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Last Desire 8

L x BB
von

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Versöhnung und Allianz

In dem Moment, als Jeremiel kollabiert war und zusammenbrach, war Liam als Erster zur Stelle und legte ihn vorsichtig hin. „Jeremiel, versuch ganz langsam durchzuatmen. Ganz ruhig…“ Er nahm seine Hand und legte seine andere auf die Stirn des Kollabierten und wandte sich an L. „Bring bitte mal ein Glas Wasser.“ Ohne lange zu zögern folgte L der Anweisung und nachdem sich der ältere Lawliet-Zwilling wieder gefangen hatte, setzte er sich wieder auf und trank einen Schluck. Liam setzte ihn vorsichtig auf die Couch und sah ihn genauer an um sicherzugehen, dass es nichts Ernstes war. „Anscheinend ist dir nur die Luft ausgegangen. Bleib erst mal sitzen, dann geht es dir gleich wieder besser.“

„Wie jetzt, ihm ist die Luft ausgegangen?“ fragte Beyond, der diese Diagnose mehr als bescheuert und abwegig fand. Aber Liam blieb dabei und erklärte „Als Sam Leens hat er ohnehin so gut wie nie gesprochen und als Jeremiel ist er lautes Reden nicht gewöhnt. Deshalb ist er kollabiert. Aber ihm fehlt nichts.“ „Und woher wollen Sie das wissen?“

„Ich bin Chirurg und hab Medizin studiert. Da werde ich so etwas ja wohl erkennen können.“ Nachdem sich die Lage wieder einigermaßen beruhigt und Jeremiel sich wieder erholt hatte, beschlossen sie, ganz in Ruhe zu reden und alles zu klären. Keiner wollte, dass es wieder zu so einem Zwischenfall kam, deshalb war es jetzt umso wichtiger, dass solche Aufregungen vermieden wurden. Liam begann nun endlich die ganze Situation aufzuklären. „Also wie ihr schon richtig gesagt habt, bin ich Mafiaboss. Aber ich bin auch Evas Zwillingsbruder. Ich bin sozusagen ihr Schatten und verkörpere das Negative, die Dunkelheit und die Zerstörung. Ich bin ein Unvergänglicher wie sie und genauso wie Eva habe auch ich eine Familie und sie arbeiten auch für mich. Delta ist meine rechte Hand, mein engster Vertrauter und Berater, der das Rotlichtmilieu verwaltet. Mein Buchhalter und Anwalt Marcel kümmert sich um Schuldeneintreibungen und das Glücksspiel und Johnny ist mein bester Mann auf dem Schwarzmarkt. Vor über 400 Jahren war ich mit einem jungen Mann namens Nikolaj zusammen. Er war die von Eva erschaffene Leere und wurde nach seinem Tod als Jeremiel wiedergeboren. Ich habe all die Jahre auf seine Rückkehr gewartet und war es auch, der seinen toten Körper aus dem Institut gebracht hat, bevor Frederica dieses Chaos angerichtet hat. Ich war es auch, der ihr beigebracht hat, wie sie die Zeit zurückdrehen konnte, um euch alle zu retten. Jedenfalls haben Eva und ich Jeremiel eine neue Seele gegeben und den Schaden im Hirn behoben, damit er ganz normal leben konnte. Ich wollte aber verhindern, dass er geht und ich ihn wieder verlieren könnte. Und insbesondere wollte ich nicht zulassen, dass er etwas über seine Vergangenheit herausfindet und daran zerbricht, dass er ein Mörder war. Deshalb habe ich ihn sogar eingesperrt um zu verhindern, dass er nach dir sucht, L. Ich hatte Angst, dass er das nicht verkraften könnte. Und ich hatte Angst, ihn zu verlieren. Dieses ganze Chaos, seine Entführung und meine eigenen Gefühle haben schließlich zu diesem Vorfall geführt, dass ich ihm etwas angetan habe, was er nicht wollte. Ich wollte ihm niemals wehtun.“

„Liam hat mir zwar gesagt, dass er mich liebt und bei mir sein will, aber weil er dachte, er wäre eine zu große Gefahr für mich, da wollte er sich von mir distanzieren und mich gehen lassen. Aber ich wollte bei ihm bleiben und auch zu ihm zurückkehren. Aber vorher wollte ich wenigstens meinen Bruder kennen lernen und wissen wie es ist, unter Menschen zu leben.“ Nun nahm er Liams Hand, hielt sie fest und sah in dem Moment so aus wie jemand, der seinen Eltern seine große Liebe vorstellen wollte. Immer noch sah L alles andere als begeistert aus und war auch noch ziemlich grummelig. „Jedenfalls liebe ich Liam und ich will auch mein Leben mit ihm verbringen. Aber da dies nicht so einfach geht, weil er ein Unvergänglicher ist, muss ich eine Entscheidung treffen. Nämlich die, ob ich als normaler Mensch leben will, oder ob ich ebenfalls zu einem Unvergänglichen werden möchte wie er. Darum hat er mich auch gehen lassen, damit ich diese Entscheidung gut überlegt treffen kann.“ L musste das alles erst einmal sacken lassen um wirklich zu begreifen, was Jeremiel ihm da erzählte. Und so ganz konnte er das nicht glauben. Sein Bruder dachte allen Ernstes daran, zu einem Unvergänglichen zu werden, nur um bei Liam bleiben zu können? Und auch Rumiko und Beyond brauchten wohl noch eine Weile, um das zu verarbeiten. Schließlich aber fragte die Musiklehrerin „Und das ist der einzige Weg, wie ihr beide glücklich werden könnt?“

„Liam kann zwar in diesem Körper sterben, aber sein Bewusstsein existiert weiter. Ich werde alt, sterbe und meine Seele geht ins Jenseits über. Und selbst wenn ich wiedergeboren werden würde, so würde ich mich nicht mehr an ihn erinnern. Ich will nicht, dass Liam wieder so unglücklich ist, nachdem Nikolajs Tod ihn so lange Zeit dermaßen gequält hat. Ich möchte bei ihm bleiben und ich fände es auch nicht schlimm, wenn ich dann unvergänglich werde. Zwar werde ich wohl ziemlich traurig sein, wenn ihr eines Tages nicht mehr da seid, aber ich liebe Liam und das so sehr, dass ich bereit bin, diesen Schritt zu gehen. Aber um mir ganz sicher zu sein, dass ich diese Entscheidung auch nicht bereuen werde, wollte ich auch unter Menschen leben.“ Jeremiel sah, dass L damit immer noch ein wenig zu kämpfen hatte. Er stand auf, ging zu ihm hin und schloss ihn in den Arm. „Hey, du musst dir keine Sorgen um mich machen, L. Und ich sage dir jetzt etwas, das ich auch schon Liam mehr als deutlich gesagt habe: ich bin nicht aus Glas und kann schon was einstecken, auch wenn ich nicht danach aussehe. Und überhaupt, wir sind Lawliets. Wir haben unsere Dickköpfigkeit und unsere Willensstärke von Mutter geerbt und nur weil ich mich für diesen Weg entschieden habe, heißt das doch nicht, dass ich zu einem anderen Menschen werde. Mag sein, dass ich nicht mehr derselbe bin, der ich vor ein paar Wochen noch gewesen bin. Da war ich wirklich wie ein unerfahrenes Kind, aber ich habe in der kurzen Zeit so viel von dir und den anderen gelernt und ich will meinen Weg gehen und meine eigenen Entscheidungen treffen. Dass ihr mich alle beschützen wollt, dafür bin ich euch sehr dankbar, denn ich weiß, dass dies ein Ausdruck von Liebe und Zuneigung ist. Aber ich will nicht immer nur beschützt und behütet werden. Ich will auch lernen, selber stark zu sein und auf mich selbst aufzupassen weil das auch dazugehört, mit Menschen zusammenzuleben.“ Schließlich lösten sich die Brüder voneinander und L konnte nicht anders als zu lächeln. „Du hast dich wirklich sehr verändert. Du bist viel menschlicher geworden als damals, als du das erste Mal vor unserer Tür gestanden hast.“

„Ich hatte auch gute Lehrer. Und was sagst du, L? Kannst du Liam vielleicht als Mann an meiner Seite akzeptieren?“ Nun wandte sich L zu Liam, machte seinen Rücken krumm und steckte die Hände in die Hosentaschen. Er sah ihn immer noch ein wenig grummelig an und auch der Mafiaboss wirkte ein wenig kühl. Fest stand, dass sie beide wohl nie sonderlich gute Freunde werden würden. Dazu lebten sie in viel zu verschiedenen Welten und hatten so verschiedene Ansichten, dass man niemals auf einen gemeinsamen Nenner kommen konnte. Außer vielleicht was Jeremiel betraf. Der Abgrund zwischen ihnen beiden war mindestens hundert Mal so groß wie der zwischen L und Beyond. Schließlich aber reichte L dem Mafiaboss nach einigem Zögern die Hand. Dieser erwiderte die Geste, woraufhin aber der Meisterdetektiv finster und schon fast bedrohlich dreinblickte. „Wenn ich aber merke, dass du meinem Bruder etwas antust und er wegen dir leidet, dann werde ich dafür sorgen, dass du kein Bein mehr auf den Boden kriegst. Dann werde ich die ganze Mafiagruppe zerschlagen.“ Doch Liam ließ sich davon wenig beeindrucken und lächelte darüber nur. „Wir werden sehen, wer zuletzt lacht.“ „Die Gerechtigkeit siegt immer und daran wird sich nie etwas ändern.“

„Gerechtigkeit ist nur eine Erfindung von euch Menschen. Es ist eine Illusion und eine individuelle Weltanschauung. Gerechtigkeit gibt es nicht, es gibt nur Gesetze und die Mittel, sie zu umgehen. Wer das Geld hat, der hat die Macht. Und wer die Macht hat, der bestimmt auch die Regeln im Spiel. Und wir wissen ja wohl beide, wer von uns den längeren Atem hat.“

„Mag sein, dass ich im Gegensatz zu dir ein sehr kurzes Leben habe. Aber das hindert mich nicht daran, dir den Rest meines Lebens ganz arge Schwierigkeiten zu bereiten, wenn du es wagen solltest, meinem Bruder das Herz zu brechen.“

„Darauf darfst du lange warten.“ Jepp, die beiden waren genau das, was man von Schwiegereltern kannte: niemand ist gut genug für das eigene Kind und dementsprechend würde man den Partner niemals akzeptieren. Schließlich aber atmete Rumiko laut aus und packte beide am Nacken. „Mensch Leute, kriegt euch wieder ein. Ihr könnt euch später noch mit Wattebällchen beschmeißen bis ihr tot seid. Wir sollten uns doch erst mal für Jeremiel freuen, dass er da jemanden an seiner Seite hat, der ihn offenbar sehr liebt. Ich kenne Liam zwar nicht, aber wenn Jeremiel ihn schon so wie ein Löwe verteidigt, dann scheint er doch keinen allzu schlechten Charakter zu haben. Können wir also die Streitereien vergessen und noch mal ganz von vorne anfangen? Es bringt nichts, wenn wir uns alle für nichts und wieder nichts die Köpfe einschlagen.“ Und damit hatte Mama Ruby mal wieder klare Worte gesprochen. Liam schmunzelte bei ihren Worten und auch seine bedrohliche Aura war gänzlich gewichen. Schließlich hatten sich die Gemüter endlich beruhigt und Liam erlaubte den anderen noch zu bleiben. Jeremiel erklärte noch mal in aller Ruhe, wie das Ganze zwischen ihm und Liam angefangen hatte, welche Schwierigkeiten es gegeben habe und wie sie letztendlich zueinander gefunden hatten. „Jedenfalls hat Liam mich sehr aufgebaut, als ich nicht wusste, wer oder was ich eigentlich bin. Er sagte mir, dass es nicht darauf ankommt, woher man kommt, was für Fähigkeiten man hat und wer oder was man ist. Es kommt auf die Entscheidungen an, die man trifft. Und er hat sich entschieden, das zu tun, was das Beste für mich wäre, auch wenn er mich dafür erst einmal gehen lassen musste. Und ich habe mich entschieden, zu ihm zurückzukehren und mit ihm glücklich zu werden. Liam mag zwar Evas dunkler Bruder sein, aber er ist nicht durch und durch böse, sondern hat auch ein gutes Herz, auch wenn er es nicht gerne zeigt. Dass er am Anfang so heftig reagiert und mich eingesperrt hat, das hat er ja nicht getan, weil er mich einschüchtern wollte. Er wollte mich die ganze Zeit nur beschützen und hat Fehler gemacht, die ich ihm aber auch verziehen habe. Und ich wollte ihn heute treffen, weil ich gehofft hatte, dass er vielleicht helfen könnte, den Killer mit der Motorradmontur zu finden, weil er selbst Interesse daran hat, ihn aufzuhalten.“

„Ach ja?“ fragte L misstrauisch und blickte Liam forschend an, der sich aber nicht beeindrucken ließ. „Geschäftliches Interesse?“ Der Mafiaboss blickte kühl zu ihm herüber und bestätigte. „Ja. Der Politiker Jeffrey Edgar war ein sehr guter Geschäftspartner von mir. Sein Tod war höchst unvorteilhaft für mich und dass der berühmte L tatsächlich in Betracht gezogen hat, das organisierte Verbrechen würde hinter dem Tod dieser Menschen stecken, war meiner Meinung höchst stümperhaft.“ „Liam, L, bitte reißt euch mal beide zusammen.“ Doch man merkte, wie dick die Luft zwischen den beiden war. Eigentlich auch kein Wunder, da sie eigentlich Feinde waren und die Tatsache, dass Jeremiel mit der momentanen Nummer 2 der Bostoner Unterwelt zusammen war, machte alles nur noch schlimmer. Und damit war Liam J. Adams auf L’s Feindesliste ganz weit nach oben geschossen. Womöglich aber kommt es auch daher, weil L Evas menschliche Wiedergeburt ist, dass sich die beiden überhaupt nicht vertragen. Möglich wäre es ja zumindest und wäre auch eigentlich eine logische Erklärung. Immerhin hegt Liam ja einen tiefen Groll gegen seine Schwester. Also hat er sicherlich auch nicht viel für ihre menschliche Wiedergeburt übrig. Na hoffentlich kratzen die sich jetzt nicht noch die Augen aus. „Nun, wenn Jeremiel mich bittet, euch zu helfen, dann werde ich es natürlich tun. Also so viel kann ich schon mal sagen: die Eva-Experimente waren mit Sicherheit viel breiter gefächert als angenommen. Immerhin geht es um die Erforschung der Unvergänglichen und Jeremiel ist ein Hybrid. Es wäre denkbar, dass es in der Hybridforschung vielleicht noch viel tiefer gegangen ist. Aber das sind nur Theorien. Was mir allerdings zu schaffen macht ist, dass meine Schwester wieder spurlos verschwunden ist und ich sie nicht mehr wahrnehmen kann. Als Unvergänglicher ist man mit jedem Lebewesen verbunden und kann deshalb auch seine Anwesenheit über eine Art siebten Sinn wahrnehmen. Aber Eva ist verschwunden und ich weiß nicht, wieso sie schon wieder abgehauen ist und ob das nicht vielleicht Gründe hatte. Ich habe mich nicht so viel mit den Experimenten beschäftigt, weil dies Evas Angelegenheit war. Und wenn Nastasja mit diesen Proxy in Verbindung steht, dann müsste doch eigentlich Watari etwas wissen. Immerhin war er ja so etwas wie ihr Vater.“ Da hatte Liam nicht ganz Unrecht, doch fraglich war, ob Nastasja überhaupt darüber gesprochen hatte. „Kanntest du unsere Mutter?“ fragte Jeremiel, doch Liam verneinte die Frage sofort. „Ich habe mich auf Evas Wunsch hin aus der ganzen Sache rausgehalten. Aber ich weiß, dass sie ein sehr willensstarker Mensch mit festen Prinzipien war. Wenn sie irgendetwas sabotiert hat, dann geschah das auch aus sehr guten Gründen. Denn wenn es sich bei diesen so genannten Proxy um gezüchtete Killermaschinen handelt, dann hätte sie sicherlich niemals zugelassen, dass das Projekt weitergeführt wird. Und gehen wir mal davon aus, dass die Rädelsführer des Projektes davon Wind bekommen haben, dann wäre es doch nur logisch, wenn sie Nastasja und ihre Familie dafür aus dem Weg räumen.“ Nun, das klang tatsächlich logisch, aber da gab es einen Haken und den sprach Beyond auch sofort an. „Aber L’s Eltern wurden von Joseph Brown, Nastasjas Kollegen getötet, weil dieser an Frederica heran wollte, weil er glaubte, dass sie Eva sei.“

„Das mag sein, aber wissen wir denn, ob dies wirklich das einzige Motiv war, das ihn zu dieser Tat bewegt hat? Nur weil er an Frederica heran wollte, hätte er Nastasja und Henry nicht gleicht töten müssen. Er hätte doch nur eine Intrige ersinnen müssen, um Nastasja aus dem Projekt auszuschließen und alleine weiterzumachen. Das wäre doch viel unauffälliger gewesen. Mit diesem Doppelmord und der Entführung hat er sich ja selbst in Gefahr gebracht und außerdem ist für mich trotz Fredericas Plänen immer noch fraglich, wie Joseph es geschafft hat, jemanden wie sie zu überwältigen. Denn eines dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen: Frederica war eine äußerst gute Kämpferin und konnte ihre Fähigkeiten sehr präzise einsetzen. Selbst für Johnny und Delta wäre sie eine ernstzunehmende Gegnerin gewesen. Sie hätte Joseph doch schon viel früher töten können, es sei denn, sie hatte nicht die Möglichkeit dazu. Das wiederum bedeutet…“

„…es muss jemand dabei gewesen sein, der mit ihren Fähigkeiten mithalten konnte.“ L hatte Liams Gedankengang sofort erfasst und zu Ende gebracht. Wenn Liam Recht hatte, dann würde das bedeuten, dass es noch jemanden wie Frederica geben musste. „Dann müssten die Proxys mit der Ermordung unserer Eltern zu tun haben.“

„Nein, das macht keinen Sinn“, warf Jeremiel ein. „Andrew hat mitgehört, dass die Proxys nicht einsatzbereit seien, seit Mutter das Projekt sabotiert hatte. Also wären sie doch eigentlich nicht in der Lage gewesen. Es sei denn, es gibt neben Liam und Eva einen weiteren Unvergänglichen, der das getan haben könnte.“

„Nein, das ist unmöglich. Eva und ich sind die Einzigen und sowohl Delta als auch Marcel und Johnny würden so etwas nicht tun. Das ist nicht ihr Gebiet und es liegt auch nicht in unserem Interesse, dass die Welt von unserer Existenz erfährt. Wir ziehen es vor, unerkannt zu bleiben, um eben zu vermeiden, dass die Menschen noch auf den Trichter kommen, an uns herumzuforschen und unsere Fähigkeiten für ihre hirnverbrannten Kriegspläne zu nutzen. Man hat ja schon gesehen, wohin das mit den Death Notes geführt hat. Da muss man nicht auch noch auf uns aufmerksam werden.“ Das Argument war mehr als überzeugend und so überlegten sie, was man nun am besten tun konnte. Liam hatte schon einen Vorschlag parat. „Ich werde Johnny beauftragen, mehr über die Opfer herauszufinden und in Erfahrung zu bringen, was es mit den Proxys auf sich hat und ob es tatsächlich mehr Projekte gab, die Dr. Joseph Brown in die Wege geleitet hat. Wenn dem so ist und es könnte Gefahr drohen, dann werde ich ganz gewiss nicht untätig herumsitzen.“

„Weil es schlecht fürs Geschäft wäre?“

„Nein, weil ich Jeremiel versprochen habe, dass euch nichts zustößt. Und deshalb werde ich euch auch mit allen Mitteln beschützen.“ Das entwaffnete L ein klein wenig, denn damit hätte er jetzt nicht gerechnet. Zuerst hatte er ja noch gedacht, Liam würde nur seine eigenen Interessen verfolgen, aber dass er jetzt vorhatte, sie alle zu beschützen, das war nun doch überraschend. Schließlich aber erhob sich Liam und richtete überraschend eine Bitte an L. „Könntest du nachher Andrew Asylum zu dir bitten? Wenn er wirklich Beobachtungen machen konnte, dann möchte ich mir das genauer ansehen. Vielleicht erfahre ich aus seinen Erinnerungen etwas Genaueres.“ L war noch ein wenig zögerlich, aber er erklärte sich einverstanden. Also rief er Andrew und Oliver an und gab ihnen Bescheid, dass sie herkommen sollten. „Und du kannst Erinnerungen lesen?“

„Natürlich. Immerhin bin ich genauso wie Eva mit allen Lebewesen verbunden, weil wir sozusagen den Schnittpunkt von Leben und Tod verkörpern. Im Grunde sind die Menschen auf der Welt nichts Weiteres als Server und wir die Administratoren.“

„Oder wie diese Agenten aus „Matrix“, richtig?“

„Genau. Wir können beliebig die Körper wechseln oder ihre Seele durch eine neue ersetzen. Sonst würde man uns ja nicht als parasitäre Bewusstseinsformen bezeichnen. Ich hasse es, meine Kraft einzusetzen aber wenn es die Umstände erfordern, dann bleibt eben kaum eine andere Alternative.“ Nachdem sie eine Weile miteinander geredet hatten, ließ Liam von der Kellnerin Drinks bringen. Auch wenn er und L so am Anfang ziemlich auf Krieg aus gewesen waren, so begann Liam allmählich gesprächiger zu werden. Zwar hatte er seine kühle und überlegene Art noch nicht abgelegt, aber zumindest wirkte er nicht mehr so einschüchternd und furchteinflößend auf die anderen. Und die Tatsache, dass er ihnen helfen wollte, half auch, um zumindest mit ihm zu reden und seine Ansichten anzuhören. Schließlich aber zog er die Augenbrauen zusammen und schien nachzudenken. „Fragt sich, wer denn das Projekt jetzt leiten würde.“

„Tja, da müssen wir erst noch länger ermitteln.“

„Wahrscheinlich ist das gar nicht nötig. Lasst mich mal etwas versuchen.“ Liam faltete die Hände und schloss die Augen, wobei er den Kopf nach vorne neigte. Es sah aus, als würde er meditieren oder beten. Er hielt die Augen geschlossen, doch man konnte sehen, dass sich seine Augen bewegten. Dann schließlich blickte er wieder auf. Der goldene Ring in seiner rechten Iris leuchtete und er sah sehr ernst aus. „Wie ich es geahnt habe: Dr. James Brown lebt.“ Als Beyond das hörte, konnte er das nicht fassen und auch nicht glauben. Das war unmöglich. „Wie bitte? Ich hab gesehen, dass der Scheißkerl tot war. Ich hab ihm den Bauch aufgeschlitzt, genauso wie seine verdammte Kehle. Ich hab gesehen, wie er gestorben ist.“

„Er ist ja auch eindeutig gestorben“, erklärte Liam und erhob sich. „Aber so wie es aussieht, besitzt da jemand die Macht, seinen Tod einfach zurückzusetzen. Ich kann eindeutig spüren, dass er es ist. Und demnach ist jetzt auch klar, wer diesen Killer losgeschickt hat.“

„Scheiße verdammt“, fluchte der Serienmörder und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Und was ist, wenn der Dreckskerl vielleicht auch noch Andy umbringen will? Der ist doch gerade auf den Weg hierher!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  pri_fairy
2014-11-23T22:07:15+00:00 23.11.2014 23:07
schönes Kapitel !:*
Von: abgemeldet
2014-11-23T21:22:51+00:00 23.11.2014 22:22
Das Kapitel war klasse. * freu *


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