute, förmlich vor Zynismus und beißendem Spott triefende Stimme verbunden mit provokantem Sesselrücken reißt mich aus meinem trüben Gedanken.
 

Sofort reiße ich den Kopf hoch und starre ihn finster an.

Bestimmt biete ich keinen sehr schönen Anblick und würde der Mann so etwas wie Pietät oder Empathie besitzen würde er auch spätestens jetzt einfach den Mund halten aber das tut er nicht.

Feist grinsend hockt er da auf seinem Stuhl und erinnert mich so eingehüllt in einen weißen Morgenmantel der sich um seinen Wanst spannt absurder weise irgendwie an einen Schneemann . Oder an das Michelin Männchen.
 

Arkan würde wenn er nur hier wäre spätestens jetzt die passenden Bilder aus meinem Verstand kramen und sie so ganz nebenbei kreativ modifizieren.

Einfach nur um mich damit ein wenig zum lachen zu bringen denn er verachtet meinen Erzeuger mit vollster Hingabe und genießt es ganz nebenbei dass der Mann anscheinend einen Heidenrespekt vor ihm hat.

Nur leider ist er im Augenblick nicht da.

Ich bin der einzige von uns beiden der an diesem verdammten Tisch sitzt und das weiß nun wo ich ihn ansehe auch mein Vater.

Nur deshalb schnappt er sich nun auch mit einer Hand die Zeitung und hält sie mir direkt vors Gesicht während er mit dem Zeigefinger der anderen Hand im Stakkato wütend gegen die Tischplatte trommelt und zischend hinzufügt :

"Da!.Da hast du´s!. Tot ist er der Bursche und du bist der Nächste!. Glaubst du mir jetzt auch endlich wenn ich dir sage dass dieses Ding in deinem Kopf nicht gut für dich ist?!. Dass es dich nur benutzt?. Würde ihm tatsächlich was an dir liegen würde es zu seinem Pool zurückgehen oder wie auch immer man das nennt . Es würde dich in Ruhe lassen aber das tut es nicht und missbraucht dich weiterhin als sein Werkzeug . Mach nur so weiter!.Gestern haben dich ein paar Nothlits als Geisel genommen und Morgen?... Wer weiß?, vielleicht liegst du auch bald irgendwo auf der Straße. Tot, wie dieser Junge da. Du und deine perversen Freunde ihr spielt euch mit dem Feuer und - "

"Papa, bitte! Versau uns nicht das Frühstück!. David hat gestern genug mitgemacht und Arkan ist sicher nicht derjenige von den Beiden der ein Problem damit hätte zum Pool zurückzugehen.

Er meint es gut mit David. Wenn du ihm nur einmal zuhören würdest und nicht so eine negative Einstellung gegen die Yirks und ihre Dons hättest würdest du das auch sehen."

Unterbricht Julia ihn.
 

Wie, immer wenn mein Vater gerade mal wieder anfängt durchzudrehen und auf mich loszugehen. Julia ist sein absoluter Liebling und dadurch für ihn normalerweise fast soetwas wie lebendiger Baldrian .

Sie kann sich so ziemlich alles erlauben und schafft es meistens auch sofort ihn zu beruhigen, sogar dann wenn sie ihm die Meinung mitten ins Gesicht sagt doch nicht dieses Mal.

" Das Ding namens Arkan meint es also gut ja?. Verstehst du das unter gut dass es ständig versucht meine Familie gegen mich aufzubringen und meinen eigenen Sohn einer Gehirnwäsche unterzieht ?!. Yirks existieren. Gut!. Das dürfen meinetwegen auch!. Sie dürfen gerne existieren nur eben irgendwo anders und möglichst weit weg von mir . Ich meine man muß sich das doch nur mal vorstellen: Vor siebzehn Jahren brach das vollkommene Caos los!. Von jetzt auf gleich war die ganze Erde bevölkert mit irgendwelchen verdammten Aliens!. Keiner auf diesem Planeten hat sie jemals eingeladen denn sie sind als Feinde gekommen und unsere Regierungen werden bis heute nicht mit ihnen fertig wie man ja gerade bei den USA so schön sieht. Also sollen unsere ungebetenen Immigranten-Gäste und Kriegs-Verlierer doch bitte alle wieder brav in ihre kleinen Raumschiffe steigen und nachhause fliegen!.

Sie haben es sich nicht anssatzweise verdient sich auf diesem Planeten aufzuhalten und deshalb sollen verschwinden!.

Sie sollen uns Menschen hier in Ruhe lassen genauso wie es die Andaliten damals vorgeschlagen haben !"

Fährt mein Vater unbeirrt fort. Er steigert sich in Rage und seine Stimme wird immer lauter.
 

Schließlich schreit er fast schon ohne es selber zu merken und während ich so da sitze und sie alle der Reihe nach anschaue: Meine Mutter die hilflos auf ihren Teller starrt und nervös an ihren Haaren zupft und meinen Vater mit seinen fast schon winzigen blassblauen Augen in seinem puterroten fetten Gesicht dass sich auf sein Doppelkinn stützt. Er ringt schnaufend nach Atem währed meine Schwester sich mit ärgerlich zusammengepressten Lippen den vierten Löffel Zucker in den Kaffee kippt und dann...

Plötzlich geschieht etwas sehr merkwürdiges mit mir:

Ich muß lachen!.

Über dieses groteske beinahe schon karikaturhafte Bild das sich mir hier bietet einfach nur lauthals und herzhaft lachen!.
 

Es daurt auch eine ganze Weile bis ich mich endlich wieder beruhigt habe.

"Eingeladen sagst du?!" Frage ich schließlich kalt als es mir wieder gelingt Luft zu holen ohne zu prusten.

"Schön formuliert Vater aber wo wir grade dabei sind: Welcher bescheuerte Neandertaler hat dann den Cro Magnon-Menschen eingeladen? Oder die Indianer!,wollten sie die Eroberer und Siedler aus denen die zukünftigen Amerikaner hervorgingen?. Wünschten sich die Germanen vielleicht die römischen Legionen?.

Was du da sagst ist absoluter Mist und das weißt du auch!.

Abgesehen davon: Wo sollen diese Aliens wie du sie nennst bitte schön hingehen ?!. Die Welt der Hork Bajirs liegt in Trümmern und die meisten Taxxons würden bei ihrer Heimkehr bei lebendigem Leib verspeist werden!.

Die yirkanische Heimatwelt wurde von den Andaliten vollkommen unter Beschlag genommen.

Sie verbieten jeglichen Kontakt mit Aussenstehenden und haben den gesamten Planeten zum Sperrgebiet erklärt!.

Ausserdem sind sie Lügner die uns nur halbe Wahrheiten erählen und uns an der kurzen Leine halten wollen!.

Genauso wie sie es mit allen anderen Völkern gemacht haben mit denen sie Kontakt hatten und wenn irgendeinem Vollidioten von Politiker hier in Deutschland jemals einfallen sollte dass man ja alle Yirks mal zwangsweise auf ihren Heimatplaneten zurückschicken könnte bin ich der erste freiwillige Wirt der sie begleitet denn weißt du was?: Ich habe den Jungen da in der Zeitung gekannt und sein Tod war sinnlos!.

Absolut sinnloser, beschissener Rassismus!. Ich hasse die Menschen !"
 

Unbeschreibliche Wut und Hass wallt plötzlich in mir auf als ich so hastig aufspringe dass der Sessel hinter mir um - und meine leere Tasse klirrend zu Boden fällt.

Mein Vater springt ebenfalls auf und schreit mir irgendetwas nach , meine Mama sagt leise beinahe schon vorwurfsvoll meinen Namen aber es ist mir egal !.
 

Ohne mich auch nur einmal nach ihnen umzudrehen gehe ich wieder zurück in mein Zimmer.

Dort werfe ich die Tür geräuschvoll ins Schloß und mich selbst auf mein ungemachtes Bett.
 

Mit geschlossenen Augen hänge ich meinen Gedanken nach.

Allerdings nicht lange denn nach cirka zehn Minuiten klopft es leicht gegen die Tür und eine weibliche Stimme dringt gedämpft durch das Holz.

"Darf ich reinkommen?"

Meine Schwester!.

Kurz überlege ich ob ich sie sehen will.

Da mir aber kein wirklicher Grund einfällt warum ich nicht mit ihr reden sollte und meine Wut hauptsächlich meinem Vater gegolten hat und nicht ihr erlaube ich es nach ein paar Minuten schließlich .

"David, ich weiß er hat eine absolut bescheuerte Art es zu zeigen aber Papa macht sich nur Sorgen um dich. Wie wir alle.

Ich auch und Arkan...Du weißt für mich gehört er fast schon zur Familie und ich mag ihn aber du solltest ihm endlich deine Erlaubnis geben !. Es wäre das Beste. Für euch Beide "

Sagt sie und das Bett ächtzt etwas unter ihrem Gewicht als sie sich am Rand meiner Matratze niederlässt.

Ich erwiedere nichts, starre nur an die Decke um sie nicht ansehen zu müßen denn ich weiß ganz genau was jetzt kommen wird.

Viel zu oft schon in den letzten eineinhalb Jahren haben wir dieses Gespräch geführt und ich weiß weiterhin keine andere Antwort auf ihre Fragen als die die ich auch Arkan wieder und wieder gebe: Dass ich noch nicht bereit dazu bin!.

Dass ich noch Zeit habe-. Dass wir noch warten.

Aber darüber mit mir zu dirskutieren ist sinnlos, deshalb spare ich mir einfach den Atem schaffe es aber obwohl ich mich wirklich bemühe nicht sie auszublenden und an etwas Schönes zu denken.

Stattdessen wiederholen sich ihre Worte wie ein hässlches Echo in meinem Kopf:
 

"Wie lange willst du noch warten, David? . Ja ich weiß Arkan ist dein Freund , er hat viel für dich getan und ich kann mir wahrscheinlich nicht mal ansatzweise vorstellen wie nah ihr euch steht aber Himmel Herrgott, er ist alt !. Ihr würdet drei Jahre miteinander haben , allerhöchstens fünf.

Das hat er uns damals gesagt als ihr gemeinsam aus Amerika zurückgekommen seid!.

Uns allen und vor allem dir!.

Wie lange sind seine Regenerationszyklen inzwischen?, zweieinhalb Stunden ?, Drei?.S

eine Zeit läuft ab David und jetzt wäre ein guter Zeitpunkt ihn endlich gehen zu lassen."

"Ihn gehen lassen...Du meinst sterben lassen!. Ich soll ihn sterben lassen weil die Welt im Moment ein bisschen verrückt spielt und es gerade etwas ungünstig ist ein Wirt zu sein?.

Ist es vielleicht das was du mir gerade damit sagen willst Julia ?!"

Flüstere ich plötzlich obwohl ich mir eigentlich fest vorgenommen habe zu schweigen und wundere mich dass ich nicht schreie.

Gleichzeitig laufen mir schon wieder die Tränen über die Wangen.
 

"Nein David."

Julias stimme ist ganz sanft.

Vorsichtig zieht sie ein Taschentuch aus der Kleenex-Box auf meinem Nachttischchen und legt es mir in die Hände während sie forffährt :

"Du weißt ganz genau wie ich es meine . Arkan ist nur deshalb immer noch hier weil du es willst aber er quält sich. Du bist einfach kein guter Freund wenn du ihm aus bloßen Egoismus das verbietest was eigentlich in seiner Natur liegt!."

Was in seiner Natur liegt...
 

Durch Arkans Ausführungen von letzter Nacht weiß ich inzwischen weit mehr über diese Natur als die meisten Leute je wissen werden oder wollen .
 

Deshalb mischt sich nun ein ungläubiges Lachen unter mein Schluchzen während ich mir umständlich die Wangen abwische und antworte:

"Jetzt mach aber mal halblang Julia !. So wie du das sagst klingt es ja fast so als ob ich Arkan gegen seinen Willenhier festhalten würde.

Er ist ein Yirk!. Er ist der Stärkere von uns beiden!.

Wenn er es wirklich wollte könnte er also einfach die Kontrolle übernehmen , sich eine Zugkarte kaufen und nach Berlin fahren und ich könnte absolut nichts dagegen machen!"

"Ja das weiß ich. Immerhin hab ich in den letzten Jahren genug über Yirks gelesen um so gut wie alles zu wissen was du sicher auch weißt. Aber mir ist genauso klar dass Arkan das niemals tun wird . Er will dich nicht hintergehen sondern dass du das Unvermeidliche endlich akzeptierst!.

Er will dass du ihn loslässt damit er endlich in Ruhe sterben kann.

Dein Leben wäre anfangs sicherlich furchtbar ohne ihn aber irgendwann wirst du damit klarkommen müssen.

Abgesehen davon hast du ja auch noch dein eigenes Leben das auf dich wartet oder?.

Wie ich zum Beispiel von Mama gehört habe hast du dich gestern mit einem Mädchen getroffen. Du hast sie in dem Zug kennen gelernt und ihr wart zusammen essen als diese Nothlits aufgetaucht sind."

"Was immer du auch damit sagen willst Julia, sie hat kein Interessse an mir... Auf jeden Fall nicht so! ." Sage ich schnell denn ich habe neben all den anderen unangenehmen Themen die hier so eben ans Licht gezerrt werden ohne dass ich es verhindern kann verständlicherweise absolut kein Interesse daran diese Art von Gefühlen ausgerechnet mit meiner Schwester zu besprechen1 .

Doch Julia lässt nicht locker .
 

"Ach sei doch nicht lächerlich Davie!. Mama hat mir nämlich auch noch gesagt wo sie wohnt und ganz ehrlich: Ob du es jetzt hören willst oder nicht: Ich bin nicht nur deine große Schwester sondern zufälligerweise auch ein Mädchen und sie würde sich sicherlich nicht stundenlang mit einem gebrochenen Bein durch die halbe Stadt fahren lassen wenn sie kein Interesse an dir hätte!. Genauso wenig wie du dich über mich ärgern würdest wenn sie dir nicht wichtig wäre. Ja, Bruderherz!, denk ruhig mal darüber nach."
 

Nach dem sie das gesagt hat steht Julia wieder auf und verlässt ohne ein weiteres Wort , dafür aber mit einem stillen Lächeln auf den Lippen mein Zimmer.

Warum

Darüber nachdenken überlege ich peinlich berührt als die Tür wieder ins Schloss fällt.

Über Nina nachdenken…

Eigentlich ist mein Kopf viel zu voll im Moment um auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.

Ich stehe nach wie vor vollkommen neben mir wegen Rafael ohne zu wissen, wann es endlich vorbeigeht.

Ob es überhaupt jemals vorbeigeht!.

Immerhin habe ich- wenn auch unter Anleitung -doch einen kleinen Teil seines Monitorings übernommen.

Unzählige E-Mails hatte er mir geschrieben um seinen ersten Alltag mit Pan regelmäßig zu protokollieren.

Dann waren da noch diese ganzen zum Teil ziemlich intimen Fragen gewesen die ich ihm hatte stellen müßen.

Ängste und Sorgen über die wir gesprochen hatten aber dennoch…

Irgendwo zwischen diesen ganzen notwendigen Dingen als sein Guide die mit mir persönlich überhaupt nichts zu tun gehabt hatten waren wir doch irgendwie auch Freunde geworden!.

Nein!.

nicht nur irgendwie!.

Ich habe einen Freund verloren und mein Hirn fühlt sich wund und weich an wie Butter in der Sonne, wenn ich daran denke dass er einfach nicht mehr existiert und tot ist.

Weg. Für immer.

Dazu kommt noch diese ganze Trauer und immer wieder die unbeantwortete Frage warum ausgerechnet er?.

Meine Gedanken drehen sich im Kreis.

Da ist genau das Letzte was ich tun möchte auch noch über meine Gefühle für Nina nachzudenken weil es zusätzliche Verwirrung bedeuten würde.

Zusätzlichen Schmerz.

Aber trotzdem tue ich jetzt wo Julia es angesprochen hat, genau das!.
 

Wie ferngesteuert greife ich x-mal nach meinem Handy, starre ihren Namen im Telefonbuch an ohne anzurufen, lege es wieder weg.

Nehme es wieder in die Hand, will ihr eine SMS schreiben.

Eine Entschuldigende.

Eine Erklärende .

eine Beleidigende.

Aber ich tue es nicht.
 

Statt auch nur eine davon abzuschicken lösche ich die Texte wieder und schiebe das Telefon schließlich ausgeschaltet unter mein Kopfkissen.

Allerdings bleibt es da auch nur zwei Minuten bevor ich es erneut heraushole und wieder einschalte.

Es könnte ja auch alles nur ein schreckliches Missverständnis sein.

Vielleicht ist sie gar nicht wütend auf mich und ahnt nichts.

Vielleicht will sie mich gerade anrufen jetzt in diesem Moment wo ich nicht eingeschaltet habe. Vielleicht…
 

AAAAAAAHHHHHHHH!, ich hasse, hasse , HASSE dieses Gefühl!. Das ist sie also diese L i e b e von der sie alle schwärmen?!:

Warten, zittern, bangen, hoffen.

Freude Erleichterung, Zuneigung, wollen, nicht- wollen, Hass, Enttäuschung Wut, Trauer.

Sich angenommen fühlen, die Furcht davor abgelehnt zu werden und das alles zusammen zur selben Zeit oder im Wechsel oder…
 

Ich weiß es nicht!!!.
 

Ich weiß einfach nicht mehr was ich noch denken soll!.

Ob ich diese Gefühle will oder nicht will, ob ich Nina will oder nicht.

Ob ich sie vollkommen verstehe, weil sie wegen der Vermutung dass ich bin was ich eben nun mal bin einen Rückzieher gemacht hat oder ob ich sie hasse für ihre anfängliche scheinbare Liberalität und Offenheit den Yirks gegenüber.

Ob ich mich jetzt verletzt und diskriminiert fühlen soll oder sie viel mehr als Opfer sehe weil ich ja der Jenige bin der sie von Anfang an nur angelogen hat ?…

Und trotz allem, trotz dieser schrecklichen Sache mit Rafael und diesem ganzen Gefühlschaos stelle ich mir dazwischen immer wieder vor wie es wäre Nina im Arm zu halten, sie zu küssen.

Ihre warmen weichen Lippen auf meinen zu fühlen und sie zu berühren, meine Hände auf ihrer nackten Haut und...-
 

Neeeein!. WEG!. Weg mit diesen Bildern!, raus aus meinem Kopf!.

Herrgott!, wie angenehm muß es doch sein nichts absolut gar nichts mit solchen Gefühlen zu tun zu haben !.
 

Frustriert und heillos durcheinander suche ich mir schließlich wahllos ein paar Bücher zusammen von denen ich mehr als die Hälfte auswendig kenne und die andere Hälfte aus Exemplaren besteht die ich noch nie gelesen oder auch einfach nicht verstanden habe.

Sowas wie "Die Bücherdiebin" zum Beispiel oder "Sofies Welt".
 

Ich lese schließlich irgendetwas.

Ziemlich halbherzig und um mich davon abzuhalten in meiner Verzweiflung irgendetwas Dummes zu tun.

Trotzdem vergeht die Zeit nur quälend langsam und als es endlich soweit ist dass ich Arkan wieder zurück in meinen Kopf zurück setzen kann bin ich einfach nur erleichtert.

Gleichzeitig plagen mich aber auch Schuldgefühle wegen Pan und Nina, wegen Arkan selbst und besonders wegen dem was Julia gesagt hat.
 

Hat sie vielleicht tatsächlich Recht?.

Ist mein Seelenverwandter wirklich nur meinetwegen noch am Leben?.

Leidet er möglicherweise bereits weil ich es einfach nicht schaffe ihn gehen zu lassen?...

Genau diese Gedanken gehen mir durch den Kopf während der Yirk sich durch meinen Gehörgang zwängt und ich fühle mich wie ein kleiner feiger Egoist.
 

< Nun das bist du aber nicht. Weder egoistisch noch feige. Ja ich bin zwar auch deshalb noch hier weil du noch brauchst aber das ist nicht der einzige Grund>

Arkan !.
 

Anscheinend hat er gespürt wie aufgewühlt ich bin und hat deshalb als allererstes die Verbindungen zu meinem Gehirn hergestellt die für unsere privaten Gespräche zuständig sind!.

<Ja das habe ich und du hattest anscheinend einen sehr anstrengenden Morgen . Bei Noorgesh, dein Erzeuger hat es doch tatsächlich geschafft in nur einer einzigen Unterhaltung all die Themen unterzubringen die ich am meisten verabscheue. Und Julia…Wenn du möchtest, kann ich mit ihr sprechen.>

"Nein ist schon okay." Sage ich laut und merke wie meine Stimme zittert.

"Sie...sie hat ja Recht. Irgendwann müssen wir mal darüber reden. Ich kann dich nicht ewig festhalten und wir...wir...-"

Obwohl ich nichts mehr will kriege ich kein Wort mehr heraus.

Ein schmerzhafter Kloß macht sich in meinem Hals breit. Meine Augen brennen. Schonwieder !. Verflucht!. Dieser ganze verdammte Scheiß-Tag scheint nur aus Tränen zu bestehen!.

<Ganz ruhig, David, es ist gut. Ja wir müssen darüber reden aber ncht jetzt. Nicht heute und so kurz nach Rafaels Tod... abgesehen davon ist es so wie du sagtest.>

Jetzt lacht Arkan sogar ein bisschen bevor er fortfährt:

< Du könntest mich hier niemals gegen meinen Willen festhalten. Nicht einmal wenn du mich für den Rest meines Lebens in diesen Mini-Yirkpool sperren würdest.> <Ach ja ?, gebe ich zurück und muß trotz allem ebenfalls lachen.

<Und wie willst du den Deckel aufkriegen so ganz ohne Hände?>

<Oh du würdest dich wundern wie kreativ ich sein kann .> Antwortet Arkan gespielt geheimnisvoll und ich schüttle nur amüsiert den Kopf.

Verrückter Kerl!.

Es ist gut zur Abwechslung mal wieder etwas zum Lachen zu haben.
 

<Ja das ist gut. Und was ausserdem noch gut für deine Gesundheit wäre ist dass du Nina anrufst. Nicht heute oder morgen aber in den nächsten paar Tagen wenn sie wieder etwas zur Ruhe gekommen ist wirst du sie anrufen!. Betrachte das nicht als Vorschlag>

Ja , Okay!. denke ich nur ohne Gegenwehr zu leisten oder auch nur irgendetwas dagegen zu erwiedern .
 

Schon allein der Versuch wäre unnötig da Arkan meistens zu neunzig Prozent ohnehin weiß wie ich auf bestimmte Situationen reagieren werde und der Yirk mindestens so stur sein kann wie ich.

Deshalb nutze ich die Gelegenheit und sage etwas ganz anderes.
 

Etwas dass mich von diesem ganzen Gefühlschaos ablenkt und mir schon seit mindestens einem Jahr immer wieder mal auf den Lippen brennt ohne dass ich es bisher ausgesprochen habe:
 

<Nachdem der Krieg vorbei war und als die Andaliten euch vor die Wahl gestellt haben ... die Yirks vom HYA die Peacer und die die keine Kriegsverbrecher waren meine ich- warum bist du da eigentlich kein Nothlit geworden?.Ich meine du hättest fast ein ganzes Leben noch mal von vorne leben können . Hier auf der Erde , als Mensch. Du bräuchtest dir ums Sterben keine Gedanken machen und nicht einmal einen Wirtskörper.>

<Nun warum... Eine sehr interessante Frage. Vermutlich weil die Vorstellung bis ans Ende meiner Tage in einem fremden Körper leben zu müssen der dann tatsächlich mein eigener ist für mich in keinster Weise Befreiung bedeuten würde. Immerhin liegt es nicht in unserer Natur ständig allein mit uns selbst zu sein und die meisten Yirk-Nothlits haben deshalb irgendwann entweder schwere psychische Probleme oder werden freiwillige Wirte.

Eines meiner fernen Geschwisternachkommen beispielsweise lebt schon einige Jahre als Wal-Nothlit. Die Animorphs haben ihr dadurch das Leben gerettet dass sie den Escafil- Würfel einsetzten und ich traf sie dank Cassie cirka ein Jahr nach Ende der Invasion. Aber schon damals war sie sehr unglücklich mit ihrer Entscheidung und hätte alles dafür gegeben um zumindest ein einziges Mal noch den Geist eines anderen Wesens neben ihrem eigenen zu fühlen und sie sehnte sich nach Händen. Was ich damit sagen will ist : Ja, man kann vielleicht seine Gestalt verändern David, aber niemals sein ureigenes Selbst>

<Was?, du hast die Animorphs getroffen und bist sowas wie Aftrans Onkel ?!>

Nun bin ich gelinde gesagt etwas erstaunt denn Jake Berenson und Konsorten sind für mich als

Fast -Nach-Invasionszeiten-Geborener ähnlich unwirkliche Personen wie Mahatma Ghandi oder Maria Theresia aber Arkan lacht nur während er unbeirrt fortfährt: ma-veehala . Ich vergesse tatsächlich immer wieder gerne wie jung du erst bist und wie seltsam es für dich klingen muß wenn ich Dinge aus meinem Leben vor dir erzähle aber es stimmt dennoch: Ich habe sie wirklich getroffen : Cassie, Jake Marco, Tobias, Lou, Issrin Eins-Acht-Drei vom Ya-Terash Pool ... Ja sogar diesen Andaliten und Aftran Neun-Vier-Zwei.

Letztere war vorsichtig ausgedrückt etwas erstaunt darüber ihren ehemaligen Commander und Verwandten der zu Kriegszeiten nicht unbedingt den besten Ruf hatte, hier auf der Erde zu sehen.>

Misconceptions

Im Büro sitzen und Rechnungen schreiben, Akten durchsehen.

Termine für die Sprechstunde vereinbaren und hysterische Patientenbesitzer beruhigen die hinter einbisschen Katzengewölle Magenkrebs im Endstadium vermuten.

Daneben noch Frau Doktor Pilz assistieren.

Tiere festhalten, Spritzen aufziehen, Impfpässe ausfüllen.

.Aggressive Hunde narkotisieren, rasieren und desinfizieren.

Bei Operationen Vitalfunktionen überwachen und natürlich immer wieder Putzen.

Putzen, putzen , putzen .

Das Operationsbesteck muß gespült und desinfiziert werden, der OP gehört regelmäßig durchgewischt und blutiges Verbandmaterial, Kot und Urin entfernt.
 

Cirka eine Woche nach dem Vorfall im Dennies Kitchen hatte der Alltag mich wieder und dementsprechend war meine Zeit zwischen sieben und sechzehn Uhr- die hie und da auftretenden nächtlichen Notdienste noch nicht mal nicht mitgerechnet- von Montag bis Freitag sogar derart ausgefüllt dass ich tagtäglich pünktlich gegen zwanzig Uhr einnickte und am nächsten Morgen um sechs wie gerädert wieder auf der Matte stand um dann trotz zehn Stunden Schlaf kaum in die Puschen zu kommen und ob man es glaubt oder nicht ich war dankbar dafür denn so hatte ich kaum Zeit über irgendetwas nachzudenken.

Auch nicht über Rafaels Beerdigung die cirka fünf Tage nach dem schrecklichen SMS der Community-Leaderin statt fand .
 

Natürlich war ich eingeladen-wir waren eingeladen, so wie fast alle anderen Dons und ihre Yirks in ganz Deutschland auch. Aber ich ging nicht hin.

Ja, ich weiß, das ist unhöflich.

Eine Beleidigung für den Toten und seine Familie.

Ganz besonders weil ich ein enger Freund von Rafael war aber das muß man auch einfach verstehen: Ich hatte langsam aber sicher das Gefühl demnächst wahnsinnig zu werden und nicht zu letzt wegen all den Ereignissen der vegangenen Tage und Wochen einfach keine Kraft mehr dazu auch nur annähernd höflich zu sein .
 

Arkan kennt mich.

Er wusste wie kein anderer dass ich gerade an meine Grenzen stieß und verstand auch warum ich mich so vehement weigerte und es nichts mit Respektlosigkeit zu tun hatte sondern nur mit Schwäche.

Er akzeptierte es und machte mir keine Vorwürfe deswegen , ging dann aber nach einer längeren Diskussion trotzdem hin .

Als Yirk der Rafael "eingeführt" hatte und einer von Pans nächsten Vertrauten hatte er gar keine Andere Wahl und betrachtete seine Anwesenheit als das Mindeste dass er noch für den Jungen tun konnte.

Allerdings tat er es nicht gegen meinen Willen sondern einfach nur ohne mich!.
 

Das YFCC welches mithilfe von Spenden anderer Dons auch einen Teil der Beerdigungskosten übernommen hatte, hatte auf seine Bitte hin innerhalb weniger Stunden einen erfahrenen Walker organisiert.
 

Genauergesagt eine Frau die mit ihrer Arbeit für das HYFCC ihren Lebensunterhalt aufbesserte.

Sie war um die dreißig Jahre alt dunkelhäutig , muskulös mit raspelkurzen Haaren und mindestens eins achtzig groß.

Ihre Dienste kosteten Arkan fast zweihundert Euro seines wenigen Ersparten das er sich in den letzten vier Jahren unter anderen als Nachhilfelehrer verdient hatte und sie kam passend zum Anlass in einen sehr eleganten schwarzen Hosenanzug gekleidet um ihn abzuholen.
 

Gelinde gesagt war es schon ganz schön seltsam für mich.

Erst kam ich in das zweifelhafte Vergnügen meinen Yirk mit dem ich nun schon seit vier Jahren permanent meinen Körper teile in einem vollkommen anderen Menschen vor mir stehen zu sehen nur um anschließend , nach einer kurzen festen Umarmung und einigen tröstenden Worten da zu bleiben während Arkan einfach mit dieser fremden Person wegging!.
 

Ja es hört sich lächerlich an aber auf eine sehr merkwürdige Art und Weise war ich sogar ein ganz kleines bisschen eifersüchtig und traurig darüber gewesen und hatte bis zu letzt gehofft, Arkan würde einen Rückzieher machen. Auch wenn mir natürlich klar war dass er durchaus erwachsen ist und tun und lassen kann was er will.

Obwohl wir in ein und dem selben Körper leben hat jeder von uns immer noch seinen eigenen Kopf - Rein bildlich gesprochen versteht sich.

Es war nicht gegen mich persönlich gemeint, deshalb akzeptierte ich es .
 

Genauso wie ich es auch jetzt akzeptiere dass Nina nichts mehr mit mir zu tun haben will.

Dreimal habe ich inzwischen versucht sie anzurufen und dreimal ist sie weder rangegangen noch hat sie zurückgerufen.

Eigentlich ist es also ganz offensichtlich dass sie kein Interesse an mir hat, weder an einer Freundschaft noch an mehr und deshalb verstehe ich auch absolut nicht warum mein Yirk es nicht einfach auf sich beruhen lassen kann.
 

Warum er mich dazu überredet hat ihr jetzt- zwei Tage nach dem letzten vergeblichen Anruf- zu allem Überfluss auch noch eine SMS zu schicken.

"Hallo Nina, so geht´s nicht weiter. Wir müßen reden. Dringend!."

Das ist alles.

Erstens schon mal aus Prinzip und Trotz und zweitens weil mir einfach nicht mehr eingefallen ist .

Zehn einfache unverbindliche Worte.

Aber genau diese zehn einfachen unverbindlichen Worte schaffen es nun mir meinen wohlverdienten Feierabend gründlichst zu versauen weil ich anstatt es mir auf meiner zimmereigenen Couch endlich gemütlich zu machen und in den unendlichen Weiten des Hauptabendprogramms zu versinken immer wieder mein Handy anstarren muß während Arkan ganz nebenbei ständig an

Star Trek IV-Zurück in die Gegenwart rumlästert oder auch wahlweise in lautstarkes Gelächter ausbricht.

Nur in meinen Gedanken natürlich da ich im Moment die volle Körperkontrolle habe aber trotzdem, na ja...
 

Ich denke es genügt einfach wenn ich sagen, dass man keinen dieser uralten Sci-Fi-Streifen jemals wirklich gesehen hat wenn man dabei nicht einen netten kleinen Yirk im Kopf hat der einem ganz nebenbei in allen Details und natürlich auch bildlich erklärt wie ein richtiges interstellares Raumschiff gefälligst auszusehen hat , wie der Warp-Antrieb wirklich funktionieren würde oder auch dass aufgrund der Selbstkonsistenz des Universums Änderungen in der Zeitlinie wie wir Menschen es uns anno dazumals vorgestellt haben ohnehin nicht möglich wären.

Tja...
 

Gerade bemerkt er zum Beispiel auch wieder dass diese Klingonen eindeutig aussehen wie ongakianische Weibchen und dass eine humanode Spezies deren Herz da liegt wo beim Menschen die Leber sitzt ohnehin keinen Sinn ergibt als plötzlich das Telefon in meiner Hand vibriert!.

Sssst!,Sssst!, Sssst!...
 

Verwirrt lenke ich meine Augen kurz von Kirk und Pille weg, starre auf das Smartphone und sehe tatsächlich das was ich nicht mehr erwartet hätte: Eine Nachricht von: Nina!.

Wer von euch beiden?. Schreibt sie.

Nur das und erst bin ich auch etwas verwirrt aber dann verstehe ich was sie meint:

Wer von euch beiden will mit mir reden?.

Sicher, ich weiß auch dass ich weiterhin versuchen könnte alles abzustreiten und zu lügen.

Immerhin kann sie nichts beweisen.

Sie hat Arkan nicht gesehen und daher nichts weiter als ihre Vermutungen auf die sie sich stützen kann .

Aber ich will das nicht mehr. Alles was ich möchte ist Klarheit gegenüber einem Menschen der mir wichtig ist und deshalb tippe ich so schnell wie ich kann und mit zittrigen Fingern eine Antwort:

Wir sollten reden. Alle drei !. Aber nicht am Telefon sondern privat!.

Daraufhin kommt wieder eine Weile gar nichts.Ich gebe die Hoffnung scogar fast schon auf aber dann...

Ok dann Privat. Wann und Wo?

...

Weiß nicht. Vielleicht noch heute? Hier bei mir im Haus ?.

Schlage ich vor. Meine Hände fangen leicht an zu schwitzen. Mein Hals ist ganz trocken vor Aufregung und meine Finger fliegen richtig über den Toucscreen.

Nina scheint es nach dem sehr schleppenden , wortkargen Anfang plötzlich ähnlich zu gehen.

Auf einmal sind wir in einer richtigen Unterhaltung !. Ja, es entsteht sogar ein richtiger kleiner Chat:
 

Nina: Nee. Heute ist es schon spät und mein Bruder und Mama sind nicht zuhause

Ich: Das macht nichts. Nimm einfach ein Taxi. Ich bezahle. Das bin ich dir schuldig! .

Nina: Ein Taxi?!, ja aber das wird dann aber richtig scheiß teuer!. Bist du dir ganz sicher dass ich heute noch vorbeikommen soll?.

Ich: Sicher bin ich sicher !

...

Ich: Also natürlich nur wenn du auch willst.

Nina: Ok.

...

Nina: Moment mal! , WER schreibt das eigentlich gerade? David oder?...

Ich: David.

Nina: Bist du dir da wirklich absolut sicher?.

Ich: Zu hundert Prozent.

Nina: Ok dann komme ich. Aber nur wenn du wirklich nicht böse auf mich bist.

...

Nina : Sorry... wenn von e u c h niemand böse auf mich ist. Mit zwei Leuten gleichzeitig reden... An das muß ich mich erst noch gewöhnen.

Ich: Böse?, warum?. Nein, hier war überhaupt nie irgendwer böse auf dich!. Warum glaubst du das?.

Nina: Na ja weil ich mich so blöde aufgeführt habe!. Erst einen auf unvoreingenommen machen und so und dann... wie ich gemerkt hab das du na ja, anscheinend nicht nur du bist war ich trotzdem erst mal so schockiert und irgendwie auch richtig wütend dass ich kein einziges Wort mehr rausgebracht habe...

...

Nina: Ganz schön scheiße was?. Ich meine wenn man merkt dass man in echt dann garnicht so offen und neutral ist wie man sich das in der Theorie immer vorgestellt hat. Darauf war ich dann in Wahrheit auch am allermeisten sauer und ich habe dich nur weggedrückt weil ich Angst hatte was du mir vielleicht so alles sagen wirst wenn ich abhebe . Ich dachte du willst mich vielleicht sogar beschimpfen und anschreien. Das hätte ich nach der ganzen Scheiße mit diesen irren Nothlits einfach nicht ausgehalten!.

Ich: Okay, dann war es anscheinend auf beiden Seiten ein dummes Missverständnis. Jetzt sollten wir aber aufhören sonst wird es wirklich noch zu spät.

Nina: Ok, bis dann!.

Ich : Ja., bis bald Chiao!.

...

Immer noch mit zittrigen Fingern lege ich mein Telefon wieder weg aber dieses Mal zittern sie nicht wegen der Angst oder Nervösität sondern voller Vorfreude . Ausserdem habe ich ein kleines bisschen Lampenfieber.

<Mein Gott, Arkan ist das zu fassen?!. Ich habe mich wirklich ganz umsonst tagelang verrückt gemacht !. Sie hasst mich garnicht und sie kommt wirklich her , HIER her und sie will reden!.>

Sage ich zu meinem Yirk und bin so glücklich dass ich dabei sogar ein bisschen brülle.

<Ja das will sie > Stellt Arkan sehr sachlich fest. < Und obwohl ich augenblicklich mental von deiner Überschwänglichkeit beinahe erschlagen werde gönne ich dir deinen Erfolg . Aber dennoch sollten wir beide noch einmal miteinander sprechen bevor sie hier ist. Besonders über mich. Immerhin werde ich euer Hauptthema sein. .>
 

Teils belustigt teils sehr nachdenklich spürt Arkan dieser schier unglaublichen Freude nach die mich einer Welle gleich überrollt und alle Logik und Vorsicht mit sich reißt wie ein wilder unkontrollierbarer Sturm um mich anschließend als naiven , dümmlich grinsenden Optimisten inmitten der Trümmer meiner Vernunft zurückzulassen.

Er ist dabei auch durchaus geduldig mit mir.
 

Aber nachdem ich schließlich schon mehrere Minuten nur wie benebelt und abgelenkt durch meine Gedanken und Gefühle für Nina Löcher in die Luft gestarrt habe seufzt er schließlich leicht genervt und tut etwas dass er ansonsten nur höchst selten macht: Er schiebt mich routiniert zur Seite und übernimmt ohne zu fragen die Kontrolle über meinen Körper.

<Hey!>

Protestriere ich sofort denn die ungewohnt rasche und auch etwas ruppige Kontollübernahme befördert meinen mentalen Hosenboden augenblicklich äusserst unsanft in die Realität zurück.

<Ah, wie ich sehe benimmst du dich nicht länger wie ein Süchtiger der ein Körnchen Othmiil-Akash gefunden hat, sehr gut.>

Bemerkt der Yirk leicht sarkastisch die Rückkehr meines Verstandes und schaltet den Fernseher ab.

<Dann können wir ja jetzt miteinander sprechen. Als die zwei vernunftbegabte Wesen welche wir sind.>

Ja , oh mein Sub-Visser! > Denke ich nur und betone dabei extra Arkans ehemaligen Titel.

Schließlich weiß ich ja wie sonst kein anderer dass er es regelrecht hasst so genannt zu werden und bin gleichzeitig im ersten Moment wirklich ein bisschen sauer darüber dass er sich nicht etwas mehr für mich freut und mir ein bisschen Verliebtheit nicht zu gönnen scheint nur weil er und seine Artgenossen wahrscheinlich nichts von solchen Gefühlen verstehen. aber dann, einige Sekunden später , weiß ich um was es hier wirklich geht:
 

Eine weitere Person soll in seine Existenz eingeweiht werden und im Gegensatz zu mir vertraut Arkan Nina nicht vollkommen blind, deshalb will er die Spielregeln festlegen: Was er bereit ist zu tun und was nicht. Was er Nina gestatten wird und was nicht. Wie meine Rolle bei dieser ganzen Sache aussieht falls er meinen Körper verlässt...
 

<Ja, d i e s e s Gespräch denn es läuft immer darauf hinaus und ich kann es eurer Art dabei nicht einmal vorwerfen . Auch wenn ich manchmal nicht sonderlich begeistert davon bin.

Abgesehen davon ist es keines wegs so dass ich dich nicht verstehe.

Ganz im Gegenteil!.

Auch wir Yirks kennen starke Gefühle und selbst wenn ihr Menschen... Jemand wie du meine emotionalen Daseinszustände völlig anders bewerten würde als Meinesgleichen, bedeutet das nicht dass unsere Art füreinander zu empfinden minderwertiger ist als deine . >

<Ja ich weiß auch dass ich gerade echt zu weit gegangen bin. Entschuldige, Arkan, ich wollte dich nicht beleidigen >

Antworte ich beinahe zeitgleich.Vor allem als ich spüre dass der Yirk tatsächlich richtig gekänkt ist .

<Lass es gut sein David> Meint er schließlich nur und seufzt .

Gleichzeitig verbirgt er seine Emotionen ein wenig vor mir während er fortfährt :

<Gesagt ist gesagt und ich werde es dir nicht vorhalten. Zeit ist ohnehin ein viel zu kostbares Gut dafür um lange nachtragend oder traurig zu sein .>
 

Anschließend reden wir fast noch eine ganze Stunde über den Ablauf des bevorstehenden Outings und sehen uns dazwischen den Film fertig an.

Warum genau ich währenddessen immer wieder einnicke weiß ich nicht denn im Grunde bin ich viel zu aufgeregt um zu schlafen.

Aber ohne dass ich es verhindern kann werden meine Augen plötzlich schwerer und schwerer.

Um mir ein wenig Ruhe zu gönnen zieht Arkan sich aus meinem Bewusstsein zurück.

Seltsam. Denke ich während ich vorsichtig nach ihm spüre denn er benimmt sich schon seit Längerem zeitweise so merkwürdig .

Vorhin zum Beispiel schon wieder : Da hat er wirklich ernsthaft deprimiert gewirkt nur wegen einer harmlosen kleinen Kabbelei . Ausserdem will er auch kaum noch die Kontrolle über meinen Körper und das nicht erst seit Gestern!. Schon seit einem guten Monat vor Berlin ist das so und wenn er es doch hie und da noch tut fühlt er sich danach immer richtig geschwächt an.

Ausgelaugt, unkonzentriert und müde....
 

Ob e s so bei ihnen anfängt?.

Ob er wohl bald entgültig gehen wird und mich allein lässt?. Immerhin weiß ich ja trotz der ganzen Zeit die wir schon zusammen sind fast gar nichts von ihm und dabei würde ich das so gerne!.

Das wäre mein letzter Wunsch bevor er geht.
 

Ohne es zu wollen versinke ich immer mehr in der Couch während ich nachdenke und die ernsthafte Sorge um meinen Yirk lässt mir die Tränen in die Augen steigen als er plötzlich ohne Vorwarnung doch wieder mit mir spricht:

<So, so, das möchtest du. Aber ist ein letzter Wunsch nicht mein Recht als Sterbender oder versteckt sich da eine vollkommen fehlerhafte Information zu in diesem Land gebräuchliche Sterbezeremonien in deinem klugen Kopf?. > Fragt Arkans Stimme sanft und belustigt .

Ich weiß er will mich aufmuntern. Trotzdem antworte ihm nicht.

Ich kann nicht!.

Viel zu schockierend ist es wie ruhig und sachlich er darüber sprechen kann!.

Gefasst und sogar mit einer guten Prise schwarzem Humor!...

Seine Worte machen den baldigen Tod meines Freundes so schrecklich real dass ich es einfach nicht ertrage!.

<Ja ich weiß dass du es nicht erträgst und bedauerlicherweise kann ich weder etwas tun um deinen Schmerz zu lindern, noch irgendetwas an der Tatsache ändern dass es so kommen wird . Aber bevor es soweit ist möchte dir wenigstens noch gerne deinen Wunsch erfüllen und das ein oder andere aus meinem Leben erzählen. Allerdings nur wenn du mir sagst womit ich anfangen soll und versprichst nicht zu erschrecken denn die Art wie ich dir mein Wissen übermitteln will ist ... nun sagen wir zeitsparend da du dich dazwischen auch ausruhen kannst und nicht zwingendermaßen aktiv zuhören mußt aber für menschliche Verhältnisse wohl auch etwas speziell. >

<Nein...nein ich werde nicht erschrecken und es ist mir auch ganz egal womit du anfängst... Ich vertraue dir!> Sage ich nur .

Meine Gedanken sind mittlerweile schleppend und dieser eine Satz ist das Letzte was ich denke bevor ich sanft in den Schlaf gleite ...

Vergangenheit

Neun Tage ist es nun her seit ich meinen Bruder getötet und einer neuen Generation Soldaten das Leben geschenkt habe .

Neun Tage sind inzwischen auf dieser seltsamen blauen Welt vergangen die da vor mir liegt inmitten des schwarzen Nichts.

Neun Tage...

Bei Noorgesh , diese andalitischen Banditen !.

Sie haben die Ven´desh komplett zerstört und damit auch das Leben welches ich zuvor geführt habe unwiederruflich ausgelöscht.
 

Um mich bei ihnen dafür erkenntlich zu zeigen werden ihre Köpfe meinen treuesten Untergebenen gehören wenn ich ihrer jemals habhaft werden sollte, Natürlich.

Aber dennoch...

Noch vor der Infestation werde ich mit ihnen sprechen und ihnen auch mit Worten dafür danken. Aufrichtig, denn nur durch sie bin ich schlussendlich Kal-Visser geworden.

Ich!.

Nur dank des Abschaums ist einer der gefürchtetsten Yirks zu meinem engsen Vertrauten geworden.

Mein ehemaliger Catla und sanft wie ein Veelek in meinen Händen .
 

Gleichzeitig unterstehen vier erfahrene Nessirks, acht Sub-Nessirks und über siebenhundertfünfzig Soldaten samt all ihrer Initianten, Kadetten Wissenschaftler und Forscher meinen Befehlen.

Ganz abgesehen davon dass ich mich auch nur durch die Einmischung dieser fil-shighadari in diesem höchst erstaunlichen Wirtskörper befinde.
 

Dieser Mensch...

Rita...

Sie ist ein überaus kluges und faszinierendes Geschöpf mit einem wachen Geist.

Ich hege keinerlei Zorn gegen sie.

Warum auch?. Immerhin hat sie sich aus freien Stücken für mich entschieden, mein Leben gerettet und meinen Bruder in das anshir-mak geworfen.

Deshalb werde ich sie auch freigeben und statt ihr einen anderen Angehörigen dieser Spezies zu meinem Werkzeug machen.
 

Aber nicht grausam wie mein Bruder es getan hätte denn Immerhin bin ich selbst gezeichnet und ein Gequälter wie Rita und viele andere ihres Volkes und sie sind keine kal-leki wie die Gedds, Maks, Ssstrams , Hork-Bajirs oder Taxxonns sondern Suchende genau wie wir.

Shenhali. Oh ja.

Meine Gedanken schweifen ab ohne dass ich es möchte. Wandern zurück zu meiner wahren Heimat. Mir ist als wäre ich wieder dort, in diesem unbeutenden kleinen schlammigen Tümpel in dem ich geboren worden bin , blind und umgeben vom warmen vertrauten Geruch meiner Geschwister ....

Bei Noorgesh!. Die Erinnerung schmerzt, selbst heute noch nach sovielen Jahren und ich zwinge mich zurück in die Realität.

Gleichzeitig richte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Wirtin , ganz sachte nur um sie nicht zu erschrecken

<Du hast wirklich eine wundervolle Heimat Rita. Sie ist besonders und auch wenn es kein Yirk jemals zugeben würde ist sie zugleich auch genau das wonach wir alle uns sehnen: Endlich Frieden und ein Ende für diesem ewigen Krieg ! .Ein ruhiges Leben in Eintracht Seite an Seite mit einer uns ebenbürtigen Spezies. Ganz genauso wie es war bevor die Andaliten kamen. >

<Was ,die Andaliten?, ha, da lachen ja die Hühner!. Was wollen d i e so kleinen schleimigen Monstern wie euch schon getan haben? >

Ritas Gedanken sind in meinen ebenso wie ihre Emotionen die mich augenblicklich überfluten.

Angst, Trauer, Wut, Neugier. Abscheu...

Alles zur selben Zeit.

Gleichzeitig blitzen ein gutes dutzend Bilder aus ihrer Erinnerung im dunkelsten Winkel ihres Verstandes auf:

Visser Drei als sie ihn zum ersten Mal sah, mein verhasster Bruder wie er in ihr Gehirn kroch während vier Hork-Bajirs sie festhielten., Mein schleimtriefender kalter und vor Angst erstarrter Körper als sie die A n d e r e n gerade noch rechtzeitig von mir löste und mich anschließend an ihr Ohr führte...
 

Überwältigt und amüsiert zugleich schließe ich die Augen und sauge die warme, schale Luft meines Quartiers durch meine menschlichen Nasenöcher bis tief in die Lungen während ich versuche die richtigen Worte zu finden :

<Ja, die Andaliten!. Sie sind der Grund warum wir überhaupt hier sind. Als sie in unsere Welt kamen waren wir rückständig und primitiv.

Nichts weiter als dumme Tiere die sie freundlich empfingen und sie waren für uns die Noor-Esol . Die Strahen der Sonne! . Vom Himmel kommend wie das Kannronoor. Lebensspendend , den Verstand erhellend...

Mein Bruder war einer von den Yirks mit denen einige Wenige von ihnen ihren Geist und ihr Wissen teilten.

Nur durch sie konnten wir schließlich auch die Sterne sehen und Dinge tun und begreifen die weit ausserhalb unserer damaligen Vorstellungskraft lagen.

Hätten sie uns kurz darauf nicht feige verraten wären wir niemals gezwungen gewesen uns mit Gewalt das zu nehmen was uns von Natur aus zusteht.

Immerhin haben die Andaliten durch ihre selbstlose Geste unsere intellektuellen Fähigkeiten und unser Verständnis der Welt um unendlich viele Jahre nach vorn verlagert und das innerhalb nicht einmal eines Heimatjahres.

Sie haben uns gewaltsam und ungefragt von unserer Geschwisterspezies getrennt und eine Wissenskluft geschaffen welche die Gedds die uns als natürliche Wirte dienten nun niemals überwinden können.

Natürlich gibt es noch andere. Die Zurückgebliebenen auf der Heimatwelt die so leben wie Noorgesh und seine Geschwister bevor Prinz Seerow sich aus purer Neugier heraus ans Ufer des Sulp Niar kniete und beschloß einen ganz neuartigen Versuch interplanetarischer Verständigung zu wagen.

Nur durch ihn und Seinesgleichen ist ein Teil von uns zu einer Enklave innerhalb der eigenen Art geworden.

Nur wegen ihnen hast du deine Welt verloren. Genauso wie ich meine Heimat und meinen Bruder an diesen endlosen Krieg verloren habe.

Du solltest sie also mindestens ebenso hassen wie ich und dich fragen wer hier die wahren Monster sind.>

Rita schweigt. Zumindest mir gegenüber und da ist auch Skepsis, Unglauben.

aber dennoch...

Ihr Geist spricht zu mir. Immer. Und sie versteht!.

Ich kann es hören und fühlen. Unnötig ist es also noch mehr zu sagen.

Deshalb tue ich es auch nicht.
 

Stattdessen genieße ich weiterhin den Anblick dieses einzigartigen Planeten : Nan. Sein Mutterstern, eine einzelne sehr kleine gelbe Zwergsonne geht gerade über der westlichen Hemisphäre auf.

Die Strahlen spiegeln sich in diesen schier endlosen Meeren und weiße Wolkenwirbel in allen erdenklichen Variationen und Formen kräuseln sich darüber.

Erde. Zuhause...

Wieder tauchen Bilder vor meinen inneren Auge auf:

Eine Unzahl an Pflanzen und Tieren. L e b e n !.

Kühles klares Wasser auf meiner Haut, die Sonne in meinem Gesicht...

Atem der an einem klirrend kalten Wintermorgen augenblicklich zu Dampf gefriert und sich in Form winziger Eisperlen auf den Wimpern niederlässt.

Das Knirschen frischgefallenen Schnees unter meinen Schuhsohlen. Das erste schüchterne Hervorblitzen der ersten Knospen an noch kahlen Zweigen...
 

Es ist einfach unglaublich und ich kann nicht begreifen wie mein Bruder damit leben konnte!.

Wie er exestieren konnte mit all diesen überwältigenden Bildern in seinem Kopf ohne auch nur ein einziges Mal einen Fuß auf diese unglaubliche Welt gesetzt zu haben.

Ich will es auch gar nicht verstehen und genau deshalb muß ich wieder einen Menschen haben.

Um jeden Preis!.

Diesesmal allerdings einen Freiwilligen, jemand der sich mir zum Geschenk macht. Ohne Widerstand und...-

"Mein Sub-Visser. der Wirt ist da!"

Eine vertraute Stimme die eindeutig Galard spricht reißt mich aus meiner stummen Zwiesprache mit den Erinnerungen meiner Wirtin und reflexartig fahre ich herum.

Die Tür meines Quartiers hat sich geöffnet. Ohne Vorwarnung.

Der niedere Crewmen in seinem silbrig-grau behaarten Nahara-Wirtskörper hat es gewagt einzutreten. Ebenfalls ohne Vorwarnung.
 

Vor neun Tagen hätte der selbe Sub-Visser der ich nun bin ihn ohne auch nur einmal darüber nachzudenken hinrichten lassen für diese Frechheit aber ich habe mich verändert.

Mehr als es irgendjemand an Bord der Kasha jemals ahnen wird denn beinahe alle Crewmitglieder der Ven´desh sind bei dem Überfall der Andaliten ums Leben gekommen und die jenigen die überlebt haben in dem sie wie ich mit einer der Fluchtkapseln vor der Explosion geflohen sind habe ich nicht mehr in meinen Dienst genommen woraufhin Visser Drei sie wegen Gefährdung und Verrat an seinem ehemaligen Lehrmeister unverzüglich hatte hinrichten lassen.
 

Das Schiff welches nun mein Eigentum ist wurde Sub-Visser Zweiundzwanzig, der aufgrund grober Fehlentscheidungen in den Rang eines Kal-Nessirk zurückdegradiert wurde, aberkannt und stattdessen mir zugesprochen.

Meine Crew hatte ich mir auf eigenen Wunsch innerhalb weniger Tage selbst zusammengestellt und somit kann ich mir nun auch einige Freiheiten erlauben ohne verdächtig zu wirken.

Allerdings auch nicht zuviele da ich sonst Gefahr laufen würde Sub-Visser Neunzehns schlechten Ruf zu verlieren und das wäre unklug denn immerhin habe ich viele Feinde die nur darauf warten mich -wo ich doch als irrer Schlächter verschrien bin- tot zu sehen.
 

"Was gibt es?. Warum sprichst du so leise? , hast du deine Zunge verschluckt?!. Wie heißt du Dapsen- Filshig? "

Fahre ich den Crewman deshalb möglichst ungehalten an.

"Ich bin Taress Neun-Zwei-Vier, und Euer treuergebener Diener hier auf der Sektion dieses Decks und ich habe nur leise gesprochen um euch nicht in euren Gedanken zu stören mein Sub-Visser."

"Nicht stören?. NICHT. STÖREN?. Mich, in meinen Gedanken?!. Allein schon der Umstand dass du hier stehst und ungefragt atmest ist störend genug um dich sofort töten zu lassen . Ja. Du atmest zu laut und denkst so leise dass du nicht einmal deine eigenen Gedanken hören kannst geschweige denn dass ich meine hören kann während du sprichst Kal-Filshig-Tawan Neun-Drei-Drei und vor allem hast du mir noch immer nicht gesagt warum du hier bist oder wo dieser Wirt bleibt den ich angefordert habe. Mein Wirt!. Diesen menschlichen Krüppel!. Ich wollte ihn hier haben bereits vor drei Shig-Nan-Noorcali und er ist immer noch nicht hier!."

"Bitte mein Sub-Visser!, das wollte ich euch doch gerade mitteilen. Der Wirt ist hier zusammen mit dem Yirk den der Visser persönlich mit der Beschaffung des Körpers betraut hat. aber bei allem Respekt: Dieser Mensch ist in einem bedauernswerten Zustand er kann noch nicht einmal laufen und... mein Sub-Visser ihr habt etwas besseres verdient als diesen...-"

"SCHWEIG!. schweig Filsen Talran-Neun-Neun-Zwei und schick ihn her!. Ihn und Iniss -Zwo-Zwo-Sechs bevor ich euch beide vor meiner gesamten Crew hinrichten lasse!."

"Ja!...ja mein Sub-Visser!" Stottert Taress nur und sein Gesicht ist - zumindest soweit ich Nahara.Mimik lesen kann-starr vor Angst als er beinahe fluchtartig meine privaten Räume verlässt.
 

Rita amüsiert sich einstweilen köstlich in meinem Kopf.

Sie lacht über meine offensichtlich sehr gelungene Immitation des grausamen Sub-Visser Neunzehn !. Zum aller ersten mal seit den neun Tagen in denen ich nun in ihr bin und wahrscheinlich auch das erste Mal in ihren sechs Monaten unter Yirkkontrolle.

Es ist ein schönes unglaublich angenehmes Gefühl zu spüren wie sich ihre Anspannung endlich löst und zu wissen das ich sie zum lachen bringen kann.

Trotz allem.
 

Dementsprechend schwer fällt es mir natürlich Haltung zu wahren als schließlich Iniss eintritt.

Sein Wirt ist ebenfalls ein Mensch. Mittelgroß , bereits etwas älter männlich und schlank.

Ein Weißer mit glattem braunen Haar und braunen Augen und vor sich her schiebt er einen Rollstuhl.

Der Mann darin ist ungefähr im selben Alter wie Iniss´ Körper.

Allerdings mit bereits leicht ergrautem Haar .Weiters ist er etwas ungepflegt und hager und bei Noorgesh er stinkt!.
 

Der ungesunde Geruch nach Krankheit und Medikamenten steigt mir in die Nase und als er mich mit seinen graublauen Augen entsetzt anstarrt sehe ich nichts als Unverständnis und Furcht.

Ich bin das einzige dass ihm hier vertraut erscheint : Äusserlich ein junges Menschenmädchen. "INISS!" Schreie ich ungehalten und nun ist es mehr als nur Show. Ich bin wirklich wütend!.

"Was ist mit diesem Menschen?!. Ich sagte dem Visser ich will einen Freiwilligen. Einen Krüppel von mir aus denn ihn zu reparieren ist ein Leichtes für uns aber das!... Das ist ein sich wehrender Krüppel. Iniss ich sagte dir was ich will. Die Anweisungen waren klar und deutlich und was bekomme ich dafür ?!,einen verängstigten, vollkommen nichts ahnenden sich wehrenden Krüppel!.

Sag mir Iniss was ich jetzt mit ihm machen soll!. Was ich mit dir machen soll!"

"B-b-bitte Sub-Visser...i-ich habe mich an die Anweisungen gehalten aber diese Menschen sie sind schwer zu überzeugen!. Er ist ein guter Freund meines Wirtskörpers und er nun ja... Sie glauben nicht an ...an...- "

"Ja ?" Sage ich mit leiser drohender Stimme und streiche mit Ritas Hand gleichzeitig sanft über das vor Anspannung verkrampfte Kiefer des Mannes im Rollstuhl.

Zusätzlich beuge ich mich noch etwas zu ihm hinunter und als meine Nasenspitze fast die seine berührt frage ich: "Woran glauben sie nicht, diese Menschen?"

"Aliens!" Haucht der Alte plötzlich an Iniss Stelle und seine brüchige Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern .

"Hendrick sagte... er sagte mir wer Sie sind!... Was sie sind aber ich...Ich glaube das nicht!. Das alles hier... So etwas gibt es nicht! -kann es gar nicht geben - und ich weigere mich zu glauben!. Bestimmt gibt es für... für das alles hier eine logische Erklärung. Vielleicht habe ich gerade eine Halluzination, liege im Sterben oder Hendrick hat mir einfach nur irgendwelche Drogen verabreicht !. Ich glaube nicht an... nicht an...Aliens Miss!"

"Ah , ich verstehe!. Du glaubst nicht an Aliens obwohl du mit einer yirkanischen Kampfdrohne deinen Planeten verlassen hast und durch den Weltraum geflogen bist?. Du glaubst nicht an Aliens obwohl Iniss direkt hinter dir steht und ich vor dir?. Du glaubst nicht daran obwohl du an Bord eines Raumschiffes bist !,- meines Raumschiffes und redest dir dennoch hartnäckig ein es sei was, ein Scherz, ein Traum , irgendeine Art bewusstseins verändernde Substanz die Iniss dir eingeflößt hat. .. Möglicheweise Teil einer Fernsehshow?!. Ein solches Maß an Realitätsverweigerung das ist... höchst bewundernswert."

Ich lache herzhaft .

Allerdings nur kurz bevor meine Miene von einer Sekunde zur anderen wieder ernst wird .

Eine einzelne Träne rinnt dem Alten über die Wange und ich wische sie wie beiläufig weg während ich mit kalter Stimme fortfahre:

" Nun aber so amüsant das alles auch ist , Tatsache ist du träumst nicht und du hast zugestimmt .Deshalb gehörst du mir !."

"Nein!...i-ich...ich meine ja ich habe zugestimmt aber nur weil... weil ich es für eine Art gelungenen Scherz gehalten habe ...Alles!. Lassen Sie mich gehen und ich werde niemandem verraten was ich gesehen habe!. Bitte lassen Sie mich gehen!... "

Nun weint der Mann wirklich als ihm schlagartig klar wird dass sein Freund der längst nicht mehr der ist den er einst kannte tstsächlich die Wahrheit gesagt hat und dass es weder ein schlechter Scherz noch eine Halluzination oder ein Traum ist.

In mir krampft sich alles zusammen denn ich will das nicht tun. Zumindest nicht bei einem Menschen.

Doch leider habe ich keine andere Wahl.

Ich kann mir keine Blöße geben.

Ich kann ihn nicht wegschicken ohne ihn töten zu lassen und sein Leben zu beenden widerstrebt mir noch mehr als der Gedanke ihn gegen seinen Willen zu nehmen.

"Also gut , dann müssen wir uns wohl damit zufrieden geben, nicht wahr ?."seufze ich deshalb und gebe mir Mühe so zu tun als wäre das alles nicht wichtig .

" Denn immerhin weißt du was du wissen mußt . Deshalb wirst du es auch tun. Du erfüllst deinen Teil der Abmachung und ich den Meinen . "
 

Kaum merklich nicke ich Iniss zu und der Yirk packt meinen zukünftigen Wirt noch bevor sein geschwächter Körper Zeit hat zu reagieren.

Er hält seine dünnen, schwachen Arme mit eisernem Griff fest und fixiert seinen Kopf. Der Mensch weint nun lauter.

Schreit.

Versucht sich zu wehren aber es ist zwecklos.

Iniss hängt sehr an seinem Leben und deshalb umfasst er den Oberkörper meines neuen Wirtskörpers erbarmungslos mit dem linken Arm .Die rechte Hand umklammert geschickt seinen Kiefer so dass der Gelähmte nicht beißen oder den Kopf ruckartig zur Seite werfen kann.

Allerdings wird er ihn nicht ewig so halten können daher reagiere ich schnell.

Ich lasse mich in die Hocke sinken und presse meine Wange fest gegen die des Alten.

Sein Ohr berührt meines... Ritas.

Mit einer Hand fasse ich nach seinem Kopf.

Halte ihn ebenfalls fest und dann... Wechsle ich in den Mann über !.

Ich,zwänge mich durch seinen Gehörgang und ergreife Besitz von allem was was ihm gehört.

Oh dieses Das Gefühl!..

Zu spüren wie mein Körper und alles was ich bin langsam aber sicher ein Teil von ihm wird ist unglaublich !.

So unglaublich berauschend...

Immer!.

Die elektrischen Entladungen seines Gehirns...

Fremde Neuronen die Kontakt zu meinen suchen...

Ein Gefühl als würde ich förmlich zerfließen und in jede noch so winzige Ritze seines Verstandes eindringen um dann schließlich nach ewiger Stille und Dunkelheit endlich den vollständigen Kontakt zu fühlen !.

Augen öffnen sich.

Ich sehe wieder, höre , rieche fühle...

Dieser Körper gehört mir!.

Er fühlt sich zwar vorerst noch etwas seltsam an und mein gesamtes Nervensystem ist in Aufruhr. Überall kribbelt es .

Meine Fingerspitzen summen und sind ein wenig taub.

Töne haben einen leichten Widerhall und über allem liegt ein blauer Schleier.

Meine Gedanken sind ebenfalls noch nicht ganz klar .

Ich fühle mich leicht benebelt aber dennoch bin ich da .

Genauso wie der Wirt... Adam Jenkins das ist sein Name und er ist vollkommen verstört .

Zu Tode verängstigt während ich so sanft wie möglich seine Erinnerungen öffne.

Sein bisheriges Leben vor ihm ablaufen und gleichzeitig in mich einfließen lasse.

Ich sehe ihn als Kind.

Als Heranwachsender und schließlich einen jungen Erwachsenen ...

Ich bin dabei wie er das erste Mal mit einem Mädchen schläft.

Ich sehe ihn mit seinen Freunden Gras rauchen und fühle alles!.

Jeden Moment seines Lebens nocheinmal und haargenau so wie er es gefühlt hat.
 

Ich springe nach vorn.

Lasse einige unwichtige Jahre hinter mir und widme mich der Gegenwart.

Da !. Da ist ein großes Gebäude...eine Universität. Viele junge Leute , ein Hörsaal und eine seltsame alte Sprache...

Menschen haben sie einst gesprochen.

Mächtige Eroberer die einst ganz Europa und Teile Afrikas heimsuchten. Eine Kultur die sechsundvierzig Länder eroberte und nun mindestens so tot ist wie sie einst mächtig war...

Latein!.

Zuletzt war er Proffessor für Latein und Geschichte und er hatte eine Frau und Kinder! .

Ruth und Rebecca. Zwei...

Ruth war noch ganz klein und dann... ein Unfall!.

Der LKW Fahrer hatte den kleinen Van übersehen .

Sekundenschlaf.

Crash!.

Feuer!...

Blut!. überall Blut und Enge.

Hitze...

Das Gefühl zu ersticken und danach...

Danach ist es dunkel und...-

<NEIN!> Schreit Adam.

Seine Stimme lässt mich mitten in meinem Tun innehalten und bringt die Gedankenfilme ruckartig zum Stehen.

<Fass das nicht an, du Monster!,du Alien... du D i e b !. ...Was tust du?, was willst du von mir?... Warum tust du mir das an? Wer gibt dir das R e c h t das zu tun?. WER BIST DU?>

Arcanum!> sage ich zu ihm .

Nur dieses eine Wort und obwohl meine Stimme nicht mehr ist als ein kaum merkliches Wispern in seinem Verstand spüre ich wie er schaudert und sich gegen mich stemmt.

Erfüllt mit namenlosem Grauen und unbeschreiblicher Furcht.

Mein Blick streift ein letztes Mal Rita und in ihren Augen sehe ich nichts als Abscheu, Enttäuschung und Hass.
 

Wenn ich wieder komme wird sie nicht mehr hier sein.

Doch nicht weil ich mein Wort gehalten habe das sie mir abgerungen hat -zumindest nicht vollständig und so wie sie es von mir erwartet denn das kann ich nicht.

Esplin lässt sich zwar viel von mir einreden aber dennoch würde er es nicht zulassen dass ich einen Wirt freigebe und am Leben lasse .

Niemals!...
 

Aber zumindest kann ich solang sie sich noch in meiner Gewalt befindet dafür sorgen dass sie an keinen weiteren Quäler gerät und danach wenn sie sich beruhigt und in ihr Schicksal gefügt hat werde ich sie auf die Erde zurückschicken .

Sie wird mir sehr nützlich sein und sich mehr als gut für das eignen was ich tun will.
 

"Bringt sie weg und sperrt sie ins unterste Deck in eine schöne , gemütliche Arrestzelle ! Sediert sie meinetwegen falls es nötig ist um sie zum Schweigen zu bringen . Ich werde mich später mit ihrer Infestation befassen und persönlich den Yirk auswählen der sie bekommen wird... Allerdings erst nachdem sich dieser Körper regeneriert hat also behandelt sie gut und wagt es nicht sie zu beschädigen!. Ihr Körper soll vollkommen intakt bleiben und nicht den winzigsten blauen Fleck aufweisen ."

