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Das letzte Geheimnis

Für immer ihr Geheimnis Teil 4
von

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„Hermine!“
 

Das erste, was Draco hörte, als er auf der anderen Seite rauskam, war der verzweifelte Schrei von Weasley. Er blinzelte mehrmals, um das seltsame Gefühl, das das Apparieren mit einem Hauself hinterlassen hatte, loszuwerden.
 

„Bei Merlin, ihr habt sie mitgebracht!“ Weasley Stimme klang den Tränen nahe. „Es tut mir so leid! Ich hab nicht nachgedacht. Ich hab das Schwert aufgefangen und bin appariert, wie besprochen, aber ich hab nicht gecheckt, dass ich dabei Hermine losgelassen habe. Es tut mir so leid!“
 

Heiße Wut schoss Draco durch die Adern, als er sah, wie Weasley sich auf die bewusstlos im Sand liegende Hermine stürzte und sie in seine Arme zog. Als hätte er irgendein Recht darauf, sie anzufassen. Er hatte sie apparieren sollen. Beinahe wäre Hermine alleine in Malfoy Manor zurückgeblieben und das alles nur, weil Weasley plötzlich den Verstand verloren hätte.
 

„Danke, Malfoy.“ Potters leise Stimme drang wie durch eine Wattewand an sein Ohr. „Wenn du nicht so schnell reagiert hättest, hätten wir Hermine verloren.“
 

Er biss die Zähne zusammen und nickte nur. Er wusste, wenn er jetzt etwas sagte, würde seine Stimme ihn betrügen. Es wäre unmöglich, dass er den Zorn verbergen konnte. Oder das panische Zittern, das nur langsam nachließ. Stumm schaute er auf das am Strand kniende Paar hinab. Hermine lag in Weasleys Armen, noch immer regungslos, während der Idiot sein Gesicht an ihrer Schulter vergrub und offenbar weinte. Verachtenswert.
 

Entschlossen wendete Draco sich von der Szene ab. Alles in ihm schrie danach, Weasley in Stücke zu reißen. Er hatte es nicht verdient, sie anzufassen oder gar zu umarmen. Er hatte sie im Stich gelassen und seine eigene Haut gerettet. Und das war der Mann, der ihr Herz erobert hatte? Wut, Hass und Eifersucht mischten sich in ihm zu einer einzigen, brodelnden Masse.
 

Sein Blick fiel auf den Hauself, der mit großen Augen zu ihnen aufschaute. Irritiert zog Draco die Augenbrauen zusammen. „Was ist?“
 

„Dobby weiß auch nicht“, erklärte die kleine Kreatur mit zitternder Stimme. „Für einen Moment bevor Dobby Harry Potter und Draco Malfoy appariert hat, da hat Dobby gedacht, dass er jetzt stirbt. Dobby war so sicher, dass er tot ist. Aber jetzt ist Dobby hier, in Sicherheit, mit Harry Potter und Freunden von Harry Potter.“
 

Augenblicklich kniete Potter sich vor dem Hauselfen hin. „Dobby, du hast uns alle gerettet. Du hast heute eine Heldentat vollbracht. Ich kann dir dafür nicht genug danken. Ich werde niemals zulassen, dass dir etwas geschieht. Ich kämpfe für uns alle, auch für Hauselfen wie dich, Dobby.“
 

Tränen traten in die Augen des Hauselfen und als Harry ihn in den Arm nahm, brach er in lautes Schluchzen aus. Kopfschüttelnd starrte Draco auf das seltsame Paar vor ihm. Für ihn war Dobby immer nur ein seltsamer Hauself gewesen, aufmüpfiger als die anderen, die sie besaßen. Als sein Vater im zweiten Schuljahr mit dem Hauself nach Hogwarts aufgebrochen und dann ohne ihn wiedergekommen war, hatte er nur mit den Schultern gezuckt und ihn keine Sekunde vermisst.
 

Ihn jetzt so zu sehen, voller Gefühle und mit all der Macht, die Hauselfen hatten, zur eigenen freien Verfügung, berührte etwas in ihm. Vielleicht hatte Hermine mit ihrem Kampf für Elfenrechte doch klarer gesehen als er selbst. Hauselfen waren mehr als bloß Besitz. Sie waren eigene Wesen mit Gefühlen und Gedanken. Dass Dobby stolz darauf war, ein freier Elf zu sein, passte ebenso wenig in sein Weltbild wie damals Hermine, die als muggelgeborene Hexe besser als selbst die reinblütigsten Zauberer war.
 

Für mehrere Atemzüge, die sich viel zu lange anfühlten, schienen sowohl Potter als auch Weasley nur damit beschäftigt zu sein, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Dracos Ungeduld wuchs. Verstanden die zwei nicht, dass Hermine in Lebensgefahr schwebte, wenn sie nicht bald geheilt wurde? Er ballte die Hände zu Fäusten. Konnte er etwas sagen, ohne dass es verdächtig wirkte? Sollte das überhaupt gerade eine Rolle spielen, wenn Hermine so dringend Hilfe brauchte?
 

Entschlossen trat er an Potter ran und stupste ihm mit einem Fuß in die Seite. „Ich will ja nur ungerne diese herzzerreißenden Szenen unterbrechen, aber ich glaube, Granger verblutet gerade vor euren Augen.“
 

Ein Ruck ging durch den Körper des anderen Zauberers und endlich kam Bewegung in die Sache. „Ron! Du hast gesagt, dass Bill hier wohnt? Wo ist das?“
 

Auch Weasley schien nun endlich aus seinem Selbstmitleid aufzuwachen. „Hinter den Hügeln ist ein Haus. Bill wohnt da mit Fleur.“ Er griff mit beiden Armen unter Hermine und erhob sich ächzend.
 

Dracos Blick fiel auf das Schwert, das jetzt achtlos am Strand lag. Weasley drehte sich um und stapfte mit angestrengten Schritten durch den Sand, direkt gefolgt von Potter und dem Hauself. Kopfschüttelnd bückte Draco sich nach dem Schwert. Die ganze Aktion zuhause war nur nötig gewesen, weil die drei unbedingt das Schwert mitgehen lassen wollten, und jetzt ließen sie es einfach hier liegen? Es war ein Wunder, dass die zwei Trottel noch nicht Opfer ihrer eigenen Dummheit geworden waren.
 

oOoOoOo
 

Absolute Dunkelheit umgab Draco. Seine Arme und Beine waren steif, sein Kopf pochte. Mit jeder Stunde, die verging, bereute er, dass er Potter geholfen hatte. Alles, was er wollte, war, bei Hermine zu sein und zu sehen, dass es ihr gutging. Dass sie die Folter überlebt hatte und der verfluchte Dolch seiner Tante keine bleibenden Schäden hinterlassen hatte.
 

Stattdessen saß er hier, gefesselt und in einen fensterlosen Raum gesperrt, schon seit Stunden alleine, als wäre er nicht mehr als Abschaum. Was hatte er auch erwartet? Dass Potter ihm überhaupt für eine Sekunde genug vertraut hatte, um den Plan umzusetzen, war schon Wunder genug gewesen. Natürlich würden Angehörige der Familie Weasley ihm nur mit Misstrauen begegnen.
 

„Das hier ist ein geheimer Unterschlupf des Ordens! Wie könnt ihr so dumm sein, ihn hierher zu bringen?“
 

Das war alles, was Draco gehört hatte, ehe der älteste Bruder von Weasley seinen Zauberstab auf ihn gerichtet hatte. Und weil Potter immer noch seinen Zauberstab hatte, hatte er sich nicht einmal wehren können. Seitdem war er hier. Es fühlte sich an, als ob Stunden vergangen waren, doch er hatte keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Diese Tortur wäre einfacher auszuhalten, wenn er wenigstens wüsste, wie es Hermine ging.
 

Zornige Tränen traten ihm in die Augen. Er hatte sein Leben und das seiner Eltern riskiert. Er würde es wieder tun, das wusste er, immer wieder, weil es bedeutete, dass er Hermine in Sicherheit bringen konnte. Aber es fühlte sich trotzdem schäbig an. Als wäre er nicht mehr als nur der Todesser. Ob sie es sehen wollten oder nicht, Potter und seine Freunde waren genauso voller Vorurteile wie die Todesser.
 

