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Last Desire 13

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Ein Plan wird geschmiedet

Während Nastasja Frederica erklärte, was sie zu tun hatte, blieb Dathan eine Weile im Salon sitzen und ruhte sich noch ein wenig vom Training aus. Elohim setzte sich schließlich neben ihn und bemerkte, dass seinem Sprössling etwas auf dem Herzen lastete und fragte nach. Mit einem niedergeschlagenen Seufzer erklärte dieser „Ich würde ja gerne so entschlossen kämpfen können wie du und die anderen, aber… immer wieder bekomme ich es mit der Angst zu tun.“ „Das liegt daran, weil du zu lange ein Leben als Mensch geführt hast“, erklärte Elohim. „Angst zu haben ist nicht schlimm. Ich habe sie ebenso wie du, weil ich nicht will, dass ich jene verliere, die mir wichtig sind und alles wieder von Neuem beginnt. Das Leben als Mensch ist zwar angenehm und diese Welt hier ist im Grunde genommen wie eine Art willkommene Zufluchtsstätte für jene, die nicht in diesem derzeitigen System leben wollen, welches die großen Alten führen. Aber es sperrt dich auch ein. Nicht nur körperlich, weil du als Entität in einem so vergänglichen Körper lebst, sondern auch geistig bist du eingesperrt, weil du vergessen hast, wie es ist, mehr zu sein als nur ein Mensch.“ Nun, da hatte er vielleicht nicht ganz Unrecht, aber Dathan war sich einfach nicht sicher, ob er es überhaupt jemals schaffen würde. Immer wieder, wenn er sich ganz fest vornahm, etwas zu tun und zu schaffen, dann kamen immer diese ganzen Zweifel. „Du blockierst dich selbst in deinem Tun“, erklärte sein Vater und legte einen Arm um ihn. „Indem du mit aller Macht versuchen willst, die Erwartungen der anderen zu erfüllen, werden auch deine Zweifel immer größer. Du blockierst dich dann selbst und dann erstarrst du. Weißt du, wenn man sich diese Welt hier genauer ansieht, dann findest du drei Möglichkeiten, wie Lebewesen einer schwierigen Situation begegnen: 1. sie holen zum Gegenschlag aus, 2. sie ergreifen die Flucht und 3. sie stellen sich tot. Es liegt in ihren Genen. Du gehörst zu der Sorte, die erstarrt, wirklich alles vergisst und kein Wort mehr hervorbringt. Dann bist du so verunsichert, dass du rein gar nichts mehr zustande bringst. Du stellst dich dann ganz einfach tot. Was dir fehlt, ist Gelassenheit und der Blick für das, was dahinter liegt. Als du diese Verbindung zu Liam aufgebaut hast, da warst du furchtlos, ruhig und gelassen, weil du dir in diesem Augenblick deiner Stärken bewusst warst und du den Blick auf das Wesentliche richten konntest. Und das musst du dir einfach wieder bewusst machen. Als ich noch nicht den Blick dafür hatte, da hatte mich Ain unterrichtet und als sie mich dies gelehrt hat, sagte sie „Meine Augen sind die Spiegel der Unendlichkeit. Blicke hindurch und versuche zu erkennen, was weit dahinter liegt. Und wenn du es erfassen kannst, dann wirst du die Antwort auf alle Fragen des Seins beantworten können.“ Deine Mutter war sehr weise und hat mir alles gezeigt, was ich wissen musste. Und eines Tages werde ich mein Wissen an dich weitergeben.“ Dathan schwieg und nahm sich einen Schluck aus der Wasserflasche. Jetzt im Moment erschien es ihm so gut wie unmöglich, das alles jemals wirklich zu begreifen und zu verstehen. Er dachte darüber nach, wie er sich sein weiteres Leben vorgestellt hatte. Er wollte bei Nastasja bleiben und vielleicht auch mal eigene Kinder haben. Ja, er wollte eine Familie gründen und einen Job als Bibliothekar annehmen. Mehr brauchte er auch nicht wirklich. Doch was würde sein Vater dazu sagen? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. „Dad…“, begann er nach einigem Zögern. „Es gibt da etwas, was ich dich mal fragen wollte. Weißt du, es gibt da jemanden, den ich sehr mag und… naja…“ „Ich kann es mir schon denken. Es geht um Nastasja, nicht wahr?“ Nun war Dathan überrascht und sah seinen Vater mit seinen rubinroten Augen an. „Du… du weißt es schon?“ Der Unvergängliche musste über die Reaktion seines Sohnes schmunzeln und erklärte „Ich lebe bereit sehr lange. Lange bevor das Universum überhaupt im Begriff war zu entstehen. Und da werde ich doch wohl genug Erfahrung haben, um zu erkennen, wann mein Sohn verliebt ist. Natürlich wusste ich es schon längst und habe mir diesbezüglich auch schon so meine Gedanken gemacht. Weißt du, eine Beziehung zwischen Vergänglichen und Unvergänglichen ist nicht einfach. Im Grunde ist sie auf Dauer kaum möglich, denn du wirst dir immer der Tatsache bewusst sein, dass sie sterben wird und du weiterexistierst. Wie sehr liebst du diese Frau?“

„Mehr als alles andere auf der Welt! Ich will mit ihr für immer zusammenbleiben.“

„Und darin liegt die Problematik“, erklärte Elohim und faltete die Hände. „Du weißt selbst, dass das Leben der Menschen fürchterlich kurz ist. Selbst mit ihrer modernen Medizin werden sie allerhöchstens 100 Jahre alt, vielleicht noch ein paar wenige Jahre darüber hinweg. Aber mehr auch nicht. Nastasja wird in knapp 50 alt und gebrechlich werden. Sie wird nicht immer so jung und vital bleiben können und dann wird der Zeitpunkt kommen, wo du dich um sie kümmern musst. Und was sind denn 50 Jahre für unsere Verhältnisse? Hunderttausend Jahre sind für uns ein kurzer Augenblick, mehr nicht. Die Zeit vergeht sehr schnell, insbesondere in dieser Welt. Sie rast schnell voran und ehe du dich versiehst, werden die Menschen, die du ins Herz geschlossen hast, verstorben sein. Das macht uns eben einsam. Aber das ist noch nicht die einzige Tragödie, die euch erwarten wird. Wenn Menschen alt werden und letztendlich ans Bett gefesselt sind, dann ist es für sie kein Leben mehr, sondern nur noch eine Qual. Das Leben als Mensch ist mit Sicherheit schön, aber das Alter, die Krankheiten und der Tod sind für sie auch eine Strafe und sie haben Angst davor. Alles, was geboren wird, muss sterben. Es wächst und zerfällt dann wieder. Das ist das oberste Gesetz der Vergänglichkeit. Es ist unumstößlich und endgültig, weil Ajin Gamur es selbst so festgelegt hat. Keiner entkommt diesem Gesetz, egal wie viel er kämpft.“ Niedergeschlagen ließ Dathan den Kopf sinken, als er das hörte. So wie es sich anhörte, war ein Glück für ihn zusammen mit Nastasja also unmöglich? Als Elohim die Stimmung bei seinem Sohn bemerkte, lächelte er und erklärte „Nun verliere nicht gleich den Mut. Es gibt Möglichkeiten, wie ihr euer Glück findet.“

„Und wie?“

„Du selbst wirst niemals ein einfacher Mensch werden können, das geht nicht. Also kommen folgende Möglichkeiten in Betracht: 1. Nastasja wird direkt eine von uns, 2. dein Leben verläuft wie bisher, nämlich dass du mit jedem Tod deine Erinnerungen verlierst und auf diese Weise ein Leben als Mensch führen kannst. Oder 3. du bittest Ajin Gamur darum, dir nach Nastasjas Tod ihre Seele zu überlassen. Somit hätte ihr ein Leben als Mensch und würde danach als ein neues Wesen beginnen. Diese Möglichkeiten stehen offen.“ Ajin Gamur? Etwa jener Ajin Gamur, der das höchste aller Wesen war? Dathan musste schlucken, denn er hatte von Nabi einige Geschichten über ihn gehört. Und es waren keine sonderlich angenehmen. Er hatte jetzt schon Schiss davor, ihn darum zu bitten. „Würde er so etwas wirklich tun?“ „Wenn du weißt, wie du ihn darum bitten musst, dann ja. Es empfiehlt sich immer, jemanden mitzunehmen, der einen guten Draht zu ihm hat. Ajin kann sehr… launisch sein. Er ist nicht durch und durch böse, obwohl er es manchmal erscheint, aber er zählt auch nicht zu den Guten. Er steht auf seiner eigenen Seite und lebt nach seinen eigenen Regeln und Gesetzen, weil er sich nach niemandem richten muss. Und auch wenn er sehr stolz, gemütlich und auch manchmal etwas jähzornig ist, so vergisst er niemals, wenn man ihm einen guten Dienst erweist und ihm einen Gefallen tut. Samajim zum Beispiel ist einer von seinen wichtigsten Beratern und genießt sein vollstes Vertrauen, weil er geholfen hat, die angespannte Lage in der Shinigami-Welt zu klären, indem er das Death Note System entwickelt hat. Außerdem hat er den Krieg beendet und Ajin damit eine Menge unangenehmer Arbeit erspart. Und ich habe mich lange Zeit um die Bittsteller gekümmert, damit Ajin seine Ruhe hat. Außerdem stehen wir in einem ganz anderen Verhältnis zueinander, weil ich eine direkte Schöpfung von Ain Soph bin und auch ihr Mann war. Da Ain Soph eine Art Selbstschöpfung aus Ajin war, stehen wir in einer Art Verwandtschaftsverhältnis zueinander. Ain war für ihn so etwas wie sein eigenes Kind und auch sein Augenstern.“

„Wie kann Ain Soph sich selbst erschaffen haben? Das verstehe ich nicht…“

„Das ist ganz einfach. Du hast dieses Phänomen ja auch bei Liam beobachten können. Zu Anfang verkörperte Ajin Gamur das Nichts, die absolute Endgültigkeit. Aber irgendwann begann etwas in ihm zu wachsen. Nämlich der Gedanke daran, dass es vielleicht auch etwas anderes geben könnte als das Nichts. Nämlich das „Alles“. Dieser Gedanke wuchs immer stärker heran, bis er ein Eigenleben entwickelte und sich schließlich von ihm abspaltete. So erschuf Ain Soph sich selbst, oder zumindest indirekt, denn es war Ajin gewesen, der mit diesem Gedanken alles weitere in Bewegung gebracht hatte. Und letztendlich ist aus diesem einfachen Gedanken all das hier nach und nach entstanden. Das ist eben das Geheimnis der Dinge. Ain hatte schon immer eine besondere Stellung bei Ajin gehabt und er konnte die Sefirot noch nie sonderlich ausstehen, weil sie Ains Erbe, nämlich unsere Kinder und mich, mit Füßen treten und sich selbst über alles stellen.“ Dann ist Ajin also so etwas wie mein Urgroßvater? Irgendwie ist das schon recht kompliziert oder ich denke einfach zu eingeschränkt, dachte Dathan und versuchte sich das irgendwie sinnbildlich vorzustellen. Aber dann fiel ihm etwas Merkwürdiges auf. „Wenn Ain dich doch erschaffen hat, macht dich das irgendwie nicht zu ihrem Sohn?“

„Nicht direkt. Du musst wissen, dass unsere ursprüngliche Form körperlos ist. Wir nahmen nur deshalb eine körperliche Form an, um ein natürliches und funktionierendes Gemeinschaftsleben zu ermöglichen. Im Grunde stehen alle Sefirot, Seraphim und Entitäten lediglich im Schöpfer-und-Schöpfung-Verhältnis zueinander. So wie im Christentum Gott Adam und Eva geschaffen hat und nicht mit ihnen verwandt ist. Deshalb ist es auch möglich, dass wir uns untereinander fortpflanzen können, wenn wir eine körperliche Gestalt annehmen, ohne dass ein direktes Verwandtschaftsverhältnis besteht. Es gibt aber gewisse Ausnahmen, wie zum Beispiel bei Liam und Eva. Nun, ich habe mich sowieso nie großartig damit beschäftigt, weil es für mich keinen Unterschied macht, wer ein Sefirot oder ein Seraphim ist. Aber darum brauchst du dir im Moment keine Gedanken zu machen. Du wirst das alles noch früh genug lernen und verstehen, wenn wir die Zeit dazu haben. Jetzt im Moment gibt es genug andere Dinge, um die wir uns Gedanken machen müssen.“ Damit wollte Elohim aufstehen und gehen, doch Dathan hatte noch eine letzte Frage an ihn, die ihn beschäftigte. „Was sagst du jetzt zu meiner Beziehung mit Nastasja?“ Sein Vater lächelte und tätschelte seinen Kopf. Eine sehr väterliche Geste. „Solange du glücklich mit ihr bist, bin ich es auch. Sie ist eine wunderbare Frau und ich glaube auch, dass du mit ihr die richtige Entscheidung getroffen hast. Dass sie ein Mensch ist, spielt doch in erster Linie keine Rolle. Ich selbst habe mich erst vor kurzem auch in eine Menschenfrau verliebt. Man liebt eben, wen man liebt und es wird nie etwas daran ändern, dass du mein Kind bist.“ Damit verabschiedete sich Elohim und verließ den Salon. Dathan hingegen blieb noch im Salon und dachte über das nach, was sein Vater ihm gesagt hatte.
 

L und Beyond hatten es sich im warmen Kaminzimmer bequem gemacht und waren gerade dabei, einen Plan auszuarbeiten, wie sie weiter vorgehen sollten, wenn sie das Institut stürmen wollten. Doch dazu kam es nicht, weil es an der Tür klingelte und wenig später Frederica in Begleitung mit Nabi kam, der ziemlich nervös wirkte und den Eindruck erweckte, als wolle er schnellstmöglich wieder von hier verschwinden. Wahrscheinlich, weil er fürchtete, seinem Schöpfer zu begegnen, den er vor langer Zeit verraten hatte. „Ich komme im Auftrag von Meister Samajim. Er ist zurzeit außerhalb dieser Welt, da er einige Angelegenheiten zu klären hat. Er hat Ajin Gamur von der Intrige berichtet und beschlossen, noch eine Weile wegzubleiben, da… nun ja… wie drücke ich es am besten aus…“ Nabi wirkte ziemlich nervös und er sah auch recht blass aus. Und als dann auch noch Elohim hereinkam, da sah er einen Moment aus, als würde er gleich einen Herzstillstand erleiden. Er wurde totenbleich und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Elohim selbst wirkte da viel gelassener und wirkte eher etwas verwundert und fragte „Du bist Nabi, nicht wahr?“ Keine Antwort, wahrscheinlich waren dem Ärmsten die Worte im Hals stecken geblieben. Elohim lächelte freundlich und grüßte ihn. „Ich wollte mich bei dir bedanken, dass du damals das Richtige getan und dich gegen mich gestellt hast. Das hat sicherlich sehr viel Mut erfordert. Und vor allem möchte ich dir dafür danken, dass du dich so gut um Samajim kümmerst. Ich weiß ja selbst, wie anstrengend er manchmal sein kann…“ Einen Augenblick blieb Nabi noch in seiner Schockstarre, bis er realisiert hatte, dass die Person vor ihm nicht sein alter Herr und Meister war, der er damals gewesen war. Er war nicht mehr der grausame und hasserfüllte Tyrann, sondern sanftmütig und freundlich. Und das half ihm wohl, seine Angst abzulegen. Etwas unsicher erwiderte er das Lächeln und murmelte „Schon gut… ähm… Ich…“ Er musste sich sammeln und versuchte angestrengt, sich wieder zu erinnern, was er eigentlich sagen sollte. L half ihm schließlich auf die Sprünge. „Samajim ist bei Ajin Gamur, um ihn über die damalige Intrige zu informieren.“ Und damit hatte der Sefira wieder seinen Faden zurück und erzählte weiter. „Ja richtig. Meister Samajim wird noch eine Weile fortbleiben, weil Ajin anscheinend sehr aufgebracht über diese Nachricht war. Und um sicherzugehen, dass es nicht eskaliert, ist er ihm gefolgt.“ „Gute Idee“, meinte Elohim mit einem besorgten Nicken. „Ajins Wutausbrüche enden nicht selten mit verheerenden Katastrophen. Allein schon wenn er Langeweile hat, kann er äußerst gefährlich werden. Und lässt Samajim sonst noch etwas ausrichten?“

„Er sagte, dass Ihr Euch unverzüglich zu Ajin begeben sollt, wenn die Angelegenheit in der Menschenwelt geklärt ist. Näheres weiß ich gerade auch nicht. Bis dahin bin ich solange als Ansprechpartner da, wenn es irgendwelche Fragen geben sollte. Außerdem erstelle ich Meister Samajim Bericht, wie ihr euer Vorgehen planen wollt und wer alles mitkommt. Ach ja! Und ich soll Lacie noch etwas übergeben.“ Damit holte Nabi etwas Kleines hervor, was sich nicht recht erkennen ließ. Da Lacie gerade nicht da war und Elohim anbot, es ihr später zu geben, drückte Nabi es ihm in die Hand. Es sah aus wie ein kleines zusammengerolltes grünes Blatt. „Näheres hat mir Meister Samajim nicht gesagt, aber er meinte, dass das hier die Antwort auf Lacies Frage ist. Es ist ein persönliches Dankeschön für ihre Hilfe.“ Elohim versprach, Lacie die Nachricht auszurichten und ihr dieses kleine Geschenk zu übergeben und setzte sich schließlich zusammen mit Nabi hin. Wenig später kam auch Liam hinzu, der wohl Nabis Anwesenheit gespürt hatte und ahnte, dass irgendetwas Wichtiges besprochen wurde. Sie setzten sich zusammen und L begann aufzuschreiben, wie er sich das vorgestellt hatte. „Wenn wir das Institut infiltrieren, müssen wir schnell und effektiv vorgehen, um möglichst schnell den Alpha-Proxy auszuschalten und Jeremiel zu retten. Deshalb habe ich mir das so vorgestellt: Dathan, Mum und Elohim werden sich um den Alpha-Proxy kümmern. Liam bleibt bei Beyond und mir und wir werden währenddessen versuchen, Jeremiel zu helfen und ihn wieder zur Vernunft zu bringen. Da der Alpha-Proxy weitaus stärker ist, wird es wichtig sein, ihn so lange es geht aufzuhalten und ihn zu beschäftigen, damit wir uns um Jeremiel kümmern können. Lacie wird uns führen und mit etwas Glück sind Jeremiel und der Alpha-Proxy voneinander getrennt. Dann wird sich die eine Gruppe sich um den Alpha-Proxy kümmern und wir bringen Jeremiel sofort raus, wenn wir ihn von dem Einfluss befreit haben.“ Erwartungsvolle Blicke ruhten auf Nabi, der sich die Aufteilung ansah und dann nickte. „So in der Art hat sich Meister Samajim das auch schon gedacht. Ja, damit dürfte es funktionieren. Okay, wenn ihr euch an diesem Plan haltet, dann dürfte auch eigentlich nichts schief gehen. Ich werde Meister Samajim melden, dass ihr soweit seid und wenn irgendetwas sein sollte, werdet ihr von mir hören. Entschuldigt mich, ich habe noch eine Menge Arbeit zu erledigen, bis mein Herr zurück ist.“ Nabi erhob sich und wollte gehen, doch da hielt Liam ihn noch mit einer wichtigen Frage auf. „Wie geht es eigentlich meiner Schwester? Hat sich da schon irgendetwas getan?“ „Leider nein. Sie liegt immer noch im Koma und es hat sich noch nichts getan. Aber Meister Samajim meinte wohl, dass sich ihr Zustand morgen oder übermorgen bessert und sie dann vielleicht auch langsam wieder aufwacht. Aber im Moment können wir nichts tun als abzuwarten. Immerhin hätte nicht viel gefehlt und sie wäre gestorben. Es war eigentlich schon kurz nach zwölf, als du sie gerettet hast. Deshalb dauert es so lange.“ „Verstehe“, murmelte der Mafiaboss und obwohl er so finster dreinblickte wie sonst immer, so konnte man nach näherem Hinsehen erkennen, dass ihn Schuldgefühle plagten. Immerhin lag Eva ja seinetwegen im Koma. Sie hatte ihr Leben aufs Spiel gesetzt, weil sie Angst um ihn und ihre Familie hatte und er hatte viel zu spät erkannt, wieso sie sich all die Jahre so seltsam verhalten hatte. Er hatte geglaubt, dass diese Experimente auf ihre Kappe gingen, weil sie auf diese Weise ihre Familie retten wollte und sich leichtsinnigerweise den Menschen offenbart hatte. Aber im Nachhinein betrachtet konnten weder er noch Eva etwas für die Experimente. Projekt AIN SOPH wurde lange vor Projekt EVA gestartet und im Grunde war dieses zweite Projekt von Frederica und Eva nur deshalb in die Wege geleitet worden, um die Familie zusammenzubringen und den elektrischen Gedankenschaltkreis konstruieren zu lassen, mit dem Andrew und Beyond gerettet werden konnten. Kaum jemand hätte ahnen können, dass all dies solch gewaltige Ausmaßen annehmen und dass sie um das Überleben dieser Welt kämpfen würden. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, die treibende Kraft von Projekt AIN SOPH auszuschalten und somit den ganzen Wahnsinn zu beenden.

Schließlich verabschiedete Nabi sich höflich von ihnen und verneigte sich schon fast ehrfürchtig vor Elohim, dem das wohl eher etwas unangenehm war und Nabi daraufhin erklärte, er müsse nicht so dermaßen ehrerbietig sein. Er war einfach nicht der Charaktertyp, dem ein solch unterwürfiges Verhalten wichtig war. Das wäre ihm stattdessen nur irgendwie peinlich. Schließlich setzte sich der Unvergängliche und wirkte zuversichtlich. „Nun, wenn Samajim sagt, dass alles gut wird, dann brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen. Glaubt mir, einen besseren Kriegsstrategen als ihn gibt es nicht.“

„Aber er lässt sich die Infos einzeln aus der Nase ziehen“, entgegnete L sofort, der noch nicht sonderlich überzeugt war, dass Samajim wirklich so vertrauenswürdig war. Wer nicht alles direkt sagte, sondern nach und nach mit der Wahrheit kam, der war in seinen Augen schon etwas zwielichtig. Doch Elohim erklärte „Wenn er das tut, wird es berechtigte Gründe haben. Ich kenne ihn schon seit er aus Ain Sophs Fragment geboren wurde und er war mir immer ein sehr treuer Freund gewesen. Und von allen Sefirot, die ich je gekannt habe, waren er und Hajjim die vertrauenswürdigsten von allen gewesen. Und wenn er sagt, dass wir mit diesem Plan Erfolg haben, dann stimmt es auch so.“ Nun gut, dann war das geklärt und so würden sie nur noch ein paar letzte Vorbereitungen treffen, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Bei einem so gefährlichen Gegner musste man mit dem Schlimmsten rechnen. Nachdem sie noch eine Weile zusammen da saßen und einzelne Schritte besprachen, verabschiedete sich Elohim, da er mit Dathan noch ein wenig trainieren wollte. So saßen Beyond, L und Liam schließlich alleine da und waren eine Zeit lang in ein tiefes Schweigen versunken. Schließlich aber unterbrach der Serienmörder die Stille mit einem lauten Seufzer und streckte sich schließlich. „Wer hätte wohl gedacht, dass das alles mal so ausufern wird. Wenn man mal bedenkt, wie das alles angefangen hat… Zuerst hat mich L schwer verletzt aufgegabelt und einige Zeit später kam Andy mit einem Chip im Hirn zu mir in die Bar und kurz darauf fing das ganze Durcheinander an. Erst das Gerede mit dem Ursprung der Seele und der unvergänglichen Eva, die wir erst fälschlicherweise mit Frederica verwechselt haben. Dann kam Jeremiel, kurz darauf Evas Zwillingsbruder und dann auch schon die Proxys. Wer hätte gedacht, dass es mal so weit kommen würde, obwohl es ganz zu Anfang so harmlos angefangen hat…“

„Ganz so harmlos nun auch wieder nicht“, entgegnete L und begann nun damit, Zuckerwürfeltürmchen zu bauen. „Immerhin wurdest du mehrmals von Sam Leens angeschossen und am Anfang war das mit uns beiden ja wohl auch nicht ganz so einfach. Immerhin hast du erst versucht, mich zu erwürgen.“

„Hättest du mir eben besser die Handschellen angelegt, statt so einer dämlichen Fußfessel. Als ich aufgewacht bin, dachte ich zuerst, so ein verrückter Emo-Clown würde mich gleich fragen, ob ich Bock auf ein Spielchen hätte.“

„Beim nächsten Mal gibt es gleich die Zwangsjacke. Jeremiel hat ja auch schon bewiesen, dass Handschellen zwecklos sind.“ Und als Beyond darüber nachdachte und offenbar wieder auf irgendwelche Ideen kam, bekam er, wie schon so oft, eins mit der Zeitung übergebraten. „Hey“, rief er protestierend. „Was sollte das? Ich hab doch gar nichts gesagt!“ „Aber gedacht“, erwiderte L und blickte ihn missmutig an. „Und das reicht mir schon bei einem so verdorbenen Subjekt wie dir!“ „Hey, das sag ich deiner Mutter!“

Als Liam das mitbekam, schüttelte er nur verständnislos den Kopf und verschränkte die Arme. „Es ist mir echt ein Rätsel, was du gegen Jeremiels Beziehung mit mir hast. Was bei euch abgeht, ist ja noch um einiges schlimmer…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-02-04T20:46:59+00:00 04.02.2015 21:46
Ein super Kapitel :) ach L und Beyond sind schon zwei Streithähne:D aber sie lieben sich trotzdem abgöttisch :) und es stimmt :man liebt eben wen man liebt:)
Von: abgemeldet
2015-01-30T08:14:02+00:00 30.01.2015 09:14
Ein spitzen Kapitel :3
Ich freue mich schon wenn es weiter geht.

LG^^Alien^^


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