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Kindheitsmomente

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Rabastan Lestrange, Mrs Lestrange Komplett anzeigen

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Ein kleiner Triumph

Glücklich verfolgte Rabastan den feinen Sandstrahl, der sich aus seinem Schuh auf den wertvollen Teppich ergoss. Es war ein erfolgreicher Tag gewesen. Er hatte seine eigene Residenz in den Weiten der endlosen Wüste errichtet, er hatte blutige Schlachten geschlagen, die Burg seines Feindes niedergerissen und war als Herrscher aus diesem erbitterten Kampf hervorgetreten. Er war stolz auf sich. Das kleine Häuflein Sand, das sich zu seinen Füßen ausbreitete, war bloß ein weiteres Zeugnis seines Triumphs.

„Rabastan?“ Die Stimme seiner Mutter drang durchs Haus und hallte von den Wänden des weiten Foyers wieder.

Dem kleinen Jungen dämmerte, dass er vielleicht etwas Falsches getan hatte. Hastig sah er von seinem Mitbringsel auf, klopfte sich weiteren Dreck von der Kleidung und entfernte sich von der verräterischen Stelle.

„Was soll das denn?“

Mrs Lestrange erschien in der Tür, die Hände in die Hüfte gestemmt und den Blick missbilligend auf den verschmutzten Teppich gerichtet. Sie kam Rabastan weitaus furchteinflößender vor als all die Monster, die er an diesem Nachmittag bekämpft hatte. Mit eingezogenem Kopf wich er vor der hochgewachsenen Gestalt zurück, wobei er den kalten Blick vergeblich zu meiden versuchte.

„Hast du dich etwa wieder in diesem abscheulichen Muggel-Ort herumgetrieben?“

„Nein“, log er.

„Und was soll dieser Dreck dann in meinem Haus?“

„Ich war draußen“, erklärte Rabastan. „Ich habe eine Burg gebaut.“

Der Stolz schwand aus seiner Stimme, als er in das unbewegte Gesicht seiner Mutter sah.

„Was habe ich dir gesagt?“, fragte sie.

„Ich soll mich nicht mit dreckigen Muggeln abgeben“, wiederholte der Junge resigniert.

Mrs Lestrange lächelte dünn. „Genau. Und du sollst dich auch nicht, auf deren erbärmliche Spielplätze begeben. Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder. Der hat so etwas nicht gemacht.“

„Ja, Mutter.“

Im Gegensatz zu ihm war Rodolphus aber auch nie alleine in diesem großen Haus gewesen. Er hatte immer ihn, seinen kleinen Bruder, gehabt, mit dem er spielen und den er ärgern konnte. Seit Rodolphus aber auf Hogwarts war, hatte die Langweile Einzug in das große Anwesen der Lestranges gehalten. Langeweile, der Rabastan zu entkommen versuchte, indem er die Gegend erkundete.

„Die haben Angst gehabt“, platzte es aus ihm heraus, in der Hoffnung Eindruck schinden zu können. „Diese ganzen Muggel waren doof und ganz einfach zu besiegen. Ich bin ihr König geworden!“

Dieses Mal erreichte das Lächeln Mrs Lestranges Augen. „Nicht anders soll es auch sein, mein Sohn. Trotzdem darfst du deine magischen Fähigkeiten nicht unbedacht einsetzen.“

„Das hab ich nicht!“, entgegnete Rabastan heftig und verriet sich damit selbst.

„Du musst aufpassen“, antwortete seine Mutter streng. „Noch müssen wir unsere Zauberkräfte vor den Muggeln verbergen.“


„Aber Vater kümmert sich doch darum.“

„Ja, nur wird das noch dauern. Es gibt zu viele Muggelfreunde, die uns Steine in den Weg legen.“

„Dann werde ich Vater helfen und sie besiegen“, beschloss Rabastan. „Und dann kann ich zaubern, wann ich will!“

Mit einem entschlossenen Funkeln in den Augen sah er zu seiner Mutter. Diese nickte anerkennend.

„Aber bevor du das tust, gehst du baden“, bestimmte sie. „So dreckig wie du bist, will ich dich nicht im Haus haben.“ Sie schnippte mit den Fingern und eine kleine hagere Hauselfe erschien.

„Was soll Tipsy für die Herrin tun?“, piepste die Elfe.

„Beseitige den Dreck und lasse dem jungen Herrn ein Bad ein.“

„Jawohl.“ Die Elfe verbeugte sich und Rabastan beobachtete, wie sie den kleinen Sandhaufen wieder beseitigte. Mit einem hämischen Grinsen klopfte er gegen seine Robe, aus der weiterer Sand rieselte. Dann wandte er sich ab, um folgsam ins Bad zu gehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorgegebenes Wort: Sandkasten Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-09-20T12:16:23+00:00 20.09.2015 14:16
Hallo!

Wer hätte gedacht, dass sich die herrsiche Mutter beeindrucken ließe? Sie war sehr interessant aufgefächert, da verstand man nur zu gut, dass die kindliche Euphorie nach dem Sandkastenabenteuer nicht bestehen konnte. Auch die Hauselfe tat mir leid, immerhin zeigte sich an der, dass der Junge nicht halb so gutmütig ist (Stichwort: Sand weiter rieseln lassen), wie er sich gegenüber den Muggeln verhielt. Die hat er wahrscheinlich nur nicht ernsthaft drangsaliert, weil sie ein Mittel gegen die Langeweile feilboten - aber insgesamt eine fesselnde Sichtweise, die den Konflikt zwischen Zauberern und Nichtzauberern untermauert.
Vor der wörtlichen Rede zu "Vater kümmert sich darum" - man will gar nicht so genau wissen wie, denn das blinde Vertrauen in den, sagt schon alles - befand sich ein Zeichen statt eines Zeilenumbruchs. Sonst war es wie im ersten Kapitel eine helle Freude zu lesen. *.*

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  SweeneyLestrange
24.09.2015 15:42
Hi,

auch hier ein großes Dankeschön für diesen tollen und interessanten Kommentar. Ich hätte nicht gedacht, dass man da so interessante Gedanken (als Leser) rausholen kann, da das Kapitel für mich auch ein Ausprobieren war, wie Rabastan wohl als Kind gewesen ist und wie der Umgang mit seinen Eltern ausgefallen sein könnte.
Da kann ich eigentlich nur sagen, es freut mich sehr zu hören, dass es schön war dieses Kapitel zu lesen :DD
Und wieder ein Danke für die Anmerkung zu dem fehlenden Zeilenumbruch. Das habe ich gleich einmal geändert.

Liebe Grüße,
Sweeney


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