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Schutzengel wider Willen

von

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Geständnisse

Unwillkürlich musste Harry lachen. "Ja, klar, können wir.", antwortete er und richtete sich auf. "Ich könnt jetzt was essen."
 

Der Slytherin sah ihn ungläubig an und grinste dann. "Ich auch. Wegen der Sache mit Lupin war ich nicht beim Abendbrot. Was gab's denn?"
 

"Spargel- und Schinken-Pastete.", gab Harry bereitwillig Auskunft und wurde Zeuge eines höchst angewiderten Gesichts. "Wie wär's mit Nachtisch? Schokoladentorte."
 

"Besser.", grummelte der Blonde, zog sich an dem Stuhl hoch und lockerte die Flügel. "Auf dich aufpassen ist ganz schön anstrengend."
 

"Danke gleichfalls!", konterte Harry und dann machten sich die beiden auf den Weg zur Küche. Das Schloss war inzwischen fast ausgestorben und sie liefen schweigend durch die Gänge.
 

Harry dacht immer noch über da nach, was er eben gesehen hatte. Er sah es nicht als Rechtfertigung an, dass der Slytherin so war, weil ihn die Umstände dazu gemacht hatten. Allerdings wusste er, dass es schwer war, sich gegen so etwas zu behaupten. Dem "alten" Malfoy hätte er es nicht zugetraut, bevor er ihn näher kennengelernt hatte. Doch inzwischen wusste er um dessen Stärke und die Reaktion, die der andere gezeigt hatte, war deutlich gewesen. Er wünschte kein Gespräch und er stand zu hundert Prozent hinter seinem Vater.
 

"Ebenso wie ich.", dachte Harry bitter und musste an die Szene mit Snape in dem Denkarium denken. Wie sehr hatte er gehofft die Sache erklären zu können. Wie sehr hatte er gehofft, Snape hätte Unrecht, mit dem, was er über Harrys Vater gesagt hatte. Wenn er sich vorstellte, sein Vater hätte ihm selber erzählt, das Snape ein Lügner wäre, Harry hätte ihm sofort geglaubt. Weil er ihm hätte glauben wollen. Ob es dem Slytherin ähnlich ging?
 

Er schielte zu dem blonden Jungen rüber, der nun abwartend neben ihm am Eingang zur Küche stand. Harry kitzelte die grüne Birne, was einiges Erstaunen in die Augen des anderen trieb, dann machten sie sich auf den Weg nach unten. Malfoys Flügel verblassten, als sie sich den immer noch anwesenden Hauselfen näherten.

"Sollen wir hier bleiben?", fragte Harry in einem möglichst neutralen Ton. Ein dankbarer Blick traf ihn und er verstand, dass der Slytherin jetzt lieber er selbst sein wollte. Er wollte ihm seinen Stolz lassen, denn das schein das Einzige zu sein, dass den anderen noch aufrecht hielt.
 

So ließen sie sich von den Hauselfen ein paar Stücke Kuchen bringen und verzogen sich in eine Ecke der Küche. Der Gryffindor war ziemlich froh, dass Dobby heute nicht hier Dienst hatte, denn den ehemaligen Hauselfen der Malfoys hätte er jetzt nicht gebrauchen können.
 

Interessiert betrachtete er, wie Malfoy seinen Kuchen förmlich sezierte. Erst aß der Slytherin die äußere Glasur, dann die obere Teigschicht, Cremfüllung und dann das untere Drittel. Dann sah er auf und blickte Harry misstrauisch an. "Was?", fragte er und musste sich dabei bemühen, um nicht die Hälfte des Kuchens in alle Richtungen zu versprühen.
 

"Du bist voll eklig, weißt du das?", grinste Harry und fing an seinen eigenen Kuchen zu essen.

"Bin ich gar nicht.", meinte der Slytherin beleidigt und griff nach dem nächsten Stück. "Aber wenn ich schon mal mit dir hier sitze, kann ich meinen Kuchen auch so esse, wie es mir passt und nicht wie es sich gehört." Dabei verdrehte er die Augen, so dass Harry lachen musste und sich fast an seinem Kuchen verschluckte.

"Sei vorsichtig, Potter.", meinte der andere höhnisch lächelnd. "Wenn du jetzt stirbst, bringt mich keine Macht der Welt dazu, dir zu helfen."
 

"Werd's mir merken.", hustete der Gryffindor. "Aber sei versicherte, dass ich dir vorher noch den Kuchen auf Hemd spucke."
 

"Wer ist jetzt eklig?", maulte Malfoy und sah ehrlich entsetzt aus, als er ein Stück von Harry abrückte. "Das war teuer, also versau es nicht."

"Was machst du dich auch so schick.", stichelte der Schwarzhaarige und war froh, dass sie sich immer noch unterhalten konnten, auch wenn der Blonde nicht unter Einfluss der Flügel stand. Aber vielleicht war das noch der Schock. "Vermutlich...", dachte er innerlich seufzend.
 

"Bestimmt nicht für dich, Potter.", gab der mit erhobenem Kopf zurück und gabelte ein weiteres Stück seines Kuchens auf, das er jetzt jedoch würdevoll in dem Mund gleiten ließ. "Aber das ist jetzt sowieso egal. Der schläft bestimmt schon."
 

Nun konnte Harry nicht anders und prustete doch so einiges von seinem Kuchen in Richtung Küche, wo eine Hauselfe sich sofort daran machte, die Bescherung zu beseitigen. "Entschuldigung", murmelte er in Richtung des kleinen Wesens und drehte sich dann zu dem Slytherin herum. "ER?"
 

Malfoy sah ihn an, als wäre er ein sehr interessanter Käfer. "Na Zabini. Sag bloß das hast du noch nicht bemerkt. Du bist doch sonst so sensibel."
 

"Was bemerkt?", wollte Harry wissen und hatte das Gefühl er hätte irgendeine wichtige Stelle ihres Gesprächs verpasst.
 

Ein fieses Grinsen antwortete ihm. "Dass Zabini ne kleine Schwuchtel ist. Ich hatte vor ihm das Zusammenleben mit mir ein bisschen zu versüßen." Als Harry den anderen immer verständnisloser ansah hob er die Augenbrauen und fragte: "Davon hast du aber schon was gehört, Potter, oder nicht?"
 

"Klar!", krächzte der, denn seine Tante Petunia hatte ebenfalls eine sehr ausgeprägte Meinung, was das anging. "Aber ich hätte nie gedacht dass du..."
 

Er kam nicht weiter. "Himmel Potter, natürlich nicht ich. Bist du denn wahnsinnig. Meine Hormone gehören allein Parkinson. Aber es macht Spaß Zabini ein bisschen damit aufzuziehen, verstehst du? Ich tu doch nur so."
 

Harry wusste nicht, ob ihm die Vorstellung von Pansy Parkinson in Unterwäsche besser gefiel als die Vorstellung, dass Malfoy mit einem Jungen rummachte. "Du hast nicht nur eine Macke, was Kuchen angeht. Du bist auch ein verdammt blöder Arsch, Malfoy. Andere mit so was aufzuziehen ist echt das Letzte."
 

Das Grinsen wurde noch breiter. "Und du meinst, das stört mich Potter? Warum bist du eigentlich so rot geworden?"
 

Um nicht darauf eingehen zu müssen schob sich Harry ein großes Stück Kuchen in den Mund und kaute demonstrativ. Das konnte auch nur Malfoy. Erst vor den Schrecken seiner Kindheit im Staub liegen und knapp eine halbe Stunde später schon wieder den Fiesling raushängen lassen. Echt zum Abgewöhnen.

Er schluckte und stopfte sich noch ein Stück in den Mund, obwohl ihm der Appetit gründlich vergangen war. Angewidert ließ er den Teller sinken und sah zu Boden. Das Thema behagte ihm gar nicht.
 

"Hey, Potter, wo wir schon mal dabei sind.", fuhr der Slytherin genüsslich fort und kostete es offensichtlich aus, das Harry das Thema unangenehm war. "Was läuft denn da eigentlich bei dir in Sachen Liebesangelegenheiten?"
 

"Danke bestens. Keine Probleme", nuschelte Harry und wollte sich erheben, doch der Slytherin hielt ihn eisern fest.

"Keine Chance, Potter. Ich hatte meine Portion Peinlichkeit für heute Abend, jetzt bist du dran." Die kalten, grauen Augen bohrten sich in seine und der spürte, wie er schon wieder rot wurde. "Du bist doch wohl nicht auch..."
 

"Nein!", fauchte Harry, machte seinen Arm los und stand auf. "Ich geh dann wohl lieber mal schlafen. Im Übrigen geht dich das gar nichts an."
 

"Nanu", wunderte sich der Blonde und erhob sich ebenfalls. "Hat unser Held etwa Schwierigkeiten mit Mädchen? Ich dachte, du hast was mit Granger am Laufen. Oder teilst du sie dir mit dem Wiesel?"
 

Wütend fuhr der Gryffindor herum und packt den lachenden Blonden am Kragen. "Lass Hermine aus dem Spiel. Sie ist nur eine Freundin und selbst wenn es anders wäre, würde ich es dir nicht verraten, weil es dich überhaupt nichts anginge."
 

"Wie niedlich, jetzt verteidigt er schon wieder alle, kaum dass er auf den Beinen stehen kann. Aber ich vergaß, du hattest ja was mit dieser Ravenclaw. Wie hieß sie doch noch?"
 

Am liebsten hätte Harry losgeheult oder ihn gleich an Ort und Stelle wieder in das leere Klassenzimmer mit dem Irrwicht zurück geprügelt und zu gesehen, wie er sich weiter quälte. Doch er beherrschte sich. Er würde nicht auf das Niveau des Slytherins herabsinken. "Du meinst Cho Chang.", presste er mühsam hervor. "Ja, wir haben uns geküsst. Sonst noch was?"
 

"Scheinst ja nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein. Die ist doch jetzt mit diesem Michael Corner zusammen und das schon seit letztem Jahr. Hast du ihr so die Ohren vollgeheult, Potter?"
 

"Sei vorsichtig, Malfoy. Sonst könnte es passieren, dass ich mich heute Abend schon mit dir auf ein letztes Gefecht einlasse."
 

"Ich zittere vor Angst. Oder willst du mich auch mit einem Patronus vertreiben?" Der blonde Junge wollte sich ausschütten vor Lachen.
 

Ärgerlich packte Harry ihn am Kragen, was sein Gegner mit derselben Bewegung erwiderte.

Aus dem Hintergrund erklang plötzlich eine kleine Stimme. "Wenn die Herren nicht noch etwas wünschen, würde sich Nimsy gerne zurückziehen."
 

Einstimmig zischten die beiden Jungen: "Nein, wir brauchen nichts!"
 

Dann erklang ein leises Plopp und sie waren allein.
 

Augenblicklich erschienen die Flügel des Slytherin wieder und es war nicht klar, wer sich darüber mehr erschreckte.
 

Die Augen des Blonden wurden sanft und er murmelte etwas, dass sich ziemlich nach "Oh nein!", anhörte. Lauter sagte er dann: "Lass los, Potter."
 

"Und wenn ich nicht will?", flüsterte Harry. Jetzt endlich konnte er sich gegen den Slytherin wehren, ohne Gefahr zu laufen, ihn ernsthaft zu verletzen. Außerdem gab es ihm Gelegenheit, eine Frage zu stellen, die ihn immer noch beschäftgite und es war ihm jetzt herzlich egal, wie sich Malfoy dabei fühlte.
 

"Vielleicht gefällt es mir so.", fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu. "Das Spiel kann man auch anders herum spielen."
 

"Das ist nicht deine Art von Spiel, Potter, wenn du mich fragst. Also lass mich jetzt los."
 

"Ich frag dich aber gar nicht, Malfoy. Ich hab nämlich die Schnauze gestrichen voll von deinen blöden Antworten.", gab Harry ruhig zurück. Das wollte er jetzt auskosten. Wenn es zu ernst wurde, würde sich der Blonde schon zur Wehr setzen. "Jetzt wirst du mir mal eine Frage beantworten. Warum hat dir dein Vater so explizit den Umgang mit mir verboten? Es hätte ihm doch eine Freude sein müssen, mich auf eure Seite zu ziehen und dann umzubringen. Warum nicht?"
 

"Es ging einfach nicht. Du warst nicht in Slytherin.", wisperte der Junge vor ihm tonlos. "Du warst mit diesem Schlammblut und deinem dämlichen Wieselfreund zusammen. Wie hätte ich da reinpassen sollen"
 

Der Gryffindor beschloss, das mit dem "Schlammblut" mal zu über hören und konzentrierte sich lieber auf den zweiten Teil der Antwort. "Hättest du denn dazu passen wollen?"
 

"Bestimmt nicht. Nicht mehr, nach dem du mich so abserviert hast.", gab der andere zögernd zur Antwort. "Du gehörtest eben zu den andern. Ist doch egal."
 

"Nein ist es nicht. Sag es mir jetzt ehrlich. Ein einziges Mal in deinem Leben bitte ich dich um etwas und das ist eine ehrliche Antwort. Wolltest du damals mit mir befreundet sein, weil ich berühmt war, oder weil du mich mochtest?"
 

Schweigend sah der blonde Junge zu Boden. Harry ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Da stand er nun, die blonden Haare fielen ihm vor das Gesicht, er ließ die Schulter sinken und die Flügel hingen traurig herab. Irgendwie tat er Harry noch mehr leid als vorhin, aber er musste jetzt eine Antwort auf diese Frage haben.
 

Er wartete.
 

Nach unendlich langer Zeit hob der Slytherin den Kopf und wohl das erste Mal in der ganzen Zeit, da sie sich kannte, sah Harry den wahren Draco Malfoy.
 

Der Junge lächelte und sagte mit belegter Stimme:
 

"Es gibt Dinge, die eben auch ein Malfoy nicht haben kann und dazu gehört ein wahrer Freund."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-05-04T19:33:41+00:00 04.05.2005 21:33
Zuerst einmal muss ich klarstellen, dass nichts eklig daran ist den Kuchen in Etappen zu essen. Das mach ich auch und es ist TOLL!
Dass Dra sowas persönliches zugibt, das hätte ich ihm nicht mal mit den Flügeln zugetraut. Der wird ja richtig weich!
*unbedingt weiterlesen muss*
Von: abgemeldet
2004-11-14T13:20:53+00:00 14.11.2004 14:20
Jaja, gemeinsames Kuchenessen löst selbst die verbittertsten Zungen... Ich mag das Kapitel total. Zusammen mit dem "Entdeckungs"-Kap. mit Draco im Wald und dem nächsten ist es mein Lieblingskapitel.
Ich mag es allgemein, wenn äußerlich Böse in einem verletzlichen Moment ihre wahre Seite zeigen (und es selbst weder verstehen noch besonders mögen).
Und...wieso habe ich keine Nimsy? *auf Schreibtischchaos blickt*
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:24:28+00:00 15.10.2004 00:24
Sprachlos ist, was soll ich zu Dracos Reaktion sagen!? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.


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