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Star Trek - Breakable

Die erste Generation
von

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Jäger und Gejagte

Imperatrice Hoshi Sato und Fleetadmiral Jeffrey Gardner befanden sich bereits seit mehr als fünf Stunden auf der Brücke der SCHARNHORST, auf der momentan nur das Summen und die leise Kakophonie der Instrumente zu hören war. Seit beinahe einer Woche lauerte der terranische Schlachtkreuzer bereits, mit auf Minimalleistung laufenden Aggregaten, getarnt in der Nähe des Capella-Systems.

Jeffrey Gardner hatte schon ein Wenig daran zu zweifeln begonnen, dass Hoshi´s Falle zuschnappen würde, als, vor drei Stunden, plötzlich zwei KIR´TA´SHAN-KLASSE sich dem System, mit hoher Warpgeschwindigkeit, genähert hatten. Sie vernichteten einen Frachter des Andorianischen-Bergbau-Konsortiums um kurz darauf wieder so schnell verschwanden, wie sie gekommen waren.

Gardner konnte nicht umhin, das Können der beiden Kreuzerbesatzungen anzuerkennen. Trotz der hervorragenden Ortungssysteme der SCHARNHORST waren sie nur für knappe drei Minuten innerhalb ihrer Scannerreichweite gewesen.

Die Besatzung der SCHARNHORST war mehr als erstaunt gewesen, dass die Imperatrice nicht augenblicklich die Verfolgung der beiden andorianischen Schiffe befohlen hatte. Gardner waren die bedeutungsvollen Blicke, die zwischen den Brückenoffizieren gewechselt wurden, keinesfalls entgangen. Nur langsam hatte sich die Besatzung wieder entspannt, und nicht Wenige hatten den Fleetadmiral fragend angesehen.

Gardner gab sich unbeeindruckt. Lediglich Vilarai schenkte er ein flüchtiges Lächeln, welches sie mit einem Vorspreizen ihrer Antennen quittierte. Jeffrey Gardner, der wusste was sie damit meinte, gestattete sich ein unterdrücktes Schmunzeln.

Fast in demselben Augenblick veränderte sich die Haltung der Andorianerin, als sie ein Signal von ihren Instrumenten bekam. „Ein Raumschiff nähert sich mit hoher Warpgeschwindigkeit dem System“, meldete sie mit klarer Stimme, nun wieder ganz der Taktische Offizier. „Das sich schnell nähernde Raumschiff ist eindeutig andorianischer Bauart - KIR´TA´SHAN-KLASSE.“

Hoshi Sato schwang im Kommandosessel herum und blickte fragend zu Commander Selas. „Was ist mit dem zweiten, andorianischen Kreuzer?“

Vilarai Selas erwiderte den Blick der Imperatrice und antwortete: „Ich habe nur dieses eine Schiff auf den Scannern. Das andere Raumschiff ist nicht dabei.“

Satos Augenbrauen hoben sich, während ihre Augen zu schmalen Schlitzen wurden. „Finden Sie das nicht merkwürdig, Commander? Man sollte doch annehmen, dass sie einen Überraschungsangriff aus zwei entgegengesetzten Richtungen starten, wenn sie schon die Möglichkeit dazu haben.“

„Sie haben Recht, Imperatrice. Dieses Verhalten der Rebellen ist ungewöhnlich. Ich empfehle näher an Capella IV heranzufliegen.“

Hoshi Sato erhob sich aus dem Sessel und schritt zur Andorianerin hinüber. „Nein, wir bleiben auf Position. Erhöhen Sie die Scannerreichweite auf das absolute Maximum, Commander Selas.“

Sie baute sich neben der Andorianerin auf, welche sie auch ohne Antennen um eine halbe Kopflänge überragte. Überlegend blickte die Asiatin auf die Instrumente und wandte sich nach einigen Sekunden, mit nachdenklicher Miene an die Andorianerin. „Scannen Sie nach erhöhten Neutrino-Werten.“

Commander Selas nahm die entsprechenden Schaltungen vor. Ungeduldig sah Hoshi Sato ihr dabei zu und wartete auf das Ergebnis.

Jeffrey Gardner kam zu ihnen herüber und blieb auf der anderen Seite der Konsole stehen. Neugierig blickte er seine Frau an und fragte leise: „Vermutest du etwas Bestimmtes?“

„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete seine Frau nachdenklich. „Mir kam da nur eben ein Gedanke, der mir überhaupt nicht gefällt.“

„Negativ“, meldete Selas einen Moment später. Ich habe das gesamte System gescannt, aber nirgendwo erhöhte Neutrinoemissionen entdecken können.“

Ein Zirpen von ihren Instrumenten ließ Selas aufmerksam werden. Verwunderung spiegelte sich auf ihrem blauen Gesicht wider, als sie meldete: „Das zweite Raumschiff der Andorianer ist direkt über der Stadt des vierten Planeten aufgetaucht, Imperatrice. Kein Anflug. Es war ganz plötzlich da.“

Jeffrey Gardner wandte sich überrascht an seine Frau. „Die Romulaner haben das Schiff mit einem Tarnfeld-Generator ausgerüstet; möglicherweise sogar alle beiden Schiffe. Das wirft unsere Pläne über den Haufen. Wir sollten sie uns jetzt schnappen, bevor sie Gelegenheit haben zu entwischen.“

Hoshi Sato schüttelte unmerklich den Kopf und eilte zum Kommandosessel. Schnell aktivierte sie die Verbindung zum Maschinenraum. „Mister Petersson, haben wir eine Möglichkeit ein getarntes Schiff, dass eine romulanische Tarnvorrichtung benutzt, auch dann bei Warp-Geschwindigkeit zu orten, wenn es keinen anmessbaren Neutrinoausstoß gibt?“

„Schwierig, aber nicht ganz unmöglich“, antwortete Petersson auf die ihm eigene, diplomatische Art. „Wenn es uns gelingt lange genug an einem der Schiffe dranzubleiben, nachdem es die Tarnung aktiviert hat, könnte ich die Scanner auf die Phasenvarianz des Tarnfeldes ausrichten. Dafür darf das Schiff aber nicht sofort seinen Kurs ändern, sonst verlieren wir es.“

„Wie lange brauchen sie für diese Abstimmung?“

„Der Frequenzpeiler braucht maximal fünf Sekunden, Imperatrice.“

„Dann schwingen sie ihre langen Beine und kommen sie auf die Brücke, Mister Petersson, aber dynamisch“, kommandierte Hoshi und schaltete ab.

Jeffrey trat dicht an sie heran. Er verwünschte die Tatsache, dass sie zu weit entfernt waren, um die Geschehnisse im Capella-System auf dem Bildschirm beobachten zu können. Dies ließ sich jedoch nicht umgehen, um eine mögliche Entdeckung durch die Rebellen auszuschließen. So leise, dass nur Hoshi ihn verstehen konnte, raunte er ihr zu: „Hältst du das für richtig? Die Gefahr, dass sie uns entwischen ist nicht gerade gering.“

Hoshi blickte ihn entschlossen an und erwiderte ebenso leise: „Diese Chance, der Rebellion einen entscheidenden Schlag zu versetzen, werde ich mir nicht entgehen lassen...“ Sie nahm wieder im Kommandosessel Platz und wandte sich an den Steuermann: „Mister Steiner, beschleunigen Sie das Schiff mit Dreiviertel Impuls, Richtung Capella. Wenn die Andorianer das Weite suchen wollen wir uns an ihre Fersen heften. Navigator, Sie behalten die Fluchtkurs-Vektoren im Auge, damit wir sie nicht verlieren.“

Die beiden Offiziere bestätigten. Gleichzeitig verließ Lieutenant-Commander Petersson Turbolift-A und trat schnell zu Commander Selas. Die Andorianerin informierte den Chief kurz über die Lage und machte ihm so weit Platz an den Konsolenkontrollen, dass Petersson von nun an jederzeit problemlos die notwendigen Modifizierungen der Scanner vornehmen konnte, sobald die KUMARI sich wieder tarnte.

„Das andorianische Schiff nimmt Fahrt auf!“, machte Selas den Chief aufmerksam.

Petersson hielt sich bereit und las laufend die Entfernungswerte ab.

Als der andorianischer Kreuzer Fahrt aufnahm, setzte Steiner die SCHARNHORST, seitlich versetzt, vor das Feindschiff, ließ es überholen und beschleunigte den Schlachtkreuzer dann.

„Der andorianische Kreuzer tarnt sich“, meldete Commander Selas ruhig.

Neben ihr begann Petersson fieberhaft zu arbeiten und den Frequenzpeiler abzustimmen. Er konnte sich vorstellen, was passieren würde, sollte er hier versagen. Knapp fünf Sekunden später meldete er, sichtlich triumphierend: „Peilung steht, Imperatrice. Diese Burschen werden uns nun nicht mehr entkommen.“

„Das will ich hoffen, Chief. Es wäre schade, um Ihren Kopf.“

„Und ich habe ihn schon so lange“, murmelte Petersson so leise, dass nur Commander Vilarai Selas ihn hören konnte. Laut sagte der Mann: „Aye, Ich koppele den Peiler mit der taktischen Anzeige.“

Hoshi forderte Taarash auf: „Auf den Schirm, Lieutenant.“

Der Tellarit nahm die entsprechende Schaltung vor und augenblicklich erschien die taktische Darstellung ihrer augenblicklichen Position und die der beiden Andorianer-Kreuzer auf dem Hauptbildschirm. Die beiden andorianischen Kreuzer beschleunigten mit halbem Impuls und blieben im engen Formationsflug unter Warp. Hoshi Sato begann sich zu fragen, auf was die beiden Generäle wohl warteten. Hatten die beiden noch etwas im Capella-System zu erledigen? Die Imperatrice konnte es sich nicht recht vorstellen und verwarf den Gedanken daran. Dennoch schien ihr dieses Verhalten merkwürdig.

Eine Viertelstunde lang änderte sich nicht, doch dann steigerten beide Andorianer-Kreuzer plötzlich ihre Unterlichtfahrt. Schon im nächsten Moment wurde ersichtlich, dass einer der beiden Kreuzer über die negative Rot-Koordinate ausscherte.

Hoshi Satos Kommando kam sofort: „Steuermann, wir bleiben an der KUMARI. Das andere Schiff müssen wir vorerst fliegen lassen.“

Während Steiner bestätigte, wechselten Hoshi und ihr Mann bedeutungsvolle Blicke. Hatten die Andorianer möglicherweise etwas gemerkt?

Die Imperatrice schloss diese Möglichkeit zwar nicht ganz aus, aber es erschien ihr doch höchst unwahrscheinlich. Viel eher glaubte sie, dass es sich bei diesem Manöver um ein zuvor abgesprochenes Manöver handelte. Wie auch immer – früher oder später würden beide Schiffe zum Stützpunkt zurückkehren, also war es letztlich egal, welchem sie dabei folgten.

Jeffrey Gardner fing ihren triumphierenden Blick auf und raunte ihr leise zu: „Sieht ganz so aus, als sollte dein Plan aufgehen, Teufelchen.“

„Wenn wir erst einmal wissen wo sich diese Bande verkrochen hat, werden wir diese törichte Rebellion mit einem entschlossenen, harten Schlag zerschmettern“, prophezeite die Japanerin und ein diabolisches Funkeln lag dabei in ihrem Blick. In Gedanken fügte sie hinzu: Und dann werde ich den verdammten Romulanern beibringen was Demut heißt.
 

* * *
 

„Nicht mehr lange, und wir werden diesen verdammten Terranern beibringen was Demut heißt“, prophezeite General Thy'Ron Dheran, fast in demselben Moment und blickte dabei zu Lieutenant-Commander T'Pol.

Neben dem Andorianer stand die Vulkanierin nun auf der Brücke der RAKARI. Erst vor wenigen Minuten waren sie, nach einem Abstecher zur Krankenstation der KUMARI, von dort aus hierhergekommen. Gleich darauf hatte Dheran den Befehl zum Abdrehen gegeben, ein zuvor verabredetes Manöver, dass Commander Te'Voral vom Tal´Shiar höchstwahrscheinlich nicht gefallen würde.

Doch das war dem General ziemlich einerlei. Zunächst galt es, dem Einsatzverband entgegenzueilen, der auf halber Strecke, zwischen dem Mutara-Sektor und Capella, auf sie warten würde. Vier Schiffe vom Rang der RAKARI würden sie erwarten und zusammen würden sie sich auf den Weg machen, die Pläne der DEFIANT zu bergen.

Bei diesem Gedanken blickte der andorianische General wieder zu T'Pol. Er bewunderte ihre Haltung, nach all den Jahren, die sie auf Capella IV gelitten haben musste – hoch aufgerichtet, stolz, diszipliniert.

Damit hätte sie jeder Andorianerin der Garde zur Ehre gereicht. Und im Moment, in eine enge, andorianische Lederuniform gekleidet, sah sie sogar fast wie eine aus. Bis auf die äußeren Merkmale, sinnierte der General belustigt. Was für ein Volk hätten die Vulkanier sein können, würden sie sich nur von ihren Gefühlen leiten lassen. Was für eine Frau könnte diese T'Pol sein. Eine Göttin, die es wert wäre für sie zu kämpfen - und für sie zu sterben.

Für einen Moment horchte der andorianische General verwundert in sich hinein. War da etwa ein Gefühl von Begierde in ihm aufgestiegen? Begierde für diese vulkanische Frau? Dheran verdrängte diesen absurden Gedanken und wartete auf die Reaktion der Vulkanierin.

Die hochgewachsene, hagere Vulkanierin ballte ihre Hände zu Fäusten, als sie mit dunkler Stimme antwortete: „Alles, was ich möchte, ist, mein Volk von den Sklavenfesseln der Terraner zu befreien.“

„Was für ein nobles Ansinnen“, entfuhr es Dheran spöttisch. „Geben Sie zu, dass Ihnen die Gelegenheit, sich an Hoshi Sato zu rächen, auch nicht gerade ungelegen käme.“

T'Pol funkelte den Andorianer an und entgegnete kühl: „Rache entspricht nicht den Gepflogenheiten meines Volkes...“

„Halten Sie mich nicht für einen Narren“, fuhr Dheran ihr scharf in die Parade. „Wenn ich das schon höre: Gehört nicht zu den Gepflogenheiten meines Volkes... Hören Sie zu, Verehrteste. Versuchen Sie nicht mir einzureden, in ihren Adern würde Eiswasser, statt Blut, fließen. Dieses Argument würde eher mir, als Andorianer, zustehen. Sie und ich, wir sind uns verdammt noch mal viel ähnlicher, als Sie zugeben wollen. Also kommen Sie mir nicht damit, was für eine hohe Ethik ihr Volk besitzt. Wenn man Sie, mit der Imperatorin des Imperiums, in einen Raum sperren würde, dann gäbe es innerhalb kürzester Frist Mord und Totschlag, darauf verwette ich meinen Rang als General. Sie würden diese Giftschlange niederschlagen, wo sie steht.“

Für einen Moment war T'Pol versucht zu erwidern, dass sie das bereits hinter sich hatte. Laut sagte sie schließlich zu Dheran, der während seiner Tirade immer näher gerückt war: „Es könnte nicht schaden, wenn Sie sich mal waschen würden, General Dheran. Mit Verlaub, Sie stinken.“

Der von T'Pol erwartete Wutausbruch blieb aus. Stattdessen näherte sich Dheran ihr noch etwas mehr und konterte naserümpfend: „Sie haben es gerade nötig, Verehrteste.“

Commander Telev, der ebenfalls noch keine Gelegenheit gefunden hatte sich umzukleiden, hatte für einen Moment lang den Eindruck, beide würden sich aufeinander stürzen, doch dann entspannte sich die Haltung der beiden wieder und T'Pol sagte leise: „Wenn sie die Güte besitzen würden, mir ein Quartier zuzuweisen, dann könnte ich ihrer Aufforderung nachkommen, General.“

„Sie werden schon mit meinem Quartier vorlieb nehmen müssen“, versetzte der General. „Die RAKARI ist ein Kampfkreuzer und kein Passagierschiff.“

T'Pol quittierte seine Worte mit unbewegter Miene. „Es wird genügen, General.“

„Dann folgen Sie mir, Lieutenant-Commander.“

Sie verließen gemeinsam die Brücke und schritten nebeneinander durch die Gänge des andorianischen Kriegsschiffes. Dabei stiegen Erinnerungen in T'Pol auf – Erinnerungen an ihre Zeit auf der ENTERPRISE und der AVENGER.

Beinahe wäre damals der Putsch, den sie angeführt hatte gelungen, und Hoshi Sato wäre vielleicht schon Geschichte. Nicht mehr als eine Fußnote der Geschichte. Es war jedoch müßig vergebenen Gelegenheiten nachzutrauern.

Die Jahre auf Capella IV hatten sie nicht umbringen können, sondern nur härter gemacht, und nun erhielt sie vom Schicksal eine zweite Chance wieder in das galaktische Geschehen einzugreifen. Und diese Chance wollte sie nutzen.

Sie kannte zwar den Andorianer an ihrer Seite nicht, aber das, was sie über ihn gehört hatte, ließ sie hoffen. Auch ihr Gefühl sagte ihr, dass der General kein unehrenhafter Mann war, doch zunächst, so nahm sie sich vor, würde sie vorsichtig bleiben.

Sie zuckte zurück, als Dheran sie am Oberarm berührte und schreckte aus ihren Gedanken auf. Funkelnd sah sie ihn an und sie entspannte sich erst, als sie seinen verstehenden Blick bemerkte.

„Ich wollte Sie nicht erschrecken“, erklärte General Dheran ungewohnt sanft und deutete auf das Schott zu seiner Linken. „Wir sind da.“

„Danke, General.“ T'Pol registrierte, dass Dheran ihr, trotz seiner heftigen Art, auf der Brücke, höflich den Vortritt ließ. Genau diese Sprunghaftigkeit im Verhalten der Andorianer hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen zwischen ihrem und seinem Volk geführt. Wenn man das Terranische Imperium erfolgreich bekämpfen wollte, dann würden beide Seiten ihre Ressentiments überwinden müssen. Egal welchen Zielen dieser andorianische General auch sonst folgte, er hatte sie gerettet und das unter Einsatz seines eigenen Lebens.

