Zum Inhalt der Seite

Das Leben auf der Cross Academy

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teil 1 – Kapitel 31 – Gefühle

Donnerstag, 25. September 2008
 

Der Unterricht der Night Class lief ereignislos ab. Nachdem Yagari gegangen war, seufzten die neuen Schüler erleichtert auf. „Puh, der Typ ist irgendwie merkwürdig“, grummelte Kaori.

Rima zuckte zusammen, als sie Shiro neben sich spürte. Er sah ziemlich ramponiert aus, denn die Day Class Schülerinnen hatten ihn erst losgelassen, als Zero und Yuki sie unter Androhung von Strafen zurückgedrängt hatten.

Er war immer noch in seine Decke eingewickelt und lag auf Rimas Beinen und schlief. „Ka-o-ri“, stieß sie aus. „Nimm deinen Cousin von mir runter!“, so genervt hatten die Vampire die, sonst eher ruhige Rima, noch nie gesehen.

Mit einem Seufzen stand Kaori auf und ging zu Rima. Sie nahm Shiro von ihrem Schoß und trug ihn zu ihrem Platz. Er schlief auf ihrem Schoß einfach weiter. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass er eigentlich noch ein Kind ist und nur behauptet, er sei achtzehn“, murmelte Kaori und strich ihm über die Haare.

„Ich habs schon immer gewusst, der Kleine verarscht uns“, meinte Sasori.

„Wenn er nicht schon mein ganzes Leben lang bei mir gewesen wäre, würde ich es auch nicht glauben können“, sagte Kaori.

„Kaori-san, warum ist Shiro bei mir so anhänglich? Nur weil ich ihm Pocky gegeben habe?“, fragte Rima.

Einige Zeit dachte Kaori nach, dabei sah sie Rima eine ganze Weile an. „Nein, das ist es nicht. Jetzt, wo ich dich genauer betrachte, merke ich, dass du Shiros ehemaligem Kindermädchen sehr ähnlich siehst“, meinte sie. „Seine Eltern sind Forscher und sind deshalb immer sehr viel unterwegs. Er sieht sie, wenns hoch kommt zwei- bis dreimal im Jahr. Selbst zu seinen Geburtstagen waren sie fast nie da. Ich kann mich noch an seinen fünften Geburtstag erinnern, seine Eltern hatten gesagt, dass sie vorbeikommen würden. Er wartete den ganzen Tag auf sie, aber schließlich kamen sie doch nicht. Sie waren durch irgendwas verhindert gewesen. Ich erinnere mich, dass ich Shiro bis zu dem Zeitpunkt noch nie so aufgelöst gesehen habe, er hat so bitterlich geweint an jenem Abend. Noch nicht einmal ein Anruf oder eine Karte oder überhaupt irgendein Zeichen, dass sie an ihn gedacht hatten, kam. Auch ich weinte damals mit Shiro“, Kaori blickte auf ihren kleinen Cousin und lächelte wehmütig.

„Seine Eltern hatten schon kurz vor seiner Geburt ein Kindermädchen engagiert, sie sollte so gut es geht für Shiro sorgen und das tat sie auch. Sie hat sich all die Jahre mit einer solchen Hingabe und Liebe um Shiro gekümmert, wie ich es noch nie gesehen habe. Er baute deshalb auch sehr schnell eine starke Bindung zu seinem Kindermädchen, Hinata, auf. Sie war einfach alles für ihn und er liebte sie auf eine Weise, wie nur ein Kind lieben kann. Allerdings verschwand sie kurz nach seinem achten Geburtstag. Daraufhin brach eine Welt für ihn zusammen. Ich hatte gedacht, ich hatte an seinem fünften Geburtstag schon sein größtes Leid gesehen, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so am Ende sein würde, als sie verschwand. Wir wissen bis heute nicht, ob sie noch lebt oder verstorben ist. Diese Ungewissheit belastet Shiro immer noch, vor allem, da er sich nie richtig von ihr verabschieden konnte“, Kaori stockte wieder, sie schluckte und räusperte sich, ehe sie fort fuhr.

„Es kamen immer wieder neue Kindermädchen, doch sie waren alle anders. Sie waren kühl und distanziert und das machte Shiro sehr zu schaffen, und nachdem das mit meinen Geschwistern passiert war, konnte ich auch nicht mehr so richtig für ihn da sein“, sie hielt wieder inne, da die meisten ja nicht wussten, dass sie überhaupt Geschwister hatte. „Meine Geschwister wurden im Übrigen von einer Vampirkillerin umgebracht“, fügte sie deshalb noch hinzu.

„Nun, seit Hinatas Verschwinden war Shiro ständig auf der Suche nach Personen, die ihm ähnliche Wärme und Liebe geben konnten. Bisher hat er aber noch keine vergleichbare Person gefunden“, endete Kaori.

Rima blieb still. Sie sah Shiro an, sein Gesicht war im Moment ganz entspannt, selbst die Ringe unter seinen Augen waren jetzt nicht mehr ganz so stark. Er tat ihr irgendwie Leid … „Ich verstehe“, sagte sie. „Könntest du trotzdem mit ihm reden, dass er nicht mehr so anhänglich ist?“, fragte sie.

„Sicher, kann ich machen“, versicherte Kaori. Sie strich noch immer über Shiros Haare.

Von dem ganzen Drumherum um Shiro bekamen Aido und Kumo nicht so viel mit. Aido war noch immer ziemlich durch den Wind, Kumo hatte es geschafft, dass die Mädchen der Day Class ihn in Ruhe ließen.

Kumo war insgeheim ziemlich erheitert über die ganze Situation. Das man auch Aido so leicht beeinflussen konnte … es war einfach herrlich.

Er küsste Aido und grinste in sich hinein. Sasori beobachtete die beiden, auch er hatte ein unheilvolles Grinsen aufgesetzt. Kumo hatte ihm nach ihrem kleinen Techtelmechtel erzählt, was er noch so alles mit Aido vorhatte, Sasori konnte nicht leugnen, dass ihm die Pläne seines Bruders nicht gefielen. Aido würde auf jeden Fall noch sein blaues Wunder erleben …

Im Moment war Hanabusa einfach nur glücklich, es überraschte ihn immer noch, dass er plötzlich solche Gefühle hatte, aber er versuchte es zu ignorieren. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was die anderen wohl davon hielten und was sie darüber redeten, dass er einen Mann küsste. Er versuchte es einfach zu genießen.

Auch Kumo spürte es und es freute ihn noch mehr. Bald, bald würde Aido neben ihm im Bett liegen und ihn anflehen, dass er, Kumo, sein Blut trinken möge. Dann hatte Kumo endlich sein Ziel erreicht.

Akane war etwas beunruhigt. Kumos Gefühle waren so … sie wusste nicht, wie sie es nennen sollte. Sie wusste, dass er etwas mit Aido vorhatte, etwas äußerst Schlimmes sogar, aber sie konnte nicht erkennen, was er plante. Auch Sasoris Gefühle waren nicht viel besser, sie waren genauso hinterhältig. Zudem waren seine Gefühle für seinen Bruder eindeutig, er liebte ihn maßlos und stand vollkommen hinter ihm.

Akane wollte etwas sagen, doch sie zögerte. Aido war im Moment so glücklich, er strahlte richtig von Innen. Leicht musste sie lächeln, manchmal war es süß, den Gefühlen von frisch Verliebten zu lauschen. Also nur wenn sie wirklich gerade erst ihre Gefühle entdeckten, nicht wie bei Kaori und Akuma, das war eher unheimlich und beängstigend. Das hatte meistens schon viel mehr mit Lust, als mit Liebe zu tun.

Aber Aido war im Moment zu süß, wie Kumo wohl sagen würde, sie wollte ihm sein Glück eigentlich nicht kaputt machen, vor allem, da er sich gerade in Kumo verliebt hatte, auch wenn ihm das noch nicht so ganz klar zu sein schien, sie konnte es spüren.

Seine Gefühle hatten im Moment einen ruhigen, gleichmäßigen Level, doch mit einem Mal schossen sie in die Höhe und schlugen Purzelbäume und Loopings und das nur, weil Kumo ihn gerade küsste. Sie beschloss, Kumo und Sasori noch eine Weile zu beobachten, wenn sie irgendwann so weit war, dass sie wusste, was die beiden planten, erst dann würde sie Aido davon erzählen.
 

Nach dem Unterricht liefen Sasori, Kumo und Aido gemeinsam zurück zum Haus „Mond“. Sie unterhielten sich gerade angeregt über etwas, als plötzlich Misaki Hiroto ihnen den Weg versperrte. Sie hielt einen großen Stock in der Hand. Ihr ganzer Körper zitterte, er war darauf eingestellt beim kleinsten Anzeichen von Gefahr zu flüchten.

Sasori und Kumo starrten das Mädchen neugierig an, was hatte sie wohl vor? „Ihr da“, begann sie. Ihre Stimme war sehr schwach, allerdings konnte man sie noch gerade eben so verstehen. „Wie kommt es, dass ihr noch am Leben seid?“

Überrascht sahen sich die Brüder an, sie wussten nicht, was das Mädchen meinte. „Ähm, ich glaube, wir können dir nicht ganz folgen“, sagte Sasori schließlich.

„In den USA, vor knapp eineinhalb Jahren … Ihr wart da und wolltet in einen Nachtclub, doch ein Mann mit spitzen Eckzähnen und rot leuchtenden Augen kam auf euch zu. Da ich Angst hatte, lief ich weg … Wie habt ihr den Vampirangriff überlebt? Hat er euch etwa selbst zu Vampiren gemacht?“, wollte Misaki wissen. Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub.

Wieder sahen sich die Brüder an, dann lachten sie. Misaki zuckte bei dem Geräusch zusammen, ihr ganzer Körper stand unter Spannung.

Die Zwillinge gingen jetzt auf sie zu, sie hob daraufhin ihren Stock, bereit sich zu verteidigen. „Kleine, was hast du denn mit diesem Stöckchen vor? Bring mich nicht zum Lachen damit. Das nützt überhaupt nichts“, meinte Sasori und lachte erneut. Dann ließen sie ihre Augen aufleuchten und bleckten die Fangzähne.

„Oh Gott, er hat euch tatsächlich verwandelt“, stammelte das Mädchen.

Wieder nur schallendes Gelächter. „Weibchen, du verwechselst da wohl was. Wir wurden nicht zu Vampiren gemacht, an jenem Abend, nein, wir wurden schon als Vampire geboren. Wir sind adelige Vampire. Während der Kerl, der auf uns zukam, nichts weiter als ein widerlicher Ehemals-Mensch-Vampir war, ein Level E. Wir haben ihn getötet“, erklärte Kumo.

Misaki zuckte zusammen und wich zurück. Kumo stieß plötzlich sein Gift aus und es erwischte sie. Stark hustend ging sie zu Boden. Tränen traten in ihre Augen und liefen über.

„Tch“, machte Sasori. „Was machen wir jetzt mit ihr? Sie weiß seit eineinhalb Jahren, dass es Vampire gibt, wenn wir ihr die ganzen Erinnerungen löschen wollten, hätten wir nur eine leere Hülle.“

„Wir sollten sie entsorgen, das ist besser für uns alle“, meinte Kumo und bleckte die Reißzähne.

„Mo-mo-ment mal!“, stieß Aido aus. „Ihr wollt sie töten? Das geht nicht!“

Kumo seufzte und sah ihn eine Zeit lang an. Er schnalzte mit der Zunge und hob die Augenbrauen. „Tja, dann schlag was Besseres vor.“

„Wir … sollten sie zum Rektor bringen“, sagte Aido zögerlich.

„Zum Rektor? Und was dann?“, fragte Sasori.

„Dann … dann wird der entscheiden, was das Beste ist“, meinte Aido hilflos.

Kumo und Sasori sahen sich einige Zeit an. Dann zuckten sie mit den Schultern. „Schön … dann bringen wir das Weibchen zum Rektor“, grummelte Kumo.

Er packte sie grob an den Haaren und schleifte sie hinter sich hier. Er war alles andere als sanft, so hatte Aido ihn noch nie gesehen und es machte ihm irgendwie auch Angst. So wollte er Kumo nicht sehen. „Nimm sie doch bitte ordentlich“, schlug er deshalb vor.

„Sonst noch was? Schon schlimm genug, dass wir überhaupt solche Probleme mit diesem Weibchen haben“, fauchte Kumo ihn an, er war im Moment tierisch genervt und er konnte einfach nicht ausgeglichen bleiben, das war eine seiner Schwächen, etwas, was Sasori ihm weggenommen hatte.

Aido zuckte bei dem groben Ton zusammen. Es gefiel ihm gar nicht, dass ihm Kumos rauer Ton solche Angst einjagte. Er merkte es ja selbst, er wurde in Kumos Nähe irgendwie immer … weiblicher. Er war schockiert über sich selbst, auch jetzt wollte er nicht, dass Kumo so mit ihm sprach, zumal er ja nur gebeten hatte, dass er das Mädchen nicht so grob anfasste. Er hatte Angst, dass Kumo diese Laune auch noch haben könnte, wenn sie wieder alleine waren. Was würde er dann machen? Aido schüttelte den Kopf und versuchte, zu Kumo und Sasori aufzuschließen. Kumo schleifte das Mädchen immer noch an den Haaren hinterher.

Sie kamen irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit beim Büro des Rektors an, wie würde er wohl darauf reagieren?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück