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Star Trek - Icicle - 04

Kampftaktiken
von

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Alarmstufe: ROT

Logbuch der USS ICICLE

Commander Pasqualina Mancharella

Sternenzeit: 58684.7

 

Soeben wurde die Red-Alert-Group – eine aus zehn Schiffen bestehende Kampfgruppe des STRATEGICAL STARBASE 71 Komplexes, zu der in dieser Woche auch die U.S.S. ICICLE gehört – von Commander No´Leen Ra Taragenar, dem efrosianischen Stellvertretenden Kommandanten der Station, alarmiert.

Vor weniger als einer Minute war auf STRATEGICAL STARBASE 71 ein Notruf der U.S.S. LIGHTSPEED aus Sektor-1091 eingegangen, der von einer Attacke mehrerer Gornschiffe auf Captain McKinneys Schiff berichtete.

Ich habe sofort Rotalarm auslösen lassen. Lieutenant Singh-Badt hält Verbindung mit der U.S.S. INTRUDER, dem derzeitigen Führungsschiff des RAG-Verbandes, und gibt soeben unsere Startbereitschaft durch. Captain Dheran, der vor einer knappen Stunde erst die Zentrale verlassen, und seine Kabine aufgesucht hatte, wurde bereits von mir alarmiert.

Sobald der Captain der INTRUDER den Befehl erteilt, werden wir in Alarmformation starten, um Captain McKinney und seiner Crew zur Hilfe zu eilen.

 
 

* * *

 

„Aus dem Weg!“, brüllte Tar´Kyren Dheran, während er, im Sprintertempo, um die Gangecke zu Turbolift-2 hetzte. Ein junger bajoranischer Crewman konnte gerade noch zur Seite hechten, damit der Captain ihn nicht einfach überrannte. Noch bevor er richtig wusste wie ihm geschah, war Dheran bereits in der Liftkabine verschwunden, und der junge Bajoraner fragte sich, ob er das eben wirklich erlebt hatte.

Währenddessen war der andorianische Captain bereits in der Kabine von Turbolift-2 verschwunden und auf dem Weg nach Deck 1.

Auf der Brücke blickte der Steuermann, Lou-Thorben Ivarsson, zu Ensign Charall, der bolianischen Navigatorin, und meinte kopfschüttelnd: „Der Captain hat das Glück wirklich gepachtet - ausgerechnet wenn die ICICLE RAG-Dienst schiebt gibt es Alarm.“

Charall nickte nur bestätigend, wobei sie dem Norweger ein verhaltenes Lächeln schenkte, und aktivierte dabei den taktischen Bereich ihrer Konsole, der die Pulsphaser-Kontrollen beinhaltete. Da die Pulsphaser nur in Flugrichtung feuern konnten, unterstanden sie sinnvollerweise ihr, und nicht der Taktik.

„Sie sagen es!“, stimmte Commander Mancharella zu und aktivierte ihren Kommunikator: Commander Mancharella an Commander Kunanga: Vollalarm für alle Jagdstaffeln. Melden Sie mir, wenn Sie einsatzbereit sind, Mancharella Ende.“

Sie wandte sich an Ensign Charall: „Navigator: Verankerung lösen.“

„Aye, Commander.“

Einen Moment später stürmte Captain Dheran auf die Brücke.

Der muss geflogen sein dachte Pasqualina Mancharella flüchtig, als er sie erreichte.

„Bericht“, verlangte er knapp.

„Die LIGHTSPEED wurde von einem Gorn-Verband in Sektor-1091 attackiert und hat einen Notruf abgesetzt“, erklärte die Spanierin ruhig. „Commander No´Leen Ra Taragenar hat uns eben den Einsatzbefehl übermittelt.“

Der Andorianer nickte knapp. „Status?“

„Voll operationsfähig und startbereit, Captain - Unser Jagdgeschwader wurde alarmiert. Vollzug steht noch aus.“

„Danke Commander.“ Dheran wandte sich an Rania Singh-Badt. „Hat sich Captain Frank von der INTRUDER schon gemeldet?“

Die Inderin bestätigte: „Startbefehl läuft soeben ein. Der Verband soll sich formieren. Angriffsformation EPSILON sobald wir gestartet sind.“

„Danke, Lieutenant.“ Dheran blickte hinüber zu Turbolift-1 aus dem soeben Lieutenant Farok heraus trat. „Das hat aber lange gedauert, Mister Farok. Sie übernehmen den Platz an der OPS.

Farok bestätigte knapp und Dheran setzte sich neben seinen XO auf die Kante seines Sessels. Auf dem Hauptschirm erkannte der Andorianer, dass sich die gewaltigen Hangarschotts der Pilzsektion bereits öffneten.

„Mister Ivarsson, wir starten“, forderte er den Steuermann auf, nachdem Captain Sebastian Franks Schiff ein normaler AKIRA-KLASSE Kreuzer, abgelegt hatte und das sich öffnende Schott der Pilzsektion ansteuerte. „Achten Sie darauf, dass Sie dran bleiben.“ Er wandte sich von Ivarsson zu Charall: „Sobald wir draußen sind werden wir umgehend unsere Position in der Formation EPSILON einnehmen.“

Knapp sechs Minuten nach der Alarmierung jagten die zehn Schiffe des RAG-Verbandes, in Keilformation durch das Forlan-System auf die Asteroidenschale zu.

Die zehn Schiffe durchflogen das Asteroidenfeld an einer der weniger dichten Stellen und gingen knapp sechs Minuten nach der Alarmierung auf Warp, um Captain McKinney und seiner Crew zur Hilfe zu eilen...

 
 

* * *

 

Auf der Brücke der U.S.S. LIGHTSPEED, einem Schiff der TANTALUS-KLASSE, herrschte das übliche, geordnete Chaos; wie immer, wenn es zu Kampfsituationen kam.

Captain Angus McKinney, ein kampferfahrener irischer Offizier, den so schnell nichts erschüttern konnte, saß vorgebeugt in seinem Sessel, auf der Brücke, und rieb sich seinen, schon recht früh ergrauten, Vollbart. Die blau-grauen Augen des hochgewachsenen, breitschultrigen Iren drückten jene Härte und Entschlossenheit aus, wie sie für die meisten Captains der Taktischen Flotten üblich war, während er mit verschlossener Miene auf den Bildschirm sah.

Eine Gruppe von fünf schweren Gornkreuzern hatte der LIGHTSPEED am Rand eines unbenannten Sonnensystems aufgelauert. Die schweren Kriegsschiffe schoben sich soeben aus dem Ortungsschatten des äußeren Planeten. Die beiden Inneren der insgesamt sechs Planeten des Systems standen, von der LIGHTSPEED aus gesehen, hinter der kleinen, orange-roten Sonne der K-Spektralklasse, während die nächsten drei beinahe in Opposition, rechts des äußeren Planeten lagen.

Captain McKinney wandte sich an seinen Taktischen Offizier: „Mister Gorall, Waffen klarmachen. Das Feuer werden Sie jedoch erst eröffnen, falls wir angegriffen werden. Schilde aktivieren.“ McKinney wandte sich von ihm zur Noralanerin, Birin Forel: „Versuchen Sie die Gorn anzurufen, Ensign Forel. Ich habe zwar keine große Hoffnung, dass die Brüder antworten werden, aber man weiß ja nie.“

Der Izarianer ersparte sich jeglichen Kommentar und sagte, gleich Forel, lediglich: „Aye, Captain.“ Inaro Gorell kannte schließlich seinen Captain, denn ihm hatte er es zu verdanken, dass er nicht vollends dem Alkohol verfallen war – damals nach dem Dominion-Krieg. McKinney gestattete für gewöhnlich seinem Gegner den ersten Schuss. Allerdings pflegten seine Antworten auf solcherlei Beweise kriegerischen Tuns immer recht heftig aus zufallen.

Neue Offiziere hatten mit dieser Einstellung des Captains anfangs oft Probleme und wurden nervös, doch nach einer gewissen Zeit färbte die ruhige Gelassenheit des hart gesottenen Haudegens auf sie ab, und sie gewöhnten sich an diese Vorgehensweise.

„Keine Antwort, Captain“, antwortete die Noralanerin und warf mit einer schnellen Kopfbewegung ihr violett schimmerndes Haar zurück. Im Gegensatz zu Gorell spielte ihre Hautfarbe etwas mehr ins Grün-Bläuliche.

„Wollen wir genau zwischen den beiden Führungskreuzern hindurch fliegen?“, fragte der andorianische XO, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte an Captain McKinney gewandt. Commander Dharas war bekannt für solche halsbrecherischen Ideen – darin unterschied er sich kaum von anderen Andorianern, die in der 5.Taktischen Flotte dienten. Und nur allzu oft folgte der Captain diesen Ideen. Zusammen mit dem andorianischen Captain, Tar´Kyren Dheran, galt McKinney als einer der risikofreudigsten Captains auf STRATEGICAL STARBASE 71.

Lieutenant-Commander Gorell antwortete mit einem diplomatischen: „Wir könnten den Anschein erwecken, als würden wir den Gorn diesen Gefallen tun.“ Nach Gorells Meinung konnten sie eine ganze Menge machen, aber ganz sicher nicht zwischen den beiden anfliegenden Gorn-Kreuzern hindurch fliegen, ohne in eine atomare Gaswolke verwandelt zu werden.

Im nächsten Moment wandte der Captain sich an den haliianischen Steuermann. „Lieutenant Oriell: schwenken Sie um zwanzig Grad über die Grünkoordinate ab.“

Karon Oriell schien förmlich auf diesen Befehl gelauert zu haben, denn fast augenblicklich drehte die LIGHTSPEED auf den rechten der beiden Gornkreuzer zu.

Die drei Gornkreuzer im Hintergrund reagierten und schwenkten auf einen Abfangkurs ein.

Auf Angus McKinneys angespanntes Gesicht erschien ein grimmiges Lächeln. Er wechselte einen amüsierten Blick mit seinem XO und mit entschlossenem Tonfall sagte er zu Lieutenant Oriell: „Steuermann, wir gehen auf den alten Kurs zurück.“

Oriell reagierte umgehend, obwohl der Kurs, den er das Schiff einschlagen ließ entschieden gegen alles ging, woran er glaubte. Er hoffte nur, dass der Captain, wie schon so oft zuvor, wusste was er tat.

Die Reaktion der Gorn bewies, dass der Captain richtig taktierte. Oriell erkannte nun auch, was der andorianische Commander sich mit dem scheinbaren Wahnsinnskurs gedacht hatte und warum der Captain dem Vorschlag so bereitwillig folgte. Schnell steuerte er den leichten Kreuzer so zwischen die Gornschiffe, dass nur zwei der Feindschiffe auf sie feuern konnten, während das vordere rechte Gornschiff den drei hinteren die Sicht auf die LIGHTSPEED nahm.

Als die beiden Feindkreuzer, ohne Vorwarnung das Feuer eröffneten, beschleunigte Oriell das Schiff.

Gleichzeitig kommandierte McKinney mit ruhiger Stimme: „Feuer, Mister Gorell!“

Der Izarianer reagierte umgehend. Mit den Phasern nahm er die Schilde des rechten Gornkreuzers unter Punktbeschuss, während er drei Quantentorpedos auf exakt dieselbe Stelle feuerte. Als die LIGHTSPEED zwischen den beiden Kreuzern hindurch raste, brach der Schirm des beschossenen Gornkreuzers zusammen. Gleich darauf feuerte Inaro Gorell zwei Quantentorpedos aus den hinteren Launchern auf den schutzlosen Kreuzer, der in einer Energieorgie aus einander brach.

Zwei Phasertreffer schüttelten das Föderationsschiff durch, doch die Schutzschilde hielten stand, während Oriell die LIGHTSPEED in eine enge Wende legte. Noch bevor das Schiff sie vollendet hatte, nahm Gorell das Heck des zweiten Gornkreuzers unter Feuer. Es gelang dem Izarianer den Heckschild des Schweren Kreuzers zu durchschlagen und einen Phasertreffer im Antriebsbereich anzubringen, bevor die anderen Gornkreuzer heran waren und der Captain befahl: „Mister Oriell: Ausweichmanöver DELTA-4!“

Der Haliianer ließ das Schiff über die rechte Seite nach unten weg gleiten, wobei er den hilflos treibenden, beschädigten Gornkreuzer zwischen die LIGHTSPEED und die drei noch voll aktionsfähigen Feindschiffe brachte. Gleichzeitig beschleunigte er das Schiff mit voller Impulsgeschwindigkeit.

Im nächsten Moment meldete sich Birin Forel mit sichtlich erleichterter Stimme. „Captain, zehn Raumschiffe der 5.Taktischen Flotte verlassen soeben, an der Grenze des Systems den Subraum. Sie werden in zwei Minuten hier sein. Captain Frank von der INTRUDER ruft uns.“

„Auf den Schirm, Ensign.“

Im nächsten Moment erschien das gemütlich, beinahe phlegmatisch wirkende, Gesicht des deutschen Captains auf dem Hauptschirm. Nur wer Sebastian Frank näher kannte, der wusste, dass dieser Eindruck vollkommen falsch war. Captain Frank lächelte gemütlich, bevor er sagte: „Sie halten die Red-Alert-Group schon auf Trab, Captain McKinney. Wir nähern uns aus Vektor Gelb – Minus 23. Zeit bis zum Eintreffen liegt bei T minus einhundert. Halten Sie so lange durch?“

„Positiv!“, bestätigte McKinney knapp. „Die Gorn werden sich vermutlich jetzt schon überlegen, ob sie es mit der RAG aufnehmen wollen.“

Frank machte ein zufriedenes Gesicht. „Sobald wir bei Ihnen sind, schließen sie sich der MARYLAND an, und dann werden wir den Spieß umdrehen und diese drei Gorn zur Abwechslung jagen. Frank, Ende.“

McKinney blieb kaum genug Zeit zu bestätigen, bevor die INTRUDER die Verbindung unterbrach.

Gleich darauf meldete Gorell: „Die drei Gorn brechen die Verfolgung ab und fliegen, zu dem beschädigten Kreuzer, zurück in das System.“

McKinney nickte in Gedanken. „Danke, Mister Gorell. Lieutenant Oriell, hart Wenden und Geschwindigkeit an die MARYLAND anpassen, sobald sie uns erreicht.“

„Aye, Sir“, bestätigte Oriell, während Angus McKinney sich im Sessel zurück lehnte und grimmig überlegte, dass es nun anders herum ging, und die Jäger zu Gejagten werden würden.

 
 

* * *

 

Commander Namoro Kunanga saß in der Führungsmaschine des Jagdgeschwaders der ICICLE und wartete angespannt auf das Zeichen zum Einsatz.

Noch ruhte der SKORPION-Jäger, wie alle anderen auch, auf seinen kurzen Auslegern, die magnetisch auf dem Hangarboden verankert waren. Zum zweiten Mal, seit er die Jagdverbände der ICICLE übernommen hatte, würde er sie als CAG – als Commander Air Group – oder Wing-Commander, wie man es früher einmal genannt hatte, in eine Schlacht führen. Er vertraute dabei auf seine Fähigkeiten, und auf die seiner Piloten, die für speziell solche Einsätze trainiert worden waren. Kunanga wusste aber auch, dass es einen gewaltigen Unterschied gab, zwischen Training und Ernstfall. Sie hatten sich jedoch bei ihrer Feuertaufe bestens bewährt, und Kunanga hoffte, dass es diesmal genauso sein würde.

Als der Operations-Officer, von der Brücke aus, Kontakt mit ihm aufnahm, dass der Einsatz in weniger als einer Minute beginnen würde, aktivierte Kunanga die Ringverbindung und befahl: „CAG an Geschwader: X-Zeit minus vierzig Sekunden. Start erfolgt Staffelweise. Ende und Aus.“

Zwanzig Sekunden später öffneten sich die drei Panzerpforten des Roll-On-Roll-Off Hangars und Kunanga aktivierte die Aggregate seiner Jagdmaschine im Leerlauf. Nur die leichtbläulich schimmernden Kraftfelder verhinderten dabei einen sofortigen Druckverlust. Fünf Sekunden vor dem Start fuhr er, als einer der Letzten, die Ausleger ein und zählte in Gedanken die restlichen Sekunden herunter.

Als das Grünzeichen über den Hangarpforten aufleuchtete, und das Kommando des Ops-Officers kam, ging Kunanga auf Volle Beschleunigung. Von einem Augenblick auf den anderen war die Umgebung des Hangars verschwunden und die Schwärze des Weltalls, mit seinen Myriarden von Sternen umgab ihn. Bei den beengten Verhältnissen im Inneren des Jägers, fiel Kunanga spontan eine Aussage das Captains wieder ein, der einmal gemeint hatte: In einen SKORPION-Jäger steigt man nicht ein, den zieht man an.

Seine Instrumente zeigten Kunanga an, dass auch die INTRUDER ihre Jäger gestartet hatte. Auch das Schiff von Captain Frank hatte vierzig der neuen Angriffsjäger an Bord, von denen bereits zehn ausreichten, um auch einem mittelschweren Kreuzer gefährlich werden zu können. Staffelweise zu jeweils zehn Maschinen, formierten sich die Jäger und bildeten vor den Schiffen der RAG einen keilförmigen Abwehrkordon, der unliebsame Überraschungen bereits im Vorfeld verhindern konnte. Fünfhundert Kilometer vor den Schiffen der RAG überschritten die kleinen wendigen Jagdmaschinen die äußere Planetenbahn und hielten Kurs auf den fliehenden Gornverband.

Commander Kunanga rechnete jedoch damit, dass die noch operationsfähigen Kreuzer der Gorn schon bald auf Warp-Geschwindigkeit gehen würden, um sich dem Zugriff der Red-Alert-Group zu entziehen.

Das Komm-Signal unterbrach seine Gedankengänge.

„ICI-101, hier INT-101. Irgend etwas stimmt mit diesen Gorn nicht. Die wissen, dass sie uns haushoch unterlegen sind, mit ihren paar Schiffen. Warum hauen die nicht ab? Kommen.“

Das war Commander Patrizia Miranetti gewesen, die CAG der INTRUDER. Ihre Überlegungen stimmten mit denen Kunangas überein und so erwiderte er: „INT-101, hier ICI-101. Sie haben recht, diese Gorn verhalten sich seltsam. Möglicherweise gibt es einen Stützpunkt der Allianz in diesem System und die LIGHTSPEED hat in ein Wespennest gestochen, als sie hier auftauchte. Kommen.“

„Möglich, Commander. Ich werde mit dem OPS-Officer der INTRUDER Verbindung aufnehmen. Vielleicht haben die Langstrecken-Scanner der großen Schiffe etwas ungewöhnliches aufgefangen. Ende und Aus.“

 
 

* * *

 

Beinahe im selben Moment stellte Tar´Kyren Dheran, auf der Brücke der ICICLE, dieselben Überlegungen an. Mit hochgezogenen Augenbrauen und nach vorn gebogenen Antennen saß er vorgebeugt auf der Kante seines Sessels, blickte Commander Pasqualina Mancharella an und fragte: „Finden Sie es nicht auch merkwürdig, Commander, dass die Gorn nicht verschwinden, sondern in Kauf nehmen von unserem Verband gestellt zu werden?“

„Möglicherweise gibt es einen Orbitalstützpunkt hinter einer der abgewandten Planetenseiten“, orakelte die Spanierin und wies auf den Hauptschirm, in dessen Zentrum der vierte und fünfte Planet zu sehen waren. Die vier Gornschiffe hielten auf einen Punkt zu, der genau zwischen den beiden Planeten lag.

Dherans Antennen richteten sich etwas auf. „Aber Sie sind davon nicht überzeugt?“

Pasqualina blickte Dheran eindringlich an. Davon, dass sie vor zwei Wochen zum ersten Mal mit einander geschlafen hatten, war in diesem Moment nichts zu bemerken.

„Nein, Captain. Die Schiffe würden dann längst zu einem der beiden Planeten abschwenken. Es scheint viel mehr so, als wollten sie uns dazu verleiten, genau zwischen den Planeten hindurch zu fliegen, um uns dann mit dem zu überraschen, was sich möglicherweise im Ortungsschatten der beiden Planeten verbirgt.“

Dheran erlaubte sich ein feines Lächeln und blickte neugierig zu Lieutenant Farok hinüber. „Ihre Meinung, Mister Farok?“

Der Vulkanier hob leicht die Augenbrauen und erklärte ruhig: „Ich errechne eine 67,3-prozentige Wahrscheinlichkeit, für die Annahme des Commanders, Sir.“

„Danke, Mister Farok.“ Dherans Antennen spreizten sich als er seinem XO einen schnellen Seitenblick zu warf. „Dass Mister Farok ein Schlitzohr ist war mir bekannt, aber dass Sie auch zu dieser Gattung gehören, Commander, ist mir neu. Gute Arbeit.“

Er wandte sich an Rania Singh-Badt. „Eine Verbindung zum Führungsschiff des Verbandes, Lieutenant.“

Die Inderin bestätigte und bereits wenige Sekunden später baute sich auf dem Hauptschirm das Abbild der INTRUDER-Brücke auf.

Captain Sebastian Frank saß gelassen, wie es seine Art war, im Sessel des Captain und blickte leicht fragend. Der Captain der INTRUDER war gelernter Anwalt, was Dheran anfangs zu der Annahme verleitet hatte, dass er bei der 5.Taktischen Flotte fehl am Platz sein könnte. Dass Captain Frank alles Andere war, als ein lahmarschiger Winkeladvokat hatte er jedoch schnell unter Beweis gestellt. Und nicht umsonst hatte Admiral Tarun ihm das Kommando über diesen RAG-Verband übertragen. Darum ließ sich der Andorianer auch nicht vom etwas gemütlichen Aussehen dieses Menschen täuschen. Frank galt als geistiges Chamäleon mit der Intelligenz eines Hochschulprofessors. „Was kann ich für Sie tun, Captain Dheran?“

„Was halten Sie von dem Manöver der Gorn, Captain? Ich fürchte wir sollen genau zwischen die beiden Planeten, vor uns, gelockt werden.“

Captain Frank blieb gelassen. Wir beurteilen die Lage also gleich, Mister Dheran. „Was schlagen Sie vor?“

Dheran erhob sich abrupt und stellte sich in Position. „Unsere kleineren Einheiten können die Planeten außen umfliegen, wenn die Gorn sicher sind, dass wir ihnen folgen. Mit der INTRUDER und der ICICLE im Nacken sorgen wir dafür, dass sie nicht auf die Idee kommen zu wenden und uns zu entkommen. Zusammen mit unseren Jägern sollten wir in der Lage sein, allein klar zu kommen, bis unsere Schiffe die Lage auf der anderen Seite der beiden Planeten sondiert haben. Wenn im Ortungsschatten der Planeten weitere Schiffe der Allianz auf uns warten, dann werden sie zwischen Hammer und Amboss geraten.“

Franks Lächeln vertiefte sich. „Wenn das ihre Idee ist, dann habe ich noch eine bessere Idee: Genau so werden wir es machen. Da die ICICLE als Führungsschiff am Besten geeignet ist, werden Sie das Kommando über die MARYLAND, die LIGHTSPEED, die SIRIUS und die ESSEX übernehmen, wenn wir auf der anderen Seite sind – die Captains werden bereits informiert. Viel Glück, Captain Dheran.“

Es dauerte einen kurzen Augenblick bis Dherans Antennen sich spreizten. „Dann sind wir uns einig. Dheran, Ende.“

Der Andorianer ließ sich wieder auf der Sesselkante nieder. Einen Verband von mehreren Schiffen zu führen, würde eine neue Erfahrung für ihn sein. Dennoch blieb er ruhig. Wenn sein bester Freund einen Verband von 40 Schiffen führen konnte, dann würde er mit dieser Aufgabe auch klar kommen. Er blickte Farok an und sagte: „Mister Farok, Sie bleiben in Verbindung mit unseren Jagdgeschwadern.“ Dann wandte er sich zu Lieutenant Singh-Badt um. „Sie haben es gehört, Lieutenant. Halten Sie Verbindung mit den vier Schiffen und achten Sie auf meine Anweisungen.“

„Aye, Captain!“ Die Stimme der Inderin zitterte leicht.

Pasqualina Mancharella erhob sich und schritt zu ihr an die Taktische Station. „Nur die Ruhe, Lieutenant“, raunte sie der Inderin leise zu. „Sie schaffen das schon.“

Rania blickte die XO dankbar an. Bisher hatten sie beide keinen so optimalen Start gehabt, aber die Inderin hoffte dass sich ihr Verhältnis zum Ersten Offizier der ICICLE bald verbessern würde. Wobei sich die Inderin nicht recht erklären konnte, warum sie und Commander Mancharella einen so holprigen Start mit einander gehabt hatten.

Rania Singh-Badt wäre sicher mehr als erstaunt gewesen, hätte sie geahnt, dass sich Pasqualina Mancharella momentan dieselbe Frage stellte. Die Spanierin kam zu dem Schluss, dass sie nach diesem Einsatz ein klärendes Gespräch mit dem Lieutenant würde führen müssen. Natürlich würde sie der Inderin nicht auf die Nase binden, was der wahre Grund für ihr bisheriges ablehnendes Verhalten ihr gegenüber war – das ging sie nichts an. Aber eine allgemein gehaltene Entschuldigung würde auch ihre Wirkung entfalten. Sie stützte sich mit den Händen auf das Geländer und blickte auf den Hauptschirm.

Irgendwo dort vor ihnen flogen die Jagdgeschwader der beiden AKIRA´s und würden als Erste zu spüren bekommen, ob sich ihr Verdacht bewahrheiten würde.

 
 

* * *

 

Längst waren die beiden Planeten rechts und links aus dem Sichtbereich gewandert, und Namoro Kunanga spürte, dass sich sein Magen rhythmisch zusammen zog.

Vor wenigen Augenblicken hatte der OPS-Officer der INTRUDER mit beiden Jagdgeschwadern Kontakt aufgenommen, und vom Plan der beiden AKIRA-Captains unterrichtet. Wenn deren Vermutung stimmte, dann sollten er, und die Piloten der beiden Jagdgeschwader eigentlich jeden Moment davon erfahren.

Als wären seine Überlegungen das Stichwort gewesen, kam im selben Moment ein Warnsignal von seinen Ortungsinstrumenten.

Kunanga aktivierte die Ringverbindung. „ICI-101 an Geschwader: Feindkontakt! Den Energiesignaturen nach handelt es sich um Schiffe der Tzenkethi. Ende.“

„ICI-101, hier INT-101. Bestätigt. Aber haben sie sich einmal die Werte angeschaut? Ich wusste nicht, dass die Tzenkethi so riesige Schiffe besitzen. Ende.“

Kunanga las die Werte der Scanner ab und hatte das Gefühl, eine eisige Hand würde nach seinem Herzen greifen. Aus dem Ortungsschatten beider Planeten schob sich ein riesiges Schiff von über 800 Metern Länge. Damit übertrafen sie die größten Schlachtkreuzer der Föderation noch um mehr als 100 Meter.

Der Commander hatte noch nie von so großen Kreuzern, oder Trägerschiffen, der Tzenkethi gehört. Bisher hatte der Sternenflotten-Geheimdienst stets davon gesprochen, dass dieses Volk nur über eine große Anzahl kleiner Schiffe verfügte. Mit einer so unangenehmen Überraschung hatte er nicht gerechnet.

Bereits im nächsten Moment wurde ersichtlich, dass die Lage noch weitaus unangenehmer werden würde, denn zahlreiche Jagdmaschinen – ebenfalls mit eindeutigen Tzenkethi-Signatur – traten aus dem Ortungsschatten beider Planeten heraus und hielten Kurs auf die Jagdgeschwader der Föderation. Und so wie es aussah, waren sie ihnen zahlenmäßig mindestens 2:1 überlegen.

Die Stimme des Operations-Officers der INTRUDER klang auf: „Chief-Flight-Operations an Jagdgeschwader. Sie haben Befehl die anfliegenden Jäger der Tzenkethi abzufangen. Es besteht Grund zur Annahme, dass der Feind auch Jagdbomber mit im Verband hat. Diese sind vordringlich abzufangen. Um die Trägerschiffe der Tzenkethi kümmern sich INTRUDER und ICICLE, Ende.“

Der ist lustig, dachte Kunanga. Als wären die vier noch übrigen Gorn-Kreuzer nicht vorhanden. Danach bestätigte er und nahm Verbindung zu den drei übrigen Staffelführern des ICICLE-Jagdgeschwaders auf.

„Kunanga an Staffelführer: Staffel Eisvogel und Staffel Eisbär übernehmen, etwas hängend, den Flankenschutz. Staffel Eisfee bleibt an meiner Seite. Wir nehmen Keilformation ein, greifen frontal an und fliegen eine harte Wende. Quantentorpedo-Einsatz erst nach dem Durchbruch. Kunanga, Ende.“

Noch während die drei Staffelführer bestätigten, nahmen die Jäger bereits ihre Positionen ein. Anerkennend stellte er, bei einem Blick auf die Instrumente fest, dass Patrizia Miranetti eine ähnliche Formation befohlen hatte.

Noch befanden sich die gegnerischen Verbände etwa 10 Millionen Kilometer von einander entfernt, wobei sie sich gegenseitig mit etwa 70.000 Kilometern pro Sekunde einander näherten. Damit blieb noch etwa eine Minute Zeit, bis die gegnerischen Einheiten auf einander prallen würden. Wahrscheinlich sogar etwas mehr, da beide Verbände, zur besseren Manövrierfähigkeit auf halben Impuls verzögern würden. Das wiederum gab den leichten Einheiten der RAG die Gelegenheit die Planeten zu umrunden um den Gegner in die Zange zu nehmen. Noch eine Minute, dann ging der Tanz los.

 
 

* * *

 

Mit voller Impulsgeschwindigkeit jagten die MARYLAND, die LIGHTSPEED, die SIRIUS und die ESSEX in knapp 5000 Kilometern Abstand zur Oberfläche, um den namenlosen Planeten, der nur eine dünne Methanatmosphäre aufwies, herum.

Mit einem Abstand von wenigen Schiffslängen zu einander flogen die MARYLAND und die LIGHTSPEED an der Spitze, während die SIRIUS, ein Schiff der STEAMRUNNER-KLASSE unter Captain Chris O´Donnell den Planeten etwas näher am Südpol umflog um die etwas geringere Geschwindigkeit seines Schiffes durch einen kürzeren Weg zu kompensieren. Die ESSEX ein Schiff der SABRE-KLASSE, flog aus demselben Grund ein identisches Manöver auf der entgegengesetzten Seite des Planeten. Auf diese Weise würden die vier Schiffe, etwa zur selben Zeit, an drei unterschiedlichen Punkten hinter dem Planeten auftauchen und ihn hoffentlich überraschen.

Auf der MARYLAND warf Captain Revers, ein erfahrener Captain von 52 Jahren, dessen Haare bereits vor Jahren schon frühzeitig ergraut waren, seinem Ersten Offizier einen grimmigen Blick zu.

Commander Kristin Perkins, eine Australierin von Mitte Vierzig, die hinter ihm an der Taktischen Station arbeitete, erwiderte ihn schmunzelnd, weil sie ahnte, was zum Teil an diesem leichten Grimm schuld war. Schließlich kannten sie, und der Captain, sich seit beinahe acht Jahren. Ihre Heiterkeit schlecht verhehlend, sagte sie leise: „Der Große Blaue kocht auch nur mit Wasser. Wenn Sie eine AKIRA fliegen würden hätte Frank sicherlich Ihnen das Kommando über den Halbverband übertragen.“

„Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken, Kristin“, raunte Revers zurück. „Dieser andorianische Bengel kann schon was. Das wird ohnehin eine ziemliche Prügelei werden, mit den Tzenkethi, und Sie wissen doch, dass ich Prügeleien verabscheue.“

„Und wie“, spielte die Australierin das kleine Geplänkel mit. „Nie gab es einen friedfertigeren und verständnisvolleren Pazif...“

„Das reicht, Commander“, zischte Revers und sein Blick sagte Kristin Perkins dass es keine gute Idee gewesen wäre, den kleinen Ulk noch weiter auf die Spitze zu treiben.

„Aye, Sir“, antwortete der XO förmlich, doch das vergnügte Funkeln ihrer Augen verriet Revers, wie es wirklich um ihre Gemütslage bestellt war.

Frank Revers seufzte entsagungsvoll und meinte dann: „Alle Waffensysteme bereit halten, Commander. Feuerbefehl abwarten.“

„Aye Captain“, antwortete die blonde Frau grinsend und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe.

Als die USS MARYLAND in Dienst gestellt wurde, hatte man keinen geeigneten Kandidaten als Taktischen Offizier finden können. Als die 5.Taktische Flotte kurze Zeit später Qo´nos gegen einen Angriff der Allianz verteidigen musste, hatte Kristin Perkins die Aufgabe des Taktischen Offiziers, zusätzlich zu ihren Obliegenheiten, als Erster Offzier des Schiffes übernommen. Diese Einteilung hatte sich so gut bewährt, dass es bei dieser Aufgabenverteilung geblieben war.

Einen Moment später meldete der Steuermann: „Wir treten aus der planetaren Deckung heraus. Vier Gornkreuzer kommen direkt von vorne auf uns zu.“

Frank Revers nickte grimmig: „Die verspeisen wir zum Frühstück. Die restlichen Schiffe der RAG können dann ja die Knochen abnagen.“

„Feindschiffe noch 500.000 Kilometer entfernt“, ergänzte Lieutenant-Commander Meraxan, der benzitische Einsatzoffizier, ohne auf den Spruch einzugehen.

Auch Commander Perkins widmete sich aufmerksam ihren Anzeigen auf der Konsole. Eines ihrer Markenzeichen war, dass sie sich im Gefecht, zu 100% konzentrierte, egal was um sie herum passierte.

„Quantentorpedos bereit“, sagte Revers ruhig und beugte sich ein Stück im Captains-Sessel nach vorne.

Meraxan begann die Entfernung laufend durch zugeben.

Als die 300.000 Kilometermarke unterschritten wurde gab Revers das Kommando: „Ziel nach eigenem Ermessen! Feuer frei!“

Die Australierin reagierte prompt.

In schneller Folge jagten sechs grellweiß glühende Torpedos auf den vorderen der Gornkreuzer zu. Zeitgleich griffen die anderen drei Schiffe in den Kampf ein. Auch die LIGHTSPEED feuerte auf das Schiff, welches Kristin Perkins auf´s Korn genommen hatte. Bereits die letzten beiden Torpedos drangen zum Schiffskörper durch und richteten verheerende Schäden bei dem länglichen Gornschiff an. Vier Quantentorpedos der LIGHTSPEED schlugen mittschiffs des nun ungeschützten Gornkreuzers ein und rissen ihn, in einer grellen Explosion, auseinander.

Die beiden Leichten Kreuzer schwenkten ab. Während die MARYLAND über die Grünkoordinate ausscherte um die SIRIUS zu unterstützen, drehte die LIGHTSPEED in den Rotsektor ab und nahm bereits wieder einen Gornkreuzer unter Feuer.

„Die geben sich nicht mit den Knochen zufrieden“, stellte Kristin Perkins ironisch fest, während sie das abdrehende Gornschiff unter Phaserfeuer nahm. Zusammen mit drei Torpedos aus den hinteren Launchern und der Feuerunterstützung der SIRIUS, bedeutete dies das unrühmliche Ende auch dieses Gornschiffes, dass in einer Kaskade aus Energie in mehrere Teile zerbrach, die wirbelnd auseinander drifteten.

„Taktische Anzeige!“, befahl Revers und Kristin Perkins schaltete den Hauptschirm in den Taktikmodus. Augenblicklich erkannte Revers, dass die SIRIUS und die ESSEX, zusammen mit den fünf Schiffen, die nun von der anderen Seite auf die restlichen beiden Gornschiffe zu jagten, spielend mit dem Gegner fertig werden würden.

Im selben Moment meldete Meraxan: „Signal von der ICICLE, Captain. Die MARYLAND und die LIGHTSPEED sollen aufschließen.“

Revers erkannte auf der taktischen Darstellung, dass drei Schiffe des anderen Halbverbandes ebenfalls abdrehten um sich den beiden riesigen Tzenkethi-Trägerschiffen zuzuwenden. „Steuermann, setzen Sie einen Kurs. Ziel: Das Schiff der Tzenkethi im Grünsektor.“

Während das Schiff einen neuen Kurs einschlug, dachte Revers, der die vielen kleinen Punkte zwischen den Planeten betrachtete, dass er nicht in der Haut der Jagdpiloten stecken mochte.

 
 

* * *

 

Der gegnerische Jagdbomber der Tzenkethi verwandelte sich in eine Energiewolke, als Kunanga schon dachte, er würde direkt in das Schiff hinein fliegen. Das Arbeitsgeräusch der Systeme steigerte sich hörbar und für einen Moment schnellte die Belastungsanzeige des Schutzschirms auf fast einhundert Prozent, als seine Maschine durch die Energiewolke hindurch flog. Im nächsten Moment war er hindurch und Kunanga atmete erleichtert aus.

Zwei Disruptorstrahlen verfehlten den Jäger um Haaresbreite. Dann waren sie durchgebrochen und Kunanga gab Befehl zu wenden. Noch war das Geschwader der ICICLE komplett. Kunanga hoffte, dass es so bleiben würde.

Während sie nun die Jäger und Jagdbomber der Tzenkethi verfolgten, stellte der Commander fest, dass die Feindjäger in enger Formation flogen.

„Das werden wir zu unserem Vorteil nutzen“, brummte Kunanga und gab Befehl: „Kunanga an ICICLE-Geschwader: Torpedoeinsatz auf mein Kommando.“

Der CAG der ICICLE war kaltblütig genug zu warten, bis die Tzenkethi fast auf Schussweite an die beiden AKIRAS heran gekommen waren, bevor er den Feuerbefehl gab.

Aus den beiden Torpedolaunchern an den Flügelspitzen der Jäger, jagten Quantentorpedos, grellweiß auf die Jägerpulks der Tzenkethi zu. Dabei versuchte Kunanga sich die Überraschung auf Seiten des Gegners vorzustellen, denn normalerweise besaßen so kleine Maschinen, wie die SKORPION-Jäger keine Torpedo-Bewaffnung.

Drei Sekunden später explodierten die Torpedos in den Pulks der Tzenkethi und die Tönung der Frontscheibe verstärkte sich übergangslos, um das Licht der grellen Explosionen auf ein erträgliches Maß abzumildern.

Dennoch kniff Kunanga instinktiv die Augenlider zusammen. Für eine Weile erkannte er nur den gewaltigen Wirbel aus Licht, dem sein Geschwader auswich. Sekunden später wurde ersichtlich, dass nur eine Handvoll Jäger der Tzenkethi den gewaltigen Feuerüberfall der beiden Geschwader funktionsfähig überstanden hatten. Bevor sie gefährlich werden konnten, waren die Staffeln der beiden Trägerschiffe auf Schussweite für die schweren Pulsphaser an der Spitze der Rückenfinne, die tatsächlich den Eindruck vermittelten, die Jäger würden eine Art Giftstachel besitzen.

Kompromisslos eröffneten die Föderationsjäger das Feuer und vernichteten innerhalb einer halben Minute die restlichen Jagdmaschinen des Feindes.

Es war nichts weiter als ein Zufall, dass Kunanga den Break-Befehl erteilt, und bereits zur Wende angesetzt hatte, als zwei grell-grün gleißende Strahlen durch die Formation der Jäger schnitten und sich am Abwehrschirm der ICICLE trafen.

Kunanga hatte keine Zeit darauf zu achten, sondern machte sich bereit, nun gegen eines der feuernden Tzenkethi Schlachtschiffe vor zu gehen. So bekam er nicht mit, wie der Schutzschild der ICICLE grell aufleuchtete und nach wenigen Sekunden zusammenbrach. Er machte sich bereit zum Angriff auf das kapitale Schiff.

 
 

* * *

 

Nur der blitzschnellen Reaktion von Lieutenant Ivarsson war es zu verdanken, dass die ICICLE von den schweren Disruptoren der Tzenkethi nicht voll getroffen wurde. Bevor die Schilde endgültig versagten, zwang er das Schiff in eine harte Rechtswende nach oben, wobei Oben natürlich ein relativer Begriff im Weltall war.

So trafen die beiden Kampfstrahlen den Leichten Träger nur an einer Randsektion des linken Katamarans, vor dem Pylon der Warpgondel. Für einen kurzen Augenblick kamen mehrere Gravos durch, als das Schiff aus dem Kurs gerissen wurde und es kam zu zahlreichen leichten und mittleren Blessuren unter der Besatzung.

„Womit schießen die auf uns?“, donnerte Dherans erboste Stimme durch die Zentrale. Ungläubig blickte er von Rania Singh-Badt, die, über ihre Taktische Konsole hinweg, halb über ihn geworfen worden war, zu Jörn Harling, der fieberhaft an seiner Konsole arbeitete.

„Überschwere Disruptoren, Sir“, kam die prompte Antwort des Wissenschaftlers, während die Inderin mit geröteten Wangen auf ihren Platz zurück kletterte. „Allerdings scheinen sie genau auf unserer Schildfrequenz zu arbeiten.“

„Zufall?“

Jörn Harlings wenig geistreiches Gesicht sprach Bände. „Unbekannt, Captain.“

Während Commander Pasqualina sich um die Schadensmeldungen kümmerte, wies Dheran die Taktik an: „Feuer nach eigenem Ermessen erwidern, Lieutenant Singh-Badt.“

„Aye, Sir!“ Sie vergaß die peinliche Szene von eben und schaltete gedanklich sofort um. Bereits im nächsten Moment jagten die ersten Quantentorpedos aus den hinteren sechs Torpedolaunchern auf die Trägerschiffe der Tzenkethi zu.

„Die Schilde der Gegner halten bei 37%, obwohl mindestens sieben Torpedos im Ziel saßen“, meldete die junge Inderin einen Moment später ungläubig. „Regenerieren sich bereits wieder.“

Dheran benutzte einen andorianischen Kraftausdruck, den zum Glück niemand auf der Brücke verstand – hoffte er zumindest. Dann befahl er knapp: „Verbindung zur INTRUDER!“

Kaum, dass die Verbindung stand, begann Captain Frank, zu sprechen: „Wir haben es gesehen, Captain Dheran. Rufen Sie ihre Jäger zurück, und sagen sie den vier Schiffen Bescheid. Wir verschwinden hier. Wer weiß, was die noch im Ärmel haben!“

„Sehe ich auch so!“, stimmte Dheran finster zu, dem ein Rückzug zwar nicht passte, der aber einsah, dass man hier auf verlorenem Posten stehen würde, sollten noch weitere Schlachtschiffe der Allianz, mit ähnlichen Waffensystemen hier auftauchen. „Dheran, Ende.“

Ohne eine besondere Aufforderung abzuwarten, hatte Farok bereits die Jäger informiert. Auch Rania Singh-Badt schaltete bereits auf die Frequenz der vier Schiffe des Halbverbandes. Während sie auch Revers, O´Donnell, McKinney und Captain Hu Xin Li von der ESSEX unterrichtete, warf Dheran ihr einen wohlwollenden Blick zu, der sich schnell verlor, als er den prüfenden Seitenblick seines XO bemerkte.

Die beiden AKIRA-Träger wendeten bereits, wobei die INTRUDER die angeschlagene ICICLE deckte, deren Schutzschirm sich bereits wieder aufbaute.

Auf der ICICLE blickte Tar´Kyren Dheran, nun wieder gewohnt distanziert, zu Lieutenant Singh-Badt und wies sie an: „Geben Sie Großalarm für STRATEGICAL STARBASE 71, Miss Singh-Badt. Wenn die Tzenkethi und die anderen Völker der Allianz auf den glorreichen Gedanken kommen sollten, ihre Kampfschiffe zusammen zu ziehen, und einen Angriff auf das Forlan-System zu starten, dann stecken wir bis über beide Antennen im Dreck.“

„Aye, Captain!“ Die Inderin nahm die entsprechenden Schaltungen vor. Gleich darauf meldete sie: „Signal wird durch Interferenzen gestört, Sir.“

„Ursprung feststellen!“ Dann rief er Farok zu: „Wie weit sind Sie mit dem Einschleuse-Manöver unserer Jäger?“ Dheran beschränkte sich auf die nötigste Kommunikation.

„Hangartore sind geöffnet – Jäger im Anflug. Schilde wurden partiell gesenkt“, gab Farok ruhig Auskunft. Gleichzeitig versuchte Rania Singh-Badt weiter Kontakt mit STRATEGICAL STARBASE 71 zu bekommen. Erfolglos.

Einen Moment später meldete Lieutenant Singh-Badt: „Interferenzen kommen aus der Nähe des Dritten Planeten. Moment, Sir, soeben empfange ich die Ortungsimpulse von sieben weiteren großen Schiffen. Eindeutig Schlachtschiffe der Gorn. Von ihnen gehen die Impulse aus, die unseren Subraum-Langstreckenfunk stören.“

„Eine Verbindung zur MARYLAND!“, befahl Dheran.

Einige Sekunden später erschien das Konterfei von Captain Revers auf dem Hauptschirm. Freundlich beugte Revers sich im Sessel vor und hob an zu fragen, was Dheran wünschte, doch der Andorianer kam ihm zuvor und meinte laut: „Zuhören, Revers! Sie werden mit Ihrem Schiff STRATEGICAL STARBASE 71 anfliegen – mit Allem was ihre miserablen Warpgondeln hergeben. Mir ist egal, ob Sie das Schiff zu Schanden fliegen, aber Sie müssen Admiral Tarun berichten, was sich hier abspielt – und das ein wenig Zack. Er soll Großalarm für die Station geben, damit die Allianz unser HQ nicht mit herunter gelassenen Hosen erwischt. Haben Sie verstanden?“

Revers wirkte für einen Augenblick als habe man ihn überfahren, doch dann straffte sich seine Haltung und er entgegnete knapp: „Aye, Captain Dheran. Wir sind schon weg!“

Dheran nickte ihm knapp zu und gab Rania Singh-Badt ein Zeichen die Verbindung zu unterbrechen.

Im nächsten Moment gab Farok bekannt: „Der letzte Jäger ist gelandet. Die Hangartore werden bereits geschlossen.

Dheran dankte und sagte zu Rania Singh-Badt: Feuern sie weiter nach eigenem Ermessen auf die beiden Tzenkethi-Träger. Achten Sie darauf, ob weitere neue Einheiten ankommen!“ Danach wandte er sich an den Norweger: „Mister Ivarsson: Abschwenken über die Grünkoordinate. Ausweichmuster THETA-7.“

Ivarsson bestätigte und die ICICLE schwenkte hart nach rechts.

Der Steuermann der INTRUDER, der auf dieses Manöver anscheinend nur gewartet zu haben schien, lenkte das Leitschiff ebenfalls auf einen anderen Kurs. Keinen Moment zu früh, denn schon im nächsten Moment jagten zwei grelle Disruptor-Strahlen zwischen beiden AKIRA-Schiffen hindurch.

„Sir, die INTRUDER ruft uns über Ringverbindung“, meldete die Inderin von der Taktik.

„Auf den Schirm.“

Sebastian Franks Gesicht erschien auf dem Schirm. Dheran wusste, dass er gleichzeitig auf den Bildschirmen der anderen Föderationsschiffe zu sehen war. „Wir werden uns in das Forlan-System zurückziehen. Gegen Schiffe mit dieser Feuerkraft benötigen wir Unterstützung. Captain Frank, Ende.“

Dheran bestätigte und wies Ensign Charall an einen Kurz zu setzen. Dann legte er Lou-Thorben Ivarsson eine Hand auf die Schulter und sagte: „Volles Programm, Mister Ivarsson.“

Der Norweger bestätigte und nahm die entsprechende Schaltung vor. Einen Moment später blickte er ungläubig zu Dheran auf. „Das Schiff reagiert nicht, Sir!“

Dheran tippte auf seinen Kommunikator: „Bericht, Mister McMahan! Was ist mit unseren Maschinen los?“

Ein schnaufendes Geräusch kam über den Kommunikator, bevor der Chief überrascht antwortete: „Alle Aggregate arbeiten mit Nominalwerten, Sir. Was soll denn mit den Maschinen nicht stimmen?“

„Wir sind nicht in der Lage auf Warp zu gehen – das stimmt nicht mit unseren Maschinen. Sind Sie sicher, dass kein Fehler an unseren beiden Warpkernen, den Warpgondeln, oder an anderen Schlüssel-Aggregaten vorliegt, Chief?“

„Absolut, Sir! Hier ist alles in Ordnung.“

Noch während sich die Gedanken hinter der Stirn des Andorianers jagten, meldete Rania Singh-Badt: „Captain, die anderen Schiffe der RAG haben dasselbe Problem, wie wir. Kein Schiff ist in der Lage den Warpantrieb zu aktivieren.“

Sowohl Dheran, als auch Pasqualina Mancharella wandten sich bei diesen Worten in Richtung Jörn Harling. Dheran schritt zur Station des Wissenschaftlers und fragte ungeduldig: „Können Sie dort draußen etwas anmessen, das Auswirkungen auf unsere Überlicht-Aggregate hat, Mister Harling?

„Ich registriere eine merkwürdige Subraumanomalie, Sir. Aber eine so flache Energiekurve habe ich zuvor noch nie gesehen. Sie scheint ihren Ursprung bei den beiden Planeten zu haben.“

Dherans Antennen bogen sich so scharf nach vorne, dass Pasqualina, die ihm einen schnellen Seitenblick zu warf, schon befürchtete, sie würden sich über das normale Maß hinaus, in die Länge strecken. „Wollen Sie etwa behaupten, die Tzenkethi oder die Gorn haben d´ran gedreht, dass wir hier nicht weg können? Das ist doch...“ Der Andorianer hatte unmöglich sagen wollen, doch seit er, vor einigen Monaten, das Transwarpnetz der Cryllianer kennen gelernt hatte, wusste er ziemlich genau, dass man dieses Wort besser aus seinem Sprachschatz streichen sollte.

„...ungeheuerlich!“, beendete Dheran den begonnenen Satz schließlich und blickte sich zu Commander Mancharella um. „Commander, geben Sie Mister Kunanga Bescheid. Möglicherweise muss er noch einmal hinaus.“

„Aye, Captain!“

Während die Spanierin den CAG von der aktuellen Lage unterrichtete, wandte sich der Andorianer zur CON. „Lieutenant Ivarsson, scharfe Wende! Ensign Charall: Setzen Sie einen Angriffskurs auf den Träger der Tzenkethi, der sich uns am nächsten befindet.“

„Sir, Captain Frank ruft uns“, meldete sich die Inderin von der Taktik. „Ich schalte auf den Hauptschirm.“

Dheran warf ihr lediglich einen zustimmenden Blick zu und wandte sich dem Konterfei des Captains der INTRUDER zu.

„Wie ich sehe, haben Sie sich den Gegner bereits ausgesucht“, begann Frank. „Konzentrieren Sie und ihr Halbverband das Feuer auf diesen Tzenkethi Träger. Ich werde mich, mit dem Rest um den anderen Träger kümmern. Start für alle SKORPION-Jäger – die müssen uns die Gorn vom Hals halten, soweit es irgendwie geht. Frank, Ende.“

„Verstanden, Ende.“

Während Dherans XO bereits handelte, und Kunanga den Startbefehl übermittelte, begab der Andorianer sich zu seinem Platz und setzte sich auf die Kante seines Sessels. Auf den Hauptschirm blickend fragte er sich nachdenklich, warum keine andere Einheit der Sternenflotte auf den ersten Notruf, von Angus McKinney, geantwortet hatte. Mindestens zwei Sektorenflotten befanden sich innerhalb der Rufreichweite seines Schiffes, darunter die seines besten Freundes. Man könnte jetzt seine Hilfe ganz gut gebrauchen.

Die Stimme von Rania Singh-Badt riss ihn aus seinen Überlegungen.

„Captain, vierzig schwere Einheiten verlassen den Subraum und dringen von oben in das System ein!“

„Ich ahnte es – die Gorn machen den Sack zu. Wann sind die Schiffe in Schussweite, Lieutenant Singh-Badt?“

„In weniger als einer Minute, Captain. Aber es sind keine Gorn. Ich messe eindeutig Sternenflottensignaturen an. Wir werden auf Ringverbindung gerufen!“

„Auf den Schirm!“

Zu Tar´Kyren Dherans Überraschung wurde das Abbild seines Freundes Valand Kuehn auf dem Schirm sichtbar. Und auf den Schirmen der anderen Schiffe des Verbandes.

Captain Frank orientierte den Konteradmiral über die Lage. Dheran bekam mit, wie Kuehn Captain Frank anwies mit den Schiffen der Taktischen Flotte zu den beiden Planeten durchzubrechen, die Basen zu finden und auszuschalten, die für die Subraumstörungen verantwortlich waren. Er selbst wollte sich um die Schiffe der Allianz kümmern. Kaum hatte Kuehn abgeschaltet, als Frank sich meldete und ihn anwies den Startbefehl für die Jäger zurück zu nehmen und mit seinem Halbverband den vierten Planeten anzufliegen. Frank selbst schwenkte, mit seinen Einheiten bereits in Richtung des fünften Planeten ab.

Dheran gab den Befehl weiter und die ICICLE hielt mit ihren nunmehr nur noch drei Begleitschiffe auf den vierten Planeten zu.

„Captain, ich habe die Koordinaten der Planetenbasis errechnen können“, meldete Jörn Harling triumphierend. „Ich überspiele die Daten zur Navigation und zur Taktik.“

„Gute Arbeit, Mister Harling“, lobte der Andorianer und fügte mit grimmiger Entschlossenheit hinzu: „Miss Singh-Badt, Daten an unsere Begleitschiffe senden. Quantentorpedo-Einsatz, sobald wir in Schussweite sind.“

Die Inderin bestätigte, während die vier Schiffe auf einen Punkt in der Nähe des Nordpols, des vierten Planeten zu hielten. Dabei fand es der Andorianer gar nicht so schlimm, dass die Gorn den Subraumfunk unterbanden. Er war ohnehin kaum in der Stimmung den Echsen ein Ultimatum zu stellen und Gefangene zu machen. Er glaubte auch nicht, dass die Gorn darauf eingehen würden.

Die Schiffe der 5.Taktischen Flotte näherten sich unaufhaltsam dem Planeten. Alle Einheiten warteten nur auf den Feuerbefehl vom Captain des Führungsschiffes. Als die vier Einheiten die Entfernung von 300.000 Kilometern unterschritten wandte sich Tar´Kyren Dheran an die Inderin: „Feuer, Miss Singh-Badt.“ Gleichzeitig gab er den Befehl, via Ringverbindung, an die Captains der übrigen drei Schiffe.

Innerhalb weniger Augenblicke feuerten die vier Schiffe mehr als fünfzig Quantentorpedos ab, die alle auf einen einzigen Punkt der Planetenoberfläche zu hielten. Gleichzeitig verzögerten die vier Schiffe, wobei sie weitere Wellen von Quantentorpedos abfeuerten. Seit mehr als fünf Jahren war ein solcher Feuerschlag auf ein einzelnes Bodenziel nicht mehr geführt worden.

Mit elementarer Wucht explodierten die Torpedos, dort wo sich die feindliche Basis befinden musste. Nach einigen Sekunden bildete sich, nach einer verheerenden Sekundärexplosion, die das Ende der Feindbasis anzeigte, plötzlich ein ultraheller Feuerball, der sich schnell über ein Viertel der sichtbaren Planetenoberfläche ausbreitete.

„Sir, wir müssen sofort hier weg!“, brüllte Harling, ungewohnt heftig, von seiner Station. Sein Gesicht war eine Maske des Entsetzens. „Dort unten müssen gewaltige Mengen an Antimaterie und Reaktionsmasse gelagert worden sein, die nun ebenfalls in den Kernprozess mit eintritt. Die Planetenkruste bricht in wenigen Augenblicken!“

Bevor Dheran einen entsprechenden Befehl dazu geben konnte, hatte Rania Singh-Badt alle übrigen Schiffe bereits gewarnt. Über Ringverbindung gab er sicherheitshalber nochmals die allgemeine Warnung, vom vierten Planeten abzudrehen.

Noch während die Schiffe sternförmig abdrehten und mit vollem Impuls auf Gegenkurs gingen, meldete Harling, diesmal wieder beherrscht: „Vom vierten Planeten gehen keinerlei Subraumstörungen mehr aus. Die vom fünften Planeten werden ebenfalls schwächer. Wir sollten ein kurzes Fluchtmanöver mit Warp-Geschwindigkeit riskieren, Sir.“

„Verstanden!“, erklärte Dheran knapp und gab den Befehl, mit Warpgeschwindigkeit auf Abstand zum vierten Planeten zu gehen. Dann wandte er sich wieder an seinen Chefwissenschaftler: „Wie lange noch, Mister Harling?“

„Nur noch wenige Sekunden, Sir!“

Dheran wandte sich seinem Steuermann zu. „Volles Programm, Mister Ivarsson! Sicht nach Achtern!“

Auf dem Hauptschirm war zu erkennen, dass sich glühende Risse über die Oberfläche des Planeten zogen. Einzelne Bruchstücke des Planeten wurden bereits bis in die oberen Schichten der Atmosphäre geschleudert. Die Risse verbreiterten sich und bildeten neue.

Im selben Moment, als Ivarsson auf Warp-Geschwindigkeit beschleunigte, wurde der Planet unter dem Inneren Druck, der nicht mehr länger aufgehalten werden konnte, zerrissen.

Pasqualina Mancharella, die sich bereits im Zentrum der Explosion gesehen hatte, atmete erleichtert auf. Leise raunte sie Dheran zu: „Diesmal waren wir dicht dran.“

Die Antennen des Andorianers bewegten sich schnell zur Seite, um sich gleich darauf wieder aufzurichten. „Eine halbe Sekunde hätten wir sicher noch bleiben können.“ Er zwinkerte Pasqualina verschmitzt zu und wandte sich an Ivarsson. „Wir gehen in zwanzig Sekunden wieder unter Warp, Lieutenant.“ Danach wandte er sich an Rania Singh-Badt und wies sie an den Befehl weiter zu geben.

Als die ICICLE zusammen mit ihren Begleitschiffen einige Million Kilometer außerhalb des Systems auf Impulsgeschwindigkeit verlangsamte, war das Licht der planetaren Katastrophe noch nicht bei ihnen angekommen. Innerhalb der nächsten zehn Minuten trafen auch die restlichen Schiffe der RAG und Kuehns Sektorenflotte-Bajor ein. Die überlichtschnellen Scanner der Schiffe liefen auf Hochtouren. Als zwei Minuten später das Licht der Katastrophe bei ihnen eintraf blickten die Brückencrews gebannt und in grausiger Faszination auf die mit maximaler Vergrößerung arbeitenden Bildschirme. Zunächst schien es so, als würde sich der Planet gegen sein Schicksal wehren zu wollen, doch dann brach er schließlich unaufhaltsam aus einander.

Captain Dheran wandte sich schließlich an Rania Singh-Badt: „Haben Sie feststellen können, ob die Schiffe der Gorn und der Tzenkethi entkommen konnten?“

„Nein, Sir.“ Das Gesicht der Inderin wirkte verschlossen. „Keine Echos feststellbar.“

„Möglicherweise sind diese Schiffe vorher entkommen“, warf Jörn Harling ein. „Diese Wahrscheinlichkeit ist zwar nicht sehr hoch, aber sie besteht immerhin.“

Der Andorianer blickte von ihm zu Rania und meinte schließlich ein wenig verdrießlich: „Vermutlich werden wir es nie erfahren, oder erst dann, wenn die Tzenkethi uns wieder an den Kragen wollen.“

„Sir! Wir werden vom Leitschiff der Sektorenflotte-Bajor gerufen“, meldete die Inderin im nächsten Moment.

„Auf den Schirm.“

Einen Augenblick später wurde die markante Erscheinung von Konteradmiral Kuehn auf dem Hauptschirm der ICICLE sichtbar. Seine Hände hatte er auf den Rücken gelegt und mit einem hintergründigen Schmunzeln sagte er zu dem Andorianer: „Du machst wirklich keine halben Sachen, mein Freund. Hat Admiral Tarun dir denn erlaubt den Sektor aus einander zu nehmen, oder arbeitest du auf eigene Faust?“

„Wenn ich mich recht erinnere habe ich auf den Befehl eines gewissen Konteradmiral der Sternenflotte hin gehandelt, Sir.“

Valand Kuehn lachte offen. „Touché, Captain. Ich habe gerne ausgeholfen. Das soll natürlich keine Erinnerung an die selbstverständliche Dankespflicht der Taktischen Flotte sein.“

„Das war auch dein Glück“, grummelte Dheran unverständlich. Laut sagte er: „Du bist gerade zur rechten Zeit erschienen, Freund Valand. Ich hoffe wir sehen uns demnächst bei den Sektoren-Meisterschaften im Degenfechten.“

„Schon um dich daran zu erinnern, wer dir das Fechten beigebracht hat“, bestätigte Kuehn launig. „Ich bin mal gespannt, wie du dich schlagen wirst.“

„Verlass dich darauf, dass ich seit der Akademie noch Einiges dazugelernt habe.“

„Das gilt für uns beide, Freund Tar.“ Kuehn lächelte zielsicher. Dann wurde er übergangslos ernst. „Leider habe ich nicht die Zeit noch länger zu bleiben. Bis spätestens in zwei Wochen also, auf STRATEGICAL STARBASE 71. Auf diese Weise komme ich endlich mal in den Genuss mir diese beeindruckende Station genauer anzusehen.“

„Ich freue mich bereits darauf. Viel Glück, bis dahin.“

Kuehn verschwand vom Bildschirm und machte wieder der Schwärze des Weltalls Platz. Noch während die Sternenflotteneinheiten abdrehten und den Sektor verließen, nahm Sebastian Frank Verbindung mit den Schiffen der RAG auf und befahl den Aufbruch nach STRATEGICAL STARBASE 71.

Die zehn Schiffe formierten sich. Während sie gemeinsam Fahrt aufnahmen blickte Dheran zu Pasqualina. „Ich hörte, dass Sie auch am Turnier teilnehmen, Commander?“

Pasqualina nickte zustimmend. „Und ich habe vor ins Finale zu kommen.“

„Wer sich weniger vornimmt, der sollte erst gar nicht antreten“, stimmte der Andorianer anerkennend zu. „Aber bedenken Sie, dass Admiral Tarun auch mit von der Partie ist – und es heißt, dass er meisterhaft mit dem Rapier umgehen kann.“

„Hätten Sie Lust mit mir zu trainieren, Captain?“, fragte die Spanierin und blickte den Andorianer abwartend an.

Dheran lächelte unmerklich. „Eine hervorragende Idee, Commander. Das wird sicherlich interessanter, als gegen Hologramme anzutreten.“ Beinahe nebenbei gab er Ivarsson, als der Verband bereit war auf Warp zu gehen, das Kommando: „Volles Programm!“



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