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Last Desire 8

L x BB
von

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Ein weiteres Projekt?

Jeremiel hatte sich besonders beeilt, so schnell wie möglich zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen und Liam wiederzusehen. Er war heilfroh, dass Rumiko ihn deckte, so brauchte er sich nicht all zu viele Sorgen zu machen, dass er vielleicht auffliegen könnte. Da Liam es vorgezogen hatte, sich erst mal unauffällig mit ihm zu treffen, hatten sie sich ein Cafe relativ am Stadtrand ausgesucht und gleich schon als er dort war, sah er Liam auch bereits. Wie immer hatte er einen sehr ernsten und auch etwas düsteren Blick. Und der wirkte auf manche Menschen so als wolle er sagen „Sprich mich an und ich breche dir die Knochen.“ Aber in Wahrheit war er selber aufgeregt wegen dem Treffen. Und als er Jeremiel sah, da hellte sich dieser unfreundliche Blick deutlich auf und er ging zu ihm hin. Sie schlossen sich in die Arme und der 25-jährige spürte erst jetzt, wie unendlich froh er war, Liam wiederzusehen und ihn zu umarmen. „Du siehst ja aus wie das blühende Leben“, bemerkte der Unvergängliche und setzte sich wieder. „Die Zeit bei deinem Bruder scheint dir offenbar ganz gut zu tun.“ „Ja, ich lerne ziemlich viel und komme inzwischen viel besser zurecht was das Zusammenleben mit anderen Menschen betrifft. Und so langsam bekomme ich es auch immer besser hin, meine Gefühle zu verstehen und sie auch zu zeigen.“ Sogleich kam die Kellnerin herbei um die Bestellung aufzunehmen. Als sie aber Liam sah, der an sich ja schon eine sehr dominante und gefährliche Ausstrahlung hatte und sie dann auch noch mit diesem düsteren Blick ansah, rutschte ihr sofort das Herz in die Hose. Die Ärmste bekam fast einen Heidenschreck bei seinem Anblick und sogleich machte sie einen Schritt zurück und geriet fast ins Stottern. Doch da übernahm auch schon Jeremiel das Reden als er merkte, wie bedrohlich Liam auf die junge Kellnerin erscheinen musste. „Vielleicht solltest du mal nicht ganz so finster dreinblicken, dann verschreckst du die Leute auch nicht gleich sofort.“ Doch Liam sagte nichts dazu und ging auch nicht weiter darauf ein. Stattdessen fragte er nach kurzem Schweigen, was Jeremiel so in der letzten Zeit alles erlebt habe. Und sogleich erzählte dieser von dem Vorfall mit Beyond, als dieser ihm die Pistole in die Hand gedrückt hatte und wie sich alles wieder geklärt hatte. Auch erzählte er von der Gartenparty, als L heimlich abgefüllt worden war, woraufhin Liam nun doch schmunzeln musste. „Und sonst scheinst du gut mit den anderen klarzukommen, oder?“

„Ja, sie sind alle sehr nett und haben mich als Teil der Familie akzeptiert. Und Rumiko war so nett, mir ein Alibi zu geben. Sie behauptet einfach, sie würde mit mir und den Zwillingen einen Ausflug machen. Sie hat auch nicht weiter nachgefragt und man kann sich auch auf sie verlassen. Und wie läuft es bei euch?“

„Ach, das Übliche wie sonst auch immer. Du kennst ja Johnny und Delta. Die können nicht miteinander und auch nicht ohne einander. Aber da ist etwas, das mir ein wenig Kopfschmerzen bereitet und du hast es sicherlich auch schon mitgekriegt: der Killer mit dem Motorradhelm, der mehrere Professoren und auch zwei Politiker getötet hat. Einer der Politiker war ein guter Partner gewesen und jetzt da die Polizei herumzuschnüffeln beginnt, müssen wir uns vorsehen.“ Der Killer… ja, nach dem suchte L ja auch zurzeit. Ob er Liam davon erzählen sollte? Und sollte er ihn auch gleich fragen, ob er mehr darüber wusste? Nun, er wollte es einfach wagen. „L untersucht den Fall auch zurzeit und so wie es scheint, glaubt er, dass das organisierte Verbrechen damit zu tun hat. Würde dir jemand einfallen?“ Liam verschränkte die Arme und dachte nach. Dann schüttelte er nach einer Weile entschieden den Kopf. „Nein, das würde keinen Sinn machen. Die Mafia wagt sich meist nicht an die hohen Tiere, weil das nur die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zieht. Und wenn Politiker mit der Mafia zu tun haben, dann meist nur deshalb, weil sie von ihnen bestochen werden und es wäre höchst unvorteilhaft, eine so wichtige Schachfigur zu verlieren. Also ich habe mit dem Tod dieses einen Politikers eine sehr wichtige Spielfigur verloren und muss mir jetzt irgendwo einen geeigneten Ersatz herholen. Denn wenn man im organisierten Verbrechen tätig ist, braucht man vor allem Leute, die für den Staat arbeiten und sich bestechen lassen. Und das wären Polizisten, Staatsanwälte, Politiker und noch einige mehr. Nur so kann es auf lange Sicht funktionieren. Es muss immer jemand bestochen werden, der die Klappe hält und die Spuren verwischt. Ich gehe eher davon aus, dass da jemand auf einem persönlichen Rachefeldzug ist und ehrlich gesagt beginne ich schon zu überlegen, ob ich Johnny nicht beauftragen sollte, sich näher umzuhören. Denn ich mag es überhaupt nicht, wenn man in meinem Revier wildert und meint, man könnte Leute umbringen, deren Tod höchst unvorteilhaft fürs Geschäft ist. Vor allem ist die Situation eh schon in der Unterwelt angespannt, weil ich dem Menschenhandel den Kampf angesagt habe. Nachdem sie dich entführt haben, reicht es mir endgültig und auch meine Geduld ist begrenzt.“

„Hast du mit ihnen das Gleiche vor wie mit Norman Hayes und Gerald Fincher?“

„Du hast davon erfahren?“

„Beyond hat es mir gesagt. Dieser Norman hat offenbar schon vor Monaten versucht, sich an L zu vergreifen, bis Beyond und Rumiko ihn aus der Stadt gejagt haben.“

„Ach ja Rumiko Karasuma. Nein warte, sie hat ja jetzt geheiratet und heißt nun Miller. Stimmt, das ist ja diese reiche Erbin, die sich für die Schwulenszene stark macht. Ja sie ist recht bekannt hier in Boston. Delta ist ein absolut großer Fan von ihr und ist des Öfteren auch schon mal in der Bar gewesen. Aber was deine Frage betrifft: nun, ich habe die beiden erst mal als abschreckendes Beispiel benutzen wollen, aber wenn die Clans glauben, sie könnten meine Geduld unnötig strapazieren, dann werde ich dementsprechend zeigen, was es heißt, sich mit mir anzulegen.“ Er sah direkt schon an Jeremiels Blick, dass dieser nicht ganz begeistert war. Liam lächelte kühl und erklärte „Ich weiß, dass du nicht begeistert bist, wenn ich Menschen in die Mangel nehme und es dabei auch zu Todesfällen kommt. Aber ich verfolge bestimmte Ziele und da muss man auch ein Stück weit grausam sein, um sie zu erreichen. Und manchmal erfordert es auch Menschenleben, das lässt sich leider nicht vermeiden. Man kann allerhöchstens unnötige Todesfälle vermeiden.“

„Und welche Ziele wären das?“

„Ich will die Macht über Bostons Unterwelt haben und das organisierte Verbrechen unter meine Kontrolle bringen. Wenn mir das gelingt, dann werde ich nicht nur die Clans kontrollieren und diesen verdammten Menschenhandel stoppen, ich werde vor allem alles besser lenken können. Dies geschieht nicht nur, weil ich die Kontrolle über Boston haben will, sondern weil ich auch erreichen will, dass nirgendwo etwas geschieht, wovon ich nichts weiß.“ Zwar war Jeremiel dennoch nicht so ganz begeistert von Liams Plänen und Ansichten, aber er verstand schon, wieso er das tat. Wenn Liam die Kontrolle über die verschiedenen Mafiafamilien hatte, dann konnte er auch verhindern, dass jenen etwas durch andere Clans zustoßen könnte, die er beschützen will. Aber eine Sache bereitete ihm dennoch arges Kopfzerbrechen. „Aber wenn du die neue Nummer 1 bist und dein Ziel erreicht hast, dann könnten schlimmstenfalls L und die anderen in Gefahr geraten wenn sie wissen, dass sie meine Familie sind. Sie wären ein ideales Angriffsziel, genauso wie ich.“

„Da mach dir keine Sorgen. Wenn dir deine Familie so wichtig ist, dann werde ich nicht zulassen, dass ihnen etwas zustößt. Aber noch ist es zu früh, um solche Pläne zu verfolgen. Als erstes muss dieser Killer geschnappt werden, der selbst in der Unterwelt für Unruhe sorgt.“ Da diese Themen ein wenig die Stimmung senkten, kamen sie auf erfreulichere Dinge zu sprechen und schließlich verließen sie das Cafe. Liam führte ihn direkt zur Limousine und als Jeremiel fragte „Und wo willst du mit mir hin?“ da lächelte der Mafiaboss nur und sagte „Lass dich überraschen.“
 

Beyond und L hatten ihre Arbeit für heute beendet und kaum, dass Jeremiel und Rumiko sich gemeinsam verabschiedet hatten, da hatte der Serienmörder die Gelegenheit genutzt und L ins Schlafzimmer geschleift. „So mein Lieber, jetzt ist Schluss mit den Ausreden. Dein Bruder ist jetzt weg und deshalb steht uns zwei Hübschen nichts mehr im Weg.“ Doch L hatte überhaupt keine Lust und überlegte sich krampfhaft, wie er sich am besten wieder rauswinden konnte. Doch welche Ausrede konnte er denn nehmen? Kopfschmerzen? Oh Mann, das war doch die dümmste Standardausrede von allen. Ich hab meine Tage? Ja sicher doch, die Ausrede wird er mir ganz sicher abkaufen! Haha… Oh Mann, mir muss echt was Besseres einfallen. Ich bin nicht in Stimmung? Nun, dann wird der Blödmann mir schon wieder irgendetwas verabreichen wollen oder dann wird er eines seiner verdammten Spielzeuge nehmen und darauf kann ich verzichten. Magenschmerzen? Das kauft er mir genauso wenig wie die Kopfschmerzen ab. Rückschmerzen? Großer Gott nein, dann wird er mir wieder einen halben Hexenschuss verpassen wie beim letzten Mal, als er mir eine Massage geben wollte. Zu viel zu tun? Ja, das könnte ich eventuell nehmen, aber ob ich so wirklich damit durchkomme? Tja, das bezweifle ich auch. Beyond lässt sich von gar nichts abschrecken. L grübelte immer noch und Beyond entging das durchaus nicht, deswegen ließ er die Annäherungsversuche und setzte sich einfach neben ihn. „Nun sag schon, L. Was ist denn los?“ Der Detektiv seufzte und erklärte „Ich mag einfach gerade nicht.“

„Bist du sauer auf mich?“

„Nein. Diese Sticheleien deinerseits bin ich doch schon längst gewohnt.“ Zuerst fürchtete er ja noch, Beyond könnte vielleicht sauer oder beleidigt sein, aber zu seinem Erstaunen akzeptierte er das einfach und ließ auch seine Annäherungsversuche sein. „Was denn, du gibst auf?“ „Hey, ich will dich nicht mit aller Gewalt zwingen. So fies bin ich ja nun auch wieder nicht.“ Damit kniff Beyond ihn scherzhaft in die Wange und so entschieden sie sich, einfach ein wenig da zu liegen und es auch einfach mal ruhig anzugehen. „Tja, wahrscheinlich ist es auch der ganze Stress, dass du momentan keine Lust hast. Immerhin war ja auch viel los. Du hast jetzt einen Bruder und dann waren ja vorher auch noch diese ganzen anderen unangenehmen Dinge. Und dann werden Andrew und Oliver bald endlich heiraten. Darauf freuen sich die beiden ja auch schon die ganze Zeit. Dann ist da noch dieser Fall, an dem wir gerade arbeiten… da verstehe ich schon, wenn du einfach nicht den Kopf für so was im Moment hast. Es ist ja nicht so, dass ich nur auf das Eine aus bin. Ich finde es auch mal schön, wenn wir beide auch Momente wie diese teilen, wo wir nicht mit irgendwelchen Fällen zugange sind oder uns wegen diverser Kleinigkeiten in den Haaren liegen.“ L hielt Beyonds Hand und war wirklich froh für dessen Verständnis. Zwar waren sie sich ziemlich oft am Streiten, aber er konnte sich dennoch auf ihn verlassen. Und das war ja das Wichtigste an der Beziehung. „Sag mal Beyond, bist du eigentlich immer noch eifersüchtig auf meinen Bruder?“ „Wie bitte?“ rief der Serienmörder und setzte sich ruckartig wieder auf. „Wie kommst du denn darauf?“

„Ich kenn dich sehr gut und merke, dass du ganz schön unzufrieden bist, wenn ich Zeit mit Jeremiel verbringe. Mir machst du nichts vor, Beyond. Du bist eifersüchtig auf ihn.“ Der Serienmörder blickte ein klein wenig missmutig drein aber daran ließ sich erkennen, dass L den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Seine Vermutung lag ganz richtig. „Zugegeben, ich bin es nicht gewohnt, dich mit irgendjemandem zu teilen. Immerhin hattest du vorher niemanden, den alten Zausel mal ausgenommen aber der beansprucht dich ja auch nicht. Eher umgekehrt. Aber dein Bruder braucht dich, das ist mir ja auch klar. Er lernt ja vieles erst noch und da orientiert er sich ja auch insbesondere an dir. Oliver und Andrew sind ja auch nicht so oft da, Rumiko sollte er sich lieber nicht zum Vorbild nehmen und Jamie reicht nicht an unser Intelligenzlevel heran. Und da ich ja nicht gerade das bin, was man sich zum Vorbild nehmen sollte, da bleibst du automatisch übrig. Und er ist eben dein Zwillingsbruder. Für mich ist das alles noch recht ungewohnt, dass es da jetzt noch jemanden in deinem Leben gibt, der dir wichtig ist und um den du dich kümmerst. Aber ich versuch einfach zu denken, dass es dir doch auch nicht anders erging, als Rumiko und Jamie in unser Leben getreten sind. Ganz zu schweigen davon, als Andrew aufgetaucht ist und mich gebraucht hat. Ich stehe dir zur Seite, ganz außer Frage. Ich hab eingesehen, dass ich falsch gelegen habe und dass dein Bruder ganz in Ordnung ist. Zwar finde ich ihn etwas unheimlich, weil er sich in der kurzen Zeit so rapide verändert hat, aber ich finde ihn auch recht sympathisch. Er kommt wunderbar mit den anderen zurecht und macht auch keinen Ärger. Ich will dir und deinem Bruder nicht im Weg stehen, versteh mich da nicht falsch. Aber ich brauch eben noch eine Weile, bis ich mich an diese neue Situation gewöhnt habe.“ L schloss ihn daraufhin in den Arm und drückte ihn fest an sich. „Es gibt keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Am Anfang habe ich mich eben sehr intensiv um meinen Bruder gekümmert, weil er mit allem irgendwie überfordert war und sich nicht zurechtgefunden hat. Und ich hab mir auch ein Stück weit Sorgen gemacht, weil er außer mir sonst niemanden hatte. Aber da er inzwischen immer besser zurechtkommt, muss ich mir ja nicht mehr so viele Sorgen machen.“ Damit gab L ihm einen Kuss, den Beyond sofort erwiderte. So lagen sie sich eine Zeit lang in den Armen, bis es dann an der Tür klingelte und sie unterbrochen wurden. „Na super, da war Rumiko ja lange unterwegs…“

„Wahrscheinlich ist es Oliver. Er wollte sich um die PCs kümmern. Wir machen später weiter.“ Dennoch schmollte der BB-Mörder ein wenig. Tatsächlich war es Oliver, der Andrew zusätzlich als Verstärkung mitgebracht hatte. Sie hatten je eine Tasche dabei, wo alles drin war, was sie für die Arbeit brauchten. „Hey, haben wir euch bei eurem Schäferstündchen gestört?“ L warf dem Hacker einen strafenden Blick zu, als er diese Frage stellte und gab keine Antwort darauf. Sie gingen ins Arbeitszimmer, wo die beiden Verlobten damit begannen, die PCs aufzuschrauben und mit ihren Laptops zu verkabeln. „Wie läuft es eigentlich mit unserem Neuzugang?“ „Sehr gut. Er ist mit Rumiko und den Zwillingen unterwegs. Er macht sich ganz wunderbar und sagt auch Beyond mal ein paar Takte, wenn der seine verdammten Späße nicht lassen kann.“ Andrew und Oliver lachten, als sie das hörten. Insbesondere als sie sahen, wie Beyond selber ein wenig am Schmollen war und eher wie ein beleidigtes kleines Kind wirkte. „Und wie sieht es bei euch beiden aus? Wie laufen die Vorbereitungen?“

„Ganz gut, allerdings sind wir immer noch am Diskutieren, wo die Hochzeit denn stattfinden soll. Ich hätte es ja gerne traditionell, aber Oliver steht ja mehr auf etwas ungewöhnliche Orte zum heiraten. Er würde am liebsten am Meer heiraten.“

„Wie kitschig“, kommentierte Beyond, fing sich dann aber sogleich einen Ellebogenstoß in die Seite ein. Dann schließlich fragte er „Wieso heiratet ihr nicht in Vegas? Das passt doch besser zu euch.“ Die beiden tauschten kurze Blicke aus und jeder war für sich einig, dass das absolut ausgeschlossen war. „Nach dem peinlichen Vorfall in der Bar wollen wir so schnell nicht mehr dorthin.“ „Ach kommt schon. Was in Las Vegas passiert, bleibt auch in Las Vegas. Und ich glaube, die haben dort schon viel Schlimmeres erlebt als einen nackten betrunkenen Iren und einen ebenso betrunkenen Engländer im Marylin Monroe Kostüm auf K.O.-Tropfen.“ Doch trotzdem wollten die beiden so schnell nicht mehr dorthin. Schließlich begannen sie mit ihrer Arbeit, nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Dabei hatte Andrew etwas zu erzählen, was besonders für L interessant war. „Du arbeitest doch sicher schon an diesem Fall, wo ein Killer in Motorradmontur mehrere Professoren und dann auch noch zwei Politiker umgebracht hat. Hast du schon eine heiße Spur?“

„Ich arbeite noch dran, aber wieso fragst du?“

„Weil ich etwas weiß, was du höchstwahrscheinlich noch nicht weißt. Und zwar geht es um den Politiker Jeffrey Edgar. Dieser Mann hatte mit James Brown gewisse Verbindungen gehabt. Die beiden haben sich nämlich oft zu Geschäftsgesprächen getroffen und ich hab ihn auch mal gesehen, als ich noch im Institut gelebt habe. Und zwei der Professoren, nämlich Prof. Michael Hoover und Prof. Harris Morgan haben auch dort gearbeitet.“ Diese Neuigkeit war L bis dato noch unbekannt gewesen. Zwar hatte er die Vergangenheit der Opfer bereits durchleuchtet, aber es stand nirgendwo geschrieben, dass einer von ihnen in diesem Institut gearbeitet hat oder irgendwelche Verbindungen zu Dr. Brown hatte. Und wenn das so stimmte, wieso waren sie umgebracht worden? Immerhin war Projekt Eva beendet, seitdem der Drahtzieher Dr. James Brown von Beyond getötet worden war und das gesamte Institut war zerstört. Außerdem hatte Sam Leens vor seinem Ableben alle Daten vernichtet, damit sie nicht in falsche Hände gelangen konnten. Warum also wurden jetzt all jene getötet, die damit zu tun hatten? Als er Andrew diese Fragen stellte, war sich dieser auch nicht sicher, hatte aber noch eine weitere Geschichte. „Als ich damals aus dem Koma aufgewacht bin und nicht laufen konnte, habe ich jemanden kennen gelernt, der ebenfalls in dem Institut lebte. Er bezeichnete James als seinen Vater, obwohl sie beide gleich alt waren und er hat mich in mancher Hinsicht ein wenig an Frederica erinnert. Wir waren zwei Jahre lang gute Freunde, aber er veränderte sich immer weiter und kam immer seltener und seltener zu Besuch. Als ich ihn gesucht habe, bin ich auf eine Art Gefängnis innerhalb des Instituts gestoßen. Dort habe ich zwei Männer vom Sicherheitspersonal belauscht, die irgendetwas von Proxys geredet haben und etwas von „Mutter“. Nun, ich hab beobachtet, wie sie jemanden in eine Zelle geworfen haben. Das war jener, mit dem ich mich angefreundet hatte. Irgendjemand hat ihn regelrecht aufgeschlitzt und er war schon tot gewesen. Aber er sagte mir damals, dass auch er Teil eines Projektes wäre.“ Projekt? Etwa noch eines so wie das Gedankenschaltkreisprojekt? „Warum hast du uns das nicht schon viel früher erzählt?“

„Ich wollte mich nicht mehr an diese Zeit erinnern und außerdem wusste ich damals nicht, wovon die beiden überhaupt geredet haben und ich weiß auch bis heute nicht, was diese Proxys eigentlich sind. Jedenfalls war Elion einer von ihnen und da er gestorben ist, wäre es wahrscheinlich nur noch einer und das wäre jemand namens Sheol. Und der soll wohl besonders gefährlich sein.“

„Sheol? Was ist denn das für ein bescheuerter Name?“ Und sofort war es Oliver, der für den Serienmörder die Antwort parat hatte. „Sheol bzw. Scheol ist die hebräische Bezeichnung des Totenreiches im Tanach. Es soll sich im Tiefen der Erde befinden und alle Verstorbenen, egal ob gerecht oder ungerecht, müssen dort die Ewigkeit in der Finsternis und Trostlosigkeit fristen. Zumindest war das im frühen jüdischen Glauben so. Auch im Christentum ist Sheol ein Begriff für das Totenreich. Man glaubt, dass dieser Ort aber nicht das endgültige Ziel der Seelen ist, sondern nur eine Art Vorstufe zur Endgültigkeit.“ Beyond starrte Oliver an, der seinerseits nebenbei einfach weiterarbeitete und seinen Vortrag problemlos heruntergerattert hatte. „Ernsthaft, man hätte dir den Buchstaben „W“ für „Wikipedia“ geben sollen. Bist du ein wandelndes Lexikon?“

„Nö, aber ich war mal für ein paar Jahre Jude und hab mich auch sehr intensiv mit Theologie beschäftigt. Da schnappt man eben viel auf.“

„Trotzdem ist das schon ein echt seltsamer Name. Aber wenn es wirklich stimmt und dieses Eva-Projekt war nicht das einzige, was dieser Dr. Brown da am Laufen hatte, dann ist es doch sehr wahrscheinlich, dass da noch was auf uns zukommt. Was, wenn es neben ihm noch jemand gibt, der da irgend so ein krankes Experiment am Laufen hat und nun irgendwelche Killer losschickt, um Zeugen zu beseitigen?“ Tja, das war die große Frage. Und auch die Frage war berechtigt, ob diese Proxys in Verbindung mit Eva standen und somit ihnen allen vielleicht tatsächlich Gefahr drohen könnte. Das Beste war, er ging der Sache nach. Auf jeden Fall waren Andrews Informationen sehr hilfreich und ein sehr guter Ansatzpunkt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-11-22T17:35:00+00:00 22.11.2014 18:35
Das Kapitel war großartig *-*


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