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Schutzengel wider Willen

von

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Böse Erinnerungen

Neidvoll betrachtete Draco den großen Lichthirsch und fragte sich, wie Potter das mit dem glücklichen Moment wohl gemeint hatte. Natürlich hatte er die Beschreibung gelesen und ihm waren eine Menge glückliche Momente eingefallen. Meist ging es dabei um einen ganz bestimmten Gryffindor und die Tatsache, dass Draco es geschafft hatte, ihm auch mal eins auszuwischen, zum Beispiel das dumme Gesicht von Potter, als Draco ebenfalls Sucher in seiner Quidditch-Mannschaft geworden war oder wie der andere bei dem Dementor-Angriffs vom Besen gefallen war und Slytherin tatsächlich gegen Gryffindor gewonnen hatte.
 

Was bitte war daran nicht glücklich für ihn gewesen?
 

Wenn er sich diesen Dementor allerdings so ansah, konnte er durchaus verstehen, warum es schwer sein würde, bei seinem Anblick den Zauber zu wirken und gleichzeitig an etwas Glückliches zu denken. Immerhin spürte er die Wirkung der Kreatur auch, denn die Kälte, die von dem Wesen ausging war wie ein eisiger Hauch, der an seinen sowieso schon etwas überreizten Nerven zerrte. Das Gespräch eben war ermüdend gewesen, wenn er es sich ehrlich eingestand, denn es war schwierig, Potter anzusehen und nicht nett zu ihm zu sein. Doch Draco hätte ihn niemals gebeten, ihm etwas beizubringen, denn das verbot ihm sein Stolz. Aber er hatte noch lange nicht so eine Panik vor dem Dementoren wie Potter.
 

Um besser sehen zu könne, machte Draco einen Schritt zur Seite.
 

Da wirbelte der Dementor-Irrwicht auf einmal zu ihm herum und veränderte sich.
 

Dracos Vater stand vor dem blonden Jungen. Die Arme vor der Brust verschränkt, unnahbar, mit zornig funkelnden Augen, den Kopf erhoben und die Brauen zu einer missbilligenden Geste zusammen gezogen. "Draco!", donnerte die Gestalt und der Slytherin zuckte zusammen.
 

"Das ist nur ein Irrwicht.", versuchte er sich selbst zu beruhigen, doch der Mann dachte gar nicht daran, sich von dieser geflüsterten Bemerkung in die Flucht schlagen zu lassen.
 

Er kam einen Schritt auf Draco zu, der vor ihm zurückwich, und zischte vorwurfsvoll: "Du gibst dich mit Potter ab? Hab ich dir nicht gesagt, dass er kein Umgang für dich ist? Sieh dich an, wie erbärmlich du bist. Bewahr Haltung mein Sohn. Ein Malfoy beherrscht immer die Situation. Es ist eine Schande, wie du dich hier herumdrückst, ein Feigling, wie er im Buche steht."
 

Draco wurde wütend. "Ach ja? Wer hat sich denn einfach aus dem Staub gemacht und mich mit Mutter alleine gelassen. Wer kriecht denn vor diesem erbärmlichen Stümper, der sich Dunkler Lord nennt und sich von einem Kind besiegen lässt. Wer hat denn all die Jahre immer mich vorgeschickt, anstatt selber etwas gegen Potter zu tun."
 

"Wie kannst du es wagen? Ich werde dich lehren mir zu widersprechen.", schrie die Gestalt nun in einer Lautstärke, das Draco instinktiv den Kopf einzog und schützend die Arme hob. Gleich würde es wieder geschehen und er würde sich wieder nicht wehren können. Blanker Hass flammt in seinem Inneren auf und doch konnte er sich nicht auf die Gestalt vor ihm stürzen, denn schließlich war das immer noch sein Vater.
 

Mit geschlossenen Augen erwartete er zitternd die Schläge, die diese Mal jedoch ausblieben, denn sein Vater fuhr lediglich vor ihn weiter anzuschreien. "Wertloses Stück Schlammblut. Ich kann nicht glauben dass du tatsächlich mein Sohn bist. Du wirst nie ein wertvoller Diener des Bösen werden. Schau dich doch an, wie du zitterst. Angst im Dunkeln hast du auch? Pah! Wie kann so etwas mein Sohn sein? Ich werde dich aus meinem Haus werfen. Du bist es nicht wert, weiter den Namen Malfoy zu tragen."
 

