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Fantasy Opera

Ein chaotisch lustiges Drama
von

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Eigentlich hatte Himuro sich darauf gefreut, das Wochenende in aller Ruhe mit seiner Mutter zu verbringen, doch irgendwie fühlte er sich an diesem Samstagmittag überhaupt nicht gut. Als er vom Tisch aufstand und sich eine frische Tasse Tee holte, überkam ihn auf einmal ein ungutes Gefühl, gefolgt von einem Zittern. Die Tasse fiel aus seiner Hand, zerschellte am Boden und verteilte heißen Tee überall, er folgte ihr kurz darauf.
 

„Tatsuya!“, hörte er die Stimme seiner Mutter schreien, dann wurde alles schwarz.
 

Da sie nicht wusste, an wen sie sich sonst wenden sollte, rief Yumiko Himuro kurzerhand Kagami an, der sich sofort auf den Weg machte, auch wenn er um diese Zeit an einem Samstag normalerweise noch nicht fit war. Die Sorge um seinen besten Freund trieb ihn an. Er hatte Kuroko gesagt, dass er einfach so lange bei ihm zu Hause bleiben sollte, wenn etwas anders kommen sollte, würde er ihm telefonisch Bescheid sagen. Dieser hatte eingewilligt und war einfach weiter in dessen Bett geblieben, denn sie hatten noch geschlafen als der Anruf eingegangen war. Der Vampir machte es sich gemütlich und schnüffelte weiter den guten Geruch des Rothaarigen, während dieser ein paar Straßen weiter zu Himuro rannte.
 

„Was ist denn passiert?“, kam dieser völlig außer Atem am Haus der Himuros an und wurde auch schon eingelassen.
 

„Er ist einfach umgekippt. Ich mache mir so große Sorgen!“, weinte die schwarzhaarige Frau. „Und er ist zu schwer, als dass ich ihn alleine ins Bett tragen könnte.“
 

„Warum hast du denn keinen Krankenwagen gerufen?“, wollte Kagami wissen und sah seinen besten Freund dann auch schon auf dem Boden liegen.
 

„…das würde nicht helfen“, weinte sie weiter. „Bitte. Hilf ihm.“
 

„Ich versuch mein Bestes“, nickte der Rothaarige und dachte sich, dass es wahrscheinlich etwas mit dem zu tun hatte, das Kuroko den Tag zuvor über übernatürliche Wesen gesagt hatte.
 

Er nahm seinen besten Freund vorsichtig in die Arme und stützte seinen Kopf an seiner Schulter während er ihn zu seinem Zimmer trug. Er war wirklich ungewöhnlich warm für seine Verhältnisse. Normalerweise war Himuro immer ein richtiger Eiszapfen, gerade glühte er förmlich.
 

„Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir bedanken soll“, schluchzte die aufgewühlte Frau als Kagami ihn ins Bett legte.
 

„Es ist schon okay“, schüttelte dieser den Kopf. „Er wird doch wieder okay sein, oder?“
 

Sie nickte: „Ja, wenn es das ist, das ich denke, dass es ist, müsste es bald wieder gehen.“
 

Kagami blieb noch kurz an der Seite seines Freundes und strich ihm die Haare aus der Stirn. Er atmete schneller als sonst, wobei sich sein Brustkorb hob und senkte, aber er war am Leben und schien nicht in ernsthafter Gefahr zu schweben, das beruhigte ihn.
 

„Kann ich sonst noch was tun?“, wollte der Rothaarig wissen, noch immer nach unten auf Himuro blickend.
 

„Nein, den Rest übernehme ich“, schüttelte sie den Kopf und tupfte sich die Tränen ab. „Vielen Dank.“
 

„Ist das wirklich okay so?“, vergewisserte sich Kagami.
 

„Wirklich“, schenkte sie ihm ein Lächeln, „Er wird schon wieder.“
 

„Na schön“, atmete er aus. „Sag mir Bescheid, wenn sich was tut, okay?“
 

„Aber sicher doch, mein Junge“, versicherte sie ihm. „Und nun geh, deine Arbeit hier ist erledigt.“
 

Eigentlich wollte er noch ein wenig bleiben, doch eine seltsame Kraft bewegte seine Beine und ehe er sich versah, war er auch schon außerhalb des Hauses. Sehr verwirrt und weiter über Kurokos Worte nachdenkend, trat er früher als erwartet den Heimweg an. Waren das die Kräfte, von denen der Vampir gesprochen hatte? Kagami vermutete es, konnte es aber nicht mit Sicherheit sagen.

