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Das letzte Geheimnis

Für immer ihr Geheimnis Teil 4
von

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Alle Blicke lagen auf ihm, als Draco das Zelt betrat. Es war rudimentär, nur vier Betten und ein wenig Platz zum Kochen waren vorhanden. Es gab nirgends, wo er sich vor den anderen verstecken konnte. Ohne irgendjemanden anzusehen, setzte er sich auf eine der Liegen.
 

„Was machen wir jetzt mit ihm?“ Weasleys Stimme klang kalt und machte deutlich, was er von Dracos Anwesenheit hielt.
 

„Keine Ahnung.“ Potter schien ihm ebenso ablehnend gegenüber eingestellt zu sein. „So wie ich es sehe, haben wir keine andere Wahl, als ihn mitzunehmen.“
 

„Mir ist egal, was ihr sagt, aber ich traue ihm nicht. Was, wenn er uns mitten drin in Rücken fällt?“
 

„Ihr seid beide unmöglich!“, fuhr Hermine aufgebracht dazwischen. „Er ist anwesend und kann euch hören. Warum fragen wir ihn nicht selbst, was er machen will?“
 

Interessiert beugte Draco sich vor und musterte das Dreiergespann. Während die beiden Männer ihn misstrauisch beäugten, schien Hermine sich alle Mühe geben zu wollen, ihn nicht anzuschauen. Er hasste es. Er hasste, wie sehr ihm das weh tat. Er hasste, wie abhängig er von ihrer Zuneigung war. Er hasste, dass sie nicht offen sagen konnten, was wirklich zwischen ihnen war.
 

Und am allermeisten hasste er Ron Weasley, der sich aus unerfindlichen Gründen in ihr Herz geschlichen zu haben schien.
 

„Ich bin hier, um zu helfen“, sagte er schlicht und schaute dabei betont nur Potter und Weasley an. „Was immer ich tun kann, um euch zu helfen, dazu bin ich hier.“
 

Ein abfälliges Schnauben war seine Antwort. „Du trägst zu dick auf, Malfoy. Glaubst du wirklich, nach allem, was du Harry angetan hast, dass wir dir das abnehmen? Du willst deine eigene Haut retten, weil du ganz genau weißt, dass Du-weißt-schon-wer kurz davor ist zu verlieren. Wie geht das Muggel-Sprichwort noch gleich, Hermine? Die Mäuse verlassen das fliegende Schiff?“
 

„Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“, korrigierte Hermine ihn mit einem offensichtlichen Augenrollen. „Und ich glaube nicht, dass das auf ihn zutrifft. Er würde nicht sein Leben riskieren, wenn es ihm nur darum ginge zu überleben. Das ergibt schon rein logisch keinen Sinn.“
 

Draco sah, wie Weasley zu einer Erwiderung ansetzte, doch Hermine hob ungeduldig eine Hand. „Und es spielt auch keine Rolle. Wir haben keine Zeit, das wieder und wieder zu diskutieren. Jetzt, wo Ihr-wisst-schon-wer weiß, was unser Plan ist, läuft uns die Zeit davon.“
 

„Hermine hat recht, Ron. Wir müssen handeln. Jetzt. Wir müssen die anderen Horkruxe finden.“
 

Es überraschte Draco wenig, dass die beiden sich sofort der Meinung von Hermine unterordneten. Sie war so offensichtlich das Gehirn dieser Operation und so offensichtlich die einzige, die irgendeinen Plan hatte. Doch eine Sache störte ihn. „Das habe ich eben schon nicht verstanden. Was meint ihr damit, dass er es weiß? Wie? Woher?“
 

Alle drei schienen sich kurz gegenseitig fragend anzuschauen, dann zuckte Potter mit den Schultern und Hermine seufzte ergeben. Ohne sich ihm zuzuwenden, erklärte sie: „Harry hat eine Art Verbindung zu Du-weißt-schon-wem. Wir wissen nicht genau wieso und warum, aber durch diese Bindung sieht Harry manchmal, was er macht, denkt, fühlt. Und umgekehrt leider auch.“
 

Heißes Entsetzen packte Draco. Und dann erinnerte er sich. Vor vielen Monaten, als sie ihn auf dem Bahnhof von Hogwarts überrascht hatte, hatte Hermine ihm das schon einmal erklärt. Nur dass sie damals nicht erwähnt hatte, dass das auch umgekehrt funktionierte. Er wollte sie gerade wütend anfahren, wie sie so ein wichtiges Detail hatte auslassen können, doch er biss sich im letzten Moment auf die Zunge. Das würde nur verraten, dass sie befreundet waren, und das wollte sie offensichtlich nicht.
 

