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Blutige Rose

von

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Gejagt

"Sagen Sie mal, hat Ihre Mutter Sie zu oft mit dem Klammerbeutel gepudert? Wieso habe ich die Akte nicht bekommen? Glauben Sie, solche 

Dinge passieren zufällig?" Watanabe klemmte das Handy zwischen Schulter und Wange, um eine Zigarette aus einer ramponierten Schachtel 

zu ziehen. Er steckte sie sich in den Mund, suchte sein Feuerzeug, wurde Yugi ihm gegenüber gewahr und steckte es wieder weg. "Ja. Ja, 

verdammt. Wenn ich zurück auf dem Revier bin, will ich diese Akte sofort haben. Und wenn Ihnen das nochmal passiert, sorge ich dafür, daß 

Sie nicht mal mehr einen Job bei der Müllabfuhr bekommen." Grußlos beendete der Kommissar das Gespräch und lehnte sich zurück. Der 

überstopfte Sessel sah noch genauso aus, wie Yugi ihn in Erinnerung hatte. Er selber saß auf dem zweiten Polstermöbel, Doktor Takano hatte 

wie ein Talkmaster oder ein Schiedsrichter auf dem dritten zwischen ihnen platzgenommen. Der Direktor hatte freundlicherweise sein Zimmer 

zur Verfügung gestellt, damit Yugi mit dem Kommissar sprechen konnte.
 

Mit hoffnungsvollen Augen blickte Yugi Watanabe an. "Sehen Sie? Atem kann es nicht gewesen sein, oder?"
 

"Wenn die Vorfälle miteinander zu tun haben und es sich um einen Einzeltäter handelt, dann kann dein Freund es wirklich nicht gewesen 

sein", stimmte Watanabe zu. "Aber erst muß ich noch mit den anderen reden und mir diese Akte ansehen, die dieser schluderige..." Er schnitt 

sich selbst das Wort ab und preßte die Lippen um die kalte Zigarette zusammen.
 

Yugi senkte leicht den Kopf. Irgendwie hatte er mehr erwartet. "Wenn es mir nur früher eingefallen wäre..."
 

"Du hast es richtig gemacht. Nach so einem Schock kann die Psyche schon mal das Gehirn blockieren. Nicht wahr, Doktor?"
 

"Allerdings", stimmte der zu. "Es hat schon Untersuchungen dazu gegeben, auch Fälle wie diesen hier, wo eine größere Menschengruppe 

auf engstem Raum die genau gleichen Dinge ausblendeten, obwohl sie für Außenstehende klar erkennbar waren."
 

Yugi hatte von diese Dingen keine Ahnung, auch nicht, ob Takano ihn damit nur beruhigen wollte. Dennoch... Er hatte Atem geholfen, 

selbst wenn es nur ein bißchen war. Jetzt konnte er nur abwarten, ob die Polizei neue Spuren fand, Spuren, die Atem entlasteten. 

"Kann ich Ihnen noch irgendwie helfen?"
 

"Noch mehr? Du hast mir geholfen, eine neue Perspektive zu finden." Watanabe lächelte. "Heute habe ich keine Fragen mehr, aber wer 

weiß, was das hier noch ergibt."
 

Takano nickte zustimmend. "Geh hinunter in den Speisesaal, dann bekommst du noch etwas zu essen." Die so kurzfristig angesetzte Befragung 

hatte erneut den nach der Uhr ausgerichteten Internatsalltag torpediert.
 

Yugi stand nickend auf und verabschiedete sich. Draußen saßen Anna und Mr. Peters; der Lehrer sollte wohl helfen, wenn Anna die japanischen 

Wörter ausgingen. Sie lächelten sich an, dann ging Yugi essen. Dieser Tag war besser abgelaufen, als Yugi es sich je erträumt hatte.
 

Doch als er schlafend im Bett lag, legte sich ein Schatten über ihn, raubte ihm die Luft zum Atmen und wisperte von Tod und Vernichtung. In 

seinen Träumen sah Yugi sich selbst in das entsetzte Gesicht, der Körper zerfetzt wie von einem wilden Tier, der Schnee blutrot.

Und eine dunkle Gestalt wandte sich dem Träumer zu und bleckte lange, blutbesudelte Zähne, zeigte einen riesigen, dunkelroten Rachen, 

bereit, Yugi zu verschlingen. Dann sprang sie!
 

Yugi erwachte am nächsten Morgen mit Herzklopfen, als hätte er einen Marathon gelaufen, und rauher Kehle, als hätte er sich die Lunge aus 

dem Leib geschrien. Doch niemand hatte seine Zimmertür eingerannt und ihn wachgeschüttelt, also war Yugi sich sicher, daß er nicht geschrien 

haben konnte. Er blinzelte müde, während sein Körper sich langsam wieder beruhigte. Was für ein grausamer Traum! Vielleicht sollte er doch 

noch mal mit Dr. Takano sprechen. Er wollte seine Freunde nicht noch mehr beunruhigen. 

Langsam stand Yugi auf, nahm seine Duschsachen und ging ins Bad. Zehn Minuten später fühlte er sich erfrischt und der Alptraum erschien 

ihm nicht mehr so real, der Geruch nach Blut war verschwunden. 

Der restliche Morgen war erstaunlich ereignislos. Yugi hörte kaum etwas über Atem, es schien, als hätte die gestrige, späte Befragung ohne 

Erklärung vielen Schülern den Mund verschlossen. Es war nur fraglich, wie lange es anhalten würde.

