Zum Inhalt der Seite

Misery Business

Some like to talk, but I'm into doin'!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Weather

„Guten Morgen, Kleine. Schon so früh auf?“, wollte ihr Onkel, Takeshi Ito, wissen.

Er saß gerade am Küchentisch, als sie den Raum betrat.

Sie lächelte und holte sich eine Tasse aus dem Hängeschrank, um sich ebenfalls Kaffee einzuschenken.

„Du kennst mich doch. Ich kann nicht länger als sechs Stunden schlafen und in zwei Stunden muss ich eh zur Schule.“, erinnerte sie ihn und er lächelte etwas besorgt, so wie er es eigentlich immer tat.

Sie bemerkte es natürlich.

„Schau mich doch nicht immer so an, Onkel...“, beschwerte sie sich und seufzte.

„Aber, Sawa... Es ist jetzt zehn Jahre her, dass deine Eltern... Meinst du nicht, du solltest langsam zur Ruhe kommen? Ich mein, wir könnten auch eine Therapie machen... Ich kenn da ein paar Psychologen, die ich mal interviewen durfte. Die sind wirklich gut.“, entgegnete er und sie wusste, dass er sich einfach nur Sorgen machte, doch trotzdem lehnte sie diese jedes Mal ab.

Ihr Onkel hatte schon genug mit seinem Job, als Journalist bei der Männerzeitschrift Men’s Health, zu tun und sollte sich nicht auch noch darüber den Kopf zerbrechen.

„Ich bin doch nicht geisteskrank, Onkel Takeshi. Ich will doch einfach nur den Mörder meiner Eltern finden. Und wenn ich ihn erst mal geschnappt habe, dann werde ich auch endlich wieder ruhig schlafen können, das verspreche ich dir.“, versicherte sie ihm.

Er erhob sich und stellte seine leere Tasse an die Spüle.

„Ich weiß doch, Schätzchen. Ich will nur nicht, dass du unglücklich bist.“, erklärte er ihr und griff nach seiner Zeitung.

Sie zwinkerte ihm zu.

„Das bin ich nicht. Wirklich nicht.“, offenbarte sie ihm und reichte ihm seinen Aktenkoffer.

Dann verabschiedeten sie sich bis zum Abend.

Sawa saß allein in der hellen Küche.

Sie war glücklich, das war die Wahrheit.

Vielleicht hatte sie ihre Eltern verloren, doch sie hatte immerhin noch ihren Onkel und, seit sie bei ihm in Domino City wohnte, hatte sie viele neue Freunde gefunden.
 

Aber natürlich gab es auch immer wieder einige Leute, die man nicht leiden konnte.

Seto Kaiba war für Sawa so jemand.

Er ging in ihre Klasse und war ein Jahr älter als sie, also siebzehn.

Seine Noten waren nur die Besten, durchgehend schrieb er Einsen.

Nach dem Suizid seines Stiefvaters, Gozaburo Kaiba, gehörte ihm eine ganze Firma.

Die Kaiba Corporation, die Spielzeug herstellte, unter anderen die Duel Disk, die Monster der Spielkarten projizieren konnte und auch von Sawa und ihren Freunden genutzt wurden.

Wenn man Kaiba das erste Mal sah, konnte man ihn eigentlich nur bewundern.

Er war der jüngste Unternehmer der ganzen Stadt, Duelmonsters-Champion und stinkreich.

Außerdem war er intelligent und sah umwerfend gut aus, weshalb ihm so gut wie jedes Mädchen hinterherlief.

Doch für Sawa war er ein Alptraum auf zwei Beinen.

Sie hasste ihn für seine Überheblichkeit und seine Überlegenheit.

Er hatte alles und er durfte sich auch alles erlauben.

Sein Egoismus und seine Exzentrik waren so ausgeprägt wie die Alkoholprobleme Charlie Sheens.

Sie konnte nicht verstehen, warum sich ein Mädchen für so einen Kerl begeistern konnte.

Und genau diese Frage stellte sie sich wieder mal an diesem Morgen, als sie den Schulhof betrat.

Die schwarze Limousine fuhr vor, ein Chauffeur stieg aus und öffnete die Tür.

