Zum Inhalt der Seite

I wish you'd stay

Ein Taito-Krimi
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Willkommen zu Hause

Kapitel 6
 

Damals hatte er sich zwischen den beiden wichtigsten Dingen in seinem Leben entscheiden müssen. Freundschaft oder Musik? Aber als das eine zerstört schien, war die Entscheidung klar gewesen. Ein kampflos beendetes Gefecht. Und obwohl er sich somit für die Karriere entschieden hatte, hatte ein kleiner Teil von ihm den ganzen Abreisetag lang nach Tai Ausschau gehalten. Dutzende Male hatte er sich eingebildet, den wirren Schopf seines Freundes in einer Menschenmenge entdeckt zu haben. Zwei Mal hatte er sogar geglaubt, Tais Stimme würde ihn rufen. Aber jedes Mal war nur die Enttäuschung über die Realität geblieben, ein Seufzen und die Erinnerung an die letzten Wochen ihrer Freundschaft. Im Flieger vermischten sich diese Gefühle noch mit einer Prise Wut, Wut auf sich selbst und ein bisschen auch auf Tai. Aber der ganze Gefühlscocktail versickerte nach und nach, je länger er von Tai fort war. Nach einigen Wochen fühlte er weder die Wut, noch die Traurigkeit, sondern nur noch eine seltsame Einsamkeit. Sein bestes Ventil dafür waren von Anfang bis Ende seine Songs gewesen. Damit konnte man wunderbar verarbeiten und loslassen. Aber immer nur ein Stückchen... Bis er Samantha traf, war er überzeugt gewesen, sich nie wieder jemandem so nah und verbunden fühlen zu können, wie Tai. Doch nach einigen Monaten des Glücks wurde auch das wieder zerschlagen, nur war er sich dieses Mal sicher, dass es nicht seine Schuld war. Samanthas Betrug hatte ihn hart getroffen. Dass sie ihn trotzdem für ihren Fehltritt verantwortlich machen wollte, machte es noch schlimmer. Kreischende Weiber hier, Liebeslieder da. Sie hatte ihm ständig Untreue unterstellt und war am Ende selber auf Abwege geraten. Der Rest war nur noch Streit und Tränen. An diesem Tiefpunkt hatte er begonnen, sich zu fragen, ob es das alles wert war. Ob sein Leben nicht viel glücklicher hätte verlaufen können, wenn er nicht fortgegangen wäre. Wenn er einfach weiter für sich und seine engsten Freunde Musik gemacht hätte. Wenn er...

Tai blickte ihn mit großen Augen an, Verwunderung spiegelte sich darin.
 

"Dann hätte ich dich dafür verprügelt, dass du deinen Traum so einfach aufgibst." Tai lächelte. Es sah fast aus, wie sein altes Tai-Lächeln von früher, warm und irgendwie ehrlich. Aber in seinen Augen lag ein Hauch von Melancholie.

Matt antwortete mit einem leichten Grinsen. Das war einfach typisch für Tai. Er dachte zuerst an andere und dann an sich. Aber seine eigentliche Frage war damit noch nicht beantwortet.

"Wäre unsere Freundschaft dann.. weitergegangen?" Was für eine bescheuerte Formulierung! Aber es war schwer genug, überhaupt darüber zu reden. Takeru erschien vor seinem geistigen Auge und lachte ihm ermutigend zu.

Tai legte den Kopf etwas zur Seite und sein Blick wanderte zur Decke, als würde er nachdenken. Ob er an ihre tolle Zeit vor dem ganzen Chaos dachte? "Ja, ich denke schon."

Matts Mundwinkel zuckten zaghaft nach oben. "Dann können wir theoretisch auch jetzt wieder... Freunde werden?" Hoffnungsvoll beobachtete er Tais Reaktion, suchte in seiner Mimik nach einem positiven Zeichen. Tais Blick wirkte unsicher, grübelnd. Eine feine Gänsehaut sauste über Matts Arme. Verständlich, dass Tai Zweifel hatte. Sie kannten einander ja kaum mehr wirklich. Auch wenn sie den Fotos von damals noch stark glichen, so hatte doch jeder von Ihnen ein völlig anderes Leben gelebt, mit Erfahrungen, die einen Menschen zwangsläufig veränderten. Aber sie konnten sich ja wieder kennenlernen und...

"Hey guys, habt ihr Lust, zu tanzen?", unterbrach Brent plötzlich das Gespräch. Matt zuckte innerlich zusammen. Nicht jetzt Brent! 

Tai stand auf. "Danke, aber... ich muss jetzt langsam nach Hause!" Er wich Matts Blick aus. "Danke für den Drink und... bis dann!" 

"Tai!" Aber er reagierte nicht mehr, sondern lief schnurstracks zum Ausgang. Dann war er verschwunden. Matt atmete tief ein.

Verdammt! Er ließ dem Kopf sinken.

Der Traum von der alten neuen Freundschaft war zerplatzt. Tais Reaktion war eindeutig gewesen. Auch wenn sie nicht zu dem Bild passte, das er von seinem ehemals besten Freund hatte... was nur erneut dafür sprach, dass sie sich nicht besser kannten, als Fremde. Aber jetzt hatte er wenigstens sowas wie eine Antwort. Auch wenn sie deprimierend war.

*

Tai verspürte das dringende Bedürfnis, seinen Kopf gegen etwas hartes zu schlagen. Er lief zur U-Bahn - nein, eigentlich rannte er. Rannte weg. Es war lächerlich. Er war lächerlich und die ganze Situation war es ebenfalls. Er war mit Brent und Matt losgezogen, um sich klarer über seine Gefühle gegenüber seinem ehemaligen besten Freund zu werden... Nun sollte alles klar sein. Matt tat es leid, ihm tat es leid. Die Sache von damals war abgehakt. Matt wollte sogar, dass sie wieder richtige Freunde wurden. Aber... die Sache war nicht so einfach. Es war nicht so, dass er nicht auch gerne seinen besten Freund zurück gehabt hätte. Aber er wusste, dass er es nicht nochmal erleben wollte, ihn dann wieder aufgeben zu müssen. Auf keinen Fall! Es war besser, wenn sie die Sache nun auf sich beruhen ließen. Jetzt wo er einfach abgehauen war und sich damit wie ein egoistischer Vollidiot verhalten hatte, würde es Matt sicherlich auch leichter fallen, mit dem Kapitel ihrer Freundschaft abzuschließen. Nun waren sie schließlich quit.

*

Seitdem waren nunmehr zwei Wochen vergangen.

Tatsächlich gestaltete sich sein Liebesleben jetzt etwas geordneter als zuvor. Das war unter anderem auch Masaos unendlicher Geduld zu verdanken. Er war einfach ein guter Mensch. Und er schätzte sich glücklich, von so einem Menschen geliebt zu werden. Er war dankbar für gemütliche Momente wie diesen, in dem er auf dem Sofa lümmeln konnte, den Kopf seines Freundes auf dem Schoß, während sie einfach nur fernsahen und sich gegenseitig mit Popcorn fütterten. Es war das Paradies. Draußen tobte ein Gewitter, das seines gleichen suchte, Regen prasselte gegen die Fensterscheiben - aber das machte die wohlige Wärme hier drinnen nur noch gemütlicher. Der Duft von Masaos Haaren vermischte sich mit dem süßen Aroma des Popcorns. Tai beugte sich herunter um Masao zu küssen. Sein Leben sollte für immer so perfekt sein, wie dieser Moment. Masao küsste ihn zurück, schob Tai dann aber leicht von sich. Überrascht und auch fast etwas beleidigt über diese Geste sah Tai ihn an. Aber sein Freund grinste nur keck, griff in die Popcornschale und stopfte sich eine handvoll Popcorn in den Mund.

"Soll das etwa heißen, du ziehst Popcorn mir vor?!", fragte er gespielt wütend. Sein Freund lachte.

"Du bist eben nicht so süß wie Popcorn." Masao sprang auf und schnappte sich die Schüssel, welche inzwischen beinahe leer war.

"Deswegen muss ich jetzt neues machen." Er streckte Tai die Zunge heraus und verschwand in der Küche. Das würde noch Rache geben. Oh ja. Tai grinste und verschränkte die Arme hinterm Kopf. Auf einmal gab sein Handy ein Piepsen von sich - eine SMS. Vermutlich von einem seiner Teamkameraden. Er holte das Telefon hervor, öffnete die Nachricht und stutzte. Sie war von einer unbekannten Nummer. "

"Matt braucht dich." Mehr stand da nicht. Sicher kam das von Brent. Aber er würde nicht darauf eingehen. Er war froh, dass die Fronten einigermaßen geklärt waren. Na gut, er hatte nicht auf Matts Frage geantwortet, aber seine Reaktion war doch nicht zu missinterpretieren gewesen oder? So schön der Vorschlag mit der neuen alten Freundschaft auch klingen mochte, so war doch eigentlich klar, dass das nicht funktionieren konnte. Er seufzte und legte das Handy beiseite bevor Masao zurück kam und sich wieder an ihn kuschelte.
 