Selbst Hermine war davon nicht ausgenommen. Noch heute erinnerte er sich zu gut daran, dass sie ihn beinahe an Dumbledore verraten hätte, weil ihr geliebter Weasley beinahe gestorben wäre. Gewiss, es war indirekt seine Schuld gewesen, aber dass sie ihn sofort hatte fallen lassen wie eine heiße Kartoffel hatte sich furchtbar angefühlt. Und in Momenten wie diesen, alleine, gefesselt, im Dunkeln, konnte er sich nicht helfen, das alte Gefühl kam wieder hoch.
 

Hätte er damals schon allen Kontakt zu Hermine abbrechen sollen?
 

Er zog die Knie enger an seine Brust. Die Frage war sinnlos. Er wusste, er hätte niemals die Kraft gehabt, sich von ihr zu trennen. Selbst jetzt, da sie ihn hier in diesem Loch verrotten ließ, konnte er ihr nicht böse sein. Solange sie ihn wollte, und sei es nur als Freund, würde er an ihrer Seite bleiben. Sie war das einzig Gute in seinem Leben, mehr, als er jemals verdient hatte, und er würde jeden noch so kleinen Brotkrumen annehmen, den sie für ihn übrighatte.
 

Und wenn das hieß, dass er zusehen musste, wie sie sich in Weasley verliebte und ihn heiratete, dann war es ebenso. Er würde sie niemals aufgeben, nur weil andere Menschen für sie wichtiger waren als er. Er konnte das aushalten. Er konnte sich innerlich abschotten und seine Emotionen unterdrücken. Er konnte ihr Freiheit lassen. Er konnte in ihrem Leben bleiben, auch wenn sie ihn nicht mehr liebte. Er konnte das. Er musste das können.
 

Laute Stimmen drangen plötzlich an sein Ohr. Hastig blinzelte er die Tränen weg und rieb seine Wangen über den Stoff an seinen Knien. Er hatte kaum Chance, sich in eine würdevolle Position zu bringen, da flog die Tür zu dem kleinen Raum krachend auf und Licht strömte herein.
 

„Ihr habt ihn gefesselt?“ Obwohl er gegen das Licht blinzelnd nicht mehr als Schemen sah, erkannte Draco doch sofort diese zornige Stimme. Hermine. „Geheimhaltung schön und gut, Bill, aber das hier geht zu weit!“
 

Sie kam mit entschlossenen Schritten in den Raum, richtete ihren Zauberstab auf ihn und durchtrennte die Fesseln. Ihr Blick war hart vor Wut, doch sie reichte ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Er ergriff sie und ließ sich hochziehen, dankbar über diesen kurzen Kontakt. Er wollte den Moment auskosten, doch er wusste, andere sahen gerade zu. Kaum dass er stand, entriss er ihr die Hand wieder. „Danke für die Rettung.“
 

Hermine sah kurz irritiert aus, doch dann drehte sie sich schon wieder um und baute sich vor Bill auf. Obwohl der älteste Weasley sie beinahe um einen Kopf überragte, schien er vor ihr zu schrumpfen. „Ich kann es nicht glauben! Draco Malfoy hat Harry, Ron und mich gerettet. Er hat sich gegen seine Familie gestellt, um uns zu befreien! Und was finde ich vor, kaum dass ich wach werde? Ihr sperrt ihn ein und fesselt ihn? Sind wir nicht besser als Todesser, die die Welt nur in Schlammblut und Reinblut teilen? Schäm dich, William Weasley!“
 

Offensichtlich überrascht von dem heftigen Ausbruch trat Bill einen Schritt zurück. „Merlin, Hermine, beruhig dich. Es tut mir ja leid, aber ich konnte doch nicht wissen, dass er plötzlich zu den Guten gehört.“
 

Aufgebracht warf Hermine ihre Hände in die Luft, während sie aus dem Raum stampfte. „Du konntest es nicht wissen? Was, haben Harry und Ron nicht erklärt, was passiert ist?“
 

Draco folgte den beiden, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Jedes Wort aus Hermines Mund war richtig und er sonnte sich darin, wie emotional sie ihn verteidigte. Und trotzdem blieb dieser bittere Geschmack auf der Zunge. Streitigkeiten wie diese zeigten ihm nur zu deutlich, dass er niemals eine Chance auf eine Zukunft mit Hermine gehabt hätte, selbst wenn Weasley nicht gewesen wäre. Nicht nur die Todesser, sondern auch ihre Widersacher schienen sich nicht von Vorurteilen lösen zu können.
 

