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Das letzte Geheimnis

Für immer ihr Geheimnis Teil 4
von

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„Ich hab euch von Anfang an gesagt, dass es eine Scheißidee ist, einem verdammten Kobold zu vertrauen!“
 

Draco war außer sich vor Wut. Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um einen halbwegs vernünftigen Plan zu entwickeln, aber Potter hatte natürlich darauf bestanden, dass er es besser wusste. Also hatte er sich breitschlagen lassen, zusammen mit Weasley als Todesser verkleidet Hermine zu folgen, die sich mit Hilfe von Vielsafttrank in seine Tante verwandelt hatte.
 

Er hätte darauf bestehen sollen, dass das Schwert bei Weasleys Bruder blieb. In dem Moment, in dem Griphook darauf bestanden hatte, dass sie es mitnehmen, war ihm klar gewesen, dass der Kobold sich im erst besten Moment damit aus dem Staub machen würde. Aber Potters blinde Naivität hinderte ihn natürlich daran, die wahre Natur von Kobolden zu verstehen.
 

Und jetzt hatten sie den Salat. Mit dem Becher aus dem Verlies seiner Tante im Gepäck standen sie tief unter Gringotts, ohne Kobold, der ihnen den Weg zurück ermöglichen konnte. Griphook hatte sich einfach aus dem Staub gemacht. Und anders als in seinem Zuhause konnte man in Gringotts keine Hauselfen rufen – die Kobolde hier wussten nur zu genau, wie mächtig die kleinen Elfen waren und hatten entsprechende Schutzzauber eingerichtet.
 

„Ich hab eine Idee, aber die ist ein bisschen wahnsinnig.“
 

Augenrollend starrte er Potter an. „Welche deiner Ideen ist das nicht?“
 

Ohne auf ihn einzugehen, trat Potter einen Schritt vor und lugte um die Ecke aus ihrem Versteck. „Wir nehmen den Drachen.“
 

Draco konnte nur lachen. Ein bisschen wahnsinnig war nicht im Ansatz genug, um diese Idee zu beschreiben. Nur jemand wie Potter konnte ernsthaft denken, dass ein Drache zulassen würde, dass vier Menschen auf seinem Rücken mitreisten. Dieser so genannte Auserwählte hatte keine Ahnung von der magischen Welt.
 

„Das ist brillant!“ Hermines begeisterte Zustimmung warf Draco aus der Bahn. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Doch die glänzenden Augen sprachen eine deutliche Sprache. Natürlich würde jemand wie sie, die ebenfalls nicht mit Magie aufgewachsen war, nicht das Problem in der Idee sehen.
 

Bevor er seinen Protest einbringen konnten, rannten beide los. Er schaute kurz zur Seite, wo Weasley noch stand, der ebenfalls mehr als skeptisch dreinblickte, doch dann zuckte der mit den Schultern und folgte seinen Freunden. Fluchend tat Draco es ihm gleich. Sie hatten keine Ahnung, worauf sie sich mit einem Drachen einließen. Er konnte nur hoffen, dass sie zu viert in der Lage waren, einen mit absoluter Sicherheit kommenden Angriff zu überleben.
 

oOoOoOo
 

Wind peitsche ihm ins Gesicht. Egal, wie tief er sich duckte, die eisige Kälte zeigte sich unerbittlich. Ein Flug auf einem Drachen war kein Sonntagsspaziergang.
 

Sie flogen tatsächlich auf dem Rücken eines Drachens. Draco konnte es immer noch nicht glauben. Als hätte der Drache verstanden, dass sie ihn befreit hatten, versuchte er zu keinem Moment, sie abzuschütteln. Er hatte sie auf seinem Rücken aus Gringotts rausgebracht, war mit ihnen über London hinweg geflogen und schien auch jetzt, mitten in der Wildnis von England, immer noch gewillt, sie bei sich zu haben. Es war absoluter Irrsinn.
 

„Da hinten kommt ein See!“, schrie Potter von ganz vorne. „Macht euch bereit zum Absprung!“
 

Draco wollte ihm ein weiteres „Bist du wahnsinnig?“ entgegenschleudern, doch bevor er überhaupt dazu kam, sah er, wie sich Hermine und Weasley tatsächlich bereit machten, vom Drachen zu springen. Wie konnten die zwei den Plänen von Potter so bedingungslos folgen? Hatten sie keinen Überlebensinstinkt? Jede Idee, die aus dem Mund des Auserwählten kam, klang nach absolutem Wahnsinn, der mit viel zu hoher Wahrscheinlichkeit ihren Tod bedeuten würde.
 

Draco biss die Zähne zusammen und machte sich ebenfalls bereit. Auf das Zeichen von Potter sprangen sie alle gleichzeitig ab und in den mehrere Meter unter ihnen ruhenden See. Eiskaltes Wasser schlug über Draco zusammen und drohte, ihn auf den Grund des Sees zu ziehen. Er musste kurz gegen seine schwere Kleidung ankämpfen, dann fand er den Weg zurück an die Oberfläche und durchbrach das Wasser.
 

Neben ihm kamen Hermine und Weasley ebenfalls hoch, doch von Potter fehlte jede Spur. Fluchend tauchte Draco zurück. Da, einige Meter von ihnen entfernt, trieb Potter im Wasser, Mund und Augen aufgerissen, als wäre ihm gar nicht bewusst, wo er war. Draco biss die Zähne zusammen und schwamm zu ihm. Er schien sein neues Hobby zu sein, Potter das Leben zu retten.
 

Seine kalten Hände klammerten sich nur mit Mühe um die Schultern von Potter und es kostete ihn mehr Kraft als erwartet, sie beide nach oben zu manövrieren. Zitternd und mit müden Beinen schwamm er gegen den Sog der Tiefe an, bis er endlich wieder die Wasseroberfläche erreichte.
 

Endlich schien Leben in Potter zu kommen. Mit wild aufgerissenen Augen schaute er um sich. „Er weiß es! Er hat uns gesehen! Er weiß, was wir vorhaben!“
 

Entsetzt ließ Draco ihn los. Was auch immer mit Potter vor sich ging, er hatte keine Lust, auch nur eine Sekunde länger in der Nähe dieses Wahnsinnigen zu bleiben. Schnaufend schwamm er zum Ufer, wo gerade Hermine und Weasley auch aus dem Wasser krochen. Mühsam zog er sich an Land und rollte sich auf den Rücken, um wieder zu Atem zu kommen.
 

Potter folgte als letzter, noch immer vollkommen aufgelöst und in einer Panik, die Draco Angst machte. „Er weiß es. Ihr-wisst-schon-wer. Er weiß, dass wir seine Horkruxe jagen. Er hat uns gesehen.“
 

Weasley erbleichte, während Hermine Potter an den Armen packte. „Harry, du musst ihn aussperren! Du kannst nicht zulassen, dass er uns ständig zusieht. Ich dachte, du hättest es inzwischen unter Kontrolle!“
 

Mit einem wütenden Ruck befreite Potter sich. „Es ist nicht so einfach, okay? Du hast keine Ahnung, wie sich das anfühlt. Ich kann mich nicht dagegen wehren.“
 

„Sollten wir nicht unser Zelt aufbauen und uns aufwärmen?“, unterbrach Weasley den Streit. „Solange wir hier alle nass rumstehen, kann keiner von uns logisch denken.“
 

Hermine und Potter sahen kurz so aus, als ob sie beide Weasley ruppig anfahren wollten, doch dann nickten sie und ließen es sein. Unsicher, was seine Rolle jetzt sein würde, hielt Draco sich abseits. Sie gingen ein Stück weiter vom Ufer weg, dann öffnete Hermine ihre kleine Tasche und zog ein ganzes Zelt raus. Er musste ein überraschtes Geräusch von sich gegeben haben, denn sie drehte sich plötzlich zu ihm um und erklärte mit einem schwachen Grinsen: „Unaufspürbarer Ausdehnungszauber.“
 

Er nickte bloß. Was hatte er auch erwartet? Natürlich war Hermine brillant genug, um so einen komplexen Zauber einfach so auf ihre Tasche hexen zu können. Kopfschüttelnd beobachtete er, wie sie das Zelt positionierte und es sich dann von selbst aufbaute. Potter und Weasley verschwanden sofort im Inneren, doch sie blieb draußen, den Zauberstab erhoben. Draco erkannte die komplexen Stabmuster für Schutzzauber. Minutenlang ging sie im Kreis um das Zelt, murmelte immer neue Formeln, malte immer neue Muster in die Luft.
 

Draco schielte zum Zelteingang, doch es schien, dass die zwei anderen nicht vorhatten, wieder rauszukommen oder gar mit den Schutzzaubern zu helfen. Entschlossen trat er ganz nah an Hermine heran, gerade als sie ihren Stab sinken ließ. „Ohne dich wären die zwei Idioten in der Tat verloren.“
 

Hermine zuckte kurz zusammen, doch sie erholte sich schnell von dem Schreck. Ohne sich zu ihm umzudrehen erwiderte sie: „Sie sind nicht so gut im Planen wie ich, das stimmt, aber Harry ist der mit den Ideen.“
 

„Ideen, die uns alleine heute mehrmals das Leben hätten kosten können“, protestierte Draco eindringlich. Es juckte ihn in den Fingern, seine Arme um Hermine zu schließen, doch er blieb steif hinter ihr.
 