Zu Hause angekommen, berichtete er seinen Großeltern schnell die Kurzversion und versicherte ihnen, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Danach ging er wieder hoch in sein Zimmer, in dem er Kuroko in seine Decke gekuschelt vorfand. Diese Szene zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht, auch wenn ihm nicht so sehr danach zumute war, da er sich um seinen besten Freund sorgte.
 

„Kagami-kun ist bereits zurückgekehrt“, schlugen die hellblauen Augen auf einmal auf und jagten ihm einen kleinen Schreck ein.
 

„Woha! Mach das doch nicht mit mir! Ich dachte, du schläfst“, beschwerte sich Kagami.
 

„Entschuldige bitte“, richtete sich Kuroko auf und hatte dabei eine ganz schön üble Strubbelfrisur, die es wohl jedem unmöglich machte, ihm lange böse zu sein.
 

Erst recht Kagami, der das super süß fand. Es lenkte ihn sogar von seinen Sorgen ab und er realisierte, wie müde er eigentlich noch war.
 

„Möchte Kagami-kun noch ein wenig schlafen? Es ist immerhin Wochenende.“
 

„Ich weiß nicht so recht…“
 

„Du kannst dich ein wenig hinlegen und mir dabei erzählen, was vorgefallen ist.“
 

„Das hört sich gut an“, willigte der Rothaarige schließlich ein, streifte sich die Klamotten vom Leib, sodass er nur noch sein Tank Top und Boxershorts trug und schlüpfte zurück ins Bett.
 

Dann berichtete er Kuroko all das, das sich zugetragen hatte und fühlte sich danach irgendwie erleichtert und auch etwas ausgeruhter.
 

„Möchte Kagami-kun demnächst mit mir nach Hause kommen?“, wollte Kuroko dann wissen, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken, da er merkte, wie sehr es den anderen belastete.
 

„Ja, warum nicht“, willigte der Rothaarige schneller ein, als der Vampir erwartet hatte. „Nur nicht unbedingt dieses Wochenende.“
 

„Ich verstehe“, nickte der Kleinere. „Wie wäre es mit dem nächsten?“
 

„Das würde ganz gut passen, da haben wir dann sowieso Ferien“, erwiderte der Größere und drehte sich dann zu ihm um. „Hast du eigentlich viele Bedienstete…oder Vertraute oder was auch immer?“
 

Er wollte sich ein bisschen informieren, bevor er sich in eine ihm fremde Lage begab.
 

„Oh, so viele sind es nicht. Ich habe jemanden, der das Anwesen sauber hält und einen Gärtner. Meine Vertrauten sind meine Freunde, die mit mir leben“, erklärte Kuroko seine Lebensumstände. „Das sind auch nur zwei…und ein halber, der ab und an mal zu Besuch kommt.“
 

„Ein halber?“, machte Kagami einen skeptischen Gesichtsausdruck und lachte dann. „Was darf ich mir denn bitte darunter vorstellen.“
 

„Oh, er wohnt nicht bei uns und er ist…sehr speziell“, gab der Vampir wenig hilfreich von sich. „Du wirst dann schon sehen.“
 

„Haha, okay?“, fand der Rothaarige das immer noch sehr belustigend. „Klingt alles eigentlich ganz gut, ich bin schon gespannt.“
 

„Das freut mich zu hören“, lächelte Kuroko milde und schaute den Größeren dabei an.
 

Dieser wunderschöne Gesichtsausdruck, kombiniert mit der liegenden Position und den verstrubbelten Haaren, ließen Kagami leicht erröten und etwas vor sich hinmurmeln. So langsam kam er dahinter, weswegen sein Herz immer so schnell schlug, wenn der andere in der Nähe war.
 

Kuroko verbrachte das restliche Wochenende bei Kagami, das dessen Großeltern ganz und gar nicht störte. Sie mochten den seltsamen Zeitgenossen und sagten sogar, dass sie diese Situation daran erinnerte, wenn ihre Tochter – Kagamis Mutter – ihren damaligen Freund zu Besuch hatte. Das war Kagami natürlich etwas peinlich, aber Kuroko gefiel es. Er hatte viel Spaß, mit den beiden zu plaudern und schaffte es auch, ihren Enkel davon abzuhalten, zu sehr in Sorgen um seinen besten Freund zu versinken.
 

Am darauffolgenden Montag, erschien Himuro nicht in der Schule und schickte Kagami eine SMS, dass er erstmal nicht kommen konnte, er sich aber keine Sorgen machen solle, es ginge ihm gut. Er würde mit seiner Mutter ein bisschen früher als geplant in den Urlaub fahren, um sich richtig auskurieren zu können.

