Zum Inhalt der Seite

Outnumbered

Zombiecalypse
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dearborn, Michigan

-Ein verlassener Highway nicht weit von Minnesota entfernt-
 

Flimmernde Hitze tagsüber, klamme Kälte des Nachts.

Steine und Sand… Soviel Sand…

Wenn man nicht aufpasste konnten die Straße und die Einsamkeit einen in den Wahnsinn treiben.
 

So auch die beiden Männer, die mitten in der Nacht auf dem Weg nach Idaho waren.

Sie reisten meistens nachts im Schutz der Dunkelheit und immer auf der Suche und auf der Jagd.
 

Aaron Baker saß auf der Ladefläche eines geklauten Pic Ups und rauchte schweigend eine etwas lädiert aussehende, ebenfalls geklaute Zigarette und ließ sich die kühle Nachtluft um die Nase wehen.

Tonlos summte er eine Melodie vor sich hin und war mit den Gedanken ganz weit entfernt von dieser zu stillen Straße.
 

Leo Coleman, der meistens nur Cat gerufen wurde, hatte die Rolle des Fahrers übernommen und im Gegensatz zu seinem jüngeren Freund und Kollegen wusste er wie man den Pic up fahren musste um lebend in die nächste Stadt zu gelangen.

Sie Beide waren auf der Jagd nach Untoten, nach Zombies, die zunehmend zu einer Bedrohung wurden und mittlerweile ihren Lebensunterhalt finanzierten.

Zum rauchen wurde Aaron nach „draußen“ verbannt, denn würde er es wagen in der Fahrerkabine zu rauchen, würde Cat ihn vermutlich erwürgen.

Aaron war mit seinen neunzehn Jahren sowieso zu jung zum rauchen, aber was sollte Cat da schon machen? Er sollte in diesem Fall lieber nicht mit Steinen werfen…
 

Durch die Monotonie des Fahrens, der endlosen Sterne und der erdrückenden Stille verlor man irgendwann jegliches Gefühl für Zeit und Distanz.

Wie spät mochte es sein?

Aaron lag auf dem Rücken und schnippte den Zigarettenstummel in den Sand.

Der Himmel war Wolkenlos, der Mond neigte sich schon wieder über den Horizont, war aber noch weit davon entfernt diesen zu erhellen und den nächsten Morgen anzukündigen.

Der Teenager war nachdenklich, nur eine weitere Eigenschaft, die Cat, der selber eher impulsiv und hitzig war, nicht an ihm schätzte.

Wieso waren sie hier? Nicht unbedingt im philosophischen Sinn, denn egal wie sehr Aaron darüber nachdachte, ihm fiel kein plausibler Grund ein, wieso er mit einem fast Fremden und einem geklautem Pic Up in Richtung nirgendwo unterwegs war.

Naja bis auf die Leiche neben ihm.

Ein leises, resignierendes Seufzen entfuhr ihm.

Achja, die Leiche.

Die brünette Frau hatte schon in dem Wagen gelegen, als sie sich diesen in einer Stadt „ausgeborgt“ hatte, nachdem Cat’s alter Wagen den Geist aufgegeben hatte.

Sie waren keine Totengräber oder wirre Perverse, sie wollten nur helfen.

Aber eigentlich wollte Aaron alles, nur nicht darüber nachdenken wie selbstverständlich Cat mit der Toten umgegangen war, sie nach Personalien abgesucht hatte und dann schließlich beschloss sie erstmal mitzunehmen.
 

Manchmal fragte sich Aaron, ob er eigentlich völlig irre gewesen war, als er beschloss Cat auf seiner Reise zu begleiten.

Aber vielleicht sollte man beim Anfang beginnen.
 

Als Aaron das erste Mal auf Cat traf, war sein Eindruck von dem etwas ungepflegten, nicht mehr ganz jungem Mann sicher nicht der beste gewesen.

Er saß an der Bar, trank Bier wie Wasser und trug trotz der schummrigen Verhältnisse ausnahmslos eine verspiegelte Sonnenbrille.

Dennoch, er hatte etwas an sich, das Aaron dazu veranlasste ihm mehr als nur einen Blick zu würdigen.

Damals, was hieß damals, das war vielleicht drei Wochen her, arbeitete Aaron noch aushilfsweise in der Bar seines besten Freundes – nur einer seiner Jobs um sich über Wasser zu halten.

Mehr als ein Blick genügte um bestimmen zu können, dass der Fremde Mann nicht von hier, Dearborn, Michigan, Aarons Geburtsort, stammen konnte.

Aaron fragte sich, ob der Mann Jäger war, sie tauchten in letzter Zeit häufiger in „seiner“ Stadt auf und verbreiteten eine schlechte Stimmung.
 

Jäger waren unangenehme Zeitgenossen, was sie eigentlich jagten war „streng geheim“, beziehungsweise wusste jeder über die Gerüchte einer Solanumausbreitung und einem eventuellen Krieg mit Untoten. Wie viel man davon glauben durfte war unklar, Tatsache war nur, dass die Spinner mehr wurden und Dearborn für seine Verhältnisse nahezu überrannt wurde.
 

Kein Wunder also, warum Aaron Cat gegenüber zuerst feindlich, aber auch neugierig gestimmt war.

Der Junge schätzte ihn auf mindestens dreißig Jahre, vielleicht auch älter, aber auf jeden Fall hatte er mit Sicherheit mehr erlebt und mehr verwegene Geschichten vorzuweisen als sein eigenes, langweiliges Leben.

Eine Eigenschaft die auf Aaron anziehend wirkte und ihn mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht hatte.

Wirkte der Ältere weiser und besonnener auf Aaron, so musste dieser später entdecken, das dies ein klassischer Fall von Fehleinschätzung war.

Cat war nämlich alles andere als ruhig und besonnen.

Cholerisch, raubeinig und mit einer ordentlichen Portion angepisster Wut gesegnet vertrieb er jeden Anderen, der es wagte sich ihm zu nähern.

Bis auf Aaron.
 

An dem Abend, wo sie sich das erste Mal begegneten, lehnte Aaron gelangweilt am Tresen und begutachtete die einzelnen Stammgäste, die jeden Tag hier waren.

Meistens gaben sie ihm Trinkgeld, wenn er sie in Ruhe ließ, oder wenn er wortlos das Bier nachfüllte und so stand Aaron meistens nur herum und redete mit dem anderen Personal.

In der Woche war nie fiel los, darum fiel ihm der Fremde Mann auch sofort auf.

Jäger hin oder her, Aaron langweilte sich, und wenn seine einzige, potenzielle Abwechslung darauf hinauslief sich Reiseberichte anzuhören, dann würde er dies eben in Kauf nehmen.
 

Cat war schon ziemlich angetrunken, als er den Jungen erspähte.

Eben erst hatte er eine Jagd verloren und nun war er angepisst und streitsüchtig.

Er musterte Aaron argwöhnisch und verlangte von dem Barkeeper zu wissen, wieso Kinder in der Bar arbeiten durften.

Aaron reagierte immer etwas empfindlich auf sein Alter und empörte sich auch sogleich lautstark darüber, vergaß seinen ursprünglichen Plan sich mit dem Fremden anzufreunden.

„Ich bin Neunzehn, Arschloch.“

Die meisten Leute hielten ihn für Sechzehn oder noch Jünger und sein zierlicher Körper und seine hellblonden Haare halfen ihm nicht gerade den Eindruck zu schmälern.

„Eben. Neunzehn und nicht einundzwanzig.“, grunzte Mike, Aarons bester Freund und reichte dem Fremden ein weiteres Bier.

Nachdem Cat Aaron eine Weile beim jammern und anschließendem schmollen zugesehen hatte, seufzte er und wandte sich an Mike, der sich als Barkeeper eher totlangweilte als totarbeitete und murrte:

„Nun gib ihm schon irgendwas zu trinken, das ist ja nicht mit anzuhören.“

Mike zuckte mit der Schulter, grinste amüsiert und drückte seinem besten Freund ein kaltes Bier in die Hand.

„Bedank dich bei dem netten Onkel.“, schnarrte er so, dass es Cat nicht hören konnte und brachte sich rechtzeitig vor Aarons Tritten in Sicherheit.

„Das Übliche.“

„Schon klar.“, Aaron verdrehte die Augen.

Sie grinsten sich kurz, vielsagend an und Mike war wieder schwer beschäftigt damit die Gläser zu polieren.

Sein Laden wurde nie kontrolliert, dazu kannte er die Bullen zu gut und so kam es auch nicht drauf an ob er Aaron Alkohol ausschenkte oder nicht.

Aaron setzte sich neben Cat, musterte kurz das braune, ungewaschene Haar, die sichtbaren Schrammen auf der Haut und fragte sich, was ihn hierher verschlagen hatte und viel wichtiger, was mit ihm passiert sein mochte, damit er nun so aussah.

„Hey, danke für das Bier, Mister…“

„Coleman. Leo Coleman, aber komm nicht auf die Idee mich so zu nennen, ich bin Cat.“

Aaron überlegte kurz ob Cat vielleicht eine Kurzform war, verwarf den Gedanken aber wieder und stellte sich seinerseits vor.
 

Erst Wochen später würde Aaron klar werden, wie gut der Name Cat zu dem Mann passte, zu dessen Allüren und Macken und zu seinem Charakter an sich.

Anders als erwartet verstanden sie sich auf Anhieb ganz gut und Cat fand in Aaron einen aufmerksamen Zuhörer zu seinen Berichten.

So begann ihre erste Begegnung mit zwei oder drei geteilten Bieren, etwas Smalltalk und nun fuhren sie gemeinsam durch das nächtliche Amerika.

Schon verrückt wie das Leben manchmal spielte.
 

„Untote“, hatte Cat ihm irgendwann in der Nacht ihres Kennenlernens erzählt, „machen mehr Probleme als man derzeit wahrhaben will. Lästige Biester.“

Sie saßen mittlerweile an einem eckigen Tisch und Cat fuhr fahrig mit seinem Zeigefinger über eine zerschlissen aussehende Landkarte Mittelamerikas.

„Hier und hier sind die ersten Lager. Warst du schon mal dort?“, er deutete wage auf Idaho und New Mexiko.

Aaron verneinte. Er lauschte den Geschichten des Älteren mit brennendem Interesse, merkte aber dass der Alkohol ihn langsam müde machte.

„Stell dir die Lager wie verlassene Siedlungen vor, nur ein bisschen unterirdisch, mehr so wie eine Grube, nur riesig, nein, überdimensional! Es waren mal normale Städte die von dem Solanum-Virus heimgesucht wurden, da es aber irgendwie immer noch Menschen sind, dürfen diese Lager nicht einfach vernichtet werden. Die Regierung hat quasi beschlossen einen Nichtangriffspakt mit Untoten zu schließen, irre wenn du mich fragst, denn diese Zombies haben selbst kaum genug Grips um überhaupt zu verstehen was ein Nichtangriffspackt sein soll. Manchmal frage ich mich welche Seite weniger Gehirn hat.“

Cat lachte trocken und rückte seine Sonnenbrille zurecht.
 

Cat und seine Sonnenbrille. Seit dem Beginn ihrer Reise hatte Cat sie nicht einmal abgesetzt, oder zumindest nie wenn Aaron in der Nähe war, und er wollte ihm auch partout nicht sagen warum er sie immer trug.

Selbst jetzt beim fahren, mitten in der Nacht, hatte er sie auf.
 

„Hat sie sich gerührt?“, der Blonde zuckte zusammen, warf automatisch der toten Frau neben sich einen kurzen Blick zu und spähte durch das kaputte Rückfenster des Wagens, das ihn von der Fahrerkabine trennte.

„Nein, sie ist tot.“

„Wunderbar, dann beweg deinen Hintern wieder rein und ließ die Karte für mich.“

Eine weitere Sache, die Aaron schnell an Cat feststellte, war dessen bemerkenswertes Talent nicht eine Karte lesen zu können und sich eigentlich mehr schlecht als recht orientieren konnte.

„Es ist ein Wunder, das du dich nicht auf einer geraden Strecke verfährst.“, brummte der Jüngere und kletterte zurück auf den Beifahrersitz.
 

Vielleicht war dies auch einer der ausschlaggebenden Gründe warum Cat ihn überhaupt mitnahm.

Mit einem kurzen, prüfenden Blick stellte Aaron fest das Cat die Karte falsch herum hielt und sie vermutlich die ganze Zeit in die falsche Richtung fuhren.

„Siehst du dieses große, nicht zu übersehende „N“? Das bedeutet NORDEN. Norden sollte in der Regel nach oben zeigen. Komm schon, so schwer ist es doch nicht…“

„Fick dich und sag mir wo ich langfahren soll.“

„Das nächste Lager ist ein ganzes Stück entfernt, vorausgesetzt wir sind auch wirklich da wo wir sein sollten. Kann es sein, das ich diese Lager niemals sehen soll?“, triezte er ihn weiter und runzelte konzentriert die Stirn.

Eigentlich war es unmöglich in drei Wochen so wenig voran zu kommen…
 

Zu Beginn hätte Aaron den seltsamen Mann für einen Einzelgänger gehalten, aber statt ein Einzelgänger zu sein kam die Idee Aaron mitzunehmen sogar von Cat selber.

Diesem war klar, dass sich in seinem, bislang recht ereignislosen, Leben selten wieder die Chance bieten würde dieses hinter sich zu lassen und so stimmte er ohne wirklich darüber nachzudenken auf der Stelle zu.

Den entsetzten Blick von Mike würde er dabei nicht mehr so schnell vergessen.

Cat hatte ihm klar gemacht dass seine Heimatstadt auch irgendwann befallen sein könnte und es an Aaron selbst lag sich und seine Freunde zu beschützen, notfalls auch im Kampf.

Sie hatten nie weitere Worte darüber verloren, aber Aaron war sich ziemlich sicher das Cat‘s Heimat längst zu einem der verseuchten Gebiete zählte.
 

Darum waren sie nun unterwegs.

Rache?

Cat versicherte ihm das sie etwas gegen die Zombies und gegen die Verantwortlichen Unternehmen würden.

Vielleicht waren sie auf der Suche nach einer Heilung, einem Gegenmittel?

Unmöglich, wie Cat immer wieder betonte, es gab kein Mittel das dass Solanum stoppen konnte.

Das Virus würde sich einfach weiterverbreiten, sich neue Wirte suchen und sich durch Zellen und Gewebe fressen.

Irgendwann waren die nächsten Städte dran, irgendwann vielleicht sie selber.
 

Cat bremste abrupt und Aaron starrte erschrocken zu seinem Begleiter.

„Was? Wen du mir schon nicht hilfst…“, er hatte die Karte wieder an sich genommen und brachte den Blonden damit schief zum Grinsen.

„Gib schon her.“, somit wechselte die Karte ein weiteres Mal ihren Besitzer.

Cat fuhr trotzdem nicht weiter, er beobachtete den Jüngeren, wie dieser die Karte musterte und mit den Fingern einige Routen entlangfuhr, denen Cat widerstandslos folgen würde.

„Was ist?“, fragte Aaron ohne aufzusehen.

Cat zuckte mit der Schulter, antwortete nicht und starrte stattdessen aus dem Fenster.

Ein letzter Blick auf die Karte und Aaron strich sich einige der hellen Strähnen zurück hinters Ohr und sah Cat nun ganz an.

„Ich habe eine Strecke.“

„Oh, das ist gut. Wirklich gut.“

Aaron schmunzelte und strich mit seiner linken Hand über Cat’s Kinn.

„Wir haben beide eine Rasur bitter nötig. Und eine Dusche. Vor allem eine Dusche.“, fügte er augenzwinkernd hinzu und ignorierte die Tatsache das sein eigenes, blondes Haar mittlerweile schmutzig und staubig und ganz sicher nicht mehr so ansehnlich war wie vor ein paar Tagen.

„Willst du mir damit sagen, dass wir durch eine Stadt fahren?“, brummte Cat zerknirscht, er hasste es Umwege durch Städte zu nehmen.

„Jetzt ja. So wie ich das sehe brauchen wir auch neue Vorräte.“

Cat startete den Motor und warf Aaron einen Seitenblick zu.

„Also weiter?“

Aarons Augen blitzten kurz und er ertappte sich selbst dabei, wie er nach Cat’s Sonnenbrille greifen wollte und so als ob dieser die Idee geahnt hätte, schüttelte er den Kopf und flüsterte:

„Nicht…“, dabei griff er nach der Hand, die noch unschlüssig zwischen ihnen in der Luft schwebte und hielt sie fest.

Der Jüngere seufzte und verhakte ihre Finger miteinander, ehe er sie sinken ließ.

Verdammte Neugier.

„Tut mir leid.“

„Schon gut.“, Cat löste ihre Hände und wuschelte Aaron kurz durch die Haare.

„Ein anderes Mal.“

„Okay, schon klar.“

Der seltsame, unangenehme Moment war verflogen und sie setzten ihre Reise fort –

nächster Halt die nächstgelegene Stadt.

Sie fuhren dem Morgengrauen entgegen.

Schweigend.

Missouri

Als Cat und Aaron kurz nach Morgengrauen die nächste Stadt erreichten und das Ortsschild sahen, welches sie in der Stadt St. Louis willkommen hieß, konnte Aaron nicht anders als entnervt aufzustöhnen.

„Die Welt kann dankbar sein, das du kein Botenfahrer geworden bist.“

„Wieso?“, Cat stoppte den Wagen und warf ihm einen fragenden Blick zu.

Aaron deutete mit Nachdruck auf das Ortseingangsschild und antwortete:

„Weil das, mein lieber Cat, St. Louis, Missouri ist und nicht Rochester, Minnesota, wo wir eigentlich sein sollten.“

„Und was bedeutet das?“

Aaron kniff kurz die Lippen zusammen und sah aus, als ob er sich konzentrieren musste nicht zu schreien.

„Du weißt, dass wir nach Idaho wollten, richtig? Die Strecke sollte eigentlich Michigan, Minnesota, South Dakota, Montana, Idaho lauten! Und wie du siehst, war Missouri nicht teil der Route!“

Ehe Cat darauf etwas erwidern konnte, wurden sie durch lautes Hupen dazu aufgefordert weiterzufahren.

„Okay egal, finde erstmal einen Platz, wo wir ein paar Stunden bleiben können, ich suche dann von dort aus eine andere Route.“

Cat nickte nur und sah recht geknickt aus. Manchmal fragte sich Aaron, ob Cat wirklich in Dearborn landen wollte, oder ob das nicht ein gescheiterter Versuch war selber nach Idaho zu finden…
 

Als sie nicht viel später ein schäbiges Motel fanden, das immerhin schon, oder vielleicht immer noch, geöffnet hatte, bezog Cat zuerst das Badezimmer und fluchte leise vor sich hin.

Aaron konnte es ihm nicht verübeln.

Die Dame an der Rezeption war nicht nur unfreundlich, sondern auch sehr betrunken gewesen und hatte den beiden Reisenden klar gemacht, das es ihr egal war in welchem Zustand sich das zu beziehende Zimmer befand, schließlich sollten sie dankbar sein, das sie überhaupt bedient wurden.

Dabei hatte sie die Beiden mit einem eindeutigen, leicht schielenden, Blick bedacht und abwertend die Nase gerümpft.

Cat hasste jede Art von Unhöflichkeit – außer sie kam von ihm selber - und hatte das Zimmer im Voraus bezahlt. Er legte großen Wert darauf das man ihnen nicht ansah wer oder was sie waren und solange die Tussi nur dachte Aaron wäre ein Stricher, war es ihm egal.
 

„Denk nicht weiter darüber nach.“, hatte Aaron die Blicke abgetan, denn ihm war genau bewusst wie zwei Männer wirkten, die um diese Uhrzeit nach einem Zimmer verlangten.

Er wollte nicht, dass sich Cat unnötig aufregte, denn wenn er das tat neigte er zu unvorhersehbaren Gewaltausbrüchen und das letzte was sie brauchen konnten waren die Bullen und zu viele Fragen, ala „ist das ihre Leiche in dem Wagen dort drüben?“.
 

Kurz zuvor hatten sie den Wagen möglichst versteckt geparkt und die Leiche so verstaut, dass sie nicht direkt gefunden werden würde.

Trotzdem, sie war ein Risiko.

Ein verdammt hohes, nicht zu unterschätzendes Risiko.

Später würden sie die Frau untersuchen und dann in der Wüste verbrennen, so zumindest Cat, Aaron war noch nicht allzu begeistert von dieser Idee, aber er wagte es auch nicht dem Älteren zu widersprechen.
 

Nun saß er ratlos auf einem der Betten und breitete ihre Waffen und die Karte vor sich aus.

Sie waren gereinigt und einsatzbereit, so wie Cat es ihm aufgetragen hatte und die neue Route bereits markiert, damit gab es erstmal nichts mehr zu tun.

Er war schnell und zu Beginn ihrer Reise ließ ihn Cat nichts anderes machen als Waffen zu reinigen und zusammen zu bauen.
 

Der Plan sah vor, dass sie sich erstmal ausruhten und dann einkaufen gingen.

Ob sie heute allerdings wirklich noch weiterfahren würden, das wagte Aaron zu bezweifeln.

Seit dem „Vorfall“ an der Rezeption war Cat schlecht gelaunt, und die Luft schien geladen.

Welche Auswirkungen dies auf ihre Weiterfahrt haben würde, das konnte Cat noch nicht sagen, aber irgendwas lag zwischen ihnen im Argen.

Sollte Aaron Cat darauf ansprechen? Ihm erklären, das er sich nicht wohl fühlte, wenn sein Partner verdeutlichte das er nur ein zusätzliches Reisegepäck war?

Aaron konnte nur hoffen, dass sie das Problem lösen würde, ehe sie weiterfuhren, oder ehe Cat ihn einfach irgendwo zurückließ.

Die Vorstellung gefiel ihm zumindest ganz und gar nicht.
 

So in Gedanken hörte er nicht, als die Dusche plötzlich abgestellt wurde und sich nicht wenig später die Tür zum Badezimmer öffnete.

„Ein Dreckloch ist das.“, knurrte Cat, noch völlig in Gedanken und blieb abrupt stehen.

Ein kurzer Moment.

Er war irritiert und Verwirrung spiegelte sich in seinen Zügen wieder - Was war hier falsch?

Das er beinahe vergessen hatte, das Aaron immer noch anwesend war, dass dieser ihn anstarrte wie eine Erscheinung, oder war es lieber doch die Tatsache, das er sprichwörtlich nackt war – denn er hatte vergessen seine Sonnenbrille wieder aufzusetzen.

Fuck!

Das passierte ihm nie! Zwei Monaten lang hatte er mit dem scheißding geschlafen, bei jeder Bewegung höllisch aufgepasst und nun das! Cat war nicht der Typ für diese Art von Unachtsamkeit und so wollte er wieder zurück ins Bad flüchten, doch da war Aaron längst aufgesprungen und hielt ihn am Handgelenk fest.

„Warte! Cat…“

Flucht war zwecklos, wo sollte er sich auch langfristig verkriechen, und plötzlich fühlte er sich hilflos.
 

Cat hatte den Blick gen Boden gesenkt und wusste doch dass Aaron ihn ansehen würde.

Zögerlich hob er den Blick wieder und begegnete Aaron, der zwar verschreckt, verwirrt und unsicher, aber auch verstehend und nachsichtig wirkte.

Es war alles zu spät.
 

„Was ist das?“, Aaron fuhr vorsichtig mit seinen fingern über Cats Wange und drehte seinen Kopf so, das er dessen Augen besser begutachten konnte.

Cats Augen waren mit nichts, was Aaron jemals gesehen hatte zu vergleichen.

Sie waren komplett farblos, die Iris milchig, mit einer winzigen, schwarzen Pupille und der Augapfel an sich war ebenfalls von einer fast schwarzen Farbe.

Es waren die Augen eines Untoten, eines Zombies und aus ihnen sprach keinerlei Leben.

Aaron hatte sie erst ein paar Mal „live“ gesehen, aber es reichte um zu erkennen was er vor sich hatte.
 

Cat öffnete und schloss seinen Mund etwas hilflos, eher er zu einer Antwort ansetzen konnte.

„Das ist… Wie soll ich dir das erklären? Ich habe Solanum in mir… Also den Virus.“, er ließ das Gesagte kurz wirken und ergänzte:

„Das Virus ist in mir nicht weiter schädlich, er verändert mich nicht, nur eben meine Augen.“, er zuckte hilflos mit den Schultern und ließ zu, dass sein Gegenüber seine Haare zur Seite strich und auch die feinen Narben sah, die die Augen säumten.

„Wie ist das passiert?“, Aaron klang ehrlich interessiert, wenn auch nicht unbedingt ängstlich, also nicht so, wie es Cat erwartet hätte.
 

„Als meine Stadt überrannt wurde überlebte ich als einer der wenigen, oder sagen wir eher ich war einer der wenigen, die gerettet wurden… Ich war bis dahin nicht infiziert, aber meine Augen waren verletzt. Eigentlich hätte ich blind sein müssen, doch ein Forschungsteam entschied sich aus mir ein Versuchskaninchen zu machen und pflanzte mir stattdessen diese ein…“

„Geht das so einfach?“

„An sich nicht. Ich weiß nicht genau, wie sie das angestellt haben, aber das Virus hat eine unglaubliche Heilfunktion, sprich der Sehnerv reparierte sich sofort von selbst und durch ein paar Medikamente wurde es abgehalten sich weiter in mir auszubreiten. Soweit die Kurzform…“, die wirklich kurze, geschönte Version.

Cat stellte fest, das er zitterte. Nicht Aaron, nicht der junge Mann, den er erst vor kurzem kennen gelernt hatte und der allen Grund hatte schreiend das Weite zu suchen, sondern er, der Mann, der schon so lange allein war, das er gehofft hatte sich niemals jemanden anvertrauen zu müssen.

Missmutig wog er seine Möglichkeiten ab, einerseits hatte er gehofft die Reise nicht allein anzutreten, andererseits hing viel von Aarons nächster Reaktion ab. Er wollte den Jungen nicht töten müssen und er wollte sich nicht auf die Suche nach einem neuen Partner machen.

Cat starrte ihn durchdringend an und wagte kaum zu atmen.
 

Was erwarteten sie voneinander?

Sicher, Aaron war alles andere als begeistert über diese neue Enthüllung, doch hatte er sich dank der gegebenen Umständen längst so etwas gedacht.

Cat hatte ihn nicht direkt belogen, aber er war ihm gegenüber unehrlich gewesen.

War das in Ordnung? Hatte Cat ihm nicht versichert, das dass Solanum ihm nichts anhaben würde, wenn er nur seine Regeln befolgte und sich nicht direkt an einem Untoten infizierte?

Galt Cat nun eigentlich als sein Feind? War das Solanum in ihm ansteckend? Und warum zur Hölle hatte er keine Angst vor seinem Partner, sondern stellte fast erschrocken fest das er ihn durch die Lüftung dieses Geheimnisses nur noch symphytischer fand.

Irgendwie sah es ja auch cool aus. Ungewohnt, sicherlich, aber es unterstrich Cat’s seltsame Art. Was ihn ebenfalls wunderte, war, dass er trotz des toten Ausdrucks Emotionen in den Augen lesen konnte und wenn ihn nicht alles täuschte las er darin eindeutig Angst und Unsicherheit.

Angst vor ihm?

Aaron schüttelte kaum merklich den Kopf. Nein, vor ihm hatte Cat nichts zu befürchten.

Er lehnte sich nach vorne, ersetze seine Hände an Stirn und Wange durch seine Lippen und wollte ihm so sagen dass alles in Ordnung war.

Toleriert sozusagen. Alles war okay, war es auch für Cat akzeptabel.
 

Die sanfte Berührung erleichterte den Älteren ungemein, fand er die Art etwas ungewöhnlich, aber er mochte Aaron für dessen Eigentümlichkeit.

Sie erinnerte ihn an… Nein, er drängte den Gedanken tief in sich zurück.

Stattdessen nahm er Aarons Hände in seine, lehnte Stirn an Stirn und fragte leise, ob er sich sicher sei.

Der Andere nickte nur, musterte ihn prüfend, suchte nach Hinweisen, die darauf deuteten das Cat log, doch er fand keine und schließlich überbrückte er die letzten Zentimeter und küsste den Älteren auf die rauen Lippen.

Weder Cat noch Aaron schlossen die Augen, doch Cat’s Griff um Aarons Schultern festigte sich und dieser dankte es ihm, indem er sich näher an ihn drückte.
 

Nur ein paar Momente dauerte der Kuss, dann lösten sie sich voneinander und sahen sich einfach nur schweigend an.

„Hast du Angst?“

„Nein. Du etwa?“

Cat lächelte schmal.

„Ein bisschen vielleicht?“

„Das ist okay.“, der Jüngere zuckte mit der Schulter, lehnte seine Stirn kurz gegen Cat’s Schulter und atmete tief ein, roch die Seife auf Cat’s frischgewaschener Haut und dessen Unsicherheit.

Sie küssten sich erneut, diesmal länger, doch anders als davor trennten sie sich ganz und Aaron trat ein paar Schritte zurück, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.

Cat wurde für einen Moment kalt und er biss sich auf die Lippe.

„Was ist?“, Eigentümlichkeit hin oder her, gerade hatte Cat Probleme Aarons Reaktion einzuordnen.

„Es ist nur… Ich habe immer noch nicht geduscht und ich Wette ich…“

Cat verdrehte die Augen, das war so typisch für den Blonden.

Aber wenn das gerade sein größtes Problem war…

Ohne lange zu fackeln schnappte er sich Aaron, zog ihn mit sich in das zu kleine Badezimmer und schloss geräuschvoll die Tür.

Sollten doch alle Penner wissen dass sie hier waren.

Es war ihr geringstes Problem.

Aaron lachte leise hinter verschlossener Tür, dann wurde die Dusche wieder angestellt und kurzzeitig trat wieder Stille in dem ungepflegten Motelzimmer ein.
 


 

Als Aaron müde gegen die erbarmungslosen Sonnenstrahlen blinzelte, war es bereits früh am Nachmittag.

Die schmutzigen Scheiben waren kein Schutz vor der Helligkeit und forderten ihn auf wach zu werden.

Der junge Jäger drehte sich weg, wollte entkommen und stutzte.

Irgendwas stimmte nicht.

Aaron riss die Augen auf und saß aufrecht.

Er wusste was anders war-

Cat war weg.

Hektisch stand er auf und stolperte fast über seine Hose, die er zuvor achtlos vor das Bett gekickt hatte, verlor das Gleichgewicht und riss dabei einen winzigen Nachttisch um.

Eine flüchtige Bewegung zog seine Aufmerksamkeit auf den Fußboden und angeekelt wich er auf das Bett zurück.
 

„Was genau tust du da?“

Aaron warf dem Besitzer der amüsierten Stimme hinter sich einen gehetzten Blick zu und antwortete zögerlich:

„D… Da sind Kakerlaken…“

„Du jagst Untote und hast Angst vor Ungeziefer?“, Cat trat näher und drückte Aaron im vorbeigehen dessen Hose in die Hand.

„Hier. Zieh dir was an, ich erlege in der Zeit das Monster…“, der beißende Spott in Cat’s Worten entging dem Jüngeren fast völlig, stattdessen nahm er errötend seine Hose an sich und beäugte den Plastikbecher den ihm Cat ebenfalls aushändigte.

„Kaffee.“, murmelte dieser knapp und umrundete das Bett um sich das Problem anzusehen.

Was erwartete er eigentlich von einem Drecksloch wie diesem?

Wie gern würde er einfach weiterfahren und diese verdammte Stadt hinter sich lassen.

Aaron und dessen seltsame Vorstellungen zum Thema Freizeit…

„Oh komm schon…“, brummte er vor sich hin, als er das letzte Tier erspähte, das, um sich vor dem plötzlichen Lichteinfall zu schützen, unter das Bett krabbelte.

Sollte er jetzt wirklich das Bett verrücken und wer-weiß-was damit aufwecken?

Wer wusste schon was für Viecher dort in der Dunkelheit noch herumkrabbelten.
 

„Kaffee? Woher hast du…? Ach vergiss es.“

Aaron lag auf dem Rücken, schlürfte den angenehm starken Kaffee und versuchte an nichts zu denken.

Der Geschmack von Koffein und dessen Wirkung breitete sich rasch in seinem Körper aus, und er schloss dankbar die Augen, während Cat neben ihm farbenfroh fluchte.
 

Was als nächstes? Tanken, einkaufen, etwas essen und los?

Hatte Cat etwa schon eingekauft? Das wäre neu.

Eigentlich würde er gerne etwas länger in der Stadt bleiben, war sich aber sicher das Cat weiterreisen wollte-

Seine Gedanken und Cat’s Fluchtriaden wurden jäh unterbrochen, als sie einen hohen, schrillen Schrei vernahmen.

Der Schrei sprach von nackter Panik und irgendwie hatten sie Beide das ungute Gefühl das die lauterwerdende Unruhe vor dem Motel etwas mit ihrem Wagen, oder besser mit ihrer ungewöhnlichen Fracht zu tun hatte…

„Oh Scheiße…“, fluchte Cat und war mit einem Satz am Fenster.

Doch was er sah, war nicht nur ein panischer Pulk von Menschen, sondern, und das war vielleicht noch viel schlimmer, ihre Exleiche, wie sie stöhnend und torkelnd auf die Menschen zuhielt.
 

„Verdammt. Aaron? Zieh dich an, es gibt Arbeit.“, und mit diesem Satz griff er nach ihren Waffen und war schon aus dem Zimmer verschwunden, ehe Aaron etwas erwidern konnte.
 

Aaron sah Cat einen Moment lang nach, dann beeilte er sich seinem Partner nach draußen zu folgen.

Wie er schon sagte, es gab Arbeit.

Von Jägern

Das Jagen von Untoten war schon so lange Cats Aufgabe, dass er sich völlig sicher gewesen war, dass ihm niemals wieder ein Fehler unterlaufen könnte.

Nicht bei der Jagd an sich und schon gar nicht bei der Absicherung eines eventuell gefährdeten Gebietes.

So war er auch mehr als nur milde überrascht als die eigentlich tote Frau aus ihrem Auto offensichtlich anfing ein paar Passanten anzugreifen.

Routiniert rüstete er sich mit seinen benötigten Waffen aus, bereitete sich innerlich auf das vor, was ihn erwarten würde und stockte.

Trotz seiner jahrelangen Routine war etwas anders…

Sein Blick glitt zu Aaron, der ihm mittlerweile in den Flur des Hotels gefolgt war.
 

Auch Aaron hatte sich ausgerüstet, deutlich langsamer und unsicherer, aber er stand kampfbereit neben ihm.

Da merkte Cat was ihn störte.

In Aarons Gesicht mischte sich wilde Entschlossenheit mit Angst und Unsicherheit und Cat konnte nicht umher sich zu fragen, ob er bei seinem Start auch so ausgesehen hatte, so unsicher, so menschlich…

Den unpassenden Gedanken abschüttelnd verschaffte er sich einen Überblick über die Lage und entschied dass es schnell gehen musste, zum Teufel mit der Planung.

„Cat…“, er zuckte zusammen und warf Aaron einen fragenden Blick zu.

„Ja?“

„Brauchst du die nicht?“, Aaron griff in seine Jackentasche und holte Cat’s Sonnenbrille hervor.

„Ah… Verdammt! Danke Kleiner…“

Aaron zuckte nur mit der Schulter und lächelte leicht, der bevorstehende Kampf machte ihn nervös.
 

„Ich denke nicht, das sie schon all zu viele Leute angreifen konnte, aber sicher ist sicher, wir sollten sie schnell ausschalten.“

„Irgendwelche Ideen? Oder sollen wir das vor den Menschen machen?“

Cat überlegte. Es lag schon in ihrem Interesse eine Massenpanik zu verhindern…

Noch mehr wollte er aber Kamikazehelden verhindern, die dachten sie könnten es mit einem Zombie aufnehmen und später selbst infiziert werden würden.

„Nein… Lenk du die Menschen ab, ich übernehme den unschönen Teil.“, er konnte sich ziemlich sicher sein, dass Aaron sehr dankbar für diesen Vorschlag war.

„Okay, ich gebe mein bestes und…“, Cat warf ihm einen fragenden Blick zu, doch als Aaron die harte Mimik und den unerbittlichen Zug um Cat’s Mund wahrnahm, schluckte er seine Fragen herunter.

„Nichts, schon gut.“, pass verdammt nochmal auf dich auf…

Damit verschwand Cat aus seinem Sichtfeld und Aaron seinerseits machte sich auf die verstörten Passanten zu beruhigen und wegzulotsen.

Naja oder zumindest zu verhindern das sie im Weg herumstanden.
 

„Bitte… Sie müssen hier weg.“, entnervt sprach Aaron den vielleicht zehnten Menschen an, wurde allerdings wie zuvor ignoriert.

„Hören sie…“, er fasste eine Frau am Arm und diese drehte sich furios um und schrie ihn an:

„DAS IST ALLES EURE SCHULD! IHR VERDAMMTEN JÄGER! IHR HABT DIESES MONSTER AUF UNS GEHETZT, IHR….“

Aaron straffte seine Schultern und schüttelte den Kopf.

Was sagte Cat immer? Autoritär wirken…

„Es ist meine Aufgabe sie vor der drohenden Gefahr zu schützen, wenn sie also endlich die Straße verlassen würden…“

Die Stimmung war umgeschlagen, aus Wut wurde Panik und Aaron konnte die Angst der Bewohner förmlich riechen.

Und er wusste dass auch Zombies den Angstgeruch wahrnehmen konnten.

„Wer sagt uns, dass es in unseren Häusern sicherer ist?“, wollte ein älterer Mann wissen, der zwei kleine Kinder an sich zog und sich unsicher und gehetzt umsah.

„Wie Viele von denen sind schon unter uns?“, eine Traube von Menschen hatte sich um Aaron versammelt und er war sich noch nicht wirklich sicher, ob dies eine gute Veränderung war oder nicht.

Ach Fuck, er wünschte Cat wäre hier um ihm zu helfen.
 

Ein Sprichwort sagte, das der Teufel angerannt käme, kaum das man seinen Namen rief.

Nach ein paar weiteren, wirkungslosen, Beruhigungsversuchen dröhnte überraschend Cat’s Stimme über den Platz.

„Aaron!“, dieser hob erschrocken den Kopf und konnte trotz der Entfernung zwischen ihnen ausmachen, das Cat sehr wütend war. Verdammt.

„Lasst mich durch.“, murrte der Blonde und drängte sich zwischen der Menschenmasse hindurch und bahnte sich seinen Weg zu Cat, der wieder am Rand der Meute stand.

„Komm mit, du solltest dir etwas ansehen.“

Verwirrt folgte Aaron, wobei sie peinlichst darauf achteten die Anderen abzuhängen.

„Was ist? Hast du sie erledigt?“

„Unsere Lady war gar nicht das Problem… Zumindest nicht wesentlich. Ich habe mich getäuscht, die Leiche lag nach wie vor auf der Ladefläche des Pick-Ups.“

„Dann ist sie noch dort?“

„Nein, natürlich nicht, ich habe sie beseitigt.“, er sagte „beseitigt“ so, als sei dies so alltäglich wie Zähneputzen.

Aaron verzog das Gesicht.

„Was war dann das Problem?“

Cat’s Miene verfinsterte sich sofort wieder.

„Ich habe da zwei Theorien.

Entweder, hat unsere Leiche Zombies angelockt, die sowieso schon in der Nähe waren, oder, und der Teil ist leider viel wahrscheinlicher, ein Teil Solanum hat in ihr überlebt und sich einen neuen Wirt gesucht.“

„Aber dann müsste sich entweder jemanden direkt angesteckt haben, oder hier…“, seine Augen weiteten sich und er schnappte nach Luft.

„Das ist unmöglich! Das würde bedeuten…“

Cat zuckte mit der Schulter.

„Das ist die einzige Möglichkeit.“

„Wo sollen denn die frischen Leichen herkommen?“

Aaron zündete sich nervös eine Zigarette an und ignorierte Cat’s unbegeisterten Gesichtsausdruck.

„Naja, ein Krematorium sollte eigentlich keine Gefahr darstellen, wenn Solanum auf längst „überreife“ Kadaver anspringen würde, dann hätten wir hier ein Problem mit völlig neuen Ausmaßen, es muss etwas anderes sein, vielleicht ein totes Tier, oder…“

Cat schwieg plötzlich und versteifte sich.

„Cat was…?“, der Jüngere drehte sich nun ebenfalls um und folgte Cat’s Blick.

„Oh fuck…“
 

Während sie diskutierten, hatte keiner von ihnen gemerkt das sich hinter ihnen wieder eine Versammlung auftat, jedoch keine wie zuvor.

Diese Ansammlung bestand ausnahmslos aus Untoten, fünf bis sieben Stück, so genau konnte Aaron das nicht ausmachen.

Sie stöhnten, bewegten sich langsam auf sie zu und schienen sie bereits als festes Ziel gefasst zu haben.
 

„Scheiße… Cat…? Was machen wir jetzt?“

„Wie gut bist du mittlerweile mit der Halbautomatik?“

„Es reicht um mich zu verteidigen?“, Aaron biss unwohl auf seiner Zigarette herum und Cat fluchte leise.

„Wir haben noch nie gegen mehr als zwei Untote auf einmal gekämpft, das wird so nichts.“

Seine Gedanken rasten und er fixierte dabei die Zombies.

Sie waren noch einige hundert Meter entfernt und sie waren langsam.

Es wäre leichter die Ansammlung einfach in Brand zu stecken, allerdings lag das dafür vorgesehene Werkzeug im Auto… Andererseits, sein Blick glitt zu Aarons Zigarette, die nun mehr nutzlos in seinem Mundwinkel hing.

„Hast du hier in der Nähe eine Tankstelle gesehen?“

„Am Ortseingang war eine, die hatte aber noch geschlossen als wir hier ankamen.“

„Wie weit ist die entfernt?“

„Vielleicht fünf bis zehn Minuten?“

„Dann sieh zu das du ein bisschen Benzin bekommst, ich versuche die Damen und Herren soweit in Schach zu halten.“

Aaron nickte hektisch, wurde aber nochmals von Cat aufgehalten.

„Und Aaron?“

„Ja?“

„Bring Kippen mit.“

Aaron öffnete noch einmal verwirrt den Mund, schloss ihn aber und rannte los.
 

Nachdem sein Partner aus seinem Sichtfeld verschwunden war spuckte Cat auf den Boden und steckte seine Sonnenbrille in die Hosentasche.

Ohne konnte er bedeutend besser sehen und er hatte den Vorteil dass seine Sehfähigkeit die der Untoten gleichkam.

„Na kommt doch…“, murrte er leise und zog eine Halbautomatik aus der dafür vorgesehenen Halterung an seiner Hüfte.

Was er zu Aaron gesagt hatte, war natürlich nicht ganz richtig.

SIE hatten noch nicht gegen mehrere Untoten gekämpft, ER schon.

Das Manöver musste nicht lange dauern, Cat hoffte nur das sich der andere beeilte…

Langsam und viel zu offensichtlich ging er den Untoten entgegen und pfiff dabei ein tonloses Lied. Er konnte keine Passanten ausmachen.

Entweder war es für sie zu spät, oder sie hatten ihr Hirn benutzt und sich vom Acker gemacht. So richtig glauben konnte Cat dies ja nicht…
 

Cat musste sich darauf konzentrieren die gesamte Aufmerksamkeit der Untoten zu erregen.

Würde auch nur ein Untoter einen anderen Menschen als ihn anvisieren, könnte sein ganzer Plan in Gefahr geraten.

Bislang alles positiv, sie krochen langsam aber stetig auf ihn zu. Wunderbar.

Als sie sich näherten bemerkte Cat zuerst den Gestank.

Sie stanken erbärmlich nach Kadaver und der Verwesungsprozess war viel zu weit fortgeschritten als das es frischinfizierte Leichen sein konnten.

Die ganze Sache wurde immer abgefuckter…

Noch etwa 50 Meter.

Am nächsten waren ihm eine junge Frau und ein Untoter, der vielleicht mal ein Kind gewesen war.

Mit ihnen kam Cat leicht klar, sie waren vielleicht wendiger, sofern dies bei Zombies die richtige Bezeichnung war, aber dafür weniger widerstandsfähig als ihre kräftigeren Kollegen.

Er visierte die Frau an, lose Fetzen eines einst blauen Kleides hingen ihr am Körper herab und entblößten die grau-grünliche Haut und die offengelegten Rippenbögen.

Nach Cat’s Einschätzung war sie seit mehr als einem halben Jahr tot.
 

Cat schloss die Augen, verdrängte Erinnerungen, die ihn immer wieder zu übermannen drohten und schoss ihr mehrmals in den Kopf.

Als er das Geräusch von zerstörten Schädelknochen hörte und die zerplatzende Haut sah wusste er dass er es immer wieder tun könnte.

Ein sauberer Treffer, das Gehirn war beschädigt, lief langsam als graue Masse auf die staubige Straße und schaltete somit den Untoten aus.

Unbeachtet der anderen Untoten blieb sie auf der Straße liegen, sie hatten keinerlei Wahrnehmungsfähigkeiten für ihre Artgenossen und wussten nicht was eine Bedrohung war.

Ebenso wusste Cat das dass Gehirn der einzige Schwachpunkt eines Zombies darstellte, sämtliche andere Organe wurden von dem Solanum ausgeschaltet und übernommen und Untote würden selbst dann weiter angreifen, wenn sie körperlich nicht mehr dazu in der Lage waren.

Er atmete tief durch, Aaron sollte sich beeilen.

Selbst wenn er jeden Einzelnen von denen erschießen könnte, würde das Solanum weiterhin eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen.

Der Virus hatte nämlich die unpraktische Eigenschaft noch locker 24 Stunden in einem unbrauchbaren Wirt zu überleben und sich von dort aus zu verbreiten.
 

Da die anderen Zombies keinen Zusammenhang zwischen dem endgültigen Tod und Cat ausmachen konnten schlurften sie weiter auf ihn zu.

Ähnlich wie bei der Frau, schaltete Cat einen jungen Mann aus, dann rannte er einige Meter zurück, waren die anderen doch bedeutend dichter gekommen.

Cat zählte fünf weitere Untote und es galt unbedingt den Nahkampf zu vermeiden.

Täuschte er sich, oder wurden es mehr? Er hoffte nicht, doch dort am Horizont…

Drecksmistverdammter.

Ein weiterer wurde von ihm ausgeschaltet, eigentlich noch ein Kind, aber nicht weniger gefährlich als die anderen. Der Jäger spürte ein trockenes Kratzen im Hals, nicht etwa weil er streng genommen ein Kind tötete, sondern weil es ihm nicht naheging das er es getan hatte.

Er schloss kurz die Augen, vertrieb die Geister seiner Erinnerung und fand sich viel zu dicht dem nächsten Angreifer gegenüber.

Es griff ihn innerlich an, es suchte die Schwachstellen in seiner Fantasie und schlug von dort aus zu. Konnte es tatsächlich einen intelligenten Virus geben?
 

Ein Mann im mittleren Alter, blonde, strähnige Haare umrahmten sein Halbverwestes Gesicht und Cat fragte sich kurz ob Aaron auch irgendwann so enden würde.

Er sah ihm gar nicht ähnlich, er…

Einige Schüsse zerrissen die Stille und mit ihr Cat’s Lethargie.

Ohne einen weiteren Ton von sich zu geben, sackte der Untote in sich zusammen.

Er war nicht tot, aber die Kugel hatte offensichtlich seine Wirbelsäule zerstört.

„Kannst du mir mal verraten was du da machst?“, blaffte Aaron aufgebracht und stand schwer atmend mit gezogener Waffe und zwei Benzinkanistern neben sich einige Meter von Cat entfernt.

Cat zuckte mit der Schulter und grinste schief.

„Ich weiß auch nicht… danke Kleiner.“, eine enorme Welle der Erleichterung erfasste ihn und er erschoss schnell den Zombie um seine aufwallenden Emotionen nieder zu kämpfen.

Aaron warf ihm einen giftigen Blick zu und steckte die Waffe weg.

„Ich habe das Benzin besorgt. Was nun? Die letzte Untote töten und dann anzünden?“

„Du kannst ja schon mal anfangen… Komm ihnen nicht zu nahe, auch wenn du sie kampfunfähig machst sind sie eine Gefahr.“

„Klar Chef… Pass du auf das du nicht in Tagträume gerissen wirst und dann vielleicht nie wieder aufwachst…“

Der Ältere wollte daraufhin gerade etwas erwidern, als er die Schemen erkannte.

Untote, dutzende.

„Scheiße! Wo kommen die denn her?“, Aaron wurde blass und wich an Cat’s Seite zurück.

„Das sind zu Viele…“, murmelte dieser als Erwiderung zurück und schluckte.

„Hast du auf deinem Weg hierher zurück auch nur einen lebenden Menschen gesehen?“

„Nein… Wenn ich so darüber nachdenke war nur der Tankwart dort.“

„Okay, dann scheiß drauf, wir ändern den Plan in „Reinigung des Gebietes“. Wir brauchen mehr Brennmaterial, mehr Benzin und mehr Feuer.“

„Willst du hier alles hochjagen?“

„Hast du eine bessere Idee? Die Bewohner dürften mittlerweile eh alle hin sein.“

Aaron nickte, dem konnte er nur zustimmen.

„Ich hol das Auto, schau ob ich noch ein paar Sachen aus dem Lebensmittelgeschäft bekommen kann und dann Boom?“

„Und dann Boom.“, flüsterte Cat und ein amüsiertes Grinsen huschte über seine Züge.
 

Aaron würde sich später noch den Kopf darüber zerbrechen was das für eine Aktion von Cat gewesen war. Wäre er nur einen Moment später gekommen, hätte der Untote Cat erwischt, da war er sich völlig sicher.

Wirklich, wenn er nicht hergekommen wäre, dann… Er verdrängte den Gedanken und lief weiter, Cat zählte auf ihn.

Während des Rennens bemerkte er nicht, wie ihm Tränen über die Wange liefen.

Cat sah ihm noch einen Moment lang hinterher, dann begann er großflächig das Benzin auf brennträchtige Punkte und die Überreste der Untoten zu kippen.

Zwei Kanister waren nicht viel, aber sie waren ein Anfang.

Es gab einen Grund, warum er den Jüngeren vorgeschickt hatte, warum er nicht wollte dass er zu dicht an die Überreste heran kam.

Das Solanum in ihm veränderte ihn, veränderte seine DNA und sorgte dafür dass er scheinbar nicht auf den Virus weiter ansprang.

Sie hatten es ausgiebig getestet…

Dies waren auch einer der Gründe warum er so dringend Antworten benötigte und noch viel wichtiger ein Gegenmittel.

Das Solanum war in ihm, es breitete sich aus und wenn die Zeit gekommen war, würde es ihn übernehmen.

Und dies durfte nicht geschehen und schon gar nicht durfte Aaron davon erfahren.

Auf gar keinen Fall.

...und Gejagten

Hätte Aaron geahnt, welche Folgen ihr kleiner Umweg haben würde, hätte er von Anfang an darauf geachtet wo Cat lang fuhr und sie auf dem schnellsten Wege nach Minnesota gebracht.

Aber wer konnte schon ahnen, dass sie in einer Kleinstadt voll mit potentiellen Solanumopfern landen würden?

Aarons Aufgabe war es nun den Wagen zu holen und soviel Brennmaterial wie möglich aufzutreiben.

Beim laufen ließ er die Geschichte in seinem Kopf Revue passieren und versuchte dort ein bisschen Ordnung einzubringen.
 

Sie hatten nicht einmal acht Stunden in dieser Stadt verbracht und schon brach ein Virus aus, der normalerweise gar nicht von älteren Leichen verbreitet werden dürfte.

„Ihre“ Leiche war schon mindestens zwei Tage tot, als sie sie gefunden hatten, also war die Inkubationszeit des Virus abgelaufen.

Aber wieso dann?

Waren die Bewohner dieser Stadt wirklich so verrückt gewesen und hatten irgendwo Leichen gesammelt? Kaum vorstellbar.

Gab es vorher einen Mord und schon anwesende Zombies?

Cat sagte, in diesem Krieg würden sie viel Verrücktes sehen, Aaron glaubte jedoch nicht an diese Möglichkeit und er war sich sicher das Cat mehr dazu wusste.
 

Als der Pickup wieder in Sicht kam, hielt Aaron abrupt inne, stützte sich keuchend auf seine Knie und verfluchte sich nicht mehr trainiert zu haben, seit sie mit dem Wagen unterwegs waren. Fahrig strich er sich die verschwitzten, blonden Haare aus der Stirn und kniff die Augen zusammen.

Bewegte sich dort etwas am Auto?

Alle Sinne aufs äußerste angespannt, schlich er näher an den Wagen heran und hielt nach etwas verdächtigem Ausschau.

Wenn er sich nicht täuschte, war dort ein Schatten am Auto? War dort Jemand?

„Was zum…“, entfuhr es ihm und er ging schneller, vergaß dabei seine Vorsichtigkeit.

Was war das? Ein Zombie? Eine optische Täuschung?

Kurz bevor er unmittelbar vor dem Wagen stand, blendete ihn kurzzeitig die Sonne, die sich in einer herumliegenden Scherbe gespiegelt hatte.

Ein kurzes, verwirrtes Blinzeln, keine zeit über die langsam durchdrehenden Sinne nachzudenken und Aaron konnte keinen Schatten mehr ausmachen.

Dies lenkte erst seine Aufmerksamkeit auf den Boden und dann ruckartig zurück zu dem Wagen, als ihm klar wurde, dass dort etwas gewaltig faul war.

Keinen Schatten, keinen Untoten, nur eine eingeschlagene Windschutzscheibe, deren Scherben überall auf dem staubigen Platz verteilt lagen.

Seine Gedanken rasten, der Jäger versuchte die Situation zu beurteilen, aber so sehr er sich auch versuchte zu konzentrieren, es gelang ihm nicht.

Wieso passierten solche Dinge auch immer nur, wenn Cat nicht dabei war?

Im ersten Moment bemerkte er den kleinen Zettel gar nicht, der zwischen die Überreste des Scheibenwischers geklemmt war.
 

Cat hatte derweil mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen.

Aus den anfänglichen paar Zombies, die sich am Horizont abzeichneten, war mittlerweile eine stetig heranrückende Masse aus etwa vierzig Exemplaren geworden, die sich keinesfalls von den Bränden beeindrucken ließen, die Cat gelegt hatte.

Er wusste nicht was sie anlockte und diese Unwissenheit beunruhigte ihn.

Verdammt nochmal, er hätte Aaron nicht alleine losrennen lassen dürfen!

Und wenn er sich weiterhin von seiner besorgten Seite dominieren ließ, gäbe es keine Möglichkeit mehr sich Sorgen zu machen.

Also riss sich Cat zusammen und machte seinen Job.

Seinen gottverdammten Job…

Als ihm das Benzin ausging, entschied er sich dazu auf Aaron zu warten, ging schon mal langsam in dessen Richtung vor und griente bei der Ironie, schließlich musste dies wirken als hätte er alle Zeit der Welt.

Ein Hupen ließ ihn aufschauen und als Cat den Pickup ausmachte weitete sich sein Grienen in ein Grinsen, welches jedoch erstarb als er den Wagen genauer sah.
 

„Was zum…? Was zur verfickten Hölle hast du mit dem Wagen gemacht?“, stöhnte Cat entsetzt und starrte vom Auto zu Aaron und wieder zurück.

„Frag mich mal.“, Aaron zog eine Grimasse und deutete auf die zersplitterte Frontscheibe, die verbeulte Beifahrertür und den zerstörten Scheinwerfer.

Kurz, es wirkte, als hätte Aaron Kontakt mit einer Elefantenherde gehabt.

„Hast du versucht die Zombies zu überfahren? Dann hätte ich dir auch gleich sagen können, das dass nicht klappen wird.“

„Idiot. Natürlich nicht. Der Wagen war schon in dem Zustand als ich ihn abholte.

Übrigens clever geparkt so mitten auf der Straße, ich könnte mir eher vorstellen, das der Wagen zuvor von einem Anderen gerammt wurde.“

Cat runzelte verwirrt die Stirn.

„Ich habe den Wagen nicht umgeparkt. Sicher, ich habe unsere Mitfahrerin entsorgt und dies auch nicht gerade im Wagen erledigt, aber deswegen musste ich ihn doch nicht wegfahren.“

Aaron nickte verdutzt und biss sich auf die Lippe.

„Das heißt der Wagen wurde von jemand anderen gefahren.“

„Vielleicht ein besorgter Bürger, der die Chance zur Flucht nutzen wollte?“, bemerkte Cat sarkastisch und ging prüfend um das Auto herum.

„So wie es aussieht, wollte Derjenige, der das Auto genommen hat, sich nur einen Spaß erlauben.“

„Wie kommst du darauf?“, Aaron lehnte sich weit aus dem Fenster um sehen zu können was Cat tat, wechselte aber auf den Beifahrersitz als sich der Ältere auf seinem angestammten Fahrersitz niederließ und dabei geräuschvoll die Tür zuknallte.

Seine bebenden Nasenflügel bedeuteten Ärger und Aaron stellte sich innerlich auf einen Zorn ein, der die Zombie Armada geradezu lächerlich wirken lassen würde.

Gerade als Aaron den Mund öffnen wollte um zu fragen was denn das Problem sei, knurrte Cat nur:

„Wir fahren.“, mehr sagte er nicht. Keine Flüche, kein Ausrasten.

Aaron war mehr als besorgt.

„Wohin fahren wir denn jetzt?“, wagte er es leise zu fragen und duckte sich schon mal vorsorglich, auch wenn Cat ihm nur einen durchdringenden Seitenblick zuwarf.

„Zur Tankstelle, und dann jagen wir diesen gottverdammten Laden in die Luft.“

Der Jüngere nickte scheu und sah auf die Straße.

Mittlerweile krochen von überall Untote hervor und Aaron war sich nicht ganz sicher, könnte aber schwören, dass er den Vater der beiden Mädchen von vorhin gesehen hatte.

Aaron schauderte.

Cat, der das bemerkte und noch immer mit dem Gedanken bei dem Randalierer war, legte unvermittelt seine Hand auf Aarons Knie und drückte es leicht.

„Wir konnten nichts machen. Das ist der Krieg.“

„Ich weiß.“, Aarons Stimme klang belegt.

„Schaffst du das?“

„Klar.“, er zwang sich zu seinem Lächeln und legte seine Hand auf Cat’s.

Gegen seine Erwartungen ließ Cat dies zu und ließ die Hand dort liegen…
 

Das Beladen des Wagens mit dem Benzin war unspektakulär.

Aaron schnappte sämtliche Kanister die er finden konnte und füllte sie, während Cat darauf achtete, das sich ihnen keine Untoten näherten, sprich er schoss auf alles was sich bewegte.

Was allerdings bemerkenswert war, war die schmierige, aufgesprayte Schrift auf der Beifahrerseite, die unübersehbar „FAGGOT“ verkündete.

Soviel zu Cat’s miserablen Laune. Der Jüngere konnte die Wut nachvollziehen, oder sich zumindest vorstellen woher sie rührte und schwieg dazu. Es war besser für sie alle.
 

Als Aaron endlich die zwei letzten Kanister auf die Ladefläche hievte und sich keuchend auf den Beifahrersitz setzte fragte er sich, ob der Tankwart mittlerweile auch infiziert wurde.

Vermutlich.

Er wollte Cat gerade zurufen, dass sie hier fertig waren, da krachte etwas und ließ den ganzen Wagen erbeben.

Etwas hatte sie gerammt?

Aarons Herz blieb für einige Sekunden stehen und hastig versuchte er die Geräuschquelle ausfindig zu machen, wozu er kurzzeitig überlegte die Tür zu öffnen.

Da krachte es wieder, doch diesmal war es eindeutig die blutverschmierte Hand eines Menschen, die gegen die Beifahrertür schlug.

Aaron lief es eiskalt den Rücken hinunter und er überlegte Fieberhaft was er tun sollte.

Sein Verstand wollte dem Menschen helfen, doch sein Instinkt machte ihm klar, der er jetzt so schnell wie möglich die Tür verschließen und aus diesem Auto verschwinden musste.

Und wo zur Hölle war Cat?

Er vernahm ein langgezogenes Stöhnen, es klang unmenschlich, mehr wie ein verwundetes Tier und dazu das heisere Flehen, er möge ihm helfen…

Aaron wurde schlecht, sein Kopf surrte und Übelkeit erfasste seinen Magen wie eine eisige Hand.

„Scheiße…“, brachte er hervor und bemerkte nicht, das Schweiß von seiner Stirn tropfte.

„Ich muss hier raus.“, schoss es ihm durch den Kopf und ohne genau zu wissen wie, war er schon durch das zerbrochene Fenster auf die Ladefläche geklettert.

Von dort aus kletterte er mit Hilfe der gefüllte Kanister auf das Fahrerhaus und besah sich das Problem.

Offensichtlich hatte es der besagte Tankwart nicht geschafft sich in Sicherheit zu bringen, sondern kämpfte nun um sein Leben.

Ein Kampf den er verlieren würde. Aaron wusste das.

Bislang musste er noch nie mit ansehen, wie das Virus einen intakten, menschlichen Körper nahezu bei lebendigem Leibe auffraß, denn wenn er die „Auferstehung“ beobachten konnte, betraf dies frische Leichen.

Der ehemalige Tankwart war leider definitiv lebendig und vielleicht nur Opfer eines Angriffes gewesen.

Kein gnädiger Tod.

„Bitte… Helfen sie mir.“, sein Stöhnen im Todeskampf hatte etwas Animalisches und Aaron versuchte krampfhaft sich die Ohren zuzuhalten.

War es überhaupt möglich, die Stimmen, sein Gewissen und das ganze Chaos zu zähmen, wenn eine leise Stimme in ihm flüsterte: „Wer hat ihm das angetan und befindet sich dieser noch in unserer Nähe?“.

Ein Schuss zerriss das Netz aus Gespanntheit und Aaron wagte nicht nach unten zu sehen.

Das Stöhnen war verstummt.

Das Solanum war nicht gnädig, Cat schon.

Abgehetzt und blasser als er sonst war, rannte er zu ihrem Wagen und war nicht viel später bei Aaron.
 

Szenenwechsel.

Der Pickup bretterte mehr schlecht als recht über die einzige geteerte Straße, die zu der Stadt führte, die nun lichterloh in Flammen stand.

Seid Aarons Ohnmacht war etwa eine halbe Stunde vergangen.
 

Aaron fehlte die Erinnerung, wie er zurück auf den Beifahrersitz gekommen war, wieso er in eine Decke gewickelt saß und die Stadt hinter ihnen brannte.

Sie hatten die Stadt kaum verlassen, das Feuer tanzte weit über der Stadt und die brennende Hitze und der Gestank von Ruß brannte sich in ihre Sinne.

Ausdruckslos starrte er seinen Fahrer an.
 

Cat fuhr konzentriert, der Fahrtwind der zerbrochenen Windschutzscheibe wehte ihm die braunen Haare aus dem Gesicht und ließ ihn irgendwie jünger wirken.

Fertiger. Erschöpfter.

Auf seine Sonnenbrille hatte er verzichtet, vielleicht war sie auch kaputt und unter seinen Augen hatten sich tiefe Schatten gebildet.

Dies und seine verkrampften Mundwinkel verrieten seine innere Unruhe.

Er war Aufgewühlt.

Aaron brachte ein schwaches Lächeln zu Stande, welches sich in ein hohes, unnatürliches Kichern ausbreitete.

Cat zuckte zusammen, als er dies hörte und drehte sich ruckartig zu dem Jüngeren um.

„Was hast du?“, er klang ehrlich besorgt.
 

Es dauerte eine Weile, bis sich Aaron soweit gefasst hatte und ehe er anfangen konnte zu reden, wurde er von einem starken zittern erfasst und meinte dumpf:

„Weißt du Cat? Das ist doch verrückt. Ich weiß noch genau, wie du wieder aufgetaucht bist, habe aber keine Ahnung warum diese verdammte Stadt brennt, oder wieso ich hier sitze, in einer Decke und du so fertig aussiehst. Gott, ich will nicht mal wissen wie ich selber aussehe… Nicht das ich da sonst einen feuchten Fick drauf geben würde, aber wirklich. Scheiße, ich habe in diesen paar Wochen mehr Leichen und Untote gesehen, als ich jemals hätte sehen sollen und alles war cool, bis dieser scheiß Tankwart auftauchen muss und mich anfleht ihm zu helfen. Cat! Ich konnte mich nicht rühren, solch eine Scheiß Angst hatte ich! Und ich… und ich…“, sein Redeschwall brach ab und diesmal bebte sein Körper von Schluchzern, die sich mühevoll ihren Weg nach draußen bahnten.
 

Cat war betroffen. Er hatte diese Art von Nervenzusammenbruch schon bei seinem letzten Partner beobachten müssen und wusste dass dies ein kritischer Moment sein konnte.

Schaffte er es? Verkraftete er die Hilflosigkeit?

Ein bisschen wünschte er sich ja, dass er in diesem ganzen Zwischenmenschlichem blahblah besser wäre… Was sollte er tun?

Aaron trösten, dass der Mann Tod war und nicht mehr leiden würde?

Nein, dies klang ungefähr so tröstlich, wie eine Mama die ihrem kleinen Sohn erklärte, dass sein geliebter, gestorbener Hund nun in Frieden im Hundehimmel war.

Es war Blödsinn.

Gerade, als er ansetzen wollte irgendetwas zu sagen, gab der Pickup einen nicht gutklingenden Knall von sich und blieb stehen.

Verdutzt starte Cat den Wagen an und blieb an der kleinen, rotblinkenden Anzeige des Tanks hängen. Vollkommen leer.

Er war zu fassungslos um zu fluchen.

Nun herrschte Stille und nur das leise Schluchzen von Aaron war zu hören.

Cat ließ den Wagen also Wagen sein, schnallte sich ab und zog Aaron in einer etwas unbeholfenen Geste an sich und umarmte ihn einfach nur schweigend.

Er wusste nicht so recht, ob er alles richtig machte, aber selbst ihn tröstete es ein bisschen über ihren täglichen Wahnsinn hinweg.

Außerdem, da Aaron begann sich in seine Jacke zu krallen und sich näher zu ziehen konnte es auch nicht gänzlich verkehrt sein.

Er drückte ihn fester an sich, verlor sein Gesicht irgendwie in dem blonden, weichen Haar und atmete tief ein.

Aarons Körper war warm, er roch menschlich.

Es war wundervoll, weil es Aaron war.
 

Später noch würde er die Gelegenheit haben, Aaron zu erzählen wieso die Stadt so gut und so schnell brannte und er würde ihn dringend auf den Zettel ansprechen müssen, den Aaron in seiner Hosentasche getragen hatte, als Cat ihn rettete.

Ganz zu schweigen was mit der Stadt überhaupt passiert war.
 

Aaron sah ihn unvermittelt an, machte sich nicht die Mühe, sein nasses Gesicht trocken zu wischen und küsste ihn.

Einfach so. Es ging ganz einfach.

Diesmal schlossen sie ihre Augen und diesmal wollte Cat das sich seine Gedanken ausschalteten und das Aarons Panik in den Hintergrund rückte.

Es fühlte sich besser an als ihre freundschaftliche Umarmung und tröstete umso besser.

Ein naiver Gedanke, doch die Küsse wurden länger, intensiver, während die beiden Männer ihre Gesichter aneinander schmiegten.

Der Wagen, die brennende Stadt und das Warum waren vergessen.

Frieden für ein paar Momente.

Frieden. Künstlicher Frieden.
 

Cat würde seine Geschichte noch früh genug erzählen können und er würde ihn noch früh genug fragen, wer das Mädchen war, nach der Aaron in seiner kurzzeitigen Ohnmacht immerzu geschrien hatte.

Geschichtenerzähler lügen

„Hast du schon einmal darüber nachgedacht, ob sich das, was wir tun lohnt?“

Cat stützte sich auf den Ellenbogen und wendete sich Aaron zu.

„Einmal? Ich denke permanent darüber nach.“

„Und du zweifelst nicht?“

„Nein, das eigentlich nicht.“, ein Lächeln huschte über seine Mundwinkel und er drehte sich zurück auf den Rücken, blickte in den sternenklaren Abendhimmel, der so weit wirkte, als ob es die Wüste um sie herum nicht geben würde.
 

Nachdem sich Aaron halbwegs wieder beruhigt hatte und sie letztendlich voneinander abgelassen hatten, bemerkte auch Aaron dass sie nicht mehr fuhren und auf seiner Frage nach dem Warum, antwortete Cat nur, das sie vergessen hatten zu tanken, seine Stimme triefte dabei vor Zynismus.

So einfach, so problematisch.

Ohne weitere Absprache, beschlossen sie also die Nacht über im Wagen zu übernachten und am nächsten Morgen weiter zu schauen, denn Jetzt überstürzt weiterzureisen käme in ihrer Situation einem Selbstmord gleich und so blieb ihnen nichts anderes übrig als zu warten und sich zu beruhigen.

Sie kletterten auf die Ladefläche des Pickups und warteten auf die Nacht, die hoffentlich auch die Müdigkeit mit sich bringen würde.
 

Aaron zündete sich eine Zigarette an, ließ damit kurzzeitig geisterhafte Schatten über sein Gesicht tanzen, nahm einen langen Zug und inhalierte das nervenberuhigende Nikotin.

Cat rollte sich wieder zurück, doch anstatt mit dem Blonden zu schimpfen, nahm er ihm die Zigarette aus der Hand und tat selber einen tiefen Zug, ehe er die Kippe zurückgab.

„Hey.“, protestierte Aaron schwach und runzelte die Stirn.

„Wo ist Mister. „Wenn du in meiner Gegenwart rauchst töte ich dich?“

Der Andere schnaubte leise und hustete von dem ungewohnten Rauch.

„Ich habe auch mal geraucht.“, gestand er.

„Wirklich? Wann?“

„Da war ich nicht viel älter als du. Zuhause durfte das keiner wissen, aber unter meinen Freunden war es ganz normal.“, er zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

Aaron schwieg darauf nachdenklich und überlegte, ob er ihn fragen konnte, wie das so war mit einer Familie, die es kümmerte ob er rauchte oder nicht.

Mike hatte nie etwas dagegen gehabt, auch wenn er seine Rolle als Ersatzfamilie stets sehr ernst genommen hatte. Naja, mehr oder weniger halt.

Wenn er es recht überlegte, hatte er keine Ahnung, keine Informationen über Cat, außer die, das er ein Jäger war.

Kein Warum, kein was-war-davor.

War das in Ordnung?
 

Ehe Aaron ein paar seiner Fragen auf den Grund gehen konnte, lehnte sich Cat zu ihm und strich etwa Asche von seiner Wange, die sich dorthin verirrt hatte.

„Warum bist du so?“, fragte Aaron leise und suchte den Blick den Älteren.

„Wie denn?“, er wich dem Blick aus.

Ja… Wie sollte Aaron dies fragen, ohne selber dumm zu wirken, oder die leichten Anfänge einer Zuneigung im Keim zu ersticken?

„So… nett?“, schwach, das wusste er selber, aber liebevoll war nicht das Wort, dass er dafür benutzen wollte.

„Bin ich das? Vielleicht bin ich ja gar nicht „nett.“

„Du bist anders, als ich es erwartet hatte.“

„Was hast du denn erwartet?“

„Naja, du weißt schon. Einsamer Mann reist durch die Gegend, killt Untote und trifft auf Milchbubi. Das Klischee eben. Aber du bist nicht…“

„…Psychopatisch?“

„Nicht ganz, du bist nicht der kauziger Kerl, der die ganze Zeit am rumkeifen ist und einen auf böser starker Mann macht, aber in Wahrheit bei Disneyfilmen heult.“

Cat lachte, ein lautes, trockenes Lachen und Aaron sah die Lachfältchen um seine Augen und konnte nicht anders als verstohlen zu grinsen.

„Was hast du nur für schlechte Filme gesehen?“

Aaron zuckte mit der Schulter.

„Jeden?“, Cat lachte wieder, es war ansteckend.

„Nein hör‘ zu, du darfst nicht alles für bare Münze nehmen was du so hörst und siehst.

Bevor ich Jäger wurde hatte ich ein ganz normales Leben in genau so einer ganz normalen Kleinstadt wo du herkommst. Ich werde dir nicht sagen, wo ich gelebt habe, dafür ist es einfach noch zu früh, aber du kannst dir ein ganz normales Bild von mir machen, wenn es dir hilft.

Eine ganz durchschnittliche, amerikanische Familie, Daddy bei der Marine, Mutter Hausfrau, einen großen Bruder, der eine durchschnittliche Sportart spielt und eine kleine Schwester, die am liebsten einen Hund haben würde. Kompletter Durchschnitt.“

Aaron nickte nur.

Es beruhigte ihn irgendwie, dass Cat dies sagte, oder vielleicht auch mehr die Vorstellung das Cat eine normale Vergangenheit hatte. Haben könnte.

Andererseits.

Er sah in seine leblosen Augen, sah die feinen Narben, die bei genauerem hinsehen fast die gesamte Haut bedeckten und die Sorgenfalten, die sich längst um seine Mundwinkel und seiner Stirn breitgemacht hatten, wenn er einmal nicht versuchte sie zu überspielen.

Was mochte mit einem Mann wie ihm passiert sein, dass er nun hier war.

Hier, mitten in einem Krieg, den die Menschheit vermutlich verlieren würde, auf dem Dach eines Pickups, unmittelbar hinter einer zerstörten Stadt und vor allem neben ihm, Aaron.

Was konnte alles im Leben schieflaufen?

Was gab ihm die Gewissheit, dass das was sie taten Sinnvoll war?

Aaron würde Cat gerne tausend Fragen stellen, aber er wusste, dass nun er an der Reihe war, etwas über sich preiszugeben.
 

„Ich habe keine Erinnerung an meine Kindheit.“, begann er langsam und wusste, das Cat ihm aufmerksam zuhörte.

„Ich bin einfach eines Morgens aufgewacht und ein Mann im weißen Kittel sagte mir, dass Mama und Papa nicht mehr hier wären.

Ein Autounfall, Drogen, Alkohol, so genau weiß ich das bis heute nicht. Ich war ein fast fünfjähriger Junge ohne Papiere, ohne augenscheinliche Herkunft und ohne richtiger Erinnerung.

Naja, das war zu einer Zeit, da schwabbte diese Welle aus Drogentoten über die Ostküste, vielleicht hast du davon gehört… Ist auch nicht weiter interessant.

Es war halb so tragisch, ich kann mich nicht an sie erinnern und darum fehlen sie mir nicht.“, Aarons Augen straften ihn Lügen, aber Cat sagte nichts dazu, doch die Erinnerung an die Skandale damals pochten leise in seinem Hinterkopf.

Da war etwas in seiner Erinnerung…

Er ignorierte sie.

„Ich wuchs, bis ich zu alt wurde, in einem Heim für Weisenkinder auf und kam dann zu Mike und seiner Familie.

Mike’s Familie besteht aus einer großen Schwester, die sich immer um alles und jeden gekümmert hat und sie bestand aus einem Mädchen, das etwa so alt war wie ich.“

„Bestand?“

„Sie starb vor zwei Jahren an Multipler Sklerose.“

„So jung?“

„Ja… Wir konnten es auch nicht fassen und Mike ist nie richtig darüber hinweggekommen… Aber… das ist Mikes Geschichte.

Jedenfalls hatte er irgendwoher diese Unmengen an Geld und du weiß so gut wie ich, das Geld nicht vom Himmel fällt, es sei denn du lebst in einem Disneyfilm…

Er eröffnete mit dem Geld diese Spelunke, in der wir uns das erste Mal getroffen haben, und seine Schwester und ich mussten mit ran, Geld für unser Leben und das des Ladens ranschaffen.“, Aaron legte eine bedeutungsschwangere Pause ein und Cat nickte nur.

Es herrschte für einen Moment unangenehmes Schweigen, bis sich Aaron räusperte und Cat zuzwinkerte.

„Naja, aber du weißt doch, Geschichtenerzähler lügen.

Vielleicht hat es sich auch ganz anders zugetragen und das Geld ist wirklich vom Himmel gefallen, Mike hat den Laden geerbt oder meine Mutter war in Wahrheit eine minderjährige Prostituierte und hat mich aus Verzweiflung in einem dunklen Hinterhof zurückgelassen. Mal ehrlich, würde es einen Unterschied machen? Würde es verändern, wer ich bin?“, er seufzte und nahm einen letzten Zug, ehe er die Zigarette vom Dach schnippte.

„Nein, vermutlich würde es nichts ändern.“, amüsierte sich Cat und schlug ihn spielerisch gegen die Schulter.

„Was willst du mit deinen neunzehn Jahren und der Hühnerbrust auch schon erlebt haben? Home sweet home America. Solange du nicht Volljährig bist, schützt dich das Gesetz vor allem bösen.“

Sie tauschten einen Blick aus, der besagte das sie das selbst weder glaubten, noch jemals erlebt hatten.

Fick das System.

Fick das Gesetz, es gab keine Gesetze die irgendwas verhindert hätten und im Krieg schon mal gar nicht.

„Was hast du denn schon erlebt?“, mokierte Aaron daraufhin, hob trotzig das Kinn und sah ihn herausfordernd an.

„Oh nein, zuerst erklärst du mir, was es mit dem Zettel auf sich hat.“

„Was für ein…“, da händigte Cat Aaron den Zettel aus, den er in dessen Hosentasche gefunden hatte.

„Oh. Der Zettel.“

Aaron nahm ihm den Zettel ab, strich mit seinen Fingern über das raue Papier und las das kurze Gedicht, das dort hingeschrieben wurde.
 

„As you left you said you'd be back

And promised that we would be together again.

Visions of the future

Of all the fun times you had promised, filled my head

As we bid farewell“
 

Aaron las es nochmals aufmerksam, und bemerkte, dass dort, wo das Papier abgerissen worden war, noch Ansätze von Buchstaben standen.

„Was glaubst du was das ist?“

„Woher soll ich das wissen? Du hattest es in der Hosentasche.“

Aaron zuckte mit der Schulter und meinte:

„Es hing an den Scheibenwischern, als ich das Auto holte.“

„Sonst keine Hinweise?“

„Nein, nichts.“

„Hm… Ob der Zettel etwas mit dem „Kunstwerk“ an der Tür zu tun hat?“

Aaron schwieg und dachte nach.

Vielleicht? Aber das war doch dämlich.
 

Ganz in Gedanken versunken fragte der Jüngere plötzlich:

„Was machen wir jetzt mit dem Wagen? Ist blöd so ohne Benzin…“

„Was du nicht sagst. Da ich nicht sonderlich scharf darauf bin wieder zurück ins verseuchte St. Louis zu gehen, müssen wir wohl laufen und in der nächsten Stadt ein anderes Auto organisieren.“

„Laut Karte, gibt es im Osten einen Fluss, der nach East St. Louis führt, ob da allerdings schon Solanum ausgebrochen ist oder nicht, kann ich dir nicht sagen, die ganze Umgebung hat sich ziemlich verändert, seid der Krieg ausgebrochen ist.

„Wo liegt denn unser Ziel?“

„Im Westen.“

„Dann wäre es doch schlauer gen Westen zu laufen und dort ein Auto zu suchen?“

Aaron seufzte.

„Das Problem ist nur, die nächst größere Stadt, das müsste Chesterfield sein, ist wirklich weit entfernt und ehe wir dort angekommen sind…“

„Irgendwelche Kleinstädte?“

„Clayton könnten wir versuchen.“

„Wie weit ist es denn?“

„Etwa 8 Meilen, zu Fuß brauchen wir da gut zwei, drei Stunden hin.“

Cat murmelte etwas von verwöhnte Jugend und nickte abwesend.

„Gut. Dann laufen wir bei Morgengrauen los.“

„Wie du willst.“, seufzte Aaron und wusste, das er doch keine Wahl hatte.

„Warum wolltest du eigentlich unbedingt über South Dakota reisen? Nach Idaho wären wir auch schneller gekommen.“

„Ich war lange nicht dort.“, antwortete Cat knapp und signalisierte Aaron mit einem Blick, das dass Thema damit beendet war.

Gut. Aaron seufzte erneut und sah wieder in den Himmel.

„Du bist ein wandelndes Mysterium Cat.“

„Wieso?“

„Weil du „Geheimnis“ mit jeder deiner Poren ausstrahlst.“

Darüber dachte dieser einen Moment nach, ehe er antwortete:

„Aber bei mir weiß man, dass da etwas ist. Ich bin mir sicher, das auch du eine Geschichte hast, aber du handelst, reagierst und tust so, als ob du ein weißes Blatt wärst und es kein Aaron gegeben hat, bevor ich dich angesprochen habe.“

„Vielleicht gab es den auch nicht.“, murmelte er leise und senkte den Blick.

„Komm schon, solange du nicht vom Himmel gefallen bist, musst du eine Geschichte haben.“

Aarons wütender traf Cat unvorbereitet und er zuckte zusammen.

„Es gibt nichts, was ich über mein Leben erzählen könnte.“

Ein wütender Zug legte sich um seinen Mund und aus seinen Augen sprach eine Kälte, die Cat noch nicht bei ihm gesehen hatte.

Resigniert schwieg er und beschloss Aaron nicht unbedingt jetzt auf den Namen anzusprechen.
 

Mit dieser unruhigen Stimmung zwischen ihnen wurde die Nacht lang.

Sehr lang.

Sie sahen sich nicht an, lagen schweigend nebeneinander und hingen ihren eigenen Gedanken nach.

„Schläfst du?“, fragte Aaron leise und rieb sich fröstelnd die Arme - die Nächte hier draußen konnten wirklich fies sein.

Ohne aufzusehen antwortete Cat ruhig:

„Nein.“, er verspürte eigentlich nie wirkliche Müdigkeit.

Seelische Müdigkeit ja, körperliche? Nein, nie.

„Schläfst du jemals?“

„Manchmal, aber ich bin nicht darauf angewiesen.“

„Wieso nicht?“

Ein erschöpftes Lächeln huschte über Cat’s Lippen und er legte seine Jacke über Aarons frierenden Körper.

„Weil das Solanum in mir bestimmte Bedürfnisse unterdrückt.“

Aaron runzelte nachdenklich die Stirn und zog den Stoff fester an sich, roch Cat daran und lächelte.

„So? Welche?“

„Im Großen und Ganzen die Müdigkeit, Hunger, das Gefühl von Kälte – sowas eben.“

„Und das macht dich nicht krank?“

„Bei einem Virus wie diesem kommt es nicht mehr wirklich darauf an, ob sich die Nebenwirkungen als tödlich herausstellen oder nicht.“

Stimmt, das war dumm von ihm.

„Aber Cat?“

„Ja?“

„Sagtest du nicht, das Solanum in dir ist ungefährlich, für dich, wie auch für andere?“
 

Lennie hatte Cat dieselbe Frage gestellt.

Lennie war Aarons Vorgänger, aber mittlerweile seid mehr als einem halben Jahr nicht mehr am Leben.

Die Erinnerung an den brünetten jungen Mann mit dem offenen Lächeln und dem Hang zum Frauenherzen-brechen versetzte Cat einen Stich und er traute sich nicht Aaron anzusehen.
 

„Ja das sagte ich.“

„Und du sagst auch die Wahrheit? Kannst du wirklich unbegrenzt so weitermachen?“

„Warum sollte ich Lügen?“
 

Weil Geschichtenerzähler lügen – grundsätzlich.

Tinte lügt niemals

„Oh nein, das darf doch nicht wahr sein.“

Cat und Aaron waren am frühen Morgen von ihrem Lager aus aufgebrochen und hatten gerade einen fast vierstündigen Fußmarsch durch Amerikas „Wildnis“ hinter sich.

Aaron hatte fast durchgängig geflucht, nach jedem Stein – und das waren wirklich viele – getreten, der sich ihm in den Weg stellte und dabei auf die Erfinder des Benzinmotors geschimpft.

Cat hatte versucht das ganze mit Humor zu nehmen.

Sie lebten noch und der Streit vom Vorabend war auch vorerst vergessen, wozu also aufregen?

Mit der geplanten Ruhe hatte es sich aber auch ziemlich schnell, als sie das Ortsschild nach Clayton passierten.

Eigentlich war ihnen ja klar, was sie erwartete, schließlich standen schon Kilometer vor der Stadt teils ausgebrannte Autowracks herum, aber der Anblick der einst bewohnten Stadt verdarb ihnen noch zusätzlich die Laune.
 

„Ich fass es nicht.“, stöhnte Aaron und setzte sich resigniert auf den Asphalt.

Clayton wirkte komplett ausgestorben, keine Menschen waren zu hören, kein Verkehr und nicht einmal Untote torkelten durch die Straßen und wurden von den Neuankömmlingen angezogen.

Die Stadt war im wahrsten Sinne eine Geisterstadt.

„Naja, immerhin eine hübsche Stadt.“, versuchte es Cat schwach und musterte die grüne Allee, in der sie sich befanden.

Ein verrostetes Straßenschild verkündete „Wydown Boulevard“.

Cat konnte sich vorstellen, das die Stadt einmal wirklich schön gewesen war, mit Schulen, Kiosks und Leuten die ihre Hunde spazieren führten.

Nun hatte der Krieg wohl auch diese Stadt geopfert und Cat seufzte resigniert.

„Komm. Wir suchen uns erstmal ein Auto. Sei vorsichtig, falls sich nicht doch ein paar Untote hierhin verirrt haben.“

„Ja schon klar.“, brummte Aaron und strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht.

Ihm war warm und er war müde, Aaron hoffte, dass er Cat nachher zu einer Pause überreden konnte.

So gingen sie schweigend durch die leeren Straßen, Cat hatte seine Waffe zur Hand und Aaron schüttelte darüber nur den Kopf.

„Und wenn es hier noch lebende gibt? Schießt du einfach auf alles was sich bewegt?“

„Wenn es sich feindlich in meine Richtung bewegt, kann ich für nichts garantieren.“

Der Blonde verdrehte die Augen und blieb abrupt stehen.

„Schau mal! Dort ist das Einkaufszentrum. Wollen wir uns dort umsehen?“, er deutete dabei auf ein richtungsweisendes Schild.

„Von mir aus. Wir sollten etwas essen und vielleicht steht ja dort noch ein funktionierendes Auto herum.“
 

Sie durchquerten eine kleine Parkanlage und Cat sah sich verwundert um.

„Weißt du, was mich wirklich irritiert?“

„Was denn?“

„Hier ist weit und breit kein Lebewesen, keine Menschen, keine Tiere, nichts.“

„Ja und?“

„Guck dir mal die Parkanlage an. Es gibt kein Zeichen dafür, dass die Natur ihr Territorium zurückerobert und bis auf ein bisschen zu hohes Gras ist alles in einem Top Zustand.“

Er hatte recht. Auf den Wegen lag kein Müll, die Hecken wirkten, wie gerade erst geschnitten und sonst wuchs keine Pflanze anders als sie sollte.

„Das ist fast gruseliger als die Vorstellung, dass hier eine Armee Zombies herumlaufen könnte.“, frotzelte Aaron und ging weiter.

Wenn Cat’s größtes Problem ein ordentlicher Park war, dann musste er da schon selbst mit zurechtkommen.

Stirnrunzelnd blickte sich der Ältere noch einmal misstrauisch um und lief dann Aaron hinterher um diesen einzuholen.
 

„Essen!“, rief Aaron verzückt und verschwand schneller in einem Laden, als Cat etwas dazu sagen konnte.

Sollte er hinterher? Oder sollte er sich zur Abwechslung mal darauf verlassen, dass sich Aaron nicht bei der nächsten Gelegenheit töten lassen würde?

Vielleicht war er auch nur über die Jahre hinweg Paranoid geworden und fing an seinen Verstand zu verlieren?

Cat hielt dies für viel zu wahrscheinlich und so schlenderte er für sich durch die kleine Einkaufspassage.

Auch hier, alles tadellos sauber.

Hör auf damit, ermahnte sich Cat selbst und versuchte das zu sehen, was Aaron sah.

Einen Haufen Möglichkeiten für Spaß und Ablenkung.

Juhu.

Was gab es hier denn?

Klamottenläden, deren Türen so offen standen, als ob ihre Besitzer gleich wiederkommen würden.

Ein chinesischer Schnellimbiss, zwei Fastfood-Restaurants, aus denen es verdächtig schimmlig roch und ein Fischimbiss, dem er lieber gar nicht näher kam.

„Woah was stinkt hier denn so?“, jammerte Aaron, als er Cat eingeholt hatte.

Die Taschen seiner Jacke waren gefüllt mit Süßigkeiten und er strahlte wie ein Kind zu Weihnachten.

„Der Fisch scheint nicht mehr gut zu sein.“, witzelte Cat und lehnte einen Schokoriegel ab, den ihm Aaron anbot.

„Schau! Klamotten! Raus aus den miefigen, kaputten Sachen und rein in sauber und neu! Wie klingt das für dich?“

Cat wollte lieber nicht aussprechen wie das für ihn klang, aber er tat Aaron den Gefallen und trottete dem Teenager in einen der Läden hinterher.

Es gab Momente, da fühlte er sich unglaublich alt.
 

„Wie findest du das?“, Aaron präsentierte sich in enger, hellblauen Jeans und weitem, löchrigem Oberteil vor dem Älteren, der entnervt auf dem Boden hockte und einen Kleiderbügel zerstörte.

„zu unpraktisch, zu auffällig und sagtest du nicht, du willst heile Klamotten?“

Aaron zog beleidigt wieder ab und das ganze Spiel widerholte sich ein paar Mal, bis Aaron sich mit zwei identischen, schwarzen Hosen zufriedengab, die jeweils viele Taschen und somit Stauraum hatten und deckte sich mit einigen Shirts ein, zu denen es ihm egal war, was Cat dazu sagte.

Sollte der doch rumlaufen wie er wollte.

Aaron beobachtete seinen Partner dabei, wie er wahllos bequeme und praktische Kleidung für sich selbst zusammensuchte und sich auf dem Weg zur Kabine machte.

War das sein ernst?

Cat war keine zwei Minuten hinter einem Vorhang verschwunden, da riss der Blonde diesen wieder auf und lachte.

„Wozu denn die Kabine? Niemand außer uns kann uns hier sehen.“

Cat starrte ihn an, öffnete und schloss den Mund ein paar Mal, ehe er unter einem knurrenden Fluch den Vorhang wieder zuzog und dabei „Recht auf Privatsphäre“ murmelte.

Täuschte sich Aaron, oder war er rot geworden.

Aber nun, ob Scham oder nicht, es hatte nicht verhindern können, das Aaron die Narben wahrnahm, die seinen Oberkörper übersäten.

Tiefe Narben, die nie wieder verschwinden würden.

Das dämpfte Aarons Euphorie über die Shoppingmöglichkeiten gewaltig und er stand still herum und wartete bis Cat fertig war.

„Hast du was gefunden?“

„Ja, ein bisschen Neues kann ja nicht schaden, oder?“

„Sehe ich genauso.“, der Junge lächelte ihn an und küsste Cat kurz auf die Lippen.

„Komm, wir suchen nach einem Wagen, damit wir weiterkönnen.“

Verdutzt nickte Cat und gemeinsam schlenderten sie über den Platz, dorthin wo sie einen Parkplatz vermuteten.
 

„Sie mal dort.“, Aaron hatte die Stadtbibliothek erspäht und blieb abrupt stehen.

„Was sollen wir hier?“

„Naja, ich dachte, vielleicht kann uns die Bibliothek Aufschluss darüber geben, was hier in diesem Umkreis passiert ist.“

„Aber wenn hier tatsächlich Solanum ausgebrochen ist, dann wird sich keiner mehr die Mühe gemacht haben die Daten zu aktualisieren.“

„Vielleicht nicht für diese Stadt, aber wenn hier noch alte Zeitungen einlagern, erfahren wir vielleicht etwas über die noch kommenden Städte.“

„Das klingt nach einer guten Idee. Dann komm.“

Aaron betrat nach Cat das große Gebäude und fühlte sich plötzlich beobachtet.

Wie schon zuvor in St. Louis hätte er schwören können, einen Schatten vorbeiflitzen zu sehen, aber nachdem nach mehrmaligem Umsehen nichts zu entdecken war, tat er es erneut als Hirngespinst ab.

„Kommst du? Ich habe das Zeitungsarchiv entdeckt.“

Vergessen war die vermeintliche Illusion und Aaron folgte seinem Partner in die Archive.
 

„Schade das wir keinen Strom haben, hier ist wirklich wenig Licht.“, beschwerte sich Aaron und Cat zuckte nur mit der Schulter.

Was sollte er dazu sagen? Mit seinen infizierten Augen hätte er auch nachts alles tadellos erkennen können.

„Hast du schon irgendwas Brauchbares gefunden?“

„Wie denn? Du?“

„Nein, naja schon, aber nichts wirklich Hilfreiches. Ich hoffe herauszufinden, wann die Stadt zum ersten Mal mit Solanum in Berührung gekommen ist.“

„Und da bist du nicht fündig geworden? In letzter Zeit stand es viel in den Medien.“

„Mag sein, nur habe ich hier Zeitungen von vor zwölf Jahren und überall wird vereinzelt gemeldet das seltsame Lebewesen gefunden worden.“

„Inwiefern?“

„Ich bin mir sicher, dass sie Untote meinen, aber es wundert mich, dass das Solanum schon so früh hier im Süden bekannt war, während es im Osten erst vor gut acht Jahren das erste mal erwähnt wurde. Guck nicht so, ich habe mich in meiner Freizeit viel mit dem Virus beschäftigt.“

Aaron brummte etwas vor sich hin und trollte sich in einen anderen Bereich der Bibliothek, überließ die Nachforschung lieber dem Recherchierfreak.

Cat war dies nur Recht und er blätterte sich weiter durch die Lokalen Nachrichten, bis er auf einen Beitrag über Michigan im Oktober aufmerksam wurde.

Der Artikel war mehr als vierzehn Jahre alt und in dem ganzen Jahr konnte Cat nichts von merkwürdigen Erscheinungen entdecken.

Nur der Beitrag über Michigan fing seine Aufmerksamkeit und er blätterte zu dem Teil, der den ganzen Artikel beinhaltete.
 

„Detroit, Michigan – Debatte über Lebensmittelpakete und Rettungsmaßnahmen für Drogenopfer.“
 

Cat erinnerte sich, dass Aaron etwas über diese im Zusammenhang mit seinen Eltern erzählt hatte und er las den Artikel genau durch.

Offensichtlich rätselte die Politik über die plötzlichen Toten, die überall am Lake Erie angeschwemmt wurden. Jeder der Untersuchten wies einen erhöhten Wert einer unbekannten Substanz auf, die vorerst als Rauschgift identifiziert wurde. Ob die Opfer an der Substanz an sich oder an ihren Folgen gestorben waren, war zu dem Zeitpunkt noch ungeklärt, ebenso woher die Opfer genau stammten.

Ein paar der Opfer konnten Buffalo zugewiesen werden, andere North Madison, Port Clinton. Sie kamen wirklich von überall her, aber Cat konnte sich nicht vorstellen, dass sie von dieser Distanz aus alle nach Detroit geschwemmt wurden.

Weder als Leiche, noch als Lebender.

Aber woran erinnerte ihn dies? Was war damals um den Lake Erie passiert?

Er suchte weiter, gezielter und nachdem er völlig die Zeit vergessen hatte und nach Aaron schauen wollte, fiel ihm im Augenwinkel ein Beitrag auf.

Werbung, eigentlich völlig unwichtig, doch die Annonce weckte in ihm Erinnerungen.
 

„FLASH! Der neue Energiedrink! Schnapp ihn dir als kostenlose Probe unter www.Slash-energy.com oder auf unseren Touren auch in Deiner Stadt!“
 

Keine neue Erfindung, aber Cat erinnerte sich, dass er damals im Nordosten unterwegs gewesen war, als ihm so eine Anzeigetafel ins Auge fiel.

Erst hatte er sich darüber lustig gemacht, doch die Neugierde in ihm war geweckt.

Eine der Städte stand sowieso auf seinem Plan.

Aber durch eine Verkettung diverser Umstände schaffte er es nicht rechtzeitig und kurz darauf erfuhr er, dass die ganze Aktion abgeblasen werden musste, da die Betreiber der Aktion in Verdacht standen, illegale Substanzen dem Energydrink beizumischen.

Daher also vermutlich die Toten? Nur eine Vermutung natürlich, andere wären sicher auch auf diese Idee gekommen.

Doch seltsame Energydrinks an sich verursachten keine Solanuminfektionen, das war ihm klar, doch als er sich selber als Forschungsobjekt bereitstellen musste, hatte er von einem der Ärzte erfahren, das dass erste Solanumvirus durch eine Chemische Reaktion hervorgerufen wurde.

Er blätterte zurück zu der Debatte mit der Versorgung.

Die Regierung hatte damals alles daran gesetzt, die Zahl der Opfer möglichst klein zu halten und die, die noch mehr oder weniger lebend angespült wurden bekamen so genannte Rettungspakete.

Unter anderem mit speziellen Vitaminen, die extra für den Ausgleich der Opfer hergestellt wurden, künstliche, synthetische Vitamine sozusagen.

Je mehr Cat darüber nachdachte, desto schlimmer wurde der Schmerz in seinem Kopf.

Was fehlte ihm in der Erinnerung?
 

Plötzlicher Tumult in der Eingangshalle und ein erschrockener, heiserer Schrei Aarons, ließen Cat alarmiert auffahren.

Da unten war nicht nur Aaron, er konnte fremde Stimmen hören, die auf Aaron einredeten.

Schnell sprang der Ältere auf und lief zur Brüstung, um die Situation besser ins Auge fassen zu können.

Unten stand Aaron an die Wand gedrängt, vor ihm ein kleines Pulk von Menschen, es waren maximal Zehn, die alle ziemlich wütend wirkten.

Cat zögerte. Untote? Nein. Infizierte? Vielleicht…

Trotz allem was ihm durch den Kopf jagte, lief er die Treppe nach unten und rief:

„Was ist hier los? Aaron?“

Aaron schien unfassbar erleichtert Cat zu sehen und er deutete mit einer vorsichtigen Geste auf die Menschen vor ihm.

„Vorsicht Cat, die sind bewaffnet.“, doch der hatte seine eigene Waffe längst gezogen.

Die zwei letzten Menschen, zwei Mädchen, wichen vor ihm zurück und tauschten nervöse Blicke aus.

„Was seit ihr? Plünderer?“, fragte Cat an die Menschen gewandt und näherte sich langsam.

„Bleib zurück!“, rief ein Mann, der etwa zwei Köpfe größer war als Cat und stellte sich ihm in den Weg. Cat war nur froh, dass es hier drinnen mittlerweile so dunkel war, das niemand seine Augen richtig erkennen konnte.

Die offensichtliche Infektion hätte wohl jedes Gespräch direkt im Keim erstickt.

Aber wie Aaron sagte, sie konnten alle froh sein, dass Cat nicht direkt auf alles was sich bewegte schoss, andererseits hätte dann wohl auch Aaron dran glauben müssen.

„Wir sind die Einwohner von Clayton, zumindest die die noch übrig sind und wir wissen uns gegen Räuber wie euch zu wehren!“, der Mann hob kurz seine Waffe.

Cat seufzte und ignorierte den letzten Teil des Satzes.

„Ich bin Cat und das da hinten ist mein Partner Aaron. Wir sind Jäger.“

Der Mann, der gesprochen hatte, senkte seine Pistole und sah ihn, nicht ansatzweise überrascht, an.

„Ich weiß, ihr seid die, die St. Louis zerstört haben, richtig?“

Cat lächelte etwas schief.

„Naja, wir hatten keine Wahl…“

„So? Dann kommt mal mit.“

Exil

Offensichtlich waren Menschen, die vor einer großen Katastrophe gerettet wurden nicht ausschließlich dankbar…

„Ihr könnt ja mal der Familie erklären, wieso sie kein zuhause mehr haben.“

Cat und Aaron tauschten verwirrte Blicke aus, während sie von den Bewohnern Claytons in Richtung des Rathauses gedrängt wurden.

„Ich versteh nicht ganz…“, versuchte es Cat und verdrehte resignierend die Augen, als ihn, wie jedes Mal wenn er versuchte etwas zu sagen, eine alte Frau anschrie und ihn einen Lügner nannte.

Der selbsternannte Bürgermeister der Stadt, Mitchell, flüsterte Aaron im gespielten Vertrauen zu, das sie nicht mehr so ganz frisch sei und die angreifenden Zombies nur dadurch verjagt hatte, weil sie denen auf die Nerven ging.

„Ihr hattet hier einen Angriff?“, fragte der Blonde erstaunt und hätte sich in dem Moment für seine Dummheit schlagen können.

Warum auch sonst waren alle anderen Stadtbewohner Tod oder verschwunden?

Mitchell ignorierte Aarons Frage auch komplett und schloss die großen Türen des Rathauses auf.

„Haben wir selber aufgerüstet, falls sich doch noch welche verstecken.“, erklärte er stolz und warf den Beiden auffordernde Blicke zu – als diese sich jedoch nicht anerkennend äußerten fuhr er ungerührt mit seinen Erklärungen fort.

„Als ihr St. Louis abgebrannt habt, habt ihr euch da eigentlich mal gefragt, was mit den Einwohnern ist, die gerade nicht in der Stadt waren als ihr angegriffen wurdet?“

„Nein, natürlich nicht, was sollten wir tun? Wir hatten keine Zeit um St. Louis nach einzelnen Überlebenden, beziehungsweise nicht infizierten abzusuchen.“

„Weil euch das Schicksal einzelner gleichgültig ist!“, rief ein junger Mann und hätte vermutlich vor Cat auf den Boden gespuckt, wenn man ihn nur gelassen hätte.

Der Jäger lächelte schief.

„Das ist das Problem bei euch pazifistischen Weltverbesserern. Wenn du an unserer Stelle gewesen wärst, wärst du gnadenlos bei draufgegangen. Solanum infiziert dich schneller als du es überhaupt merken kannst und wenn du es bemerkst, dann ist es längst zu spät und du bist Mitglied im „Wir haben Hirn zum Fressen gern“- Club.“

Der Mann verzog wütend das Gesicht, sah für einen Moment noch aus, als wolle er Cat etwas erwidern, drehte sich aber um und verschwand mit großen Schritten in einem angrenzenden Raum.

„Lasst euch von ihm nicht ärgern.“, meinte Mitchell gleichgültig und zu ihrer großen Überraschen ergänzte er:

„Man kann sich eben nicht aussuchen, welche Menschen den Krieg überleben.“
 

Nachdem sie einer großen, hellen Treppe und scheinbar unzähligen Gängen gefolgt waren, betraten sie die Bürgerhalle des Rathauses.

In ihr warteten noch weitere Menschen, Familien teilweise, oder Menschen die aussahen als ob sie nur auf der Durchreise waren.

„Ich dachte, es gäbe keine weiteren Überlebenden in Clayton?“, murmelte Aaron und war sich ziemlich sicher, dass egal was jetzt passieren würde, oder wer auch immer diese Menschen waren, es würde ärger für seinen Partner und ihn bedeuten.

„Dies sind Anwohner der benachbarten Städte, die Familie hier vorne, es ist Familie Dole, war zu Besuch bei Verwandtschaft im Norden, als ihr St. Louis verbrannt habt.“

Die Familie warf ihnen etwas hoffnungslose, teils angewiderte und wütende Blicke zu und wendete sich ab.

„Hören sie…“, begann Cat erneut und beachtete diesmal die alte Frau gar nicht.

„Wir waren in St. Louis nur auf der Durchreise, ehe wir von mehreren Untoten angegriffen wurden. Der Virus scheint sich so explosionsartig vermehrt zu haben, das die übrigen Anwohner keine Chance mehr hatten.“

Die kleine Tochter der Familie Dole ging ein paar Schritte auf Cat zu und fragte:

„Und was ist mit meiner Katze? Wir haben sie bei den Nachbarn gelassen während wir weg waren…“

Cat schwieg und warf Aaron einen hilfesuchenden Blick zu.

Normalerweise war es Aaron, der für die Verständigung zwischen Cat und der restlichen Welt sorgte, doch nun schwieg auch er und schüttelte den Kopf.

Was sollten sie sagen?

„Können wir uns mit der Familie unterhalten?“, fragte der Ältere stattdessen und hoffte etwas über die sonderbaren Umstände der Invasion in Erfahrung zu bringen.

Mitchell schüttelte den Kopf.

„Ich halte das für keine gute Idee. Ich will nicht ausschließen, das ihr, ohne unserer direkten Anwesenheit, nicht Opfer von Angriffen jeglicher Art werden könntet.“

„Was soll schon großartiges passieren?“

„Die Leute haben ihre Familien, Freunde und Häuser, teilweise ihre ganzen Städte verloren, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nur zu gern ein Ventil hätten um diese Wut herauszulassen.“

„Wie kommt es dann, dass ihr so ruhig seid?“, fragte Cat misstrauisch und witterte Schwierigkeiten auf sie zukommen.

Noch trug er seine Sonnenbrille, aber er mochte gar nicht daran denken was passierte, wenn er diese absetzen müsste.

„Wir wissen wie es in diesem Krieg zugeht.“, antwortete eine blonde Frau und fuhr sich durch die wirren Locken.

„Als Clayton angegriffen wurde, waren wir vollkommen unvorbereitet. Klar, man hört mal von anderen Städten Gerüchte, dass es sein kann, dass uns eine Invasion bevorsteht, aber wirklich glauben kann man das nicht. Nur ein paar von uns haben es geschafft aus diesem Wahnsinn herauszukommen und mussten große Opfer bringen.“

„Wie habt ihr es dann geschafft, die Untoten los zu werden?“

„Teilweise viel Glück und geringes Geschick mit Handfeuerwaffen.“, sie grinste leicht.

„Meine Freundin und ich waren im örtlichen Schießverein und, Gott segne Amerika, hat hier so gut wie jeder eine Waffe zur Selbstverteidigung im Haus.

„Ich glaube der Umstand hat mehreren Leuten den Arsch gerettet.“, murmelte Aaron nun und konnte sich dennoch nicht so richtig vorstellen dass dies gereicht haben sollte.

„Was mir nicht so ganz einleuchtet. Ich weiß nicht, wie viele Einwohner Clayton vor dem Angriff hatte, aber ich bin mir relativ sicher, dass es mehr als fünfzig Stück waren. Was habt ihr mit den Leichen, vor allem mit den Infizierten Leichen gemacht?“

Die Bewohner schwiegen betreten und auch die blonde Frau wandte sich lieber ab, als Aaron eine plausible Antwort zu liefern.

Doch Cat schien diese schon längt für sich gefunden zu haben.

„Ihr habt die Leichen in die kleineren Nachbarstädte gebracht?“

Mitchell schüttelte wortlos den Kopf.

„Nicht die Leichen an sich.“

Aaron schnappte nach Luft und es lief ihm kalt über den Rücken.

„Erinnerst du dich an die Werbung bei der Tankstelle und in unserer Unterkunft?“

„Das Meat-Festival. Bestes, nominiertes Fleisch...“, flüsterte Cat Tonlos und starrte den Bürgermeister voller Abscheu an.

„Ihr habt eure Toten, ob Mensch, Tier, infiziert oder nicht infiziert als Fleischware an die anderen Städte verkauft und mit dem Geld habt ihr die Stadt aufgerüstet…“

Mitchell blickte zu Boden und wandte sich zum gehen um.

„Das sollten wir nicht hier besprechen.“
 

Wenig später saßen die beiden Jäger, Mitchell und die blonde Frau im ehemaligen Büro des Bürgermeisters und besprachen die Geschehnisse.

„Wir haben das relative Glück eine recht große Fleischwarenfabrik in der Stadt zu haben…“

„Und da dachtet ihr, ihr könnt einfach die Leichen verwerten? Das ist abartig und krank!“, brauste Aaron auf und wandte sich angewidert ab.

„Die anderen, kleineren Städte im Süden waren auch schon verseucht und aus irgendeinem Grund, hält die Untoten der Geruch von verbranntem, verwesendem Fleisch von diesem Ort fern.“

„Solanum lässt sich auch am besten mit Feuer bekämpfen.“, stimmte Cat leise zu und drückte aufmunternd Aarons Schulter.

Er wusste genau was Aaron darüber dachte und wie krank die ganze Sache an sich war.

„Aber… War es denn völlig egal, was mit den nichtinfizierten Familien passiert? Was ist denn mit Familie Dole oder anderen?“

„Diese Stadt hier dient nun als Zuflucht für die Neuobdachlosen und zusammen wollten wir eine Art Festung aufbauen um uns solange gegen die Untoten zu schützen wie es nur nötig ist. Dafür dürfen die Exilsuchenden niemals erfahren, was mit den Leichen passiert.“

„Es ist einfach nur widerlich. Die Unschuldigen wussten nicht mal was sie da aßen. Oh Scheiße, wir haben dort doch auch gegessen! Wo habt ihr eure Leichen noch überall verwertet? Im Dünger? Als Verpackung, als…“

„Aaron.“, schaltete sich Cat nun ein und drückte dessen Schulter etwas fester.

„Was sollten sie denn tun?“

Aaron schnappte nach Luft und starrte Cat halb verwirrt, halb fassungslos an.

„Was sie hätten tun sollen? Fliehen! Es nicht tun, was weiß ich?! Wir haben St. Lois nur ausgebrannt, wobei das ist ja falsch, wir haben nur den Kern der Stadt ausgebrannt, weil sich dort das Solanum konzentriert hat und das normale Überleben in diesem Gebiet unmöglich war! Die aber, haben wer weiß wie viele Städte aufs Spiel gesetzt, nur um ihren eigenen Arsch zu retten!“

„Dafür ist diese Stadt sicher und ihr habt keine Garantie, ob sich in den Randgebieten von St. Louis nicht doch noch Solanumherde befinden.“

„Und weshalb? Weil ihr die gesamte Bevölkerung infiziert habt, so dass es nur eine klitzekleine Frage der Zeit war, bis der eingedämmte Virus mit dem frischen in Berührung kommt und alles eskaliert. Ich muss hier erstmal raus.“, murmelte Aaron kalt, schüttelte Cat’s Hand ab und verließ den Raum durch eine angrenzende Dachterrasse.
 

Mitchell stand ruckartig auf und wollte Aaron gerade etwas hinterherrufen, als Cat ihn mit einer Geste um Ruhe bat.

„Lass ihn für einen Moment. Er ist noch nicht so lange in dem Geschäft um solche Geschichten zu kennen.“

Mitchell runzelte argwöhnisch die Stirn.

„Kalt wie ein Fisch. Wie kommt das?“

„Ich habe viel gesehen.“, Cat senkte leicht den Kopf und schob sich mit einer halbautomatischen Geste die Brille fester auf die Nase.

„Das ist auch so eine Sache, die mich bei euch Jägern stutzig macht. Gefühlskälte, die schlimmer zu sein scheint als bei jedem Soldaten der US Army.“

Cat hob eine Augenbraue und schnaubte.

„Was soll das heißen? Wir finanzieren uns selber und haben mehr Gehirn als die.“

„Das sagen sie über euch Jäger auch.“, Mitchell grinste amüsiert und griff nach einer Flasche Whisky und drei Gläsern, goss erst der Frau, dann ihnen etwas von der goldbraunen Flüssigkeit ein.

„Sie trinken doch?“

„Was bleibt mir anderes übrig?“

Und damit nahm sich Cat dass Glass und ließ es unberührt vor sich stehen.
 

Aaron stand nun draußen und fröstelte etwas, ob der inneren Kälte die sich in ihm ausgebreitet hatte.

„Was ist nur aus dir geworden?“, fragte eine Stimme neben ihm und er drehte sich zu dem jungen Mann um.

„Jona. Wir haben uns lange nicht gesehen, ich hätte dich fast nicht widererkannt.“

Der junge Mann lächelte Aaron zu und gab ihm höflich die Hand.

„Du bist jetzt also Jäger geworden? Hast du es oben bei Mike nicht mehr ausgehalten?“

Der Blonde zuckte nichtssagend mit der Schulter und erwiderte:

„Ich musste mal raus. Was machst du ausgerechnet in diesem Nest?“

„Ich war auf der Durchreise nach… Naja ich war auf der Durchreise.“, er räusperte und streckte sich, wobei die Tätowierung einer Windrose auf seinem inneren Oberarm sichtbar wurde.

„Mein Vater rief mich an und bat hierher zu kommen um bei einem wichtigen Projekt zu helfen und nun bin ich hier.“

„Du hast geholfen die Untoten zu vertreiben?“

„Nein. Ich habe geholfen die Leichen zu beseitigen.“

Aaron verzog das Gesicht und wollte gerade etwas sagen, da fiel Jona ein:

„Ich habe vorhin gehört, was du über die Fleischaktion gesagt hast.“

„Liege ich etwa so falsch? Das ist doch wirklich krank…“, seine Wut verwandelte sich langsam in Unsicherheit und er sah gedankenverloren zu der Tür, hinter der noch Cat mit den anderen Sprach.

„Nein, sicher nicht. Wirklich nicht, vergiss nicht das ich eigentlich Vegan lebe.“

„War dir das Menschenfleisch dann nicht eh ziemlich egal?“

Jona grinste amüsiert und schüttelte den Kopf.

„Blödsinn.“

Das unwohle Gefühl nicht abschütteln könnend fragte Aaron zweifelnd:

„Was tust du dann noch hier? Wo ist dein Vater?“

„Oh du hast ihn schon kennengelernt, er ist der Selbsternannte Bürgermeister dieser Stadt.“
 

Eben dieser schenkte ihnen bereits das dritte Glas ein, bei denen es Cat immer wieder geschickt schaffte den Inhalt auf dem Teppich zu gießen, ohne das es einer der Anderen mitbekam.

„Und die Stadt will uns einen Vorschlag machen?“, fragte Cat misstrauisch und schwenkte das noch volle Glas gedankenverloren in der linken Hand.

„Oh ja! Die Idee ist grandios! Wir brauchen nur jemanden von Außerhalb, der viel auf Reisen ist und die Idee in die Tat umsetzt.“, ereiferte sich die Blondine, während sich rote Flecken ob der Aufregung und des Alkohols auf ihren Wangen ausbreiteten.

„Und die Idee wäre?“, so langsam fragte sich der Jäger, wo sein Partner geblieben war und hörte den Ausführungen nur mit mäßigem Interesse zu.

„Wenn der Geruch von verbrannten Untoten die Untoten fernhält, dann würde dies im großen Stil vielleicht alle Zombies aus Amerika vertreiben!“

„Und wie soll das funktionieren?“

Mitchell beugte sich über den Schreibtisch, blies seine Fahne zu Cat, der sich angewidert abwand.

„Ganz einfach. So wie du und der Kleine es in St. Louis getan habt! Fackelt die Städte ab und sorgt dafür, das die nicht infizierten Bewohner nach Clayton kommen!“

„Das ist völliger Schwachsinn. Was ist mit den Kranken und denen, die sich weigern ihre Städte zu verlassen, mal abgesehen davon, das Clayton wohl kaum genügend Menschen aufnehmen kann.“

Mitchell seufzte und schüttelte den Kopf.

„Opfer wird man wohl bringen müssen…“

„Also Unschuldige dem Solanum opfern, damit ihr testen könnt, ob eure Theorie auch langfristig funktioniert?“

„So drastisch würde ich das jetzt nicht sagen…“

Cat stand auf und verschränkte die Arme, währenddessen betraten Aaron und Jona wieder das Büro.

„Hören sie mit gut zu. Sie sind nicht die ersten Menschen, die auf die Idee kamen mit Solanum zu spielen, aber glauben sie mir, es kann Dinge mit den Menschen anrichten, die weit über ihre Vorstellungskräfte hinausgehen.“

Damit nahm er seine Sonnenbrille ab, gab Mitchell und seiner Kollegin einen tiefen Blick aus untoten Augen und sagte, ohne sich abzuwenden:

„Komm Aaron, wir gehen. Mit dem Mann kann ich nicht verhandeln.“

Damit setzte er die Sonnenbrille wieder auf und verließ erhobenen Hauptes das Büro, dicht gefolgt von dessen Partner und Jona.
 

„Kommt mit, ich weiß wie wir hier rauskommen, ohne dass ihr an den Familien vorbeimüsst.“, bot Jona an und musterte Cat’s Augen fasziniert.

„Wie ist das passiert?“

„Ich denke nicht, das dich das was angeht. Wer bist du überhaupt?“

„Mein Name ist Jona Mitchell, ich bin der Sohn vom Chef.“

Cat lachte trocken.

„Netten Vater hast du.“

„Man kann sich seine Familie nicht aussuchen. Was habt ihr jetzt vor?“

Sie verließen das Rathaus über einen Seitenausgang und blieben zwischen mehreren Drogerie-Märkten und einem leeren Parkplatz stehen.

„Weiterreisen, nehme ich an, wir brauchen nur ein Auto.“

Jona grinste und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Ihr werdet hier keine herrenlosen Wagen mehr finden, zu gefährlich bei möglichen Angriffen. Nehmt mich mit und ich leihe euch meinen Wagen, bis ihr einen eigenen findet.“

Cat warf Aaron einen fragenden Blick zu und dieser zuckte nur mit der Schulter.

Was hatten sie für eine Wahl?

South Dakota

Viel zu oft hatte Cat in letzter Zeit das Gefühl, dass er der Gefahr auslief sein Ziel vor Augen zu verlieren.

Eigentlich wollte er nur verhindern, dass das Virus ihn tötete und wenn er nebenbei den Virus ganz vernichten könnte, dann wäre dies mehr ein positiver Nebeneffekt.

Doch nun saß er auf dem Beifahrersitz eines himmelblauen Shelby, hinter sich seinen Partner Aaron, den er selbst ausgesucht hatte und neben sich einen Typen namens Jona, den Aaron zu kennen schien.
 

„Also nochmal von vorn. Ihr kennt euch woher?“

Jona lenkte den Wagen gekonnt durch die unebenen Straßen Claytons, die nach dem Angriff nicht saniert werden konnten und seufzte grinsend.

„Aaron hat dir doch von seinen „Geschwistern“ erzählt oder?“

Wenn nicht wäre es jetzt auch zu spät, aber Cat erinnerte sich an Aarons Geschichte mit Mike und den Schwestern.

„Ja, hat er.“

„Gut… Als Aaron frisch bei den Geschwistern landete war ich gerade mit der Ältesten, Carmen, zusammen. Naja damals habe ich noch für meinen Vater Kurier gespielt, weil er meinte, er würde der Post und der Elektronik nicht vertrauen und irgendwann strandete ich dabei in Dearborn und lernte Carmen kennen.

Du kennst diese Geschichten, erst machten wir uns nichts auseinander, dann trafen wir uns „zufällig“ immer öfter und irgendwann begannen wir uns zu daten.“

Aaron schnaubte von der Rücksitzbank aus.

„Dazu musst du wissen, dass Mike und Jona sich bis aufs Blut gehasst haben!“

„Ach komm! Gehasst ist ein bisschen übertrieben, wir hatten unsere… Differenzen…“

Darauf warf Aaron ihm nur einen durchdringenden Blick zu und zuckte mit der Schulter.

„Wenn du meinst.“

„Jedenfalls wurde mein Vater schließlich etwas ungeduldig und verdonnerte mich dazu, weiter für ihn zu arbeiten und ich musste Dearborn kurzfristig verlassen.“

„Und das war das Ende eurer Beziehung? Bisschen kurz die Geschichte.“

„Oh nein, keinesfalls! Sicher hatte ich während meiner Reisen hundertmal darüber nachgedacht einfach mit ihr Schluss zu machen und in einer näheren Stadt mein Glück zu versuchen, aber Carmen war einfach wunderbar.“, er grinste anzüglich und fügte hinzu:

„In mehr als einer Weise… Ihr wisst schon was ich meine.“

Aaron starrte ihn regelrecht angewidert an und Cat musterte ihn ausdruckslos.

„Oh. Okay ich vergaß sorry. Aaron? Vergiss was ich eben über deine Schwester gesagt habe okay man?“

„Danke…“, Aarons Blick wurde nicht gnädiger, also fuhr Jona sich räuspernd fort:

„Jedenfalls zog sich das Ganze über ein paar Jährchen hin, unsere Abstände zwischen den Reisen und meinem Aufenthalt wurden immer größer und irgendwann setzte mir Carmen ein Ultimatum. Sie oder der Job.“

„Und es wurde der Job.“

„Nein… So einfach ist das nicht es ist nur…“, Jona verstummte und starrte mehrere Momente lang aus der Windschutzscheibe auf die Straße.
 

Plötzlich schüttelte er den Kopf und fragte völlig aus dem Zusammenhang heraus:

„Wohin wollt ihr eigentlich?“

Cat, der über die seltsame Reaktion mehr als verwirrt war, antwortete:

„Wir sind auf dem Weg nach South Dakota.“

„Was wollt ihr dort?“

„Das geht dich nichts an.“

Aaron lachte leise und meinte:

„Nun sei nicht so, Jona nimmt uns immerhin ein Stück mit.“

„Der Typ hat deine Schwester flachgelegt und zurückgelassen, trotzdem sagst du sowas?“

Jona presste seine Zähne aufeinander und konzentrierte sich um Cat nicht direkt an die Kehle zu gehen.

„Ich sagte bereits, so einfach ist das nicht. Wenn du genaueres wissen willst, frag doch Aaron.“

Cat zuckte darauf gleichgültig mit der Schulter und stützte seinen Kopf auf die Hand, ehe er nach draußen schaute.

Aaron blickte zweifelnd zwischen den beiden Männern vor sich hin und her.

Wenn Jona die Schnauze voll von ihnen hatte, konnte er sie jederzeit rauswerfen, aber trotzdem fiel ihm gerade auf, wie viel Ähnlichkeit in bestimmten Bereichen Cat mit Mike hatte.

Dann war es halt so.

Er fasste nach vorn und spielte ein bisschen mit Cat‘s wirrem Haar um sich die Zeit zu vertreiben und um Jona ein bisschen zu nerven.

Das mit seiner Schwester würde er widerkriegen.
 

Die Zeit verging, Straßenlichter, die den Asphalt spärlich beleuchteten, rasten an ihnen vorbei und verkündeten endgültig die Nacht.

Jona hatte nicht gewollt, das sie sich stritten, aber nach allem was mit Carmen und gerade mit ihrer Schwester, Nicole? Mary?, er konnte sich nicht erinnern, passiert war, konnte er es nicht einfach so hinnehmen wenn sich Jemand über das was geschehen war lustig machte.

Wer war er denn überhaupt?

Alles was Jona über diesen Cat wusste, war, dass er Aarons Partner war und dass er hier im Auto neben ihm saß.

Wobei das war nicht richtig.

Er wusste mittlerweile auch, dass er nach South Dakota wollte, und seinen Augen nach hatte er eine schlimme Krankheit. Er war doch nicht infiziert?

Würde Aaron mit ihm reisen, wenn er eine Gefahr darstellen würde?

Er hatte natürlich gesehen, wie Aaron den Älteren angesehen und berührt hatte, aber war dies ein Hinweis auf die Art der Beziehung zwischen den beiden Männern?

Jona versuchte sich angestrengt daran zu erinnern, ob er Aaron früher einmal mit anderen Mädchen gesehen hatte, aber das war einfach zu lang her.

Jona seufzte lautlos.

Er hätte die kleine Familie damals nicht verlassen dürfen, hätte sie mit dem Tod der Kleinen nicht allein lassen dürfen.

Manchmal vermisste er sogar Mike, mit seiner selbstgerechten, beharrlichen Art, der alles dafür tat um seine Geschwister zu beschützen.

Aber wirklich nur manchmal…

Die Erinnerung, wie Mike im Regen auf ihn geschossen hatte und wie knapp er ihn nur verfehlt hatte, zerstörte seine friedlichen Erinnerungen und er konzentrierte sich wieder mehr auf die Straße, versuchte Vergangenes abzuschütteln.
 

Irgendwann zwischen zwei und drei Uhr morgens machten sie endlich eine Pause an einer verlassenen Raststätte.

„Wird aber auch Zeit.“, brummte Cat und machte sich davon um pinkeln zu gehen.

Jonas Gesicht verdüsterte sich etwas und Aaron klopfte ihm schläfrig auf die Schulter.

„Mach dir nichts draus. So ist er eben.“

„Wie kannst du nur mit ihm reisen?“

„Er ist vielleicht die einzige Chance, die ich jemals erhalten werde.“, dabei lächelte Aaron so düster, das es Jona kalt den Rücken hinunter lief.

„Wie auch immer. Ich geh auch mal für kleine Zombiejäger.“

„Jaja mach dass… ich warte im Auto auf euch.“

„Versuch dich nicht fressen zu lassen.“

„Fick dich.“

Aaron lachte und winkte ihm gelassen zu, während er in Cat’s Richtung verschwand.
 

Als Jona endlich außer Sichtweite war, öffnete der Blonde seine Hose, machte sich gar nicht erst die Mühe diese runterzuziehen und erleichterte sich an der heruntergekommenen Vorderwand der Raststädte.

„Im freien pinkeln adelt, wusstest du das?“

Ohne sich umzudrehen, konnte Aaron das Grinsen fast hören, welches aus Cat sprach.

„Achso? Na dann tut es die nicht vorhandene Hygiene hoffentlich auch.“

Cat gab einen grunzenden Laut von sich und trat hinter ihn.

„Können wir dem Idioten nicht sagen, dass er sich vom Acker machen soll? Wir finden auch allein in die nächste Stadt.“, dabei legte er eine Hand auf Aarons Taille und zog ihn näher an sich heran.

„Ich fürchte das geht nicht Cat… Wir haben keine Karte mehr und die meisten unserer Waffen mussten wir auch zurücklassen…“, ein Lächeln legte sich auf Aarons Züge und er schloss seine Hose, lehnte dann mit dem Kopf an Cat’s Brust und sah zu ihm auf.

„Und wer weiß wann wir das nächste Mal auf einen Fahrer treffen, der wegen deinen Augen nicht ausrasten wird?“

Cat gab einen missbilligen Laut von sich und schien ein bisschen zu schmollen.

Natürlich nur ein klitzekleines Bisschen, alles andere hätte ja sein Image zerstört.

Der Jüngere grinste bei dem Gedanken, zog Cat ein bisschen zu sich heran und gab ihm einen Kuss.

„Na gut, dann komm großer Jäger, wir sollten weiter.“

Cat schnaubte ergeben und trottete hinter ihm her.

„Okay. Aber du sitzt neben ihm.“
 

Die Weiterfahrt verlief auffallend still.

Als die beiden Jäger zurück beim Auto waren, wartete Jona bereits auf sie und er bemühte sie nicht zu durchdringend anzustarren als sie einstiegen.

Irgendwie würde er schon herauskriegen was das zwischen den Beiden war, aber fürs Erste musste er sich gedulden.

Obwohl Aaron kurz zuvor eingewilligt hatte auf den Beifahrersitz zu wechseln, allein schon um Jona bei der Karte zu helfen, saß er letztendlich doch hinten um eine Runde zu schlafen.

Letztendlich fuhren Cat und Jona einige Meilen schweigend nebeneinander und lauschten den knisternden, veralteten Songs aus dem Radio, welches Jona angemacht hatte um die unangenehme Stille zu überbrücken.
 

Irgendwann zwischen zwei namenlosen Städten, es wurde so langsam wieder hell, fragte Cat:

„Soll ich dich ablösen? Du musst müde sein.“

Jona rieb sich ein Auge und schnarrte:

„Blödsinn.“

„Ich meins ernst. Bevor du uns noch umbringst weil du zu müde bist, kann ich auch für ein paar Stunden übernehmen.“

Jona seufzte und nickte widerwillig, er hatte ja recht.

Er hielt also kurz an, auf der ausgestorbenen Straße kümmerte es eh niemanden wenn sie einfach stehen blieben, und sie tauschten die Plätze.

„Wie kommt es, dass du keine Spuren von Müdigkeit zeigst? Das kann doch nicht sein? Du bist mindestens genauso lange wach wie ich.“

Cat zuckte mit der Schulter, während er den Wagen startete.

„Meine Krankheit.“, antwortete er vage, „sie verhindert die Notwendigkeit der meisten Körperlichen Bedürfnisse.“

„Du kannst also nicht schlafen?“

„Ich BRAUCHE nicht schlafen. Können kann ich es schon, aber es bringt mir nichts. Mein Gehirn ist genauso aktiv wie in der Wachphase, ich kann nicht träumen und Erholung braucht mein Körper auch nicht wirklich.“

Jona schwieg kurz, verdaute die Information.

„Du sagtest die meisten Funktionen.“

„Ja?“

„Hunger?“

„Verspüre ich nicht, aber Essen und Verdauen kann ich. Das gleiche gilt für Durst.“

„Ausdauer? Irgendwelche Erschöpfungszustände?“

„Kann ich auch haben, ich bemerke sie nur nicht unbedingt und so richtig schädlich sind sie vermutlich auch nicht.“

„Aber sterben kannst du?“

Cat runzelte die Stirn – genau die Frage hatte er sich auch schon gestellt.

Sollte das Solanum sich weiter ausbreiten konnte es vermutlich passieren, dass sein Körper nicht starb, aber er war nicht scharf darauf es herauszufinden.

„Ich vermute schon, altern tu ich ja auch.“

Nach einer weiteren, gedankenverlorenen Pause fragte Jona schließlich lauernd:

„Was ist mit Sex?“

Der Ältere hob fragend eine Augenbraue.

„Was soll damit sein?“

„Naja… Kriegst du einen hoch? Produziert dein Körper Sperma?“

Cat lachte, kaschierte dies in einem Husten.

„Glaub mir, wenn irgendwas funktioniert wie es soll, dann das.“

Die beiden Männer grinsten dreckig und tauschten wissende Blicke aus.

Dann erinnerte sich Jona daran, dass eventuell Aaron derjenige war, der von Cat’s Potenz am meisten profitierte und ihm kam ein anderer, ein erschreckender Gedanke.

„Bist du ansteckend?“

„Wie?“

„Na dein Sperma, dein Blut, alles was irgendwie aus deinem Körper kommt.

Besteht für deine Partner eine Ansteckungsgefahr deiner Krankheit?“

Für einen Moment schien es, als ob Cat nicht mehr anwesend war, als ob er mit den Gedanken ganz woanders, viel zu tief in der Vergangenheit steckte…

Dann bemerkte er, das Jona auf eine Antwort wartete und er schüttelte, obwohl er es besser wusste, den Kopf und winkte gespielt gleichmütig ab.

„Nein, nein. Das ist mehr ein Gendefekt und hat keine Auswirkung auf Andere. Aber keine Sorge, ich benutze grundsätzlich Kondome.“

Das will ich dich auch geraten haben, dachte sich der Andere nur und nickte kritisch.

„Na gut, ich seh‘ schon. Bist ein großer Junge und ich versuch noch eine Runde zu schlafen, vielleicht wacht Aaron ja bald auf.“

„Ja, tu das.“

Damit schloss Jona die Augen und ließ Cat mit seinen Alpträumen allein.
 

Etwa eine Stunde später wachte Aaron auf und blinzelte gegen die viel zu helle Sonne an.

Wo war er?

In einem Auto.

Bei Cat.

Und ah… Da kam die Erinnerung zurück.

Er sah Jona friedlich schlafend auf dem Beifahrersitz und Cat, der wieder seine Sonnenbrille trug und sich auf Straße konzentrierte, pfiff unmelodisch ein Lied aus dem Radio mit.

„Gott Cat… Damit weckst du Tote.“, murmelte er verschlafen und setzte sich erst einmal aufrecht hin.

„Guten Morgen Dornrösschen. Ich dachte du wärst im Schlaf erstickt oder so. Hast du gut geschlafen?“

„Wie ein Baby, war auch dringend mal Notwendig. Wo sind wir?“

„Wenn der Plan stimmt und mich meine Orientierung nicht im Stich lässt – guck mich nicht so an Aaron – dann müssten wir bald in einem Vorort von South Dakota sein.

„So lang sind wir gefahren?“

„Insgesamt mehr als fünfzehn Stunden, wir haben sogar unterwegs getankt, aber da hast du geschlafen.“

„Achso…“

Aber wenn sie sich auf seine Planung verließen, waren sie vermutlich verlassen.

Aron behielt den Gedanken für sich, er war sich sowieso sicher das Cat direkt und ohne Umschweife in seinen Schädel gucken konnte und diese Gedanken so klar lesen konnte als hätte er sie eben ausgesprochen.

Cat äußerte sich jedoch nicht.

„Was machen wir in South Dakota?“

„Erst mal suchen wir ein Hotel. Wenn alles gut läuft, dann bleiben wir ein paar Tage.“

„Und dann?“

„Dann suchen wir Jemanden, eine alte… Freundin.“

Aaron nickte unsicher.

„Was wollen wir von ihr?“

„Sie kann uns vielleicht ein paar Informationen geben, aber mehr dazu wenn es soweit ist, okay?“

„Klar. Und was ist mit ihm?“

Aaron deutete zu Jona und Cat starrte den Mann neben sich an, als ob er ihn eben erst bemerkt hatte.

Irgendwie hatte er ganz vergessen den Mann zu fragen, wo er eigentlich hinwollte. Naja. Pech.

„Oh er meinte, er hat auch etwas in South Dakota zu erledigen und setzt uns netterweise dort ab, ehe er dann weiterfährt.“, log der Älteste und spürte Aarons Blick in seinem Nacken brennen.

Zugegeben, dies war mehr Wunschgedanke als Wahrheit, aber das musste Aaron ja nicht wissen.
 

Kurz darauf kam ein neues Ortsschild in Sicht.

„WILKOMMEN IN SOUTH DAKOTA – THE MOUNT RUSHMORE STATE”
 

“Ha! Ich hab dir doch gesagt, dass wir richtig sind.”, jubelte Cat und Aaron ließ sich in den Sitz fallen.

„Ein blindes Huhn…“

„Nur das dieses Huhn verdammt gute Augen hat!“

Und damit drosselte Cat das Gas und sie machten sich auf die Suche nach einer Bleibe für die kommenden Tage…

Sue

Im späteren Verlauf des Tages wachte Jona viel zu plötzlich in seinem eigenen Auto auf und stellte fest, dass ihn etwas erheblich störte.

Nicht nur, dass er auf dem unbequemen Sitz seines Autos geschlafen hatte, nein, was ihn am meisten störte, war die Tatsache, dass er allein war.

Der Motor war ausgestellt und der Wagen auf einer anonymen Seitenstraße geparkt - von Aaron und Cat keine Spur.

Wie lange waren sie schon weg?

Jona sah auf die Uhr und stellte erschrocken fest, dass er mindestens neun Stunden geschlafen hatte, offensichtlich schlauchte das lange Autofahren umso mehr, wenn man es nicht mehr gewohnt war…

Nachdem er das Innenlicht des Autos angeschaltet hatte, fiel ihm ein kleiner Zettel ins Auge:
 

„Hey Jona,

falls du dich wunderst, du befindest dich in Sioux Falls, South Dakota.

Wir wollten dich nicht wecken und hoffentlich bist du nicht sauer, weil wir dich allein gelassen haben.

Cat und ich haben hier noch Arbeit zu erledigen.

Danke fürs mitnehmen und vielleicht sieht man sich nochmal wieder.
 

Ps. Wir bleiben für ein paar Tage hier, du brauchst also nicht auf uns zu warten.
 

Aaron“
 

Darunter sollte wohl eine Nummer stehen, aber die Stelle des Papieres war weggerissen worden – Cat, du alter, paranoider Spinner…

Jona unterdrückte das Verlangen, seinen Kopf ein paar Mal gegen das Lenkrad zu schlagen.

Er hatte also ihre Fährte verloren und hatte bisweilen keine Möglichkeit mehr Aaron zu erreichen.
 

Und er wusste genau, dass ihr das nicht gefallen würde…
 

Jona verließ den Wagen, schloss ihn ab und begab sich auf die Straßen der Großstadt um sich erst mal einen Überblick über die Lage zu verschaffen…

Was wollten sie eigentlich ausgerechnet in South Dakota?
 

South Dakota war in vielen Fällen ein besonderer Bundesstaat.

So war das Stadtzentrum klein, aber durchaus schön, lag in der Nähe des Sioux River Wasserfalls und hatte den Beinamen, die schönste Kleinstadt Amerikas zu sein.
 

Aaron hatte dafür jedoch keinen Blick.

Als sie Jona verließen, war ihm zuerst der ganze Abfall aufgefallen, der sich an den Straßenecken sammelte, der aufgerissene Beton, der sich in fremdartigen Mustern über den Boden zog und die Geschäftigkeit der Leute, die er so schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Immerhin, so dachte Aaron, schien diese Stadt bislang von Solanum angriffen verschont geblieben zu sein, doch die Zerstörung entfernter Städte wirkte sich auch hier auf die Wirtschaft aus und Cat meinte nur, das Sioux Falls mal eine ziemlich wohlhabende Stadt gewesen sein soll.
 

Nachdem sie eine Weile im Stadtzentrum herumgelaufen waren, checkten sie scheinbar wahllos in dem ersten Motel ein, das sie finden konnten und betraten ziemlich erledigt ihre Zimmer.

Reine, nervliche Erschöpfung.

Immerhin hatte Aaron die meiste Zeit geschlafen und da Cat eh nicht auf die körperliche Erschöpfung ansprang, war dies für ihn irrelevant.

Aaron ging voraus in ihr Doppelzimmer, machte das Licht in dem Fensterlosen Raum an und stockte.

„Was soll das denn?“

Cat, der nun knapp hinter ihm stand sah, was Aaron sah und lachte.

„Ich habe vergessen, dir von den Eigenheiten South Dakotas zu erzählen!“

Und zwar sah ihre Unterkunft so aus, dass sich die Betten jeweils in einer Ecke des Zimmers befanden und dazwischen betont viele Hindernisse, wie eine Kommode und mehrere Topfpflanzen, standen.

„Du hättest mir auch sagen können, dass du nicht mit mir in einem Zimmer schlafen willst…“, brummte der Blonde und wollte gerade auf eines der Betten zusteuern, als Cat ihn zurück hielt.

„Quatsch. Das ist so eine Eigenart aus diesem Bundesstaat. Irgendein Spezialist hat hier vor sehr langer Zeit das Gesetz erlassen, dass es in allen Hotels, Motels und anderen Unterkünften, keine Doppelbetten geben darf. Das zu zweit schlafen in einem Bett ist strafbar, ebenso das schlafen auf dem Fußboden.“

„Was ist das für ein Müll? Und warum ist das noch aktuell?“

Cat zuckte belustigt mit der Schulter und klopfte Aaron auf die Schulter.

„Trag es mit Fassung, wir sind immerhin im selben Raum.“

„Aber auch nur fast…“

Aaron ging es zwar nicht unbedingt darum, aber er nahm es vorerst so hin und warf seinen Rucksack lustlos auf das Bett, das am weitesten von der Tür entfernt war.

„Was machen wir jetzt?“

„Wie könnten erst einmal Informationen sammeln, oder etwas essen. Wonach ist dir?“

„Essen ist großartig! Die haben hier doch bestimmt Zimmerservice oder?“

Cat sah ihn zweifelnd an.

„Was willst du mit Zimmerservice? Zu schwach um nach Nahrung zu jagen?“

„Ich habe nur keine Lust noch weiter zu laufen!“

„Dann schau halt, ob jemand Anderes für dich auf die Jagd geht.“

„Kann ich das nicht dem Oberjäger überlassen?“
 

Aaron stand auf und ging zu Cat hinüber, versetzte einer der unglücklichen Zimmerpflanzen noch einen unliebsamen Stoß.

„Los! Zeig mir wie du jagen kannst!“

Halb auf die Matratze gestützt ob Cat eine Hand und deutete ihm näher zu kommen.

Als der Andere in Reichweite war, griff Cat Blitzschnell nach seiner Hand und zog ihn zu sich.

„Hab was!“

Aaron lachte halb erschrocken und boxte spielerisch gegen Cat’s Brust, machte jedoch keine Anstalten aufzustehen.

„So war das nicht gemeint! Da hab ich ja nichts von!“

„Aber vielleicht gefällt mir die Option besser?“

Aaron ließ die Faust sinken, nahm Cat seine Brille ab und legte dann beide Hände um seine Schultern, musterte ihn eindringlich.

„Du bist verrückt Cat. Total verrückt.“

Cat grinste und schüttelte den Kopf.

„Ach ja? Dann bist du völlig hoffnungslos.“

„Eher Hilflos.“

„Bist du sicher?“

Der Blonde drückte kurze Küsse auf Wangenknochen und Nasenbein.

„Was tun wir hier Cat?“

„Was meinst du?“, seine Augen waren nur halb geöffnet.

„Das hier?“, tastende Lippen, Aaron küsste einen Weg zu seinen Lippen und kaum das sie sich berührt hatten reagierte Cat und erwiderte den Kuss sofort.

Cat’s Lippen waren warm, weicher als Aaron es jedes Mal erwartete und sie bewegten sich wie im Fieber gegen Aarons, kämpften, ohne Dominanz zu fordern.

Der Blonde löste sich mit einem leisen Seufzen.

„Genau das…“

„Ist das wichtig?“

„Könnte es wichtig sein?“

„Für uns?“

Sie sahen sich wieder an, diesmal rutschte Cat samt Aaron weiter zurück auf das Bett, lehnte sich an die kühle Wand und zog ihn ganz auf sich.

„Vielleicht bist du wichtig.“

„Vielleicht?“, er lag nun ausgestreckt auf dem Anderen.

„Sehr wahrscheinlich sogar.“

„Komm sag!“, anstatt direkt zu antworten, drehte sich Cat mit ihm um, so das Aaron nun unter ihm lag und ihn verdutzt ansah.

Von oben herab begann Cat Küsse auf Aarons Hals zu hauchen und flüsterte schließlich auf Höhe seines Ohres:

„Du bist mir wichtig. Das zählt.“

Aaron antwortete ihm zunächst nur mit einem breiten, freudigen Lächeln, dann mit einem Kuss, der schnell ins Leidenschaftliche ausartete…
 

…und der jäh unterbrochen wurde, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und sich eine Frau in Zimmermädchenuniform vor dem Bett aufbaute und sie missbilligend anstarrte.

„Nicht nur die Hausordnung missachten, sonder nicht einmal hallo sagen? Wo sind deine Manieren Leo Coleman?“

Cat und Aaron schreckten auseinander als ob man sie verbrüht hatte.

Während Cat die Situation schneller Überblickt hatte und er Aaron aus purem Instinkt schützend hinter sich drückte, war In Aarons Kopf ein noch viel schlimmes Durcheinander, als das er an eine mögliche Gefahr überhaupt denken konnte.

Erst langsam realisierte er, was da gerade passiert war, das sein Hemd nicht mehr so saß wie es sollte und das tatsächlich gerade eine fremde Frau vor ihnen stand.

Verdammt! Wo war Cat’s Brille, schoss es Aaron jäh durch den Kopf und er ignorierte sein eigenes Herzrasen.

Cat hatte sich derweil gefasst und legte behutsam eine Hand auf seine Schulter, es bestand keine Not mehr ihn vor einer drohenden Gefahr zu schützen.

Es gab keine.

Die Frau vor ihnen hatte die verschiedenen Regungen beobachtet und grinste amüsiert, ehe sie Hand in die Hüfte stemmte und sie, oder vielmehr Aaron, begrüßend anlächelte.

„Sieh an! Du musst Cat’s Partner sein. Hi, ich bin Sue. Sue Coleman.“

Das erste Mal sah Aaron sie richtig an, bemerkte ihren breiten Akzent, die gebräunte Haut zu ihrem dunkelbraunen Haar und stellte fest, dass sie in etwa so alt wie Cat sein musste.

Hatte sie gerade Coleman gesagt?

„Oh… Ehm, hallo?“

Cat räusperte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht – er hatte gefürchtet dass es so kommen würde.

„Sue, hi. Das ist Aaron, mein Partner wie du schon festgestellt hast und Aaron? Das ist Sue.

Meine Frau – sie weiß über alles Bescheid.“
 

Aaron hatte das Gefühl, das er gerade überfahren worden war.

Fassungslos wäre eine himmelsschreiende Untertreibung gewesen und mit einem Mal fühlte er eine Eiseskälte in sich aufsteigen.

Abweisend fragte er:

„Ach ja? Über was genau weiß sie denn alles Bescheid?“

Das Cat ein Jäger war? Solanuminfiziert? Oder das ihr „Mann“ mindestens Bisexuell war und es fast mit seinem ziemlich jüngeren Partner getrieben hatte?

Den letzten Teil dachte Aaron mit einem gewissen Zynismus und er stellte fest, dass die Erkenntnis seltsam wehtat.

Nicht, dass sie vielleicht Sex gehabt hätten, oder das Cat ihm mal wieder einen großen Teil seines Lebens verschwiegen hatte, ihn störte viel mehr, das die seltsame Stimmung von eben wie vergessen war und das sein Partner nur noch Augen für Sue hatte.

Aaron seufzte, das weckte Sues Aufmerksamkeit und ihr Lächeln wirkte nun mitleidig.

„Cat hat dir nichts erzählt oder? Mach dir darum bitte keinen Kopf, wir sind nur noch auf dem Papier verheiratet und es ist in Ordnung.“

„Es ergab sich halt keine Situation dazu…“

„In Ordnung?“, flüsterte der Blonde und starrte die Beiden ungläubig an.

Was sollte das heißen keine Situation?

Waren sie nicht Stundenlang, Tagelang durch die Wüste gefahren, hatten Tag und Nacht miteinander verbracht und über so ziemlich alles geredet?

Hätte er nicht ein Wort sagen können, bevor sie in South Dakota angekommen waren?

„Wie kannst du mir sowas so einfach sagen, nachdem du, nachdem wir…“, er brach ab und starrte auf die Matratze – um keinen Preis wollte er sich seine Wut und Enttäuschung anmerken lassen.

Sue und Cat wechselten kurze Blicke und Cat legte beschwichtigend seine Arme um ihn.

„Tut mir leid, okay Großer? Es hätte nicht so laufen sollen…“

„Hm…“, Aaron kniff nun mehr bockig als wütend den Mund zusammen und boxte Cat gegen die Brust.

„Du bist ein Arschloch, Cat!“

„Ich weiß…“

„Ein absoluter Blödarsch.“

„Oh ja das stimmt.“

„Halt du dich da raus Sue.“

Der Hauch eines Lächelns kehrte auf Aarons Lippen zurück und er hob den Blick wieder.

„Hör auf deine Frau!“

Nun musste Sue lachen und da Cat so unfassbar empört dreinschaute, stimmte nach kurzer Zeit auch Aaron mit ein.

„Na Hauptsache ihr versteht euch…“, schnarrte der Brünette und verzog das Gesicht.

„Du bist der Grund, warum wir hier hergekommen sind?“, fragte Aaron stattdessen und sie antwortete kokett:

„Das will ich doch hoffen. Ich bin immer einen Besuch wert!“

„Bitte Sue…“

„Na ich will mal nicht so sein. Seid ihr hier fertig? Dann können wir nach Hause, meine Schicht ist sowieso beendet.“

Cat sah sie fragend an.

„Schicht?“

„Na ich arbeite hier aushilfsweise als Reinigungskraft, was glaubst du wie ich euch sonst gefunden hätte?“

Damit drehte sie sich um und meinte beim hinausgehen:

„Beeilt euch, ich warte beim Eingang auf euch.“
 

„Gibt es noch mehr, was du mir verschweigst?“, Aaron knöpfte gerade sein Hemd richtig, half Cat dann bei seinem.

„Wer weiß? Das wäre doch viel zu einfach, wenn ich dir alles erzählen würde, oder?“

„Findest du? Also ich würde mich nicht beschweren…“

Cat schüttelte den Kopf und meinte:

„Du wirst vielleicht gleich meine Familie kennenlernen.“

„Muss ich mir Sorgen machen?“

„Nein, nein. Ich bin schon das schwarze Schaf, wenn du mich überstanden hast, wird dir alles andere auch nichts mehr ausmachen.“

„Na da bin ich gespannt.“

Cat umarmte ihn und raunte in sein Ohr:

„Und das von eben, das holen wir nach. Einverstanden?“

Als Antwort erhielt er nur ein schelmisches Grinsen.
 

„Ihr habt euch gar nicht so viel Zeit gelassen, wie ich es erwartet hätte.“

Sue hatte sich mittlerweile umgezogen, trug nun einen einfachen, blauen Pullover und Jeans und zündete sich gerade eine Zigarette an.

„Was soll denn das heißen?“

„Naja. Ich habe euch in einer, sagen wir, unvorteilhaften Situation erwischt.“

Aarons Wangen färbten sich rot und Cat schien das Gesagte einfach ignorieren zu wollen.

Aaron zündete sich ebenfalls eine Zigarette an, während Cat die Beiden feindselig musterte und zusammen gingen sie langsam zum Parkplatz, wo Sue den Wagen geparkt hatte.
 

„Dann wollen wir mal.“, murmelte die Brünette und legte den Rückwärtsgang ein.

Cat saß neben und Aaron hinter ihr und die beiden Männer schwiegen gespannt.

Aaron wusste, er würde gleich einen großen Teil von Cat’s Geschichte erfahren und wenn er Glück hatte, hatte diese mal nichts mit Untoten zu tun.

Er fühlte Aufregung durch seinen Körper pulsieren, als sie schließlich losfuhren.

Familienbande

Während der kurzen Fahrt nach Vermillion, South Dakota, hatten sich weder Cat noch Sue dazu hinreißen lassen Aaron etwas über die genauen Umstände ihrer jetzigen Zusammenkunft zu erzählen, geschweige denn ihn über irgendetwas aufzuklären.

Wie er das hasste.

Aaron starrte nachdenklich auf die staubigen Straßen der Vorstadt und wusste, dass sie jetzt irgendwo im südlichsten Teil des Bundesstaates sein mussten.

Eine Familienzusammenführung?

War das überhaupt richtig?

Er hatte keinen Anhaltspunkt was der wirkliche Grund ihres Aufenthalts in South Dakota war, aber er hoffte dass sie nicht allein wegen Sue hier waren.

Und abgesehen davon, wenn er sich nicht gänzlich täuschte, dann wollten sie doch irgendwann mal nach Idaho?

Cat schwieg sich aus, warf seinem jüngeren Gefährten ab und an verstohlene Blicke über den Seitenspiegel zu und fragte sich seinerseits, ob er die Situation an Aarons Stelle so ruhig hingenommen hätte.

Er sah zu Sue, musterte ihr konzentriertes Profil, die gebräunte Haut und das lange Haar, welches weich über ihre Schultern fiel und lächelte.

Resigniert aber zufrieden stellte er fest dass er nur noch tiefe Freundschaft für diese Frau übrig hatte, aber er war sich sowieso bewusst dass zu viele Dinge in der Vergangenheit geschehen waren als das sie jemals wieder eine richtige Familie sein könnten.

Kurz überlegte er, wie lange es her sein mochte, seit er die Familie verließ um Jäger zu werden und kam zu dem Schluss dass es wahrscheinlich auch egal war.
 

„Wenn ihr noch weiter Schweigt, habe ich bald das Gefühl das wir auf dem Weg zu einer Beerdigung sind.“, bemerkte Sue milde lächelnd und sah Aaron nun ebenfalls durch den Rückspiegel aus an.

„Schalt halt das Radio ein.“, murrte Cat verstimmt und schloss die Augen.

„Das Radio ist kaputt.“, gab sie zurück und schob stattdessen eine Kassette in den dafür vorgesehenen Schlitz.

Aaron fragte sich erstaunt, wann diese Welt das letzte Mal eine Kassette gesehen, beziehungsweise gehört hatte, doch scheinbar war diese im tadellosen Zustand.

Die ersten Töne von „Victim of love“ von den Eagles erklangen und brachten Cat zum leidvollen aufstöhnen.

„Du hast dieses alte Band noch?“

„Hat den Wagen nie verlassen.“

Auch wenn sich Cat zu keiner Antwort hinreißen ließ, seufzte er und musste doch lächeln.

Früher hatte er dieses Tape auf all seinen Fahrten gehört und das endlose Schimpfen Sues über sich ergehen lassen.

Das war wirklich verdammt lange her.
 

„Was ist mit dir Kleiner?“

Aaron sah fragend auf und begegnete ihrem Blick durch den Spiegel.

„Was soll mit mir sein?“

„Erzähl mal was von dir. Wo kommst du her, wie alt bist du und wie kamst du nur dazu ausgerechnet an den guten, alten Cat zu geraten?“

Da Aaron keinen Grund sah unhöflich oder gar abweisend zu der Frau zu sein beantwortete er ihre Fragen ruhig und mit einem gewissen Dessinteresse.

Was interessierte sie sich für ihn?

Eigentlich sollte die Fragerei andersrum verlaufen, denn er brannte bereits darauf einige seiner Fragen beantwortet zu bekommen.
 

Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen als ein neues Lied seine Aufmerksamkeit einfing.

Nachdenklich runzelte der Blonde die Stirn und dachte nach woher er das Stück kannte.

Natürlich, Mike konnte sich früher immer für Country Rock begeistern, zumindest solange bis seine Klassik Rock- Phase begann.

Wenn er sich nicht ganz täuschte müsste er sogar dasselbe Tape haben…

Manchmal gab es schon Zufälle…
 

„…ron?“

Überrascht blinzelte Aaron und stellte fest dass sie angehalten hatten.

Offensichtlich waren sie angekommen, auch wenn er aus seiner Position heraus keinen richtigen Blick auf das Gebäude werfen konnte.

Cat hatte sich mittlerweile gänzlich zu ihm umgedreht und sah ihn ernst an.

„Aaron. Wen auch immer du gleich sehen und kennenlernen wirst, ich erkläre es dir nachher okay?“, Aaron antwortete mit einem geschlagen Seufzer - was hatte er schon für eine Wahl?

„Was wird mich denn in etwa erwarten? Doch keine Zombiearmee, die du als deine Familie auserkoren hast?“

Cat grinste kurz, antwortete dass die Ähnlichkeiten verheerend wären und wurde dann wieder ernst.

„Nicht ganz, aber du wirst meine Familie kennenlernen. Sue und ich waren einige Jahre verheiratet und… wir haben Kinder, also nur das du mir nicht direkt aus allen Wolken fällst.“

Aaron war, wenn überhaupt möglich, noch blasser geworden und schien Cat mit seinem Blick umbringen zu wollen.

„Ich muss schon sagen, Cat. Seit ich dich kenne muss ich mir so einiges bieten lassen… Wehe dir die Erklärungen nachher sind nicht verdammt gut!“

Cat lächelte nur zur Antwort, umfasste seinen Hinterkopf um ihm einen Kuss zu geben und stieg dann aus dem Auto.

„Na komm, Sue hat sicher schon alle in Alarmbereitschaft gesetzt und wir wollen doch niemanden warten lassen.“
 

Es beruhigte Aaron irgendwie, das Cat merklich nervös neben ihm herging und er drängte sein eigenes Unwohlsein zurück.

Nun würden sich vielleicht einige Teile seines Rätsels lösen und um nichts wollte Aaron diese Gelegenheit verpassen.

Kaum hatten sie die große Pforte eines ehemaligen Bauernhofes passiert, kam ihnen schon bellend und schwanzwedelnd ein großer Hund entgegen.

Der schwarz-weiße Collie versuchte freudig winselnd an Cat heraufzuspringen, doch zu Aarons Belustigung versuchte sein sonst so cooler Partner dem Hund aufgeschreckt auszuweichen.

„Geh weg! Aaron mach etwas!“

„Nun stell dich nicht so an… Dixxie komm her.“

Sue kam schnell um die Hausecke gelaufen und fing den Hund wieder ein.

„Also wirklich Cat…“

„Ich mag halt keine Hunde…“, rechtfertigte sich der Mann leicht verlegen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Daher der Name was?“, feixte Aaron und bekam einen leichten Tritt von dem Anderen verpasst.

„Seit wann hast du überhaupt einen Hund?“

„Warum nicht? Wir wohnen auf einem Hof und brauchen jemanden, der uns vor einer Gefahr frühzeitig warnt.“

Dem Argument hatte Cat dann doch nichts entgegen zu setzen und folgte Sue, mit großem Abstand zu dem Hund, ins Innere des alten Hauses.

So wie Aaron das Ganze überblickte war das Gelände mit einem hohen, soliden Zaun eingerahmt, verlief dann auf einen Innenhof mit mehren, kleinen Scheunen und endete Schließlich am Bauernhaus, das vor einigen Jahrzehnten sicher als modern und chic gegolten hätte.

Schnell folgte er ihnen und fand sich in einem geräumigen, hellen Wohnzimmer wieder.
 

Sobald sie die Türschwelle überschritten hatten, richteten sich sofort alle Blicke auf Aaron und er stammelte eine höfliche Begrüßung.

Vor ihm saßen zwei Jungs auf dem Sofa, die etwa um die dreizehn Jahre alt sein mussten und zudem offensichtlich Zwillinge waren.

Beide hatten Sues braune Haare und ansonsten eindeutig Cat’s ernste Gesichtszüge.

Na Großartig.
 

Als die Beiden nun auch Cat bemerkten sprangen sie von ihren Sitzplätzen auf und fielen ihm mit einem lauten Ausruf der Freude um den Hals.

„Papa!“, Cat umarmte die beiden Jungs fest und Aaron hatte das verlangen sich zu übergeben.

Er hatte Cat noch nie so glücklich lächeln sehen.

Eifersucht packte ihn und er beruhigte sich erst etwas, als Sue ihre Hand auf seine Schulter legte.

„Das sind unsere beiden Jüngsten, Taron und Trevor.“

Aaron nickte nur und sah sie fragend an.

„Jüngsten?“

„Wir haben noch einen Sohn, Julien, eigentlich sollte er gerade auf die Zwillinge aufpassen.“, sie seufzte.

Dixxie bellte erneut und diesmal kamen Schritte aus einem angrenzenden Raum.

Die Tür öffnete sich und besagter Julien betrat das Zimmer.

Deutlich älter als die Zwillinge, jedoch nicht älter als Aaron und mit einer einnehmenden Präsenz gesegnet, die ihn schaudern ließ.

Irgendwas sagte ihm, das er mit dem Jungen nur schwer zurechtkommen würde.

Abgesehen von der seltsamen Ausstrahlung, sah er aus wie eine etwa zwanzig Jahre jüngere Version von Cat, zumindest wenn man die langen, kastanienbraunen Haare außeracht ließ.

„Vater. Du bist wieder zurück.“, begrüßte er Cat und schenkte ihm ein überraschend freundliches Lächeln.

Aaron schien er dabei vollkommen zu ignorieren und würdigte ihm keines Blickes.

Cat schob die Zwillinge sanft von sich und widmete sich seinem Ältesten.

„Julien. Schön dich zu sehen, wie läuft’s?“

„Es geht schon, und ich trainiere viel.“

„Das ist schön zu hören.“, sie schlugen dem anderen leicht auf die Schulter und grinsten.

Eindeutig Vater und Sohn.

Da fiel Juliens Blick doch auf Aaron und er runzelte abschätzig die Stirn.

„Wer ist das? Und wo ist Lennie?“

Cat versteifte sich augenblicklich und Sue sog scharf die Luft ein.

„Lennie ist… Lennie und ich arbeiten nicht mehr zusammen.“

„Er ist also Tod.“

Aaron spürte wie die Stimmung in dem eigentlich freundlichen Raum rapide umschlug.

„Nein… Er ist nicht Tod.“, knurrte Cat leise. „Er hat sich nur dazu entschlossen einen anderen Beruf auszuüben.“

Julien zuckte mit der Schulter und ging stattdessen auf Aaron zu, umrundete diesen wie ein wildes Tier seine Beute und unterzog ihn einer strengen Musterung.

Aaron sagte nichts, hielt den Blick des Anderen eisern stand und ertappte sich bei der Frage ob Cat früher auch solch hellbraunen Augen gehabt hatte.

„Ich bin Aaron.“, meinte dieser entschlossen und streckte seine Hand aus, die Julien eisig ignorierte.

„Julien.“, damit drehte sich der Brünette um und verschwand aus dem Raum.

Hinter ihm seufzte Sue schwer und schüttelte den Kopf.

„Entschuldige Aaron, er ist in letzter Zeit etwas… Schwierig…“

„Ist denn etwas passiert?“, mischte sich Cat nun ein und wurde jäh von den Zwillingen unterbrochen.

„Wir müssen dir zeigen, was wir heute in der Schule gemacht haben!“

„Genau, lass dir das von den Beiden zeigen, Aaron und ich gehen noch eine rauchen.“

Dabei sah sie den Blonden so auffordernd an, dass dieser gar nicht die Möglichkeit hatte zu widersprechen.
 

Gesagt getan.

Wenige Augenblicke später gingen Sue und Aaron im Innenhof spazieren, während sie schweigend ihre Zigaretten rauchten.

„Du musst Unmengen an Fragen haben.“, durchbrach sie schließlich die Stille und blieb stehen.

„Das kann man wohl so sagen…“, nuschelte Aaron leise und scharte auf dem staubigen Boden.

„Weißt du. Eigentlich waren wir eine ganz normale Kleinstadtfamilie. Wie kommen beide nicht von hier, aber nach unserer Hochzeit hat uns ein Onkel von mir den Hof vererbt.“

„Was ist dann passiert?“

„Hat dir Cat jemals von den Umständen erzählt, wie er mit Solanum infiziert wurde?“

„Nein…“

„Das dachte ich mir… Selbst mir hat er kaum darüber erzählt, aber ich denke irgendwann wird er es dir erzählen…“

Sie schwieg einen Moment, nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch dann in den ebenso grauen Himmel.

„Als wir uns kennenlernten waren wir noch auf der High-School, er war damals siebzehn und ich fünfzehn und wir kannten uns, weil wir aus derselben Straße kamen. Naja es ist keine große Geschichte, unsere Eltern waren sehr konservativ und beobachteten unsere Freundschaft sowohl mit Wohlwollen als auch mit Skepsis und vermutlich planten sie schon unsere Hochzeit.

Natürlich erst nach dem Abschluss und die ganze Hoffnung der Familie ruhte auf unseren Schultern, naja ruhte, bis ich schwanger wurde.“

Aaron sah sie skeptisch an.

„ Wir waren Teenager und du weißt wie verlockend verbotene Dinge sind und wie leicht man meint dass diese kleinen Sünden unentdeckt bleiben. Als ich jedenfalls überraschend mit Julien schwanger wurde, war das ein riesen Skandal in unseren Familien, ungeachtet das Teenagerschwangerschaften schon häufiger vorkamen als sie sollten und so kam eines zum anderen und wir wurden mehr oder weniger dazu gedrängt sofort zu heiraten, damit wir ja kein uneheliches Kind bekämen. Und so geschah es dann auch.“, mit den Worten trat sie ihre Zigarette aus und vergrub ihre Hände tief in der Manteltasche.

„Irgendwie fällt es mir schwer mir Cat als Teenager vorzustellen.“

„Heute tut es das auch irgendwie… Er hat sich sehr verändert. Anfangs hatte ich große Zweifel ob er das mit dem Vater sein überhaupt schaffen würde, aber ich muss sagen, er hat einen verdammt guten Job gemacht.“

„So gut, dass ihr bald darauf nochmal Kinder wolltet?“

Sie schenkte ihm ein schiefes Grinsen.

„ Nein, eigentlich kein Stück. Cat war von Kindesbeinen an mein bester Freund und daher wusste ich lange vor ihm dass etwas im argen lag… Irgendwann fragte ich ihn schließlich ob er…“

„Sue! Das reicht jetzt. Aaron wird noch von der ganzen Informationsflut erschlagen.“, witzelte Cat ärgerlich, der gerade auf sie zuging.

Aaron konnte die Verärgerung in seiner Mimik sehen, äußerte sich aber nicht dazu.

„Ach komm. Ich glaube der Kleine hat gerade mehr erfahren als in all der Zeit die ihr jetzt zusammen verbracht habt.“

Er schenkte ihr nur einen weiteren, kalten Blick, ehe er sich zu Aaron umwandte.

„Komm Aaron, ich zeig dir dein Zimmer für heute Nacht.“
 

Aaron hätte es wirklich brennend interessiert, ob Cat die Nacht mit ihm in einem Raum oder bei Sue verbracht hätte, aber die Unnötigkeit von Schlaf nahm Cat diese äußerst prekäre Frage ab und so kam es, das sich Aaron wenige Stunden nach dem Abendessen allein in dem dunklen Gästezimmer wiederfand.

Nachdenklich lag er wach und ging nochmal alles durch was er heute Erfahren hatte.

Irgendwie war er sich sehr sicher, dass die Auflösung seines Geheimnisses nicht mehr lange dauern würde.

Unbefriedigt musste Aaron erneut feststellen das Sue mehr Fragen in ihm aufgeworfen als beantwortet hatte.

Konnte es denn wirklich sein, das Cat einfach nur ein stinknormales Leben geführt hatte, ehe er wie auch immer, mit dem Virus in Kontakt gekommen war?

Und woher die Intension mit Aaron so umzugehen wie er es tat?

Irgendwo knallte eine Tür, Licht wurde angemacht und schimmerte Schwach unter der Tür durch, erlisch wieder.

Aaron hörte Stimmen, Juliens, wenn er sich nicht täuschte und Cat’s.

Stritten sie sich?

Vorsichtig stand er auf und schlich zur Tür, öffnete diese einen Spalt und spähte hinaus.

Nichts zu sehen.

Aaron befand sich derzeit im ersten Stock, neben der Tür begann schon die Treppe und führte in einen länglichen Flur, an dem Haustür und Küche angrenzten.

Die Stimmen waren mittlerweile wieder verstummt.

Neugierig geworden schlich er im Dunkeln die Treppe hinunter und wäre um ein Haar über die Aktionfiguren der Zwillinge gestolpert, welche nun polternd herunter fielen.

„Scheiße…“, fluchte Aaron leise und richtete sich wieder am Geländer auf.

Wenn Cat das nicht gehört hatte, müsste dieser seine Karriere als Jäger überdenken.

Jedoch beschloss Aaron so zu tun als ob es diese beinahe-Peinlichkeit nicht gegeben hätte und huschte weiter zur Küche vor.

Die Tür war nur angelehnt und es flackerte schwaches Licht herein.

Waren dort Kerzen an?

Ein kurzer Blick sagte ihm, das Cat am Küchentisch saß, gedankenverloren mit der brennenden Kerze spielte und mit unbewegter Miene Sues Tiraden über ihren Sohn zuhörte.
 

„Wenn ich nur wüsste, wo er jetzt wieder hin ist!“, seufzte sie und setzte sich Cat gegenüber.

„Aber genug davon. Du sagtest ihr wart in St. Louis und Clayton? Wie weit ist das Solanum dort Fortgeschritten? Und was macht deine Infektion? Du siehst ehrlich gesagt schlechter aus Leo…“

Angesprochener strafte sich etwas und starrte weiter in die Flamme, ehe er halblaut antwortete:

„Ehe wir beim Anfang beginnen, möchte Aaron vielleicht hereinkommen, anstatt wie ein Spion an der Tür zu lauschen.“

Der Blonde fühlte wie ihm Hitze ins Gesicht stieg und er öffnete die Tür ganz und schlich mit gesenktem Kopf herein.

„Uhm… Guten Abend…“

Sue lachte amüsiert und zog einen weiteren Stuhl vor.

„Setz dich. Wir müssen sowieso reden…“

Testphase

Es gab Dinge, die waren schlimmer als eine Armada von Zombies, die dabei war dein Gehirn als Frühstück zu verspeisen und es gab sogar Dinge, die waren noch schlimmer als sowas beobachten zu müssen.

Viel Schlimmer.

Als Aaron den Job als Zombiejäger annahm, hatte er damit gerechnet dass genau dies passieren würde, hatte die verschiedensten Organe in der Sonne glitzern sehen und den Geruch von Verwesungsstadien verschiedenster Zeitpunkte gerochen.

Er konnte mit Fug und Recht behaupten, das ihn so schnell nichts mehr ekeln konnte.
 

Und ausgerechnet dann wurde er in die Familienfehde seines Partners verwickelt.

Er konnte sich derzeit nichts Unangenehmeres vorstellen, als in einer Küche irgendwo in Vermillion zu sitzen und sich zwischen Sue und Cat wieder zu finden, die ihn ansahen als wären sie sich nicht sicher ob sie ihn ins Kreuzverhör nehmen, oder lieber direkt am Stück essen wollten.

Wobei „am Stück zu essen“, nicht halb so sexy war, wie es klang. Klingen könnte.

Ach egal.

Obwohl alles in ihm schrie, dass dies der passende Zeitpunkt war um die Berufsschiene zu wechseln und vielleicht Jona zu suchen um wieder zu fahren, nahm er den dargebotenen Stuhl und setzte sich zu den Beiden an den Tisch.
 

„Bist du nervös?“, fragte Sue verwirrt und drehte eine leere Zigarettenhülse zwischen ihren Fingern.

„Nein… Wieso sollte ich?“, Aaron lächelte sie schwach an und schielte dann zu Cat, hasste es dessen Gesichtszüge nicht lesen zu können.

„Schon okay. Wenn du hier sowieso herumschleichst…“, er warf ihm einen kleinen, stechenden Blick zu, „dann kannst du dich auch gleich an dem Gespräch beteiligen, irgendwie betrifft es ja auch dich.“

„Ach tut es das?“

Cat ignorierte seinen Kommentar und sah wieder zu Sue.

„Ich war gerade dabei, Sue zu erzählen, was es mit St. Louis und Clayton auf sich hatte.“

„Hast du davon etwa gehört?“, fragte nun Aaron neugierig und wunderte sich, ob irgendjemand sich die Mühe gemacht hatte sie anzuzeigen.

„Gehört? Es kam die letzten Tage nichts anderes im Fernsehen! Die Nachrichten sagen, das von der Innenstadt von St. Louis nicht viel übrig geblieben ist und das der Bürgermeister Claytons den Zombiejägern – also euch – die Schuld dafür gibt.“, sie schwieg kurz und fügte mit einem leichten Stirnrunzeln hinzu:

„Naja, seid ihr ja auch irgendwie, aber ihr habt die Stadt ja nicht aus Langeweile verbrannt, oder?“

„Natürlich nicht.“, und Cat berichtete ihr in einer deutlichen Kurzfassung, wie es dazu kam, das sie St. Louis angesteckt hatten und wieso sie anschließend in Clayton gelandet waren.

„Wieso sollte es denn nicht im Interesse der Anwohner sein, den Schaden durch die Kontaminierung so gering wie möglich zu halten?“

„Du weißt doch sicherlich noch, wie es war als die Zombieangriffe das erste Mal bekannt wurden?“

„Ja… das waren einzelne Infizierte, die in ein Krankenhaus nähe Idaho eingeliefert wurden… Wenn ich mich noch richtig erinnere, dann hat man erst versucht die Opfer zu heilen und als sie anfingen die Schwestern und Ärzte anzugreifen, wurde das Militär gegen sie eingesetzt.“

„Genau. Von da an brach das Solanum vereinzelnd an ein paar Stellen aus, ehe die Wissenschaft anfing mit dem Virus zu forschen. Die Gebiete wurden klassifiziert und hin und wieder so gesäubert, damit sie nicht noch mehr Menschen ansteckten.“

„Ja und?“, Sue schien nicht ganz einzuleuchten, was Cat ihr sagen wollte.

„Naja, dann kamen diese Geistlosen auf die glorreiche Idee die Untoten als eigenständige Rasse anzusehen und das „willkürliche Töten“ wurden verboten und im Gegensatz dazu die Lager eingerichtet.“

„Und weil ihr St. Lois vor einer weiteren Kontaminierung gerettet habt seid ihr jetzt die Bösen?“, Cat lächelte schwach und sah zu Aaron, der dem Ganzen nur verwirrt folgte.

„Wir haben herausgefunden, das Clayton, und wer weiß wie viele andere Staaten noch, mit dem Fleisch der Untoten handelt.“

„Nicht dein ernst?“

„Oh doch. Es wird zur Nahrung umgewandelt, als Dünger benutzt und was mir der Wahnsinnige noch alles erzählen wollte. Profit aus der Not, normalerweise hat man dazu den Anstand auf Krieg zu warten.“, ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen und Aaron seufzte düster.

„Und da wir nicht für die Arbeiten wollten sind wir wohl jetzt die Bösen.“

Sue musterte sie ruhig und meinte dann gefasst:

„Diese unfassbaren Wichser. Habt ihr gehört, ob es vielleicht noch andere Staaten gibt, wo das passiert ist?“

„Nein, aber ich denke, wenn eine kontaminierte Stadt so sauber und frei von Kadavern ist, dann ist deren Aufräumkommando nicht weit.“

„Süß gesagt Cat. Aber ehrlich gesagt denke ich, wenn wir das mitbekommen ist es längst zu spät.“

„Gab es in Vermillion Fälle von Solanum?“

„Vereinzelnd. Letzten Monat wurde eine Frau eingeliefert, die über schreckliches Fieber und Gedächtnislücken klagte. Ehe sich das Solanum wirklich entfalten konnte, wurde sie abgeholt…“, sie warf Cat einen bedeutenden Blick hin und nippte an ihrem Wasserglas.

Aaron hatte dennoch den bitteren Zug um ihren Mund gesehen.

„Kaum zu glauben, dass es dich noch nicht erwischt hat.“, flüsterte Sue und Cat wandte den Blick ab.

„Ich bin ein Experiment und kein Opfer.“

„Und der Unterschied ist in deinen Augen also beachtlich?“, sie schnalzte abschätzend und sah dann zu dem Jüngsten.

„Du weißt es doch nicht, oder? Du weißt nicht wieso Cat von Solanum infiziert ist, aber kein übermäßiges Verlangen nach Gehirn hat.“

„Ehrlichgesagt… nein.“

„Weil es bislang auch nicht wichtig wahr!“, schaltete sich der Jäger nun ein und schlug auf den Tisch.

„Ich bin nicht ansteckend, zumindest nicht, solange man nicht mein Blut trinkt… oder sowas…!“

„Sicher doch.“

Aaron hob beschwichtigend die Hände und fragte vorsichtig:

„Aber sie hat recht, ich wüsste es wirklich gern. Wieso wurdest du infiziert und kannst dennoch ein relativ normales Leben führen?“

Cat lehnte sich zurück und griff nach Sues Zigarette, die sie sich ausnahmsweise in der Küche angezündet hatte, was würde das bisschen Nikotin noch ändern…
 

„Als Sue und ich noch als Ehepaar zusammenlebten, habe ich Geld verdient, indem ich als fahrender Mechaniker durch die Staaten gereist bin.

Naja, wie du ja nun erfahren hast, war die Sache mit dem schwul sein nicht von Anfang an so leicht und ich war froh mal weg zu kommen, während Sue mit den Kindern zuhause war.“
 

„Nur deswegen hast du nicht zuhause gearbeitet?“

Cat verzog die Lippen ein wenig und musterte Aaron.

„Also bitte… Nein, da wo wir herkamen gab es nicht genug zu tun für einen Mechaniker und deswegen bin ich in erster Linie weg. Stetig für einige Wochen, aber ich habe immer zuverlässig das Geld geschickt, oder Sue?“

Seine Exfrau nickte und lächelte leicht.

„Hat er.“
 

Cat räusperte sich kurz und erzählte weiter:

„Jedenfalls reiste ich auch unwissentlich durch infizierte Gebiete und ich war zufällig in der Nähe als das erste Mal eine Stadt von der Infektion zerstört wurde…“, er seufzte schwer und blies nachdenklich den Rauch gegen die Decke und beobachtete ein paar Momente gedankenverloren, wie sich der Rauch unter der Lampe kräuselte.

Was ich nicht wusste war, das mir das Militär und sagen wir ein paar einflussreiche Männer auf der Ferse waren und meine Schritte beobachteten…

Sue und ich stammen aus Ontario, einer Stadt in Idaho und diese war das erste Gebiet in dem mit Solanum geforscht wurde, lange bevor es den ersten Untoten gab.

Natürlich wusste keiner von uns, was dort im Forschungszentrum gemacht wurde, wen interessiert sowas denn auch?

Es scheint so, als ob sie jeden Einwohner Ontarios unter Beobachtung hatten, sobald dieser auch nur die Stadtgrenze verließ und damit begann der Schlamassel.“
 

Cat wollte gerade weitererzählen, als ein markerschütternder Knall die Wände des alten Hauses zum beben brachte.

Sofort waren Cat und Aaron aufgesprungen um den Ursprung des Geräusches zu finden und fanden sich dabei nicht viel später im Hof wieder.

Aus einer der Scheunen drang dichter, schwarzer Qualm und plötzlich wurden die Scheunentore unvermittelt ein Stück weit aufgerissen.

Cat starrte das Szenario verwirrt und mit aufgerissenen Augen an und rannte zu der Scheune, als ein ziemlich verrußter Julien die Tore aufschob.

Ohne zu fragen half er seinem Sohn die Tore soweit es ging zu öffnen und sie ließen den Qualm abziehen.

Schweigend musterte er den „Tatort“, sah die verbogenen Balken und Scharniere, die es so schwer gemacht hatten das Tor zu öffnen, sah den schwarzen Ruß, der sich überall festgesetzt hatte und zum Schluss blieb sein Blick auf einen seltsam aussehenden Apparat in der Mitte der Scheune hängen.

„Julien was…“

Er kannte seinen Sohn nur als Bastler und vertraute diesem soweit dass er alles unter Kontrolle hatte, wenn er an irgendwas herum schraubte, aber dass er dabei eine Explosion auslöste, das war neu.

„Sorry, ich dachte es würde klappen.“, murrte der Junge zerknirscht und schmierte sich den Ruß an seinem Shirt ab, mit dem einzigen Ergebnis das er noch schlimmer als vorher aussah.

„Ganz der Vater.“, seufzte Sue als sie hinter Aaron hergelaufen kam um den Schaden zu begutachten.

„Was hast du nur wieder angestellt…“

„Und was ist das dort?“, Cat ging vorsichtig tiefer in die Scheune hinein und war nur froh das sie dort kein Stroh mehr lagerten, das bei solchen Aktion sicher nett zu brennen angefangen hätte.

Der Apparat vor ihm erschloss sich Cat nicht sofort.

Er sah ein ziemlich verbeultes Blechgehäuse, mehrere Schalter, Regler und die verlaufende Farbe, mit der eine „2“ auf das Gehäuse geschmiert wurde.

„Das? Oh. Das ist nur mein… Trainingsgerät.“

„Trainingsgerät für was?“, Cat hob skeptisch eine verbrannte Antenne auf, und drehte sie zwischen den Fingern.

„Ist das ein Radio?“

„Besser! Damit kann ich Funksprüche empfangen!“

„Klar. Und wieso kaufst du dann nicht einfach ein Gerät, mit dem man das sowieso kann? Wie leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert…“

Julien wurde etwas rot, was lustig aussah zwischen all dem schwarz, und er versuchte sich zu rechtfertigen.

„Es geht um Zombies Dad! Um die, die wirklich niemand erfahren soll! Um die Irren, die mit dem Solanum forschen. Wenn ich herausfinde, an was sie arbeiten, kann ich vielleicht dafür sorgen dass das Übel direkt an der Wurzel gepackt wird und…“

„Es ist ein Gerät mit dem du Untote orten kannst.“

„Ja.“

Cat sog scharf die Luft ein und wandte sich zum gehen, knurrte dabei ein paar undeutliche Flüche vor sich hin.

„Cat?“, Aaron legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und fühlte sich unwohler, als wie er das erste Mal eine wandelnde Leiche gesehen hatte.

Er konnte sich nur noch nicht entscheiden ob Cat wütend und resignierend war.

Oder etwas ganz anderes, wer mochte das schon sagen?

„Das ist ungefähr das Dämlichste, was ich jemals gehört habe.

Bau es ab Julien und dann vernichte die Teile.“

„Aber Dad! Ich werde auch Jäger und ich…“

„Solange ich lebe, wirst du ganz bestimmt kein Jäger. Die Untoten, das Solanum, das ist kein verdammter Spielplatz! Julien“

Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:

„Es STERBEN Menschen, weil sie zu dicht mit dem Scheiß in Berührung kommen.“

Der Junge war klug genug darauf nichts zu antworten, aber Aaron sah ihm genau an wie wenig ihm das Gesagte passte. Purer Trotz, aber immerhin wiedersprach er ihm nicht.

Dann, nur für einen Bruchteil einiger Sekunden, starrte Julien Aaron direkt in die Augen und Aaron konnte unfassbare Wut in dem Blick lesen.

Wut und Eifersucht.

Weil er tat tun konnte, was der Junge nicht durfte?

Wenn Aaron genauer darüber nachdachte, dann war es fast gemein, dass Cat seinen Sohn schützen wollte, aber ihn, Aaron, ans Messer lieferte.

Naja, immerhin schrieb ihm keiner mehr vor was er zu tun und zu lassen hatte, oder?

„Wieso nimmst du den mit?“, fragte Julien angriffslustig und Aaron bemerkte, wie ein Schatten über dessen Gesicht flog.

„Das ist meine Entscheidung.“

„Aber nach Lennie war das in Ordnung?“

„Lennie hat hiermit nichts zu tun.“

„Oh nein! Das hat er nie… Schon klar. Aber wenn du schon diesen Typen mit auf dein Abenteuer nehmen kannst, während ich kaum Jünger als der da sein kann, dann wäre es doch nett mich wenigstens zu fragen?“

„Ich hätte dich aber nicht gefragt!“, brauste Cat auf und drehte sich wütend um.

„Du…“

„Weißt du was? Du kannst mich mal“, fauchte Julien nun und stapfte aufgebracht an ihnen vorbei.

Sue ließ die Schultern ein wenig hängen und schüttelte traurig den Kopf.

„Tut mir Leid Cat, ich habe schon so oft mit ihm darüber gesprochen.“
 

Sie verließen die Scheune, Cat wollte noch einmal prüfen, ob wirklich nichts entflammbar war, und folgte den Anderen dann alsbald.

„Wo ist er hin?“

Aaron deutete aufs Haus.

„Wieder rein.“

„Okay. Ernsthaft, der Junge macht mich irre.“

„Er eifert dir nach…“, Aaron legte eine Hand auf seine Schulter und Cat zog ihn etwas ruppig an sich, legte eine Hand auf seine Hüfte, den Kopf auf seine Schulter.

„Besser nicht.“
 

Sue kam unvermittelt wieder aus dem Haus gelaufen und sah sich besorgt um.

„Cat?! Hast du Trevor gesehen?“

„Nein? Ist er nicht bei Taron?“

„Nein, der ist eben erst aufgewacht und hat nach seinem Bruder gefragt.“

„Verdammt, er soll das doch nicht machen… Wo ist deine Tö…“, er rettete sich in einen gekünstelten Hustenanfall, „Wo ist Dixxie?“

„Trevor muss den Hund mitgenommen haben… Hoffe ich.“

„Dann ist er eben mit dem Hund rausgegangen.“

„Jetzt? Cat, vielleicht gab es doch mehr Fälle…“

Die Beiden tauschten einen raschen Blick aus und Cat wandte sich zu Aaron.

„Komm. Wir laufen um das Grundstück herum, vielleicht ist er noch nicht so weit gekommen.“

„Okay!“

„Ach und Aaron?“

„Ja?“

„Nimm deine Waffe mit.“
 

Im oberen Stockwerk wurde eine Gardine zugezogen und Julien ließ sich, vor Aufregung schwer atmend, auf das Bett fallen, umklammerte einen kleinen, elektronischen Kompass mit den Händen.

Seinen allerersten Zombiesensor.

Er piepte leise.
 

„Das ist meine Chance.“, hauchte er und Griff nach seiner Schrotflinte, die er immer unter dem Bett aufbewahrte.

Ja. Das war seine Chance…

Mondscheinjagd

Cat hatte sich wirklich gefreut seine Familie wiederzusehen.

Die Zwillinge, Julien, Sue… Er kam nicht oft dazu sie zu besuchen und wenn er es tat dann nie für lange Zeit. Ein Grund, wieso er immer hoffte, dass diese kurze Zeit möglichst frei von Störfaktoren war.

Und nun das.

Über die Jahre hinweg waren die Zombieausbrüche immer gefährlicher geworden, aus vereinzelten Exemplaren wurden Kolonien und aus Kolonien eine Mindestwahrscheinlichkeit an Überlebenden.

Nun war Trevor verschwunden, eigentlich kein Grund sofort das Schlimmste anzunehmen, doch was sollte Cat tun? Er war schließlich auch nur ein Vater…
 

Während Cat und Aaron den vorderen Ausgang durch das große Tor nahmen, blieb Sue zuhause und passte auf Taron auf.

Es bestand ja kein Grund, dass der auch noch verloren ging und so beschloss Sue mit Julien zu sprechen und ihn zu fragen ob er helfen wollte.

Wenn er denn überhaupt wieder zurück war.

Keiner hatte gesagt, das es leicht werden würde einen Teenager großzuziehen, aber auf Julien hätte sie niemand vorbereiten können…

Ein wenig besorgt, aber lächelnd klopfte sie an seine Tür und als sie keine Antwort bekam trat sie einfach ein.

„Julien…?“

Kurz darauf fluchte sie leise und schloss die Tür hinter sich.

Von Julien war keine Spur, dafür ein offenes Fenster, ein zerwühltes Bett und mehrere, offene Patronenpackungen für ein Gewehr, welches sie schon lange für verloren geglaubt hatte.
 

Ja, während Cat und Aaron den vorderen Ausgang durch das Tor genommen hatten, war Julien durch das Fenster, vorbei an den Scheunen und durch den Hinterausgang geschlüpft.

Sein Detektor verriet ihm, dass er sich so näher an einen eventuellen Untoten befand.

Er war aufgeregt und sein Herz schlug schneller als üblicherweise, doch das Gewicht der Waffe auf seiner Schulter und die Schwere der Patronen in seiner Hosentasche gaben ihn ein sicheres Gefühl.

Das hier war so viel besser als im Garten an künstlichen Objekten zu trainieren.

Und während sich Julien durch die Sträucher kämpfte, die direkt am Zaun wuchsen, hatten die anderen Beiden noch das Problem die Richtung zu bestimmen in die sie aufbrechen wollten.
 

„Wo kann er denn lang gelaufen sein?“, fragte Aaron unsicher und musterte die weitläufige Umgebung in der sich das Haus befand.

„Theoretisch könnte er mit Dixxie zum See gelaufen sein. Allerdings weiß Trevor, das er im Dunkeln dort nicht alleine hingehen soll.“

„Er ist ja nicht allein. Er hat den Hund.“

Cat warf ihm nur einen frostigen Blick zu, der Aaron wieder verstummen ließ.

„Schon gut, schon gut.“

Schließlich beschlossen sie, wenn auch unbewusst und zufällig, dieselbe Richtung wie Julien einzuschlagen, nur das dieser ihnen mittlerweile deutlich voraus war.
 

Der Detektor piepte immer schneller, je näher Julien der Quelle kam und als er schließlich darüber stolpern sollte, verstummte das Piepen vollständig und es wurde vollkommen still.

Eher unwirklich still, wie der Junge fand und er sah sich fieberhaft um.

Das Gras hier reichte ihm fast bis zur Hüfte und der Boden war hart und trocken.

Es bestand eine reelle Gefahr, dass sich mögliche Untoten auf dem Boden befanden, nicht versteckten, dazu wären sie intelligensmäßig nicht in der Lage.

Immerhin.

In ein paar Meter Entfernung gab es eine kleine Ansammlung an Bäumen, weit dahinter dann der See, der mittlerweile mehr einer größeren Pfütze glich und über ihm der Himmel.

Es war eine klare Nacht und der Mond schien so hell, dass Julien seinen eigenen Schatten im Gras erkennen konnte.

Sie war wie geschaffen für seine erste Jagd.

Entschlossen hielt er das Gewehr fester und ging zielstrebig zu der Baumgruppe.

Vielleicht fand er dort einen Hinweis.
 

„Mama? Warum ist Trevor um die Uhrzeit noch rausgegangen?“

„Ich weiß es nicht Schatz. Vielleicht musste Dixxie mal raus?“

Taron schien die Antwort zu überdenken und sank tiefer in sein Bett.

„Muss ich ins Bett, solange Trevor nicht wieder da ist?“

„Es wäre besser für dich, wenn du ein bisschen schläfst… Ihr habt morgen trotz allem Schule!“

„Aber Trevor ist auch noch nicht wieder da!“

Sue seufzte und strich ihrem Jungen durch das Haar.

„Er wird bestimmt gleich wiederkommen und wenn du aufwachst ist er wieder hier.“

Taron schwieg für einen Moment und fragte dann schelmisch grinsend:

„Bekommt er Ärger Mama?“

Sie stimmte in das Grinsen ein und antwortete augenzwinkernd:

„Worauf du dich verlassen kannst!“
 

Cat war zu besorgt um die Veränderung der Atmosphäre zu bemerken, Aaron hatte zu wenig Erfahrung dazu und Julien war zu versessen.

So bemerkte keiner der Drei das leise Wimmern Dixxies, und das hohle Knurren des kampfunfähigen Untoten.

Vor längerer Zeit waren in der Wohngegend Soldaten gewesen um das Gebiet bei Bedarf zu säubern.

Dazu stellten sie Fallen, den Bärenfallen nicht unähnlich, um anschließend alles zu erschießen was sich darin verfangen hatte.

Nun, soweit die Theorie.

Tatsächlich hatten die Soldaten auch einen Großteil der Fallen wieder eingesammelt, aber in keiner befand sich auch nur der Hinweis auf einen Untoten und da die restlichen Gebiete auch auf diese Reinigungsaktion warteten, ließen sie die Aufgabe ein wenig schleifen und fuhren einfach weiter ohne die restlichen zu prüfen.

Ein dummer Fehler wie sich herausstellen sollte, denn tatsächlich hatte sich in einer Falle ein Zombie verfangen und war nicht in der Lage sich selbst zu befreien und durch die zertrümmerten Beine nicht einmal fähig zu stehen.

So lauerte er auf den Boden und wurde allmählich mit Gras überwuchert.

Schade nur, dass ein Untoter nicht einfach starb, wenn er keine Nahrung bekam, die Untoten waren geduldig, hatten sie alle Zeit der Welt.

Dieser wurde nur weniger Aktiv und somit zu einer schlafenden Falle für jeden, der sich zufällig dorthin verirren könnte.
 

So auch Trevor.

Tatsächlich wurde der Junge von Dixxies bellen geweckt, als die Anderen gerade Juliens Erfindung „bestaunten“ und da er keine Lust hatte, das Taron ihn verpetzte, verließ er allein das Haus um Dixxie raus zu lassen.

Draußen stellte er dann erstaunt fest dass die Nacht unfassbar schön war und so ging er mit ihr eine kleine Runde, bekam von der Aufregung der Anderen nicht viel mit.

Dixxie lief ohne Leine, es gab kaum Nachbarn, die sie stören könnte und Trevor lief Barfuß hinter ihr her, genoss die noch warme Erde unter seinen Füßen.

Irgendwann dann war Dixxie abrupt stehen geblieben und hatte knurrend in das hohe Gras gestarrt, Trevor glaubte sie würde eine Maus jagen wollen und ließ sie machen.

„Komm Dixxie. Mama wird wütend wenn sie merkt das wir noch draußen sind!“

Der Hund hörte nicht auf ihn und lief stattdessen weiter in das Gras hinein – Trevor ohne Umschweife hinter ihr her.
 

Julien hatte die Bäume fast erreicht, als er das Winseln seines Hundes bemerkte.

Er pfiff nach ihr und kurz darauf kam sie an ihn heran getrottet und schüttelte sich.

„Da bist du ja… wo hast du Trevor gelassen?“, der Hund bellte einmal und lief wieder davon.

Der Junge blieb erst unschlüssig stehen, aber da sein Detektor wieder schwach angefangen hatte zu piepen, beschloss er dem Hund zu folgen.

Nur langsam beschlich ihn der grauenhafte Gedanke dass Trevor etwas zugestoßen sein könnte.
 

„Schau! Da hinten. Ist das nicht Julien?“, Aaron keuchte leise und ziemlich außer Atem.

Das lange herumfahren in den letzten Tagen hatte seiner Kondition doch mehr geschädigt als er wahrhaben wollte und so bemühte er sich mehr schlecht als recht Cat zu folgen, dem das Rennen offensichtlich nichts ausmachte.

Der Mann blieb nach der Frage jedoch schlagartig stehen und bremste auch Aaron ab, der prompt in ihn hinein lief.

„Was? Wo?“

„Da hinten! Oder nicht?“

Sie spähten angestrengt zu der Baumgruppe, an der Aaron ihn gesehen haben wollte.

Tatsächlich tauchte kurz darauf Juliens Gesicht nahezu geisterhaft zwischen den Bäumen auf und sah wohl eher unbewusst in ihre Richtung.

„Julien!“

Der Junge reagierte nicht und war wieder verschwunden.

Anstatt zu fluchen seufzte Cat nur leise und drängte Aaron vorwärts, erst mal einen Sohn wieder einfangen.

„Ich fühle mich wie ein Hirte, der seine Schafe wieder einfangen muss…“, knurrte er und ließ Aaron schmunzeln.

„So? Und was bin dann ich?“

„Wie es aussieht der Schäferhund.“

„Ich dachte du magst keine Hunde?“

„Da werde ich dann wohl eine Ausnahme machen müssen…“, just in dem Moment fing Dixxie wieder laut an zu bellen.

„Scheint dass der Job schon vergeben ist.“

„Wir finden was Anderes.“, versprach der Ältere lächelnd und rannte in die Richtung, aus der das Gebell kam.

Aaron blieb noch für einen Moment zurück und schüttelte resignierend den Kopf.

„Ob ich irgendwann mal Urlaub beantragen kann?“, fragte er sich mit einer gewissen Ironie und rannte dann Cat hinterher.

Es half ja alles nichts.
 

Julien hatte seinen Vater längst bemerkt, ehe dieser ihn nochmals rufen konnte und blieb ungeduldig stehen.

Fast hätte er Dixxie aus den Augen verloren und so langsam begann er sich doch über das seltsame Verhalten des Hundes Sorgen zu machen.

„Dad.“

„Was machst du hier draußen? Und…“, er riss ihm das Gewehr aus den Händen.

„Hast du uns nicht heute schon genug Erfindungen demonstriert? Was soll das?“

Julien biss sich verlegen auf die Lippe und senkte den Kopf.

Eigentlich wollte er der Held sein wenn sein Vater auftauchte, er, derjenige der Trevor finden würde und wohlbehütet nach Hause brachte.

Aber dafür war es nun zu spät.

„Dixxie benimmt sich so komisch und Trevor konnte ich auch noch nicht finden.“

„Wieso benutzt ihr eigentlich nie eure Handys…“, doch anstatt auf eine Antwort zu warten lief er weiter in Dixxies Richtung, aus der schon wieder Gebell erklang, diesmal jedoch ängstlicher, kläglicher. Der Hund hatte Angst?

Aaron hatte sie nun auch eingeholt und sah Julien fragend an.

„Gibt es was Neues?“

Julien würdigte ihn nicht eines Blickes und lief einfach seinem Vater hinterher.

Aaron fing an diese Familie wirklich nicht leiden zu können…
 

Als die Drei den Hund endlich erreicht hatten stand dieser halb knurrend, halb winselnd vor dem verkrüppelten Untoten und versuchte immer mutiger an diesen heran zu gehen.

„Dixxie! Geh da weg. Ab!“

Der Hund legte die Ohren an und trippelte nervös zu ihnen zurück, bis er sich neben Julien niederließ.

Cat stieß einen leisen Pfiff aus und ging mit Aaron dichter heran.

„Ist er… naja, tot?“

Cat warf ihm einen komischen Blick zu und schüttelte den Kopf.

„Nein, irgendwie nicht, aber wer weiß wie lange der hier schon liegt! Siehst du das ganze Zeug das auf ihm wächst? Und… hmm… Maden.“

Der Blonde bekam eine leichte Gänsehaut des Ekels und er drehte sich weg.

„Der hat sich in irgendwas verfangen.“

Julien räusperte sich und erzählte den Jägern von der „Säuberungsaktion“ der Armee.

„Deswegen liebe ich die so.“, frotzelte Cat, „sie sind immer so gründlich!“

Aaron lud gerade seine Waffe durch um den Untoten ganz unschädlich zu machen, denn auch ein fast toter Untoter konnte zubeißen und infizieren, als etwas am Boden seine Aufmerksamkeit erregte.

„Cat? Schau dir das mal an.“

Der Mann ging in die Hocke und befühlte mit einem Taschentuch den Rasen unmittelbar in der Nähe des Untoten.

Das Tuch wurde rot.

„Das ist Blut und es könnte noch frisch sein.“

Die Männer sahen sich an und sie wussten dass sie alle das Selbe dachten.

„Hast du schon eine Spur von Trevor?“

„Nein…“

„Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es hier noch mehr Verkrüppelter Untote gibt?“

Julien zuckte mit der Schulter und wollte gerade etwas erwidern, als der Untote sich deutlich schneller bewegte als erwartet und nach Cat schnappte.

Aaron reagierte sofort und hatte den Kopf zerschossen, noch ehe er Cat erreichen konnte.

Über sich selbst erschrocken und angewidert von den Insekten die nun durch die klaffende Wunde nach draußen strömten fiel er rücklings ins Gras und versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen.

Cat starrte ebenfalls die Leiche an und so entging ihm der eifersüchtige Gesichtsausdruck, den Julien Aaron zuwarf.

Trotzdem, es gab nun wichtigeres.

„Sind die Insekten gefährlich?“, wollte Julien wissen und bemerkte zufrieden dass Aaron erschrocken wieder auf die Beine sprang.

„Ich hoffe nicht, andernfalls können wir das ganze Gebiet hier anzünden… Aber mir ist nicht bekannt das solche normalen Insekten das Solanum übertragen… Bei Blutsaugenden Insekten sieht das Ganze allerdings anders aus…“

„Aber wir können hier nicht einfach ein Feuer legen…“, sie starrten das hohe, trockene Gras an und malten sich aus was bei einem Feuer passieren könnte.

„Nein… das sollten wir nicht machen, aber das können wir auch später überlegen, wir sollten erst mal Trevor finden…“
 

So schwärmten sie aus um den vermissten Jungen zu finden, keiner sprach ihre Angst dabei aus und so zuckten sie erschrocken zusammen, als Dixxie erneut anfing zu bellen.

Aufgeregt lief sie zwischen die Bäume hindurch und blieb vor einem stehen.

„Oh nein…“

Julien und Aaron waren zuerst bei dem kleinen Jungen, der erschöpft an dem Stamm lehnte und zu schlafen schien.

Julien fühlte den Puls.

Er war ruhig, aber stetig.

„Hey Kleiner. Wach auf!“

Aaron musterte Cat’s Gesichtszüge und als diese sich verdunkelten hatte er bereits eine dunkle Vorahnung.

„Geh von ihm weg.“

Julien sah seinen Vater verständnislos an.

„Wieso? Lass ihn uns zurück nach Hause bringen.“

„Ja… Das sollten wir.“

Er drängte seinen Sohn zurück und nahm den Jüngeren auf die Arme, hob ihn behutsam hoch.

Trevor war ein wenig kleiner und ein wenig leichter als Taron, aber das konnte selbst bei Zwillingen vorkommen.

Cat hatte die Zwillinge nicht mal aufwachsen sehen.

Traurig lächelte er zu dem Jungen hinunter und spürte wie sich einige Stellen seines Hemdes mit Trevors Blut vollsogen.

Er hatte eine offene Wunde am rechten Bein. Eine Bisswunde.

Jetzt wo er es spürte, sah er auch die dunklen Blutflecke auf dem Erdboden, die sich durch die Schatten der Bäume getarnt hatten.

Sein Sohn war von dem Untoten gebissen wurden.

Aber er lebte noch.
 

Als Aaron realisierte was dort passierte spürte er eine ungekannte Angst und Betroffenheit in sich aufsteigen.

Er wusste was es bedeutete gebissen zu werden.

Trevor war höchstwahrscheinlich Solanuminfiziert.

Doch bei der Schwäche der Verletzung würde die Verwandlung länger dauern, das Solanum hatte zwar einen Wirt, aber keine neuen Erreger zum Fortpflanzen.

In den nächsten Stunden würde er hohes Fieber bekommen und schließlich würde sich die Wunde soweit infizieren, bis sie ins Innere drangen und von dort aus seine Organe ausschalteten.

Danach würde er…

Julien stieß ihn unsanft an.

„Es bringt uns jetzt nichts wenn du heulst. Los, wir müssen zurück.“

Entsetzt bemerkte Aaron die Tränen die über seine Wange liefen und er wischte sie hektisch an seinem Arm ab und folgte den Anderen.

Am schwierigsten würde es werden Sue die Nachricht zu übermitteln… Nein, er wollte mit keinen von ihnen tauschen.
 

Als sie am Hof ankamen, wartete Sue bereits auf sie.

Dixxie war vorgesprintet und lag leise winselnd zu ihren Füßen.

Ihr Gesicht wirkte unnatürlich blass und müde, es war offensichtlich dass sie bereits eine Ahnung hatte…
 

„Leo.“, sie nannte ihn nur bei sehr ernsten Angelegenheiten bei seinem echten Namen.

Cat starrte erst sie an, sah dann auf Trevor, als ob er ihn eben erst bemerkt hätte und schluckte.

Behutsam stützte er den Kopf seines Sohnes höher und fühlte die Hitze die sich in ihm ausgebreitet hatte.

Eine endgültige Erkenntnis.
 

„Sue… ich…“, er räusperte sich trocken.
 

„Wir kamen zu spät.“

Verlustgeschäfte

Sue war eine starke Frau.

Sie blieb stark als sie zur Schulzeit schwanger wurde, sie blieb stark als ihr bewusst wurde, dass sie einen schwulen Mann heiratete und sie blieb stark als er sie und die Kinder verließ um Untote zu jagen.

Bislang hatte sie nichts wirklich aus der Bahn werfen können und darauf war sie sehr stolz.

Statt sich über die Unannehmlichkeiten des Lebens zu beschweren, freute sie sich über jeden Tag, den sie mit ihren Kindern verbringen konnte und war insgeheim stolz auf ihren Mann, der sich dafür einsetzte das die Menschheit vor den Untoten beschützt wurde.
 

Dann kam jedoch der Tag, an dem sie ihren Sohn durch eine Unachtsamkeit verlor.
 

Kurz bevor die Anderen zurückkamen, hatte sie Taron ins Bett gebracht und sich auf die Stufen vor der Haustür gesetzt und wartete.

Etwas stimmte nicht, das wusste sie einfach und als sie die Jungs samt Hund sich langsam nähern sah war dies wie eine Bestätigung.

Dixxie bellte nicht, sondern legte sich einfach zu ihren Füßen, während Julien und Aaron betroffen hinter dem Hund hergingen und Cat sie schließlich mit Trevor auf dem Arm einfach nur ernst ansah.
 

Sie schrie, das war ihre erste Reaktion.

Ein langer, hoher Schrei bis Julien sie zur Besinnung schütteln konnte.
 

„Mama…“, seine Stimme klang belegt, „komm ins Haus.“

Sie wand sich in seinen Griff und schaute hilfesuchend zu Cat, der ihrem Blick nun auswich.

„Was ist mit Trevor? Was ist passiert?“

„Ich erzähle dir alles drinnen, bitte Mama…“

Sie wehrte sich heftiger gegen den festen Griff.

„Aber…! Ich muss zu Trevor!“

„Wir können nichts mehr tun. BITTE.“, er zwang sie ihn anzusehen.

Sue starrte ihren Sohn fast befremdlich an und bemerkte dann, dass er weinte.

Ihre Gegenwehr erstarb und sie nickte.

„Komm.“
 

Aaron musterte seinen Partner und biss sich auf die Lippe.

„Cat… Willst du nicht zu ihr?“

Ohne ihn anzusehen schüttelte der den Kopf.

„Nein.“, er sah auf seinen leblosen Sohn hinab.

„Aaron, geh auch ins Haus, hilf Julien ein bisschen mit Sue.“

„Aber… Was machst du jetzt mit Trevor?“

Ihre Blicke trafen sich und Aaron erschauerte.

Das Selbe, was sie mit allen infizierten Leichen machen würden…

„Bist du sicher, dass du keine uhm… Hilfe brauchst?“

„Nein, das muss ich allein machen, abgesehen davon kommst du dem Solanum viel zu nahe.

Geh ins Haus, ich komme nach.“

Widerwillig, aber verstehend fügte sich der Junge und ließ Cat mit einem letzten Schulterblick allein.

Nein, er würde mit niemanden von ihnen tauschen wollen…
 

Cat stand zurückgelassen im Hof, sah zu Trevor und seufzte.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich dies mal bei meiner Familie tun muss…“

Damit hob er ihn nochmals etwas höher und küsste seine Stirn.

„Keine Angst, es ist gleich vorbei.“, flüsterte er, als er ihn hinter die Scheunen trug.

Das schlimmste an der Sache war, dass Trevors Herz noch schlug, der kleine Junge wirkte wirklich als ob er schlafen würde.

Doch leider wusste Cat es besser, er spürte das Fieber das sich durch ihn brannte, wusste genau dass Trevor nicht mehr atmete…

Sein Herz würde erst dann zu schlagen aufhören, wenn sich das Solanum erfolgreich ausgebreitet hatte.

Seufzend und schweren Herzens legte er Trevor auf den Boden und ging in die angrenzende Scheune um etwas zu holen.
 

Nie wieder würde Cat über diesen Abend sprechen wollen.
 

Als Aaron zuvor das Haus betrat konnte er keine Spur von Sue oder Julien entdecken und als er sie schließlich in Tarons Zimmer fand, hatte er nicht den Mut sie zu stören.

Lautlos beobachtete er sie von der Tür aus, sah Sue Taron an sich drücken und hörte sie weinen.

Er fühlte sich wie ein Fremdkörper und so beschloss er wieder ins obere Geschoss auf sein Zimmer zu gehen.

Hoffentlich kam Cat da draußen wirklich alleine klar.
 

Einige Zeit später wurde Aaron wach, erschrak darüber eingeschlafen zu sein und streckte seine schmerzenden Glieder.

Adrenalin war ein Teufelszeug.

Da er sich nicht wirklich erholt fühlte und es draußen nach wie vor dunkel war, konnte er nicht wirklich lange geschlafen haben.

Vielleicht war Cat wieder zurück.

Hoffungsvoll setzte er sich nun richtig auf und verließ Barfuß und ohne das Licht anzuschalten den Raum.

Doch da stellte sich Aaron die Frage, wo er Cat eigentlich suchen müsste.

Er schlief nicht und Aaron konnte sich auch nicht vorstellen, dass er zu Sue gegangen war.

Wo also…

Da fiel ihm ein Lichtspalt im dunklen Flur auf.

Der Raum war ihm zuvor nicht einmal wirklich aufgefallen und die Tür stand halb offen.

Aaron sollte Glück haben, es war Cat.

Cat saß an einem Schreibtisch, vor ihm lag ausgebreitet eine Art Medikoffer und er schien sich auf etwas in seiner Hand zu konzentrieren.

Vorsichtig klopfte Aaron an und erschrak Cat damit fast zu Tode.

„Aaron! Was zur Hölle?“

„Entschuldigung… Kann ich reinkommen?“

Cat brummte etwas vor sich hin und meinte dann an Aaron gewandt:

„Aber schließ die Tür.“

Aaron tat dies und trat dann zu dem Anderen, war nun neugierig worin der Ältere so konzentriert gewesen war.

„Was machst du hier?“

Cat deutete auf ein paar Spritzen und einer unbedruckten Flasche mit grünlicher Flüssigkeit.

„Einen Moment okay?“

Damit band er sich selbst so gut es ging den Arm ab und gab sich selbst eine Spritze, die mit dem grünen Zeug gefüllt war.

Ein paar Momente vergingen, in denen Cat unbeweglich und mit geschlossenen Augen einfach nur da saß.

Aaron beobachtete leicht besorgt wie Cat nun unvermittelt die Augen aufriss und mit tiefen Atemzügen nach Luft schnappte.

„Fuck.“

„Ist alles okay?“, unbeholfen legte Aaron ihm eine Hand auf den Rücken und zuckte zurück.

„Cat! Du glühst…“

„Es ist alles okay. Es ist nur… Das Zeug hier ist mein Medikament gegen das Solanum in mir.“

Argwöhnisch nickte Aaron und konnte nicht umhin sich zu fragen was das für eine Art Hilfe sein sollte, die Cat offensichtlich zusetzte.

Der Ältere tupfte sich mit einem Wattebausch den Schweiß von der Stirn und verbrannte diesen dann sofort über einem Feuerzeug.

„Und was macht es mit dir?“

„Ich spritze mir genverändertes Solanum… Es sorgt dafür, dass ich immun gegen neue Viren bin und der Virus, der bereits in meinem Körper lebt keinen neuen Nährboden bekommt…“

„Und so bekommst du den Virus wirklich aus deinem Körper?“

„Nein, natürlich nicht… Ich spritze mir so oder so einen Solanumvirus, auch wenn er nicht so aggressiv ist wie der Eigentliche, es ist und bleibt Solanum.

Aber immerhin dämmt er die Ausbreitung so gut ein, dass ich mit etwas Glück noch ein paar Jahre ein Leben führen kann.“

Aaron verzog bei dem Gesagten das Gesicht und umarmte ihn von hinten.

„Also keine Ansteckung?“

„Für dich? Nein, nicht solange du mein Blut trinkst oder…“, Cat grinste schief und lehnte seinen Kopf gegen Aarons Brustkorb.

„Wir sollten kein Risiko eingehen.“

Aaron nickte.

„Nein, sollten wir nicht.“

Für einen weiteren Moment schwiegen sie nun, bis der Jüngere sagte:

„Cat… Was da heute passiert ist, das mit Trevor, also… Es tut mir leid.“

„Es war nur eine Frage der Zeit bis so etwas passieren würde… Ich will nicht wissen wie viele Menschen just in diesem Moment durch solche Unachtsamkeit verletzt werden oder sogar sterben.“

„Das meine ich nicht. Ich meine was Trevor…“

„Lass uns nicht davon sprechen, in Ordnung?“, er lebte schließlich täglich mit der Sorge dass seiner Familie oder seinem Partner etwas passieren würde, es war wirklich nur eine Frage der Zeit.

Jetzt konnte er nicht trauern, noch nicht.
 

„Was machen wir jetzt?“, fragte Aaron leise.

„Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung… Vielleicht sollten wir weiterfahren und das tun, was wir schon die ganze Zeit machen… Vielleicht sollte ich aber auch bei meiner Familie bleiben.

Ich weiß es nicht, sag du es mir.“

Aaron seufzte schwer und vergrub sein Gesicht in Cat’s Haaren.

Er roch schwach nach Staub und Kerosin.
 

Was würde Aaron an seiner Stelle machen?

Hatte er die Entscheidung nicht selbst vor längerer Zeit getroffen?

„Ich denke, du solltest bei deiner Familie bleiben…“, er räusperte sich trocken und fuhr fort:

„Vielleicht sollte ich mal wieder bei Mike vorbeischauen und gucken was er so macht…

Wir können ja später mal weitermachen, wenn du magst.“

Die Worte taten Aaron weh, denn er würde niemals einfach so zurückkehren wollen, nicht jetzt, nicht, wenn sie so waren…

„Klingt doch eigentlich nach einer guten Idee.“, murmelte Cat halbherzig und starrte die Grüne Flüssigkeit in der Flasche an.

Sie würde nicht ewig halten und er würde nicht ewig Zeit haben.

„Wir haben ja noch eine ganze Menge Zeit.“, flüsterte er fast und spürte, wie sich Aaron hinter ihm versteifte.

„Cat das…“

„Das ist egal, aber du hast Recht, wir sollten uns vielleicht eine Weile trennen…

Du hast Sachen zu erledigen, ich habe eine Familie um die ich mich kümmern muss… Vielleicht ist sogar Jona noch in der Nähe?“

Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und dachte nach.

„Ich weiß nicht… Vielleicht finde ich ihn, vielleicht nicht.“

„Einen Versuch ist es wert.“

Nach einer Pause fragte Aaron:

„Willst du damit sagen, ich soll gehen?“

Cat sah ihn nicht an, knetete nur sein Handgelenk und schloss die Augen.

„Ja, bitte geh.“
 

Wütend und enttäuscht packte Aaron in Windeseile seine paar Habseligkeiten in seinen Rucksack und machte sich auf die Familie zu verlassen.

Es tat ihm leid, dass er sich jetzt nicht von Sue verabschieden konnte, aber er fühlte sich selbst so miserabel, dass er mit der Trauer der Frau nicht umgehen konnte.

Er war so dumm, immerhin hatte er Cat’s Entscheidung selbst provoziert…

Doch was nun? Würde er wirklich zurück wollen? Nach Allem…

„Wo willst du hin?“, ein müde aussehender Julien stellte sich ihm in den Weg und musterte ihn verwirrt.

Offensichtlich hatte er bislang noch keinen Schlaf gefunden und die rotgeränderten Augen sprachen ihre eigene Sprache.

„Ich gehe zurück.“

„Wieso das?“, Aaron konnte aus Juliens Tonlage nicht heraushören, ob er sich freute oder nicht.

„Weil er mich darum gebeten hat.“

„Papa? Erzähl keinen Mist, er…“

„Er hat mich darum gebeten.“

Julien schwieg und sah Aaron nun fast mitleidig an.

„Okay, ich verstehe. Weißt du wie du von hier in die Stadt kommst?“

„Ich würde den Bus nehmen.“

Der Jüngere erklärte ihm den Weg und wünschte ihm viel Glück.

„Ach und Aaron?“

„Ja?“

„Versteh das bitte nicht falsch, aber ich habe nichts gegen dich.“

„Aber wenn ich brennen würde, würdest du das Löschwasser trinken?“, sie lachten beide leise.

„Nein… Es ist nur, Papa hat lange niemanden mitgebracht und Lenny war… Er war ein wirklich guter Freund von mir, vielleicht mein Bester.“

„Er ist ja nicht tot.“

„Wenn Papa von ihm redet, könnte man dies aber annehmen.“

Sie schwiegen wieder, dann klopfte Julien ihm auf die Schulter und verschwand zurück in sein Zimmer.

Aaron würde nicht zurückkehren.
 

Aaron hatte zum zweiten Mal in dieser Nacht Glück im Unglück.

Als er die Busstation erreichte, musste er weniger als eine halbe Stunde warten, bis der erste Bus des anbrechenden Morgens heranfuhr.

Er hatte nicht viel Geld bei sich, aber es würde eine Weile reichen.

„Was soll ich jetzt nur machen?“, fragte er sich widerholt und fühlte sich hundeelend.

Wenn Cat ihn nicht mehr bei sich haben wollte, nicht das er es nicht verstehen konnte, dann würde dies ziemlich endgültig sein.

Also zurück? Oder auf eigene Faust anfangen Untote zu jagen? Vielleicht konnte er sich selbst einen Partner suchen, oder machte einfach eine Solotour, so wie es Cat von Anfang an getan hatte.

Na gut, Aaron hatte nicht den Solanumbonus, aber mit ein bisschen Verstand, konnte er sicher etwas bewerkstelligen.

Als er aufsah, sah er ein Mädchen, welches ihn interessiert musterte und ehe Aaron ein schwaches Lächeln zustande bringen konnte, tauchte hinter ihr ein Kerl auf und sie küssten sich.

„Danke du Arschloch von Leben.“, murrte er vor sich hin und bekam von dem Pärchen einen merkwürdigen Blick zugeworfen.
 

Plötzlich realisierte er, dass er nicht nur seinen Job und seine Aufgabe verloren hatte, sondern auch Cat als seinen Partner.

Und seltsamerweise tat dieser Gedanke mehr weh, als die Tatsache dass dieser ihn rausgeschmissen hatte.

Das lutschte doch alles.

Er wollte sich nicht die Blöße geben und umgeben von fremden Menschen einen Gefühlsausbruch haben, also starrte er feindselig aus dem Fenster und würde es gerade gar nicht so scheiße finden, wenn ein paar Untote auftauchten und alle Insassen des Busses fressen würden.

Man durfte ja wohl noch hoffen…

Reuegefühl

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (20)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MaiMiracle
2012-01-10T17:25:42+00:00 10.01.2012 18:25
Ohh nein :(
irgendwie ist das Ende voll gemein , schreibe schnell weiter ! ♥
Von:  Rondine
2012-01-10T15:13:39+00:00 10.01.2012 16:13
... q_q
Und das war es jetzt? Gott, ist das alles deprimierend...

Es gab aber auch mal 'nen kurzen Moment zum Schmunzeln für mich. Und zwar an der Stelle mit dem Löschwasser. xD *hust*

Na ja, ich bin gespannt wie#s weitergeht
Von:  Rondine
2011-12-29T22:23:20+00:00 29.12.2011 23:23
Okay...du hast das Kapitel irgendwie doppelt gepostet... :O
Das gleich vorneweg. Hat mich ein bisschen irritiert.

Nein, nicht Trevor... ;___; Oh, ich habe zwar geahnt, dass sowas kommt, aber warum Trevor? *schluchz* Ich möchte Kotzen. Q___Q Und das ich geahnt habe, dass das kein gutes Ende nimmt macht die Sache auch nicht wirklich besser... ;___;
Von:  Rondine
2011-12-11T17:53:58+00:00 11.12.2011 18:53
...oh weh...

Jetzt ist einer der Zwillinge weg. Und Dixxie. *hust* Und Julien will scheinbar auch raus. Nein, nein, nein! Ganz schlechte Idee! D:
Das kann nur schief gehen!
Von: abgemeldet
2011-12-06T18:16:55+00:00 06.12.2011 19:16
Wieso habe ich noch kein Kommi geschrieben?
Gelesen hatte ich es jedenfalls schon. *lol*
Joa... was soll ich sagen? Irgendwie fehlen mir die Zombies und die Action. Aber solche Kapitel sind ja auch mal nötig. So zum Durchatmen. Cats Familie ist interessant. Irgendwie habe ich nicht damit gerechnet, dass er schon so alte Kinder hat. Die haben ja wirklich beizeiten angefangen.
Julien ist mir ziemlich unsympathisch.
Ich hoff, das geht nicht schief. Der stellt sicher irgendwas Dummes an im Verlauf der nächsten Kapitel. |D
Joa... ansonsten solltest du das Kapitel vielleicht nochmal überarbeiten. Da waren einige Rechtschreibfehler drin, aber ist nicht weiter wild. ;) Mir stechen sie nur immer gleich so ins Auge. XD
Von:  Rondine
2011-11-09T17:24:28+00:00 09.11.2011 18:24
Uh~ jetzt wird's spannend, ja? *-* ...ich hätte Cat echt nicht für 'nen Vater gehalten. Ich habe zwar irgendwie geahnt, dass da was im Busch ist, aber dann gleich drei? Oo Wow...ich hatte eher an ein Kind gedacht, aber...gut. oo
Und Julien ist ja sehr...nett...? Oo Na, wenn das mal gut geht...
Von: abgemeldet
2011-11-03T12:05:01+00:00 03.11.2011 13:05
@ Sanity
Ich kann mir schon vorstellen, dass es so ein Gesetz gibt, so prüde wie die Amerikaner sind - gerade in den Gegenden. |D
Sehr interessant, aber ich denke, dort wird niemand mitten in der Nacht Zimmerkontrolle machen.

Jona tut mir nicht leid. Ich habe das Gefühl, die sehen sich schneller lieber, als ihnen allen lieb ist. XD
Was Sue angeht - sehr interessant, aber als ich sie in der Charaübersicht gesehen habe, dachte ich mir schon, dass sie Cats Frau oder wenigstens Freundin ist. Das war einfach zu offensichtlich, aber das ist okay. Sie sind ja nur noch auf dem Papier verheiratet, auch wenn ich da gar nicht so die Notwendigkeit für eine Scheidung sehe, so gut wie sie sich scheinbar verstehen, aber das kann auch an der langen Zeit liegen, die sie sich jetzt nicht gesehen haben.
Joa... dann bin ich ja mal gespannt, wie Cats Familie so drauf ist. Ich kann Aarons Aufregung da vollkommen verstehen.
Von:  Rondine
2011-10-29T17:38:38+00:00 29.10.2011 19:38
Oh ha... Oo
Das war ja mal ein Schlag ins Gesicht. Oo Ich hätte nie erwartet, dass Sue die Frau von Cat ist. o_o ...ja, ich habe mich auch überfahren gefühlt. o___O

...Aber...aber das mit diesem Gesetz, dass ist ein kranker Scherz deinerseits, oder? Das ist nicht wirklich so?! oO
Von:  Rondine
2011-10-21T20:07:47+00:00 21.10.2011 22:07
Huhu~ :)

Bin beim Stöbern auf deine Geschichte hier gestoßen und weiß eigentlich gar nicht, was mich geritten die Story überhaupt zu lesen. Eigentlich komme ich nicht so mit Zombies und Horror klar... ^^' Eigentlich.

Aber trotzdem finde ich die Story gut. Aaron und Cat sind mir sehr sympathisch gesinnt. :) Vor allen Dingen Cat, kann aber nicht direkt sagen, wieso das so ist. Besonders spannend ist die Vergangenheit der beiden. Oo Da wird man richtig neugierig und man kann einfach nicht aufhören zu lesen~ Was ich ungemein gut finden. *-* Hie und da einige kleine Rechtschreibfehlerchen, aber die tun dem ganzen keinen Abbruch.

Das Virus an sich...finde ich sehr faszinierend. Oo Und ich kann's kaum abwarten, wenn es dann endlich weitergeht. *_*

Jona trau ich irgendwie immer noch nicht über den Weg. oO Keine Ahnung, ich bin eh paranoid, warten wir mal ab... o0

Liebe Grüße~
Von: abgemeldet
2011-10-19T19:54:41+00:00 19.10.2011 21:54
Okay... ich revidiere meine Meinung zu Jona ein wenig. Er ist mir etwas sympathischer geworden, aber irgendwie... ist da immer noch ein komisches Gefühl bei ihm.
Mal sehen~
Joa... die sind on the road. War ja nicht sehr viel los im Kapitel, aber das muss auch mal sein. Amerika ist ja weitläufig, da fährt man ja immer erstmal eine Weile im Nichts herum, ehe da mal wieder eine Stadt auftaucht. Mit Infizierten schien da ja nicht mehr viel los zu sein. Ist ja auch mal erholsam.
Ich fands witzig, dass sich Jona so den Kopf über die beiden zerbricht. Ich seh es schon vor mir, dass er sie mal erwischt.
Aber die Frage mit dem Sperma und der Ansteckungsgefahr, die da besteht... schon berechtigt. o.o
Aber bisher ist ja alles gut gegangen. ;)
Ich freu mich auf die nächsten Kapitel. ^^


Zurück