"Vater, nein.", wimmerte Draco jetzt, obwohl er wusste, dass genau das die falsche Reaktion war, die eine noch härtere Strafe nach sich ziehen würde. Er musste aufstehen, musste stark sein. Er würde es ihm dieses Mal zeigen. Würde der Sieger sein. Genauso wie er es Potter zeigen würde. Allen würde er beweisen, dass man Draco Malfoy nicht so behandeln konnte und er seine Familienehre nicht mir Füßen trat, wie es sein Vater ihm gerade vorwarf.
 

Da schallte plötzlich eine Stimme durch den Raum. "Riddikulus!"
 

Sein Vater verwandelte sich in irgendetwas mit ziemlich viel rosa Spitze und floh dann in die Kiste zurück, aus der es gekommen war.
 

Draco erstarrte.
 

Er wagte nicht, sich zu bewegen, als ihm klar wurde, dass er sich so eben total lächerlich gemacht hatte. Das war verdammt noch mal nicht sein Vater gewesen. Die lange Zeit, die er Lucius Malfoy nicht zu Gesicht bekommen hatte, hatte diesen Anblick in einer solch unerwarteten Situation so überzeugend werden lassen. Er hatte die Kontrolle verloren. Er hatte versagt.
 

Keuchend kniete er in dem nun eigenartig stillen Klassenraum und wartete darauf, dass der Gryffindor am anderen Ende des Raumes anfangen würde ihn zu verspotten. Doch der schwarzhaarige Junge kam nur langsam näher. Er war bleich im Gesicht und starrte Draco an.
 

"Nun sag es schon, Potter. Ich bin ein Idiot.", knurrte er wütend.

Wütend auf sich, weil er sich auf so dumme Art hatte täuschen lassen, auf Potter, der alles gesehen hatte und auf die gesamte Welt im Allgemeinen, nur einfach weil sie die Frechheit besaß zu existieren.
 

Aber immer noch kam keine Reaktion von dem Gryffindor. Da sah Draco auf und blickte in grüne Augen, die ihn voller Mitleid ansahen. Der Slytherin schnaufte verächtlich und stand auf. Er hatte sich wieder gefangen und die eiskalte Maske wieder gefunden, die ihm in den letzten Minuten verloren gegangen war.
 

"Spar dir dein Mitleid für jemanden, der es braucht, Potter. Ich bin die falsche Adresse."
 

"Warum hast du das nie erzählt?", flüsterte der andere.
 

Draco wand sich ab. "Was erzählt? Das ich zu schwach bin, um mich gegen meinen Vater zu wehren? Warum hätte ich dir das erzählen sollen, Potter? Für wie dumm hältst du mich?"
 

"Das wusste ich sowieso."
 

Der Blonde fuhr herum um zu einer harschen Antwort anzusetzen, doch die Flügel hielten ihn zurück, sich auf den Jungen vor ihm zu stürzen, der ihn immer noch so komisch ansah. Also beschränkte er sich auf einen fragenden Blick, in den er versuchte einen noch möglichst uninteressierten Unterton zu legen.
 

"Das du dich hinter deinem Vater versteckst, hat du nie besonders gut verbergen können." fuhr der Gryffindor und am unangenehmerweise noch ein bisschen näher. "Ich meine, dass er dich gesch..."
 

Weiter ließ Draco ihn nicht kommen. Mit Gewalt drehte er sich zum Fenster. "Pass auf, was du sagst, Potter. Ich mag dein Schutzengel sein, aber wenn du meine Vater beleidigst, kann ich für nichts garantieren."
 

"Warum verteidigst du ihn?", klang es leise zu ihm herüber.
 

"Er ist mein Vater. Und er ist ein Malfoy. Das ist Grund genug.", sagte Draco mit Eis in seiner Stimme, das dem des Dementors in nichts nachstand. Ein dünnes Lächeln stahl sich dann auf seine Lippen, denn er hatte sich nun wieder vollständig unter Gewalt. "Außerdem hat er Recht, Potter. Du bist wirklich kein guter Umgang. Als Lehrer bist du auf jeden Fall eine Niete, ich weiß immer noch nicht, wie man einen Patronus beschwört; nur dass du es kannst und ich habe nicht vor, mich hinter dir zu verstecken."
 

