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Star Trek - Timeline - 02-01

Das Sonneninferno
von

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Wiedersehensfreude

Persönliches Logbuch

Lieutenant Valand Kuehn

Sternenzeit: 38561.9

 

Die ALAMO ist auf dem Weg in den Sol-Sektor. Ich freue mich schon sehr darauf, nach über zwei Jahren endlich wieder nach Hause zu kommen. Ich werde meine Ehefrau, Ahy´Vilara, endlich meinen Eltern vorstellen können. Danach reisen wir gemeinsam nach Andoria, wo wir endlich auch das bisher aufgeschobene, traditionell-andorianische Zeremoniell nachholen werden. Ich bin dabei schon sehr auf die Eltern von Ahy´Vilara gespannt.

Ahy´Vilara und ich sind nun länger als ein halbes Jahr verheiratet. Zunächst wollten wir warten, bis wir wieder Zuhause sind, doch dann wollten wir es einfach nicht länger hinausschieben. Ich hoffe unsere Eltern werden Verständnis dafür haben. Zumindest wissen sie, per Subraumnachricht, davon. Meine Liebe zu Ahy´Vilara ist in den letzten zweieinhalb Jahren immer stärker geworden, und ich bin mir sicher, dass auch sie so empfindet. Ich spüre es bei jedem ihrer Blicke, mit denen sie mich ansieht. Ich bin sehr glücklich.

Die Trauung an Bord, hat traditionsgemäß Captain Crel durchgeführt. Ihre Rede hat mich zu Tränen gerührt, und wäre Ahy´Vilara dazu in der Lage – ich bin mir sicher, dass es ihr nicht anders ergangen wäre. Ich hatte zuvor nicht erwartet, dass eine Tellaritin, wie Triple-C, zur Anwendung von derart gefühlvollen Worten in der Lage sein würde.

Unsere Trauzeugen waren Commander Alloran Veron und Lieutenant Sylvie Gerlach. Während unserer Zeit im Beta-Quadrant habe ich mich sehr gut in die Mannschaft integriert. Ich bin nun ein Teil dieser Crew – und ich bin stolz darauf.

Triple-C hat das wohl gemerkt, als sie mich im Herbst 2360, kurz vor der Hochzeit mit Ahy´Vilara, zum Lieutenant Junior-Grade befördert hat. Beinahe mütterlich hat sie mir dabei ihre Hand auf den Unterarm gelegt, und in ihren Augen konnte ich kurzzeitig so etwas wie elterlichen Stolz erkennen. Natürlich ist sie mitunter immer noch Dieselbe und man muss höllisch auf ihre Launen acht geben. Aber all das fällt mir jetzt wesentlich leichter, als kurz nach meinem Dienstantritt auf der ALAMO. Ahy´Vilara trägt daran einen nicht unwesentlichen Anteil, denn sie ist es, die mir jeden Tag neue Kraft, neuen Lebensschwung gibt. Am liebsten würde ich sie 24 Stunden am Tag um mich haben. Aber vielleicht lieben wir einander so sehr, weil es genau so ist, wie es ist.

In der letzten Zeit denke ich gelegentlich an das Vater werden. Bisher habe ich darüber noch nicht mit Ahy´Vilara gesprochen, da sie sich dafür einer nicht ganz ungefährlichen Gen-Therapie unterziehen müsste, die noch in der Erprobungsphase steckt. Und ich möchte die Gesundheit meiner Frau nicht leichtfertig auf´s Spiel setzen. Es ist bestimmt besser, noch zu warten – wir sind ja beide noch sehr jung, und das ganze Leben liegt noch vor uns. So viele gemeinsame Jahre – dass ich es kaum zu glauben vermag.

Schon jetzt habe ich das Gefühl, ein ganz Anderer geworden zu sein. Einerseits hat mir die innige Beziehung zu Ahy´Vilara meine eigene Leidenschaft vor Augen gehalten. Andererseits wiederum verspüre ich an manchen Tagen, eine noch größere Gelassenheit und Ruhe, als jemals zuvor. Niemals zuvor habe ich für jemanden das empfunden, was ich für meine Frau fühle. Diese Verbindung zwischen uns ist so unvergleichlich – so richtig – wie noch niemals etwas zuvor in meinem Leben, dessen bin ich mir ganz sicher.

Möglicherweise gelingt es den Medizinern der Föderation bereits in den nächsten fünf Jahren entscheidende Fortschritte zu machen.

Mindestens so lange werden wir vermutlich ohnehin mit Nachwuchs warten müssen, denn die ALAMO begibt sich, in weniger als zwei Monaten, auf eine „Fünf-Jahres-Mission“ in den Beta-Quadranten. Und es wäre bestimmt nicht ideal ein Kind, in den ersten Jahren seines Lebens, nur an Bord eines Raumschiffes großzuziehen.

Unser Operations-Offizier, ein bereits älterer Betazoide, wird diese Reise nicht mehr mitmachen. Für ihn wird ein Nachwuchsoffizier an Bord kommen, wenn wir den Orbitalstützpunkt, über der Erde, erreicht, und dort angedockt haben. So zumindest lauten die neuesten Meldungen der Gerüchteküche, an Bord, deren „Chefkoch“ ein Bolianer namens Chirome ist. Seltsamerweise bringt es dieser, selbst für seinesgleichen geschwätzige, Bolianer stets fertig, die neuesten Nachrichten als erster an Bord zu erfahren, und manchmal habe ich ihn stark im Verdacht, für den Sternenflottengeheimdienst zu arbeiten – oder sogar für die geheimnisumwitterte „Sektion 31“ deren Existenz jedoch sowohl vom Sternenflottenkommando, als auch vom SFI hartnäckig geleugnet wird.

Wie auch immer – zumindest werde ich auf der nächsten Mission nicht mehr der jüngste Brückenoffizier sein. Da ich als Taktischer Offizier eng mit der OPS zusammenarbeite, bin ich natürlich bereits gespannt, wen man uns schickt, und ich hoffe, mit dem neuen Crewmitglied genauso gut zusammen zu arbeiten, wie mit dem Betazoiden.

Doch zunächst werde ich gemeinsam mit Ahy´Vilara meinen Landurlaub verbringen. Einige herrliche Wochen werden das, dessen bin ich mir sicher...

 
 

* * *

 

Eine eiskalte Sturmböe war der erste Gruß Andorias.

Valand Kuehn fröstelte, trotz der dicken Thermokleidung, und verließ zusammen mit seiner Frau, das Verwaltungsgebäude des Raumhafens. Hinter ihnen folgten Valands Eltern, ebenfalls dick in warme Kleidung eingepackt.

Gero Kuehn, beinahe ebenso hochgewachsen wie sein Sohn, hielt sich dicht bei seiner Frau, Sarah-Marie und fragte, wobei er gegen den Sturm anschreien musste, um sich verständlich zu machen: „Warum konnte er keine Risanerin heiraten?“

Seine um einen halben Kopf kleinere, schlanke Frau schenkte ihm ein angedeutetes Lächeln und schrie zur Antwort: „Das hätte dir wohl so gepasst! Dabei weiß ich gar nicht, was du hast. Ich bin es, die sich später auf der Oberfläche den Hintern abfrieren wird, wenn der traditionelle Hochzeitssegen vom Vater der Braut, und der Mutter des Bräutigams gesprochen wird!“

Der Botschafter, der auf Krios-Prime die Interessen der Föderation vertrat, schnitt eine Grimasse. Er selbst würde in dieser Zeit das Hochzeitsmahl, zusammen mit der Brautmutter zubereiten. Und das, obwohl er nicht einmal richtig Kaffee kochen konnte.

Vor wenigen Minuten waren sie mit einem Shuttle der USS FARRAGUT auf dem beinahe erdgroßen Klasse-M Eismond, der den Gasplaneten Andor als fünfter Trabant umkreiste, gelandet. Ein gewaltiger Blizzard der die Ursache für massive atmosphärische Störungen gewesen war, hatte ein Absetzen mit dem Transporter verhindert.

Valand Kuehn blickte sich während dessen suchend um. Erst nach einem Moment entdeckte er zwei Gestalten, die im dichten Schneetreiben auf ihn und Ahy´Vilara zu stapften. Das konnten nur die Eltern seiner Frau sein; nein falsch, das mussten die Eltern seiner Frau sein. Wer sonst hätte sich freiwillig bei diesem Wetter auf der Oberfläche Andorias herumgetrieben?

Valand blickte kurz zu Ahy´Vilara, deren Gesicht anfing zu leuchten, als die beiden Gestalten ihre dicken Kapuzen abnahmen, so dass man ihre Gesichter erkennen konnte. Es waren ein Mann und eine Frau, und Ahy´Vilaras Miene verriet nur zu deutlich, dass es tatsächlich ihre Eltern waren.

Nach den andorianischen Gepflogenheiten begrüßten die Threns zunächst einmal Valands Eltern, bevor sie sich beide ihm zu wandten, und er ihre Gesichter eingehender studieren konnte.

Ahy´Vilaras Vater, Nan´Doraan, war von kräftiger Statur. Etwas kleiner als er selbst, war er in den Schultern um einiges breiter. Seine Gesichtszüge wirkten männlich markant, und seine grau-blauen Augen wiesen einen leichten Stich ins Violett auf.

Die Mutter seiner Frau, Varinea Thren, sah ihrer Tochter beinahe zum verwechseln ähnlich, allerdings wirkte sie reifer, und sie trug ihr Haar um einiges länger, als ihre Tochter. Außerdem spielten ihre Augen etwas mehr ins Türkis.

Nachdem sie Valand eingehend gemustert und begrüßt hatten, umarmten beide ihre Tochter, bevor Nan´Doraan Thren mit tragender Stimme, zu Kuehns Eltern sagte: „Wir sollten uns bei diesem Wetter nicht allzu lange hier oben aufhalten. Kommen Sie bitte.“

„Gut, der Mann!“, lobte Gero Kuehn zu seiner Frau gewandt.

Sie folgten Ahy´Vilaras Eltern zu einem kleinen Rundbau, der sich als die oberste Ebene eines Lifts herausstellte. Sofort ließ der schneidend kalte Wind nach, und die sechs Wesen schlugen, wie auf ein geheimes Kommando, fast gleichzeitig ihre dich gefütterten Kapuzen zurück. Eine geraume Weile ging es abwärts, und Gero Kuehn nutzte die Gelegenheit, sich bei Nan´Doraan zu erkundigen: „Ich hörte, von ihrer Tochter, dass die offiziell vorgenommene Hochzeit auf Andoria, ohne das Zeremoniell, nicht anerkannt wird. Stimmt das?“

„Das ist richtig, Botschafter“, gab der wuchtige Andorianer Auskunft.

„Bitte nennen Sie mich Gero.“ Der Botschafter hob seine Augenbrauen und ignorierte den warnenden Blick seiner Frau, bevor er direkt nachhakte: „Klingt fast ein wenig separatistisch, wenn ich das so sagen darf.“

Die Antennen Nan´Doraans richteten sich auf den Mensch. Dann lächelte er nachsichtig und erklärte: „Das hat nichts mit separatistischen Ansichten zu tun, Gero. Aber bedenken Sie bitte, dass das andorianische Volk sehr traditionell eingestellt ist. Und sehr familiär. Eine Hochzeit, ohne die traditionelle Zeremonie, würde jeder Andorianer als Affront betrachten.“

„Es gibt auf der Erde heute noch Gegenden, in denen man das ganz ähnlich sieht“, warf Sarah-Marie Kuehn schnell ein. „Es ist nur so, dass mein Mann nicht kochen kann.“

Varinea Thren grinste offen und versicherte: „Ich sehe da kein Problem, Ihr Mann wird das Essen nicht allein zubereiten, und so kompliziert, wie in manchen irdischen Gegenden, ist die andorianische Küche auch nicht.“

„Dann kann uns ja gar nichts mehr passieren“, murmelte Gero Kuehn vage und blickte dabei zu Nan´Doraan. „Aber das ist eindeutig keine Aufgabe für einen Botschafter.“

Der Lift hielt an, und ein geräumiger, mäßig ausgeleuchteter Felsdom nahm sie auf. Nan´Doraan führte die kleine Gruppe zu einer gedrungen wirkenden Halle. Erst nachdem sie das Gebäude betreten hatten, meinte er erklärend: „Dies ist der Verteilerbahnhof eines Röhrenbahnsystems, dass die verschiedenen Städte unter einander planetenweit verbindet. Natürlich umrunden wir damit nicht den halben Planeten. Dieses System wird nur für kurze Entfernungen, zwischen nicht allzu weit von einander entfernten Städten benutzt. Für größere Entfernungen benutzen wir, wie auf der Erde auch, Transporter. Nach Ivari ist es jedoch nicht weit, und Sie werden Gelegenheit haben, ein Wenig von Andorias Unterwelt zu sehen.“

„Darauf sind wir schon sehr gespannt“, versicherte Sarah-Marie und Gero nickte zustimmend, während sie über eine breite, steinerne Freitreppe die Zugänge zu den Röhrenbahnen betraten.

Nan´Doraan deutete auf einen der torpedoförmigen Züge, von denen momentan drei auf Fahrgäste warteten.

Die sechs Lebewesen begaben sich ins Innere des Zuges und nahmen in gemütlichen, blau bezogenen Sesseln Platz. Wenig später fuhr der Zug bereits an und beschleunigte sehr schnell auf seine Endgeschwindigkeit, die knapp unter der des Schalls lag. Ermöglicht wurden solche Geschwindigkeiten dadurch, weil in der eigentliche Transportröhre die der Zug benutzte, ein Vakuum herrschte. Gehalten wurde der Zug bei seiner Fahrt von Magnetfeldern, die ihn immer exakt im gleichen Abstand zur Röhrenwandung hielt.

Die Fahrt wechselte zwischen langen Tunnelpassagen durch massiven Fels, und längeren Abschnitten, bei denen der Zug durch transparente Röhrensegmente innerhalb gewaltiger Höhlen dahin jagte. Trotz der hohen Geschwindigkeit hatten die drei Menschen Gelegenheit staunend einen gelegentlichen Blick auf die Ansiedlungen innerhalb der gewaltigen, unterirdischen Hohlräume zu werfen. Durch die, an vielen Stellen semi-transparente Eisdecke der Felsendome, fiel Tageslicht herein und sorgte für sinnverwirrende Lichtreflexionen.

In weniger als fünfzehn Minuten waren sie am Zielort.

Nachdem sie die Röhrenbahn verlassen hatten, brauchten sie noch etwa zwei Minuten zu Fuß, bis sie die Behausung der Threns erreicht hatten. Zur Überraschung von Valands Eltern war es im Innern gemütlich warm. Als Gero seiner Frau aus der dicken, gefütterten Jacke half, stellte er Nan´Doraan eine entsprechende Frage.

„Nun, es ist nicht so, dass Andorianer die Kälte Andorias brauchen, oder lieben“, erklärte Ahy´Vilaras Vater. „Andorianer kommen nur besser mit den Umweltbedingungen dieses Mondes klar, da sie Wärme besser speichern können, das ist auch schon alles.“

Gero nickte verstehend, während er sich nun selbst aus der wärmenden Jacke schälte. Dann folgten er und Sarah-Marie den Eltern seiner Schwiegertochter in den angrenzenden Wohnbereich, wobei er meinte: „Ein erfreulicher Umstand, dass die andorianische Physiologie der Menschlichen in bestimmter Hinsicht ähnlich zu sein scheint. Würden Sie wesentlich geringere Temperaturen bevorzugen, wäre das Zusammensein sicherlich schwieriger.“

„Mit einfachen Worten, wir würden uns den Hintern abfrieren“, brachte es Sarah-Marie auf den Punkt, die eine direkte Ansprache bevorzugte.

Während ihr Mann ihr einen verweisenden Blick zu warf, lachte Varinea hell auf und legte ihre Hand auf den Unterarm von Valands Mutter. „Ich muss gestehen, dass ich mir die Eltern meines Schwiegersohns etwas anders vorgestellt hatte. Mir gefällt, dass Sie ein offenes Wort schätzen, Sarah-Marie.“

„Einfach nur Sarah, bitte. Meinen Zweitnamen habe ich von meinen Eltern nur dann zu hören bekommen, wenn ich etwas angestellt hatte.“

„Was ziemlich oft vorgekommen sein soll, wie man weiß“, ergänzte Gero trocken, und diesmal war er es, der einen tadelnden Blick kassierte. Gelassen konterte seine Frau dann: „Und so etwas nennt sich Diplomat.“

„Solche ironischen Unterhaltungen musste ich von Kindesbeinen an mit anhören“, mischte sich Valand ein, und sah Ahy´Vilara in komischer Verzweiflung an. „Falls du dich irgendwann einmal fragen solltest, warum ich so geworden bin, dann erinnere dich daran.“

In diesem Fall erwies sich Nan´Doraan als der Diplomat der Runde, indem er, zu Valands Eltern gewandt meinte: „Sie werden müde sein, von der langen Reise. Ich werde Ihnen Ihr Zimmer zeigen.“

