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I wish you'd stay

Ein Taito-Krimi
von

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Mut und Feigheit

Das Sonnenlicht ließ die Wasseroberfläche glitzern, als würden tausende Sternschnuppen durch den See schwimmen. Matt sah den Steinen zu, die Takeru übers Wasser schnippte. Er konnte das ziemlich gut. Sie saßen am Ufer auf einem großen Felsen, ganz früh am Sonntagmorgen – jetzt war noch alles ruhig und kaum jemand hier. Eine Idylle, die man in einer so großen Stadt selten spürte. Der Morgen hatte etwas magisches.

"Letztes Mal war ich mit Kari hier. Eis essen."
 

Matt überlegte kurz und ließ seinen Blick über den See schweifen. Am Ufer wuchsen Gänseblümchen und man konnte hier im Sommer gut picknicken. Ja.. zum letzten Mal war er mit Tai hier gewesen. Nicht direkt zum picknicken, aber zum Reden und Faulenzen. Um auf der Wiese zu liegen und in den Himmel zu sehen. Um grässlich klingende Duette auf Blattflöten zu spielen oder um sich gegenseitig nass zu spritzen während man über Schule oder Familie scherzte. Ein bisschen wehmütig sah Matt auf sein Spiegelbild im Wasser herab. Kurz bildete er sich ein, Tais Gesicht neben seinem zu sehen, aber es war TK.
 

"Erde an Matt! Hallo!"

"Entschuldige, ich war nur.. in Gedanken. Ich höre jetzt zu." Er lächelte seinen kleinen Bruder entschuldigend an.

"Was bedrückt dich?", fragte TK.

"Nichts.. es ist nur die Umstellung, der Jetlag, die neue alte Umegbung..." TK fing seinen Blick auf. Er hatte diesen sanften aber durchschauenden Ausdruck in den Augen, wie nur ein Bruder ihn haben konnte.

"Aber das ist nicht alles."

"Ja.. kann sein..."

Takeru setzte ihn nicht unter Druck, er wartete einfach schweigend und Steine schnepsend darauf, dass er weitersprach. Der Aufprall des letzten Kiesels zog viele kleine kreisförmige Wellen um sich.

"Ich habe Tai wiedergesehen, rein zufällig.. in dem Geschäft, wo er arbeitet. Das hat mich irgendwie... nachdenklich gemacht."

"Weil ihr damals im Streit auseinander gegangen seid, hm?" TKs Stimme war mitfühlend. Matt hatte ihm nicht alles darüber erzählt, was passiert war. Er hatte seinem minderjährigen Bruder damals unmöglich erklären können, was Tai und er wirklich gemacht hatten.

"Ja..."

"Da wäre ich an deiner Stelle auch ziemlich überrumpelt gewesen. Aber Tai war bestimmt genauso überrascht wie du." Damit hatte er sicherlich Recht. Ob Tai auch ständig daran denken musste?

"Habt ihr darüber gesprochen?"

Matt schüttelte den Kopf.

"Ich bin sicher, dass es Tai genauso leid tut wie dir, wie es damals gelaufen ist. Du glaubst aber, dass er es dir noch übel nimmt, oder? Worum ging es denn eigentlich in dem Streit?"
 

"Ähm... ich weiß es nicht mehr genau... ist zu lange her."
 

Takeru runzelte die Stirn. "Gut, du willst es mir nicht sagen." Wieso nur konnte Takeru jede Lüge in seinem Gesicht ablesen? Er hätte die Sonnenbrille mitnehmen sollen.
 

"Das ist schon okay, du wirst einen guten Grund dafür haben. Aber was es auch war, es ist doch nun Jahre her. Glaubst du nicht, dass ihr die Sache begraben und wieder Freunde sein könnt?"
 

Matt verzog den Mund zu einem leichten Lächeln. Sein Bruder konnte immer die optimistische Seite in ihm hervorzaubern. Ja, irgendwie hoffte er, dass es so sein könnte. Er wollte irgendwann wieder mit Tai hier am See sitzen, wollte DVD-Marathons auf dem heimischen Sofa abhalten, für sie beide Pizza machen, sich von Tai zum Joggen zwingen lassen und ihm neue Songideen auf der Gitarre vorspielen. So wie früher.
 

Er schaute wieder aufs Wasser. Takeru schien seine Gedanken zu lesen.
 

"Hey großer Bruder – ich weiß, dass dir das schwer fällt, aber du musst einfach nur mit Tai darüber reden. Ich meine: es ist doch immernoch Tai!"
 

"Ja du hast Recht." Tai hatte es immer gehasst, mit jemandem lange verstritten zu sein oder wenn ein Problem im Raum schwebte. Er war meistens der erste, der einen Schritt auf den anderen zu machte, es anpackte und aus der Welt schaffte. Das war eine der vielen guten Seiten, die er an Tai mochte. Verdammt! Er vermisste ihn wirklich. Mehr als er nach so langer Zeit für möglich gehalten hatte, das wurde ihm nach und nach bewusst.
 

"Danke kleiner Bruder."
 

*
 

Die Uhr zeigte halb zehn. Das ganze Bett war überhäuft mit knittrigen Zetteln, herausgerissenen Notizblockseiten und Notenblättern. Er hatte alles vor sich ausgebreitet. Es waren alte Songtexte und Melodien aus der Zeit kurz bevor er fortgegangen war. Als er noch nicht ahnte, wie kurzfristig sein Leben umgekrempelt werden würde. Manche davon hatte er schon beinahe vergessen. Er nahm seine Gitarre und spielte leise einige Akkorde. Er schloss die Augen.
 

Take my hand

Maybe we should run away

Maybe we should disappear

Leave everything behind

Like the useless things

Boxes labeled memories

The sudden health emergencies

Yeah we can leave those things behind

Why do I only feel the chills when I'm with you?

I only hear your words that you say are true

But you keep thinking it over, thinking it over

You could catch me if you wanted to
 

Das Lied erweckte weitere Erinnerungen zum Leben. Es fühlte sich an, wie früher. Während er sang und spielte, war die Welt vollkommen. Er konnte das Meer riechen, hörte das Rauschen, sah sich neben Tai in die Wellen rennen, ihren Sommerurlaub. Knisterndes Lagerfeuer am Strand, der Geruch von gerösteten Marshmallows, Zelten unter einem grandiosen Sternenhimmel. Freiheit, Ausgelassenheit, Geborgenheit. Bauchschmerzen vom Lachen. Tais verschwörerisches Grinsen. Ihre Fußspuren im Sand...
 

*
 

Das Wochenende war die Ruhe vor dem Sturm gewesen. Die Tage mit TK zu verbringen und in den Nächten Songtexte zu schreiben und auf der Gitarre zu klimpern – das war schon nahe an dem, was er sich unter einem entspannten Urlaub vorgestellt hatte. Wie sehr sehnte er sich jetzt gerade nach dem schummrigen Licht seiner Nachttischlampe, dem warmen Klang der Gitarrensaiten und seinem Bett als bequemen Untergrund? Und nach der Stille, die seine Musik empfing....
 

Überall um ihn herum trampelten gehetzte Angestellte über den Teppich. Kameramänner brüllten Kabelträger an, der Ladenbesitzer brüllte seine Mitarbeiter an und... naja allgemein brüllten halt eine Menge Leute unnötig herum. Aber so was es immer. Er hatte inzwischen eine gewisse Routine entwickelt. Früher hatte er manchmal die Diva gespielt, in der Hoffnung, die Abläufe damit zu beschleunigen – aber das Gegenteil war der Fall gewesen. Also saß er unbewegt auf seinem Platz - und zwar so unbewegt, dass er langsam Durchblutungsstörungen bekam – und ließ die "Arbeit" der Stylistin kommentarlos über sich ergehen. Also so kommentarlos wie möglich!
 

Er hustete. Sie hatte es mal wieder mit dem Puder übertrieben. Sah er denn noch nicht blass genug aus?! "Jetzt schau doch nicht so genervt, Matt!", bat Brent und hielt ihm ein Glas Wasser hin."Ich hoffe, du hast nicht mit Gin gespart." Er griff nach dem Glas und kippte alles hinunter. Dann blickte er seinen Manager zutiefst enttäuscht an. "Meinetwegen lade ich dich heute Abend auf einen Drink ein, aber wie sagt man so schön? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Yamato rollte gespielt übertrieben mit den Augen. "Schon gut, ich arbeite wie verrückt, das siehst du doch."
 

Jetzt zupfte die junge Frau schon seit einer gefühlten Stunde an seinen Haaren herum ohne eine sichtbare Veränderung herbeizuführen. Ob sie wirklich wusste, was sie tat? Er betrachtete sich im Spiegel. Eigentlich sah er kaum anders aus, als direkt nach dem Aufstehen... nur mit weniger Kissenknitterabdrücken im Gesicht.
 

"Fertig jetzt? Das Filmteam wartet!" Wer Brent bei der Arbeit erlebte, dem fiel es manchmal schwer zu glauben, dass er eigentlich ein völlig lässiger und lustiger Kerl war. Obwohl er so viel Geld hatte, war er keiner dieser abgehobenen Snobs, von denen Yamato inzwischen gezwungenermaßen einige kannte – Brent war der Typ, der sogar unter Termindruck noch die Zeit fand, einer Oma über die Straße zu helfen (und er kam trotzdem nicht zu spät!). Außerdem hatte er eine gute Menschenkenntnis, auch wenn er Fremden anfangs übermäßig misstrauisch begegnete wenn es um ihn ging. Sobald er zum Super-Manager mutierte, scheuchte er jeden herum, dirigierte, kritisierte... bis alles perfekt war.
 

Die Stylistin ließ von ihm ab und Yamatos Beine waren dankbar, endlich wieder durchblutet zu werden. Er musste doch länger auf diesem Hocker gesessen haben, als gedacht. Brent winkte ihn in den angrenzenden Raum wo ihn grellstes Scheinwerferlicht begrüßte. Ein kleines Kamerateam hatte sich rund um den Drehbereich positioniert. Ein Typ in einem fliederfarbenen Anzug kam auf sie zu – der Regisseur.

"Zeit ist Geld also hör gut zu Matt! Ich habe mich für etwas ganz Neues entschieden! Nicht das übliche "Bla Bla – hier ist das Produkt"-Gelaber! Dieser Spot wird echte Kunst! Und du bist das Rot auf meiner Leinwand! Der Mittelpunkt!" Kann ich nicht lieber das Blau sein? Matt verkniff sich ein breites Grinsen. Er war es gewohnt, mit Verrückten konfrontiert zu werden. Genies waren oft so. Oder Menschen, die sich für solche hielten. "Du wirst in die Kabine gehen und die Jeans anziehen! Dann kommt du raus! Pow! Du betrachtest dich in dem großen Spiegel, posierst sexy, cool, lässig, wild, Rockstar! Dann gehst du wieder rein, ziehst dich um, kommst wieder raus! Das ganze Programm von vorne! Das wird einzigartig!" Lässig und wild gleichzeitig? ... Naja ... wenigstens keine Sprechrolle!
 

*
 

"WO SIND DIE JEANS?", brüllte jemand, dass die Wände erzitterten. Tai zuckte unwillkürlich zusammen. War das die Stimme von Matts Manager? Er klang so anders als in der Nacht im Café. Aber der Akzent war unverkennbar. "YAGAMI!" Akzentfrei. Das war sein Chef. Tai seufzte. Warum war er eigentlich immer für alles verantwortlich?

Pflichtbewusst lud er sich den Stapel Jeans auf die Arme und sprintete los. "Da in die Kabine!" Er deponierte die Sachen wie gewünscht und verharrte mit seinem Blick ein wenig zu lange auf den Kameras, die ihn anstarrten. "Willst du da Wurzeln schlagen?" Ein Typ mit einem bunten Jacket jagte ihn mit wedelnden Händen aus dem Drehbereich, als wäre er eine aufdringliche Taube, die es zu verscheuchen galt.

"Mach dich lieber nützlich und koch Kaffee für das Team!" Klar, er war ja auch der einzige Mitarbeiter hier. Ehrlich gesagt interessierte er sich schon für den Dreh. Wann war man schonmal live an einem Filmset und konnte zusehen, wie ein Webespot entstand? Noch dazu wenn der Akteur ein ehemliger Freund war... Aber scheinbar sollte ihm das nicht vergönnt sein. Enttäuscht marschierte Tai in die Küche und setzte eine große Kanne Kaffee auf.
 

Als er mit einem riesigen Tablett, das mit gefüllten Kaffeetassen bestückt war, zurück ans Set wankte, war das Spektakel bereits in vollem Gange. Tai war allerdings so mit der Balance des Geschirrs beschäftigt, dass er kaum hinübersehen konnte – zumindest wenn er nicht riskieren wollte, einen Kaffeetassenanschlag auf jemanden zu verüben. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn er Kaffee über jemanden verschüttete! Wahrscheinlich müsste er dann wegziehen und eine andere Identität annehmen um dem Zorn seines Chefs zu entgehen.
 

"Ja, genau so! Ach ich liebe diesen Kerl!" Scheinbar machte Matt seine Sache gut. Er wagte es, kurz aufzublicken – bereute es aber sogleich, denn er wäre beinahe über eins der Kabel gestolpert, konnte sich gerade noch fangen. Zufällig kam er direkt neben Brent zum Stehen, der ihm zuzwinkerte und ihm eine Tasse abnahm. "Good job, Taichi.", grinste er, hatte wohl diese athletische Leistung beobachtet. Konnte man ja glatt neidisch werden, Matts Chef war viel netter als seiner. Wie unfair das Leben doch die Resssourcen verteilte...
 

*
 

Langsam hatte er keine Lust mehr, sich dauernd umzuziehen. Ob es schon einen Guiness-Weltrekord in dieser Disziplin gab? Achthundertmal die Hose wechseln in zwei Stunden? Genug Zeugen waren jedenfalls anwesend.

Die übergroßen Scheinwerfer trieben ihm den Schweiß auf die Stirn aber er ließ sich seine Stimmung nicht anmerken. Es war ja schließlich fast geschafft. Also.. bald. Hoffentlich. Der Regisseur lobte ihn zwar permanent mit immer neuen Worten, aber irgendwie wollte er trotzdem noch ein weiteres Take, und noch eins, und noch eins... Model oder Schauspieler war definitiv kein Beruf für ihn.
 

"Wunderbar! Jetzt noch ein paar Takes ohne dieses Hemd und dann ist das Kunstwerk perfekt!" Matt warf Brent einen Blick zu. Der zog nur zweimal anzüglich die Augenbrauen hoch. Scherzkeks. Er knöpfte das Hemd auf und warf es seinem Manager zu.

"Oh ja, ich kann es schon vor mir sehen!"
 

*
 

"Den Drink hast du dir hart erarbeitet.", gab Brent zu und schlug Matt auf die Schulter. "I'm proud of you." Der Sänger lächelte und schlüpfte in seine Jacke. Nun hatte der Dreh doch noch den ganzen Nachmittag gedauert. Draußen dämmerte es bereits. "Ich bin gespannt auf das Ergebnis.", murmelte er und blickte durchs Schaufenster zu den herumwuselnden Filmmitarbeitern, die ihre Ausrüstung verluden. "Ich auch. Aber es wird great. Ganz sicher."

Der Pulse-Boss kam auf die beiden zu. Unvermittelt griff er nach Yamatos Hand und schüttelte sie als gäbe es kein Morgen. "Vielen Dank für die gute Arbeit! Ich hatte ja zuerst meine Zweifel, aber ich glaube, das wird der Hit! Die Leute werden uns die Jeans aus den Händen reißen! Ich habe schon ein paar Ausschnitte gesehen!" Etwas überrumpelt nickte Yamato.
 

"Dann können wir ja jetzt feiern gehen!" Ja bitte, bevor noch mehr Leute versuchen, mir den Arm abzureißen. Sie verließen das Geschäft durch den Hinterausgang und schlenderten zu Brents Wagen. Ein paar Meter vor ihnen lief Tai in seinen wohlverdienten Feierabend. "Hey wie wär's wenn wir deinen alten Kumpel Taichi auch einladen?" Was? "Öhm." Das hatte Brent wohl als "Ja" gereicht, denn er joggte so hastig hinter Tai her, dass sein Pferdeschwanz ins Fliegen geriet. "Taichi! Excuse me!"
 

Zweifelnd biss sich Yamato auf die Unterlippe. Sollte Tai auf Brents spontane Einladung eingehen, kam er wohl nicht mehr um die Aussprache herum. Naja, er hatte sich ja nun sieben Jahre lang mehr als erfolgreich darum gedrückt. Es wurde Zeit. Sein guter Vorsatz vom Sonntagmorgen stand noch, aber er hatte nicht erwartet, dass er so schnell in die Situation kommen würde. Aber beschlossen war beschlossen... felsenfest, unumstößlich, jawohl! Auch wenn ihm die Nervosität über den Rücken kroch – er hatte seinen Entschluss gefasst.
 

*
 

"Komm doch noch mit auf einen Drink! Du hast hart gearbeitet, ich hab's gesehen. Wer arbeitet, muss auch mal Spaß haben!" Brent grinste ihn auffordernd an und seine grauen Augen funkelten. Er musste ihn mit der nächtlichen Handy-Zurückbring-Aktion irgendwie beeindruckt haben – oder gab es vielleicht noch einen ganz anderen Grund für seine Freundlichkeit? Wahrscheinlich war er einfach ein sehr offener Mensch. War das die amerikanische Mentalität?

In Tais Kopf ratterte es. "Ähm."

Er sah Brent an, der abwartend vor ihm stand und lugte dann verstohlen über dessen Schulter hinweg zu Matt, der an dem weißen Auto lehnte. Das war eine neue Chance für dieses Gespräch, das er führen wollte. Andererseits kam das wirklich ungelegen – heute Abend wollte er doch zu seinem Masao gehen! Hatte er nicht versprochen, es besser zu machen und ihn nicht mehr zu vernachlässigen? Masaos enttäuschter Blick erschien vor seinem inneren Auge. Er konnte ihn doch nicht schon wieder versetzen und dann mit anderen Leuten losziehen... Wenn er das rausbekäme... er war so ein Arsch, dass er überhaupt darüber nachdachte!

Es kam nicht in Frage!

Aber... als Matt so zu ihm rüberschaute, geriet er doch wieder ins Zweifeln.

Ach verdammt!

Es war falsch, so richtig falsch! Aber er musste einfach mitgehen. Das war die Chance, endlich richtig mit Matt zu reden! Letztendlich würde das auch Masao zu Gute kommen! Zumindest half es, sich das einzureden.

Er war immernoch unschlüssig. Wollte Matt überhaupt, dass er mitkam? War das nicht eher so eine Art... geschäftliche Feier?

Brent schien seinen Blick verfolgt zu haben, denn er lächelte.

"Matt würde sich auch freuen, wenn du mitkommst." Würde er?

"Na gut dann.. danke für die Einladung!" Wenn das mal nicht ein Schritt ins Verderben war. Sein schlechtes Gewissen gegenüber Masao fing jetzt schon an, ihn zu verschlingen. Er versuchte, den Gedanken schnell beiseite zu schieben. Es würde ja das letzte Mal sein, dass er ihn wegen einer anderen "Verabredung" versetzte – nein – er verschob ihr Wiedersehen ja nur... auf morgen. Spätestens!
 

*
 

Irgendwie hatte er sich doch etwas anderes unter der Einladung vorgestellt. Statt in einer netten Bar um die Ecke, in der man an der Theke herumlungern, locker reden und Cola trinken konnte, saß er nun im hinteren Bereich eines "Clubs" im bläulichen Halbdunkel auf einem Designer-Ecksofa – das zugegebenermaßen sehr bequem war – und betrachtete den im dunkeln leuchtenden Drink, der vor ihm auf einem Glastischchen stand. Die Musik aus dem Tanzbereich drang herüber, aber die gedämpfte Lautstärke erlaubte Unterhaltungen.

Neben ihm tippte Brent auf einem Mobiltelefon herum und schräg gegenüber nippte Matt an seinem Drink. So richtig wohl fühlte Tai sich hier nicht. Wahrscheinlich weil er nicht so oft in exklusiven Clubs und deren VIP-Bereichen herumhing. Ja, das musste es sein. Er musste versuchen, sich zu entspannen und das Gespräch in die Wege zu leiten.

Entschlossen griff er nach dem Glas mit dem leuchtenden Getränk und probierte einen Schluck. Brent hatte es ihm bestellt. Er hatte nicht allzu viel für Alkohol übrig und auch die fruchtige Süße dieses Drinks machte es nicht besser. Aber vielleicht würde es ihn ein bisschen lockern. Er stellte das nun halb geleerte Glas wieder ab.

"Und schmeckt's?", erkundigte sich Brent.

"Es ist nicht schlecht, danke. Gute Wahl." Das zauberte ein breites Grinsen auf das Gesicht des Managers.

"Matt mag es nicht so sweet, aber er hat eben keinen Geschmack."

Matt warf Tai einen kurzen Blick zu, lehnte sich zurück und erwiderte dann trocken:"Tai mag es auch nicht, er ist nur zu höflich, um das zuzugeben."

"Also, ich fand es wirklich nicht so übel!"

Matt grinste. "Gib doch einfach zu, dass ich dich durchschaut habe."

"Niemals!"

"Du hast dich kaum verändert."

'Du dich auch nicht' wollte er sagen, zögerte aber. Wenn sie so miteinander redeten, hatten die sieben Jahre Funkstille nicht stattgefunden. Aber in Wirklichkeit war Matt inzwischen der Star, der er immer hatte sein wollen und schwebte damit in einer ganz anderen Sphäre. In einer Glitzersphäre voll von VIP-Clubs, Konzerten und Werbedrehs. Meilenweit über ihm und über seinem alten Leben.

Plötzlich stand Brent auf. "Ich bin gleich wieder da, guys. Lasst euch nicht stören." Matt blickte ihm stirnrunzelnd nach.

"Du bist dafür sehr weit voran gekommen."

"Ja... aber ich musste auch eine Menge dafür aufgeben." Das Lächeln auf Matts Gesicht wirkte traurig.

Einige Sekunden sahen sie sich schweigend an.

"Ich habe lange bereut, mich damals nicht von dir verabschiedet zu haben.", gab Tai schließlich zu.

Matt hob eine Braue. "Ich hatte sowieso nicht damit gerechnet, dass du da sein würdest – ich hatte es nicht anders verdient."

Die Worte versetzen ihm einen Stich. Du dachtest, ich will dich mit meiner Abwesenheit bestrafen? So sehr hatte Matt sich scheinbar doch nicht verändert. Sich die Schuld an allem zu geben, war schon immer ein Hobby seines besten Freundes gewesen. Zu der verhängnisvollen Nacht hatten sie jawohl beide gleichermaßen beigetragen.

"Ich bin nur nicht zum Flughafen gekommen weil... weil ich nicht damit klar kam, dass du weggehst. Ich war einfach feige!"

Es tat gut, endlich darüber zu sprechen. Er spürte, wie die Last auf seinem Herzen abnahm. Befreiend.

Matt hatte sich langsam ein Stück zu ihm vorgebeugt und blickte ihn mit aller Offenheit an.

"Und wenn ich geblieben wäre?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-07-25T19:42:10+00:00 25.07.2013 21:42
Hallo! :)
Man wieso bekommt man auf Animexx eigentlich keine Mail, oder Persönliche was-weiß-ich-was,wenn es ein neues Kapitel gibt? Das find' ich echt nicht so nice. :DD
Aber naja darum geht's ja hier nicht. :)

Ich hab' mich echt gefreut,als ich gesehen habe,dass du schon ein neues Kapitel hochgeladen hast. Letztes mal hat's ja echt ewig gebraucht, deshalb ist es schön, dass es jetzt schneller geht! :)

Und das Kapitel hat mich irgendwie gekillt oô Keine Ahnung warum... Hab ich's nur vergessen,oder weiß man einfach noch nicht was damals zwischen den Beiden passiert ist? xd Das ist immer das Problem,wenn man lange nichts mehr liest,dann vergisst man so viel. Schande über mein Haupt T_T

Ich bin echt gespannt was bei dem Gespräch noch so rauskommt, also schreib' schnell weiter ! Wie kannst du nur an so einer Stelle aufhören, das ist gemein...

Und Matt tut mir echt Leid.. Ich meine ja klar, sein Job ist mega geil und cool und sein Traum und so, aber dieses...gezwungene Leben, immer zu machen was andere sagen..Das passt nicht zu ihm, obwohl ich's natürlich mega geil find, Matt als Star. XD Ich liebe Matt. :3 Aber es klingt einfach nicht so spaßig...

Ich freu mich auf's nächste Mal,denn die FF ist echt toll :)

LG

Ginnie
Antwort von:  Vidora
25.07.2013 22:04
Danke, dass du dran bleibst und fleißig deine Gedanken mit mir teilst :)
Ja, es dauert manchmal länger, aber ich arbeite kontinuierlich daran. Ich habe extra andere Hobbies "gekündigt" um mich zukünftig mehr dem Schreiben zu widmen.
Was meinst du mit "gekillt"?
Naja nach dem Gespräch mit TK kann man sich in etwa vorstellen, was passiert ist ... denke ich. Ansonsten... kommt Zeit kommt Erkenntnis :)


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