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Zimtsterne

Merry Christmas
von

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Gemahlene Mandeln

„Sind die von dir? Wow, danke schön! Und sogar Zimtsterne, ich liebe deine Zimtsterne!“, sagte er und zog sie in eine Umarmung. Sie konnte nichts dagegen tun, aber in diesem Moment erinnerte er sie so sehr an den Takeru von früher, dass sie all ihren Schmerz und ihre Trauer der letzten 6 Jahre für einen Moment vergaß und die Umarmung einfach nur lachend erwiderte. „Ich weiß.“, brachte sie zur Antwort hervor und betrachtete ihn weiterhin lächelnd, als er sie losließ und die Tüte mit den Zimtsternen öffnete um einen Keks zu probieren.
 

Zwischen zwei Bisschen seufzte er kurz und sagte dann; „Hmmm… Genau wie früher.“ Sie kicherte und gab zurück: „Gib es zu, du hast mich nur besucht, damit du meine Zimtsterne essen kannst.“ Das brachte auch ihn zum Lachen. „Erwischt. Auf der ganzen Welt gibt es nun mal leider niemanden, der sie so gut macht, wie du.“ Es sollte unbeschwert klingen, aber sie wusste, wie ernst er dieses Kompliment meinte. Er hatte es ihr schon früher immer gesagt.
 

Takeru nahm sich noch einen der Kekse und verschloss dann die Tüte wieder, ehe die beiden losgingen. Sie schlenderten über den Weihnachtsmarkt, schauten sich die Stände an, die alle festlich dekoriert und beleuchtet waren und kauften sich etwas zu essen. Hikari erzählte immer mal wieder kleine Geschichten zur Stadt und zum Weihnachtsmarkt und Takeru hörte ihr interessiert zu. An einem alten Brunnen holte er sein kleines, ledergebundenes Notizbuch hervor und schrieb ein paar Zeilen hinein. Hikari wartete bis er fertig war und zeigte dann auf das Buch. „So eines hattest du früher schon immer bei dir. Ich kann mich noch erinnern, dass du dort immer alles aufgeschrieben hast, was dir für deine Geschichten eingefallen ist.“
 

„So mache ich es heute auch noch.“, erwiderte Takeru und steckte das Notizbuch wieder ein. Sie musterte ihn kurz. Äußerlich hatte er sich, im Gegensatz zu früher, schon sehr verändert. Er war schon immer sehr attraktiv gewesen, ohne jeden Zweifel, doch nun war er bereits 29 und wirkte einfach reifer, Erwachsener. Und doch erkannte sie in ihm immer noch den Jungen von früher. Mit dem sie aufgewachsen war, mit dem sie so viel erlebt hatte, der sie an zuhause erinnerte. Und an ihren Bruder.
 

„Du denkst an Tai, oder?“, fragte Takeru und sah sie verständnisvoll an. Er wusste schon früher immer genau, was sie dachte. Sie spürte, wie die Schwere wieder begann, sich über sie zu legen, also nickte sie nur kurz und sah an ihm vorbei, um nichts sagen zu müssen. Er nickte ebenfalls und nach einer Weile, in der sie einfach nur schweigend dagestanden hatten, sagte er schließlich: „Ich verstehe, warum du weggegangen bist.“ Sie schloss die Augen. Sein Verständnis war das letzte, was sie wollte. Doch er sprach weiter: „Aber du darfst dir nicht länger die Schuld an seinem Tod geben.“
 

Durfte sie nicht? Dabei war sie doch schuld daran. Sie hatte das Auto gefahren, mit dem sie den Unfall hatten. Sie war der Grund, warum ihr Bruder jetzt tot war. Und sie lebte. Wem sollte sie sonst die Schuld dafür geben? Wen sollte sie sonst dafür hassen? Die Erinnerung an diesen schrecklichen Tag blitze vor ihren geschlossenen Augen auf und sie hielt es nicht länger aus, also riss sie sie auf. Sie schaute direkt in Takerus Augen, der sie voller Mitgefühl ansah. Und das regte etwas in ihr.
 

„Schau mich nicht so an!“, rief sie ihm wütend zu. „Ich will dein Mitleid nicht. Ich bin Schuld an dem was passiert ist, das weiß ich. Und bis du aufgetaucht bist, konnte ich einigermaßen damit leben.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte los. Und als sie so an den Menschen vorbei lief, bemerkte sie erst nach einer ganzen Weile, dass sie das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder weinte.



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