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Fantasy Opera

Ein chaotisch lustiges Drama
von

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In den folgenden Wochen wurde Kagami sowohl von Kuroko, als auch von Himuro kaum in Ruhe gelassen. Da er unter erheblichem Schlafmangel und Heißhungerattacken litt, bekam er nicht vollkommen mit, weswegen das so war.

Kurokos Interesse an ihm konnte er sich damit begründen, dass der Neue wohl Freunde suchte, da er noch nicht lange auf diese Schule ging und das machte ihm eigentlich auch nichts aus, da er diesen irgendwie mochte…auch wenn er sehr seltsam war und ihn das Angestarre irritierte. Allerdings sah der Kleinere dabei auch ziemlich niedlich aus, wie Kagami zugeben musste, das machte es um einiges angenehmer.

Das Verhalten, das Tatsuya an den Tag legte, konnte er sich weniger erklären. Sie waren doch schon seit sie im Kindergarten waren beste Freunde und bisher hatte sich nichts großartig in ihrer Beziehung zueinander, oder am Verhalten des Schwarzhaarigen geändert, doch hinter dessen neue Masche stieg der Rothaarige bei bestem Willen nicht. Dieser trug seine Kleidung in letzter Zeit irgendwie anders und sein Verhalten hatte sich auch etwas geändert, doch wie genau, das konnte der übermüdete, vom Hunger geplagte Rothaarige nicht festmachen.

Als er Tatsuya heute vor der Schule abholte, glänzte dessen Haar mehr als sonst und er trug sogar etwas darin, das wie eine Schneeflocke aussah – eine Haarspange, doch Kagami kannte sich da nicht aus.
 

„Guten Morgen, Taiga“, lächelte der Kleinere ihn sanft wie Schnee an und strich sich die Haare auf der rechten Seite zurück, wohl um sein Lächeln mehr zu betonen.
 

„Morgen…“, erwiderte der Größere gähnend.
 

„Hast du wieder nicht gut geschlafen?“, erkundigte sich der andere mit Besorgnis und Fürsorge in der Stimme.
 

„Ne, nicht wirklich“, schüttelte Kagami den Kopf. „Und du? Du siehst ziemlich ausgeruht aus.“
 

Dabei musterte er den anderen erneut, auch wenn das im Gehen nicht ganz so einfach war. Bei genauerem Betrachten fiel Kagami auf, dass Tatsuya sein Shirt etwas weiter aufgeknöpft hatte und eine Kette darunter trug, die ebenfalls eine Schneeflocke an ihr befestigt hatte.
 

„Oh je…was mach ich nur mit dir?“, tätschelte Himuro ihm den Arm und lächelte dann. „Ja, ich habe meinen Schönheitsschlaf bekommen.“
 

„Keine Ahnung…“, murrte er. „Aber das Zeugs steht dir echt gut.“
 

„Oh, danke schön“, wurde der Kleinere leicht rot und freute sich, dass dem anderen endlich mal etwas aufgefallen war, das er tat, um seine Aufmerksamkeit zu wecken.
 

In der Schule angekommen, verflog Himuros Freude jedoch wieder, da Kuroko wie aus dem Nichts zu ihnen stieß. Der Schwarzhaarige verengte seine Augen und hätte Kagami am liebsten am Arm gepackt und wäre mit ihm sonst wo hin verschwunden, damit sie weiter alleine sein konnten. Er mochte diesen blassen Typen nicht. Das lag nicht daran, dass dieser kein Mensch war, sondern dass Himuro das Gefühl hatte, der andere würde ihm Kagami wegschnappen. Dass dieser eindeutig übernatürlich war, war ihm sofort aufgefallen und er hoffte sehr, dass der Vampir nichts mit seinem besten Freund anstellen würde, denn dieser war hilflos was das anging, denn er hatte doch selbst keine Ahnung, was er war oder dass überhaupt etwas mit ihm nicht normal war.
 

In solchen Situationen kam Himuros Mutter- bzw. Beschützerinstink zum Vorschein, denn er hatte oft das Gefühl, seinen besten Freund beschützen zu müssen, auch wenn dieser um einiges stärker und größer als er war. Bei unterschwelligen, emotionale und auch zu verzwickten Situationen, war Kagami schlichtweg nicht zu gebrauchen und lief Gefahr, vor allem sich selbst weh zu tun oder in etwas hinein zu geraten, aus dem er so schnell nicht mehr heraus kam.
 