Später bekam Yugis Klasse einen Physik-Test zurück und Yugi war überrascht, daß er 60 von 100 Punkten bekommen hatte. In dem ganze Chaos der letzten Zeit hatte er nicht mehr 

an den Test gedacht und ehrlich gesagt auch nicht oft ans Lernen.

Er schob das Blatt gerade in seine Mappe, als die Tür ging. Yugi hob den Kopf und sah, wie ein heller Haarschopf sich in das Zimmer streckte, 

als würde der Besitzer sich fürchten, ganz einzutreten.
 

"Entschuldigen Sie, aber mein Zug hatte Verspätung. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte." 
 

Auf ein Nicken des Lehrers hin trat ein Junge ein, bei dem Yugi zweimal hinsehen mußte. Der Neue hatte lange, weiße Haare, braune Augen und 

wirkte wie eine jüngere Ausgabe von Bakura. Vielleicht Bakuras Bruder? Er trug ein weiß-blau gestreiftes Hemd, graue Hosen und seine Wangen waren gerötet, was im starken Kontrast zu seiner hellen Haut stand.

Nach einer kurzen, etwas verhaltenen Begrüßung durch die Klasse verneigte der Neue sich. "Ich bin Ryou Kamishiro. Es freut mich, euch 

kennenzulernen." 

Als er sich wieder aufrichtete, lächelte er und ein leises Quietschen kam aus mehr als einem Mund... Und nicht alle waren weiblich.

Yugi hob eine Augenbraue, aber beschloß, so zu tun, als hätte er nichts gehört.
 

Jonouchi beugte sich zu ihm rüber. "Nicht noch so einer", wisperte er.
 

"Weißt du, wie Bakuras Nachname ist?" fragte Yugi, was ihn gerade mehr beschäftigte.
 

"Irgendwas Arabisches", antwortete Jonouchi und verstummte, als Ryou sich auf einen leeren Platz zwei Reihen vor ihnen setzte. 
 

Soviel also zu der Bruder-Theorie. Aber Yugi sah ja auch Atem ähnlich (oder umgekehrt) und irgendwo hatte er mal gelesen, daß selbst nicht-verwandte Menschen sich ähnlich sehen konnten, weil Einzigartigkeit keine Fähigkeit zum Überleben war. Oder so ähnlich.

In der nächsten Pause wurde Ryous Tisch belagert. Alle wollten den Neuen kennenlernen.
 

"Was hab ich gesagt? Wie Atem und Co.", stellte Jonouchi fest und biß in seinen Apfel.
 

"Ryou scheint nett zu sein. Außerdem können wir wohl alle eine kleine, gute Abwechslung gebrauchen, die letzte Zeit war ja das Gegenteil." Yugi 

lächelte leicht.
 

"Was war eigentlich mit dem Polizisten gestern?"
 

Er erklärte Jonouchi und auch Emi, die dazu kam, nachdem sie Ryou offiziell begrüßt hatte, was gestern geschehen war. Yugi ließ nur aus, wie 

es um Atem und sich selbst bestellt war. Dafür wäre es auch ohne das ganze Drumherum noch zu früh gewesen. Während die Mädchen lautstark 

versuchten, Ryou für einen Schulrundgang zu gewinnen, lehnte Jonouchi sich nachdenklich zurück.

"An Anna hatte ich nicht gedacht..."
 

"Ich schon. Aber ich dachte auch, die Polizei würde das schon regeln." Emi seufzte. "Ein Fehlschluß."
 

"Nur wegen eines Fehlers", erinnerte Yugi sie. Er blickte aus dem Fenster hinunter in den Pausenhof. Der graue Stein und der graue Himmel 

schienen nacheinander die Arme auszustrecken. Die Bäume waren nur noch schwarze Schemen am Hofrand. Yugi sah sie an, er spürte, wie 

sein Herz schneller klopfte. Es war, als würde ihn aus dem Dunkel der Blätter ein feindseliges Augenpaar beobachten. Yugi näherte sich der 

Scheibe wie in Trance, während er ohne zu blinzeln auf die Bäumen starrte. Rot blitzte auf und Yugi schrie. Er sprang auf, stolperte nach hinten. 

Der Stuhl rammte sich schmerzhaft in seinen Rücken.

Yugi taumelte und wäre wohl in den Tisch seines Hintermanns gekracht, hätte Jonouchi nicht geistesgegenwärtig Yugis Arm gepackt und Yugi 

daran wieder hochgezogen.

Dann war es ganz still im Klassenzimmer. Yugi lief hochrot an, als er die verwirrten und erschrockenen Blicke seiner Klassenkameraden spürte. 

Mit gesenktem Kopf setzte Yugi sich wieder, eine Hand über seinem heftig pochenden Herzen.

Gespräche wurden wieder aufgenommen und die Aufmerksamkeit wurde wieder verlagert, hauptsächlich auf Ryou.
 

"Hey, Kumpel, alles gut?" erkundigte Jonouchi sich. Emi war ans Fenster getreten und sah stirnrunzelnd hinaus.
 

"Ja. Ich dachte, ich hätte was gesehen", murmelte Yugi unangenehm berührt. Als er wieder hinaussah, fiel ihm nichts auf, kein Rot, kein Gefühl, 

genau beobachtet zu werden.
 

"Das liegt sicher nur an diesem furchtbaren Wetter." Emi klang dennoch nicht überzeugt und Yugi hatte nicht den Mut, das anzusprechen. 

Denn er fürchtete, daß es stimmte.
 

Das Wetter war noch immer bedrohlich, als Yugi nachmittags in sein Zimmer zurückkehrte. Diesmal sah Yugi den Umschlag auf dem Boden, 

allerdings war dieser schwarz. Yugi hob ihn auf, öffnete ihn und las. "Ach, nicht doch", murmelte er, als er geendet hatte. Nach einem Schluck 

Wasser trottete Yugi mit seinen Mathe- und Physik-Sachen hinauf in das Stockwerk der Abschlußklasse. Er fand die Tür und klopfte langsam an. Es polterte kurz im Zimmer, dann gab die 

aufschwingende Tür ein breit grinsendes Gesicht frei.
 

"Mann, Muto! Ich bin enttäuscht, daß du dich wegen mir nicht so beeilt hast, wie wegen dem ollen Atem. Komm rein."
 

Yugi folgte der Aufforderung seufzend. Das Zimmer war vom Schnitt und den Möbeln identisch mit Atems, doch während Atem seines immer 

penibel sauber hielt, sah es bei Bakura aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Bakura selbst bewegte sich in dem Chaos aus Kleidung, Schulsachen und Müll äußerst geschickt. Er räumte einen Teil des Tisches und einen 

Stuhl frei und hieß Yugi, sich doch zu setzen.

Der folgte mit einem komischen Gefühl in der Magengegend.
 

"Jetzt kuck nicht so! Ich bin auch gut in Mathe. Ist mein Lieblingsfach", verkündete Bakura. 
 

"Natürlich." Yugi versuchte zu lächeln, aber es fühlte sich eher an wie ein Muskelkrampf. "Du müßtest mir eine Arbeit unterschreiben. Physik 

allerdings."
 

"Physik ist auch toll. Zeig mal her!" Bakura nahm die Arbeit, die Yugi ihm reichte, und studierte sie eingehend. "He, hast dich ja schon ganz schön 

gemausert."
 

"Atem ist ein guter Nachhilfelehrer! Ähm... Nichts gegen dich", fügte Yugi eilig hinzu.
 

Bakura winkte ab. "Er ist dennoch ein Trottel."
 

"Was?" Yugi runzelte die Stirn.
 

"Weil er so doof ist und nach nem Mord ein offenbar blutiges Hemd abfackelt. Trottel", führte Bakura aus, der einen Stift nahm und einen 

ausschweifenden Schlenker auf die Arbeit setzte.
 

Yugi senkte den Kopf. Auch wenn es ihm nicht gefiel, Bakura hatte nicht unrecht. "Ich frage mich, was Atem gerade macht", murmelte Yugi 

mehr zu sich selbst.
 

"Keine Ahnung. Wenn ich's wissen sollte, hätte er es mir gesagt." Bakura ließ sich auf einen zweiten Stuhl fallen. "Wollen wir jetzt deine Arbeit 

durchgehen oder willst du mir erzählen, wie toll Atem aussieht?"
 

Yugi biß sich auf die Lippe. "Die Arbeit", antwortete er schließlich. Bakura hatte das zweite sicher nicht ernst gemeint und nur gesagt, weil Atem 

so beliebt war. Aber ob das bei Jungen insgeheim auch so war, daß sie öfter für Atem schwärmten? Yugi riß sich am Riemen und vertiefte sich 

mit Bakura in die Verbesserung des Tests.

Sie waren endlich bei der letzten fehlerbehafteten Aufgabe angelangt, als es kurz an der Tür klopfte und diese gleich danach aufgerissen wurde.

Yugi blickte, aus seiner Konzentration gerissen, hoch. "Atem!" rief er überrascht und erfreut. Der blickte ihn verwirrt an und dann zu Bakura.
 

"Rate mal, wer dem Kleinen hier ab heute den akademischen Arsch rettet", frohlockte Bakura grinsend.
 

Atem verzog das Gesicht. "Seit wann gibst du Nachhilfe?"
 

"Seit heute vor...", Bakura blickte theatralisch auf seine Armbanduhr, "einer halben Stunde. Du mußt mir nicht danken, daß ich ihn übernehme, 

bis deine unglückliche Situation geklärt ist."
 

"Yugi, paß nur auf, daß er dir keinen Mist erzählt." Atem schloß die Tür und schlenderte zum Tisch, um Yugi über die Schulter zu sehen.
 

Yugi hatte Mühe, nicht aufzuspringen und Atem an sich zu drücken. Diese Nähe tat gut, aber sie schmerzte dennoch, denn es war nicht nah 

genug. "Ich gebe schon acht", murmelte er abgelenkt.
 

"Das ist gut." Atems Stimme war warm und Yugi hätte nichts sehnlicher getan, als Bakura rauszuwerfen und wenigstens fünf Minuten mit Atem 

alleine zu sein. "Du hast dich sehr gut gemacht, Yugi, ich bin stolz auf dich", erklärte der schließlich und seine Hand legte sich auf Yugis Schulter.

Yugi glaubte, zu verbrennen.
 

"Und wie gut bin ich?" mischte Bakura sich ein.
 

"Nun ja... Bisher hast du keinen Fehler gemacht."
 

Bakura schnaubte. "Wie gnädig... Also was willst du?"
 

Atems Blick glitt zur Seite und als Yugi ihm folgte, entdeckte er, hinter einem weiteren Haufen Wäsche, einen kleinen Kühlschrank. "Ich wollte 

dich nur mal besuchen", erwiderte Atem schließlich. "Nichts weiter. Dann werde ich euch nicht weiter stören." Er drückte nochmal Yugis Schulter. 

"Wir sehen uns auch bald wieder", versprach er, bevor er ging.
 

Yugi sah ihm nach, stirnrunzelnd und verwirrt. "Das war irgendwie seltsam."
 

"Der ist immer seltsam", winkte Bakura ab. "Zurück an die Arbeit, Kleiner. Ich will auch bald fertig werden."
 

Yugi nickte zustimmend. Doch während er versuchte, Bakuras Erklärungen zu folgen, fragte er sich, wann und wie er und Atem einander 

wiedersehen würden. Sein Herz schlug nur bei dem Gedanken schneller.
 

***
 

Aller Hoffnung zum Trotz vergingen die nächsten zwei Tage ereignislos und träge. Yugi glaubte, die Zeit würde einfach nur kriechen. Nach dem 

Abendessen des zweiten Tages beschloß Yugi, einen Spaziergang hinaus in das Wäldchen zu machen. Er wollte nur kurz zu der Hütte, einfach 

mal schauen, und dann würde er auch gleich wieder zurückgehen. Er würde nicht tiefer in den Wald gehen, er sollte also halbwegs sicher sein. 

Auf dem Weg an der Turnhalle vorbei klingelte sein Handy. Yugi zog es hervor, sah aufs Display und nahm dann an. "Hallo, Miho! Wie gehts?"
 

"Ah, ganz gut. Und dir? Was Neues bei euch?"
 

"Irgendwie liegt über allem eine komische Atmosphäre." Unwillkürlich blickte Yugi hinauf in die Kronen der Bäume, die mit jedem Schritt größer 

wurden. "Noch nichts. Die Polizei ermittelt noch. Ich wünschte, sie würden etwas finden."
 

"Oh..." Miho klang so niedergeschlagen wie Yugi sich fühlte. "Hast du deine Eltern schon erreicht?"
 

"Nein... Ich meine, ich habe eine Meldung von ihnen bekommen, aber sie haben aktuell kaum funktionierendes Telefon oder Internet. Es ist 

etwas schwierig, ihnen alles zu erzählen, wenn die Leitung alle drei Worte zusammenbricht. Ich werds wohl aussitzen müssen." Und auch 

wenn Yugi vor kurzem begeistert gewesen wäre, Rosenhain hinter sich zu lassen, jetzt fühlte er, daß er hier nicht mehr so einfach fortgehen 

konnte. Er hatte hier Freunde und vielleicht hatte er in Atem sogar mehr gefunden.
 

"Das scheint dir ja recht wenig auszumachen", meinte Miho und er stimmte ihr zu. "Dir muß ja was Gutes passiert sein, daß du es an so einem 

blutigen Ort aushältst."
 

Yugi lächelte. "Ja. Ich denke es jedenfalls. Es ist nur gerade kompliziert..."
 

"Ich denke, ich verstehe. Aber du erzählst es mir als Erste, wenn's offiziell wird."
 

"Sowieso. Gibts einen bestimmten Grund, daß du anrufst?"
 

"Ja. Es hört sich vielleicht komisch an, aber... Sei auf der Hut vor Ushio." Ihre Sorge war direkt fühlbar.
 

Yugi hielt inne. Seine Hand schloß sich fester um das kleine Telefon. "Ushio? Ich dachte, er läge noch immer im Koma?"
 

"Bis vorgestern abend", präzisierte Miho. "Meine Mutter kennt doch die seine, weißt du noch? Also Ushios Mutter hat erzählt, daß ihr Sohn aus 

dem Koma aufgewacht ist. Das war zuerst ein Riesenschock, denn dieser Herzmonitor hat plötzlich eine Flatline ausgespuckt, so wie in diesen 

Krankenhausserien. Ja, aber gleich darauf ist Ushio aufgewacht. Der Monitor war wohl irgendwie kaputt oder so. Jedenfalls fing Ushio an, 

sich ganz wahnsinnig zu gebärden. Er soll sogar geknurrt haben, kannst du dir das vorstellen?"

Und ob Yugi das konnte! Seine Fantasie war sehr lebhaft.

"Sie haben ihn dann mit Müh und Not auf die psychiatrische Abteilung geschafft, da ist er schließlich eingeschlafen, nachdem sie ihm 

Beruhigungsmittel gegeben haben. Aber jetzt kommt der wirklich gruselige Teil: Am Morgen war er nicht mehr da. Niemand hat gesehen, 

wie er das Krankenhaus oder überhaupt die Station verlassen hat. Keine Spur! Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Und deshalb, Yugi, 

paß bitte auf dich auf."
 

Yugi stand inzwischen vor der Hütte, er hatte plötzlich das Gefühl, als würden die Bäume um ihn immer näher rücken. "Das werde ich. Ich... 

muß jetzt aufhören. Bis bald, Miho." Ohne auf ihre Antwort zu warten drückte er den roten Knopf. Er versuchte, langsam und tief zu atmen. 

Und doch hörte er, wie er wie ein Pekinese hechelte. Ushio war weggelaufen... Niemand wußte, wo er war. 
 

Sei vernünftig, Yugi! Was sollte er hier? Er kennt deine neue Schule doch gar nicht. Du hast das doch eben aus dem Grund geheimgehalten 

vor Typen wie ihm.
 

Yugi stellten sich die Nackenhaare auf. Das Rauschen der Bäume klang bedrohlich, es übertönte alles, jeden Laut! Yugi würde niemanden 

hören, bis es zu spät war, wenn es das nicht schon war. Er spürte etwas, es näherte sich. Yugi sah bereits ein schwarzes Maul, das aufriß, 

Speichel flog, weiße Zähne leuchteten gegen dunkelrotes Fleisch an, das Loch wurde immer größer und obszöner und Yugi konnte ihm nicht 

entfliehen. Es würde ihn verschlingen!
 

Mit einem lauten Schrei fuhr Yugi herum und prallte fast in einen anderen Körper. Nach Luft japsend taumelte er rückwärts und gegen die Hütte. 

"Au!"
 

"Oh, das tut mir leid! Hast du dir was getan? Ich wollte dich nicht erschrecken."
 

Die Stimme war sanft trotz der Aufregung und als Yugi sein Gegenüber anblinzelte, erkannte er Ryou. Ob Bakura schon von seinem Spiegelbild 

wußte? Yugi hätte ihn plötzlich sehr gerne gefragt. Yugi atmete tief durch, fragte sich kurz, wo er sich den Kopf gestoßen hatte und erwiderte: 

"Alles okay. Ich war in Gedanken... Ich hätte nicht hierher kommen sollen."
 

Ryou blickte skeptisch nach oben. "Ja, hier ist es irgendwie unheimlich." Er drehte den Kopf, dann den Körper und Yugi hörte es klackern. 

Es kam aus dem kleinen Rucksack, den Ryou bei sich trug.
 

"Wem sagst du das! Aber was machst du hier draußen?"
 

Ryou sah ihn an, dann lächelte er. "Ich habe Steine gesucht. Ich mag es, sie aufzumachen und darin Kristall oder Fossilien zu finden. Ah, ich 

habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich heiße Ryou Kamishiro. Und du bist Yugi Muto, nicht wahr?"
 

Yugi nickte und sie verneigten sich beide kurz. "Wundert mich, daß du meinen Namen kennst."
 

"Nun, ich habe gehört..." Ryou brach ab und sein weißes Gesicht rötete sich. Leiser, als könnte er ihre Umgebung erschrecken, fuhr er fort: 

"Daß du dieses arme Mädchen gefunden hast."
 

"Oh. Das stimmt", antwortete Yugi. Erneut blickte er hinauf in die Bäume. Was machte er eigentlich hier? Die Antwort war einfach: Er hatte 

nachsehen wollen, ob Atem hier war. Inzwischen kam ihm das reichlich dumm vor, schließlich war Atem letztens ihm hierher gefolgt, nicht 

umgekehrt. "Es war in diesem Wald", klärte er Ryou schließlich auf.
 

Ryou spannte sich an. "Dann war das hier wohl doch keine so gute Idee." Er nahm Yugi an der Schulter und entschlossen richtete er seine 

Schritte zurück. 
 

Yugi mußte ihn begleiten. "Ich weiß auch nicht, warum ich zurückkommen mußte", versuchte er, sein eigenes seltsames Verhalten zu erklären. 

Oder ging es vielleicht doch gar nicht um Atem? Es war schwer zu sagen und zu gerne hätte Yugi jetzt Atem an seiner Seite gewußt. 

Dann wäre alles leichter. Dann müßte er weniger Angst haben. Atem war so voller Selbstvertrauen und ohne Angst, Yugi wußte einfach, 

daß er sich in Atems Armen wohler fühlen würde. So leichten Herzens wie letztens. Doch wenn er an Ushio dachte... Aber was brachte das? 

Ushio konnte nie und nimmer hier sein. Wer auch immer hier sein Unwesen trieb, es war nicht Ushio. Selbst der würde wohl vor Mord 

zurückschrecken. Davon abgesehen paßte es ja schon rein zeitlich nicht zusammen.
 

Ryou schien nicht zu bemerken, wie durcheinander Yugi war. "Die Dunkelheit fasziniert die Menschen. Geistergeschichten, Horrorfilme... 

Der Markt dafür boomt und das schon seit langer Zeit. Oder es ist ein Trauma."
 

Yugi zuckte mit den Achseln. Da war er überfragt. Vielleicht sollte er wirklich mal wieder mit Dr. Takano sprechen. Trauma, das würde es wohl 

sein. Wer bekam von sowas denn kein Trauma? "Bist du mit Bakura verwandt?" erkundigte er sich, um das Gespräch in angenehmere Bahnen 

zu lenken.
 

Ryou zuckte zusammen und mit verengten Augen sah er Yugi an, als wäre dieser eine Bazille unter dem Mikroskop. "Was?"
 

Yugi ging einen Schritt weiter und hob die Hände. Ryou schien wenig erbaut, ja fast schon wütend. Soviel zu angenehmen Themen... "Bakura. 

Einer der älteren Schüler. Ihr seht euch ähnlich. Hat dir das noch keiner gesagt?"
 

"Nicht, daß der Kerl Bakura heißt." Ryou preßte seine Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Er ging weiter und Yugi folgte ihm mit etwas 

Abstand.
 

"Tut mir leid", folgte Yugi seinem Bedürfnis, sich zu entschuldigen.
 

Ryou winkte ab, aber sagte nichts. Schweigend kehrten sie zum Wohnheim zurück. Erst als sie ihr Stockwerk erreichten, durchbrach Ryou 

die unangenehme Stille. "Es ist nicht deine Schuld."
 

"Gibt es denn ein Problem?" hakte Yugi vorsichtig nach.  
 

Ryou wandte Yugi das Gesicht zu, lächelnd, dann schüttelte er den Kopf. "Es hat mich überrascht, daß es nicht nur so dahergesagt war von 

diesen Mädchen."
 

"Oh, ach so." Yugi konnte es dennoch nicht glauben, aber Ryou kannte ihn auch gar nicht. Wer erzählte Fremden schon gerne Dinge, die 

offenbar so stark einen Nerv trafen? Yugi hatte Ryou ja auch nichts über Ushio erzählt. Das war etwas, von dem er nicht mal wußte, ob er 

es mit seinen Freunden hier im Internat teilen sollte. Schließlich konnte er sich auch nur etwas einbilden. Wahrscheinlich tauchte Ushio 

morgen irgendwo in Domino auf und dann hätte Yugi völlig unnötig die Pferde scheu gemacht. Die Entscheidung war im Grunde ganz einfach: 

Yugi würde nichts sagen, bis er mehr wußte.
 

Rou derweil nickte. "Ich muß meine Funde verstauen. Entschuldige bitte mein unhöfliches Benehmen eben." Er verneigte sich tief vor Yugi, 

während der abwehrend die Hände hob.
 

"Nein, nein, es muß..."
 

"Nein, mir!" Ryou lief hochrot an, als er sich seiner Lautstärke bewußt wurde.
 

Yugi mußte lachen. "Ich glaube, das bringt uns nicht weiter."
 

Ryou schmunzelte und sein Gesicht entspannte sich. "Du hast recht. Ich freue mich, mit dir in eine Klasse zu gehen. Laß uns gut miteinander 

auskommen."
 

Yugi nickte begeistert. "Sag, hast du schon einen Tutor?"
 

"Ich bin bei Anzu Mazaki. Sie ist auch sehr freundlich."
 

"Das stimmt. Sie sorgt sich wirklich sehr um uns alle." Yugi machte eine Geste, die das Wohnheim umfassen sollte.
 

"Ja. Ich hoffe, sie gibt gut auf sich acht. Ich meine, wenn ein Mädchen verletzt und ein anderes sogar getötet wurde..." Ryou zupfte an seiner 

dünnen Armbanduhr.
 

Yugi nickte nachdenklich. "Ich bin mir sicher, sie..."

Doch weiter kam er nicht. Jemand stieß gegen ihn und Yugi fiel mit seinem Angreifer zu Boden. Er sah Sterne. Das einzige, woran Yugi denken 

konnte, war Ushio. Also versuchte er, sich unter dem schwereren Körper hervorzuwinden, schlagend und tretend.
 

"Aua! Verdammt, Yugi!"

Der erkannte Jonouchis Stimme und blickte auf, als sich das Gewicht von ihm hob. Jonouchi hielt sich stöhnend das Gesicht und als er die Hand 

anhob, konnte Yugi sehen, daß der Bereich um Jonouchis linkes Auge sich zornig rot verfärbte. 

"Mann, du hast vielleicht nen Schwinger."
 

"Oh, ich... Das... Das tut mir leid..." Beschämt blickte Yugi zur Seite.
 

"Geht es?" Ryou beugte sich besorgt über Jonouchi. 
 

"Es tut weh, aber ich hab schon Schlimmeres weggesteckt." Jonouchi zwinkerte mehrmals, dann stand er auf und streckte Yugi die Hand hin. 

"Ich muß dir was zeigen", erklärte er ernst.

Yugi nahm Jonouchis Hand nur zögerlich an, doch sein Freund zog ihn resolut wieder auf die Beine und schleppte ihn mit. Während Yugi 

Entschuldigungen stammelte und seinen Ausraster zu erklären versuchte, wurde Jonouchis Miene immer grimmiger und Yugi bekam es mit der 

Angst zu tun, bis er verstummte.

Schließlich blieb Jonouchi stehen und Yugi erblickte eine Gruppe verstörter Jungen und Herrn Isshi, ihren Erzieher. Sie alle standen vor Yugis 

Tür und Yugi wunderte sich, was der Auflauf sollte. Die anderen Jungen wichen vor ihm zurück und gaben den Weg und den Blick auf die 

Türe frei.
 

Oder eher die zerschmetterte Holzplatte, die nur noch schief an einer ächzenden Angel hing. Holzsplitter bedeckten den Boden. Yugi wurde 

eiskalt und er begann zu zittern... "Was...?"
 

"Ach, du meine Güte!" Ryou, der ihnen offenbar gefolgt war, riß Yugi momentan von dem Anblick los. Er starrte entsetzt auf die eingeschlagene 

Tür. "Es ist doch nicht schon wieder jemand..." Schnell bedeckte er seinen Mund und blickte beiseite.
 

"Nein", antwortete Herr Isshi. "Die Tür wurde zerschlagen, das Bett auch, aber passiert ist niemandem was." Er blickte Yugi ernst an. 

"Zum Glück warst du nicht hier. Ich hatte schon Angst..." Er brach ab, räusperte sich und tupfte sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
 

"Es hat plötzlich gekracht", erklärte Jonouchi. "Es klang wie ne Abrißbirne. Ich bin so schnell hergelaufen, wie ich konnte, aber den miesen 

Arsch konnte ich nicht mehr kriegen." Er ballte die Hände zu Fäusten. "Wenn ich den erwische..."
 

Yugi taumelte leicht, dann fing er sich und trat langsam ein. Es war, wie Herr Isshi gesagt hatte. Das Bett war ebenso zerlegt wie die Tür. 

Der Rest war unberührt. Es sah aus, als sei ein höchst launischer Riese durch Yugis Zimmer gestapft und hätte einfach so beschlossen, 

zwei Sachen zu zerschlagen und den Rest nicht. Ein Riese... Ein Monster... Yugi schluckte mühsam und umfaßte mit beiden Armen seinen 

Oberkörper. Das hier war eine Botschaft. 

"Ushio", preßte Yugi über taube Lippen noch hervor, bevor der Boden auf ihn zukam.
 

***
 

Es war so schön weich und angenehm warm. Yugi fühlte sich, als würde er auf einer flauschigen Wolke liegen, die gemächlich über den 

Himmel zog. Mit einem kleinen, zufriedenen Seufzer griff Yugi in die Wolke und zog ein Stück so, daß sein Kopf bequemer lag. Das war schön... 

Nur warum roch es so streng und medizinisch? Stöhnend blinzelte Yugi in gedämpftes Licht.

Neben ihm raschelte es und Jonouchis besorgte Miene erschien von rechts in Yugis Gesichtsfeld.
 

"Yugi?" erkundigte Jonouchi sich leise.
 

Der Angesprochene stöhnte nur.
 

"Ich hole die Schwester." Anzus Stimme, erleichtert und doch rauh.
 

Von links beugte sich Atem über Yugi. "Was machst du nur für Sachen", wisperte er leise.
 

"Wo... Wolke?"
 

"Wie Wolke?" erkundigte Jonouchi sich. Die Stelle, an der Yugi ihn erwischt hatte, wirkte dunkel.
 

Langsam kamen die Geschehnisse von vorhin in Yugis Bewußtsein wieder an die Oberfläche. "Ushio!"
 

"He, das hast du vorhin schon mal gesagt. Wer..."
 

"Das kannst du ihn später fragen, Jonouchi." Eine Frau. Es dauerte einen Moment, bis Yugi die Schulschwester erkannte, die sich nun mit 

ernstem Gesicht über ihn beugte und ihm mit einer kleinen Lampe in die Augen leuchtete.

Yugi mußte sich anstrengen, seine Augen nicht zu tief schweifen zu lassen. Schwul oder nicht, solche Ausschnitte sah er nur selten.

"Sieht gut aus. Wie fühlst du dich?"
 

"Mir war irgendwie komisch..."
 

"Der Kreislauf. Ich habe gehört, was passiert ist." Die Schulschwester richtete sich wieder auf und steckte die Lampe an die Brusttasche ihres 

Kittels. Yugi erinnerte sich dunkel, daß sie Kujaku hieß. "Der Arzt war da, er hat dir was gespritzt, damit du bald wieder auf die Beine kommst."
 

Yugi nickte und setzte sich langsam auf. Ihm tat nichts weh, aber er fühlte sich noch immer sehr merkwürdig. Schwester Kujaku half ihm und Atem 

arrangierte die Kissen so, daß Yugi sich dagegen lehnen konnte.

Jetzt sah er, daß er sich in der Krankenstation befinden mußte. Ihm gegenüber befand sich ein zweites, leeres Bett. Einige Schränke standen an 

den Wänden und unter ein Fenster war ein überladener Schreibtisch gequetscht. Alles war weiß - oder eher gelblich. Vielleicht nur wegen dem 

Licht.
 

"Also wer oder was ist Ushio?" kam Jonouchi endlich dazu, die Frage zu stellen, die ihm auf der Zunge brannte.
 

Atem blickte ihn an, dann Yugi. "Jemand sehr Unangenehmes von Yugis früherer Schule. Aber ich weiß nicht, was er hier wollen sollte." 

Sein aristokratisches Gesicht sah aus, wie aus Stein gemeißelt.
 

"Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, daß Miho mir vorhin erzählte, er sei aus dem Krankenhaus verschwunden. Ohne daß es jemand bemerkt 

hat." 
 

Atems Kiefer mahlten. "Er ist also aus dem Koma aufgewacht."

Yugi nickte nur.
 

"Und der hat jetzt Yugis Zimmer verwüstet? Ist Domino nicht ein ganzes Stück weg?" Jonouchi kratzte sich am Kopf.
 

Kujaku stemmte resolut die Hände in die Hüften und bedachte die Jungen mit finsterem Blick. "Yugi bleibt heute nacht hier und es wäre wirklich 

gut, wenn er schlafen könnte, ohne daß ihr alles wieder hochbringt. Das ist was für Dr. Takano."
 

"Ich glaube... Ushio ist ein Monster", wisperte Yugi. Seine Hand glitt über das Bett und stieß gegen eine kühle, schlanke, die seine Hand einfach 

nahm und gut festhielt. Yugi sah auf die Decke und hoffte, die anderen würden es nicht bemerken. "Du solltest auch was für deinen Kreislauf tun, 

Atem", sagte er dann.
 

"Äh, wie kommst du darauf?"
 

"Du hast immer so kühle Hände."
 

"Er ist bereits in Behandlung", meinte Kujaku und deutete zur Tür. "Na los! Ihr könnt Yugi morgen nerven, wenn er wieder auf den Beinen ist."
 

Anzu, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, kam zu Yugi und drückte ihn kurz. "Gute Besserung. Schlaf schön."

Yugi nickte und sah zu, wie sie und dann auch Jonouchi das Zimmer verließen. Kujaku blickte Atem mit hochgezogenen Augenbrauen an. 

Der blickte säuerlich zurück, doch auch er gehorchte. Aber erst nach einem kurzen Kuß auf Yugis Lippen. 
 

"Ach ja... Ich wurde entlastet. Die Polzei sagt, es war ein Einzeltäter, damit bin ich raus. Danke dir." Atems Worte waren leise und sanft und 

fast glaubte Yugi, sich verhört zu haben. Doch das Glück in Atems Augen ließ ihn wissen, daß es stimmte. 

Yugi blickte Atem müde nach, mit Kribbeln im Bauch. Für den Moment war die Bedrohung vergessen.
 

Als Yugi am nächsten Morgen aufwachte, saß Anzu an seinem Bett. Sie hatte Ringe unter den Augen und war warm angezogen. "Geht es dir gut?"
 

Sie lachte. "Solche Worte aus deinem Munde? Das sollte eher ich dich fragen."
 

"Wie geht es dir?" Yugi konnte stur sein, wenn es ihm wichtig war.
 

Anzu seufzte und nestelte an einem dunkelblauen Schal. "Ich denke, ich brüte eine Erkältung aus. Zuviel Streß in letzter Zeit."
 

"Du siehst auch recht blaß aus", beobachtete Yugi.
 

"Danke, du ebenfalls." Anzu schmunzelte. "Und jetzt sag, wie es dir geht."
 

"Besser als gestern jedenfalls. Wahrscheinlich hat Schwester Kujaku schon einen Termin für mich mit Dr. Takano ausgemacht." Yugi stopfte das 

Kissen in seinen Nacken, sodaß er besser sehen konnte.
 

"Du solltest die Hilfe für deine Psyche annehmen. Die Polizei sucht derweil den Täter... Oder vielleicht die, wenn dein Einbrecher und der... 

Mörder nicht derselbe sind. Ich hoffe, sie sind nicht dieselbe Person." Anzu schloß die Augen. Yugi gab ihr hageres, erschöpftes Gesicht einen 

Stich ins Herz.
 

"Ich denke, du könntest auch Hilfe gebrauchen."
 

"Meine Eltern sind geschieden. Meine Mutter lebt in New York, mein Vater kann gerade mal für sich selber sorgen. Hier zu bleiben ist für mich 

die beste Lösung." Anzu lächelte wackelig. Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Yugi konnte es ihr nachfühlen.

"Außerdem bin ich wirklich gerne hier und helfe anderen. Aber ich sollte mich wohl mehr auf Seto verlassen. Auch wenn er das 

Einfühlungsvermögen eines toten Stinktiers hat."
 

Yugi mußte trotz allem grinsen. "Sicher werden sie Atem wieder einsetzen, oder?"
 

Anzu schüttelte leicht den Kopf. "Ich weiß es nicht. Der Direktor ist ein gerechter Mann, aber es wurde viel Böses über Atem gesagt in letzter Zeit. 

Wenn sein Ruf sich nicht schnell erholt..."
 

"...erhält er das Vertrauen der Schülerschaft nicht zurück." Yugi seufzte. "Ich wünschte, ich könnte ihm helfen."
 

"Das hast du bereits." Anzu stand auf und nahm Yugis Hand. "Ich hoffe..." Sie brach ab. "Nicht so wichtig. Paß auf dich auf!" Sie nahm ein 

weißes Papiertäschchen, wahrscheinlich war darin etwas gegen Erkältungen, dann ging sie.
 

Yugi blieb allein zurück und fragte sich, wie sie all dem nur solange hatte standhalten können. Als er zum Fenster blickte, sah er, wie weiße 

Flocken hinter der Scheibe herabfielen. Der Winter war angekommen. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nanbi
2013-10-15T21:55:18+00:00 15.10.2013 23:55
Heiiii,

Uhhh habe gerade das neue Kapitel gelesen. Habe mich riesig darüber gefreut.
Du gestaltest deine FF einfach zu spannend. Ich könnte daran vergehen.
Ich bin wirklich ein grosser Fan von dir geworden. Ich habe auch deine anderen FFs gelesen von Yu-Gi-Oh. Muss schon sagen, ich liebe es.
Ich an Yugis Stelle, wäre mir langsam ziemlich sicher, dass es Ushio sein muss.
Irgendwie hatte ich den Verdacht, weil Yugi ihn schon von Anfang an als Monster bezeichnet hat.
Oder ich hatte noch die Idee, dass es der ist, der Ushio zusammen geschlagen hat.
Ich bin gespannt was sich rausstellen wird. Die Aktion mit Yugis Zimmer ist mehr als nur eine Warnung.
Kann es sein, dass dieses "Monster" es schon von Beginn an auf Yugi abgesehen hat?
Wenn ja, dann tut er mir jetzt erst recht Leid.
Ich würde mir wohl noch die Schuld an dem Tod von Vivian und den Verletzungen von Anna geben.
Schön, dass Atem nun entlastet ist. Yugi hat wirklich Köpfchen bewiesen. Armer Yugi, er musste mit ansehen wie der Typ Vivian getötet hat.
Abgesehen davon hat er ja schon öfters bemerkt, dass etwas nicht stimmt.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel. Ich kann es kaum erwarten.
lg YamixYugi_Lightning
Antwort von:  Moonprincess
23.10.2013 21:07
Danke sehr. ^^ Es ist schön, zu hören, daß es dir so gut gefällt. Ich gebe mir immer Mühe.
Bezüglich Ushio und dem Monster will ich hier jetzt nicht zuviel verraten, weil einiges erst ganz am Schluß rauskommt. Ich sage einfach mal: Laß dich überraschen. ;)

Ja, Yugi bekommt schon einiges mit. Das hat auch seinen Grund, wie du noch sehen wirst. Einfach wird das natürlich nicht. Ich hoffe, dir gefällt meine FF auch weiterhinh. ^^
Von:  Sandy
2013-10-15T16:45:01+00:00 15.10.2013 18:45
Hallo habe gerade gesehen das du ein neues Kapitel raus gebracht hast. Das war wirklich wow habe echt mit gefiedert und freue mich echt riesig das atem frei gesprochen wurde von der Polizei und yugi der tat mir echt leid dieser Typ wo yugi angst hat ist aufgewacht vom koma.ohje wird ja immer spannender weiter so jetzt hat yugi ein neuer Tutor und das noch bakura und ryou ist auch mit von der Partie echt klasse weiter so! !! Freue mich jetzt schon wenn es wieder weiter geht. Wirklich gruselig die ff und das gefällt mir. !!! Hoffe bis bald wieder lg von mir sandy


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