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TMNT - Schicksal?

von

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Neben Entführung auch noch Verhöhnung

Aus Raphaels Sicht:
 

Seltsam, warum ruft April mich jetzt an? Ich dachte eigentlich, dass sie heute ein wichtiges Vorstellungsgespräch hat. Ob sie das wohl schon hinter sich gebracht hat, oder ist das etwa doch eher ins Wasser gefallen? Nur da wäre sie bei mir an der falschen Adresse, sollte das wirklich der Fall sein. Allerdings kann ich mir das kaum vorstellen. Das Wort „Versagen“ gehört nicht gerade zu ihrem Wortschatz und wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, so setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung. Nur damit sie auf irgendeiner Art und Weise ihr Ziel erreicht. Trotzdem frage ich mich, warum sie gerade mich anruft. Ist wieder einmal etwas wegen den Purple Dragons passiert, von denen sie manchmal direkt etwas mitbekommt? Dabei hat sie uns erst doch vorgestern schon einige Informationen geliefert. Allein die Sache wegen den letzten Banküberfall war schon hilfreich, aber trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie schon wieder mit der nächsten Neuigkeit um die Ecke kommt. Selbst wenn es so wäre, wäre es aber besser, wenn sie Leo oder Donnie damit behelligt. Was also will sie nun vor? Ach was soll´s, sie wird es mir schon sagen. Ohne weitere Sekunden zu verschwenden, gehe ich schließlich ran: „April? Hi, was gibt`s?“ „Hallo Raphi. Schön, dass ich erwische. Es hätte ja sein können, dass du mit den anderen noch trainierst.“, begrüßt sie mich von der anderen Leitung. Ich erwidere nur kurz und knapp: „Ist schon erledigt. Wir machen uns aber bald auf dem Weg.“

„Ich verstehe. Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute mit Bernadette gesprochen habe. …“, wechselt April schlagartig das Thema und ich werde hellhörig. Ohne, dass sie eine Chance hat, weiterzureden, frage ich sie dazwischen: „Und? Wie geht es ihr?“ Ein unterdrücktes Kichern ist auf der anderen Leitung zu hören, was mich allerdings etwas verwirrt. Denn was ist an dieser Frage bitte komisch? „Habe ich jetzt was verpasst?“, kommt es mir wie aus der Pistole geschossen. April hingegen erwidert darauf: „Ach nein, aber zu deiner Frage, wie es ihr gehen würde. Eigentlich ganz gut, aber vielleicht willst du dich ja selbst davon überzeugen.“ Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Habe ich da gerade etwas an den Ohren, oder hat April das wirklich gesagt und mich darum gebeten, bei Bernadette aufzukreuzen? Vielleicht habe ich mich auch nur verhört, allerdings … . Mit einem Mal weiten sich meine Augen. Kann es etwa sein, dass sie vielleicht soweit ist? Wird sie nun mit mir reden wollen? Eigentlich habe ich schon fast gar nicht mehr damit gerechnet, dass schon bald zu hören. Schließlich verlief meine letzte Begegnung mit ihr nicht gerade rosig und auch Leos Besuch ist schon eine Weile her. Innerlich spüre ich, wie mein Herz einen kleinen Freudensprung macht, während sich in meinem Gesicht ein leichtes Lächeln einschleicht. Allein der Gedanke daran, Bernadette schon bald wiederzusehen und das vielleicht nicht nur aus Ferne, lässt mich schon beinahe vergessen, warum wir schon lange nicht mehr miteinander geredet haben.