Nur hatte Himuro die Rechnung ohne Kurokos Hartnäckigkeit gemacht. Dieser schaffte es trotz allen Versuchen des eisigen Schönlings, die nächsten Wochen wie ein Bonbon an Kagami zu kleben und schließlich auch, mit diesem nach Hause zu dürfen. Als Himuro das mitbekam, schmollte er natürlich den ganzen restlichen Tag und wollte sich gar nicht ausmalen, was der Vampir mit seinem verpeilten Wilden anstellen würde.

Konfrontiert hatte er seinen Namensverwandten allerdings noch nicht, da sich zum einen keine Gelegenheit geboten hatte, da sie sich nur sahen, wenn auch Kagami anwesend war, zum anderen war es auch ein wenig komisch, Besitzansprüche zu stellen, wenn man mit der betreffenden Person nicht zusammen war und sowieso…was sollte er denn bitte sagen?
 

„Hey, ich weiß, dass du ein Vampir und hinter meinem besten Freund her bist. Bitte geh zurück in welche Höhle, aus der du auch immer gekrochen bist.“, ganz bestimmt nicht.
 


 

An jenem schicksalhaften Tag, an dem Kuroko zum ersten Mal nach der Schule mit Kagami nach Hause kam, schaute Himuro den beiden sehnsüchtig und besorgt, aber auch eifersüchtig und grimmig hinterher, bis er nur noch zwei Strichfiguren den Berg hinaufgehen sah. Er seufzte und ging schließlich ins Haus. Seine Mutter wartete bereits mit dem Essen auf ihn und leistete ihm diesen Nachmittag und Abend Gesellschaft, da sie ihrem Sohn ansah, dass etwas nicht stimmte und er gut Gesellschaft gebrauchen konnte.
 

Unterdessen kochte Kagami bei sich zu Hause gerade etwas zu essen. Er war ziemlich gut darin, da er diese Aufgabe schon lange alleine erledigen musste und sich auch freute, wenn seinen Großeltern oder Tatsuya seine Gerichte schmeckten.
 

„Möchtest du auch was?“, fragte der Rothaarige als er einen Pfannkuchen galant umdrehte, indem er eine Bewegung mit der Pfanne machte, sodass er gedreht wurde.
 

„Nein danke. Aber hast du vielleicht ein Milchshake da?“, blinzelte Kuroko, der in der Küche auf einem Stuhl saß und dem anderen beim Kochen zusah.
 

Er war heimlich fasziniert von Kagamis Kochkünsten, konnte aber leider nichts davon probieren, da die meiste Nahrung für ihn nach Erde schmeckte. Eine Ausnahme boten Milchshakes. Warum dies so war, das wusste er nicht, aber da hatte wohl jeder Vampir seine Eigenheiten.
 

„Milchshake?“, gab Kagami verblüfft zurück. „Sowas hab ich nich da, aber ich könnt dir eins machen.“
 

Kurokos Augen leuchteten für einen Moment auf und er erwiderte: „Das wäre sehr lieb von dir, Kagami-kun.“
 

„Geht klar!“, grinste dieser und tat den letzten Pfannkuchen auf den Teller mit den bereits fertigen. „Welche Geschmacksrichtung?“
 

„Am liebsten mag ich Vanille, aber Erdbeere oder so geht auch“, schaute der Kleinere ihn an.
 

Von diesem irgendwie glücklichen Blick überrascht, schaffte Kagami es nicht, verbal zu antworten, daher nickte er lediglich.

Er bückte sich nach unten und suchte im Schrank nach dem Shaker und war ganz glücklich darüber, dem anderen den Rücken zuzudrehen, da seine Wangen sich leicht warm anfühlten.

Was war denn nun mit ihm los? Warum reagierte er so auf den anderen? War das, weil er so süß aussah? Kagami mochte niedliche Dinge ziemlich gerne – auch wenn man das bei einem Kerl wie ihm nicht unbedingt vermuten würde – vielleicht deswegen…
 

Während Kagami den Milchshake zubereitete, beobachtete Kuroko ihn natürlich weiterhin. Dabei saß er sehr gerade da, mit eng beieinanderliegenden Beinen und den Händen auf den Oberschenkeln. Wenn Kagami etwas weiter weg ging, beugte er sich leicht vor, achtete aber darauf, dass dieser das nicht mitbekam.
 

Der Rothaarige hatte ein breites Kreuz und war ziemlich muskulös, ein bisschen erinnerte er Kuroko an seinen guten Freund und Schwarm Aomine, wenn Kagami auch ein wenig breiter war und mehr auf den Rippen hatte. Sein langjähriger Freund war auch gut durchtrainiert, aber eher schlank, auch wenn er ein Werwolf war. Kagami hingegen war ein kleines bisschen kleiner und eher breit gebaut. Von all seinen Beobachtungen konnte der Vampir mit Sicherheit sagen, dass der Rothaarige ihm äußerlich sehr zusagte. Er würde sich sicher gut als Bodyguard eignen – auch wenn er bereits einen hatte. Man konnte schließlich nie genug starke, gutaussehende Männer um sich haben…jedenfalls nicht wenn es nach Kuroko ging.

Doch auch charakterlich sagte Kagami ihm sehr zu. Er war ziemlich ehrlich und sagte meist gerade heraus was er dachte. Außerdem schien er ein guter Freund zu sein und anderen gern zu helfen und sie zu unterstützen. Alles sehr gute Qualitäten, bzw. jene, mit denen Kuroko gut zurecht kam. Der Vampir konnte es kaum abwarten, noch mehr über den anderen zu erfahren, ihn besser kennen zu lernen und ihn außerdem in seiner vollendeten Form zu sehen. Er würde sicher ein prächtiges Biest abgeben~
 

Das einzige wahre Problem stellte momentan Himuro dar, der ebenfalls an de Rothaarigen interessiert zu sein schien. Kuroko würde Kagami die Wahl lassen, aber untätig zuschauen wie er ihm weggeschnappt werden könnte, würde er sicherlich nicht. Es wäre zwar tragisch für den schönen Schwarzhaarigen, doch wenn Kagami nichts Derartiges für ihn empfand, beschleunigte er nur den Prozess von dessen Realisierung.

Unterbrochen in seinem Gedankengang, wurde Kuroko lediglich von Kagami, der sich nun zu ihm umdrehte und ihm den frisch selbstgemachten Milchshake überreichte.
 

„Ich hatte noch frische Vanille da! Also lass es dir schmecken!“, grinste der Größere breit und zog sich dann die Schürze aus, um sich zu Kuroko an den Tisch zu setzen.
 

„Vielen Dank, Kagami-kun“, nahm er den Milchshake entgegen und nippte sofort daran, ehe er höflicherweise noch etwas ergänzte. „…guten Appetit.“
 

„Danke!“, machte sich Kagami nun daran, seine Pfannkuchen zu verdrücken.
 

Er hatte einen regelrechten Berg gemacht, wohl schon in weiser Voraussicht, dass eine normale Portion für ihn nicht genügen würde. Allerdings ließ er ein paar übrig, wohl für seine Eltern?
 

„Arbeiten Kagami-kuns Eltern lange?“, fragte Kuroko nun, da er sich schon länger die Frage stellte, wie die Familienverhältnisse des anderen wohl sein mussten, dass dieser offenbar keine oder wenig Ahnung von seiner Übernatürlichkeit hatte.
 

„Oh…meine Mutter ist gestorben als ich klein war und meinen Vater kenne ich nicht. Ich lebe hier mit meinen Großeltern“, blinzelte der Rothaarige ihn mit verschmiertem, verkrümelten Mund an.
 

„Ach so“, erwiderte Kuroko kleinlaut. „Ich wollte das Gespräch nicht in eine unangenehme Richtung lenken.
 

„Schon okay“, wischte sich Kagami den Mund mit dem Arm ab. „Ich komm gut damit klar. Natürlich bin ich manchmal neugierig, wie sie so waren, aber ich bin auch glücklich so, wie es jetzt ist. Ich kenn es ja nicht anders.“
 

„Ich verstehe“, nickte Kuroko, seinen Milchshake genießend.
 

„Also kann es wirklich gut sein, dass er nichts von seinem Dasein weiß. Das würde einiges erklären“, dachte er sich dabei. „Ich werde ihn wohl weiter ausfragen müssen.“
 

Damit hatte der Vampir glücklicherweise keine Probleme. Auch wenn er leise war und wenig redete, hatte er keine Scheu, diese Fragen zu stellen, wenn es ihn wirklich interessierte. Und momentan gab es wirklich nichts Interessantes als Kagami für ihn.
 

Nach dem Essen räumte Kagami die Küche auf und sie gingen in sein Zimmer. Es war weder sonderlich klein, noch groß, aber sehr bezeichnend eingerichtet. An den Wänden hingen hauptsächlich Poster von Basketballspielern – vereinzelt eine Katze – und es lagen ebenfalls einige Magazine mit diesem Thema auf dem Boden neben einem schwarzen Sitzsack. Das Bett war rot-schwarz bezogen und gemacht. Auf dem Schreibtisch befanden sich ein paar Schulbücher, aber sonst nichts. Außerdem stand ein Fernseher so im Raum, dass man sowohl vom Bett, als auch vom Sitzsack aus, gute Sicht darauf hatte.

Kuroko gefiel es ganz gut. Keinerlei Indikation, dass der andere Frauen mochte, davon war er sowieso nicht ausgegangen. Würde Kagami das tun, hätte er eine Freundin oder ab und an mal eine ‚Bekanntschaft‘. Wer so gut aussah, bei dem musste das einfach so sein, fand Kuroko. Außerdem redete der andere nie über Mädchen, die er mochte, oder dergleichen. Meistens ging es bei ihm um Basketball, welche Spieler er toll fand, oder eben auch wie cool er Raubkatzen fand. Offenbar aber auch normale, süße Katzen, wie der Vampir nun feststellte, was ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Dies hielt nicht für lange, denn Kagami überraschte ihn, indem er sich plötzlich auf sein Bett fallen ließ.
 

„Du kannst herkommen oder auf den Sitzsack, wie du willst“, gähnte der Rothaarige. „Aber erwarte nicht zu viel von mir, ich bin ziemlich k.o.“
 

„Das ist in Ordnung. Kagami-kun kann auch schlafen, das macht mir nichts aus“, entgegnete Kuroko und ließ sich mit dem Rest Milchshake auf dem Sitzsack nieder, stellte seine Tasche daneben ab.
 

„Ist das nicht komisch, wenn ich schlafe und du bist da?“, meinte Kagami und gähnte danach erneut.
 

„Nein, ich habe zu tun“, deutete der Kleinere auf seine Tasche.
 

In Wahrheit hatte er natürlich nicht vor, Hausaufgaben zu machen solange der andere schlief. Nein, er würde diesen schön beobachten und vielleicht auch mal näher zu ihm hingehen.
 

„Wenn du meinst…aber ich versuche mir Mühe zu geben“, wischte sich Kagami die Schlaftränchen aus den Augen. „Willst du irgendwas Bestimmtes schauen?“
 

„Nein, mir ist das egal“, blinzelte Kuroko.
 

„Okay“, schaltete der Größere den Fernseher ein und ließ einfach irgendeine Sitcom laufen, die er nicht wirklich weiter verfolgte und somit in Gedanken abdriftete und aufpassen musste, dass er nicht einschlief.
 

Kuroko schenkte dem Fernseher überhaupt keine Beachtung und beobachtete weiterhin den schläfrigen Rothaarigen. Er sah schon sehr niedlich aus, wenn er so hilflos und müde blinzelte, aber er tat ihm auch leid, weil Schlafmangel wirklich übel sein musste. Das Hunger-Problem bekam er anscheinend ganz gut in den Griff, auch wenn dies sicherlich noch schlimmer oder anders werden würde, wie der Vampir aus Erfahrung wusste.
 

In seinem schläfrigen Zustand musste Kagami wieder daran denken, wie oft Kuroko ihn in den paar Monaten, die sie sich kannte, schon aus der Fassung bzw. zum Erröten gebracht hatte. Warum war das bloß so?

So viele Gedanken um seine oder anderer Sexualität hatte sich Kagami noch nie gemacht, doch langsam wurde es wohl Zeit, schließlich war er so gut wie erwachsen. Dass er kein Interesse an Frauen hatte, das wusste er irgendwie, aber wie sah es dann mit Männern aus? Kuroko war eindeutig der Grund für Kagamis momentane Überlegungen und er musste zugeben, dass er ihm doch ganz gut gefiel. Doch das hieß es ja noch lange nicht, schwul zu sein. Könnte er sich vorstellen, den anderen zu küssen und anderes mit ihm zu tun?

So sicher war er sich da noch nicht, da er auch komplett unerfahren war. Tatsuya sah aber auch ziemlich gut aus, musste Kagami zugeben. Optisch gefielen ihm diese beiden eindeutig am besten. Die Möglichkeit, dass er schwul sein könnte, hatte Kagami schon ein paar Mal in Betracht gezogen und sich nie daran gestört, weil ihm so etwas nicht so wichtig war. Dass andere da eine andere Meinung hatten, das wusste er aber leider auch und er konnte das gar nicht nachvollziehen. Ihm persönlich war es vollkommen egal, wer was mit wem machte, solange man ihm damit nicht auf die Nerven ging. So gesehen war er für alles offen, aber Stress machen würde er sich deswegen auch nicht. Er würde einfach abwarten und…da war er auch schon eingeschlafen.
 

Kuroko beobachtete den Schlafenden noch für eine Weile, eher er ihm einen Zettel schrieb, auf dem Stand, dass er nach Hause gegangen war und verschwand dann einfach aus dem Fenster, nachdem er sich seine Schuhe von unten geholt hatte.

Sich wegen diesem treffen Sorgen zu machen, erschien nun doch als Schwachsinn, doch Himuro wurde das Gefühl nicht los, er verpasste etwas – die Gelegenheit, Kagami für sich zu erobern.

Dieses Gefühl wurde auch die folgenden Tage nicht besser, in denen die beiden zwar nichts privat unternahmen, aber er merkte doch deutlich, dass sie sich mehr unterhielten als zuvor. Da war es eher so gewesen, dass er und Kagami redeten und Kuroko zuhörte, inzwischen driftete der Fokus doch sehr.

Das Schlimmste war, dass nichts, das er versuchte, etwas zu bringen schien. Egal wie sexy und schick er sich kleidete, Kagami achtete nicht darauf oder es war ihm egal. Ziemlich zerknirscht – aber wunderschön – kam Himuro an diesem Freitagnachmittag nach Hause.
 

„Oh? Wo hast du Taiga gelassen?“, wollte seine Mutter wissen als er alleine ins Wohnzimmer kam.
 

Normalerweise unternehmen Himuro und Kagami an den Wochenenden, oder am Freitagabend etwas zusammen, doch nicht an diesem.
 

„Der hat schon was anderes geplant…“, murrte Himuro und ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder. „Ich will nicht drüber reden.“
 

„Na schön…“, erwiderte sie überrascht. „Was hältst du davon, wenn wir uns einen gemütlichen Abend mit Gossip Girl machen?“
 

„Hört sich gut an“, lächelte Himuro, ein wenig aufgeheitert.
 


 

Unterdessen hatte es sich Kuroko nach einer warmen Dusche bei Kagami auf dem Bett gemütlich gemacht, einen frisch gemachten Erdbeershake trinkend. Sie waren auf dem Heimweg von einem Regenschauer überrascht worden und Kagami hatte darauf bestanden, dass sie beide warm duschen und sich umziehen mussten, um nicht krank zu werden. Dabei hatte er Kuroko den Vortritt gelassen und ihm in der Zwischenzeit einen Shake gemacht.

Gerade stand der Rothaarige unter der Dusche und Kuroko konnte es kaum erwarten, dass er wiederkam. Er hatte etwas ältere Klamotten von ihm bekommen, die ihm natürlich trotzdem zu groß waren, aber das störte ihn nicht. Kuroko mochte es, Kagamis Klamotten zu tragen, außerdem waren sie sehr bequem…und rochen ein bisschen nach ihm. Er erlaubte es sich, den Shake für einen Moment beiseite auf den Nachttisch zu stellen und an dem Shirt zu schnüffeln, das er trug.
 

„Riecht wunderbar, aber auch so betörend“, stellte der Vampir in Gedanken fest und ließ es schnell wieder los und nahm mit dem Glas vorlieb, da er Schritte hörte.
 

Ein paar Sekunden später trat der gähnende Rothaarige auch schon ins Zimmer ein, noch mit einem Handtuch auf dem Kopf, mit dem er sich halbherzig die Haare rieb. Als er Kuroko erblickte, musste er ein wenig schmunzeln.
 

„Da passt du ja fasst zweimal rein“, grinste er.
 

Im nächsten Moment wurde er aber schon wieder rot, da sich der Kleinere räkelte und zu ihm hinauf blickte.
 

„Kagami-kun ist eben sehr groß und stark“, stellte Kuroko fest, dem es gefiel, wenn der andere diese Art von Reaktion zeigte.
 

So gut Kagami auch dachte, dass er sein Erröten bisher versteckt gehalten hatte, so gut war Kuroko auch darin, dies zu erspähen.
 

„Ähm…ja“, blickte der Größere mit erhobener Nase woanders hin.
 

„Ist Kagami-kun gerade sehr müde, oder noch aufnahmefähig?“, wollte Kuroko dann aber schon wissen, da ihm doch etwas auf dem Herzen lag.
 

Die vorherige Woche hatte er endlich dessen Großeltern kennen gelernt und feststellen müssen, dass diese tatsächlich gewöhnliche Menschen waren, wie er geahnt hatte. Das hieß, dass Kagami keine Ahnung hatte, was er war, oder was ihm demnächst bevorstehen würde. Es war also doch ganz gut, dass sich der Vampir aus seiner Höhle bzw. aus seinem Anwesen heraus, zurück in die Schule, gequält hatte. Der andere würde jede Unterstützung benötigen, die er bekommen könnte. Ein Werwolf, der ohne Rudel oder Eltern aufwuchs, stellte eine Gefahr für sich und sein Umfeld da, da es niemanden gab, der ihn überwachen und aufhalten konnte.

Natürlich war die eisige Schönheit da, aber eine – oder auch zwei – Yuki Onna konnten kaum etwas gegen einen neu erwachten, großen Werwolf tun.
 

„Oh, gerade geht’s eigentlich“, ließ sich Kagami neben Kuroko auf sein Bett fallen. „Wieso, was gibt’s?“
 

„Ich habe mich schon länger etwas gefragt…“, stellte der Kleinere sein Milchshake auf den Nachttisch und kam ihm dann langsam immer näher.
 

„Huh? Was denn?“, war der Größere überfordert und wurde wieder etwas rot, aufgrund der plötzlichen Nähe.
 

Kuroko, der nun nur noch ein paar Zentimeter von Kagamis Gesichts entfernt war, hielt inne und sah nachdenklich aus: „Wie ich es mir dachte.“
 

Dann zog er sich wieder etwas zurück und ließ den Größeren aufatmen.
 

„Was ist denn nun?“, wollte er, immer noch aus der Fassung gebracht, wissen.
 

„Weiß Kagami-kun, dass er kein Mensch ist?“, nahm Kuroko das Glas erneut in die Hand und nippte am Strohhalm, den Augenkontakt haltend.
 

„…bitte was?“, glubschte der Rothaarige ihn darauf hin, völlig von den Socken, an.
 

„Du hast mich schon richtig verstanden“, pausierte der Vampir kurzfristig sein Saugen und fuhr fort, „Ich bin auch keiner.“
 

„…wie meinst du das?“, wollte Kagami nun skeptisch wissen.
 

Hatte der Kleinere doch zu viel Regen abbekommen oder war ihm versehentlich etwas in de Shaker gerutscht, das da nicht hinein gehörte? Warum sollte dieser sonst so einen Unsinn schwafeln.
 

„So wie ich es gesagt habe“, der Kleinere leerte seinen Milchshake, stellte das Glas ab und blickte wieder zum anderen auf.
 

„Aber…das macht doch überhaupt keinen Sinn!“, beschwerte sich dieser.
 

„Warum denkst du, dass du nachts nicht schlafen kannst und jeden Tag einen scheinbar unstillbaren Hunger hast?“, entgegnete der Vampir.
 

„Keine Ahnung…Pubertät im Endstadium?“
 

„Du wirst bald erwachen, Kagami-kun.“
 

„Erwachen? Aber ich bin doch schon wach!“
 

„Nicht diese Art von Erwachen. Damit ist gemeint, dass deine wahren Kräfte zum Vorschein kommen. Das ist normal für deine Art in diesem Alter“, erklärte Kuroko.
 

„Für meine Art? Was bin ich denn laut dir?“, wollte der Rothaarige es immer noch nicht ganz wahrhaben, auch wenn er zugeben musste, dass er sich diese Dinge nicht so ganz erklären konnte.
 

„Ich vermute, dass du ein Werwolf bist. Mit Sicherheit kann ich es aber nicht sagen, da ich deine Eltern nicht kenne und deine Großeltern normale Menschen sind. Es muss also von seitens deines Vater kommen.“
 

„Werwolf? Aber die gibt’s doch nur in Märchen“, murrte Kagami und fletschte dabei unbewusste die Zähne. „Als nächstes erzählst du mir, dass Vampire real sind.“
 

„Nein, du irrst dich“, bliebt Kuroko weiterhin ruhig, auch wenn er merkte, wie die typische Werwolf-Aggressivität beim anderen durchkam – ein weiteres Symptom. „Natürlich sind sie das. Ich bin einer.“
 

„Wie jetzt? Echt?“, runzelte der Rothaarige noch weiter die Stirn. „Und wo sind dann deine Zähne und warum kannst du dich tagsüber frei bewegen?“
 

„Dass wir bei Sonnenlicht sterben, ist nur ein Mythos…aufpassen muss ich aber schon, weil es mir nicht gut tut“, erklärte der Vampir. „Und was die Zähne angeht…“
 

Gerade als Kagami etwas erwidern wollte, sah er, sie etwas an Kurokos Lippen aufblitzte. Abgelenkt davon, beugte er sich dem anderen entgegen und sah dann tatsächlich spitze, unnatürlich lange Eckzähne in dessen Mund.
 

„Woha…was…“, war jegliche Wut aus seinem Gesicht gewichen und machte Erstaunen Platz.
 

„Glaubst du mir nun?“, blinzelte der Vampir ihm entgegen.
 

„Ich weiß nicht so recht…“, druckste der Größere herum und kratzte sich am Hinterkopf. „Es macht schon irgendwie Sinn, aber irgendwie…“
 

„Ich verstehe, dass das für dich ein Schock sein muss, da du nicht in dieser Welt aufgewachsen bist. Und, dein bester Freund ist auch kein Mensch, aber das hast du wohl noch nicht gemerkt, aber abgesehen davon…“, redete Kuroko nun ungewöhnlich viel.
 

„Was? Tatsuya?“, griff Kagami ihm plötzlich an die Oberarme. „Was ist er denn dann?“
 

„Oh…also ich glaube, das sollte er dir besser selbst sagen“, meinte der Vampir. „Es ist nichts wirklich Gefährliches. Die meisten von uns sind das nicht.“
 

„Ähm, okay?“, machte Kagami wenig schlauer als vorher. „Ooof…“
 

„Das muss viel für Kagami-kun zu verdauen gewesen sein“, machte Kuroko einen halben Witz. „Aber es ist nur zu deinem Besten. Ich will nicht, dass du etwas tust, das du bereust.“
 

„Was ich bereue? Was denn zum Beispiel?“, konnte sich der andere immer noch nicht wirklich etwas unter all dem vorstellen, das er soeben erfahren hatte.
 

„Wenn du dich zum ersten Mal verwandelst, hast du kaum oder gar keine Kontrolle über dein Handeln und der Hunger könnte dich dazu treiben, Personen, die dir nahe stehen, weh zu tun oder sie zu töten“, schweifte Kuroko nun etwas mehr aus. „Deswegen möchte ich-“
 

„Was? Das kann passieren? Sowas will ich nicht…“, wurde Kagami nachdenklich gestimmt und blickte nach unten.
 

„Das weiß ich“, schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Vampirs. „Deswegen möchte ich dich mit zu mir nehmen. Ich kann dir helfen, das zu vermeiden.“
 

„Echt? Dann will ich das auf jeden Fall!“, blickte er wieder auf. „Es sei denn, du gehörst einfach einem komischen Kult an und willst mich entführen. Ich will vorher einen Beweis dafür, dass das alles wirklich so ist wie du sagst.“
 

Kuroko seufzte leise, konnte aber verstehen, dass der andere misstrauisch war.
 

„Ich könnte dich beißen und dein Erwachen beschleunigen, würde das ausreichen?“, bot Kuroko ihm nun an.
 

„Du kannst sowas?“
 

„Ja. Ich bin ein hochrangiger Vampir. Das Gift unserer Zähne stärkt jene, die wir beißen und kann dabei helfen, ein Erwachen zu beschleunigen“, sagte der Vampir.
 

„Also verwandelt ihr mit einem Biss keine Menschen in Vampire?“
 

„Nein, das ist auch nicht wahr. Vampire werden geboren, wie Menschen und andere Kreaturen auch.“
 

„Hmmm…das macht Sinn“, meinte Kagami nun. „Und werde ich mich bei Vollmond dann verwandeln?“
 

Kuroko schüttelte den Kopf: „Es stimmt zwar, dass die Kraft von Werwölfen und anderen Formwandlern bei Vollmond am stärksten ist, doch auf die Verwandlung hat er keinen Einfluss. Viele andere Kreaturen der Nacht beziehen ihre Kraft ebenfalls vom Mond.“
 

„Oh okay…dann kann man also nicht danach gehen“, nickte Kagami, dem dann noch eine Frage bezüglich des Bisses aufkam. „Tut das sehr weh?“
 

„Bisher meinten alle, dass es okay sei“, beschönigte er das euphorische Gefühl – manchmal sogar erregende – das ihm seine bisherigen ‚Opfer‘ beschrieben hatten.
 

„Hört sich eigentlich gar nicht mal so schlecht an. Wo ist der Haken?“, ließ Kagami noch nicht ganz locker.
 

„Der wäre, dass ich erwarte, dass du mir von dort an deine Treue schwörst. Ich will dich als Vertrauten um mich haben“, antwortete Kuroko.
 

„…also doch ein Kult“, verengte der Rothaarige die Augen.
 

„Nein. Also…“, rang der Vampir nun zum ersten Mal seit Jahren um Worte. „Kagami-kun muss mir bitte glauben.“
 

Er setzte sich nun etwas auf und nahm eine niedliche Pose ein, die Hände zwischen den Beinen und zum Größeren nach oben schauend. Diese funktionierte tatsächlich du der andere wurde wieder rot und zuckte etwas zusammen.
 

