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Warriorcats - Stunde des Verrats

von

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Kapitel 6

FlussClan
 

Alles um Pantherfell war schwarz. Ihm war als befände er sich in einer stockdüsteren Höhle, doch sowie er fremde undeutliche Stimmen hörte, wusste der schwarze Krieger, dass es sich wieder einmal um einen seiner Träume handelte. Pantherfells Puls beruhigte sich merklich, während er vergebens versuchte irgendetwas aus dem hallenden Stimmengewirr zu verstehen. Es erkannte vertraute Stimmen, aber auch viele neu, die verängstigt miauten und verzweifelt klangen. Plötzlich hoben sich helle Lichtpunkte von der tiefschwarzen Umgebung um Pantherfell ab und tauchten die Umgebung in ein helles Licht, dass die Konturen einzelner Gegenstände preisgab, bis der Kater schließlich das Baumgeviert erkannte. Doch er war nicht allein. Um ihn herum hatten sich Katzen versammelt. Ihre Augen funkelten wütend und panisch schaute Pantherfell sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch die Situation was ausweglos. Überall wo er hinschaute erkannte der junge Krieger weitere Augenpaare, die im Licht des Silbervlieses geheimnisvoll leuchteten.

Plötzlich sprang eine schneeweiße Katze aus der Menge zu Pantherfell und er erkannte die Kätzin, die ihn in seinen Träumen oft besuchen kam. Doch obwohl der Kater die Kätzin schon so oft gesehen hatte, war er von ihrem Anblick paralysiert. Denn es war das erste mal, dass sie ihm direkt in die Augen schaute.

ER stellte sich vor, wie schäbig die seine doch aussehen mussten im Vergleich zu den strahlend blauen Augen der fremden Katze vor ihm, die die Farbe eines wolkenlosen Sommerhimmels hatten.

Die Kätzin öffnete ihren Mund, als wollte sie etwas sagen, doch Pantherfell konnte nichts verstehen.

„Was willst du von mir?“, fragte er verzweifelt, als ihr Bild langsam vor den Augen des Kriegers dunkler wurde und die Finsternis seinen Blick verschleierte.

Pantherfell schrie auf. Das letzte, was er verstand, bevor er aufwachte war die vertraute und helle Stimme der weißen Kätzin.

„Es ist deine Bestimmung...“
 

„Was!?“

Keuchend wachte Pantherfell auf und schaute sich verwirrt um. Es war bereits hell und die meisten Krieger hatten den Bau bereits verlassen. Die wenigen, die übrig geblieben waren hatte Pantherfells Ausruf nicht geweckt. Erleichtert erhob sich der schwarze Kater und trottete aus dem Bau heraus.

Was soll meine Bestimmung sein?, überlegte er und hielt währenddessen unwillkürlich nach Aschenstern Ausschau. Er konnte sie nirgends entdecken und war einerseits erleichtert, aber sofort machte er sich Sorgen. Erst jetzt bemerkte er, dass auch sonst keine Katze bis auf die Schlafenden im Lager war.

Er prüfte sorgenvoll die Luft und sein Blick fiel in die Kinderstube. Dort saß gerade Sonnenpelz und leckte das feuerrote Fell ihres Junges Flussjunges.

„Sonnenpelz?“

Der Kater trabte auf die Königin zu, die ihn freundlich musterte.

„Was gibt’s Pantherfell?“

„Wo sind Aschenstern und all die Krieger hin? Ich konnte sie nirgends im Lager finden.“

Die rote Kätzin beugte sich zu ihrem Jungen.

„Geh zu Tante Feinpelz und frag sie, ob wir nachher einen Spaziergang machen sollen.“

Flussjunges quiekte laut und rannte in den Bau der Königinnen.

Nun widmete Sonnenpelz ihre Aufmerksamkeit dem wartenden Krieger.

„Ich habe gehört, dass die Zweibeiner einen großen Hund frei auf unserem Territorium laufen lassen haben. Aschenstern und die Krieger sind dort hingegangen um ihn zu vertreiben.“

Pantherfell weitete ungläubig seine Augen.

„Und dann geht sie einfach so da hin und greift ihn an? Was soll das, warum hat sie keine Versammlung einberufen?“

Sonnenpelz zuckte vor Pantherfells barscher Stimme zurück.

„I-Ich weiß nicht. Sie hat Lindengesicht losgeschickt die wachen Krieger zusammen zu trommeln und ist dann aus dem Lager verschwunden. Flammenkralle war gerade bei mir, als unser zweiter Anführer ihn gerufen hat, deshalb weiß ich es.“

Pantherfell hatte sich halbwegs wieder beruhigt.

„Schon gut. Danke für die Information, aber ich muss mich beeilen, um den anderen zu Hilfe zu kommen.“

Damit preschte der schwarze Krieger aus dem Lager und folgte der Spur seines Clans. Sie war noch frisch und daher leicht zu verfolgen.

Schon von weitem konnte Pantherfell das Kriegsgeheul hören. Als er sich einen Weg durch den Schilfrohrwald geschlagen hatte erwartete ihn ein Bild der Grauens. Das Feld war blutgetränkt. Überall verstreut lagen verwundete Katzen auf dem Boden. Pantherfell ließ sein Blick weiter schweifen und entdeckte Aschenstern, wie sie gegen einen riesigen Hund kämpfte. Das Monster war mindestens zwei Schwanzlängen groß und an seinem weit aufgerissenen Maul klebte das Blut des FlussClans Wut packte Pantherfell und er rannte auf den Gegner zu. Dieser hatte bereits zu einem Biss mit seinem mächtigen Kiefer ausgeholt,doch bevor er seine Zähne in Aschensterns Kehle hacken konnte, war Pantherfell auf den Rücke des Hundes gesprungen und bearbeitete mit ausgefahrenen Krallen Nase und Augen des Monsters.

Wild um sich beißend versuchte der Fremdling den schwarzen Kater abzuschütteln, doch Pantherfells Krallen bohrten sich nur noch tiefer in das Fleisch des Hundes.

Mit einem letzten Krallenhieb bohrte Pantherfell seine Klauen in ein Auge des Hundes. Blut strömte aus der Wunde, in der noch immer die Krallen des Kriegers steckten.

Laut heulend sprang der Hund umher.

Pantherfell spürte, wie sich sein Halt lockerte, doch bevor er wieder die Balance finden konnte hatte der große Hund ihn abgeworfen.

Unsanft prallte Pantherfell gegen einen Felsen. Die scharfen Kanten zerschnitten seinen Rücken. Er rappelte sich auf und sah, wie der Hund schwer verwundet wegrannte. Dann bemerkte er den warmen und klebrigen Gegenstand unter seiner Pfote.

Pantherfells Augen weiteten sich vor Ungläubigkeit. Er hatte dem Hund das Auge herausgerissen. Der Beweis dafür lag zu seinen Pfoten.

Eine Traube von Katzen kam auf den Kater zu. Es waren allesamt schwer verwundete Krieger aus dem FlussClan, darunter auch Aschenstern.

Schnellfluss stürmte nach vorne und schmiegte sich an seinen Freund.

„Du hast uns gerettet Pantherfell!“,jubelte der graue Krieger und Pantherfell wurde heiß unter seinem Fell.

Verlegen beobachtete er Aschenstern, in der Hoffnung, sie würde ihm wenigstens ein respektvolles Nicken schenken, doch nur eiskalter Hass sprühte aus ihren Augen. Wieder einmal fragte Pantherfell sich, was er der Kätzin getan haben könnte, dass sie ihn so sehr hasste.
 

WindClan
 

Sternenpfote sah ihren Bruder gerade mit einem Maul voll Frischbeute ins Lager tapsen. Er legte seine Ausbeute auf den stetig wachsenden Futterberg und kam dann auf die silberne Kätzin zu gerannt.

Mit einem lauten Schnurren begrüßten sie sich.

„Ich habe schon auf dich gewartet.“

Mondpfote spitzte neugierig die Ohren.

„Was ist denn los?“

Sternenpfote beugte sich vor und sprach mit gedämpfter Stimme: „Ich habe mir gedacht, dass wir vielleicht ein wenig im FlussClanterritorium spionieren könnten. Bestimmt finden wir etwas über die Prophezeiung raus.“

Mondpfote schwieg lange Zeit und die Schülerin fragte sich, ob ihr Bruder mitkommen würde, doch dann schaute der große Kater in die Augen seiner Schwester. Das geheimnisvolle Funkeln in seinen hellblauen Augen sprach mehr als tausend Worte.

Ohne weiteres erhoben sich die beiden Geschwister und schlichen sich unbemerkt aus dem Lager.

Als sie außer Hörreichweite des Lagers waren atmete Sternenpfote erleichtert auf.

„Ein Glück, dass uns niemand bemerkt hat. Wenn wir zurückkommen sagen wir einfach, dass wir jagen waren.“

„Das ist eine gute Idee.“

Sternenpfote war froh, dass sie den Segen und die Gesellschaft ihres Bruders hatte. Sie hätte nicht gewusst, wie diese schwere Mission sonst hätte bestehen können.

Die Geschwister preschten in Richtung Fluss.

Auf dem Weg dahin fing Mondpfote eine Drossel, die sich anscheinend aus dem Wald hierher verirrt hatte, und verscharrte sie im trockenen Boden.

„Alibibeute.“, schnurrte er belustigt, als der Kater den fragenden Blick seiner Schwester bemerkte.

Kurze Zeit später kamen die beiden Geschwister schon an die Grenze. Nur noch der reißende Strom zu ihren Füßen trennte Sternenpfote und Mondpfote vom Territorium des FlussClans.

Prüfend trat Mondpfote auf einen der hervorstehenden Steine, die eine Art Pfad die Klippen hinunter zum Fluss bildeten. Das tückische jedoch war, dass wegen der Wärme der letzten Woche und der drückenden Feuchtigkeit um das Ufer des wilden Flusses jeder Stein von einer glatten mit Algen überwucherten Schicht bedeckt war.

Mondpfote verlagerte sein gesamtes Gewicht auf seine Pfote und konnte gerade noch rechtzeitig nach hinten springen, als seine Ballen den Halt unter dem Stein verloren und er beinahe in die Strömungen zu seinen Pfoten gefallen wäre.

„Das ist superglatt! Wir komme niemals unversehrt unten an!“, schrie der Kater seiner Schwester über das Tosen des Wassers hinweg. Sternenpfote war jedoch bereits selbst vorgetreten und analysierte gründlich jeden Felsspalt. Irgendwie musste es doch zu machen sein, dass man hinüber kam.

„Vielleicht sollten wir es einfach weiter unten versuchen!“, schlug Mondpfote vor, doch die silberne Kätzin schüttelte den Kopf.

„Auf unserem Territorium kann man nur über die Klippen den Fluss überqueren und ich habe keine Lust auch noch dem SchattenClan einen Besuch abzustatten.“

Damit sprang die Kätzin unverhohlen auf die erstbeste Felskante und krallte sich mit wackelnden Beinen fest.

„Sternenpfote! Bist du verrückt! Komm sofort zurück!“, schrie ihr Bruder doch Sternenpfote ignorierte seinen Befehl.

„Mach dir nicht in den Pelz. Ich habe mich noch nie sicherer gefühlt, als auf diesem Stein hier.“

Na gut, das war gelogen, aber die Schülerin wollte unter allen Umständen wissen, was der befeindete FlussClan über die Prophezeiung wusste. Wenn sie das rausbekämen stand ihrer Kriegerzeremonie nichts mehr im Wege.

Sternenpfote hielt Ausschau nach dem nächsten Stein und fand eine sichere Stelle vielleicht eine Schwanzlänge von ihr entfernt. Sternenpfote war eine hervorragende Springerin, doch der Geräuschpegel des Flusses und der kleine Felsspalt ließen den Mut und das Selbstbewusstsein der Kriegerin sinken.

Doch die Kätzin ignorierte das unregelmäßige Pochen ihres Herzens und die Stimme in ihrem Kopf, die beinahe zu schreien schien: Tu es nicht!

Ohne weiter nachzudenken sprang Sternenpfote ab. Während sie sich in der Luft befand schätzte sie die Entfernung zu ihrem Ziel ab und stellte entsetzt fest, dass sie sich bei ihrem Sprung ein wenig verrechnet hatte.

Weiter vorne als angenommen landete Sternenpfote. Keuchend klammerte sie sich an der glatten Oberfläche des Steines fest, als sie bemerkte wie ihre Ballen wegzurutschen drohten.

Hoffentlich hat Mondpfote meinen Fehler nicht bemerkt, dachte die Kätzin und sah ihren Bruder, der den Bauch flach auf den Boden gedrückt hatte, in die blauen Augen. Sie erkannte seine Sorge darin, und so sehr es die silberne Kätzin auch traurig machte ihn so unglücklich zu sehen, musste sie einfach auf die andere Seite kommen.Es war ihre Bestimmung.

Und so von Entschlossenheit gepackt tat sie einen gefährlichen Schritt, der Sternenpfote zu Verhängnis werden sollte.

Sie peilte ihr nächstes Ziel, einen großen flachen Stein, an und zog für einen kurzen Moment die Krallen ein,um mit einem kräftigen Satz auf dem ausgewählten Stein zu landen.

Sternenpfote maß kurz die Entfernung, dann wollte sie sich in die Luft erheben. Aber sowie ihre Vorderpfoten nicht mehr die Balance auf dem Stein hielten rutschten Sternenpfotes Hinterpfoten auf dem glatten Stein ab.

Ein Ruck ging durch ihren Körper, als ihre Krallen an den Felskanten abrutschten und sie in die erbarmungslose Tiefe des Flusses eintauchte.

Der Aufschlag raubte Sternenpfote den Atem und weniger als eine Sekunde später spürte sie, wie das kühle Wasser unter ihren Pelz drang und ihre Sicht verschleierte. Instinktiv hielt Sternenpfote die wenige Luft die ihr geblieben war an und versuchte sich strampelnd an die Wasseroberfläche zu befördern. Doch jedes mal, wenn sie meinte es geschafft zu haben zog eine weitere Strömung ihren Körper in die Tiefe.

Sternenpfote spürte, wie all ihre Sinne nach Sauerstoff verlangten. Doch es war nichts da. Ihre Krallen bohrten sich in den schlammigen Grund des Flusses, aber die Kätzin bekam keinen Halt und wurde erbarmungslos mitgerissen.

Sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben und wollte eigentlich weitere Versuche starten über Wasser zu kommen, aber ihre Gliedmaße gehorchten den Befehlen der Kätzin nicht mehr. Ihre Sicht verdunkelte sich und das letzte was Sternenpfote noch sehen konnte waren drei Luftblasen, die den letzten Rest Luft aus ihren Lungenflügeln nach oben transportierten, während sie selbst auf den Untergrund sank und in einer stetig wachsenden Finsternis nichts mehr hörte außer des schwächer werdenden Pochen ihres Herzens.
 


 

DonnerClan
 

Rubinpfote wollte ihre Augen öffnen, doch ein grauenhafter Schmerz erinnerte sie daran, dass ihre Wahrnehmung sich für immer verändert hatte, ebenso ihre Bestimmung für den Clan. Und Schuld daran war niemand geringeres als ihre eigene Schwester.

Rubinpfote öffnete nun ihr intaktes Auge und schaute sich um. Sie befand sich im Bau des Heilers, doch niemand war da.

Plötzlich hörte sie ein aufgeregtes Miauen in ihrem Rücken.

„Wolfsnase, komme schnell, sie ist aufgewacht.“

Es war eindeutig die Stimme von Dachstatze. Wenige Augenblicke später stand der große Kater direkt vor ihr.

„Wie geht es dir?“

Es war echte Sorge, die in seiner Stimme mitschwang und Rubinpfote wäre eigentlich gerührt darüber gewesen, doch die hiesige Situation hatte all ihre positiven Gefühle verscheucht.

„Wie soll es mir schon gehen? Beschissen natürlich!“, fluchte die rote Kätzin und verwünschte ihre Schwester in Gedanken.

„Ich werde niemals Kriegerin werden.“

„Sag doch so was nicht. Roststern finden einen anderen Platz für dich im Lager. Außerdem gab es auch schon früher verstümmelte Krieger. Bestimmt wirst du eine Technik finden mit nur einem Auge zu kämpfen.“

Rubinpfote zuckte bei dem Wort „Verstümmelt“ zusammen. Ein Wort, das ihr vorher kinderleicht über die Lippen gekommen war ließ ihr nun das Blut in den Adern gefrieren.

Es stimmt, dachte sie verzweifelt, ich bin ein Krüppel.

Tränen sammelten sich in ihren Augen und das salzige Wasser brannte in der Fleischwunde an ihrem rechten Auge.

Dachstatze schien total überfordert.

„Beim SternenClan! Bitte hör auf zu weinen.“

Er wollte sie beruhigen indem der Heiler über Rubinpfotes Wange leckte, aber das Gefühlschaos in ihrem Innern war nicht zu bändigen.

Und als wäre es nicht bereits Pein genug hilflos auf der Seite zu liegen und sich den Kopf darüber zu zerbrechen welchen Nutzen man vielleicht noch für den Clan haben könnte, tauchte Phönixpfote im Bau der Heiler auf. Sie sah schlecht aus. Als hätte sie eine gefährliche Krankheit oder ähnliches und doch fühlte Rubinpfote kein Mitleid zu ihrer Schwester. Sie legte all ihre Wut und all ihren Hass in einen Blick, der die sonst so wortgewandte und mutige Phönixpfote zurückweichen ließ und darauf war Rubinpfote sehr stolz.

Dachstatze hatte das Blickgefecht der Schüler anscheinend mitbekommen, zumindest drängte er sich vor Phönixpfote und schickte sie nach draußen.

„Sie braucht Ruhe, Phönixpfote! Am besten ist es, wenn du nicht in den Heilerbau gehst.“

Die Worte verletzten die feuerfarbene Kätzin, das konnte Rubinpfote sehen.

Sie wollte Dachstatze danken, doch kein Laut kam über ihre Lippen, also tat sie es nur im Stillen. Der Kater blickte sie an und Rubinpfote wusste, dass er ihren Dank dennoch bemerkt hatte.
 


 

SchattenClan
 

Sonnenhoch war bereits lange vergangen und Saphirauge hatte nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft. Die Hitze und der Hunger ließen sie immer wieder in ein gemächliches Tempo zurückfallen, obwohl die Heilerin endlich wissen wollte, was die SternenClanheiler ihr sagen wollten.

Wieder zwang sie sich dazu schneller zu gehen. Das WindClanterritorium war nur noch wenige Schritte entfernt.

Der Donnerweg sonderte einen unangenehmen Duft ab, doch von den Monstern der Zweibeinern war keine Spur. Gemächlich konnte Saphirauge hinübergehen.

Saphirauge duckte sich in das hohe Gras, als der WindClangeruch den Geruch ihres Clans überdeckt hatte. Sie war darauf bedacht von niemandem entdeckt zu werden. Der Marsch durch das WindClanterrotorium war bereits früher gefährlich gewesen, doch nun stellte es eine wahre Herrausforderung für Saphirauge dar.

Schleichens kroch sie von einem Grasbüschel zum nächsten und fühlte sich wie eine gesuchte Verbrecherin auf der Flucht.

Ein Stimmengeschwirr kam auf Saphirauge zu und die schwarze Kätzin hielt unwillkürlich die Luft an. Sie versteckte sich im Gras und betete zum SternenClan, dass sie keinen Rückenwind bekommen würde.

„Hast du sie heute schon gesehen?“

„Nein. Als ich heute morgen in den Schülerbau kam, waren beide verschwunden, warum?“

„Ich dachte mir, dass ich euch langsam auf eure Prüfung vorbereite. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Laubstern euch ernennt.“

„Meinst du wirklich?“

Den Rest des Gesprächs konnte Saphirauge nicht mehr hören. Mit angelegten Ohren schaute sie verstohlen über die Gräser hinweg und entdeckte zwei feindliche Krieger. Sie bewegten sich in Richtung Osten und als die Heilerin sicher war, dass sie nicht umdrehen würden, rannte sie los und versuchte so viel der Strecke wie möglich zurückzulegen.

Der Wind hatte gedreht und blies Saphirauge nun unaufhörlich in den Rücken.

Sie beschleunigte ihre Schritte.

Früher war es möglich gewesen vom SchattenClan ohne Umwege zu den Hochfelsen zu gelangen, doch seit die Zweibeiner ihr Weideland dort hin verlegt hatten mussten Anführer und Heiler gezwungenermaßen den WindClan passieren.

Der starke Geruch des WindClans hatte den Duft Saphirauges eigenen Clans nun vollendend überdeckt. Glücklicherweise begegnete die schwarze Kätzin keinen weiteren Patrouillen und konnte ihre Reise ohne weitere Probleme fortführen.

Die Sonne brannte heiß auf Saphirauges Fell, als sie den Donnerweg überquert hatte. Im Schutz der Klippen befand sich die Felsspalte, der einzige Weg um zum mystischen Mondstein zu gelangen.

Die Heilerin schob sich in den Felsspalt. Der modrige Geruch kalten und feuchten Gesteins lag in der Luft und obwohl die Kätzin diese Strecke schon so oft gegangen war pochte auch dieses mal ihr Herz wieder wie in ihrer ersten Nacht in der Höhle des Mondsteins.

Die Finsternis verschluckte Saphirauge und sie konnte sich nur noch auf ihre Schnurrhaare und ihren Geruchssinn verlassen. Keuchend schnappte sie nach Luft, die unter dem Gewicht der Felsen abgestanden und stickig war.

Plötzlich wehte Saphirauge ein frischer Wind zu und ihre Schritte beschleunigten sich. Nur noch wenige Schwanzlängen und sie erreichte den Mondstein. Sein Schimmern war nicht annähernd so strahlend wie in der mondbeschienenen Nacht, aber dennoch sonderte der Stein einen geheimnisvollen Schimmer ab, der Saphirauges seidiges Fell zum leuchten brachte.

Bis Mondhoch war es noch einige Zeit und so beschloss die junge Heilerin die Höhle ein wenig zu erkunden.

Sie schritt um den Mondstein und betrachtete ihn von allen Seiten. Von seinem Anblick beeindruckt wanderte ihr Blick zu der Öffnung an der Höhlendecke. Der Himmel war strahlend blau und keine Wolke war zu sehen.

Plötzlich stieß Saphirauge gegen etwas weiches und warmes. Ein Fauchen ertönte und die Kätzin sprang zurück.

Erschrockene blaue Augen starrten in wütend funkelnde goldene.

„Wer bist du?“, fauchte die helle Stimme wieder.

„Saphirauge.“, antwortete die Heilerin des SchattenClans und beugte sich ins Dunkel, um ihr gegenüber komplett zu erkennen. Der Fremdling erhob sich und schritt in das Licht, das durch die Höhlendecke drang.

Saphirauge erkannte die Gestalt einer Katze, einer Kätzin um genau zu sein. Ihr Fell war flauschig und mit schwarzen Tupfen übersäht.

„Wie ist dein Name?“, fragte nun Saphirauge nachdrücklich und betrachtete die fremde Katze eindringlich. Sie trug keinen Geruch von einem der anderen Clans.

„Man nennt mich Eulenfeder.“

„Woher kommst du und was machst du in dem Heiligtum der WaldClans?“, knurrte Saphirauge um die fremde Kätzin einzuschüchtern. Ernüchtert stellte die Heilerin fest, dass diese völlig unbeeindruckt war.

„Ich wollte zum SternenClan sprechen. Außerdem ist dieser Stein bestimmt nicht Eigentum der WaldClans.“

Angriffslustig funkelte Eulenfeder Saphirauge an.

„Das beantwortet aber immer noch nicht meine eigentliche Frage: woher kommst du?“

„Ich bin Mitglied des glorreichen StadtClans.“,verkündete Eulenfeder feierlich. Saphirauge zuckte fragend mit den Ohren.

„Nie gehört.“

Eulenfeder musterte die schwarze Kätzin kurz abschätzend, doch dann hellte ihre Miene sich plötzlich auf.

„Du bist ja schwarz!“, rief die braune Kätzin. Saphirauge war verwirrt.

„Ähm... und weiter?“

„Der SternenClan hat mir in meinen Träumen von einer schwarzen Katze berichtet, deren Fell im Schein des Mondsteins blau leuchtet.“

Die Heilerin ließ sich auf ihre Hinterläufe fallen.

„Und was hat der SternenClan über mich gesagt?“

„Dass eine Katze kommen wird, die ein großes Unheil verhindern wird und unseren Anführer stürzen wird.“

Saphirauge fiel die Kinnlade herunter.

„WAS!?“

Entschuldigend leckte Eulenfeder der schwarzen Kätzin über die Schulter.

„Vielleicht bist du ja auch gar nicht die gesuchte Katze. Warten wir einfach gemeinsam bis Mondhoch und fragen den SternenClan selbst.“

Seufzend gab Saphirauge ihr Einverständnis. Sie hatte es genau gewusst, der SternenClan erwartete großes von ihr.



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