Zum Inhalt der Seite

Star Trek - Icicle - 04

Kampftaktiken
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Trainingseinheiten

No´Leen Ra Taragenar blickte kurz auf, als die Captains Sebastian Frank, Angus McKinney und Tar´Kyren Dheran die OPS auf STRATEGICAL STARBASE 71 betraten und neben einander die Treppenstufen zu Admiral Taruns Büro hinauf schritten.

Gleich nach der Landung hatte der Oberbefehlshaber der 5. Taktischen Flotte die drei Captains zum Rapport befohlen. Dass Frank und McKinney erscheinen sollten war für Dheran nachvollziehbar. Allerdings fragte sich der Andorianer, warum Tarun zusätzlich ihn sehen wollte. Zuerst mein Urlaub und jetzt das, dachte Dheran düster. Der Mann wird echt lästig.

Sebastian Frank legte seine Hand auf den Meldekontakt. Als sich das Schott öffnete trat er, gefolgt von McKinney ein. Der Andorianer bildete den Abschluss und baute sich, rechts von McKinney, vor dem Schreibtisch des Admirals auf.

Tarun stand mit ernster Miene neben seinem Sessel, die Arme vor der Brust verschränkt, und musterte die drei Captains nach einander. „Meine Herren, ich möchte einen ausführlichen Bericht, was sich in Sektor-1091 ereignet hat. Captain McKinney, beginnen Sie.“

Der Ire begann damit von dem Überfall durch die Gorn zu berichten. Er endete schließlich damit, dass die RAG erschien, und sich sein Schiff eingliederte.

Admiral Tarun nickte dem Captain der LIGHTSPEED zu und wandte sich Captain Sebastian Frank zu. „Was geschah dann, Captain Frank?“

Der Captain der INTRUDER berichtete vom Fortgang der Kämpfe, dem Auftauchen der Tzenkethi und dem Einsatz der überschweren Disruptoren. An der Stelle, als Frank zum Beschuss der ICICLE durch die Tzenkethi kam, wandte sich Tarun an den Andorianer: Captain Dheran, was passierte, als die Tzenkethi auf Ihr Schiff feuerten?“

„Mein Chief wurde ziemlich wütend, Sir.“

Eine steile Falte bildete sich auf der Stirn des Trill. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, fuhr Dheran schnell fort: „Die überschweren Disruptoren basieren auf einer Art Hyperschall, passten sich permanent unserer rotierenden Schildfrequenz an, und brachten innerhalb weniger Augenblicke unsere Schilde zum kollabieren – und das, obwohl es sich lediglich um einen Streifschuss handelte. Die Tzenkethi zögerten jedoch auffallend damit erneut mit diesen schweren Waffen auf uns zu feuern. Es ist nur eine Vermutung, Sir, aber möglicherweise haben die Tzenkethi Energieversorgungsprobleme, bei diesem Waffensystem.“

Tarun fixierte ihn mit scharfem Blick. Dann wandte er sich an Frank und McKinney: „Sie beide können wegtreten. Captain Dheran, Sie bleiben bitte noch einen Moment.“

Die beiden menschlichen Captains tauschten bedeutungsvolle Blicke und traten ab. Als sich das durchsichtige Schott hinter ihnen geschlossen hatte, entnahm Tarun dem Regal hinter sich eine Flasche saurianischen Brandy, die dem Andorianer ziemlich bekannt vor kam und umrundete seinen Schreibtisch. Er deutete auf die Sitzecke und meinte: „Nehmen Sie bitte Platz, Captain. Da Sie anschließend frei haben, möchte ich Ihnen einen hervorragenden Tropfen anbieten.“

Die Antennen Dherans bogen sich leicht nach vorne. Er nahm an derselben Stelle Platz, wie vor gut drei Wochen und beobachtete den Admiral dabei, wie er die Flasche auf den Tisch stellte um dann zwei Gläser zu besorgen. Noch war der Miene des Trill nicht zu entnehmen, worüber er mit ihm reden wollte, deshalb fasste sich Tar´Kyren Dheran zwangsläufig in Geduld.

Tarun goss in aller Ruhe die beiden, nicht gerade kleinen, Gläser voll und prostete dem Andorianer zu.

Die beiden Männer tranken genießerisch einen Schluck, bevor sie ihre Gläser auf den Tisch stellten und Tarun schließlich ruhig fragte: „Sie kennen Commodore Carey schon sehr lange Zeit, nicht wahr?“

Captain Dheran blickte den Admiral ehrlich verwundert an. Er hatte so ziemlich mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Tarun mit ihm über Christina zu reden gedachte. Bedächtig antwortete er: „Ja, Admiral. Wir kennen uns schon seit meinem letzten Jahr an der Akademie. Aber, warum fragen Sie, Sir?“

Der Admiral lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück und sagte nachdenklich: „Mir ist, in der letzten Zeit eine subtile Veränderung an Christina aufgefallen. Zuerst dachte ich, es wäre wegen meiner Reaktion gewesen, als die ESCORIAL, unter ihrem Kommando, vernichtet wurde. Wissen Sie, ich habe stets eine besondere Beziehung zu den Schiffen aufgebaut, die ich kommandierte, Captain. Natürlich war ich alles andere als erfreut darüber zu erfahren, dass Christina damals meinen Befehl missachtete, und plötzlich bei der Schlacht um Qo´nos erschien. Bei dieser Schlacht hat sie das Schiff als Schild benutzte und die zu diesem Zeitpunkt von mir kommandierte, schwer angeschlagene, ARIES gerettet – besser gesagt, das Kommandomodul.“

„Es wäre Ihnen umgekehrt lieber gewesen?“ Dherans Gesicht drückte echtes Erstaunen aus. „Das verstehe ich nicht ganz, Admiral.“

Tarun runzelte seine Stirn. „Was meinen Sie?“

Die Antennen des Andorianers spreizten sich etwas weiter aus einander. „Was ich meine ist dies: Wenn sich Christina an Ihren Befehl gehalten hätte, wäre die ESCORIAL zwar noch intakt, Sie jedoch tot. Und Ihre Verlobte wohl auch. Und ich bezweifle, das Sie damit letztlich glücklicher geworden wären. Ganz davon abgesehen von ihrer Tochter, die ohne Eltern aufgewachsen wäre.“

Tarun blickte den Captain an wie ein Wundertier. Einerseits weil er die damalige Situation nie aus dieser Perspektive betrachtet hatte, andererseits, weil Dheran über die gemeinsame Tochter von seiner Verlobten und Ihm Bescheid wusste. Er begann zu ahnen, dass die Warnungen von Kuehn und Carey, diesen Andorianer nicht zu unterschätzen, durchaus ernst gemeint gewesen waren.

„Woher wissen Sie denn das schon wieder?“, fragte der Admiral schließlich.

„Mein Vater war General der Andorianischen Imperialen Garde – einschließlich der Verbindungen, die ein solcher Rang üblicherweise mit sich bringt.“

„Dann ist meine Tochter bereits allgemeines Gesprächsthema auf Andoria?“

Dherans verhaltenes Grinsen wirkte beinahe jungenhaft, als er beruhigend antwortete: „Nein, Sir. Auf Andoria wissen lediglich drei Leute davon – inklusive meiner Person. Und zu Ihrer Beruhigung: Keiner von uns Dreien gilt als übertrieben klatschsüchtig.“

Tarun nickte verstehend und nahm einen langen Schluck aus seinem Glas, bevor er den ursprünglichen Faden wieder aufnahm. „Wie dem auch sei. Zunächst dachte ich, unsere frühere Vertrautheit würde sich bald wieder einstellen, aber irgend etwas hat sich verändert, seit dieser Zeit. Und ich frage mich, was es sein könnte.“ Tarun blickte den Andorianer forschend an. „Glauben Sie, Christina könnte eventuell Probleme haben?“

„Ja, uns Beide.“

Erst als der Trill in gelinder Verblüffung seine Augenbrauen hob, wurde Dheran bewusst, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Verlegen nahm der Andorianer einen Schluck von seinem Getränk und beugte sich zu Tarun vor. „Nun ja, irgendwann wären Sie ohnehin darauf gekommen, Admiral. Ich bin mir sicher, dass Christina mehr als nur Sympathie für Sie empfindet.“

Der Admiral lächelte wissend: „Aber natürlich. Wir sind sehr gute Freunde, Captain Dheran.“

Der Andorianer hob lediglich seine Augenbrauen und wartete darauf, dass Tarun seine Worte in voller Konsequenz erfasste. Als die Miene des Trill zur Maske des Unglaubens wurde, ahnte Dheran, dass der Admiral endlich verstanden hatte.

„Sie müssen sich irren, Captain. Das ist...“ Tarun unterbrach sich, trank sein Glas aus und füllte beide Gläser wieder auf. Während er einen weiteren Schluck nahm hob der Andorianer seine Brauen noch etwas weiter an.

Schließlich fragte Dheran ruhig: „Was sagt ihnen Ihr Gefühl, Admiral?“

Taruns Miene verschloss sich. Er erinnerte sich an verschiedene Begebenheiten der letzten Jahre. An Careys Verhalten und an Dinge, auf die er sich bislang keinen Reim hatte machen können. Schließlich seufzte er nachdenklich: „Zumindest würde es einige Dinge erklären. Darf ich Sie etwas sehr Persönliches fragen, Captain?“

„Wenn die Antwort dieses Büro nicht verlässt – bitte.“

Tarun räusperte sich und senkte seine Stimme etwas ab: „Wie steht es mit Ihnen, Captain? Lieben Sie Christina?“

Dheran nahm einen Schluck von seinem Brandy und dachte daran, dass er sich vor drei Wochen mit einer anderen Frau von der Erde eingelassen hatte. Er war sicher gewesen, das Richtige zu tun, aber diese direkte Frage des Admirals weckte Zweifel in ihm. Nach einem langen Moment sagte er nachdenklich: „Ich baue gerade eine Beziehung zu einer anderen Frau auf, Sir. Würde jedoch Christina im nächsten Moment herein kommen, mir ihre Liebe gestehen und mich bitten sie zu heiraten, dann hätte ich wohl ein ziemliches Problem.“

Tarun nickte verstehend. „Ich denke, ich kann Ihnen folgen, Captain.“ Seine Gestalt straffte sich und mit einem etwas väterlichen Tonfall fügte er hinzu: „Ich wollte nicht zu sehr in ihr Privatleben eindringen, Captain. Sollten Sie jedoch irgendwann einmal einen... Vermittler benötigen, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich.“

Dheran ging auf diese letzte Bemerkung nicht ein. Er leerte sein Glas und blickte den Admiral fragend an: „Gibt es sonst noch etwas, Sir?“

„Nein, Captain. Sie können wegtreten.“

Dheran erhob sich und schritt zum Schott. Zwei Schritte davor verharrte er jedoch und wandte sich zu Tarun um. „Wessen Idee war es eigentlich, Sir – Ihre, oder die meines Freundes Valand?“

In maßlosem Erstaunen blickte der Trill zu Dheran. „Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz, Captain.“

Dherans Augen blitzten gefährlich auf, und seine Miene belehrte den Admiral, dass er die Hoffnung fahren lassen konnte, ihm etwas vor zu spielen. Seine Stimme klirrte wie Eis, als er sagte: „Doch, Sir. Im Gegensatz zu mir verstehen Sie sehr gut, was ich meine. Und ich bin sicher, Sie werden mich informieren, wenn Sie den Moment für gekommen halten. Bis dahin werde ich warten. Denn das, was ich Ihnen vor drei Wochen in diesem Büro sagte meinte ich auch so. Sollten Sie jedoch meine Loyalität oder mein Vertrauen missbrauchen, dann wird Ihnen der Krieg gegen die Allianz wie Spielerei vor kommen.“

Damit wandte er sich ab und ging.

Tarun wartete, bis sich die transparenten Schotthälften hinter dem Andorianer geschlossen hatten, bevor er aus vollem Herzen sagte: „Scheiße!“

 
 

* * *

 

Im SEVENTYFIRST CLUB, dem Lokal für Offiziere der 5.Taktischen Flotte, herrschte das übliche Kommen und Gehen, als Tar´Kyren Dheran, herein kam. Zielstrebig ging er zur Bar, bestellte sich ein andorianisches Ale und begab sich schließlich mit seinem Glas zu einem Tisch im hinteren Teil des Lokals, an dem er Frank Revers, zusammen mit Angus McKinney und Sebastian Frank entdeckte.

Die drei Captains machten einen geradezu ausgelassenen Eindruck, während sich Dheran ihnen näherte.

„Da kommt der Planetenkiller“, flachste McKinney als sich der Andorianer zu ihnen gesellte. „Seien Sie nur froh, dass man keine Abschussmarkierungen mehr auf die Schiffe malt, wie es in der Frühzeit der Menschen der Fall war. Bei einem Planeten müsste man dann vermutlich gleich die gesamt ICICLE neu streichen.

Dheran musterte den Iren grimmig und erwiderte herausfordernd: „Lachen Sie nicht so laut – Sie waren auch dabei!“

„Stimmt“, gab McKinney zu. „Nichts für Ungut. Stimmt es übrigens, dass sie bei den Sektorenmeisterschaften im Degenfechten antreten?“

Dheran blickte in die Runde. „Ja, ich lernte das Degenfechten während meiner Kadettenzeit. Es trainiert nicht nur den Körper sondern auch den Geist, denn zum Fechten gehört ein hohes Maß an Disziplin. Mein Freund, Valand Kuehn, hat mich darauf gebracht. Wir lernten uns auf der Akademie kennen.“

„Ist sicher ein guter Ausgleich zum Dienst in der Taktischen Flotte“, vermutete Revers. „Für mich ist das allerdings nichts. Vielleicht überlege ich es mir, wenn irgendwann einer auf die Idee kommt, das Ganze auf einem Segelschiff stattfinden zu lassen.“

McKinney, der wusste, dass Revers ein begeisterter Hobby-Segler war, erlaubte sich ein unterdrücktes Lachen. „Der Getupfte wird wohl auch mit von der Partie sein“, orakelte er. „Weiß jemand, wer letztes Jahr das Rennen gemacht hat?“

„Ich“, antwortete Sebastian Frank, der sich bisher bescheiden im Hintergrund gehalten hatte. Er fuhr sich mit einer verlegen wirkenden Geste über das braune Haar.

Dheran blickte ihn auffordernd an. „Prima, und wer war es nun?“

Franks braune Augen blickten einen Augenblick verständnislos, bevor er begriff, dass Dheran seine Antwort falsch interpretiert hatte. Schmunzelnd erklärte er: „Ich meinte nicht, dass ich es weiß, sondern, dass ich Derjenige war, der letztes Jahr gewann.“

Dheran musterte den introvertierten Mann mit neu erwachendem Interesse. „Ich hoffe, wir werden während des Turniers Gelegenheit haben, die Klingen zu kreuzen.“

„Falls nicht, können wir uns gerne nach dem Turnier zu einem Duell treffen“, bot Frank dem Andorianer an.

„Ich werde sicherlich darauf zurück kommen“, versicherte Tar´Kyren Dheran begeistert und trank von seinem Ale. „Übrigens möchte ich Ihnen für Ihren Mut danken, die ICICLE zu decken nachdem Sie die Wirkung der Tzenkethi-Disruptoren gesehen hatten.“ Bei einem Blick zum Eingang bemerkte er, dass Pasqualina Mancharella ins SEVENTYFIRST CLUB kam. „Sie entschuldigen mich nun bitte, meine Herren.“

Damit nickte der Andorianer Captain Frank noch einmal zu und ging hinüber zur Bar, an der sich die Spanierin einen Platz hatte erkämpfen müssen, weil die Leute dort nun bereits in zweiter Reihe standen.

Die drei zurückbleibenden Captains blickten ihm nach und McKinney meinte: „Dieser Andorianer hat das Glück wirklich abonniert. Dieser hübsche Commander ist sein XO, wenn ich richtig informiert bin. Da kann ich leider nicht mithalten.“

„Ich auch nicht“, knurrte Frank zustimmend und blickte zu Revers. „Sie kommen ja auch nicht schlecht weg, wie man hört.“

„Der Herr gibt es den Seinen“, meinte Revers amüsiert und blickte hinüber zur Spanierin, die nach einer kurzen Unterhaltung mit Dheran, gemeinsam mit dem Andorianer die Bar verließ. „Allerdings scheint er eine spezielle Vorliebe für einen gewissen blauhäutigen Kollegen zu haben.“ Er bemerkte, aus den Augenwinkeln heraus, wie sein Steuermann und sein Einsatzoffizier ihn zu sich herüberwinkten, und einladend auf ihre Gläser deuteten. Mit entschuldigendem Lächeln meinte er: „Ich werde auch verschwinden. Meine Offiziere erwartet mich.“

 
 

* * *

 

Als Tar´Kyren Dheran erwachte, wurden ihm zwei Dinge sofort bewusst: Das Thema Christina Carey war noch lange nicht erledigt für ihn – und Pasqualina wollte er auf keinen Fall verletzen. Er war sich nur nicht sicher, ob das auch möglich sein würde. Sein momentanes Dilemma, das war ihm ganz klar, bestand darin, dass er weder seine Gefühle für Christina, noch das, was er für Pasqualina empfand, verraten wollte.

Doch wie sollte das funktionieren?

Konnte das überhaupt funktionieren?

Hatte er einen Fehler gemacht, als er sich mit Pasqualina eingelassen hatte? Oder war es ein Fehler Christina nicht endgültig los zu lassen?

Unruhig drehte er sich auf die Seite und schloss wieder die Augen.

Wer bist du – Was willst du – Worauf kommt es an?

Er selbst hatte diese Fragen erst vor Kurzem an der Sternenflottenakademie den Kadetten des Abschlussjahrgangs gestellt. Er war sich sicher gewesen, diese drei Fragen für sich beantwortet zu haben, doch im Moment konnte er auf mindestens eine davon keine klare Antwort geben.

Der Andorianer öffnete seine Augen wieder und beschloss aufzustehen. Er stieg aus dem Bett und verschwand nach Nebenan ins Bad. Zwanzig Minuten später betrat er fertig angezogen den Wohnraum seiner Kabinenflucht, wo er es sich auf dem Sofa der Sitzecke bequem machte. Hunger hatte er keinen und so blickte der Andorianer nachdenklich hinüber zu seinem Schreibtisch, hinter dem sein Toledo-Salamanca Degen, zusammen mit dem dazugehörigen, ledernen Gehänge, an der Wand befestigt war. Direkt über seinem Arbeitssessel hing ein Gemälde, das seinen Vater, in der Uniform eines Generals der Andorianischen Imperialen Garde zeigte.

Pasqualina war gestern Abend ziemlich frustriert gewesen, als er nach einem gemeinsamen Abendessen erklärt hatte, dass er die Nacht allein zu verbringen gedachte während sie sich zu Andocksektion 7 – Liegeplatz 8, auf die ICICLE begeben hatten. Offensichtlich hatte sie weitergehende Pläne für den weiteren Verlauf des Abends gehabt. Doch das Gespräch mit Admiral Tarun hatte ihm erneut klar gemacht, wie sehr sein Herz für beide Frauen schlug.

Dheran fragte sich mürrisch, wie es möglich sein konnte, zwei Frauen mit der gleichen, leidenschaftlichen Intensität zu lieben, und warum dies ausgerechnet ihm passierte.

Er wusste nicht, wie lange er so, in trübe Gedanken versunken da gesessen hatte, als der Meldekontakt ihn aus seinen Gedanken riss.

„Herein!“, sagte Dheran und entriegelte mit diesem Stimmenkommando das Schott.

Es war Pasqualina, die herein kam und zwei Schritte vor ihm stehen blieb. Fragend blickte sie zu ihm hinunter und erkundigte sich: „Gilt dein Angebot noch, mit mir für das Turnier zu trainieren?“

„Ja, sicher.“ Dheran erhob sich abrupt, schritt zu seinem Schreibtisch hinüber und nahm das Gehänge mit dem Degen an sich.

Die Spanierin warf einen Blick auf den Griff der Waffe und bemerkte: Sieht aus, wie ein Toledo-Salamanca. Ist der echt?“

„Ja, Valand schenkte ihn mir zu meinem 17. Geburtstag. Er selbst besitzt eine ebensolche Klinge. Damals wusste ich noch nicht, wie kostbar das Geschenk war.“

„Darf ich den Degen einmal halten, Tar´Kyren? Ich habe schon einige Male mit einer solchen holografischen Klinge gefochten, aber einen echten Degen dieser Machart durfte ich bisher noch niemals in die Hand nehmen.“

Dheran reichte der Spanierin den Degen, froh darüber, dass sie ganz normal mit einander redeten, und sie anscheinend nicht sauer auf ihn war.

Vorsichtig zog Pasqualina blank, trat einen Schritt zurück und führte einige vorsichtige Attacken damit aus. Mit leuchtenden Augen reichte sie schließlich dem Andorianer die Waffe zurück und sagte anerkennend: „Eine wunderbare Klinge.“

„Ja, das ist sie.“ Dheran betrachtete den Degen sinnend und legte ihn schließlich auf den Schreibtisch. „Ich werde ihn hier lassen, und ebenfalls mit einer holografischen Klinge kämpfen, um einen unfairen psychologischen Vorteil zu vermeiden.“

„Immer korrekt, nicht wahr?“

„Sofern es sich einrichten lässt“, stimmte Dheran zu.

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Holosuite-2. Dheran hatte sie für die nächsten zwei Wochen für das Turniertraining reserviert. Sie schwiegen während des gesamten Weges. Erst in der Holosuite ergriff Pasqualina wieder das Wort.

„Ich habe ein selbst erstelltes Holoprogramm mit einem ansprechenden Ambiente, das ich normalerweise zum Training benutze. Ich würde es dir gerne vorführen.“

„Ich bin gespannt darauf, es zu sehen“, erwiderte Dheran.

Die Spanierin sagte laut: „Computer: Pasqualina Mancharella – Trainingsprogramm Die drei Musketiere, ohne Figuren starten. Kleidung: Einmal Musketier und einmal Garde des Kardinals – Seitenwahl über Zufallsgenerator. Bewaffnung: Standard-Degen.“

Matrix wird konfiguriert – Programm startet, meldete die Computerstimme.

Im nächsten Moment veränderte sich die Umgebung, und zu seiner Überraschung fand sich Dheran im Korridor eines Schlosses wieder. Zu seiner linken erkannte er eine breite Marmortreppe, die weiter unten in eine weite Empfangshalle führte. Sonnenstrahlen schnitten wie Messer aus Licht durch die hohen Fenster und fluteten den prächtigen Korridor mit goldenem Licht.

Als Dheran an sich hinunter sah, bemerkte er, dass er nun weite blaue Hosen, Stulpenstiefel und ein weites Wams, über einem Spitzenhemd aus Seide, trug. Auf dem Kopf saß ein breitkrämpiger Hut mit Feder. An seiner linken Hüfte entdeckte er einen schweren Degen, mit kunstvollem, versilberten Handschutz, in den ein Kreuz aus Saphiren eingearbeitet war. Die ledernen Handschuhe fühlten sich im ersten Moment merkwürdig an.

Der Andorianer konnte sich ein Schmunzeln nicht ganz verkneifen, als er Pasqualina in einer ganz ähnlichen Aufmachung erblickte, allerdings war ihre Kleidung überwiegend rot gehalten. „Diese Sachen sehen ganz bezaubernd an dir aus“, meinte er amüsiert. „Ich bezweifele jedoch, ob sie mir genauso gut stehen.“

„Nicht zu bescheiden sein, Tar´Kyren. Ich finde du siehst geradezu klassisch aus. Hoffentlich kannst du so gut fechten, wie du aussiehst.“

„Das wird sich herausstellen, nar y´ner mai Kumari. Welche Wertung entscheidet über den Sieg?“

„Wir könnten die Sicherheitsprotokolle abschalten und es handhaben, wie in der guten alten Zeit der Erde – mit drei Körpertreffern. Es sei denn du fürchtest Schmerzen.“

Dheran blickte sie verwirrt an, als ihm klar wurde, dass sie ihre Worte vollkommen ernst gemeint hatte. „Ich möchte dich nicht verletzen, Pasqualina.“

„Du solltest lieber aufpassen, dass du nicht von mir verletzt wirst.“

Dheran musterte sie eingehend und erkannte, dass sie sich nicht von ihrem Entschluss würde abbringen lassen. Darum sagte er schließlich, vollkommen ruhig: „Wie du willst.“

Dheran war etwas merkwürdig zumute, während er seinen langen Degen zog und die Elastizität der Klinge prüfte.

Die Spanierin strich einige imaginäre Stäubchen von ihrer Kleidung und schritt auf Dheran zu. „Gute Arbeit, nicht wahr? Diese Klingen entstanden zwar nicht in Toledo, aber sie erfüllen durchaus ihren Zweck. Wie du sachkundig bemerken wirst, handelt es sich um Nachbildungen echter spanischer Degen aus dem 16. Jahrhundert mit beidseitigem Schliff und beachtlicher Schwere. Ich darf Dich der Fairness halber darüber aufklären, dass diese Klingen auch sehr gut als Hiebwaffen verwendet werden können.“

„Wem erzählst du das, Pasqualina? Ich darf Dich meinerseits darüber informieren, dass ich sowohl die hohe Schule des italienischen Fechtmeisters Florio de Liberi als auch die unkonventionelle andorianische Ushaan-tor-Kampfweise beherrsche. Wie lauten die Regeln für die Wertung der Treffer?“

Pasqualina Mancharella überlegte kurz und meinte schließlich: „Ich würde sagen, drei Körpertreffer, gleichgültig, wo immer angebracht, sollten als Sieg bewertet werden. Ich möchte Dich nicht heftiger als nötig blessieren.“

„Einverstanden.“

Die Spanierin besiegelte die Abmachung mit einer angedeuteten Verbeugung.

Dheran streckte seinen Degen kurz vor und visierte über die Schneide. Die scharfe Klinge glänzte im Licht, welches durch die hohen Fenster fiel.

Dheran und Pasqualina Mancharella standen sich schließlich gegenüber. Die Spanierin entbot den Gruß mit zierlich schwingendem Degen. Dheran machte es eckiger und weniger elegant.

Sie begann um den Andorianer herum zu tänzeln, in beinahe vollendeter Meisterschaft. Sie bevorzugte vorerst die weite Mensur, bei der der Gegner nur durch einen Schritt vorwärts mit Ausfall berührt werden konnte. Pasqualinas Faustposition wurde von Dheran sofort durchschaut. Der Andorianer bot eine Blöße, eine Einladung an, aber die Frau ließ sich nicht zum Angriff verleiten. Sie wartete, bis Dheran mit einem blitzschnellen Kopfhieb rechts die Bewegung eröffnete und parierte mit einer gekonnten Quintparade links. „Nicht übel, El Capitan! In der Tat, nicht übel.“

Aus ihrer Parade heraus führte sie einen geraden Stoß nach Dherans Oberarm. Die Klinge des Andorianer beschrieb mit der Spitze einen wirbelnden Kreis. Diese Kontraparade riss Commander Mancharella beinahe den Degen aus der Hand. Dherans blitzschnell folgende Battuta, mit aller Härte auf die Klinge der Spanierin geschlagen, erschütterte sie nochmals so stark, dass Pasqualina Dherans Stoß rechts hoch nicht mehr exakt genug mit einer Sixtparade links abwehren konnte. Die Kleidung zerfetzte über der rechten Schulter des Commanders. Pasqualina reagierte jedoch schneller als erwartet. Ihr Arretstoß fuhr in Dherans Angriff hinein. Die Klinge fuhr an der Schläfe des Andorianers entlang und hinterließ einen blutenden Hautriss.

Kurz darauf gelang es ihr noch ein zweites Mal seine Deckung zu durchbrechen und landete eine Stichtreffer an seiner linken Schulter.

Angriffe und Paraden wechselten in so schneller Folge, dass selbst ein sachverständiger Zuschauer kaum die einzelnen Hiebe, Stöße und komplizierten Paraden voneinander hätte unterscheiden können.

Pasqualina blutete an der rechten Schulter. Seit wenigen Minuten wusste sie, dass sie einem wahren Könner gegenüber stand. Der andorianische Captain suchte mit verblüffender Schnelligkeit und Härte die enge Mensur.

Dherans Bein und Fußhiebe kamen wie zuckende Blitze. Dazwischen schlug er Figuren aus der Bindung heraus, die in keinem Lehrbuch standen. Pasqualina Mancharella kämpfte, im übertragenen Sinne, um ihr Leben. Ein zweiter Treffer schnitt ihre rechte Wade auf. Das zerschnittene Hosenbein färbte sich dunkel.

Dheran führte den spanischen Raufdegen oftmals wie einen leichten Rapier. Wenn sich Pasqualina einigermaßen auf die Hiebe eingestellt hatte, folgten einfache und Doppelfinten mit anschließenden Stößen auf alle Partien des Körpers.

Pasqualina hatte es nur ihrer schnellen Fußarbeit zu verdanken, dass sie nicht längst schwerer getroffen oder wenigstens entwaffnet war. Sie wich zurück, suchte erneut die weite Distanz und schaffte sich somit etwas Luft. Trotzdem verlor sie ihr Lächeln nicht.

„Ausgezeichnet, El Capitan. Ich bin glücklich, einen würdigen Gegner gefunden zu haben. Deine Prim-Einladung ist etwas zu durchsichtig.“

Dheran blickte besorgt auf ihre Schulter und auf das Bein. Er stand kurz davor, sich dazu zu entschließen, das Duell abzubrechen.

Erneut griff die Spanierin an, und Dheran hatte Mühe einen Treffer zu verhindern. Doch auch Pasqualina konnte ihre Deckung nur mühsam aufrecht erhalten. Als sie ihm für einen Moment zu nahe kam, machte er einen überraschenden Schritt nach vorne und versuchte sie Richtung Treppe zu drängen. Erst kurz vor dem Treppenabsatz gelang es der Spanierin, die Rückwärtsbewegung zu stoppen, wobei sich ihre Gesichter fast berührten. Pasqualina wusste, dass der Andorianer ihr kräftemäßig überlegen war, deshalb musste ihr schnell etwas einfallen.

Noch während sie fieberhaft überlegte, wie sie aus dieser misslichen Lage herauskommen konnte, umarmte Dheran sie plötzlich und küsste sie, durch die gekreuzten Klingen hindurch, fordernd auf den Mund.