Als Offiziere der Andorianischen Garde, und einer von daher gesellschaftlich hohen Stellung, bewohnten die Threns ein geräumiges Haus, in typisch flacher Zylinderform, dicht an eine der Felswände des gewaltigen, unterirdischen Doms geschmiegt, in dessen Hohlraum die Stadt Ivari lag. Während Nan´Doraan Valands Eltern hinauf in die zweite Etage führte, sagte Varinea: „Ihr zwei solltet euch auch ausruhen, besonders du, Valand. Denn morgen habt ihr eine anstrengende Zeremonie, an der Mauer der Helden, vor euch. Denn in einem Umkreis von umgerechnet zehn Kilometern, um die Mauer herum, ist sowohl jeglicher Flugverkehr, als auch eine unterirdische Annäherung per Röhrenbahn, untersagt.“

Valand Kuehn blickte seine Schwiegermutter erstaunt an. „Das wusste ich nicht. Ich vermute, dass es sich dabei um ein traditionelles Verbot handelt.“

Varinea nickte. „So könnte man sagen. Es ist seit Jahrtausenden eine Art heiliger Ort. Selbst als die andorianischen Clans noch untereinander zerstritten waren, und Krieg gegen einander führten, waren sich alle Andorianer darüber einig. Nur wenige Außenstehende werden dorthin mitgenommen, musst du wissen. Und wenn, dann nur solche, welche die Familie als vertrauenswürdig erachtet.“

Valand blickte seine andorianische Schwiegermutter etwas erstaunt an. „Aber du und Nan´Doraan – ihr kennt mich doch kaum.“

„Ahy´Vilara vertraut dir – oder sie hätte dich niemals zum Mann gewählt. Also vertrauen auch wir dir, Valand. Und du wiederum bürgst für deine Mutter, dass sie niemandem davon erzählen wird, von dem, was sie morgen sehen und hören wird. Auch deinem Vater gegenüber nicht.“

Valand blickte von Varinea zu Ahy´Vilara und er spürte fast körperlich den plötzlichen Ernst dieser Unterhaltung. Mit einem etwas flauen Gefühl im Magen fragte er dann: „Was wäre, wenn meine Mutter dennoch jemandem davon erzählen würde?“

Varinea beugte sich etwas zu ihm vor, und ihr eindringlicher Blick ging dem jungen Mann durch und durch. „Dann würde dein Name, und der deiner Familie, auf zehn Generationen, voller Abscheu und in Schande auf Andoria ausgesprochen. Und meine Tochter würde nicht länger mit einem solchen Wesen verheiratet sein wollen.“

Ein schneller Blick zu seiner Frau bestätigten die Worte ihrer Mutter. Valand schluckte und versicherte ernsthaft: „Meine Mutter wird die andorianischen Traditionen achten, dafür bürge ich, Varinea.“

Die angespannten Mienen der beiden Andorianerinnen entspannten sich langsam wieder und Varinea sagte endlich: „Nun solltet ihr zwei euch aber wirklich zur Ruhe begeben.“

Ahy´Vilara nahm Valand an die Hand und führte ihn in den hinteren Bereich der Parterre. Erst jetzt realisierte der junge Mann, dass es keine Türen in dem andorianischen Haus gab. Er blickte seine Frau an, doch noch bevor er eine entsprechende Frage stellen konnte, erklärte Ahy´Vilara von sich aus: „Kein Andorianer käme auf die Idee die Privatsphäre eines anderen zu missachten, Valand. Und du musst wissen, dass Andorianer kein Schamgefühl entwickeln, wenn sie einander nackt sehen.“

„Ja, Tar´Kyren hat das einmal während einer Geburtstagsfeier, während unserer Kadettenzeit, erwähnt.“

Seine Frau lächelte unmerklich: „Du würdest ihn gerne wiedersehen, nicht wahr?“

Valand nickte: „Ja, ich wollte er könnte dabei sein.“ Er seufzte schwach und legte seinen Arm um die Hüften seiner Frau, als sie ihr Zimmer betraten. Dann meinte er: „Irgendwann holen wir das nach, und ich stelle euch einander vor.“

Wieder lächelte Ahy´Vilara kaum merklich, bevor sie Valand umarmte und küsste. „Ja, ganz bestimmt, Valand.“

 
 

* * *

 

Am nächsten Morgen brachen Valand und Ahy´Vilara, zusammen mit Sarah-Marie und Nan´Doraan, nach einem zeitigen Frühstück auf.

Mit der Röhrenbahn ging es in die Nähe der dünnsten Verbindungsstelle, zwischen den beiden andorianischen Kontinenten Voral und Ka´Thela. Sie erreichten die Oberfläche am Fuße des Tharan-Gebirges, dessen eisige Gipfel sich hinter ihnen, im Dunst tief hängender Wolken verloren.

Dick eingehüllt in wärmende Kleidung, warf Valand einen Blick zum Himmel hinauf, an dem nur gelegentlich, vereinzelt das helle Blau des Himmels hervorstach. Der Wind hatte, im Vergleich zum Vortag, merklich nachgelassen.

Während sie zu viert auf ihr unbekanntes Ziel zu stapften, erklärte Nan´Doraan, dass ein so ruhiges Wetter für diese Gegend Andorias ungewöhnlich sei.

Am Abend hatte Ahy´Vilara Valand eröffnet, dass der Bereich zwischen den Kontinenten in einer Windströmung der nördlichen Eiskappe lag, die dafür sorgte, dass es selbst zu den wärmsten Zeiten, dort niemals wärmer als umgerechnet -17° Celsius wurde. Zudem schien sich der Wind in der Gegend scheinbar niemals zu legen, was die heutige Flaute um so seltsamer erscheinen ließ.

Sie kamen gut voran. Dennoch schien es Nan´Doraan eilig zu haben, denn er legte ein ordentliches Tempo vor. Als Valand Kuehn an seine Seite gelangte, blickte er zum Himmel hinauf und deutete auf eine bestimmte Wolkenformation. Dabei sagte er: „Das Wetter schlägt um, Valand. Dort kannst du es erkennen. Auf dem Rückweg werden wir in einen ordentlichen Schneesturm geraten, möchte ich meinen. Nichts gefährliches, aber es wird dann sehr mühsam für Dich und deine Mutter werden.“

„Valand wollte erst sagen, dass sie es auf jeden Fall schaffen werden, doch dann schwieg er. Immerhin kannte er die lokalen Gegebenheiten nicht, und er wusste auch nicht, was Nan´Doraan unter ungefährlich verstand. Unter Umständen legte der Andorianer hier ganz andere Maßstäbe an, als es ein Mensch getan hätte. Über eine Stunde marschierte er schweigend neben seinem Schwiegervater dahin, wobei er sich, von Zeit zu Zeit, nach seiner Mutter und Ahy´Vilara umsah. Beide unterhielten sich leise, und so wandte sich Valand schließlich zu seinem Schwiegervater und fragte: „Wie lange werden wir noch brauchen?“

Nan´Doraan kniff seine Augen zusammen und deutete nach vorne: „Dort hinten kannst du bereits das Ziel unserer Wanderung erkennen.“

Valand folgte seinem Blick, doch vor ihm erstreckte sich die weite weiße Ebene, so wie bisher. Für einen langen Moment strengte er seine Augen an, bevor er zugab: „Ich kann nichts erkennen.“

„Spätestens in einigen Minuten wirst du es auch sehen“, versetzte Nan´Doraan. „Wenn man weiß, wonach man zu suchen hat, dann ist es einfacher.“

Valand nickte und vertraute darauf, dass sein Schwiegervater sich keinen Scherz mit ihm erlaubte. Dabei klangen die ernsten Worte von Varinea wieder in ihm auf. Er hatte auf der Fahrt zum Tharan-Gebirge eine ernste Unterhaltung mit seiner Mutter geführt und ihr eindringlich klar gemacht, was die andorianische Tradition von ihr erwartete. Zu seiner Beruhigung hatte sie ihm ihr Wort gegeben, dass sie selbst seinem Vater gegenüber diese Tradition achten würde, was eine ziemliche Erleichterung für ihn gewesen war.

Nach einer Weile glaubte er etwas zu erkennen, eine seltsam regelmäßige Struktur, auch wenn sie zunächst sehr undeutlich blieb. Doch fast mit jedem Schritt wurde ersichtlicher, dass er sich nicht getäuscht hatte. Etwas zog sich über die gesamte Breite der Ebene, und Valand wurde klar, dass dies die legendäre Mauer der Helden sein musste. Während sie darauf zu marschierten bemerkte Valand, dass er die Entfernung zu dieser Mauer bei weitem unterschätzt hatte. Und ihre Größe...

In Gedanken hatte er mit einer Mauerruine aus Stein gerechnet, doch das was er nun zu sehen bekam und sich immer wuchtiger vor ihm auftürmte, raubte ihm schlicht den Atem. Er hatte auf der Erde schon einmal die Chinesische Mauer gesehen, doch selbst sie war nicht vergleichbar mit dem, was sich seinen Augen hier bot.