Sage ich deshalb mit Adams Stimme zu den Hork-Bajir Wachen die wie folgsame Hunde wartend an meiner Tür stehen und augenblicklich packen sie die junge Frau und schleifen sie trotz heftiger Gegenwehr gewaltsam aus meinen privaten Räumen.
 

"NEEEIN!!, DU LÜGNER!, DU GOTTVERDAMMTER LÜGNER!. DU SCHWEIN !, LASS MICH FREI !.ICH HABE DEIN SCHEISS-LEBEN GERETTET!, ICH HABE DICH WIEDERLICHES STÜCK SCHEISSE FREIWILLIG IN MEINEN KOPF GESETZT UND ZU DEM GEMACHT WAS DU JETZT BIST !. DU HAST GESAGT DU WIRST MICH GEHEN LASSEN!. DU HAST GESAGT ICH WERDE AUF DIE ERDE ZURÜCKGESCHICKT UND MEINE FAMILIE WIEDER SEHEN ALSO HALT DEIN WORT !...-

NEEEEIN,NEEEEIN , DAS DÜRFT IHR NICHT MIT MIR MACHEN !. ER IST NICHT DER FÜR DEN ER SICH AUSGIBT ER IST ES NICHT!. DER SUB-VISSER IST TOT !. HÖRT IHR DENN NICHT ? ER IST TOOOOT!!!...-"
 

Ihre Schreie, ihr Weinen und unaussprechliche Flüche die natürlich niemand anderem als mir gelten sind das letzte das ich von ihr höre und sie hallen unendlich lange nach während Iniss ohne ein weiteres Wort meinen Rollstuhl wendet und mich auf die Krankenstation schiebt .

Adam bekommt seine Beine wieder.

So wie Iniss es ihm versprochen hat .

Allerdings zu einem hohen Preis denn sein Leben wie er es vorher kannte hat er für immer an mich verloren.

Genauso wie Rita .

Böse Überraschung

Das Merkürdige an diesem Traum war dass ich zumindest währenddessen die ganze zeit über gewusst hatte dass ich träumte.

Ich war drin in Arkans Erinnerungen...Nein nicht nur in seinen Erinnerungen, auch in seinen Gedanken die er vor langer Zeit gedacht hatte.

Da waren ein Mensch und ein Yirk und beide gehörten zu mir.

Ich war David Lawson aber ebenso Sub-Visser Neunzehn.

Ich war mit mir und der Welt zufrieden.

Alles war glasklar.

Das änderte sich allerdings schlagartig als es schließlich vorbei war und ich in die Gegenwart zurückkatapultiert wurde .

Verwirrung, Panik, Orientierungslosigkeit Ein Teil von mir fehlt!. Ich fehle.. Wer bin ich?, wo bin ich ?.... WANN?!.
 

Ruckartig fahre ich hoch und finde mich umgeben von vollständiger Dunkelheit wieder .

Gleichzeitig gelingt es mir kaum einen brauchbaren Gedanken aus dem fiebrigen Strudels meines Ichs zu ziehen .

< Es tut mir leid David. Da ich mit einem Menschen noch niemals auf diese Art Wissen geteilt habe , war es wohl ein bisschen zu viel des Guten. Aber keine Sorge. Gleich wird es besser werden.> Verspricht mir eine Stimme in meinem Kopf.

Eine Stimme?. In meinem Kopf?!...

Sie erinnert mich an irgend etwas aber im ersten Moment bin ich einfach noch so verwirrt dass mir beim besten willen nicht einfällt an was...

Erst dann nach und nach kommt alles wieder.
 

Unzählige Erinnerungen fluten meinen Kopf .

Die meisten bleiben aber einige... -manche - verblassen ebenso schnell wieder wie sie gekommen sind und werden zu kaum greifbaren Schatten die irgendwo im undurchsichtig schwarzen Grundwasser meines Unterbewusstseins versinken .

Arkan hilft mir dabei sie zu sortieren ...

Arkan?. Der Yirk in meinem Kopf.

Ja, so lautet sein Name und ich... ich bin David!.

<Ja, sehr gut , lass dir Zeit. Dein Verstand braucht etwas um zu ... nun ja ...in deiner Sprache gibt es kein passendes Wort dafür deshalb nennen wir es einfachhalber rebooten.>

< Rebooten?, ...was? >

Denke ich immer noch mit mental weichen Knien <Soll das heißen du hast gerade eben mein Hirn abstürzen lassen?!>

<So etwas in der Art ... ja wenn auch nur teilweise. Immerhin kann man ein solch komplexes Organ im Grunde nicht einmal ansatzweise mit einem eurer primitivenComputer vergleichen aber so etwas kommt vor . Besonders da es mir nur aufgrund einer zufälligen Konvergenzentwicklung eurer Spezies überhaupt möglich ist diverse Verbindungen mit deinem Verstand herzustellen...-Nun, die die ich diesesmal gewählt habe war jedenfalls eindeutig die Falsche.>

Antwortet Arkan und ist dabei eindeutig peinlich berührt.

<Ooookay, ich glaube es wäre besser wenn ich nicht frage was schlimmstenfalls hätte passieren können und warum du mir ausgerechnet diese Erinnerung von dir gezeigt hast?>

<Ja .> Arkan seufzt.

< Ersteres wäre vermutlich wirklich besser. Zweiteres habe ich getan weil ich vielleicht möchte, dass du Fragen stellst ..>
 

Fragen stellen... Denke ich nur und spüre wie es mir gleichzeitig eiskalt den Rücken hinunterläuft .

Immerhin gehört Arkans Vorleben als Sub-Visser Neunzehn nicht unbedingt zu meinen Lieblingsthemen aber da ihm freie Hand gelassen habe was er mir von sich zeigt muß ich mich jetzt wohl mit dem Ergebnis zufrieden geben .

<Also gut > sage ich deshalb und versuche das flaue Gefühl in meinem Magen zu ignorieren.

<Zu aller erst einmal diese Sache mit Sub-Visser Neunzehn. Du warst nicht nur irgendeiner seiner Diener sondern sein Bruder nicht wahr?>

<Ja das war ich ...B i n ich. Er wird immer mein Bruder sein. Egal wie lange er bereits tot ist>

<Okay und warum...Warum glaubt die ganze Welt dann du bist nur ein niederrangiger Yirk gewesen der beim Vendesh-Zwischenfall eine Gelegenheit genutzt hat ?>

< Weil mir im Gegensatz zu den Menschen, die meisten Yirks das nie verzeihen würden. Selbst zu Zeiten des Imperiums wo Mord unter gewissen Umständen straffrei blieb , war es unter Geschwistern stets ein Tabu. Auch dass Sub- Visser Neunzehn mich zum Schluss hin wie einen Sklaven behandelt hat, als der Wahnsinn durch das Hal-Pak in ihm überhand nahm oder er mir... Nun, sagen wir einfach mir ein äusserst unschönes Ende bereiten wollte das dank Rita stattdessen ihm zu teil wurde, spielt keine Rolle dabei. Ich würde für sie immer Abschaum und schuldig sein . >

<Hey, Hey,Hey, bitte langsam. Mein Gehirn wurde gerade eben leicht angeschmort weil ein gewisser Yirk den ich jetzt nicht beim Namen nennen möchte merkwürdige Gedanken-Verschmelzungs-Experimente mit mir durchgeführt hat. Was ist Hal-Pak?.>
 

<Eine Droge die von der Hork-Bajir-Heimatwelt stammt. Für sie ist es auch weitestgehend harmlos doch für uns...Yirks die es über längere Zeit einnehmen leiden zuerst unter leichten Halluzinatonen und Wahnvorstellungen. Zum Ende hin werden sie höchst aggressiv und paranoid. Aus diesem Grund ließ der Rat der Dreizehn diesen Stoff auch rigoos verbieten und jeder Yirk der damit handelt oder es einnimmt wurde getötet. Ausnahmslos. Allerdings gibt...gab- es dennoch mehr als genug Visser und Höherrangige die es regelmäßig konsumierten und sich gegenseitig deckten. Unter anderem auch es dennoch mehr als genug Visser und Höherrangige die es regelmäßig einnahmen und sich gegenseitig deckten. Unter anderem auch Sub-Visser Neunzehn und Esplin Neun-Vier-Sechs-Sechs.>

<Okay . Und was ist mit Rita passiert und mit Adam ?> Frage ich weiter .

<Nun ,ich habe ihnen nichts angetan falls du das denkst.> Arkan übermittelt mir den Anflug eines mentalen, wenn auch eindeutig entschuldigenden Lächelns .
 

< Ich habe Rita zu ihrer Familie zurückgeschickt und die als Polizisten getarnten Yirks welche im nNamen meines Bruders ihren Tod gefakt hatten mussten sich eine gute Ausrede für dieses "Missverständnis" einfallen lassen ... Natürlich konnte ich sie nur als Wirt gehen lassen aber es war ein freundlicher Yirk. Jung und der einzige der von meinem Geheimnis wusste. Heute ist er ein wichtiger Sprecher der Peacer im amerikanischen Mainpool und Adam wurde mir ein guter Freund während der Invasion. Trotz unseres äusserst misslungenen Starts lernte er zu verstehen, nun... zumindest mit der Zeit....>

Mit der Zeit?.... Moment mal Zeit!.
 

Wie von der Terantel gestochen fahre ich herum und taste nach meinem Handy.

"Wie lange habe ich geschlafen?!, wie lange war ich weg. Hat sie schon angerufen?!"

<Immer mit der Ruhe David... Mein junger verliebter Freund.>

Nun lacht Arkan wirklich und lenkt seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf mein Handydisplay .

< Du hast gerade einmal eine halbe Stunde geschlafen> also wird es wohl noch eine Weile dauern bis sie..-> Hier ist will Arkan eigentlich noch sagen als ein leises aber dennoch unüberhörbares Geräusch ihn unterbricht:

Sssst, Sssst, Sssst!.

Noch eine SMS?.

Wieder von Nina?.
 

Neue: Nachricht:

Hi bin jetzt doch früher da als gedacht. Brauche noch 10 Minuten bis zu deinem Haus, weil Freunde mich herfahren. Holst du/ihr mich ab?, draussen regnet es nämlich ein bisschen und ich habe wirklich Angst dass ich mit meinen Krücken ausrutsche.

...
 

Was?, Zehn Minuten?!.
 

<Ja genauso steht es hier. Beim Kandrona sie muß wirklich ganz aussergewühnliche Freunde haben.> Kommentiert Arkan meine stummen Gedanken und ist ebenfalls sichtlich vewirrt. Gleichzeitig fühlt er sich fast ein wenig ärgerlich an denn so bald hat er tatsächlich nicht mit ihr gerechnet und mein Yirk gehört (wie die meisten alten Leute!) definitiv nicht zu den Personen die Überraschungen mögen.

Ich als introvertierter Nerd der ich bin eigentlich auch nicht, vor allem weil ich normalerweise immer etwas Zeit brauche um mich auf Besuch vorzubereiten, ganz besonders wenn es um ein Outing geht aber in diesem Fall überwiegt dennoch eindeutig die Freude.

<Komm schon Arkan, verkriech dich nicht in dein Schneckenhaus, es wird schon nichts schiefgehen.> Sage ich deshalb ungewöhnlich fröhlich und spüre fast schon körperlich wie er seine nicht existenten Augenbrauen hochzieht denn er mag diese Anspielungen auf die äusserliche Ähnlichkeit zwischen seinen Leuten und irdischen Nacktschnecken nicht besonders- wie die meisten Yirks übrigens.
 

Aber da Arkan ja in meinem Fall auch ganz genau spürt wie ich es meine gibt er mir nur einen leichten mentalen Schubs und sagt:

<Treib es nur nicht zu weit Brüderchen Homo troglodytes und sieh zu dass du dich gut anziehst. Kleine Affen mögen nämlich kein Wasser!.> <Schneeaffen schon,>Antworte ich cool während ich mich aus meiner bequemsten Schlabber-Jogginghose samt Wohlfühlsocken und viel zu weitem T-Shirt schäle und es gegen eine wettertauglichere Kleidung austausche.
 

Fünf Minuten später bin ich fertig und schleiche die Treppe hinunter.

Als ich am Wohnzimmer vorbeikomme ziehe ich vorsichtig die Türe zu denn mein Vater ist - fie fast jeden Tag- wieder einmal während dem Fernsehen eingeschlafen und hängt inzwischen schnarchend auf der Couch.

Meine Mutter schläft zwar noch nicht denn leise Musik dringt aus dem Schlafraum meiner Eltern und ich weiß dass sie im Bett sitzt , ihre Hände fest mit dem Einband irgendeines Krimis verschweißt.

Aber ich habe definitiv keine Lust einen von den Beiden in mein kleines geheimes Treffen mit Nina miteinzubeziehen und verhalte mich deshalb bewusst ruhig.

So merkt auch keiner dass ich die Haustür aufschließe und hinauusgehe.

Draussen ist es natürlich bereits dunkel und es regnet mittlerweile auch nicht mehr nur ein bisschen sondern in Strömen.

Die ersten Blitze zucken auch schon über den Himmel.

Gewitter!.

Arkan liebt Gewitter denn sie erinnern ihn an seine Heimatwelt die er mir ganz zu Anfang unserer Freundschaft gezeigt hat.

Weit weniger intensiv zwar als die letzte Erinnerung und ich war dabei auch definitiv wach gewesen aber trotzdem muss ich seither bei der kleinsten Gewitterwolke an diesen seltsamen Ort denken.

An den dunkelgrünen Himmel mit seinen fünf Monden der von ständigen Elektromagnetischen Entladungen seiner Kandronasonne gestreift wird , an die eher kargen flachen Ebenen im Zentrum des größten Kontinents wo er geboren worden ist und manchmal finde ich es unfair dass er meinen Planeten kennen lernen kann aber ich nicht seinen.

Dann wünsche ich mir ich könnte diesen Ort tatsächlich besuchen und alles sehen.

Mit meinen eigenen Augen.

Die drei Niar-Pools , die schier endlosen Trockensavannen und die weitaus artenreicheren Trockenwälder die sie umsäumen...

<Vielleicht kannst du das auch. Eines Tages wenn es uns gelungen ist den Abschaum entgültig von unserer Welt zu verteiben. Bei Noorgesh der Tag wird kommen wo wir nicht mehr isoliert sein werden und jeder Yirk der es wünscht tatsächlich heimkehren kann>

Gibt Arkan zurück wärend wir wortlos im Regen stehen und durch meine Augen den nur von Blitzen erhellten, wolkenverhangenen Himmel beobachten.

Jeder Yirk ?, frage ich nach einer weile scherzhaft als ich die leicht gedrückte melancholische Stimmung meines Freundes nicht mehr ertrage die ihn immer erfasst wenn er an seine Heimat denkt .

<Aber hoffentlich zieht ihr dabei auch in Betracht dass es sogar unter Yirks Abschaum gibt und gebt solchen wie diesen Nothliths der NSR oder den Anführer der Switcher... diesen irren Keshim auf Lebenszeit Hausverbot..>

Doch zu meinem grenzenlosen Erstaunen lacht Arkan kein bisschen.

Nein, er wird sogar ziemlich ernst und lenkt seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich als er sagt : <Also du überrascht mich wirklich immer wieder David, wirklich . Wenn gleich dieses mal leider nicht im Positiven. Keshim hat einen Fehler gemacht ja, allerdings impliziert die Tatsache dass die Switcher ihn in seiner natürlichen Gestallt suchen , dass er im Moment einen Wirt haben muß. Möglicherweise bereut er sogar seine Taten und möchte sein Leben hier auf der Erde nun in Ruhe und Frieden verbringen.

Ihn vorschnell zu verurteilen und gleichzeitig jemanden wie mich deinen Freund zu nennen obwohl ich in der Vergangenheit ebenso ein Möder und Verbrecher war , dazu hast du kein Recht.>

Was?!gebe ich ungläubig zurück und schüttle gleichzeitig ohne es wirklich zu wollen reflexartig den Kopf.

<Du verteidigst den Kerl auch noch?. Ich meine ja du hast auch viele schlimme Dinge getan in deiner Zeit als junger Soldat und im Krieg aber im Gegensatz zu ihm hast du danach auch vieles wieder gut gemacht!.

Unter dem Deckmantel von Sub-Visser Neunzehn hast du unzählige Menschen von ihren Sklaventreibern befreit und hinter Esplins Rücken Wirte für das Peace Movement bereitgestellt.

Nach der Invasion hast du dich aktiv im HYFFC beteiligt . Ja sogar Susanne und Shalif vertrauen dir mittlerweile voll und ganz und das obwohl sie dich noch von früher kennen und ganz am Anfang nicht einmal im selben Raum mit uns sein wollten.

Er hingegen hatte nachdem er von den Menschen dieser Welt eine zweite Chance bekommen hat , nichts besseres zu tun als einen Aufstand anzuzetteln und ist sogar vor Morden nicht zurückgeschreckt.

Über dreißig Menschen sind wegen ihm gestorben Arkan und dass zu einer Zeit wo zumindest die Yirks die auf der Erde bleiben durften mit uns Frieden hatten. Nein Keshim und du ihr seid zwei völlig unterschiedliche Personen und auch wenn er sich wirklich geändert hat- was ich nicht glaube- sollte er zumindest für das gerade stehen was er getan hat .>
 

Arkan seufzt nur und ich spüre zwar dass er nicht wirklich meiner Meinung ist aber er antwortet mir nicht . Stattdessen denkt er über Dinge nach in die ich keinen Einblick habe und beobachtet er einen weißen oder zumindest hellgrauen und schon etwas heruntergekommenen VW -Transporter mit ziemlich hohem Dach der soeben auf der anderen Steaßenseite stehenbleibt und zwar mitten auf dem Bürgersteig!.
 

Ein leicht untersetzter Mann steigt auf der Fahrerseite aus, lässt die Türe offen und geht mit einem etwas merkwürdigen Gang der mich ein bisschen an eine Ente erinnert um das Fahrzeug herum und nach hinten zum laderaum aber er ist nicht allein gekommen.

Wenn ich blinzle und mich ganz stark konzentriere glaube ich sogar noch einen zweiten dünneren Mann und ein Mädchen zu sehen...

Ob das Nina und ihre Freunde sind?...
 

Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht mich bei dem Gedanken ohne dass ich etwas dagegen tun kann <Soll ich vielleicht nach sehen gehen ?> Bietet Arkan nach einigen Minuten des stillen Zweifelns schließlich hilfsbereit an und ich stimme ihm , wieder einmal unendlich dankbar dafür ein Wirt zu sein, stumm zu und bin ohne wirklich zu verstehen warum richtig froh darüber alles aus der Ferne beobacheten zu können.

Im Auto sitzt dann auch wirklich Nina und sie winkt uns vage zu als wir die Straße überqueren .

"Hi!." Sagt sie leise so wie Arkan direkt vor dem Fahrzeug stehen bleibt . Sie lächelt sogar aber es wirkt -genauso wie das Winken vorhin- übertrieben und aufgesetzt.

Gleichzeitig ist in ihren Augen etwas dass so gar nicht zu ihrer gezwungenen zur Schaustellung von Freundlichkeit zu passen scheint.

Soetwas wie...-Angst!.

Nina hat Angst und sie gilt ganz eindeutig nicht uns!.
 

Zusätzlich wühlt der seltsame Fahrer auch noch immer im Laderaum herum während der zweite Kerl neben ihr trägt eine Kapuze und starrt zum Fenster hinaus als wären wir gar nicht da.

Irgendetwas ist hier faul.

Arkan und ich merken es im selben Moment .

"Nina, was ist hier los?. Wovor fürchtest du dich?." Fragt der Yirk deshalb nach einigen Sekunden mit fester Stimme und streckt ihr sanft aber bestimmt die Hand entgegen um ihr aus dem Wagen zu helfen Doch sie schüttelt nur den Kopf , sieht uns nicht einmal an und ihre Stimme ist kaum mehr wie ein Hauch als sie sagt :

"Nein David oder....oder Arkan... oder wer auch immer !. Es tut mir leid! ... Ich..ich wollte nicht das so etwas passiert aber sie haben mich dazu gezwungen!..." Flüstert sie .
 

Gleichzeitig laufen ihr unzählige Tranen über die Wangen und dann plötzlich während wir noch völlig verwirrt daneben stehen und nicht wissen was wir von all dem halten sollen überschlagen sich die Ereignisse: Der Fremde neben ihr reißt sich die Kapuze vom Kopf dreht sich zu uns um und packt mit einer Hand Ninas Haare.

Mit der anderen setzt er den Lauf einer kleinen silbrigen Waffe an Ihre Schläfe !.

Die Zeit scheint still zu stehen und erst bin ich so perplex dass ich gar nicht weiß was ich tun oder denken soll.

Aber Arkan realsiert die Tatsahen um einiges schneller als ich und bewegt sich keinen Milimeter um die traurige Gestalt eines Nothlits vor uns nicht noch weiter zu provozierren denn der Fremde ist niemand anderes als Zacharias und er hat einen Draconstrahler!.
 

"Ah, wie ich sehe erinnerst du dich an mich. Schön, schon, schön!. Beim Kandrona, ich bin richtig gerührt!"

"Spottet der Hagere. "So und jetzt wo wir uns alle so sehr über das Wiedersehen gefreut haben möchte ich euch beide bitten im Laderaum platz zu nehmen um euch von Onkel Justin ordnungsgemäß verschnüren zu lassen und zwar ganz ohne Theater wenn ich bitten darf weil ich mich ansonnsten gezwungen sehe deine kleine Freundin auf sehr schmerzvolle Weise zu vaporisieren."

Ich glaube es nicht !, ein Draconstrahler!. Wie zur Hölle kommt dieser verfluchte Scheißkerl an einen Draconstrahler?!

Ich weiß es nicht und auch Arkan kann sich keinen Reim darauf machen.

Was er allerdings sehr wohl versteht ist wie diese Waffen funktionieren und er hat es mir auch einmal erklärt: Sie lösen eine Art radikalen und unglaublich schnellen, kaskadierenden Zellverfall aus und noch dazu sind besonders die älteren yirkanische Dracons in den meisten Fällen so modifizert dass die damit getöteten Opfer ohne jede Ausnahme unerträgliche Qualen leiden während ihre Zellen platzen .
 

Deshalb und nur deshalb, leistet er Zacharias Anweisungen - wenn auch bebend vor Wut- augenblicklich Folge...

Taken

Eigentlich wäre es im Laderaum des Transporters fast vollkommen dunkel.

Schließlich ist der Fahrerbereich des Wagens komlett vom Laderaum abgetrennt und bis auf die zwei kleinen, komplett verschmierten Scheiben der Kofferraumtüren gibt es keine Fenster.

Aber Zacharias der sadistisch grinsend uns gegenüber auf dem kalten Metalboden hockt hat eine Taschenlampe und wird nicht müde uns immer wieder zum Spaß damit zu blenden.
 

Verdammt !...

Meine Handgelenke sind bereits jetzt vollkommen aufgescheuert und brennen wie Feuer.

Meine Schultern tun so schrecklich weh und fühlen sich an als hätte man sie uns ausgerenkt, besonders weil Justin dieser Vollidiot uns trotz keinerlei Gegenwehr seitens Arkan mit aller Gewalt die Hände auf den Rücken gedreht hat und diese holprige Fahrt die ich jetzt schon seit guten zwanzig Minuten ertragen muß macht es keines wegs besser .

Ausserdem stinkt es so penetrant nach alter Farbe und Terpentin dass meine Augen quasi laufend tränen.

Mein Hals kratzt und ich muß husten.

Die Fesseln zu lösen - unsere Beschäftigung seit Beginn der Fahrt -hat Arkan mittlerweile beinahe schon aufgegeben denn auch wenn Justin ansonsten über das geistige Fassungsvermögen einer Amöbe verfügt scheint er zu mindest etwas davon zu verstehen wie man Leute mit Hilfe von Seilen am Weglaufen hindert.
 

Nina ist ebenfalls hier.

Genauso wie Arkan und ich ist sie an den Armen und Beinen gefesselt worden.

Zacharias hat sie schon vor Beginn der Fahrt gezwungen sich so nah neben ihn zu setzen dass sich ihre Schultern berühren und er lässt nicht zu dass sie auch nur einen Milimeter von ihm abrückt .
 

" Denkst du nicht dass es allmählich genug ist, Gashad?." Fragt Arkan mit meiner Stimme nach dem er sich das nicht länger mit ansehen kann.

"Immerhin hast du bekommen was du willst und ich werde mich nicht widersetzen also lass sie gehen und den Jungen auch wenn du schon dabei bist . Er hat damit nichts zu tun!."

"Den Jungen?. Ah du meinst deinen niedlichen kleinen Wirt!. Ja ich muß schon zu geben , es is´ richtig schade um ihn.

Aber leider leider kann ich das nich´ tun. Der Kleine hat sich nämlich schuldig gemacht in dem Moment wo er das erste Mal freiwillig zugelassen hat dass du kleines Stück Scheiße in sein Ohr kriechst.

Hmm...ja, eigentlich is´ es so gesehen ja nich´ mal einer von uns der ihn umbringen wird sondern du selbst .

Ganz anders sieht´s aus bei unserer Freundin Nina hier.

Sie könnte ich wirklich frei lassen. Immerhin is´sie kein Wirt für irgendeinen von euch Scheiß-HYA-Yirks und sie hat uns sogar geholfen dich zu finden weil sie ihr kleines Adressbuch freundlicherweise direkt vor den neugierigen Augen vom lieben Justin deponiert hat.

Ja Sly Boy... David!. Die Kleine hat da drinnen deinen Namen stehen. Sogar mit Ausrufezeichen und Herzchen.

Das heißt ihr liegt was an dir und ja, wenn ich gute Laune hätte würd´ ich sie glatt gehen lassen .

Als deinen letzten Todeswunsch so zu sagen aber so wie die Dinge liegen werd´ ich´s trotzdem nich´ tun und weißt du auch warum?. Weil mein verräterischer Artgenosse der in deinem Kopf lebt es will. Dieser... ähm... wie war sein Name doch gleich?, Ach ja Arkan Vier-Fünf-Sechs vom Sulp-Niar nich´ wahr?. Also ich muß schon sagen, sehr kreativ!."

"Da Seerow-fil-hala!."

Wut kocht in Arkan hoch und überlagert kurzzeitig sogar meine Todesangst und Verzweiflung.

"Hör auf meine Freunde zu bedrohen und wende dich lieber an mich Filshig-Yirk! Das Mädchen hat dir nichts getan Zacharias oder wie auch immer dein wahrer Name lautet und sie ist verletzt.

Sie hier zu behalten liegt daher jenseits jeder Würde. Ja ssogar jenseits all dessen das eine Kreatur wie du unter Würde versteht also lass sie gehen!"

"Nein !. Du bist mein Gefangener. Du bist hier der Filshig Arkan und einer der absolut nichts von Würde versteht. Deswegen hast du hier auch keine Ansprüche zu stellen hörst du?. GAR KEINE!"

Zacharias Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen und er fletscht die Zähne wie ein Tier während er fortfährt:

"Was heißt dass ich dieses kleine Menschenmädchen also sogar umbringen kann wenn ich will .Oder ich lasse sie am Leben bis mir einfällt was ich stattdessen mit ihr mache aber ich werde sie nich´ gehen lassen , gash-ne?. Unter andrem weil ich noch eine ganz persönliche Rechnung mit dir offen habe und weiß dass dir weit weniger Dummheiten einfallen wenn ich sie hier behalte. Mein Name is´ übrigens Kilgam Acht-Sieben-Zwei-Vier vom Culat-Hesh-Pool und ich war ein Geschwister von Nemesh Acht-Sieben-Sechs .

Sicher erinnerst du dich nicht mehr an ihn Sub-Visser . Aber ich mich an dich weil du es warst der ihn getötet hat und seinen Wirtskörper hast du einem dieser Peacer-Schweine gegeben!"

"Nemesh Acht-Sieben-Sechs..." wiederholt Arkan nachdenklich und ich fühle richtiggehend wie er versucht eine längst vergangene Erinnerung aus seinem Gedächtnis hervor zu holen .

"Ah ja, murmelt er schließlich.

"Dieser dreckfressende,Akash- Gee- Hadar. Ja ich erinnere mich an ihn. Er starb langsam auf dem Fußboden meines Hangardecks und ein Teil von ihm klebte unendlich lange an den Sohlen meiner Stiefel nach dem ich ihn wie das Stück Dreck das er war zertreten habe. Aber wenn er tatsächlich dein Bruder war erklärt das natürlich einiges.

Allem Anschein nach scheint dein Ganzer Pulk aus einem Klumpen Kiz entstanden zu sein den irgendein sterbender Gedd in den Pool fallen ließ "

Was?!...

NEIN!.

Panik kommt in mir hoch und könnte ich es würde ich mir die Hände vor den Mund schlagen nur um meinen Yirk am Weitersprechen zu hindern.

<Sag mal bist du jetzt vollkommen wahnsinnig geworden?!. Um Gottes Willen, hör auf ihn zu reizen !. Der Irre Kerl da hat immer noch den Dracon-Strahler und...->

<Ruhig Blut David. Die die mich lebend haben wollen warten schon sehr lange auf mich. Vermutlich haben sie einen Maulwurf in die YC eingeschleust der es jetzt endlich geschafft hat an meine Daten zu kommen . Da wird dieses lächerliche Körnchen K i z es nicht wagen uns auch nur ein Haar zu krümmen.>

< Was?!, die dich haben wollen?!. W e r will dich haben?, warum ,und was verdammt noch mal soll das mit dem Maulwurf bedeuten?. Dass irgendein Spion in der YC rumläuft der Daten von gewissen Yirks stiehlt?!. Ich dachte es geht hier um alle Angehörigen der HYA ... um alle Yirks die Wirte haben. Bitte Arkan, REDE mit mir!.>
 

Kurzzeitig habe ich das Gefühl ausserhalb meines Körpers zu stehen und gleichzeitig tausend Tode zu sterben doch mein Yirk antwortet mir nicht.

Anstelle von Worten übermittelt er mir nur einige beruhigende Emotionen und richtet unsere volle Aufmerksamkeit wieder auf Zacharias.

Der hat mittlerweile wirklich den Dracon auf uns gerichtet und einen Finger bereits am Abzug .
 

In seinen Augen schimmern Tränen und seine Hand zittert gefählich aber er drückt nicht ab.

Ganz wie Arkan gesagt hat senkt er die Waffe schließlich sogar und an statt uns zu töten sagt er nur:

"Das wird dir noch leidtun!. Alles!. Nein, nicht jetzt aber später . Wenn sie erst mit dir fertig sind wirst du dir wünschen ich hätte dich umgebracht!"
 

"Fil-jar!. Der Culat-Hesh soll austrocknen und alle deine Geschwister und ihre Nachfahren zu dem widerlichen Staub zerfallen der sie sind. Du und deinesgleichen , ihr sollt...-" Arkan will noch einige weitere Beleidigungen hinzufügen doch er kommt nicht dazu.

Seine Kontrolle über meinen Körper stauchelt plötzlich und wird schwächer.

Ohne dass ich etwas dagegen tun kann oder daran schuld wäre und wieder einmal -wie schon öfter in den letzten Wochen- kann ich regelrecht fühlen wie ihn eine Art Müdigkeit überfällt die ich normalerweise nur dann in weitaus geringerer Ausprägung wahrnehme wenn Arkans nächste Kandrona-Ration fällig wird.

Nur dieses Mal ist es schlimmer als sonst .

Viel schlimmer!.

Nein!.
 

Verzweifelt versucht er sich zu konzentrieren und seine Gedanken enger zu bündeln. Er will sich zuück zu kämpfen besonders weil er weiß wie viel Angst ich im Moment davor habe ganz allein auf mich selbst gestellt in dieser Situation zu sein doch es gelingt ihm nicht ganz.

Meine Arme Zittern, meine Beine ebenfalls .

Meine Gesichtsmuskeln zucken wie bei einem Geisteskranken während die Körperkontrolle zwischen dem Yirk und mir unstet hin und herspringt .

Nina starrt mich fassungslos an.

In ihren weitaufgerissenen Augen liegt das blanke Entsetzen und ihre Gesichtszüge sind zu einer bewegungslosen Maske erstarrt.

Schließlich wendet sie sich ab und ein Wimmern ist alles was sie von sich gibt .

Zacharias hingegen grinst nur noch mehr und steckt den Draconstrahler schließlich mit einer verächtlichen Geste in die Tasche seines schwarzen Kapuzensweaters.

Ganz eindeutig ist diese zitternde Jammergestalt die ich im Moment bin nichts vor dem er Angst haben muß.
 

Verdammt warum hört das nicht auf?. Warum fühlt es sich an wie die Anzeichen von echtem Kandronahunger wo Arkan doch erst gestern diese Strahlen aufgenommen hat ?.

WAS ZUR HÖLLE IST LOS MIT IHM ?!

<Nichts was unnormal wäre nach all den Jahren die ich bereits gelebt habe David. Meine Zeit läuft ab und...ich verliere langsam aber sicher die Fähigkeit deinen Körper zu steuern. Das sind die ersten spürbaren Anzeichen dafür und ich wollte nicht... dass du das mit ansehen mußt. Deshalb habe ich mich in den letzten Wochen auch so still verhalten. Deshalb wirkte ich manchmal so kalt und abweisend.... Es tut mir leid.> Antwortet der Yirk.

Seine Stimme klingt resigniert und er fühlt sich taurig an.

Wütend. Enttäuscht. Schwach ... Irgendwie von allem ein wenig.
 

Gleichzeitig spüre ich allerdings auch wie seine Kräfte langsam wieder zurückkehren .

Wie eine erstickende Flamme der man wieder etwas mehr Sauerstoff zuführt wird Arkan ganz langsam kräftiger und erholt sich von seinem Anfall.

Schließlich erlangt er die vollständige Körperkontrolle zurück..

Aber trotzdem wirkt alles immer noch verzerrt und wie im Traum.

"Na ,was ist los Sub-Visser?. Wird langsam Zeit für die letzte Verbindung hm?. Tja leider wirst du dieses Vergnügen mit niemandem teilen und selber zu Staub verttrocknen"

Höhnt der Nothlit und seine schnarrende Stimme hallt ganz grässlich in unserem Kopf.