Am liebsten wäre es mir, ich könnte April noch weiter ausquetschen, was meinen Engel betrifft, jedoch kommt mir nur folgende Frage über die Lippen: „Hat sie noch irgendetwas gesagt?“ Ich weiß ja, dass Frauen sich untereinander mehr austauschen, wenn es um Männer, Geheimnisse, oder dergleichen handelt. Zudem sind April und Bernadette gut miteinander befreundet, jedoch erwähnt die Angesprochene dazu nichts und erwidert nur: „Das wirst du schon sehen, wenn du dort bist. … Ich muss dann mal los. Viel Erfolg Raphi.“ „Moment, warte mal …“, rufe ich noch in das Handy hinein, aber sie hat schon aufgelegt. Das Gespräch ist zu ende und ich stehe mit dem Ding nur verdattert da. Was war das denn jetzt? Wieso diese Geheimniskrämerei? Kann April mir nicht einmal eine Frage sinnvoll beantworten, ohne, dass ich ständig nachhaken muss? Scheinbar nicht, das hat sich ja bereits bei ihrem Gekicher gezeigt. Als wüsste sie etwas, was ich nicht weiß und wenn das nicht ist, was ich glaube, dann fresse ich einen Besen. Was Bernadette wohl zu ihr gesagt hat? Irgendwie macht mich das ganz unruhig. Ich will das herausfinden und das am besten heute noch.

Jedoch gibt es da nur ein Problem. Für heute Nacht hat Donnie ja einen Plan erstellt und für mich würde es nichts Vergnüglicheres geben, als diesen Purple Dragons mal ordentlich den Arsch zu versohlen. Was ist aber, wenn mein Engel mich nun wirklich sehen will? Könnte ich diese Chance tatsächlich ignorieren? Wer weiß, ob ich je wieder so eine erhalten werde? Diesen Idioten kann ich auch ein anderes Mal das Leben zur Hölle machen. So viel ist schon mal sicher, aber ich möchte auch meine Brüder nicht im letzten Moment hängen lassen. Meine Fresse, das ist ein ganz mieses Timing, was April betrifft. Da wäre es mir lieber gewesen, wenn sie mich schon gestern angerufen hätte. Allerdings, wenn ich es mir so recht überlege, ist meine Entscheidung schon längst gefallen. Nur werden die anderen nicht sehr davon begeistert sein. Wann sind sie das überhaupt? Was mich betrifft, gibt es doch immer wieder etwas zu meckern. Das ist auch hier nicht viel anders. Ach was, ich bringe das einfach hinter mich. Dann sollen sie ruhig schmollen. Es ist ja nicht so, als könnten sie den Haufen nicht auch zu dritt aufmischen. Von meinem Vorhaben entschlossen, bewege ich meinen Hintern aus meinem Zimmer und geselle mich wieder zu meinen Brüdern. Die scheinen ja immer noch am Diskutieren zu sein und diesmal ist Leo auch noch mit dabei. Es wirkt so, als hätte er mit Dad bereits alles geklärt und nun komme ich.

„Hey Raphi, alles klar bei dir? Du schaust so geknickt.“, fragt mich Mikey schon und ich antworte nur darauf: „Es … es ist wegen Bernadette.“ Eigentlich erwarte ich jetzt ein Murren und Beschwerden seitens meiner Brüder, jedoch täusche ich mich dabei gewaltig. Ihre Gesichter verändern sich zu meinem Erstaunen zu einen breiten Lächeln. Freuen die sich gerade echt für mich, oder was ist mit denen los? Was gibt es da überhaupt zu grinsen? Noch ist nichts entschieden! Ich weiß ja nicht einmal, ob sie mich jemals zurückhaben will. „Mach dir keinen Stress. Geh ruhig zu ihr. Wir machen das schon.“, sagt Leo auf einmal, was sogar schon beinahe wie ein Befehl geklungen hat. Spinne ich, oder hat der große Anführer das wirklich von sich gegeben? Zugegebenermaßen hatte er wegen mir und Bernadette bereits vor zwei Wochen die Initiative ergriffen und mir auch ehrlich gestanden, dass er mit der Beziehung nie wirklich einverstanden war, aber das jetzt aus seinem Mund zu hören, fühlt sich total eigenartig an. Habe ich etwa jetzt seinen Segen, oder wie soll ich das verstehen? Ich hüte mich aber, irgendetwas von meinem Gedanken laut zu äußern und nicke einfach nur. Wenn es Beschwerden gibt, bin ich diesmal nicht schuld. Diesmal habe ich ja Zeugen, aber irgendwie scheinen mir die anderen beiden auch verdeutlichen zu wollen, dass es wirklich ok ist und dass sie sich tatsächlich für mich freuen. Irgendwie komme ich mir vor wie in einem falschen Film, aber besser ist es, nicht weiter darüber nachzudenken. Das gibt nur Kopfschmerzen. Um meinen Kopf daher wieder freizubekommen, verabschiede ich mich von den dreien und verschwinde aus unserem Zuhause. Noch habe ich bis zur Abenddämmerung etwas Zeit und bis dahin kann ich mir in der Kanalisation mal überlegen, was ich nun zu ihr sagen werde.

Kaum dass die Sonne untergegangen ist, wage ich mich aus dem Untergrund. Es sind schon einige Tage her, seitdem ich das letzte Mal vor ihrem Haus stand, damit ich sie aus der Ferne beobachten konnte. Nun kommt es mir so vor, als würde ich dieses zum ersten Mal aufsuchen wollen. Mein Herz bebt vor Aufregung und obwohl ich vorhin so bemüht war, mir klare Gedanken zu schaffen, so türmen sich in mir nun wieder diese Theorien und Fragen auf. Ich weiß nun mal nicht, mit welcher Stimmung ich rechnen kann. Gibt Bernadette mir nun eine Chance? Kann ich mit ihr überhaupt reden, oder sagt sie mir endgültig, dass es vorbei ist? Allerdings, wenn es wirklich so wäre, so hätte sich April am Telefon vollkommen anders verhalten. Sie hätte dann nicht gekichert und nach ihrer Stimme zu beurteilen, klang diese fröhlich. Davon bin ich mehr oder weniger überzeugt. Dennoch möchte ich nicht so recht daran glauben, dass alles wieder gut wird. Auch wenn ich diese Möglichkeit nicht einfach so unter dem Tisch fallen lassen will, besteht immer noch die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich irre. Zumindest werde ich bald erfahren, wie es nun wirklich zwischen Bernadette und mir stehen wird. Schließlich komme ich bei ihr an und sehe, dass das Fenster sogar offensteht. Für den ersten Eindruck wirkt es einladend auf mich, als ob sie auf mich warten würde. So wie es auch vor unserem Streit der Fall war.

Sofort springe ich auf das Gebäude und klettere bis zum ersten Stock hinunter, wo ich nun vorsichtig hineinspähe. „Hallo? Bernadette? … Bist du hier?“, frage ich beinahe flüsternd. Wohl bedacht, dass ich den Rest des Hauses nicht auf meine Spur bringe. Allerdings ist es in diesem Raum finster und ich kann sie nirgendwo sehen. Soll das jetzt etwa ein schlechter Scherz sein? April meinte doch, dass ich heute noch bei ihr vorbeischauen soll, oder habe ich mich doch verhört? Sie kann mich doch wohl nicht verascht haben. April ist eigentlich nicht so eine und trotzdem scheint hier niemand zu sein, seltsam. Noch hänge ich bei der Außenmauer, während ich in die Dunkelheit starre und da ich keine Antwort erhalte, wage ich mich nun in das Innere des Zimmers. Ich muss vorsichtig sein. Nicht, dass sie im Nebenzimmer ist, oder ihre Tante auf einmal hereinplatzt. Das kann ich nun mal nicht riskieren. Ich muss auf jeden Fall leise sein, so viel ist sicher. Kaum, dass meine Füße den Boden berühren, schleiche im Raum umher. Mein erster Blick fällt auf den Sessel, welches direkt beim Fenster steht. Normalerweise befindet der sich bei ihrem Schreibtisch, doch diesmal ist hier und wirkt auf mich, als hätte mein Engel dort gewartet. Unschlüssig schaue ich mich weiter um und ich wende mein Blick in Richtung Bernadettes Bett. Hoffend darauf, dass sie darin liegt und schläft. Doch dieses ist leer und wirkt kaum angerührt. Als hätte sie sich nur für ein paar Minuten hingelegt. Was hat das zu bedeuten? Ob ich will oder nicht, in mir schleicht sich ein ungutes Gefühl hinein.