Im ersten Moment, ohne darüber nachzudenken, erwiderte sie innig seinen Kuss, bevor sie sich zurückzog und ihm mit der behandschuhten Linken einen kräftigen Fausthieb ins Gesicht verabreichte.

Dheran strauchelte zurück und Pasqualina nutzte die Gelegenheit, ihm mit der Spitze ihrer Klinge den linken Handschuh aufzuritzen. Blaues Blut färbte ihn ein und bewies, dass sie getroffen hatte. Nach den abgesprochenen Regeln hatte sie gewonnen.

Dheran brauchte einen Augenblick länger für diese Erkenntnis. Für einen Moment blickte er die Spanierin beinahe feindselig an, bevor er den Degen erzürnt zu Boden warf und mit lauter Stimme sagte: „Computer: Programm beenden.“

Mit einem duotronischen Zirpen löste sich die Umgebung auf und die beiden angeschlagenen Führungsoffiziere der ICICLE standen sich, einen langen Moment lang, wie Feinde, gegenüber, bevor Dheran die Spanierin anfuhr: „Komm mit, zur Krankenstation. Victoria Leandros ist zwar nicht an Bord, aber Irgendwer wird uns schon zusammenflicken.“

Damit schritt der Andorianer zum Ausgang des Holodecks. Die Spanierin folgte ihm, weder stolz noch erfreut über den Sieg. Noch weniger erbaut war sie darüber wie sie gewonnen hatte. Obwohl sie sich sagte: ER hat es herausgefordert. Sie verwünschte den Verlauf des Morgens und beeilte sich, dem Mann, den sie doch liebte, zu folgen.

 
 

* * *

 

Die bajoranische, medizinische Assistentin, Lieutenant Junior-Grade Gillen Rian blickte verwundert auf, als kurz hinter einander Captain Dheran und Commander Mancharella, mit Schnittwunden, bei ihr erschienen. Was ihr dabei auffiel war: Dheran und Commander Mancharella kamen nicht herein; sie krachten herein.

Heftig mit einander über Fairness und Kampfregeln diskutierend standen sie in der Krankenstation und schienen erst jetzt zu bemerken, dass sie nicht mehr allein waren.

Gillen Rian blickte beide erschüttert an und fragte schließlich: „Was ist denn mit Ihnen beiden passiert?“

Dheran sah, ihrer Meinung nach, geradezu gemeingefährlich aus. Zu seiner obligatorischen Narbe blutete er an Stirn, Schulter und Handrücken. Außerdem war sein rechtes Auge leicht geschwollen und verfärbte sich außen dunkelblau.

Doch auch der XO wirkte mit blutender Schulter und Wade, als würde sie gerade aus einer größeren Schlacht kommen.

„Behandeln Sie zuerst den Commander“, bestimmte Dheran und setzte sich unaufgefordert auf eine der Medoliegen.

Lieutenant Gillen nahm den medizinischen Tricorder zur Hand. Während sie Dheran und Commander Mancharella scannte meinte sie entschieden: „Die Reihenfolge der Behandlung legt der diensthabende Medizinische Offizier fest.“ Sie legte den Tricorder weg, nahm einen Injektor zur Hand und verabreichte dem Andorianer und der Spanierin, die sich auf die Nachbarliege gesetzt hatte, ein schmerzstillendes Hypospray. Danach versiegelte sie, sehr zu Dherans Verdruss, zuerst seine Stirnwunde, bevor sie ihn aufforderte, seine Schulter frei zu machen und die beiden anderen Schnitte behandelte. Erst danach wandte sie sich zum Commander.

Dheran kleidete sich wieder an, wobei er seine Stellvertreterin mit finsteren Blicken bedachte.

Gillen Rian sagte schließlich: „Sie können gehen, Commander. Captain, bei Ihnen muss ich noch den Bluterguss behandeln.“

Während Dheran ungeduldig die Behandlungsprozedur über sich ergehen ließ, verließ Pasqualina Mancharella eilig die Krankenstation. Wütend auf sich selbst suchte sie ihr Quartier auf. Hastig entkleidete sie sich, warf ihre Kleidung schwungvoll auf die Couch und verschwand im Bad. Unter der heißen Dusche stehend fragte sie sich, was da eben eigentlich passiert war.

Warum hatte sie Tar´Kyren einen Fausthieb verpasst, als er sie geküsst hatte?

Widerwillig gestand sie sich ein, dass sie schlicht frustriert gewesen war, weil er gestern hatte allein sein wollen, während sie selbst sich den Ausklang des Abends ganz anders vorgestellt hatte.

Er hat mich gewarnt, dachte sie bitter. Hätte ich vielleicht doch besser warten sollen, statt meinen Dickkopf durchzusetzen? Nein, das hätte ich nicht besonders lange ausgehalten.

Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das Wasser eine Weile direkt über das Gesicht laufen. Wohin wird uns das alles letztlich führen? Hat eine Beziehung, wie diese überhaupt eine Chance? Oder sind wir beide möglicherweise viel zu verschieden – oder viel zu gleich?

Pasqualina Mancharella wünschte sich, sie hätte eine Antwort darauf gehabt.

 
 

* * *

 

Etwa zur selben Zeit feuerte Tar´Kyren Dheran seine Sachen heftig auf die Couch und begab sich ins Bad, um erst einmal eine kalte Dusche zu nehmen. Während das kalte Wasser seine Lebensgeister regenerierte, fragte er sich, was da gerade eben mit Pasqualina und ihm passiert war.

Zugegeben, sein Kuss war sicherlich überraschend gekommen, aber eine so heftige Reaktion von Pasqualina hatte er nun doch nicht erwartet.

Sie ist so ganz anders, als Christina, dachte er und schalt sich im nächsten Moment einen Narren: Oh, nein – jetzt fang nicht damit an beide Frauen zu vergleichen. Das würde letztlich keiner von beiden gerecht. Er gestand sich ein, dass er beide Frauen wegen ihrer individuellen Eigenschaften liebte – das konnte man nicht gegen einander aufrechnen, wie bei einer mathematischen Gleichung. So etwas würde bestenfalls Farok, als Vulkanier, versuchen, und vielleicht nicht einmal der...

Während er weiter duschte begannen seine Gedanken Karussell zu fahren. Pasqualina ist in mich verliebt, ich in Christina und Christina in den Admiral. Jetzt muss nur noch der Admiral seine Beziehung mit Tia´Vareni beenden und Pasqualina seine Liebe gestehen, dann ist das Chaos komplett.

Diese Vorstellung belustigte ihn so sehr, dass er beinahe gelacht hätte. Nein so kompliziert war die Situation nun doch nicht. Seine Gedanken begannen um die Frage zu kreisen, auf welche Art und Weise er vielleicht etwas Ordnung in das emotionale Chaos bringen konnte. Den Gedanken, zu Pasqualina zu gehen, um mit ihr zu reden verwarf er dabei fast augenblicklich. Besser gefiel ihm der Gedanke daran, erst einmal mit Christina zu sprechen. Zwar waren sie sich in den vergangenen Monaten nicht sonderlich näher gekommen, aber momentan hatten sie auch keinen Streit mit einander. Und mit Pasqualina konnte er danach immer noch sprechen, wenn sie sich beide emotional wieder etwas abgekühlt hatten.

Er beschloss es so zu machen, als er schließlich das Bad verließ, und sich ankleidete. Vielleicht gelang es ihm auf diese Weise sogar zwei Fledermäuse mit einem Schneeball zu erlegen.

Als er seine Kabine verließ, stieß er auf dem Gang beinahe mit Pasqualina zusammen, die sich ebenfalls auf dem Weg zum Turbolift befand. Für einen winzigen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, den anderen Lift zu benutzen. Dann sagte er sich, dass ein solches Verhalten höchst albern für einen erwachsenen Andorianer in seinem Alter wäre und setzte unverdrossen seinen Weg fort.

Während sie auf den Turbolift warteten, bemerkte der Andorianer die Blicke des Commanders und wandte sich ihr schließlich zu.

Pasqualina war etwas unbehaglich zumute, als sie seinen fragenden Blick erwiderte. Wo blieb nur der verdammte Lift? Sie atmete tief durch und sagte entschlossen: „Es tut mir leid, Tar´Kyren. Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich vorhin geritten hat.

„Schon gut“, erwiderte Dheran kühl. Momentan war er nicht in der Stimmung für Entschuldigungen.

Schweigend betraten sie die Lift-Kabine.

„Deck-10“, sagte Tar´Kyren Dheran, nachdem sich das Schott geschlossen hatte.

Kaum hatte sich die Kabine in Bewegung gesetzt, da sagte Pasqualina: „Lift anhalten.“ Sie ignorierte Dherans unwilligen Blick und trat, mit funkelnden Augen, dicht an ihn heran.

„Ich möchte, dass du mir zuhörst, wenn ich mich bei dir entschuldige. Ich verstehe, dass du sauer bist, aber mehr als zu sagen, dass es mir leid tut, ist mir nicht möglich, Tar´Kyren.“

Dheran erwiderte ihren Blick eisig. „Du hast gesagt, was du sagen wolltest, und ich habe zugehört. Können wir jetzt weiter fahren?“

„Lift: Weiterfahren! Deck-7.“ Zornbebend zog sich die Spanierin bis zur Kabinenwand zurück und schoss förmlich aus der Liftkabine, als er auf Deck-7 hielt.

Lieutenant-Commander Tal´Inuray Filiz, die auf den Lift gewartet hatte, konnte ihr nur knapp ausweichen. Verwundert blickte sie der Spanierin hinterher, während sie die Lift-Kabine betrat, und warf dem Captain einen fragenden Blick zu.

„Sagen Sie nichts!“, meinte Dheran gefährlich leise, bevor sie eine entsprechende Bemerkung machen konnte. Er erkannte, dass die MACO dennoch einen Versuch machen wollte das Wort zu ergreifen, und fügte etwas entschlossener hinzu: „Sagen Sie überhaupt nichts!“

Als Dheran auf Deck 10 den Lift verließ, entspannten sich die nach Innen gebogenen Antennen der MACO und sie dachte bei sich: Er hätte auch sagen können, dass er es eilig hat. Dann sagte sie: „Deck acht!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück