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Star Trek - Timeline - 02-01

Das Sonneninferno
von

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Sylvie LeClerc

Persönliches Logbuch

Lieutenant Valand Kuehn

Sternenzeit: 38619.3

 

Viel zu schnell ist der Landurlaub vergangen und der Dienst auf der U.S.S. ALAMO hat Ahy´Vilara und mich wieder eingefangen. Wir liegen im Großhangar des Orbitalstützpunktes, über der Erde und warten auf unseren neuen OPS-Offizier.

Vor wenigen Stunden erst hat Triple-C, im Beisein der gesamten Mannschaft, unseren scheidenden OPS-Offizier verabschiedet, und ein wenig empfinde ich Melancholie, da ich mich sehr gut mit ihm verstanden habe. Soweit Triple-C verlauten ließ, hat der Nachfolger zwar bereits vor einem Jahr die Akademie abgeschlossen, hatte aber einen schweren Unfall, der ihn fast ein Jahr lang Dienstuntauglich machte. Ein Neuling also. Ich hoffe für ihn, dass es ihm bei Triple-C besser ergeht, als mir damals, als ich auf die ALAMO kam.

In fast allen Abteilungen des Schiffes herrscht hektischer Betrieb, da die ALAMO bereits in zwei Tagen zu ihrer Fünf-Jahres-Mission in den Beta-Quadranten der Galaxis aufbrechen wird. Darum hat der Captain unsere Schichten momentan von zehn auf zwölf Stunden heraufgesetzt. Dabei bin ich noch glimpflich weg gekommen, denn zusammen mit dem Ersten Offizier des Schiffes habe ich in den nächsten zwei Tagen Brückendienst und koordiniere den Ein- und Ausflug von Besucher- und Frachtshuttles.

Ahy´Vilara ist in ihrer Abteilung voll eingespannt, und nach Dienst sind wir froh, wenn wir zur Ruhe kommen. Nach unserem Urlaub auf Andoria liebe ich sie mehr denn je, und mehr als jemals zuvor bin ich der festen Überzeugung, dass mir nichts Besseres im Leben passieren konnte, als sie kennen zu lernen. Ich bin ein sehr glücklicher Mann.

Bereits vor einer halben Stunde wurde Ahy´Vilara von Alloran auf die Krankenstation gebeten, offensichtlich hatte es einen Unfall im Hangarbereich gegeben, und es war, bei einem der beteiligten Besatzungsmitglieder, ein Eingriff nötig, der ihre Anwesenheit erforderte. Auch ich werde nun aufbrechen und Commander Numo Tscharun ablösen.

 
 

* * *

 

Als Valand Kuehn die Brücke betrat, erhob sich der Commander, dessen Hautton fast einen Ton von Ebenholz besaß, geschmeidig aus dem Sessel des Captains und blickte dem jungen Lieutenant entgegen. „Sie sind mal wieder zu früh dran, Mister Kuehn.“ Das Augenzwinkern des Commanders zeigte Valand Kuehn, dass dies kein Vorwurf sein sollte. Überhaupt war Numo Tscharun ein sehr umgänglicher Typ, solange sich keiner seiner Untergebenen Nachlässigkeiten leistete. Seine Bewegungen waren, trotz seiner Körpergrüße von beinahe zwei Metern, zumeist sehr geschmeidig und besaßen etwas Raubtierhaftes. Tscharun wurde oft von einer stillen Heiterkeit beseelt, die sich darin äußerte, dass er oft unbewusst lächelte, was ihm bei der Mannschaft den Spitznamen „Der Fröhliche“ eingebracht hatte. Nur wenige Leute innerhalb der Flotte wussten, dass es auch eine ganz andere Seite an ihm gab, die sich jedoch nur in Krisensituationen zeigte.

Valand nickte freundlich: „Auf dem letzten Drücker zu erscheinen liegt mir nicht, Commander, aber das wissen Sie ja bereits. Wie ist die momentane Lage, Sir?“

Tscharun lächelte. „Die Besuchershuttles habe ich alle von Bord geschickt. Wir benötigen jetzt die gesamte Hangarkapazität für die noch ausstehenden Nachschubgüter, die wir erwarten. So haben wir diese Plage schon einmal vom Hals. Momentan werden fünf Shuttles entladen. In Hangar 2 haben wir noch Platz für ein weiteres, danach heißt es erst einmal warten, bis eins der entladenen wieder startet. Das sollte jedoch kein Problem werden, da wir in den nächsten drei Stunden keine weiteren Shuttles erwarten. Was danach geschieht – nun, das fällt dann in Ihren Bereich, Lieutenant.“

Valand Kuehn nickte knapp. „In Ordnung, Commander. Gibt es sonst noch etwas?“

Numo Tscharun blickte kurz zum Schott des Bereitschaftsraumes von Triple-C, bevor er schmunzelnd antwortete: „Allerdings, Lieutenant. Unser neuer OPS-Offizier ist momentan beim Captain. Die junge Frau schlägt sich wacker – immerhin ist sie bereits seit fast zehn Minuten bei ihr, ohne dass es laut wurde. Damit hält sie sich besser, als Sie seinerzeit.“

„Erinnern Sie mich bitte nicht daran, Sir“, meinte Valand Kuehn grinsend. „Bereits nach zehn Sekunden wollte mir der Captain den Kopf abreißen.“

„Diesen Rekord werden Sie wohl noch etwas länger inne haben“, lachte der Commander und fügte dann hinzu: „Nichts für Ungut, Mister Kuehn.“

„Auf diese zweifelhafte Ehre würde ich ganz gerne ver...“

Kuehn unterbrach sich, als das Schott des Bereitschaftsraumes sich öffnete, und eine blonde Frau auf die Brücke eilte, gefolgt von einem schrillen: „Mhäm...?!“ welches Cianera Crel hinter ihr her heulte.

„Ganz ungeschoren hat es noch keiner geschafft“, flüsterte der Commander Kuehn schnell zu, bevor er die Brücke verließ.

Währenddessen musterte Valand Kuehn die junge Frau, und erstaunt stellte er fest, dass er sie kannte. „Sylvie, bist du es wirklich?“

Sylvie LeClerc, die auf der Akademie zusammen mit Valand in der RED-SQUAD gewesen war blickte zu ihm herüber und Freude zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Valand, schön dich wiederzusehen.“ Sie kam mit federnden Schritten auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Wie ich sehe, hast du es bereits zum Lieutenant geschafft.“

„Ja, aber erzähl mal - von welchem Schiff bist du hierher versetzt worden?“

Die nur 1,64 Meter große Frau verzog das Gesicht. „Von gar keinem. Direkt nach meinem Abschluss an der Akademie hatte ich einen Unfall, mit einem alten klapperigen Doppeldecker, den zu fliegen ich nicht widerstehen konnte. Du kennst ja meine Leidenschaft für diese alten Fluggeräte.“

Valand nickte, und blickte die junge Frau überrascht an. „Meine Güte, du machst vielleicht Sachen. Ich hoffe die Verletzungen waren nicht allzu schmerzhaft.“

„Na ja, ein doppelter Brustwirbelbruch ist nicht das reine Vergnügen“, erklärte Sylvie und machte dabei ein entsprechendes Gesicht. „Niemand hatte mich darauf hingewiesen, dass die alte Klapperkiste das Fliegen längst verlernt hatte.“ Dann hellte sich ihre Miene auf, und sie meinte vergnügt: „Als ich hörte, dass auf der ALAMO der Posten des OPS-Offiziers vakant ist, da habe ich mich sofort um den Posten beworben. Ich freue mich darauf, auf eine Fünf-Jahres-Mission gehen zu können. Das nenne ich Freiheit. Eine Mission, bei der man auf seinen eigenen Beinen stehen muss. Und dann war da natürlich noch die Aussicht, dich wiederzusehen.“ Sie zwinkerte Valand keck zu bevor sie meinte: „Ich werde nun meine Sachen einräumen und wenn du Dienstende hast, hole ich dich zum Abendessen ab.“

Damit wandte sie sich ab und marschierte zum Turbolift.

