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Earth Post War- The Switchers

von

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Abschied

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Kal-Keshim Tayeel-Tae-Nae-Te-Te,  Ya Malk-Niar-171-171, Nan-Terra-DE-Berlin, 2017-6-30                                                                                                            
 

Hallo David,    
 

Wie ich inzwischen zumindest erfahren durfte, seid ihr Beide am Leben und erholt euch gut.

Auch wenn diie Umstände unter denen ich dich gezwungenermaßen zurücklassen musste, in den Händen der Switcher  und  unter Korliss Kontrolle , dir  tiefe Wunden geschlagen haben die dich noch sehr lange begleiten werden .

Besonders diese Tatsache , dass ich ganz allein es bin der für deinen Schmerz verantwortlich ist ,  bedauere ich zu tiefst und auch der Umstand dass  ich zwei Leben riskieren musste um schlussendlich über hundert meiner Artgenossen und auch einige Menschen  zu retten ändert nichts daran dass ich definitiv schuldig bin  .
 

Ebenso wie alles andere das in den letzen Tagen und Wochen geschehen ist ganz allein ich zu verantworten habe  und könnte ich die Zeit zurückdrehen,  all das ungeschehen machen was ich dir  und anderen angetan habe, glaube mir , ich würde es tun!.

Stünde es in meiner Macht , wäre ich heute  persönlich bei dir.

Ich würde dich um Verzeihung bitten in der vagen Hoffnung dass du mich anhörst.

Aber das ist mir leider nicht möglich denn  die Verhandlungen sind beendet.
 

Möglicherweise hast du es in den Medien bereits mitverfolgt, wahrscheinlich jedoch nicht .

Aber ganz gleich ob so oder so: Die Regierung deines Landes hat nach langem hin und her schließlich beschlossen mich nicht auszuliefern und somit wurde direkt vor Ort über mein weiteres Schicksal entschieden.

Das Urteil war, wie ich erwartet habe, eindeutig und zugleich auch überaus gnädig in Anbetracht meines Vergehens denn in spätestens drei Tagen ab heute um Fünfzehn Uhr Ortszeit, werde ich an Bord der Elupera-Kala gebracht und von dort aus mit einer umbemannten Transporteinheit zusammen mit anderen Yirks  auf unseren Heimatplaneten zurückgeschickt.

Haben wir unser Ziel erreicht, werden wir wohl von den andalitischen Besetzern  und ihren Dienern in Empfang genommen und anschließend in irgendeinen Pool geworfen, dessen Namen sie nicht einmal kennen.  
 

Vielleicht enden wir auch in einen separaten Bereich, getrennt von einheimischen Artgenossen bis wir die letzte Verbindung eingegangen sind und kein Wissen mehr mit ihnen  teilen können. Ich weiß es nicht . Immerhin habe ich die Welt auf der ich geboren wurde seit nun fünfzig Jahren nicht mehr betreten  und das ist nur enes von den vielen Gerüchten rund um die besetze Heimat.
 

Ich weiß auch nicht ob du jemals verstehen wirst warum ich dich solange im Unklaren gelassen habe,  oder ob du es eines Tages vielleicht sogar über dich bringen kannst mir zu vergeben.
 

Deshalb, und auch um meines eigenen Seelenfriedens willen, werde ich zumindest versuchen mich dir zu erklären.

Zu allererst: Wie du bereits weißt  lautet mein Geburtsname  Keshim Sieben-Zwei-Null-Vier-Vier. Ich stamme vom Malk-Niar , dem kleinsten der drei Niar-Pools .

Der Yirk Arkan war nichts weiter als eine zweite Identität die ich mir schon während des Krieges mittels eines Frolis-Manövers erschaffen habe um mir im Falle des Falles eine Alternative freizuhalten.

Enttäuscht von der Undankbarkeit der Menschen und blind vor Wut  erklärte ich mich auch  im Jahre zweitausenddrei schließlich dazu bereit den Aufstand im kalifornischen Main-Pool anzuführen  und du wärst meine letzte Chance gewesen.

Meine Gelegenheit zur Flucht und zu aller erst, als du sieben Jahre nach dem Amoklauf der Switcher  in den Pool gefallen bist warst du für mich auch nichts weiter als das.

Ich war vom Hass zerfressen und sah dich als einen Wink des Schicksals um mich an deiner Art  zu rächen und  zu meinen Kameraden zu gelangen von denen ich durch einen Planungsfehler getrennt worden war.

Aber dann als ich dein Leben an mir vorbeiziehen sah änderte ich schlagartig meinen Vorhaben denn in Anbetracht dessen was ich in deinem Kopf vorfand eröffneten sich mir völlig neue Möglichkeiten und mein Verstand legte sich mit der selben Effizienz um diese eine fixe Idee wie zuvor schon mein Körper um dein Gehirn:  

Ich beschloss dich zu meinem permanenten Wirt zu machen doch nicht aus Sympathie wie ich dich zu anfangs glauben ließ sondern aus purem Egoismus.

Immerhin war ich schon damals alt.  Meine Jahre waren so gut wie gezählt und du warst nur ein dummes Kind.

Von deinen nächsten Angehörigen geqüält und verstoßen.

Schwach und leicht zu beeinflussen.

Alles was du dir je gewünscht hattest war sich jemand anderem wirklich verbunden zu fühlen.

Eine Art Famile oder zumindestens einen Freund. Also gab ich dir genau das.

Ich benutzte all deine unausgesprochenen kindlichen Wünsche ,Hoffnungen und Träume welche tief  in deinem Verstand verborgen lagen auf eine Weise zu meinem eigenen Vorteil und gegen dich wie es wohl nur einem Yirk möglich ist und wusste dabei ganz  genau welche Fäden ich ziehen mußte um dich an mich zu binden.

Genauso wie viele meiner Artgenossen sich irgendwann einer verwaisten Larve annehmen und sie bis zu deren eigenen Reife mit Zuneigung überhäufen  um wenn die eigene Zeit dann kommt jemand an ihrer Seite zu haben der sich der Paarung möglichst bereitwillig unterwirft ,manipulierte ich den Verstand dieses dreizehnjährigen Jungen der du warst um ihn drei Jahre später zur Rückkehr nach Kalifornien zu bewegen denn ich wünschte mir  nichts mehr als einen unverbrauchten jungen Wirtskörper.
 

Augen, Hände und vorallem die Macht den verhassten amerikanischen Pool der zu einem Gefängnis geworden war ein für alle Mal zu verlassen und nie wieder dort hin zurückkehren zu müssen.

Ich wollte leben David, nicht nur existieren. Sehen, mich bewegen, frei sein!.

Nur ein paar letzte, angenehme Jahre noch wie ein vernunftbegabtes Wesen leben dürfen und was  ist daran schon verkehrt?.  

Immerhin waren die Menschen dieser Welt mir einen permanenten Wirt mehr als nur schuldig nach dem ich für ihre Freiheit meine eigene Art verraten hatte und anschließend trotz der Dankbarkeits - und Freundschaftsbezeugungen ihres  vierundvierzigsten Präsidenten drei endlose Jahre zu Unrecht  ein Gefangener gewesen war  dem hie und da ein Walker zugebillgt wurde und  das wiederrum auch nur wenn dieser Walker seinerseits sich dazu herabließ mir gnädigerweise für einige Stunden seinen Körper zur Verfügung zu stellen! .

Ich würde also nicht wirklich ein Unrecht begehen sodern einfach nur  endlich das bekommen was mir ohnehin  schon viel zu lange vorenthalten wurde und als Draufgabe,  würde ich  zugleich auch noch eine weitere, letze gute Tat vollbringen in dem ich einem ihrer ungeliebten Jungen einpaar schöne Jahre schenkte in denen es zumindest glauben durfte irgendjemand würde es bloß um seiner selbst wertschätzen.

So dachte ich, damals.  

Aber dann...
 

Dann geschah etwas was auch meist  zwischen den erwähnten erwachsenen Yirks und ihren adoptierten Larven passiert: Ich begann  wahre Gefühle für dich zu entwickeln.

Erst war da nur so etwas wie diffuses Mitleid.

Dann, ein wenig später eine Art Wiedererkennen und schließlich endete beides in  echter Sympathie und -wie du es nennen würdest- tiefer Freundschaft..

Ja, ich weiß.  

Wie könntest du  nach all dem denn nun  sicher sein  dass ich dich, was diesen Punkt betrifft, nicht belogen habe oder gar weiterhin belüge.
 

Du willst von mir  wissen, wann und vor allem warum ich denn so plötzlich beschlossen hätte dass du mein Freund bist und nicht bloß ein  nützlicher Körper.

Das waren deine letzten, wenn auch unausgesprochenen Fragen an mich und ich muß zugeben eine Antwort darauf zu geben ist schwer.
 

Alles was ich  mit Sicherheit sagen kann ist, dass man als Yirk  Emotionen vor seinem Wirt nicht  auf Dauer fälschen oder geheimhalten kann.

Schon gar nicht wenn man sich im Laufe der Zeit so nahe kommt wie  es wir  einander waren.

Aber begonnen hat alles cirka ein halbes Jahr nach unserer Monitoring-Zeit.

Sicher weißt du noch wie unsere Gespräche damals zunehmend inniger wurden und ich mich dir öffnete.  

Eine erste vage Freundschaft entstand  und mit der Zeit  wurde ich ,ohne es wirklich zu wollen, dein engster Vertrauter,Beschützer und Lehrer.
 

Was Shalif betrifft, so muß ich leider sagen ja.

Ich habe sie bereits  kurz nach meinem ersten Jahr in deinem Land eingeweiht.

Sie  wusste wer und was  ich wirklich bin, beschloss aber schließich, aus mehreren Gründen, weder dich noch andere Menschen  darüber zu informieren.

Hauptsächlich ging es dabei natürlich darum dein Volk nicht unnötig zu verunsichern oder gegen uns aufzubringen.

Man wollte kurz gesagt  die Unmengen von Arbeit welche die yirkanische Gemeinschaft in den letzen Jahren in gute PR  und die Vertrauenssarbeit zu eurer Regierung investiert hatte nicht mit mit einem Schlag zunichte machen also schwieg sie und deckte mich mindestens so effizient wie ich  das YPM zuvor zu Zeiten der Invasion vor dem sicheren Tod durch die Visser und den Rat der Dreizehn bewahrt habe .

Ich wurde  sprichwörtlich zu der Person die ich mir selbst erschaffen hatte.
 

Shalif sagte einmal zu mir dass das wohl die größte und gerechteste Strafe für mich sein muss: Zu leben unter all diesem Menschen und im Kopf eines Jungen der auf der Stelle sein Leben für mich risskieren würde ohne allerdings zu wissen für wen er es wirklich riskiert .

Dass sie, selbst wenn es ihr erlaubt wäre ein Urteil zu vollstrecken, keine härtere Strafe für mich finden könnte als ständig konfrontiert zu sein mit deiner aufrichtigen Zuneigung ,Freundschaft und Treue während ich  zugleich auch durchdrungen werde mit  der Erkenntnis wie wunderbar die Menschen sein können , gequält mit meiner eigenen Reue und Schuld .

Abgesehen davon, so meinte sie weiter, wärst du zugleich nicht nur meine wohlverdiente Strafe sondern auch der beste Henker denn nicht einmal zu Kriegszeiten wäre es irgendeinem Foltermeister gelungen, die Leiden eines Sterbenden über Jahre hinweg auszudehnen.
 

und ja, sie hatte Recht.

Auch als mir das schließlich immer mehr klar wurde-  dass ich es im Grunde nicht einmal ansatzweise verdiene Arkan zu sein oder sein Leben zu führen-  wurde es jeden weiteren Tag den ich es vor mir herschob   immer schwerer zu gehen oder dir die Wahrheit zu sagen, obwohl ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt hatte es trotz der stillen Vereinbarung die ich mit  der Communityleaderin geroffen hatte, zu tun , konnte ich es nicht.  
 

Erinnerst du dich an den Abend als ich mit dir von Keshim erzählt habe , kurz nach dem Nothlit-Angriff im Dennies Kitchen?

Ich war kurz davor alles offenzulegen . Bedauerlicherweise tat ich es nicht und das hauptsächlich wohl aufgrund meiner eigenen Feigheit denn ich hatte Angst.

Aber weniger vor den rechtlichen oder anderen Konsequenzen die mich dadurch erwarten würden   sondern viel mehr vor deiner Ablehnung und dem Hass.

 Gleichzeitig wusste ich auch es würde dich verletzen und vernichtend treffen zu erfahren dass ich für den Tod sovieler deiner Art mitverantwortlich war und dich zu anfangs nur benutzt habe .

Deshalb tat ich auch nichts dergleichen  .
 

Vielmehr  beließ ich es bei der Lüge, dankte Noorgesh dafür dass du die falschen Fragen stellst und hatte gleichzeitig  mit jedem Tag der mich der letzten Verbindung näher brachte , immer mehr die Hoffnung als die Person sterben zu dürfen die du kennen gelernt hast.
 

Als Arkan dem du dein Vertrauen geschenkt hast ohne dass du  jemals erfahren müsstest was er tatsächlich ist.  Aber es kam ganz anders und die erste  und einzige Sonne die meine Nachkommen nun jemals sehen werden, wird nicht die deiner Welt sein.
 

Bei Noorgesh!, wie gerne würde ich für dich da sein so wie du es in den letzten Jahren jeden Tag für mich warst!.

Jetzt  wo ich mich in einem abgesonderten Bereich des berliner Pools befinde, eingeschlossen in einer kandronadurchlässigen und morphsicheren Ramonit-Box und trotz meiner momentanen Hilflosigkeit und Ohnmacht vierundzwanzig Stunden überwacht werde wie eine gemeingefährliche Bestie, wünsche ich mir nichts sehnlicher als das.

Alles an mir trägt noch immer deinen Geruch

Beinahe ist mir als könnte ich deine Gedanken nach wie vor in meinen eigenen hören.

Mit dir zu sprechen wäre mein letzter Wunsch .
 

Aber alles was ich stattdessen tun kann ist zu warten und mithilfe des comptergestützen Kommunikationsnetzwerkes diese eine, letzte Nachricht an dich zu verfassen ohne überhaupt zu wissen ob sie jemals ihr Ziel erreichen wird denn niemand kann oder will mir sagen wann und  ob du sie überhaupt bekommen wirst und diese Ungewissheit schmerzt auf eine Weise die ich kaum in Worte fassen kann denn manche Emotionen sind wie du selbst inzwischen nur zu gut weißt, sehr komplizert daher nur soviel: Ich würde nach wie vor mein Leben für dich geben und bis zu dem Augenblick wo ich die letzte Verbindung eingehe werde ich, zumindest in Gedanken immer bei dir sein.
 

Selbst wenn du mich nun zu Recht  abgrundtief verabscheust  und ich deinen  Geist nie mehr mit meinem berühren darf, bist du unwiederruflich ein Teil von mir geworden.

Ich werde  mich an unsere gemeinsame Zeit erinnern  wenn ich sterbe  und zugleich hoffen dass du all das kennenlernen wirst was ich durch dich erfahren durfte : Ein gutes Leben in Frieden und ausgefüllt mit Erinnerungen und Personen die dir etwas bedeuten .
 

Möge das Licht auf dich scheinen ma-hala-David.

Es soll dich stärken und durch die Dunkelheit führen bis der neue Tag erwacht.

In ewiger Verbundenheit und aufrichtiger Dankbarkeit bis in den Tod und darüber hinaus.
 

Dein Freund Keshim Sieben-Zwei-Null-Vier-Vier, Ya Malk-Niar



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BloodyOyster
2019-03-18T15:45:14+00:00 18.03.2019 16:45
Huhu.
Der Brief hat mich zutiefst bewegt.
Lg

Antwort von:  Fandalite
18.03.2019 22:06
Hey,
Ja der Brief...
Hier merkt man denke ich, dass Keshim nicht böse ist, na ja zumindest nicht mehr.
Natürlich verbessert das die Grundsituation für David nicht wirklich : /
Ach ja, danke übrigens dass du wieder so lieb kommentiert hast, ich verbringe arbeitstechnisch zur Zeit soviele Stunden vor dem PC , u.a mit protokollieren von Sitzungen und Korrekturlesen, dass ich gar keine Lust aufs Lesen habe und auch nur wenig/bzw kurze Sachen schreibe, wenn überhaupt : ( ...
Ich hoffe, meine am-PC-Lese-Unlust legt sich bald wieder *uff*... <_<
Antwort von:  BloodyOyster
19.03.2019 20:44
Würd mich freuen, aber kannst dir ruhig Zeit lassen.
Gruß


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