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TMNT - Schicksal?

von

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Gefangen

Aus Bernadettes Sicht:
 

„Was sollen wir mit ihr machen? Ihr kleine „Erinnerungen“ in die Haut ritzen? Sie mit dem Kopf voraus irgendwo herunterbaumeln lassen? Sie mal das Salzwasser aus einer anderen Perspektive kennenlernen lassen? Oder ihr vielleicht solange die Kehle zudrücken, bis sie Sterne sieht?“, fragt der Kerl in die Runde. Er legt sogar provisorisch seine widerliche Hand meiner Kehle, um mir zu zeigen, dass ihm gerade das Letztgenannte sehr viel Spaß machen würde. Doch Lucinda scheint da etwas ganz Anderes im Sinn zu haben und brüllt: „Ihr sollt sie nicht umbringen, ihr Hornochsen, sondern ihr das Leben zur Hölle machen! Sie soll solange leiden, bis sie nur noch ein Häufchen Elend ist! Auf Knien soll sie schwören, nie mehr wieder in ihrem Leben ein Wort gegen mich zu erheben!“ Spöttisch verschränkt der scheinbare Anführer der Truppe die Arme und meint: „Große Worte „Prinzessin“. Du kannst von Glück reden, dass du wegen deinem Daddy in Geld schwimmst, sonst hätten wir schon bereits Probleme miteinander. … Ach, was soll´s. Wir werden schon unseren Spaß haben, nicht wahr Jungs?“ Die anderen Mitglieder der Purple Dragons nicken und stimmen dessen Worte mit einem boshaften Grinsen, sowie auch mit einem hämischen Lachen zu. Wie sich das so herausgehört hat, hat Lucinda doch nicht so viel Einfluss auf diese Gang. Würden die nicht ihr Geld dafür bekommen, so hätten sie ihre Pläne bereits geändert.

Lucinda muss ihnen ja ganz schön viel geboten haben, sodass sie das nicht ausnutzen. Anders könnte ich mir das nicht erklären, aber ich habe derzeit andere Probleme. Der Kerl, der mich immer noch so grob festhält, reißt meinen Kopf noch näher zu sich, ehe er mit einem bewusst lauten Einsaugen an meinem Haaren schnüffelt, als sei ich ein Parfum oder eine Blume. Dabei murmelt er noch irgendetwas Unverständliches. Wie er mich anwidert! Das ist so ekelhaft! Ich spüre förmlich, wie sich auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut bildet und wie ich meinen Drang zu würgen kontrollieren muss. Mit aller Kraft reiße ich meinen Kopf zur Seite und versuche mich auch so von ihm wegzudrücken, aber das ist in meiner derzeitigen Lage mehr als nur schwer. Ich spüre noch den Rest der Betäubung. Mein gesamter Körper fühlt sich noch matt an und dadurch, dass ich straff an den Pfosten gefesselt bin, gibt es für mich kein Entkommen. Ich habe große Angst, doch je mehr sich dieser Mistkerl mir nähert, desto größer wird mein Wunsch, endlich zu fliehen. Der Purple Dragon-Typ jedoch lacht nur über meine missliche Lage und tritt mir schließlich mit voller Wucht in die Magengegend. „So in etwa „Prinzessin“?“, fragt er auch noch amüsiert. Mir ist allerdings alles andere als zum Lachen zumute. Ich krümme mich vor Schmerzen zusammen, indem ich meine Knie zu mir ziehen und vor Schmerz das Gesicht verziehe.

„Genauso hätte ich es gerne. Lasst sie ruhig spüren, was für ein Abschaum sie ist und dass sie nichts Anders verdient hat, als sich im Staub zu winden.“, meint Lucinda dazu und feuert dabei die Truppe an, weiterzumachen. Das lassen sich die Männer dieser Gang nicht zweimal sagen. Wie der Erste zuvor, welcher sich nun etwas zurückgezogen hat und das „Schauspiel“ genießt, kommen an seiner Stelle zwei andere Kerle auf mich zu. Grinsend und mit den Knöcheln knackend stehen sie nun vor mir. Ich versuche irgendwie wegzurutschen, aber ich komme nicht wirklich vom Fleck, was diese Idioten nur erheitert. „Schade, dass der Rest von uns Wache schieben muss. Die würden Schlange stehen, um das zu genießen.“, meint schließlich einer von ihnen amüsiert und der Nächste fügt hinzu: „Wer weiß: Wir könnten sie ja noch dazu holen. Der Spaß hat ja noch nicht so richtig angefangen.“ Kaum, dass er das gesagt hat, ballt er seine rechte Hand zu einer Faust und donnert mit dieser in mich hinein, sodass ich zunächst nach Luft schnappen muss. Doch damit ist es nicht getan. Der Zweite verpasst mir nun mit einer flachen Hand einige Hiebe ins Gesicht, sodass ich nicht weiß, in welcher Richtung nun mein Kopf „geschleudert“ wird. Verdammt, ich kann nicht fliehen! Ich kann mich nicht einmal irgendwie wehren und für die ist alles nur ein Spiel!

Aus der Ferne höre ich schließlich einen anderen Kerl. Scheinbar langweilt er sich und wirft daher in die Runde ein, dass man das, seiner Meinung nach, besser machen könnte: „Das ist doch öde. Warum können wir sie nicht losbinden und dann unseren Spaß mit ihr haben? Wenn sie da so hockt, kann sie sich nicht einmal wehren. Da vergeht einem schnell die Lust darauf.“ Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon vor mir, wie ich von etlichen Männern der Purple Dragons umrundet werde. Wie ich es schon mal in der Schule erlebt habe, so würden sie mich umzingeln, mich von der einen Seite in die nächste stoßen und mich weiterhin verprügeln, sodass ich dann nicht mehr aufstehen werde. Ich befürchte schon, dass die Purple Dragons das wirklich durchziehen werden. Allein dieser Reiz, mich wie ein altes Spielzeug zu behandeln, welches vielleicht sogar von einem kleinen Kind geklaut worden war, müsste sie zu meinem Übel dazu anheizen, doch stattdessen befielt der Anführer: „Lasst das sein! Vergesst nicht, dass es manchmal Gören gibt, die ganz schön flink sein können und bevor sie uns abhaut, werden wir sie erst einmal den Boden küssen lassen. Von mir aus könnt ihr sie dann losbinden. Wenn sie erst einmal keine Kraft mehr hat, so wird sie auch nicht fliehen können und erst dann fängt der Spaß so richtig an!“ Auf diesen „Plan“ jubeln die Restlichen und selbst der Lackaffe, der zunächst seine Einwände gehabt hat, ist nun überzeugt und lässt sich darauf ein.

Mir dagegen schnürt sich alles zusammen. Egal, wie sie es auch anstellen werden, es wird keine Möglichkeit geben zu entkommen. Was soll ich nur machen? Ich kann nicht geortet werden und ich kann mich nicht einmal richtig bewegen, damit ich selbst etwas ausrichten kann. Ich bin vollkommen allein, habe Angst und wünschte, ich könnte wie Hulk die Fesseln von mir reißen, damit ich mich zumindest rühren kann. Genug Wut auf sie und Lucinda wäre da, aber in diesem Fall bin ich leider in keinen Film, in dem ich das wirklich durchziehen könnte. Ich bin in der Realität und stecke so tief in der Patsche, sodass ich schreien könnte. Mehrere gegen eine, wenn das mal nicht unfair ist, aber das ist denen doch scheißegal! Sie genießen es einfach, jemanden zu terrorisieren, der sich nicht einmal wehren kann und genau dieser Gedanke lässt meine Wut noch weiter aufkeimen. Schließlich näherte sich mir der Nächste dieser Kerle. Ein breitschultriger Glatzkopf, der es scheinbar nicht lassen kann, mit seiner Größe zu prahlen. Er sagt nicht einmal etwas und doch reicht es mir, wie er mich anstarrt und wie er auf mich zukommt. Ich sehe weg, um seine widerliche Fratze nicht länger ertragen zu müssen. „Einfach nur feig!“, murmle ich dabei, aber das bleibt nicht ungehört. Der Typ vor mir packt mich am Shirt und schnauzt mich drohend an: „Wie war das, du Made?!“ Mein Herz rast, aber so sehr ich auch Angst habe, ich bereue meine Worte nicht. Denn was sie tun, zeigt doch, dass sie nur in der Masse stark sind und anscheinend trauen sie sich nicht, mich ohne die Fesseln fertigzumachen.

„Für dich gerne noch einmal zum Mitschreiben: Ihr seid nichts weiter als feige Idioten! Verstanden?!“, schreie ich ihn so laut wie möglich an, sodass seine Ohren schmerzen. Auch wenn ich mich kaum rühren kann, so habe ich immer noch meine Stimme! Es hat auch was bewirkt. Zumindest lässt er mich in diesem Augenblick los und reibt seine Finger gegen die Ohren. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich noch im Stande bin, meine Stimme zu erheben. Vielleicht kann ich mich nicht wirklich bewegen, aber den Mund lasse ich mir nicht verbieten! Leider währt meine Freude nicht lange, denn das was ich gerade getan habe, bleibt nicht unbestraft. Während der Mistkerl noch immer mit seinen Ohren beschäftigt ist, erhalte von einen weiteren ein Schlag ins Gesicht. Gleich darauf folgen einige Tritte von dem Vorherigen, der sich scheinbar rasch „erholen“ konnte. Doch diesmal erwischt es mich auch noch bei den Beinen, aber das schmerzt genauso wie beim Magen. Der Glatzkopf ist so in Rage, sodass er seinen ganzen Zorn auf mich niederprasseln lässt, während er mich zusätzlich anschnauzt: „Du Miststück! Dich werde ich lehren, mir ins Ohr zu schreien! … Das hast du nun davon, du kleine Giftkröte!“ Mühselig versuche ich nicht zu schreien, aber ich muss die Zähne fest zusammenbeißen, damit ich nicht einmal ein kleines Wimmern von mir gebe. Es tut so weh und ich fühle mich wie ein Boxsack, welches nun ordentlich bearbeitet wird.

„Ganz schön vorlaut die Göre. Kein Wunder, dass unsere „Prinzessin“ mit der da Probleme hat.“, mischt sich auch noch der Nächste ein, was zusätzlich noch von Lucinda persönlich eiskalt kommentiert wird: „Ihr habt ja keine Ahnung, was ich mit der da schon alles durchmachen musste. Dieser Wurm ist mir nicht nur einmal in die Quere gekommen. Doch diesmal bekommt sie, was sie verdient. … Mal sehen, wie lange sie das wohl durchhält. Lieber wäre es mir, wenn sie auf der Stelle einsacken würde, aber wo bleibt dann der Spaß?“ Manchmal wünschte ich, dass Blicke töten könnten. Denn so, wie ich Lucinda gerade anstarre, müsste sie mindestens schon hundertmal umgefallen sein. Ich wünsche ihr so vieles an den Hals, aber ich ernte von diesem Miststück nur ein schelmisches und herabwürdigendes schiefes Lächeln, während sie ein paar Schritte von mir entfernt steht und diese „Show“ mit verschränkten Armen genießt. Ich höre sogar, wie sie sich ein lautstarkes Lachen verkneift, nur damit sie jede Sekunde von diesem Horrorszenario beobachten kann. Nicht einmal dafür macht sie sich die Hände selbst schmutzig. Auch hier braucht die Tussi anscheinend Handlanger, die für sie die Drecksarbeit erledigen. Würde ich nicht gerade gefesselt sein und mich zusammenreißen, damit ich diese Schmerzen irgendwie ausblenden kann, so würde ich mich auf sie stürzen und sie solange vermöbeln, sodass nicht einmal mehr ein Schönheitschirurg das wieder hinbiegen könnte. Mein Zorn auf sie scheint grenzenlos zu sein, aber meine momentane Lage verhindert, dass ich mich wie eine Bestie auf sie stürzen kann.

Stattdessen muss ich einen Faustschlag und einen Tritt nach dem anderen über mich ergehen lassen. Jeder Schmerz, der mir zugefügt wird, lässt mich immer wieder bewusstwerden, wie sehr ich Lucinda hasse. Warum musste gerade sie mir über den Weg laufen? Sie bringt nichts weiter als Schmerz, Wut und Tränen und wenn es nicht nach ihrem Kopf geht, so zwingt sie jeden dazu, damit sie doch noch ihre Ziele erreicht. Manchmal frage ich mich, warum das Leben mich so sehr hasst, sodass ich ständig auf die Schnauze fallen muss. Nicht nur einmal habe ich geistig einen Schlag ins Gesicht bekommen. Sei es nun die Schule, die Familie, oder die Liebe. Nie darf ich über längerer Zeit glücklich sein, ohne dabei darauf gefasst sein zu müssen, alles wieder zu verlieren. Ich muss immer kämpfen und ich weiß nicht, wie lange ich das noch machen will. Warum muss ich mich denn ständig beweisen und um mein Recht kämpfen? Das Leben ist hart, das ist mir klar. Mich hätte es auch anders treffen können, aber das hier ist nicht minder schlimm! „Na, was ist jetzt? Kriechst du jetzt endlich vor mir wie ein Wurm, der du schon immer warst, oder hast du es immer noch nicht kapiert?!“, holt Lucinda mich wieder aus meinen Gedanken. Ich jedoch antworte nicht. Ich starre sie einfach wutentbrannt an, als könnte sie das umbringen. Augenrollend schüttelt sie leicht den Kopf und will ihren Handlangern gerade den Befehl geben, weiterzumachen, als plötzlich einer von ihnen niedergestoßen wird.

Erschrocken sehen wir alle auf. Kann das sein?! Haben sie mich doch gefunden?! Wie aufs Stichwort erscheint zunächst Donnie, der seinen Bo schwingt und den nächsten Kerl zu Fall bringt. Als wäre dieser kurz zuvor über Eis geschlittert, verliert er den Halt und kracht im nächsten Augenblick auf dem Boden. Auch Mikey ist nicht fern. Mit einem ordentlichen Affenzahn springt er mit seinen wirbelnden Nunchakus herein und gesellt sich zu ihm. „Na, da werden wir mal die Party ordentlich aufmischen. Auf geht´s!“, fordert er seinen Bruder schelmisch auf und macht sich mit seinen Waffen ans Werk. Als wäre das alles nur Spiel, grinst er und läuft schon auf die nächsten beiden Purple Dragons, welche gerade beschäftigt sind, ihre eigenen Knüppel und Ketten bereitzulegen. Donnie folgt seinem Beispiel und schiebt zunächst seine runtergerutschte Brille zurück an ihrem Platz, ehe er mit seinem Bo zum nächsten Schlag ausholt. Die Purple Dragons fliegen um wie Kegel, die man beim Bowlen mit einer Bowlingkugel umgehauen hat. Überfordert beobachte ich das Treiben und höre nun Lucinda, wie sie plötzlich zu schreien beginnt: „Ah, was geht ihr vor?! Was sind das für Monster?! Wo kommen die so plötzlich her?!“ Augenblicklich rennt sie davon und versteckt sich hinter einen der Stützpfeiler, während der Anführer der Purple Dragons alle seine Männer zu sich ruft: „Wir werden angegriffen! Bewegt euch ihr Schweinehunde, sonst mache ich euch Feuer unterm Arsch!“

Wie bei einem Actionfilm stürmen weitere dieser Gestalten in dieses Gebäude und ich habe keine Ahnung, wohin ich zuerst blicken soll. Alles geht viel zu schnell. Schläge und Schreie sind von überall wahrnehmbar. Mit Knüppeln, Messern, Ketten und selbst mit Pistolen greifen die Purple Dragons meine Freunde an, die sich aber gekonnt zu wehren wissen. Auch Leo hat sich in der Zwischenzeit zeigen lassen und kämpft mit seinen Katanas, aber wo ist Raphael?! Als wenn er meine Gedanken gehört hätte, spüre ich plötzlich einen Luftzug hinter mir. Ich blicke zurück und sehe ihn. Er ist es! Mit wenig Aufwand durschneidet Raphael meine Fesseln und hebt mich sogleich hoch. Obwohl ich bereits von vielen blauen Flecken und Schrammen überseht bin und jede Bewegung, oder Berührung schmerzt, unterdrücke ich es und mache kaum einen Mucks, als ich mich endlich in den Armen meines Schattenkriegers widerfinde. Ich umschlinge einfach vor Freude seinen Hals und drücke mich fest an ihn. Ich bin einfach so froh, dass sie da sind und besonders, dass er da ist. Auch Raphael scheint es nicht viel anders zu ergehen. Als wenn wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen hätten, hält auch er mich mit beiden Armen fest an sich gedrückt, wobei er trotzdem darauf aufpasst, dass er mir nicht die Luft aus den Lungen herauspresst. Ich könnte weinen vor Freude. Denn ich hätte es kaum mehr für möglich gehalten, dass ich doch noch gefunden werde. Momentan möchte ich gar nicht wissen, wie die Brüder das geschafft haben. Sie sind hier und mehr brauche ich nicht zu wissen.

Genüsslich schmiege ich mich an meinem Liebsten. Ich kann nicht wirklich sagen, ob es stimmt, aber irgendwie glaube ich, dass wir beide in diesem Moment genau dasselbe fühlen und obwohl ich mir einen weitaus besseren Ort dafür wünschen könnte, bin ich doch glücklich, dass ich ihn endlich wiederhabe. Tränen der Erleichterung bahnen sich langsam einen Weg aus meinen Augen und ich lasse das gerne geschehen. Jedoch ist Raphael weiterhin besorgt. Als ich ihn ansehe, fragt er mich sofort, während er mich weiterhin genau ansieht: „Bist du in Ordnung?“ Als hätte er sich gerade selbst die Frage beantwortet, fügt er noch hinzu: „Fuck, was haben die mit dir gemacht?“ Dabei wischt er mir nun vorsichtig etwas Blut von meiner Unterlippe. Zwar spüre ich einen kurzen Stich, aber das hält mich nicht davon ab zu lächeln, während ich ihm antworte: „Das sind nur einige Schrammen, die überlebe ich schon.“ Sanft streiche ich über seine rechte Wange. Wie sehr er mir doch gefehlt hat und endlich ist er wieder bei mir. Auch wenn ich das zunächst anders geplant hatte. „Es … es tut mir so leid … ich …“, stammelt Raphael, aber ich drücke ihm dann meine Finger auf die Lippen. Seine Augen spiegeln so vieles wider: Angst, Verzweiflung, Selbstvorwürfe, … - An das hier ist er aber nicht schuld, auch wenn es vermutlich gerade sagen wollte. Noch dazu ist das jetzt für mich überhaupt nicht wichtig. Er ist bei mir und nur allein das zählt. Allerdings scheint mir das gerade nicht der ideale Ort zu sein, um weiter darüber zu diskutieren. Schließlich befinden wir uns gerade quasi auf dem „Schlachtfeld“, was nicht gerade fürs Reden geeignet ist.

Doch eines soll er jetzt wissen und zwar, dass ich ihm von ganzem Herzen liebe. Ich habe das schon viel zu lange aufgeschoben und ich habe gerade keinen Nerv dafür, um das noch weiter hinauszuzögern. So beuge ich mich näher zu seinen Lippen und küsse ihn. Zunächst überrascht zuckt er kurz zusammen, genießt es aber dann doch. Vermutlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich ihm bereits verziehen habe, was für mich nur noch eine weitere Aufforderung ist, ihm das umso so mehr zu zeigen. Ich komme mir dabei so vor, als wäre ich nach langem Wandern in der Wüste endlich auf eine Oase gestoßen, die ich nie mehr wieder verlassen will. So sehr übermannen mich meine Gefühle und alles andere ist mir vollkommen egal. Als ich mich wieder von seinen Lippen löse, sieht er mich immer noch überrascht und zugleich fragend an. Was wohl gerade in seinem Kopf vor sich geht? „Heißt das, dass es wirklich eine Chance für uns gibt? Bilde ich mir das wirklich nicht ein?“, hakt er noch immer unschlüssig nach und ich muss kurz lachen. Das ist so typisch für ihn, aber dafür liebe ich ihn auch! Mit beiden Händen berühre ich sein Gesicht, sehe ihm in seine goldgelben Augen und bejahe seine unsichere Frage: „Ja, du Nuss! Oder glaubst du wirklich, ich würde dich nur aus Jux und Tollerei küssen? … Ach Gott Raphael, ich habe nie aufgehört dich zu lieben.“ Mit diesen Worten ist es nun er, der mich küsst. Als wenn ich ihm all seine Angst und Befürchtungen fortgetragen hätte. Dabei habe ich ihm einfach nur die Wahrheit gesagt: Ich liebe ihn. Das habe ich die ganze Zeit und wenn das hier vorbei ist, so werden wir gemeinsam einen Weg finden, um auch diese Vertrauenssache wieder in den Griff zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass wir das schon schaffen werden.

In der ganzen Aufregung und wegen unseren Gefühlen haben sowohl mein Liebster als auch ich alles um uns herum vergessen. Dass seine Brüder derweil mit Kämpfen beschäftigt waren, war für uns total nebensächlich. Dabei bin ich mir sicher, dass mein Schattenkrieger nur zu gerne da mitgemischt hätte. Doch nun ist es schon ziemlich vorbei. Denn als wir zu den anderen sehen, kriegen wir gerade noch mit, wie Leo einem dieser Mistkerle einen ordentlichen Tritt verpasst, sodass dieser im hohen Bogen durch die Halle fliegt. „Das ging ja schnell.“, murmelt Raphael leicht enttäuscht, doch schon meldet sich Mikey zu Wort: „Kein Wunder, wenn ihr so lange braucht. Was soll man aber schon erwarten, ihr hattet ja noch was zu klären.“ Dabei grinst er und schnalzt zweimal mit seiner Zunge, während er uns zuzwinkert. Raphael knurrt dabei etwas genervt, was mich wiederum erheitert. Schön, dass alles so ziemlich wieder beim Alten ist. Doch noch sind wir nicht fertig. Die Purple Dragons liegen verstreut auf dem Boden und da gibt es noch etwas, was ich unbedingt noch erledigen will. „Kannst du mich bitte wieder runterlassen?“, bitte ich Raphael, was er auch augenblicklich tut. Kaum, dass meine Füße wieder den Boden berühren, suche ich schließlich leicht humpelnd denjenigen auf, der noch mein Amulett bei sich hat. Stöhnend liegt dieser Mistkerl da, während ich mein Eigentum aus seiner Westentasche reiße und dann zu meinen Freunden zurückkehre. Natürlich ernte ich von den Brüdern zunächst verwirrende Blicke, als ich wieder zu ihnen komme, aber nachdem ich ihnen gezeigt habe, was ich in der Hand halte, grinsen sie nur.

„Das meintest du wohl damals, als ich mit dir sprach, oder?“, fragt überraschender Weise Leo und ich nicke. Schließlich ist dieses Amulett das sichtbare Symbol meiner Liebe zu Raphael und das weiß mein Schattenkrieger ganz genau. Nur ist mein eigentliches Vorhaben nicht so gekommen, wie ich es mir gedacht hatte. Wenn man dabei bedenkt, dass ich ihn ursprünglich an mein Fenster im Empfang nehmen und mit ihm aussprechen wollte, könnte ich Lucinda in den Arsch treten. Mit der habe ich ohnehin noch ein Hühnchen zu rupfen, aber diese Bitch wird womöglich bereits über alle Berge sein. Allerdings werde ich plötzlich vom Gegenteil überrascht, als wir nun jemandem bibbern hören: „Was ist das für ein Gruselkabinett?“ Ach da steckts sie. Eigentlich hätte ich erwartet, dass sie bereits abgehauen ist. Stattdessen versteckt sie sich immer noch und traut sich nicht heraus. Sie starrt uns einfach nur an, als würde sie sich gerade in einem Horrorfilm befinden. Stimmt ja, Lucinda hatte noch nicht das Vergnügen, meine Freunde kennenzulernen und gerade kommt mir ein interessanter Gedanke. Genüsslich lehne ich mich an Raphael an, der nun seinen linken Arm leicht um mich legt. Ich lasse Lucinda dabei keine Sekunden aus den Augen und sage schließlich zu ihr: „Tja, die Party ist wohl vorbei, aber wenn wir schon mal da sind, kann ich dir ja jemanden vorstellen: Das sind meine Freunde und das hier ist Raphael.“ Meinen letzten Satz betone ich dabei absichtlich etwas langsamer und schmiege mich währenddessen noch weiter an meinem Freund.

Wäre das jetzt ein Comic, würde Lucinda womöglich die Kinnlade bis zum Boden runterreichen. Mir ist klar, dass sie sowas wie die Jungs noch nie gesehen hat. Immerhin sind sowohl meine Freunde, als auch mein Liebster Schildkrötenmutanten. Vermutlich hat sie vorhin gedacht, dass Raphael vielleicht ein Versager, oder ein Obdachloser ist, aber damit habe ich bei ihr wohl alles übertroffen. Zwar habe ich versprochen, die Jungs nie zu verraten, aber eigentlich haben sie sich ja von sich aus gezeigt und gerade der vorherige Kampf wird ihr wohl ewig im Gedächtnis bleiben. Nur wird ihr das keiner glauben und irgendwie hoffe ich sogar, dass sie das niemals mehr vergisst. Es mag dumm und vermutlich sogar falsch klingen, aber dieser Schock soll sie bis in die tiefsten Ecken der Hölle verfolgen. Ich bin nicht mehr allein und habe sogar Freunde, die man sich kaum vorstellen kann. „Nun, kein Kommentar? Hast du etwa nichts zu sagen?“, frage ich sie direkt und erhalte, wie zu erwarten, keine Antwort darauf. Lucinda zittert am ganzen Körper. Noch nie hat sie etwas wie meine Freunde gesehen und ich möchte mir gar nicht vorstellen, welche Hirngespinste nun durch ihren Kopf schwirren. Vielleicht glaubt sie sogar, dass meine Freunde sie nun fressen werden, denn nun bewegt sich dieses Miststück endlich vom Fleck. Wie eine Ratte, welches das sinkende Schiff verlässt, ergreift Lucinda schreiend und wimmernd die Flucht. Zu ihrer Verzweiflung stolpert sie sogar, rappelt sich aber schnell wieder auf und hastet durch den Ausgang. Wir dagegen hindern sie nicht daran. Soll sie doch abhauen. Auch wenn ich ihr gerne die Visage poliert hätte, diese Genugtuung kann mir keiner mehr nehmen.

Kaum, dass dieses Miststück auf und davon ist, widme ich mich nun den Jungs zu: „Danke Leute. Ich bin echt froh, dass ihr seid.“ „Kein Ding Chika, als Familie halten wir zusammen.“, kommentiert Mikey und drückt mich schmunzelnd kurz an sich. Er scheint aber der Einzige zu sein, der gerade in guter Stimmung ist, denn von den anderen erhalte ich vermehrt fragende Blicke. „Sag mal, wieso hast du eigentlich Raphis Namen erwähnt?“, will nun Donnie wissen, aber Leo beschäftigt gerade eher etwas Anderes: „Was mich mehr interessieren würde, ist, wie genau es eigentlich dazu kommen konnte.“ „Jungs, können wir erst einmal von hier abhauen? Ich erkläre euch dann alles, ok? Momentan will ich einfach nur weg von hier.“, bitte ich die Turtles, womit sie auch einverstanden sind. Ich habe nämlich keinen Bock hier noch länger zu bleiben und die vier müssen die Purple Dragons so oder so noch einsammeln. Als wir uns aber zum Gehen bereitmachen wollen, merken wir, dass die Typen bereits wieder auf den Beinen sind. Keuchend stützen sich einige gegenseitig ab, während andere noch etwas fitter aussehen. „Wenn ihr glaubt, ihr könnt uns so leicht kriegen, dann habt ihr euch geschnitten!“, brüllt der Anführer und zückt eine Spraydose heraus. Was soll das denn jetzt werden, will er uns etwa besprühen? So ziemlich dasselbe müssen sich die Brüder auch gedacht haben, denn schon geht von unserer Seite ein Gelächter aus. Nur Donnie bleibt ungewöhnlich ruhig. Ahnt er vielleicht etwas?

Ich will ihm schon das fragen, als die restliche Gang einige Kisten in unsere Richtung schmettern und diese sind ebenfalls mit diesen Dosen gefüllt. Gerade noch können wir zurückweichen, aber schon folgen die nächsten Ladungen. Selbst Tonnen werden umgekippt und zu uns rüber gerollt. Eine scheppert so sehr gegen einen Stahlpfosten, sodass sie aufplatzt und eine lange Ölspur hinterlässt. „Leute, wir sollten zusehen, dass wir so schnell wie möglich rauskommen.“, meint das Genie, aber Mikey versteht nicht, warum sein Bruder so nervös ist, was er sogar offenzugibt: „Wieso, was wollen die schon mit ein paar alten Spraydosen machen?“ „Verstehst du das nicht?! In diesen Dosen steht die Farbe unter einem enormen Druck und das Treibmittel darin ist ein Flüssiggas und daher hochexplosiv!“, zischt der Turtle mit der lila Maske aufgeregt in der Runde und nun wird auch mir mulmig zumute. Wenn das jetzt angezündet wird, ergibt das bei dieser Menge eine verheerende Explosion! Man braucht kein Wissenschaftler zu sein, um das zu kapieren! Wir müssen hier weg, aber Raphael scheint das anders zu sehen. Er will die Typen noch rechtzeitig zu Kleinholz verarbeiten, bevor sie auch nur daran denken können. Das wird nicht gut gehen! „Na wartet, ich mache euch fertig!“, brüllt Raphael und will schon zu den Verbrechern hinrennen, aber der Anführer der Gang wirft ihm schon die Spraydose entgegen.

Aus Reflex sticht mein Schattenkrieger mit seinem Sai auf das Ding ein. Dies bewirkt aber nur, dass plötzlich ein riesiger, rötlicher Farbnebel entsteht, wodurch er wieder zurückspringt. Einige Farbspritzer haben ihn trotzdem erwischt. Ein höhnisches Lachen hallt von der anderen Seite, aber nachdem wir wieder eine freie Sicht haben, sehen wir gerade noch, wie die Kerle aus der Lagerhalle fliehen. Nur einer von ihnen dreht sich noch einmal um und wirft ein brennendes Feuerzeug in unsere Richtung „Raus hier! Sofort!“, schreit Leo. Mikey packt mich bei der Hand und will mit mir durch einen Hinterausgang rennen, jedoch kommt schon das nächste Problem: Hier gibt es keinen Ausweg! Der einzige Ausgang existiert nur auf der anderen Seite und wir sind hier drinnen gefangen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2016-10-30T10:46:06+00:00 30.10.2016 11:46
Ahahaha...ich hätte zugerne lucindas dämliches gesicht gesehen. Nach diesem Schock wird ihr keiner glauben, sollte sie es jemandem erzählen....
Oh man gerade wenn man denkt, dass alles gerettet ist kommt sowas. Hoffentlich schaffen sie es nich raus
Antwort von:  Pamuya_
30.10.2016 18:14
Verfolgen wird sie diesen Moment auf jeden Fall. Sowas vergisst man nicht so schnell. ^^

Stimmt, so einfach ist das mit dem Happy End nicht. Oft kommt im nächsten Augenblick irgendetwas Unvorhersehbares und tja, das ist dabei rausgekommen.


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