Angespannt zwang er seine nächsten Worte über seine Lippen. „Wenn Du-weißt-schon-wer sehen kann, was Potter sieht, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis er sieht, dass ich freiwillig hier bin. Das war so nicht abgemacht!“
 

„Sorry, Malfoy, aber wir haben gerade echt wichtigere Probleme.“ Potter schien es vollkommen egal zu sein, dass so eine Entdeckung das Todesurteil für seine Eltern sein könnte. Draco schluckte. Vermutlich war es das auch. Warum sollte der Auserwählte sich um das Schicksal von ein paar Todessern kümmern?
 

„Uns fehlen noch zwei Horkruxe“, nahm Hermine den Faden unbeeindruckt wieder auf. „Nachdem jetzt ein Familienerbstück von Slytherin und eines von Hufflepuff im Spiel waren, liegt die Annahme nahe, dass er auch eines von Ravenclaw in ein Horkrux verwandelt hat.“
 

„Es ist in Hogwarts“, flüsterte Potter. „Als ich kurz in seinem Kopf war, da habe ich gesehen… oder viel mehr gespürt, dass es in Hogwarts ist.“
 

„In Hogwarts? Viel Spaß! Da kommt ihr niemals lebend rein. Und erst recht nicht raus.“ Draco konnte nur erneut den Kopf darüber schütteln, wie naiv Potter an die ganze Sache ranging.
 

„Und du hast immer noch keinen neuen Zauberstab“, mischte sich Weasley ein.
 

„Warte, was?“ Eine neue Welle des Entsetzens rollte über Draco. Er erinnerte sich genau an all die Todessersitzungen in seinem Haus, bei denen es nur um den verdammten Zauberstab von Harry Potter gegangen war. „Warum hast du keinen Stab?“
 

„Ich hab ihn kaputt gemacht“, erklärte Hermine leise, den Kopf gesenkt. „Als wir zu Weihnachten in Godric’s Hollow waren. Ich hab einen Fehler gemacht und im Kampf ist er zerbrochen.“
 

Draco sah deutlich, wie sich Potters Gesicht kurz zu einer wütenden Maske verzog, doch dann zeigte es sofort wieder einen auffällig neutralen Gesichtsausdruck, zu dem die auffällig sachliche Stimme passte. „Ich habe meinen Stab verloren, ich brauche einen neuen. Das ist alles, was wichtig ist.“
 

Stöhnend fuhr sich Draco mit beiden Händen übers Gesicht. Er konnte nicht glauben, wie entspannt das Trio die Situation nahm. Verstanden sie nicht, dass es hoffnungslos für Potter war, irgendetwas zu erreichen, wenn er keinen Stab hatte, der ihm hörig war?
 

Unwillig, aber motiviert von seinem eigenen Trieb zu überleben, setzte er sich aufrechter hin. „Ich habe den Eindruck, dass ihr nicht viel über Zauberstablehre wisst. Bei Potter und Granger ist das wenig überraschend, wir lernen das ja nicht in Hogwarts, woher sollt ihr das also wissen. Aber du, Weasley, solltest sehen, die ernst die Situation ist.“
 

Bei den Worten errötete Weasley und fuhr von seiner Liege hoch. „Wenn du nur arrogantes Gequatsche beizusteuern hast, halt lieber den Mund, Malfoy!“
 

Augenblicklich sprang Hermine ebenfalls auf und legte ihre zierlichen Hände um seinen Oberarm. „Lass ihn ausreden, Ron. Vielleicht übersehen wir hier wirklich etwas.“
 

Murrend und noch immer Rot vor offensichtlichem Zorn ließ Weasley sich zurück auf die Liege ziehen. Zu Dracos Missfallen setzte Hermine sich direkt neben ihn, ohne die Hände von seinem Oberarm zu lassen. Noch immer hatte sie ihn keines Blickes gewürdigt. Es tat weh, wie offensichtlich sie ihm ihr Desinteresse unter die Nase rieb.
 