Bis zu beiden Seiten des Horizonts erstreckte sich ein Wall der, wie Valand Kuehn jetzt erkennen konnte, aus gewaltigen, regelmäßigen Eisblöcken bestand. Eine weiß glitzernde, mindestens 12 Meter hohe Mauer, mit etwas vor ragenden, runden Wachtürmen, welche noch einmal um mindestens vier Meter höher waren, als die Mauerkrone selbst, und sich im Abstand von etwa einem Kilometer zu einander befanden. Vom Boden aus schien sie sich, im Profil, etwas nach oben zu verjüngen. Wie breit diese Mauer aus Eis war, das konnte er nur erahnen, doch Valand ging davon aus, dass es mehrere Meter sein mussten. Die Eisblöcke wirkten seltsam glatt geschliffen. Valand stellte Vermutungen darüber an, ob der eisige Wind, der normalerweise hier herrschen sollte, daran seinen Anteil haben mochte. Wie auch immer, dies war das gewaltigste Bauwerk, welches Valand je zu Gesicht bekommen hatte, noch dazu aus purem Eis.

Erst als Sarah-Marie Valand ihre behandschuhte Rechte auf die Schulter legte, und ebenso fasziniert zu dem Bauwerk empor starrte, wurde er sich wieder bewusst, dass er nicht allein hier war, und dass sie aus einem bestimmten Grund hierher gekommen waren. Valands Mutter deutete auf einige blutrote Bänder, die in Augenhöhe, an metallenen Haken in das Eis der Mauer getrieben worden waren und sanft im Wind flatterten. Darauf gestickte, andorianische Schriftzeichen waren darauf zu erkennen. „Was ist das?“, fragte sie neugierig zu Nan´Doraan gewandt.

„Dieser Teil der Mauer ist Ehepartnern vorbehalten. Diese Bänder aus andorianischer Seide tragen die Namen der Verheirateten und das Jahr ihres Bundes mit einander. Sie bleiben an der Mauer, bis sie zerfallen. Man hat schon Bänder gefunden, deren Jahreszahl besagt, dass sie einige Hundert Jahre alt sind. Auch ich werde heute ein solches Band mit den Namen unserer Kinder dort hinein treiben, und es soll ihnen Glück bringen. Varinea hat es angefertigt, auch das ist Tradition.“

Sarah-Marie nickte gerührt.

Ahy´Vilaras Vater fuhr fort: „Doch zunächst wird der traditionelle Segen der Eltern gesprochen. Sie haben die Verse gelernt, die ich Ihnen zur Erde gesandt habe?“

„Ja, und ich habe mir dabei fast die Zunge gebrochen“, erwiderte Valands Mutter.

Nan´Doraan grinste beinahe schadenfroh als er meinte: „Sie schaffen das.“ Dann dirigierte er seine Tochter und seinen Schwiegersohn an eine bestimmte Stelle der Mauer, nahm ihre Hände und legte sie in traditioneller Weise über einander. Danach förderte er das handbreite, etwa Armlange, rote Seidenband aus seiner Tasche, auf dem, mit goldener Schrift, die Namen der beiden Brautleute stand und wickelte es um die Hände der beiden jungen Leute.

Auf sein Zeichen trat Sarah-Marie zu Nan´Doraan, der mit dem ersten Teil des Segens begann. Jedes Mal, wenn er die Mutter Valands ansah, setzte sie ein und sprach ihren Teil des Segens, bei dem sie nur an einer Stelle unmerklich zögerte. Zwar sprach sie gelegentlich einen seltsamen Dialekt, wie Nan´Doraan fand, aber insgesamt erledigte sie ihre Aufgabe sehr gut. Weit besser, als er vorher angenommen hatte. Sichtlich zufrieden sprach er die abschließenden Worte und nickte dann Sarah-Marie zu, die nun ihre Tränen der Rührung nicht länger zurück halten konnte, damit sie das Band von den Händen der Brautleute löste.

Die Frau reichte das Band an Nan´Doraan weiter und wischte sich schnell die Tränen ab, die bei der herrschenden Kälte bereits teilweise gefroren waren.

Mit dem Band in der Linken, schritt der Andorianer zu Valand und legte ihm seine Rechte auf den Kopf, wobei er leise sagte: „Willkommen in meinem Clan, mein Sohn.“

Wieder musste sich Sarah-Marie einige Tränen der Rührung fort wischen, während sie Nan´Doraan dabei beobachtete, wie er einen Haken und einen Eispickel aus seiner Jackentasche nahm, und das Band, neben all den anderen, in die Mauer der Helden trieb. Als er den Eispickel schließlich wegsteckte leuchtete so etwas wie Vaterstolz in seinen Augen. Einen, in dunkelblaues Tuch, eingewickelten Gegenstand unter seiner Jacke hervor holend, schritt er zu Valand und überreichte ihn an den jungen Mann, der nun offiziell dem Clan seiner Familie angehörte und sprach: „Dies ist das Nelaan-tor, ein traditionelles Kurzschwert aus alten Tagen, welches vom Brautvater, an den Mann seiner ältesten Tochter weitergegeben wird. Trage es mit Achtung, mit Ehre und mit Stolz.“

Valand Kuehn schluckte, sichtlich ergriffen, bevor er mit fester Stimme antwortete: „Das werde ich... Vater.“ Es fiel ihm nicht leicht, jemand anderen als Gero Kuehn seinen Vater zu nennen, doch dies gehörte zu den traditionellen Worten. „Und ich werde deine Tochter ehren, ihr treu sein, und sie stets mit Achtung und Respekt behandeln.“

Zum Abschluss der Zeremonie legte Nan´Doraan Valand seine rechte Hand auf die rechte Schulter und blickte ihn ernst an. Etwas abseits der Tradition sagte der Andorianer sehr leise: „Wage es nicht, Dein Versprechen nicht zu halten.“

„Ich werde es halten“, versprach Valand und hielt dem Blick des Andorianers stand.

Nun trat auch Sarah-Marie zu den Brautleuten und beglückwünschte beide, wobei sie es sich nicht verkneifen konnte, ihre Schwiegertochter herzlich in die Arme zu nehmen.

In dem Moment, in dem sie aufbrechen, und sich auf den Rückweg machen wollten, rissen die dichten Wolkendecken auf, und gaben den Blick auf den Gasplaneten Andor frei, der beinahe im Zenit stand. Es war ein überwältigender Anblick. Nur wenige Minuten dauerte dieses Schauspiel, bevor sich die Wolkendecken wieder über einander schoben, und einen weiteren Ausblick auf den Himmel verhinderten.

„Heute ist wirklich ein besonderer Tag“, erklärte Nan´Doraan wobei er etwas abwesend schien. „Denn es geschieht in dieser Gegend nicht sehr oft, dass die Wolkendecke mal aufreißt.“ Dann mahnte er zur Eile.

Wie es der Andorianer vorausgesagt hatte, wurden die Wolken dichter und dunkler, als sie auf dem Rückweg waren. Auch der Wind frischte auf und feine Eiskristalle schnitten ihnen, wie winzige Messer, ins Gesicht. Gerade rechtzeitig, bevor der sich entwickelnde Blizzard, über ihnen war, erreichten sie den Einstieg hinunter zur Röhrenbahn, und die Vier waren erleichtert, als sie sich wieder auf der Rückfahrt nach Ivari befanden.

 
 

* * *

 

Den gesamten Morgen schon standen Varinea und Gero in der Küche, um das Essen für die Heimkehrer und einen besonderen Gast, der laut der Andorianerin erwartet wurde, vorzubereiten. Entgegen seiner Worte am Vortag schaffte es Valands Vater einigermaßen, sich an den Vorbereitungen zu beteiligen, ohne die Küche in ein Feld der Verwüstung zu verwandeln, auch wenn zwei etwas kostbarere Teller dabei zu Bruch gingen.

Das zweite Mal, als es aus Richtung des Botschafters klirrte, meinte Varinea lediglich launig, dass dies nicht noch öfter passieren sollte, damit sie das Essen nicht in Eimern würde servieren müssen.

Nach dieser versteckten Kritik gab sich Gero Mühe kein weiteres Kristallgeschirr zu zerschlagen, und es blieb bei dem Verlust von zwei Tellern. Zunächst hatte er bei den Zutaten, wie Fledermaus-Fleisch für das Ragout, so seine Bedenken gehabt. Nun, da die Speisen beinahe fertig waren, und ein köstlicher Duft durch das Haus zog, revidierte er seine bisherige Meinung bezüglich der andorianischen Küche, während sie sich an das Aufräumen der Küche machten. Danach begaben sie sich daran, den Tisch im Speiseraum zu decken, und fragend blickte Gero zu Varinea als sie die sieben Gedecke vorbereitete.

Die Andorianerin lächelte bei dem fragenden Blick des Mannes und erklärte: „Es kommt nur selten vor, dass ein Gast zugegen ist. Meine Tochter hat ihn eingeladen, um Valand eine Freude zu machen. Er befindet sich zufällig auf Andoria.“

„Ach“, machte Gero. „Darf ich fragen wer dieser Gast ist?“

„Der Sohn einer Familie, die im weitesten Sinne zu demselben Clan gehört, wie die, meines Mannes.“ Dabei beließ es die Andorianerin, und Gero beschloss nicht weiter in sie zu dringen, was diesen Gast betraf. Er würde ja bald sehen, wer es war. Eine Weile deckte er den Tisch, wobei ihm Varinea erklärte, wo was hin kam, bevor er schließlich fragte: „Wäre es ungehörig von mir, wenn ich Ihnen das Du anbieten würde?“

Varinea blickte lächelnd auf und sagte bestimmt: „Ja, das wäre es.“

Gero blickte etwas erstaunt drein, während sich das Lächeln der Andorianerin vertiefte, und sie erklärte: „Auf Andoria halten wir es, in dieser Hinsicht, nicht anders als die Menschen der Erde. Das bedeutet: Der ältere bietet das Du an. Valand sagte uns, dass Sie, nach Föderationsstandard, gerade fünfzig Jahre alt sind, und Ihre Frau noch etwas jünger ist.“

„Das stimmt, aber...“

„Als die Sternengötter meinem Mann und mir Ahy´Vilara zum Geschenk machten, da war ich, nach Föderationsstandard, dreißig Jahre alt, Gero“, erklärte die Andorianerin schnell.

Der Botschafter blickte Varinea überrascht an. Dann meinte er: „Ich hätte sie bestenfalls auf Mitte Vierzig geschätzt, und auch das nur, weil ich weiß, wie alt Ahy´Vilara ist.“

Ein Schmunzeln überflog das Gesicht der Andorianerin und ihre Antennen spreizten sich etwas zur Seite. „Ich bedanke mich für das Kompliment. Um die nächste Frage vorweg zu nehmen: Ich habe Ihnen das Du bisher nicht angeboten, weil es auf Andoria nur unter Mitgliedern desselben Clans üblich ist, und bei Brauteltern erst nach der Hochzeitszeremonie. Und zwar durch das Familienoberhaupt – in diesem Falle mein Mann.“

„Ich habe mich vor dem Flug hierher über die andorianischen Sitten und Gebräuche informiert, aber dazu gab es keinerlei Hinweise“, erklärte Gero. „Ich hoffe, ich war nicht unhöflich.“

„Nein, das waren Sie nicht“, beruhigte Varinea schnell. „Nicht alle Sitten und Gebräuche werden von Andorianern publik gemacht. Wirklich etwas über Andorianer lernen Sie nur von Andorianern. Und ich glaube, im umgekehrten Fall wäre es kaum anders.“

Gero lächelte erleichtert. „Da mögen Sie Recht haben. Ich bin sehr froh hier zu sein, und etwas mehr über ihre Spezies zu lernen. In meinem Beruf ist so etwas nicht verkehrt. Im übrigen bin ich der Meinung, dass Valand eine sehr gute Wahl getroffen hat. Ich muss gestehen, dass ich am Anfang Bedenken hatte, als ich von seiner Hochzeit mit einer Andorianerin erfuhr. Aber nachdem ich Ahy´Vilara kennen gelernt habe, bin ich der Meinung, dass beide sehr gut zu einander passen. Und zweifellos liebt Valand Ihre Tochter.“

„Wir hatten ganz ähnliche Bedenken“, gab Varinea freimütig zu. „Ihr Sohn macht jedoch einen sehr guten Eindruck auf mich. Und ich denke, auch auf Nan´Doraan, auch wenn er weniger Worte darum machen wird. Ahy´Vilara besitzt das, was man auf der Erde eine gute Menschenkenntnis nennt. Mein Mann und ich sind uns sicher, dass sie die richtige Wahl für sich getroffen hat.“ Die Andorianerin lächelte beinahe spitzbübisch und beschloss Gero etwas zu necken. „Aber wäre Ihnen nicht eine Risanerin lieber gewesen?“

Auf den Wangen und dem Hals des Botschafters bildeten sich vereinzelt rote Flecken. Er erinnerte sich ungut an die Worte, die er seiner Frau nach der Landung zu gerufen hatte. Dass Varinea diese Worte mitbekommen hatte war ihm peinlich. „Das war nur ein Scherz...“

Varinea lachte launig wobei sich ihre Antennen schnell zur Seite bewegten und wieder aufrichteten. „Entschuldigen Sie, aber ich konnte nicht widerstehen.“

Gero atmete erleichtert auf. Auch Valand besaß diese Art von Humor, mit dem er gelegentlich seine liebe Not hatte. Eindeutig ein Erbe seiner Mutter.

Sie begaben sich wieder in die Küche, um nach dem Essen zu sehen. Kaum, dass sie damit fertig waren, alle Speisen in warmhaltende Schüsseln zu füllen und auf den Tisch des Speiseraums zu verteilen, kehrten Nan´Doraan und Sarah-Marie, zusammen mit ihren Kindern zurück.

Gero stellte seiner Frau keine Fragen, da ihm Varinea die näheren Umstände einer traditionellen andorianischen Hochzeitszeremonie erklärt hatte, doch am Leuchten in ihren Augen erkannte er, dass es ein unvergessliches Erlebnis gewesen sein musste. Nun, vielleicht verliebte sich Valands vier Jahre jüngere Schwester Alana irgendwann in einen Andorianer. Leider war sie unabkömmlich gewesen war, da sich das Ausbildungsschiff der Sternenflottenakademie, auf dem sie gerade ihr Praxissemester absolvierte, im Taurus-Sektor aufhielt. In knapp einem Jahr war sie mit der Akademie fertig und dann würde auch sie hinaus zu den Sternen fliegen, was Gero jetzt schon bedauerte, obwohl er seine beiden Kinder darin bestärkt hatte, ihrem Fernweh nachzugeben, denn er selbst kannte dieses Gefühl nur zu gut. Doch daran wollte er jetzt nicht denken.

Noch während sich Gero zu seiner Familie begab, kündigte der Meldekontakt Besuch an, und Nan´Doraan begab sich zur Tür.

Verwundert wandte sich Valand an Ahy´Vilara: „Erwartet deine Familie Besuch?“

Seine Frau nickte lächelnd. „Ja einen besonderen Gast, der dir unbedingt zur Hochzeit gratulieren möchte. Als ich erfuhr, dass er zufällig auf Andoria weilt, habe ich ihn eingeladen.“

„Das klingt aber ziemlich spannend.“

Im nächsten Moment kam Nan´Doraan mit dem erwähnten Besucher herein. Es handelte sich, zu Valands Überraschung um einen athletischen, hochgewachsenen Andorianer, in der rot abgesetzten Uniform der Sternenflotte. Der Rankpin am Kragen wies ihn als Ensign aus. Valand kannte diesen jungen Mann, den er über drei Jahre nicht mehr gesehen hatte, und dessen Gesichtszüge sich ein wenig verändert hatten.

„Tar´Kyren“, brachte Valand endlich hervor. Hoch erfreut über dieses Wiedersehen schritt er schnell zu dem Freund, in dessen blau-violetten Augen sich dieselbe Freude wiederspiegelte. Wie beim letzten Mal, als sie sich sahen, bevor er seinen Dienst auf der ALAMO angetreten hatte, umfasste er die Unterarme des Freundes, der dasselbe bei ihm tat. Danach ließ er los und beide umarmten sich herzlich. „Was machst du auf Andoria? Ich dachte, du würdest längst auf einem Schiff der Sternenflotte im All unterwegs sein. Und was ist aus deiner blauen Uniform geworden?“

„Viele Fragen auf einmal, mein Freund. Lass uns zuerst etwas essen, danach werden wir Zeit zum reden finden.“

Valand nickte, und warf Ahy´Vilara einen schnellen liebevollen Blick zu, während sie sich zu Tisch begaben. Er war hungrig, und auch etwas erschöpft von dem anstrengenden Marsch bei eisiger Kälte, deshalb aß er schweigend und mit Behagen. Seiner Mutter schien es ähnlich zu gehen, wobei Valand stolz darauf war, wie gut sie beim Marsch an der Oberfläche mitgehalten hatte. Andererseits hielt sie sich auch sehr fit, was sich heute sicherlich positiv ausgewirkt hatte. Auch sie entwickelte einen ordentlichen Appetit und griff, im Gegensatz zu sonst, noch ein zweites Mal zu.

Nur Varinea, die ihren Mann kannte wie Niemand sonst, fiel auf, dass ihn etwas zu bewegen schien, etwas, das selbst Varinea nur schwer definieren konnte. Sie beschloss ihn später danach zu fragen, sobald sie unter sich waren.

Hauptsächlich sprachen Tar´Kyren Dheran und Gero mit einander. Der Vater Valands war sehr interessiert daran, die Version des Andorianers zu hören, wie er und sein Sohn sich an der Akademie kennen gelernt hatten. Auch Ahy´Vilara und Valand beteiligten sich sporadisch an der Unterhaltung, wobei Ahy´Vilara besonderes Interesse an ihrem Ausflug nach Aspen zeigte.

Nach dem Essen gesellte sich Ahy´Vilara zu ihren Eltern und Schwiegereltern, um Valand und Tar´Kyren die Gelegenheit zu geben, nach so langer Zeit etwas unter sich sein zu können, was beide ihr hoch anrechneten.

Die beiden Freunde zogen sich in den Wintergarten des Hauses zurück, von dem aus man einen prächtigen Blick auf den Felsendom hatte. Dicht an der leicht gewölbten Fensterreihe blieben sie stehen und sahen sich einen Moment lang an, bevor Valand endlich sagte: „Ich freue mich, Dich wiederzusehen, Tar. Aus dem Jungen, den ich an der Akademie kennengelernt habe, ist ein Mann geworden. Aber sag einmal – du trägst nicht mehr das Blau der Wissenschaftlichen Abteilung?“

Der junge Andorianer grinste schief. Dann sagte er unumwunden: „Du hattest Recht, Valand. Einer meiner Ausbilder an der Akademie hat mir das, sehr geduldig, vor Augen geführt. Er sagte mir, ich könne wider allem kämpfen aber nicht wider meiner Natur. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich begriffen habe, dass er Recht hat. Also habe ich mich dazu entschlossen, meine wissenschaftlichen Studien als Hobby weiterzuführen, und eine Karriere in Richtung Kommandoebene anzustreben. Eigentlich sollte die MIDWAY bereits vor knapp zwei Monaten im Sol-System sein, doch sie wurde bei einer Rettungsmission für einen romulanischen Frachter, in der Nähe der Romulanisch-Neutralen-Zone aufgehalten. Darum wird sie erst morgen Früh, auf dem Weg zur Erde, über Andoria erscheinen, und dann trete ich dort meinen Dienst als Taktischer Offizier an.“

„Du also auch“, lachte Valand und zwinkerte seinem Freund vergnügt zu. „Da sind wir beide nun so verschieden und irgendwie doch so gleich. Aber erzähl doch mal, was aus den Anderen geworden ist? Wie geht es Alev?“

Das Gesicht des Andorianers verschloss sich und seine Antennen bogen sich nach Innen, bei der Erwähnung des rigelianischen Mädchens. Im Jahr 2358 waren sie, nach einer leidenschaftlichen Nacht, in Aspen, ein Paar geworden. Doch im Moment kam es dem Andorianer so vor, als würde diese Zeit bereits Jahrzehnte zurück liegen.

„Alev und ich sind längst nicht mehr zusammen, Valand.“

„Was ist denn passiert?“

Tar´Kyren seufzte schwach – etwas das er sicherlich nicht getan hätte, wäre jemand anderes, als Valand in seiner Nähe gewesen. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich gleich alles zusammenfasse, was sich seit deinem Abgang von der Akademie, in dieser Hinsicht ereignet hat. Nun, am Anfang des zweiten Jahres war alles in bester Ordnung, und wir hatten eine tolle Zeit. Bis zu jenem Tag, als man mir die Mitgliedschaft in der RED SQUAD anbot. Natürlich lehnte ich ab, du weißt ja, was ich von der Existenz dieses Sondervereins halte. Als Alev davon erfuhr, war sie völlig außer sich, und sie bekniete mich beinahe, es mir doch noch einmal zu überlegen. Aber von meiner Seite aus gab es da nichts zu überlegen. Alev hat das anscheinend als einen Affront angesehen. In der Folgezeit haben wir fast nur noch mit einander gestritten. T´Rian und John haben versucht zu vermitteln, aber in dieser Hinsicht zeigte sich Alev unglaublich stur.“

„Na komm, du bist in dieser Hinsicht auch nicht von Pappe“, warf Valand ein.

„Stimmt!“, knurrte Tar´Kyren. „Aber ich gebe es wenigsten zu. Zum Frühsommer 2359 krachte es dann richtig. Ein Wort gab das andere – und als ich sie wütend fragte, warum sie eigentlich noch mit mir zusammen sei, platzte ihr dann endgültig der Kragen, und sie erklärte unsere Beziehung für beendet.“

Valand blickte seinen Freund erstaunt an. „Wow - das hätte ich nicht gedacht. War denn da gar nichts mehr zu machen?“

Die Antennen des Andorianers bogen sich nach hinten bei dieser Frage. Dann sagte er mit belegter Stimme: „Kann schon sein.“

Valand Kuehn, der merkte, dass dem Freund die Frage nicht gerade angenehm war, hakte neugierig ein: „Aber...?“

„Wir gingen uns zunächst bis zum Sommer aus dem Weg. Kurz nach den Semesterferien lernte ich dann eine andorianische Kadettin im zweiten Jahrgang kennen. Wir haben uns sofort verstanden, zunächst nur auf kameradschaftliche Art und Weise. Möglicherweise hat Alev das seinerzeit falsch aufgefasst. Zumindest ging sie mir aus dem Weg. Nach einer Weile spürte ich dann, dass zwischen Inari und mir mehr war, als bloße Freundschaft, und so kamen wir zusammen, was dann auch zum freundschaftlichen Bruch zwischen Alev und mir führte. Zumindest zog sie sich ganz von mir zurück. Natürlich habe ich ihr im Sommer des Folgejahres, zum erfolgreichen Abschluss der Akademie gratuliert, und wir haben uns auch kurz mit einander unterhalten. Aber irgendwie fand ich auch da nicht wirklich Zugang zu ihr. Bis heute haben wir einander nicht mehr gesehen. Ich hoffe nur, dass ich die Gelegenheit erhalten werde, später irgendwann einmal in aller Ruhe mit ihr über all das zu reden.“

Valand nickte nachdenklich. „Und ich dachte, ihr würdet zusammen bleiben. Nun, dann bist du also mit einer Andorianerin zusammen?“

„Das kann man so nicht sagen“, antwortete sein Freund und erneut legten sich seine Antennen an. „Zunächst verlief die Beziehung mit Inari sehr harmonisch, wenn auch gelegentlich etwas turbulent. Doch sie entwickelte mit der Zeit die unangenehme Eigenschaft, mich immer mehr ausschließlich für sich vereinnahmen zu wollen. Die Freundschaft zu John, T´Rian und Elisabeth war und ist mir sehr wichtig, doch wenn es nach Inari gegangen wäre, dann hätte ich meine Zeit ausschließlich mit ihr verbracht. Besonders auf Elisabeth war sie geradezu krankhaft eifersüchtig, obwohl es gerade dazu keinerlei Veranlassung gab. Schließlich konnte ich das einfach nicht mehr ertragen, besser gesagt, ich wollte es nicht mehr ertragen, und habe mit Inari, letztes Jahr im Spätsommer, Schluss gemacht.“

„Also bist du momentan solo?“

Tar´Kyren räusperte sich und Valand verdrehte die Augen und meinte: „Okay, also heraus damit, was danach geschah.“

Nur sehr langsam richteten sich Tar´Kyrens Antennen wieder auf, während er weiter erzählte: „Na, schön. Zunächst hatte ich erst einmal genug von Mädchen und habe mich ganz auf den Unterrichtsstoff konzentriert. Tearena Dral, die Tellaritin auf unserer Stube, die während dieser Zeit ebenfalls Beziehungsstress hatte, schloss sich, nachdem Elisabeth im Sommer die Akademie abgeschlossen hatte, immer öfter John, T´Rian und mir an.“

Der Andorianer hob lachend seine Hände, als er das geradezu erschrockene Gesicht des Freundes bemerkte und erklärte schnell. „Hey, da ist nichts gelaufen. Wir waren dann oft zu viert unterwegs, und ich muss sagen, als Kameradin ist Tearena gar keine so üble Type, wenn man sich erst einmal an ihre Art gewöhnt hat. Bis zu den Semesterferien lief also nichts in Sachen Mädchen. Auf dem Heimflug zu den Wintersemesterferien ist es dann passiert: Ich habe sie getroffen!“

„Du hast sie getroffen?“, echote Valand etwas konsterniert. „Hat sie auch einen Namen, oder ist es einfach nur sie?“

„Ich erzähle es dir ja“, beruhigte Tar´Kyren den Freund. „Sie ist eine Frau von der Erde, genauer gesagt stammt sie aus Irland. Ihr Name ist Christina Carey und sie ist Lieutenant bei der Sternenflotte. Allein, wie wir uns kennenlernten war schon komisch. Stell dir vor, das Passagierschiff, auf dem ich eingecheckt hatte war komplett ausgebucht, aber der Captain des Schiffes hatte Mitleid als sie kurz vor dem Abflug des Schiffes an Bord erschien, und darum bat unbedingt mitgenommen zu werden. Und da ich ebenfalls zur Sternenflotte gehöre hat er sie mit in meinem Quartier untergebracht. Gepasst hatte mir das anfangs gar nicht, aber wir haben uns arrangiert. Es stellte sich während des Fluges heraus, dass sie archäologisch beschlagen ist, und ein Team von Wissenschaftlern unterstützen sollte, das in der südlichen Eiswüste von Thlanek nach der versunkenen Eisstadt, Kharon-Dhura suchte. Ich bot ihr spontan meine Hilfe an, da ich bereits oft in dieser Gegend gewesen bin. Und natürlich auch, weil ich selbst stark davon fasziniert war. Die Suche erwies sich zunächst als mühsam und nicht sehr erfolgreich. Lediglich eine Spalte unter das Eis fanden wir. Nachdem das Team es ablehnte jemanden dort hinunter zu lassen, beschloss Christina es auf eigene Faust zu versuchen, und sie musste mich nicht lange überreden mitzumachen. Wir machten uns also an den Abstieg und wir fanden tatsächlich einen verschütteten Zugang. Es gelang uns ihn freizulegen und folgten ihm. Bis zu einer Höhle, in der wir uns schließlich erschöpft schlafen legten. Bereits auf dem Weg dorthin wäre Christina nach einem Sturz in eiskaltes Wasser, beinahe erfroren. Doch es gelang mir, sie zu retten. In dieser Nacht ist es passiert, Valand. Schon während des gesamten, abenteuerlichen Weges nach Kharon-Dhura, hatte es mächtig zwischen uns geknistert, und als wir in den beiden mit einander verbundenen Schlafsäcken nackt und dicht an einander gedrängt lagen, da nur noch Körperwärme eine Unterkühlung Christinas verhindern konnte, da kam es über uns und wir liebten uns. Noch niemals zuvor habe ich so intensive Gefühle für eine Frau empfunden, wie für Christina. Und sie ist nicht nur höchst intelligent, Valand, sie ist auch sehr hübsch.“

Valand, der atemlos zugehört hatte, drängte den Freund: „Wie sieht sie denn aus? Und habt ihr die Eisstadt gefunden?“

Ihr Gesicht ist sinnverwirrend schön, Valand. Ihre Augen besitzen eine blau-graue Färbung, und erinnern an eine stürmische See auf der Erde. Ihre Figur ist hochgewachsen, schlank und trotzdem sehr fraulich. Ihr langes, schwarzes Haar glänzt wie andorianische Seide. Valand, ich wollte ich wäre ein Dichter, sie zu beschreiben.“ Er machte eine kleine Pause, bevor er mit leuchtenden Augen fortfuhr: „Als wir erwachten, fiel seltsamerweise Licht in die gewaltige Höhle, und wir erkannten, dass wir direkt am Eingang nach Kharon-Dhura übernachtet hatten, und die Eisstadt genau vor uns lag. Christina hatte offensichtlich niemals am Erfolg der Suche gezweifelt, denn wie sich herausstellte, hatte sie doch tatsächlich, während der gesamten abenteuerlichen Exkursion eine Flasche Champagner mitgeschleppt.“

„Das klingt wirklich nach einer sehr interessanten Frau“, meinte Valand Kuehn, nachdem Tar´Kyren geendet hatte. „Ich hoffe für dich, dass du mit ihr mehr Glück hast, als mit deinen bisherigen Freundinnen, und denen, die es werden wollten.“

„Ich auch“, lachte der Andorianer. „Im Moment bin ich einfach glücklich, dass ich mit ihr zusammen bin, auch wenn wir uns viel zu selten sehen, für meinen Geschmack. Erst vor zwei Wochen haben wir uns hier auf Andoria von einander verabschiedet. Schade, dass du sie so knapp verpasst hast, ich hätte sie dir gerne vorgestellt.“

„Irgendwann werde ich sie sicherlich kennenlernen.“

Tar´Kyren nickte und sagte dann, während sich seine Antennen schnell zur Seite und wieder nach oben bewegten: „Und nun bist du dran, mein Freund. Jetzt möchte ich ganz genau erfahren, wie du es geschafft hast, die zweithübscheste Frau dieser Galaxis kennen zu lernen, und ihr Herz zu gewinnen...“

 
 

* * *

 

Als sich die beiden so ungleichen Freunde später wieder zu den Übrigen gesellten, meinte Ahy´Vilara launig: „Habt ihr beiden nun endlich alle wichtigen Geheimnisse unter einander ausgetauscht?“

„Gerade mal die nötigsten“, versetzte Valand trocken, und wandte sich dabei an seinen Freund: „Du hast gar nichts von Sylvie erzählt. Habt ihr euch vertragen?“

„Wir sind immer noch per Sie.“

„Ihr habt sie doch nicht mehr Alle“, meinte Valand mit echtem Ärger in der Stimme. „Ihr beide hattet zwei Jahre Zeit euren Zwist beizulegen. Das ist mir wirklich zu hoch.“

Die Antennen des jungen Andorianers bogen sich leicht nach Innen. „Lass uns von etwas anderem reden, bitte.“

„Darum möchte ich auch bitten“, meinte Ahy´Vilara gespielt ernst. „Sonst wird Valand heute noch von mir genötigt, das Ushaan-tor einzuweihen, dass du ihm zu Akademiezeiten geschenkt hast.“

„Danach steht mir nicht wirklich der Sinn“, meinte Valand und zwinkerte dabei seiner Frau zu, wobei er sich ein wenig über die etwas ratlose Miene des Freundes amüsierte. Danach fragte er Tar´Kyren ablenkend: „Wann kommt die MIDWAY über Andoria an?“

„Morgen in den ersten Stunden des Tages.“ Das Gesicht des Andorianers drückte eine Mischung aus Traurigkeit und gespannter Erwartung aus. „Ich freue mich darauf, meinen Posten anzunehmen, doch jetzt, wo wir uns endlich einmal wiedersehen, wünschte ich, das Schiff wäre erst in einigen Tagen erschienen.“

Valand nickte. „Ja, das wäre nicht verkehrt gewesen. Versprich mir, dass wir in Verbindung bleiben werden, Tar. Und wenn es mit Christina ernst werden sollte, dann erwarte ich, dass du mich zum Trauzeugen bestimmst.“

Die Antennen des Andorianers spreizten sich und er antwortete entschieden: „Worauf du dich verlassen kannst, mein Freund. Wenn es nach mir geht, dann wird es nicht sehr lange dauern, bis es soweit ist.“

Valand lächelte, ob der Ungeduld seines Freundes. „Nur die Ruhe, Tar. Du bist gerade einmal zwanzig Jahre alt. Ein wenig Zeit bleibt dir also noch.“

Tar´Kyren erwiderte verdrießlich: „Genau das hat meine Mutter vor wenigen Tagen auch gesagt. Habt ihr euch vielleicht abgesprochen? Ich weiß, sie ist die Richtige, Valand. Ich spüre es einfach.“

Valand, der um die empathischen Fähigkeiten seines Freundes wusste, nickte nachdenklich, bevor er meinte: „Das glaube ich dir, und ich hoffe es wird funktionieren.“

Tar´Kyren blickte von Valand zu Ahy´Vilara. „Ich freue mich, dass es zwischen euch beiden funktioniert.“ Zu Valands Frau sagte er dann: „Du bist ja bei ihm, auf seinen Missionen, darum bitte ich dich, gut auf meinen Freund aufzupassen.“

„Du meinst, gut auf meinen Mann aufzupassen“, erwiderte die Andorianerin grinsend, und ihre Antennen bewegten sich dabei schnell zur Seite und wieder noch oben.

Ahy´Vilaras Mutter war es schließlich, welche die drei jungen Leute in die Unterhaltung der übrigen Anwesenden mit einbezog.

Viel zu schnell schien die Zeit zu vergehen, bis Tar´Kyren Dheran sich verabschieden musste, und nachdem sich die Freunde, am Hauseingang, von einander verabschiedet hatten, sagte Valand zu Ahy´Vilara: „Ich hoffe, wir werden uns immer so nahe stehen, wie heute. Es ist seltsam, aber Tar ist mir so vertraut, als würden wir uns bereits ein Leben lang kennen.“

Ahy´Vilara blickte in die Augen ihres Mannes und antwortete leise: „Ich beneide euch beide fast ein wenig um diese Verbundenheit.“

Valand zog die Andorianerin in seine Arme und streichelte sanft ihre Wange. „Das musst du nicht, denn zu dir fühle ich eine Verbundenheit, die weit über allem anderen steht.“

Sie küssten sich, bevor sie wieder zu ihren Eltern in den Wohnraum gingen.