Irgendetwas stimmt hier nicht und das ist mit Sicherheit kein Scherz. Ich kenne Bernadette gut genug, um zu wissen, dass sie mich nicht reinlegt und mich auch nicht einfach so hierher bestellt. Auch April traue ich das genauso wenig zu, besonders nicht, wenn es um die Frage wegen der Beziehung zwischen mir und Bernadette geht. Nur wo steckt sie? Irgendwie wird das ungute Gefühl in mir stärker und ich hoffe sehr, dass ich mich irre. Um endlich herauszufinden, was hier gespielt wird, muss ich schnellstmöglich Antworten finden. Da ich mich im Haus nicht wirklich umsehen kann, ohne dabei von Bernadettes Tante erwischt zu werden, versuche ich es besser von außen. Ich klettere wieder aus dem Fenster und angle mich bei der Außenmauer von Etage zu Etage. Überall nutze ich die Gelegenheit, um hineinsehen zu können, doch egal welches Zimmer ich mir auch unter die Lupe nehme, von meinem Engel fehlt jede Spur. Stattdessen erblicke ich eine schlafende Frau. Doch die hat die Bettdecke so hochgezogen, sodass von ihrem Gesicht nichts zu sehen ist. Vermutlich schläft Bernadettes Tante immer so. Doch wo steckt mein Mädchen? So sehr ich das auch verdrängen würde, ich ahne nichts Gutes und ich glaube auch, dass ich beim Haus kein Glück haben werde. Denn wenn alles dunkel ist und ich Bernadette bis jetzt nirgendwo ausfindig machen konnte, so werde ich woanders mein Glück versuchen müssen.

Vielleicht wartet sie in einen der Gassen. Zwar würde ich ihr das nicht zutrauen, weil es einfach nicht ihre Art ist, aber ich möchte nichts unversucht lassen. So nehme ich mir die Erste neben ihrem Haus vor, aber wie zu erwarten, ist sie dort nicht. Es herrscht Funkenstille. Nicht einmal ein streunendes Tier lässt sich hier blicken. Vielleicht sollte ich es bei den gegenüberliegenden Gebäuden versuchen. Doch vermutlich wird es dasselbe ergeben. Als ich schließlich die nächste Gasse aufsuche, wird dieses schauerliche Gefühl stärker, nur warum? Bis jetzt habe ich noch nichts entdeckt und trotzdem zieht es mich weiter hinein. Vorsichtig wage ich mich weiter in die Gasse. Ständig darauf bedacht, dass dort jemand sein könnte, schreite ich voran, bis ich schließlich mit dem Fuß etwas unabsichtlich zur Seite stoße. Ich sehe nach unten und entdecke etwas. Es ist ein Handy, aber es ist nicht irgendein Handy. Ich erkenne dieses Smartphone, es gehört Bernadette! Sofort hebe ich das Ding auf und als ich mit dem Finger über den Display schiebe, sehe ich, dass die Nummer der Polizei bereits gewählt ist. Nein, das kann nicht sein! Das darf nicht passiert sein! Ohne lange zu zögern, hole ich mein eigenes Handy aus dem Gürtel und rufe auf der Stelle die Jungs an. Ich muss jetzt sofort handeln! Hoffentlich ist es nicht zu spät.
 

Aus Bernadettes Sicht:
 