POCH!,POCH!,POCH!...

Das Blut rauscht in meinen Ohren und ein stechender Kopfschmerz der davon ausgelöst wird dass Zacharias uns mit seiner Taschenlampe direkt in die Augen leuchtet lässt Arkan vor Schmerz aufstöhnen. Geschwächt wie er ist droht ihm die Kontrolle augenblicklich wieder zu entgleiten

"Nein nicht!" Schreit Nina plötzlich als sie den Anblick den wir ihr bieten nicht mehr aushält .

"Hören Sie auf damit ihn zu quälen, bitte!.Er kann Ihnen doch gar nichts mehr tun. Schauen sie ihn sich doch an. "

"Kallek!. Shigmakdshar!" Schreit Zacharias ausser sich vor Wut.

Die an Nina gerichteten Schimpfworte und ein verächtliches Schnauben sind seine einzige Antwort auf ihre Bitte .
 

Gleichzeitig stößt er das Mädchen so grob von sich weg dass sie zur Seite hin umkippt und weinend liegenbleibt .

Aber er malträtiert uns wenigstens nicht mehr mit dem Lichtstrahl sondern springt stattdessen auf und hämmert mit der Faust wie ein Besessener an die Zwischenwand hinter der die Fahrerkabine liegt.

Wenige Minuten später unterbricht Justin mit einer ziemlich abrupten Vollbremsung die Fahrt und Zacharias lässt uns allein zurück mit unseren Gedanken und Ängsten.

Allein, so gut wie bewegungsunfähig und in vollkommener Dunkelheit...

Dunkelheit

"Ist alles in Ordnung?, bist du verletzt?" frage ich leise mitten in die Schwarze Stille hinein.

Arkan hat sich mitlerweile aus meinem Bewusstsein etwas zurückgezogen und alles das momentan an meine Ohren dringt ist das Rumpeln der Reifen auf dem Asphalt, das trommeln der Regentropfen auf dem Autodach über uns und Ninas Schluchzen.

Gleichzeitig fühle ich mich auf seltsame weise zu dem Zeitpunkt im zerbombten Zug zurückversetzt als ich sie das erste mal gesehen habe .

Da sind das ja auch meine ersten Worte an sie gewesen.

" David, bist du das ?." Fragt das Mädchen nach einer Weile und ihre Stimme ist nichts weiter als ein ängstliches Flüstern.

Sie liegt direkt vor mir auf dem Boden und wenn ich meine Augen anstrenge kann ich ihre schmächtige Sillhouette und das feuchte Glitzern ihrer Augen erkennen.

"Ja," ich seufze und versuche vergeblich mich etwas bequemer hinzusetzen.

"Arkan ruht sich aus, es geht ihm nicht gut."

"Ja... ja das hab ich gesehen. Im Dennies Kitchen war es auch schon er oder?. Dein mysteriöser Yirk-Freund... Der Sub-Visser."

Jetzt hört sich Nina seltsam reserviert an.

So als würde sie mich aus schmalen Augen und mit gerunzelter Stirn abschätzig mustern und obwohl ich weiß dass jetzt der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür ist werde ich wütend und lasse es sie auch spüren als ich antworte:

"Ja , er ist mein Freund. Aber du solltest ihn nicht Sub-Visser nennen das kann er nämlich absolut nicht ausstehen... Ganz genauso wie ich Leute nicht ausstehen kann die erst einen auf nett liberal machen und sich dann einfach nicht mehr melden!."

"Achso ist das ja?!,"

Nina lacht aber es ist ein verächtliches, gekünsteltes Lachen.

"Und was hast du dir erwartet?, ich meine du warst es ja der mich die ganze zeit brühwarm mitten ins Gesicht gelogen hat. Hättest ja auch einfach gleich die Karten auf den Tisch legen können!"

"Ach hätte ich das ja?, so in der Art ´hey , ich bin David und so ganz nebenbei auch noch Wirt für einen Yirk, ich hoffe das macht dir nichts aus ´ oder wie?. Glaubst du das wäre gut angekommen?!"

<David, bitte, jetzt ist nicht die Zeit dazu um sich zu streiten.>

Arkan.

Allarmiert durch meinen heftigen Gefühlsausbruch hat er sich wieder in unsere Unterhaltung eingeklinkt.

Seine kühle gefasste Stimme unterbricht kurz meine , wirren und mit Zorn aufgeheizten Gedanken und ich weiß er hat recht .

Er ist vernünfitg .

Aber Himmel Herrgott!, alle Angst und Wut bricht bei mir gerade durch und wirbelt mich herum wie ein wilder wahnsinniger Strudel.

Es fühlt sich an wie eine sich nach unten drehende Spirale die immer schneller wird...

Nein!. Ich will und kann jetzt nicht vernünftig sein!.

" Natürlich, ja ich meine so baut man doch Freundschaften auf oder?. Na ja zumindestens in meiner Welt macht man das in dem man ehrlich ist!. Wie verdammt noch mal will man sonst einander vertrauen wenn man sich gegenseitig anschwindelt, grad bei so wichtigen Dingen wie na ja ....Sowas ?!. Ich meine ich weiß ja nicht einmal was wirklich du warst und was nicht!."

"Okay , und wann hätte ich deiner Meinung nach ehrlich sein sollen?. Bevor oder nachdem du mir gesagt hast wie spooky du es finden würdest mit so jemand wie mir etwas zu tun zu haben?"

<David ich sage es dir noch einmal: Hör damit auf!>

"Verdammt nochmal, nein !"

Nina atmet tief durch und ihre hörbare Wut vermischt sich mit Arkans Fühlbarer die langsam aber sicher in ihm hochkommt je länger er uns zuhört.

"Das war nur ein Scherz okay?. Ja jetzt wo ich weiß was du...äh- na ja jetzt wo ich weiß was Sache ist war es ganz eindeutig bescheuert so etwas zu sagen aber es war trotzdem nicht ernst gemeint."

"Ach Blödsinn Nina, du hast es ernst gemeint und ohne unseren netten Freund Zacharias hättest du dir sicher auch lieber die Hand abgehackt als dich nochmal bei mir zu rühren oder liege ich da falsch?!. Immerhin habe ich dich ja auch schon angerufen bevor wir gekidnappt wurden und du hättest einfach mal dein Scheiß-Handy nehmen können und ...- "

<BEIM KANDRONA DAVID!, HABE ICH ES HIER MIT VERNUNFTBEGABTEN , MIR EBENBÜRTIGEN WESEN ZU TUN ODER MIT DUMMEN TIEREN ?!. HÖRT AUF DAMIT, SOFORT ODER ICH BEENDE DIESEN KINDISCHEN UNSINN!>
 

Arkans Stimme donnert derart heftig durch meinen Verstand dass ich dass Gefühl habe mir wird jeden Moment der Schädel platzen. Gleichzeitig werde ich von seiner Wut und Verzweiflung derart überflutet dass mir kurzzeitig ganz schlecht wird .

<Ja!... Ja ich hör ja schon auf!>

Mit einem leisen Stöhnen kneife ich die Augen und auch meine Lippen fest zusammen. Versuche die Wut hinunterzuschlucken und mich zusammenzureißen.

"David!,"

Nun klingt Nina mindestens ebenso besorgt wie sie gerade noch wütend war .

"Was ist passiert? ist alles in Ordnung.bei dir ?"

"Ja sicher. Alles klar. "
 

Frustriert reiße ich an den Armfesseln und werde als Dankeschön mit einem erneuten scharfen Brennen an meinen wundgescheuerten Handgelenken belohnt.

"Mein Yirk hält nur nicht recht viel davon dass wir beide streiten während wir verschnürt wie die Weihnachtsgänse in einem Kidnapperauto gefangengehalten werden."

"Tja irgendwo hat er ja auch Recht oder?... Sag mal wie ist das überhaupt so zu sein wie du...na ja du weißt schon ein Wirt, wie fühlt sich das an?"

"Na ja" ohne es zu wollen muss ich einbisschen lachen und es klingt sogar ein etwas verlegen.

" Ich meine kommt darauf an . Meistens merke ich es gar nicht mehr weil es für mich schon so normal geworden ist dass Arkan da ist und wenn er grade nicht mit mir redet oder meinen Körper steuert fühle ich mich wahrscheinlich ganz genauso wie du oder jeder andere Mensch auf diesem Planeten .

Richtig weh tut auch nichts davon.

Noch nicht einmal die Infestation...Also so nennt man das wenn ein Yirk in den Körper eines Menschen eindringt. Nur das Gefühl dabei ist ein bisschen unangenehm und ich tue mir gerade auch ziemlich schwer die richtigen Worte zu finden ohne dass es absolut schrecklich klingt weil ich so selten mit Leuten darüber reden muß die sich nicht damit auskennen, aber Susanne...- sie ist unsere Community-Leaderin im berliner YFCC- hat es einpaar Leuten die ihr die selben Fragen gestellt haben wie du jetzt, mal so erklärt: Man selber wird einfach immer weniger bis nichts mehr von einem über ist bis auf den eigenen Verstand der alles wie von weitem beobachten kann und für den Yirk ist es genau anders herum. Er wird mehr und bekommt alles das was man selbst vorher besessen hat zu seinem Verstand dazu.

Ich finde das ist echt eine super Beschreibung mit der auch jeder Nicht - Wirt was anfangen kann. Obwohl... das lässt Arkan mich noch ausrichten- gibt es dann auch wieder verschiedene Abstufungen . Ein Yirk kann einen Wirt nämlich auf sehr verschiedene Arten kontrollieren. Zum Beispiel nur einbisschen und so locker dass sich der Mensch wenn er möchte jederzeit auch seinen Körper zurückholen kann ohne sich dabei anzustrengen oder aber auch so vollkommen dass man echt gar nichts mehr spürt. Nicht mal heftige Schmerzen wie es im Krieg bei den ganzen unfreiwilligen Wirten üblich war.

Dazwischen gibt es dann ein ziemlich breit gefächertes Spektrum an Möglichkeiten und jedes Mensch-Yirk-Team muß für sich selbst rausfinden was am besten passt . "

"Wow, ganz schön kompliziert sich das vorzustellen aber es ist interesssant... Auf eine ziemlich schräge, abgefahrene Weise und ich möchte es auch auf gar keinen Fall ausprobieren aber trotzdem ...kann...ich mir jetzt ... zumindest vorstellen... wie es ist...-Oh mein GOTT!- "

Nina ächzt jetzt ebenfalls genervt und vor Anstrengung während sie redet und ich weiß dass sie sich genauso wie ich vorhin von ihren Seilen zu befreien versucht .

Allerdings mit ebenso wenig Erfolg.

"Fuck!, diese verfluchte Scheiße rührt sich keinen Milimeter obwohl ich schon seit Ewigkeiten daran rumwerke und mein Fuß!.... mein Fuß bringt mich um, da würde ich könnt ich´ s mir aussuchen jetzt am liebsten auch mal kurz nichts mehr spüren!"

Jammert sie schließlich .

" Sag mal wenn wir schon vom Umbringen reden: Hat dein Yirk vielleicht irgendwelche Pläne?, du weißt schon, wie wir hier rauskommen ich meine immerhin scheint er die Typen die uns kalt machen wollen von früher zu kennen und hat im Krieg gekämpft wo er sicher auch schon in vielen noch beschisseneren Situationen wie der hier war ."

"Nein, keinen Plan, zumindest noch nicht und er kennt auch keinen von denen wirklich, nur den toten Bruder von Zacharias." Sage ich wahrheitsgemäß.

"Aber er meint erst einmal sollten wir ruhig bleiben , immer wieder versuchen die Fesseln zu lösen wie wir es ohnehin schon machen und einfach abwarten. Eine Gelegeheit wird sich ergeben wenn die es am wenigsten erwarten ."

"Ruhig bleiben?!" Ninas Stimme bebt.

"Na der hat ja gut reden. Wär ja auch leichter wenn es hier nicht so dunkel wäre...Ich hasse es wenn ich nichts sehen kann und noch mehr hasse ich den Gedanken dass ich hier draufgehen werde. Wir werden DRAUFGEHEN !, DRAUFGEHEN!,DRAUFGEHEN!"

"Pssst!"

Panisch wegen Ninas plötzlichem Wutanfall schüttle ich den Kopf.

"Hör auf zu schreien, bitte!,...wenn du dich so aufführst werden sie wieder stehen bleiben und Zacharias wird vielleicht wieder nach hinten kommen und dann ..."

"Ach egal!, es ist sowieso alles egal , die werden uns umbringen David!. Ich meine wir haben ihre Gesichter gesehen und du hast den Irren doch vorhin gehört. Oder glaubst du wirklich irgendjemand von ... von uns dreien kommt hier lebend wieder raus?!"

"Ich weiß es nicht!,"

Verzweifelt um Fassung bemüht ringe ich nach Atem während mir das Herz bis zum Hals klopft und ein schmerzhafter Kloß in meiner Kehle zu mindestens Tennisballgröße anzuschwellen scheint.

"Aber wenn du jetzt die Nerven wegschmeißt und uns alle damit ans Messer lieferst ist das auch keine Lösung. Arkan meint wir sollten uns ablenken...an irgendetwas Unverfängliches denken... Er bietet sich auch an eine Geschichte zu erzählen falls dir das gegen die Angst hilft."

" Eine Geschichte ?!. Versteh ich das richtig, wir sitzen hier fest als Geiseln und werden wahrscheinlich den nächsten Tag nicht mehr erleben und alles was deinem Freund einfällt ist eine Geschichte?. Sehr schwacher Plan. "

Nun bricht Ninas Stimme wirklich und sie beginnt richtig zu weinen.
 

Eigentlich will ich ja auch gar nichts mehr sagen.

Ich weiß einfachnicht mehr was ich noch tun soll um Nina zu beruhigen aber die pure Verzweiflung treibt mich dazu dass ich es trotzdem weiterversuchen:

."Ja ich weiß es hört sich im ersten Moment ein bisschen verrückt an aber wenn du mal drüber nach denkst ist es nur logisch. Erst einmal ist es vollkommen dunkel draussen und das Auto fährt relativ schnell.

Es gibt keine Fenster aus denen wir wirklich raussehen könnten um uns zu orientieren und die Fesseln werden wir auch noch nicht los.

Das heißt also Flucht so gut wie unmöglich... Na ja zumindest solange der Wagen fährt und sie die Türen nicht aufmachen. Weil wir aber eben nicht wissen wie lang wir noch fahren oder wohin bleibt uns nichts anderes übrig als uns irgendwie die Zeit zu verteiben und zu reden um wenigstens einen kühlen Kopf zu bewahren. Also ich für meinen Teil würde die Geschichte gern hören. Lieber auf jeden Fall als hier rumzusitzen und durch die Grübelei langsam durchzudrehen....ich werde Arkans Gedanken einfach laut wiederholen wenn ich sie höre dann kannst du immer noch entscheiden ob dich die Geschichte interessiert oder nicht...in Ordnung Nina? "

Eine Weile warte ich auf ihre Antwort aber Nina sagt nichts.

Sie schluchtzt nur und schnieft, scheint dabei vollkommen in sich selbst versunken.

Allerdings kommen aber auch keinerlei Wiederworte von ihr als ich nach ein paar Sekunden nochmal tief durchatme und Arkan gleichzeitig mental zu verstehen gebe dass ich soweit bin und er anfangen kann zu erzählen...

Die alte Macht und das Auge

Vor sehr sehr langer Zeit, als die Ewigkeit erst noch geboren werden musste, gab es Nichts.

Keinen Himmel, keine Sterne , kein Licht, kein Wasser und somit auch kein Leben.

Da war nur Leere, Kälte und Dunkelheit.

Und doch, auch wenn nichts existierte, war bereits diese Leere auf ihre ureigene unbegreifliche Weise schrecklich lebendig.

Sie wuchs und streckte sich, knisterte und wisperte, wand sich im Dunkeln und wartete erfüllt vom Geist zweiner allmächtiger Wesenheiten einfach nur darauf zu werden.

Diese zwei Allmächtigen waren Die Alte Macht und das Licht Noor und da sie sie in den unzähligen alten Geschichten der Gedds auch des öfteren in Gestallt eines fremdartigen Alten auftauchen oder auch als ein einziges rotes riesenhaftes Auge nennen wir sie unter anderen den Uralten, oder die alte Macht und das Auge.
 

Sie waren einander was ihre Kräfte betraf zwar vollkommen ebenbürtig, aber gleichzeitig auch so gegensätzlich wie Tag und Nacht denn während Noor zufrieden war mit dem Nichts das ihn umgab und alles so lassen wollte wie es war, sehnte der Uralte sich bald nach mehr und hat alles erschaffen: Den Himmel, die Sterne,das Land und schließlich auch das Wasser aus dem alles Leben geboren wurde.

Er erschuf es zusammen mit der ersten Welt und diese Welt war wirklich ein guter Ort um zu dort zu leben.

Schon am ersten Tag - dem Allerersten überhaupt- gab es bereits unglaublich viele Kreaturen dort.

Sie alle lebten friedlich zusammen ohne einander ein Leid an zu tun weil der Uralte es so wollte und auch große Freude daran hatte noch viel mehr Wesen zu erschaffen.

Zugleich war er aber auch erfüllt von einem vagen Gefühl dass noch irgendetwas fehlte.

Selbst dann noch als die Welt bereits überzuquellen schien vor lauter Leben und er am zweiten Tag den Gedds einen Verstand gab der sich von dem der meisten anderen Wesen unterschied.
 

Wie alle anderen Tiere die auf dem Land lebten hatte er auch sie aus einer Hand voll Schlamm geformt und anschließend in das große Wasser geworfen um sie zu erwecken und sie waren klug.

Klüger als die meisten anderen Geschöpfe in der Welt denn sie konnten etwas Neues erfinden, sprechen und träumen und sie würden auch gebären wenn es einmal an der Zeit war .

Die Alte Macht wusste es.

Aber dennoch hielt sich das Gefühl der Unvollkommenheit hartnäckig .

Deshalb beriet er sich in seiner Not schließlich sogar mit dem Licht Noor welchen Kreaturen er wohl als nächstes das Leben schenken könnte.

Der Uralte wollte gute Wesen erschaffen.

Große Denker und Friedensstifter mit einem wachen Verstand die in die Köpfe und Seelen aller anderen Wesen sehen konnten aber dabei selbst nicht so körperlich orientiert waren wie all die Anderen.

Er wollte Kreaturen die vielmehr ihm selbst ähnlicher waren als alles was er bisher kreiert hatte.

Noor aber war damit absolut nicht einverstanden.

Er wollte dass diese neuen Wesen ganz andere Qualitäten haben: Sie sollten stark sein, mächtig und fähig über alle anderen Kreaturen auf der Welt zu herrschen. Abgesehen davon, so meinte er weiter, bräuchten die Leben der Wesen auch ein Ende so wie auch jeder Tag ein Ende braucht damit sie mit ihrem ewigen Sein und noch mehr werden nicht die Welt zerstören.
 

Er schlug vor dass die Wesen einander fressen könnten um sich gegenseitig klein zu halten .

Dass ihre Körper schwach werden könnten und alt mit jedem weiteren Tag den er über den Himmel wandert bis sie schließlich sterben und wieder zu dem werden aus dem die Ersten von ihnen einst erschaffen wurden

Doch natürlich hörte der Uralte ihm nicht zu.

Im Gegenteil, er war sogar maßlos entsetzt über diese Ideen seines Gegenspielers und erschuf anstelle einer mächtigen Kämpferrasse oder dem Tod schließich nur noch weitere Unsterbliche.

Uns Yirks diesesmal.

Wir sind die letzten Wesen die jemals erschaffen wurden und die Ersten von uns wurden zum Leben erweckt in dem der Uralte den allerersten Traum den ein Gedd jemals geträumt hatte direkt aus seinem Kopf nahm und ihn im ersten Morgenlicht des dritten Tages in einem einzelnen Wassertropfen einschloß.

Anschließend ließ er eben diesen Tropfen zusammen mit dem Regen auf die gute Welt fallen und sowie er auf das große Wasser traf welches auch all den anderen Wesen bereits ihr Leben gegeben hatte , zersprang er in unzählige kleine Tropfen und unserer Art waren geboren.
 

Ganz wie die Alte Macht es wollte entwickelten wir uns zu den Freunden und Helfern aller anderen Wesen und fühlten uns besonders den Gedds die ja unwiederruflich ein Teil von uns waren, verbunden.

Der Uralte fand das es gut war was er getan hatte.

Er war zufireden und es machte ihm Freude uns zu zusehen wie wir in Frieden mit allen Anderen auf seiner schönen Welt lebten.

Noor aber war da ganz anderer Ansicht.

Er hatte nicht vergessen wie oft der Uralte ihn bereits übergangen hatte obwohl sie einander ebenbürtig waren und war inzwischen voller Eifersucht und Hass auf die Welt und all ihre Wesen.

Natürlich hätte er das gegenüber dem Uralten niemals zugegeben aber er hatte zumindest einen Plan sich zu rächen und dann , am vierten Tag, als die Yirks gerade wieder einmal einen kleinen Streit zwischen den anderen Wesen geschlichtet hatten erschuf er sich selbst zum ersten Mal die Gestalt des Auges und erschien dem Entschlossensten von ihnen.

"Armer kleiner Wassertropfen" sagte er zu ihm.

"Tag für Tag wandere ich über den Himmel und muß die Ungerechtigkeit mitansehen die euch angetan wurde und es ist eine Schande!."

"Was ist eine Schande, guter Noor?,"

Fragte der Yirk verständnislos denn wie allen anderen ihrer Kreaturen hatte die Alte Macht auch uns eine beinahe unerschütterche Zufriedenheit und Friedfertigkeit eingepflanzt.

Wir fühlten uns wohl wie wir waren ohne mehr zu wollen oder jemals irgendetwas in Frage zu stellen.

Doch wir unterschieden uns auch von den Anderen.

Waren in unserem tiefsten Inneren unberechenbar wie das Wasser selbst und zugleich erfüllt von einem starken suchenden Geist der wie unser Geburtselement alles mit Neugier umspülte und in jede Ritze des Unbekannten vordringen wollte.

Noor war schlau und wusste nur zu gut um die Stärken und Schwächen jeder einzelnen Art und deshalb sagte er:

"Nun wie ihr erschaffen wurdet natürlich!. Der Uralte hätte euch groß und stark machen können. Ich wollte es ebenfalls so da ihr die beste Rasse seid die jemals erschaffen wurde aber er hörte nicht auf mich und gab euch stattdessen nur euren guten Verstand als einzige Waffe gegen die Welt .

Ihr müsst euch der Körper anderer Wesen bedienen wenn ihr etwas erreichen wollt. Braucht die Hilfe dieser dummen Tiere die euch nur ausnutzen , hinterrücks über euch lachen und dabei viel mehr Möglichkeiten haben als ihr . Ich meine natürlich, was könnt ihr schon dagegen tun?, immerhin hat er alle seine Wesen unsterblich und gleich stark gemacht. Es gibt keinen Anfang und kein Ende und Niemand steht über irgendwem. Das ist nicht gut. Es sollte Starke und Schwache geben und ihr solltet die Anderen besitzen und über sie herrschen.

Das wäre nur fair wenn man bedenkt dass der Uralte euch keinen starken Körper gegeben hat und die übrigen Wesen sowieso nur dann zu euch kommen wenn sie wieder einmal einen Rat wollen.

Ich könnte das ändern und wenn ihr morgen sobald ich über den Horizont blicke einen Pakt mit mir schließt werde ich euch alles geben was ihr braucht"

"Was willst du uns geben , Auge , was bedeutet stark sein und was ist besitzen?" Fragte der Yirk und Noor erklärte es ihm .
 

Er erklärte diesem ersten der Ersten noch sehr Vieles an diesem Tag und als er ihn am abend dann verließ und als großes Taglicht hinter dn fernen Bergen verschwand, war der Verstand des Yirks in heller Aufruhr.

Die Nacht kam und zum allerersten Mal seit die Welt existierte lernte eines ihrer Wesen das Gefühl der Unzufriedenheit und den wahren Zweifel kennen.

Schließlich wurde daraus echter Neid und Hass auf alle Erdwesen , einschließlich der Gedds und der Yirk teilte seine Erfahrungen mit seinen Geschwistern von denen bald die meisten ebenso fühlten wie er.
 

Schließlich dämmerte es und als im ersten Morgenlicht das Auge wieder zu ihnen kam während sie gerade ihre Erfahrungen miteinander teilten und sich berieten , sagte nicht nur dieser eine Yirk ja zu Noors Angebot sondern sehr viele und er besiegelte einen Pakt mit ihnen welcher einerseits den Yirks ermöglichen würde über allen anderen Wesen zu stehen in dem sie alle ihre Kräfte fortan aus seinem Licht schöpfen , aber andererseits, so sagte es die Vereinbarung weiter, würden auch alle von ihnen die eingewilligt hatten unter unvorstellbaren Schmerzen sterben wenn sie dieses Licht nicht mehr bekämen und sie würden sterblich sein.
 

Die Yirks wussten natürlich nicht was Schmerzen waren oder gar was sterben bedeutete aber Eifersucht und Gier nahmen ihnen das Gefühl für jede Vernunft, deshalb stimmten sie zu.

Noor hingegen war zufrieden mit seinem Werk und er erschien noch all den anderen Kreaturen auf der Welt um mit ihnen eine Vereinbarung zu treffen und sie gegeneinander auszuspielen.
 

Als dann schließlich der sechste Tag begann war das was die Alte Macht so perfekt geschaffen hatte nicht wieder zu erkennen denn es gab nun den Tod in der Welt, Starke und Schwache , Liebe und Hass, Angst und Mut, Zufriedenheit und Neid , Mut und Angst.

Aber vor allem waren da plötzlich Jäger und Gejagte, Wesen die sich gegenseitig auffraßen um zu leben und Yirks die sich die Körper der anderen mit roher Gewalt nahmen als wäre es ihr gutes Recht. Sofort erkannte der Uralte dass Noor das getan hatte und er war entsetzt.
 

Wütend war er auf die Wesen , vorallem aber auf uns und deshalb hörte die gute Welt auch augenblicklich auf zu existieren und zersprang in tausende von Teilen.

Die alte Macht verließ uns zusammen mit den wenigen nach wie vor unsterblichen Kreaturen die Noors Pakt nicht zugestimmt hatten und viele der zurückgebliebenen Arten lebten fortan getrennt von den Übrigen als Noors sterbliche Geschöpfe.

Aus den Bruchstücken der einstigen ersten Welt in welcher alle Geschöpfe zusammen lebten formten sich viele einzelne kleine Welten.
 

Nachts wenn das Licht Noor sich hinter den fernen Bergen versteckt kannst du sie sehen.

Funkelnd und glitzernd liegt die zerbrochene Welt vor uns im Nichts. Verteilt wie zahllose Sandkörner auf einem schwarzen Tuch und unendlich weit entfernt.

Ihre Bewohner sind auf ewig in ihnen ihren Welten gefangen und unfähig zu den Anderen zu gelangen , genauso , wie auch wir in unserer gefangen sind.
 

Aber dennoch, auch wenn wir allesamt nun sterblich und Noors Geschöpfe geworden sind an diesem vierten Tag der Ewigkeit, lebt in jedem Wesen auch noch ein Teil dessen weiter das der Weise einst in uns gepflanzt hat als alle Welten noch eine waren: Phantasie, Sehnsucht nach Frieden,Vernunft und auch Güte.
 

Noor und die alte Macht bekämpfen sich übrigens auch weiterhin.

Sie sind zu unerbittlichen Feinden geworden und versuchen sich gegenseitig zu überlisten in einem Kampf in dem es keinen Sieger geben kann und so wird es auch bleiben, bis zum Ende aller Zeiten.

In the dawn

..."Eine Schöpfungsgeschichte..Und so was erzählen sich die Yirks,wriklich ?"

Ninas stimme klingt rauh und tonlos .

Sie schluchzt immer noch aber wenigstens hat sie endlich aufgehört zu weinen .

<Ja. Zumindest jetzt wieder. Zu Zeiten des Imperiums waren diese Geschichten nicht sehr beliebt und wurden wenn überhaupt nur stark abgewandelt weitergegeben. Ich selbst habe sie noch auf der Heimatwelt übermittelt bekommen, vor Seerow und in meinem Geburtspool als ich kaum mehr als eine Larve war.>

"Ja, jetzt wieder aber während dem Krieg hat man die Geschichte ganz anders erzählt oder gleich gar nicht. Arkan sagt ausserdem noch er hat sie zum ersten Mal gehört wie er noch recht jung war. In seinem Geburtspool auf der Heimatwet und bevor die Andaliten gekommen sind. "

Wiederhole ich die Worte meines Freundes.

"Echt?. Nina lacht und schnieft ein bisschen.

"Also ich hab immer gedacht Yirks tun nicht recht viel wenn sie im Pool sind, ausser herumschwimmen und na ja... essen. Ich hab mir nicht gedacht dass sie einander Geschichten erzählen "

"Ja, das denken die meisten Menschen aber ganz so einfach ist das auch nicht. Ich meine sicher, Nahrungsaufnahme ist ihre Hauptbeschäftigung im Pool wenn sie erst mal erwachsen sind und einen Wirt haben aber sonst können Yirks sich auch ohne Wirt mit einer sehr einfachen Sprache aus Ultraschalltönen verständigen, oder sie übermitteln sich gleich direkt Gedanken und Erfahungen in dem sie einfach ihre Neuronen aneinanderheften . Manche von ihnen kümmern sich auch um Jüngere oder um ihre Geschwister , knüpfen neue Kontakte, haben Freunde und Leute denen sie lieber aus dem Weg gehen, suchen sich Partner und pflanzen sich fort... Ja, ich glaube es ist eigentlich gar nicht so anders wie bei uns Menschen. "

"Ja scheint so... Na ja, danke jedenfalls an Arkan dass er die Geschichte erzählt hat. Er kann das richtig gut."

<Ich möchte mich ebenfalls bedanken . Dafür das du zugehört hast. Was allerdings das Erzählen betrifft so habe ich, seit ich mich in einem menschlichen Wirt befinde und Zeit dazu habe , vermutlich genug irdische Bücher gelesen um zu verstehen wie Menschen solches Wissen übermitteln würden. Hätte ich mich nämlich in den Worten und Gedanken der Gedds versucht... nun sagen wir die Geschichte wäre deren minderbemittelten Verstand entsprechend wesentlich kürzer ausgefallen und auch weit weniger bildhaft gewesen... Möglicherweise solltest du dem Mädchen auch noch erklären was Gedds sind>

"Arkan sagt auch danke. Dafür das du zugehört hast und er meint weiter dass er nur deshalb weiß wie wir Menschen solche Geschichten hören wollen weil er in mir ist und genug Bücher gelesen hat in den letzten vier Jahren . Die Gedds von denen die Geschichte eigentlich kommt würden sie ganz anders erzählen. -Das ist eine humanoide Alienrasse vom Heimatplaneten der Yirks die sich mit ihnen gemeinsam entwickelt hat . "

Sage ich in Arkans Namen zu Nina .

Den Teil mit dem "minderbemittelten Verstand" lasse ich dabei geflissentlich aus da ich es nach wie vor nicht leiden kann wie mein Yirk über seine Geschwisterspezies , oder auch die Hork-Bajirs denkt. Dass er, wie auch die meisten Mitglieder der HYA , meint seine Bereitschaft zur gleichberechtigten Co-Existenz ausschließlich uns Menschen zu schulden da wir einander Intellektuell ebenbürtig sind.

Arkan quittiert meinen leichten Ärger allerdings wortlos und mit dem leisen Anflug eines fast schon nachsichtigen mentalen Lächelns das in etwa soviel bedeutet wie:

Ich habe bereits im Kopf eines dieser Wesen gelebt und zwar länger als du am Leben bist. Daher weiß ich auch sehr genau darüber Bescheid wie und was sie sind. Aber ich akzeptiere denoch deine Meinung mein Freund -Immerhin bist du noch jung- und vorallem kein Gedd. -

Seine Reaktion fällt kurz gesagt genauso aus wie jedes Mal wenn wir zu diesem Thema kommen. Er macht mich wahnsinnig damit und wären wir nicht in ener absolut unmöglichen Situation , das weiß ich einfach- würde es wieder zu einer endlosen Diskussion zwischen uns ausufern wo es zu anfangs darum ginge was denn bitte der Intellekt eines Wesens mit seinem Recht auf Würde und Freiheit zu tun hat und zum Schluss hin dann um Massentierhaltung und Schlachthöfe.

Aber so wie es momentan ist bin ich einfach nur still -auch in Gedanken- als Nina sagt.:

"Gedds, hm?... Das sind doch diese großen blauen Alien- Schimpansen oder?. Ich glaub ich hab mal Bilder von denen gesehen und irgendwo im Serengeti-Nationalpark gibt´s sogar eine kleine Kolonie .. Na ja zumindest haben wir das in meiner Schulzeit so gelernt. " Sie gähnt .

"Ja , genau. Aktuell sind es glaub ich um die zweihunderfünfzig die da in kleinen Stämmen zusammenleben"

<Nein, David. Es sind Dreihundert seit den neuesten Zählungen, was übrigens beweist dass wir Yirks - selbst solche herzlosen Kreaturen wie meine Wenigkeit - uns trotzallem nach wie vor sehr um das Wohlergehen dieser Tiere sorgen. Viele von uns spenden sogar regelmäßig einen Teil ihrer finanziellen Einnahmen an die Gedd-Life-Foundation die ja ebenfalls von einigen Yirks und ihren Wirten ins Leben gerufen wurde kurz nach dem der Krieg zu Ende war > .Verbessert mich Arkan.

<Aber genug davon. Nina ist erschöpft und du auch. Deshalb solltet ihr versuchen zu schlafen bevor wir unser Ziel errreichen und auch ich muß mich regenerieren... zumindest ein wenig .> " Die vertraute Gedankenstimme klingt müde und leise.

Der Yirk fühlt sich furchtbar geschwächt an, irgendwie so wie ich selbst wenn ich eine starke Grippe mit hohem Fieber habe und ich weiß dass er recht hat .