Als Kaibas dunkelbraunes Haar aufblitzte, war das Gekreische der Mädels groß, die jeden Schulmorgen darauf warteten, dass er erschien und hofften, er würde eine von ihnen irgendwann einmal ansprechen.

Doch er war eher ein Einzelgänger und wenn er mal mit jemandem sprach, dann im überheblichen Ton, wodurch er immer wieder mit Sawa, die in ihrer Klasse Sprecherin war, aneinander geriet.

„Dumme Tussis! Glauben die etwa immer noch, dass Kaiba auch nur einmal mit einer von ihnen ausgehen würde?“, murrte sie und gesellte sich zu ihren Freunden.

Das waren Tea Gardner, Joey Wheeler, Tristan Taylor und Yugi Muto, die ebenfalls in ihrer Klasse waren.

„Du weißt doch wie das ist, Sawalein. Sobald einer kommt ,der Geld hat und einigermaßen gut aussieht, werden die Weiber rattig.“, erklärte Tristan ihr und zupfte seinen braunen Irokesenhaarschnitt zurecht.

Sie verdrehte die Augen.

“Ich bitte dich, Tristan. Geld... Ja... Gutaussehend... Nein!“, erwiderte sie und setzte sich neben den blonden Joey, mit dem sie sich am besten verstand.

„Irgendwann werde ich ihm sein arrogantes Grinsen aus dem Gesicht radieren.“, schwor sie und Tea sah sie mahnend an.

„Kaiba ist vielleicht ein ziemlicher Idiot... Aber das bringt doch nichts.“, bedachte sie und ihre hellblauen Augen wirkten voller Sorgen.

Tea war von allen der Gruppe die pazifistischste.

Doch Sawa war in Sachen Kaiba schnell auf die Palme zu bringen.

„Du bist doch Klassensprecherin, Kleine. Warum machst du ihm nicht das Leben schwer mit irgendwelche Aufgaben... Zum Beispiel Tafeldienst bis zum Abschluss.“, überlegte Joey und grinste teuflisch.

Sie schüttelte den Kopf, sodass ihre pechschwarzen Locken hin und her wirbelten.

„Hab ich schon versucht... Er ist reich und stellt einfach eine Putzfrau ein.“, entgegnete sie und alle anderen mussten lachen.

Kaiba, der sich endlich von seinen Fans hatte losreißen können, kam auf die Gruppe zu und als er an Sawa vorbeikam, wurde sein Grinsen süffisanter als es vorher war.

Sie konterte seinen Blick.

„Kennst du noch nicht mal Guten Morgen, du blödes Arschloch?!“, rief sie ihm nach, als er kein Wort von sich gab.

Bevor er zur Tür reinging, wandte er sich ihr noch einmal zu und er trug dieses für ihn typische eingebildete Lächeln.

„Guten Morgen, Zicke.“, gab er nur zurück und schon war er weg.

„Wie hat er mich genannt? Na warte, den schnapp ich mir!“, fauchte sie hysterisch drauf los und wollte ihm schon nach, doch ihre Freunde hielten sie fest.

„Beruhig dich doch, Sawa!“, versuchte Yugi sie zu beschwichtigen, was ihn allerdings erst nach einer halben Stunde gelang.

Den Rest des Unterrichts warf sie Kaiba nur vernichtende Blicke zu, die er mit seinem dämlichen Grinsen abwehrte.
 

„Ich bin so froh, wenn ich meinen Abschluss in der Tasche habe und ihn nicht mehr sehen muss!“, knurrte Sawa, als sie in der Pause in ihrem Unterrichtsraum zusammensaßen und Duelmonsters spielten.

Es ging natürlich wieder um Seto Kaiba.

„Den wird man nicht los, glaub mir. So oft wie der in den Nachrichten ist, weil er irgendwas Neues erfunden hat.“, dachte Yugi laut und blickte Joey über die Schulter, der gerade Sawas Gegner war.

Der Blonde legte eine seiner Karten und alle stöhnten genervt auf.

„Was denn?“, wollte Joey wissen und seine braunen Augen studierten das Spielfeld.

Tristan gab ihm eine leichte Kopfnuss.

„Wenn du die spielst, machst du ihr den Sieg leicht, Alter!“, wies er ihn drauf hin und tatsächlich.

Mit ihren nächsten Zug machte Sawa ihren Freund zur Schnecke.

„Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal, Joey.“, neckte sie ihn und sammelte ihre Karten wieder zusammen.

„Du solltest wirklich an Turnieren teilnehmen. Ich wette, du könntest Kaiba locker schlagen und mit etwas Glück vielleicht auch unseren Yugi.“, lobte Joey sie und suchte ebenfalls seine Karten zusammen.

Geschmeichelt rieb sie sich den Nacken und lachte.

„Nicht doch... Die Beiden spielen dann, glaube ich, doch in einer ganz anderen Liga. Obwohl... Kaiba, im übertragenen Sinne, den Arsch aufzureißen, wäre sicher lustig.“, scherzte sie und alle mussten lachen.

„Wer will als Nächstes von mir übers Knie gelegt werden?“, erkundigte Sawa sich bei den Umstehenden und einige Jungs schienen sich quasi um dieses Schicksal zu reißen.

Setos dunkelblaue Augen blitzten von seinem Buch auf, dass er gerade las.

Pah, diese deletante Sawa Ito!

Was dachte sie eigentlich, wer sie war?

Nie würde sie es mit ihm aufnehmen können.

Er war unangefochtener Champion und würde doch nicht gegen so eine verlieren.

Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht.

Sie war vielleicht das beliebteste Mädchen der Schule und sie sah auch nicht schlecht aus, was er widerwillig zugeben musste.

Dazu war sie auch noch genauso gut im Unterricht wie er, denn sie hatten denselben Notendurchschnitt, aber dennoch war er um Klassen besser.

Sollten diese Kinder nur weiter in ihrer Traumwelt leben.

Gelassen stand er auf und ging an der Gruppe vorbei, wobei er, ganz aus Versehen, Yugi anstieß, der, wie vom Schlag getroffen, nach vorne taumelte.

„Hey, Kaiba! Entschuldige dich gefälligst bei ihm.“, verlangte Joey, doch er lachte nur.

„Du hast mir gar nichts zu sagen, Wheeler! Such dir lieber deinen Knochen, du Köter!“, spottete er und strich sich durchs, etwas längere, Haar.

Er verglich Joey des öfteren mit einen Hund, was den Blonden jedes Mal wurmte.

Nun platzte Sawa entgültig der Kragen.

Dieser verdammte Mistkerl!

Keiner redete so mit ihren Freunden!

„Es reicht jetzt, Kaiba! Wenn du nicht ruhig bist, geh ich zum Direx. Mal sehen, ob du dein widerliches Lachen dann verschluckst.“, warnte sie ihn und wartete auf seine Reaktion.

Er winkte unverschämt, wie er nun mal war, ab.

„Soll ich mich jetzt fürchten, Süße?“, wollte er wissen und sah ihr dreist in ihre eisigen, blauen Augen.

Das war selbst für sie zu viel.

Das er es wagte, sie Süße zu nennen!

Mit sofortiger Wirkung ließ sie ihre Karten auf den Tisch fallen und ging entschlossen auf ihn zu.

Ihre Finger vergruben sich im Kragen seiner, für die Schule üblichen, königsblauen Schuluniform.

Sie zog sein Gesicht auf ihre Höhe, denn er war etwa zwei Köpfe größer als sie.

„Wie gerne würde ich dich erwürgen, du Scheißkerl! Sei froh, dass wir nicht alleine sind.“, wisperte sie ihm mit bedrohlicher Stimme zu.

Sie war ja ziemlich aufbrausend.

Doch sein Grinsen konnte sie ihm nicht verderben.

Stattdessen drehte er den Spieß um, packte sie an den Oberarmen und drängte sie an die Zimmerwand.

Sie wehrte sich, wobei sie einen Stuhl umwarfen.

Ihr Rücken berührte die harte Wand und er hatte sie immer noch fest im Griff.

Das er eine solche Kraft hatte, damit hatte sie nicht wirklich gerechnet.

„Lass mich sofort los, Kaiba!“, zischte sie, doch er dachte nicht im Traum daran.

„Wenn du unbedingt mit mir allein sein willst, dann kannst du gerne heut Abend zu mir kommen, Sawa... Mein Bett ist groß genug für einen kleinen Kampf.“, flüsterte er in ihr Ohr.

Sie errötete bei seinen Worten.

Was hatte er da gesagt?

Sie hatte ja alles erwartet.

Beleidigungen, Drohungen und Verachtung.

Doch bestimmt keinen Flirt.

Aber schnell war ihr bewusst, dass er sie nur provozieren wollte und sie sah ihn grimmig an.

“Du kannst dir selbst einen runterholen, du Arsch!“, erwiderte sie und befreite ihre Hand, um auszuholen.

Sie traf ihm mitten im Gesicht und ein schmaler Streifen Blut tropfte aus einem Kratzer.

Ein erstauntes Raunen ging durch die Klasse.

Er berührte die Stelle und schien amüsiert.

„Du bist ja ein kleines Kätzchen, Süße.“, ärgerte er sie weiter und sie wollte auf ihn losgehen und ihm die Augen auskratzen, doch da ertönte die donnerartige Stimme ihres Biologielehrers.

„Das ist doch nicht euer Ernst! Sawa, Seto, ab zum Direktor! Ich will euch erst wiedersehen, wenn er euch entlässt.“, tönte Mister McKinley drauf los.

Kleinlaut trollten sich die Beiden und begaben sich zum Direktorenbüro.

Keiner von Beiden sagte noch ein Wort zu dem jeweils anderen.
 

„Musstet ihr beide, du und dieser reiche Pinkel, jetzt etwa Strafarbeiten schreiben?“, fragte Yugi besorgt, als sie sich alle an den Heimweg machten.

Sawa schüttelte den Kopf.

„Nein... Wir waren bis jetzt ja immer unauffällige, gute Schüler. Er hat uns nur ermahnt...“, beruhigte sie den ziemlich kleinwüchsigen Jungen, in ihrem Alter.

„Was hat Kaiba eigentlich zu dir gesagt, dass du ihm so eine verpasst hast? Ich mein, der Hieb war nicht von schlechten Eltern.“, wollte Joey neugierig wissen und auch die anderen drei starrten ihre Freundin wissbegierig an.

Sie seufzte.

Sollte sie ihnen jetzt wirklich die Wahrheit sagen?

Immerhin war das schon ganz schön peinlich.

„Eh... Er hat mir das Angebot gemacht, dass ich heute Abend zu ihm kommen solle, sodass wir die Angelegenheit unter seiner Bettdecke klären können.“, nuschelte sie, in der Hoffnung ihre Freunde würden es nicht richtig verstehen können.

Doch Joeys Luchsohren waren überall.

Schon prustete er drauf los.

„Was?! Der superreiche, schnöselige Kaiba will mit dir in die Kiste steigen?“, platzte es aus ihm, im gewohnt lauten Ton, heraus, sodass es viele der anderen Mitschüler ebenfalls hörten.

Das Gelächter war groß und einige der Mädchen tuschelten entsetzt.

„Joey, halt die Klappe! Sonst bring ich dich um!“, drohte sie ihm und packte ihm mit einer Hand am Kragen, während sie die andere zur Faust ballte.

Er machte eine abwehrende Geste.

„Hey, ganz ruhig, Sawalein! Ich mach mich ja nur darüber lustig, dass Kaiba es ja ziemlich nötig zu haben scheint, wenn er dich drauf anspricht.“, verteidigte er sich, wählte allerdings wieder die falschen Worte.

Sie schnaubte.

„Soll das heißen, dass ich nicht attraktiv bin und Kaiba mich nur will, weil er jemanden sucht, um sich abzureagieren!“, knurrte sie, was den Blonden nun wirkliche Angst einjagte.

Sie konnte einem aber auch das Fürchten lehren.

„Nein, nein! Du verstehst das Alles ganz falsch! Natürlich bist du attraktiv! Die heißeste Braut in ganz Domino City. Ich würde ja auch gerne mal...“, suchte er eine andere Antwort, doch heute schien alles, was er sagte, ihr nicht sonderlich zu gefallen.

Sie ließ gereizt von ihm ab.

„Ihr Männer seid doch alle widerlich!“, entrüstete sie sich und drehte sich von ihm ab.

Joey hätte heulen können.

Was war denn heute nur los?

Tristan, der es nicht ausstehen konnte, wenn sich seine Freunde stritten, ging dazwischen.

„Was Joey eigentlich sagen will ist, dass ihr beide, Kaiba und du, euch viel zu sehr hasst, als dass da irgendwas laufen könnte.“, regelte er das Ganze und sie schien beschwichtigt.

Bis Tea den Mund aufmachte.

„Also... Ganz so abfällig wäre das doch nicht... Immerhin... Sawa sieht spitze aus und Kaiba ist auch nicht von schlechten Eltern, auch wenn er ein ziemliches Ekel ist.“, überlegte sie laut und Tristan hielt ihr die Hand vor dem Mund.

„Achte nicht auf sie, Sawa. Die wissen heute alle nicht, was sie reden. Muss am Wetter liegen!“, warf er ein.

Sie verdrehte nur stöhnend die Augen.

Ob es am Wetter lag oder nicht, sie wusste, dass dieser Tag nicht mehr viel Gutes für sie bereit hielt.
 

Doch in einer Sache irrte sie sich.

Der Tag brachte ihr etwas wirklich überraschend Gutes.

Gerade kam sie durch die Tür und legte ihre Sachen ab, da stolperte ihr Onkel auf sie zu, einen großen, braunen Briefumschlag in der Hand.

„Sawa! Es ist von der Polizei von Domino City!“, strahlte er bis über beide Ohren und überreichte ihr den Kuvert.

Wie ein kleines Kind an Weihnachten, riss sie den Umschlag auf.

Sie las den Brief vor.
 

„Sehr geehrte Frau Sawa Ito,
 

wir möchten Ihnen auf diesen Wege mitteilen, dass wir uns für Sie entschieden haben.

Nach dem Auswahlverfahren fiel unsere Wahl auf Sie, da Sie uns mit ihren sozialen, wie auch für den Beruf des Polizeivollzugsbeamten vorhandenen, Kompetenzen und ihren ausgezeichneten Bewerbungsunterlagen überzeugt haben.
 

Wir freuen uns Sie am Ausbildungsbeginn, am 01. August, diesen Jahres begrüßen zu dürfen.
 

Mit freundlichen Grüßen

Hiroshi Wakama, Ausbildungsleiter“
 

Beigelegt war der Ausbildungsvertrag, den sie nur noch unterschreiben und wieder zurücksenden musste.

Kurz nachdem sie die Papiere abgelegt hatte, fiel ihr Onkel ihr um den Hals und hob sie hoch, um sich mit ihr im Kreis zu drehen.

„Oh, ich bin so stolz auf dich, Kleine! Das ist wirklich super! Ich kann mir schon richtig vorstellen, wie du in einer schicken Uniform die Stadt vor Gaunern rettest.“, schwärmte er drauf los und Sawa musste lachen.

Zusammen gingen sie ihren Vertrag durch, um mögliche Unklarheiten zu klären und dann schickte Sawa den Brief wieder weg.

„Darauf müssen wir heute Abend anstoßen, Sawa.“, schlug Takeshi vor und war schon in Feierstimmung, doch sie hielt ihn zurück.

„Tut mir leid, Onkel. Du weißt doch, dass ich noch Zeitungen austragen muss. Und dann wollte ich noch kurz bei Yugi im Kartenladen vorbeischauen.“, erklärte sie ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, um dann schleunigst die Treppen hoch zu rennen.

Ihr Onkel war gleich immer bei allem, was sie tat, so euphorisch bei der Sache.

Manchmal konnte einen das ziemlich ängstigen.

Blitzschnell schlüpfte sie in bequemere Sachen und warf ihre Schuluniform achtlos in eine Ecke ihres Zimmers.

Plötzlich rumpelte etwas und sie drehte sich erschrocken um.

Der Bilderrahmen, der auf ihren Nachttisch stand, war von ihrem Blazer erwischt worden und war nun auf dem Teppichboden gelandet.

Sie seufzte und hob ihn auf.

Als sie das Bild erblickte, musste sie schmunzeln.

Ihre Eltern waren darauf abgebildet, mit ihr als kleines Mädchen in ihrer Mitte.

Sie strich über die Gesichter der Beiden.

Ob sie wohl auch stolz auf sie waren, wo auch immer sie sich befanden?

Gerne hätte sie es gewusst.

„Ich werde ihn finden.“, schwor sie sich selbst und stellte das Bild zurück, um dann die Treppe hinunterzutrampeln und sich an die Arbeit zu machen.

Sie trug Zeitungen in einem der nobleren Stadtteile der Stadt aus.

Es war nur einer ihrer vielen Nebenjobs.

Schon immer hatte sie versucht, so gut es ging auf ihren eigenen Beinen zu stehen.

Nur so erfuhr man, wie schwer das Leben, aber auch wie schön, es war.

Auf ihrer Route wurde sie häufig von Bewohnern der schicken Häuser und Wohnungen angesprochen und sie unterhielt sich gerne mit ihnen.

So machte die Arbeit doch gleich mehr Spaß!

Gerade wollte sie die vielbefahrene Straßenseite wechseln, da bemerkte sie, dass auch eine ältere Dame dies vorhatte, sich allerdings nicht traute, mit ihrem schweren Einkaufswagen hinter sich.

Sawa ging auf sie zu.

„Kann ich Ihnen helfen, M’am?“, erkundigte sie sich und die Frau lächelte freundlich.

„Gerne, mein Kind. Das ist aber wirklich liebenswert. Das es so etwas noch gibt.“, wunderte sie sich und Sawa reichte ihr ihren Arm, damit sie sich an ihr festhalten konnte.

„Diese Leute fahren hier immer so schnell mit ihren teuren Autos... Sie sollten die Geschwindigkeitsbegrenzung verstärken... Irgendwann erwischt es mal ein Kind.“, beschwerte die Alte sich und Sawa nickte zustimmend.

Hier war zu jeder Tages- und Nachtzeit fließender Verkehr und weit und breit keine einzige Ampel.

Sie hatten gerade die erste Hälfte der Straße überquert, da tauchte auf einmal eine schwarze Limousine auf, in einem rasanten Tempo.

Als der Fahrer die Beiden erblickte, erschreckte er sich so sehr, dass er beinahe das Bremsen vergessen hätte.

Volles Pfund trat er in die Eisen, während der Mann, den er auf Rückbank chauffierte, beinahe durch die Frontscheibe geflogen wäre.

Sawa sah nur mit entsetzten Augen auf das schlitternd, zum Stehen kommende, Fahrzeug und atmete tief aus, als es dem Fahrer gelang entgültig zu halten.

Und das nur wenige Zentimeter vor ihr.

Schnell brachte sie die alte Frau auf den Bürgersteig.

Der Chauffierte konnte seinen Augen nicht trauen, als er Sawa erblickte.

„Fahren Sie genau neben das Mädchen dort, Roland.“, befahl er dem Fahrer, der dies auch sofort ausführte.

Sawa wunderte sich, als das Auto mit den getönten Fenstern der Rückbank direkt vor ihr hielt und diese sich, mit diesem typischen elektrischen Geräusch, senkte.

Seto Kaibas ozeanblaue Augen sahen sie zornig an, während jedoch seine Lippen charmant lächelte.

„Kannst du nicht aufpassen, wenn du über die Straße läufst, Kätzchen?“, wollte er wissen und seine weißen Zähne blitzten auf.

Sie lief rot an, aber nicht weil sie sich schämte, sondern, weil sie kurz davor war zu explodieren.

Der schon wieder!

Und er nannte sie Kätzchen, dieser selbstgefällige Mistkerl!

„Wenn hier einer nicht aufgepasst hat, dann dein Chauffeur! Muss man denn unbedingt so die Straße hinunterrasen?!“, empörte sie sich und schnaubte, die Arme vor der Brust verschränkt.

Kaiba lachte amüsiert.

„Ich habe einen wichtigen Termin, also... Ja.“, entgegnete er und blickte auf den Stapel Zeitungen, den sie in eine Umhängetasche gepackt hatte.

„Klaust du jetzt schon Zeitungen, Kätzchen?“, erkundigte er sich bei ihr und sie war gewollt ihn aus seinen schicken Wagen rauszuziehen.

„Nein, Kaiba. Ich klaue sie nicht, sondern ich trage sie aus. Es kann ja nicht jeder Millionär sein und den ganzen Tag mit seinem Arsch in einer Limousine sitzen und Cocktails schlürfen!“, murrte sie und hatte es wirklich schwer sich unter Kontrolle zu halten.

„Tz, tz, tz... Du meinst wohl, es kann nicht jeder erfolgreich sein und dabei so gut aussehen...“, lobte er sich selbst und einer seiner Mundwinkel verzog sich zu einen Schmunzeln.

Nun reichte es ihr.

„Wenn du Lust hast jemanden zu schikanieren, dann such dir gefälligst jemand anderen, du Arsch! Ich habe Wichtigeres zu tun! Also, verpiss dich!“, beschimpfte sie ihn und schluckte weitere Beleidigungen herunter.

Endlich wurde das Fenster wieder hochgelassen.

„Wir sehen uns, Kätzchen.“, neckte er sie ein letztes Mal und schon rauschte die Limousine davon.

„War das ein Freund, mein Kind?“, fragte die Frau und Sawa winkte ab.

„Nein.“, meinte sie und machte sich daran, den Rest der Zeitungen auszutragen und sich dann sofort auf den Weg zu Yugi zu machen, der direkt über den Karten- und Spieleladen seines Großvaters wohnte.
 

„Guten Tag, Herr Muto. Ist Yugi da?“, rief sie, als sie den Laden betrat.

Yugis Großvater, Salomon Muto, war ein grauhaariger, verrückter Kauz und früher einmal ein berühmter Archäologe gewesen, der sich besonders mit dem alten Ägypten befasst hatte.

Er tauchte hinter einem der Regale auf.

„Hallo, Sawa. Er ist noch mit Joey und den anderen unterwegs... Aber warte kurz hier. Er kommt sicher gleich zurück.“, begrüßte er das junge Mädchen, dass er, wie alle Freunde von Yugi sehr lieb gewonnen hatte.

Sie nickte und steuerte auf die Ladenhilfe zu, die Salomon seit einigen Wochen eingestellt hatte.

Die Blondine war in Sawas Alter und ging auf eine benachbarte Schule.

Sie hieß Miharu Fujisawa und lächelte ihr zu.

„Hi, Sawa. Alles in Ordnung? Ich hab gehört, was heute zwischen dir und diesem Kaiba gewesen war.“, murmelte sie und beugte sich, das Gesicht auf die Hände gestützt, auf die Ladentheke.

Sawa seufzte.

Und wieder war er das Thema.

„Ja... Der Kerl nervt einfach nur.“, erwiderte sie, um das Thema kurz zu machen, doch Miharu dachte nicht mal im Traum daran.

„Das stimmt schon... Aber er sieht echt ganz gut aus und Geld hat er auch noch wie Sand am Meer. Und nachdem, was die Anderen mir erzählt haben, scheint er ja was von dir zu wollen.“, warf sie ein und ihre blauen Augen funkelten Sawa auffordernd an.

Die glaubte doch nicht etwa, dass sie sich jetzt auf Kaiba stürzen würde.

„Der ist einfach nur eklig und sein Geld ist mir egal. Außerdem, das, was er von mir will, wäre dann sicherlich keine Liebesromanze, wie man sie in Büchern liest oder in Filmen sieht. Dazu ist er einfach nicht der Typ!“, klärte sie Miharu auf, die sie nur verdutzt ansah.

Dann wandte Sawa sich lieber wieder an den Alten, der sie ganz sicher nicht mit Themen wie Seto Kaiba nerven würde.

„Haben Sie etwas Neues für mich, Herr Muto?“, fragte sie interessiert und stellte sich über die Schaukästen, in denen die Duelmonsterskarten lagen.

„Ja, das hab ich tatsächlich. Erst heute kam eine neue Lieferung und ich habe mir gedacht, die könntest du gebrauchen.“, murmelte er vor sich hin und zog eine Karte aus der Tasche seiner Latzhose.

Es war die Karte Drachenflöte.

Mit dieser konnte man, in Verbindung mit dem Herrn der Drachen, ein beliebiges Drachenmonster aufrufen, ohne vorher ein anderes Monster opfern zu müssen.

Zum Glück besaß Sawa den Herrn der Drachen.

„Die kann ich wirklich sehr gut gebrauchen. Was bekommen Sie dafür?“, erwiderte sie und wollte schon nach ihrem Portemonnaie kramen, doch der Mann hielt sie davon ab.

„Sie ist ein Geschenk. Du brauchst mir dafür nichts zu bezahlen.“, winkte er ab und sie bedankte sich vielmals für das Präsent.

„Sag mal, was ich dich schon immer fragen wollte... Woher hast du dieses Amulett?“, harkte Salomon Muto neugierig nach und nahm es zwischen seine dicken, kurzen Finger, um es sich besser ansehen zu können.

Der Smaragd blitzte im einfallenden Sonnenlicht.

Sawa lächelte.

„Mein Vater hat ihn mir mal geschenkt, als ich noch ganz klein war. Er sagte, er fand ihn auf einer Reise, zusammen mit Maximilian Pegasus, in Alexandria.“, erzählte sie dem Alten, dessen Augen aufgeregt aufleuchteten.

„Du solltest gut darauf aufpassen. Es sieht so aus, als ob die Kette bereits mehrere tausend Jahre alt ist... Wahrscheinlich noch aus der Zeit der Pharaonen.“, klärte er das Mädchen auf.

Sie blickte ihn entsetzt an und konnte nicht wirklich fassen, dass der Stein, geschweige denn die Kette, so alt war und sich dabei noch in einem so guten Zustand befand.

Gerade wollte sie mehr von dem alten Mann erfahren, da platzten Yugi und der Rest ihrer Freunde rein.

„Sawalein! Wir dachten schon, du würdest heute nicht mehr kommen.“, freute Joey sich und sie zersauste ihm die Frisur, als er auf sie zukam.

„Ich ehrlich gesagt auch... Beim Zeitungsaustragen wurde ich beinahe von Kaibas Limousine platt gefahren.“, verriet sie ihm und schon wurde sie von allen Anwesenden erschrocken angesehen.

„Dieser Mistkerl! Den mach ich morgen erst mal fertig!“, fluchten Joey und Tristan gleichzeitig, doch sie winkte bloß ab.

Kaiba würde schon irgendwann bekommen, was er verdient hatte.

Spätestens, wenn sie bei der Polizei war, würde sie ihm so viele Strafzettel schreiben, dass er darin ertrank.

Da fiel es ihr wieder ein.

Sie wollte ihren Freunden ja noch von ihrem Glück erzählen.

„Ich hab aber auch spitzenmäßige Neuigkeiten! Ab August bin ich Polizeianwärterin bei der Domino City Police.“, platzte sie heraus und überraschte damit erneut alle.

Doch dann fielen sie ihr alle um den Hals.

„Das ist ja großartig, Sawa!“, freute Yugi sich und sprang auf und ab.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CreamCake
2012-07-04T09:50:51+00:00 04.07.2012 11:50
HEAY =D

>>hatte sie viele neue Freunde gefunden.<< Fredi und die musikalischen Kakerlaken :D

>>Er ist reich und stellt einfach eine Putzfrau ein.<< Richtig so! :D

>>sie wollte auf ihn losgehen und ihm die Augen auskratzen<< Noin! Dann braucht Seto zwei Glasaugen D:

>>dieser reiche Pinkel, jetzt etwa Strafarbeiten schreiben?“, fragte Yugi besorgt<< :O Yugi spricht solche Wörter aus ? D:

>>Joey hätte heulen können.<< Dann los Opfer, opfer schon rum ò.ó muhahaha! xD

>>Und wieder war er das Thema.<< Na Logo! :D Gibt halt sonst nichts interessantes in Domino City :D

>>Dann wandte Sawa sich lieber wieder an den Alten,<< der sie mit seinen kauzigen Augen pedophilisch musterte. xDD

>>freute Yugi sich und sprang auf und ab.<< Wie ein kleines Kind dem ein Lutscher gereicht wurde :D Mööp!


Zurück