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Blue Moon

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo, da bin ich wieder. Ich habe euch nicht vergessen, aber das Wetter war schön, man konnte draußen mehr unternehmen und die Freizeit war dadurch etwas knapper. Komplett anzeigen

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Anfang der Jagd

Vegeta war ratlos.

Die Tage vergingen, die Gäste aus Aurum hatten längst die Umlaufbahn von Vegeta-Sei verlassen und waren in Richtung Heimat geflogen und in der Zwischenzeit hatte sich nichts an seinem Dilemma geändert.

Vegeta war immer noch kein triftiger Grund eingefallen, um Bulma zu sich zu rufen.

Einen glaubhaften, unverdächtigen Grund, dessen Befehl sie gehorchen müsste, ohne ihn mit kalten Blicken zu erdolchen.

Denn noch viel wichtiger war eine Taktik zur Versöhnung…allerdings fehlte ihm dafür die Idee.

Vegeta stand vor einer mentalen Wand, aufgebaut aus Unerfahrenheit, Arroganz und Eitelkeit.

Womit er mehr Erfahrung hatte, war Befehle zu erteilen, aber das half ihm im Moment nicht. Es war bloß kontraproduktiv, da es ihre Wut auf ihn steigern würde und genau das wollte er ja verhindern.

Wenn er wenigstens so beschäftigt wäre, dass die Arbeit jeglichen Gedanken an das blauhaarige Weib aus seinem Kopf verdrängen würde, dann müsste er nicht seine Zeit mit diesem Unsinn verschwenden.

Doch zu seiner Überraschung funktionierte endlich die neue Organisation, die er monatelang geplant und aufgebaut hatte. Die neu gebildeten Strukturen waren aufeinander eingespielt und abgestimmt wie in einer gut geölten Maschine, was seine Regierungsarbeit erleichterte.

Auch der fast reflexhafte Widerstand der Alten, der Minister und Generäle aus der Generation seines Vaters, der entstand, sobald er mit einer neuen Idee ankam, war weniger geworden. Die meisten konnten weder gegen Vegeta argumentieren noch ihn in einer Herausforderung schlagen, so waren Ducken und Gehorchen ihre einzigen Möglichkeiten.

Seine Herrschaft war gefestigt, er war inoffiziell der mächtigste Mann des Planeten und damit auch der mächtigste Saiyajin weit und breit.

Dadurch verbrachte er nur noch mehr Zeit mit sinnlosen Grübeleien, wie er sich an die Blauhaarige heranpirschen konnte.

Bulma beherrschte seine Gedanken.
 

Acht Tage nach ihrem letzten, kurzen Sichtkontakt mit eisigem Abschied, schlenderte Vegeta durch den westlichen Garten.

Die Luft war warm, aber noch angenehm, dennoch kündigte sich der Sommer an. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die große Hitze und schwülen Nächten anbrachen.

Er nutzte seine ungewohnte freie Zeit, um die Einsamkeit zu genießen. Umgeben von Natur und nur mit sich selbst, kamen ihm oft die besten Ideen.

Seine Gedanken wanderten wieder zum Problemweib, zum Nagel in seinem Seelenheil, der Ursache seiner unbefriedigten Nächte.

Er könnte sie mit Geschenken überhäufen, von teurem Schmuck bis zu einem eigenen Labor, aber instinktiv wusste er, dass es nicht ausreichen würde.

Nicht, nachdem er sich wie ein Arschloch verhalten, sie nach dem Sex herausgeschmissen und von jeglichen Missionen abgehalten hatte…so dumm war er nicht.

Bulma war nicht bestechlich beziehungsweise ließ sie sich nicht von falschen Funkeleien ablenken. Sie kannte ihn zu lange und würde sofort misstrauisch werden, seine Absichten durchschauen.

Er musste noch gewitzter vorgehen.

Wie wäre es mit Privilegien und Sonderrechten, mit denen sie aber trotzdem nicht den Planeten verlassen konnte?

Er dachte da an Zugang zum königlichen Flügel des Palastes, seinem privaten Bereich, der eigentlich nur Mitgliedern der Königsfamilie gestattet war. Damit bekäme sie das Recht, die königlichen Bäder zu besuchen, die prachtvoll ausgestattet waren, mit großen Becken, gefüllt mit heilendem, heißem Wasser.

Zwar gab es auch Bäder für die Unterklasse, aber dank seiner Nachforschung hatte er herausgefunden, dass Bulma solche Orte mied. Sie ließ sich dort nie blicken.

Vermutlich wollte sie nicht von den fremden Frauen neugierig angestarrt werden, wenn sie dort vollkommen entblößt badete und den fremden Blicken schutzlos ausgeliefert war.

Mit seinem Friedensangebot müsste sie keine Gaffer befürchten, hätte das Bad exklusiv für sich und wer weiß…wenn sie dort alleine war, unbeobachtet und entspannt, ob er sich nicht zu ihr herein schleichen könnte?

Unwillkürlich schmunzelte er bei der Vorstellung, wie er sie überraschen würde.

Ahh, die Bilder, die da in seinem Kopf entstanden…warme Dampfschaden und das türkise Wasser waren das einzige, was ihren nackten Körper halbwegs verbargen, als er sie in seinen Tagtraum beim Baden überraschte. Das nasse Haar klebte an ihren Nacken und ihre Augen sahen ihn groß vor Überraschung an. Schnell schob sie einen Arm vor ihrer Oberweite, um schüchtern ihre Brüste vor seinen hungrigen Blicken zu verstecken.

Doch dann, stur wie sie war, würde sie ihn mutig und herausfordernd anstarren, der Mund eine verkniffene Rosenblüte.

Sie würde nicht fliehen, sondern auf ihre Position behaaren, ihn vielleicht sogar anschnauzen. Ihre Augen würden feurig funkeln, wie bei einer Kriegerin auf dem Schlachtfeld.

Er aber würde ruhig bleiben und schweigend die Herausforderung annehmen.

Langsam würde er sich seiner Kleidung entledigen und dabei ihre bewundernden Blicke bemerken, um anschließend mit geschmeidigen Bewegungen ins Becken zu waten, um dann…

Vegeta merkte ein bekanntes Pochen zwischen seinen Beinen und eine Hitze, als würde er tatsächlich in einer heißen Quelle stehen.

Er atmete zischend aus und rang um Selbstbeherrschung. Er hatte nicht aufgepasst und wieder hatte seien Fantasie ihn von hinten überrascht; hatte ihn erregende Bilder vorgespielt, die seine Begierde nach ihr steigerten.

Er schüttelte sich, kreiste mit seinen Schultern, um sich zu lockern.

Alle seine Tagträume waren sinnlos, wenn er keinen Weg fand, ihr Vertrauen zurück zu gewinnen.

Das Angebot mit seinem persönlichen Bad würde sie nicht annehmen, weil sie die Falle dahinter erkennen würde. Sie würde alles vermeiden, was zu einem persönlichen Kontakt zwischen ihnen führen könnte.

Er marschierte durch den ungepflegten Garten und bemerkte aus den Augenwinkeln den Schemen einer Person, halb verdeckt durchs Gebüsch.

Die unbekannte Gestalt war ungewöhnlich klein, was seine Aufmerksamkeit und Misstrauen weckten und so schlich er sich an.

Mit dem Rücken zu ihm stehend, erkannte er einen jungen Saiyajin im jugendlichen Alter. Er stand vor der Palastmauer und sah nachdenklich zu den glatten Mauern und den Balkonen hoch. Er trug eine Rüstung, die ihn als Unterklasse-Krieger aufwies, aber so junge Krieger arbeiteten normalerweise nicht im Palast; zu unerfahren.

Als er suchend den Kopf drehte und so sein Gesicht zeigte, zuckte Vegeta zusammen.

Diese wirren Haare, diese großen, sanftmütigen Augen…nein, das konnte doch nicht wahr sein?!

Obwohl Jahre her, hatte sich sein Gesicht in seiner Erinnerung eingebrannt, ausgelöst durch fast traumatische Erlebnisse.

Außerdem (so peinlich es war, es zuzugeben), weil er in seiner Kindheit nicht viele Freunde gehabt hatte, weshalb die zwei einzigen nur umso mehr in seinen Erinnerungen präsenter war.

Es war Bulmas kleiner Bruder, der nervige, ständig hungrige Säugling.

Vegeta versteckte sich hinter den nächsten Baumstamm, während er den jungen Saiyajin nicht aus den Augen ließ und versuchte eilig, sich an dessen Namen zu erinnern.

Ka…Kakadingsbumms…Kakarott!

Es war Jahre her, aber Vegeta konnte sich an den stummen Bengel erinnern, der oft an seinen Mantel genuckelt hatte. Dauernd hatte Bulma ihn bei sich gehabt und sie waren daher meist zu dritt unterwegs gewesen.

Im Kopf rechnete Vegeta nach, versuchte sich an Kakarotts Alter von damals zu erinnern, aber mit seiner ersten Einschätzung von etwa sechzehn Jahre müsste er hinkommen.

Er war großgeworden…und wie hatte der Schwächling es geschafft, zum Unterklasse-Krieger ernannt zu werden?!

Er hatte doch einst nur ein sehr schwaches Powerlevel gezeigt, weshalb er der Meinung gewesen war, jener würde ein Dasein als unbekannter No-Name- Saiyajin fristen. Kein Talent als Krieger war ersichtlich gewesen.

So, wie der Kleine sich umsah, war er wohl hier, um seine älteren Geschwister zu besuchen und in dieser Ecke des Palastes wohnte nur Bulma…vermutlich wollte er zu ihr und hatte sich verirrt.

Ob es Zufall war, dass er genau unter ihrem Stockwerk stand?

Vegetas Augen wurden groß, als er sah, wie der Jüngere anfing, zu schweben.

Er würde doch nicht…

Instinktiv rannte Vegeta los und schnappte sich den Fuß des Kleinen, um ihn mit einem Ruck auf den Boden zu befördern. Mit einem Plumps traf sein Hintern den Boden.

„Hiergeblieben!“ knurrte Vegeta streng. „Hier wird nicht geflogen! Oberste Regel im Palast!“

Es war eine Sache der Ordnung sowie Höflichkeit, dass die Saiyajins nicht im Palast herumschwirrten wie Vögel im Wind. So gab es keine Unfälle, niemand flog in einen rein oder in die nächste Wand. Keiner ignorierte dadurch die Privatsphäre der Bewohner, indem er auf die Balkone flog und durch Fenster lugte, die ihn nichts angingen. Besonders nicht in die der Königsfamilie, die jeden bestraften, der sich nicht an diese Regel hielt.

Kakarott rieb sich den Hintern, auf den er durch Vegetas Eingreifen gelandet war und sah ihn erschrocken an. Seine Nase zuckte und in seinen Augen trat ein ratloser, verdutzer Ausdruck.

Vegeta, der in dieses offene Gesicht lesen konnte wie in einem Buch, bemühte sich um eine strenge Miene. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah hoheitsvoll auf ihn herunter, während er sich heimlich sorgte, ob er nicht zu vorschnell gehandelt hatte.

Der Kleine würde sich doch bestimmt nicht mehr an ihn erinnern, oder?

Scheiße, hoffentlich nicht, denn Kakarott war der einzige Zeuge, der von Bulmas und Vegetas heimlichen Treffen in der Kindheit wusste. Die beiden Älteren konnten Probleme bekommen, wenn dieses Geheimnis durch ein Plappermaul aufgedeckt wurde.

Vegeta konnte keinen Mitwisser über dieses Geheimnis gebrauchen, aber Bulmas kleinen Bruder aus dem Weg räumen ging auch nicht,

„Autsch, was sollte das?“ fing Kakarott ihn vorwurfsvoll zu fragen, während er sich den Schmutz von der Hose abklopfte.

„Du wolltest nach oben schweben und das ist nicht erlaubt“ erklärte Vegeta seine Tat.

„Aber wie soll ich sonst dorthin kommen?“ murrte Kakarott. „Die vielen Gänge und Treppen sind so verwirrend. So ist es doch leichter. Ich muss nur hoch, dann bin ich da.“

Vegeta schnaubte. Hatte er also Recht gehabt mit seinem Verdacht.

Kakarott wollte zu Bulma und wusste ungefähr, wo ihr Apartment lag, hatte sich aber auf den Weg zu ihr verirrt. Er war immer noch ein Dösbaddel, noch dazu einer, der Widerworte gab.

Aber vielleicht konnte man dieses zufällige Treffen zu seinen Gunsten nutzen…

Er drehte sich so zackig um, dass sich sein Umhang hinter ihm bauschte und bemerkte dadurch nicht, wie Kakarotts Augen sich weiteten. Eine wage Erinnerung durchzuckte jenen bei diesem Anblick, die er aber nicht deuten konnte.

Ein wehender, roter Umhang, diese Silhouette…Sie machte ihn ratlos und so rührte er sich nicht, während der Größere sich von ihm abwandte. Doch der Fremde machte nur drei Schritte und drehte dann den Kopf, um ihn auffordernd anzustarren.

„Los!“ knurrte er mit einer befehlenden Kopfbewegung, weil sich der Kleine immer noch nicht in Bewegung setzte. „Ich bringe dich zu deiner Schwester.“

Doch der Unterklassekrieger nahm das Hilfsangebot nicht an.

„Woher weißt du, dass ich zu ihr will?“ fragte Kakarott misstrauisch und rührte sich immer noch nicht von der Stelle.

Wieder zuckte seine Nase, nahm einen nostalgischen Geruch wahr, doch sein Blick war argwöhnisch.

Wer war dieser Saiyajin?

Warum bekam er so ein merkwürdiges Gefühl, dass er ihn kannte?

Vegeta schmunzelte ihn überheblich an.

„Ich weiß alles“ sagte er rätselhaft.

„Woher?“ fragte Kakarott zurück.

Vegetas Stirn runzelte sich, genervt von dieser Fragerei.