*
 

Wieder eins dieser alten Lieder von damals. Schnipsel des Songtexts, zusammengepuzzelt und zu einem ganzen Lied zusammengesetzt. Der Proberaum war leer und dunkel. Genau richtig. Er schlug die Saiten an und schloss die Augen. Die Töne füllten die Stille.
 

Light the fire in this castle

and watch it burn into a glow

By the river fear of quite sincere

there's a drawbridge life support
 

And there's a plank we'll have to crawl upon

but dare not look below
 

where the water scene is crystall clean

and the clouds are raining snow
 

So hush hush baby

there's a lot of other ways to choke

we're in a freakshow now

and we're dealing with a mind of its own

when too many worlds collide

I'd like to think it would be good if we talked

I ask you to not leave my side

I can't man - this is quicksand alone
 

So I ask you through the voice of a friend

why don't you stay with me

through the voice of a friend

why don't you stay with me
 

Als er die Augen wieder öffnete und die Töne verklangen, sah er, dass Brent im Türrahmen lehnte. "Das solltest du bald einsingen, könnte eine tolle Single werden.", sagte er und lächelte.

"Später vielleicht." Matt legte die Gitarre zur Seite und sah ihn wartend an. Wie hatte er ihn hier gefunden? Höchstwahrscheinlich war er erst bei ihm zu Hause gewesen...

"Komm, wir gehen eine Pizza essen!"
 

*
 

Brent schaute ihn an wie eine besorgte Mutter ihr Kind. Das tat er schon seit Tagen, aber heute war es mal wieder besonders eindringlich.

"Ich sage ja nur, lass dich nicht so hängen." Nur war gut. Er sagte es alle zehn Minuten.

Matt nahm einen großen Bissen von seiner dampfenden Pizza und kaute genüsslich. Er hatte keine Lust mehr, dauernd so mitleidig angesehen zu werden. Ja, es hatte ihn ziemlich getroffen, dass Tai auf seine Frage hin fluchtartig den Raum verlassen hatte. Aber letztendlich war das sein gutes Recht gewesen und er versuchte, das zu akzeptieren. Und es gelang ihm mit jedem Tag besser. Er hatte es doch damals in etwa genauso gemacht. Es war nur fair.

"Ich lasse mich doch gar nicht hängen."

Brent zog eine Braue hoch.

Lag es an dem Lied? Unwahrscheinlich, er hatte ja auch früher melancholische Texte geschrieben.

"Ich gehe nachher noch aus. Zufrieden?"

Brent neigte den Kopf, scheinbar unschlüssig darüber, ob er die Sache glauben konnte.

"Ich schicke dir morgen eine Liste mit Zeugen. Und jetzt wechseln wir das Thema, wenn's recht ist." Endlich grinste Brent wieder wie gewohnt und begann ebenfalls, seine Pizza zu verputzen. Er schien inzwischen schon so große Angst um Matts seelisches Befinden zu haben, dass er ihm erlaubte, komplett ohne Sicherheitspersonal alleine durch die Stadt zu ziehen. Das hieß, er machte sich wirklich Sorgen um ihn. Aber es gab keinen Grund. Er kam besser mit der Sache klar, als er selber gedacht hatte. Und vor allem hatte sein Kopf endlich aufgehört, ihm ständig Fragen wegen damals zu stellen.
 

*
 

Als sein Handy schon wieder piepste und er von dem selben Absender eine MP3-Datei erhielt, überlegte Tai ernsthaft, sich eine neue Nummer zuzulegen. Langsam grenzte es an Stalkerei. Es war vorbei, die Sache war abgeschlossen, Strich drunter. Er wollte nicht ständig damit konfrontiert, und darum gebeten werden, es sich nochmal zu überlegen und seine Entscheidung zu ändern. Aber Brent schien ziemlich hartnäckig zu sein. Musste man als Manager wahrscheinlich auch.

Tai seufzte.

Masao war vor einer Stunde nach Hause gegangen, als das Gewitter aufgehört hatte. Mit einem Schlag fühlte sich die Wohnung wieder leer und kühl an. Aber sein Geruch hing noch an seinen Klamotten und tröstete Tai. Naja trösten war übertrieben. Sie würden sich ja in Kürze wiedersehen. Noch wohnten sie nicht zusammen, aber das war wohl nur eine Frage der Zeit, wenn es nach Masao ging. Tai war sich nicht sicher, ob er den anderen mit seinem chaotischen Ordnungssystem nicht schneller vergraulen würde, als ihm lieb war. Vielleicht war es einfach Zeit, erwachsen und... ordentlich zu werden.

