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Retrograde Amnesie

von

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Kaibas Unbehagen

Danke, für die lieben Kommentare. Im Moment habe ich einen sehr guten Lauf, also hier gleich das 3. Kapitel. Würde mich über eure Meinung freuen.
 

Kaibas Unbehagen
 

In den nächsten Tagen konzentrierten sich Joeys Freunde mit all ihren Kräften darauf, sich dem Blondschopf wieder anzunähern.

Jeden Nachmittag, nach der letzten Unterrichtsstunde, verbrachten alle die übrige Zeit bis zum späten Abend im Krankenzimmer und unterhielten sich mit ihrem kranken Freund.

Yugi brachte pflichtbewusst alle Schulunterlagen mit, und ging alles noch einmal mit Joey durch, solange die Konzentration seines Freundes es zuließ.

Tea zauberte tagtäglich neue Klassen-, und Privatfotos ihrer alten Clique zu Tage und erzählte Joey alles, was ihr einfiel, während Duke und Tristan ihre spaßigen Kommentare dazwischen warfen.

Auch Mokuba war voller Eifer. Er brachte Joey viele seiner Comics und auch einen kleinen Minicomputer mit Joeys damaligen Lieblingsspielen, sehr zum Leidwesen Kaibas, der dadurch gezwungen war, seine wertvolle Freizeit mit dem Kindergarten zu verbringen.

Der Brünette versuchte den Tumult um ihn herum, so gut wie es ging auszublenden, während er per Notebook so viele anfallende Arbeiten wie möglich für die KC erledigte.

Ihm gefiel es gar nicht, dass sein kleiner Bruder vorhatte den Köter bei ihnen aufzunehmen, sobald er das Krankenhaus verlassen durfte.

Er sah nicht ein, warum er Wheeler nicht einfach eine Geldsumme überweisen und damit die Sache erledigen konnte.

Doch Mokuba war stur, die gleiche Dickköpfigkeit der er selbst auch innehatte, und dagegen war er tatsächlich machtlos.

Der Kleine würde lange Zeit kein Wort mehr mit ihm wechseln, wenn er Wheeler einfach nur eine Zahlung zukommen lassen würde. Und so verwarf er diesen reizvollen Gedankengang zähneknirschend.
 

„Siehst du? Das war unsere Klassenfahrt nach Okinawa.“ Tea deutete auf eine Fotografie aus der Mittelstufe, wo sie alle fünf neckisch in die Kamera grinsten. „Und da unten auf dem Bild, da bist du vor lauter Schusseligkeit in den kleinen See der Tempelanlage gefallen.“

„Du erinnerst dich nicht, oder?“, hakte Tristan leise nach und Joey schüttelte den Kopf.

„Nein, leider nicht. Tut mir leid.“

„Hey… dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen.“ Sein Kumpel klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Das wird schon, bestimmt.“

Der Blonde lächelte leicht, während er weiter die nächsten Bilder betrachtete.

„Wir sind schon seit der Grundschule in einer Klasse, oder?“ Auf seine Nachfrage hin nickte Yugi zustimmend.

„Genau. Du, ich, Tea, Tristan und Kaiba.“ Er deutete daraufhin auf den brünetten Firmenchef, der wie immer an seinem Laptop arbeitete. „Duke kam erst in der Mittelstufe dazu.“

„Ja, okay.“ Joey fragte oft nach, aber dafür versuchte er sich alles so gut es ging zu merken.

Er spürte, die Verbundenheit dieser Menschen um ihn herum und er fühlte sich schon viel ruhiger, als vor wenigen Tagen. Obgleich er sich an nichts selbstständig erinnern konnte.

Jedes Bild und jede Erzählung erschienen ihm fremd, so als handelten diese Geschichten um von einer anderen Person und nicht von ihm.

Besonders Seto Kaiba, dem Brünetten, war seine Abneigung ihm gegenüber allzu deutlich anzumerken.

In seiner Nähe fühlte er sich unwohl, beinahe deplatziert und er war heilfroh, dass er noch nie eine Sekunde mit ihm allein hatte sein müssen.

Im Vergleich zu den anderen waren seine Blicke wie Dolche, beinahe glühende Pfeile. Er wagte diesem jungen Mann nicht richtig in die Augen zu sehen, denn noch nie war ein freundliches Wort von ihm gekommen.

Wenn er sprach, waren es kurze, knappe Sätze, die meist verletzend seine Person betrafen.

Joey verstand das alles nicht. Die ganze Situation war ohnehin schon höchst verwirrend für ihn.
 

„Kaiba, wir müssen mal kurz mit dir reden.“ Yugis Stimme war ungewöhnlich fest und entschlossen, sodass der Firmenchef argwöhnisch eine Augenbraue erhob.

Kurz warf er noch einen Blick auf Wheeler, der noch immer von Gardner und Devlin umlagert alte Bilder ansah, bevor er aufstand um Muto und Taylor zu folgen.

„Mokuba, bleib im Zimmer.“, ordnete er an, als er sah, dass sein kleiner Bruder ihnen vor die Tür nachgegangen war.

Doch dieser verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Nö, es geht bestimmt um Joey und da will ich mitreden können.“

Der Leiter der KC unterdrückte ein entnervtes Ausatmen – Seit wann war Mokuba so aufsässig? - und fixierte sich auf Wheelers Freunde.

„Was willst du, Muto?“

„Nun ja, ihr werdet Joey doch morgen mit zu euch nehmen?“

„Das ist korrekt.“

„Seine Verletzungen sind gut verheilt, er hat keine weiteren Untersuchungen mehr nötig und Doktor Misata hat auch bestätigt, dass sein Allgemeinwissen in bester Verfassung ist.“

„Soweit man das bei Wheeler so nennen kann…“

„Seto!“, ermahnte ihn sein kleiner Bruder, bevor eben dieser fragend zu Yugi hochsah. „Was möchtest du denn wissen? Natürlich könnt ihr Joey jederzeit besuchen.“

„Jederzeit?“ Nun war es an Seto, seine Arme vor der Brust zu verschränken. „Wie nett, dass du das so ausführlich mit mir besprochen hast, Mokuba.“

Sein kleiner Bruder ignorierte dies. „Joey ist bei uns gut aufgehoben, Yugi. Das kannst du mir ruhig glauben. Ich werde alles dafür tun, damit er sich wohlfühlt.“

„Das wissen wir, Mokuba. Daran haben wir gar keine Zweifel.“, entgegnete Tristan. „Wir wollten euch nur darüber informieren, dass wir Joeys weitere Habseligkeiten heute abholen werden.“

„Super, dann schicken wir Roland später bei Yugi vorbei und er kann sie schon zu uns mitnehmen.“

„Wieso holt Wheeler seine Sachen nicht selbst?“

„Ach, neugierig, Kaiba…?“

„Kann der Köter keinen Koffer mehr packen?“

„Nein, du riesengroßes Arschloch!“ Tristan war plötzlich sehr wütend. „Wir wollen nur verhindern, dass Joey in seinem Zustand auf seinen Vater trifft. Die beiden haben nämlich kein besonders gutes Verhältnis.“

„Er hat sich ja auch noch kein einziges Mal hier blicken lassen.“ Kaiba war dieser Umstand schon lange aufgefallen, und er war wirklich neugierig deswegen gewesen.

Soweit er wusste, hatte Wheeler eine Schwester, die bei dessen Mutter lebte, da sich ihre Eltern schon vor Jahren getrennt hatten.

„Joeys Vater wird sich auch nicht hier blicken lassen.“ Yugi rieb sich unwohl die Hände. „Er ist kein besorgter Mensch, Kaiba. Ihm ist sein Sohn mehr als egal und solange Joey sein Gedächtnis nicht wiedererlangt hat, ist es besser, wenn sich die beiden nicht sehen. Wir haben Joey erzählt, dass sein Vater auf Geschäftsreise ist, und das solltet ihr auch.“

„Ja, okay.“ Mokuba nickte zustimmend, doch Kaibas Mundwinkel zuckten hämisch.

„Eine sehr gute Therapie, Muto. Wheeler bezüglich der mustergültigen Verhältnisse zu seinem Erzeuger anzulügen. Das hilft ihm sicherlich.“

„Kaiba… Es ist zu seinem eigenen Schutz.“

„Wir erwarten nicht, dass du es verstehst, okay? Aber halt einfach den Mund gegenüber Joey.“, verlangte Tristan mehr als gereizt, sodass der CEO nur leicht seufzte.

„Was gehen mich Wheelers verkorkste Familienverhältnisse an? Wenn ihm dieser Zustand hilft, sich schneller zu erinnern, bin ich ihn wenigstens umso eher wieder los.“

„Sehr liebenswürdig, danke!“ Tristan warf ihm eine Grimasse zu während er wieder im Krankenzimmer verschwand, gefolgt von Muto.

„Seto.“, sprach sein kleiner Bruder flehentlich, sodass Angesprochener nur abwehrend eine Hand hob.

„Mir soll es recht sein, Mokuba. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“

Der Kleine seufzte grottentief, bevor auch er wieder in Wheelers Zimmer verschwand.

Der Brünette blieb alleine auf dem Gang zurück und ärgerte sich über sich selbst.

Seit sechs Jahren war er mit dem Köter in einer Klasse. Sie saßen fünf Tage die Woche nur zwei Bänke auseinander. Und erst heute hatte er erfahren, dass Wheeler kein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte.

Irgendwie störte ihn das. Er wusste zwar nicht genau, wieso, aber es war eben so und eben

diese Tatsache beunruhigte ihn.
 

Der folgende Nachmittag kam für Kaibas Ansicht viel zu schnell. Ihm war die ehrenvolle Aufgabe zuteil geworden, Wheeler vom Krankenhaus in seine Villa zu geleiten.

Mokuba hatte sein regelmäßiges Fußballtraining und Wheelers entzückende Freunde waren mit der gesamten Klasse zu einem Museum infolge des Unterrichtsstoffes aufgebrochen.

So blieb nur noch er übrig, und da er sich schon vor der Schulexkursion gedrückt hatte, konnte er diese Aufgabe nicht mehr umgehen.

Innerlich um Nerven ringend betrat er das Zimmer des Blonden und beobachtete seinen Klassenkameraden dabei, wie er gerade seine wenigen Klamotten aus dem Schrank in die Tasche packte.

„Fertig, Wheeler?“

Die kalte, dunkle Stimme ließ Joey nicht nur in seinen tiefen Gedanken erstarren und er warf dem Größeren einen beinahe panischen Blick zu.

„Oh… H-Hallo. Ja, ich bin gleich fertig. Du bist aber früh.“

„Mokuba wirst du später bei uns Zuhause sehen. Er hat heute noch Training.“

„Ja, das sagte er gestern. Ähm…“ Joey wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Die Fixierung des Brünetten mit seinen eisigen Saphiren machte ihn nervös.

„Danke, dass ich bei euch wohnen darf, Seto. Das ist wirklich nett von d-...“

„Kaiba!“, schnitt ihm der Brünette scharf das Wort ab. Joey wäre am liebsten ins Bett zurückgesprungen und hätte sich die Decke über den Kopf gezogen. „Du nennst mich gefälligst Kaiba! Wage es ja nicht noch einmal, meinen Vornamen in den Mund zu nehmen, Köter! Sonst lernst du mich richtig kennen!!“

„E-Entschuldige.“ Der Blonde fuhr sich mit leicht zittrigen Händen durchs Haar. „I-Ich wusste nicht…, die anderen darf ich auch beim Vornamen nennen.“

„Pack deine wenigen Habseligkeiten zu Ende, beeil dich!“

Mit einem Knallen fiel die Tür ins Schloss und Joey atmete brüchig ein und aus.

Der Brünette konnte ihn wirklich überhaupt nicht leiden.
 

Draußen im Gang versuchte Kaiba seine Wut unter Kontrolle zu bekommen.

Es war nicht unbedingt die Tatsache, dass der Blonde seinen Vornamen benutzt hatte, was ihn so in Rage versetzte. Bislang hatten die beiden kein gebräuchliches Wort miteinander gewechselt, und Wheeler hatte jegliche Erinnerung verloren. Woher hätte er also wissen sollen, dass Kaibas Vorname absolut tabu war?

Dessen war sich Kaiba bewusst. Das war auch nicht der Grund für seinen Zorn, dieser rührte vielmehr von dem einschneidend-veränderten Charakter des Blondschopfes her.

Wheeler hatte immer eine große Klappe gehabt, eine noch größere ihm gegenüber.

Zwar nie wirklich inhaltlich-verbal gegen ihn gewachsen, aber niemals ängstlich oder gar furchtsam.

Wheeler war aufbrausend, laut, unüberlegt, tollpatschig und absolut hitzig in seinem Gemüt. Aber nicht so… nicht so, wie jetzt.

Leise, bedacht, vorsichtig – fast schon scheu zu nennen.

Dieser neue Wheeler war ihm zuwider, das war nicht sein Köter!

Mit ausladend großen Schritten lief der große Seto Kaiba im weißen Krankenhausflur auf und ab und versuchte, seine rotierenden Gedanken bezüglich des Blondschopfes unter Kontrolle zu bekommen.

Erst als sich die Tür von dessen Zimmer öffnete und Wheeler nach draußen trat, blieb er stehen.

„Hast du alles?“ Der Blonde nickte nur wortlos und folgte dem CEO mit gesenktem Blick in Richtung Fahrstuhl.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Iwa-chaaan
2011-08-22T14:08:03+00:00 22.08.2011 16:08
Joey, ich leide mit dir T___T
Gemeinsam sind wir stark >.<

Aber bald wird Joey Seto um den Finger gewickelt haben *muhahaha* xD

Und dann wird Joey sich allmählich an alles erinnern und denken: Scheiße, was mach ich hier bei Kaiba? o.o XD

Bin jedenfalls, wie es weitergehen wird ^-^
Von:  Coppelius
2011-08-06T17:20:07+00:00 06.08.2011 19:20
woahr, kaiba ist ja drauf...
Von: Karma
2011-07-30T20:01:39+00:00 30.07.2011 22:01
So, jetzt hab ich endlich auch mal in diese Story reingelesen und ich muss sagen, es ist schön, mal wieder was von Dir zu hören bzw. zu lesen - auch wenn ich mich mittlerweile mit dem Pair nicht mehr so identifizieren kann. Aber da ich ja weiß, dass es bei Dir Qualität zu lesen gibt, landet die FF trotzdem auf meiner Favoritenliste.

Die ersten drei Kapitel haben mir schon mal ganz gut gefallen. Du hast die Charas alle gut rübergebracht und gerade Seto - oh, Verzeihung, Kaiba natürlich ^.~ - richtig toll eingefangen. Ich bin mal gespannt, wie es jetzt hier weitergeht.
*___*

Da ich weiß, wie nervig "Schreib schnell weiter!"-Kommentare sein können, verkneife ich mir das und lasse Dir nur die kleine Information da, dass ich mich über weiteren Lesestoff von Dir sehr freuen würde.
^___^

Bis zum nächsten Mal!

Karma
Von:  Onlyknow3
2011-07-26T16:59:23+00:00 26.07.2011 18:59
Schöne Geschichte,endlich mal was neues von den beiden.
Seto wird sich schnell damit arrangiern das Joey bei ihm wohnt,Joey hat viel mehr Pech als gut für ihn ist.Eltern geschieden,Vater Alkoholiker der ihn auch noch verprügelt und jetzt bei seinem Erzfeind ohne es zu wissen da Joey keine Erinnerung mehr hat.

LG
Onlyknow3
Von:  Jackie20
2011-07-26T08:50:05+00:00 26.07.2011 10:50
tolles kapitel
armer joey muss nun bei kaiba bleiben
kaiba ist wie erist
ob er sich etwas ändern kann bei joey
wie das zusammen leben wohl verlaufen wird
schreib schnell weiter
bye


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