" Arkan meint gerade auch noch wir sollten jetzt alle ein bisschen schlafen damit wir wach sind wenn sie uns rausholen." Richte ich deshalb Nina aus aber sie schnaubt nur und ich kann mir zu gut vorstellen was sie denkt: ´ Was der will schlafen?,. Echt?. Jetzt?.Hier?!´ . und wenn ich ehrlich bin glaube ich erst auch keine Sekunde lang einschlafen zu können.

Gefesselt wie ein Verbrecher auf dem Weg zu seiner Hinrichtung und voller Ängste die in der plötzlichen Stille um mich herum wieder in mir hoch kommen .

Aber als mein Yirk sich schließlich beinahe vollständig von meinem bewussten Verstand löst und selbst in seinem Meditationsähnlichen teilweise passiven Zustand den man am ehesten als eine Art Schlaf bezeichnen konnte beruhigende Emotionen an mich übermittelt , wie er es in den letzten Jahren auch schon oft genug getan hat um mir beim Einschlafen zu helfen, werde ich selber entspannt und ganz still je länger ich mich darauf konzentriere.

Schließlich spüre ich wie meine Lider immer schwerer werden und noch ehe ich es verhindern kann fordern die Anstrengungen der letzten Stunden schlussendlich ihren Tribut und ich kann falle in einen tiefen traumlosen Schlaf.
 

Wie lange genau ich geschlafen habe kann ich nicht sagen aber als Arkan mich weckt in dem er mein Bewusstsein kaum merklich mit seinem berührt ist das Auto bereits zum Stillstand gekommen. Draussen ist es mittlerweile hell und fahle Sonnenstrahlen fallen durch die streifigen kleinen Fenster der Kofferrautür zu uns herein.

Nina schläft noch.

Zusammengerollt wie ein Embryo liegt sie weniger als einen Meter vor mir auf dem harten kalten Metallboden .

Ihr Gesicht sieht sogar im Schlaf müde und abgekämpft aus und in ihre mit grauem Staub verlkebten Wangen haben die Tränen helle Linien gegraben. Die dunklen Haare und ihre Klamotten sind ebenfalls verschmutzt mit demselben undefinierbarem Gemisch aus feinem Sand, Farbresten, längst in tausende Einzelteile zerbröselter Blätter und trockener Erde weil der ganze Boden des Laderaums damit bedeckt ist und ihren verletzer Fuß steckt immer noch in einer Art lockeren Schiene .

Eigentlich tut es mir fast schon leid sie zu wecken in dem ich mit den Spitzen meiner Turnschuhe immer wieder ihre Schulter leicht anstupse aber ich weiß auch dass es besser wäre wenn sie wach ist bevor Zacharias und Justin kommen um uns zu holen.
 

Im Augenblick stehen sie zwar noch irgendwo neben dem Wagen und unterhalten sich. Über was sie genau reden kann ich nicht verstehen da es erstens yirkanisch ist und zweitens nur gedämpft durch das Metall der Karrosseroe dringt - aber ich weiß dass sie es nicht ewig tun werden .

Wenn ich ganz genau hinhöre ist da Justins hartes böses Lachen.

Irgendein Schimpfwort von Zacharias das an meine Ohren dringt.

Schließlich noch mehr Worte , Wieder Zacharias.

Lauter dieses mal und viel deutlicher. Ich verstehe sogar ein bisschen was davon, einen Satz:

Helef yaa ankiz-mendhar i fil-shig-makdshari, dakash!..

Hol den beschissenen Verräter und diese vertrockneten Dreckswirte, sofort !,

Oh nein...

Panik kommt in mir hoch, kurzzeitig kann ich kaum atmen.

Schließlich Schritte...

Einer.. nein alle zwei !.

Sie kommen rasch näher .

Das Herz schlägt mir bis zum Hals.
 

Gleich werden sie da sein und Nina schläft noch immer .

Gut, sie bewegt sie sich etwas und murrt unwillig bei jedem meiner Weckversuche aber sie hat anscheinend kein Problem seelenruhig weiterzuschlafen während ich vor Angst und Nervösität fast wahnsinnig werde.

Himmel Herrgott wie kann man nur so tief schlafen?.
 

Noch einmal tippe ich das Mädchen an .

Dieses Mal allerdings um einiges fester und endlich zeigt es Erfolg . Auch wenn sie erst leicht desorientiert wirkt als sie die Augen aufschlägt .

"Der Wagen steht und sie werden uns wahrscheinlich gleich holen kommen. Ich weiß nicht was dann passiert."

Erkläre ich ihr bevor sie noch dazu kommt irgendeine Frage zu stellen und das tatsächlich keine Sekunde zu früh denn sowie die letzte Silbe aus mir heraus ist wird die Kofferraumtür plötzlich und ohne Vorwarnung aufgerissen.

Kühle Morgenluft dringt zu uns herein.

Sie riecht modrig und feucht, nach Regen, Wald und Moos und im ersten Moment sehe ich auch so gut wie nichts da die Sonne zwischen Baumwipfeln hindrurch und direkt in den Laderaum scheint. Sie blendet mich und die Person vor mir ist nicht mehr als ein dunkler Schatten der bedrohlich vor mir aufragt.

Aber meine Augen kommen noch nicht mal ansatzweise dazu sich an das Licht zu gewöhnen weil mich der Riese- zweifellos Justin- einfach an den gefesselten Beinen packt und grob aus dem Wagen herauszieht als währe ich nichts weiter als ein lebloses Stück Holz.

Den guten Meter der zwischen Ladefläche und Boden liegt falle ich und lande schließlich auf lehmiger Erde und scharfkantigem Kies der sich schmerzhaft in meinen Rücken bohrt. Gleichzeitig komme ich so hart auf dass mir kurzzeitig die Luft wegbleibt.

Aua...Schmerz!....

Über mir wölbt sich ein fast wolkenloser milchig blauer Morgenhimmel und ich sehe Bäume. Bäume,Bäume und nochmals Bäume während ich hilflos daliege und gequält nach Atem ringe.

Wald denke ich nur und: Sind wir etwa die ganze Nacht durchgefahren oder haben wir einfach nur im abgestellten Auto geschlafen ohne es zu merken, und wenn ja warum hat es nicht einmal mein Yirk gemerkt dass wir stehengeblienem sind?.Wie weit sind wir von der Zivilisation entfernt?.
 

Auch Arkan macht sich ähnliche Gedanken.

Ich fühle regelrecht wie er alle Eventualitäten abwägt und sich augenblicklich sämtliche Karten zur näheren Umgebung meiner Heimatstadt die er sich jemals genauer angesehen hat ins Gedächtnis ruft.

Gleichzeitig schätzt er die Uhrzeit anstatt des Sonnenstandes auf cirka sechs oder sieben Uhr morgens und schließt damit auch die Möglichkeit dass selbst er den Fahrtstop sozusagen "verschlafen" hat definitiv nicht aus.

Ganz besonders aufgrund seines plötzlichen Schwächeanfalls letzte Nacht und weil er auch stark bezweifelt dass wir die ganzen Stunden durchgefahren sind um zu diesem Ort zu gelangen.

Allerdings fühlt er sich trotz der langen Regeneration nach wie vor etwas zittrig an und ihm bleibt auch nicht wirklich Zeit noch mehr darüber nachzudenken weil Idioten-Justin plötzlich ein langes Klappmesser mit einer rostigen Klinge zückt und uns damit... die Fußfesseln durchschneidet!.

RATSCH!.

Unsere Beine! , Die Beine sind frei!., Tatsächlich frei!.

Im ersten Moment will ich den Überraschungsmoment nutzen. Ich will wahllos

um mich treten, mich verteidigen und einen Fluchtversuch starten.

Doch Arkan bremst augenblicklich meinen Adrenalinstoß und rät mir stattdessen zur Ruhe.

Natürlich .

Immerhin sind wir alleine und in einem fremden unwegsamen Gelände, Ich bin von Natur aus weder körperlich noch psychisch eine Kämpfernatur und Nina ist auch wenn sie mittlerweile sicherlich ganz gut ohne Rollstuhl zurecht kommt auf gar keinen Fall fit genug für eine Flucht mitten durch den Wald .
 

Aber trotzdem gelingt es mir nur sehr schwer den Gedanken an diese Chance vollkommen ungenutzt aufzugeben und mich stattdessen vorsichtig aufzusetzen.

Arkan bittet mich als ich mich wieder etwas beruhigt habe schließlich auch wortlos zu unserer Mitgefangenen hinüber zu sehen der soeben Zacharias ungewohnt sanft aus dem Wagen hilft.

Sie hat jetzt ebenfalls keine Fesseln mehr...

Ja nicht einmal mehr an den Händen, warum?...

"Wa- was...was hast du mit ihr vor?... willst....willst du sie freilassen?, hier?!" Frage ich verwirrt und kriege obwohl ich mir fest vorgenommen habe selbstsicher zu wirken nur ein bescheuertes Stammeln zustande aber Zacharias schüttelt nur fast schon amüsiert den Kopf über meinen halb fragenden, halb ängstlichen Gesichtsausdruck und erklärt schließlich:

"Nein nich´ freilassen Davie, das habe ich deinem verräterischen Drecks-Yirk gestern schon gesagt. Aber mit ihrer Verletzung kommt sie sowieso nich´ weit und sie braucht die Hände frei damit sie sich auf irgendwas oder irgendwen stützen kann. An eurer starken Schulter zum Beispiel. Aber das is jetz´ kein Freibrief für Dummheiten weil ich werde die ganze Zeit genau hinter euch gehen während unserer kleinen Waldwanderung und wenn auch nur einer von euch Beiden irgendeine falsche Bewegung macht oder sonst irgendwas Blödes dass mir nich´ passt, zum Beispiel ungefragt mit dem Mädchen reden oder irgendwie tuscheln dann lasse ich die Kleine ganz einfach verschwinden, Abrakadabra...tsssiup!"

Während er redet richtet der Nothlit seinen Draconstrahler auf Ninas Kopf und lacht

Justin hingegen hat weit weniger Sinn für schlechten Humor oder lange Erklärungen. "Du hast´s gehört. Wir gehen!" Blafft er mich nur geistlos an und reißt mich gleichzeitig anstatt mir auch nur eine Möglichkeit zum Aufstehen zu geben derartig grob am Kragen meines Sweaters hoch dass der Stoff bedenklich knackst und ich kurzzeitig Sterne sehe doch niemand kümmert sich darum.
 

Sowie alle in der Position sind wie Zacharias uns haben will gehen wir los.

Justin vor uns Nina neben mir mit schmerzverzerrtem Gesicht. und einem Arm um meinen Nacken und als Schlusslicht der Irre und seine Strahlenkanone.

So wandern wir bald schon einen leichten Hügel hinauf und schließlich immer tiefer in den Wald hinein ohne zu wissen wohin die Reise geht und was uns an ihrem Ziel erwartet.

Enthüllung

Der schmale Trampelpfad welcher zwischen engstehenden Bäumen, hüfthohen Brennesseln und Dornenbüschen hindurchführt war einmal ein Weg.

Vielleicht sogar eine mit Kies ausgestreute Zufahrt, das wird mir immer mehr klar je länger wir gehen. Aber sehr lange schon hat sich niemand mehr um die Instandhaltung gekümmert .

Der Boden ist ausgewaschen von unzähligen Regengüssen, überwuchert und voller Schlaglöcher.
 

Abgesehen davon würde das klapprige Monster von einem Auto mit dem Zacharias und Justin uns entführt haben selbst wenn der Weg befahrbar wäre entweder nicht zwischen den Bäumen durchpassen, im Schlamm stecken bleiben oder einfach die Steigung nicht bewältigen.

Wie lange genau wir insgesamt schon gehen lässt sich schwer sagen.

Bestimmt nicht allzu lange aber mit Ninas verletztem Fuß kommen wir nur sehr langsam voran. Immer wieder muss sie stehen bleiben um zu verschnaufen oder sie stolpert über Wurzeln und Reisig.

Kurz gesagt: Die Zeit scheint sich ins Endlose auszdehnen , besonders wegen dem wahnsinnigen Nothlit im Rücken der nicht unbedingt mit Geduld gesegnet ist.
 

Gleichzeitig mache ich mir ziemliche Sorgen um Arkan denn auch wenn er sich eindeuig besser anfühlt als noch am Vortag kurz nach seinem Anfall kommt bis auf ein schwaches Aufglimmen seiner Präsenz in meinem Bewusstsein oder hie und da das Nötigste an wortloser Kommunikation kaum noch etwas von ihm.

Sicher er spart seine Kräfte um wenn es darauf ankommt etwas tun zu können und es hat auch massig Vorzeichen gegeben.

Die ganzen letzten Wochen und Monate schon aber trotzdem habe ich bisher immer mit einem viel langsameren Voranschreiten dieses Prozessses gerechnet.

Ich war mir absolut sicher gewesen dass wir noch Zeit haben oder hatte es mir zumindest sehr erfolgreich eingeredet.

Ständig habe ich Arkan angebettelt es noch etwas aufzuschieben und jetzt... jetzt ist anscheinend genau das passiert was ich im Grunde nie gewollt habe: Nur wegen mir und meinem kindischen Egoismus muss eine Person die mir so wichtig ist dass es fast wehtut unnötg leiden und dazu kommt noch diese ganze Scheiß-Situation hier ...

Verdammt!. Wäre ich nur nicht so dumm gewesen und hätte auch mal an Arkan gedacht anstatt immer nur an mich selbst und mein beschissenes Selbstmitleid!. Seine ganze Familie... alle seine Geschwister und die meisten Yirks die er irgendwann mal gekannt hat sind tot!. Nach ihm wird es niemand mehr geben der direkt mit ihm verwandt ist. Keine Nachkommen denen ich irgendwann vielleicht von ihm erzählen könnte, nichts!.

Er wird einfach sterben irgendwo in irgendeinem Scheiß-Wald unter lauter Verrückten ohne irgendetwas zu hinterlassen.

Wegen mir!. Es ist meine Schuld!.

Ich bin ein Idiot ein verdammter egoistischer feiger...-

<Nein David...das bist du nicht . Wenn einer hier feige war dann bin ich das denn mir verdankst du schlußendlich das alles hier und dann werde ich auch nicht sterben. Zumindest jetzt noch nicht wo mein Körper sich doch gerade mit allen Kräften die er nur irgendwie aufbringen kann auf seine letzte wichtige Aufgabe vorbereitet >

Arkans Stimme ist plötzlich in meinem Kopf .

Sie klingt leise und schwach, aber gleichzeitig trieft sie regelrecht vor Sarkasmus und Schuldgefühl.

Ich bin im ersten Moment allerdings derartig geschockt und gleichzeitig auch überrumpelt von diesen Worten dass ich augenblicklich alles um mich herum vergesse und sogar einfach nur stehenbleibe.

Erst als Zacharias mir einen derartig festen Tritt in den Allerwertesten verpasst dass ich beinahe stolpere setze ich mich wieder in Bewegung und schleife Nina die ich inzwischen fast schon mehr trage als nur stütze mit mir mit.

Aber geistig bin ich in Wahrheit ganz weit weg.

Die letzte Verbindung...Die Zeit wo jeder Yirk wenn er es nicht schon vorher getan hat zu einem der Pools zurückkehrt...Im Optimalfall zumindest. Jetzt ist es also wirklich so weit. Wären wir zuhause würden wir nach Berlin fahren und uns von einander verabschieden... Es wäre vorbei. Für immer.

Das ist alles was ich denken kann während mein Körper wie ferngesteuert einen Fuß vor den anderen setzt.
 

<Ja das wäre es wohl aber nicht sofort. Immerhin hätte ich noch ein wenig Zeit und auch meine vorgesehenen Brutpartner müssten erst noch verständigt werden. Mit anderen Worten: es könnte mit etwas Glück doch noch einige Jemande nach mir geben wenn wir in den nächsten zwei Tagen hier herauskommen und selbst wenn nicht...Auch wenn es mein Schicksal sein sollte durch die F u g e

zu gehen habe ich immer noch dich. Du bist in den letzten Jahren ebenso zu meiner Familie geworden wie ich zu deiner David und beim Kandrona , ich werde dafür sorgen dass du lebst, selbst wenn es das Letzte ist was ich tue.>

Mehr sagt mein Freund nicht mehr und ich schweige ebenfalls. Auch wenn ich nicht einmal Ansatzweise verstehe wovon er eigentlich spricht denn ich will nicht mit Worten zerstören was wir beide momentan empfinden.

Jeder Satz würde in Anbetracht dessen einfach nur lächerlich klingen.

Schließlich wissen wir beide bereit sind für einander zu tun.

Das ist alles was zählt.
 

Doch leider ist es mir, auch wenn sich ein Don weitaus besser von seiner äusseren Umwelt abschotten kann als jede normale Einzelperson nicht auf ewig möglich alles um mich herum zu verdrängen und mich in mir selbst zu verstecken denn schon wenige Minuten später nähern wir uns uns einer Lichtung auf der ein kleines Haus steht.

Obwohl...

Haus ist eigentlich schon zuviel gesagt.

Vielmehr ist es eine recht einfache Holzhütte und möglicherweise war es auch mal eine Art Ferienwohnung von irgendwem.

Eine Übernachtungsmöglichkeit für Jäger, ein Clubtreff naturliebender Senioren oder sonst irgendwas.

Aber das spielt keine Rolle mehr denn Mittlerweile steht es zweifelsfrei schon eine ganze Weile leer. Sowohl die halbvermoderte Veranda als auch die vor Dreck starrenden Scheiben beweisen das zu genüge .

Aber es ist nicht das Häuschen- dieser rotten place an sich der meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht und mir gleichzeitig kalte Schauer über den Rücken jagt als wir uns ihm nähern sondern viel mehr die fünf Gestalten welche sich kaum dass wir die Lichtung betreten haben aus dem Schatten der Bäume rund um uns lösen.

Vier von ihnen kreisen uns auch fast augenblicklich ein.

Zwei Frauen, zwei Männer.

Sie sind vollkommen in schwarz gekleidet, mit Sturmhauben vermumt und tragen Gewehre bei sich. Der fünfte welcher sich nach einpaar Sekunden ebenfalls dazu gesellt und in den Kreis tritt ist ebenfalls männlich und der Einzige von ihnen welcher keine Maske oder Waffen trägt .
 

Im Grunde nur ein mittelgroßer ,normal gebauter Durchschnittstyp um die vierzig mit leicht ungepflegtem schulterlangem graumeliertem Haar , Vollbart und braungrünen Augen.

Er sieht aus wie irgendein x-beliebiger Kerl der einem in der Fußgängerzone begegnet aber dennoch weiß ich sofort wer diese Leute wirklich sind.

Auch Arkan und Nina .

Wir alle wissen das...

Oh mein Gott...nein!...nein!, nein! nein!...
 

Ohne dass ich es verhindern kann sinke ich auf die Knie.

Nina geht es genauso. Allerdings tut sie sogar noch ein wenig mehr. Sie wirft sich auf den Boden und fleht um ihr Leben.

Arkan sagt etwas , einen Yirknamen. Korniss oder Korliss...

Justin lacht und Zacharias ebenfalls aber ich bekomme im Grunde nichts davon wirklich mit. Vielmehr scheint die Zeit einfach von jetzt auf gleich still zu stehen und ich starre einfach nur in dieses grauenhaft normale Gesicht.

Das letzte Gesicht das ich jemals sehen werde und in die Augen meines Mörders.

"Nun, sagt der Mann schließlich und seine ruhige Baritonstimme erfüllt die Stille des Waldes.

"So sehen wir uns also wieder mein alter Freund, nicht wahr?. Ich wusste zwar es würde seine Zeit dauern bis wir uns begegnen würden und du hast uns auch ein sehr interesssantess Versteckspiel geliefert all die Jahre aber dennoch habe ich dich jetzt hier.

Allem Anschein nach weiß sowohl das Mädchen als auch dein treuer Sklave wer wir sind. Bewunderswert dass er zu dir steht auch wenn er weiß was du getan hast aber du wusstest ja schon immer wie du deine Untergebenen manipulieren mußt, nicht wahr oh du Freund der Menschen?...und dann nicht zu vergesssen auch noch all diese höchst kreativen Namen und Titel die du dir im Laufe der Jahre angeeignet hast: Sub-Visser Neunzehn, Oberster Sprecher des ersten Mainpools, Arkan Vier Fünf Sechs...

Aber dennoch wirst du immer bleiben was du nun einmal bist: Ein wiederholter Verräter deiner eigenen Rasse. Ein sekundärer Zwilling der seinen rechtmäßigen Meister und Bruder getötet hat. Weiters natürlich ein Lügner, ehrloser Feigling, Betrüger und zu guter letzt auch der ehemalige Aufrührer im ersten Main-Pool von Nan. Pläneschmieder der Daigeshari: Keshim Sieben- Zwei-Null-Vier-Vier der Untere vom Malk Niar Pool..."

Fluchtversuch

 
 

Was?...Arkan?...ein Mitglied  der Switcher?!...

Nein, das ist absolut unmöglich!

Niemals!

<Bitte Arkan, sag was dazu!. Irgendetwas!.>

Flehe ich meinen Yirk an doch er antwortet nicht.

Alles was meinen Kopf im Moment ausfüllt ist ein einziges großes Schweigen.

Gleichzeitig versucht er nicht einmal meine körperlichen Panikreaktionen zu unterbinden .

Aber Stattdessen dringen Arkans Emotionen um so deutlicher zu mir durch:

Trauer und Reue.

Tiefe Zuneigung und Mitleid für mich.

Hass auf sich selbst und auf die Switcher...

 

Aber auch wenn ich schon ahne, was das alles letzten Endes zu bedeuten hat und ein stilles Grauen mir die Kehle zuschnürt, rede ich mir doch weiterhin stur ein, dass es trotzallem keine klare Antwort von ihm war.

Kein ´Ja so ist es´ seinerseits das Arkan eindeutig schuldig sprechen würde.

Aber auch kein Nein...

 

Vielleicht  steht er momentan genauso sehr unter Schock wie ich, aber...

Er ist einfach zu geschwächt um sich zu rechtfertigen, aber....

Verdammt, er ist mein Freund!

Ich kenne ihn jetzt seit vier Jahren.

Er hat wichtige Aufklärungsarbeit für das HYFCC geleistet.

Er war ein Unterstützer des YPM während der Invasion!
 

Er war kein Mitglied der Switcher!

Kann es gar nicht sein.

DARF es nicht sein.

Aber dennoch...

 

Diese verfluchte kritische Stimme in meinem Kopf!

So sehr ich es auch möchte ich kann sie einfach nicht übertönen, nicht zum schweigen bringen.

Auf jedes vehemente ´Nein´ folgt wieder und wieder ein zynisches ´Aber´ und ich kann auch nicht verhindern dass ein wirres Durcheinander aus verworrenen Erinnerungsfetzen durch meinen Verstand jagt:  

...

<...am Ende meiner Geduld spielte ich mit dem Gedanken mich den Switchern ...nun sagen wir mich ihnen anzubieten als im Pool das Gerücht laut wurde einige von uns würden einen Aufstand dem Warten vorziehen. .>  

<Okay, aber das hast du nicht getan oder?.>

<Nun  etwas lief nicht nach Plan. Dadurch wurde ich von ihnen getrennt...->

Nein...

...

<-... Du könntest mich hier niemals gegen meinen Willen festhalten. Nicht einmal wenn du mich für den Rest meines Lebens in diesen Mini-Yirkpool sperren würdest.>

<Und wie willst du den Deckel aufkriegen so ganz ohne Hände?>

<Oh ,du würdest dich wundern wie kreativ ich sein kann...->

...

Nein!...

<...Es geht um diesen Yirk den die Switcher suchen. Du hast mich doch gefragt ob ich ihn kenne.>

<...-Kennst du ihn?>

<Kennen wäre nun nicht das richtige Wort dafür...-Er war ein Sub-Visser mit einer ziemlich niedrigen Nummer ->

...

NEIN!...

 

Brutnarben...Merkwürdige lachsrosa Stellen auf Arkans graugrüner Haut...

<-...ein Yirk der morphen kann. Da ist vieles möglich, nicht wahr?>
 

Arkan,Keshim, Arkan Keshim Arkan. Keshim...

...

NEEEEEIIIIN!!!...
 

"NEIN IHR LÜGT!... D U LÜGST!. ARKAN IST KEINER VON EUCH!. ER IST NICHT DIESER KESHIM DEN IHR SUCHT, ER IST ES NICHT!... ES GIBT IHN NICHT!."

Schreie ich den Mann vor mir an.

Die Wörter kommen einfach so aus meinem Mund ohne dass ich überhaupt verstehe wie oder warum und das obwohl es eindeutig ich bin der sie aus sich herrausschreit in einem einzigen schrecklichen Moment der Verzweiflung.

Es ist mir auch vollkommen egal was mit mir geschieht oder besser gesagt: Ich denke nicht einmal daran. Weder dass sie mich erschießen könnten noch sonst irgendetwas. Alles was im Augenblick für mich zählt ist Arkan und zu wissen dass er mich nicht nur für seine Zwecke missbraucht und von Anfang an angelogen hat...

Es kann einfach nicht sein.

Darf nicht !.Er ist ehrlich zu mir gewesen und loyal. Immer.

Dass es anders sein könnte ist absolut unmöglich, keine Option!.
 

Weinend sinke ich in mich zusammen  doch niemand erschießt mich, niemand berührt mich.

Da ist nichts als die eiskalte Stimme des Mörders vor mir und sie ist schlimmer als tausend Schläge.

"Oh, aber es ist wahr: Warum sollten wir auch lügen.

Der Fuchs tötet das Kaninchen, der Andalit zertrampelt das Gras, und der Yirk  besitzt den Wirt.

Es ist nur natürlich und wir werden auch dich wieder daran erinnern bevor wir dich töten und auch alle anderen die gegen ihre wahre Natur rebellieren ein für alle mal niederschlagen in dem wir euren kleinen Verräter-Pool vernichten. Ja, ich sehe du sagst nichts dazu und überlässt es ganz allein dem Sklaven.

Nach wie vor.

Vermutlich fragst du dich auch wie wir dich gefunden haben und es war im Grunde deine eigene Schuld. Du hättest ein ruhiges Leben haben können wenn du einfach nur im Pool geblieben wärst aber das bist du nicht.

Wie auch zwölf andere in den letzten vierzehn Jahren hast du die Gelegenheit ergriffen als sie sich dir geboten hat  und wir haben euch alle besucht und getötet. Alle bis auf dich.

Immerhin ist es nicht ganz so einfach als meistgesuchter Yirk nach Europa einzureisen oder an geheime Daten über bestimmte Wirte zu kommen. Schon gar nicht mit den Gesichtern die zuvor lange, lange Zeit unsere eigenen waren.

Es benötigte also ein gewisses Maß an Vorbereitung und sagen wir einfach ganz besondere Verbündete. Du hast deine Spuren zu dem auch gut verwischt und die Entwicklung einer neuen Identität um ungestört unter den Menschen leben zu können war ein wahres Meisterstück aber trotzdem hast du auch Fehler gemacht: Du hast deinen ehemaligen Wirt am Leben gelassen, du hast andere in dein Geheimnis eingeweiht.

Du hast diesen Menschen verlassen und..."

Die Stimme des Switchers bricht kurz.

Seine Augen glühen förmlich vor Hass und seine Miene verzieht sich als müsse er sich jeden Moment übergeben während er fortfährt :

"Und dir deine Fähigkeiten zu Nutze gemacht dich mit einen von ihnen... auf ihre widerwärtige Art zu vereinigen als einer von uns dir bereits auf den Fersen war .

Mit der Zeit bist du ausserdem unvorsichtig geworden und hast dich bereits in Sicherheit gewiegt.

Nur so ist dir auch der menschliche Gashad entgangen den wir vor Kilgam und Lacsar hier auf dich angesetzt haben.

Bedauerlicherweise unterlief der Kreatur aufgrund ihrer Unzulänglichkeit und Feigheit ein bedauernswerter Fehler.

Die Bomben haben nur ihn selbst und wertlose shig-makdshari getötet und nicht den Körper hinter der wir dich wie wir inzwischen wissen, richtigerweise  vermuteten. Wir konnten nur einen Racheakt an den Menschen verkünden  . Aber wenn ich es heute und jetzt recht überdenke, ist das auch ganz gut so.

Immerhin wollten wir dich am Anfang einfach nur so schnell wie möglich hinrichten auch wenn wir uns nicht sicher sein konnten ob du wirklich du wärst und dich eine Zeit lang sogar für den Oberen hielten.

Wir wollten etwas  Rasches wenn auch Spektkuläres das den Menschen für lange Zeit in Erinnerung bleiben würde  und uns erst danach um den Pool kümmern aber das hier ist noch viel besser denn nun haben wir hundertprozentige Gewissheit und wir werden reden!.

Wir werden uns gemeinsam an die guten alten Zeiten  erinnern während wir dich foltern und einige unserer Verbündeten den europäischen Pool zerstören .

Dieser Menschenkörper den du im Moment bewohnst  scheint dir sehr wichtig zu sein.

Deshalb werden wir dich zwingen deinen kleinen Sklaven zu verlassen und ich höchstpersönlich werde  in seinen Kopf kriechen nur um dich damit zu quälen bevor ich dich  töte und ich werde mir Zeit dabei lassen. Volle drei Tage lang."

Der Switcher legt den Kopf schief.
 

Erwartungsvoll sieht er mich an als erwarte er irgendeine Reaktion von Arkan.

Eine spontane Kontrollübernahme , einen Wutausbruch, irgendwas.

Aber auch wenn solche Gefühle eindeutig da sind und ich sie mehr als überdeutlich fühlen kann, geschieht nichts dergleichen und der fast schon belustigte Blick des Monsters vor mir verdüstert sich gefährlich als es schreit :

"Allem Anschein nach ist Keshim ein sehr undankbarer Gast und hat im Augenblick keine Lust  seinem alten Freund Korliss Rede und Antwort zu stehen wie es ein Unterer gegenüber einem Taʏe´ar eigentlich gewohnt sein sollte. Aber keine Sorge Kala , ich habe Geduld und werde dir mit Freuden Marnieren beibringen . Bringt sie im Haus unter, alle!."

"Nein!. Nein,neinnein!!!"

Halbwahnsinnig vor Angst springe ich plötzlich auf als Justin mich packen will.

Wütend trete ich gegen seine Hände , schlage ihm mit den Fäusten wahllos in den Bauch und ins Gesicht.

Bamm!, Bamm!, Bamm! - WAMM!.

Ein Schwall von Blut strömt aus seiner Nase  als ich ihn mehr durch Glück als Können irgendwie am Jochbein treffe.

Erstaunt schreit er auf und  ist wenige Sekunden wie erstarrt vor Schmerz  Schließlich lässt er sogar von mir ab und ich laufe.

Laufe, laufe, laufe.

Aber ich komme nicht weit.
 

Wenige Meter nach der Lichtung haben sie mich bereits eingeholt .

Wieder sind da Hände die nach mir greifen , Füße die mich treten .

Schließlich rutsche ich im nassen Laub aus und bleibe liegen.

Keuchend , vor Schmerzen zusammengekrümmt und blutend.

Hilflos Erschöpft wehlos.

Zwei der  maskierten Gestallten blicken voller Verachtung auf mich herunter.

Justin grinst . Diabolisch und mordlustig.

Schließlich spuckt er mich an.

Sein wiederlicher  Speichel vermischt mit Blut landet mitten in meinem Gesicht.

Einer der Switcher hebt seinen Fuß holt kräftig damit  aus.
 

ZACK!,

Der Tritt trifft mich direkt am Kopf.

SCHMERZ!. Ich fühle wie die Haut an meiner Stirn platzt.

Ein warmes Rinsal Blut auf meiner Haut...

Justin und einer der Maskierten bücken sich nach mir.

Packen mich an Armen und Beinen um mich zm Haus zurückzuschleifen doch ich wehre mich nicht mehr.

Genauso wenig wie ich noch versuchte  ihre Stimmen zu verstehen  die nun  dumpf  in meinen Ohren klingen.

Unverständliche Wortfetzen sind das. Tonhieroglyphen die  in meinem Kopf auf und abebben wie die Wellen am Meer.

Das Sonnenlicht welches durch das lichte Blätterdach fällt beginnt vor meinen Augen zu tanzen doch merkwürdigerweise macht es mir keine Angst.

Ich lächle still über abstrakte Figuren die nur ich sehen kann.

Mein Bewusstsein  lässt  nach. Nichts ist mehr  wirklich und der Wald um mich herum beginnt zu verschwimmen.

Danach wird alles dunkel...

Morph

Schmerz...

Schmerz und Verwirrung.

Als ich wieder aufwache spüre ich nichts weiter als das.

Ein dumpfes Pochen wütet in meinem Schädel und ich liege mit meinem Gesicht auf kalten Stein.

Dunkel erinnere ich mich wieder an alles: Die Entführung, die Switcher und wie sie behauptet hatten Arkan sei einer von ihnen, mein misslungener Fluchtversuch, wie sie mich bewusstlos geschlagen hatten ...

Aber das erklärt immer noch nicht wo ich mich im Augenblick befinde.

Es ist kühl, es ist feucht- fast wie in einem Keller.

Unruhig und fahrig wie meine Gedanken momentan sind weiß ich im ersten Moment nicht mal ob es sich bei dem Stein den ich fühle um eine Wand oder den Boden handelt, entscheide mich schließlich aber dafür dass es eine Wand ist und ich dagegen lehne.

Ich höre auch vereinzelte Geräusche: Schritte, Gelächter und Worte, allerdings klingt es dumpf und scheint irgendwie von oben- irgendwo über mir- zu kommen...

Vorsichtig versuche ich zu blinzeln.

Meine Augen sind verkrustet, getrocknetes Blut spannt unangenehm auf meiner Kopfhaut und der Stirn. Ausserdem ist es stockdunkel.

Schonwieder!.

"Nina?" Frage ich leise.

Taste um mich, aber da scheint niemand zu sein .

Ich bin allein und fühle mich schrecklich hilflos.

Aber immerhin gewöhnen sich meine Augen nach einer Weile etwas an das Dunkel und ich erkenne die Umrisse einer schiefen Steintreppe mit schmalen Stufen die zur Zimmerdecke hinaufführen.

Die Wände bestehen aus nacktem Stein und Der Raum selbst ist nichts anderes als ein cirka dreimeter langer und ein meter siebzig hoher Schlauch.

Fenster gibt es auch keines.

Aber dafür fallen wenigstens ein paar wenige lichtstrahlen durch Ritzen in der Decke über der Treppe... Wahrscheinlich eine Falltür die...-

Verdutzt halte ich mitten in meinen Gedanken inne und stelle gleichzeitug etwas erstaunt fest dass Arkan plötzlich und ohne Vorwarnung die Kontrolle übernimmt.

Er fühlt sich nun wieder viel stärker an und ich höre seine Stimme ist laut und deutlich in meinem Kopf:

<Wahrscheinlich befinden wir uns in einer Art Keller des Hauses und Nina ist oben bei ihnen. .>

Sagt er zu mir.

Gleichzeitig fühle ich sein ehrliches Bedauern während er meine Platzwunde an der Stirn vorsichtig abtastet und hinzufügt:

<Es tut mir leid David. Aber hätte ich uns verteidigt hätten sie dich noch viel schlimmer zugerichtet. Abgesehen davon waren meine Möglichkeiten trotz all meines Wissens in Nahkampftechniken begrenzt . Immerhin sind sie in der Überzahl und dein Körper ist untrainiert. Es mangelt dir an Größe, Kraft und Ausdauer. Nicht gerade das was man als den geborenen Kämpfer bezeichnen würde . >
 

Ich weiß er möchte mit mir sprechen aber ich antworte nicht. Viel zu tief sitzt noch der Schock.

Ausserdem hat der Yirk bislang auch noch nichts zu seiner Verteidigung gesagt.

Kein einziges Wort!.

<Ja, das habe ich nicht . Aber was hätte ich auch sagen sollen ?. Dass es nichts als Lügen sind?, das sie falsch liegen?.>

<Ja das hättest du tun sollen verdammt noch mal,> schreie ich Arkan an.

<Und ich warte immer noch darauf also sag es endlich!. Sag mir endlich dass du Arkan Vier-Fünf-Sechs bist und nicht Keshim!. Dass sie lügen und dass alles hier nichts als eine dumme Verkettung von Zufällen ist. Dass du mein Freund bist und kein gottverdammter durchgeknallter Mörder!. >

Doch Arkan tut nichts der gleichen.

Eine ganze Weile sitzt er einfach nur mit meinem Körper in der Dunkelheit und schweigt .
 

Ich fühle wie er nachdenkt und eine verwirrende Mischung aus verscheidensten Emotonen dringt zu mir durch als er endlich antwortet:

<Ja. Ich bin dein Freund und das könnte ich tun. Vermutlch wäre es sogar ratsam . Aber Tatsache ist dass ich wenn ich das täte, der einzige Lügner hier wäre und das will ich nicht sein. Alles andere das ich in meinem Leben sonst noch getan habe und war wiegt schwer genug und du hast soviel für mich getan ohne Fragen zu stellen. Du hast mir deinen Körper anvertraut und jetzt...Jetzt hast du ein Recht darauf alles zu erfahren>.

Seine Worte treffen mich wie Schläge und lassen mich schockiert zurück so dass ich im ersten Moment nicht einmal bemerke wie der Yirk sich einem ganz bestimmten Bereich meines Verstandes widmet.

Er greift auf eine meiner Erinnerungen zu und zwar so dass ich es ebenfalls sehen kann...

NEIN!.

Ein dunkles Grauen erfasst mich als ich verstehe was er mir zeigen möchte..

Trauer , Hass, Panik. Ekel!...

Ich will das nicht sehen!.

Will mich dagegen wehren und davonkriechen vor den Bildern die der Yirk aus meinem tiefsten Inneren ans Licht zerrt aber ich kann es nicht.

Ich bin machtlos, absolut.

Meine verblassten Erinnerungen vermischen sich mit seinen und meine Schreie bleiben ungehört...
 

Flash!...
 

<...Vermutlich wäre dein Angebot nicht mehr gültig wenn ich mich als Feind entpuppen würde. Wenn ich ihn erschießen würde , oder Miss Miller, ja vielleicht sogar deine Eltern und Julia....>

´...Es wäre ein Leichtes sie alle zu töten. Mit den Jahren sind sie unvorsichtig geworden...´

...

<Nein!, das würdest du nicht tun . Du bist ein freundlicher Yirk sonst hätten sie dich nicht hier gelassen !. Ausserdem würden sie dich töten und mich auch wenn du das machst. Und auch wenn nicht brauchst du Kandronastrahlen. Du würdest sterben wenn du das tust, egal wie!.>

´...Was für ein faszinierendes Geschöpf dieses Kind doch ist...Intelligent , neugierig... Aber da ist auch soviel Schmerz. Soviele unerfüllte Hoffnungen und Träume. Werkzeuge mit denen ich arbeiten kann...´

...

<...-Ja vielleicht hast du Recht. Vielleicht würde ich sterben. Möglicherweise aber auch nicht. Weißt du David, eine Hand voll Yirks ist bereits auf diese Weise entkommen...- Man hat sie nie gefunden. Auch ihre Wirte nicht...- Was würdest du tun wenn ich dir jetzt sage dass es wahr ist und dass ich ebenfalls Teil dieser Gruppe bin...->

´... Obwohl ich dir soeben die Wahheit gesagt habe zweifelst du daran. Bei Noorgesh, wie naiv du doch bist. Wie bereitwillig du dich auf mich einlässt... Du flehst mich doch gerade zu an es zu tun...´

....

<Aufwiedersehen Arkan>

<Ja. Auf ein Wiedersehen würde ich mich sehr freuen , David Lawson. >

´...Und wir werden uns auch wieder sehen. Du wirst es kaum erwarten können dein Versprechen zu halten, dafür habe ich bereits gesorgt... ´
 

<WAS?!. Nein!. NEIN!, NEEEEEIN!> schreie ich.

Die Bilder sind nicht länger in meinem Verstand .

Aber ich nehme nichts wahr.

Wie betäubt bin ich vom direkten Kontakt mit den längst vergangenen Emotionen und Gedanken des Yirks.

Alles was bleibt ist ein Gefühl absolut vollkommener Ohnmacht.

Ich fühle mich benutzt, gedemütigt und verraten...
 

Arkan ist tatsächlich Keshim... Es ist wie Korliss gesagt hat und er hat mich die ganze Zeit über nur benutzt.

Meine Gedanken und Emotionen manipuliert...

Mein Gott... Ich habe noch nie jemanden so sehr vertraut wie ihm...

Es hat sich so ehrlich angefühlt -e c h t- und das alles... A l l e s was ich in den letzten vier Jahren erlebt habe soll nichts weiter gewesen sein als eine Lüge?. EINE VERDAMMTE, BESCHISSENE MASKERADE?!.

<Nein. Keine Lüge denn ich habe dich nicht manipuliert. Das wäre auch gar nicht möglich. Menschliche Emotionen sind zu komplex und wenn nicht ein gewisses Maß an Bereitschaft vorhanden gewesen wäre dich darauf einzulassen wäre nie etwas der gleichen geschehen. Somit habe ich das Entstehen deiner Gefühle zu mir nur beschleunigt, keines wegs verursacht. Aber ich weiß das ist dennoch keine Entschuldigung dafür was ich dir angetan habe ...Es tut mir leid..>.

Es tut ihm leid...i h m ...Einer Person die fünfunddreißig Menschenleben auf dem Gewissen hat fällt nichts besseres ein als es tut mir leid

Gottvefluchter Terrorist

Missgeburt, Betrüger! .Lügner!, MÖRDER!. Nichts tut dir leid!. Gar nichts !. Was war ich denn für dich?. Nichts weiter als ein Wirt !. Eine Gelegenheit!. Fünfunddreißig Menschen sind deinetwegen gestorben!. Fünfunddreißig Menschen deren Gedenktag du jedes Jahr stumm mitverfolgt hast ohne auch nur eine Miene zu verziehen oder deine Taten zu beichten. Fünfunddreißig Menschen deren Familien ihr Leben lang an diesen einen Tag denken werden den DU verursacht hast!. Fahr doch zur Hölle!

<David ->

<NEIN HÖR AUF!. HÖR AUF MEINEN NAMEN ZU SAGEN ALS WÄRE ICH DIR WICHTIG!. HÖR EINFACH AUF MIT MIR ZU REDEN DU...DU VERDAMMTER DRECKSMÖRDER UND VERSCHWINDE!,VERSCHWINDE AUS MEINEM KOPF! RAUS!, RAUS!, RAUS!.>

. Ich wehre mich. Trete mental um mich. Versuche mit all meiner Kraft die ich nur irgendwie aufbringen kann gegen Keshim zu kämpfen aber es ist zwecklos.

Von der Schwäche am Morgen ist absolut nichts mehr zu spüren.

Viel mehr kostet der Kampf gegen ihn nur mir unglaublich viel Kraft und fühlt sich an als würde ich gegen eine meterdicke Wand aus Gummi laufen...

Was ist geschehen?.

<Es tut mir Leid David aber ich weiß du würdest schreien wenn ich dir die Kontrolle übergebe. Das kann ich nicht zu lassen denn trotzallem möchte ich dass du lebst und werde alles dafür tun... und selbst wenn nicht, selbst wenn ich diesen Punkt betreffend ein Lügner wäre, könntest du absolut nichts dagegen tun. Keshim ist alt und schwach. Arkan hingegen ist stark und im Moment bin ich Arkan also gib auf. Beende den Widerstand. Es ist zwecklos>
 

<Arkan?, sage ich so unbarmherzig wie ich nur kann und schleudere dem Yirk dabei all meine Wut, meine Trauer und blanken Hass entgegen.

<Was soll das heißen?. Arkan war nichts weiter als eine beschissene Lügengeschichte von dir . Es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben!..>

<Ja,das war er wohl und er wurde nie geboren> Erwidert Keshim und seine Stimme klingt beherrscht und kalt, was gar nicht zu den Emotionen passen will die hie und da zu mir durchbrechen obwohl ich natürlich mittlerweile nichts mehr davon glaube.

<Aber wie so oft hörst du nicht zu und vergisst ein paar wichtige Details denn Keshim ist nicht in der genetischen Datenbank des kalifornischen Mainpools registriert. Arkan hingegen schon. Keshim könnte sich niemals zugang zum lebensnotwendigen Kandrona verschaffen, Arkan hingegen schon. Keshim kann morphen, Arkan hingegen....->

Der Yirk sprach nicht weiter.

Stattdessen beobachtet er mich dabei wie ich zur Ruhe komme.

Wie ich in mich gehe und nachdenke.

Dabei versuche ich mich an alles zu erinnern was Keshim mir erst vor wenigen Tagen über sich erzählt hat ohne dss ich überhaupt nur ansatzweise geahnt hatte wer er wirklich war und dann von einem Moment zum anderen habe ich es.

Plötzlich ist alles klar: Die immer wieder kehrenden Regestrierungsprobleme am Berliner Pool , diese seltsamen rosa Male am Körper des Yrks die kamen und gingen , seine so plötzlich auftretenden Schwächeanfälle....

Für all das gibt es nur eine einzige Erklärung: Morphen!.

Arkan ist nichts weiter als ein Morph!...

<Sehr gut gemacht David. Oh ja wirklich, sehr gut .>

Countdown

Ein Morph !...Er hat gemorpht , in meinem Kopf, im Berliner Pool und quasi vor meinen Augen!. Hat mich an der Nase herumgeführt, die ganze Zeit und ich habe es nicht bemerkt!. Oh mein Gott!, es war doch offensichtlich!. So scheiß verdammt offensichtlich und ich habe verdammt noch mal absolut n i c h t s davon bemerkt!.

Ob er auch die anderen Yirks getäuscht hat oder noch schlimmer: Haben sie es die ganze Zeit gewusst?. Shalif, die höchstrangige noch lebende Gründerin der HYA ? und vielleicht sogar Pan?. Die kleine unschuldige Pan?!, hat sie mich ebenfalls belogen? ...

Eine Weile stehe ich unter Schock.

Mein Verstand fühlt sich an wie ein verrücktes Karrussell das sich schneller und immer schneller im Kreis dreht. Kurzzeitig habe ich wirklich das Gefühl einfach wahnsinnig zu werden und dann, von einem Moment zum anderen steigt plötzlich eine dunkle Ahnung in mir hoch und obwohl ich es im Grunde schon weiß frage ich trotzdem.

Die metalen Worte brechen einfach aus mir heraus :

<Welche DNA hast du sonst noch übernommen?>

<Nun, David auch wenn es immer überaus praktisch war ein morphingfähiger Yirk zu sein ist es ohne dementsprechende Hilfe wie du sicher besser weißt als so manch anderer, schwer um nicht zu sagen sogar beinahe unmöglich an etwas zumindest halbwegs Nützliches zu kommen. Daher besteht meine eher bescheidene Sammlung bisher aus einigen wenigen Tieren die im Laufe der Jahre in den amerikanischen Pool gefallen sind. Ein paar davon waren wehrhafter als andere und manchmal war es eine nicht gerade ungefährliche und schmerzhafte Erfahrung sie zu übernehmen das kannst du mir glauben. Daher verfüge ich auch hauptsächlich über diverse Proben menschlicher DNA>

<Menschliche DNA?!>

Meine mentale Stimme überschlägt sich fast vor Entsetzen und Ekel.

<Natürlich. Menschen waren für mich immer am leichtesten verfügbar und bei dem ein oder anderen von ihnen dachte ich damals wohl seine Gestallt könnte für mich irgendwann nützlich sein.>

Keshims Stimme ist leise, gleichzeitig fühlt er sich aber durchaus etwas verlegen an während er hinzufügt:

<Abgesehen davon wäre es mir ohne die Übernahmestarre damals als du in den Pool gefallen bis wohl auch kaum möglich gewesen dein Leben zu retten. Du hast nämlich ordentlich um dich geschlagen und mich dabei nur um ein Haar verfehlt.>

<Oh mein Gott!. Ich wünschte ich hätte es . Ich wünschte ich hätte dich damals umgebracht und wäre einfach ersoffen du verdammter, verlogener Dreckskerl!> Schreie ich ihn an.

Gleichzeitig gehen mir unzählige Gedanken durch den Kopf.

Unter anderem jetzt wo ich die Zeit dazu habe darüber nachzudenken besonders einer von Korliss´ letzten Sätzen: Du hast diesen Menschen verlassen um dich mit einen von ihnen zu vereinigen als dir einer von uns bereits auf den Fersen war...

<Was hat das zu bedeuten?!. Wie hast du das gemacht ?... . Vielleicht in einer Kopie meines Körpers?. Warum?!.> f

<Oh nicht doch David. Bitte,> Keshim seufzt.

Er wirkt frustriert und erschöpft.

<Du weißt genauso gut wie ich selbst dass ich maximal zwei Stunden "Arkan" bleiben kann und jeder weitere Gestaltwechsel meine ohnehin kaum noch vorhandenen Kräfte weiter strapazieren wird. Natürlich will ich dich jetzt nicht darum bitten mir zu vergeben . Dazu habe ich kein Recht und du darfst mich dafür dass ich den Aufstand der Switcher geplant habe, verachten und mir den Tod wünschen. Auch wenn es dir wahrscheinlich nicht gelingen wird mich selbst dabei zu übertreffen.

Ich verspreche dir auch dass du alles von mir erfahren wirst was du wissen möchtest.

Allerdings muss ich , damit ich überhaupt eine Gelegenheit dazu bekommen kann, erst deinen Körper verlassen. Ich muß morphen um Hilfe zu holen aber dazu wäre vorerst zumindest ein wenig Kooperation deinerseits hilfreich.>

<Vergiss es !. Du hast mich bisher nur belogen und verraten. Du würdest dich einfach in irgendetwas Kleines morphen, lachend abhauen und mich mit denen da oben alleine lassen. Dann übernimmst du vielleicht den nächstbesten Kerl der dir sobald du die Zivilisation erreichst über den Weg läuft, bringst ihn um und lebst ein feines Leben als Nothlit in seiner Identität oder vielleicht sogar in meiner?. Nein, danke , Keshim, sobald du aus mir raus bist werde ich die Switcher herrufen. Ich werde so laut schreien wie ich kann und deinen Plan ruinieren. Du legst mich nicht noch einmal rein. >

Ist alles was ich herausbringe.

Doch der Yirk lacht er nur müde während er nach einer längeren Pause schließlich antwortet:

<Also gut, da ich dich wie ich sehe, im Moment mit keinem Argument dieser Welt umstimmen könnte, habe ich wohl keine andere Wahl. Wir bleiben also beide hier , genießen noch eine Weile die alles überragende Gastfreundschaft meiner ehemaligen Kameraden und ich beantworte all die belanglosen Fragen die du haben könntest um uns bis zum Eintreten der Fuge die Zeit zu vertreiben: Zu aller erst, Nein. Es war nicht deine DNA die ich dazu benutzt habe und die Frau war eine Fremde an deren Namen ich mich nur mehr sehr dunkel erinnern kann.

Es war meinerseits auch keineswegs geplant mit ihr intim zu werden und geschah vermutlich aus bloßer Frustration heraus und...- Nun ja, vermutlich auch weil ich die Wirkung des Alkohols den manche von euch Menschen in rauhen Mengen zu konsumieren pflegen eindeutig unterschätzt hatte. Da ich deine Schlafzyklen zu dieser Zeit sehr genau beobachtet und teilweise auch beeinflusst habe konnte ich dich somit verlassen und anschließend auch innerhalb eines gewissen Zeitfensters wieder zurückkehren ohne dass es dir aufgefallen wäre.>

<Halt, halt, halt!, heißt das etwa du hast das öfter als nur einmal getan?!>

<Ja. Ich habe mehr als nur einmal ohne dein Wissen deinen Körper verlassen und mich anschließend in unterschiedlichen Morphs frei unter den Menschen bewegt. Dieser eine Kontakt war allerdings eine wahre Ausnahme. Ich habe diese Person auch nur auf ihre Bitte hin in ihre Wohnung begleitet weil sie noch in Ruhe mit mir sprechen und einen Kaffee trinken wollte. Allerdings gab es dann dort angekommen zwar allle möglichen Getränke nur keinen Kaffee und gesrpochen wurde auch nur sehr wenig. Nächste Frage..>

<Oh mein Gott ist das wiederlich, ich...->
 

Eigentlich will ich noch etwas sagen doch ich komme nicht dazu da sich plötzlich mit einem Ruck die Falltüre über uns öffnet.

Eine kräftige Ladung Staub rieselt mir ins Gesicht. Gleichzeitig trifft mich Schwung eiskaltes Wasser wie aus dem nichts.

SWUUUSCH!

Die Kälte durchdringt meine Kleider und der Stoff klebt mir augenblicklich wie eine zweite Haut am Leib.

Allerdings fühle ich es nur wie von weitem während der Yirk reflexartig heftig nach Luft schnappend aufspringt.

"Oh, wieder unter den Lebenden?.Nun ich dachte du hättest vielleicht Durst Kal- Keshim .Hier, ein Zeichen meiner Großzügigkeit damit du dort unten zumindest nicht auf den Boden pissen musst wie der dreckige Hund der du bist "

Feixt Korliss während er in mein vor wutverzerrtes Gesicht sieht und wirft uns unter lautem Gejohle seiner Kumpanen nun auch noch den leeren Eimer entgegen.

Keshim fängt ihn auf und schledert ihn anschließend mit solcher Wucht gegen die Steinwand unseres Verlieses dass er augenblicklich einen Sprung bekommt.

"Bei Noors Licht ,ich werde dich töten filshig hadar!. Alles was du anderen Menschen und meinem Wirt angetan hast wirst du bereuen sollte es mir gelingen hier heraus zu kommen also Unterschätze mich nicht nur weil ich mich augenblicklich in einem Körper befinde der deinem in einem direkten Kampf unterlegen wäre oder ein Unterer bin."

Faucht er den Switcher an und wieder grinst Korliss über das ganze Gesicht.

Diesesmal allerdings gleicht es eindeutig mehr eienem Zähnefletschen während er hervorpresst:

"Oh, keine Angst mein Freund, das wird nicht noch einmal geschehen.

Ganz besonders nicht wo wir inzwischen ganz bestimmt wissen dass du morphen kannst.

Was für Gestalten magst du wohl dein eigen nennen?, Mensch?, Hork-Bajir?.

Igendein gefährliches, irdisches Raubtier mit messerscharfen Fängen und Klauen?.

Ganz egal was es ist , wir sind darauf vorbereitet und deshalb bleibt dieser andere Mensch...

die kleine Freundin deines lächerlich schwachen Wirtskörpers auch hier bei uns.

Sie befindet sich augenblicklich draussen in der werten Begleitung einiger meiner Kameraden und darf ihren Zielübungen mit ziemlich antiquierten Dracons beiwohnen.

Natürlich besteht der Spaß des Ganzen darin das Zielobjekt wenn möglich am leben zu lassen und nur knapp daran vorbei zu schießen aber wer weiß ,wenn du auf dumme Gedanken kommen solltest werde ich ihnen sagen sie sollen alle Vorsicht vergessen. Das willst du doch bestimmt nicht."
 

Kurzzeitig ist es totenstill im Haus .

Ich höre die alten Dielen knarzen, den Wind wie er an den uralten klapprigen Fenstern rüttelt und dann , ganz leise auch das Weinen und schreien eines zu Tode verängstigten Mädchens welches sich mit den typischen Geräuschen von Draconstrahlern mischt.

Dazwischen immer wieder kaum verständliche grobe Worte und Gelächter...

<NEIN!, LASST EURE DRECKSFINGER VON IHR!. LASST SIE IN RUHE IHR SCHWEINE!>

In Gedanken schreie ich ebenfalls .

Meine rechte Gesichtshälfte beginnt leicht zu zucken. Genauso wie meine Fingerspitzen als ich mich wie von Sinnen gegen Keshim wehre.
 

Der Arkan-Morph scheint tatsächlich um einige Jahre jünger zu sein als sein eigentlicher Körper denn er drängt mich damit mit Leichtigkeit wieder zurück aber das ist mir egal.

Ich versuche es einfach weiter und weiter bis zur Erschöfpung .

Das ist MEIN Körper, Meiner!. Ich.Will. Ihn. Züruck. Jetzt!. Ich will irigendetwas tun , SOFORT!.

<DAVID, HÖR AUF DAMIT!. Du hilfst weder dem Mädchen noch dir selbst mit diesem lächerlichen Schauspiel!>

Herrscht der Yirk mich plötzlich an.

Gleichzeitig konzentriert er sich noch stärker, öffnet und schließt demonstrativ meine Hände einige Male um das Zittern zu stoppen und die Kontrolle zu festigen während er mit ruhiger Stimme schließlich zu Korliss sagt:

"Und ist das alles was du mir zu sagen hast?."

"Nein ,nein!. Noch längst noch nicht alles !"

Der Switcher lacht und es ist nichts weiter als ein hässllicher bellender Laut während er auf eine lächerlich normale Digitaluhr an seinem Handgelenk blickt.

" Wer weiß, wer weiß?. Vielleicht, in von jetzt an vierundzwanzig Stunden, dreiunddreißig Minuten und zwanzig Sekunden, wenn unser Nothlit-Bruder Yaroff Sieben-Zwei-Null-Zwei den Main- Pool dieses Landes endlich in Schutt und Asche gelegt hat, werden wir dich sogar kurz zu uns nach oben holen lassen .

Die Menschen sind ja derart mitteilungsbedürftige Wesen!.

Sie werden es bestimmt auf allen Fernseh - und Radio-Kanälen bringen und wir haben hier zufälligerweise einen Weltempfänger.

Sehr primitiv zwar doch es wird ausreichen müssen damit du unsere Arbeit bewundern kannst. Vorerst werden ich aber noch dafür sorgen dass du dich nicht all zu einsam fühlst. -LACSAR!."

"Ja?"

Justin der bislang nur schweigend und für uns nicht einmal zu sehen im Hintergrund gestanden hatte kommt mit seinem charakteristischen Watschelgang und einem dümmlichen Grinsen auf den Lippen in unser Blickfeld

"Was gibt es denn?"

"Hör auf dumme Fragen zu stellen. Unser Gast ist wach und du wirst ihm bis zum Ende unseres kleinen Coutdowns eine Weile Gesellschaft leisten. Sollte er Widerstand leisten oder auch nur versuchen seinen Wirt zu verlassen um zu morphen töte sie beide!."

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Schrei

Die Zeit vergeht quälend langsam und Arkan- oder besser gesagt Keshim spricht nicht mehr mit mir.

Nicht einmal seine Emotionen erreichen mich. Er scheint ganz in seine eigene Welt versunken zu sein, genauso wie ich selbst.

Immerhin habe ich mich inzwischen wenigstens wieder halbwegs beruhigt oder besser gesagt eben soweit wie es unter Anbetracht der Umstände gerade noch möglich ist und gleichzeitig genug um mich selbst wieder ein wenig zu spüren.
 

Mein Schädel pocht nach wie vor und mein Magen ist leer aber das ist nicht das Schlimmste sondern der Durst. Meine Zunge fühlt sich pelzig an und klebt mir am Gaumen während die Kehle staubtrocken ist und bei jedem Atemzug brennt.

Aber niemand bringt uns etwas zu essen oder auch nur einen Schluck Wasser.

Natürlich dringen trotzdem immer Geräusche von oben zu uns hinunter.

Von Zeit zu Zeit höre ich auch Nina, wenn sie weint oder schreit weil die Terroristen sich wieder einen ihrer Späße mit ihr erlauben und weiß dadurch zumindest dass sie noch lebt .

Aber mit Justins aufmerksamen Blicken auf mir verhalte ich mich ganz still.
 

Er starrt mich an mit einem hässlichen Grinsen auf den Lippen während das fahle Licht der Taschenlampe unheimliche Schatten auf seine grausige Fratze malt und spielt dabei die ganze Zeit mit einem Taschenmesser.

Lässt die leicht angerostete Klinge heraus schnellen und klappt sie wieder zurück.

Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp.

Immer und immer wieder und ohne es zu wollen fixiere ich mich auf dieses Geräusch.

Es bohrt sich regelrecht durch meinen Gehörgang bis in meinen Schädel und setzt sich schließlich in meinem Gehirn fest wie ein makaberes Mantra und ich fühle, je mehr ich dem inneren Drang mich einfach nur von all dem Schrecklichen um mich herum abzuschotten nachgebe schließlich wie alles in mir zum Stillstand zu kommen scheint.

Je mehr Zeit vergeht,desto ruhiger werde ich.

Schließlich verblasst sogar mein ganzer Zorn.

Angst und Trauer fühlen sich mit einem Mal merkwürdig stumpf an. Wie ein müder Abklatsch echter Gefühle. Das einzige, dass stattdessen mehr und mehr in den Vordergrund rückt und alles andere überdeckt ist Kapitulation.

Die pure Essenz der Hoffnungslosigkeit die sich gleich einer emotionalen Totenstarre in mir ausbreitet denn schließlich , das wird mir von Sekunde zu Sekunde mehr klar, werde ich diesen verdammten Keller hier nicht mehr lebend verlassen.

Keshim werden sie foltern bevor er schließlich an Kandronmangel stirbt. Der deutsche Mainpool wird in wenigen Stunden vollkommen zerstört werden. Mindestens vierzig Yirks und ihre Wirte werde dabei sterben und ich...

Na ja gut , ich meine natürlich, Yirkanische Hinrichtungen laufen in der Regel immer langsam und damit verbunden auch auf jede erdenkliche Art qualvoll ab denn in ihren Augen ist der Tod an sich nicht die Strafe sondern die verdiente Erlösung nach dem der Schuldige für sein Vergehen angemessen gebüßt hat.

Ich weiß das besser als jeder andere schließlich hat Keshim mir noch in unserem ersten Jahr auf mein neugieriges Drängen hin eher wiederwillig von der langsamsten Tötung eines durch den hohen Rat verurteilten Verräters erzählt der er jemals beigewoht hatte.

Das Martyrium hatte länger als zwei Wochen gedauert und am Schluss hatte der Angeklagte alles gesagt was man von ihm wissen wollte einfach nur um endlich sterben zu dürfen denn Yirks halten herzlich wenig von "im Zweifelsfall für den Angeklagten", jahrelanger Inhaftierung oder " würdigen Alternativen" für Täter und die meisten verhöhnen selbst wenn sie vollintegrierte Mitglieder unserer irdisch-westlichen Gesellschaft geworden sind hinter vorgehaltener Hand sogar unsere Art der Rechtsprechung oder bezeichnen es schlicht als Shigveehara was auf gut deutsch in etwa soviel heißt wie " den Dreck umarmen ".

Das beste Beispiel dafür ist Shalif die obwohl sie ein sehr öffentliches Leben in der "oberen Welt"führt und als Sprecherin der "deutsch-yirkanischen Gemeinde" sogar regelmäßig im Fernsehen auftritt oder mit hohen Würdenträgern und Politikern wie Angela Merkel am selben Tisch sitzt nicht einmal ein Geheimnis aus ihrer Meinung macht.
 

Yirks haben also weder Verwendung noch ein Verständnis für Anwälte, Gefängnisse oder Gesetzbücher, da das einzelne Wesen wenig bis kaum etwas zählt.

Allerdings bin ich auch kein Yirk.

Deshalb werden mich die Switcher einfach nur kurz und schmerzlos töten da sie bestimmt keinen Sinn darin sehen ein dummes Tier zu quälen denn mehr sind wir Menschen nicht für sie. Ich bin ein Nichts. Sozusagen nur ein Werkzeug ihres ehemaligen Kameraden und absolut niemand, nicht einmal ein Mensch verschwendet seine Zeit an die Waffe eines Täters.

Niemand interessiert sich dafür einen Gegenstand zu bestrafen. Deshalb wird mein Tod, wenn ich ihn schon nicht verhindern kann zumindest nicht zur Qual werden.

Sie werden es nicht genießen mich sterben zu sehen und es wird einfach vorbei sein-Wahrscheinlich .
 

Trotzdem ist der Gedanke daran sterben zu müssen dadurch kein bisschen leichter zu ertragen und auch als ich mich nach Stunden kaum noch wach halten kann, bin ich felsenfest davon überzeugt nicht einschlafen zu können aber irgendwann breche ich einfach zusammen und versinke in einen von nichtssagenden Traumfetzen durchzogenen unruhigen Schlaf. Allerdings wird mir das erst klar als ich plötzlich erschrocken hochfahre und merke, dass mir schrecklich kalt ist.
 

Die Taschenlampe liegt nun vor Justins Füßen während der Nothlit selbst immer noch beinahe regungslos vor mir an die gegenüberliegende Wand gelehnt auf dem kalten nackten Boden sitzt . Allerdings scheint er, obwohl er sein Messer immer noch in der Hand hält, jetzt wenigstens zu schlafen denn sein rundliches Kinn liegt auf seiner Brust.

Gleichzeitig hat er seine Augen geschlossen und schnarcht in einer beinahe unerträglichen Lautstärke.

Aber trotzdem habe ich zum ersten Mal seit meiner Entführung andere Probleme als die Switcher. Denn was genau es ist das mich geweckt hat kann ich beim besten Willen nicht sagen. Nur, dass es weniger war wie aufwachen sondern viel mehr wie ein Hochschrecken. Ein unangenehmes aber trotzdem nicht näher definierbares Gefühl.

Angespannt lausche ich in die Dunkelheit und ich höre...

Nichts!.

Bis auf ein undefinierbares Geräusch, dass Gemurmel aber ebenso gut ein Radio sein könnte dringt kein Geräusch zu mir herunter und ich frage mich, ob es nun eine günstige Gelegenheit wäre es noch einmal zu versuchen. Ich könnte Justins Messer nehmen und dazu die Autoschlüssel solange er schläft.

Ich könnte versuchen mich aus dem Haus zu schleichen und durch den Wald bis zum Wagen zu gelangen denn selbst wenn sie mich erwischen sollten habe ich im höchsten Fall nur Schläge zu befürchten. Sie werden mich nicht töten solange Keshim sich noch lebend in mir befindet und schlussendlich ist wenn ums Überleben geht selbst ein verzweifelter Versuch besser als gar keiner.

Mit diesen Gedanken robbe ich langsam und vorsichtig über den staubigen Boden. Meinen Blick fest auf das Taschenmesser gerichtet einfach um ein Ziel vor Augen zu haben und an nichts weiter denken zu müssen als an diesen einen, ersten Schritt. Wie im Zeitraffer strecke ich die Hand aus und halte gleichzeitig den Atem an. Flirrende Staubkörnchen die von meinen Kriechbewegungen aufgewirbelt worden sind tanzen im flackernden Lichtkegel der Taschenlampe. Sie beleuchtet den Raum nur noch schwach.

Über Justins Gesicht läuft ein Zucken.

Wie ein Hund im Traum fletscht er sogar kurz die Zähne,wirft den Kopf herum und grunzt.

Mein Herz rast.

Es schlägt mir bis zum Hals und gleichzeitig habe ich das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen aber trotzdem bewegt meine Hand einfach weiter.

Schließlich berühre ich das Messer mit den Fingerkuppen.

Endlich!. Mein Gott!. Es ist so angenehm kühl auf meiner vor Nervosität und Angst verschwitzen Haut!.

Sanft fasse ich es mit den Fingerspitzen.

Ziehe leicht daran und halte inne als sich der Griff der Hand etwas verstärkt.

Wieder murmelt Justin etwas im Schlaf. Lauter diesmal und es klingt seltsamerweise wie "nein".

Er versteift sich und seine Lider flackern aber ich schenke dem keine Beachtung und widme mich wieder wie hypnotisiert eisern meiner Aufgabe.
 

Schließlich nehme ich auf den Ellbogen abgestützt sogar die andere Hand zur Hilfe um die Waffe von den klobigen Fingern ihres Besitzers zu befreien.

Ein Zentimeter, zwei Zentimeter...Fünf.... Fast!. Jetzt!.Gleich!....

Der erste Schritt ist beinahe geschafft!.

In Gedanken überlege ich schon fieberhaft in welcher Hosentasche er vielleicht den Autoschlüssel haben könnte als plötzlich und ohne Vorwarnung etwas geschieht dass meinen Plan von jetzt auf gleich vollkommen zunichte macht: Justin reißt die Augen auf!.
 

Hasserfüllt starrt er mich an und instinktiv ziehe ich mich blitzschnell zurück um zumindest fürs Erste außerhalb der Reichweite seiner massigen Arme zu sein.