Diese Nachricht beruhigte den Rothaarigen zwar schon, ließ ihn aber auch mit sehr vielen Fragen zurück, die er wohl erst wesentlich später beantwortet bekommen würde, denn der Schwarzhaarige hatte ihm in der nächsten Nachricht mitgeteilt, dass er erstmal nicht mehr zu erreichen sei, da sie keine Netz in den Bergen hätten und er sich dann wieder melden würde. Etwas anderes, als dies so hinzunehmen, blieb ihm nicht übrig und so entschloss er sich, das einfach zu tun. Sich weiter den Kopf zu zerbrechen und sich zu sorgen, würde keinen weiter bringen.
 

Diese Schulwoche war für Kagami äußerst seltsam, da nicht nur sein bester Freund fehlte, mit dem er die letzten 13 Jahre fast täglich seine Zeit verbracht hatte, sondern auch, weil seine neue ‚Bekanntschaft‘ es geschafft hatte, ihn so in dessen Bann zu ziehe. Er fragte sich für einen Moment, ob Kuroko irgendeine Vampir-Magie oder so etwas angewendet hatte, doch verwarf diesen Gedanken dann wieder. Das würde dieser sicher nicht tun und außerdem hatte er solche Kräfte nicht erwähnt. Es war vielleicht ein wenig seltsam das zu behaupten, aber er vertraute dem Vampir irgendwie und darauf, dass dieser solche Tricks nicht anwenden würde. Andererseits hatte das Himuros Mutter kurz zuvor auch höchstwahrscheinlich mit ihm getan und sie kannte er schon seit er ein kleiner Junge war…
 

Doch bevor Kagami sich zu sehr die letzten Hirnzellen darüber zermürben konnte, war die Schulwoche bereits vorbei und der Besuch bei Kuroko stand an. Er hatte seine Großeltern schon vorgewarnt, dass er diesen für ein paar Tage besuchen würde. Die beiden hatten nichts dagegen einzuwenden gehabt und sich sogar gefreut. Zum einen, da ihr Junge Spaß mit Freunden haben würde, zum anderen weil das mehr Zeit für sie beide zu zweit bedeutete. Eine Auszeit, die sie sich mehr als verdient hatten.
 

Und so brach Kagami Samstagnachmittag mit seinem Rucksack in die Richtung auf, in welcher Kurokos Anwesen liegen sollte. Allerdings wurde er kurz vor seinem Haus bereits von diesem abgepasst.
 

„Ähm, hi?“, blinzelte der Rothaarige nicht wenig überrascht.
 

„Guten Tag, Kagami-kun“, erwiderte der Vampir darauf. „Ich dachte, ich begleite dich. Außerdem ist es sehr schwer – wenn nicht unmöglich – für einen Außenstehenden das Grundstück zu finden, geschweige denn zu betreten.“
 

Es war interessant zu sehen, was der Kleinere so trug, wenn er mal nicht in Schuluniform, seinen Schlafklamotten oder Kagamis Kleidung steckte. Es war nichts zu Auffälliges: eine dunkle Hose mit weiß-blauen Schuhen, einem weißen Hemd, das locker zugeknöpft war und ein hellblaues Shirt darunter offenbarte. Kagami selbst trug ein rotes T-Shirt mit einer grauen Sweatshirtjacke darüber, Jeans und seine schwarz-roten Nikes.
 

„Na super“, murrte Kagami bereits. „Hat das mit irgendsoeiner Magie-Scheiße zu tun?“
 

„…ja, so kann man das sagen“, gab Kuroko zurück, den diese Aussage belustigte, auch wenn man das nicht unbedingt an seinem Gesicht ablesen konnte.
 

Er mochte diese Art viel zu sehr am anderen und auch diese erinnerte ihn sehr an seinen guten Freund Aomine. Dieser nahm auch kein Blatt vor den Mund, damit kam Kuroko sehr gut zurecht.

Auf dem weiteren Weg zu seinem Anwesen, erzählte er Kagami ein wenig mehr über die ihm bis vor kurzem verborgene Welt. Dabei kam auch wieder Himuro zur Sprache und dass der Größere nun endlich wissen wollte, was dieser war. Vor der Abreise hatte er nicht fragen können und so lange warten wollte er nicht.

Kuroko willigte schließlich ein, es ihm zu sagen, da er verstand, wie es dem anderen wohl ergehen musste. Außerdem wollte er ihm die Sorge um die beiden, die hoch in die kalten Berge gereist waren, nehmen.
 

„Dein Freund ist zwar ein Mann, aber er und seine Mutter gehören der Rasse der Yuki Onna an“, lüftete der Vampir das Geheimnis für den anderen. „Das heißt, sie sind dort oben sicher, auch wenn es für andere bereits viel zu kalt wäre.“
 

„Oh…verstehe“, machte der Größere. „Das macht irgendwie Sinn. Er war schon immer irgendwie kalt und anders.“
 

„Kagami-kun ist auch anders…und sehr heiß“, entgegnete der Kleinere, ohne dabei auch nur eine Miene zu verziehen.
 

„Bitte was?“, lief der Größere rot an, ehe er den eigentlichen Sinn hinter dieser Aussage verstand.
 

Trotzdem ließ ihn das Gefühl nicht los, dass der andere das auch anders gemeint hatte. Den kurzen übrigen Weg über murrend und grummelnd, gelangte der Rothaarige nun zum ersten Mal am Anwesen des Vampirs an. Beeindruckt blieb er vor dem hohen, weißen Tor stehen, das kleine goldene Blätter als Verzierung an den Stäben hatte.
 

„Nicht schlecht“, pfiff er und prompt öffnete sich das Tor wie von Geisterhand.
 

In Realität hatte der Gärtner lediglich einen Knopf getätigt, da er seinen Herrn und dessen Besuch schon aus der Ferne erblickt hatte.

Kagami hatte kaum Zeit, sich über all das zu wundern und zu staunen, denn keine zehn Sekunden waren vergangen, als auch schon eine etwas schrille Frauenstimme ertönte.
 

„Tetsu-kuuuun!“, kam eine vollbusige, langhaarige, gutaussehende Frau schon aus der Haustür gestürmt und rannte auf den kleinen Vampir zu.
 

Sie erdrückte ihn fast mit ihrer Umarmung, bei der ihr Vorbau mit voller Wucht gegen ihn gepresst wurde, der trotz einem hochgeschlossenen, pastellrosanem Pullover gut zu sehen war. Dazu trug sie einen cremfarbenen Rock, hohe Strümpfe ebenfalls in rosa und weiße Hausschuhe.
 

„Hallo, Momoi-san“, grüßte er sie monoton und ein wenig leidend zurück. „Das ist Kagami-kun.“
 

„Hmmmm!“, schmollte sie, aber ließ Kuroko endlich los und lächelte den Größeren an. „…freu mich dich kennen zu lernen.“
 

Kagami nickte nur, da er ein wenig überfordert mit der Situation war: „Ebenso.“
 

„Lasst uns reingehen“, schleifte die Rosahaarige die beiden jeweils an einer Hand hinter sich her.
 

„Ist sie immer so?“, wollte der Rothaarige leise wissen.
 

„Nicht immer, aber heute ist wohl ein besonderer Tag“, erwiderte Kuroko entschuldigend. „Sie freut sich, dich kennen zu lernen und dass ich wieder mehr zu Hause bin.“
 

„Ah, verstehe“, hob der Größere eine Augenbraue. „Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hast.“
 

„Momoi-san ist nicht meine-“, kam der Vampir nicht dazu, sich zu erklären, da die betreffende Person sie soeben losgelassen hatte und nun etwas Anderes bevorstand.
 

„Willkommen!“, breitet sie die Arme weit aus und drehte sich ein Mal im Türrahmen, bevor sie den Raum betrat, der an ein Wohnzimmer erinnerte.
 

Zuvor waren sie einen Flur mit ein paar Türen entlang gegangen. Es war alles in allem nicht so groß, wie es sich Kagami vorgestellt hatte, aber schon groß. Der Türrahmen, in dem er und Kuroko nun standen, war sehr hoch und umfasste zwei dunkle Flügeltüren aus Holz.

Im Raum saß ein dunkelhäutiger Typ auf einem der drei Sofas, anscheinend ganz vertieft lesend. Er hatte ein dunkelblaues 2/3-arm Shirt an, welches zu seiner Haarfarbe passte, sowie eine graue Jogginghose und schwarze Strümpfe. Als seine Mitbewohnerin den Raum so laut betrat, blickte er auf und betrachtete er sie mit einem etwas wehleidigen Blick, dann die beiden anderen etwas grimmiger.
 

Der Vampir trat einen Schritt nach vorne und räusperte sich leicht, ehe er sagte: „Das ist Kagami-kun-“
 

„Taiga“, fiel ihm der Größere ins Wort. „Du musst nicht immer so sein.“
 

Kurz blinzelten die hellblauen Augen zu ihm hoch, ehe er wieder nach vorne blickte und weiter machte: „Und das ist Aomine-kun“
 

„Tetsu, wir kennen uns seit über 140 Jahren“, erhob sich der hochgewachsene Werwolf und kratzte sich am Hinterkopf, als er auf die stehenden zuschritt.
 

„155 um genau zu sein“, spezifizierte der Vampir, anscheinend den Fakt nicht beachtend, dass er damit die Aussage des anderen nur noch bekräftigte.
 

„…und er ist immer noch so formal“, seufzte er und streckte dann Kagami die Hand hin. „Ich bin Daiki.“
 

Überrascht über diese doch relativ freundliche Begrüßung des grimmig wirkenden anderen, ergriff der Rothaarige seine Hand und grinste ihn an: „Freut mich, ich-“
 

Doch da wurde sie auch schon fest gepackt und der Gesichtsausdruck des anderen änderte sich: „Wehe dir, du krümmst Tetsu ein Haar.“
 

Perplex trat Kagami erstmal einen Schritt zurück und versuchte sich aus dem festen Griff zu befreien. Was fiel diesem Grobian denn bitte ein? Und wie kam er auf die Idee, dass er dem kleinen Vampir weh tun könnte? Kagami verstand nicht ganz, was abging.
 

„Aomine-kun, bitte beschädige meinen Freund nicht“, wies Kuroko ihn nun an und der andere gehorchte.
 

Widerwillig, aber er gehorchte. Aomine mochte Kurokos Gefühle zwar nicht erwidern, aber das hieß noch lange nicht, dass er ihm nicht wichtig war und dass er nicht alles tun würde, um diesen zu beschützen. Dass sich der Vampir nun jemanden angelacht zu haben schien, störte ihn nicht direkt, aber dass es dann gleich so ein Beefcake sein musste, fand er ein wenig beunruhigend. Vor allem von der Tatsache ausgehend, dass dieser knapp vorm Erwachen stand und quasi jeden Moment außer Kontrolle geraten könnte. Er wollte nicht, dass seinem Herrn und Freund etwas geschah.
 

Kagami war ein wenig irritiert von der Gesamtsituation aber auch davon, dass Kuroko ihn als seinen Freund bezeichnet hatte. Meinte er jetzt festen Freund oder normal? Und was war dann mit dieser vollbusigen Schönheit, die den Vampir so mögen zu schien? Fragen über Fragen.

Da allerdings niemand sonderlich zu reagieren schien, musste er wohl keine weitere Bedeutung hineingesteckt haben…auch wenn der Dunkelhaarige ihn immer noch sehr grimmig ansah.
 

Kuroko schloss kurz die Augen und atmete aus, dann beschloss er: „Ich werde Kagami-kun ein wenig herumführen. Danach kommen wir wieder her und besprechen alles Weitere.“
 

„Okay, geht klar“, schmiss sich Aomine wieder auf das Sofa und schnappte sich erneut das Magazin, das bei genauerem Betrachten ein Tittenheft war.
 

So war das also…und Kagami hatte schon fast eine hohe Meinung vom anderen entwickelt. Irritiert blinzelte er das Heftchen an und wandte dann seinen Blick ab. Eifersüchtig war der andere schon einmal nicht.
 

„Aber Tetsu-kun! Ich will auch mitkommen“, beschwerte sich die langhaarige soeben.
 

„Okay, Momoi-san kann mitkommen“, willigte Kuroko ein, der ein wenig ausgelaugt und momentan wenig aversiv gegen irgendetwas zu sein schien, da er keine Energie für Diskussionen hatte.
 

„Yay!“. Sprach sie schon mal in Richtung der Treppe vor, die in der rechten Ecke hinter den Sofas lag. „Und nenn du mich bitte Satsuki. Tetsu-kun ist echt viel zu ernst was das angeht!“
 

Kagami nickte und war froh, dass wenigstens sie nichts gegen ihn zu haben schien. Dass sich das bald ändern könnte, davon ahnte er noch nichts.

Als sie aufbrachen und die Treppe hinaufstiegen, fing Momoi schon an zu labern. Anscheinend tat sie das gern, aber wenigstens waren die Dinge, die sie sagte, hilfreich für den Rothaarigen, der sich hier noch nicht auskannte. So gab sie beispielsweise Tipps wie man sich am besten zurecht fand, wo welche Räume lagen und all das.
 