„Das war alles ein Missverständnis.“ Potter mischte sich ein, doch sein unsicherer Tonfall zeigte deutlich, dass er sich nicht mit Hermine anlegen wollte. „Bill hat Malfoy sofort eingesperrt, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Und ich hab nur gesagt, dass wir ihn als Geisel genommen haben, um zu fliehen. Es war nicht mehr Zeit, Hermine, ehrlich. Du warst wichtiger. Du weißt gar nicht, wie knapp es für dich war.“
 

Bei diesen Worten kam die Ehefrau von Bill Weasley aus der Küche gelaufen. Sie legte beide Arme um Hermine und brachte sie unter leise geflüsterten Worten dazu, im Wohnzimmer auf dem Sofa Platz zu nehmen. Weasley war sofort da, setzte sich neben sie, viel zu nah für Dracos Geschmack. Er bestätigte nickend Potters Worte. „Es war wirklich schlimm. Die Klinge, mit der Lestrange die Buchstaben in deinen Arm geritzt hat, die war irgendwie verflucht. Bill konnte den Fluch eingrenzen und dann hat Fleur dich geheilt, aber das war nicht einfach. Glaub mir, keiner von uns hat an Malfoy gedacht. Es war keine Absicht, dass er so lange eingesperrt war. Ehrlich!“
 

Draco sah, wie Hermine zu einer hitzigen Erwiderung ansetzt, doch er schnitt ihr das Wort ab. „Lass gut sein, Granger. Ich brauche dein Mitleid nicht.“
 

Ihre Augen weiteten sich, doch dann verzog sie ihren Mund zu einem dünnen Strich und ballte die Fäuste. „Schön. Dann eben nicht. Was ist jetzt der Plan?“
 

Es war, als hätte ihn ein Klatscher getroffen. Die eiskalte Ablehnung, die aus Hermines Augen strahlte, traf ihn hart. Draco verschränkte die Arme vor der Brust und zog sich in eine dunklere Ecke des Wohnzimmers zurück. Was hatte er auch erwartet? Er gab sich Mühe, den Anschein zu bewahren, dass keinerlei Beziehung zwischen ihm und Hermine bestand. Natürlich würde sie dasselbe tun.
 

Und trotzdem tat es weh.
 

Fleur zog sich einen Stuhl ran und setzte sich zu den anderen vier. „Wie wäre es, wenn ihr uns erstmal erzählt, was ihr getrieben habt, seit Ron wieder bei euch ist?“
 

Das schien bei allen dreien die Stimmung aufzuhellen. Draco gab sich Mühe, unauffällig am Rand zu bleiben, während er mit zunehmendem Entsetzen den Erzählungen lauschte. Er hoffte, dass niemand auf die Idee kam, dass er vielleicht nicht anwesend sein sollte für solche Besprechungen. Er verstand langsam, warum das Schwert so wichtig war. Aber er realisierte auch, wie unmöglich die Aufgabe schien, alle Horkruxe zu finden.
 

Während er zuhörte, erinnerte er sich an die zusammenhangslos erscheinenden Worte seiner Tante. Sie hatte einen Becher erwähnt. Das könnte so ein Horkrux sein, warum sonst sollte Voldemort ihr irgendeinen Trinkbecher zur Aufbewahrung im Verlies der Lestranges anvertraut haben? Dem Gespräch nach zu urteilen, wusste das Trio nicht, wo sie als nächstes suchen sollten. Er zögerte, unsicher, ob ihm überhaupt jemand zuhören würde, wenn er etwas sagte, oder ob das nicht eher zur Folge hätte, dass er direkt wieder eingesperrt wurde. Dann schüttelte er innerlich den Kopf über sich selbst – die anderen würden ihm vielleicht nicht zuhören, aber Hermine definitiv. Egal, wie ihre Gefühle für ihn waren, sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte.



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