T'Pol betrat den behaglich eingerichteten Wohnraum. Sie hatte einen etwas spartanischeren Lebensbereich erwartet, doch der Raum strahlte eine gewisse Gemütlichkeit aus. Hauptsächlich wohl durch das Regal an der Wand, auf dem Thy'Ron Dheran einige persönliche Gegenstände und Bilder aufbewahrte. Auch die kleine Sitzecke aus dunklem Leder trug mit dazu bei.

Dheran deutete zum linken Durchgang, der durch ein transparentes Schott abgeteilt war. „Dort finden sie den Sanitärbereich, Lieutenant-Commander. Es gibt dort eine Dusche, Seife und Badetücher – nichts Besonderes, aber es wird genügen müssen.“

„Danke, General Dheran. Ich weiß ihr Entgegenkommen zu schätzen.“ Der Vulkanierin war etwas merkwürdig zumute, weil sie in dem Raum nebenan trotzdem den Blicken des Andorianers ausgesetzt sein würde.

Offensichtlich hatte dieses Volk andere Vorstellungen von Schamgefühl, als Vulkanier. Während T'Pol sich zögernd entkleidete, warf sie gelegentlich einen Blick durch das transparente Schott, wobei sie feststellte, dass der General sich in den Raum gegenüber begeben hatte. Offensichtlich zeigte er wenig Interesse daran, ihr beim Entkleiden, oder duschen, zuzusehen. Während sie aus ihrer hautengen Leder-Kombi schlüpfte, fragte sie sich, ob sie darüber erfreut oder verärgert sein sollte.

Sie legte die Kombi auf einen niedrigen Hocker und schob das dünne Unterhemd nach oben, um es über den Kopf auszuziehen. Als sie auch den Slip an ihren straffen Beinen hinab streifte, warf sie einen schnellen Blick in das Spiegelfeld zu ihrer Linken.

Ihr Körper war hager geworden. Gleichzeitig hatten sich ihre Muskeln durch die körperliche Arbeit stärker herausgebildet. Ihre Hände glitten über den flachen Bauch hinauf zu ihren straffen Brüsten und weiter zu ihren Schultern.

Die dunklen Ränder unter den Augen und die etwas eingefallenen Wangen störten den Eindruck einer hübschen Frau etwas, aber das würde sich bald gegeben haben. Sie wurde sich, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, bewusst, dass sie eine Frau war, die durchaus anziehend auf einen Mann wirken konnte.

Vielleicht wurde ihr das deshalb gerade jetzt bewusst, weil die sieben Jahre beinahe wieder um waren und sie bereits die ersten Anzeichen des Pon Farr spürte.

„Nicht jetzt“, flüsterte sie dunkel zu sich selbst und ihre Worte wirkten fast wie ein Flehen. „Bitte, nicht jetzt...“

Sie stellte sich in die Duschmulde und aktivierte den Wasserzufluss. Ohne weiter darauf zu achten, ob Dheran sie nun sehen konnte, oder nicht, ließ sie das heiße Wasser, mit geschlossenen Augen, über ihren Körper rieseln. Erst nach einer ganzen Weile öffnete sie ihre Augen wieder und griff nach der Seife.

Von General Dheran war nichts zu sehen. Offensichtlich teilte er die Lust, sie nackt zu sehen, nicht mit einigen der menschlichen Wächter, auf Capella IV, oder falls doch hatte er sich besser im Zaum.

Nachdem sie geduscht und sich abgetrocknet hatte, wickelte sie sich eines der kleineren Tücher um ihre nassen Haare, während sie eines der Badetücher fest um ihren Körper wickelte. Danach schnappte sie sich ihre Kleidung und verließ den Sanitärbereich.

Im Wohnraum kam ihr Dheran wieder entgegen, nur mit einer leichten Hose bekleidet. Die Vulkanierin konnte nicht umhin, einen Blick auf seinen, von Narben überzogenen, Oberkörper zu werfen. Er war ein gut aussehender Mann, wie sie mit einem merkwürdigen Kribbeln im Körper feststellte.

Hochgewachsen, breitschultrig mit schlanken, muskulösen Gliedern. Sie bemerkte, dass sie ihm nachblickte und wandte sich, leise fluchend, ab. Dieser Dheran war ein Mistkerl, der auf Frauen wirkte und er wusste es vermutlich auch.

T'Pol wollte sich wieder ankleiden, aber fast magisch wurde ihr Blick von dem General angezogen, der nun nackt unter der Dusche stand und sich völlig zwanglos dem Duschvergnügen hingab. Sie wollte sich wieder abwenden, aber sie schaffte es nicht. Unterbewusst spürte sie, dass sie am gesamten Körper zu zittern begann, was nicht an der herrschenden Raumtemperatur lag.

Beinahe wie in Trance legte sie die Uniform und die Wäsche auf einen der Sessel und näherte sich, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, dem Schott zum Sanitärraum. Langsam zog sie das Handtuch vom Kopf, schüttelte ihr langes Haar zurück und öffnete dann das Badetuch. Achtlos ließ sie es zu Boden fallen und öffnete das Schott.

Verwundert drehte sich der Andorianer zu T'Pol um und beobachtete mit gelinder Verwunderung, wie die splitternackte Vulkanierin langsam näher kam. Ein seltsamer Glanz lag dabei in ihrem Blick, den der General nicht zu deuten wusste.

T'Pol blickte direkt in die blau-violetten Augen des unbekleideten Andorianers und legte zuerst ihre linke Hand auf seine Brust, dann auch die rechte.

Thy'Ron Dheran blieb zunächst abwartend wobei er feststellte, dass T'Pols Augen nun beinahe dieselbe Leidenschaft ausdrückten, wie die einer Romulanerin und langsam begann er zu ahnen, was in der Vulkanierin vorging.

Als die Hände der Vulkanierin damit begannen, sich über seine Brust hinauf zum Hals zu bewegen, legte er seine Hände auf ihre nassen Hüften und zog sie langsam zu sich heran.

T'Pol drängte sich verlangend gegen den nackten Körper des Generals und als er endlich seine Lippen auf ihre legte, küsste sie ihn leidenschaftlich fordernd.

Sie wand sich wie eine Schlange, in seiner festen Umarmung und als sie mit den Fingerspitzen ihrer linken Hand seine Antennenansätze berührte, spürte sie eine eindeutige Reaktion darauf.

Zielstrebig griff sie nach seiner Männlichkeit und sie gurrte leise, als sich ihre Finger fest darum schlossen. Feurige Wellen flossen durch ihren gesamten Körper, als Dheran ihre intimste Stelle streichelte und ihre Brüste küsste. Verlangend schlang sie dabei ihr linkes Bein um seine Hüften.

Als er endlich in sie eindrang, öffnete sie ihre Lippen und ein versagendes Seufzen drang aus den Tiefen ihres Körpers. Fest presste sie sich gegen den Andorianer, legte eine Hand auf seinen Po und gab immer schneller den Takt vor.

Im Moment drehte sich ihr gesamtes Denken und Sehnen nur darum, wild von diesem andorianischen Mann genommen zu werden. Alles Andere war in diesem Moment nicht mehr länger gegenwärtig. Momentan gab es nur noch ihn und sie…
 

* * *
 

Als Thy'Ron Dheran zwischen den zerwühlten Decken seines Bettes aufwachte, galt sein erster Blick T'Pol, die eng umschlungen in seinen Armen lag und friedlich schlief. Sanft berührte er T'Pols Schulter und die Ohrenspitzen mit seinen Fingern. Die Vulkanierin merkte nichts davon. Sie kuschelte sich im Schlaf lediglich enger an ihn.

Der Andorianer überlegte, ob sie ihre Handlung bedauern würde, sobald sie erwachte und er stellte zu seiner gelinden Verwunderung fest, dass ihm dies nicht recht wäre. Dabei hatte er die vulkanische Frau zuerst zurückweisen wollen, als sie so überraschend in der Dusche aufgetaucht war. Doch da war etwas in ihrem Blick; in ihrem gesamten Wesen gewesen, dass ihn davon abgehalten hatte und nachträglich bedauerte er dies durchaus nicht.

Er lächelte in der Erinnerung daran, dass sie nach dem Duschen gleich nochmal über ihn hergefallen war, wobei sie sich, in einem Anfall von Raserei gegenseitig gekratzt und gebissen hatten. Dheran fragte sich, ob T'Pol im Bett immer so wild sein würde, oder ob ihr Verhalten nur deshalb so gewesen war, weil sie förmlich ausgehungert nach Liebe sein musste, und zudem die Zeit für ihr Pon Farr herangekommen war.

Der Andorianer schüttelte die düsteren Gedanken und Ahnungen ab. Er strich T'Pol eine Strähne ihrer langen, braunen Haare aus der Stirn und beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf die Wange zu küssen. Ihre exotische, helle Haut übte einen eigenartigen Reiz auf ihn aus und er gab dem Verlangen nach, die Vulkanierin unter der Decke zu umarmen und sie erneut zu küssen. Diesmal auf die Lippen.

T'Pol gab ein behagliches Gurren von sich. Noch im Halbschlaf öffnete sie ihre Lippen, legte ihren Arm um den Andorianer und erwiderte seinen Kuss. Einen Moment später war sie wach. Sie ließ von dem Andorianer ab und zog schnell ihren Arm zurück. Gleich darauf gab sie ihm eine schallende Ohrfeige.

Perplex blickte Dheran die Vulkanierin an und für einen Moment sah es so aus, als wolle er sich auf sie stürzen. Dann fragte er ironisch: „Heißt das etwa, du liebst mich nicht?“

Die Vulkanierin richtete sich im Bett auf, blickte Dheran verwirrt an und hielt sich die Hände vor die Brüste

Thy'Ron Dheran begann schallend zu lachen. „Wenn du wüsstest wie lächerlich das ist. Falls du es vergessen haben solltest, wir haben leidenschaftlich miteinander geschlafen und ich weiß, wie du nackt aussiehst.“

Erst die Worte des Generals schienen T'Pol endgültig in die Realität zurückzuholen. Schnell beugte sie sich vor und umarmte den Andorianer, der nun gar nicht mehr wusste, wie ihm geschah.

Nach einem Moment entschloss Dheran sich dazu, sie einfach in die Arme zu nehmen. Er spürte, wie die vulkanische Frau sich an ihn schmiegte und ihre Schultern zu zucken begannen.

Darauf war auch ein erfahrener Mann wie Dheran nicht vorbereitet – eine Vulkanierin, die Gefühl zeigte und ihren Emotionen freien Lauf ließ. Immer heftiger wurde ihr Schluchzen, bis sie gequält aufschrie und sie sich heftig in seinem Griff zu winden begann. Wild wollte sie sich losreißen, doch Dheran presste sie unerbittlich an sich, selbst, als sie wütend nach ihm zu schlagen begann. Erst, als T'Pol sich beruhigte, lockerte sich sein fester Griff und er streichelte sanft über ihr Haar.

„Es ist vorbei“, flüsterte der General in ihr Ohr und wiegte sie leicht in seinen Armen. „Die Tortur der Gefangenschaft liegt hinter dir. Niemand wird es wagen dir etwas zu tun, solange du bei mir bist. Ich werde auf dich achtgeben, hörst du?“

Die Vulkanierin schlang ihre Arme um den Andorianer und presste sich, beinahe wie nach Hilfe suchend, an ihn.

Eine Weile verbrachten sie so, eng umschlungen, bis plötzlich der Türsummer ertönte.

Beide fuhren auseinander, stiegen aus dem Bett und begannen damit, sich im Wohnraum hektisch anzuziehen. „Einen Augenblick Geduld!“, rief Dheran nach draußen, während T'Pol nach ihren Stiefeln suchte.

Dheran reichte sie ihr und für den Blick, den sie ihm zuwarf, hätte er sie erneut küssen mögen. Doch nun war nicht der rechte Zeitpunkt dafür. Der General hatte Commander Telev damit beauftragt, ihn zu informieren, wenn sie den nächsten Sektor erreichten. Er wollte dann auf der Brücke sein, da der Sektor des Satarranischen Reiches nicht ganz gefahrlos zu durchfliegen war.

Als Dheran fertig war, überzeugte er sich, dass auch T'Pol so weit angekleidet war. Er wollte keinen Verdacht bei Telev erregen, wenn dieser zu ihnen hereinkam.

An Telev´s Miene war nicht abzulesen, was der Commander dachte, als er T'Pol kurz zunickte, bevor er dem General meldete, dass die RAKARI die Grenzen des Satarranischen Reiches bald erreichen würde.

„Danke, Commander!“ Dheran wandte sich an T'Pol: „Möchten Sie mitkommen, Lieutenant-Commander?“

Der General erkannte am kurzen Aufleuchten in T'Pols Augen, dass sie ihm dankbar dafür war, sie nicht im Beisein Telev´s zu duzen. Während sie sich zu dritt auf den Weg zur Brücke machten, überlegte Dheran, was sein Freund Thy'Lek zur Stunde gerade tat. Te'Voral würde alles andere als erfreut sein zu erfahren, dass sie nicht dabei sein würde, wenn T'Pol und er die Pläne holten. Er war froh, in diesem Moment nicht in Thy'Leks Haut zu stecken.
 

* * *
 

Zorn loderte in Te'Vorals Augen.

Vor wenigen Augenblicken hatte General Shran ihr eröffnet, dass die RAKARI ausscheren würde um sich mit vier weiteren Schiffen der KIR´TA´SHAN-KLASSE, zu welcher auch die KUMARI gehörte, zu treffen, während die KUMARI weiter Kurs auf den Mutara-Nebel hielt.

Die Romulanerin funkelte Shran an und sagte scharf und erregt zugleich: „Was fällt Ihnen ein, das Romulanische Reich derart zu hintergehen? Dieser Verrat wird nicht ungesühnt bleiben, das kann ich Ihnen garantieren, General!“

Die andorianischen Offiziere auf der Brücke wurden unruhig, bei ihren Worten, und Commander Talas legte, ganz offen drohend, ihre Hand auf den Kolben ihrer Waffe.

General Shran legte Talas vertraulich seine Hand auf das Handgelenk und machte einen Schritt auf Commander Te'Voral zu. „Wenn ich das Wort Verrat je wieder auf meinem Schiff höre, dann werden sie mich einmal richtig wütend erleben, Commander.“

Seine Stimme wurde leiser, dafür sprach er mit mehr Betonung: „Hören Sie, Commander Te'Voral, wenn ein Unternehmen zu glattgeht, dann stimmt da etwas nicht. Ich habe da, seit der Rückkehr auf die KUMARI, ein ganz mieses Gefühl. Mir scheint es fast so, als hätte man uns entkommen lassen wollen.“

„Warum sollten die Terraner das wollen, General?“

Shrans Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Was denken Sie denn, Commander?

Te'Voral streckte sich. „Nun, wenn sie uns folgen könnten, ohne dass wir davon etwas bemerken würden, dann würden wir sie direkt zum Ceti-Alpha-System führen. Aber das können sie nicht, denn wir sind getarnt und die Terraner besitzen keine Tarnvorrichtung.“

„Vor zwölf Jahren besaßen sie eine“, konterte Shran heiser. „Mit ihrer Hilfe sind sie in den Raum der Tholians eingedrungen und haben die DEFIANT gekapert.“

„Sie vergessen, dass die ENTERPRISE dabei vernichtet wurde und mit ihr diese verdammte Tarnvorrichtung“, gab Te'Voral zu bedenken. „Und sie hatten keine zweite, sonst hätte man zwei Schiffe zu den Tholians geschickt.“

Shran verschränkte die Hände auf dem Rücken: „Sind Sie sicher?“

Die Romulanerin verzichtete auf eine Antwort aber ihre Miene drückte aus, was sie von Shrans Theorie hielt.

Der Andorianer gab ihr einen Wink und schritt mit ihr zur Astrometrik-Konsole. Er rief die Karte des Sektors auf, in den sie gerade einflogen und deutete auf einen Sternennebel.

Wir werden durch die Randgebiete dieses Nebels fliegen. Falls ich Recht habe, werden wir das spätestens dort feststellen. General Dheran wird einen ähnlichen Nebel durchfliegen, falls er derjenige ist, den man verfolgt.“

„Und falls Sie falsch liegen? Wie lange wollen Sie durch diesen Nebel kriechen?“

„So lange wie es nötig ist“, schnappte Shran, dem die Art der Romulanerin schwer auf die Nerven ging. „Wir werden den Nebel in etwa zwei Tagen erreichen – dann werden sehen, ob ich paranoid bin, oder ob ich richtig liege.“

Die Romulanerin hatte eine passende Entgegnung auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. In zwei Tagen würde man weitersehen.
 

* * *
 

Imperatrice Hoshi Sato lehnte sich im Sessel des Captains zurück und blickte mürrisch auf den Hauptbildschirm. Seit zwei Tagen folgte die SCHARNHORST der KUMARI, ohne dass sich etwas Nennenswertes ereignet hatte.

Schon früher hatte Hoshi solche ereignislosen Phasen während eines Raumfluges gehasst und in all den Jahren war, hatte sich diese Angewohnheit nicht geändert. Langsam begann ihre schlechte Laune auch die Crew auf der Brücke zu erfassen und die Spannung zwischen den Offizieren auf der Brücke war beinahe greifbar.

Selbst Jeffrey Gardner, sonst der ruhende Pol der Besatzung, wanderte wie ein gefangener Tiger in der Zentrale auf und ab. Wobei er die verstohlenen Blicke von Vilarai Selas auffing, die sie ihm von Zeit zu Zeit zuwarf. Aber selbst die Gedanken an den warmen, weichen Körper dieser leidenschaftlichen Andorianerin konnte ihn nur unwesentlich aufheitern. Schlecht gelaunt kontrollierte er die Arbeit von T´Lari.

Die junge Vulkanierin ließ sich nichts anmerken und kontrollierte weiterhin die Normal- und Subraumfrequenzen.

Im nächsten Moment verkündete Commander Selas mit klarer Stimme: „Interstellarer Nebel der Klasse 17 voraus. Die KUMARI hält auf die Randgebiete des Nebels zu.

Mit wenigen Schritten war Gardner an ihrer Seite und forderte: „Scannen Sie die Umgebung des Nebels, Commander. Ich will wissen, ob es irgendwelche anderen Schiffe in der Nähe gibt. Wie groß ist der Nebel?“

Die Andorianerin nahm eine Einstellung an der Konsole vor, wobei ihre Hand, wie zufällig, die seine berührte. „Etwa zwei Lichtmonate, Admiral. Ich scanne keine anderen Raumschiffe in dieser Gegend.“

„Danke Commander.“ Gardner warf Selas einen warnenden Blick zu schritt zu seiner Frau. „Was denkst du? Ob sie sich dort verstecken?“

Hoshi blickte nachdenklich zu ihrem Mann auf und meinte grüblerisch: „Wäre nicht unmöglich, aber ich glaube, dass sie dort nur einen Zwischenstopp einlegen. Vielleicht haben sie technische Schwierigkeiten.“

„Schön wäre es“, meinte Gardner zweifelnd und legte seine Hände auf den Rücken. Nach einer Weile nahm er seine Wanderung durch die Zentrale wieder auf. Nach einigen Minuten wandte er sich erneut an Commander Selas: „Wann werden wir den Nebel voraussichtlich erreichen, Commander?“

„Wir erreichen die Außenbereiche in dreiundzwanzig Minuten“, antwortete Selas sachlich. „Die KUMARI wird vermutlich vorher auf Impulsgeschwindigkeit zurückfallen.“

Gardner nickte Commander Selas zu und wandte sich an Lieutenant Steiner. „Passen Sie auf, Mister Steiner. Wenn die KUMARI unter Warp geht dann müssen wir dran bleiben.“

„Aye, Sir“, bestätigte der blonde, schlaksige Mann.

An der Taktischen Station bereitete Commander Vilarai Selas, ohne besondere Aufforderung, die Defensiv- und Waffensysteme der SCHARNHORST vor. Obwohl die Andorianerin befürchtete, dass die Defensiv-Systeme im Nebel nicht funktionieren würden. Doch sie hütete sich, aufgrund einer Vermutung das Schiff unnötig in Gefahr zu bringen, indem sie diese Systeme einfach ignorierte. Abwartend beobachtete sie den Admiral bei seiner Wanderung durch die Zentrale und wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihm allein zu sein. Sie vermied jedoch dieses Verlangen zu zeigen, was das anging, würde seine Frau sicherlich keinen Spaß verstehen.

Schneller als gedacht kam der Zeitpunkt heran, bis die KUMARI unter Warp ging. Steiner reagierte umgehend und ließ die SCHARNHORST unter Warpgeschwindigkeit fallen. Im Abstand von 25.000 Kilometern folgte der getarnte, terranische Schlachtkreuzer dem andorianischen Kreuzer mit voller Impulsgeschwindigkeit. Dass die terranischen Impulstriebwerke den andorianischen überlegen waren, wurde dadurch deutlich, dass sich der terranische Schlachtkreuzer schnell an das verfolgte Schiff heranschob.

An Bord der KUMARI schien man nichts von der Verfolgung bemerkt zu haben, denn das Schiff hielt unverändert auf den Nebel zu. Es wurde immer offensichtlicher, dass der Kreuzer der Rebellen tatsächlich hineinzufliegen gedachte.

Auf der SCHARNHORST wandte sich Gardner an seine Frau: „Was diese Bande wohl in dem Nebel zu suchen hat? Vielleicht befindet sich deren Versteck doch dort drinnen.“

„Wir werden es bald feststellen“, entgegnete Hoshi bestimmt. Die seltsame Unruhe ihres Mannes wirkte beinahe ansteckend. So kannte sie Jeff nicht.

Der Fleetadmiral schritt zu Namoro Enbara , der angespannt in sein Lesegerät blickte.„Was sagt ihre Spekuliertrichter, Lieutenant-Commander? Gibt es irgendwelche Besonderheiten in der Zusammensetzung des Nebels?“

Namoro blieb konzentriert und antwortete, ohne den Blick von seinen Instrumenten zu nehmen: „Nein, Admiral. Der Nebel besteht überwiegend aus molekularem Wasserstoff. Dazu gibt es Spuren von Helium und Kohlenstoff. Der Nebel ist etwas dichter als gewöhnlich und mit vereinzelten Ballungszentren. Nichts Außergewöhnliches, soweit ich das feststellen kann, Sir.“

„Danke, Mister Enbara.“ Gardner wandte sich ab und schritt zu seiner Frau hinüber.

Die Japanerin spürte seine Besorgnis und fragte leise: „Was ist mit dir?“

Gardner sah seine Frau nachdenklich an und antwortete ebenso leise: „Die Instrumente können sagen was sie wollen. Ich spüre, dass irgend etwas nicht stimmt. Ich kann nur nicht sagen, aus welcher Ecke das Unheil auf uns zu kommen wird.“

Erstaunen legte sich über Hoshis Gesichtszüge „Über uns soll das Unheil hereinbrechen? Du vergisst wohl, was für ein Schiff die SCHARNHORST ist.“ Sie deutete auf den Hauptbildschirm, auf dem der Sektor des Weltalls zu sehen war, wo sich die KUMARI befinden musste. „Dieser verdammten, rebellischen Höllenbrut wird bald Hören und Sehen vergehen.“
 

* * *
 

Seit zwei Minuten war der bläulich-violett schimmernde Interstellare Nebel im Zentrum des Hauptbildschirms der KUMARI nicht mehr in seiner Gesamtheit zu erkennen.

General Shran stand neben seinem Wissenschaftsoffizier und erkundigte sich mit heiserer Stimme: „Was geschieht Ihrer Ansicht nach, wenn sich ein Raumschiff durch diesen Nebel bewegt, Lieutenant-Commander Kirim.“

Der hagere andorianische Wissenschaftler blickte Shran neugierig an. Er ahnte, dass der General mit seiner Frage auf einen bestimmten Punkt hinaus wollte. „Nun, es würde zu Verwirbelungen der Wasserstoffmoleküle kommen, General.“

„Natürlich auch bei getarnten Schiffen“, stellte Shran fest. „Könnten Sie solche Verwirbelungen anmessen, oder sichtbar machen?“

Der Wissenschaftsoffizier warf einen schnellen Blick zu Te'Voral, die bei den letzten Worten des Generals neugierig näher gekommen war. Dann konzentrierte er sich wieder auf Shrans Frage und antwortete: „Ja, aber dafür müssten wir ein solches Schiff nahe an uns heran lassen.“

„Wie nahe?“, hakte die Romulanerin neugierig ein.

„Etwa zehn Kilometer“, erklärte der Wissenschaftler. „Besser wären nur acht.“

Shran, der sich längst mit einem anderen Thema zu beschäftigen schien, bemerkte geistesabwesend: „Das ist nicht besonders viel, aber wenn wir auf der Hut sind, dann könnte es funktionieren.“

Er blickte grimmig zu Te'Voral, der die Frage: was funktionieren könnte, nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Bevor die Romulanerin eine entsprechende Frage an ihn richten konnte, erklärte Shran: „Wenn wir tatsächlich ein terranisches Kriegsschiff in unserem Kielwasser haben, dann wird es ihm schlecht bekommen. Sie wissen was passiert, wenn wir in diesem Nebel spontan Sauerstoff freisetzen, den Wasserstoffanteil dadurch partiell unter 77% drücken und das Ganze entzünden?“

„Ja, es gibt eine Explosion, die uns bis an das andere Ende der Galaxis befördert“, prophezeite die Romulanerin düster.

„Weniger uns, als einen eventuellen Verfolger“, korrigierte der Andorianer grimmig. „Und in dem entstehenden Chaos werden wir uns dann unbemerkt absetzen.“

„Falls wirklich etwas da draußen ist, außer ihrer Paranoia“, versetzte Te'Voral spitz. Sie hatte höflicherweise so leise gesprochen, dass nur der General sie verstanden hatte. Beide wurden abgelenkt, als Kirim meldete: „General, ich habe unsere Scanner justiert und dabei etwas aufgefangen, dass auf ein Objekt schließen lassen könnte, welches die Wasserstoffmoleküle des Nebels, hinter uns, verdrängt.“

„Können Sie die Scanner mit dem Bildschirm koppeln?“, fragte Shran.

Der Wissenschaftsoffizier ließ seine Finger mit artistischer Gewandtheit über die Sensortasten seiner Konsole huschen, bevor er nach einem kurzen Moment antwortete: „Einen Moment, General. Ich erhöhe nur die Auflösung und schalte einen Kontrastfilter dazwischen.“ Einige Augenblicke arbeitete Kirim intensiv bevor er Shran einen Wink in Richtung des Hauptschirms gab.

Der General machte einige Schritte auf den Hauptschirm zu.

Für einige Mikrozyklen geschah scheinbar nichts, außer dass er den Hecksektor sehen konnte. Doch dann zeichneten sich, zuerst nur undeutlich dann immer schärfer werdend, die typischen Umrisse eines terranischen Sternenkreuzers ab. Im ersten Moment glichen die Umrisse der DEFIANT, doch bei näherer Betrachtung erkannte man deutliche Unterschiede.

Auch Te'Voral war neugierig näher gekommen und sagte schließlich ungläubig: „Sie hatten Recht, General. Uns ist die gesamte Zeit über ein getarntes Schiff gefolgt. Aber wie kann das sein? Unsere Tarnvorrichtung ist nicht anmessbar.“

Shrans Blick, den er der Romulanerin zu warf, sprach Bände. „Von diesem Irrglauben sollten sie sich verabschieden, Commander. Unterschätzen Sie diese Pinkyhäute nicht. Sie sind also irgendwo da draußen, an Bord eines getarnten Kreuzers.“

Shran wartete keine Antwort der Romulanerin ab, sondern wandte sich zu Commander Viliam. „Wir lassen das Schiff näher herankommen, Commander. Sobald uns das Schiff näher als fünftausend Meter gekommen ist, lassen wir Sauerstoff aus den hinteren Tanks ab. Danach Beschleunigung mit vollem Impuls .“

Während Commander Viliam bestätigte, blickte Shran wieder auf den Hauptschirm. Anhand des Abstandes schätzte er das Schiff auf etwa 300 Meter Länge. Wenigstens 300 Meter! Die Silhouette der Primärhülle wirkte allein durch die Formgebung bedrohlich.

„Das ist zweifellos der neue Angriffskreuzer, den die elenden Terraner entwickelt haben. Ich würde was dafür geben, diesen Kreuzer in meinem Verband zu haben“, knurrte Shran finster. „Damit würde ich dieser Schlange von Imperatorin schon einheizen.“

Die Romulanerin begab sich näher zu Shran. „Falls ihr Freund Erfolg hat, dann...“

Wenn Dheran Erfolg hat!“, unterbrach Thy'Lek Shran Te'Voral laut und funkelte sie ungehalten an. „Ihre negative Wortwahl gefällt mir nicht.“

„Schade“, entgegnete die Romulanerin kühl, hütete sich jedoch den Andorianer weiterhin zu reizen. Sie konzentrierte sich auf die Geschehnisse auf dem Bildschirm.

Unaufhaltsam schob sich die Silhouette des terranischen Schiffes, niemand zweifelte daran, dass es sich um ein solches handelte, immer näher heran.

Commander Viliam begann die Entfernung laut herunter zu zählen, als das terranische Schiff auf sechstausend Meter herangekommen war. Längst hatte er Verbindung zur Technischen Abteilung aufgenommen. Dort war alles bereit.

Statt „Fünftausend“ zu sagen, gab er das Kommando an die Technik, die hinteren Sauerstofftanks auszublasen, während Shran dem Andorianer an der CON zu rief: „Voller Impuls!“ Im nächsten Moment, als der Verfolger die ausgestoßene Gaswolke erreichte, wandte er sich bereits an die Taktik: „Hintere Torpedos – Feuer! Schutzschilde auf Maximum!“

Zwei grellweiße Torpedos verließen die hinteren Torpedorampen und erreichten nur einen Microzyklus später ihr Ziel. Beide Torpedos explodierten beinahe gleichzeitig. Im selben Moment entzündete sich die Knallgasmischung, die durch den Sauerstoff-Ausstoß der KUMARI erzeugt worden war.

Die Wirkung übertraf noch Shrans Erwartungen.

In einem blau-weißen Feuerball explodierte das Gasgemisch und schien das All selbst in Brand zu setzen. Shran warf sich schnell in den Sitz des Kommandanten bevor die ersten Erschütterungen durch den Kreuzer liefen. Fast gleichzeitig beschleunigte der Steuermann der KUMARI das Schiff auf Warpgeschwindigkeit und ließ die Zone der Vernichtung hinter sich, in der das Feindschiff sein unwiderrufliches Ende gefunden haben musste.



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