Nur eine Frage hatte sie Kagami noch nicht beantwortet: „Und was bist du eigentlich? Also…“
 

„Oh, verstehe“, lächelte sie und streckte dann die Zunge heraus. „Ich bin ein Succubus~“
 

Kuroko nickt und erklärte kurz: „Dämonen, die sich hauptsächlich von sexueller Energie anderer Wesen ernähren.“
 

„Außerdem haben wir Flügel und dieses Zeug hier“, ergänzte sie und ließ zwei kleine Hörnchen an ihrem Kopf und einen dünnen, langen Schwanz mit herzförmiger Spitze unter ihrem Rock hervorzüngeln.
 

„A-aha“, wurde Kagami ein kleines bisschen rot und war erstaunt, was es nicht alles gab.
 

„Ist Kagami-kun das unangenehm?“, wollte der Vampir wissen als sie in der zweiten Etage zum Stehen kamen.
 

„Hm, also…weiß nicht genau“, kratze sich dieser verlegen. „Es ist okay, solange sie mich nicht anspringt, oder was auch immer es ist, dass ihr tut.“
 

„Nein, das wird ich schon nicht!“, kicherte der Succubus. „Du siehst zwar gut aus, aber ich bin nur an Tetsu-kun interessiert.“
 

„Momoi-san…“, war es Kuroko nun, dem das ein wenig unangenehm war.
 

„Er müsste mich nur mal endlich essen lassen“, schmollte sie und stupste seine Wange an.
 

Kagami, dem soeben klar wurde, was sie mit „essen“ meinte, errötete nun sehr. Aber hey, das hieß, dass – höchstwahrscheinlich – nichts zwischen den beiden lief. Irgendwie machte ihn das glücklicher als es sollte.

Wenn ein Mann – oder auch eine Frau – so einem heißen Feger widerstehen konnte, dann hieß das wahrscheinlich, dass der Betreffende entweder nicht auf Frauen stand, oder bereits Gefühle für jemand anderen hatte und es deswegen nicht tun konnte.
 

„…sollen wir weitergehen?“, schaltete sich der Rothaarige nun dazwischen und versuchte, den Vampir damit zu ‚retten‘, da dieser doch sehr danach aussah, als wäre ihm das alles sehr unangenehm.
 

„Ja, es gibt noch viel, das du sehen kannst!“, ließ Momoi Kuroko nun endlich los und ging wieder voran.
 

„Danke“, flüsterte Kuroko dem Größeren so leise es ging zu und dieser nickte.
 

Die Führung der oberen Etage ging schneller als Kagami erwartet hatte, denn da auf diesem Stockwerk offenbar hauptsächlich die Schlafräume und angeschlossenen Badezimmer lagen, bekam er nicht viel davon zu sehen. Man führte ihn in die Bücherei, die ziemlich stattlich eingedeckt und sehr gemütlich eingerichtet war. Mit gepolsterten Fensterbänken und zwei Sesseln als Sitzmöglichkeiten und in einem warmen Holzton eingetäfelt, lud sie gerade dazu ein, regnerische Tage ausschließlich hier zu verbringen.

Dieser Raum hatte, wie auch Momois und Kurokos, eine Tür zum Balkon, den sie allerdings noch nicht betraten. Stattdessen gingen sie aus der Bücherei zurück in den Flur, der geradeaus auf die Treppe zulief und dann nach rechts abknickte. Neben der Bücherei lag Momois Zimmer und daneben Aomines, mit ihren Bädern, die nur von innerhalb des Zimmers betretbar waren.

Kagami fragte bei Gelegenheit auch nach, wie alt Kurokos Mitbewohner waren und als er die Antwort bekam – beiden waren etwa im Alter des Vampirs – ob die beiden auch einfach ab und an zur Schule gingen, oder was sie so machten, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
 

„Tetsu-kuns Eltern bezahlen Dai-chan und mich, dass wir hier mit ihm wohnen“, kicherte Momoi.
 

„Was? Wirklich?“, wandte sich Kagami an Kuroko.
 

„Nicht ganz, aber sie hat schon irgendwie recht…“, seufzte dieser. „Aomine-kun ist als mein Bodyguard eingestellt und Momoi-san meine persönliche Beraterin und Expertin für das Übernatürliche.“
 

„Oh, klingt cool“, nickte der Rothaarige. „Und was machst du wenn du nicht gerade so tust als wärst du ein Schüler?“
 

Da Momoi merkte, dass ihrem Herrn diese Frage unangenehm war, antwortete sie satt ihm: „Seine Eltern haben ein erfolgreiches Immobilienbusiness und wollen, dass er es übernimmt, aber er ist sich noch nicht ganz sicher, weswegen er auch immer mal wieder zur Schule geht, um zu schauen, was man sonst noch so machen könnte.“
 

„Verstehe“, machte Kagami einen o-Ausdruck.
 

Als sie um die Ecke bogen, bat Kuroko Momoi, dass sie schonmal wieder hinunter ging, da er etwas mit Kagami alleine zu besprechen hatte. Sie schmollte, ging dann aber nach unten und der Vampir konnte endlich wieder aufatmen.
 

„Strengt sie dich sehr an?“, wollte Kagami wissen, der nun neben dem Kleineren herlief und ihn von oben beobachtete.
 

„Wenn sie gerade eine sehr anhängliche Phase hat, ja“, gab Kuroko zu. „Sie ist eine sehr gute Freundin für mich, aber ich weiß nicht, wie ich mit ihren Gefühlen mir gegenüber umgehen soll.“
 

„Hm…schwierig. Hast du es ihr schon gesagt?“
 

„Dass ich nur an Männern interessiert bin? Nicht so direkt, nein“, blieb der Vampir stehen und öffnete dann die Tür zu seinem Zimmer, die die einzige nach der Abbiegung war.
 

Überrascht über diese doch sehr klare Ansage, blieb Kagami für ein paar Sekunden regungslos stehen, ehe er dem anderen in dessen Zimmer folgte.
 

„Wow, nicht schlecht“, vergaß er für einen Moment ihr vorheriges Gesprächsthema und staunte erstmal über den großen Raum.
 

Von der Tür aus konnte man auf das große Himmelbett blicken, das an der Außenwand zwischen den zwei großen Fenstern dieser stand und jeweils einen Nachttisch unter diesen hatte. Rechts neben der Tür stand ein Kleiderständer für Jacken und ansonsten befand sich an dieser zweiten, kürzeren Außenwand nur noch ein großes Fenster vom Kaliber der anderen beiden.

An der Wand links neben der Tür stand ein Bücherregal, gefolgt von einem Schreibtisch, der mittig stand, gefolgt von einem zweiten Bücherregal. An der anderen Wand fand sich eine mittig eine Tür, die wohl zum Badezimmer führte und rechts davon, hinter dem zweiten Bücherregal, ein Kleiderschrank. Für ein so großes Zimmer war es ziemlich einfach aber schick eingerichtet und der dunkle Holzboden, auf dem ein weicher Teppich lag, gefiel Kagami besonders.
 

„Kagami-kun kann seine Tasche gerne hier lassen“, meinte Kuroko dann und trat an das einzelne Fenster.
 

„Okay“, nickte der Größere und stellte sie neben dem Schreibtisch ab, da er fand, dass sie sich dort am besten machte.
 

Dann schritt er zum Kleineren ans Fenster und folgte dessen Blick nach draußen, die Weite des Waldes überblickend, der in voller Pracht stand, da es ein angenehmer Sommer mit günstigen Temperaturen war. Es war ein schöner Anblick und Kagami wurde davon automatisch wieder zum Nachdenken angeregt. Kuroko schien es genauso zu gehen, denn er starrte sehnsüchtig in die Weite, ehe er sich zum Größeren drehte und dessen linke Hand nahm und zwischen seinen beiden hielt.
 

„Was empfindet Kagami-kun für mich?“, wollte der Kleinere leise, aber deutlich verständlich wissen und blickte Kagami dabei stets an.
 

Überrumpelt von dieser viel zu direkten Frage, musste dieser erst einmal schlucken, hielt aber den Augenkontakt und dachte kurz nach, ehe er erwiderte: „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber…ich mag dich schon sehr.“
 

Kuroko nickte mit einem kaum erkennbaren Lächeln, ehe er seine rechte Hand von der größeren löste, um sie dem Rothaarigen an die Wange zu legen. Er trat ein bisschen näher an diesen heran und streichelte sie, während er ihn die ganze Zeit über bewundernd anschaute.
 

„Würde ein Kuss helfen, diese Gefühle zu klären?“, bot Kuroko ihm nun an.
 

Dieses Angebot klang so unwirklich in Taigas Ohren, doch die Hand an seiner Wange fühlte sich so weich an und insgesamt wusste er, dass das hier alles real war, auch wenn es sich viel zu traumhaft anfühlte. Er starrte und genoss dies für eine kurze Weile mit leicht geöffnetem Mund, eher er nickte.

