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Die Geschichte nimmt ihren Lauf

Kakashi x Shizuka / Hidan x Shizuka / Sasuke x Shizuka
von

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Der erste Vertragspartner ~1~

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"Kakashi, die Grundlagen habe ich doch verstanden, aber... Hey, wo gehst du schon wieder hin? Du wolltest mir doch beim Lernen helfen" murrte Shizuka, folgte ihrem Ehemann in den Flur und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Ich weiß, Liebste, aber ich habe eine Mission erhalten, die von äußerster Wichtigkeit ist. In den nächsten zwei Tagen wirst du ohne mich auskommen müssen" erwiderte Kakashi, zog sich seine Weste über und legte seine Beintasche an. Verwundert blickte er über seine Schulter, als er ihren Kopf an seinem Rücken spürte, während sie ihre Arme um ihn legte. "Es tut mir wirklich leid, Shizuka" wisperte er, denn er konnte sehr wohl ihre nun aufkommende schlechte Laune verstehen. Schließlich hatte er sie vor einem Monat erst zur Frau genommen.
 

"Es tut dir immer leid, aber...". "Das tut es wirklich. Ich würde auch viel lieber bei dir bleiben, aber diese Mission ist wirklich wichtig. Du darfst nicht vergessen, dass ich meine Pflicht als Shinobi erfüllen muss" unterbrach er die junge Dame, drehte sich zu ihr um und schloss sie in seine Arme. "Du könntest Sasuke um Hilfe bitten, wenn er von seiner Mission zurück ist" schlug er ihr vor, doch eine Antwort erhielt er nicht. Nein, stattdessen löste sich Shizuka von ihm, lief zum Kinderzimmer und hob ihren Sohn auf ihre Arme, dessen Geschrei ihre gesamte Wohnung erfüllte.
 

"Shizuka...". "Was tust du noch hier? Deine Pflicht ruft, also geh endlich" murmelte Shizuka und legte ihren Sohn auf den Wickeltisch, um ihm die Windeln zu wechseln. Es hatte sich kaum etwas seit seinen damaligen Antrag verändert. Zwar ließ er sie nicht mehr so oft und lange mit Sakumo alleine, aber er nahm immer wieder Missionen an, ohne mit ihr zu sprechen. Natürlich schuldete der Jounin ihr keinerlei Rechenschaft, aber oftmals verließ er auch einfach heimlich das Haus, ließ eine Nachricht und Geld auf dem Schreibtisch liegen und kam dann meist erst nach Tagen zurück. So hatte sie sich ihre Ehe keineswegs vorgestellt und so sollte eine Ehe auch nicht verlaufen.
 

"Ich bin in zwei Tagen wieder bei euch. Pass auf unseren Sohn auf und stelle keinen Unsinn an" erwiderte Kakashi geknickt, denn er konnte sich vorstellen, dass Shizuka enttäuscht war. Enttäuscht, weil er immer wieder für einige Tage das Dorf verließ und sie mit der gesamten Verantwortung alleine ließ. Ebenso wusste er, dass sie sich eigentlich einen Mann an ihrer Seite wünschte, der mehr Zeit für sie besaß, aber ein solcher Mann konnte er ihr nicht sein. Er war nun mal ein Shinobi und verdiente mit den Missionen, die er ausführte, sein Geld, um seine Familie zu versorgen.
 

Eine Antwort erhielt er nicht, weswegen er sich leise von ihr verabschiedete und ihre gemeinsame Wohnung, nachdem er seinen gepackten Rucksack ergriffen hatte, verließ. "Ganz ruhig, Sakumo. Es ist alles gut. Alles..." hauchte Shizuka und drückte ihren Sohn an ihre Brust, welcher schon längst nicht mehr weinte. "Wenn doch nur dein lieber Onkel bei uns sein könnte, aber auch er wurde auf eine Mission geschickt" fuhr die junge Dame ebenso leise fort und lief mit Sakumo zum Wohnzimmer.
 

Nach nur wenigen Minuten schlossen sich die Augen ihres Sohnes wieder, nachdem er seine Ration Milch bekommen hatte und schlief wieder friedlich ein. Seufzend brachte sie Sakumo zurück ins Kinderzimmer, legte ihn in die Wiege und legte ein müdes Lächeln auf. Wenigstens bereitete ihr Sohn ihr im Moment keine Probleme, denn oftmals war sie schon verzweifelt, wenn er geschrien hatte. In solchen Momenten war Sasuke stets bei ihr gewesen, hatte sie unterstützt, wenn er es gekonnt hatte und hatte meist ihre gesamte Verantwortung für einige Stunden übernommen. Jedoch konnte sie sich dieses Mal nicht auf Sasuke verlassen, welcher doch im Moment ebenfalls eine Mission erfüllen musste.
 

Abermals seufzte Shizuka, verließ das Kinderzimmer wieder, nachdem sie Sakumo ordentlich zugedeckt hatte und ließ die Tür einen kleinen Spalt breit offen stehen. Ihr Weg führte sie in die Küche zurück, in welcher sie zuvor gesessen hatte und ließ sich auf den Stuhl am Tisch sinken, nur um auf die japanischen Schriftzeichen auf den Büchern zu starren, die auf dem gesamten Tisch ausgebreitet lagen. Vereinzelte Schriftzeichen konnte sie schon lesen, aber was brachten ihr vereinzelte Schriftzeichen, wenn sie den Zusammenhang eines Satzes nicht verstehen konnte? Zwar hatte Kakashi ihr ein einfaches Kinderbuch mit zusätzlichen Bildern gegeben, aber die wenigen Sätze, die die Handlung im Kinderbuch erklären sollten, konnte sie nicht entziffern.
 

"Wieso mache ich mir überhaupt diese Mühe?" fragte sie sich insgeheim, obwohl sie die Antwort eigentlich sehr wohl wusste. Sie wollte die japanischen Schriftzeichen lesen lernen, weil sie schon einige Manga im Buchladen gesehen hatte, die sie so gerne lesen wollte. "Ich kann diese Sprache unmöglich alleine lernen, aber wer soll mir denn helfen? Ob ich Shikamaru um Hilfe bitten soll? Nein, er hat bestimmt keine Lust. Er hat eigentlich nie zu etwas Lust, obwohl er mir bestimmt helfen könnte" dachte sie, schüttelte ihren Kopf und stieß einen leisen Seufzer aus. Wieso war sie nur auf die Idee gekommen, Shikamaru um einen derartigen Gefallen zu bitten?
 