Anstatt weiter über die beiden zu grübeln, richtete Draco seinen Blick auf Potter. „Dein Stab war der Zwilling zu Du-weißt-schon-wem. Wusstest du das?“
 

„Ja, das hat Ollivander mit direkt beim Kauf gesagt. Und ich weiß, dass Vol– … dass Du-weißt-schon-wer mich nicht töten kann, solange ich den Stab habe. Hatte. Ich versteh den Ernst der Lage durchaus.“
 

Draco ballte die Fäuste. „Ich glaube, du verstehst es nicht. Er hat den Stab meines Vaters an sich genommen, um dich töten zu können, aber es war offensichtlich, dass der Stab ihm nicht gehorcht hat. Du-weißt-schon-wer scheint ebenso wenig über das Eigenleben von Zauberstäben zu wissen wie ihr.“
 

Potters Augen wurden groß. „Ist das der Grund, warum er den Elderstab sucht?“
 

Draco schnappte nach Luft. „Den Elderstab? Ich dachte, das es nur ein Gerücht war, dass der existiert. Du-weißt-schon-wer sucht ihn?“
 

„Ich fürchte, er hat ihn gefunden. Er ist der Spur von Gregorowitsch zu Grindelwald gefolgt. Der war wohl der letzte bekannte Besitzer des Elderstabes.“
 

Dracos Welt schien stillzustehen. Eisige Kälte kroch ihm in jede Faser seines Körpers. Eine Wahrheit tat sich ihm auf, in solcher Klarheit, dass es beinahe zum Fürchten war. „Und von Grindelwald … führt die Spur zu Dumbledore, nehme ich an?“
 

Potter nickte grimmig. „Ja. Er wurde mit seinem Zauberstab begraben. Wir wussten ja nicht, was es war. Hätte irgendjemand das gewusst, hätte sicher niemand so einen gefährlichen Stab einfach in einem Grab gelassen.“
 

„Weißt du, wie ein Zauberstab den Besitzer wechseln kann?“ Er hörte selbst, wie schwach seine Stimme klang. Er konnte nicht glauben, was hier gerade geschah.
 

Wieder nickte Potter. „Man muss den vorigen Besitzer töten. Dann wechselt der Elderstab seine Zugehörigkeit.“
 

Draco lachte. Es kam einfach so aus ihm raus, stieg wie kleine Bläschen aus seinem Innersten hoch und entlud sich in einem kichernden Lachen, das er nicht unterdrücken konnte. Schnaufend rang er nach Atem. Keiner hier im Zelt verstand die ganze Tragweite dessen, was gerade gesagt worden war.
 

Für einen Moment schauten ihn die anderen drei nur an, als hätte er den Verstand verloren. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Er fühlte sich selbst so, als wäre er kurz davor, wahnsinnig zu werden. In vorauseilender Abwehr hob er beide Hände. „Tut mir leid. Es ist nur … Bei Merlin, wo fang ich an? Potter, man muss den Besitzer nicht töten, um die Loyalität des Elderstabes zu gewinnen. Man muss ihn besiegen.“
 

„Besiegen?“
 

Draco rollte die Augen ob der offensichtlichen Ignoranz des so genannten Auserwählten. „Dein Lieblingszauber zum Beispiel. Expelliarmus. Wenn du einen anderen Zauberer erfolgreich entwaffnest, dürfte das für die meisten Stäbe genug sein, um den Besitz zu wechseln. Warum probierst du es nicht aus? Ich bin mir sicher, dass mein Stab gut für dich funktioniert, weil du ihn mir genau damit abgenommen hast.“
 

Überraschung strahlte ihm aus den Gesichtern der beiden Männer entgegen, während Hermine blass auf ihre Hände starrte. Beinahe hätte Draco gelächelt. Natürlich hatte sie sofort verstanden, worauf er hinauswollte. Natürlich erkannte sie genauso wie er, was das für ihn bedeutete.
 

Mit einer Selbstverständlichkeit, die Draco Übelkeit bereitete, zog Potter den Zauberstab aus seinem Ärmel und richtete ihn auf die kleine Flamme in der Mitte des Zeltes. „Aguamenti!“
 

Ein gezielter Strahl klaren Wassers schoss aus der Spitze des Zauberstabes hervor und löschte das kleine Feuer, ohne irgendjemanden sonst nass zu machen. Verwunderung spiegelte sich in Potters Gesicht. „Incendio!“
 

Das Feuer begann wieder zu brennen, in genau derselben Größe wie zuvor. Offensichtlich sprachlos schaute das Trio auf den Stab. Draco ignorierte den Stich in seinem Herzen, den er bei dem Gedanken verspürte, seinen Zauberstab verloren zu haben, und setzte stattdessen seine Erklärung fort. „Siehst du? Ein einfacher Expelliarmus hat ausgereicht, um einen normalen Zauberstab von mir zu dir übergehen zu lassen. Ein Zauberstab wie der Elderstab ist noch viel versessener darauf, immer nur dem stärksten Zauberer zu gehören. Er würde also definitiv den Besitzer wechseln, wenn der sich entwaffnen lässt.“
 

„Okay“, nickte Potter, der offensichtlich immer noch nicht begriff, warum das von Bedeutung war. „Was genau willst du uns damit sagen?“
 

Es war Hermine, die ungeduldig die furchtbare Wahrheit aussprach. „Begreifst du denn nicht, Harry? Er hat Dumbledore entwaffnet. Auf dem Astronomieturm!“
 

Weasley und Potter sogen scharf die Luft ein. Anscheinend verstanden sie jetzt endlich, was das alles bedeutete. „Das heißt, Malfoy ist jetzt der Besitzer des Elderstabes? Harry! Du hast uns erzählt, dass er Dumbledore entwaffnet hat. Hermine hat recht!“
 

Kurz blieb Potter still, dann fragte er vorsichtig: „Aber wenn ein Expelliarmus ausreicht, um den Besitzer zu wechseln, würde das nicht heißen, dass ich der neue Besitzer bin? Weil ich ja Malfoy entwaffnet habe, wie wir gerade besprochen haben.“
 

Draco hielt inne. So hatte er die Sache noch nicht betrachtet. Würde der Stab den Besitzer wechseln, selbst wenn es ein anderer Zauberstab war, der ihm abgenommen worden war? War das bloße Besiegen mit Magie genug, um die Loyalität zu ändern? Oder musste der Zauberer den spezifischen Stab gerade führen, wenn er besiegt wurde, damit es sich änderte? Er war sich unsicher. Über so eine komplexe Situation hatte er noch nie nachgedacht.
 

Hermine verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. „Ich wünschte, wir könnten Mr. Ollivander fragen. Aber es ist vermutlich keine gute Idee, noch einmal zum geheimen Unterschlupf zurückzukehren. Und es spielt vielleicht auch keine Rolle. Fakt ist, selbst wenn Ihr-wisst-schon-wer den Stab ausgräbt, er ist nicht der echte Besitzer, er wird ihn also nicht im vollen Umfang nutzen können. Das ist ausschlaggebend.“
 

„Ja, schon. An sich wäre es am besten, wenn er Harry gehört, aber wenn wir den Stab nicht haben, ist es eh egal. Aber eine andere Frage klärt sich damit, oder nicht?“ Draco starrte Weasley ebenso verwirrt an wie die anderen beiden. Errötend kratzte der sich am Hinterkopf. „Naja, ich meine, was wir mit Malfoy machen. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass er Ihr-wisst-schon-wem in die Hände fällt. Falls er der Besitzer ist, könnte Ihr-wisst-schon-wer ihn einfach besiegen, um an die ganze Macht des Stabes zu kommen. Das heißt, wir müssen ihn unbedingt beschützen und im Auge behalten.“
 

Draco spürte, wie ihm der Mund aufklappte. Hatte ausgerechnet Ronald Weasley gerade vorgeschlagen, dass er beschützt werden musste?



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