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Star Trek - Icicle - 06

Unternehmen TARANIS
von

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Trainingseinheiten und Erkenntnisse

Bereits am Nachmittag war das erste Training auf dem bajoranischen fünften Mond, Goralin, angesetzt. Die Luft war etwa so dünn, wie auf der Erde in dreitausend Metern Höhe, woran sich die Teilnehmer dieses Unternehmens, auf diesem Mond hauptsächlich gewöhnen sollten, da sie auf Varala IV dieselben Bedingungen vorfinden würden. Zudem hatten die Teilnehmer den Befehl erhalten, in ihren Quartieren dieselben Umweltbedingungen herzustellen, damit dieser Gewöhnungseffekt sich nicht über Nacht wieder verlor.

Die Fünfzig Männer und Frauen hatten, auf einer weiten Geröllebene, die einigermaßen frei von allzu großen Felsbrocken war, in Gruppen zu jeweils Zehn Aufstellung genommen, lediglich die erste Gruppe bestand aus elf Personen. Vor jeder dieser Gruppen hatten sich je ein erfahrener Chief-Petty-Officer und ein Offizier aufgestellt, unter ihnen Valand Kuehn, Tar´Kyren Dheran und Lieutenant Junior-Grade Rania Singh-Badt. Der vierte Offizier hieß Nerlian Coraal, eine Saurianerin im Rang eines Lieutenant Senior-Grade.

Während dieser ersten Trainingseinheit trugen die Anwesenden nur ihre normale Borduniform – später würden sie mit Waffen und Marschgepäck trainieren.

Vor diesem Kampfverband hatte Lieutenant-Commander Tal´Inuray Filiz, die das Training leiten, und im Zuge der Vorbereitungen, als Ausbilderin fungieren sollte, im Abstand von fünf Metern Aufstellung genommen.

Die Andorianerin hatte bereits im Jahr 2375, während des Dominion-Krieges, seinerzeit gerade Lieutenant Senior-Grade, an der Spitze eines Kommandotrupps, mehr als Hundert Kriegsgefangene aus einem Gefangenenlager der Jem´Hadar befreit. Dieses Lager hatte, so wie auch Varala IV, tief im Gebiet des Dominion gelegen. Später war sie dafür mit der Ehrenmedaille in Gold ausgezeichnet worden.

Die MACO ließ ihren Blick kritisch über die Anwesenden schweifen, bevor sie mit tragender Stimme erklärte: „Diejenigen unter Ihnen, die mich noch nicht kennen, werden eine riesengroße, verdammt unangenehme, Überraschung erleben! Aber auch Diejenigen, die schon mit mir zu tun hatten, dürfen sich auf Schlimmeres gefasst machen, als ihre schlimmste Vorahnung sie befürchten lässt! Hier gelten nicht die verdammten Sternenflottenprotokolle! Was immer ich Ihnen bei dieser Ausbildung abverlangen werde – Sie werden es, ohne Widerspruch, in Rekordzeit erledigen! Ich hoffe, Sie haben mich verstanden!“

Die Andorianerin wartete einen Moment, bevor sich ihre Antennen nach Innen bogen, und sie die Anwesenden anherrschte: „Wollen Sie mir gefälligst antworten?!“

Im nächsten Moment antworteten die Angetretenen laut: „Jawohl, Sir!“

Die Antennen der Andorianerin spreizten sich wieder und süffisant erklärte sie: „In Ordnung, dann werden wir mal sehen, was Sie alle bereit sind zu geben! Auf mein Kommando werden die Gruppen Eins und Zwei rechts, die Gruppen Drei und Vier links um machen. Dann werden die Gruppen Eins und Zwei im Uhrzeigersinn – und die Gruppen Drei und Vier, auf mein Kommando hin, entgegen dem Uhrzeigersinn, entlang der Peripherie dieser Ebene laufen. Zwanzig Meter Laufschritt, zwanzig Meter schneller Sprint, und dann nehmen Sie volle Deckung. Dann werden Sie sofort wieder aufspringen – und das Ganze eine Stunde lang – haben Sie das verstanden?“

Diesmal antworteten die Angetretenen sofort laut: „Jawohl, Sir!“

Valand Kuehn, der bislang eine zuversichtliche Miene machte, fing dabei einen warnenden Blick auf, der ihn ahnen ließ, dass dieses Training mehr abverlangen würde, als es ihm bis zu diesem Zeitpunkt bewusst war. Erst jetzt bemerkte er, dass die andorianische MACO einen Phaser an ihrer Hüfte trug, und Kuehn fragte sich ernsthaft, was sie damit während des Trainings vorhatte.

Gleich darauf erscholl ihr Kommando über die Ebene und alle vier Gruppen wandten sich nach Rechts oder Links um.

„Sehr gut!“, rief Tal´Inuray Filiz aus. „Dann zeigen Sie jetzt, was sie können! Los!“

Die vier Gruppen setzten sich in entgegengesetzte Richtungen in Bewegung und forsch schritt die andorianische MACO in das Zentrum des ebenen Platzes, an dessen Peripherie entlang die neunundvierzig zukünftigen Teilnehmer, des von Valand Kuehn geplanten, Kommandounternehmens liefen. Dabei brüllte sie hinter ihnen her: „Was denn?! Nennen Sie diesen gemächlichen Trab vielleicht Laufschritt?!“ Im nächsten Moment kommandierte sie: „Jetzt der Zwischenspurt!“

Die Männer und Frauen begannen zu rennen, bis das Kommando erscholl: „Volle Deckung!“

Aus dem Lauf heraus warfen sich die Truppteilnehmer auf den Boden.

Valand Kuehn hatte das Gefühl, noch nach unten unterwegs zu sein, als Tal´Inuray missbilligend brüllte: „Wieder hoch mit Ihnen – das soll keine Verschnaufpause werden!“

Ächzend kamen die Männer und Frauen wieder auf die Beine und setzten sich wieder in Bewegung, wobei sich die Formationen der Gruppen langsam aufzulösen begann, und jeder für sich selbst zu laufen schien.

Tal´Inuray Filiz wirbelte bereits weiter: „Ein wenig mehr Tempo, da hinten!“

Neben Tar´Kyren Dheran tauchte eine junge Andorianerin auf, deren Gesicht ihm irgendwoher bekannt vorkam. Dann durchzuckte ihn die Erinnerung. Es war jene Kadettin, die er bei seinem Besuch als Gastredner an der Akademie, im August des Jahres, kennengelernt hatte. Sie hieß Vilaeni Kirin, gehörte der RED-SQUAD an, und sie hatte ihn darauf angesprochen, nach ihrer Kadettenzeit den Taktischen Flotten beitreten zu wollen.

Jetzt grinste sie ihn beinahe spitzbübisch an, bevor sie zum Zwischenspurt ansetzte und dabei zeigte, in welch guter konditioneller Verfassung sie war. Dheran tat es ihr nach und hielt ihr Tempo mit. Im nächsten Moment warfen sie sich auf das Kommando seiner MACO-Kommandantin bereits wieder in den Staub des Mondes.

„Hoch verdammt!“, brüllte die Andorianerin ungehalten, kaum dass sie am Boden waren. „Da kommt ja eine Herde Elefanten wieder schneller auf die Beine!“

Während sie wieder auf die Beine sprangen, grinste Vilaeni Kirin Dheran offen an und sagte, kaum außer Atem: „Es freut mich Sie wiederzusehen, Sir. Ich bin glücklich, mein Praxishalbjahr auf der OBERON verbringen, und nun an diesem Unternehmen teilnehmen, zu dürfen, Captain.“

Während sie wieder losliefen, keuchte Tar´Kyren Dheran: „Sie scheinen das wirklich zu genießen, was? Haben Sie um die Teilnahme bei diesem Unternehmen ersucht, oder war das die Idee des Admirals?“

„Ich habe darum ersucht, als ich hörte, dass Sie auch daran teilnehmen, Sir.“

Bevor Dheran etwas erwidern konnte, erklang bereits wieder das Kommando zum schnellen Sprint, und sie rannten los.

Beim nächsten Kommando zum Hinwerfen, lädierte sich Valand Kuehn, an einem vorstehenden Stein das Knie, und liegenbleibend verzog er schmerzhaft das Gesicht. Im nächsten Moment tauchte Tal´Inuray Filiz über ihm auf, und blickte zornig, mit beinahe anklagend auf ihn gerichteten Antennen, zu ihm hinunter.

„Admiral, wenn Sie nicht sofort wieder auf den Beinen sind, dann werde ich, zur Abschreckung für alle Anderen, mit meinem Phaser ihren Hintern ansengen!“, zischte sie gefährlich leise. „Ist das klar?“

„Ja, Ma´am“, ächzte Kuehn, verbiss sich den Schmerz und kam wieder auf die Beine.

Die MACO blickte giftig hinter ihm her, bevor sie sich an einen zweiten Teilnehmer wandte, der noch am Boden lag und heftig ein und aus atmete.

Es handelte sich um einen Bolianer, der die andorianische MACO beinahe empört ansah und krächzte: „Ich kann nicht mehr.“

Ohne einen Kommentar nahm Tal´Inuray Filiz ihren Phaser, stellte ihn auf Töten, nahm Maß und feuerte, ohne zu zögern. Der Phaserstrahl verfehlte das Gesicht des Bolianers um nur wenige Zentimeter, doch der Blauhäutige konnte die Hitze des gerichteten Nadionstrahls deutlich auf der Haut spüren. Wie ein geölter Blitz sprang er auf die Beine und rannte, beinahe panisch, davon. Zurück blieb ein kleiner, rauchender Krater im Felsboden.

„Versuchen Sie das nie wieder!“, heulte die MACO hinter ihm her, während sie den Phaser wieder ins Futteral zurück schob. „Das nächste Mal schieße ich nicht mehr daneben!“ Danach wandte sie sich um und fuhr bereits eine neue Gruppe an: „Was ist denn los – haben Sie etwa Gummi in den Knochen?“

Unerbittlich scheuchte die andorianische MACO die Neunundvierzig über die Geröllebene und spätestens jetzt wurde auch dem letzten Teilnehmer dieses Unternehmens klar, was ihm oder ihr in den nächsten Tagen und Wochen blühen würde.

 

* * *

 

Später, am Abend, fiel Valand Kuehn, nach einer heißen Dusche, im Wohnraum seines Quartiers, in einen der Sessel. Er spürte Muskeln in seinem Körper, von deren Existenz er bisher nicht einmal etwas geahnt hatte. Geräuschvoll ausatmend schloss er seine Augen, doch noch durfte er seiner Erschöpfung nicht nachgeben. Bisher hatte er stets gedacht, er wäre fit, und das war auch so, aber die dünne Luft sorgte dafür, dass er, selbst bei geringerer Schwerkraft, nach diesem ersten Training beinahe am Ende war. Er hatte zwischenzeitlich der Versuchung widerstehen müssen, sich zu übergeben, wie mehrere andere Teilnehmer des Unternehmens TARANIS. Selbst seinen Freund Tar´Kyren schien das Training mehr mitgenommen zu haben, als er es für möglich gehalten hatte. Auch hier, in seinem Quartier, herrschten seit dem Morgen dieselben Umweltbedingungen, wie auf dem bajoranischen Mond, damit der Gewöhnungseffekt nicht verloren ging. Kuehn gehörte nicht zu der Art von Kommandeuren, die es sich selbst, nur aufgrund ihres Ranges, leichter machten, als ihrer Crew. Mit aller Willenskraft öffnete er seine Augen wieder.

Im Gegensatz zum morgendlichen Empfang stand nun wieder seine Staffelei im Wohnraum, mit einem halb fertigen Gemälde darauf. Es zeigte eine blühende Wiese vor einer malerischen Gebirgslandschaft, die im oberen Teil erst grob skizziert wirkte. Kuehn genoss es gedanklich abzuschalten wenn er malte, wozu er selten genug die Zeit und Ruhe fand.

Der Blick des Konteradmirals streifte kurz das verzierte, dunkelbraune Holzkästchen, in dem die Pinsel lagen, die er zum Malen benutzte. Eine Japanerin namens Tamari Wer hatte sie ihm geschenkt, als sie sich, Ende des Jahres 2367 von ihm getrennt hatte. Sie hatten einander aufrichtig geliebt, doch Tamari wollte keine Fernbeziehung führen, und er selbst hatte nicht darauf verzichten wollen, wieder zu den Sternen zu fliegen.

Kuehn seufzte schwach. Tamari war seit über vier Jahren glücklich verheiratet. Er selbst war sogar auf ihrer Hochzeit anwesend gewesen, worüber sich die Japanerin sichtlich gefreut hatte.

Als der Türsummer erklang erhob er sich ächzend und rief mit fester Stimme: „Herein, wenn es keine Andorianerin ist!“

Das Schott öffnete sich, und sein andorianischer Freund Tar´Kyren Dheran trat ein. Nur wer den Andorianer kannte, der bemerkte, dass seine Bewegungen weniger elastisch und kraftvoll wirkten, als gewöhnlich.

Valand Kuehn deutete auf den Tisch, auf dem Gläser und eine Karaffe mit kühlem Bier stand. „Bediene dich, Tar. Im Gegensatz zu andorianischem Ale ist dieses Bier zwar ein fades Gesöff, aber wenn wir nach dem MACO-Vernichtungs-Sport von Lieutenant-Commander Filiz etwas Stärkeres trinken, als das, dann sind wir morgen tot.“

„Ich bin genauso erledigt, wie alle anderen Teilnehmer des Teams“, erklärte Dheran mit schiefem Grinsen und goss sich ein Glas Bier ein. Dann setzte er sich auf das breite Sofa, trank einen Schluck und setzte sein Glas auf dem niedrigen Tisch ab. Sich langsam zurück lehnend meinte er dann: „Ich war etwas überrascht, dass eine Kadettin in der Ausbildung an dem Unternehmen teilnimmt. Sie ist zwar eine RED-SQUAD, aber ich frage mich, ob es klug ist, sie bei diesem Unternehmen mitzunehmen, mein Freund.“

„Sie ist aufgrund eines Befehls des Oberkommandos dabei“, erklärte der Norweger ruhig. „Wegen der angespannten Kriegslage und den Erfahrungen aus dem letzten Krieg, wurden die Akademie und die Flotte angewiesen, geeigneten Kandidaten, die sich in ihrem Praxishalbjahr befinden, die Chance zu geben, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt, Gefechtserfahrung zu sammeln. Zunächst beschränkt sich diese Anweisungen nur auf die RED-SQUAD, und nur auf Kadetten, die sich freiwillig melden.“

„Man setzt sie also bewusst dem Risiko aus, dass sie ums Leben kommen.“

„Diesem Risiko setzt man sie, spätestens ein halbes Jahr später, wenn sie ihren Abschluss gemacht haben, ohnehin aus“, versetzte Valand und beugte sich im Sessel vor um nach der Karaffe zu greifen. Während er sich ebenfalls ein Glas Bier einschenkte, fügte er fragend hinzu: „Sag, war es vielleicht weniger riskant, sich mit Christina Carey auf die Suche nach Kharon-Dhura zu machen, als du im Alter von Kadettin Kirin warst? Du hast damals das Risiko akzeptiert, nicht wahr?“

Der Andorianer antwortete nachdenklich: „Ja, das habe ich. Aber seitdem ist so viel geschehen, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es damals eine so gute Idee war.“

Valand nahm einen Schluck Bier und blickte seinen Freund amüsiert über den Rand seines Glases hinweg an. „Du würdest es immer wieder tun, Tar, und das weißt du auch.“

Dherans Antennen bogen sich leicht nach Innen. „Vermutlich.“ Er nahm einen Schluck von seinem Bier und Valand Kuehn ergriff die Gelegenheit zu sagen: „Alev und Sylvie werden auch jeden Moment hier erscheinen. Ich möchte mit euch den Ablauf des eigentlichen Landeunternehmens erörtern und eure Meinungen dazu hören. Die OBERON und die PHOEBE werden Alevs Schiff, die ASTARTE, bis nach Varala IV begleiten, wo Alev dann ihr Schiff bis dicht über den Boden des Planeten bringen, und unseren Trupp absetzen wird. Soweit habe ich das Ganze auch mit den beiden Frauen durchgesprochen. Den Rest diskutieren wir dann gleich zu viert.“

Der Andorianer blickte den Freund an und sein Gesichtsausdruck sagte nur allzu deutlich, wie es in ihm aussah.

Valand Kuehn erwiderte ernst seinen Blick und sagte bestimmt: „Hör jetzt genau zu, Tar: Nach der Unterredung hier, wirst du dich mit Alev zusammensetzen, und ihr werdet beide ganz offen über alles reden, was seit eurer Trennung noch zwischen euch steht. Und damit du mich auch richtig verstehst – das ist kein Wunsch von mir, sondern ein direkter Befehl deines momentanen Vorgesetzten.“ Der Norweger wischte den beginnenden Einwand, den er im Verhalten des Freundes bemerkte, mit einer knappen Handbewegung fort und fügte ernst hinzu: „Dieser Einsatz ist zu wichtig, als dass persönliche Differenzen zwischen uns stehen dürfen. Bei diesem Unternehmen brauche ich euch in Höchstform und voll konzentriert. Wir werden, und das ohne die geringste Einschränkung, bedingungslos für einander einstehen müssen, so viel steht bereits jetzt fest. Darum sage ich dir ganz klar: Regele mit Alev, was es zu regeln gibt, und zwar restlos.“

Tar´Kyren Dheran blickte seinen Freund mürrisch an. „Aye, Sir.“

„Fang jetzt bloß nicht mit diesem Quatsch an, mein Freund“, erwiderte Kuehn scharf. „Ich weiß, dass du ein verdammter Dickkopf bist, aber diesmal wirst du nachgeben. So wie Sylvie heute morgen dir nachgegeben hat, ist das klar?“

Tar´Kyren blickte etwas ungläubig drein und schluckte den Rüffel, wobei er gleichzeitig sein Temperament hochkochen spürte. Dennoch antwortete er mühsam beherrscht: „Ich habe dich glasklar verstanden, Valand.“

Der Norweger entspannte sich wieder und nickte zufrieden. „Dann ist es ja gut.“

Sie schwiegen für einen langen Moment, bevor Tar´Kyren Dheran, der nun ebenfalls einen Blick auf das Holzkästchen warf, ablenkend fragte: „Du benutzt noch immer Tamaris Pinsel zum Zeichnen deiner Bilder?“

Natürlich wusste der Andorianer von dem Geschenk, denn Tamari war, während ihrer gemeinsamen Dienstzeit auf der EXODUS gelegentlich das Thema ihrer Unterhaltungen gewesen. Und natürlich hatte Valand ihm davon erzählt, was sich zwischen ihm und Tamari zugetragen hatte, nachdem er sich dazu entschlossen hatte, das Bordkommando, als Erster Offizier auf der AKIRA, anzunehmen.

Valand nickte und erklärte: „Ja. Ich nutze und pflege sie.“

Der Norweger schien noch etwas hinzufügen zu wollen, doch bevor er dazu kam, erklang der Türmelder und Valand schüttelte die Gedanken an Tamari ab. „Herein!“

Tar´Kyren Dherans Haltung spannte sich unmerklich, als er Sylvie LeClerc mit Alev Scenaris hereinkommen sah. Die Miene der Rigelianerin ließ ihn erahnen, dass die Französin sie ähnlich ins Gebet genommen hatte, wie Valand ihn.

„Nimm Platz, wo du möchtest, aber der Sessel ist für mich reserviert“, meinte Sylvie amüsiert, weil außer dem Sessel, nur der Platz neben Dheran, auf dem Sofa, frei war.“

Alev schien etwas darauf erwidern zu wollen, doch sie beließ es dabei, die Französin nur intensiv zu mustern, bevor sie neben Dheran Platz nahm.

Nachdem auch die Französin sich gesetzt hatte, beugte sich Valand in seinem Sessel vor und begann im Plauderton: „Ich hätte Lizzy, T´Rian und John mit einladen sollen, dann wäre die alte Gang wieder zusammen.“ Dann fasste er sich und wechselte, zu Dheran und Alev gewandt, abrupt das Thema: „Aber kommen wir zum ernsten Teil dieser Zusammenkunft. Bei dem, vom Sternenflotten-Geheimdienst geplanten, und von mir durchzuführenden, Kommandounternehmen, mit der offiziellen Code-Bezeichnung: Unternehmen TARANIS, werdet ihr Zwei entscheidende Rollen spielen. Ich gebe euch heute zunächst einen groben Überblick zu diesem Unternehmen, die Details werden wir im Laufe der nächsten zwei Wochen festlegen. Du, Alev, wirst mit der ASTARTE, unter der Deckung durch die OBERON und die PHOEBE, in die Atmosphäre des Planeten Varala IV einfliegen und das Schiff bis dicht an die Oberfläche heran fliegen. Danach nimmst du Kurs auf das Internierungslager der Jem´Hadar auf diesem Planeten. Dort werden, nach Aussage des cardassianischen Premierministers, Elim Garak, noch immer die Familien von hochrangigen Guls und Legaten des Dominion-Krieges festgehalten. Die Bedingungen der Kapitulation des Dominion greifen für diese Cardassianer nicht, da Cardassia ihnen nie offiziell den Krieg erklärt hat. Auf diplomatischem Wege kann die Föderation also keinen Druck ausüben.“

„Kann man nicht Odo einbinden?“, warf Alev fragend ein. „Er hat doch der Föderation stets wohlwollend gegenüber gestanden.“

Kuehn nickte in Gedanken. „Diese Idee hatte das Sternenflottenkommando ebenfalls, doch der Knackpunkt ist, dass nur die Gründerin und die beteiligten Truppen der Jem´Hadar, die ihr treu ergeben gewesen sind, von dieser Tatsache wissen. Odo und die Große Verbindung davon zu unterrichten könnte das ohnehin momentan fragile Konstrukt des Dominion endgültig destabilisieren und einen Bürgerkrieg ungeahnten Ausmaßes auslösen. Das aber kann die Föderation keinesfalls riskieren.“

Tar´Kyren Dheran, der bislang abwartend zugehört hatte, richtete seine Antennen auf den Freund und beugte sich vor. „Du benutzt da eine seltsame Wortwahl, Valand. Riskieren? Solange sich die Föderation nicht einmischt würde sie, nach meiner Einschätzung, nur wenig riskieren. Du meinst also nicht einen drohenden Bürgerkrieg, innerhalb des Dominion, sondern etwas, das als Folge davon auf uns zu käme.“

Auch Alev Scenaris beugte sich nun vor und blickte gespannt von dem Andorianer zu Valand Kuehn.

Der Norweger nickte seinem Freund und Alev zu und fragte ernst: „Was, denkt ihr, ist wohl der Grund dafür, dass uns die Borg so lange in Ruhe gelassen haben? Natürlich – sie habe zwei gewaltige Rückschläge durch Picard und Janeway erlitten, doch davon haben sie sich mittlerweile erholt. Aus gut unterrichteter Quelle weiß ich, dass sie nicht nur an uns, sondern gleichfalls, seit vielen Jahren schon, am Dominion Interesse zeigen. Eine andere Frage, die ihr euch sicherlich in den letzten Jahren gestellt haben werdet ist: Warum hat das Dominion, noch vor dem Beginn des Krieges, nicht wesentlich mehr Kriegsschiffe in den Alpha-Quadranten geschickt? Nun, die Antwort darauf ist die: Sie haben seinerzeit alle Kriegsschiffe geschickt, die sie, im Kampf gegen die Borg, entbehren konnten. In den letzten Monaten fand der Sternenflotten-Geheimdienst heraus, dass an der Grenze zwischen Gamma- und Delta-Quadrant seit Jahrhunderten gewaltige Schlachten zwischen diesen beiden Großmächten toben und Großteile beider Flotten gebunden werden.“

„Das Dominion ist seit geraumer Zeit schon der Garant, dass die Borg nicht längst eine Invasion auf diese Hälfte der Galaxis gestartet haben“, übernahm Sylvie LeClerc an dieser Stelle für ihren Freund. „Sollte es zu einem Bürgerkrieg im Dominion kommen, dann ist die logische Konsequenz davon, dass die Borg weite Teile des Gamma-Quadranten assimilieren werden. Sie würden dann so mächtig werden, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie die Föderation und alle anderen Großmächte des Alpha- und Beta-Quadranten, einfach überrennen. Darum können wir die cardassianischen Geiseln nur durch eine solche Kommandoaktion befreien.“

„Aber bringt das nicht die Große Verbindung gegen uns auf?“, erkundigte sich Alev Scenaris und blickte etwas verwirrt in die Runde. Auch der Andorianer schien solche Bedenken zu hegen.

„Genau das ziehen wir ins Kalkül“, erklärte die Französin überraschend. „Nach der Beendigung des Dominion-Krieges gab es Strömungen innerhalb der Großen Verbindung, die für eine bedingungslose Abrüstung plädierten. Das aber wäre eine Katastrophe für die gesamte Galaxis, so irrwitzig sich das auch anhört. Solange die Borggefahr existiert darf so etwas nicht passieren, darum schlagen wir mit der geplanten Aktion zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits schuldet uns, im Falle eines Erfolges, Elim Garak einen großen Gefallen. Andererseits wird das Misstrauen der Wechselbälger gegen uns wieder etwas mehr aufflammen und die Stimmen, die für eine Abrüstung plädieren werden erst einmal verstummen. Darüber hinaus wird Odo, aus dieser erzwungenen Einigkeit, innenpolitisch Kapital schlagen können, da er nicht länger gegen zu gegensätzliche Strömungen innerhalb seiner eigenen Spezies angehen muss.“

„Das Alles kling mir fast wie ein Plan des Tal´Shiar“, machte Alev ihrem Unmut Luft, nachdem Sylvie LeClerc geendet hatte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Föderationsrat einem solchen Plan zustimmen würde.“

„In einem Notfall, der die Sicherheit der Föderation bedroht, hat der Sternenflottengeheimdienst die Möglichkeit, Maßnahmen zur Abwendung der Gefahr zu ergreifen und den Föderationsrat, aus Gründen der Sicherheit, erst im Nachhinein zu informieren“, erklärte Valand Kuehn ruhig. „Admiral Sherman ist der Ansicht, dass dies ein solcher Fall ist, und er wendet die Regelung nun an.“

„Und du lässt dich dafür von ihm einspannen“, warf ihm Tar´Kyren Dheran vor. Mit zornigem Blick sah der Andorianer von ihm zu Sylvie LeClerc.

„Das wäre im Moment alles“, erwiderte Valand Kuehn kühl.

Der Andorianer erhob sich und blickte Alev auffordernd an. Gemeinsam verließen sie das Quartier des Konteradmirals, und Sylvie meinte, nachdem sie gegangen waren: „Er hat nicht gefragt, obwohl ich gemerkt habe, dass er drauf und dran war es zu tun.“

Valand seufzte schwach. „Das wird er noch, und mir graut schon jetzt vor diesem Moment, Cherie. Er ist mein bester Freund, aber er wird es nicht verstehen, fürchte ich.“



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