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Last Desire 8

L x BB
von

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Ein Alibi muss her

„Und ich sage es dir zum gefühlten hunderttausendsten Mal: Nein, nein und nochmals nein! Vergiss es, nicht in einer Millionen Jahren. Schlag dir das gefälligst aus deinem perversen Hirn!“

„Meine Güte, du stellst dich aber auch an. Was ist denn schon dabei?“ Mal wieder herrschte Krach bei L und Beyond, die sich wie schon so oft über irgendwelche Kleinigkeiten stritten. Jeremiel schüttelte den Kopf bei dem Gezanke und konnte nicht glauben, dass die beiden sich schon wieder in den Haaren lagen. Nun ja, inzwischen war das ja eigentlich schon fast Teil der Tagesordnung, aber manchmal ging es um so belanglose Kleinigkeiten, wo er sich manchmal wirklich fragte, wieso sie sich über so etwas streiten mussten. Nun, da sie beide absolute Dickköpfe waren und diese kleinen Zankereien ja auch ein ziemlich schräger Ausdruck ihrer Liebe waren, gewöhnte man sich irgendwann daran und man musste die beiden einfach so nehmen wie sie waren. Dennoch ging es dem älteren Lawliet-Zwilling ein wenig auf die Nerven und so langsam konnte er seinen Bruder verstehen, wieso er sich manchmal so über Beyond aufregte. „Nun sei mal keine Diva. Und überhaupt: seit der Waschmaschine, dem Flugzeug und der Küche müsstest du doch endlich mal kapiert haben, dass protestieren eh sinnlos ist.“ „Verdammt noch mal nein! Wofür hältst du mich denn bitteschön?“ Nun reichte es Jeremiel endgültig. Nicht nur, dass er wegen dem Wetter eh wieder Kopfschmerzen hatte, dieser Lärm machte es nur schlimmer und er konnte sich einfach nicht auf seine Himitsu Bako konzentrieren. Also stand er auf, ging ins Arbeitszimmer wo die beiden sich mal wieder am Zanken waren und ging dazwischen. „Ich hab ja keine Ahnung, worum es bei euren Streit schon wieder geht, aber so geht das nicht den ganzen Tag weiter.“

„Wenn du eh nicht durchblickst, worüber wir reden, dann halt dich doch da ra…“ Bevor Beyond weiterreden konnte, hatte Jeremiel ihn auch schon am Ohr gepackt und zog zur Strafe daran. Eine Maßnahme, die er sich von seinem Bruder abgeschaut hatte. Zwar war er noch zu Anfang, als er hergekommen war, sehr zurückhaltend und still gewesen, aber inzwischen wusste er sich auch ganz gut gegen Beyond durchzusetzen. „Mit Sicherheit geht es wieder um irgendwelche Sexfantasien bei dir. Ich mag ja nicht viel von Zweideutigkeiten und Anspielungen verstehen, aber ich bin nicht blöd und kann eins und eins zusammenzählen. Und wenn L das nicht will, dann akzeptier das auch!“ Damit hatte er seine Ansage gemacht und verließ das Zimmer wieder. „Und streitet euch bitte etwas leiser. Meine Kopfschmerzen werden da nur noch schlimmer.“ Nachdem die Tür zugefallen war, starrten Beyond und L verdutzt drein und waren sprachlos. Dann aber war der BB-Mörder der Erste, der wieder Worte fand. „L, dein Bruder kann echt gruselig sein. Echt, vor ein paar Tagen war der noch wie ein kleines Kind und jetzt… Ernsthaft, was ist mit ihm denn passiert?“

„Er lernt eben sehr schnell dazu und macht eben große Fortschritte.“

„Zu große, wenn du mich fragst. Manchmal jagt er mir fast schon Angst ein. Nachdem ich ihn im Keller so dermaßen eingeschüchtert hatte, dachte ich echt, der würde jedes Mal die Flucht ergreifen, wenn er mich sieht. Stattdessen weist er mich noch zurecht.“ Tatsächlich war es gerade erst zwei Wochen her, seit Jeremiel vor ihrer Tür gestanden hatte. Und in der kurzen Zeit, nachdem er sonst immer so still und zurückhaltend war und nie Emotionen zeigte, hatte er sich wirklich verändert. Nun gut, es fiel ihm immer noch schwer, Ironie, Sarkasmus und Redewendungen zu verstehen und manchmal interpretierte er auch einiges falsch oder reagierte nicht immer richtig auf bestimmte Situationen. Aber das nahm ihm auch niemand übel, da sie ja alle wussten, wieso er dieses Problem hatte. Und er lernte ja auch schnell dazu und erwies sich als sehr hilfsbereit. Er besaß ähnlich wie L eine ruhige Ausstrahlung und verlor eigentlich nie die Fassung. Allerhöchstens wurde er ungehalten, wenn Beyond es mal wieder zu sehr auf die Spitze trieb. Das Einzige Mal, wo er richtig emotional wurde, war vor knapp vier Tagen, als sie nach England geflogen waren, damit Jeremiel das Grab seiner Eltern besuchen konnte. Und da hatte er wirklich Tränen vergossen. Er hatte ziemlich unter der Tatsache gelitten, dass er seine Eltern nie hatte kennen lernen dürfen und dass diese nie etwas von seiner Existenz gewusst hatten. Zum Glück waren Watari, Beyond und L bei ihm um ihn zu trösten. Doch der Besuch war offenbar für ihn ein weiterer Schritt gewesen, seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Hester, die ihn auch psychologisch betreute, hatte eine einfache Erklärung dafür, dass er sich in so kurzer Zeit verändert hatte. „Da er wie ein Kind ist, nimmt er sehr viel sehr schnell auf. Im Grunde ist er wie ein weißes Blatt, das komplett neu beschriftet wird. Und eben weil es leer ist, lässt es sich so einfach beschriften. Alles was Jeremiel braucht, ist ein guter Umgang und jemand, der ihn richtig führt. Aber mit dir, L, sollte das eigentlich kein Problem sein. Eher mach ich mir Sorgen was Beyond betrifft…“ So wie Hester es beschrieben hatte war Jeremiel wie ein Kind, das in einer unglaublichen Geschwindigkeit erwachsen wurde und sich langsam aber sicher zu einem richtigen „Menschen“ in dem Sinne heranentwickelte. Vorher noch so nichts sagend und ein Rätsel für jedermann und nun wusste man wenigstens, wie man ihn einzuschätzen hatte. Nachdem der Streit fürs Erste beendet worden war, konnte sich L wieder seiner Arbeit widmen. Und aus reiner Langeweile gesellte sich Beyond dazu um ihn zu unterstützen, während Jeremiel Watari ein wenig zur Hand ging. „Also erzähl schon, L. Was hast du denn für einen Fall?“ „Mehrere Menschen wurden mit einer Klinge regelrecht massakriert. Sie alle haben hohe Posten bekleidet und die Polizei vermutet, dass vielleicht ein System dahintersteckt und wahrscheinlich entweder das organisierte Verbrechen damit zu tun hat, oder aber dass es um einen Machtkampf geht.“

„Hat man denn wenigstens Zeugen?“

„Ja, aber leider hat niemand den Täter identifizieren können. Er wird als knapp 1,78m groß beschrieben, trägt stets einen schwarzen Motorradhelm und schwarze Lederkleidung. Momentan versuche ich noch herauszufinden, wie die Opfer in Verbindung stehen.“ So waren Beyond und L erst mal beschäftigt und nur Jeremiel hatte ganz andere Dinge, an die er da denken musste. Zwar hatte er zwischendurch heimlich mit Liam telefoniert, aber dennoch wollte er ihn so gerne wieder sehen und bei ihm sein. Nur hatte er sich bis jetzt noch kein gutes Alibi einfallen lassen können, mit dem L kein Verdacht schöpfen würde. Und auch Liam hatte in der letzten Zeit Stress und wenig Zeit. Aber dann hatte er sich doch einen Tag freihalten können und nun zerbrach sich Jeremiel den Kopf, wie er unauffällig von hier verduften konnte, ohne dass L neugierig wurde. Denn obwohl er ein Mitglied der Familie war, so hatte L dennoch ein Auge auf ihn, das wusste er genau. Und sobald ihm irgendetwas seltsam vorkam, würde er genau nachhaken. Immerhin hatte er ja auch schon Beyond hinterher spioniert. Fragte sich nur, wie er das am besten regeln konnte. Den ganzen Aufwand müsste er ja nicht machen, wenn Liam ihn nicht gebeten hätte, Stillschweigen zu bewahren. Immerhin war sein Lover ein Mafiaboss und ein gefährlicher noch dazu! Von allen „Oberhäuptern“ der Mafiaclans stand er momentan auf Platz 2 und würde schon bald auf Platz 1 hochsteigen. Und da er nicht wollte, dass L noch Probleme machte, hatte er es lieber, wenn dieser nichts erfuhr. Das ersparte allen Beteiligten nur unnötig Ärger und Jeremiel wollte auch nicht, dass sein Bruder auch noch Schwierigkeiten mit Liam bekam. Zwar hatte dieser seine guten Seiten, aber in erster Linie war er auch ein gefährlicher Mann und das durfte man nie vergessen. Schließlich aber wurden seine Gedanken jäh unterbrochen, als es mal wieder an der Tür klingelte und Rumiko hereinkam. Sie grüßte alle gut gelaunt und hatte wie immer die Zwillinge bei sich, die selber putzmunter waren und das blühende Leben zu sein schienen. Sogleich kam Jeremiel ihr entgegen und wurde von ihr herzlich umarmt. „Hey Jeremiel, alles klar soweit?“ „Nur ein paar leichte Kopfschmerzen wegen dem Wetter. L und Beyond arbeiten gerade an einem Fall und ich weiß nicht, ob wir sie da unbedingt stören sollten.“

„Nicht schlimm, ich wollte ja auch eigentlich nach dir sehen.“

„Nach mir?“ fragte er überrascht als er das hörte und war verwundert. Wieso wollte Rumiko denn ausgerechnet nach ihm sehen? Die Musiklehrerin nickte und ging zusammen mit ihm in die Küche und machte sich einen Tee. „Klar doch. Immerhin gehörst du ja auch zur Familie dazu und da ihr direkt nebenan wohnt, komm ich ja sowieso immer vorbei, wenn ich mit dem Haushalt fertig bin und die beiden Kleinen gerade nicht am Schreien sind. Und? Wie kommst du so zurecht mit den beiden?“ Jeremiel setzte sich nun ebenfalls an den Tisch, konnte sich aber kaum konzentrieren, weil er immer noch an Liam und die Verabredung mit ihm denken musste. „Nun ja, Beyond ist manchmal etwas anstrengend, aber ich weiß mich schon durchzusetzen. Und mit L hab ich ja keine Probleme.“

„Aber dennoch beschäftigt dich doch etwas, oder? Ich sehe dir doch an, dass du dir wegen irgendetwas Gedanken machst. Also sag an: was kann Mama Ruby für dich tun?“ Doch Jeremiel zögerte noch, denn er war sich noch nicht ganz sicher, ob er Rumiko wirklich um Hilfe bitten sollte. Schließlich aber verwarf er diesen Gedanken wieder und sagte „Würdest du mir vielleicht einen Gefallen tun, Rumiko? Ich würde mich morgen gerne mit jemandem treffen und ich will nicht, dass L und die anderen etwas davon erfahren.“

„Oho“, rief die zweifache Mutter und grinste. „Hast du etwa ein Date?“ Jeremiel wich ihrem Blick aus, wurde aber dennoch rot im Gesicht und sein Herz begann schneller zu schlagen. Rumiko freute sich natürlich wahnsinnig für ihn und fiel ihm freudestrahlend in die Arme. „Ach wie schön! Da freue ich mich ja für dich. Aber sag, wieso willst du das geheim halten?“

„Die Person, mit der ich mich verabreden will meint, es könnte vielleicht Schwierigkeiten geben, wenn L davon erfährt und das will ich lieber vermeiden. Ich darf auch nicht sagen, wer es ist.“ Zuerst befürchtete er ja, dass Rumiko dennoch nachhaken oder misstrauisch werden würde, aber sie nickte verständnisvoll und sagte „Nun gut. Wenn das so ist und du deine Gründe hast, dann versteh ich das schon. Aber ich mach es nur wenn du mir versprichst, dass du dich nicht mit jemandem triffst, der vor allem für dich gefährlich werden könnte. Da reagiere ich nämlich empfindlich drauf, weil ich es nämlich überhaupt nicht gerne sehe, wenn jemand meiner Familie etwas antun will. Denn da werde ich zum Teufel, das verspreche ich dir.“ Das glaubte er ihr aufs Wort nachdem er schon von L erfahren hatte, was Rumiko mit dem letzten Kerl gemacht hatte, der es gewagt hatte, L anzugrabschen und ihn zu belästigen. Und auch Beyond hatte ihm schon mal gesagt, dass Rumiko zwar sehr herzlich und liebevoll war, aber sie konnte auch extrem gefährlich werden wenn sie wollte. Für sie gab es drei goldene Regeln, die man besser nicht brechen durfte. 1. Ihrem Mann Jamie durfte kein Härchen gekrümmt werden und wer sich über seine Behinderung lustig machte, der konnte sein blaues Wunder erleben. 2. Wer es wagte Kindern wehzutun, der konnte schon mal sein Testament machen und 3. sollte man es niemals wagen, sich an jenen zu vergreifen, die mit ihr befreundet waren bzw. unter ihrem Schutz standen. In dem Sinne war sie eigentlich fast genauso wie Liam. Denn der konnte auch mordsgefährlich werden, wenn jemand es wagte, seiner Familie Schaden zuzufügen. Und insbesondere wenn es um seinen geliebten Jeremiel ging, da kannte er keine Gnade. Dann machte er ausnahmslos kurzen Prozess. Rumiko war eben eine Beschützernatur und eine wahre Kämpferin. „Keine Sorge, die Person hat eigentlich ein gutes Herz und würde wirklich alles tun, um mich zu beschützen.“

„Klingt doch wunderbar.“

„Ja. Zwar hat sie nicht immer sonderlich viel Feingefühl und benimmt sich manchmal etwas ruppig, aber dennoch lieben wir uns sehr.“ Rumiko lehnte sich zurück und war sicher wieder in ihre eigene Welt entrückt. Beyond hatte schon mehrmals gewarnt gehabt, dass seine Adoptivschwester ein Herz aus Gold habe, aber sie sei auch ganz schön durchgeknallt, was schwule Beziehungen betraf. Und irgendwie stimmte das auch. Erst letztens hatte er mitbekommen, dass Rumiko die Beziehung sowohl von L und Beyond als auch die von Oliver und Andrew als Vorlage für eine eigene Mangaserie genommen habe. Und L war nicht sonderlich begeistert darüber, so wie er mitgekriegt hatte. Nun ja, alle in der Familie hatten so ihre Macken. Beyond war ein verurteilter Serienmörder und ein kleiner Sadist obendrein. L war manchmal etwas kindisch und auch nicht gerade die einfachste Sorte Mensch und Rumiko war süchtig nach Yaois. Ihr Mann Jamie war eine Realversion von Forrest Gump und lernbehindert, außerdem neigte er zum Stottern, wenn er aufgeregt war. Oliver war der Chaot und machte nur das, was ihm gerade Spaß machte und Andrew war zwar ein absolutes Genie und übertraf sogar L, aber er hatte oft mit seiner eigenen Unsicherheit zu kämpfen. Tja und ich war vor meinem Gedächtnisverlust ein emotionsloser Serienmörder, der unter einem anderen Namen gelebt hat und ich bin das fehlgeschlagene Produkt eines Experiments. Und mein Liebhaber ist Evas Bruder, der zugleich noch Mafiaboss ist. Irgendwie scheinen L und ich uns wohl die gefährlichen Typen auszusuchen. „Du sag mal Rumiko, warum interessierst du dich eigentlich so sehr für schwule Beziehungen?“ Die Musiklehrerin lächelte verlegen, als sie diese Frage hörte und erklärte „Na weil die meisten schwulen Männer besser die Bedürfnisse einer Frau verstehen als heterosexuelle Männer. Weißt du, ich habe nie wirklich Glück mit den Männern gehabt.“

„Kann ich mir bei deinem Aussehen nicht vorstellen.“

„Das ist ja das Problem. Ich sehe gut aus und dank dem Erbe meiner leiblichen Familie bin ich sogar Milliardärin. Aber das alles will ich nicht. Die Männer haben bei mir immer nur aufs Äußere geschaut oder sie wollten mich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Das heißt, sie wollten sich finanziell von mir aushalten lassen, ohne selbst einen Finger krumm machen zu müssen. Egal an wen ich auch geraten bin, sie waren alle gleich. Nur Jamie hat das nicht gekümmert. Er hat mich schon immer so geliebt wie ich war, selbst als ich nur eine adoptierte Ausländerin war. Jedenfalls hab ich die Männerwelt komplett abgeschrieben und habe mich schließlich in Oxford mit einem Studenten angefreundet, der sich mein Leid angehört hat. Er war so nett und verständnisvoll, bis ich dann erfahren habe, dass er schwul ist. Und fast alle schwulen Männer, die ich getroffen habe, nahmen mich als die Person an, die ich wirklich bin. Sie interessierten sich nicht für mein Aussehen oder für mein Geld und wollten auch nicht mit mir schlafen. Sie wollten meine Freundschaft ohne böse Hintergedanken und so kam es, dass ich sie regelrecht ins Herz geschlossen habe. Und als ich nach meinem Oxfordstudium nach Boston zurückkehrte, da machte ich es mir zur Aufgabe, auch zur Fürsprecherin zu werden. Sich zu bekennen, schwul zu sein, erfordert sehr viel Mut und Selbstbewusstsein. Viele lehnen so etwas ab und haben nicht viel Verständnis dafür. Aber man sucht es sich nicht aus und ich finde es mutig, wenn Männer offen dazu stehen. Das zeigt auch von wahrer Größe. Und ich will auch zeigen, dass sogar Frauen sich dafür stark machen können. Erst letztens hatte ich mich mit einer konservativen Gruppe in die Haare gekriegt, die das Lovely Evening als einen Sündenpfuhl bezeichneten und es schließen wollten, weil es unmoralisch und gottlos ist. Und angeblich würde es die Jugend verderben und den Geist der Männer mit dieser kranken Veranlagung vergiften.“

„Und was hast du gesagt?“ Hier musste Rumiko grinsen, denn sie musste sich an die entsetzten Reaktionen erinnern. „Nun ich sagte ihnen ganz einfach: wenn der Mensch nach Gottes Ebenbild erschaffen wurde, dann muss Gott doch auch schwul, lesbisch oder bisexuell sein, wenn das wirklich stimmen sollte. Und wenn es nicht stimmt, dann hat uns eben der Teufel allesamt erschaffen und demnach bräuchten wir Gott nicht mit unseren Gebeten auf die Nerven zu gehen. Stattdessen wäre es vielleicht ratsamer, sich eine Etage nach unten zu begeben und den da unten anzubeten. Vielleicht haben wir Glück und wenigstens der erhört uns.“ Jeremiel hob die Augenbrauen und empfand so etwas wie sehr tiefen Respekt vor Rumiko, dass sie der Protestgruppe so etwas direkt ins Gesicht gesagt hatte. Nun, er glaubte zwar nicht an so etwas wie ein göttliches Wesen, aber ihre Argumente waren schon sehr schlüssig und bauten ja auf dem Glaubenssatz der Christen. „Die Kirche ist sowieso total bescheuert mit ihren veralterten Weltanschauungen und Traditionen. Das ist alles schon längst nicht mehr zeitgemäß und lange wird sich das auch nicht mehr halten. Mag vielleicht sein, dass es so etwas wie einen Gott gibt, aber ich denke mir einfach: Gottes größter Fehler war nicht die Schöpfung des Teufels, sondern die Kirche und der Vatikan.“

„Und was haben die zu deiner Rede gesagt?“

„Sie haben mich als Gotteslästerin bezeichnet und dass ich doch mitsamt dem schwulen Sünderpack in der Hölle schmoren soll. Ich hab denen daraufhin einfach gesagt: wenn solch verklemmte, verbohrte und rassistische Spießer wie ihr in den Himmel kommt, geh ich doch freiwillig in die Hölle. Dort weiß man wenigstens besser Partys zu feiern.“ Sie ist schon echt mutig und selbstbewusst, dass sie so etwas sagt. Aber sie hat ja schon früh lernen müssen zu kämpfen. Immerhin hat sie sich um Beyond kümmern müssen und ihr Adoptivvater war ein cholerischer Säufer, der sie und Beyond regelmäßig verprügelt hat. Da ist es kein Wunder, dass sie von der Männerwelt immer mehr desillusioniert wurde und kein Vertrauen mehr zu Männern fassen konnte. Und da Jamie nun mal ein sehr gutgläubiger und ehrlicher Mensch war, da war es eigentlich nur logisch, dass sie beide zusammen waren. „Du bist eine wirklich beeindruckende Frau.“ „Dankeschön. Und weißt du, ich bin auch froh, dass ich so aufgeschlossen bin für solche Beziehungen. So kann ich Beyond und den anderen helfen und mich auch von ganzem Herzen für sie freuen.“

„Und nur mal aus reiner Neugier: wenn ich dir jetzt sagen würde, dass ich nicht schwul wäre, würde das an unserem Verhältnis etwas ändern?“ Zuerst war die Halbjapanerin bei dieser merkwürdigen Frage sichtlich irritiert, aber dann verstand sie, worauf Jeremiel hinaus wollte und was er mit dieser Frage beabsichtigte. Sie schüttelte den Kopf und erklärte „Nein, so darfst du das auch nicht sehen. Ich habe Vorurteile gegen heterosexuelle Männer, weil die meisten immer nur auf mein Aussehen oder mein Geld scharf waren. Aber wenn ich jetzt einem heterosexuellen Mann begegne, der mich als gute Freundin sieht und auch keine Hintergedanken hat, dann habe ich kein Problem damit und dann werde ich ihn auch nicht zurückweisen. Also brauchst du dir da keine Sorgen zu machen. Oliver ist doch auch bisexuell und hatte schon diverse Frauengeschichten gehabt, bevor er mit Andrew zusammengekommen ist. Nun gut, am Anfang hab ich ihn nicht so ganz leiden können, weil er sich einen Spaß daraus gemacht hat, mich anzubaggern. Aber inzwischen hab ich ihn doch sehr ins Herz geschlossen. Naja jedenfalls werde ich dir gerne bei deinem Date helfen, wenn du ein Alibi brauchst. Da Jamie ja ohnehin den ganzen Tag über arbeiten ist, werde ich einfach behaupten, du wärst mit ihm oder mit mir unterwegs.“ Damit hatte Jeremiel nun eine Verbündete und so stand seinem Treffen mit Liam eigentlich nichts mehr im Wege.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-11-22T17:33:54+00:00 22.11.2014 18:33
Ein spitzen Kapitel ♡♥♡



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