„Unsere ganze Mission ist lebensgefährlich“, widersprach Hermine ebenso fest. „Es sind meistens Harrys Ideen, die uns weiterbringen oder retten.“
 

Endlich drehte sie sich um. Ihr Blick huschte ebenfalls kurz zum Zelteingang, dann suchten seine Augen wieder nach ihm. Da war etwas in der Art, wie sie ihn anschaute. Etwas, was Draco nicht genauer beschreiben konnte. Sehnsucht vielleicht. Es brachte sein Herz zum Pochen und machte es beinahe unmöglich, sie nicht zu berühren. Doch er blieb stark. Was auch immer zwischen ihnen war, er hatte kein Recht mehr darauf, sie zu berühren.
 

Ihre Hand legte sich auf seine Wange, eiskalt und immer noch leicht feucht. „Draco“, hauchte sie beinahe unhörbar. „Ich hab dich so vermisst.“
 

Er schluckte. Er wollte sie umarmen. Sie küssen. Sie in seine Arme ziehen und ihr sagen, dass alles gut werden würde. Von ihr umarmt werden und hören, dass sie gewinnen würden. In ihren Armen einfach alles andere vergessen und wenn es nur für einen Moment war. Er spürte, wie sein ganzer Körper sich anspannte. Er musste raus aus dieser Situation, sonst würde er etwas tun, was er bereute. Wenn er sie jetzt berührte oder ihre Berührung weiter zuließ, konnte er für nichts mehr garantieren.
 

Er trat einen Schritt zurück. Hermines Hand hing für einen Moment länger in der Luft, dann zog sie sie schnell an sich. Schmerz huschte über ihr Gesicht, doch sie fing sich augenblicklich wieder. „Komm, wir sollten uns auch aufwärmen, ehe wir uns hier draußen den Tod holen.“
 

Ohne ihn noch einmal anzusehen, stapfte sie durch den schlammigen Grasboden davon. Draco blieb, wo er war. Er konnte jetzt nicht ins Zelt gehen und zusehen, wie sie in dem Armen von Weasley Wärme suchte. Sein Herz pochte heftig in seiner Brust und seine Arme zitterten. Warum machte sie es ihm so schwer? Warum schaute sie ihn immer so traurig an, wenn er eine Grenze zog? Verstand sie nicht, dass er sich selbst schützen musste? Dass er noch nicht soweit war, Körperkontakt zuzulassen, ohne sie verschlingen zu wollen?
 

Es war eine verdammt beschissene Idee gewesen, dem Trio zu folgen. Er hätte das Angebot niemals annehmen sollen. Diese kleine Interaktion hatte ihm schon mehr als deutlich gezeigt, dass es einfach nur Folter sein würde. Aber welche Option hatte er gehabt?
 

Bill und Fleur hatten deutlich gesagt, dass sie ihn nicht in ihrem Haus dulden würden. Nur weil Hermine und zu einem gewissen Grad auch Potter ihm vertrauten, bedeutete das nicht, dass alle ihn einfach so akzeptieren würden, das verstand er. Er hatte mit der Reaktion gerechnet. Dass Potter ihm von sich aus angeboten hatte, dass er sie begleiten könnte, war mehr als überraschend gewesen.
 

Oder vielleicht war es auch nur reiner Pragmatismus. Alleine waren Dracos Überlebenschancen nicht sehr hoch und vielleicht befürchtete Potter, dass er früher oder später zu seinen Eltern zurückkehren würde. Jetzt, wo er so viel über ihre Pläne wusste und den geheimen Unterschlupf kannte, wäre es gefährlich, wenn er wieder in Voldemorts Hände fiel.
 

Vielleicht war es weniger, dass Potter ihn als Teil des Trios sah, und mehr, dass er ihm eben nicht vertraute und deswegen ein Auge auf ihn haben wollte. Draco nickte zu sich selbst. Das klang schon eher nach dem Harry Potter, den er in Hogwarts kennengelernt hatte. Immer misstrauisch, immer bereit, das schlimmste von ihm zu denken.
 

Er konnte es ihm nicht einmal übelnehmen. Er hatte sein Bestes gegeben, um genau diesen Eindruck zu hinterlassen. Trotzdem fühlte es sich schäbig an. Nur Hermine wusste, dass er schon lange nicht mehr treu zu Voldemort stand und von Anfang an all seine Taten im letzten Schuljahr bereut hatte. Sie hatte alles von ihm gesehen und akzeptierte ihn.
 

Oder hatte ihn akzeptiert. Draco wusste nicht, ob sich ihre Gefühle in der Hinsicht nicht vielleicht auch geändert hatten. Vielleicht fiel es ihr so leicht, sich auf Weasley einzulassen, weil ihr altes Vertrauen in ihn weg war.
 

Nein. Entschlossen ballte Draco die Fäuste. Sie hatte ihn leidenschaftlich gegenüber den Weasleys verteidigt. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn vermisste. Zumindest ein Hauch von vertrauen musste noch da sein, damit sie so für ihn einstehen konnte. Sie hatte ihn nicht ganz aufgegeben. Daran musste er glauben.
 

Er nickte sich noch einmal zu, dann holte er tief Luft und folgte den anderen ins Zelt. Hermine hatte recht. Es wurde kalt hier draußen.



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