Kuroko stellte sich auf die Zehenspitzen, kam aber trotzdem nicht ganz an den Größeren heran. Dieser wurde nun auch endlich aktiv, umfasste den Kleineren mit seinem Arm und beugte sich zu diesem hinunter. Sie sahen sich kurz in die Augen, Kagami mehr rot um die Nase, Kuroko eher weniger, aber beide mit von freudiger Aufregung beschleunigtem Herzschlag, bevor sie sie schlossen und den letzten Abstand zwischen sich schlossen.

Während der Vampir ein wenig bangte, diesen sanften Kuss aber auch sehr genoss, wurde der andere von der Euphorie seines ersten Kusses – der dann auch noch mit jemandem war, den er begehrte – gepackt und war ziemlich überfordert. Machte er das richtig so? Es fühlte sich so toll für ihn an, aber wie war das beim anderen?

Kuroko beendete den Kuss, indem er sich zurück auf seine Sohlen sinken ließ, streichelte den Größeren aber weiterhin und blickte ihn fest an. Dieser öffnete überrascht und überfordert die Augen, blinzelte nach unten und schmiegte sich dann an die wohltuende Hand.

Das war für den Vampir eigentlich schon genug, dass er wusste, dass seine Gefühle diesmal nicht ins Leere laufen würden und er lächelte, noch bevor er die Antwort von Kagami bekam.
 

Dieser hielt inne, aber die Augen geschlossen weiterhin geschlossen als er kurz nachdachte und dann offenbarte: „Jetzt bin ich mir sicher, dass ich dich wirklich sehr mag.“
 

Dann schlug er die dunkelroten Augen auf und wartete aufgeregt die Antwort des Kleineren ab. Dieser hatte all das in die Wege geleitet, also war sie schon fast vorherzusehen, doch man konnte sich nie sicher genug sein.
 

„Es ist gut, dass ich nun weiß, dass du meine Gefühle erwiderst, Taiga“, lächelte Kuroko zum ersten Mal seit Jahren – vielleicht sogar Jahrzehnten – strahlend.
 

Erleichtert aber auch überfordert, errötete der Größere erneut, aber nickte und meinte: „Und ich find’s gut, dass du mich jetzt endlich beim Vornamen nennst.“
 

„Das ist nun in Ordnung, da du mein Partner bist“, nickte der Kleinere, als sei es das selbstverständlichste der Welt.
 

„O-oh…so schnell geht das bei dir?“, war der andere nach wie vor überfordert.
 

„Ja…außer du möchtest das nicht“, wurde der Vampir wieder ein kleines bisschen betrübt.
 

„Nein! So meinte ich das gar nicht!“, wehrte Kagami ab und wurde dann kleinlaut. „Ich hab nur überhaupt keine Erfahrung in all dem und so…“
 

„Oh, das ist okay“, blinzelte der Kleinere. „Ich auch nicht.“
 

„Was? Echt nicht?“, gab der Größere überrascht von sich. „Aber bist du nicht schon…alt?“
 

Nun erinnerte er sich an die Konversation zwischen Aomine und ihm zuvor, und nun wurde ihm auch endlich bewusst, wie alt der Vampir wirklich schon war.
 

„Meine Gefühle wurden bisher nie erwidert und etwas anderes möchte ich nicht“, bestätigte Kuroko. „Stimmt etwas nicht?“
 

„Nein…es ist nur…wie alt bist du überhaupt?“
 

„173. Stört dich das? Es ist nicht so alt für einen Vampir, ich bin relativ gesehen ungefähr in deinem Alter.“
 

„Nein, ich glaube nicht. Es ist nur…komisch“, gab Kagami zu.
 

„Das ist in Ordnung, du musst dich zu nichts zwingen und ich werde versuchen, dich so gut es geht auf diese Welt vorzubereiten“, beruhigte Kuroko ihn. „Ich möchte, dass du gut leben kannst und nichts tun musst, das du bereust.“
 

„Danke, das weiß ich zu schätzen“, atmete der Größere aus. „Können wir uns setzen? Das ist gerade alles ziemlich…viel.“
 

„Natürlich. Nimm Platz“, deutete der Vampir auf sein Bett.
 

Kagami ließ sich auf das weiche Bett fallen und atmete erstmal tief ein und aus. Kuroko ließ sich neben ihm nieder und streichelte ihn über den Kopf. Das schien den anderen zu beruhigen und so fuhr er ein Weilchen damit fort, den anderen dabei fortwährend liebevoll beobachtend.



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