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TMNT - Schicksal?

von

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Schon wieder die Purple Dragons

Aus Bernadettes Sicht:
 

Tja, meine Entscheidung habe ich nun getroffen. Ich gebe Raphael eine zweite Chance. Nein, ich gebe uns beiden eine zweite Chance. Ich möchte mit ihm zusammen sein, das ist mir nun endlich klar und ich danke Mom, dass sie mir diesen Rat gegeben hat. Auch wenn sie keine Ahnung davon hat, dass es bei meinen Fragen mehr um mich gegangen ist, hat sie mir trotzdem helfen können. Zu hören, dass es selbst mit Dad nicht einfach war, der scheinbar sogar mit Raphael ähnliche Charaktereigenschaften teilt, gibt mir einfach ein sicheres Gefühl. Ich weiß nun, welchen Weg ich einschlagen werde und ich möchte mich nicht mehr von meinem Zweifel hindern lassen, die mich ständig davon abgehalten haben, meinem Herzen zu vertrauen. Es wird sicher nicht leicht werden, davon bin ich überzeugt, aber für mich gibt es einfach keinen anderen. Ich liebe nun mal diesen Hitzkopf mit der roten Maske und ich hoffe, dass wir heute Abend den Schmerz und das Vergangene hinter uns lassen können. Wie er wohl reagieren wird, wenn April ihn anruft? Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich das selbst in die Hand genommen hätte. Wäre es dann aber eine Überraschung geworden? Irgendwie glaube ich das nicht und außerdem will ich ja, dass er das mit seinen eigenen Augen sieht. Das Amulett mit der kleinen roten Schildkröte ziert nun wieder meinen Hals und daran soll er erkennen, dass ich endlich bereit bin, mit ihm einen Neustart zu wagen. Nicht umsonst möchte ich Leo diese Nachricht mitgegeben haben, aber dank April weiß ich, dass Raphael bereits darauf wartet. Sonst wäre wohl seine Laune in letzter Zeit nicht besser geworden.

Allein der Gedanke daran, lässt mich schmunzeln. Ich kann es mir sogar vorstellen, dass mein Freund nun neue Energie gewonnen hat und ich habe ihn zudem lange genug warten lassen. Daher freue ich mich schon, ihn zu sehen. Bis dahin müssen aber erst noch einige Stunden vergehen. Ein Teil des Tages habe ich schon hinter mir, aber je mehr ich auf die Abenddämmerung warten muss, desto länger kommt es mir vor. Was bleibt mir also anderes übrig, als die Zeit irgendwie zu nutzen, bis die Sonne endlich untergeht. Mom ist in diesem Fall wieder eine große Hilfe für mich. Ohne es zu wissen, schenkt sie mir genau die Momente, in der ich mich nicht nur von meiner Ungeduld ablenken kann, verbringe eine schöne Zeit mit ihr. Für jemanden wie mich, welcher seine eigene Mutter nicht all zu oft im Jahr sieht, ist sowas das schönste Geschenk, was man einen geben kann. Sie nimmt mich mit in die Mall und dabei schlendern wir von einem Laden in den nächsten. Wenn wir nicht gerade ein paar Kleidungsstücke anprobieren, oder irgendwelche Spielereien ausprobieren, so sitzen wir einfach auf einer Bank und reden miteinander. Theoretisch müsste mir das eigentlich peinlich sein. Denn welcher Teenager geht gerne mit der eigenen Mutter shoppen? Tja, scheinbar bin ich nicht normal. Mir ist das scheißegal und wenn andere Mädels nicht mit ihren Müttern gesehen werden wollen, dann ist es ihre Sache. Ich dagegen nutze jede Gelegenheit, die mir geboten wird aus, bis ihr Urlaub vorbei ist. Bis dahin habe ich aber noch genug Zeit und so wie ich diese gemeinsamen Stunden mit ihr auskoste, so will ich das heute Abend tun.

Als ich mit Mom schließlich nach Hause komme, neigt sich der Tag allmählich dem Ende zu. Ich lächle, als ich meinen Blick zum Himmel wende. Bald ist es soweit und ich muss nicht mehr lange warten, bis er zu mir kommt. Zwar ist die Sonne noch zu sehen, aber bald wird es dämmern und die Nacht wird hereinbrechen. Meine Mutter hat sich derweil in ihr Zimmer zurückgezogen, welches sie von Tante Tina bereitgestellt bekommen hat. Sie ist ziemlich kaputt und wird sich wohl demnächst aufs Ohr hauen, wenn sie nicht schon im Stehen einschläft. Tja, so ist es nun mal, wenn die gemeinsame Zeit nachholen will. Vielleicht sollte ich mich auch für eine Weile hinlegen. Bis Raphael kommen wird, wird es wohl noch eine Weile dauern und bis dahin kann ich mich noch etwas ausruhen. Zunächst wollte ich mich ins Bett legen. Da ich aber darin keine Ruhe finde, nehme ich stattdessen den Sessel und setze mich ans Fenster. Verträumt sehe ich nun hinaus. Die Ellbogen am Fensterrahmen anlehnend, stütze ich meinen Kopf darauf. Mein Blick schweift umher, es gibt zwar nicht viel zu sehen, weil die Gegend von unzähligen Gebäuden umgeben ist, aber das ist nicht wichtig. Ich bin ohnehin in meine Gedanken vertieft, sodass ich mich kaum auf die Aussicht konzentriere. Wie sehr ich ihn vermisse. Auch wenn ich am Anfang so sauer auf ihm gewesen war, als könnte ich ihm wie einem Truthahn den Hals umdrehen, so ist dieser Zorn wieder verflogen. Naja, ich hatte ja auch genug Zeit, um Dampf abzulassen und den Rest werden wir auch irgendwie hinbekommen. Da bin ich zuversichtlich.

Besonders nach dem Gespräch mit meiner Mom bin ich mir sicher, dass es niemandem mehr auf der Welt wie Raphael geben wird und wie sie schon gesagt hat: Wenn man jemandem wirklich von ganzem Herzen liebt, so lohnt es sich zu kämpfen. Dies will ich auch tun. Ich will gemeinsam mit ihm an unserer Beziehung arbeiten und wenn wir offen miteinander reden, so werden wir das auch irgendwie hinbekommen. Doch zunächst muss mein Schattenkrieger erst einmal wissen, dass ich für einen Neuanfang bereit bin. So wie April es mir per Telefon angekündigt hat, wird sie mit Sicherheit etwas zu ihm und zu den Jungs sagen. Irgendwie wünsche ich mir es auch, denn so wird er mit einer ganz anderen Haltung hier auftauchen. Hoffentlich übertreibt sie es nur nicht. Irgendwie soll es ja doch eine Überraschung werden. Eine kleine Andeutung, dass Raphael heute Abend bei mir vorbeischauen soll, reicht vollkommen aus. Ich werde es aber dann eh sehen, wenn er hier auftaucht und darauf freue ich mich. Als ich gerade dabei bin, meine Position am Fensterbrett zu ändern, bemerke ich plötzlich etwas im Augenwinkel. Sofort fühle ich mich hellwache und sehe ich hinunter auf die Straße, aber ich kann nichts erkennen. Was war das gerade? Das kann wohl kaum Raphael gewesen sein. Erstens ist die Sonne noch zu sehen und zweitens, würde er sich auf dem gegenüberliegenden Dach aufhalten, wenn er kommen würde. Er würde niemals so unvorsichtig sein. Auch wenn das nur einmal wegen mir der Fall gewesen war, aber das war damals etwas völlig Anderes. Unsicher lehne ich mich etwas aus dem Fenster. Vielleicht kann ich so mehr sehen, aber da ist nichts. Ich will mich schon kopfschüttelnd wieder zurückziehen, als mir wieder etwas auffällt. Es war wie ein Schatten, das aus der kleinen Gasse kurz hervorlugte und dann wieder verschwunden ist.

„Raphael?“, murmle ich fragend. Auch wenn man das nicht gut hören konnte, war diese Frage eher an mich selbst gerichtet. Denn das, was ich da dachte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Um dennoch sicher zu gehen, ob ich mich nicht vielleicht doch getäuscht haben könnte, beschließe ich der Sache auf den Grund zu gehen. Ich verlasse nach wenigen Augenblicken das Haus. Mom schläft gerade, so wie ich es mir zuvor gedacht habe und meine Tante ist nicht da, weswegen ich ohne großes Aufsehen das Gebäude hinter mir lassen kann. Ich steuere direkt auf die Gasse zu, aus der ich den Schatten vermute. Doch ganz wohl ist mir dabei nicht. Denn wenn es wirklich Raphael wäre, so würde dies anders laufen und trotzdem bin ich mir nicht sicher. Was wird hier gespielt? Kurz bevor ich mich hineinwage, bleibe ich stehen und rufe vorsichtig in die Dunkelheit: „Hallo? Ist da wer? … Raphael, bist du das?“ Stille herrscht, keiner antwortet mir und dieses ungute Gefühl in mir wird stärker. Was mache ich jetzt? Soll ich weitergehen, oder soll ich das lieber sein lassen und ins Haus zurückkehren? Unschlüssig, was ich jetzt tun soll, verharre ich immer noch auf der Stelle. Vielleicht bilde ich mir das Ganze auch nur ein und es war nur eine streunende Katze, die ich im Augenwinkel erkannt habe. Doch was ist, wenn dem nicht so ist? Ich habe bis jetzt noch keinen Anhaltspunkt dafür, dass es ein Tier gewesen sein könnte. Im Grund weiß ich nichts, aber ich habe dafür das seltsame Gefühl, als ob ich nicht allein hier wäre, als wäre noch jemand hier.

Meine Beine sind wie festgewachsenen und mein Blick ist weiterhin auf die Dunkelheit gerichtet. So sehr ich auch versuche, etwas zu erkennen, ich sehe nichts und trotzdem bleibt der Eindruck, dass da noch jemand ist. Wenn ich weiterhin herumstehe, werde ich wohl nie erfahren, was hier los ist. Mir bleibt wohl nichts Anderes übrig, als dem nachzugehen. Tief einatmend zücke ich nun mein Smartphone aus der Hosentasche und wähle sicherheitshalber die Nummer der Polizei. Sollte jemand wirklich dort sein, der mich bedrohen könnte, so bin ich vorbereitet. Jetzt darf ich nur keine Angst zeigen. Egal was jetzt sein wird, ich muss schnell reagieren können. Mit dem Handy griffbereit mache ich nun die ersten Schritte in die Gasse hinein. Dabei rufe ich erneut in die Dunkelheit: „Hallo? Wer ist da? … Wenn das ein mieser Trick sein soll, werde ich schreien und ich werde nicht zögern die Polizei anzurufen. Die Nummer ist bereits gewählt.“ Hoffentlich schüchtert das denjenigen ein, sollte das eine Falle sein. Denn schön langsam bekomme ich immer mehr diesen Eindruck, weswegen ich nah einigen Schritten nicht weitergehe. Bis jetzt ist noch nichts passiert und ich bin auch niemanden begegnet. Noch kann ich umkehren und alles in mir schreit, dass ich sofort von hier wegsollte. Vielleicht war das doch keine gute Idee, ich gehe lieber zurück. Als ich dies schon machen will, zeigt sich die Gestalt. Langsam aber doch löst sie sich von dem Schatten, welcher den Großteil der Gasse bedeckt und kommt auf mich zu. Dabei grinst sie mich an und ich traue meinen Augen nicht.

Nein, das kann nicht sein?! Einige Meter vor mir geht dieser Mann auf mich zu und es nicht einmal irgendein Penner, der sich hier „verirrt“ hat. Es ist wieder dieser Typ, der meinem verstorben Vater ähnelt und mir schon einige Male begegnet ist. Doch warum lauert er ausgerechnet hier auf? Woher weiß er, dass hier wohne? Momentan ist es mir unmöglich, meinen Blick von ihn abzuwenden. Ich starre einfach in sein Gesicht und kann einfach nicht glauben, wen ich da sehe. Kann es wirklich sein, dass er …? Ich wage es nicht einmal diese Frage auszusprechen, ich bin wie gelähmt. Doch je näher er kommt und je genauer ich ihn mir ansehe, desto mehr wird mir bewusst, dass mit mir ein falsches Spiel getrieben wird. Nein, das ist er nicht! Das ist nicht mein Dad! Dieses falsche und boshafte Lächeln, wie er geht, alles an ihm signalisiert mir, dass dieser Mensch unmöglich mein Vater sein kann. Doch wer ist er und warum sieht er Dad so ähnlich?! Was will er von mir?! Verdammt, wieso habe ich das nicht schon viel eher bemerkt?! Wie konnte ich nur auf diesen Trick hereinfallen?! Ich muss hier sofort weg! Wie von Donner gerührt, gehe ich ein paar Schritte zurück. Mit meinem Handy griffbereit und ohne den Kerl eine Sekunde aus den Augen zu lassen, weiche ich immer weiter zurück. Doch dem scheint das keineswegs aufzuregen, geschweige etwas auszumachen. Im Gegenteil, sein abscheuliches Grinsen wird immer breiter und ehe ich verstehen kann, was da vor sich geht, werde ich plötzlich an beiden Händen gepackt. Vor Schreck zucke ich zusammen und verliere dadurch mein Smartphone, welches nun irgendwo auf dem verdreckten Boden herumkullert.

Was ist hier nur los und was wollen die von mir?! Ich versuche zu schreien und will meinen Kopf wenden, damit ich sehen kann, wer mich da gerade festhält, aber ich werde daran gehindert. Jemand presst mir in der selben Sekunde ein Stück Stoff ins Gesicht. Es ist feucht, der Geruch ist süßlich und ich kann kaum atmen. Sowohl mein Mund, wie auch meine Nase sind von diesen Lappen bedeckt und ich versuche mich zumindest von dem Ding in meinem Gesicht zu befreien. Wild reiße ich um mich. Ich will nach Luft schnappen, aber es gelingt mir nicht. Der Fetzen wird immer stärker gegen mein Gesicht gedrückt, als wolle der Angreifer mich um jeden Preis daran hindern, zu entkommen. Ich habe schreckliche Angst. Mein ganzer Körper ist voll und ganz der Hysterie verfallen und ich wünschte mir, ich wäre niemals auf die bescheuerte Idee gekommen, der Sache auf dem Grund zu gehen. Doch was hilft´s, ich stecke in diesem Schlamassel fest und kämpfe um mein Leben. Ich trete sogar um mich, weil ich meine Arme kaum bewegen kann, es hilft nichts. Nicht nur, dass ich ständig ins Leere trete, mir wird keine Möglichkeit gelassen, meinen Angreifern irgendwie zu entkommen. Nein, lasst mich los! Immer wieder versuche ich diese Worte aus mir herauszuschreien und mich von dem Fetzen zu befreien. Doch bis auf ein panisches und unverständliches Gebrabbel bewirkt es rein gar nichts. Ich werde von zwei Seiten festgehalten, während ich unfreiwillig diesen seltsamen Geruch inhaliere.

Es gibt kein Entkommen und ich habe einfach nur noch Angst. Warum passiert hier das?! Wer sind die und was wollen die von mir?! Allmählich spüre ich, wie mich die Kraft allmählich verlässt und mir wird so schlecht. Warum dreht sich auf einmal alles vor meinen Augen und warum werde ich so müde? Immer mehr spüre ich, wie der Schwindel mich befällt und die Müdigkeit immer stärker an mir emporkriecht, als wolle sie mich langsam mit Haar verschlingen. Ich muss dagegen ankämpfen und ich versuche es auch weiterhin. Jedoch schaffe ich es nicht. Meine Beine, sie werden schwächer und auch mein gesamter Körper fühlt sich so matt und schwer an, als hätte ich heute einen Felsbrocken kilometerweit getragen. Ich kann kaum mehr einen Körperteil richtig wahrnehmen. Ich schaffe es ja nicht einmal, meine Augen offen zu halten. Zwar versuche mein Bewusstsein durch Blinzeln aufrechtzuerhalten, aber mit jeder Minute, die vergeht, fällt es mir immer schwerer. Ich sehe nur noch verschwommen, bis mich schließlich die Dunkelheit übermannt.
 

Aus Raphaels Sicht:
 

„Ist das schon etwa alles?“, frage ich Mikey neckend, der gerade seinen Schlag mit seinem Nunchaku verfehlt hat. Doch darauf antwortet mein Bruder nur, während er mich so keck ansieht: „Warte es ab Bro, dies hier war nur die Aufwärmphase. Also mache dich lieber bereit, denn nun werde ich ernst machen.“ Das glaubt er wohl selbst nicht, aber dennoch lasse ich es gerne darauf ankommen. Wenn er schon so überheblich daher quasseln muss, dann werde ich ihn wohl von seinem hohen Ross herunterholen. Mal sehen, ob er danach auch noch so eine große Klappe hat. Ich sehe ihn schon vor mir, wie er später ein verdutztes Gesicht machen wird, wenn ich ihm seine Stöckchen aus den Händen schlagen werde. Somit gehe ich in Stellung und nehme Anlauf. Wenn er schon so darauf erpicht ist, eine ordentliche Tracht Prügel von mir zu bekommen, so kann er sie gerne haben. Ich bin bereit. Mit meinen Sais griffbereit, laufe ich auf Mikey zu. Gerade ist er dabei, von seiner Position wegzuspringen. Vermutlich will mein Bruder mit orangen Maske ausweichen, in dem er über mich hinwegsegelt und mir dann bei der nächsten Gelegenheit einen Schlag verpasst. Das kann er sich aber getrost abschminken. Nicht nur, dass ich diese Nummer bereits kenne, es ist einfach so offensichtlich. Schließlich springe ich ebenfalls vom Boden weg, um ihn so aus seiner Bahn zu werfen. Im Binnen von wenigen Sekunden scheinen wir beide in der Luft zu schweben und genau hier werde ich den Angeber zu Fall bringen.

Nach wenigen Sekunden drehe ich mich gekonnt so um, sodass ich Mikey mit beiden Beinen erwischen kann. Ich leite meine Kraft um, wodurch ich ihn beidbeinig einen saftigen Tritt in die Brust verpassen kann, welchen ihn augenblicklich zurückschleudert und ihn hochkantig über den Platz segeln lässt. Unsanft knallt er nun auf dem Boden auf. Eigentlich habe ich mir erhofft, dass er jetzt dort liegen bleibt, aber scheinbar, war die Wut nicht groß genug. Er rollt sich nun geschickt zur Seite, als ich schon dabei bin, auf ihn zuzurennen und ihn einen weiteren Hieb zu verpassen. Verdammt, das hätte gesessen, wenn er stillgehalten hätte. Der hat doch mehr Glück wie Verstand! „Daneben Bruderherz!“, ruft er mir belustigt zu, ich jedoch knurre nur darauf. Beim nächsten Mal geht das garantiert nicht daneben, darauf kann er Gift nehmen und ich weiß auch schon, wie ich das anstellen werde. Langsam nähere ich mich ihm. Meine Augen leicht zusammengekniffen, gehe ich ihn Stellung und fokussiere ihn. Mikey muss natürlich unbedingt darauf wieder ein Kommentar abgeben, aber ich höre nicht wirklich darauf, sondern werfe mit einem schiefen Grinsen den ersten meiner Sais. „Hey, was soll das?! Das ist unfair!“, protestiert mein Bruder mit der orangen Maske. Rechtzeitig kann er diesen ausweichen, doch schon folgt der Zweite, der ihm gerade noch am Gesicht vorbeisaust. Wie ein begossener Pudel starrt er meinen Waffen hinterher und ahnt nicht, dass dies nur ein Vorwand gewesen ist.

Leicht überrumpelt von meinem Manöver, nutze ich die Chance und laufe auf ihm zu. So schnell konnte er nicht reagieren und seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richten, schon wird er von mir erfasst, kurz in die Luft gehievt und dann mit Schwung auf dem vergitterten Boden befördert. Das war’s wohl. Grinsend zücke ich einen Zahnstocher aus meinem Gürtel und stecke ihn mir zufrieden in den Mund, an dem ich nun herumkaue. Ich glaube, Mikey hat erst einmal genug. So wie er daliegt, könnte man meinen, dass er fürs Erste die Kämpfe mit mir meiden wird. Doch zu meiner Überraschung erhebt sich dieser, wenn auch keuchend und langsam. Er stützt sogar seine Hände gegen seine Knie, während er weiterhin nach Luft schnappt, bis er aber dann meint: „Jungs, ich glaube, Raphi ist endlich wieder der Alte.“ „Was soll das denn schon wieder heißen? Ich war nie wer anderer, also rede nicht so einen Stumpfsinn!“, erwidere ich kopfschüttelnd, während ich dem Großmaul aufhelfe. „Na das würde ich nicht so einfach unterschreiben. Mikey hat Recht Raphi. Du warst wochenlang nicht du selbst, wobei es in den letzten Tagen von Mal zu Mal besser wurde.“, kommentiert Donnie, als er sich dem Kampfring nähert. Ich hingegen verdrehe nur die Augen, doch schon lehnt sich Mikey an meiner rechten Schulter und fügt hinzu: „Und glaub mir, so bist du mir weit lieber. Deine depressive Seite ist ja wirklich zum Fürchten.“

„Pass du lieber auf, dass ich nicht auch noch in deinen Träumen herumspuke. Dann kannst du dich erst Recht vor mir fürchten.“, drohe ich ihm, aber der Idiot kichert nur: „Ich sag´s doch: Er ist wieder der Alte und da schreie ich mit Freuden ein Hallelujah!“ „Dein Hallelujah kannst du dir erst einmal schenken Mikey, sonst bricht dir Raphi irgendwann doch nochmal das Genick. Aber mal was Anderes: Leo und ich haben neue Informationen zu den Purple Dragons. Heute ist anscheinend wieder einer dieser Typen freigesprochen worden. Angeblich konnte man dem Kerl nichts nachweisen. Sämtliche Beweise wurden als Null und Nichtig erklärt.“, wechselt mein Bruder mit der lila Maske augenblicklich das Thema. Also die schon wieder! „Seit dieser Footclan ja nicht mehr existiert, verbreiten sich diese Maden mit ihren Gummiadlern auf ihren Körpern aus wie die Pest.“, murre ich und verschränke dabei die Arme. Ich verstehe wirklich nicht, wie das so einfach gehen kann und wieso keiner etwas gegen diese Idioten unternehmen will. In letzter Zeit wurden weitere Läden, Banken und sogar einfache Leute auf der Straße überfallen, doch wenn die Polizei eintraf, so fanden sie nur eine purpurne Graffitispur, die nur „angeblich“ auf diese Gang hindeutet. Des Öfteren wurde auf Nachahmer spekuliert, da sich die Anzahl der Verbrechen ziemlich schnell gesteigert hat und da diese Hinweise immer etwas anders aussehen. Das ist doch wirklich der reinste Bockmist ist! Ich sehe aber hier wieder einmal, dass das Rechtsystem anscheinend wieder einmal überfordert ist.

Zwar haben meine Brüder und ich einige dieser Schwachmaten gefangen und den Bullen quasi vor der Haustür abgeliefert, aber trotzdem konnten sie sich immer aus ihren Problemen herauswinden. Entweder verschwanden sie plötzlich spurlos, oder wurden vor Gericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Das höchste Gebot war eine geringe Geldstrafe und das macht mich langsam echt rasend. Wir machen die ganze Arbeit und versuchen die Stadt zu beschützen und doch kommen die wieder auf freiem Fuß! Nun ist es wieder passiert und wenn nicht bald etwas geschieht, dann wird noch etwas viel Schlimmeres geschehen! Wütend lasse ich den Zahnstocher in meinem Mund in zwei Stücke zerbrechen und spucke ihn schließlich aus. „Wie sieht es nun aus Donnie? Was ist der Plan? … Wo ist Leo eigentlich?“, erkundigt sich Mikey bei ihm. Dieser erwidert nur: „Leo ist derweil bei Meister Splinter, er weiß schon Bescheid. Wegen den Purple Dragons sieht es Folgendermaßen aus: Statt unsere üblichen Patrouillen werden wir heute Nacht besonders die Gegenden auskundschaften, bei denen es eingebrochen wurde und bei denen es am Wahrscheinlichsten sein könnte. Ich habe dabei für jeden von uns die entsprechenden Punkte auf der Karte gekennzeichnet und sie auch auf unsere Handys geschickt.“ „Und was dann? Selbst wenn wir sie erwischen, werden sie doch wieder freigesprochen!“, funke ich dazwischen, denn irgendetwas müssen wir anders machen, sonst hört das nie auf.

Die anderen beiden stimmen mir zu und für meine Bedenken hat sich das Genie anscheinend auch schon etwas einfallen lassen: „Meine Idee dazu wäre, dass wir sie auf frischer Tat filmen. Dann schalten wir die Kamera aus, besiegen sie und liefern den ganzen Pack mitsamt den Aufzeichnungen beim nächsten Polizeirevier ab. Vielleicht schaffen wir es auch das „Nest“ von denen zu finden. Natürlich müssen wir dabei auch etwas Glück haben, das ist klar.“ Sowohl Mikey als auch ich nicken verstehend. Der Plan klingt nicht schlecht, aber ich werde mich erst wohler fühlen, wenn wir diesen Haufen vermöbelt haben und wenn die dann endgültig in den Knast landen. Fürs Erste werde ich mich aber noch etwas gedulden müssen. Bis zur Abenddämmerung dauert es noch eine Weile und bis dahin kann ich mich ausruhen. Wie ich Leo kenne, wird er alles noch einmal durchkauen wollen. Da lege ich mich besser noch einmal aufs Ohr, bevor ich mir das antue. Schließlich reicht es auch, wenn wir das Vorort, oder unterwegs besprechen. Zumindest ist das meine Meinung. Mit einer kurzen Geste deute ich meinen Brüdern, dass ich gehe und verschwinde wenig später in mein Zimmer, wo ich mich seufzend auf mein Bett fallen lasse. Ein kleines Nickerchen wird sicherlich nicht schaden, aber irgendwie kann ich mich jetzt nicht so richtig entspannen. Liegt das vielleicht an Mikey und Donnie und an ihrem Gefasel, dass ich eine Zeit lang ich nicht ich selbst war? Schwachsinn, das bilden sie sich ein! Ich hatte halt eine Zeit lang keine Lust auf das Training und nun habe ich sie wieder. Was ist da so verwerflich?

Ich drehe mich auf den Rücken und starre zur Decke empor. Wieder einmal bin ich in meinen Gedanken vertieft, was eigentlich schon seit einiger Zeit so ist, aber irgendwie war mir das bisher immer egal. Ich wollte einfach nur meine Ruhe und die kann ich entweder in meinem Zimmer haben, oder wenn ich allein durch die Stadt streife. Apropos, was wohl Bernadette nun macht? Die Schule ist, soweit ich weiß, für die nächsten zwei Monate kein Thema mehr. Sie hat ja jetzt Sommerferien. Ob sie nun darüber nachgedacht hat, wie es mit uns beiden weitergeht? Seit Leo mir von seinem Besuch bei ihr erzählt hat, sind bereits zwei Wochen vergangen und damals meinte er, dass sie Zeit bräuchte, um unsere Situation zu überdenken. Ob wir jemals wieder zusammenkommen werden? Irgendwie weiß ich nicht, ob das jemals eintreffen würde, aber selbst wenn nicht, würde ich mir einfach nur noch wünschen, dass ich mit ihr als guter Freund reden kann. Ich vermisse sie einfach. Ich sehne mich nach ihrem Lachen, ihrer Haut, ihrem Haar, einfach alles an ihr geht mir ab. Zwar hatte ich sie in den vergangenen Nächten ab und zu heimlich besucht, doch nie hatte ich das Gefühl, dass sich etwas geändert hätte. Ich sah immer nur, dass sie das Amulett, welches sie einst wegen mir gekauft hatte, nicht trug. Sie rief auch nicht an und April erwähnte bisher auch nichts. Unsere gemeinsame Freundin meinte nur, dass sie sich an manchen Tagen mit Bernadette getroffen hätte, aber wenn ich mal nachhakte, dann erwiderte sie nichts darauf. Jedoch sagte sie auch nicht, dass Bernadette mich hassen würde.

Auch wenn Leo mir dankbarerweise schon vor Wochen einen kleinen Hoffnungsschimmer gebracht hatte, so will ich versuchen realistisch zu bleiben. Sowie auch geduldig, aber das ist für mich einfacher gesagt als getan. Ich bin nun mal nicht der Typ dafür, aber da muss ich jetzt Wohl oder Übel durch und somit die Zähne zusammenbeißen. Denn diese Ungeduld hat schon einmal mein Leben versaut. Das soll jetzt nicht noch einmal passieren, weswegen ich nun das Gedicht in die Hand nehme, welches ich immer unter meinem Polster aufbewahre. Das ist das Einzige, das mir bisher als kleine Stütze geholfen hat. Sobald ich den Text lese, so habe ich das Gefühl, dass Bernadette bei mir ist und das gibt mir ein sicheres Gefühl. Ich glaube irgendwie nicht mehr, dass sie es Leo ohne irgendeinen Hintergedanken mitgegeben hatte. Schließlich hätte sie das Stück Papier auch zerreißen können. Doch das tat sie nicht und das gibt mir irgendwie Hoffnung. Gerade will ich die ersten Zeilen von neuem lesen, als sich schon mein Handy meldet. Wer kann das jetzt sein? Fragend lege ich den Zettel zur Seite und hohle das schwarze handyähnliche Gerät aus meinem Gürtel. Meine Überraschung wird nicht geringer, denn auf dem Display sehe ich, wer mich gerade anruft: Es ist April.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2016-10-29T11:42:01+00:00 29.10.2016 13:42
Typisch mann. Dass er alles absteeitet und meint, er sei nie anders gewesen...tse tse...aber so ist unser raph nun mal.
Ich war echt verduchen zurufen:" nein bernadette geh da nicht hin!"
Wie in diesen horrorfilmen....und wie hier ist man da machtlos...jann es vor spannung kaum erwarten
Antwort von:  Pamuya_
30.10.2016 18:08
Etwas Anderes wäre ja von Raphael nicht zu erwarten gewesen, meinst du nicht auch. Gerade er streitet sämtliche Schwächen ab.

Egal ob als Leser oder als Zuschauer, man kann nichts machen! Da finde ich gerade die Reaktionen auf solch eine Situation immer super und anscheinend habe ich das gut hinbekommen. ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
30.10.2016 20:14
und wie ^^
Antwort von:  Pamuya_
30.10.2016 20:17
danke ^^


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