Eine ganze Weile dachte sie über eventuelle Kandidaten nach, die ihr sicherlich helfen könnten, aber es fiel ihr kein Mensch ein, der so schlau wie Shikamaru war. "Na ja... Eigentlich kenne ich schon einen Mann, der vielleicht noch intelligenter als Shikamaru ist. Allerdings wurde er umgebracht und... Wieso denke ich überhaupt über diese Möglichkeit nach? Er ist doch sowieso unerreichbar für mich. Wie schade" ärgerte sich Shizuka über sich selbst, verschränkte ihre Arme auf dem Tisch und bettete ihren Kopf auf ihre Arme.
 

Die junge Dame hob ihren Kopf jedoch wieder, als sie sich an ein sehr spezielles Jutsu erinnerte, welches ihr ermöglichen könnte, jene Person zu rufen. "Nein, Itachi hat es mir verboten. Dieses Jutsu ist gefährlich und... Aber ich möchte es trotzdem ausprobieren. Ob das überhaupt möglich ist? Itachi hat mit keinem Wort erwähnt, ob die Person leben muss und ob dieses Jutsu nur für die Beschwörung der Menschen aus dieser Welt funktioniert" überlegte Shizuka laut und versuchte sich an die vorgegebenen Fingerzeichen zu erinnern, die im Buch abgebildet gewesen waren. Wichtig war, hatte Itachi zumindest gemeint, dass sie sich die Person vorstellen musste, damit sie jene Person rufen konnte.
 

"Ich lasse es jetzt einfach auf einen Versuch ankommen. Was soll denn schon Schlimmes passieren? Mit ihm gehe ich bestimmt keines der Risiken ein" fasste Shizuka ihren Entschluss, formte etliche Fingerzeichen und schloss anschließend ihre dunkelgrünen Augen, um sich jene Person, die sie rufen und welche ihr mit Sicherheit beim Lernen helfen könnte, vorstellen zu können.
 

Lächelnd und auch aufgeregt sah sie das Gesicht des Mannes vor ihrem geistigen Auge, spürte schließlich, wie sich ihr Körper veränderte und stellte fest, wie ihr Bewusstsein in den Hintergrund gedrängt wurde. Etliche Gedankengänge konnte sie im nächsten Moment wahrnehmen, spürte die Gefühle der Person, die sie gerufen hatte und wollte ihren Körper minimal bewegen. 'Wieso... Ach so, er besitzt meinen Körper und wenn ich mich bewegen will, muss ich zuerst die Kontrolle übernehmen, aber... Jetzt verstehe ich, was Itachi gemeint hat. Gewaltsam kann ich zwar die Kontrolle übernehmen, aber es kostet unglaublich viel Kraft und Willensstärke'.
 

Schwarze Augen öffneten sich, blickten irritiert drein, ehe sich die Person erhob und sich in die Hocke auf den Stuhl setzte. 'Ich habe tatsächlich einen Toten beschworen. Ob er auch meine Gedanken lesen und meine Gefühle spüren kann? Spürt er, wie aufgeregt ich bin?' dachte sich die junge Dame und war erstaunt über ihre Sicht. Seine Augen waren auch ihre Augen. Würden sie vielleicht auch ihre Schmerzen miteinander teilen? 'Ich hätte Itachi fragen sollen. Im Grunde weiß ich nur, dass ich sein Einverständnis brauche, um das Jutsu wieder auflösen zu können. Über weitere Auswirkungen habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich weiß nur, dass wir uns voneinander trennen können, wenn ich mein Chakra konzentriere und einen Doppelgänger erschaffe, um mich in meine ursprüngliche Gestalt zu verwandeln'.
 

"Ich beantworte dir jede Frage, wenn du mir erklärst, in wessen Wohnung ich mich befinde, wer du bist und was du mit Vertragspartner meinst. Offensichtlich, wenn ich deine Gedankengänge richtig analysiert habe, teilen wir uns meinen Körper. Was muss ich tun, damit wir uns voneinander trennen können?" fragte eine erstaunlich ruhige Stimme, deren Besitzer das Kinderbuch eingehend betrachtete und die Ruhe selbst zu sein schien. Die schwarzen Augen entdeckten schließlich eine geöffnete Tafel Schokolade, die er zwischen Zeige und Mittelfinger nahm und biss in die leckere Süßigkeit hinein.
 

'Ähm... Ich werde dir dieses Jutsu erklären. Lege deine Handflächen aneinander, so, siehst du?' entgegnete Shizuka und dachte an jenes Fingerzeichen. Der junge Mann legte ungern die Tafel Schokolade ab, folgte ihrer Anweisung und kippte fast vom Stuhl, als ein exaktes Ebenbild von ihm neben ihm erschien. Mit einem weiteren Fingerzeichen verwandelte sich sein Ebenbild in eine junge Frau, auf deren Lippen ein zaghaftes Lächeln ruhte. "Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Hatake Shizuka" stellte sich die junge Dame vor und setzte sich auf den freien Stuhl neben ihren beschworenen Gast. "Wie darf ich dich nennen? Du besitzt zu viele Namen" wollte Shizuka wissen und beobachtete, wie der Mann mit dem schwarzen Haar erneut die Schokolade ergriff, um zu naschen.
 

"Laut deinen Gedankengängen kennst du meinen wahren Namen. Ich würde dich jedoch um den Gefallen bitten, mich L oder Ryuuzaki zu nennen. Such dir einfach einen der beiden Namen aus" ließ er sie wissen, konzentrierte sich wieder auf die leckere Tafel Schokolade und verfolgte ihre Gedanken. Interessant, sie wusste sogar von Kira und ebenso schien sie sehr wohl zu wissen, welches Schicksal ihn ereilt hatte. Stellte sich ihm jedoch die Frage, woher sie dieses unglaubliche Wissen bezog und wieso sie ihn gerufen hatte.
 

"Ich... Ich werde dich einfach Ryuuzaki nennen und... Warte, du stellst dir zu viele Fragen auf einmal, also..." erwiderte sie und begann ihm zu erklären, wie dieses Jutsu funktionierte, in wessen Wohnung er war und wieso sie ihn ihren Vertragspartner genannt hatte. Ob sie ihm auch den Grund nennen sollte, weshalb sie ihn gerufen hatte? Würde er nicht denken, dass ihr banaler Grund egoistisch war?
 

"Eine Fähigkeit, um Personen zu rufen, deren Gestalt dein eigener Körper annimmt und deren Bewusstsein dennoch vorhanden bleibt. Eine beeindruckende Fähigkeit, auch wenn du, meiner Meinung nach, die Risiken bei dieser Fähigkeit nicht außer Acht hättest lassen dürfen. Es existieren also tatsächlich Parallelwelten, neben der Welt der Shinigami. Erstaunlich" murmelte Ryuuzaki und erhob sich aus seiner hockenden Haltung, um die Verpackung der nun leeren Schokolade in den Papierkorb zu werfen. Auf der Suche nach weiteren Süßigkeiten öffnete er dreist den Kühlschrank, wurde allerdings nicht fündig, weshalb er sich auf die Küchenschränke konzentrierte und jeden einzelnen Küchenschrank nach und nach öffnete.
 

"Setz dich, Ryuuzaki. In meiner Küche wirst du keine Süßigkeiten finden, weil mein Ehemann auf meine Ernährung achtet. Mein geheimes Versteck kennt er allerdings nicht" erklärte Shizuka schmunzelnd, erhob sich ebenfalls und verließ die Küche. Kakashi hatte ihr zwar nicht verboten, Süßigkeiten zu essen, aber er mochte es nicht, wenn sie sich ausschließlich Süßes von ihrem Geld kaufte.
 

Der Ermittler folgte ihr, um sich bei dieser Gelegenheit in ihrer Wohnung umsehen zu können, denn ihre Erzählung über diese Welt mochte zwar unglaublich klingen, schließlich war ihm erzählt worden, er würde sich in einer Welt befinden, welche von Shinobi regiert wurde, aber er konnte sich keinen Grund vorstellen, weshalb er von ihr belogen werden sollte. Eigentlich war ihre Existenz schon Beweis genug, ebenso die Tatsache, dass er sich in einer fremden Wohnung aufhielt und von einer jungen Frau bewirtet wurde, die seinen wahren Namen kannte.
 

Schließlich entdeckte er das wohl gemeinsame Schlafzimmer des Ehepaares und trat an die Fensterbank heran, um die Bilder zu betrachten. Viele unbekannte Gesichter, aber ihre Geschichte schien sich zu bewahrheiten, weil die Personen spezielle Kleidung und Waffen an ihre Körper trugen. Zusätzlich entdeckte er auf dem Schreibtisch jene Waffen, die ein Shinobi brauchte, um sich zu verteidigen und zu töten. "Unglaublich" murmelte er und ergriff eines der Kunai mit seinem rechten Daumen und Zeigefinger, um diese gefährliche Waffe eingehend zu betrachten.
 

"Ryuuzaki?" wurde er aus seinen Überlegungen gerissen, drehte seinen Kopf zur offenen Tür und erblickte die junge Dame, welche auf ihren Armen etliche Süßigkeiten trug. "Verzeih meine Neugier, aber ich musste deine Erzählung überprüfen" erklärte er sein dreistes Eintreten in das Schlafzimmer und legte das Kunai zurück auf den Schreibtisch. Natürlich meinte er seine Entschuldigung keineswegs ernst und er wusste, wie emotionslos seine Stimme geklungen hatte, aber im Laufe der letzten Jahre hatte er gelernt, wie effektiv eine Entschuldigung sein konnte.
 

"Kein Problem. Ich wäre an deiner Stelle auch misstrauisch und würde diese Geschichte überprüfen wollen. Kommst du wieder mit in die Küche oder möchtest du dich noch ein wenig in der Wohnung umsehen? Ich habe nichts zu verbergen" entgegnete sie ihm, trat einen Schritt zur Seite, damit er das Schlafzimmer verlassen und auf den Flur treten konnte. Ohne Scheu trat er zu ihr heran, legte überlegend seinen linken Daumen an seine Unterlippe und betrachtete die Süßigkeiten auf ihren Armen. Schließlich nahm er sich erst einmal eine weitere Tafel Schokolade, öffnete die Verpackung und lief, ein Stück Schokolade abbeißend, zum Wohnzimmer, nicht ohne zuvor durch den kleinen Türspalt zu schauen und ein schlicht eingerichtetes Kinderzimmer zu entdecken.
 

Seufzend folgte sie ihm, legte ein breites Grinsen auf, als sie ihn hockend beim Wohnzimmerschrank erblickte und lehnte sich an den Türrahmen. Versuchte er etwa immer noch Hinweise zu finden, um ihre Erzählung zu bewahrheiten? Einen Grund, ihn, L Lawliet, den wohl besten Detektiv, zu belügen, besaß sie nicht. Er würde ohnehin ihre Lüge durchschauen können, wenn sie es versucht hätte. "Deine Bewunderung ehrt mich" ließ er sie wissen, erhob sich aus seiner hockenden Haltung wieder und trat an ihr vorbei, um wieder in die Küche zu gehen.
 

"Es ist mir unangenehm, wenn du all meine Gedanken liest" entgegnete sie ihm verlegen, spürte die Hitze auf ihren Wangen und legte die Süßigkeiten auf dem Esstisch ab, während sie die japanischen Bücher zur Seite schob und sich ebenfalls wieder setzte. "Ich höre deine Gedanken und du kannst hören, wo ich mit meinen Gedanken bin. Diese Fähigkeit erlaubt es uns ganz offensichtlich, unseren Vertragspartner ohne Worte zu verstehen, was zu dem Schluss führt, in einer gefährlichen Situation miteinander zu kommunizieren zu können, ohne das es der Feind bemerkt" erwiderte er ihr, zog eines der japanischen Bücher zu sich heran und blätterte einige Seiten um. Ein Lehrbuch für Anfänger, erkannte er nach nur wenigen Seiten.
 

"Das mag schon sein, aber irgendwie... Meine Gedanken, weißt du...". "Gedanken sind für jeden Menschen eine intime Angelegenheit, insbesondere Frauen mögen es nicht, wenn ihre Privatsphäre durch ungewolltes Eindringen verletzt wird" unterbrach er sie, erhob sich und öffnete die obrigen Küchenschränke. Eine Verpackung nahm er heraus, stellte jene Verpackung vor sich auf dem Tisch ab und hockte sich wieder auf den Stuhl. "Du denkst in zweideutige Richtungen, was der Grund zu sein scheint, weshalb du deine Gedanken vor mir verbergen möchtest. Mit Eindringen meinte ich keine sexuelle Handlung, wie dir eben in den Sinn gekommen ist, sondern..." erklärte Ryuuzaki, verstummte jedoch, als ihm etliche Würfelzuckerstücke in den Mund geschoben wurden, welche ihn zum Schweigen brachten. "Sondern das unbefugte Betreten der Privatsphäre" führte er seinen Satz gedanklich zu Ende, denn er ließ sich äußerst ungern unterbrechen, wenn er etwas erklären wollte.
 

Durch einen kräftigen Schlag in die Seite wurde der Schwarzhaarige bestraft, wunderte sich jedoch, als Shizuka schmerzhaft keuchte und ihre Hand auf ihre Seite legte. "Offenbar teilen wir sogar Schmerzen, was bedeutet, dass du verletzt wirst, sollte ich Verletzungen erleiden" erläuterte Ryuuzaki die neue Erkenntnis und studierte die von Schmerz gezeichnete Miene der jungen Dame, deren Augen sich schlossen, ehe sie sich schwer atmend beim Tisch abstützte.
 

"Wie dumm von mir, ich habe Chakra in meine Hand fließen lassen, um die Schlagkraft zu verstärken" keuchte Shizuka und für einen kurzen Moment, als sie ihre Augen wieder öffnete, verschwamm ihre Sicht gänzlich. Kraftlos kippte sie zur Seite, fiel jedoch nicht vom Stuhl, wie sie es erwartet hätte, sondern spürte drei Finger, die sich um ihren Nacken gelegt hatten.
 

"Shizuka" murmelte er ihren Namen, brachte sie wieder in die aufrechte Sitzposition zurück und studierte die Blässe, die sich auf ihrem Gesicht abgezeichnet hatte. Ihr Schlag hatte nicht wirklich geschmerzt, er hatte seine Muskeln angespannt, um weitaus heftigere Schmerzen zu vermeiden, aber dennoch spürte er sehr deutlich, wie elend sich die junge Dame neben ihm fühlte. "Im Kühlschrank, im unterem Fach... Eine der drei blauen Trinkflaschen... Schnell, sonst..." hauchte Shizuka und kniff ihre Augen fest zusammen. Es war immer wieder ein schreckliches Gefühl, wenn sie mit ihrem ohnehin schon wenigen Chakra am Limit war. Als Doppelgänger verbrauchte sie einfach zuviel Chakra, während sie beim verbotenen Jutsu nur einmal eine geringe Menge Chakra verbrauchte.
 

Ryuuzaki erhob sich, nicht ohne seine Hand zu ihrer Schulter wandern zu lassen, um sie auch weiterhin zu stützen. Mit dem Fuß, seine Angewohnheit war es nun mal, Barfuß zu sein und immer sofort aus den Schuhen zu schlüpfen, öffnete er den Kühlschrank, erblickte im unteren Fach tatsächlich drei blaue Trinkflaschen und benutzte seine Zehen, um an eine der Flaschen zu kommen. Schließlich fiel die vorderste Flasche aus dem Fach, rollte in seine Richtung, weshalb er sich bückte und mit den Zähnen den Verschluss öffnete. Rasch stieß er die Tür des Kühlschrankes wieder zu, hockte sich wieder auf den Stuhl und hielt ihr auffordernd die Öffnung der Flasche an ihre Lippen.
 

Überhastet trank Shizuka einfach mehrere Schlücke, damit sich ihr Chakra wieder regenerieren konnte und atmete erleichtert aus, als das elende Gefühl verschwand. Prüfend, nachdem Shizuka ausreichend getrunken zu haben schien, hielt sich der Detektiv die Flasche unter die Nase, um den Inhalt zu überprüfen. Orangensaft, war sein erster Gedanke, nippte prüfend und schmatzte einige Male. Nein, es roch zwar nach Orangensaft, aber er schmeckte noch andere Inhaltsstoffe aus diesem Getränk. Pflanzliche Inhaltsstoffe, wie er nach weiteren Sekunden heraus zu schmecken glaubte.
 

"Du hast zum ersten Mal meinen Namen benutzt" lächelte die junge Dame und rieb sich über ihre Augen. Das Mittel, welches ihr Chakra regenerieren konnte, wirkte endlich, weswegen sie sich bei ihm bedankte und nun auf seine Hand blickte, die noch immer auf ihrer Schulter ruhte. "Ich entnehme deinen Worten, dass du dich über diese Tatsache freust" entgegnete Ryuuzaki, zog seine Hand zurück und drehte den Verschluss wieder auf die Flasche. Ihren Gefühlen nach zu urteilen fühlte sie sich besser, weswegen er sie nicht länger zu stützen brauchte. "Ja, irgendwie freue ich mich schon. Außerdem freue ich mich, dass du mir Gesellschaft leistest. Du hättest mich schon längst auffordern können, den Vertrag mit mir zu lösen, aber...". "Noch nicht. Ich versuche immer noch den Grund zu finden, der mir erklärt, weshalb du ausgerechnet mich gerufen hast. Nenne mir den Grund, damit ich entscheiden kann, ob ich ins Reich der Toten zurückkehren möchte" unterbrach er sie, nahm einige Zuckerwürfel aus der zuvor geholten Packung und begann die Würfel aufeinander zu stapeln.
 

Auch Shizuka nahm einige Zuckerwürfel aus der Packung, steckte sich ein Würfelchen in den Mund und half ihm beim Stapeln. "Du möchtest diesen banalen Grund nicht wissen, Ryuuzaki. Ich war einfach nur wütend auf meinen Ehemann und wollte dieses Jutsu ausprobieren. Es funktioniert und diese Tatsache reicht mir schon" ließ sie ihn wissen und erinnerte sich ungewollt an Kakashi, der für die nächsten zwei Tage nicht nach Hause kommen würde. Ihr war schon seit einiger Zeit bewusst, dass er nicht perfekt war, wie sie es zu Anfang ihrer Beziehung noch geglaubt hatte, aber sie wollte sich nicht beschweren, auch wenn sie hin und wieder doch einige Zweifel hegte, was die Hochzeit betraf.
 

Ryuuzaki verfolgte ihre Gedanken überlegend, konnte schließlich erkennen, wozu er gerufen worden war und betrachtete die japanischen Bücher. Natürlich musste er ihr zustimmen, sie hatte ihn aus einem wirklich banalen Grund gerufen, aber deswegen musste sie sich keinesfalls irgendwelche Vorwürfe einreden. Eigentlich, so lange er sich erinnern konnte, war er noch nie um einen derartigen Gefallen gebeten worden.
 

"Rufe mich, wenn du meine Hilfe benötigst. Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen, selbst wenn es sich um einen banalen Grund handeln sollte" meinte Ryuuzaki schließlich, studierte den Block, welcher unter den japanischen Büchern lag und beugte sich etwas vor, um besagten Block zu ergeifen. "Unterfordere ich dich denn nicht? Ich meine, ich vergeude deine kostbare Zeit und...". "Mit einem kniffeligen Fall hätte ich eher gerechnet. Ich bin vor einigen Jahren gestorben und existiere seit jenem Tag nicht mehr in der Welt der Lebenden, was widerum bedeutet, dass ich genügend Zeit besitze. Abgesehen von dieser Tatsache kann ich dir noch nicht sagen, ob ich mich unterfordert fühlen werde. Ich kenne dich nicht, daher wird sich wohl erst in den nächsten Stunden zeigen, ob ich tatsächlich einer Unterforderung unterliege. In einfachen Worten, dieser Faktor hängt allein von dir ab".
 

"Vielleicht hast du recht" dachte sich die junge Dame, blickte auf das japanische Buch, welches vor Ryuuzaki lag und stieß einen leisen Seufzer aus. Selbst wenn er ihr nun beim Lernen helfen würde, es wäre in der Tat sehr nett von ihm, war ihr inzwischen die Lust vergangen. Viel lieber würde sie sich mit ihm unterhalten, mit ihm ihre nun ungewollte freie Zeit verbringen und den Ärger mit ihrem Ehemann vergessen. "Stell keinen Unsinn an" kamen ihr die Worte von Kakashi in den Sinn, die sie jedoch nur belächeln konnte. Stellte sie nicht immer irgendwelchen Blödsinn an, wenn er nicht bei ihr war? Bei seiner letzten Abwesenheit hätte sie beinahe ihre neue Wohnung in Brand gesetzt, nur weil sie den Herd, beim Verlassen ihrer Wohnung, nicht überprüft hatte. Davor hatte sie das Fenster im Schlafzimmer weit geöffnet gelassen und schließlich, es hatte zu regnen begonnen, war das gesamte Bett durchnässt gewesen.
 

"Ja, Shizuka, stell keinen Unsinn an" gab er den Worten des Mannes recht, an welche sie sich erinnert hatte und blockte ihre Faust ab, die auf seine Rippen gezielt hatte. "Du wirst dich selbst verletzen, wenn du mich schlägst" erinnerte Ryuuzaki seine Vertragspartnerin an die vorherige Situation und ließ ihre Faust los. Erneut konzentrierte er sich gänzlich auf die Aufgaben, die im Buch beschrieben standen und überprüfte ihre derzeitigen japanischen Kenntnisse. Möglicherweise müsste er sogar sämtliche Grundlagen mit ihr durchgehen, um zu erfahren, wie weit sie schon war. Die japanische Sprache schien sie fließend zu beherrschen, jedoch schien sie Schwierigkeiten mit dem Entschlüsseln der japanischen Schriftzeichen zu haben, zumindest konnte er sich nur so die vielen vereinzelten Schriftzeichen erklären, die offensichtlich ihr Mann auf den Block geschrieben hatte.
 

Ohne auf ihre Gedanken zu achten, im Moment interessierte es ihn nicht, an wen oder was sie dachte, begann er mit ihr die Grundlagen zu wiederholen und bemerkte sehr schnell, dass sie ihn keineswegs unterforderte. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, denn offensichtlich lernte sie nicht gern, also musste er wohl eine Methode finden, um ihr das Lernen zu vereinfachen. Jedoch erwies sich diese Idee als schwierig, weil er die junge Dame erst kennen gelernt hatte und demnach nicht wusste, welcher Lerntrick bei ihr helfen würde.
 

Nach etwa einer Stunde, die er benötigt hatte, um ihr die Grundlagen logisch und trotzdem einfach zu erklären, schielte er zu ihr rüber und erhob seine Hand, in welche er das japanische Lernbuch hielt, um jenes Buch mit ihrem Kopf in Berührung zu bringen. "Mh?" fragte Shizuka, öffnete ihre dunkelgrünen Augen und blinzelte einige Male, ehe sie seinen fast schon starrenden Blick erwiderte. "Entschuldige, ich habe letzte Nacht kaum geschlafen und... Dein ruhiger Tonfall muss sich auf meine Müdigkeit ausgewirkt haben" erklärte Shizuka, rieb sich über ihre Augen und beugte sich wieder zu ihm rüber, um mit ihm in das Buch zu schauen.
 

"Ich verstehe... Ich schlage vor, wir verschieben die Unterrichtsstunde auf einen anderen Tag. Das bedeutet...". "Du willst den Vertrag mit mir auflösen?" unterbrach sie ihn fragend, senkte ihren Kopf und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Wollte er tatsächlich ins Reich der Toten zurück? Offenbar schon, aber lange konnte sie sich keine Gedanken über seine Beweggründe machen, erhob sich und verließ die Küche, um anschließend zum Kinderzimmer zu gehen. Vorsichtig hob sie ihren nun wieder wachen Sohn aus der Wiege und verzog ihre Miene zu lustigen Grimassen, damit er wieder lachte.
 

Verwundert drehte sie ihren Kopf, als sie Schritte hörte und entdeckte Ryuuzaki, die linke Hand in der Hosentasche vergraben, während er den Zeigefinger seiner rechten Hand an seine Lippen hielt. Schließlich trat der Ermittler zu ihr heran, ohne auf die Distanz zwischen ihnen zu achten und starrte den Jungen auf ihren Armen regelrecht an. "Wie alt?" fragte er, wollte schon auf seinen Daumen beißen, eine Angewohnheit von ihm, wenn er nachdachte, jedoch wurde seine Hand ergriffen, während Shizuka ihren Kopf leicht schüttelte, um ihm zu signalisieren, dass er das nicht tun sollte.
 

"Bald fünf Monate" erwiderte Shizuka leise, ließ seine Hand wieder los und blickte wieder zu ihrem Sohn hinab. Etliche Gedanken gingen ihr auf einmal durch den Kopf, bis sie an eine Person dachte, die im Moment nicht bei ihr sein konnte. Eigentlich verließ er nie das Dorf, wenn Kakashi eine Mission erledigen musste, aus welchen Gründen auch immer. Stets war er bei ihr, wenn sie ihn brauchte und nahm nicht nur die Rolle eines zweiten Vaters für Sakumo ein. Nein, er bemühte sich immer und manchmal erschien es ihr so, als wäre er wie ein zweiter Ehemann für sie. Schließlich unternahmen sie viele Familienausflüge und verbrachten sehr viel Zeit zusammen. Ja, wie eine glückliche Familie.
 

"Mit Gefühlen kenne ich mich nicht aus, aber logisch gesehen hätte ich nicht geheiratet, wenn ich mit meinen Gedanken bei einer anderen Frau bin" ließ er sie seine Meinung wissen und verfolgte die Erinnerungen an diesen schwarzhaarigen Mann. Natürlich war ihm noch nicht klar, was für ein Verhältnis sie zu ihm pflegte, aber sie schien wirklich sehr viel Zeit mit ihm zu verbringen. Vielleicht sogar mehr Zeit, als mit ihrem Ehemann, der durch seinen Beruf, wenn er Shinobi überhaupt als einen Beruf bezeichnen durfte, oft außer Haus zu sein schien.
 

"Sasuke ist mein bester Freund. Nicht mehr und auch nicht weniger, Ryuuzaki. Ich bin glücklich mit Kakashi und ich liebe ihn, sonst hätte ich seinen Antrag wohl kaum angenommen" murmelte die junge Dame und senkte ihren Kopf. Ja, sie war glücklich mit Kakashi, auch wenn er oftmals zu sehr mit Missionen beschäftigt war und deshalb kaum Zeit für sie hatte. Er war nun mal ein Shinobi und mit diesem Wissen hatte sie ihn geheiratet.
 

Ein Daumen an ihrer Wange veranlasste sie, ihren Kopf zu heben, während sie versuchte, dieses beklemmende Gefühl zu unterdrücken, welches sich um ihr Herz zu schließen versuchte. "Ich spüre deine Gefühle und ich erahne, dass du mich belügst. Offenbar versuchst du dieses Leben zu führen, weil du deinen Ehemann nicht enttäuschen willst und weil dir deine Familie sehr wichtig erscheint. Der Beweis sind deine Tränen, die durch meine Worte ausgelöst worden sind. Menschen geben sich oftmals ihren Gefühlen hin, wenn ihnen die Wahrheit vor Augen geführt wird" entgegnete er ihr, studierte ihre Miene und wischte ihr eine weitere Träne von der Wange. Ja, er spürte, wie sehr sie unter seinen Worten litt und sich gleichzeitig weigerte, der Wahrheit in die Augen zu sehen.
 

"Nein, ich liebe Kakashi und...". "Du kannst dir diese Lüge einreden, so lange du willst, aber durch deine Worte kannst du die Wahrheit nicht ändern. Mir steht kein Urteil zu und ich werde dich auch nicht nötigen, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Vermutlich hast du deinen Ehemann auch sehr geliebt und du liebst auch auf deine Art und Weise, aber...". Ryuuzaki verstummte, als die junge Dame leise schluchzte und ihren kleinen Sohn wesentlich enger in ihre Arme schloss. Der Daumen auf ihrer Wange verschwand, ehe der Ermittler grübelnd auf jenen Daumen biss und die salzigen Tränen schmecken konnte.
 

Schließlich trat er noch dichter an die junge Dame heran und tat das, woran sie dachte. Natürlich war er nicht dieser Sasuke, der sie nun trösten könnte, vermutlich auch wusste, wie er sie beruhigen konnte, aber jene Geste, die er noch nie angewendet hatte, würde vermutlich ausreichen, um sie vorerst zu beruhigen. "Du... Du musst das nicht tun" hauchte die junge Dame, schniefte leise und betrachtete die Hand, die auf ihrer linken Schulter ruhte, während sie seinen Oberkörper an ihrer Seite spürte. "Ich gebe dir recht, ich muss dich nicht trösten, aber die Tatsache, dass ich dich durch meine Worte tief getroffen habe und du dir insgeheim gewünscht hast, getröstet zu werden, lässt mich vermuten, dass ich dich sehr wohl trösten sollte. Wie schon erwähnt, ich habe dich tief getroffen, obwohl ich dir nur die Wahrheit vor Augen führen wollte".
 

"Aber du...". "Du selbst musst wissen, wie du leben willst. Wenn du mit deinem Ehemann zufrieden bist und mit ihm dein weiteres Leben verbringen willst, ist das deine alleinige Entscheidung. Jedoch glaube ich, wenn ich dir das direkt sagen darf, dass du eigentlich ein anderes Leben leben willst. Ein Leben mit diesen Mann, den du deinen besten Freund nennst und der weitaus mehr Zeit mit dir verbringen kann, als das es dein Ehemann jemals kann. Es steht nicht in meinen Sinn, dich zu beeinflussen. Ich teile dir lediglich meine neutrale Meinung mit" unterbrach er sie, denn im Moment war sie sehr aufgewühlt, weshalb er all ihre Gedanken lesen konnte. Selbst ihre Geheimnisse blieben nicht länger vor ihm sicher und deshalb erlaubte er sich einfach diese Dreistigkeit, konfrontierte sie erneut mit der Wahrheit und teilte ihr gleichzeitig seine persönliche Meinung mit.
 

"Ryuuzaki..." wisperte Shizuka, legte ihren Sohn zurück in die Wiege und betrachtete sein friedliches Gesicht. Der Schwarzhaarige trat ebenfalls an die Wiege heran, vergrub seine Hände wieder in den Hosentaschen und blickte ebenfalls zu ihrem noch sehr jungen Sohn hinab. "Darf ich egoistisch sein und dich um zwei Gefallen bitten?" fragte Shizuka leise, wischte sich die Tränen von ihren Wangen und blickte schließlich wieder in seine Richtung. Würde er ihr diese Gefallen tatsächlich tun, obwohl er sie eigentlich gar nicht kannte und doch schon ihre halbe Lebensgeschichte in Erfahrung hatte bringen können?
 

"Ja, aber eigentlich willst du mich um drei Gefallen bitten, wenn ich deine Gedankengänge richtig analysiert habe. Erster Gefallen, die Frage, ob ich über Nacht bei dir bleiben werde. Zweiter Gefallen, ob du mich rufen darfst, wenn dein Ehemann wieder einmal verschwindet. Dritter und letzter Gefallen, wohl eher eine Bitte, die du an mich richtest. Mein Schweigen über das eben erfolgte Gespräch" entgegnete er ihr und zählte die Gefallen mit Daumen, Zeige und auch Mittelfinger in der richtigen Reihenfolge auf. "Ich werde dir diese Gefallen tun" stimmte er schließlich zu, denn er hatte sowieso genügend Zeit. Was sollte er also im Reich der Toten, wenn er eine ihm fremde Welt erkunden durfte?
 

"Ich... Danke" murmelte Shizuka, legte ein müdes Lächeln auf, als sie seinen Blick auf sich ruhen spürte und war sich nun sicher. Dieses verbotene Jutsu mochte zwar gefährliche Risiken aufweisen, aber bei ihrem jetzigen Gast war sie sich wirklich sicher, keinen fatalen Fehler begannen zu haben. "Ich schätze dein Vertrauen, aber du solltest dennoch vorsichtig bleiben, wenn du diese Fähigkeit anwendest, um eine andere Person zu rufen" wies er sie auf die Risiken hin, die sie ihm ungwollt in ihren Gedanken wissen hatte lassen und kehrte ihr seinen Rücken zu. "Deinen ursprünglichen Namen, Jessica, wie ich in Erfahrung bringen konnte, werde ich benutzen, wenn es dir recht ist. Das widerum bedeutet, dass du das gleiche Recht besitzt und mich beim richtigen Namen rufen darfst. Lawliet ist mein Vorname, aber du kannst mich auch weiterhin L oder Ryuuzaki nennen, diese Entscheidung überlasse ich ganz und gar dir" bot er ihr an, verließ das Kinderzimmer und kehrte in die Küche zurück.
 

"Wieso?" fragte sich Shizuka insgeheim, warf noch einmal einen Blick in die Wiege, um zu überprüfen, ob ihr Sohn wieder selig schlief, ehe sie ebenfalls das Kinderzimmer verließ und im Türrahmen zur Küche stehen blieb. "Woher kennst du meinen richtigen Namen und wieso...". "In dem Moment, als du deinen Gefühlsausbruch erlegen warst, hast du mir ungwollt einen kleinen Einblick in deine Vergangenheit gewährt. Ich habe erfahren, dass du in diese Welt gezogen wurdest, dass du mit einem Makel aufgewachsen bist und du mich aus deiner Welt her kennst. Du kannst mein Angebot nicht nachvollziehen, weil du mich für einen misstrauischen Menschen hältst und im Grunde muss ich dir sogar zustimmen. Ich vertraue keiner einzigen Menschenseele, außer Watari, der durch den Shinigami umgekommen ist. Allerdings, diese Tatsache lässt sich nun mal nicht ändern, kennst du meinen wahren Namen vermutlich schon seit etlichen Jahren, was für mich bedeutet, ich habe sowieso schon das Zeitliche gesegnet, dass mein Misstrauen unbegründet ist. Deine angewendete Fähigkeit bindet uns aneinander. Das heißt, wir teilen nicht nur meinen Körper miteinander, sondern lässt darauf schließen, sollte ich sterben, sei es durch einen Eintrag ins Death Note oder auf eine andere Art und Weise, du ebenfalls sterben wirst. Schlussfolgernd bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich dir trauen kann".
 

Der Mund der jungen Dame schloss sich allmählich wieder, während sie mit wachsender Bewunderung beobachtete, wie er einige Seiten im Buch umblätterte und sich immer wieder Zuckerwürfel in den Mund steckte. "Er ist einfach ein Genie" dachte sie sich insgeheim und errötete um die Nase, als er ihren Blick erwiderte und sie eingehend musterte. Was sollte denn diese intensive Musterung? "Verzeih meine Musterung, aber es ist sehr ungewohnt für mich, von einer jungen Frau, ich muss anmerken, sehr attraktiv, bewundert zu werden. Mit diesem Kompliment schmeichelst du mir" ließ er sie gedanklich wissen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass ihm ihre Gedanken keineswegs entgangen waren und das es ihn schon irgendwie amüsierte, sie zum Erröten gebracht zu haben, sei es durch seine Gedanken oder durch seine intensive Musterung.
 

"Verdammt, wieso vergesse ich ständig, dass er meine Gedanken lesen kann?" fluchte Shizuka gedanklich und versuchte an eine Mauer zu denken. Jedoch erwies sich dieser Versuch, ihre Gedanken vor ihm zu verbergen, als schier unmöglich, denn es war nun mal unmöglich, an nichts zu denken. Ohne es zu bemerken dachte sie an L, der in der Hocke auf dem Stuhl saß und nun wieder ihren Blick erwiderte. Abwartend und neugierig, vermutete sie und vielleicht auch ein wenig interessiert. Nachdenklich legte er schließlich seinen Zeigefinger an seine Lippen, deutete ein zaghaftes Schmunzeln an und konzentrierte sich auf ihre Gefühlsebene. Einerseits konnte er ihre Wut auf sich selbst spüren, andererseits spürte er ihre Verlegenheit, weil ihre Gedanken, ob nun gewollt oder nicht, immer wieder bei ihm endeten. Faszinierend, musste er zugeben, während sich sein angedeutetes Schmunzeln in ein breites Grinsen verwandelte. Shizuka schien ihre Gedankenwelt im Moment kaum kontrollieren zu können.
 

Noch immer grinsend erhob er sich, war fasziniert über die Tatsache, dass sie durch seine Bewegug nicht sofort aus ihre Gedankenwelt, er würde ihre Gedanken nun Wunschdenken nennen, erwachte und lief um den Tisch herum, noch immer seinen Zeigefinger an seine Lippen haltend. Auch als er direkt vor ihr stehen blieb und ihr direkt in die Augen blickte zeigte sie keinerlei Regung, sondern hing noch immer ihren Gedanken nach, welche inzwischen leicht erotische Züge annahmen. Erstaunlich, wie sie sich eine Szene denken konnte. Wie in einem Film konnte er ihre Gedanken verfolgen. Verwirren taten ihre Gedanken ihn schon, er war nicht gerade der Typ Mann, der bei den Frauen beliebt war, aber dennoch war es interessant zu wissen, dass die junge Frau vor ihm mit ihm das Bett teilen würde.
 

Schließlich räusperte er sich, konnte, als sie aus ihren Träumereien erwachte, die Erschrockenheit in ihren dunkelgrünen Augen erkennen, während ihre Wangen eine dunkelrote Farbe annahmen. Etliche Schuldgefühle und Vorwürfe spürte der Ermittler, ergriff ihr Handgelenk, als sie die Flucht ergreifen wollte und hob seinen rechten Zeigefinger. "Es ist natürlich nicht die feine englische Art, so etwas zu denken, vor allem dann nicht, wenn man einen Partner hat, aber du machst dir unnütze Vorwürfe. Erstens, wir haben uns nie geküsst und das werden wir auch nicht tun. Zweitens, wir haben uns weder unsere Klamotten vom Leib gerissen, noch haben wir das Bett miteinander geteilt und drittens, der dritte Punkt ist sehr wichtig, du hast deinen Ehemann keineswegs betrogen. Du hast dir nur etwas Erotisches vorgestellt, mehr aber auch nicht. Dafür kann kein Mensch verurteilt werden" erklärte er ihr, senkte seinen Zeigefinger und studierte noch immer ihre zu erschrockene Miene. Im selben Moment spürte er Verlegenheit und einen kleinen Hauch von anfänglichen Schamgefühl in ihr aufkeimen.
 

"Du... Du verstehst davon doch gar nichts, also wie kannst du...". "Jessica, ich mag solche Gefühle nicht kennen, aber ich schließe aus deinem detaillierten Tagtraum eine einfache Erklärung. Gefühle lassen sich nicht mit Logik erklären, wie du sicherlich selbst weißt, aber in deinem Fall möchte ich noch einmal auf die Wahrheit deuten, die du nicht sehen willst. Dein Ehemann kann dir nicht mehr das gewisse Etwas geben, wonach du dich sehnst. Deine Bedürfnisse, die du mir ungewollt vor Augen geführt hast, kann er nicht mehr befriedigen, was widerum bedeutet, dass du unglücklich bist und aus diesem einfachen Grund diverse Vorstellungen hegst" unterbrach er sie, ließ ihre Hand los und trat einige Schritte zurück, um sich eine neue Tafel Schokolade zu nehmen.
 

"Optisch betrachtet sehnst du dich nach Abwechselung. Im Moment bin offensichtlich nur ich verfügbar, aber ich zweifel an, dass du mit deinem besten Freund das Bett teilen würdest, wenn du dir schon bei solchen Gedanken etliche Schuldgefühle einredest. Du... Warte, ich bin mit meiner Annahme noch nicht fertig" rief er, als sie ihm den Rücken kehrte und ins Schlafzimmer verschwinden hatte wollen.
 

"Ein Tagtraum ist und bleibt ein Tagtraum. Deine Gedankenwelt gehört dir allein und mit wem du dort deine Sexualität auslebst, im vorherigen Fall, mit mir, interessiert keine Menschenseele, so lange du deine Vorstellungen nicht in die Tat umsetzt" ließ er sie noch wissen, bemerkte sehr wohl im Augenwinkel, wie ihre Schultern bebten und brach ein großes Stück der leckeren Schokolade ab. Jenes Stück reichte er ihr über ihre Schulter, wartete einen kurzen Moment, ehe eine zittrige Hand seine Finger berührte und er mehr und mehr spürte, wie sie in ein schwarzes Loch zu fallen drohte. Ihre gesamten Gefühle prasselten auf ihn ein, konnte sie nicht wirklich zuordnen und konnte erkennen, wie sie seine Hand, in welche er das große Stück Schokolade hielt, an ihre Lippen führte.
 

"Warum?" fragte Shizuka, senkte ihren Kopf und kaute auf der Schokolade herum, die sie abgebissen hatte. Ob seine Theorie tatsächlich stimmte? Konnte er sich denn auch einmal irren? "Wieso mir deine Vorstellung nicht unangenehm gewesen ist? Gegenfrage, wieso sollten mir deine Gedanken unangenehm sein? Fasziniert und interessiert war ich, mehr aber auch nicht" entgegnete er ihr, schob ihr das restliche Stück Schokolade in den Mund und leckte sich anschließend über seinen Daumen und Zeigefinger.
 

"Du bist seltsam" ließ Shizuka ihn wissen, denn ein normaler Mann hätte vollkommen anders reagiert, hätte sogar vielleicht ein wenig Lust bei ihrer Vorstellung verspürt und hätte sogar vielleicht einen Versuch gewagt. "Du auch ein wenig. Ein gewöhnlicher Mann hätte vermutlich so gehandelt, wie du es dir denkst, aber ich würde mich nicht als gewöhnlichen Mann bezeichnen. Logisch betrachtet, wenn ich einen Versuch unternommen hätte, wärst du in Schwierigkeiten geraten und die folgenden Konsequenzen eines Seitensprunges könnten das Ende deiner Ehe bedeuten" erwiderte er ihr, biss ein weiteres Stück Schokolade ab und lud sich anschließend die Süßigkeiten auf seine Arme, um es sich im Wohnzimmer auf der Couch bequem zu machen.
 

"Lawliet" wisperte Shizuka, als der junge Ermittler an ihr vorbei huschte, beladen mit ihren Süßigkeiten, die er wohl bald verdrückt haben würde. L blieb stehen, als sie zum ersten Mal seinen Vornamen benutzte, unsicher und dennoch laut genug. "Nur Watari durfte mich bisher beim Vornamen nennen. Noch nie eine junge Frau, die meinen Namen auch noch so eigenartig betont. Nicht seltsam eigenartig, sondern... Es ist der Klang deiner Stimme, die meinen Vornamen einen besonderen Beigeschmack verleiht" erläuterte der Schwarzhaarige und drehte seinen Kopf, als sie sich über seine Schulter beugte.
 

"Einfach ausgedrückt, es gefällt dir" vereinfachte sie seine Erklärung schmunzelnd, biss ein Stück von der Tafel Schokolade ab, die er noch immer in der Hand hielt und lief noch vor ihm zum Wohnzimmer. "Ja, es gefällt mir, wie du meinen Vornamen aussprichst" dachte er sich insgeheim, schmunzelte über ihre dreiste Art, schließlich hatte sie sich an der Schokolade bedient, ohne ihn zu fragen und folgte ihr zum Wohnzimmer. Ob sie ihn noch einmal Lawliet nennen würde, würde er sie bitten? L wusste es nicht, hockte sich in gewohnter Manier neben ihr auf die Couch und erinnerte sich noch einmal an den Klang ihrer Stimme und wie sie seinen Namen ausgesprochen hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2014-03-08T07:08:22+00:00 08.03.2014 08:08
Hey ´・ᴗ・`

(RE. danke für die Erklärungen, ich hab mal die Bilder gegoogelt,
sind schon süße Jungs, die ihr da in die Geschichte geholt habt.
Mal sehen ob ich heut zum lesen komme ... bussy weekend^^)



XD der versprochene Rückblick. Vielleicht hat ja Kakashi schon früher
etwas gemerkt oder immer schon gewußt, das Shizukas Herz nicht ihm
allein gehört. das er es vielleicht nicht ganz ertragen hat, oder trotz eifersuch
dir auch Zeit mit Sasuke gönnen wollte ... es mutet schon etwas komisch
an, wie er das regelt mit dem einfach abhauen auf Mission. Weil so ist
es ja fast wie eine FLucht, oder hättest du ihn umstimmen können, das
er zuhause bleibt?

*lacht* ich fand es lustig, wie L (DeathNote kenn ich auch nicht) dir den
ganzen Süssigkeitenforrat plündert, er ist ja nicht dick – einfach das er so
versessen darauf ist. Eine süße schwäche^^

Viele Teile des Kapitels hattest du schon vorhin in einem Kapitel. Bist du
mit dem Tippen immer so weit vorraus, vor dem Veröffentlichen?

Außerdem fand ich es schön, wie er dich bei den Gedanken beruhigt hat,
die dir Kopfzerbrechen bereitet haben, und welche Theorie er dafür hat.
Also das mit Sasuke und Kakashi, das du dir solche Bilder dann mit ihm
vorstellst. – So Gedanken Teilen ist schon komisch wenn ein anderer wirklich
alles mitbekommt.


CuCu Jyorie

Von:  fahnm
2012-12-19T21:19:13+00:00 19.12.2012 22:19
Klasse Kapi^^


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