Doch das ist vollkommen unnötig wie sich im nächsten Moment herausstellt denn er bewegt sich nicht einmal einen Millimeter und es ist auch nicht nur Hass in diesem Blick denn er ist starr auf mein Gesicht gerichtet.

Dabei scheinen die Augäpfel beinahe aus ihren Höhlen zu treten wie bei einem Wahnsinnigen in Todesangst und dann , ohne jede Vorwarnung kappt ihm auch noch die Kinnlade runter .

Eine einzelne Träne läuft ihm über die Wange und er schreit...

Traitor

Es ist ein sehr seltsamer erstickter Laut der klingt als würde irgendwer oder irgendwas gewaltsam die Kehle des bulligen Mannes zudrücken und obwohl der Schrei beinahe augenblicklich in eine Art Würgen und Röcheln übergeht, ist es so unglaublich laut in der drückenden Stille des kleinen Kellers und ich halte mir refleartig die Ohren zu.

Das Messer rutscht mir dabei aus der Hand und eigentlich will ich auch noch die Augen zukneifen nur um diese bizarre Horrorshow die Justin mir hier bietet nicht länger mit ansehen zu müssen.

Aber so sehr ich es auch will ich schaffe es nicht .

Also starre ich weiterhin wie gebannt in das nun sehr blasse, stark verschwitze Mondgesicht des Nothlits.
 

Sein Mund ist zwar inzwischen wieder fest verschlossen und gleicht mit den fast schon krampfhaft zusammengepressten Lippen viel mehr einer dünnen Linie aber nach wie vor entkommt der eine oder andere unkontrollierte Laut seiner Kehle und er scheint auch wenn er sich ansonsten kaum bewegt und noch immer in seiner anfänglichen Position an der Wand lehnt am ganzen Körper zu zittern beinahe als hätte er eine Art Anfall.

Seine Hände zucken hie und da und seine Lider flackern während er mich immer noch anstarrt und dann, wenige Minuten später die sich zu einer schieren Ewigkeit auszudehnen scheinen, als sich über uns allamiert von dem Lärm auch schon die ersten Schritte nähern und schließlich direkt über uns zum Stehen kommen hört die seltsame Horrorvorstellung genauso plötzlich auf wie sie angefangen hat. Justins Mimik normalisiert sich wieder auf sein übliches leicht dümmiches Grinsen samt leeren Blick und er schubst mich mit einen verächtlichen "Ha,erwischt!" sehr unsanft in meine Ecke zurück wärend er plump nach dem Messer greift und anschließend aufspringt um äusserst umständlich die Falltüre zu öffnen .

Schließlich kommen seine Kameraden ihm zuvor und als ich nach oben blicke sehe ich in Zacharias sehr unausgeschlafenes , wütendes Gesicht.

In einer Hand hält er eine Taschenlampe mit der er mich anleuchtet , in der anderen einen Draconstrahler und er wird flankiert von den zwei gut durchtrainierten und mit einfachen Pistolen bewaffneten Frauen die ich bis lang immer nur an Korliss´ Seite gesehen habe .

Ob es sich bei ihnen ebenfalls um Switcher oder nur SNR-Mitglieder alias Handlanger handelt kann ich unmöglich sagen aber die abfälligen und vor Hass sprühenden Blicke die sie mir beziehungsweise eigentlich Keshim- zuwerfen lassen mich eher zu letzerem tendieren .

"Was is denn los?. Wollte er türmen?. Hat dieser Dapsen Keshim vielleicht versucht zu morphen?. Na los!, sag schon. "

Fragt Zacharias schließlich ungeduldig nachdem ihn Justin ohne auch nur einen Laut von sich zu geben mit leerem Blick und halboffenem Mund wortlos anstarrt und die zwei weiblichen Bodyguards über seine Schultern hinweg bereits angeregt miteinander flüstern.

"N-nein Zacharias, der kann gar nicht türmen u-und der Dapsen ist immer noch in dem Jungen." stottert er in seiner üblichen grenzdebilen Art und verhaspelt sich dabei fast an den eigenen Worten.

"Gash", Zacharias stöhnt entnervt auf und seine scharrende Stimme wird einwenig lauter.

"Und warum WARUM beim verfluchten Kandrona schreist du dann das ganze Haus zusammen Lacsar hast du schlecht geträumt oder was?!"

"Ja.. ich bin eingeschlafen und...-"

"Und was?" Zacharias verkneift sich ein Gähnen und gibt seinen Begleiterinnen ein unmissverständliches Zeichen sich zu entfernen was die auch sofort ziemlich bereitwillig tun da sie anscheinend auch genug davon haben sich Justins dämliches Gestammel anzuhören.

"Na ja... irgendein Käfer ist mir übers Gesicht gekrabbelt. Du weißt ich hasse Krabbelzeug und...-"

"Moment mal!." Augenblicklich wird Zacharias hellhörig: Seine Stimme wird gefährlich leise Gleichzeitig starrt er mich und seinen Kameraden abwechselnd misstrauisch an und beleuchtet meine Ohren besonders gründlich mit seiner Taschenlampe.

"Was für´n Käfer?!. Scheiße, Lacsar!, hast du das Vieh denn wenigstens erschlagen?!. Du weißt wenn dieser verdammte Keshim irgendwie abhaut knöpft Korliss sich uns vor und das Drecksschwein kann morphen!. Was wenns ein Morph war?. "

"Nee das war kein Morph, nur ein Käfer und der war viel zu klein und viel zu schnell. Hab ihn nicht erwischt aber hier unten gibts tausende davon...Verdammt Zacharias ich will hier endlich raus!, kannst du mich nicht mal ablösen?."

"Dich ablösen?"
 

Etwas entspannter da er allem anschein nach auf die Schnelle keinerlei Sekretspuren an mir gefunden hat die den Verdacht nahelegen das Keshim mich verlassen hätte atmet Zacharias tief durch und kommt zu uns herunter.

Es ist ziemlich eng im Keller der früher vermutlich allenfalls als Vorratsraum gedient hat aber trotzdem schließt er die Falltüre bevor er endlich sagt :

"Also gut du Idiot. Es is zwar eigentlich noch nich´ an der Zeit aber bevor du nochmal einpennst verbring ich lieber Zeit mit unserem speziellen Freund hier."
 

Der hagere Nothlit verzieht unzufrieden sein knochiges Koboldsgesicht und mustert mich dahei als ob ich allein schuld daran wäre dass sein geistig umnachteter Kumpan ein Nickerchen gehalten hat.

Justin hingegen ist glücklich und umarmt seinen Kameraden, ziemlich überschwänglich.

Dabei packt er, natürlich immer noch das Klappmesser in der Hand, anscheinend ziemlich fest zu da Zacharias augenblicklich versucht sich aus dem Schwitzkasten zu winden.

"Ja , ja is ja schon gut !, zischt er unwillig als er schließlich merkt dass er in diesem Fall ungefähr soviel Chance gegen Justin hat wie ein Rhesusäffchen gegen einen Gorilla.

"Und jetz´ lass mich endlich los und steck dein verfluchtes Scheiß-Messer ein , irgendwann bringste mich noch damit um!"

"Ups...Oh sicher Zacharias! , tschuldigung, warte ich stecks gleich weg und dann rühr ich es nie wieder an, versprochen!"

Kichert Justin verlegen und hebt die Hand mit dem Messer.

Erst sieht es auch tatsächlich so aus als wolle er es wegpacken aber dann plötzlich...

Von einem Moment auf den Anderen tritt ein vollkommen fremdartiger Ausdruck in seine Gesichtszüge und alles was ich noch höre ist das unmissverständliche KLACK! , als die Klinge blitzend aus dem Griff springt.

Zacharias hört es ebenfalls aber es geschieht alles so unglaublich schnell und er befindet sich immer noch in der eisernen Umklammerung seines Freundes sodass er gar keine Möglichkeit mehr findet um zu reagieren oder auch nur um Hilfe zu rufen denn schon im nächsten Moment sehe ich nur noch das Messer wieder und wieder auf seinen Rücken niedersausen und weitaufgerissene Augen die verwundert an mir vorbei ins Leere starren während Zacharias vergeblich nach Luft ringend sein Leben aushaucht.

Sowie er nicht mehr atmet lässt Justin den toten Körper fallen und sieht zu mir herüber .

Seine rechte Hand die die Waffe gehalten hat ist voller Blut und auch am Boden bildet sich allmälich eine riesige dunkle Lache.

Die beiden nun vor mir liegenden Taschenlampen beleuchten das ganze in fahlem flackernden Licht...
 

Mir wird Übel und wie gelähmt vor Entsetzen wimmere ich leise und drücke mich hilfesuchend gegen die Wand während ich verzweifelt mit mir ringe mich nicht zu übergeben aber der Nothlit sieht mich nur ernst an und legt den Zeigefinger seiner noch sauberen Hand vielsagend an die Lippen während er sich, mich dabei nicht aus den Augen lassend, nach dem Draconstrahler bückt der dem sterbenden Zacharias aus den Fingern gerutscht ist und ihn in seinen Hosenbund steckt.
 

Die verschmutzte Hand wischt er sich notdürftig an der Kleidung des Leichnams ab und tappt mit schwerfälligen Schritten die Treppe hinauf.

Als sich die Falltür sich schließlich öffnet und kurz darauf wieder geräuschvoll zufällt möchte ich irgendetwas tun.

Ich möchte am liebsten aus vollem Hals schreien doch meine Stimme versagt mir den Dienst . Ich stehe vollkommen unter Schock und dann als es ober mir schließlich laut wird und das Zischen von Draconstrahlern und die Schreie von Sterbenden die Stille der Nacht in einen einzigen wahrgewordenen Albtraum verwandeln wird mir klar dass ich verloren bin.

Keshim hat mich verraten-schonwieder!.

Es ist ihm tatsächlich gelungen zu entkommen .

Er steckt nun im Körper dieses gottverdammten Nothlits -in Justin- und Ich habe ihn entwischen lassen!...

Im Nebel

Meine Hände fest gegen die Ohren gepresst und die Augen zugekniffen hocke ich da und bekomme so erst viel zu spät mit dass die Schreie und Schüsse über mir allmählich verstummen.

Bedrohliche Stille legt sich stattdessen über alles und der  Geruch von Blut und Tod dringt mir in die Nase.

Sogar Justins Kadaver der immer noch in seinem eigenen Blut vor mir liegt, beginnt bereits  einen ekelhaft süßlichen Geruch zu verströmen obwohl er noch nicht mal eine Stunde tot ist und ich kauere nach wie vor bewegungslos in meiner Ecke wie  sie mich schließlich holen kommen .

Ich bin ich wie betäubt vor Angst und innerlich weit weg als zwei von ihnen mich schließlich grob unter den Armen packen und auf die Beine zerren.
 

Ich erinnere mich an meine Anfangszeit mit Arkan, kurz nach dem wir beide aus Amerika zurückgekehrt sind...

An unseren ersten Besuch im Berliner Community Center und all die misstrauischen Blicke der anderen Dons.

Bei Gott!,  sie hatten uns tatsächlich keinen Moment aus den Augen gelassen sowie wir den unterirdischen Komplex betreten hatten, ganz besonders Shalif... Ihr hasserfüllter Gesichtsausdruck hatte mich danach noch tagelang verfolgt...
 

Ich erinnere mich auch an unseren ersten gemeinsamen Sommer.

Es war so unglaublich heiß gewesen und schließlich hatte Arkan  mir sogar das Schwimmen ´beigebracht- und auch das Fahrradfahren und ich...Ich hatte mich zu anfangs natürlich heftig dagegen gewehrt....
 

In Gedanken sehe ich mich zuhause auf meinem Sofa  sitzen als sie mich die Treppe hinaufschleifen.

Ich sehe mich wie ich gerade laut prustend Orangensaft auf den Polstern verteile während die Ergebnisse der letzten US -Wahlen in den Nachrichten bekannt gegeben werden und das auch nur weil Arkan  meine grenzenkose Enttäuschung über den Sieger und  die dadurch wieder einmal zur Schau gestellte Dummheit der Menschheit trocken mit den Worten quitiert:

<Allem Anschein nach hat man jetzt Esplin Neun-Vier-Sechs-Sechs jetzt nicht nur gestattet ein Nothlit zu werden , sondern auch noch Präsident der vereinigten Staaten. Oh du Weiser steh uns bei!>...
 

 

Erst wie sie schließlich stehenbleiben und mich auf die Knie zwingen , kehre ich langsam wieder mehr und mehr in die Wirklichkeit zurück.

Alles ist voll Blut und am Boden  liegen  dre ziemlich übel zugerichtetei Leichen ...

Ich rechne schon mit meinem Leben ab  als einer  meiner Peiniger  mich an den Haaren packt und meinen Kopf derartig grob nach hinten reißt dass ich im ersten Moment das Gefühl habe ohnmächtig zu werden während die anderen Beiden mich nach wie vor eisern festhalten .

Ich starre direkt auf die Leiche von Korliss toten Wirt dessen Oberkörper  vom Halsansatz bis zum Bauchnabel nur noch aus einer riesigen Dracon-Brandwunde zu bestehen scheint und atme dabei unfreiwillig den ekelhaften Geruch seines verbrannten Fleisches ein als plötzlich etwas Kühles mein rechtes Ohr berührt...

 Bis mir schließlich klar wird was hier gerade mit mir passiert ist ist es schon zu spät!.

Nein...

Nein!.

NEEEEIN!.  

Alles in mir scheint in Flammen zu stehen und ich tobe und schreie während ich verzweifelt und mit aller Kraft die ich noch aufbringen kann aus dem festen Griff meiner Peiniger zu befreien versuche.

Allerdings leider ohne Erfolg denn es - dieser Switcher - ist bereits direkt auf dem Weg in meinen Kopf und es gibt nichts, absolut gar nichts was ich dagegen tun könnte...

Meine Kraft geht zu Ende und damit auch der Wille zu kämpfen.

Denn wofür kämpfen?, wofür noch Widerstand leisten?.

Niemand kann mir helfen und niemand wird es tun. Schon gar nicht Keshim der es als einziger könnte.

Mein Leben ist vorbei und das was mich erwartet ist schlimmer als der Tod.

Schlimmer als Folter im grausamsten Kerker denn ich werde in mir selbst begraben sein.

Das Eigentum eines Verrückten und das bis ans Ende meines Lebens ...
 

Das sind meine letzten Gedanken als freier Mensch bevor der fremde Yirk die Kontrolle übernimmt und meinen Verstand  in den hintersten Winkel meines Gehirns zurückdrängt.

Ich fühle wie er  erbarmungslos in meinen Erinnerungen wühlt wie ein Hund in einem Pudding...

Ich höre ihn in meinem Kopf hämisch lachen während er prüfend meine Finger bewegt.

Ich fühle wie er alles was ich bin brutal an sich reißt und seine Emotionen  mich durchdringen wie glühendheiße Lava.
 

Hass und  Zorn

Ungezügelter, alles zermalmender Hass auf die Menschen die ihm soviel angetan haben

Unbeschreiblicher Zorn und vorallem Mordlust die dem  widerwärtigen Geruch gilt der meinen ganzen Körper durchdringt denn es ist der Geruch des Feindes...

Der Geruch des Verräters der diesen Körper so lange bewohnt hat!... So kurz war er davor gewesen ihn endlich zu töten und er hatte versagt!.Der Nothlit-Bruder der ihm als Wirt gedient hatte war tot...Beinahe alle von ihnen waren tot...-
 

Wie Peitschenhiebe prasseln die fremden Emotionen und Gedanken auf mich ein und dann als mein mürbegewordener Verstand kurz vor der Ohnmacht steht trifft es mich mit voller Wucht :

Korliss!, das ist niemand anders als Korliss!...
 

...Alles was danach geschieht liegt in weißem Nebel.

Ich erinnere mich nur noch sehr bruchstückhaft an  die darauffolgenden Stunden denn  Korliss beschloss als das Haus im Morgengrauen plötzlich wie aus dem Nichts von einem schwerbewaffneten Sondereinsatzkommando umstellt war wenn er schon Keshim nicht haben konnte, wenigstens mich kurzerhand mit in den Tod zu nehmen.

Ich lebte also so gut wie nicht mehr , und hatte dazu noch die eine oder andere Schädigung am Gehirn als ich endlich ins Krankenhaus kam was   kurz gesagt soviel bedeutet wie:

Mein Schicksal war  besiegelt - oder bessergesagt wäre so gut wie besiegelt gewesen ,wenn die Yirks in den letzten Jahren den Stand unserer Medizinischen Kenntnisse nicht etwas aufgebessert hätten.
 

Dennoch vergingen vier ganze Wochen  bevor ich endlich wieder richig aufwachte.

Aufwachen...

Gott, war dieses verdammte Licht anfangs  grell und dann diese ganzen Leute die an meinem Bett standen !.

Überall sah ich diese  seltsamen Gestalten und erst verstand ich überhaupt nichts, kapierte aber dann, so nach und nach dass  die verschwommenen Silhouetten  vor mir meine Eltern waren und meine Schwester und Ninas Mutter...
 

Tja so in der Art muß sich ein Neugeborenes fühlen, dachte ich mir .

Ich meine stellt euch mal vor es war erst die ganze Zeit vollständig dunkel und buchstäblich Nichts und dann ist da auf einmal so viel Licht und irgendwelche komischen Gestalten die einen anlächeln und  irgendein unverständliches Zeug daherfaseln und dabei ganz furchtbar glücklich aussehen und weinen , und erschöpft sind  und wer weiß was sonst noch alles während man selber einfach nur irgendwie blöd daneben liegt, sich total verkatert und unansgeschlafen fühlt und absolut nichts versteht...

Na ja irgendwie passend denn  bewegen konnte ich mich auch nicht viel besser als ein Baby ...
 

Genauer gesagt lag ich die darauf folgenden zwei Wochen größtenteils auf dem Rücken, wartete darauf dass die Zeit vergeht und ließ alle möglichen Behandlungen und Therapien klaglos über mich ergehen.

Immer mal wieder hatte ich trotz den Wundermitteln der Yirks höllische Kopfschmerzen und die Ärzte meinten ständig das sei völlig normal.

Damit ich es aber besser ertrug bekam ich immer wieder Schmerzmittel und wurde zusätzlich  andauernd gefragt, auf welcher Skala von eins bis zehn ich meine Kopfschmerzen einordnen würde...

Elf danke!...

In der dritten und vierten Woche ging es mir -zumindest körperlich-schon wieder viel besser.

Ich durfte auch endlich wieder richtig aufstehen und einbisschen spazieren gehen. dazu kamen Ergo und Physiotherapie . Meine Mama schaute jeden Tag vorbei und brachte mir irgendetwas mit .

Hie und da hab ich auch immer wieder mal  ein bisschen was auf dem Laptop  geschrieben oder mit meiner Schwester telefoniert.

Na ja, wenn ich ehrlich sein soll bekommt mein Leben nun nach dem ganzen Horror wo  ich wirklich nur haarscharf am Tod vorbeigeschrammt bin langsam aber sicher wieder so etwas wie Normalität ...Obwohl normal wird mein Leben wahrscheiinlich nie mehr sein.

Die Ärzte meinen trotz all der modernen Technologie scheint es wie ein Wunder dass ich diese Hirnblutung so gut überstanden habe und bis auf eine leichte Einschränkung der rechten Körperhälfte  keine bleibenden Schäden davontragen werde.
 

Nina habe ich bisher noch nicht  gesehen . Sie war gegen Schluss hin, als letzte Verzweiflungstat von Korliss Handlangern zwar als Geisel genommen, geschlagen und  anschließend auch ziemlich böse angeschoßen worden,  aber zum Glück nicht tödlich getroffen und nur mit einer Erdenwaffe.

Soweit ich weiß hatte sie danach auch eine ziemlich komplizierte Operation und natürlich eine Menge Blut verloren, aber war insgesamt gesehen trotzdem einige Wochen wieder schneller auf den Beinen und insgesamt um einiges besser beieinander als ich  und Arkan...-
 

Seufzend lege ich Block und Stift zur seite und streiche das letzte Wort schließlich durch denn auch wenn ich nur das tue was die Ärzte mir geraten haben -Tagebuch schreiben und meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen damit ich siie leichter ertragen kann-  tue ich gerade  vor allem eins: Zeit schinden denn  eigentlich  sollte ich mich schon mal langsam darauf vorbereiten demnächst entlassen zu werden. Ich sollte  packen und mich lieber darauf  freuen endlich nachhause gehen zu können aber im Grunde habe ich einfach nur Angst davor denn immerhin wird mich da draussen wieder das echte Leben erwarten.
 

Jenseits der weißen, sterilen Welt der Klinik wo ich nicht  länger hermetisch abgeriegelt bin von der Aussenwelt , wird der Alltag mich sehr schnell  wieder einholen und ich werde mich laufend an das Geschehene  und Vergangene erinnern,  es aufarbeiten und damit fertig werden müßen.

Aber auch wenn ich weiß das genau das irgendwann sowieso unumgänglich- ja sogar notwendig ist- ist es gleichzeitig auch genau das  was ich am wenigsten möchte.
 

Könnte ich es mir aussuchen würde ich am liebsten die vergangenen vier Jahre meines Lebens streichen und das Leben des kleinen unbedeutenden Jungen weiterführen .

Damals hatte ich den Menschen der ich war manchmal sogar  richtig gehasst  für seine Feigheit und Unfähigkeit im Umgang mit Anderen aber mittlerweile vermisste ich ihn sehr ...
 

Das und noch vieles mehr geht mir durch den Kopf während ich auf meinem Bett sitze und meinen Blick ins Leere schweifen lasse.

Vermutlich wäre ich auch noch stundenlang einfach so sitzen geblieben mit dem Stift in der Hand und einem unordentlichen Haufen Wäsche am Schoß die ich eigentlich zusammenlegen und in meine Tasche räumen sollte,

   als ein unerwartete Besuch mich plötzlich aus meinen Gedanken  reißt.  

Ja sicher, die letzten Tage , eigntlich seit ich hier bin, habe ich ständig Besuch bekommen.

Aber es waren immer Leute gewesen die ich kenne : Familie,Freunde, Bekannte...

Diesesmal aber steht da eine völlig fremde Person in der Tür und es ist auch noch ziemlich früh am Morgen. Draussen fahren noch die Frühstückswägen durch die Gänge aber das scheint die Fremde nicht sonderlich zu stören.

Eine ältere, sehr hagere Frau Frau mittte vierzig in viel zu weiten Jeans und einem abgewetzen grauen Pullover der lose an ihren mageren Schultern herabhängt ...

Wenn ich ehrlich sein soll sieht sie  selbst eher aus wie ein Patient als wie jemand von draussen. Nicht sehr gesund und sehr allein.

Unter ihren dunkelbraunen Augen die in dem blassen ausgemergelten Gesicht unnatürlich groß wirken zeichnen sich tiefe Augenringe ab und sie hält mit beiden Händen fast schon krampfhaft einen weißen Umschlag umklammert und scheint auch nicht wirklich den Mut zu haben herein zu kommen.
 

Ich meinerseits weiß erst auch gar nicht ob ich sie wirklich hereinbitten möchte, tue es aber dann schließlich doch und deute  ihr nach dem sie sich immer noch nicht rührt  seufzend und inzwischen auch einbisschen genervt  sich auf den Stuhl neben meinem Bett zu setzen.

Endlich!, endlich nach einer scheinbar endlosen Zeit in der sich Sekunden zu Minuten auszudehnen scheinen und  Minuten zu Stunden  tritt mein unerwünschter Gast   mit kleinen, fast schon schüchternen Schritten näher ,sieht mich aber anstatt sich hin zu setzen nur neben meinem Bett stehend an.
 

Sehr lange sehen wir uns einfach nur an, ich und diese merkwürdige Frau, und niemand von uns beiden sagt oder tut irgendetwas bis die Fremde  mir schließlich- wenn auch immer noch wortlos- den Umschlag reicht und so wie ich  ihn viel energischer als eigentlich gewollt öffne und erst ziemlich halbherzig beginne den darin liegenden Brief  zu lesen bereue ich es denn sosehr ich ihn nach den ersten paar Zeilen auch am liebsten zerreißen und voller Wut in eine Ecke schmeißen will so sehr kann ich einfach  nicht aufhören  und  all das was ich die letzten Wochen so erfolgreich zu verdrängen versucht habe, all der Schmerz und die Trauer , die ganze geballte Ladung aus Verzweiflung und Wut holt mich mit einem Schlag wieder ein.

 

Abschied

1 - 1  :

Kal-Keshim Tayeel-Tae-Nae-Te-Te,  Ya Malk-Niar-171-171, Nan-Terra-DE-Berlin, 2017-6-30                                                                                                            
 

Hallo David,    
 

Wie ich inzwischen zumindest erfahren durfte, seid ihr Beide am Leben und erholt euch gut.

Auch wenn diie Umstände unter denen ich dich gezwungenermaßen zurücklassen musste, in den Händen der Switcher  und  unter Korliss Kontrolle , dir  tiefe Wunden geschlagen haben die dich noch sehr lange begleiten werden .

Besonders diese Tatsache , dass ich ganz allein es bin der für deinen Schmerz verantwortlich ist ,  bedauere ich zu tiefst und auch der Umstand dass  ich zwei Leben riskieren musste um schlussendlich über hundert meiner Artgenossen und auch einige Menschen  zu retten ändert nichts daran dass ich definitiv schuldig bin  .
 

Ebenso wie alles andere das in den letzen Tagen und Wochen geschehen ist ganz allein ich zu verantworten habe  und könnte ich die Zeit zurückdrehen,  all das ungeschehen machen was ich dir  und anderen angetan habe, glaube mir , ich würde es tun!.

Stünde es in meiner Macht , wäre ich heute  persönlich bei dir.

Ich würde dich um Verzeihung bitten in der vagen Hoffnung dass du mich anhörst.

Aber das ist mir leider nicht möglich denn  die Verhandlungen sind beendet.
 

Möglicherweise hast du es in den Medien bereits mitverfolgt, wahrscheinlich jedoch nicht .

Aber ganz gleich ob so oder so: Die Regierung deines Landes hat nach langem hin und her schließlich beschlossen mich nicht auszuliefern und somit wurde direkt vor Ort über mein weiteres Schicksal entschieden.

Das Urteil war, wie ich erwartet habe, eindeutig und zugleich auch überaus gnädig in Anbetracht meines Vergehens denn in spätestens drei Tagen ab heute um Fünfzehn Uhr Ortszeit, werde ich an Bord der Elupera-Kala gebracht und von dort aus mit einer umbemannten Transporteinheit zusammen mit anderen Yirks  auf unseren Heimatplaneten zurückgeschickt.

Haben wir unser Ziel erreicht, werden wir wohl von den andalitischen Besetzern  und ihren Dienern in Empfang genommen und anschließend in irgendeinen Pool geworfen, dessen Namen sie nicht einmal kennen.  
 

Vielleicht enden wir auch in einen separaten Bereich, getrennt von einheimischen Artgenossen bis wir die letzte Verbindung eingegangen sind und kein Wissen mehr mit ihnen  teilen können. Ich weiß es nicht . Immerhin habe ich die Welt auf der ich geboren wurde seit nun fünfzig Jahren nicht mehr betreten  und das ist nur enes von den vielen Gerüchten rund um die besetze Heimat.
 

Ich weiß auch nicht ob du jemals verstehen wirst warum ich dich solange im Unklaren gelassen habe,  oder ob du es eines Tages vielleicht sogar über dich bringen kannst mir zu vergeben.
 

Deshalb, und auch um meines eigenen Seelenfriedens willen, werde ich zumindest versuchen mich dir zu erklären.

Zu allererst: Wie du bereits weißt  lautet mein Geburtsname  Keshim Sieben-Zwei-Null-Vier-Vier. Ich stamme vom Malk-Niar , dem kleinsten der drei Niar-Pools .

Der Yirk Arkan war nichts weiter als eine zweite Identität die ich mir schon während des Krieges mittels eines Frolis-Manövers erschaffen habe um mir im Falle des Falles eine Alternative freizuhalten.

Enttäuscht von der Undankbarkeit der Menschen und blind vor Wut  erklärte ich mich auch  im Jahre zweitausenddrei schließlich dazu bereit den Aufstand im kalifornischen Main-Pool anzuführen  und du wärst meine letzte Chance gewesen.

Meine Gelegenheit zur Flucht und zu aller erst, als du sieben Jahre nach dem Amoklauf der Switcher  in den Pool gefallen bist warst du für mich auch nichts weiter als das.

Ich war vom Hass zerfressen und sah dich als einen Wink des Schicksals um mich an deiner Art  zu rächen und  zu meinen Kameraden zu gelangen von denen ich durch einen Planungsfehler getrennt worden war.

Aber dann als ich dein Leben an mir vorbeiziehen sah änderte ich schlagartig meinen Vorhaben denn in Anbetracht dessen was ich in deinem Kopf vorfand eröffneten sich mir völlig neue Möglichkeiten und mein Verstand legte sich mit der selben Effizienz um diese eine fixe Idee wie zuvor schon mein Körper um dein Gehirn:  

Ich beschloss dich zu meinem permanenten Wirt zu machen doch nicht aus Sympathie wie ich dich zu anfangs glauben ließ sondern aus purem Egoismus.

Immerhin war ich schon damals alt.  Meine Jahre waren so gut wie gezählt und du warst nur ein dummes Kind.

Von deinen nächsten Angehörigen geqüält und verstoßen.

Schwach und leicht zu beeinflussen.

Alles was du dir je gewünscht hattest war sich jemand anderem wirklich verbunden zu fühlen.

Eine Art Famile oder zumindestens einen Freund. Also gab ich dir genau das.

Ich benutzte all deine unausgesprochenen kindlichen Wünsche ,Hoffnungen und Träume welche tief  in deinem Verstand verborgen lagen auf eine Weise zu meinem eigenen Vorteil und gegen dich wie es wohl nur einem Yirk möglich ist und wusste dabei ganz  genau welche Fäden ich ziehen mußte um dich an mich zu binden.

Genauso wie viele meiner Artgenossen sich irgendwann einer verwaisten Larve annehmen und sie bis zu deren eigenen Reife mit Zuneigung überhäufen  um wenn die eigene Zeit dann kommt jemand an ihrer Seite zu haben der sich der Paarung möglichst bereitwillig unterwirft ,manipulierte ich den Verstand dieses dreizehnjährigen Jungen der du warst um ihn drei Jahre später zur Rückkehr nach Kalifornien zu bewegen denn ich wünschte mir  nichts mehr als einen unverbrauchten jungen Wirtskörper.
 

Augen, Hände und vorallem die Macht den verhassten amerikanischen Pool der zu einem Gefängnis geworden war ein für alle Mal zu verlassen und nie wieder dort hin zurückkehren zu müssen.

Ich wollte leben David, nicht nur existieren. Sehen, mich bewegen, frei sein!.

Nur ein paar letzte, angenehme Jahre noch wie ein vernunftbegabtes Wesen leben dürfen und was  ist daran schon verkehrt?.  

Immerhin waren die Menschen dieser Welt mir einen permanenten Wirt mehr als nur schuldig nach dem ich für ihre Freiheit meine eigene Art verraten hatte und anschließend trotz der Dankbarkeits - und Freundschaftsbezeugungen ihres  vierundvierzigsten Präsidenten drei endlose Jahre zu Unrecht  ein Gefangener gewesen war  dem hie und da ein Walker zugebillgt wurde und  das wiederrum auch nur wenn dieser Walker seinerseits sich dazu herabließ mir gnädigerweise für einige Stunden seinen Körper zur Verfügung zu stellen! .

Ich würde also nicht wirklich ein Unrecht begehen sodern einfach nur  endlich das bekommen was mir ohnehin  schon viel zu lange vorenthalten wurde und als Draufgabe,  würde ich  zugleich auch noch eine weitere, letze gute Tat vollbringen in dem ich einem ihrer ungeliebten Jungen einpaar schöne Jahre schenkte in denen es zumindest glauben durfte irgendjemand würde es bloß um seiner selbst wertschätzen.

So dachte ich, damals.  

Aber dann...
 

Dann geschah etwas was auch meist  zwischen den erwähnten erwachsenen Yirks und ihren adoptierten Larven passiert: Ich begann  wahre Gefühle für dich zu entwickeln.

Erst war da nur so etwas wie diffuses Mitleid.

Dann, ein wenig später eine Art Wiedererkennen und schließlich endete beides in  echter Sympathie und -wie du es nennen würdest- tiefer Freundschaft..

Ja, ich weiß.  

Wie könntest du  nach all dem denn nun  sicher sein  dass ich dich, was diesen Punkt betrifft, nicht belogen habe oder gar weiterhin belüge.
 

Du willst von mir  wissen, wann und vor allem warum ich denn so plötzlich beschlossen hätte dass du mein Freund bist und nicht bloß ein  nützlicher Körper.

Das waren deine letzten, wenn auch unausgesprochenen Fragen an mich und ich muß zugeben eine Antwort darauf zu geben ist schwer.
 

Alles was ich  mit Sicherheit sagen kann ist, dass man als Yirk  Emotionen vor seinem Wirt nicht  auf Dauer fälschen oder geheimhalten kann.

Schon gar nicht wenn man sich im Laufe der Zeit so nahe kommt wie  es wir  einander waren.

Aber begonnen hat alles cirka ein halbes Jahr nach unserer Monitoring-Zeit.

Sicher weißt du noch wie unsere Gespräche damals zunehmend inniger wurden und ich mich dir öffnete.  

Eine erste vage Freundschaft entstand  und mit der Zeit  wurde ich ,ohne es wirklich zu wollen, dein engster Vertrauter,Beschützer und Lehrer.
 

Was Shalif betrifft, so muß ich leider sagen ja.

Ich habe sie bereits  kurz nach meinem ersten Jahr in deinem Land eingeweiht.

Sie  wusste wer und was  ich wirklich bin, beschloss aber schließich, aus mehreren Gründen, weder dich noch andere Menschen  darüber zu informieren.

Hauptsächlich ging es dabei natürlich darum dein Volk nicht unnötig zu verunsichern oder gegen uns aufzubringen.

Man wollte kurz gesagt  die Unmengen von Arbeit welche die yirkanische Gemeinschaft in den letzen Jahren in gute PR  und die Vertrauenssarbeit zu eurer Regierung investiert hatte nicht mit mit einem Schlag zunichte machen also schwieg sie und deckte mich mindestens so effizient wie ich  das YPM zuvor zu Zeiten der Invasion vor dem sicheren Tod durch die Visser und den Rat der Dreizehn bewahrt habe .

Ich wurde  sprichwörtlich zu der Person die ich mir selbst erschaffen hatte.
 

Shalif sagte einmal zu mir dass das wohl die größte und gerechteste Strafe für mich sein muss: Zu leben unter all diesem Menschen und im Kopf eines Jungen der auf der Stelle sein Leben für mich risskieren würde ohne allerdings zu wissen für wen er es wirklich riskiert .

Dass sie, selbst wenn es ihr erlaubt wäre ein Urteil zu vollstrecken, keine härtere Strafe für mich finden könnte als ständig konfrontiert zu sein mit deiner aufrichtigen Zuneigung ,Freundschaft und Treue während ich  zugleich auch durchdrungen werde mit  der Erkenntnis wie wunderbar die Menschen sein können , gequält mit meiner eigenen Reue und Schuld .

Abgesehen davon, so meinte sie weiter, wärst du zugleich nicht nur meine wohlverdiente Strafe sondern auch der beste Henker denn nicht einmal zu Kriegszeiten wäre es irgendeinem Foltermeister gelungen, die Leiden eines Sterbenden über Jahre hinweg auszudehnen.
 

und ja, sie hatte Recht.

Auch als mir das schließlich immer mehr klar wurde-  dass ich es im Grunde nicht einmal ansatzweise verdiene Arkan zu sein oder sein Leben zu führen-  wurde es jeden weiteren Tag den ich es vor mir herschob   immer schwerer zu gehen oder dir die Wahrheit zu sagen, obwohl ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt hatte es trotz der stillen Vereinbarung die ich mit  der Communityleaderin geroffen hatte, zu tun , konnte ich es nicht.  
 

Erinnerst du dich an den Abend als ich mit dir von Keshim erzählt habe , kurz nach dem Nothlit-Angriff im Dennies Kitchen?

Ich war kurz davor alles offenzulegen . Bedauerlicherweise tat ich es nicht und das hauptsächlich wohl aufgrund meiner eigenen Feigheit denn ich hatte Angst.

Aber weniger vor den rechtlichen oder anderen Konsequenzen die mich dadurch erwarten würden   sondern viel mehr vor deiner Ablehnung und dem Hass.

 Gleichzeitig wusste ich auch es würde dich verletzen und vernichtend treffen zu erfahren dass ich für den Tod sovieler deiner Art mitverantwortlich war und dich zu anfangs nur benutzt habe .

Deshalb tat ich auch nichts dergleichen  .
 

Vielmehr  beließ ich es bei der Lüge, dankte Noorgesh dafür dass du die falschen Fragen stellst und hatte gleichzeitig  mit jedem Tag der mich der letzten Verbindung näher brachte , immer mehr die Hoffnung als die Person sterben zu dürfen die du kennen gelernt hast.
 

Als Arkan dem du dein Vertrauen geschenkt hast ohne dass du  jemals erfahren müsstest was er tatsächlich ist.  Aber es kam ganz anders und die erste  und einzige Sonne die meine Nachkommen nun jemals sehen werden, wird nicht die deiner Welt sein.
 

Bei Noorgesh!, wie gerne würde ich für dich da sein so wie du es in den letzten Jahren jeden Tag für mich warst!.

Jetzt  wo ich mich in einem abgesonderten Bereich des berliner Pools befinde, eingeschlossen in einer kandronadurchlässigen und morphsicheren Ramonit-Box und trotz meiner momentanen Hilflosigkeit und Ohnmacht vierundzwanzig Stunden überwacht werde wie eine gemeingefährliche Bestie, wünsche ich mir nichts sehnlicher als das.

Alles an mir trägt noch immer deinen Geruch

Beinahe ist mir als könnte ich deine Gedanken nach wie vor in meinen eigenen hören.

Mit dir zu sprechen wäre mein letzter Wunsch .
 

Aber alles was ich stattdessen tun kann ist zu warten und mithilfe des comptergestützen Kommunikationsnetzwerkes diese eine, letzte Nachricht an dich zu verfassen ohne überhaupt zu wissen ob sie jemals ihr Ziel erreichen wird denn niemand kann oder will mir sagen wann und  ob du sie überhaupt bekommen wirst und diese Ungewissheit schmerzt auf eine Weise die ich kaum in Worte fassen kann denn manche Emotionen sind wie du selbst inzwischen nur zu gut weißt, sehr komplizert daher nur soviel: Ich würde nach wie vor mein Leben für dich geben und bis zu dem Augenblick wo ich die letzte Verbindung eingehe werde ich, zumindest in Gedanken immer bei dir sein.
 

Selbst wenn du mich nun zu Recht  abgrundtief verabscheust  und ich deinen  Geist nie mehr mit meinem berühren darf, bist du unwiederruflich ein Teil von mir geworden.

Ich werde  mich an unsere gemeinsame Zeit erinnern  wenn ich sterbe  und zugleich hoffen dass du all das kennenlernen wirst was ich durch dich erfahren durfte : Ein gutes Leben in Frieden und ausgefüllt mit Erinnerungen und Personen die dir etwas bedeuten .
 

Möge das Licht auf dich scheinen ma-hala-David.

Es soll dich stärken und durch die Dunkelheit führen bis der neue Tag erwacht.

In ewiger Verbundenheit und aufrichtiger Dankbarkeit bis in den Tod und darüber hinaus.
 

Dein Freund Keshim Sieben-Zwei-Null-Vier-Vier, Ya Malk-Niar

alien emotions

Zitternd lasse ich den Brief sinken.

Meine Finger krallen sich in das unschuldige Papier während ich die Hände zu Fäusten balle bis die Knöchel ganz weiß werden  und mir die Tränen , ohne dass ich auch nur ansatzweise versuche nicht zu weinen , ungehindert über die Wangen laufen.

Vorsichtig legt mir die fremde Frau ein Taschentuch hin.

Sie wirkt immer noch ziemlich verloren und ein bisschen deplaziert.

Richtig überfordert sieht sie aus , ratlos und beinahe unschuldig aber dennoch...

Sie ist hier her gekommen und hat es tatsächlich gewagt in meiner Wunde rumzustochern.

Sie hat mir diesen....diesen Brief gebracht!...

Diesen verfluchen, beschissenen Brief der eigentlich eine einzige Beleidigung ist und aus nichts weiter besteht als leeren Worten und noch mehr Lügen!.

Arkan oder auch Keshim... wie immer man  diesen Drecksack von einem Yirk jetzt auch nennen will, macht sich  sogar nach seinem Tod noch über mich lustig und  ihm gilt eigentlich mein ganzer Zorn .

Ihn würde ich im Moment am liebsten anschreien aber da er nun mal nicht hier ist , muss seine Botin wohl oder übel dran glauben- auch wenn ich trotz all der Wut in mir und der Hilflosigkeit die mich schier überrolt - oder vielleicht auch gerade deshalb- nichts weiter zusammenbringe als ein ersticktes Flüstern.

"Was...was soll das und wer zum Teufel sind Sie überhaupt ?...Wa-warum haben Sie mir das hier gebracht?. Warum hat ....warum hat man Sie damit überhaupt reingelassen? ich hab extra gesagt ich will niemand sehen ausser meine Familie. Engste Verwandte und Freunde und schon gar nicht irgendjemand aus dem HYFCC.... Die Ärzte sagen ich soll mich nicht aufregen , aber dieser verdammte scheiß Brief regt mich auf und Sie... Sie sind sicher niemand den ich kenne und ganz bestimmt keine Freundin!."  

"Es...es tut mir leid., Diver."
 

Die leise Stimme der Fremden bricht als sie schließlich antwortet .

Sie stottert .

Gleichzeitig ist ihr  Blick derartig schockiert und unschuldig zugleich   dass  ihre großen rehbraunen Augen mich unwillkürlich  an  weitgeöffnete Fenster erinnern durch die ich etwas zu erkennen glaube, irgendetwas Wichtiges dass ich bisher übersehen habe, auch wenn ich im ersten Moment nicht genau weiß was .

"Ich... ich habe gehofft du freust dich mich zu sehen und dass es leichter für dich wird wenn ich dir den Brief bringe .... Na ja vielleicht wenigstens ein bisschen leichter... Ich habe auch nicht geglaubt dass du mich nicht erkennen wirst und...und  wollte ihn dir bringen Obwohl Janiss Vier-Sechs-Zwei gesagt hat dass ich das nicht tun soll... Das ich zu jung dafür bin und es mich nichts angeht  ."    

"Janiss Vier-Sechs-Zwei hat Sie hergeschickt?. Das heißt Sie sind ein Yirk , okay. Aber warum hat er Sie geschickt und nicht Shalif oder einer ihrer eigenen Leute?.

Janiss  ist soweit ich zumindest weiß nur ein Schützling von Asrel Sechs-Drei-Neun und der ist sicher ein richtig hohes Tier in der Poolhierachie aber  trotzdem noch lang keiner vom hohen Rat oder ihren Handlangern  "

Sage ich unbarmherzig und gehe gar nicht erst  auf das  andere zusammenhanglose Gestammel ein.

Ich meine was denkt dieser Yirk sich eigentlich?, dass ich jetzt , in Anbetracht der Umstände sowas wie Mitleid mit ihm habe weil er nur der arme Überbringer dieser Nachricht  ist?.

Dass ich ihn schone nur weil er mal eben einbisschen auf die Tränendrüse drückt und  und rumjammert dass er zu jung für diesen undankbaren Job ist ?!.

Warum...-

-Moooment mal!...

Zu jung?..., Diver?! ....
 

Kurzzeitig latscht mein Verstand auf die Bremse.

Allerdings nur damit mich gleich darauf  die Erkenntnis trifft und  zwar mit der Wucht eines Dampfhammers.

"Pan?!..."

Diese eine Silbe ist alles was ich , nun vollends geschockt , herausbringe und die Frau...

Die Yirk vor mir nickt nur während sie sich ungeschickt die Augen mit dem Ärmel abwischt und sich gleichzeitig tapfer darum bemüht ein paar tausend Tränen hoch zuziehen .

Besonders letzteres gelingt ihr,allerdings- trotz aller Bemühungen- nicht mal ansatzweise und ich reiche ihr schnell das noch unbenutzte Taschentuch zurück welches sie dankend annimmt.

"Ja aber warum?, warum bringst du mir das ?. Du musst doch geahnt haben wie ich darauf reagieren werde. Ich meine Keshim hat uns  dort in dieser Hütte vollkommen im Stich gelassen nur um seinen eigenen Arsch zu retten. und dann...-"

"Nein, Diver!."
 

Obwohl sie noch immer von Schluchzern geschüttelt wird klingt Pans Stimme als sie mich unterbricht plötzlich hart und trotzig.

"Janiss hat mich nicht geschickt. Er hat mich davor gewarnt her zu kommen und ich hab nicht auf ihn gehört!. Ich hab wirklich gedacht du würdest mich erkennen auch wenn du Andrea nicht kennst. Ich habe geglaubt du bist anders als die meisten,  aber die anderen haben Recht :  Du gehst nur nach dem Äusseren und dem was du als erstes siehst und denkst . Sogar bei Keshim. Ich meine glaubst du wirklich dass er dich allein lassen wollte?. Glaubst du der Gedanke was mit dir passieren könnte wenn er geht hat ihn nicht total fertig gemacht?... Ja, ich weiß dass die dich die letzten paar Wochen vollkommen von der Aussenwelt abgeschirmt haben weil sie dich schonen wollten aber dass... -Du hast dir doch nicht mal die Mühe gemacht irgendjemanden zu fragen. Alles was du machst ist da sitzen, dich selbst bemitleiden und  Keshim einen Verräter zu nennen.

Du weißt aber nicht dass überall im näheren Umkreis der Hütte Wachen postiert waren von denen bei Noor längst nicht alle zur SNR gehört haben und es schon für einen allein fast unmöglich war da lebend wieder rauszukommen. Du weißt nicht dass es dieser Nothlit den er als Geisel genommen hat  geschafft hat zu rebellieren und kurz  darauf von allen Seiten beschossen worden ist.

Keshim wäre fast gestorben in diesem Wald wemm er es nicht gerade noch geschafft hätte aus dem sterbenden Körper von diesem Kerl raus zu kommen.

Tja , ein Yirk ohne seinen Wirt ist den zwei Weisen sei dank sogar für  gute Schützen  schwer zu treffen aber auch absolut hilflos und  der einzige halbwegs passende Morph um nicht doch noch erwischt zu werden war ein kleiner Vogel- vielleicht grade mal so groß wie ein Spatz - und er musste stundenlang fliegen, dazwischen immer wieder zurück- und neu morphen und das in einer für Yirks absolut beschissenen Umgebung. Noch dazu wollte Korliss nach Keshims Flucht den Anschlag auf den Berliner Pool sofort umsetzen lassen  und auch noch an anderen Orten  innerhalb Deutschlands  hatte er ein paar Handlanger postiert die noch Stunden vor dem Super Gau in Berlin ihr eigenes Ding durchgezogen hätten . Aber zu unserem Glück hat er seine Gashadi nicht mehr früh genug erreicht oder besser gesagt erst als Keshim sich bereits gestellt und alles mitgeteilt hat was er weiß.  Tatsache ist: Wie Keshim endlich angekommen war, war er mindestens so sehr am Ende wie du und es hat  trotzdem einige Tote gegeben die der Attentäter wahllos abgeknallt hat  aber nur weil er  dich und das verletzte Mädchen zurück gelassen hat gibt es das HYFCC  überhaupt  noch.  Viele Yirks und Menschen verdanken ihm ihr Leben."

"Ja aber...-"

"Nein , kein Aber David!,

Pan schüttelt heftig und ärgerlich den Kopf.

"Ich weiß, ihr seht manche Dinge ziemlich anders als wir, aber du mußt doch trotzdem irgendwie begreifen wie wichtig das war und was auf dem Spiel gestanden wäre . Keshim hat drei Leben riskiert um ein paar hundert andere zu retten! Er ist ein Held für die meisten Leute, auch  für die Menschen, und wenn du mich jetzt auch noch fragst ob ich  weiß was in diesem Brief steht : Ja. Keshim hat mir alles gesagt. Einen kleinen Teil  schon wie Rafael noch gelebt hat und den Rest erst nach seiner Beerdigung.

Du weißt schon, die Beerdigung auf der du  nicht aufgetaucht bist ... Tage danach habe ich noch gehofft du würdest kommen und zumindest mit mir reden aber das hast du nicht getan und ich habe dich dafür gehasst.  

Aber es spielt keine Rolle mehr was war oder was ich gewusst habe  und dass ich fast gestorben bin vor Angst wegen diesen... diesen ganzen Dingen die ich niemanden anvertrauen durfte...  Es ist egal weil es jetzt sowieso jeder weiß.

Kurz nach dem verhinderten Anschlag hat sich auch Shalif gestellt und mit ihr der gesammte hohe Rat. Es war ein Riesen-Skandal und die Zeitungen waren wochenlang voll davon. "

"Okay das heißt also es gibt einen neuen hohen Rat."

Ich atme tief durch.

Meine Stimme bebt und ich weiß eigentlich sollte ich mehr sagen. Ich sollte  etwas empfinden,

Da sollte Wut sein und  Trauer und  Entsetzen....

Ich will mich bei Pan entschuldigen, sie in den Arm nehmen und trösten weil ich nicht für sie da gewesen bin als sie es am Nötigsten gebraucht hat.

Ich will einfach irgendetwas  tun.

Doch ich habe einfach keine Kraft mehr dazu.
 

All diese Informationen sind einfach zuviel für mein nach wie vor angeschlagenes Gehirn.

Statt Worten sind da nur Tränen die fließen obwohl ich mich selbst vollkommen leer fühle.

Meine Worte klingen hohl und ohne jede Emotion, und nichts kommt wirklich zu mir durch oder berührt mich.

Fast so als wäre mein Innerstes von einer undurchdringlichen Mauer umgeben an der alles abprallt.

Ich merke es fast gar nicht als Pan  sich  schließlich neben mich auf die Matratze setzt und mit leiser Stimme sagt :

"Nein Diver. Es gibt keinen Hohen Rat mehr  und  es wird auch nie wieder einen geben.

Die meisten Menschen meinen man hätte uns sowieso schon viel zu lange dabei zugesehen wie wir da in unserer selbstkreierten kleinen "Sub-Kultur" leben. Na ja wie auch immer."

"Und Keshim?, ist er wirklich...?"

"Zurückgeschickt worden?, nein, ich meine... sicher  so war ja auch das Urteil, aber es haben sich wirklich viele Leute für ihn eingesetzt nach demauch klar gewesen ist was er alles verhindert hat weißt du. Viele  Yirks und auch Menschen. Es gab sogar eine richtige Petition mit über  zehntausend  Unterschriften  aber trotzdem ...Niemand konnte was dagegen tun.

Tja...  Zum Schluss dann hat es nicht mehr viel gegeben was man für ihn hätte machen können ausser einer Sache.

Zu der haben Shalif und Issrin sich dann bereit erklärt  und so wenigstens erreicht dass die offizielle Abschiebung verschoben werden musste.

Ich meine die Kleinen wären ja sozusagen vollkommen unschuldig und die Reise hätte ihnen vielleicht auch  geschadet. Abgesehen davon hatte zumindest die ehemalige Communityleaderin  noch nahe Verwandte auf der Erde und die haben Anspruch auf sie erhoben. Ein anderer Yirk der mich zusammen mit Shalif die ersten zwei Jahre am Leben gehalten hat ebenfalls , dann auch noch einer von Keshims früheren Initianten der im amerikanischen Mainpool lebt und na ja... Ich auch."

"Du?!"

Frage ich völlig entgeistert und wende mich immer noch wie betäubt nach Pantalaimon um denn auch wenn ich erst keinen blassen Schimmer gehabt habe von was genau sie da eigentlich spricht , fällt jetzt allmählich der Groschen.

"Heißt das etwa?..."

"Ja."

Die junge Yirk zuckt ein bisschen ratlos die Schultern und lächelt vorsichtig.

" Ich bin der erste Ha-Kath seit über vierzig Jahren der freigesprochen worden ist und dadurch dass Keshim  , Shalif und Nesrek mich zu einer Zeit versorgt haben, wo alle anderen mich einfach nur sterben lassen wollten, haben sie mich anerkannt... Als ein jüngeres Geschwister sozusagen. Dadurch bin ich jetzt eine Art Verwandter und  du auch."

"Ich?!"

"Ja,

Pan seufzt geduldig .

"Dass wir, also na ja zumindest Keshim und ich , dich so oft unseren ´Bruder´ genannt haben war  nicht nur freundschaftlich gemeint. Auch wenn du ein Mensch bist hast du mich irgendwie ja auch adoptiert und dadurch nicht nur für mich Verantwortung übernommen sondern auch für die Kleinen die bald geboren werden. Wir denken eben in anderen Größenordungen als ihr wenn es um Familienplanung geht- Das ist auch ein Teil  unserer Kultur."  

"Ja aber Arkan... Keshim hat nie auch nur ein Wort davon zu mir gesagt !. Er hat nie auch nur mit einem einzigen Wort angedeutet dass ich mich...dass ich mich nach seinem Tod  um seine Brut kümmern soll. Was ist wenn ich das nicht will?, wenn ich überhaupt nie wieder was mit irgendwelchen Yirks zu tun haben will?. Niemand würde mir das verübeln und niemand kann mich dazu zwingen- Schon gar keine bescheuerte vorsintflutliche Yirk-Tradition!."

"Nein und das wird auch niemand ."

Pan lächelt nach wie vor aber in ihren Augen schimmern Tränen und ich sehe wie verletzt sie ist.

" Aber solltest du es dir doch noch anders überlegen würde....Na ja es würde mir sehr viel bedeuten. Genauso wie Rafael wenn er noch leben würde und Keshim auch. Du warst ihm wirklich sehr  wichtig und dieses "ich würde für dich sterben" war auch nicht nur so daher gesagt, auch wenn du das jetzt im Moment nicht mal glauben oder verstehen würdest ."

"Er sagte immer ich wäre sein Freund." Sage ich tonlos.

Es ist alles was ich herausbringe und der Satz ist kaum mehr als ein Flüstern .

Aber Pan hört es trotzdem und ihre Hand fühlt sich beruhgend und warm an als sie sie mir sehr , sehr vorsichtig auf die Schulter legt.

"Ja. Aber nicht bei jeder Spezies sind  Gefühle auf die selbe Weise zu bewerten, Diver. Auch wenn sie sich vielleicht genauso anfühlen wie das was wir zu kennen glauben müssen sie nicht Dasselbe  sein... Freundschaft ist nicht gleich Freundschaft und das was Keshim für dich empfunden hat geht für Yirk-Verhältnisse weit über Sympatie und Zuneigung hinaus und wenn ich es jetzt wirlich in deine Art zu denken übersetzen soll werde ich das  sicher nicht tun. Alles was ich sagen  kann ist, dass ihr  Menschen  da ein ganz anderes Wort dafür habt ."  
 

 Das ist das letzte was Pan sagt bevor sie nach einer gefühlten Ewigkeit wo absolut nichts mehr von mir kommt endlich aufsteht und  mich vollkommen verwirrt zurück lässt.

Gleichzeitig nimmt alles von dem sie soeben gesprochen hat immer mehr Form an und in meinem Verstand bildet sich plötzlich nur ein einziges Wort dass Pans Umschreibung erschreckend prägnant in meine menschlich-warmblütige Säugetier-Vorstellungswelt übersetzt: Liebe...
 

Dieser verfluchte, verdammte Mistkerl hat mich  geliebt!

 

Lebenszeichen

23.03.2018
 

Hallo Welt!,
 

Acht Monate sind inzwischen vergangen.

Acht Monate seit dem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden bin und ich weiß, ich habe hier lange nichts mehr  geschrieben.

Da ich aber jetzt auch kein Don mehr bin , wird nach diesem kleinen Lebenszeichen von mir wahrscheinlich hier nichts mehr nachkommen und eigentlich, wenn ich ehrlich sein soll, sollte ich diesen Blog vermutlich einfach schon aus Prinzip löschen.

Zig Male wollte ich  das schon tun.
 

Das erste Mal zum Beispiel gleich ein paar Stunden nach dem ich angefangen hatte den ersten Eintrag auf meinem Laptop zu schreiben.

Ihr wisst schon, gleich nach dem Anschlag auf den Zug, und dann noch etliche Male danach .  

Besonders  nach allem was mit diesen Switchern passiert ist würde es glaube ich wirklich jeder verstehen wenn ich es endlich täte .

Aber wie  ihr seht  ist es trotzdem noch immer nicht passiert und das nicht weil ich so sehr an meinem Geschreibsel hänge sondern einfach weil es absolut nichts bringen würde.

Ich könnte zwar diese ganzen Buchstaben auslöschen , die Kommentare und all das andere Zeug aber  nicht das was in den letzten vier Jahren  passiert ist.

Mein Kopf ist voller Erinnerungen und   Emotionen und es gibt mindestens eintausend  Dinge die mich wohl bis an mein Lebensende  verfolgen werden.
 

Trotzdem befolge ich den Rat meines Arztes: Ich treibe Sport , schau dass ich unter Leute komme  , führe Tagebuch und einmal die Woche gehe  ich sogar  zu einem Psychologen um mein "Trauma"  aufzuarbeiten.

Dann sitzen wir da auf kuscheligen roten Sofas und ich erzähle diesem fremden Mann von meinen Träumen und Ängsten und von der schrecklichen Leere in meinem Kopf denn sie ist immer noch da und manchmal kriege ich immer noch Panikattacken deswegen -ganz besonders wenn es sehr leise ist und ich ganz allein bin und noch viel öfter kann ich nicht einschlafen vor lauter Stille.
 

Dann wälze ich mich ruhelos  in meinem Bett hin und her bis ich völlig am Ende meiner Nerven schließlich aufspringe und das Radio einschalte.

Das alles sind Dinge die die meisten Menschen wahrscheinlich niemals wirklich verstehen werden- auch dieser Psychologe nicht, aber trotzdem sitzt er jedes Mal da als wäre er die Ruhe selbst , rückt sich die Brille zurecht,  macht sich Notizen und nickt hie und da verständnisvoll obwohl er in Wirklichkeit nicht den blassesten Schimmer hat wovon ich eigentlich rede.

Tja , aber warum sollte ich es ihm auch  vorhalten?, ich meine das ist schließlich sein Job und  Inzwischen habe ich es nicht zuletzt dank ihm  auch endlich geschafft  Arkan/Keshim zu verzeihen denn er wird wohl immer wichtig für mich seln, ganz egal was oder wer er war, oder was er getan hat.

Schlussendlich, wenn man alles auflisten würde was ich mit ihm erlebt habe und die Pro und Contras anschließend  gegenüberstellt, käme dabei trotz all seiner Fehler immer noch raus dass er summa summarum doch ein ganz guter Kerl war der für seine Fehler angemessen gebüßt hat, noch dazu am Schluss sogar ein Held der einen Anschlag auf den deutschen Main Pool verhinderte  und so ganz nebenbei   der beste Freund den ich jemals hatte .

Deshalb ich werde ihn  auch immer vermissen ,  soviel ist mir mittlerweile klar geworden .

"Niemnand kann seine Vergangenheit auslöschen, aber man kann lernen damit zu leben"...
 

Mein Yirk hat das einmal zu mir gesagt, ganz am Anfang als er für mich noch Arkan war und er hatte recht- auch wenn ich das damit-leben  erst noch lernen muss...

Tja und was tut sich sonst noch so bei dir  nach dem ganzen Chaos?, werdet ihr euch fragen und ich kann euch nur sagen eine ganze Menge.
 

Ich bin zum Beispiel endich von Zuhause ausgezogen !.

 Herrliche zweihundertdreißig Kilometer liegen  zwischen mir und meinem verkorksten Elternhaus. ich arbeite jetzt in einer kleinen Tierklinik  und  werde meine Familie  vermutlich frühestens erst Weihnachten wieder sehen.

Oh. Mein. Gott!.  Das war die beste Entscheidung meines Lebens!^^.
 

So und was sonst noch? , ach ja, Nina und ich.

Wir sind seit vier Monaten ein Paar und sie wird, da sie mich sowieso ständig besucht, wahrscheinlich in den kommenden Wochen ganz zu mir ziehen.
 

Auch mit Pan habe ich mich mittlerweile  ausgesprochen.  

Es geht ihr schon etwas besser und sie gibt einen ganz passablen Observator ab.

Ausserdem ist  sie  nach wie vor zusammen mit Andrea in diesem medizinischen Forschungsprojekt wo ihr ihre angeborenen Defizite das aller erste Mal in ihrem Leben eindeutig von Vorteil sind da anscheinend sogar  todkranke Menschen immer noch den absoluten Horror vor der Infestation und  totalen Kontrolle durch einemn Yirk haben.  

Auch dann noch wenn ihnen eben dieser Yirk möglicherweise das Leben retten könnte.

Da war Pan mit ihrer deutlich abgeschwächten Fähigkeit einen menschlichen Wirt vollkommen zu unterdrücken natürlich wie geschaffen für den Job gewesen und ganz zur Freude der Wissenschaftler und Ärzte  scheint Andreas Glioblastom auch  tatsächlich zu schrumpfen.

Sozusagen als nettes kleines Nebenprodukt von Pans ständiger  Anwesenheit in ihrem Kopf.
 

Sollte sie schlussendlich sogar ganz geheilt sein, was bislang trotz der guten Erfolge  niemand zu hoffen wagt, wird  Pan  vermutlich für einige Zeit finanziell ausgesorgt haben und der aller erste Yirk seit Seerows Güte  sein der trotz einer eindeutigen  Beeinträchtigung in einer Poolhierachie merklich aufsteigt, soviel ist klar.    
 

Mit Derlin- er ist der neue Sprecher des Berliner Pools - verstehe ich mich halbwegs .

Ich meine , er ist ganz in Ordung auch wenn ich wahrscheinlich nie wirklich mit ihm warm werde  und  kümmert sich vor allem recht gut  um ein paar von den Kleinen die vor  sechs Monaten geboren worden sind.  

Einige von ihnen sind deutlich schneller als die anderen.

Sie kommunizieren jetzt auch schon ziemlich gut  über das Yeerk Net mit der Aussenwelt und ich bin immer wieder- auch wenn ich schon mal eine Generation habe aufwachsen sehen- ganz platt wie schnell diese jungen Yirks lernen.

Besonders einer von Ihnen- Sein Name ist Sharin Eins-Zwei-Sechs-Sieben- fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.
 

Er ist ziemlich schlau, witzig und unglaublich charmant für jemanden der erst ein halbes Jahr  alt ist und ein klassischer Anführertyp.

Kurz: Er  erinnert mich an einen Yirk den ich mal ziemlich gut gekannt habe und man weiß einfach sofort wer seine Eltern waren .
 

Aber hey, jetzt  bitte nicht falsch verstehen !.

 "Wieder Don werden" wird für mich wahrscheinlich noch auf längere Sicht kein Thema sein- nicht zu letzt aus medizinischen und privaten Gründen und auch für den jungen Yirk spielt das momentan keine Rolle .

Schließlich ist er jetzt gerade mal drei Zentimeter groß und wird erst mit frühestens  zwei Jahren körperlich weit genug entwickelt sein um gefahrlos einen Wirt zu nehmen aber bis dahin, bis ich endlich einmal von Angesicht zu Angesicht mit einem dieser Jungen sprechen kann , kann ich zumindest sowas wie ein Lehrer für sie  sein und ihnen von ihren Eltern erzählen.

Immerhin bin ich auf eine absolut verückte seltsame Weise   sowas wie ihr Onkel.

Aber hey!, jetzt bitte nicht sentimental werden denn  Ich meine das jetzt absolut  nicht so als ob Sharin und ich beste Freunde  werden könnten.
 

Das wäre mit dem hohen Altersunterschied zwischen uns beiden auch gar nicht möglich   und ein Schelm ist der , der Böses denkt ; ) ...

David Ende und Out.
 

------

Abschließend füge ich auch noch den Link zum Lied von EPW ein- bei mir haben fast alle Storys irgendwann mal "Ihr" Lied  https://www.youtube.com/watch?v=BrqBYG_sjCY&list=RDBrqBYG_sjCY  (Nothing Else Matters , covered by Marlisa)  

 

****
 

PS. Übrigens ,  der Gedanke von mir Yirks könnten wie Pan den Menschen helfen Gehrirntumore zu heilen hat , da die Aliens laut Canon elektro-magnetische Wellen ausstrahlen, übrigens auch einen sehr realen Hintergrund und eine recht ähnliche Therapie gibt es bereits: : http://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/krebsforschung-elektromagnetische-wellen-hindern-hirntumore-am-wachstum-2015121651936



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Kommentare zu dieser Fanfic (49)
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Von:  BloodyOyster
2019-09-25T19:24:55+00:00 25.09.2019 21:24
Grüß dich
Von:  BloodyOyster
2019-04-02T00:06:14+00:00 02.04.2019 02:06
Huhu.
Ein gelungenes Ende, glückwunsch. War wieder super lang.
Fands toll.
Von:  BloodyOyster
2019-04-01T23:59:17+00:00 02.04.2019 01:59
Hi.
Was für eine Offenbarung, WOW.
Gruß
Von:  BloodyOyster
2019-03-18T15:45:14+00:00 18.03.2019 16:45
Huhu.
Der Brief hat mich zutiefst bewegt.
Lg

Antwort von:  Fandalite
18.03.2019 22:06
Hey,
Ja der Brief...
Hier merkt man denke ich, dass Keshim nicht böse ist, na ja zumindest nicht mehr.
Natürlich verbessert das die Grundsituation für David nicht wirklich : /
Ach ja, danke übrigens dass du wieder so lieb kommentiert hast, ich verbringe arbeitstechnisch zur Zeit soviele Stunden vor dem PC , u.a mit protokollieren von Sitzungen und Korrekturlesen, dass ich gar keine Lust aufs Lesen habe und auch nur wenig/bzw kurze Sachen schreibe, wenn überhaupt : ( ...
Ich hoffe, meine am-PC-Lese-Unlust legt sich bald wieder *uff*... <_<
Antwort von:  BloodyOyster
19.03.2019 20:44
Würd mich freuen, aber kannst dir ruhig Zeit lassen.
Gruß
Von:  BloodyOyster
2019-03-18T15:30:58+00:00 18.03.2019 16:30
Huhu.
Das mit David tut mir schrecklich leid, er wurde betrogen, schwer verletzt und muss nun auch noch die Strapazen des Krankenhauses erdulden.
Antwort von:  Fandalite
18.03.2019 22:03
Ja, leider hat die Situation Opfer von jedem gefordert. Letztendlich leiden aber alle drei mehr oder weniger...
LG!
Von:  BloodyOyster
2019-03-18T15:18:39+00:00 18.03.2019 16:18
Hi.
Aah, Keshim ist ja sehr gerissen und trickst Wirte und andere Lebewesen aus, armer David, er macht einiges mit, nicht zu vergessen Nina, die genauso unschuldig ist.
Lg
Antwort von:  Fandalite
18.03.2019 22:01
Hey du, ja, unser lieber Keshim ist wirklich nicht dumm ; )
Natürlich sind Davic und Nina die Leidtragenden ...
LG
Von:  BloodyOyster
2019-03-03T17:17:04+00:00 03.03.2019 18:17
Huhu.
Was Justin zum schreien bringt macht mich neugierig...
Von:  BloodyOyster
2019-03-03T17:07:52+00:00 03.03.2019 18:07
Hi.
Spannend, Spannend, immer weiter so.
Lg
Von:  BloodyOyster
2019-03-03T16:55:00+00:00 03.03.2019 17:55
Hi.
Erneut hast du bewiesen, dass du enorm talentiert bist beim schreiben.
Deine Ideen gefallen mir mal zu mal besser.
Lg
Von:  BloodyOyster
2019-02-18T22:15:25+00:00 18.02.2019 23:15
Hi.
Bin perplex das die wahre Identität Arkan's an Licht kam, warf mich echt um.
Lg
Antwort von:  Fandalite
21.02.2019 07:44
Gut, dass ich es geschafft habe, auch dich hinters Licht zu führen.
David hat ja wie du gemerkt hast , auch nicht gewusst was hinter dem Ganzen steckt.

LG!


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