Argwöhnisch betrachtete Tai das Display seines Telefons. Öffnen oder nicht öffnen? Eigentlich war direktes Löschen die beste Konsequenz aus seinem Entschluss... Tai presste die Lippen aufeinander und sah sich im Raum um, als könnte Masao noch hinter dem Sofa hocken, und ihn bei etwas Verbotenem beobachten. Was für ein Quatsch.

1:0 für die Neugier. Schande über ihn und seine Schwäche!

Aus dem kleinen Lautsprecher kamen leise Gitarrenklänge.
 

*
 

Es war der perfekte Ort, um ohne Nerverei ein bisschen Spaß zu haben. "Masquerade" machte seinem Namen alle Ehre. Im Eingangsbereich des unmoralisch teuren Clubs befand sich eine Art Garderobe an der jeder Gast eine Maske auswählen konnte, die er hier die ganze Zeit über tragen würde. Die Auswahl war riesig und alle waren hochwertige Arbeiten von modernen Spitzenkünstlern. Matt war die Wahl nicht schwergefallen, die schwarz-silbern verzierte Wolfsmaske hatte ihn förmlich angejault. Sie verdeckte sein Gesicht ab den Nasenflügeln aufwärts. Kurz warf er einen Blick in den Spiegel um seine Eitelkeit zu befriedigen. Alles saß gut. Er grinste sich selbst zu und trat seine Erkundungstour durch den Cub an.

Von außen hatte es gar nicht so gewirkt, aber es war unheimlich groß, zahlreiche Räume reihten sich aneinander. Das Ambiente schwankte zwischen knallig-jugendlich, edel-elegant und modern-futuristisch... es wirkte ein bisschen wie der wirre Fiebertraum eines Designers. Aber im positiven Sinn.

Drinks gab es an jeder Ecke. Sogar das Personal war maskiert. Eine Katze brachte ihm seinen Gin auf einem goldenen Tablett. In den meisten Räumen spielte laute Musik verschiedener Stile, einer hatte eine Liveband. Matt lehnte an der Wand des neusten von ihm entdeckten Raumes und beobachtete einige Tänzerinnen mit Vogelmasken und Pfaufenfedern an der Unterwäsche, die sich akrobatisch an Stangen austobten. Die Partymeute tanzte ausgelassen zu Rockmusik und der Alkohol breitete sich angenehm warm in seinem Körper aus, als er sich dazugesellte. Der Beat der Musik wurde zum Puls der tanzenden Masse und gleichzeitig zu seinem Herzschlag. All die Fremden um ihn herum, die sich zur Musik bewegten, machten ihn neugierig und entspannt zur selben Zeit. Eine Tanzfläche voller fleischgewordener Geheimnisse Dieser Hauch von Anonymität beflügelte seinen Geist. Es war toll, hier zu sein.
 

Eine Stunde später spielte er in einem anderen Raum eine Partie Billiard mit einem Panther, einem Adler und einem Löwen. Die ganze Zeit über fühlte er sich beobachtet, aber in diesem Maskenwald war es umso schwerer, die Blicke der Leute aufzufangen und man sah ihre Mienen nicht. Als das Spiel zu Ende war, zog er weiter in einen riesigen runden Raum, in dem die einzige Lichtquelle ein riesiger, leuchtender Teich war, der fast den kompletten Boden einnahm. In die Wand waren mehrere lederne Sitzbereiche eingelassen, wie Sofas und die Decke war eine Immitation des Sternenhimmels. Hier war niemand außer ihm. Er nahm auf einem der Sofas Platz und betrachtete für eine Weile die ebenfalls leuchtenden Fische im Wasser. Ob die echt waren? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht sollte er sich langsam auf den Heimweg machen. Wie spät es wohl war? Jedenfalls fühlte er sich langsam ein wenig müde.

Er hob den Blick. Eine Frau mit einer Fuchsmaske näherte sich ihm. Ihr Gang war sehr körperbetont und sie lächelte verführerisch, als sie sich direkt neben ihn setzte. Ohne Zweifel war es ihr Blick gewesen, den er die ganze Zeit über gespürt hatte. Sie roch nach Orange.

"Ganz allein hier?", schnurrte sie ihn an.

Nicht gerade der originellste Anmachspruch, den er je gehört hatte. Aber er hatte nichts gegen etwas Gesellschaft einzuwenden. So störte er sich nicht weiter daran und kam mit ihr ins Gespräch.
 

*
 

"Soso, du bist also Künstler. Darf ich raten?"

Sie griff nach seiner Hand und fuhr mit ihrem Zeigefinger sanft über seine Handfläche. Eine Gänsehaut huschte über Matts Schultern. Die Katze klimperte zuckersüß mit ihrem langen Wimpern und lächelte.

"Kein Maler jedenfalls.", sie ließ seine Hand wieder los und blickte ihm tief in die Augen. "Bestimmt bist du Musiker. Bei deiner angenehmen Stimme, wahrscheinlich Sänger, was?"

Matt hob eine Augenbraue, was man hinter der Maske aber wohl nicht sehen konnte. Woher wusste sie das? Konnte man das wirklich nur von seiner rechten Hand und seiner Stimme her schließen? Oder hatte sie ihn vielleicht erkannt, und tat jetzt nur unwissend?

"Vielleicht.", antwortete er. Irgendwie war ihm nicht gut. Ein leichtes Übelkeitsgefühl überkam ihn. War der letzte Happen, den er vom Tablett einer der Angestellten gereicht bekommen hatte, nicht in Ordnung gewesen?

"Oh du bist gemein. Wenn ich richtig liege, kannst du es doch auch zugeben."

Sie seufzte, als er nicht darauf einging.

"Du bist ja wirklich geheimnisvoll, Mr. Wolf. Aber das gefällt mir!", schnurrte sie und lehnte sich enger an ihn. "Wollen wir nicht woanders hingehen?"

Zwar war das Angebot nicht vollkommen uninteressant, aber eigentlich war er ja extra hierher gekommen, um komplett unerkannt zu bleiben – und auch um unerkannt wieder zu gehen. Vielleicht verbarg sich hinter der Katze am Ende eine einfallsreiche Reporterin... außerdem waren da noch diese ätzenden Bauchschmerzen und sein Kopf fühlte sich auch langsam schummrig an.
 

*
 

Er hätte vielleicht doch mehr getrunken, als er gedacht hatte. Schon der Weg vom Bordstein bis zur Eingangstür war eine kleine Herausforderung. Wie spät war es? Keine Ahnung, aber er hatte sich kaum von der Füchsin losreißen können. Sie hätte ihn am liebsten mit zu sich genommen... aber irgendwie hatte er sich von da an mit jeder Minute schlechter gefühlt. Als hätte er etwas falsches gegessen. Jedenfalls fuhr sein Kopf Karussel und sein Magen brannte. Er tastete sich an der Wand entlang durch die dunklen Flure. Was für eine Nacht.

Er brauchte den ganzen Weg, um den Schlüssel aus seiner Hosentasche zu fingern... aber als er ankam, musste er feststellen, dass die Tür gar nicht abgeschlossen war. Aber er hatte sie doch beim Verlassen zugeschlossen. Oder? Er tat das immer. Schon das Nachdenken über dieses einfache Detail schmerzte in seinem Kopf. Verdammt, er brauchte dringend Schlaf, eine Schmerztablette, ein Glas Wasser...!

Die Tür war jedenfalls offen... aber er hatte sie nicht offen gelassen, als er gegangen war. Er erinnerte sich daran. Das konnte nur bedeuten, dass sich jemand anderes Zugang verschafft hatte. Ein Paparazzi? Ein verrückter Fan? Der Schreck über diesen Gedanken riss ihn nur minimal aus seiner Umnebelung.

Er schritt vorsichtig in seine Wohnung. War der Einbrecher womöglich noch anwesend? Er blieb kurz stehen um zu lauschen. Aber da war nichts, keine Schritte, kein Rascheln, kein fremdes Atmen.... Nur ein... merkwürdiger Geruch. Süßlich.

Was zum Teufel war hier los? Matt drückte auf den Lichtschalter und zog die Tür hinter sich zu. Sein Körper erstarrte. Sein Atem stockte. Ein kalter Schauer rieselte seinen Rücken hinab und stellte die Härchen in seinem Nacken auf. Es war wie in einem schlechten Horrorfilm.

Sein Wohnzimmer ertrank beinahe in Rosenblättern; fast als hätte der Boden geblutet. An der gegenüberliegenden Wand prangte in schönster roter Handschrift geschrieben:"Willkommen zu Hause mein Edelstein!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück