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Star Trek - Icicle - 04

Kampftaktiken
von

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Erinnerungen und Aussichten

Konteradmiral Valand Kuehn stand im Wohnraum seiner Kabine an einem der beiden Fenster und blickte nachdenklich nach draußen, wo die schnell vorbeiziehenden Lichtstreifen anzeigten, dass sich die OBERON mit Warpgeschwindigkeit seinem Ziel, der Station STRATEGICAL STARBASE 71, näherte. Etwas quer ab erkannte er eines der beiden Begleitschiffe, die NOTRE DAME, ein Schiff der NEBULA-KLASSE unter Captain Esmeralda Di Santiago. Sein Freund Tar´Kyren Dheran würde sich sicherlich darüber freuen, denn seine jüngere Schwester, Lieutenant-Commander Tia´Lynara Dheran, versah auf diesem Schiff ihren Dienst als Leitender Medizinischer Offizier. Kuehn wusste, dass beide einander sehr zugetan waren, wie es im Allgemeinen unter andorianischen Familienangehörigen üblich war. Wenn es nicht zu irgendwelchen Zwischenfällen kam, dann würde das Flaggschiff der Sektorenflotte-Bajor in etwa einer Stunde das Forlan-System erreichen.

Das akustische Signal des Türmelders riss den Konteradmiral aus seinen Gedanken. Er wandte sich um und sagte: „Herein!“

Commodore Sylvie LeClerc betrat die Kabine und Kuehns Gesichtszüge entspannten sich. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als sie näher kam. Seit einem halben Jahr waren sie nun zusammen, doch noch immer hatte er sich nicht vollständig an diesen Umstand gewöhnt. Vielleicht deswegen, weil er, nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2362 zu lange ungebunden gewesen war. Dabei hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht geahnt, dass Sylvie LeClerc, die er bereits auf der Akademie kennen gelernt hatte, und die als junge Kadettin, wie er, der RED SQUAD angehörte, bereits zu dieser Zeit, heftig in ihn verliebt gewesen war.

Seine verstorbene Frau Ahy´Vilara Thren, eine Andorianerin, war auf der U.S.S. ALAMO Medizinische Assistentin gewesen, als er, direkt von der Akademie kommend, als Ensign auf dieses Schiff versetzt wurde. Er hatte sich fast augenblicklich in die Andorianerin verliebt, als er ihr zum ersten Mal begegnete, und sein Glück schien vollkommen, als er feststellte, dass sie seine Gefühle erwiderte.

Siebzehn Monate nach ihrer Hochzeit, kam es jedoch, während einer Forschungsmission der ALAMO zur Katastrophe, als das Schiff, beim Eintritt aus dem Subraum in den Normalraum, in die Ausläufer einer Sternenexplosion geriet. Mehr als 80% der Besatzung fand dabei den Tod, darunter auch Ahy´Vilara.

Aus Rücksicht auf seine Gefühle, hatte Sylvie damals geschwiegen, was ihre Gefühle für ihn betraf – und später hatte sie nie den rechten Zeitpunkt gefunden. Schließlich verloren sie sich für viele Jahre aus den Augen, bis sie sich, Ende 2380, auf DEEP SPACE NINE zufällig begegneten. Sylvie hatte schließlich, bei einem gemeinsamen Abendessen, den ersten Schritt gemacht, und ihm ihre Gefühle für ihn gestanden. Völlig überrascht hatte er sie damals um etwas Zeit gebeten, um sich über seine Gefühle klar werden zu können. Etwa zwei Monate, nachdem er sie für sein neues Kommando als Konteradmiral der Sektorenflotte-Bajor angefordert hatte, war er sich schließlich seiner eigenen Gefühle sicher gewesen.

Seit dieser Zeit waren sie nun zusammen.

Sylvie streckte ihre Hände aus, und Valand nahm sie sanft in seine. Dabei zog er sie langsam zu sich heran und legte ihre Arme um seine Hüften bevor er sie seinerseits in seine Arme schloss.

Liebevoll küssten sie sich, bevor die Französin ihren Freund schließlich neugierig musterte und fragte: „Wie, glaubst du, wird dein Freund, Tar´Kyren, reagieren, wenn er davon erfährt, dass du und Tarun ihn, ohne sein Wissen, als Kurier für brisante Informationen benutzt?“

Kuehn verzog sein Gesicht. „Erinnerst du dich noch daran, wie verheerend sich die Ausläufer der Nova auf die ALAMO auswirkten?“

Sylvie nickte.

„Nun, das hier wird schlimmer.“

Die Französin blickte in das betrübt-ernste Gesicht ihres Freundes und sagte schließlich: „Autsch!“

Kuehn nickte zustimmend: „Das ist genau das richtige Wort dafür.“

Natürlich hatte Kuehn seine Freundin eingeweiht – bevor sie zusammengekommen waren. Sylvie wusste also worum es ging, und warum Dheran so wichtig in der Planung der beiden Admirale war. Nach einem weiteren Kuss meinte sie ernst: „Wenn unser kleines Unternehmen auffliegt, dann werden wir recht unsanft auf unseren Offiziers-Hintern landen, Mon-Ami.“

„Wobei es besonders um Deinen hübschen Hintern schade wäre“, lachte Kuehn und gab ihr einen sanften Klapps auf den Allerwertesten. „Aber hatte ich nicht schon mal vor einigen Monaten gesagt, dass du mich nicht dauernd Mon-Ami nennen sollst?“

„Rate mal, wie egal mir das ist – Mon-Ami?“

Kuehn seufzte leise, doch ein Schmunzeln überflog seine Lippen. Dann wurde er übergangslos ernst und senkte unbewusst seine Stimme ab, als er sagte: „Ich habe gestern eine Nachricht von unserer Verbindungsperson im Gamma-Quadranten erhalten. Er hat die Daten gesichtet.“

Sylvie blickte ihm gespannt in die Augen. „Und?“

„Er sagt, dass es möglich ist.“

„Wird er uns helfen?“

Kuehn machte eine vage Geste. „Ich denke, das kommt auf die Überzeugungskraft des Mannes an, den ich zu ihm geschickt habe.“

Sylvie LeClerc hob unwillig ihre Augenbrauen, weil sie Valand alle Informationen einzeln aus der Nase ziehen musste. „Hat dieser Mensch auch einen Namen?“

Kuehn lächelte hintergründig. „Ich glaube, du hast ihn schon einmal gesehen, zumindest passte deine Beschreibung auf ihn. Sein Name ist – Chakotay...“

 
 

* * *

 

Eine knappe Dreiviertelstunde später fielen die OBERON die NOTRE DAME und die MANASSAS, unter Captain Thomas Jackson, nahe des Forlan-Systems unter Warp. Im engen Formationsflug bahnten sie sich ihren Weg durch das Asteroidenfeld und hielten dann auf die immer gewaltiger vor ihnen anwachsende Station zu. Auf der Brücke der OBERON blickte Sylvie LeClerc zu Kuehn und meinte beeindruckt: „Dagegen ist DS-9 ein Kinderspielzeug. Ich hatte mir diese STRATEGICAL-Station nicht so riesig vorgestellt.“

„Kuehn nickte zustimmend. Und FORTRESS-ALPHA soll mindestens genauso groß werden. Allein die Bauzeit wird fünf Jahre in Anspruch nehmen. Der Admiral verfügt hier über ein beeindruckendes militärisches Potenzial. Langsam beginne ich zu verstehen, warum die Taktischen Flotten im Föderationsrat anfangs so umstritten waren.“

Das Gesicht der Französin verfinsterte sich. „Zusammen mit den Werftkapazitäten und den Installationen zur Ressourcengewinnung stellen diese zehn Taktischen Flotten beinahe einen Staat im Staat dar. Nicht auszudenken, wenn auch nur zwei oder drei der zehn Admirals einen Umsturz der Regierung planen würden.“

„Darum werden an die Oberkommandierenden der Taktischen Flotten auch ganz besondere Ansprüche gestellt. Wer kein hundertprozentig makelloses Psychogramm nachweisen kann hat gar keine Chance.“

Der Commodore blickte skeptisch: „Gibt es hundertprozentige Sicherheit?“

„Nein!“, erklärte Kuehn. „Aber die gibt es bei uns beiden auch nicht – und trotzdem vertraut man uns, nicht wahr?“

Die Französin erwiderte den Blick ihres Freundes und machte eine zustimmende Geste, während der Konteradmiral den Befehl gab, die Fahrt weiter aufzuheben. Dann wandte er sich an seinen Operations-Offizier: „Lieutenant, nehmen Sie Verbindung mit der Station auf und bitten Sie um die Zuweisung dreier Andockplätze.“

Die dunkelhaarige Menschenfrau nickte bestätigend und kam dem Befehl umgehend nach. Nach einer halben Minute wandte sie sich an Kuehn. „Commander No´Leen Ra Taragenar hat unseren Schiffen die Hangarscheibe-2 zugewiesen. Leitstrahlen sind aktiviert.“

Kuehn dankte und wies den Steuermann an dem Leitstrahl für die OBERON zu folgen und in eine der drei gewaltigen Scheiben von jeweils 4,5 km Durchmesser einzufliegen. Er übergab das Kommando seinem Ersten Offizier und wandte sich zu Sylvie. „Kommen Sie, Commodore. Ich bin sicher, dass Tar´Kyren bereits auf uns wartet.“

Ebenso, wie Dheran und Pasqualina, duzten sich Sylvie und Valand nur dann, wenn sie unter sich waren. Gemeinsam verließen sie die Brücke der OBERON.

Als sie fünf Minuten später die Andockschleuse, am Rand der Primärhülle der OBERON, verließen und die Schleuse des inneren Zylinders der Scheibe betraten, wurden sie, wie Kuehn es vorausgesagt hatte, von Captain Tar´Kyren Dheran erwartet. Außer dem Andorianer war eine hochgewachsene, schwarzhaarige Frau zugegen, die am Kragen ihrer Uniform die Insignien eines Commodore trug.

Das also ist die Frau, die Tar´Kyren seit seiner Akademiezeit verehrt, dachte Kuehn und musterte sie mit Interesse. Er musste zugeben, dass sie den Eindruck erweckte es wert zu sein.

Intelligente, blau-graue Augen beherrschten das offene Gesicht, und auch sonst war ihre äußere Erscheinung dazu angetan, den Puls eines Mannes spürbar zu beschleunigen. Sein Freund besaß Geschmack, was Frauen betraf.

Tar´Kyren hatte ihm mal verraten, dass Christina Carey in seinem Jahrgang an der Akademie gewesen war, aber er konnte sich kaum an diese Frau erinnern, obwohl ihm ihr Name bereits damals etwas gesagt hatte. Möglicherweise war sie zu Jugendzeiten unauffälliger gewesen.

Zusammen näherten sich Carey und Dheran. Der Andorianer hielt sich zurück und ließ der Frau an seiner Seite den Vortritt.

„Willkommen auf STRATEGICAL STARBASE 71, Konteradmiral Kuehn und Commodore LeClerc. Ich freue mich, sie beide auf der Station begrüßen zu dürfen.“ Sie reichte beiden nacheinander die Hand. Danach trat sie abwartend zur Seite. Natürlich wusste sie, dass Dheran und der Konteradmiral Freunde waren.

Dheran und Kuehn umarmten sich herzlich, danach wandte sich der Andorianer zu Sylvie LeClerc. „Ich bin erfreut, Sie wiederzusehen, Commodore.“

Sylvie LeClerc lächelte verschmitzt. „Die Freude ist ganz meinerseits. Comment allezvous, Monsieur Dheran?“

„Mir geht es gut, danke der Nachfrage.“

Für einen Moment war die Französin überrascht. Dann erkundigte sie sich neugierig: „Sie haben in vier Wochen Französisch gelernt?“

Dheran wirkte amüsiert. „Nein, nur einige Wörter und Redewendungen, damit Sie mich nicht wieder auf dem linken Fuß erwischen.“

„Stattdessen haben Sie mich erwischt“, lachte LeClerc.

Christina Carey räusperte sich. „Konteradmiral, der Admiral wünscht, dass ich Sie zu seinem Büro geleite.“

„Dann sollten wir ihn nicht warten lassen.“

Während sie sich auf den Weg machten, überlegte Kuehn, dass es gar nicht weiter auffiel, wenn er sich mit Tarun in dessen Büro unterhielt. Wenn ein Konteradmiral auf der Station erschien war es nur natürlich, dass er vom Oberkommandieren empfangen wurde.

Auf dem Weg zum nächsten Transporterzentrum, hielt Sylvie LeClerc den Andorianer am Oberarm zurück und meinte: „Während sich die Admirale unterhalten könnten Sie mir etwas von der Station zeigen. Ich hörte, Sie haben hier eine beeindruckende Einkaufs- und Promenadenmeile.“

„Natürlich, gerne“, antwortete der Andorianer etwas überrascht.

Als sie das Transporterzentrum erreichten, verabredeten sie, sich später im SEVENTYFIRST CLUB zu treffen. Valand wusste, was er seinem Freund schuldig war und wandte sich zu Christina Carey: „Ich bestehe darauf, dass Sie uns dabei begleiten, Commodore.“

Die Irin erahnte zwar das kleine Manöver, stimmte aber dennoch zu.

„Sehr schön“, meinte Kuehn. „Dann sind wir uns also einig.“



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