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Kindheitsmomente

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sirius Black (8)

Weitere Charaktere: Andromeda Black (14), Bellatrix Black (16), Orion Black, Druella Black, Walburga Black, Kreacher Komplett anzeigen

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Rache ist süß

„Du mieser kleiner Gnom!“

Lautes Getrampel erfüllte das Treppenhaus des Grimmauldplatzes Nummer 12.

„Komm sofort her!“

Sirius Black dachte nicht daran. Keuchend hastete er die hohen Stufen hinauf, seine Beute fest an sich gepresst, während er fieberhaft überlegte, wo er hin konnte. Je höher er stieg, desto mehr saß er in der Falle.

Vorsichtig spähte er durch das Treppengelände hinunter und stellte erschrocken fest, dass sein Vorsprung gar nicht mehr so groß war. Schweratmend sah er sich auf der Etage um. Er brauchte einen Fluchtweg. Sofort!

„Ich kriege dich, du kleine Ratte!“
Das Getrampel wurde lauter. Kein gutes Zeichen.

Eilig flitzte Sirius wieder weiter und rannte instinktiv noch eine Etage höher. Er preschte vorbei an Schränken und Vitrinen, Staub wirbelte auf, als er abrupt stehen blieb, in seiner Hast beinahe in einen Vorhang rannte und dann versehentlich gegen den Rahmen eines Gemäldes stieß.

„Pass doch auf“, empört sich der dadrin sitzende Zauberer und spähte verdrossen aus seinem Bild heraus. Ohne zu zögern, ließ sich Sirius zu Boden fallen, um aus dessen Blickfeld zu verschwinden und robbte weiter zum nächsten Zimmer.

Ob er ihn gesehen hatte?
 

Plötzlich hielt Sirius mitten in der Bewegung inne. Mit gespitzten Ohren lauschte er in die unheilverkündende Stille hinein. Das wütende Gezeter war verstummt und mit ihm die Schritte. Ganz vorsichtig bewegte sich Sirius weiter und zuckte beim verräterischen Rascheln seiner Robe erschrocken zusammen.

Trolldreck!

Ein Keuchen erfüllte die ruhigen Zimmer. Sein Keuchen. Angestrengt biss Sirius die Zähne zusammen, während er versuchte, so flach wie möglich zu atmen. Sein Blick wanderte durch den edel eingerichteten Salon auf der Suche nach einem geeigneten Versteck.

„Ich hab dich gleich“, flötete auf einmal eine Stimme in einem triumphierenden Singsang und jagte Sirius einen eiskalten Schauer über den Rücken. 


Das würde Ärger geben!


Ohne länger darüber nachzudenken, stürzte er zum Fenster, das von einem langen Vorhang verdeckt wurde und stellte sich dahinter. Dann schob er den schweren Stoff vorsichtig etwas zurück, damit er die Tür zum Salon im Auge behalten konnte.
 

„Suchst du diesen ungezogenen Bengel?“, hörte er die knarrende Stimme des Zauberers, dessen Portrait er versehentlich angerempelt hatte.

„Genau den.“

„Diese Richtung“, antwortete der Zauberer knapp.

Sirius hörte Schritte. Langsame, gemächliche Schritte. Schritte, die wussten, dass es kein Entkommen für den Gejagten gab.

„Ich bin jetzt bei dir“, kündete seine Verfolgerin an. „Verstecken nützt dir nichts!“

Ein Schatten erschien im Türrahmen, gefolgt von einer großen, gertenschlanken Gestalt. Mit einem bösen Lächeln betrat Bellatrix Black das Zimmer und heftete ihren raubtierhaften Blick auf die Vorhänge.
 

Sirius hatte keine Wahl. Trotzig trat er aus seinem Versteck hervor und funkelte seine Cousine herausfordernd an.

„Gib ihn mir“, sagte sie und streckte ihm auffordernd die leere Hand entgegen.

Sirius schüttelte den Kopf. „Ich denk nicht dran.“

„Gib ihn mir sofort.“ Ihr Tonfall war gefährlich leise geworden. „Oder du wirst es bitter bereuen.“

„Du hast Regulus geärgert.“

„Na und? Geschah ihm recht, so wie der sich angestellt hat.“

„Du blöde Sabberhexe.“

Das brachte das Fass zum Überlaufen.

„Was hast du gesagt?“, schrie Bellatrix und stürzte zornig vor. Schnell brachte Sirius den großen Esstisch zwischen sich und seine wutentbrannte Cousine. So war er fürs erste in Sicherheit. Aber nur fürs erste. Ein Spiel begann, in dem jeder der beiden eine Richtung antäuschten, nur um die andere zu wählen. Rechts, Links, Links, Rechts …

Abwartend musterten sich die beiden Blacks, darauf bedacht, dass der andere die Geduld verlor, einen Fehler machte.
 

„Du kannst mir nicht entkommen“, zischte Bellatrix und täuschte an, den Tisch von rechts zu umrunden. Eilig warf sich Sirius in seine rechte Seite, nur um sofort nach links zu stürzen. Diesmal jedoch beließ er es nicht dabei, sondern kletterte auf einen der gepolsterten Stühle, stieg auf die blank polierte Tischplatte, hastete nach links und sprang wieder hinunter. Ein Kerzenständer fiel scheppernd zu Boden, als Bellatrix erfolglos versuchte, nach ihrem Cousin zu greifen. Flink wich dieser ihrer Hand aus und stürmte aus dem Zimmer zum Treppenhaus zurück.

„Na warte!“, rief sie.

Ein Pochen regte sich in Sirius’ Schienbein. Bei seinem Sprung war er gegen die Lehne eines Stuhls gestoßen, was weitaus schmerzhafter wurde, als es anfangs den Anschein gehabt hatte. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck lief Sirius tapfer weiter. Seine kurzen Beine nahmen zwei Stufen auf einmal. Immer mehr und mehr. Die letzten sprang er hinunter. Beinahe stolperte er. Doch der Hutständer im Eingangsbereich gab ihm Halt und fiel klappernd zu Boden, als Sirius ihn eilig wieder losließ und weiter stürmte.

Wenn er raus konnte, vielleicht hatte er dann bessere Karten?

Aber was danach? Er konnte sich nicht ewig verstecken. Oder?
 

„Andromeda“, keuchte er, als er die Küche erreicht hatte.

Hinter ihm ertönte ein Poltern. Das musste zweifellos der Hutständer gewesen sein: Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.

„Sirius, was hast du angestellt?“, fragte sie streng.

„Nichts … ich … hab …. nur…“ Der kleine Junge holte rasselnd Atem und kämpfte gegen die aufkommenden Seitenstiche an.

„Hier“, sagte er. Er hielt ihr den Zauberstab hin, den seine kleinen Hände fest umklammert hatten. „Nehm das.“

„Nimm“, verbesserte ihn Andromeda automatisch, während sie misstrauisch den Zauberstab begutachtete. „Das ist Bellas … warum hast du?“

„Hab ich dich!“, schrie Bellatrix triumphierend und griff Sirius in das volle Haar.

„Aua“, rief dieser, wobei er sich verzweifelt aus dem Griff seiner Cousine zu winden versuchte. „Aaau, das tut weh.“

„Das geschieht dir ganz recht“, zischte sie, während sie ihm gewaltsam ihren Zauberstab entriss, „du dreckiger Dieb.“

„Ich bin kein Dieb“, jammerte Sirius. Bellatrix hatte begonnen, noch fester an seinem Haar zu ziehen, und diesmal stiegen ihm Tränen in die Augen. „Ich hab mich nur gerächt.“

„Pah, du bist einfach nur ein schlechter Verlierer.“

„Und du hast geschummelt.“

Wütend stampfte Sirius mit seinem Fuß auf, genau auf Bellatrix’ Zehen.

„Du kleines Miststück!“

Weniger vor Schmerz als mehr vor Überraschung ließ Bellatrix Sirius wieder los, was dieser sogleich ausnutzte, um hastig etwas Abstand zwischen sich und seiner Cousine zu bringen. Doch nun war sie wieder im Besitz ihres Zauberstabs. Das war gar nicht gut.

Hilfesuchend sah sich Sirius um.
 

„Kreacher!“, rief er plötzlich. „Kreacher, ich befehle dir hierher zu kommen!“

Ein Knall ertönte. „Was immer der Master befiehlt, wird Kreacher für ihn tun.“

„Ich möchte, dass du mich vor dieser blöden Kuh beschützt.“

„Kreacher kann keine Kuh sehen, mein Herr. Kreacher sieht nur zwei der ehrenwerten Black-Schwestern und ist sehr verwirrt über den Befehl des jungen Masters. Ja, das ist Kreacher.“

Wütend trat Sirius nach dem Hauself, während Bellatrix vergnügt gluckste.

„So mein Kleiner“, sagte sie mit einem gefährlichen Lächeln auf den schmalen Lippen, „jetzt kriegst du, was du verdient hast.“

Entsetzt starrte Sirius auf seine Cousine, die voller Vorfreude den Zauberstab schwang und jäh innehielt.
 

„Was geht hier vor?“, donnerte Walburgas schneidende Stimme.

„Mutter ich…“

„Sirius hat meinen Zauberstab geklaut“, erklärte Bellatrix sachlich. „Dafür wollte ich ihm nur eine Lektion erteilen.“

„Das stimmt gar nicht! Außerdem hast du mich und Regulus geärgert…“

„Ruhe“, fiel ihm dieses Mal die tiefe Stimme von Orion ins Wort. „In unserem Haus hast du dich gefälligst gut unseren Gästen gegenüber zu benehmen, Sirius, haben wir uns verstanden?“

„Aber Vater, ich-“

„Habe ich mich klar ausgedrückt?“

„Das Getrampel haben wir bis ins Wohnzimmer gehört“, ergänzte Druella missbilligend, die neben ihre Schwiegerschwester getreten war.

„Regulus hat aber gesehen, wie Bella unser Zauberschach verhext hat“, wandte Sirius patzig ein, was die Augenbrauen seiner Mutter missbilligend zusammenstoßen ließ.

„Hör auf, deinen kleinen Bruder in alles hineinzuziehen!“, wies sie ihren ältesten Sohn streng zurecht.

Wütend verzog Sirius das Gesicht und starrte anklagend auf Bellatrix. Das war alles ihre Schuld. Doch die schenkte ihm nur ein süffisantes Lächeln.

„Es tut mir leid wegen der Unannehmlichkeiten“, sagte sie scheinheilig. „Das wollte ich wirklich nicht.“

„Es ist alles in Ordnung, Bellatrix“, sagte Walburga kühl, wobei sie den missbilligenden Blick nicht von ihrem Unheil stiftenden Sohn wandte. „Es ist Sirius, der dringend lernen muss, sich zu benehmen.“
 

Sirius verschränkte finster die Arme vor der Brust. Er wusste, dass es nutzlos war, jetzt noch was zu sagen und beließ es deshalb dabei, die Anwesenden allesamt böse anzusehen. Er war vor allem sauer auf Regulus, weil der ihm nicht aus der Patsche helfen wollte. Doch statt was zu sagen, lugte sein kleiner Bruder nur schüchtern hinter dem Türrahmen hervor und verfolgte das Geschehen neugierig.


„Sirius, ich möchte dich heute nicht mehr hier unten sehen. Du gehst jetzt auf der Stelle in dein Zimmer und kommst erst wieder raus, wenn ich es dir sage. Haben wir uns verstanden?“

„Jaah“, murmelte Sirius verstimmt und mied es, seine Mutter anzusehen. Missgelaunt starrte er auf den gefliesten Küchenboden. Er hatte eh keine Lust auf seine Cousinen gehabt, da war das vielleicht ganz gut so.

Dann drehte er sich um und machte sich auf Richtung Zimmer - nicht aber ohne vorher seinem Bruder ein böses „Feigling“ zu gezischt zu haben.
 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorgegebenes Wort: Dieb

AN: "Schuld" an diesem One-Shot ist übrigens dieses Lied, das ich eigentlich nur entspannt hören wollte und das mir dann auf einmal die Idee hierfür gegeben hat. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RoyalFool
2016-11-29T14:14:19+00:00 29.11.2016 15:14
Ich glaube, dass du die Dynamik in der Familie Black ganz gut triffst, so würde ich es mir auch vorstellen. Bella: grausam und manipulativ; Sirius: rebellisch und dickköpfig, ein wenig übermütig; Regulus: zu feige um sich einzumischen, aber auch zu neugierig um nicht weiter zu beobachten, die es ausgeht, wenn was eskaliert... Und die Eltern streng und auf Höflichkeitsregeln bedacht.
Von:  WeisseLuege
2015-09-12T19:41:26+00:00 12.09.2015 21:41
Hej :)

Als erstes muss ich mal sagen, dass ich die Idee sehr cool finde, Kindheitsgeschichten über Charaktere aus dem Harry Potter Universum zu schreiben. Ich fände das bei allen interessant, zum Beispiel auch bei Molly und Arthur. Die sind ja auch reinblütig, aber wenn ich mich richtig erinnere, weiß man über den Rest ihrer Familie ja nicht so viel, oder?
Zu der Geschichte: Sirius ist mein absoluter Lieblingscharakter in den Büchern, deshalb habe ich mir eine Geschichte ausgesucht, in der er vorkommt.
Ich finde, du beschreibst die Situation sehr gut. Man weiß sofort, wo man ist und kommt gut in das Geschehen rein obwohl man ja quasi so reingeworfen wird. Die Handlung ist zwar "nur" eine Alltagssituation, aber das ist ja das Ziel deiner Idee gewesen, deswegen hast du das auch gut getroffen. Und du hast es trotzdem geschafft, Spannung reinzubringen, das finde ich super :) Ich mag, wie du Sirius' Flucht beschreibst, seine Gedanken, wo er als nächstes hin soll, usw.
Wie Kreacher auf seinen Befehl reagiert hast du super gemacht, denn ich kann mir vorstellen, dass er sich schon damals Mühe gegeben hat, möglichst auf keinen Befehl von Sirius so gehorchen zu müssen, wie dieser es wollte :) Und man sieht in deiner Geschichte auch, dass Sirius nicht besonders gut mit ihm umgegangen ist. Das finde ich vor allem in Bezug auf seinen Tod eine gut gelungene Andeutung.
Bellatrix kann ich generell überhaupt nicht leiden (was ja irgendwie das Ziel ist bei einer guten Bösewichtin), aber ich finde, du hast auch ihr Verhalten gut dargestellt.
Generell hättest du noch ein bisschen mehr beschreiben können: Wie Sirius und Bella als Kinder/Teenager aussehen, wie das Haus aussah, etc.
Zur Form: Ich habe nur einen einzigen Tippfehler und einen Kommafehler gefunden :) Das finde ich total toll, denn viele achten auf sowas überhaupt nicht und dann wird es oft sehr schwer, die Geschichten zu lesen und zu verstehen. Aber bei dir war das sowohl von der Rechtschreibung, Zeichensetzung als auch vom Inhalt her gar kein Problem :)
Werde mir auf jeden Fall noch ein paar andere der Geschichten ansehen :)

Liebe Grüße
Antwort von:  SweeneyLestrange
13.09.2015 19:22
Hi,

da kann ich dir nur zustimmen :DD Die Idee, über die Kindheit einiger (unbekannter) Harry Potter Charaktere zu schreiben, fand ich auch unglaublich spannend, vor allem weil sich für mich dadurch auch einige Verhältnisse viel deutlicher ergeben haben.
Ehrlich gesagt, bin ich anfangs sehr auf die Fraktion zukünftige Todesser eingegangen, da die mich persönlich sehr interessieren. (Hat man bestimmt gemerkt xD) Da ich neulich aber auch Molly und vor allem ihre Brüder in eine Fanfic untergebracht habe, sind mir die Charaktere näher gekommen und jetzt finde ich den Gedanken gar nicht mal so schlecht, über sie zu schreiben; zumal bei 36 Stichworten bei manchen Charakteren auch ein bisschen die Luft raus geht. Und das mit dem Nicht-Viel-Wissen über die Prewetts ist ja gar nicht so schlimm, schließlich weiß man über die Lestranges zum Beispiel auch so gut wie gar nichts xD
Und dann danke ich dir sehr für das viele Lob. Es freut mich, dass ich Spannung in diese Alltagssituation bringen konnte und dir das Verhältnis von Kreacher und Sirius gut gefällt. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass Sirius im Gegensatz zu seinem Bruder zu denen gehörte, die Hauselfen sehr schlecht behandelt haben.
Auf die Beschreibungen werde ich noch einmal achten. Ich glaube das ist eine Schwäche von mir, dass ich dazu neige, sehr wenig zu beschreiben. Hier hatte ich tatsächlich Angst, dass ich dadurch dann das Tempo rausnehme, aber ich werde auf jeden Fall mal ein bisschen besser darauf aufpassen, nicht zu sparsam zu sein :)
In der Regel lese ich über jede Geschichte mehrmals drüber und versuche, die meisten Fehler aufzuspüren. Es freut ich deswegen sehr, wenn das auffällt bzw gelungen ist.
Auf jeden Fall sage ich auch hier schon einmal, vielen Dank für deine Kommentare.

LG, Sweeney


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