Zum Inhalt der Seite

Die mit den Tierwesen tanzt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

... wer einmal ein anständiger Niffler-Halter sein will

Ich zuckte. Etwas war auf den Boden gefallen. So wach war ich schon, dass ich das problemlos registrierte. Ich konnte mir nur nicht erklären, was runter gefallen war. Nur, dass es weich war. Und dass es dabei ächzte.

Ich rieb mir mit meiner Hand über meine Augenlider. Fühlte mich noch viel zu müde, um schon aufzustehen. Aber der Lärm wollte auch irgendwie nicht aufhören. Ich angelte meinen Zauberstab vom Boden. Lumos klappte beim zweiten Versuch, und ich stellte fest, dass Rufus den Weg in meinen Kleiderschrank gefunden hatte.

„Du kleines Monster!“, schimpfte ich mit ihm.

Er hatte doch tatsächlich angefangen, meine Wäsche aus dem Schrank zu werfen. Ich quälte mich aus dem Bett und betätigte den Lichtschalter. Der Schrank war etwa zur Hälfte leer geräumt, ein Unterhemd hing gerade noch so an einem der Bretter innen fest.

„Du kleines Monster“, wiederholte ich und stapfte zu dem Schrank.

Rufus sah mich und schlüpfte mir durch die Hände, als ich ihn packen wollte. Ich ließ ihn zunächst krabbeln, sammelte meine Wäsche auf und stopfte sie in den Schrank.

„Hast dir wohl ne Kuhle bauen wollen, wie?“

Der Niffler war unter den Tisch gesprungen und linste mich jetzt an. Als ich fast bei ihm angekommen war, flitzte er unters Bett.

„Jetzt komm, ich hab keine Lust, dir hinterher zu laufen.“

Dummerweise hatte er alles Glitzernde, was sich in meinem Besitz befand, schon in seinem Bauch. Ich hätte wohl doch einige der Euros zurückbehalten sollen, aber ändern ließ es sich jetzt auch nicht mehr.

Am Bett angekommen flitzte er natürlich wieder weg, aber ich ließ mich stattdessen auf die Matratze fallen. Ein bisschen dösen war noch drin, wie ich bei einem kurzen Blick auf mein Smartphone feststellte. Ich hatte den Tag frei, was sollte ich also machen? Sicher war es das Beste, einen Tierbedarfsladen aufzusuchen und dort das ein oder andere für Rufus zu kaufen. Ein Katzenkorb vielleicht und Heimchen, falls die welche hatten.

Wie zur Bestätigung kratzte er an meinem Kleiderschrank. Scheinbar hatte es ihm doch nicht so recht gefallen, in meinem Bett zu schlafen. Erschrocken ließ ich mich von der Matratze fallen und krabbelte zu ihm hin. Er wich wieder etwas zurück.

„Hab ich dich heute Nacht etwa getreten, mein kleiner armer Rufus?“

Abschätzig betrachtete mich der Niffler einmal von oben nach unten. Natürlich gab er mir keine Antwort, aber sein Blick sprach Bände. Vielleicht hatte ich ihn sogar aus dem Bett gekickt, kein Wunder, dass er jetzt so einen Radau machte.

Ich schüttelte den Kopf, stand auf und öffnete meinen Kleiderschrank wieder. Am besten war es wohl, zu Duschen und dann Frühstücken zu gehen. Ich fühlte mich teigig und hatte es dringend nötig, mal wieder Wasser auf meiner Haut zu spüren. Gesagt getan. Ich ging ins Bad hinüber und stellte die Dusche an. An die antik aussehenden Armaturen hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, nicht jedoch daran, dass ich einen Regler für Heißwasser hatte und einen für Kaltes. Ich brauchte wieder eine halbe Ewigkeit, vernünftig warmes Wasser einzustellen, doch schließlich prasselte es dampfend herab.

Ich stellte mich in die Wanne, zog den Duschvorhang zu, und ließ das Wasser die ersten fünf Minuten nur über meinen Körper herablaufen. Als ich mich umdrehte und nach der Seife greifen wollte, zuckte ich zusammen.

„RUFUS, DU SPANNER!“

Rufus hing am Rand der Wanne und schaute mir dabei zu, wie ich duschte. Zunächst versuchte ich, mich halbwegs zu bedecken, was aber ein Ding der Unmöglichkeit war. Er saß ausgerechnet an der Stelle, wo ich Seife und Shampoo platziert hatte.

„Kusch!“

Er dachte natürlich gar nicht daran, sich von mir verscheuchen zu lassen. Ich versuchte stattdessen, ihn so sanft wie möglich vom Wannenrand zu schieben. Zum Dank kratzte er mich einmal und sprang dann selbst auf die Fliesen zurück.

„Du kleines Ungeheuer!“

Ich blutete am Finger. Rufus saß auf den Fliesen und sah über den Wannenrand zu mir hoch, abschätzig, als würde er überlegen, was er als Nächstes mit mir anstellen wollte. Ich funkelte ihn wütend an, was ihn dazu veranlasste, zu verschwinden.

„Kleines Ungeheuer ...“, murmelte ich.

Ich hoffte nur, dass er nicht wieder einen Saustall in meinem Schlafzimmer anrichtete. Noch einmal wollte ich meine Wäsche nicht wieder aufräumen müssen. Dann kam mir eine Idee, aber das würde ich notgedrungen an ihm testen müssen.

„Und ihn dafür mitschleppen ...“

Andererseits war es töricht, den Niffler alleine in meinem Schlafzimmer zu lassen, während ich Berlin erkundete und die ein oder andere Besorgung machte. Ich wusch mich, während ich so dahin sinnierte. Als ich aus der Wanne trat, stieg mir ein seltsamer Geruch in meine Nase. Rufus hatte wohl irgendwo hingemacht. Ich seufzte innerlich. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?

Ich zog mich an, wickelte meine feuchten Haare in einen Turban und ging ins Schlafzimmer zurück. Rufus war wenigstens so umsichtig gewesen, gut sichtbar ein Häufchen zu setzen. Komischerweise saß er direkt daneben, so, als wäre ihm bewusst, dass er sich nicht so toll verhalten hat.

„Also Katzenkorb, Katzenklo, Streu, Heimchen und die andere Sache.“

Ich beschloss, auch noch ein bisschen Katzenfeuchtfutter zu besorgen. Igel konnte man damit gut füttern und bei Maulwürfen und Nifflern sollte das schließlich auch klappen, oder nicht? Ich tätschelte ihm leicht über den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass ich nicht böse war, und beeilte mich dann, das Malheur zu entfernen. Danach wusch ich mir noch mal die Hände, sammelte Handy, Zauberstab und Niffler ein und fuhr zur Kantine hoch.

Es war halb neun Uhr morgens und hier herrschte reger Betrieb. Genau genommen hatte ich die Kantine noch nie so voll erlebt und ich musste fast fünf Minuten warten, ehe ich zur Ausgabe kam. Rufus ließ ich dieses Mal auf meiner Schulter und er machte Anstalten, meinen Arm hinunter zu klettern, aber ich schob ihn immer wieder hoch.

„Benimm dich gefälligst!“, raunte ich ihm zu.

Ich packte ein paar Scheiben Wurst und ein Wiener Würstchen auf einen Teller, für Rufus, und sammelte mir dann selbst meine Sachen nebst Kaffee ein. Einen freien Platz für mich und Rufus zu finden, war nicht so leicht. Ich wollte ihn nicht auf den Boden setzen, aber die meisten Bänke waren gut besucht. Nur in der Mitte gab es noch genügend Platz und ich quetschte mich durch. Dabei registrierte ich, wie mir zahlreiche Augenpaare folgten.

„Ist hier noch frei?“, fragte ich eine Hexe am Tisch.

Sie nickte, ignorierte mich dann aber zum Glück. Den Teller für Rufus stellte ich auf die Bank neben mich und sofort kletterte er meinen Rücken hinab.

„Wohl bekomms!“, wünschte ich ihm und trank von meinem Kaffee.

Während ich aß, versuchte ich, so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen. In der Kantine herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, aber seltsamerweise blieb die Mitte relativ unbesetzt. Die allgemeine Aufmerksamkeit hatte sich wieder auf die Tabletts gerichtet, nur die uns nächsten Leute warfen hin und wieder einen neugierigen Blick auf meinen Niffler, der sich gerade über sein Frühstück hermachte.

„Schling nicht so“, mahnte ich ihn.

Natürlich hörte Rufus nicht auf mich. Wäre ja auch zu schön gewesen. Das Würstchen hatte er zur Hälfte verspeist, die Wurstscheiben waren ebenfalls alle angefressen.

„Wehe, du isst nicht auf!“

Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich im Restaurant oder in einer Kantine mein Teller nicht komplett leer zurückgab. Ich wandte mich wieder meinem eigenen Teller zu und schob die zweite Semmelhälfte mit Butter und Marmelade in meine Futterluke. Als ich mit dem Obstsalat anfing, plumpste etwas an meinen Oberschenkel. Ich sah hinab.

Rufus hatte sich gegen mich gelehnt. Sein Teller war komplett leer geleckt. Sein kurzes Stummelschwanz spitzte zwischen seinen Beinen hervor, gerade so, als hätte er sich auf eine Couch gefläzt.

„Braver Rufus!“, lobte ich.

Er machte keine Anstalten, herumzutoben, und so beendete ich mein Frühstück. Es blieb gleichbleibend geschäftig in der Kantine. Die Hexe, die noch bei uns gesessen hatte, war mittlerweile gegangen. Hier und dort konnte ich spitze Hüte aufragen sehen, manche hatten auch ganz andere Arten von Kopfbedeckungen. Einer hatte sogar ein ziemlich schlecht sitzendes Toupet und ich hätte fast meinen Kaffee gespuckt, als ich ihn erspähte. Zum Glück bemerkte mich niemand.

Ich sammelte alles wieder ein, brachte das Tablett zurück und fuhr mit Rufus in mein Zimmer zurück.

„Also, dann wollen wir dich mal reisefertig machen, ja?“

Er sah fragend vom Boden zu mir hoch. Ich grinste ihn nur einmal an und griff dann zu meinem Rucksack. Sofort krabbelte er unter das Bett.

„He! Komm da wieder raus.“

Rufus blieb, wo er war und sah zu mir, als ich unters Bett schaute. Ich konnte seine kleinen Knopfaugen sehen, die das Licht reflektierten. Er schnaufte schwer. Scheinbar hatte er noch ein Trauma von dem Augenblick, wo er gelähmt in meinem Rucksack war. Für eine halbe Nacht, weil ich ihn vergessen hatte.

„Oh je, das kann ja heiter werden.“

Ich ließ ihn erst einmal sitzen, wo er war und überlegte, wie ich den Rucksack so präparieren konnte, dass es für ihn möglichst angenehm war. In der Öffentlichkeit rumtragen war schließlich ausgeschlossen, aber ich wollte ihn auch nicht in meinem Zimmer einsperren, während ich in der Stadt zu tun hatte.

„Und ich sollte mir überlegen, wie ich am besten mit dir Gassi gehen kann, was?“, meinte ich.

Ich holte einen Pullover und ein Handtuch aus meinem Schrank und stopfte es ins hinterste Fach des Rucksacks. Hoffentlich fand Rufus darin so viel Platz, dass er sich komplett verstecken konnte. Aber er sollte auch den Schnabel raus stecken können. Der Niffler saß immer noch unter dem Bett und ich versuchte, ihn hervorzulocken.

„Na komm, wir wollen einen Ausflug machen.“

Rufus saß immer noch in der hintersten Ecke und glotzte mich an. Er war durch nichts zu bewegen, unter dem Bett hervorzukommen. Dummerweise hatte ich auch keinen Glitzertand zur Hand. Ich seufzte.

„Soll ich dich etwa doch wieder lähmen, damit ich dich da raus bekomme?“

Ich fischte nach meinem Zauberstab. Als Rufus den sah, hatte er ein Einsehen und kam vorsichtig näher. Ich zeigte ihm, wie ich das Fach in meinem Rucksack ausgepolstert hatte. Er steckte seinen Schnabel hinein und sah mich dann skeptisch an.

„Brauchst du noch ein Handtuch?“

Nach einigem Zögern kroch er doch in den Rucksack und drehte sich um. Vorsichtig stellte ich ihn auf und alles sackte nach unten. 

„Gut, wohl noch wenigstens ein Handtuch.“

Ich hob Rufus aus dem Rucksack und setzte ihn auf dem Bett ab. Danach holte ich noch ein kleines Handtuch und stopfte es in das Fach in der Hoffnung, dass er jetzt besser drin sitzen konnte. Auffordernd hielt ich dem Niffler den Rucksack hin. Dieses Mal krabbelte er schneller hinein und hatte auch weniger Mühe, oben heraus zu schauen. Probehalber versuchte ich, den Rucksack zuzumachen, aber Rufus begann sofort zu protestieren.

„So kann ich dich aber schlecht in Menschenmassen mitnehmen.“

Er hörte nicht auf, zu rebellieren, und so ließ ich ihm zunächst seinen Willen. Ich zog mich berlintauglich an, schob meinen Zauberstab in meinen Hosenbund und zog meine Jacke darüber. Danach schulterte ich den Rucksack. Rufus schnuffelte mir sofort durch die Haare.

Der Rucksack war noch schwerer als sonst. Unbewusst grummelte ich, das konnte ja heiter werden, wenn ich keine Alternative fand, Rufus mit mir mitzunehmen.

„Hmpf. Außer ich lass mir von wem meinen Rucksack so verzaubern, dass er wie Newts Koffer ist.“

Aber darauf hatte ich gerade wenig Lust. Wir fuhren in die Lobby hoch und ich ließ mir vom Empfang den Standort und die Zugangsweise vom KaDeZa erklären. Und tippte das ganze dann in eine Notiz auf mein Handy, als ich das Ministerium verlassen hatte. Der Weg dorthin war zwar einfach, aber der Zugang natürlich magisch gesichert.

Doch anstatt mich direkt auf den Weg zu machen, suchte ich den Fressnapf in Kreuzberg auf und tingelte mit einem Einkaufwagen hinein. Ich verirrte mich als Erstes in der Abteilung mit den Halsbändern, Geschirren und Leinen für kleinere Hunde.

„Kann ick Ihnen helfen?“, fragte auch gleich eine Mitarbeiterin, die sich unbemerkt angeschlichen hatte.

Ich zuckte zusammen. Hoffentlich hatte sie Rufus nicht gesehen.

„Ich schau mich erst mal nur um, vielen Dank.“

Sie zog wieder von dannen. Ich schluckte und sah mir dann mehrere von den Geschirren an. Ich versuchte abzuschätzen, ob eines davon groß genug für Rufus sein würde. Aus zweierlei Gründen traute ich mich nicht, ihn aus dem Rucksack zu holen und es zu testen. Einerseits wollte ich den Ladendetektiv nicht auf uns aufmerksam machen. Und andererseits sollte mir der Kleine nicht stiften gehen in dem Laden. Der Niffler nieste in meinen Nacken.

„Na vielen Dank auch!“

Schließlich wählte ich ein Dunkelblaues, das man ein bisschen verstellen konnte. Die dazu passende Leine war schnell gefunden und ich verkrümelte mich zu den Körbchen und Transportboxen. Dort war es schon schwieriger, eine Auswahl zu treffen. Vor allem die Körbchen waren alle weich und flauschig. Newts Niffler im Film hatte aber eher so eine Weidenhöhle zum Dekorieren, wenn ich mich recht erinnerte. Solche gab es aber nur bei den Transportboxen mit Gitter vorne dran. Doch anstatt mir eine solche zu nehmen, griff ich zu einer handelsüblichen Katzentransportbox aus Plastik. Dort hinein wollte ich den ganzen Kram stopfen, den ich jetzt kaufte und bequem mit mir mitschleppen wollte. Bei den Körbchen griff ich dann zu einem kleineren mit Knochen drauf.

Die Katzenkratzbäume betrachtete ich nur kurz. Als Artverwandter von herkömmlichen Maulwürfen würde Rufus wohl eher etwas brauchen, worin er auch mal graben konnte.

„Hah!“

Ich fuhr mit dem Einkaufwagen zu den Katzenklos weiter und wählte schließlich eine große und tiefe Box, in die man viel Streu einkippen konnte. Und seufzte dann und stellte sie wieder zurück, weil ich so viel doch nicht tragen konnte.

„Hm, werden wir wohl erst mal reichlich Gassi gehen müssen, wir zwei, was?“

Ich hörte, wie er zweimal gegen den Rucksack kratzte.

„Huh? War das jetzt etwa ein ja? Aber du hast doch vorhin schon ...?“

Rufus blieb ruhig sitzen. Es gab einfach zu viel, was ich nicht über Niffler wusste. Das konnte ja was werden. Ich sammelte ein paar kleine Dosen Katzenfeuchtfutter ein und kam dann an einem Regal mit Heimchen vorbei, die für die Reptilienversorgung verkauft wurden. Rufus fing zu toben und zu zappeln an und hörte erst wieder auf, als ich auch von den Heimchen zwei Packungen in den Einkaufswagen legte. Irgendwie hatte ich so meine Zweifel, dass sie alle in Rufus‘ Magen landen würden. Sicher würde ihm der ein oder andere Käfer zwischen die Krallen gehen und sich dann in meinem Zimmer verkrümeln.

Eine Zeckenzange und ein Leuchtanhänger für das Geschirr fanden ebenfalls den Weg in den Einkaufswagen. Unschlüssig blieb ich vor den Bürsten stehen, entschied mich aber schließlich dagegen. So lang war das Fell von Rufus nun auch wieder nicht, als dass ich es vor Verfilzung schützen müsste. Aus Prinzip nahm ich dann noch eine Katzenangel. Ob der Niffler darauf anspringen würde, wenn ich ihm was Glitzerendes ran bastelte?

Bevor ich mit meiner Ausbeute an die Kasse ging, stellte ich meinen Rucksack auf den Boden und kramte meinen Geldbeutel hervor.

„Sei bloß still, sonst fliegen wir auf“, raunte ich Rufus zu.

Ich schulterte den Rucksack wieder und fuhr an die Kasse heran.

„Können Sie mir die Sachen bitte in die Transportbox packen?“

Der Kassierer sah ziemlich skeptisch auf meine Ausbeute, passten Hundegeschirr, Katzenfutter und Angel doch so gar nicht zusammen. Bei den Heimchen schien er besonders misstrauisch zu werden, doch zum Glück sagte er nichts, und fing an, die Sachen einzuscannen und in die Kiste zu packen.

„Wollen Sie sicher keine Tüte?“

„Hm ... Hrm, doch, geben Sie mir bitte eine dazu.“

„Das macht dann 50 Cent extra.“

Ich seufzte. Andererseits hatte ich eh vor, die Rechnung Dr. Müller sozusagen als Spesenabrechnung zu geben. Es konnte schließlich nicht sein, dass ich die ganzen Sachen von meinem privaten Geld bezahlen sollte. Der Verkäufer packte die Transportkiste samt Inhalt in eine große Plastiktüte und stellte sie auf den Tresen. Ich bezahlte mit Karte, stellte die Tüte in den Einkaufswagen und fuhr weg.

„Äh, was ist das?“, fragte er dann hinter mir.

Ich zuckte zusammen und fuhr herum.

„Was meinen Sie?“

„Na, das in Ihrem Rucksack.“

„Äh ... das Schwarze?“

Er nickte.

„Ist nur ein selbstgenähtes Stofftier. Die Sachen sind für das Tierheim, das ich privat unterstütze.“

„Ah ja? Seltsame Kombination ...“

Ich legte den Kopf schief und lächelte ihn an.

„Kann Ihnen ja eigentlich egal sein, Sie haben damit ein Geschäft gemacht.“

Er grummelte.

„Wiedersehen“, meinte er ziemlich unfreundlich.

‚Du mich auch‘, dachte ich.

Ich atmete einmal tief durch, als ich endlich draußen war und den Einkaufswagen abgestellt hatte.

„Also, musst du mal oder können wir direkt ins KaDeZa?“, frage ich Rufus.

Sein Schnabel kitzelte mich im Nacken und ich lachte.

„Hey! Ist das jetzt ein ja oder ein nein?“

Ich setzte den Rucksack wieder ab, um meinen Geldbeutel einzuräumen, Rufus kurz zu tätscheln und die Uhrzeit auf meinem Handy zu prüfen. Rufus machte Anstalten, an meine Hände zu kommen.

„Au, nicht wieder kratzen“, meinte ich rein vorsorglich.

Er versuchte, sich aus dem Rucksack zu kämpfen, aber ich schob ihn wieder zurück.

„Was willst du denn?“

Er hatte seine kleinen Knopfaugen starr auf die Einkaufstüte gerichtet.

„Nee, also da musst du schon bis heute Mittag warten, du hattest erst Frühstück!“

Rufus machte weiterhin Terz und so zog ich nur einmal kurz das Geschirr heraus, um es ihm zu zeigen. Er starrte drauf und hörte zu zappeln auf.

„Wenn du brav bist, kauf ich dir im KaDeZa auch noch was Feines. Gut, und wo ist jetzt die nächste Öffentliche?“

Ich prüfte es auf meinem Handy und stellte fest, dass es vielleicht eine Viertelstunde entfernt war. Dafür lohnte es sich nicht, umständlich mit dem öffentlichen Nahverkehr zu fahren. Ich schulterte meinen Rucksack, nahm die Einkaufstüte und stiefelte los.

Meine Wegweiserapp führte mich zunächst die Hauptstraße entlang und ich kam am so genannten Anhalter Bahnhof vorbei.

„Seltsame Namen für S-Bahn-Stationen haben die hier“, wunderte ich mich.

Hinter dem Platz bog ich links ab und folgte der Straße etwa zehn Minuten, bis ich endlich an einer kleinen Parkanlage ankam. Von hier aus war es nicht mehr weit.

Ich spürte, wie Rufus gelegentlich den Kopf wendete, aber niemand nahm groß von uns Notiz. Die meisten schienen ihn hoffentlich doch für ein Stofftier zu halten, das einfach nicht mehr ganz in den Rucksack gepasst hatte.

Wir durchquerten den Park und bogen dann noch mal links ab. Ein Hinweisschild wies mir den Weg in die Richtung, in die ich musste. Ich wechselte einen 5-Euro-Schein am Automaten, warf ein 1-Euro-Stück in den anderen und zwängte mich mit Sack und Pack durch das Drehkreuz. 