Valand blickte ihr verblüfft hinterher bevor er schnell einwendete: „Moment mal, Sylvie, ich...“

„Ach was, bevor du allein in der Messe hockst, leiste ich dir Gesellschaft!“, rief sie ihm aus der Turboliftkabine zu. Noch während sich das Schott schloss schickte sie schnell hinterher: „Mache ich doch gern!“ Und weg war sie.

Valand Kuehn blickte mit einem Anflug von Ratlosigkeit zum Lift, bevor er sich kopfschüttelnd abwandte. Dann würde er sie eben erst nach Dienstende enttäuschen und erklären, dass er bereits eine feste Verabredung zum Abendessen hatte – nämlich mit seiner Frau. Mit einem Lächeln bei dem Gedanken an Ahy´Vilara schritt er zu seinem Platz um den Status der aktuellen Entladevorgänge zu kontrollieren. Sie würde sich bestimmt freuen, eine ehemalige RED-SQUAD-Kameradin von ihm kennenzulernen.

 
 

* * *

 

Sylvie LeClerc war guter Dinge, als sie die Brücke des Schiffes verließ, und auf Deck-4 hinunter fuhr, wo ihr Quartier lag. Dabei erinnerte sie sich an ihre gemeinsame Akademiezeit mit Valand. Schon damals hatte sie ihn gemocht. Sylvie lächelte in Gedanken und verbesserte sich: Sehr gemocht.

Gleich in der ersten Woche an der Akademie war ihr der verdammt gut aussehende RED-SQUAD-Kadett im dritten Jahrgang aufgefallen und sie hatte in der Folgezeit alles darangesetzt, es auch in die RED-SQUAD zu schaffen, was ihr mit Energie und Willenskraft schließlich auch gelungen war. Sie erinnerte sich an das Wochenende in Aspen, wenige Monate bevor Valand die Akademie abgeschlossen hatte, und etwas missmutig musste sie sich eingestehen, dass sie nicht mutig genug gewesen war, Valand bei dieser Gelegenheit zu gestehen, was sie für ihn empfand. Irgendwie hatte sie wohl gehofft, dass er es selbst merken und den ersten Schritt machen würde. Doch nichts dergleichen war geschehen, und so hatte er die Akademie verlassen, ohne dass sie eine weitere Gelegenheit bekommen hatte, mit ihm über ihre Gefühle zu reden.

Als sie den Lift verließ lächelte sie bereits wieder. Die nächsten fünf Jahre konnte er ihr nicht entkommen, und es würde wohl mit dem Teufel zugehen, wenn diese lange Zeit nicht ausreichen sollte, ihn endlich für sich zu gewinnen. Ihr Herz schlug schneller bei diesem angenehmen Gedanken und beschwingt betrat sie ihr geräumiges Quartier an Bord der ALAMO. Sie blickte sich zufrieden um, streckte ihre Arme aus und drehte sich zweimal lachend im Kreis herum, bevor sie sich daran machte ihre Sachen zu verstauen, wobei sie fast jauchzend sagte: „Oh – oui, oui, oui Mademoiselle...“

Leise ein altes französisches Liebeslied singend verteilte sie ihre persönliche Habe auf zwei Kommoden, nachdem sie ihre Kleidung eingeräumt hatte. Einige Dinge brachte sie in das kleine Bad bevor sie sich endlich zufrieden auf die hell bezogene Couch im Wohnraum ihres Quartiers fallen ließ. Dies war schon etwas anderes, als das Krankenzimmer, in dem sie viel zu lange untätig hatte liegen müssen, oder das Zweimann-Quartier auf der Akademie. Sie schloss ihre Augen und dachte an den kommenden Abend. Captain Crel hatte sie erst für den Frühdienst eingeteilt. Sie sollte den XO und Valand auf der Brücke unterstützen, wenn es in die heiße Phase der Systemchecks ging. Und während der Mission würde sie dann den Mann in den sie verliebt war jeden Tag während des Dienstes auf der Brücke sehen. Das würde himmlisch werden.

Eine Weile gab sich die Französin ihren Tagträumen hin, wobei sie die leise drängende Stimme der Vernunft, die ihr einflüsterte, dass es eine Menge Unbekannte in ihrer Rechnung gab, geflissentlich ignorierte. Was sollte schon groß schiefgehen? Immerhin sah sie gut aus, trieb eine Menge Sport und achtete auch sonst sehr auf ihre Figur. Darüber hinaus konnte sie Valand auch intellektuell das Wasser reichen, also würde es auch geistig eine ideale Verbindung für sie beide sein. Sie musste dem Schicksal nur etwas auf die Sprünge helfen, das war alles. Und das würde sie diesmal, das hatte sie sich fest vorgenommen.

Sylvie LeClerc überlegte zwischenzeitlich, wie erstaunlich es eigentlich war, dass ihr Valand, während der letzten drei Jahre, in denen sie ihn nicht gesehen hatte, nicht aus dem Kopf gegangen war, und das, obwohl sie nicht gerade wie eine Nonne gelebt hatte. Dabei fügte sie etwas bitter in Gedanken hinzu: Bis auf das letzte Jahr.

Doch vielleicht war gerade diese Phase ihres Lebens, als sie genug Zeit gehabt hatte, über alles, was ihr in ihrem Leben bislang widerfahren war, gründlich nachzudenken, nötig gewesen, um zu erkennen, wie sehr ihr Herz immer noch für Valand Kuehn schlug. Nun endlich erhielt sie ihre zweite Chance und die gedachte sie zu nutzen.

Sie blickte hinüber zum Wandchronographen und seufzte schwach. In einer Viertelstunde hatte sie ihren Termin für die Antrittsuntersuchung auf der Krankenstation. Sie konnte im Moment keine Ärzte oder Praxen mehr sehen, doch es half nichts. In dieser Hinsicht ließ das Sternenflottenprotokoll keine Ausnahme zu. Also erhob sie sich schließlich von der Couch, prüfte ihr Aussehen kurz vor einem Wandspiegel, der zur Grundausstattung des Quartiers gehörte, und machte sich dann auf den Weg zu Deck-6.

Unterwegs erwiderte sie freundlich die Grüße der Mannschaftsmitglieder, die ihr vereinzelt entgegen kamen. Die meisten von ihnen maßen sie taxierend, wie man es für Gewöhnlich tat, wenn man feststellte, dass es sich um einen Neuling an Bord handelte. Sylvie war klar, dass dies noch eine ganze Weile so anhalten würde, bis man sich an ihre Anwesenheit gewöhnt hatte.

Gut gestimmt betrat sie die geräumige Krankenstation der ALAMO, wo zu dieser Zeit nicht sehr viel los war. Im Hintergrund erkannte sie eine Andorianerin, die mit dem Rücken zu ihr stand und sich eine Armverletzung, bei einem jungen Crewman ansah. Gerade, als Sylvie auf sich aufmerksam machen wollte, blickte die Andorianerin mit den auffallend kurzen Haaren über die Schulter zu ihr und sagte knapp: „Sie sind sicherlich Ensign LeClerc. Commander Veron sagte mir, dass Sie für heute Abend erwartet werden. Bitte haben Sie noch zwei Minuten Geduld, Ensign, dann bin ich mit diesem jungen Mann fertig und kann mich um sie kümmern.“