 
 

* * *

 

Nachdem sich alle zurückgezogen hatten, und Varinea Thren in den Armen ihres Mannes, unter der Bettdecke, eng an ihn geschmiegt lag, blickte sie sinnend sein nachdenkliches Gesicht in der Dunkelheit an, und sagte leise: „Ich sehe, dass dich immer noch zu beschäftigen scheint. Möchtest du mir davon erzählen?“

Nan´Doraan blickte seine Frau an. Im Dunkel glitzerten ihre Augen, wie Edelsteine. Eine Weile schwieg er, doch dann sagte er offen: „Es gab ein Zeichen, Varinea. Als wir bei der Mauer der Helden waren, öffnete sich der Himmel, und Andor blickte auf seinen Mond.“

Für einen Moment blickte Varinea erschrocken, bevor sie trotzig antwortete: „Ich glaube nicht an diese altertümlichen Omen, Nan´Doraan. Es war ein reiner Zufall, und es bedeutet überhaupt nichts. Ein zufälliges Wetterphänomen, weiter nichts.“

Ihr Mann lächelte aufmunternd, und verbreitete dabei eine Zuversicht, die er nicht empfand. „Sicherlich hast du recht, meine Eisblume. Es war lediglich ein Zufall.“ Er zog seine Frau sanft in seine Arme und meinte flüsternd. „Lass uns jetzt schlafen.“

Varinea lächelte zustimmend, kuschelte sich an ihn und schloss, so wie er seine Augen. Doch Schlaf fanden beide erst viele Stunden später...

 
 

* * *

 

Einige Zimmer weiter blickte Valand, nachdem er seine Abendtoilette beendet, und sich, nur mit einer Pyjamahose bekleidet, auf das breite Lager gelegt hatte, gespannt in Richtung des Badezimmers. Ahy´Vilara hatte ihm gesagt, sie wolle ihn mit etwas ganz speziellem überraschen. So fragte sich der junge Mann nun, was es wohl sein würde und ob Ahy´Vilara sich etwa Reizwäsche besorgt haben mochte, oder ähnliches. In Gedanken malte er sich aus, wie sie darin wohl wirken würde, und er stellte sich dabei die verschiedensten Variationen und Farben vor. Allein bei diesen Vorstellungen durchrieselte ihn ein wohliger Schauer, und er dankte in Gedanken seinen Schwiegereltern, dass dieses Zimmer am entgegengesetzten Ende von deren eigenen Schlafraum lag.

Immer ungeduldiger werdend wartete er auf seine Frau, und als sie dann endlich das Zimmer betrat, da wurden seine Augen immer größer. Er versuchte eisern sich zu beherrschen doch es gelang ihm nicht. Seine Mundwinkel begannen verräterisch zu zucken und einen Moment später lachte er unterdrückt, wobei Tränen über seine Wangen rannen.

Ahy´Vilara, die einige Tage zuvor auf Federation-Skynet einige historische Informationen über traditionelle irdische Gewänder für Hochzeitsnächte abgerufen hatte, blickte Valand, der sich gar nicht beruhigen wollte, mit immer finsterer werdender Miene an. Sie hatte extra einen Kurierdienst damit beauftragt, dieses spezielle Nachthemd, welches bis zum Boden reichte, und sowohl unten, als auch an den langen Ärmeln und am hochgeschlossenen Kragen, mit Rüschen versehen war, nach Andoria zu senden. Die Farbe des blickdichten Gewandes war ein sanftes Rosa, und sie fand, dass es sehr gut zu ihrem Teint passte. Offensichtlich war Valand in dieser Hinsicht anderer Meinung.

Nachdem Valand unter heftigen Lachattacken mehrmals versucht hatte etwas zu sagen, japste er schließlich heiser: „Woher hast du denn dieses absolut seltene Stück? Das ist ja herzallerliebst...“

„Ich weiß nicht, was du daran so komisch findest“, fauchte Ahy´Vilara giftig. „Bei meinen Recherchen...“

„Bist du in eine fünfhundert Jahre zu frühe Epoche gerutscht, mein Schatz“, beendete Valand den Satz seiner Frau wobei er den Lachanfall endlich eindämmen konnte.

„So? Nun vielleicht bin ich das. Aber das gibt dir noch lange kein Recht, mich einfach auszulachen. So lustig ist das Nachthemd wirklich nicht.“

Valand musste sich Gewalt antun, um nicht erneut loszulachen, als er mit Tränen in den Augen antwortete: „Doch, das ist es.“

„Wenn du meinst“, zischte Ahy´Vilara wütend, löschte per Sprachkommando das Licht, und schlüpfte schnell unter die Bettdecke, wobei sie ihrem Mann den Rücken zuwandte. Als Valand sanft ihre Schulter streicheln wollte, schubste sie wütend seine Hand weg und meinte: „Bleib, wo du bist.“

Überrascht blickte Valand im Dunkeln zu ihr und beobachtete sie dabei, wie sie, die Decke bis zu den Antennen heraufgezogen, darunter heftig rumorte. Nach einer Weile hob sie ihren rechten Arm und warf etwas schwungvoll in die Ecke des Zimmers. Dann wickelte sie die Decke straff um ihren Oberkörper und drehte sich auf den Rücken, wobei sie ihre Arme auf die Decke legte und wütend zur Zimmerdecke hinauf starrte.

„Hey komm, Honey. Ich habe doch nicht dich ausgelacht. Aber das Nachthemd war einfach zum schießen.“

Von Ahy´Vilara kam keine Reaktion, außer dass sich ihre Antennen zitternd nach Innen bogen.

Noch etwas sanfter meinte Valand dann: „Nun komm schon, rede gefälligst mit mir.“

„Du bist ein Schuft!“

Valand legte sich gemütlich auf die rechte Seite, stützte seinen Kopf auf die rechte Hand, und beobachtete schmunzelnd das beleidigte Gesicht seiner Frau. Normalerweise hätte er sich jetzt entschuldigt, aber im Moment ritt ihn der Teufel, und er meinte: „Woher hast du denn den Begriff? Klingt irgendwie nett, wie du das gesagt hast. Ich möchte fast wetten, du magst Schufte.“

Die Stimme der Andorianerin klirrte wie Eis, als sie erwiderte: „Nein!“

„Aber Männer von der Erde...?“

„Nein!“

„Norweger...?“

„Nein!“

Valand schluckte, und nun spürte er doch ein leises Magengrummeln. Er beugte sich zu ihr und fast flüsternd und ein wenig melancholisch fragte er dann: „Mich...?“

Ahy´Vilara blickte zu ihm und sein fragender Blick rührte sie an. Einige kurze Wimpernschläge lang schwieg sie, bevor sie sich zu ihm hin beugte, ihre Rechte in seinen Nacken legte, und ihn leidenschaftlich küsste. Erst nach einer geraumen Weile löste sie sich langsam von ihm.

Valands Stimme klang erneut, leise lachend, auf: „War das ein JA?“

Die Bettdecke zurückwerfend, drückte sie ihn an den Schultern auf den Rücken, schwang sich rittlings auf ihn und packte sein Gesicht fest mit beiden Händen. Dann küsste sie ihn so leidenschaftlich und fordernd, dass ihm fast die Luft wegblieb. Als sie sich schließlich atemlos von ihm löste, gurrte sie heiser: „War das klar genug?“

„Das war ziemlich klar“, lachte Valand leise, während Ahy´Vilara zielstrebig seine Pyjamahose nach unten streifte. Nachdem sie ihn entkleidet hatte, zog er sie sanft zu sich heran und flüsterte: „Welch heiße Glut unter der Eisschicht.“

„Gefällt es dir nicht?“

Valand küsste seine Frau schnell, bevor er antwortete: „Doch, sehr sogar...“

Ahy´Vilaras Hand tastete sich nach unten und sie meinte schmunzelnd: „Oh ja, ich kann es deutlich fühlen.“

Valand gab ein wohliges Brummen von sich, und gab sich ganz den Zärtlichkeiten der Andorianerin, die er abgöttisch liebte, hin, wobei seine eigenen Hände ein Feuer über ihre Haut sandten, das sie leise seufzen ließ.

Ahy´Vilara rutschte etwas tiefer, und als Valand in sie eindrang warf sie ihren Kopf nach hinten, bevor sie sich eng an ihn drängte und direkt in die Augen blickte. Heiser flüsterte sie: „Kuri´Fe na tarin, Valand.“

Valand, der mittlerweile genug Andorianisch verstand, blickte sie liebevoll an und erwiderte leise: „Und ich liebe dich, Ahy´Vilara.“ Dann küssten sie sich leidenschaftlich und begannen mit ihrem Liebesspiel...



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