Da wollte er den Kleinen helfen und der traute ihm nicht?!

Aber das war ein gutes Zeichen, er schein sich damit nicht mehr an den Älteren zu erinnern. Seine Kindheitserinnerungen waren zu alt und verblasst.

Anscheinend wusste Kakarott aber auch nicht, dass er den Skattkönig und Prinzen der Saiyajins gegenüberstand und diesen mit Respekt zu behandeln hatte. Er hatte sich beim Anblick seines Wappens zu verbeugen, stattdessen fragte er ihn Löcher in den Bauch.

Der Kleine konnte von Glück sagen, dass Vegeta seine eigenen Gründe für sein wohlwollendes Benehmen hatte.

Denn endlich hatte er einen Grund gefunden, Bulma aufzusuchen.

„Willst du zu ihr oder nicht? Dann frag nicht so blöd und folge mir endlich!“ befahl Vegeta überheblich und machte sich wieder auf den Weg.

Aus den Augenwinkeln sah er kurz nach hinten.

Kakarott zögerte, sah wieder zu den Palastmauern hoch, kratzte sich nachdenklich den Kopf…und setzte sich schließlich in Bewegung.

Eilig rannte er los, um Vegeta einzuholen und ihm zu folgen.
 

Vegeta besaß eine Schlüsselkarte, die ihn Zugang zu jedem Raum im Palast gab und so musste er nicht auf die Erlaubnis der Bewohnerin warten, um ihre Türe zu öffnen.

Erschrocken wurde er von zwei Augenpaaren angestarrt, als er in den kleinen Hauptraum eintrat.

Bulma stand vor dem gedeckten Tisch, einen Krug in der Hand, gekleidet in ein kurzes, helles Sommerkleid, die Haare zu einem lockeren Knoten verschlungen.

Am Tisch saß Radditz, der bis vor wenigen Sekunden noch hungrig auf die Schüsseln mit Obst und Gebäck gestarrt und sich dabei gefragt hatte, wo sein kleiner Bruder endlich blieb und ob es nicht doch besser gewesen wäre, ihn vom Tor abzuholen.

Aber der kleine Sturkopf hatte ja behauptet, er würde es schon selber hinkriegen, denn schließlich war er alt genug und bald ein richtiger Krieger.

Kakarott wurde in drei Tagen sechzehn Jahre alt. Sein Vater hatte bereits eine Mission ausgesucht, bei der er ihn begleiten sollte. Diese würde sein Einstieg ins Erwachsenenleben bedeuten, danach wäre er tatsächlich ein anerkannter Krieger der Unterklasse mit Erfahrung.

Bulma wiederum war seit einigen Tagen bei ihrer neuen Arbeitsstätte im Krankenhaus beschäftigt, wo sie sich nur um die Wartung der Geräte zu kümmern hatte. Da sich die Geschwister so selten sahen und Kakarott bald zu seiner ersten Reise aufbrechen würde, hatte sie ihre Brüder für heute zu sich eingeladen, für etwas Familienzeit unter Geschwister.

Es war das erste Mal, dass Kakarott im Palast war, aber ihr Bruder konnte Ki spüren. Also hatte sie sich gedacht, dass er anhand ihrer Aura schon den Weg finden würde.

Dass nun plötzlich Vegeta im Raum stand, war nicht geplant gewesen.

Ihre Hände fingen an zu zittern und schnell stellte sie den Krug auf den Tisch ab, bevor er ihr noch runterfiel.

Bevor sie Vegeta anschreien konnte, weil er ohne ihre Erlaubnis reingekommen war, drängte sich Kakarott, der bislang durch die höhere Gestalt vor sich halb verdeckt gewesen war, an ihm vorbei.

„Da bin ich“ rief er freudestrahlend, sich präsentierend. „Seht ihr, ich habe euch gefunden.“

„Mit Hilfe“ fügte Radditz trocken hinzu, der seiner Schwester einen besorgten Blick zuwarf.

Was war das gerade für eine verquirlte Situation?!

Bulmas Aufschrei blieb ihr im Halse stecken, dafür entgleiste ihr Gesicht.

Es war eine Sache, Vegeta in Anwesenheit von Radditz anzuschreien, aber vor Kakarott, der weder von ihrer Affäre wusste noch sich an Vegeta erinnern konnte, war das eine schlechte Idee.

Sie erstarrte und sah mit großen Augen den ungeladenen Gast an, der immer noch nicht verschwand und sich stattdessen in ihrer Wohnung neugierig umsah.

Dieser eiskalte, berechnende Mistkerl hatte durch Kakarott eine Gelegenheit gesehen und sie genutzt.

Nun standen sie hier…Die drei Älteren, die in Wechselbeziehung zueinanderstanden und der unschuldige Jüngere dazwischen, der wie ein Puffer agierte.

Nur wegen Kakarott behielt Bulma angestrengt die Ruhe, aber Radditz bemerkte ihr Zittern und wie sie ihren Blick auf den Tisch konzentrierte anstatt auf ihre Besucher.

Bloß nicht Vegeta ansehen!

Denn jener stand immer noch im Raum und machte nicht den Eindruck, als würde er verschwinden, nachdem er Kakarott hergeführt hatte.

Nein, Vegetas Mimik war grimmig, seine Haltung entschlossen, so wie er sich hier aufbaute und die Arme verschränkte. Sein Blick war nun auf Bulma konzentriert.

„Danke für deine Hilfe“ sagte Kakarott und klopfte den Skattkönig gegen den Bauchpanzer, was kurz dessen Aufmerksamkeit störte. „Du kannst jetzt gehen.“

Frohgemut sah der Jüngste auf den gedeckten Tisch voller Leckereien und ignorierte den gerunzelten Blick des vermeintlich Fremden hinter sich.

Radditz blinzelte verdutzte, einerseits wegen des lockeren Tonfalls seines Bruders, der deutlich machte, dass Kakarott keine Ahnung hatte, wer Vegeta war.

Anderseits, weil sein jüngerer Bruder anscheinend nicht die eiskalte Stimmung bemerkte, die gerade im Raum herrschte und sowohl von Bulma als auch von Vegeta ausging.

Und er, Radditz, der Unschuldige, der heute nur mit seinen Geschwistern in Ruhe Kuchen essen wollte, saß mittendrin.

Er wollte weg und zwar schnell!

Mitten in der Schusslinie ihrer anklagenden Blicke zu sitzen, fühlte sich furchtbar an. Auf der einen Seite sein Vorgesetzter und Vorbild, auf der Gegenseite seine geliebte, in ihrer Ehre verletzten Schwester.

Er konnte nur verlieren, egal für wen er Partei griff. Die ersten nervösen Schweißtropfen rannen seiner Stirn herab.

Kakarott dagegen blieb stumpf und kostete gerade einen mit Nüssen verzierten Keks. Dass die Älteren alle gerade sehr schweigsam und zu Stein erstarrt waren, störte ihn wohl nicht.

Nur ihm war es zu verdanken, dass es bislang zu keiner enthüllenden Explosion gekommen war, aber lange würde es nicht mehr dauern.

Radditz hüstelte nervös, weil sein Hals sich so trocken anfühlte und weckte damit Vegetas Aufmerksamkeit. Mit einer auffordernden Kopfbewegung zur Tür machte der Skattkönig deutlich, was er wollte und Radditz verstand und fasste eine Entscheidung.

Heute würde keiner sterben: Bulma war zu schwach, um Vegeta zu verletzen und jener wollte ihr nichts antun.

Außerdem fand Radditz, es war an der Zeit, dass die beiden Mal miteinander redeten, denn sonst würde sich an Vegetas sorgloses Verhalten auf dem Schlachtfeld nichts ändern. Sie brauchten einen klaren Schnitt, um ihr Leben ohne Reue und Rache fortzuführen.

Für Radditz gab es keinen Grund, in der Schusslinie zu stehen. Sollten die beiden das doch allein regeln, das ging nur sie was an.

Eilig stand er auf und lachte nervös.

„Soooo, es sieht so aus, als würden wir stören. Kakarott, lass uns gehen“ unterbrach er die Stille.

Bulma blinzelte ihn ungläubig an.

Wie konnte ihr großer Bruder jetzt gehen? Dieser Feigling!?

Doch Kakarott verstand die Botschaft nicht und mümmelte ungerührt weiter Kekse und Obststücke.

„Wieso?“ sprach er mit vollem Mund. „Ich bin doch gerade erst angekommen.“

Radditz Herz fing nervös an zu schlagen, als er Vegetas missmutigen Blick registrierte und schnell packte er den widerspenstigen Kleinen, um ihn sich unter den Arm zu klemmen.

„Kakarott, wir gehen“ bestimmte er nun mit strengerem Unterton und machte eine halbe Umdrehung Richtung Tür.

„Aber meine Kekse? Mein Kuchen?!“ jammerte Kakarott entsetzt, der sich aus dem festen Griff heraus zu winden versuchte, um wenigstens noch eine Schale mit Gebäck zu erreichen.

Dieser treffende Einspruch schien bei Radditz zu ziehen, er war schließlich auch hungrig. Geschmeidig machte er wieder eine halbe Umdrehung zum Tisch, nahm eine Keksgefüllte Schale, um sie seinen Bruder in die Hand zu drücken und nutzte seine freie Hand, um sich den Teller mit den Kuchen zu schnappen.

Damit beladen, unter der rechten Achsel seinen Bruder, der verdutzt die Schale hielt, während er selbst in der linken Hand den Kuchen balancierte, sprang Radditz eilig aus den Raum, ohne von jemanden aufgehalten zu werden. In seinem Gesicht war eine Mischung aus Panik und Erleichterung zu sehen, weil er es noch rechtzeitig hinausgeschafft hatte.

Bulma sah ihnen großäugig hinterher, der Mund empört geöffnet.

Ihr Bruder haute einfach ab?!

Das war doch wohl ein Witz?!

Doch die Tür schloss sich, das Trampeln seiner Schritte wurde leiser, ihre Auren entfernten sich.

Bulma war nun mit Vegeta allein.
 

Langsam drehte sie den Kopf von der Tür weg und schaute nun ihren „Gast“ an, der sich in der Zwischenzeit ungerührt an den Tisch gesetzt hatte, als wäre er tatsächlich eingeladen worden.

„Raus hier!“ zischte sie leise.

Er gab keine Antwort, schenkte sich stattdessen selbst eine Tasse mit Tee ein und nippte hoheitsvoll dran, als besäße er jedes Recht, sich an diesem Ort zu befinden.

Nun, in gewissermaßen war er der Besitzer, aber trotzdem war es immer noch ihr Privatbereich. Erneut wünschte sie sich, nicht mehr im Palast zu wohnen.

Sie sah auf die übrig gebliebenen Teller mit Leckereien, die sie eigentlich für sich und ihre Brüder gekauft hatten und stattdessen von Vegeta beiläufig gekostet wurden.

Kurz überlegte sie, ob sie als Zeichen der Empörung alle Süßigkeiten rasant vor seinen Augen aufessen sollten. Er würde große Augen machen. Aber die Idee musste sie ablehnen, denn ihr Appetit war ihr vergangen.

Sie warf ihrem Gegenüber giftige Blicke zu.

Vegetas Gesichtsmuskeln waren starr und unbeweglich, aber in seinem Inneren sah es tumultartiger aus. Bulma zeigte nun offen ihre Ablehnung gegen ihn und das tat weh.

Vielleicht wäre es schlauer gewesen, wenn Kakarott als unbeteiligte Person weiter als Puffer gedient hätte. Dann wäre Bulma gezwungen gewesen, eine falsche, gutgelaunte Miene vorzuspielen.

Aber es wäre eine unbehagliche Teeparty geworden, voller Gift in der Luft und Vegeta wollte die Sache endlich begraben.

Sie beide mussten darüber sprechen. Bulma musste seinen Standpunkt verstehen und ihm verzeihen.

Damals, nach ihrer zweiten Nacht…diese neuartigen Gefühle hatten ihn überwältigt.

Er hatte sich gefühlt, als hätte man ihm Bleigewichte umgehängt und ins dunkle, tiefe Wasser geworfen. Er wäre daran fast ertrunken, also hatte er das einzig Logische getan: sich von den Gewichten befreit und an die Oberfläche geschwommen, um Luft zu schnappen

Aber anstatt ans sichere Land zu gehen, tauchte er nun wieder ins tiefe Wasser.

War das nicht mutig von ihm?

Genug von den malerischen Metaphern, zurück in die Wirklichkeit!

Er wusste, er musste diese Gelegenheit nutzen und durfte sich nicht vertreiben lassen.

Doch in seinem Gehirn war blanke Leere, wie er nun weiter vorgehen sollte.

Das Einzige, was ihm einfiel…

„Kakarott ist groß geworden…und bedeutend stärker. Wie ist das passiert?“ fing er mit Smalltalk an.

„Als ob dich das interessieren würde“ zischte sie verächtlich. Sie blieb immer noch stehen, halb hinter dem Stuhl, als bräuchte sie jegliche Barriere gegen ihn, die sie finden könnte.

Ihre Finger umklammerten die Lehne, als würde sie sie lieber in seinen Hals vergraben.

„Das tut es, sonst würde ich nicht fragen“ entgegnete Vegeta schmallippig.

„Verarsch mich nicht! Das ist das erste Mal, dass du mich nach ihm fragst“ fauchte sie. „Es ist sowieso egal, weil ich dir nicht antworten will. Ich will, dass du verschwindest. Du hast jedes Recht verloren, mich familiär zu behandeln. Wir sind keine Freunde mehr. DU wolltest eine klare Trennung“ sprach sie es an. „So klar, dass du mich sogar von den Missionen fernhältst und mich im Raumflughafen versauern lässt, während weniger fähige Techniker dein Raumschiff reparieren dürfen.“

„Ich habe vielleicht zu vorschnell reagiert“ entgegnete Vegeta und sah verlegen zur Seite, aus dem hohen Fenster. Aus den Seitenwinkeln konnte er sehen, wie sie ihn misstrauisch anstarrte. Ihre Augen wurden schmal, sie blieb aber still und setzte sich endlich hin, um ihn nachdenklich zu begutachten.

Schnell konzentrierte er sich wieder auf die Aussicht; wollte nicht mehr Fehler zugeben. Sein Blick fiel auf die Pflanzenkübel, die Bulma auf den Balkon gestellt hatte und seit Monaten munter vor sich hin sprießten. Es wirkte wie eine grüne Wand, die aber den Vorteil von Schatten, Wohlgeruch und Privatsphäre aufwies. Es erinnerte ihn an die Vergangenheit, wenn er sie im Wald besucht hatte und sie ihre Picknicks im Grünen veranstaltet hatten.

Dank ihrer Pflanzen war es für ihn möglich, Bulmas Balkon selbst von weit sofort zu finden: sie war die Einzige, die ihren Balkon begrünt hatte. Öfters stand er auf seinem Balkon, sah vom höchsten Turm auf den Palast herunter und dachte darüber nach, dass es wie eine grüne Landebahn aussah. Wie eine Einladung, dort runterzuschweben, um sie zu besuchen…wenn er es nicht so verkackt hätte.

Er trank seine Tasse leer und sah wieder zu Bulma hin, die immer noch still war…verdächtig still.

Was ihm Zeit gab, sie weiterhin zu begutachten.

Wie sie von der Nachmittagssonne beschienen wurde, gebrochenes Licht durch die Pflanzen draußen, eine seltsame friedliche Stimmung im Raum. Ihr dünnes Kleid lag locker an, mit dünnen Trägern, die viel nackte Haut zeigten. Aus den lockeren Knoten am Hinterkopf hingen einige blaue Strähnen herab und umrahmten ihr Gesicht.

Wie schon beim letzten Wiedersehen hatte er das Gefühl, als wäre sie gereift, wäre nun richtig Erwachsen. Sie strahlte etwas Erotisches, Weibliches aus, eine neue Anziehungskraft, die ihn in ihren Bann zog.

Für einen Moment wollte sich Vegeta vorgaukeln, dass alles gut war: Bulma hatte ihn eingeladen und gemeinsam tranken sie Tee, genossen die Aussicht, die Ruhe, das Zusammensein…doch diese Täuschung hielt nicht lange an.

Bulmas Augen waren kalt und unerbittlich.

Und nun, wo er zugegeben hatte, dass er einen Fehler gemacht hatte, hing er an ihrem Haken.
 

Bulmas Argwohn war auf ihren Höhepunkt. Sie hatte diesen fast beiläufigen Satz von ihm genau registriert.

„Vielleicht habe ich zu vorschnell reagiert“, ach nee?!

Da schien ja jemand allmählich seine Entscheidung zu bereuen beziehungsweise zu verstehen, wozu sie geführt hatte.

Doch anstatt darauf eine Antwort zu geben, hielt sie es für schlauer, etwas Zeit zu schinden und nachzudenken. Sie schenkte sich eine Tasse Tee ein und nippte vorsichtig am heißen Getränk. Sie bemühte sich um eine starre Miene, während ihre Gedanken Purzelbäume schlugen.

Vegeta sah immer noch stur aus dem großen Fenster hinaus, als hätte er noch nie zuvor Topfpflanzen gesehen. Ihm schien sein Ausrutscher bewusst zu sein, aber anstatt fortzufahren und sich richtig zu entschuldigen, schwieg er nun.

Als ob diese kleine Bestätigung, einen Fehler gemacht zu haben, als Entschuldigung ausreichen würde, hah!

Bulma hatte genug von seinem egoistischen Verhalten.

Wie oft in der Vergangenheit war er gekommen und gegangen, wie er wollte?

Hatte keine Nachricht hinterlassen, sich nicht erklärt, sondern rücksichtslos seinen Willen durchgeboxt?

Es war nicht das erste Mal, aber es war das letzte Mal, dass sie es ihm durchgehen lassen würde.

Es war nicht nur sein kaltes Verhalten nach ihrer zweiten Nacht, die Behinderung ihrer Karriere und damit ihrer Träume, sondern auch, weil er ihr nie etwas über die Konsequenzen einer Schwangerschaft mit königlichem Blut erzählt hatte.

Sechs Tage hatte sie in Angst gelebt, als seine Mätresse zwangseingezogen zu werden, sollte sie sich als schwanger erweisen. Diese Furcht war erst mit dem Einsetzen ihrer Blutung verschwunden, aber es waren furchtbare Tage gewesen.

Sie hatte Alpträume bekommen, in denen sie in einen Raum ohne Fenster eingesperrt gewesen war. Die einzige Person, die sie besuchte, war Vegeta als düsterer, bedrohlicher Schatten. Wie eine bedrohliche Eminenz ragte er über ihr gefesseltes Selbst, um sich ihr aufzudrängen mit den Worten „Tu deine Pflicht und gebär mir einen Sohn!“.

Bewegungsunfähig hatte sie zulassen müssen, dass er in sie eindrang; ihre Handgelenke gefesselt, die Beine gewaltsam geöffnet. In ihren Träumen war sie wehrlos und stumm gewesen.

Huh, sie war schweißgebadet, mit klopfenden Herzen und tiefer Angst aufgewacht.

Vegeta konnte sorglos leben, ihn hatten mögliche Konsequenzen nicht gekümmert. In den Wochen danach hatte er sich nie nach ihr erkundigt. Er hatte keinen Gedanken daran verschwendet, als ob nicht mal die Möglichkeit hätte bestehen können, dass sie mit seinem teuren Samen beglückt werden könnte.

Dabei wusste er doch genau, dass sie damals von den Sitten der Saiyajins keine Ahnung gehabt hatte.

Aber es war ihm egal gewesen.

Dieser hochnäsige, arrogante Arsch!

Nun sollte er mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen leben!

„Es scheint, als wären die Ohren des hochverehrten Skattkönigs verstopft“ fing sie an zu säuseln, in gefährlich ruhiger Stimme.

Vegeta sah beim Klang ihrer Stimme auf, die Stirn gerunzelt, ein ungutes Gefühl im Magen bei diesem Klang.

„Ich bin mir sicher, dass ich Euch weder eingeladen habe noch eure Anwesenheit hier wünsche. Ihr mögt der Herr über den Palast sein, aber dies sind meine Räumlichkeiten“ siezte sie ihn weiter. „Also würdet Ihr die Güte besitzen und euren Arsch von diesem Stuhl erheben, damit ich mich endlich mit meiern Familie unterhalten kann? Mit Saiyajins, die ich sehen möchte, im Gegensatz zu euch?!“

„Wir sind unter uns“ brummte Vegeta „Da musst du nicht so sprechen.“

Er ignorierte ihren Aufruf zum Gehen.

Es war ein schlechtes Zeichen: diese Ruhe, das Siezen, diese hochtrabende Sprache…das passte nicht zu ihr. Bulma zog sich vor ihm zurück, baute Mauern auf.

„Ich sehe keinen Grund dazu“ sang Bulma wieder in dieser falscher Unschuldsstimme. „Ihr seid mein Herrscher. Ist es nicht meine Pflicht, Euch mit Ehrfurcht zu behandeln? Oh, soll ich mich vielleicht verbeugen? Auf den Boden sinken?“ Sie machte Anstalten, sich zu erheben und es in der Tat umzusetzen, doch Vegeta reichte es. Es war genau dieselbe heuchlerische Ehrfurcht wie beim letzten Mal, als sie in der Anwesenheit der Diplomaten und ihres Vaters gewesen waren.

„Schluss damit!“

Mit der flachen Hand schlug er ungeduldig auf den Tisch, so dass die Gläser klirrten und wackelten.

Für einen Moment waren beide erstarrt: Bulma mit aufgerissenen Augen, während er sie wutentbrannt anstarrte.

Bulma biss sich auf die Lippen, das Gesicht bleich, ihr Blick vorwurfsvoll.

Sie hasste es!

Sie hasste diese Situation, wo ihr Leben immer noch in Vegetas Händen war. Selbst wenn sie versuchte, sich zurückzuziehen, ließ er es nicht zu.

Gut, dann würde sie schweigen und kein Wort sagen. Sie schnaubte auf und sah ihn mit deutlicher Verachtung an, verschränkte ihre Arme vor der Brust.

Kalte Stille erfüllte den Raum.

Vegeta bereute seinen Ausbruch sofort. Das lief nicht so, wie er es wollte.

„Ich…will nicht, dass du SO sprichst. Du weißt doch, was ich dir damals gesagt habe. Solange wir unter uns sind, ändert sich nichts“ räusperte er sich verlegen.

Er hasste es, wenn sie so mit ihm redete. Diese falsche Höflichkeit und Ehrerbietung, wie bei allen anderen, war für sie nicht nötig. Sie besaß als einzige Frau das Privileg, ihn zu duzen und nicht vor ihm zu knien.

„Doch“ entgegnete sie kühl. „Es hat sich alles verändert und du weißt, wieso.“

Vegeta zuckte schuldbewusst zusammen, schnalzte aber dann genervt mit der Zunge.

Gut, dann hatte er damals einen Fehler gemacht, na und? Radditz durfte ihm dafür eine runterhauen.

Musste sie noch länger darauf herumreiten?

Er verstand ihren andauernden Ärger nicht, die Sache war doch monatelang her. Genug Zeit, damit die Wut verrauchte. Er hatte sich doch früher auch schon so manchen Fauxpas geleistet.

So schlimm war es doch nicht gewesen…dass er sie nach dem Sex rausschmiss…sie monatelang ignorierte…sie degradierte, indem er sie nicht wie versprochen auf Mission nahm…und nun ihre Privatsphäre störte und ihre Brüder vertrieb…Vegeta bekam langsam die Einsicht, dass ihr Zorn doch gerechtfertigt war.

Also was tun?

Sich entschuldigen?

Das wäre wohl die beste Entscheidung, aber Vegeta hatte Probleme mit Schuldeingeständnissen. Das würde ja so klingen, als hätte er einen Fehler gemacht und seine Entscheidungen waren ja nicht grundlos gewesen…nur egoistisch und Ich-bezogen. Aber als stärkster Saiyajin durfte er das sein.

„Ich habe damals nicht richtig über die Konsequenzen nachgedacht“ gab er zu. „Es war übereilt und falsch. Wenn es etwas gibt, dass dich aufmuntert, bringe ich es dir.“

Da, das war doch eine Entschuldigung nach Saiyajin-Art. Mehr war doch nicht nötig.

Doch seine Hoffnung erhielt einen Dämpfer bei Bulmas unbeeindruckter Miene. Sie sprach kein Wort, trank nur schlürfend einen Schluck Tee.

„Bulma?“ Vegeta konnte nicht den sehnsüchtigen, hoffnungsvollen Klang in seiner Stimme verhindern, als er nach Antwort verlangte.

Warum sagte sie nichts?

Warum verlangte sie nicht nach einem Zeichen, einen Beweis seiner Ehrlichkeit und Reue?

Er würde ohne zu zögern losziehen, um ihr das Gewünschte zu bringen, wenn er nur wüsste, WAS ihr Herz verlangte, damit es endlich Frieden fand.

„Ich habe noch nie verstanden“ fing sie leise an zu murmeln. „warum man glaubt, mit halbgaren Worten sich entschuldigen zu können. Oder warum man denkt, man könnte um Verzeihung bitten, ohne es genauso zu sagen. Damit sind die Worte so hohl und leer wie eine unehrliche Entschuldigung, es macht keinen Unterschied.“

Er zuckte zusammen.

Sie hatte genau gehört, dass er kein einziges Mal ein Wort des wahren Bedauerns in den Mund genommen hatte. Er hatte nur eingestanden, eine falsche Taktik eingesetzt zu haben, mehr nicht.

Trotzdem, sah sie denn nicht, dass er es bereute?

War das nicht mehr wert als jegliches Schuldeingeständnis?

Seine Gefühle waren ehrlich, was musste er da noch schwafeln?!

Doch es beindruckte sie kein bisschen. Sie legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an.

Es war eines der seltenen Male, wo man Vegetas Zwiespalt deutlich erkennen konnte. Wie er mit sich selbst kämpfte und dabei verlor.

Es wäre so einfach, wenn sein Stolz ihm nicht im Weg stände.

„Sag, was du willst“ knurrte er zähneknirschend. „Taten sagen mehr als Worte.“

Das hatte man davon: man reichte einem Weib den kleinen Finger und schon wollte sie die Hand mit dazugehörigem Arm dazu.

Er würde sich nicht beschämen und vor ihr knien. Er kniete vor niemanden.

Abfällig lachte sie auf.

„Du glaubst, du kannst dich freikaufen?“ durchschaute sie ihn. „Du denkst, wenn du mir einen Haufen Schnickschnack vor die Füße wirfst, dann ist alles vergeben und vergessen? Meine Gefühle, auf die du getrampelt hast? Mein zerbrochenes Vertrauen? Mein Schmerz und meine Enttäuschung? Die Angst? Die Einsamkeit?“

Jedes Wort schnitt in Vegetas Herz wie eine Glasscherbe. Er hatte nicht mal ansatzweise geahnt, durch welche seelische Tortur er sie geschickt hatte.

Das Schlimmste war, dass sie sich von ihm verlassen fühlte…und das zu Recht. Er hatte sie ignoriert, weil er wusste, er könnte sich nicht lange von ihr fernhalten, sobald er sie in Schwierigkeiten sah.

Er wäre sofort zu ihr geeilt.

Aber mit seiner sinnlosen Maßnahme, um sein Herz zu schützen, hatte er sie weit mehr verletzt.

In diesem Augenblick wusste Vegeta nicht mehr, warum er hier auf diesen Stuhl saß wie auf einer Anklagebank.

Warum ließ er das zu?

Das Wort mit L wollte er nicht nennen, dieses mächtige Gefühl, dass alles veränderte und vor dem er Angst hatte. Diese Einschätzung drängte er in den hintersten Winkel seiner Selbst und ließ es dort liegen.

Aber er gab zu, dass er sie wollte und wie jeder Saiyajin wollte er sich nehmen, was sein Herz begehrte. Er folgte seiner Begierde, die ihn stets dazu gebracht hatte, zu plündern und zerstören, ohne Gegenmaßnahmen zu fürchten.

Zu dumm, dass saiyanische Frauen das Einzige waren, was ein Krieger weder brechen noch rauben konnte.
 

Warum ging er nicht einfach?

Weil, so bekam er augenblicklich die Antwort aus seinem Inneren, es sich für ihn schlimmer anfühlte, wenn sie ihn ignorierte.

Er saß nun genau auf der Stelle, an der Bulma monatelang gesessen hatte.

Sie wollte ihn nicht mehr sehen und kappte von ihrer Seite aus ihre Bindung zueinander.
 

Kalter Schweiß rann seinen Nacken herab, während er sie weitersprechen hörte. Seine Fäuste waren verkrampft und krallten sich in seine Hose.

„Nein“ fuhr sie tonlos fort. „Meine Gefühle sind nicht so wenig wert. Du hast nichts, womit du mich bestechen kannst, damit ich DAS vergesse.“

Vegeta wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.

Sie beide hatten ihren Stolz: Während seiner eine Entschuldung verhinderte, bewahrte Bulmas Stolz sie davor, zusammen zu knicken. In ihren Augen glomm die Wut auf und dass sie damit Vegeta verletzte, verursachte ein nettes Gefühl der Schadenfreude.

Sie hätte vor einem Jahr nicht glauben können, dass sie so gehässig und boshaft sein konnte und dass bei jemanden, den sie einst als Freund betrachtet hatte.

Aber gerade deswegen hatte seine Tat ja auch so wehgetan. Sie zog nicht viele in ihr Vertrauen und Vegeta hatte ihr sehr nahegestanden und dieses Vertrauen missbraucht.

Nun erfüllte sie es mit Genugtuung, ihn leiden zu lassen und abzuweisen.

Rache und Stolz erfüllten sie, ließen ihre Augen gefährlich funkeln und mit halbem Lächeln auf ihn herabsehen, obwohl beide auf gleicher Höhe saßen.
 

Vegeta hasste es!

Er wollte gehen, wollte diesen Raum hochmütig verlassen und mit einem „Was soll‘s, Ich brauch dich nicht!“ verschwinden, doch etwas in seinem Inneren zwang ihm, sitzen zu bleiben.

Eine Existenz, die er jetzt als seinen Ozaru erkannte, meldete sich: sein inneres Tier hatte diese Frau als ebenbürtig anerkannt und wollte sie nicht verlassen.

Ungläubig starrte er auf seine geballten Fäuste, die auf seinen Knien lagen, während die Erkenntnis ihn durchzuckte.

War das der Grund, warum der Sex in letzter Zeit so schal war?

Fühlte sich so die Akzeptanz des Ozarus an?

//MEINS!// hörte er eine innere Stimme rufen //SIE gehört MIR! //

Es war dieselbe angsteinflößende Stimme, weshalb er Bulma einst aus seinem Bett geschmissen hatte.

Vegeta durchzuckte eine weitere Erkenntnis.

Ein plötzliches Aufrauschen von Liebe war nicht sein größtes Problem, sondern etwas Tieferes, Andauerndes, Ewiges. Nur aus diesem Grund würde sich der Ozaru zu Wort melden.

Seine passende Gefährtin!

Seine Sarang-Partnerin!

Liebe kam und ging wieder. Saiyajins waren zu heftigen Gefühlen fähig, nicht nur Wut, aber diese aufbrausenden Emotionen waren normalerweise nicht von Dauer. Sie konnte sich mehrmals in ihren Leben verlieben, aber diese Gefühle waren manchmal wie das Wetter: schnell aufkommend, schnell vorbei; Hals über Kopf in einem Bad der Gefühle, nur um wieder aufzutauchen und sie wie kaltes Wasser abschüttelnd.

Doch der Sarang war für die Ewigkeit.

Nur die Beständigen, Treuen, Wahrhaftigen schworen den Sarang, wenn sie die eine Person fanden, die ihr körperliches und seelisches Gegenstück war.

Vegeta konnte es nicht glauben, aber der Gedanke, dass Bulma ihm den Sarang schwor, stieß ihn nicht ab. Es klang sogar verheißungsvoll.

Die Frau würde für immer ihm gehören!

Fassungslos, aber fasziniert sah er sie an
 

Bulma mochte den Blick nicht, den Vegeta ihr gerade zuwarf.

Bis vor wenige Sekunden war er noch erzürnt und in seinem Stolz verletzt gewesen, aber nun hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert zu etwas, dass nach Berechnung aussah.

Als hätte er einen neuen Wert in ihr entdeckt oder würde sie mit anderen Augen sehen.

Sie wollte ihn aber viel lieber leiden sehen.

Keine Ahnung, zu welchem Rückschluss er gerade gekommen war, aber mittlerweile war es ihr sogar egal, wenn er vor ihr kriechen und betteln würde. Es würde nichts mehr ändern, seine kurze Möglichkeit für eine ehrliche Entschuldigung war vorbei. Alles, was jetzt noch folgte, wäre Taktik und Kalkül ohne Aufrichtigkeit.

Sie wollte ihn nicht mehr sehen, er sollte verschwinden.

Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge und sah provokativ zur Tür.

„Hör auf, meine Zeit zu verschwenden und hau ab“ befahl sie.

Vegetas Mimik wurde starr, als hätte er sich wieder daran erinnert, dass sie immer noch stritten.

Er atmete tief durch und bemühte sich um klare Worte, während er den Kopf leicht demütig senkte.

„Bulma, es tut mir…“ fing er an, doch sie schnitt ihm spöttisch lachend das Wort ab.

Wie sie es sich gedacht hatte.

„Hört auf, die falschen Worte kannst du dir sparen! Es ist zu spät. Denkst du, ich durchschaue dich nicht? Ich will deine billige Entschuldigung nicht mehr“ hielt sie ihn auf.

„Du willst keine Gaben, du willst keine Worte. Was willst du dann?“ schnaubte er grimmig.

„Oh, ich dachte, ich hätte es oft genug gesagt?“ säuselte sie mit falschem, breitem Lächeln, als würde sie mit einem Idioten sprechen. „Ich will, dass du verschwindest und mich in Ruhe lässt“ wiederholte sie streng.

Sie konnte sehen, wie sie ihn verletzte, wie es um seine Augen zuckte und seine Haltung sich verspannte. Anzeichen dafür, dass sie endlich ebenfalls einen Treffer gelandet hatte.

Aber außer zu Knurren und seine Stirn zu runzeln, konnte er nichts tun.

Mit einem Ruck stand er auf und machte sich zum Gehen bereit.

Doch bevor Bulma zufrieden glauben konnte, sie hätte gewonnen, unterbrach seine entschlossene Stimme ihren inneren Siegestanz.

„Ich komme wieder!“

Ungläubig blinzelte sie ihn an.

Unbeugsam starrte er zurück. Langsam hob sich ein Mundwinkel, als würde er sich auf den bevorstehenden Kampf freuen.

Mit diesem selbstsicheren, kleinem Lächeln verließ er sie, drehte sich nun endgültig um, um mit langsamen, kräftigen Schritten den Raum zu verlassen, während sie ihn nur geschockt nachschauen konnte.

Erst als sie hörte, wie die Tür sich schloss und seine Aura schwand, ließ sie sich erschöpft auf den Stuhl sinken, den Kopf in den Händen stützend.

Was war er für ein hohler, tauber Sturkopf und warum gab er nicht auf?

Gegen ihren Willen war sie davon beeindruckt, aber es machte ihr auch Angst.

Es hatte sich wie eine Kampfansage angehört.

Vegeta machte sich auf die Jagd nach ihr und wehe der armen Seele, die von ihm verfolgt wurde.
 

Vegeta schritt eilig nach draußen in den verwilderten Westgarten, der an Bulmas Flügel angrenzte.

Auch wenn er eine hochmütige, ruhige Maske aufgesetzt hatte, trommelte es in seiner Brust, als würde der Ozaru gegen Wände schlagen. Das Tier in ihm wollte wieder zur blauhaarigen Frau und konnte nicht verstehen, warum sein Besitzer sie stattdessen verließ.

„Bald“ flüstere Vegeta zu sich selbst und klopfte sich sacht gegen die Brust, um sein Herz zu beruhigen. „Bald.“

Es war nur ein taktischer Rückzug, aber noch keine Niederlage.

Er gab nie auf!

Während er unter dem Bogengang ging und sein Herz sich beruhigte, hörte er in der Nähe leises Gemurmel. Er erkannte die schnarrende, unverkennbare Stimme von Radditz.

Also da waren Bulmas Brüder geblieben. Sie hatten sich nicht weit von ihrer Schwester entfernt und waren in Hörweite geblieben. Hätte Bulma geschrien, wären sie in wenigen Sekunden über den Balkon in ihr Zimmer gestürmt und hätten das Flugverbot dafür ignoriert.

Neugierig schlich sich Vegeta an. Vielleicht kam er an nützliche Informationen, wenn er sie aushorchte. Er versteckte sich hinter der Mauer und sah vorsichtig um die Ecke.

Im Garten, auf einer umgestoßenen Steinsäule im Schatten sitzend, sah er den Rücken des Langhaarigen, sowie von Kakarott an dessen Seite. Sie teilten sich gerade den Kuchen, den sie mitgenommen hatten und die letzten Kekse.

„Und so habe ich ganz allein diese arroganten Schwächlinge besiegt und den Ruhm der Saiyajins gemehrt. Danach hatten alle Diplomaten und Gesandten einen Haufen Schiss vor uns und keiner hat mehr gelacht“ hörte er Radditz erzählen.

Anscheinend prahlte der Ältere gerade wieder damit, wie er in diesem Vorführungs-Turnier vor ein paar Jahren auf Altharwa den Champion der Pantheraner besiegt hatte. Es war seine Lieblingsgeschichte unter all seinen „Heldentaten“.

Sein kleiner Bruder sah aber weniger beeindruckt als viel mehr angeekelt aus.

„Warum hast du sie getötet, wenn sie sowieso aufgeben haben?“ fragte er stirnrunzelnd.

„Um zu zeigen, dass ich stärker bin“ antwortete Radditz selbstgefällig.

„Aber das war doch deutlich. Du hast sie doch besiegt.“ Die Kritik war deutlich zu hören.

Radditz seufzte.

Das war kein seltenes Diskussionsthema zwischen den beiden. Der Ältere versuchte daher, das Thema zu wechseln, weil er keine Lust dazu hatte, erneut seinen Standpunkt zu erklären.

Kakarott würde eh schon bald merken, wie die Wirklichkeit aussah, wenn er mit seinem Vater auf Mission ging.

Dafür gab es noch etwas anderes Wichtiges, was er mit seinem kleinen Bruder besprechen musste.

„Erinnerst du dich an den Typen, der dich hergebracht hat?“ fing er an. „Der mit dem roten Umhang? Wenn du diesen Kerl wieder mal begegnet, sprich ihn gefälligst mit Ehrfurcht an und verbeug dich vor ihm. Das ist dein oberster Kommandant und der baldige König. Nächstes Mal ist sonst dein Kopf ab.“

„Aha“ unbeeindruckt nickte Kakarott und angelte sich einen der letzten Kekse aus der Schale.

Radditz sah ihn stirnrunzelnd an und versuchte ihm die Gefahr zu erläutern.

„Ich scherze nicht, Kakarott. Vegeta ist unglaublich mächtig. Du bist zwar besser geworden, aber er ist…er ist so stark wie zehn von deiner Sorte.“

Erneut nickte Kakarott mir ruhiger Miene. „Ich weiß“ sagte er kauend. „Er ist wirklich stark und eines Tages werde ich gegen ihn kämpfen. Ich freue mich schon.“

Radditz Augen wurden groß und Vegeta, versteckt hinter der Mauer, musste sich eine Hand vor den Mund halten, um nicht loszulachen.

Der kleine Wahnsinnige wollte gegen ihn kämpfen?! Er würde ihn zertreten wie ein Wurm!

Radditz hatte denselben Gedanken und wusste nicht, ob er lachen oder heulen sollte bei so viel Wahnwitz.

Kakarott leckte sich nur die Krümel von den Fingern und fügte hinzu „Außerdem glaube ich nicht, dass er mir den Kopf abschlägt. Er wirkt nett.“

„Nett? Wer? Vegeta?“ stammelte Radditz.

Vegeta verdrehte genervt die Augen.

Er war nicht nett, was für eine Beleidigung.

Kakarott schien aber etwas zu ahnen. Die Besuche von Vegeta in Zusammenhang mit Delikatessen… Eine Assoziation zwischen Vegeta und Keksen, die Kakarott unbewusst verband, weshalb er der einzige Saiyajin war, der glaubte, der Skattkönig wäre nett.

So ein Idiot!

Vegeta lehnte sich gedankenverloren an die Wand und lauschte auf weiteres Gelaber.

„Keine Ahnung, wieso ich so denke, aber er wirkt irgendwie…nett. Jedenfalls habe ich keine Angst vor ihm. Und was ist da zwischen ihm und Bulma?“ fing Kakarott plötzlich an zu fragen.

Radditz zuckte zusammen und der versteckte Vegeta tat es ihm gleich.

Also war es ihm doch aufgefallen.

Vegeta sah besorgt um die Seite und schaute dabei zu, wie Radditz eilig nach einer Ausrede suchte. Der Langhaarige kratzte sich den Hinterkopf und stammelte sinnlos herum, was seinen Bruder erst recht misstrauisch machte.

„Bulma war sehr wütend auf ihn. Wieso?“ fragte Kakarott besorgt. Nur weil er sich nichts hatte anmerken lassen, bedeutete es nicht, dass er die Reaktionen seiner Schwester nicht bemerkt hatte.

Radditz rang nach Luft. „Kakarott, das ist eine Sache zwischen Erwachsenen. Solange Bulma dir nichts davon erzählt, werde ich auch nichts sagen“ wich er aus.

„Hmmm...hat das mit Sex zu tun?“ fragte Kakarott überraschend scharfsinnig.

Sowohl Radditz und Vegeta wirkten nun leicht panisch bei dieser Frage: Radditz, der nicht wollte, dass seine Eltern davon erfuhren und Vegeta, weil er nicht wollte, dass überhaupt über sein Privatleben getratscht wurde. Immer noch hatte er die Sorge, dass Kakarott sich langsam an den anonymen Prinzen in seiner Kindheit erinnern könnte und gefährliche Rückschlüsse ziehen könnte.

Oder, was wahrscheinlicher war, er sich verplapperte und Bulmas Familie die Erkenntnis bekam.

„Was weißt du schon über Sex?“ wich Radditz lachend aus.

Kakarotts Augen wurden schmal. „Nur weil ich es noch nie getan habe, bin ich nicht blind“ erwiderte er. „Da war so eine komische Spannung zwischen ihnen.“

„Echt?! Ich dachte, du und Chi-Chi…ihr seid doch schon eine Weile zusammen. Da habt ihr noch nie experimentiert?“ Radditz lenkte gekonnt das Thema um. Es wunderte ihn aber tatsächlich, dass sein kleiner Bruder bislang noch nicht mit seiner Freundin geschlafen hatte.

Kakarott rümpfte die Nase; ihn störte Radditz Kommentar. Es klang so abfällig, als wäre ihre Beziehung wegen fehlenden Sex noch nicht vollständig.

„Wir tun sehr viel zusammen. Küssen und so…“ verteidigte er seine Beziehung. „Aber wir wollten mit manchem noch warten, bis ich von meiner ersten Mission zurückkomme. Chi-Chi sagt, es wäre die Belohnung der Krieger, nach einer siegreichen Reise von ihrem Weib begrüßt zu werden. Sie hat was von einem Festmahl erzählt, was sie dann für mich zubereiten wird.“

„Hmmm, ein Festmahl, so so“ brummte Radditz amüsiert. In seinen Augen war ein belustigtes Funkeln. Das klang für ihn so, als würden die beiden Jüngeren es bald richtig krachen lassen.

Wenn Kakarott erst mal merkte, wie toll Sex war, würde es ihn vermutlich von Kämpfen, Vegeta und Bulma ablenken.

Vegeta in seinem Versteck verdrehte erneut die Augen. Diese Informationen wurden gerade nur noch langweilig. Es war nichts dabei, was er nutzen könnte.

„Na dann, du weißt Bescheid, was du zu tun hast, wenn du bei ihrem „Festmahl“ bist, kleiner Bruder“ lachte Radditz und klopfte dem Kleinen kräftig auf die Schulter. Der wurde überraschenderweise rot und biss sich verlegen auf die Lippe.

„Hm, ja ja“ murmelte er.

„Was denn, du weißt doch Bescheid?! Denk daran, ich war dabei, als Vater…guahh, diesen Tag habe ich immer noch nicht vergessen“ stöhnte Radditz bei der Erinnerung an Kakarotts Aufklärung.

„Jaaaa“ sagte Kakarott langsam, der anscheinend auch allmählich verstand, worüber Bardock genau gesprochen hatte. „Aber was tue ich, wenn ich…“ Kakarott brach mitten in seiner Frage beschämt ab und sah auf seine Füße.

Radditz sah auf den kleinen Strubbelkopf herab. Nachdenklich kratzte er sich die Wange, als er sich an sein erstes Mal erinnerte. Er war ein Jahr älter gewesen, theoretisch aufgeklärt und trotzdem war er nervös gewesen.

„Also gut, worüber willst du sprechen?“ machte er seufzend das Angebot. Zuerst Bulma, nun sein kleiner Bruder…Radditz versuchte, seine Pflicht als großer Bruder zu erfüllen.

In diesen Augenblick wusste Vegeta, dass er nichts mehr Nützliches erfahren würde. Er erinnerte sich genau, wie Radditz damals seine Unschuld verloren hatte: er war dabei gewesen, als er die Nutte ausgewählt hatte. Es war keine große Anstrengung, so jemanden dazu zu bringen, die Beine zu spreizen, solange der Geldbeutel gut gefüllt war. Seitdem hatte sich einiges getan, aber Vegeta hatte keine Lust, die übliche Prahlerei über die Liebesfähigkeiten eines Saiyajins zu hören.

Radditz hatte da genauso eine große Klappe wie Nappa, fürchterlich.

Er entfernte sich aus den Schatten der Mauer und schlich sich davon, ging wieder seine Wege.
 

Kakarott sah schnell nach hinten, während Radditz anfing zu erzählen/prahlen.

Vegeta war endlich verschwunden.

Er war weg und lauschte nicht mehr.

Auch wenn er sich unbemerkt hatte anschleichen können, war ein Verstecken sinnlos, solange er diese riesige Aura nicht unterdrücken konnte. Vor Kakarotts sechster Sinn war eine solche Aktion nicht möglich.

Kakarott blendete Radditz Erläuterungen aus, sie waren nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um ihren Lauscher zu täuschen. Dessen Ratschläge interessierten ihn eigentlich nicht besonders beziehungsweise sah er nicht ein, wie Radditz ihn mehr helfen konnte als Chi-Chi.

Er musste nur darauf hören, was seiner Freundin gefiel, ihre Reaktionen beobachten und ihren Anweisungen folgen und nicht tun, was laut Radditz Meinung richtig war.

Er würde schließlich mit Chi-Chi schlafen und nicht mit Radditz.

Doch die Silhouette von dem Mann namens Vegeta ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Wie er für einen Moment vor ihm marschiert war, dieser gerade Rücken mit dem herabfallenden Umhang, die hohen Haare…Kakarott war überzeugt, so ein Bild schon mal gesehen zu haben, öfters sogar, aber die Erinnerung war verschwommen. Vielleicht in seinen Träumen?

Aber dazu war sein Geruch, der ihn irgendwie glücklich machte…aus diesem Grund war er trotz dieser starken Aura auch nicht eingeschüchtert gewesen.

Dass es so einen starken Saiyajin gab, fand er großartig. Er sah das als Ziel an, genauso stark zu werden. Und wenn das geschah, wollte er wissen, ob er noch besser werden konnte; ob es eine Grenze hinter der ersten gab, die er wieder durchbrechen konnte.

„Hey, Radditz, sollen wir mal nach Bulma sehen?“ unterbrach er Radditz Redefluss. Seine Schwester war jetzt wieder allein und wer weiß in welchen Zustand. Sie sollten nach ihr sehen.

„Äh, ja, ich weiß nicht, wir sollten nicht stören“ fing sein großer Bruder verdutzt an.

Er hatte Angst, Dinge zu sehen, die er niemals bei seiner Schwester sehen wollte.

Was, wenn sie und Vegeta sich vertragen hatten und das gerade feierten?

Oder sich nicht vertragen hatte und Vegeta mit einer Mordslaune entgegenkam?

Aber Kakarott war bereits aufgestanden und sammelte das leere Geschirr ein. Mit unschuldigem Gesicht sah er ihn an.

„Ach, ich wette, wir können zu ihr hin. Was immer die beiden besprochen haben, es müsste jetzt vorbei sein“.

Ohne auf Radditz Meinung zu warten, da er genau wusste, dass er Recht hatte, marschierte Kakarott voran. Im Hintergrund hörte er das tiefe Seufzen und die schweren, nachfolgenden Schritte seines Bruders.
 

„Es muss sich etwas ändern, ich halte das nicht mehr aus. Nach dieser Aussage habe ich das Gefühl, als würde er mich ständig beobachten“ beschwerte sich Bulma verärgert und stellte ihre Teetasse klirrend ab.

Einen Tag nach dem Debakel befand sie sich wieder auf einer „Teeparty“: genauer gesagt war sie im Archiv, sitzend an einen runden Tisch mit den drei Archivaren Gurki, Ginsengs und Celeron. Auf der Tischplatte waren Bücher und Akten verstreut, doch es gab noch genug Platz für eine Teekanne und leicht angeknacksten Tassen.

Bulma war gerade mit der Erzählung des gestrigen Treffens fertig und schäumte vor Wut.

Ihr schöner Tag war ruiniert gewesen und selbst als Radditz und Kakarott kurz danach wieder zu ihr gekommen waren, hatte sich die Stimmung nicht geändert. Bulma war zu keinem Gespräch bereit gewesen, hatte stattdessen finster auf Radditz geschaut. Dem war das schlechte Gewissen deutlich anzumerken und kaum war der letzte Keks gegessen, als er auch schon hinaussprang, erneut mit Kakarott unterm Arm. Die Brüder hielten es für sicherer, die junge Frau allein mit ihrer Grübelei zu lassen, bis sie sich weder beruhigt hatte.

Doch selbst nach einer Nacht unruhigen Schlafes hatte sich Bulma nicht abgekühlt.

Sie wusste nur eines: sie musste aus dem Palast raus, musste Vegetas Dienst verlassen und wenn es um bürokratische Abläufe und ihre Schlupflöcher ging, saß sie hier am richtigen Platz.

Die drei Alten wüssten vielleicht einen Weg, wie sie die Armee verlassen konnte, ohne Vegeta darum anzuflehen. Denn dem würde er niemals zustimmen.

Sie wollte endlich ihr eigenes Geld verdienen und ihren Plan mit ihrem neuen Wohnsitz verfolgen. Das Gebiet war bereits gekauft, die Tinte auf der Besitzurkunde trocken, aber solange sie fremdbestimmt war und für andere Aufgaben zu erledigen hatte, konnte sie nicht ihre Wunsch-Werkstatt aufzubauen. Ihr fehlte die Zeit.

Ohne Werkstatt gab es auch keine Möglichkeit, den Gravity-Ball zu erschaffen, den sie den Männern ihrer Familie zur Verfügung stellen wollte.

Celeron strich sich nachdenklich über den Bart.

„Wenn ein Saiyajin die Armee und den königlichen Dienst verlassen will, muss er ein bestimmtes Formular ausfüllen und dieses von seinem Vorgesetzten unterzeichnen lassen, der es wiederum vom König selbst bestätigen lassen muss“ erinnerte er sich.

Die Alten und Bulma seufzten gleichzeitig auf: Das machte ja alles so kompliziert.

Vegeta war sowohl Bulmas Vorgesetzter als auch des Königs Ersatzperson.

Er würde niemals ihren Antrag unterzeichnen, sondern ihn lachend zerreißen, sobald er auf seinem Tisch lag

Die andere Möglichkeit, zu Desertieren, zog Bulma bislang noch nicht in Betracht. Sie wollte nicht von jeden Saiyajin gejagt werden, ganz zu schweigen von den Problemen, die es ihrer Familie bringen würde. Ansonsten wäre sie längst in einem geklauten Raumschiff verschwunden.

„Hm, und du willst ihm wirklich nicht verzeihen?“ fragte Celeron vorsichtig.

Diese Möglichkeit gab es schließlich auch noch, doch Bulmas entschlossenes Kopfschütteln sagte genug aus.

„Von WOLLEN kann keine Rede sein, sondern ob ich es KANN. In mir ist so eine tiefschwarze Wut…ich kann ihn nicht mehr vertrauen“ versuchte sie es zu erklären. „Als er dann mit diesem Kommentar verschwand, er würde wiederkommen, hat es mich geschüttelt. Uäh, wenn er jetzt in meiner Nähe rumhängt oder er mich plötzlich auf seine Reisen mitnimmt…meine Haut fängt schon an zu kribbeln. Ich finde keine Ruhe.“

Sie rieb sich hastig über die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, die sich bildete, wann immer sie dieses Bild vor den Augen hatte: Vegeta, den Kopf zu ihr gedreht, ein letzter selbstbewusster Blick und dann diese Drohung auf den Lippen.

„Ich komme wieder!“

Nein danke, die Tage, an denen sie auf seine Rückkehr gewartet hatte, waren vorbei.

Aber niemals hätte sie sich vorstellen können, sich mal als Vegetas Beute wieder zu finden. Da sie wusste, was für ein guter Jäger er war, wie hartnäckig, war es normal, keine Ruhe zu finden.

Die drei Alten sahen die Sorge in Bulmas Gesicht und nickten sich gegenseitig einverständlich zu.

Vegeta IV. hatte es verbockt und zwar gründlich.

Sie hatten kein Mitleid für den baldigen König, im Gegenteil.

Es wurde Zeit, dass die hochnäsige Elite, die nie um die Aufmerksamkeit von Frauen kämpfen musste, mal lernte, wie das Leben für den normalen Saiyajin war.

Bulma tat gut daran, dessen Eitelkeit zurechtzustutzen.

Wie sollte Vegeta ein anständiger König werden, wenn er nicht wusste, wie das Leben für seine gewöhnlichen Untertanen war?

Nein, er musste genauso lernen, dass er nicht alles in seinem Leben bekam, was er sich wünschte.

Sie musste nun einen Weg finden, Bulma zu helfen, aber keiner von ihnen hatte besondere Fähigkeiten oder Privilegien. Auch ihre Geschichtskenntnisse halfen nicht: ihre Suche nach einem Präzedenzfall, den Bulma für saubere Entlassung nutzen könnte, war erfolglos.