„Ja, sicher Lieutenant.“ Sylvie LeClerc lehnte sich gegen eines der Krankenbetten und sah der Andorianerin dabei zu, wie sie den Arm ihres Patienten mit einem Hautregenerator behandelte. Dabei fiel ihr ein goldener Ring auf, den sie am Ringfinger ihrer rechten Hand trug, was sie etwas erstaunte. Soweit sie wusste, trugen weder Andorianer, noch Andorianerinnen Fingerringe, und sie selbst hatte auch noch keinen getroffen bei dem dies der Fall gewesen wäre. Doch diese Andorianerin schien in dieser Hinsicht eine Ausnahme zu sein.

Wie die Andorianerin gesagt hatte dauerte es keine zwei Minuten, bis sie die Behandlung abgeschlossen hatte. Mahnend meinte sie zu dem jungen Mann: „Bitte passen Sie zukünftig auf, dass sie zuerst prüfen, dass die ODN-Leitung, die sie austauschen wollen, wirklich vom Bordnetz getrennt wurde.“

„Ja, Ma´am.“

Der junge Mann verließ die Krankenstation und die Andorianerin wandte sich Sylvie LeClerc zu: „Nun zu Ihnen, Ensign. Willkommen an Bord. Ich bin Lieutenant...“

Die Andorianerin unterbrach sich, als eine zierliche, blonde Frau in blauer Uniform herein gelaufen kam und zu der Andorianerin sagte: „Alloran braucht dich dringend auf dem Hangardeck – es gab einen Unfall. Ich vertrete dich hier solange.“

Die Andorianerin nickte knapp und sagte zu Sylvie: „Entschuldigen Sie, Ensign.“ Damit schnappte sie sich die Notfalltasche und verschwand auf den Gang hinaus. Währenddessen wandte sich die blonde Frau in der blau abgesetzten Uniform nun an sie: „Kommen Sie, Ensign, ich führe die Routineuntersuchung an ihnen durch. Bitte legen Sie sich auf das Biobett und entspannen Sie sich. Ich bin Schwester Melanie Gerlach.“

Sylvie LeClerc nickte und machte es sich bequem, während Lieutenant Gerlach sich daran machte, die Untersuchung vorzunehmen. Dabei studierte die Schwester auf dem Medizinischen Display die Krankenakte der Französin und meinte: „Ihr doppelter Brustwirbelbruch ist gut verheilt, Ensign. Sie hatten wohl Glück im Unglück.“

„Das habe ich im letzten Jahr andauernd gehört“, seufzte Sylvie LeClerc. „Ich hätte gerne auf die Erfahrung, wie sich das anfühlt verzichtet.“

Melanie Gerlach lächelte verstehend. „Das kann ich mir denken.“ Sie nahm einige weitere Einstellungen vor und meinte nach einer Weile: „Ihre aktuellen Werte sehen sehr gut aus, Ensign, ich kann Ihnen beste Gesundheit bescheinigen. Lediglich ihre Adrenalinwerte sind geringfügig erhöht – aber das ist nach einem Antrittsbesuch bei Captain Crel nichts Ungewöhnliches, Miss LeClerc.“

„Ich schätze, Sie könnten anhand der Werte sogar bestimmen, wie lange ein solcher Besuch zurückliegt.“

„Zumindest ungefähr“, versetzte die Schwester und schmunzelte unterdrückt. Dann fuhr sie die Scannereinheit des Biobettes zurück und meinte: „Das war es schon, Ensign.“

Sylvie LeClerc atmete erleichtert auf, und erhob sich von der Liege. Melanie Gerlach, die alle aufgenommenen Werte am Hauptterminal in die Medizinische Datenbank des Schiffes übertrug wandte sich dabei wieder zu der Französin: „Ich hoffe, Sie gewöhnen sich schnell ein, Ensign.“

Sylvie LeClerc nickte optimistisch. „Ganz bestimmt, auf der Brücke habe ich einen alten Bekannten aus Akademietagen getroffen. Wir waren beide bei der RED-SQUAD.“

„Ah, Sie sprechen von Valand Kuehn.“

Sylvie nickte lebhaft. „Ja, ich denke, dass ich ihn heute Abend zum Abendessen abholen werde, um mit ihm über alte Zeiten zu plaudern.“

„Da werden Sie kein Glück haben, Ensign“, meinte die Schwester mit bedauernder Miene. „Der Lieutenant ist heute Abend, zusammen mit Commander Veron und meiner andorianischen Kollegin, Ahy´Vilara bei mir eingeladen.“ Sie bemerkte die leise Enttäuschung bei der Französin und schlug dann spontan vor: „Aber wissen Sie was? Kommen Sie doch auch ganz zwanglos. Immerhin ist es Ihr erster Abend an Bord, und es wäre bestimmt nett für sie, schon einmal einige von uns kennen zu lernen.“

Sylvie LeClercs Gesicht heiterte sich merklich auf. „Gerne, Lieutenant.“

„Nennen Sie mich einfach Melanie.“ Sie erklärte Sylvie wo ihr Quartier lag, und beobachtete die Französin anschließend, wie sie aus der Krankenstation tänzelte. „Um Punkt 22:15 Uhr bei mir!“, rief Melanie Gerlach ihr nach und schüttelte grinsend den Kopf, wobei sie dachte: Glückliche Jugend.

 
 

* * *

 

In Bester Laune verbrachte Sylvie den Rest des Tages damit sich einzurichten und anschließend ausgiebig zu duschen und sich für den Abend zurecht zu machten. Dabei fragte sie sich immer noch, was eine Andorianerin veranlassen konnte, seltsamerweise einen Ehering zu tragen, denn nach einem solchen hatte er ausgesehen. Die Französin kam schließlich darauf, dass sie möglicherweise einen Mann von der Erde geheiratet haben könnte. Vielleicht ihren Kollegen, Commander Veron. Das schien ihr, je länger sie darüber nachdachte, noch die plausibelste Erklärung. Valand, Melanie und ein befreundetes Ehepaar als Anstands-Wau-Wau. Sie grinste bei diesem Gedanken, während sie in eine frische Uniform schlüpfte und danach in die schwarzen, halbhohen Schuhe stieg. Danach verschwand sie erneut im Bad um sich dezent zu schminken. Schließlich musterte sie sich zufrieden im Spiegel und warf einen Blick auf den Wandchronographen.

Nachdem sie noch schnell einen bunten Blumenstrauß repliziert hatte, machte sie sich auf den Weg zu Melanie Gerlachs Quartier.

Als sie etwas vor der Zeit eintrat, war Commander Alloran Veron bereits anwesend. Der Arzt begrüßte sie freundlich. Danach überreichte sie Melanie schnell die Blumen, die sich bedankte, und eine Vase besorgte. Derweil wandte sich der Arzt an die junge Französin: „Sie sind also unser neuer OPS-Offizier. Melanie erzählte mir, dass Sie mit Valand Kuehn gut bekannt sind, richtig?“

„Ja, wir kennen uns von der Akademie, Commander.“

Alloran Veron nickte und erkundigte sich: „Sie beide waren bei der RED-SQUAD?“

Sylvie nickte. „Ja. Es war für mich eine besondere Herausforderung es in diese Elite-Einheit zu schaffen. Wobei es mir eher um die Herausforderung ging, als darum unbedingt dazu zu gehören.“

Der Commander lächelte verstehend. „Valand äußerte sich einmal ganz ähnlich. Offensichtlich haben Sie eine Menge mit ihm gemeinsam.“

Bevor Sylvie LeClerc etwas erwidern konnte, öffnete sich das Schott und Valand trat in den Raum, gemeinsam mit der andorianischen Assistenzärztin. Für einen Moment stutzte Sylvie, denn aus den Augenwinkeln schien sie etwas seltsames beobachtet zu haben, konnte aber nicht genau sagen was es war, als die beiden Neuankömmlinge den Commander, Melanie, die sich wieder zu ihnen gesellt hatte, und sie begrüßten. Erst als Melanie sie zu Tisch bat, und Valand mit der Andorianerin Ahy´Vilara voran schritt erkannte sie was es gewesen war. Valand hielt die Andorianerin an der Hand.

Ein imaginärer Knoten bildete sich bei diesem Anblick in ihrem Magen. Sollte es dieser Andorianerin gelungen sein, eine so herzliche Kameradschaft zu Valand aufzubauen, dass es zu solchen vertrauten Gesten zwischen ihnen kam?

Sie setzte sich zwischen Alloran Veron und Melanie Gerlach, die den Tisch liebevoll gedeckt hatte. Es gab Lasagne, die geradezu köstlich duftete, und einen ausgezeichneten Rotwein, der hervorragend dazu mundete.

Während des Essens, brachte der Commander die Sprache auf ihre bevorstehende Mission zu sprechen. Sylvie beteiligte sich nur gelegentlich an der Unterhaltung, dafür beobachtete um so mehr das Verhalten zwischen Valand und Ahy´Vilara. Beide wirkten wirklich sehr vertraut mit einander. Schließlich schob sie ihren Teller von sich, trank einen Schluck Wein und fragte die Andorianerin dann geradeheraus: „Sie und Valand scheint eine sehr herzliche Kameradschaft zu verbinden?“

Lächelnd legte Ahy´Vilara ihre Hand in die von Valand. Im selben Moment entdeckte sie, dass auch der Lieutenant einen goldenen Ring am Finger trug. Er war im Aussehen identisch zu dem der Andorianerin, und Sylvie begriff endlich. Gleich darauf antwortete die Assistenzärztin: „Bei Eheleuten ist das mitunter von Vorteil, Ensign. Sie erinnern mich wieder daran, dass wir vorhin bei der Vorstellung unterbrochen wurden. Mein vollständiger Name lautet Ahy´Vilara Thren-Kuehn. Ich bin Valand Kuehns Ehefrau.

„Da gratuliere ich Ihnen“, antwortete Sylvie LeClerc, die das Gefühl hatte in einen bodenlosen Schlund zu fallen, mit gezwungenem Lächeln. „Sie hätten kaum eine bessere Wahl treffen können.“

„Mach mich bitte nicht verlegen“, meinte Valand augenzwinkernd. Dabei strahlte er dieselbe Zufriedenheit aus, wie die Andorianerin, und die Französin nahm das Weinglas in ihre Hände, damit niemand das Zittern bemerkte. Nur mühsam konnte sie der anschließenden Konversation folgen, da ihre Gedanken immer wieder zu der ungeheuren Tatsache abglitt, dass der Mann, in den sie sich verliebt hatte, nun verheiratet war.

Sie hielt es etwa eine dreiviertel Stunde aus, dann schob sie Kopfschmerzen vor und verabschiedetet sich schnell von den vier Offizieren, wobei sie nur hoffte, dass keiner von ihnen ihren wahren Zustand bemerkt hatte. Immer schneller werdend schritt sie durch die Gänge des Schiffes zu ihrem Quartier, wobei sie zum Schluss fast rannte. Als sie endlich in ihrem Quartier war, warf sie sich auf das Bett und ihre mühsame Beherrschung brach zusammen. Fest das Kissen umklammernd, und gegen ihren zusammen gekrümmten Körper gepresst schluchzte sie mehrmals – rohe ungeübte Töne - wobei sie die Zähne fest auf einander presste, um dieses wehe Gefühl in der Magengegend nicht nach oben steigen zu lassen. Doch dann brach der Damm endgültig und sie weinte zum Gott erbarmen.



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