Er spürte eine Berührung an seiner Schulter, doch er wollte sich nicht umdrehen. Er wollte nicht sehen, wie das Mitleid aus den Augen des Gryffindor troff und sich dessen Geschwafel über eine unglückliche Kindheit anhören. Sein Vater hatte ihn zu dem gemacht, was er war und Draco war stolz auf sich. Das eben war die Überraschung gewesen. Wenn sein Vater tatsächlich vor ihm stände, würde er es ihm beweisen, dass er ein würdiger Nachfolger war. Außerdem war er besser als sein Vater, denn er würde es schaffen, sich nicht von Potter überrumpeln und austricksen zu lassen mit dessen...
 

Seine Gedanken wurden je unterbrochen, als in die Hand auch an den Flügeln packte und ihn grob herumriss. Ärger stand auf dem blassen Gesicht vor ihm. Gut! Dann hatte er wenigstens das geschafft.
 

"Jetzt hör mir mal zu, Malfoy. Ich werde nicht weiter darüber reden, wenn du es nicht willst. Aber daran, dass du keinen Patronus beschwören kannst, bist du selbst schuld. Wer sich jegliche menschliche Regung versagt und jedes positive Gefühl, das nicht Schadenfreude ist, aus seinem Leben ausschließt, wird es nie schaffen, einen Schutzpatron zu erzeugen, denn das ist es, aus dem diese Lichtgestalten bestehen. Habe ich mich da klar ausgedrückt."
 

Draco nickte. Das war etwas, mit dem er umgehen konnte. Streiten war besser, als blödes Gerede über Gefühle oder ähnlichen Quatsch, den die halbe Welt für so wichtig hielt. Er brauchte so etwas nicht. Konnte er eben keinen Patronus-Zauber... Was soll's. Potter konnte es doch, das hatte er gesehen. Also kein Grund zur Panik. Er würde schon nicht gleich einem ganzen Heer Dementoren in die Arme laufen.
 

Seine Augen folgten dem Gryffindor, der sich nun erschöpft auf einen Stuhl sinken ließ. Draco fühlte die Flügel. Sie wollte zu dem Schwarzhaarigen hingehen und ihn trösten. Aber er wollte nicht. Er wollte sich umdrehen und einfach die Augen schließen. Mit Glück, würde Potter irgendwann gehen und er hatte seine Ruhe.

Aber auch er war erschöpft und die Flügel wurden stärker, als Potter sich den Kopf hielt und offensichtlich wieder einmal Schmerzen in seiner bescheuerten Narbe hatte.
 

"Einfach umdrehen und ignorieren!", schalt sich Draco innerlich, doch als der Gryffindor vom Stuhl zu rutschen drohte, stolperte er einen Schritt vorwärts und fing ihn auf. Er ließ sich auf die Knie sinken, lehnte den Kopf des anderen an seine Schulter und breitete schützend die Flügel über ihnen beiden aus.
 

Eine halbe Ewigkeit saßen sie so da, bis Draco Knie anfingen weh zu tun.
 

"Ähm, Potter?", fragte er vorsichtig. "Können wir uns mal bequemer hinsetzen, ich krieg blaue Flecke."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-05-04T18:07:47+00:00 04.05.2005 20:07
Irgendwie war das ja schon vorhersehbar. Dass draco angst vor seinem Vater hat hätte ich auch erraten.
Die zwei machen es sich echt schwer.
Harry kriegt das mit einem echten Dementor aber sicher nicht so gut hin.
Ich versteh aber, dass Dra keinen Patronus wirken kann, wenn er nie wirklich glücklich war!
Von: abgemeldet
2004-11-14T13:17:35+00:00 14.11.2004 14:17
Traumhaft... Noch so ein FA-Motiv...
Dieses "Ridikulus" hätte ich auch mal gern zur Verfügung, bei einer mündlichen Prüfung der so...LOL, ne Prüferkommission in rosa Rüschen *giggel*
Auf zum nächsten Chapter.
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:24:13+00:00 15.10.2004 00:24
Hm hab ich also richtig vermutet. Aber wer hätte es auch anderes sein können.


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