Oh Mann, mein Kopf dröhnt. Ich fühle mich, als würde eine Metallfabrik in meinem Schädel herumwerkeln und dabei Überstunden machen. Was ist passiert? Warum ist mir so schwindlig und wo bin ich überhaupt? Nur mühselig kann ich meine Augen irgendwie dazu bewegen, sich zu öffnen. Ich fühle mich einfach fertig und am liebsten würde ich mich in mein Bett verkriechen und schlafen. Was war das für ein Zeug, das über den Lappen gegossen wurde? Mit Sicherheit kein Parfum, auch wenn es ziemlich süßlich gerochen hat. Als ich schließlich etwas klarer sehen kann, versuche ich mich zu orientieren, wo ich mich gerade aufhalte. Ich muss in einem Art Lagerhaus sein. Vor mir erkenne ich einige stählerne Stützpfeiler des Gebäudes und etwas weiter weg befinden sich Kisten, Tonnen und sogar große Container, die übereinander gestapelt sind. Ein salziger Geruch erweckt ebenfalls meine Aufmerksamkeit. Bin ich etwa bei den Docks? Wie bin ich überhaupt hierhergekommen? Noch weitere solche Fragen durchwirbeln meinen Verstand, aber ich komme nicht dazu weiter darüber nachzudenken. Denn als ich mich bewegen will, stelle ich gerade fest, dass ich das nicht kann. Mit den Rücken voraus wurde ich an ein Rohr festgebunden, meine Arme sind dabei vollkommen verschnürt und so sitze ich auf dem kargen Betonboden, während ich keine Ahnung habe, was hier gespielt wird. Das Einzige, was ich bewegen kann, sind meine Beine, aber das hilft mir momentan überhaupt nicht. Ich muss mich irgendwie befreien. Doch wie stelle ich das an? Die momentane Haltung meiner gefesselten Arme ist auch nicht gerade sehr bequem, geschweige, dass ich diese wirklich bewegen kann. Trotzdem, ich muss es versuchen. Mühselig rüttle ich an meinen Fesseln. So stark es mir nur möglich ist, ziehe und drücke ich dagegen, aber es bewirkt nur, dass sich das dicke Seil in meine Haut einschneidet. So funktioniert das nicht! Was mache ich nur?!

Ein Kichern erweckt schließlich meine Aufmerksamkeit. Von wo kommt das jetzt auf einmal her und von woher kenne ich es? Ich fühle mich immer noch zu sehr k.o., als dass ich meinen Kopf wirklich anstrengen kann. Doch als sich dieses Kichern dann zu einem boshaften Lachen umwandelt, dämmert es mir langsam: Lucinda! Wie aufs Stichwort tänzelt diese Wahnsinnige herbei. Dabei kommt sie mir so vor, als würde sie gerade shoppen gehen. Wir sind hier aber weder in der Mall, noch glaube ich, dass das hier sowas wie ein Kaffeekränzchen ist. Was zum Kuckuck soll das hier und was will dieses Miststück von mir?! Reicht es denn nicht, was sie in der Schule angetan hat? Nein, sie lässt mich einfach entführen. Wie ich dieses Miststück hasse! Geschminkt wie ein Clown und aufgetakelt wie ein Pfau, nähert sie sich mir, bis sie ein paar Schritte vor mir stehen bleibt. „Ach, sind wir auch schon aufgewacht? Schade, dabei hätte ich dir so gern einen Kübel mit kaltem Wasser ins Gesicht geschüttet. Naja, das kann ich ja immer noch machen.“, quasselt sie da vor sich hin, als hätte sie sich kurz zuvor eine schlechte Version von einem Krimi reingezogen. An ihrer „Bösewicht-Masche“ muss sie auf jeden Fall noch arbeiten. Allein ihre Sprüche sind schon zum Kotzen, aber ich bin wohl kaum hier, um mit ihr darüber zu diskutieren. Irgendetwas hat sie vor und wenn ich mir meine momentane Lage vor Augen halte, wird es wohl kaum beim „Reden“ bleiben.

Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, dieses Miststück nun direkt darauf anzusprechen, was diese Scheiße hier zu bedeuten hat: „Was willst du von mir? Ich habe eh schon die Schule gewechselt, das müsste dich doch freuen.“ „Mich freuen?! Wovon träumst du nachts?! Dir habe ich es schließlich zu verdanken, dass ich mir diesen Mentoring-Mist anhören muss und dass ich dann bald auch noch vor Gericht gezerrt werde! … Aber eines schwöre ich dir: Dies hier wird meine Rache sein und dann wirst du es noch bitter bereuen, dass du mir in die Quere gekommen bist!“, faucht sie mich an, das bewirkt bei mir aber nur, dass meine Wut sich wieder zu Wort meldet. „Ich bereue nur, dass ich deine Visage ertragen muss und eigentlich hattest du dir das alles selbst zuzuschreiben. Hättest du aufgehört mich zu mobben, so wäre es niemals so weit gekommen.“, blaffe ich zurück, auch wenn ich keine Ahnung habe, woher ich so plötzlich diesen Mut nehme und diese Worte spreche. Denn aus meiner derzeitigen Position gesehen, stecke ich ganz schön tief in der Patsche und genau das bekomm ich von diesem Miststück auch zu hören: „Pah, an deiner Stelle würde ich nicht so große Töne spucken! Du solltest besser Angst haben!“ Angst, ja die habe ich. Wer hätte sie nicht, wenn man entführt wird und irgendwo gefesselt aufwacht, aber ich weigere mich ihr das zu zeigen. Denn wenn ich das jetzt tue, habe ich auf jeden Fall schon verloren. Ich kann daher nichts weitertun, als wieder einmal eine Maske aufzusetzen, während ich innerlich die Ruhe finde.

Ersteres mag mir vielleicht noch irgendwie gelingen, aber beruhigen kann ich mich auf gar keinen Fall. Dafür stecken in mir viel zu viel Angst und Wut. Um mich daher selbst davon „abzulenken“, rede ich schließlich weiter: „Sag mal, wie stellst du dir das vor? Glaubst du etwa, ich halte den Mund, nur weil du mich entführt und hier gefesselt hast? Wenn du dir das wirklich erhoffst, dann bist du noch dämlicher, als was ich eh schon von dir erwartet habe.“ Lucinda jedoch lacht nur darauf und ruft schließlich ihr Leute herbei, die sich derweil brav im Hintergrund gehalten haben. Ach, stimmt ja, irgendwo musste sich ja der Rest des „Begrüßungskomitees“ aufgehalten haben. Wenn es gerade nicht so ein beschissener Moment wäre, so könnte ich, ohne zu zögern, mit meinem Sarkasmus loslegen. Doch das ist hier wohl kaum der beste Zeitpunkt dafür und als ich auch noch fünf Männer hervorkommen sehe, wird mein Mut immer kleiner. Es sind Leute der Purple Dragons. Schmierige Typen mit purpurne Drachen-Tattoos, zerrissenen Lederjacken und verschiedenen Waffen in den Händen, denen man eigentlich aus dem Weg gehen sollte. Wie die Irren haben sie bis jetzt randaliert Läden, Banken und sogar einfache Leute ausgeraubt und als wenn das nicht genug gewesen wäre, machen sie alles nieder, was ihnen in die Quere kommt. Allein ihre fiesen Fratzen sprechen dafür, was in ihren Schädeln herumgeistert: Gewalt und die Gier nach Zerstörung. Jedoch ist dies nicht das Einzige, was mich gerade lähmt. Denn einer von ihnen ist der Typ, der sich als mein verstorbener Vater ausgegeben hat und auch jetzt noch seine Verkleidung trägt.

Sprachlos starre ich diesen an, was Lucinda natürlich nicht entgeht: „Oh, hat dir die kleine Show gefallen? War echt nett von Amy, dass sie mir das wegen deinem Dad erzählt hat. Da musste ich nicht lange überlegen, wie ich dich in der Zwischenzeit quälen kann, bis ich endlich den richtigen Zeitpunkt ausnutzen konnte.“ Gerade weiß ich nicht, worüber ich mich mehr aufregen soll: Die Tatsache, dass eine weitere Verräterin mir mit einem anvertrauten Geheimnis wieder Steine in den Weg gelegt hat, oder die Tatsache, dass ich aufgrund meiner Liebe zu meinem Vater beinahe irregemacht worden bin. Wie krank muss man im Hirn sein, um sowas für seine Zwecke ausnutzen zu müssen?! Hat Lucinda überhaupt eine Ahnung, was sie mir dabei angetan hat?! Nicht nur, dass der Kerl mir immer wieder auflauerte, ich wusste nicht, was ich noch glauben sollte. Keine außer mir sah diesen Kerl mit seiner Maskerade und ich wusste nicht, ob ich es mit einem „Zwilling“, einem Geist, oder sonst irgendetwas zu tun hatte. Scheinbar weiß diese Schnepfe das doch und sie reibt es mir umso mehr unter die Nase: „Ein bisschen Makeup hier und ein bisschen Geld da und schon erhielt ich nach dem Vorbild eines Fotos die perfekte Kopie. Ach, wie herrlich es doch ist, Macht zu besitzen, nicht wahr?“ Der Typ, von dem die Rede ist, wird einmal von der Blondine umrundet, während er mit einem boshaften Grinsen Stück für Stück seine Maskerade herunterreißt und so sein wahres Gesicht preisgibt.

Ich bin mit Theaterschminke, falscher Haut und falschen Haaren hereingelegt worden und ich wette, dass dieses Biest sich darüber auch noch totgelacht hat. Wenn ich könnte, würde ich ihr sogar schriftlich geben, dass sie nichts weiter als eine verlogene und arrogante Bitch ist. Stattdessen brülle ich sie einfach an: „Nicht nur, dass du kein Ehrgefühl in deinem verkorksten Leib hast, du hast nicht einmal ein Herz! Sonst wüsstest du, dass ich meinen Dad vor vielen Jahren tragisch verloren habe! Vermutlich würdest du nicht einmal eine einzige Träne herausdrücken können, würde es um deinen Vater gehen!“ Kaum, dass ich das herausposaunt habe, bekomme ich von Lucinda eine geschnallt, sodass es nur so knallt. Wie ein Echo hallt es an diesem Ort, bis völlige Stille einkehrt. Keiner sagt etwas: Ich, weil ich zu sehr geschockt bin und Lucinda, weil sie derweil vermutlich mit ihrem Zorn kämpft. Was den Rest angeht, habe ich keine Ahnung und mir ist das sowieso völlig egal. Anscheinend habe ich bei ihr einen wunden Punkt getroffen und das hat meine linke Wange zu spüren bekommen. Vermutlich ist sie schon rot, aber ich beiße mir auf die Lippen, damit ich keinen Ton von mir gebe. Das blonde Miststück jedoch lacht, nachdem es sich beruhigt hat und gibt den Purple Dragons den nächsten Befehl: „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein. Doch fürs Erste … Männer nehmt ihr sämtliche Sachen ab! Schließlich soll es ja wie bei einem gewöhnlichen Raub aussehen und am besten fangen wir gleich mit dieser abscheulichen Kette an.“

Schon reißt jemand daran und mit einem Messer wird das lederne Band durchtrennt. Ich starre einfach nur geschockt den Kerl an, wie er damit vor meinem Gesicht herumwedelt und es dann Lucina weitergibt. Mit zwei Fingern nimmt sie es entgegen und meint angewidert: „Nicht nur eine schlechte Verarbeitung, sondern auch noch ein schlechter Geschmack, was die Auswahl des Vieches und des Steines angeht. Eine Schildkröte, wie lächerlich! Aber etwas Anderes war ja von dir nicht zu erwarten. … Meinetwegen könnt ihr das haben, ich habe keine Verwendung dafür.“ Mit den letzten Worten wirft sie dem Typen mein Amulett entgegen, welcher es sich sofort in die Westentasche steckt. Ich jedoch kann nur fassungslos dabei zusehen, wie sie mit dem Symbol meiner Liebe zu Raphael umgehen. Wie ein Stück Abfall behandeln sie es und wäre ich nicht gefesselt, so würde ich mich auf dieses Weib stürzen und eigenhändig verprügeln. Lucinda geht jetzt einfach zu weit! „Du Miststück!“, brülle ich sie an und rüttle ein weiteres Mal erfolglos an den Fesseln herum, aber sie hat ja nichts Besseres zu tun, als diesen Moment für sich auszukosten. Wie aus einem schlechten Film legt sie zwei Finger ihrer rechten Hand auf ihre Lippen, die sie wie den Rest ihres Gesichtes zu einer „mitleidigen“ Mimik verzogen hat. „Oh, hat dir das Ding etwa etwas bedeutet? War wohl von deinem Verehrer, stimmt´s? … Welchen Namen hattest du noch mal in der Gasse erwähnt? Ach ja, Raphael, oder nicht? Vermutlich wird das genauso so ein Loser sein, so wie du! Ich frage mich nur, wo du ihn aufgegabelt hast, wahrscheinlich auf der Mülldeponie oder in der Kanalisation, wo du nämlich hingehörst. Haha!“, verhöhnt sie mich, aber wenn sie nur wüsste, um wen es sich bei meinem Liebsten wirklich handelt, so würde ihr ihr Gegacker sofort vergehen.

„Hier ist noch etwas!“, ruft ein Weiterer der Purple Dragons dem Miststück zu und hält das schwarze Handy in seiner Hand, welches ich in die Jackentasche gesteckt hatte. In all der Aufregung habe ich das vollkommen vergessen. Nur kann ich es nicht benutzen. Es ist zwar wieder eingeschaltet, aber durch meine misslige Lage, kann ich damit nichts ausrichten. Lucinda hat jedoch ganz andere „Probleme“. Sie prustet vor lauter Lachen los und fragt sogar: „Was zu Hölle soll das denn bitte sein?! Ein misslungenes Experiment, oder was?! Das ist ja nicht einmal wert, in den Müll geschmissen zu werden.“ Zugegeben, dieses Handy ist wirklich keine Augenweide, aber die Arbeit, die mein Freund mit der lila Maske da hineingesteckt hat, kann ihm keiner so schnell nachmachen. Moment, es ist eingeschaltet! Wieso bin ich nicht schon eher darauf gekommen? Die Jungs können mich damit orten und vielleicht tun sie es bereits! Donnie hat mir mal erzählt, dass jedes seiner Geräte miteinander verbunden ist und da ich es zu Hause eingeschaltet habe, können sie mich finden! Leider müssen die Purple Dragons sowas Ähnliches gedacht haben. Vielleicht hat aber auch jemand meinen Hoffnungsschimmer in meiner Mimik bemerkt, denn schon schmeißt einer von ihnen das Gerät auf dem Boden und tritt mit aller Kraft darauf. Nein! Es ist aber bereits zu spät. Das Handy ist zerstört und mit Genuss trampeln die Mistkerle noch ein paar Mal darauf herum, als würden sie Ameisen zertreten. Geschockt sehe ich auf die einzelnen Bruchstücke. Wie sollen sie mich nun finden? Meine Hoffnung auf Rettung schwindet und als wenn ich nicht eh schon auf dem Boden wäre, so reißt mich einer von diesen widerlichen Kerlen bei den Haaren und meint: „Das war wohl nix Kleine. Du bist ganz allein und du kannst froh sein, wenn du das hier irgendwie überlebst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2016-10-29T12:03:33+00:00 29.10.2016 14:03
Oh lucinda. Jetzt bist du tuef gesunken. Dich mit solchen typen ab zu geben. Was würde daddy dazu sagen. Dich müsste man mit dem kopf vorran in die stinkenste kloake stecken und dich immer hindippen wie eine tortialla in chillisosse
Antwort von:  Pamuya_
30.10.2016 18:12
Oh ja, tiefer kann man wohl kaum sinken. Nur ob ihr Dad etwas dagegen hätte ... wohl kaum, der hat ja selbst Dreck am stecken. Sonst hätte er ja den einen Purple Dragon nicht so einfach von einer Haftstrafe rausboxen können. Von ihm hat sie ja das Eine oder Andere abgeschaut. Nur ob er dieselbe Umsetzung gemacht hätte, das ist fraglich. ^^
Wegen deiner Vorstellung hat sich bei mir das Kopfkino eingeschaltet. ^^ Mein Gott, bei sowas wäre ich mit Popkorn und einem Sitzsack daneben gessen und hätte alles life mitverfolgt, wenn nicht schon mitgefilmt. ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
30.10.2016 20:20
Und du sagst ich bin fies ^^
Antwort von:  Pamuya_
30.10.2016 20:21
bei der muss man das sein ^^
Von:  Yashi2506
2016-09-15T17:00:32+00:00 15.09.2016 19:00
Ich bin so aufgeregt weiter zu lesen 😍😲
Gänsehaut Pur!
Antwort von:  Pamuya_
15.09.2016 19:03
Dann viel Spaß! ^^


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