„Okay, ich glaube dir…also was ist nun?“, murmelte der rot angelaufene.
 

„Kagami-kun macht es sich am besten bequem und hält dann still“, gab Kuroko Tipps.
 

„Okay…also ich leg mich dann mal hin?“, sank der Größere auch schon auf seinem Bett nieder.
 

„So ist es gut…“, beugte sich der Vampir zu ihm hinab. „Schließ deine Augen und entspanne dich.
 

Ohne weitere Fragen zu stellen – ob das nicht zu schnell war, was danach passieren würde, oder irgendetwas – schloss Kagami die Augen und versuchte sich zu entspannen, hörte dabei allerdings sein Herz heftig gegen seinen Brustkorb hämmern. Er war aufgeregt und das aus mehreren Gründen. Zum einen den offensichtlichen, zum anderen, dass er noch nie jemandem so nahe gewesen war, schon gar nicht so jemand anziehendem.

Ganz in aufgeregten Gedanken versunken, spürte Kagami auf einmal etwas an seinem Hals und kniff die Augen fest zusammen.
 

Kuroko hatte unterdessen seine linke Hand auf Kagami s Brustkorb gelegt und fixierte seinen Kopf mit der rechten. Auch sein Herz schlug schnell, weil er nicht gedacht hatte, dass der andere wirklich so schnell einwilligen würde. Es war alles so schnell gegangen…

Die Vampirzähne wurden langsam eingefahren und als Kurokos Lippen warme Haut trafen, konnte er nicht anders, als diese sanft zu küssen. So schnell er gekommen war, so schnell verfolg dieser Moment auch wieder und der Vampir richtete sich, nun selbst ein wenig rot, gerade auf.

Verwirrt, dass er keinen Schmerz gespürt hatte, schlug Kagami seine Augen auf und erblickte den Vampir über sich.
 

„...was hast du gemacht?“, wollte er verblüfft, aufgeregt und mit rasendem Herz wissen.
 

„…“, blickte Kuroko beiseite.
 

„Hey!“, richtete sich Kagami nun auf und stupste den anderen an. „Du hast mich nicht gebissen, oder?“
 

Er griff sich an die Stelle am Hals, an der Blut sein sollte, hätte der Vampir wirklich seine Zähne in ihm versenkt. Besah sich die Hand danach und stellte fest, dass sie sauber war.
 

„Nein“, entgegnete Kuroko. „Das war nur ein Scherz.“
 

„…was“, gab Kagami von sich.
 

„Kagami-kun kann noch nicht jetzt hier erwachen, das wäre zu gefährlich“, hatte sich der Vampir wieder gefasst und blickte den anderen an.
 

„Okay, das macht Sinn, aber…heeeeey!“, wurde es ihm auf einmal klar, was der andere getan hatte. „Warum hast du mich geküsst?!“
 

„Mag Kagami-kun das etwa nicht?“, schaute er ihn mit großen Augen an.
 

„…darum geht es doch überhaupt nicht!“, nahm das Gesicht des Rothaarigen dessen Haarfarbe an.
 

„Wenn es Kagami-kun nicht stört, ist doch alles in Ordnung“, legte der Vampir den Kopf leicht schief und starrte ihn an.
 

Kagami fand das viel zu süß und saß gerade echt in der Zwickmühle. Es war einfach alles viel zu viel auf einmal für ihn.
 

„Bitte stirb mir nicht weg“, legte Kuroko ihm nun eine Hand an die Stirn. „Du bist ungesund rot im Gesicht.“
 

„Ach sei still“, murmelte der Größere und schloss die Augen, schlug die Hand aber nicht weg.
 

„Kann ich heute Nacht hier schlafen?“, fragte der Kleinere, den Moment auskostend.
 

„…klar, warum nicht“, erwiderte Kagami, ohne groß nachzudenken.
 

Genaugenommen hatte er überhaupt nicht nachgedacht, wie er zwei Stunden später, nach sehr viel Gelaber, feststellen musste. Denn nun lag er mit rasendem Herzen, ausnahmsweise mal wegen etwas anderem hellwach im Bett und das alles, während neben ihm ein super süßer, super gemeiner Vampir seelenruhig schlief.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Hinata_Shouyou
2020-06-12T15:14:48+00:00 12.06.2020 17:14
hurra
es geht weiter
sehr witzig geschrieben~
Antwort von:  King_of_Sharks
13.06.2020 02:11
Yaaaaaaas
Danke danke, so soll es sein ^^


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