„Bist du momentan nicht in der Technik-Abteilung des Krankenhauses eingeteilt?“ stellte Gurki die Frage. „Eine außerordentliche Dringlichkeit bei all den medizinischen Geräten. Wenn du da unentbehrlich bist, wird er dich dort weder wegholen noch belästigen“ überlegte er. „Sonst leiden die Kranken und Verletzen.“

Bulma zuckte mit den Schultern. „Theoretisch richtig, aber würde es Vegeta wirklich interessieren, dass eine Wartungs-Person dort fehlt? Er wird damit argumentieren, dass sie ja schon vorher ohne mich auch klargekommen sind.“

Sie gähnte, der Tag war lang gewesen. Wie Gurki es angesprochen hatte, war sie heute mit der Reparatur mehrere Medic-Tanks beschäftigt gewesen. Medic-Tanks waren faszinierend, aber die nährstoffreiche Lösung wurde nicht auf Vegeta-Sei hergestellt, sondern musste importiert werden.

Diese Technik konnte sie daher nicht stehlen geschweige denn vollständig reparieren, wie es bei den Pods der Fall gewesen war.

Bislang war die Arbeit noch neu und frisch, aber sie befürchtete, dass diese sie auch in wenigen Wochen langweilen würden, weil sie dann eintönig wurde.

Durch ihre Zugangsmöglichkeit hatte sie aber wieder viel Neues gesehen.

Einige Roboter der Tsufurujins standen unbenutzt, weil kaputt, in den Abstellräumen, die einst für Pflegetätigkeiten entwickelt worden waren. Ebenso gab es chirurgische Instrumente, deren Wissen über die Nutzung verloren gegangen war.

Im Krankenhaus gab ein selten genutztes Labor, in dem genetische Proben untersuchen werden konnten, was perfekt für ihr Vorhaben gewesen war. Schon lange hatte sie geplant, die Haare von Palantay zu analysieren und mit Proben ihrer Familie zu vergleichen, die sie ebenfalls heimlich entnommen hatten.

Die Ergebnisse waren erwartbar gewesen und keine große Überraschung.

Erstens: sie war ein reiner Saiyajin und keine Mutantin.

Zweitens, sie war tatsächlich mit Palantay verwandt gewesen.

Drittens: Spuren derselben Gene waren auch bei ihren Eltern und Brüdern gefunden worden, allerdings hatten diese das „Glück“ gehabt, dass sie die dominanten Gene geerbt hatten. Nur bei Bulma waren die rezessiven Informationen für die blaue Augen- und Haarfarbe in der DNS gespeichert gewesen.

Aber da DNS leider nicht sprechen konnte, verstand sie immer noch nicht den Ursprung des alten Erbguts. Geschweige denn, wie die Geschichte von Sadal und seinen Überlebenden ausgegangen war.

„Was für ein Chaos“ murmelte sie leise vor sich hin „Arrogante Prinzen und tote Saiyajins mit blauen Haaren.“

Sie wollte ihre Ruhe haben wie früher im Wald und sich um ihre Erfindungen kümmern, neue Dinge entwickeln und ab und zu in der Hauptstadt mit Freunden Spaß haben.

Sie brauchte Vegetas Schutz und seinen weißen Brustpanzer mit dem Königwappen nicht mehr. Ihr Ruf hatte sich verbreitet und die Saiyajins behandelten sie mit berechenbarer Höflichkeit, egal aus welcher Klasse. Sie kannte sich nun mit den Sitten der Saiyajins aus und man wusste, wie gut sie im Reparieren war. Ihr geplantes Geschäft würde gut laufen, wenn sie nur die Chance dafür bekam.

Sie seufzte lang und müde. Erschöpft legte sie den Kopf in den Nacken und sah zur Decke hinauf.

Die drei Archivare warfen sich wieder einen stummen Blick zu und nickten sich gegenseitig zu.

Bulma hatte sich etwas beruhigt, dann könnte man ihr von den Neuigkeiten berichten. Es wäre zwar nicht hilfreich bei ihrem Problem, würde sie aber etwas ablenken.

Celeron räusperte sich laut, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken und stellte ein hölzernes Kästchen auf den Tisch ab.

„Nach Palantays Tod haben wir sorgfältig sein Zimmer aufgeräumt und jegliche Artefakte ordentlich katalogisiert. Für uns war dann die Sache erledigt und wir sind wieder an die Arbeit gegangen, aber…Palantay war ein stiller Rebell gewesen. Als wir darüber sprachen, haben wir uns überlegt, ob er nicht auch geheime Aufzeichnungen angefertigt hat. Wir haben sein leeres Zimmer noch mal gründlich untersucht und das hier gefunden: sein Tagebuch.“

Bulmas Augen wurden groß und sie konzentrierte ihren Blick auf den Tisch. Das könnte die Antwort auf eine Menge Fragen sein. Anerkennend pfiff sie. Die drei alten Männer lächelten stolz wegen ihrer Entdeckung.

„Wunderbar geschrieben“ schwärmte Ginsengs vom Leseerlebnis.

„Es war aufregend“ berichtete Gurki. „Ich fühlte mich in die Vergangenheit versetzt.“

Celeron nicke zustimmend. „Allerdings war es schwierig, Palantays Schrift zu entziffern. Sie wurde immer krackeliger, je mehr seiner Blindheit zunahm. Auch das Pergament war sehr alt und brüchig. Daher…“ er öffnete das Kästchen, in den sich ein normales, recht neues Notizbuch befand und reichte es der neugierigen Bulma. „Daher haben wir alles noch mal in sauberer Schrift auf neues Papier aufgeschrieben. Das Original verstecken wir, aber wir werden uns weitere Kopien anfertigen. Wir Archivare sind die Hüter der Erinnerungen und müssen Palantays Andenken daher bewahren. Geschichte kennt kein Gut oder Böse, nur die Fakten und dieses Buch gibt uns neue Sichtweise…aber ich will nicht zu viel verraten. Lies es und lerne!“

„Wow“ dankbar nahm sie das Geschenk an. „Jetzt brauche ich nur noch einen Plan wegen Vegeta und ich bin völlig glücklich“ murmelte sie, während sie wie gebannt durchs Buch blätterte.

„Tja, das wird schwierig. Ich weiß auch nicht, wie du sein Wappen auf dein Austrittsformular bringen willst“ brummte Gurki bedrückt. Der einstige Lehrer des Prinzen kannte die Vorgänge und Arbeitsweise der Könige genau. Er wusste, sie sahen sich gerade solche Anfragen genau durch.

Da konnte man nicht hoffen, zwischen einen Berg aus Papier übersehen zu werden.

Bulma sah ihn stirnrunzelnd an, weil sie gerade etwas Neues erfahren hatte.

„Wappen? Vegeta benutzt also ein Siegel, um solche Formulare zu bestätigen? Keine Unterschrift?“ fragte sie. Sie erinnerte sich an das Siegel, das Bardock ihr stolz gezeigt hatte, nachdem er zum Mittelklasse-Krieger ernannt worden war. Der Kreuzförmige, im Holz geschnittene Stempel, mit der roten Kordel am Griff.

Sie hatte aber nicht gewusst, dass Vegeta auch eines besaß.

„Oh nein, bei all den Dingen, die seine Unterschrift benötigen würde, bekäme er ja einen Krampf. Nein, genau deswegen haben die Kommandanten ja eigene Siegel, um solche Prozesse zu beschleunigen“ lachte Gurki, der sich nichts bei ihrer Frage dachte.

Bulma bekam die hoffnungsvolle Idee, dass es so viel einfacher wäre, ein Siegel zu besorgen, als eine Unterschrift zu fälschen.

Vielleicht gab es doch eine Chance, ehrenvoll aus der Armee entlassen zu werden, ohne dass Vegeta sie aufhielt.

Und bis er es bemerkte, wäre es schon zu spät.
 

Einige Tage später, im Palast…

Radditz schwitze und es hatte nichts damit zu tun, dass sich ein heißer Tag ankündigte.

Es lag daran, dass er sich auf der gefährlichsten Mission seines Lebens befand. Alles, was er bislang in seiner Karriere erreicht hatte, setzte er dafür aufs Spiel.

Kalter Angstschweiß sammelte sich unter seinem Nacken und wurde zu seinem Glück von seinem Haar verdeckt.

Bulmas Rache, weil er sie mit Vegeta allein gelassen hatte, war fürchterlich. Er hatte sich nicht vorstellen könne, dass sie ihn in so einen wahnwitzigen Plan einbezog.

Denn seine boshafte, kleine Schwester ließ ihn nun dafür leiden, indem sie sowohl an sein Gewissen appellierte, als auch mit ihrem Vater drohte. Sollte Radditz ihr nicht helfen, würde sie alles Bardock erzählen. Ganz egal, wie viel Ärger sie auch bekommen würde, sie war sein kleines Mädchen. Ihr wurde verziehen, während Radditz dagegen…tja, auch wenn Radditz mehr Schiss vor Vegeta hatte, ging die Familie vor. Also hatte er diesem irren Plan zugestimmt.

Bislang war er am einfachsten Part: er musste sich nur unauffällig versteckt halten und Vegetas Büro im Auge behalten. Für einen Handlanger des Skattkönigs kein Problem, da würde sich niemand etwas denken, wenn man ihm beim Herumlungern erwischte. Trotzdem wollte Radditz vermeiden, gesehen zu werden und verbarg in einen toten Winkel des Palastes.

Er wusste, dass Vegeta zu diesem Zeitpunkt in seinem Arbeitszimmer war und den üblichen Papierkram durchging, der jeden Morgen auf ihn wartete. Dank seiner Erfahrungen in den bürokratischen Abläufen wusste Radditz auch, dass der Beamte, der die Anträge zum Austritt aus dem königlichen Dienst bearbeitete, alle Formulare gesammelt bringen würde; wie jeden Monat.

Ein kleiner Stapel mit denselben Formularen, wo man gut ein Neues untermischen könnte.

Und da kam er auch schon, ein älterer Saiyajin, der anklopfte, ins Arbeitszimmer eintrat und nach wenigen Minuten schnell wieder verschwand.

Nun lief die Zeit. Vegeta würde sich bald um diesen Stapel Dokumente kümmern.

Radditz wartete eine Weile ab und setzte dann ein Signal über Scouter ab. Die Empfängerin wusste, was nun zu tun war: ein Ablenkungsmanöver zu starten, während sie gleichzeitig beschäftigt war, ein Alibi für ihn zu beschaffen.

Radditz hatte nicht gewusst, dass die Scouter regelmäßig ein Signal aussandten, mit denen man sie aufspüren konnten. Das war nützlich, wenn man in einer Mission verschüttet ging, sah aber auch nach ständiger Überwachung aus, weshalb diese Information geheim war.

Doch Bulma, die Computerspezialisten und Hackerin, hatte schon damals bei der Reparatur ihres ersten Scouters die regelmäßige Signalmeldung erkannt und abgestellt. Sie wusste nun sogar, wie man sie manipulierte. Darum konnte sie zwei falsche Signale nachahmen, die beweisen würden, dass die Geschwister zu diesem Zeitpunkt weit entfernt gewesen wären. Sollte man einen Verdacht für das kommende Verbrechen gegen sie haben, würde das ihre „Unschuld“ beweisen.

Radditz hörte aus der Ferne ein Knallen und Rumpeln, dann überraschte Stille.

Die Saiyajins im Palast hielten inne.

Gab es einen Angriff oder war da ein Unfall passiert?

Der Knall wiederholte sich und nun konnte man draußen sogar eine Rauchfahne sehen.

„Es brennt, es brennt! Feuer!“ riefen die ersten alarmiert. Die Wachen rannten los, es wurde geschrien. Bei dem Tumult, der draußen herrschte, wurde auch Vegeta in seiner Arbeit gestört und er verließ das Büro. Seinem Gesicht war deutlich anzumerken, wie es ihn nervte. Aber alles, was dem Palast betraf, war in seiner Verantwortlichkeit, also musste er auch nachsehen.

Was, wenn es doch ein Angriff war?

Dafür übersah er sogar das Flugverbot und sprang aus dem nächsten Fenster, um in Richtung Rauchfahne zu fliegen.

Darauf hatte Radditz in seinem Versteck gewartet. Er hatte nur Minuten, bis das Feuer, dass Bulma mittels einer ferngesteuerten Bombe in einen abschüssigen, kaum genutzten Palastflügel entzündet hatte, gelöscht wäre.

Er drang ins Arbeitszimmer ein. Während er ein gefaltetes Formular aus seiner Rüstung zog, glitt sein Blick über den Schreibtisch, wo er das viereckige, aus rotem Edelstein geschnitzte Siegel entdeckte, an dessen Griff eine goldene Quaste gebunden war.

Das königliche Siegel!!

Radditz schluckte und er konnte ein ehrfürchtiges Schaudern nicht unterdrücken, als er es vorsichtig in seine Hand nahm. Seine Finger umgriffen den kalten, runden Steingriff.

All die Gefahren in seinen Leben waren einen Dreck gegen das Verbrechen, was er gerade begann. Würde man ihn deswegen verurteilen, wäre der Tod noch sein geringstes Problem.

Sein Name würde aus den Annalen gestrichen, grausame Folter an seinen Körper unterzogen für den Verrat, das königliche Siegel zu stehlen.

Nun, nicht stehlen, aber fremdnutzen, doch da würde Vegeta keinen Unterschied in seinem erbarmungslosen Urteil machen.

Behutsam drückte Radditz das Siegel aufs schwarze Stempelkissen, um es anschließend auf das Formular zu drücken. Er vergaß auch nicht, zweimal zu stempeln, einmal als Bulmas Vorgesetzter und als König. Das fehlte noch, dass die ganze Sache wegen einer Formalität zu Grunde ging.

Radditz sah auf den Dokumentenstapel, der auf die linke Seite des Schreibtisches sortiert war. Dort legte Vegeta immer die Sachen ab, die er bereits bearbeitet hatte. Ganz oben lagen auch schon die Formulare für Austritte, worunter Radditz behutsam das seinige untermischte.

Vegeta war so von seiner Gründlichkeit überzeugt, dass er kein zweites Mal über die Sachen rüber schaute oder sie kontrollieren ließ, sondern sie stattdessen sofort zur Bearbeitung weiter reichte. Sein Sekretär wurde die Formulare mitnehmen und die Befehle ausführen.

Radditz kannte die Abläufe im Palast sowohl Vegetas Verhalten; das war sein Vorteil.

Vegeta würde nicht ahnen, dass sich darunter Bulmas Freiheit befand.

Radditz warf einen letzten prüfenden Blick auf den Schreibtisch, ob er auch alles in richtiger Position hinterließ und verschwand fliegend aus dem Fenster.

Still flog er zum Ort, wo er sich laut gefälschter GPS-Signale eigentlich befinden sollte, um von Zeugen auch gesehen zu werden. Kurz schickte er noch die Nachricht raus, dass alles geklappt hatte.

Jetzt konnten sie nur noch hoffen, dass Bulma morgen ihren Entlassungsbescheid erhielt ohne erwischt zu werden.
 

Bulma las die Nachricht und atmete erleichtert auf, bevor sie sich um die letzten Schritte ihres Plans kümmerte. Schnell löschte sie jede verräterische Spur und klapperte dazu auf der Tastatur des alten Computers, der in einem unbenutzten Labor des Krankenhauses stand.

Vegetas Scouter-Signatur zeigte ihr an, dass er immer noch mit der Überwachung der Brandlöschung beschäftigt war. Das Ablenkungsmanöver funktionierte.

Sie grinste schadenfroh angesichts ihres Präventivschlages.

Bislang hatte sie es in den letzten Tagen seit seiner Warnung es geschafft, ihn auszuweichen und sich zu verstecken, wann immer sie seine Aura herannahen spürte. Er hatte sich auch nicht getraut, ein weiteres Mal unerlaubt in ihrer Wohnung zu kommen.

Aber sie war vorsichtig und ließ sich nicht täuschen.

Vegeta wollte sie damit nur in falscher Sicherheit wiegen. Darum schlug sie zuerst zu.

Sie schaltete die elektrischen Geräte aus und verschwand wie ein Schatten, um sich wieder ihren täglichen Aufgaben zu widmen.

Sollte es Fragen geben, wo sie zur Zeit des Brandes befunden hatte, gab es genug Zeugen, die sie beim Arbeiten gesehen hatten. Kein Saiyajin könnte sich vorstellen, dass eine Fernsteuerung existierte, deren Reichweite bis zum Palast ging, um dort einen Zünder zu aktivieren.

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen arbeitete sie vor sich hin, bis Feierabend war und sie gehen konnte. Sie flog unverzüglich zu ihrem Apartment, als wüsste nichts über den Brand, spielte die unwissende Unschuldige, wie so oft in ihren Leben. Aber zur Sicherheit würde sie in nächster Zeit Treffen mit Radditz vermeiden, damit sie nicht gemeinsam gesehen wurden.

In ihrer kleinen Küche bereitete sie sich ein leichtes Abendmahl zu und überlegte dabei, wie sie schnell ihren Umzug schaffen könnte, sobald ihr Plan klappte. Dank ihrer Kapseln ging es einfach: alles in eine Kiste rein und dann verkleinern. Der Großteil der Möbel gehörte dem Palast und die Regale und Blumentöpfe würde sie hier lassen. Das Abbauen der Regale würde zu lange dauern und Vegeta könnte misstrauisch werden, wenn plötzlich der grüne Balkon, ihr Kennzeichen, ganz kahl wurde.

Sie grinste boshaft. Die Blumen durfte er als Abschiedsgeschenk behalten.

Das Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Misstrauisch spürte sie eine fremde Aura davor stehen.

Als sie diese öffnete, stand Vegetas persönlicher Sekretär vor ihr; ein älterer Mann in edler Uniform und gezwirbelten Schnurrbart.

Bulmas Auge wurden groß, ihr Herz klopfte heftig.

Was wollte er hier? Hatte Vegeta sie erwischt?

Doch sie wurde davon überrascht, dass er ihr ein Kästchen überreichte.

„Ein Geschenk unseres großzügigen Herrschers, mit seiner Hochachtung“ erklärte er die Gabe.

Misstrauisch öffnete sie es in seiner Anwesenheit.

Im Kästchen glitzerte es: eine goldene Schlüsselkarte und daneben ein Ring.

Stirnrunzelnd holte die die Schlüsselkarte heraus, deren Funktion ihr nicht geläufig war. Sie besaß doch bereits eine Karte?

Doch die Pupillen des Sekretärs erweiterten sich und er konnte ein verblüfftes „Oh“ nicht unterdrücken. Er wusste also, was es war.

„Was soll ich damit?“ fragte sie ihn unbeeindruckt.

„Nur mit so einer Karte hat man die Befugnis, in den königlichen Flügel einzutreten“ erklärte der Sekretär atemlos, der keine Ahnung gehabt, welch mächtiges Geschenk sich im Kästchen befunden hatte.

„Tse“ doch die junge Frau vor ihm war davon unempfänglich, ja fast ärgerlich.

„Was soll ich damit?“ wiederholte sie schnaubend

Bulma schüttelte den Kopf, fragte sich, was Vegeta damit plante.

Dann wurde es ihr klar.

Es war eine Einladung. Vegeta teilte ihr damit wortlos mit, dass sie nun auch einen Schlüssel zu seinen persönlichen Räumen besaß, so wie er zu ihren. Er wollte sich damit für seinen uneingeladenen Besuch entschuldigen und bot ihr an, ihn zu besuchen. An einen Ort, wo niemand sie stören konnte, wo keiner sie sehen würde…eine Falle war eine Falle, auch wenn sie golden war.

Sie lachte abfällig.

Als ob sie ihn besuchen wollte?!

Der Sekretär versuchte die junge Frau von den Vorteilen dieses Privilegiums zu überzeugen.

„Der königliche Flügel ist ein unglaublicher Ort. Die schönsten Kunstwerke, die größten Reichtümer sind dort zu sehen. Man hat Zugang zu den königlichen Bädern, zu den höchsten Terrassen und den luxuriösen Wohnräumen…“ fing er an zu schwärmen.

„Ja, ja, wie auch immer“ Bulma verdrehte genervt die Augen und trat in ihr Apartment zurück, die Karte mit spitzen Fingern vor sich haltend, in der andere Hand das Kästchen

Großäugig blinzelnd starrte der Sekretär auf die geschlossene Tür. Dumpf schluckte er bei dem Gedanken, wenn er seinem Herrscher davon erzählen musste, wie gleichgültig seine Geschenke entgegen genommen wurden.

Hinter der Tür ließ sich Bulma dagegen erleichtert auf einen Stuhl sinken.

Das war knapp gewesen.

Vegeta ahnte also nichts. Er versuchte es bloß auf den üblichen Weg.

Doch wozu brauchte sie diese Karte, wenn sie bald den Palast verließ?

Anderseits…unbegrenzter Zugang…vielleicht galt das auch für andere Bereiche, nicht nur den Palast. Sie würde die Karte behalten.

Sie öffnete das Kästchen, um die Schlüsselkarte wieder herein zu legen und sah den Ring, den sie vorhin übersehen hatte.

Prüfend nahm sie ihn heraus und hielt ihn ins Abendlicht, wo er anfing, leicht zu funkeln.

Der Reifen war aus einem dunkelblauen, undurchsichtigen Edelstein gefertigt, der von goldenen Flecken durchzogen waren wie ein sternenübersäter Himmel. Ein goldgefasster durchsichtiger Edelstein war darin eingefasst, aquamarinblau mit rosa und goldenen Wirbeln.

Es erinnerte sie an ein Stück Nachthimmel, in dem man ein helles Stück Morgenröte eingesetzt hatte. So viele Blautöne, dazu die hübschen Goldsprengel…der Ring war hübsch und sah so unverdächtig unschuldig aus. Da war nichts Technisches dran, nur edle Steine, ein ungewohnt feminines Geschenk. Nicht zu groß oder zu schwer; nicht unhandlich. Er passte perfekt auf ihren Ringfinger.

Es war das erste Mal, dass sie von jemanden Schmuck geschenkt bekam, der nicht zu ihrer Familie gehörte. Der Ring war verführerisch, er gefiel ihr gut, war nicht klobig oder auffällig…doch das dunkle Blau erinnerte sie an Vegetas Uniform und sie wollte sich nicht bestechen lasse. Darum tat sie ihn wieder zurück ins Kästchen und stellte es zusammen mit der Schlüsselkarte darin ins Regal.

Sie würde diese Sachen nicht anfassen.
 

„Und?“

Vegeta stand auf seinem Balkon und starrte unbeirrt auf die grüne Terrasse herunter, wo das Licht schwächer wurde, weil die Bewohnerin sich nachtfertig machte.

Hinter seinem Rücken stand diensteifrig sein treuer Sekretär und Laufbursche.

„Sie hat es angenommen. Allerdings…sie wirkte nicht beeindruckt“ fügte der Mann vorsichtig hinzu.

Vorsichtig sah er aus seiner Verbeugung hoch, zum Rücken des stärksten und am meist begehrten Mannes der Saiyajins, der ihn zum ersten Mal zu so einer Aktion befohlen hatte.

Doch im Gegensatz zu seiner Befürchtung war Vegeta nicht sauer. Er lachte nur kurz.

„Du kannst gehen. Aber denk dran…kein Wort“ befahl Vegeta mit seltsamen selbstbewussten Lächeln.

„Mein Herr, Ihr könnt euch auf mich verlassen“ der Mann wusste, was passieren würde, wenn Gerüchte über diese Geschenk seine Runde machte.

Der Prinz und baldige König lud eine junge Frau zu sich ein? In die königlichen Gemächer?

War er auf Brautwerbung?

Doch der Sekretär wusste, er durfte keine persönlichen Fragen stellen, wenn er seinen Job behalten wollte. Also blieb er stumm, solange man nicht nach seiner Meinung fragte und befolgte gewissenhaft die Befehle seines Herrn. Mit eiligen, leisen Schritten ließ er Vegeta allein.

Der sah weiter herab. Sein Grinsen verblasste.

Er war froh, dass Bulma die Sachen angenommen hatte. Es war ein Anfang.

Bei ihrem Temperament war zu erwarten gewesen, dass sie es ihn an den Kopf werfen oder darauf herum trampeln würde.

Die Idee mit der Schlüsselkarte wollte er ausprobieren. Mal sehen, ob sie neugierig war. Schließlich handelt es sich um einen Gebäudeabschnitt, wo sonst keiner Zugang hatte.

Was den Ring betraf: den hatte er aus einer Laune einen Tag nach der Pret-Sache ausgesucht.

Bei den Gedanken, wie die blonde Made sich Bulma genähert hatte, kam ihm die Galle hoch.

Also hatte er überlegt, wie man ein deutliches Zeichen setzen konnte, damit solche Typen sich ihr nicht näherten. Ihm war eine Sitte von Aurum eingefallen, die auch auf vielen anderen Planeten kopiert wurde, bei den Saiyajins aber noch recht unbekannt war.

Wenn sich dort zwei Liebende ein Versprechen gaben, wurde dies mit Ringen besiegelt. Diese symbolisierten die Ewigkeit und passten vom Aussehen zueinander.

Wenn Pretty so einen Ring an ihren Finger sah, wüsste er endgültig, dass er nicht mit ihr flirten dürfte, ebenso andere Lebewesen, während es für Saiyajins aber nicht ersichtlich war.

Er seufzte auf, als das Licht endgültig erlosch. Bulma war nun im Bett…ohne ihn.

Er würde ein paar Tage abwarten, ob sie die Karte einsetzte. Die computergesteuerten Türen registrierten die Ein- und Ausgänge, er würde es also erfahren. Er konnte sich vorstellen, dass sie bei ihrem ersten Besuch erst heimlich kommen würde, wenn er in einer Sitzung oder auf Mission war, um ihm nicht über den Weg zu laufen.

Er erwartete daher in nächster Zeit nicht ihren Anblick, aber darum ging es ihn auch nicht.

Es war eine Einladung, ein Zeichen. Er lud sie ein, seine persönlichen Räume zu sehen.

Dort, wo er aufgewachsen war und immer noch lebte.

Jahrelang war er ihr Gast gewesen; er wusste, wie sie wohnte und wie ihr Kinder- und Jugendzimmer ausgesehen hatte. Er war in ihren persönlichen Räumen gewesen, aber sie hatte niemals dieselbe Gelegenheit gehabt.

Er hatte ihr jahrelang nie Persönliches von sich erzählt, nichts von seiner Familie, geschweige denn seinen richtigen Namen. Dabei kannte er die Namen und Gesichter ihrer Familie. Also musste er anfangen, mehr von sich preiszugeben, wenn er eine neue Bindung zu Bulma aufbauen wollte.

Wenn das alte Vertrauen verloren war, musste Neues aufgebaut werden.

Dazu musste er auf sie zu gehen, sich öffnen. Schwierig für ihn, aber nicht unmöglich.

Wie ein geduldiger Jäger, der eine Falle baute und dann abwarten musste, würde er Schlingen legen.

Und sobald sie zutraulich genug geworden war, um sich ihm zu nähern, würde er sie packen und nicht mehr loslassen.

Dieses Mal würde er nicht so einen Fehler begehen.
 

Vegeta wartete fünf Tage, doch es ließ sich nichts in seiner Falle blicken.

Warum kam sie nicht?

Hatte sie so viel zu tun?

Er versuchte sich an ihren Aufgabenplan zu erinnern, aber es war so lange her, dass er ihn entwickelt hatte. Möglicherweise war sie im Krankenhaus oder im Labor, wo Saibamen gepflanzt wurden?

Er war sich unsicher und rief seinen Sekretär herbei, damit er ihn Bulmas Aufgabenplan herbeiholte.

Der Mann blinzelte ihn fragend an, als verstände er diese einfache Aufgabe nicht.

Ungeduldig wiederholte Vegeta seinen Befehl. Er fragte sich, was daran schwer verständlich war.

Der Mann kannte doch Bulma; er wusste, von wem er sprach.

„Aber mein Herr, sie ist doch weg?!“ stammelte sein Laufbursche verwirrt. Er hatte doch vor kurzem ihren Entlassungsbescheid gesehen und ihn ihr auch übergeben. In so einen Fall hatten die entlassenen Personen auch den Palast zu verlassen. Ihr Auszug hatte bereits stattgefunden.

„Was?!“ Vegeta sah ihn stirnrunzelnd an. „Wie, weg? Wohin? Rede Klartext, Mann!“

Dem Mann liefen die ersten Schweißtropfen über die Stirn, weil Vegeta ihn erzürnt anstarrte. Etwas lief falsch. Er konnte daher nur hilflos mit den Schultern zucken, weil er tatsächlich nicht wusste, wohin die junge Frau verschwunden war.

Mit schlechter Vorahnung stand Vegeta auf und sprang aus dem Fenster.

Scheiß auf das Flugverbot, er war der Besitzer dieses Ortes und konnte tun, was er wollte. Und jetzt war es, auf den begrünten Balkon zu fliegen. Er landete und konnte immer noch nicht den Worten seines Untergebenen trauen. Es sah doch von draußen alles normal aus.

Doch als er durch die Glasscheibe spähte, fiel ihm auf, wie kahl die Räumlichkeiten waren, wie dunkel und leblos. So hatte es nicht bei seinem Besuch ausgesehen.

Alles Persönliche war verschwunden, bis…Vegeta blinzelte…bis auf einen weißen Brustpanzer, der mitten auf den Tisch stand.

Erschüttert trat er zurück.

Bulma war tatsächlich fort.

Aber wie und wann?

Doch bevor Vegeta wieder losflog, um diese Antworten zu erhalten, drang eine andere Frage in seinen Kopf.

Wäre das vermeidbar gewesen, wenn er sich sofort entschuldigt hätte, anstatt es heraus zu zögern?

Wenn er sofort auf die Knie gegangen wäre, ungeachtet seines Stolzes?

Hätte er seinen Stolz besiegt, wäre Bulma vielleicht immer noch da.

Vegeta atmete schwer, er wollte schreien, aber dieser Lächerlichkeit würde er sich nicht Preis geben.

Nicht hier, nicht an dem Ort seiner stolzen Vorfahren. Er würde sich von keiner Frau an der Nase herumführen lassen.

Er ballte die Fäuste, biss die Zähne zusammen und ein wütendes Funkeln erschien in seinen Augen.

„Na warte, Weib, ich wird dich finde. Du entkommst mir nicht“ knurrte er.

E hatte versucht, nett zu sein; war geduldig gewesen.

Aber jetzt würde sie erfahren, warum er so gefürchtet unter seinen Stammesgenossen war.

Er war Vegeta, Prinz und baldiger König der Saiyajins, ungeduldig, herrschsüchtig, arrogant und stolz drauf.

Wehe dem, der ihn herausforderte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  ayumi_haneoka
2023-07-23T23:07:41+00:00 24.07.2023 01:07
Omg ... Wie konnten sich Bulma und Radditz das nur trauen. Ich hätte mich eingekackt - jahrelang 😂☠️
Von:  ReikaMinamori
2021-07-12T10:21:28+00:00 12.07.2021 12:21
OOOOOH MEIN GOOOOOTTTT😱😱😱😱😱
Wochenlang warte ich auf ein Wunder neues Kapitel und dann vergesse ich drei Tag mal reinzuschauen 😱😱😱😱😱 jetzt ist das Kapitel schon so ewig lange online und ich dumme Nuß hab es nicht gemerkt 😱😱😱😱😱 Schande über mich 😖😖😖 es tut mir echt leid😰😰😰

Aber komme ich jetzt zu deinem Kapitel😅
Es ist mal wieder super geschrieben 😘
Radditz tut mir wirklich sehr leid, aber er macht sich gut als großer Bruder. Und das kann ich als große Schwester ziemlich gut einschätzen 🙃
Dass er mal wieder ein aufklärungsgespräch führen musste, finde ich sehr pflichtbewusst von ihm. Dass Kakarott aber sein eigenes Ding durchziehen will, finde ich fantastisch. Egal ob in einer FF oder im wahren Leben den einzigen Ratschlag, den man befolgen sollte, ist der von seinem Partner. Alles andere kann man getrost ignorieren 😁

Die Idee, dass vegeta kakarott als ausrede für ein Wiedersehen mit bulma benutzt ist wirklich typisch vegeta 🤣🤣🤣 und auch der Verlauf des Gespräches zwischen bulma und vegeta ist wirklich so wie er auch in der Serie wahrscheinlich stattgefunden hätte. Beide haben ihren Stolz und bulma ist zu Recht sauer auf ihn. Ich könnte ihm auch nicht verzeihen.

Der Moment als vegeta seiner Erkenntnis bekam, dass er mehr für bulma empfindet als nur eine flüchtige liebschaft, konnte ich mir so richtig gut vorstellen. Allein sein Gesicht 🤣🤣🤣 ich kam kaum noch aus dem Lachen 🤣🤣🤣

Bulmas Schachzug Radditz dazu zu bringen dieses Formular zu fälschen ist zwar genial, aber vegeta ist ja nicht dumm. Er würde sich zu 100% daran erinnern, wenn er so eine Formular bewilligt hätte. Ich sehe es schon kommen. Kein Alibi oder logisches sachliches argument wird vegetas Wut mildern. Bulma hat ihn auf gewisser Weise nicht nur abgewiesen sondern auch hintergangen. Ob er das verzeihen kann? Ich glaube kaum. Aber was hat er erwartet? Ersthat Er Sexmit ihr und zeigt ihr wie schön es ist, dann stößt er sie von sich und sperrt sie, wie ihre Eltern jahrelang zuvor, in einem Vogelkäfig ein. Der Käfig ist zwar jetzt größer und goldend, aber dennoch ist sie nicht so frei wie alle anderen. 🤔

Bin echt gespannt wie es weitergeht. Ich hoffe zwar, dass es sich zwischen bulma und vegeta wieder bessert, aber die Chancen sehen nicht gut aus. Es seh denn, sie sind so wütend, dass deren Gehirne aussetzen und sie übereinander herfallen 🤣🤣🤣

Nochmal sorry, dass ich das Kapitel fast verpasst habe 😭😭😭
Antwort von:  Rikarin
12.07.2021 15:01
Hi, keine Sorge, schön, dass du dich meldest, aber ein Tipp:
wenn du die Story auf deine Favoriten legst, solltest du automatisch informiert werden, sobald ein neues Kapitel hochgeladen wird. Dann steht das beim "Persönlichen Start" unter "Kontakte" (sehr praktisch, man verpasst nichts von seinen Favoriten. So bekomme ich auch automatisch eine Nachricht, wenn ein neues Kommi geschrieben)
Zur Story: Radditz muss leiden, Vegeta wird an die Nase herumgeführt und Kakarott macht sein eigenes Ding: so gesehen nichts neues, wenn ich schreibe
Ja, du hast Recht: Vegeta wird ganz schnell merken, was da passiert ist, er ist ja nicht doof. Aber welche Entscheidung er daraufhin treffen wird...lass dich überraschen
Antwort von:  ReikaMinamori
12.07.2021 15:11
Das ist ja das komische. Ich habe deine FF ja auf der Favoriten-liste. 🤷‍♀️ Ich hab kein plan was schief gelaufen ist🤷‍♀️

Ich meinte ja auch nicht, dass radditz nicht leiden darf. Im Gegenteil ich finde das wahnsinnig witzig in was für blöde Situation er mit hineingezogen wird und wie er sich dort herauswindet🤣🤣🤣

Ich bin mega gespannt auf vegetas Reaktion 🥰🥰🥰

Ich muss dir nämlich tierisch danken, denn deine FF hat mich dazu inspiriert eine eigene FF zu schreiben, aber diese ist noch in der handschriftlichen Entwicklung😅 kann also noch ewig dauern bis ich die mal veröffentliche😅
Antwort von:  Rikarin
14.07.2021 10:04
Na, da bin ich mal gespannt auf deine Arbeit. So hat es bei mir auch mit dem Schreiben angefangen.
Von:  Saicke
2021-07-05T19:03:16+00:00 05.07.2021 21:03
Haha, ich liebe es Vegeta so struggeln zu sehen. :D
Und wie du es schaffst, dass er trotz seiner Position als Skattkönig immer noch seine Haltung wahrt. ^^ So gut es eben geht unter Bulmas stechenden Blicken. ;)

Das Wiedersehen zwischen Vegeta und Kakarott fand ich sehr witzig und eine super Idee, wie Vegeta und Bulma sich endlich wiedersehen konnten. ^^ Und ich wusste, dass Kakarott instinktiv Vegeta wieder erkennt, auch wenn er noch nicht versteht wieso. Und dadurch ist seine Ehrfurcht gegenüber dem Skattkönig gar nicht vorhanden. Mega gut, ich liebe diese Atmosphere zwischen ihnen. :3

Das Gespräch zwischen Bulma und Vegeta verlief ja nicht sehr blendend und das zu Recht. Vegeta muss sich ordentlich anstrengen und ich mag es, dass du Bulma nicht einknicken lässt. >:)
Aber Vegeta lässt auch nicht locker und das macht die ganze Sache umso interessanter!

Aber Bulmas Schachzug war ja mal mega gut! Radditz kommt jedes Mal ganz schön ins Schwitzen, bei solchen geheimen Aktionen. Bulma ist jetzt frei und Vegeta ist mehr als nur frustriert. Ich denke das wird noch ein nachspiel haben, denn vegeta weiß ja mit absoluter Sicherheit, dass er diesen Antrag niemals abgesegnet hätte. Bin ja gespannt was er vor hat und ob das ihrer Beziehung zueinander noch mehr spaltet oder wieder kittet.

Aber mein highlight war ja definitiv Kakarott. Wie er einfach so salopp gesagt hatte, dass er mal gegen Vegeta kämpfen will und ihn besiegen möchte. Auf diesen Kampf freue ich mich und da kommt der Spirit von Goku so schön durch. ^^
Aber das Gespräch auch zwischen ihm und Radditz war sehr witzig. Radditz musste mal wieder mit unangenehmen Gesprächsthemen konfontriert werden. :D Hach ja, hör bloß nie auf Radditz leiden zu lassen. ;)

Freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel. ^^
Antwort von:  Rikarin
06.07.2021 08:39
Radditz, der arme Kerl...ich weiß auch nicht, wieso ich ihn so quäle, aber ich sehe ihn mit viel Selbstironie. 😉Außerdem tue ich es auch mit Vegeta😊
Von:  Wippi
2021-07-04T20:25:13+00:00 04.07.2021 22:25
Ich hoffe du konntest den Sommer genissen und hast dich gut entspannen können ❤
Ich verstehe dich voll und ganz einfach das Leben nach so langer Zeit wieder genießen ❤

Wie ich dieses Treffen erwartet habe und du hast mich nicht enttäuscht ❤🍾

Der naive Junge Kakarot und Vegeta der in deregt zurecht weißen konnte wegen dem Flugverbot
Es war so ein passender und genialer Anfang nicht nur fürs Kapitel sondern auch für die bevorstehende Rivalität einfach nur genial
Und dann das Treffen ich habe Bulma so gefeiert dafür das sie einfach sie ist was vegeta auch nochmal zu spüren bekommt den sie vergisst nicht und lässt sich auch nicht Kaufen

Der geniale Plan mit ihrer neuen Freiheit durch die Unterschriftenaktion war ein paradebeispiel einer Bulma Idee wie DB es nicht hätte besser machen können
Am Anfang habe ich noch gedacht jetzt kommt auch noch Frezza dazu weil es einfach in die Situation gepasst hätte aber die Denkweise wie sie nachher beschrieben wurde und Bulma zu ihrem Ziel kam war genial
Es zeigt auch noch mal diese enge Verbundenheit von Radditz und ihr
Und dann kam schon der große Schock auch da hat Bulma wirklich an alles gedacht
Ich kann nur noch sagen möge die Jagd beginnen😊
Mittlerweile finde ich auch das Vegeta ruhig noch mehr zappeln kann da man noch mal Bulmas Wut und Enttäuschung so verdeutlicht bekommen hat

Ich freu mich schon auf nächste Kapitel ❤❤❤❤
Antwort von:  Rikarin
06.07.2021 09:12
Danke für dein kommi, ich bemühe mich, zu meinem Urlaub das nächste zu schreiben
Langsam muss dieser Streit aber beendet werden. Für Vegeta ist es nun deutlich, wie sauer Bulma auf ihn ist und wie sehr sein Stolz sie verletzt hat
Von:  rubymoore
2021-07-04T07:29:02+00:00 04.07.2021 09:29
Ich liebe deine Story(s), das muss ich jetzt einfach mal loswerden! Du hast einen wirklich so schönen und packenden Schreibstil und setzt deine Ideen einfach toll um. Bei deiner Story hat man nicht das Gefühl einfach nur „durchgestolpert“ zu werden, wenn du weisst, was ich meine. Nicht nur die Story an sich packt einen, sondern auch die Geschichte jedes einzelnen Charakter lässt einen nicht los, zumindest geht es mir so :) hach ja
Bin schon gespannt wie es weiter geht und freue mich riesig auf das/die nächste/n Kapitel!
Antwort von:  Rikarin
06.07.2021 09:15
Danke, ich denke, ich weiß, was du mit guten Schreibstil meinst.
Es gibt Stories, da muss man dreimal rüberlesen udn weiß immer noch nicht, was der Autor meint (entweder wegen Schreibfehler, Logikaussetzer oder fehlenden Details)
Ich bemühe mich sehr bei meiner Arbeit um einen guten lesefluss, in dem man eintauchen kann
Von:  didiboy
2021-07-03T18:53:48+00:00 03.07.2021 20:53
Tolles Kapitel hoffe dass es bald ein Kampf zwischen kakarrot und Vegeta gibt


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