Zu den Damen ging es wieder nach links. Das Örtchen war ziemlich gut besucht, wie es schien. Ich bekam die vorletzte Kabine, trat ein und schloss hinter mir ab. Dann sah ich zweifelnd auf die Schüssel vor mir.

‚Und ich muss mich wirklich runterspülen?‘

Eine geschlagene Viertelstunde stand ich vor der Toilette und fragte mich, ob das alles nicht doch ein Traum war und ich die schlimmsten Sachen nur noch nicht erlebt hatte, um schließlich aufwachen zu können.

„Oder zu dürfen ...“

Einen Augenblick später hämmerte jemand an meine Tür.

„Ja doch verdammt, man kann nichts erzwingen!!“, brüllte ich genervt.

Es kostete mich weitere zehn Minuten, ehe ich mich in die Kloschüssel stellte, das zweifellos bakterienverseuchte Spülwasser ignorierte, das meine Füße umspülte, wackelig versuchte, mit der großen Fressnapf-Tüte und dem Rucksack mein Gleichgewicht zu halten, und schließlich den Spülknopf betätigte. Ich wurde in einen Schraubstock gedreht und nach unten gezogen, mein kompletter Mageninhalt schob sich nach oben.

Am anderen Ende wurde ich wieder herausgedreht und schaffte es, auf beiden Füßen zum Stehen zu kommen. Nur die Fressnapf-Tüte rutschte mir aus den Fingern und landete krachend auf der saftig grünen Wiese neben mir. Bedröppelt blieb ich stehen und sah mich um. Doch Zeit zum Verschnaufen blieb mir nicht, eine Hexe kam auf mich zu und verscheuchte mich.

„Schnell, bevor der Nächste kommt und in Sie kracht!“

Ich sammelte meinen Kram auf und machte, dass ich wegkam. Hinter mir krachte keine zwei Augenblicke später der nächste Besucher des KaDeZas durch das Portal. Auf welcher öffentlichen Toilette er sich wohl runtergespült hatte, um hierher zu kommen?

Ich hatte nicht schlecht gestaunt, als mir der Rezeptionsmitarbeiter des Ministeriums den Weg erklärt hatte. Und so freundlich war, ihn mir auch noch ein zweites Mal zu erklären und ein drittes Mal zu bestätigen, dass ich mich wirklich – wie in einem der Filme – in einem Klo herunterzuspülen habe.

Ich sah auf meine Füße und stellte überrascht fest, dass sie vollkommen trocken waren. Ich schob es auf einen Nebeneffekt des Portals.

„Wäre ja sonst auch nicht machbar, wenn jeder mit nassen Füßen hier ankommen würde.“

Sich zu beschweren war schließlich der deutsche Nationalsport nach Fußball schlechthin. Sicher würde die deutsche Zauberergemeinschaft nicht anders sein. Ich setzte meinen Rucksack ab und sofort sprang Rufus heraus.

„He!“, rief ich ihm hinterher.

Aber der Kleine hüpfte nur einmal zur Wiese zurück, kratzte etwas im Boden und hockte sich dann ihn. Ich sah mich schnell um, doch von den anderen Leuten, die ins Kaufhaus der Zauberdinge wollten, nahm niemand Notiz davon, dass mein Niffler sich hier gerade in aller Öffentlichkeit erleichterte.

‚Vielleicht hätte ich auch noch einmal gehen sollen ...‘, dachte ich.

Als Rufus fertig war, schob er sich auf der Wiese im Kreis, rollte einmal darüber und kam dann gemächlich zu mir zurück. In den Rucksack wollte er nicht wieder hinein. Ich seufzte. Frei herumlaufen lassen konnte ich ihn auch nicht. Entweder ging er im Kaufhaus verloren, machte sich absichtlich davon oder jemand anderes wurde auf ihn aufmerksam und nahm ihn heimlich mit. Alles davon wollte ich nicht, also kramte ich in der Fressnapf-Tüte nach dem Geschirr. Bevor ich es herauszog, packte ich Rufus. Der Kleine merkte, was ich vorhatte, und fing wieder zu zappeln und zu toben an.

„Ich kann mich nicht drauf verlassen, dass du mir nicht abhaust!“, schimpfte ich mit ihm.

Zwei Hexen sahen neugierig zu uns herüber, gingen aber zum Glück weiter.

„Autsch!“

Er hatte mich gekratzt, aber ich konnte ihn dennoch zu Boden halten. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich das Geschirr an Rufus dran hatte. Umgehend begann er, daran herum zu kratzen, aber der Verschluss war zum Glück so gefertigt, dass er ihn nicht so leicht aufbekommen würde. Überdies war er aus Plastik. Die Leine hatte ich schnell an ihm dran. Von beiden Artikeln riss ich die Preisschildchen ab, stopfte sie in meine Tüte zurück und schulterte meinen Rucksack wieder.

Rufus saß irritiert auf dem Boden, rollte sich dann auf den Rücken und versuchte so, das Geschirr abzustreifen. Wieder dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis er begriff, dass er mit mir mitlaufen sollte. Wann immer ich versuchte, ihn leicht in meine Richtung zu ziehen, stemmte er sich dagegen. Natürlich brachte ihm das nicht viel, aber der Niffler sollte begreifen, dass er mit Geschirr und Leine leben musste, wenn er ein halbwegs freies Leben bei mir genießen wollte. Frei laufen lassen konnte ich ihn nur in meinem Zimmer und in der Bibliothek, und das auch nur unter Aufsicht. Besser, er gewöhnte sich schnell an die neue Situation. Schließlich tapste er mir in Schlangenlinien hinterher, ließ immer so viel Platz zwischen sich und mir, wie möglich. Rufus schien wirklich beleidigt zu sein. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir am Eingang des KaDeZas an. Das KaDeZa schien das einzige Gebäude in diesem separaten und vor den normalen Menschen abgeschirmten Bereichs zu sein. Zwei große Messingdrehtüren gewährten Zutritt zu dem magischen Konsumtempel, der von außen genauso groß wie sein MaKa-Pendant zu sein schien. Aber bei Magie konnte man schließlich nie wissen.

Rufus schien das System Drehtür ebenfalls begriffen zu haben. Wir passten eine Chance ab und liefen dann gemeinsam durch das Portal, ehe der Niffler sich wieder betont Zeit damit ließ, mir zu folgen. Allerdings war ich auch nicht sehr schnell unterwegs, sondern schlenderte gemütlich zu einer Anzeigentafel.

Im KaDeZa schien es alles zu geben, was das Zauberer- und Hexenherz begehrte: Braukessel, Zaubertrankzutaten, Phiolen für die Tränke, Schulsachen, Kleidung, Schuhe, Handtaschen und Koffer, alles für die verschiedensten Gaumenfreuden sowie einen Zoofachhandel und sogar ein Zauberstabgeschäft. Und mit eines der wichtigsten Dinge für mich würde wohl der Buchladen sein. Wo sollte ich nur als Erstes anfangen?

Ich beschloss, es zunächst in dem Lederwarenbedarf zu probieren. Jost hatte mir geraden, mir für meinen Zauberstab ein Halfter zu besorgen, und das würde ich nur hier bekommen. Der entsprechende Laden war im zweiten Obergeschoss und ich wählte den mit Niffler mühsamen Weg über die Treppe. Schließlich nahm ich Rufus auf den Arm, als ich merkte, dass ihm die Stufen zu anstrengend wurden. Neugierig wandte er seinen Schnabel nach links und rechts und sah sich genauso fasziniert um, wie ich mich. Ich vergaß sogar, ihn wieder auf dem Boden abzusetzen, als wir oben angekommen waren. 

Der Laden war etwas versteckt, doch schließlich fanden wir ihn. Ich schob die altmodische Tür auf und eine Glocke bimmelte. Ein Mann war gerade dabei, eine andere Kundin zu bedienen.

„Guten Tag, ich bin gleich für Sie da“, rief er mir zu.

Ich nickte und sah mich um. Besonders magisch sah die Ware nicht aus, aber bei Handtaschen, Rucksäcken und Koffern konnte man schließlich nie wissen. Ich entdeckte zumindest nichts, dessen Reißverschluss eher an das Gebiss eines Hais erinnert hätte oder dergleichen. Fasziniert erinnerte ich mich an das Monsterbuch der Monster aus dem dritten Teil, das sich als lebendes Buchmonster entpuppt hatte und dem man den Rücken streicheln musste, um es vernünftig öffnen zu können. Irgendwie erwartete ich, dass es sowas hier auch gab.

Rufus zappelte und kletterte dann mein Hosenbein hinab.

„He!“

Zum Glück hatte ich die Schlaufe der Leine um den Arm gelegt. Doch meine Sorge war unbegründet, er wollte nicht stiften gehen, sondern nur hier und da die Ware befummeln. „Beziehungsweise die Schließen, Ziernieten und Ringe, he!!“

Ich zog sachte an der Leine. Der Niffler sah kurz zu mir und machte sich dann wieder an seinem Objekt der Begierde zu Schaffen.

„Jetzt reicht’s aber ...“

So schnell konnte Rufus gar nicht schauen, hatte ich ihn wieder auf meinen Armen. Ich seufzte angestrengt. Wenn er sich in jedem Laden so benahm, konnte der heutige Ausflug ja heiter werden. Der Mitarbeiter schien nun auch misstrauisch geworden zu sein, er kam in unsere Richtung.

„Nun sieh, was du angerichtet hast“, raunte ich Rufus zu.

Der Mann betrachtete uns einmal von oben nach unten.

„Tierwesen haben keinen Zutritt“, meinte er nüchtern.

„Entschuldigen Sie, das ist ein Niffler, der geht mir sonst stiften.“

Das Gesicht des Mannes hellte sich auf.

„Doch nicht etwa der, der die Schlossstraße geplündert hat?!“

„Äh ... doch, ich fürchte, es ist genau der ... Sie haben Ihre Kasse hoffentlich gut abgesperrt?“

Er wurde blass und wuselte zur Theke zurück, um seine Kasse zu sichern. Danach kam er wieder zu mir.

„Sie verstehen hoffentlich, warum ich den kleinen Rabauken nicht aus den Augen lassen will.“

„Ja, vor allem hier nicht. In der Glaskugel stand alles über den Fall“, zwinkerte er. „Also, wie kann ich Ihnen helfen?“

„Äh ...“

Hatte er gerade eben tatsächlich Glaskugel gesagt? Doch ich kam nicht umhin, mir weiter Gedanken darüber zu machen. Ich zog meinen Zauberstab hervor.

„Ah, versteh schon. Kommen Sie bitte.“

Er fuhr auf dem Absatz herum.

„Zauberstab im Hosenbund ... die Jugend heutzutage“, hörte ich ihn faseln.

Ich folgte ihm zu einer Vitrine mit Zauberstabhalftern in verschiedensten Größen und Ausführungen. Er öffnete sie und holte ein Modell hervor. Mein Zauberstab passte wie angegossen hinein, daran erkannte man wohl die Erfahrung des Mannes.

„Dieses Modell gibt es natürlich in verschiedenen Varianten. Nicht nur in schwarz, sondern natürlich auch in braunem Leder, mit Prägung oder Messingbeschlag, ganz nach dem Geschmack der Kunden. Wenn Sie wollen, können Sie auch eine Sonderanfertigung bekommen, zum Beispiel in rotem Leder mit Ihrem Familienlogo eingeprägt.“

„Äh ... ich glaube, das einfache Modell reicht vollkommen. Ich benötige es für die Arbeit und weniger zur Zierde.“

Das freundliche Lächeln des Verkäufers gefror kurz ob der Sorge, vielleicht nur den billigsten Artikel des Ladens verkaufen zu können. Ich ließ meinen Blick schweifen. Sofort nahm der Mann wieder Fahrt auf.

„Benötigen Sie noch etwas?“

Ich sah wieder zu ihm, hielt ihm meine Fressnapf-Tüte entgegen und deutete dann auf meinen Rucksack.

„Verstehe, Handtasche mit integriertem Raumausdehnungszauber. Haben Sie bestimmte Vorlieben?“

„Äh ...“

„Na ja, eher einen Shopper oder lieber eine Clutch? Oder doch wieder ein Rucksack? Den Möglichkeiten sind da keinerlei Grenzen gesetzt, wissen Sie?“

„Oh, äh, na ja, ich bin da eher immer der Umhängetaschentyp.“

Der Mann nickte verständnisvoll.

„Dann werden wir sicher was für Sie finden!“, meinte er motiviert.

Ich seufzte. Wie manipulativ er doch war. Andererseits würde es mir sicher guttun, wenn ich weder Rucksack noch Fressnapfsachen noch länger mit mir herumschleppen müsste. 

‚In einer magischen Umhängetasche würde sich das Gewicht doch bestimmt verflüchtigen‘, hoffte ich innerlich.

Hier eine Auswahl zu treffen, war bei weitem schwieriger, als bei dem Halfter. Eine Tasche war für mich doch immer ein modisches Accessoire, das mir zu gefallen hatte und das zu möglichst vielen Looks passen sollte. In der ich außerdem schnell mein Zeug fand und die einfach zu handhaben war. 

Über eine halbe Stunde also war ich damit beschäftigt, mir verschiedene Modelle anzuschauen. Der Mann hatte sich zwischenzeitlich verkrümelt, um einen anderen Kunden zu bedienen, so konnte ich die Favoriten selbst nach Herzenslust begutachten. Schließlich entschied ich mich auch hier für ein schwarzes Modell. Der Umhängegurt war nicht zu schmal und höhenverstellbar, die Tasche oben wurde nur mit einem Reißverschluss geschlossen. Außerdem hatte sie innen zwei Fächer, ein mit Reißverschluss verschließbares Mittelfach, und zwei innen liegende Seitentaschen. Ich hatte sie schon zweimal begutachtet und wieder an den Haken gehängt. Bisher war der Preis von über 100 Euro immer abschreckend, aber es half wohl alles nichts. Ich nahm die Tasche vom Haken und ging zur Kasse.

„Haben Sie ein Modell gefunden?“, fragte mich der Verkäufer, nachdem er den anderen Kunden verabschiedet hatte.

„Ja. Die Auswahl war aber auch wirklich schwer!“

Er lächelte und begann, Halfter und Tasche einzuscannen.

„Das macht dann 179,95 Euro.“

Ich schluckte.

„Äh, wie läuft das eigentlich mit dem Raumausdehnungszauber?“

Er sah mich verständnislos an.

„Also, muss ich den nicht bezahlen?“

„Huh? Wie meinen Sie das denn?“

„Na ja, die Tasche ist ja jetzt noch nicht verzaubert, oder?“

„Ja, aber das machen Sie doch selber.“

Ich ließ die Schultern hängen. Wie man einen Raumausdehnungszauber anwendete, war mir komplett schleierhaft.

„Ich bin da leider nicht so gut darin. Können Sie das vielleicht für mich machen? Natürlich bezahle ich für diesen Service auch.“

Er sah mich skeptisch an.

„Ihnen ist aber dann schon bewusst, dass nicht nur Sie wissen, in welcher Seitentasche sich das Fach befindet, oder?“

Ich nickte.

„Gut, wenn Sie meinen. Dafür würde ich Ihnen noch mal 10 Euro extra berechnen, wenn das okay für Sie ist.“

„Selbstverständlich.“

Auf die 10 Euro kam es jetzt auch nicht mehr an.

„Also in welche Seitentasche wollen Sie das Fach?“

Die an der Rückseite mit dem Reißverschluss. Der Mann nickte und sprach den entsprechenden Zauber.

„Bitte sehr.“

„Vielen Dank.“

Er tippte die Servicegebühr in seine Kasse und ich bezahlte mit Karte.

„Soll ich es Ihnen einmal zeigen?“

„Ja, das macht am meisten Sinn.“

Ich stellte meine Fressnapf-Tüte auf die Theke und der Verkäufer begann, mir die Funktionsweise des Raumfachs zu demonstrieren. Nach und nach waren meine bisherigen Einkäufe in dem Fach verschwunden. Als Nächstes folgte mein Rucksack, wobei ich diesen um Taschentücher und natürlich mein Handy erleichterte. Meine Geldbörse hielt ich eh noch in der Hand. Der Mann ließ mich testweise einige der Sachen wieder aus dem Fach hervor ziehen und selbst darin versenken.

„Ich glaube, ich hab’s verstanden“, meinte ich schließlich.

„Gut. Sie müssen allerdings wissen, dass das Fach nicht allzu groß ist.“

„Äh ...“

„Vielleicht so groß wie ein Smart.“

„Gut, das sollte ausreichend sein. Was muss ich sonst noch wissen?“

„Sie sollten sich immer gut daran erinnern, wo in dem Fach Sie etwas hingelegt haben, sonst kann es sein, dass Sie ein mittelschweres Chaos in dem Fach verursachen und es wieder aufräumen müssen.“

Wieder nickte ich ergeben.

„Noch was?“

„Nee, das war alles.“

„Gut, können Sie bitte noch die Preisschildchen abmachen?“

Er tat, worum ich ihn bat und händigte mir Umhängetasche und Zauberstabhalfter aus. Ich legte beides an, schob meinen Zauberstab in das Halfter und bedankte mich bei dem Mann. Er hatte mir wirklich sehr geholfen und sich über eine Stunde Zeit für meine Belange genommen. 

‚Jemand, der es verdient hatte, positiv auf Google bewertet zu werden‘, dachte ich, als ich mich verabschiedete und den Laden verließ. ‚Aber mit dem Raumausdehnungszauber hat er Recht. Mir würde bestimmt wohler dabei sein, wenn niemand wusste, wo sich das Fach in meiner Handtasche befindet.‘

Draußen auf dem Gang fing Rufus wie wild zu ziehen an.

„Was ist denn, musst du schon wieder?“

Wenigstens hatte ich dieses Mal nicht mehr so viel Mühe damit, ihm mit meinem ganzen Kram zu folgen. Was ein Glück, dass ich mich doch dafür entschieden hatte, noch eine Tasche zu kaufen. 

Ich ließ mich von ihm mitziehen in der Hoffnung, dass er so verstand, dass es nichts Schlechtes war, an einem Geschirr mit Leine dran zu hängen. Der Niffler führte mich natürlich zu einem Laden, wo es jede Menge glitzernde Sachen gab.

„Da wolltest du also hin?“

Rufus sah zu mir hoch, als wir vor dem Laden standen. Er schien darauf zu warten, dass ich mit ihm in den Laden ging. Ich überlegte. Nachdem wir als Erstes für ihn einkaufen waren und dann eine Sache für mich gemacht hatten, wäre er nun eigentlich wieder dran gewesen. Andererseits wollte ich auch nicht, dass er jetzt lernte, dass er nur zu ziehen brauchte, um seinen Willen zu bekommen. Natürlich würde er mich nie ernsthaft irgendwo hingezogen bekommen, wo ich nicht hinwollte. Schließlich war Rufus nur ein Niffler und kein Berner Sennenhund.

Ich nahm ihn wieder auf den Arm und trat mit ihm zunächst an das Schaufenster heran. Er schien etwas eingeschnappt zu sein, lehnte sich dann aber doch mit seinen Krallen gegen das Glas, um die Glitzersachen sehen zu können. Dabei schien es sich hauptsächlich um Ware zu handeln, die bei den MaKas als Modeschmuck bekannt war. Sowas hatte ich selbst zu Hause und irgendwie wunderte es mich nicht, dass es sowas auch in der Parallelwelt gab.

‚Für die Leute, die sich keine teuren Erbstücke leisten können‘, dachte ich.

Rufus begann, schwer zu atmen. Ich seufzte und drehte ihn so, dass ich ihm ins Gesicht schauen konnte.

„Du darfst dir eine Sache aussuchen, aber danach bist du brav!“, meinte ich zu ihm.

Er erwiderte meinen Blick nur. Schließlich wandte ich mich zu der Tür und trat mit ihm ein. Hier gab es keine Glocke, die einen neuen Kunden ankündigte. Trotzdem war das Personal so geschult, dass es automatisch den Kopf hob, sobald jemand eintrat. Lag wohl an den sich verändernden Lichtverhältnissen. Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich jetzt von zwei Augenpaaren ins Visier genommen wurde.

„Der kommt hier nicht rein!“, raunte mich die Ältere der beiden an.

„Äh ...“

„Verschwinden Sie, oder ich ruf den Sicherheitsdienst!“

Ich stolperte rückwärts wieder raus. Rufus machte Anstalten, an meinem Bein hinab zu klettern, aber ich hielt ihn fest. Als ich den Kopf wieder hob, sah ich, dass mir die Ältere mit erhobenem Zauberstab entgegenkam. Ich schnappte mir den Niffler und machte mich davon, ehe die noch auf dumme Gedanken kamen. Rufus schien ebenfalls verstanden zu haben, warum wir doch nicht in den Laden gegangen waren. Er machte keinerlei Anstalten, saß stattdessen brav auf meinem Arm.

Verstohlen sah ich mich um, aber so etwas wie einen Sicherheitsdienst konnte ich nicht ausmachen. Zumindest sah ich niemanden in adrettem Anzug und mit Namensschildchen, der an einer prominenten Stelle herumstand und Fragen beantwortete oder die Leute beobachtete.

„Nach dem Schreck haben wir uns eine kleine Stärkung verdient, was?“, meinte ich zu Rufus.

Ich ging mit ihm in einen Bereich mit Sitzecken, pflanzte mich hin und setzte ihn vor mir auf den Boden. Danach begann ich, in meiner neuen Handtasche zu wühlen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich die eine Verpackung mit den Heimchen zu Tage gefördert hatte. Als ich sie hervorzog, gab es für Rufus kein Halten mehr.

„Jetzt gib doch mal Ruhe!“, schimpfte ich mit ihm, als er wie wild an der Plastikverpackung kratzte.

Mit meinem Fingernagel riss ich den einen Klebverschluss auf und sah ernst auf den Niffler hinab. Mich gruselte es ein bisschen davor, die Heimchen anzufassen. Ich hatte auch Sorge, dass mir einige entwischen würden, und hoffte darauf, dass Rufus schnell genug sein würde, sie einzufangen. Ich öffnete die Packung leicht und schob meine Finger durch.

„Iihhh!“, machte ich, als mich eines der Viecher berührte.

Erst beim dritten Versuch schaffte ich es, einen der Käfer zu Fassen zu bekommen. Ich zog ihn hervor, drückte den Deckel schnell auf die Packung und quiekte dann.

„Rufus, du kleines Monster!“

Er hatte mich mal wieder gekratzt, um das Heimchen zu bekommen. Schnell hatte er es vertilgt und sah mich dann auffordernd an. Offensichtlich war er nach einem noch nicht satt, war ja klar. Ich fischte ihm noch zwei weitere Heimchen aus der Verpackung, über die er sich genüsslich hermachte. Ein viertes entkam. Rufus blickte dem Käfer nur hinterher und dann wieder zu mir.

„Fauler Sack!“

Da hatte ich mir ja ein schönes Exemplar von einem Niffler gerichtet. Manche Dinge verstand er wirklich schnell, zum Beispiel, dass es viel bequemer war, die Heimchen von meinen Fingern zu nehmen, als ihnen umständlich hinterherjagen zu müssen.

„Aber nicht mit mir, Freund!“, meinte ich, als ich die Heimchenpackung wieder verstaute.

Er verfolgte es mit Fassung. Scheinbar war er doch erst einmal zufrieden. Dafür fing nun mein Magen an zu knurren und ich versuchte mich zu erinnern, wo sich in der Anlage der Food Court befand.

„Oder einfach nur die Fressallee ...“

Wir stolperten gemächlich durch die Gänge, aber im zweiten Obergeschoss schien es nur Noon-Food zu geben. Auf dem Weg nach unten nahm ich Rufus wieder auf den Arm. Die neugierigen Blicke entgingen mir komplett. Im Erdgeschoss konnte ich dann immerhin der Nase lang gehen, bis ich schließlich bei den ersten Läden ankam, die Essen verkauften.

„Relativ unspektakulär ...“, stellte ich fest, nachdem ich mir alles angesehen hatte. „Eigentlich wie in den Pasing Arcaden.“

Der Food Court des KaDeZas war ziemlich wenig magisch angehaucht. Essen war wohl eines der Dinge, die beide Welten gemeinsam hatten. Nur bei den Nachspeisen gab es das ein oder andere, was für mich spektakulär war, weil das Essen auch unerwartete Effekte hatte. Dass die Mitarbeiter im Food Court das Gemüse nicht von Hand schnippelten, sondern Messer verzauberten und dabei zusahen, wie diese von selbst schnitten, hatte ich nicht anders erwartet.

Ich beschloss, es bei der asiatischen Ecke zu probieren, und holte mir ein Hühnchen Yakitori mit Soba Nudeln. Erst beim ersten Bissen merkte ich, wie ausgehungert ich war. Zum Glück hatte ich mir Stäbchen geben lassen, sonst hätte ich die Portion wohl in mich hinein geschlungen. 

Rufus sah mir eine Weile interessiert beim Essen zu, fand es aber irgendwann langweilig und erkundete den kleinen Bereich, den er mit Leine erreichte. Mal zog die Leine hier etwas, mal dort. Ob er dabei Reste vom Boden auffraß, wollte ich gar nicht so genau wissen. Als ich mit den Nudeln fertig war, holte ich mir eine Flasche Wasser und ging zu den Süßkramständen. Rufus krabbelte vor mir auf den Boden.

„Ich glaub, ich hätte doch ne Bürste kaufen sollen.“

Der Niffler nahm den ganzen Dreck vom Boden auf und hatte ihn im Fell. Vor dem Stand mit den Bonbons nach Gramm richtete er sich auf und klopfte über seinen Bauch. Scheinbar war er auch halbwegs reinlich. 

Ich kaufte mir 200 Gramm von allem, was die Dame da hatte und bekam eine große Plastiktüte voll ungesundem Zeug. Das erste Fruchtgummi, auf das ich biss, biss dreisterweise zurück. Ich erschrak darüber so, dass es mir aus dem Mund fiel. Rufus machte sich sofort darüber her, wurde aber ebenfalls gebissen. Skeptisch sah ich darauf hinab, dann in meine Tüte. Die Verkäuferin hatte mir noch ein zweites rein getan, aber ich probierte lieber was anderes. Die blaue Kugel, die ich nun intus hatte, war weit weniger problematisch, schmeckte so wie das Schlumpfeis aus Eisdielen und prickelte leicht auf der Zunge. Warum mich nun viele Leute angrinsten, war mir ein Rätsel.

Wir verließen den Food Court wieder und schlenderten ins erste Obergeschoss hoch. Dort blieb ich vor einem kleinen Kiosk stehen, der die üblichen magischen Tageszeitungen mit den sich bewegenden Bildern führte. Sogar Exemplare des Tagespropheten, der englischen Magierzeitung, hatten sie da. Meine Augen waren aber auf eine andere Tageszeitung geheftet, die sich „Die Glaskugel“ schimpfte.

„Damit wäre auch geklärt, was der Handtaschenverkäufer vorhin meinte“, sagte ich zu Rufus.

Ich nahm ein Exemplar zur Hand. „Magisches Tierwesen treibt MaKa Geschäfte in den Ruin“ titelte die erste Seite. Dazu gab es ein sich bewegendes Bild eines Schnabeltiers, das nun absolut keine Ähnlichkeit mit einem Niffler hatte. Irgendwie erinnerte mich das Blatt an eine ziemlich unrühmliche MaKa-Zeitung, die zuletzt vor allem wegen ihrer rechten Tendenzen aufgefallen war und ansonsten nur noch über den Wetterbericht und Titten schrieb. Nichtsdestotrotz kaufte ich mir das Blatt. Den Tagespropheten ließ ich links liegen. Ich stopfte die Glaskugel in meine Handtasche.

„Ist ja irgendwie auch ein treffender Name, nicht?“, meinte ich zu Rufus. „Die von der BILD schauen ja auch immer in eine Glaskugel für ihre News.“

Der Niffler sah zu mir hoch. Natürlich gab er mir keine Antwort.

Wir gingen weiter und stolperten als Nächstes in den hiesigen Buchladen. Da ich Bücher über alles liebte, verbrachten wir fast zwei Stunden in dem Laden, ehe Rufus zu quengeln begann. Schweren Herzens entschied ich mich, nur ein in Leder eingeschlagenes Notizbuch und ein Kochbuch für magische Gerichte zu kaufen, was eine himmelschreiende Geldverschwendung war. Eine Küche hatte ich schließlich nicht in meinem Zimmer. Aber Bücher über die Vergangenheit der magischen Gesellschaft Deutschlands hatte ich nicht finden können. Zumindest nicht den Zeitraum, der mich am meisten interessierte, die Zeit des Nationalsozialismus.

Ich grummelte, als ich wieder aus dem Laden ging.

„Und wo magst du jetzt hin?“

Rufus sah zu mir hoch und überlegte. Schließlich begriff er, zog mich wieder ins Erdgeschoss hinunter und hinaus aus dem KaDeZa und zur nächsten Grünfläche, wo er sich hinhockte. Höflich wandte ich mich ab und sah mir die Leute an, die an uns vorbei kamen. Die meisten Hexen und Magier waren in ziviler Kleidung unterwegs, wie sie auch auf den MaKa-Straßen Berlins getragen wurde. Nur sehr wenige kamen leger mit Umhang und Zauberhut. Ich schätzte, dass es sich bei ihnen um Hexen uns Zauberer handelte, die außerhalb Berlins wohnten. Oder vielleicht in einer geschlossenen Gesellschaft.

Rufus grub etwas in der Grünfläche herum, wie ich schließlich mit Bestürzung feststellte.

„Rollst du dich gerade in deinem eigenen Häufchen?“, fragte ich ihn entgeistert und zog an der Leine.

Der Niffler keuchte genervt und sah zu mir hoch. Kratzte sich dann durch sein Fell. Anscheinend war das Rollen im Gras dazu gedacht, ein halbwegs sauberes Fell zu bekommen, nachdem er vorhin den ganzen Dreck aufgewischt hatte. Ich ließ ihn noch ein paar Augenblicke und ging dann wieder mit ihm ins KaDeZa.
 

Am frühen Abend kamen wir völlig geschlaucht ins Ministerium zurück. Den Rest des Nachmittags hatten Rufus und ich damit verbracht, ihm etwas Glitzerendes aufzutreiben und mir einen Eindruck der deutschen Mode für Zauberer und Hexen zu vermitteln. Das meiste war natürlich in dunklen Farben gehalten. Jedoch sah ich momentan keine Notwendigkeit dafür, so herumzulaufen, wie sich MaKas Hexen in der Regel vorstellten. Danach hatten wir uns auf den Rückweg gemacht.

Im Zimmer angekommen ließ ich als erstes Rufus von der Leine und entfernte sein Geschirr. Sofort hopste er aufgeregt im Zimmer herum und folgte mir sogar bis zur Toilette. Ob er sich einfach nur freute oder noch etwas von mir haben wollte, wusste ich nicht. Er schien ob der Tatsache, dass ich mich nun selbst erleichtern wollte, völlig blind zu sein. Strich mir kurz um die Beine und hüpfte ins Schlafzimmer zurück, während ich so da hockte und den Tag Revue passieren ließ.

Zurück im anderen Zimmer fing ich an, die Ausbeute des Tages aus dem magischen Fach meiner Handtasche zu holen. Ich musste ziemlich viel herumkramen, doch schließlich bekam ich die Transportbox zu packen, in der sich bis auf die eine Packung Heimchen alles andere für Rufus befand. Ich nahm alles auseinander, entfernte die Preisschildchen und überlegte, wo ich die Sachen sinnvollerweise verstauen könnte. Viel Platz in dem Zimmer war schließlich nicht. So packte ich die Transportbox geöffnet unter den Tisch. Bisher hatte ich eh nicht daran gesessen und gearbeitet, dafür hatte ich immer meine Bibliothek genutzt.

„Stimmt ja, die Bibliothek ...“

Ich holte die Box wieder unter dem Tisch hervor und brachte sie in meine Bibliothek hinüber. Sicher würde Rufus es ganz angenehm finden, auch dort einen Platz für sich zu haben. Dafür stellte ich das Körbchen nun unter den Tisch. Mein Niffler sah mir neugierig dabei zu, wie ich die verschiedenen Dinge für ihn platzierte. Als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, besah er es sich skeptisch, und verzichtete demonstrativ darauf, Körbchen und Korb in Beschlag zu nehmen.

„Na ja, du wirst es schon noch begreifen“, meinte ich zu ihm und wandte mich wieder der Handtasche zu.

Das Katzenfutter, die Zeckenzange und die Katzenangel packte ich in den großen Schrank, in dem auch schon meine Kleidung ihren Platz gefunden hatte. Langsam wurde es doch eng darin.

„Scheiße!“, meinte ich dann, als ich in der Handtasche nach der geöffneten Packung Heimchens gefischt hatte. 

Scheinbar hatten die Biester einen Weg gefunden, den Deckel soweit zu öffnen, dass sie raus konnten. Oder ich hatte die Packung beim Zurückstellen nicht vernünftig abgestellt oder sie mit dem anderen Kram umgestoßen. Als ich sie hervorzog, hielt ich nur eine Hälfte der Plastikverpackung in der Hand. Die andere hing mit dem zweiten Klebstreifen noch dran. Von dem Papier, das solche Packungen üblicherweise ausstopfte, fehlte weit und breit jede Spur. Von den Heimchen ganz zu schweigen.

„Na toll!“

Ich wog meine Möglichkeiten ab. Sicher würden die Biester raus kommen, wenn ich die Tasche einmal umkippte und schüttelte. Andererseits waren sie in dem Raumausdehnungsfeld, das gegen Ausbruch eigentlich erhaben sein sollte, oder?

„Obwohl, Newts Tierwesen sind ja schließlich auch aus dem Koffer entkommen.“

Ob Heimchen dazu ebenfalls in der Lage sein würden? Oder ob es sinnvoller war, Rufus einmal rein zu stecken und zu hoffen, dass er sie alle fing? Was hatte der Verkäufer gemeint? Das Ausdehnungsfeld sei so groß wie ein Smart? Also nicht allzu groß und für Rufus sollte es kein Problem sein, sie alle zu schnappen. Aber ob er hungrig genug sein würde für fast eine ganze Packung Heimchen? Ich verfluchte mich dafür, Rufus‘ Drängeln stattgegeben und ihn im KaDeZa schon mit den Biestern gefüttert zu haben. Jetzt erntete ich die Früchte davon.

Doch ich sollte keine weitere Gelegenheit haben, mich darüber zu ärgern. Ein Umschlag kam unter der Tür durchgeflutscht, die Eulen schienen tatsächlich nur Zugang zu der Bibliothek zu haben. Ich flitzte zur Tür, öffnete sie und sah hinaus, aber niemand war zu sehen. Auch keine Eule. Wie der Brief wohl hergekommen war?

Ich sammelte ihn vom Boden auf und las die Nachricht. Und seufzte dann verdrießlich, ehe ich zu Rufus hinblickte. Der Kleine hatte sich mittlerweile doch dem Körbchen genähert und inspizierte es neugierig. Ich ging zu ihm und bückte mich halb unter den Tisch. Der Niffler sah zu mir, dann wieder auf seine Schlafgelegenheit. Ich tätschelte ihn am Kopf.

„Sieht so aus, als müsste ich noch arbeiten. Kann ich dich hier alleine lassen?“

Natürlich gab er mir keine Antwort. Ich seufzte und kraulte ihn noch etwas, ehe ich mich mit Zauberstab bewaffnet auf den Weg zu Dr. Müller machte. Scheinbar gab es wieder einen Notfall, der keinen Aufschub duldete. Und dabei hatte ich heute rein gar nichts für meine Ausbildung getan, sondern mich dem Laster und meiner Neugierde hingegeben. Ich Schussel!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier nun die Aufgaben zu Kapitel 6 und 7:

1. Es wird jetzt für dich entspannter.
2. Wenn du zu Müller gehst, kannst du ihn gern wegen der Genehmigung fragen, er sagt dir aber, dass es dauern wird. Wegen seine restlichen Beute wird eine andere Person geschickt.
3. Du kannst dich mit neuen Zauber befassen und sonstige Sachen nachlesen wenn du magst. Solltest du dein kleinen pelzigen gesellen mit hinein nehmen ist er am Anfang zahm wird aber doch ein wenig ungeduldiger und bekommt Hunger.
4. Du bekommst langsam auch Hunger und es wird zeit für das Abendessen.
5. Wenn du magst kannst du dein Niffler anschließend in dein Zimmer lassen und noch trainieren oder du gehst mit ihm schlafen.
6. Der nächste tag bricht an und der Niffler tobt spielerisch in dein Zimmer herum. beruhige ihn.
7. Der Rest des Tages kannst du gestalten wie du willst. Leider ist die Genehmigung noch nicht da.
8. Am Abend wirst du wegen eines Notfalls zu Dr. Müller gerufen. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück