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Geliebter Pirat

Jack x ?
von

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Retter in der Not

Drei lange Tage waren seit ihrer Ankunft in Tortuga vergangen und Ocean wusste schon gar nicht mehr, wie viele Männer ihr Zimmer aufgesucht hatten, nur um sich an ihrem fast schon leblosen Körper zu vergehen. Seit zwei Tagen verweigerte sie die Mahlzeiten, die Scarlett ihr immer wieder brachte und auch wenn die Rothaarige mitfühlende Worte verwendete, die Schwarzhaarige hatte ihr Leben bereits aufgegeben und wartete sehnsüchtig auf ihren Tod, welcher sie aus diesen höllischen Fängen befreien würde. Es gab einfach keinen Lichtblick mehr und so lag Ocean auch den heutigen Tag in ihrem Bett und starrte aus leeren blauen Augen an die Zimmerdecke.
 

Das zaghafte Klopfen an der Zimmertür blieb überhört, denn auch nach diesen drei Tagen hatte Ocean nicht ein Wort gesagt. Nein, warum hätte sie sich mit ihrem Boss unterhalten sollen, welcher sie bisher immer nur verprügelt und gedemütigt hatte? Nur mit Scarlett unterhielt sie sich, wenn man das Aufschreiben von vereinzelten Worten eine Unterhaltung nennen konnte. Die rothaarige Frau bemühte sich um sie, wollte ihr irgendwie helfen, doch im gleichen Moment machte Scarlett ihre Überlegungen zunichte. Tortuga war eine Insel und ohne ein Schiff würde sie nicht fliehen können.
 

Ebenso zaghaft wurde die Tür geöffnet und ihre einzige Bezugsperson betrat ihr Zimmer. "Ich habe einen alten Freund um Hilfe gebeten, weil er mir noch einen Gefallen und Geld schuldet, Ocean" murmelte Scarlett und blieb im Türrahmen stehen, während sie die Schwarzhaarige nochmals in Augenschein nahm. Ihr Freund hatte eigentlich nur seine Vorräte aufstocken wollen, aber durch eine List hatte sie ihn doch überreden können, ihr wenigstens ein wenig zu helfen. Scarlett erließ ihm seine Schulden und dafür sollte er mit der jungen Dame reden. Er war zumindest ein Gentleman und keineswegs wie die anderen Männer, die bereits in dem Bett der jungen Frau gewesen waren.
 

"Du hast eine Stunde" fügte Scarlett leise hinzu und trat wieder auf den Flur, um ihren Gast eintreten zu lassen. Hinter ihm schloss sie die Tür, lehnte sich seufzend an das dünne und auch sehr brüchige Holz und senkte ihren Blick gen Boden. Hoffentlich brachte er Ocean zur Vernunft, denn sonst würde die junge Dame in absehbarer Zeit das Zeitliche segnen. Ihr Boss wurde mit jeden weiteren Tag wütender, hatte ihr heute Morgen sogar die Nase blutig geschlagen und Ocean nochmals auf die brutalste Art und Weise vergewaltigt. Lange würde es die Schwarzhaarige nicht mehr durchstehen und nur deswegen setzte sie nun all ihre Hoffnungen auf diesen einen Mann.
 

Ocean drehte nun doch ihren Kopf, um den alten Freund von Scarlett in Augenschein zu nehmen. Ein Mann, dachte sie sich insgeheim und ließ ihre Augen neugierig über sein Erscheinungsbild schweifen. Er wirkte wesentlich gepflegter als die sonst so stinkenden und schmutzigen Männer, welche ihr Zimmer bisher betreten hatten. Er trug einen alten, dreieckig aussehenden Hut, darunter scheinbar ein ziemlich altes Kopftuch, welches wahrscheinlich einmal einen richtigen Rotton besessen hatte. Sein dunkelbraunes Haar wirkte sehr verfilzt und Ocean fragte sich, wann er sich wohl das letzte Mal die Haare gewaschen hatte, während sie nun neugierig die Perlen in vereinzelten Haarsträhnen betrachtete.
 

Vorsichtig setzte sich Ocean auf, keuchte jedoch ungewollt und kniff ihre Augen zusammen, weil die Unterleibschmerzen weitaus schlimmer waren, wenn sie sitzen musste. Schwere Schritte ließen die junge Dame aufschrecken, ehe sie sich dicht an die Wand setzte und ihre Beine mit ihren Armen umklammerte. Jedoch schien er nichts Böses mit ihr tun zu wollen, setzte sich vorsichtig zu ihr aufs Bett und blickte ihr nun neugierig in die Augen. Er besaß dunkelbraune Augen, wirkten wahrlich neugierig und fragend zugleich, während er nun ein sanftes Lächeln aufsetzte, um ihr Gemüt zu beruhigen. Wollte er denn nicht mit ihr schlafen? Wieso konnte sie seinen Blick nicht deuten und warum schenkte er ihr ein sanftes Lächeln?
 

"Deine Augen spiegeln das weite Meer wieder, Ocean" durchbrach er nach wenigen Sekunden die Stille, nahm nun seinen Hut ab und legte ihn auf die Bettdecke neben sich. Ocean wusste keine Erwiderung, musterte ihn nochmals und ließ nun ihre Augen über seine Kleidung wandern. Er trug braune Stiefel, hatte sie zumindest zuvor sehen können, eine sehr abgetragene gräuliche Hose, die ebenfalls gewaschen oder noch besser verbrannt werden sollte. Ein langer dunkler Mantel bedeckte ein vergilbtes Hemd, welches zu früheren Zeiten vermutlich einmal weiß gewesen war. Er war wirklich schmutzig und er roch auch nach Alkohol, aber trotz dieser Faktoren wirkte er irgendwie freundlich und schien keine bösen Absichten zu hegen.
 

"Es ist eine Schande, ein schönes Gesicht wie deines zu entstellen, Kleines. Dein Boss sollte an seinen Manieren im Umgang mit Frauen arbeiten". Ocean beobachtete jede seiner Mimik und auch seine Gesten ließen darauf schließen, dass er seine Worte ernst meinte. Er war nicht wie die anderen Männer, aber durfte sie ihm vertrauen, obwohl sie in den vergangenen Wochen soviel hatte durchstehen müssen? Vielleicht versuchte er auch nur ihr Vertrauen zu erschleichen, um ihr zu einem späteren Zeitpunkt erheblich größeren Schaden zufügen zu können.
 

"Dürfte ich mich zu dir setzen?" wollte der noch immer Unbekannte wissen und deutete auf den freien Platz neben ihr. Doch statt ihm eine Antwort zu geben, krabbelte sie zu ihrem Nachttisch, um sich ein Blatt Papier und einen Füller zu nehmen. Rasch schrieb sie einige Worte auf, ehe sie ihm das Papier reichte und sich wieder auf ihren Platz setzte, während sie die Zudecke über ihre Beine zog. Nur ein weißes Nachthemd trug sie und vermutlich würde sie diesen dünnen Stoff noch einige Monate tragen müssen, bis sie den nötigen Gehorsam gelernt hatte, jedenfalls waren das die Worte ihres Bosses gewesen.
 

"Wie heißt du und was willst du von mir?" las der Mann vor ihr die Worte auf dem Papier vor, rutschte nun zu ihr, ohne ihre Erlaubnis bekommen zu haben und legte dabei seine Schwertscheide mit einem wirklich alt aussehendem Schwert ab. Ein Revolver folgte ebenfalls und allmählich stieg Panik in Ocean auf, rutschte ein ganzes Stück von dem Fremden weg und faltete ihre Hände ineinander. Vielleicht saß neben ihr ein Sadist, welcher auf solche Spielchen stand. Nein, vielleicht wollte er ihr noch ihre letzte Würde nehmen, aber er sah eigentlich nicht wie ein Berserker aus, oder trügte wohlmöglich nur der Schein?
 

"Hey... Ich werde dir nichts tun. Ich schwöre es dir, so wahr ich Captain Jack Sparrow bin. Ich mag zwar ein Pirat sein, aber es entspricht nicht meiner Natur, unschuldige Frauen zu quälen" stellte er sich vor, versuchte ihre Angst zu vertreiben und rutschte nochmals ein Stück zu ihr, hob ihr Kinn mit seiner rechten Hand an und besah sich ihre Verletzungen.
 

Ihre Nase war ein wenig geschwollen, also schien ihr Boss wirklich kein Benehmen zu besitzen. "Scarlett hat mir von dir erzählt und sie macht sich unheimliche Sorgen um dich, Kleines. Würdest du mir verraten, woher du stammst und warum du hier in Tortuga verkauft wurdest?" wollte Jack wissen, betastete nun ihr rechtes Auge und zog seine Hand zurück, als sie ihren Kopf auf ihre Knie sinken ließ. Gut, sie sprach wirklich nicht mit ihm, aber die Kleine könnte ihm die Antworten aufschreiben. Er wollte verstehen, warum eine junge Frau auf den Tod wartete, denn nur aus diesem Grund hatte er dieser sehr einfältigen Unterhaltung zugestimmt.
 

Jack reichte ihr das Blatt, hielt sie doch noch immer den Füller in ihrer Hand und lächelte die Kleine aufmunternd an. "Du musst dich nicht vor mir fürchten, Ocean. Ich werde dir helfen, sofern es in meiner Macht steht" fügte er beruhigend hinzu und rutschte noch ein Stück zu ihr. Sicher, er war ein Schurke, ein Pirat, aber er würde der Kleinen kein Haar krümmen. Ocean hob ihren Kopf, sah ihn noch einige Sekunden in die Augen, nahm schließlich das Papier entgegen und betrachtete nun sein Kinnbärtchen und die Perlen, die in das Haar eingeflochten worden waren. Auch einen Schnurbart konnte sie durch das spärliche Kerzenlicht erkennen und eigentlich wirkte er wirklich vertrauenswürdig, aber im Hinterkopf dachte sie noch immer, dass er wohlmöglich ein falsches Spiel mit ihr spielen wollte. Ja, er hatte doch zuvor noch zugegeben, dass er ein Pirat war.
 

Einige Worte auf das Papier schreibend, ließ sie ihm schließlich einen Blick riskieren, während sie ihren Kopf erneut senkte. "Ob du mir vertrauen kannst? Diese Entscheidung überlasse ich ganz und gar dir" entgegnete er ihr und mit einem zaghaften Nicken deutete sie an, dass sie ihn verstanden hatte. Nach längerer Überlegung schrieb sie ihre letzten Erinnerungen und Erlebnisse auf, wobei ihr vereinzelte Tränen über ihre Wangen liefen und ihr die Sicht nahmen. Der Captain erhob seine Hand, strich ihr eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn, ehe ihm das Blatt gereicht wurde. Seine braunen Augen huschten über den langen und auch ausführlichen Text und nun wurde ihm bewusst, warum die Kleine solche Angst vor ihm zu haben schien.
 

"Ah... Du wurdest entführt und über Wochen wie Vieh eingesperrt. Bei solchen Ereignissen würde ich wahrscheinlich auch meinen Namen und meine Herkunft vergessen" erwiderte er auf ihren Text hin und las sich anschließend noch die letzten Zeilen noch einmal durch. Ihre Entführer, vermutlich waren es Schmuggler gewesen, hatten die Kleine für das passende Geld hier in Tortuga verkauft. Nun schien sie erst die wahre Hölle zu erleben, denn Ocean schlief nicht aus freien Stücken mit den Halunken, welche ihr Zimmer stündlich betraten. Durch ihr Schweigen, denn offensichtlich konnte Ocean sprechen, hatte sie jedoch den Zorn ihres brutalen Bosses auf sich gelenkt und nun wurde sie auch noch täglich geschlagen und gedemütigt. Ja, er konnte ihre Verschwiegenheit nachvollziehen.
 

Stille breitete sich in dem Zimmer aus und Jack überlegte, wie er nun eigentlich helfen konnte. Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, um ihr aus dieser aussichtslosen Situation zu helfen und da er seine Schuld bei Scarlett begleichen musste, rutschte er zum Rand des Bettes und legte seine Waffen an. Ocean betrachtete den Mann, während sie sich die Tränen von den Wangen wischte und krabbelte nun ebenfalls zur Bettkante. Ihre Hände in seinen Mantel verkrallend, sah sie ihm in die Augen, als er einen Blick über seine Schulter warf. Wenn er nun ging und Ocean alleine ließ, würde der nächste Mann schon sehr bald kommen und sich an ihren Körper vergehen.
 

"Wünscht du dir deine Freiheit zurück, Kleines?" fragte er lächelnd, bemerkte ihr aufrichtiges Nicken und entfernte sanft ihre Hand aus seinen Mantel. "Wenn du bereit bist, unter meinen Kommando mit mir zu segeln, nehme ich dich mit. Kleide dich ein und warte auf mich, klar soweit? Ach... Falls doch ein Schurke durch diese Tür kommen sollte...". Er gab ihr sein Schwert, um sich wenigstens im Notfall verteidigen zu können. "Kämpfe um dein Leben und habe kein Mitleid" beendete er seinen Satz, erhob sich und lief zur Tür. Er warf ihr nochmals einen Schulterblick zu, schmunzelte bei ihren Anblick, wie sie sein Schwert musterte und es unsicher in der Hand hielt.
 

Immer noch schmunzelnd verließ er ihr Zimmer, lief den Flur entlang, die Stufen hinab und sah durch den wahrlich überfüllten Raum, ehe er Scarlett an der Bar erblickte. Eigentlich wäre er nie auf ihren Vorschlag eingegangen, aber Scarlett hatte ihn so sehr angefleht, eigentlich untypisch für sie, weswegen er doch sehr neugierig geworden war. Mit langsamen Schritten ging er auf die rothaarige Frau zu, erklärte ihr in wenigen Worten, wie er der Kleinen helfen würde und bat Scarlett um ihre Mithilfe. Er brauchte noch Proviant und genügend Rum für seine Reise, weswegen er sie um die Besorgungen bat. Anschließend sollte sie seinen Proviant zu seinem Segelboot bringen und seine baldige Abreise vorbereiten.
 

"Jack, dir bleibt nicht viel Zeit, also beeil dich. Versprich mir, dass du auf Ocean achten wirst". Jack nickte der Rothaarigen seufzend zu, wendete sich um und suchte nach den Räumlichkeiten des Bosses. Sicherlich könne er Hinweise auf die Identität der Kleinen finden, denn er wollte wissen, wie Ocean eigentlich hieß und aus welcher Stadt sie stammte. Vielleicht, wenn er ihren richtigen Namen in Erfahrungen bringen konnte, könne sich Ocean an ihr früheres Leben und ihre Familie erinnern. Wie alt war die Kleine eigentlich? Ocean sah noch sehr jung aus, vielleicht gerade ihr 20. Lebensjahr erreicht. Ein so junges Ding verdiente ein weitaus besseres Leben, jedenfalls seiner Meinung nach.
 

Ocean hatte sich bereits eines der Kleider angezogen, konnte jedoch die Schnüre an ihren Rücken nicht zubinden, weswegen sie ihr Kleid festhalten musste und nun wartend auf dem Bett saß. Wohin wohl dieser Jack gegangen war? Würde er sein Wort halten und sie mitnehmen? Ocean wusste es nicht, hielt unsicher das Schwert in ihrer rechten Hand und blickte zur Tür, welche sich jeden Augenblick öffnen könnte. Hoffentlich musste sie dieses Schwert nicht benutzen, hatte sie doch keinerlei Erfahrung im Umgang einer Waffe, jedoch würde sie im Falle des Falles kein Mitleid empfinden, denn mit ihr hatte auch kein Kerl Mitleid gehabt.
 

Unerwartet öffnete sich die Tür und ihr Boss betrat das Zimmer. In einer raschen Bewegung hatte Ocean das Schwert hinter ihren Rücken versteckt, blickte ihrem schlimmsten Albtraum verächtlich in die Augen und wartete auf den richtigen Augenblick. Der bärtige, nach Alkohol und Qualm stinkende, Kerl trat näher, wollte gerade seine Hände grob um ihren Hals legen, um ihr die nächste Lektion zu erteilen, als Ocean das Schwert vorschnellen ließ und es ihm an die Kehle hielt. Tausend Tode waren noch ungenügend in ihren Augen, denn er hatte ihr ihre Würde genommen, hatte sie täglich verprügelt und ihren Körper beschmutzt. Jeden einzelnen Knochen wollte sie ihm am liebsten brechen, doch im nächsten Moment umfasste er das Schwert mit seiner bloßen Hand und entriss es ihr.
 

"Netter Versuch" grinste er, drückte Ocean gewaltsam in die Matratze zurück und setzte sich auf ihr Becken. Seine schmierigen Hände legten sich um ihren Hals, begannen die junge Frau zu würgen, während er sich mit einem hinterhältigen Lächeln zu ihr hinab beugte. "Du dreckiges Miststück... Du wirst dir wünschen zu sterben, wenn ich mit dir fertig bin" hauchte er ihr zu, wollte grob ihre Lippen in Besitz nehmen und die Kleine erneut demütigen, als ihn ein verdächtiges Klicken von seinem Vorhaben abhielt und er im nächsten Moment etwas an seiner Schläfe spürte.
 

"Ich, an deiner Stelle, würde den Mund nicht zu voll nehmen und nun nimm deine Griffel von ihr". Ocean öffnete ihre blauen Augen, die sie zuvor aus Angst geschlossen hatte und erblickte Jack, welcher seinen Revolver an die Schläfe ihres Bosses hielt. Warum betätigte er nicht den Abzug? Hatte er nicht selbst behauptet, Mitleid dürfe sie nicht empfinden? Ocean keuchte, hustete einige Male, als der Mann von ihr runter stieg, krabbelte vom Bett und ergriff das Schwert, welches der Kerl zu Boden geworfen hatte. Unsicher blickte sie immer wieder auf das Schwert in ihrer Hand, dann wieder zum Bärtigen und wieder zurück.
 

Jack bemerkte sehr wohl ihre Unsicherheit, legte seine Hand auf die ihre und blickte ihr flüchtig in die Augen. "Überlass ihn mir, Ocean. Dreh dich um und halte dir die Ohren zu" murmelte er, nahm ihr nun vorsichtig das Schwert aus der Hand und richtete die Klinge auf den Kerl, welcher bereits um sein Leben jammerte. Die Schwarzhaarige drehte sich um, erhob ihre Hände und hielt sich die Ohren zu. Wollte der Captain ihr etwa derartige Anblicke ersparen, obwohl sie schon einige Menschen hatte sterben sehen?
 

"Noch einen letzten Wunsch, guter Mann?" wollte Jack in Erfahrung bringen, richtete sein Schwert auf das Herz des Mannes und sah überheblich zu ihm hinab. Für diese Taten gab es keine Vergebung und auch wenn Jack wusste, dass viele Piraten unzählige Frauen gewaltsam unterwarfen, war er selbst dennoch ein Gentleman unter ihnen. Er wollte dieses Vergehen nicht verstehen, würde dieses Vergehen niemals akzeptieren und blieb seinem eigenen Image treu. Genau, dachte er sich amüsiert grinsend, war er zwar ein Schurke und nahm sich, was er kriegen konnte, aber niemals den Körper einer unschuldigen Frau.
 

"Bitte, verschone mich... Ich...". "Abgelehnt" zischte Jack ungehalten, rammte ihm das Schwert in die Brust und hörte den gequälten Lauten zu, die er noch einige Sekunden von sich gab, ehe er leblos zur Seite kippte und leblos auf dem Bett liegen blieb. Angewidert zog er sein Schwert aus dessen Brust, wischte es mit dem Betttuch ab und steckte es in die Scheide zurück. Erst jetzt wendete er sich Ocean zu, welche sich brav ihre Ohren zuhielt und dabei den hölzernen Boden unter ihren Füßen musterte.
 

Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Schulter, bemerkte nun auch, dass ihr Kleid offen war und schnürte ihr die Schnüre zu. Blaue Augen sahen zu ihm auf, während zierliche Hände von ihren Ohren genommen wurden und Ocean nun doch einen Blick über ihre Schulter riskierte, jedoch im nächsten Moment erschrak und wieder zu Jack aufsah. Ohne Skrupel hatte er den Mann umgebracht, der ihr drei lange Tage endloses Leid zugefügt hatte. Warum?
 

"Willst du immer noch mit mir kommen?" fragte er leise, spürte plötzlich ihren Kopf auf seiner linken Schulter und bemerkte ihr aufrichtiges Nicken. Vorsichtig ergriff sie seine linke Hand, zeichnete mit ihrem Zeigefinger einige Buchstaben auf seine Handinnenfläche und legte ein minimales Lächeln auf. "Tortuga ist und wird für immer die Hölle für mich sein. Nimm mich mit, Jack" murmelte er leise für sich, schenkte ihr nun ebenfalls ein sanftes Lächeln und strich ihr leicht über die Schulter. Gut, würde er eben in nächster Zeit ein wenig Gesellschaft genießen und vielleicht, wenn Ocean ihm mehr vertraute, würde er ihre Stimme hören dürfen.
 

"Na dann, Kleines... Folge mir und begleite mich über das weite Meer" lächelte er, verbeugte sich vor ihr und hörte im nächsten Moment, wie sie leise kicherte. Eigentlich hätte er noch etwas gesagt, aber immerhin konnte die Kleine lächeln und verspürte wohl auch keine Angst mehr vor ihm. Noch immer lächelnd und dabei seine Goldzähne präsentierend, setzte er sich seinen Hut auf, welchen er zuvor bei ihr hatte liegen lassen und lief gemächlich, jedoch leicht schwankend, zur Zimmertür.
 

Ocean stellte sich schon sein Schiff vor, denn er war Captain, hatte er jedenfalls behauptet und besaß sicherlich auch sehr viele Gefolgsleute. Ob seine Crew nett war? Die Schwarzhaarige wusste es nicht und würde sich wohl in wenigen Minuten ihr eigenes Bild machen dürfen. Noch immer lächelnd folgte sie ihm aus dem Zimmer, den Flur entlang und stieg die Stufen hinab. Bald würde Ocean diese grausame Insel hinter sich lassen können und obwohl sie nicht wusste, wohin er mit ihr segeln würde, würde sie ihm ihr Vertrauen schenken, denn jeder Ort war wohl weitaus schöner, oder etwa nicht?
 

Nach weiteren Schritten verließ Ocean mit Jack den Pub und liefen zusammen zum Hafen, welcher nicht weit entfernt zu sein schien. "Scarlett..." rief Jack plötzlich und beschleunigte seine Schritte, um die Besorgungen in Augenschein zu nehmen. Ocean war nun doch ein wenig irritiert, nahm das Segelboot in Augenschein und sah sich suchend um. War Jack etwa mit dem kleinen Boot unterwegs? Wo war denn seine Crew, welche ein Captain haben sollte? "Ocean, ich habe dir Kleider, Schuhe und andere nützliche Dinge in den Koffer gelegt. Sei vorsichtig und nimm dich vor Jack in Acht. Er ist ein Pirat, ein Taugenichts und besitzt nicht den nötigen Anstand" erklärte die Rothaarige und deutete auf den Koffer, welchen sie ihr nun reichte. Jack murmelte derzeit etwas Unverständliches vor sich her, stieg ins Boot und hielt der Kleinen seine Hand hin, um ihr ins Segelboot zu helfen.
 

Ocean nickte Scarlett grinsend zu, ließ sich von Jack ins Segelboot helfen und verstaute den Koffer neben den Proviant. Jack öffnete derweil den Knoten des Seiles, setzte die Segel und blickte rasch auf seinen Kompass, um den Kurs zu ermitteln. "Scarlett, ich ernenne dich feierlich zum neuen Boss. Ich überlasse dir die Geschäfte, also mach das Beste draus, klar soweit?" grinste er die Rothaarige an, steckte seinen Kompass wieder ein und stieß mit seinen rechten Fuß gegen den Steg, um sein Segelboot in Bewegung zu setzen.
 

Die Augen von Scarlett weiteten sich, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und wütend in die Nacht hinein fluchte. Ocean winkte der Rothaarigen noch zu, wünschte ihr insgeheim viel Glück und Erfolg, ehe sie sich wieder Jack zuwendete, welcher sich neben ihr auf den freien Platz setzte und zu den Sternen aufsah. "Auf in die Freiheit, Kleines" lächelte er, erwiderte nun ihren sehr neugierigen Blick und spürte, wie sie erneut einige Buchstaben auf seine Handinnenfläche zeichnete.
 

"Ich danke dir, Jack" dachte er sich insgeheim ihre Worte, schüttelte seinen Kopf und blickte erneut zu den Sternen auf. "Eine Hand wäscht die andere, Kleines. Ich schuldete Scarlett noch einen Gefallen, mehr aber auch nicht" erwiderte er ihr, bemerkte nicht ihren traurigen Ausdruck in ihren Augen und richtete sein Augenmerk gen Horizont. Ja, er wusste noch keinen Kurs, weil er nicht wusste, wohin er sollte. Nun, es eilte nicht, also würde er sich alle Zeit der Welt nehmen und sich vorerst um die junge Frau neben sich kümmern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2014-09-11T16:03:44+00:00 11.09.2014 18:03
Hallo (◕‿◕✿)

Ich finde du hast Jack richtig gut getroffen. Seine Aussagen und wie er gehandelt hat, da hat man richtig den Film-Jack vor Augen (hab leider nur den ersten Teil geschaut). Ich fand es auch gut, mit welcher Motivation du ihn hast agieren lassen und wie er sich das mit Ocean erst mal angeschaut hat und ihr dann tatsächlich helfen wollte, aber immer betotn, das er ein Schurke ist.

*schmunzelt* das mit dem Bootschen auf dem sie geflohen sind, passt auch *ggg* ich freu mich, das Ocean jetzt gerettet ist. Und ich bin neugierig, ob Jack etwas zur Herkunft von ihr gefunden hat. Außerdem war es Rücksichtsvoll, das sie den Tod ihres Bosses nicht mit ansehen musste.

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  jyorie
11.09.2014 18:04
Re. hm stimmt, von diesem Blickwinkel hab ich das noch nicht gesehen. Ich hab mir nur gedacht, oh weh, wie schreibt man da ein Kommi, nachdem der Hauptfigur so etwas wiederfahren ist. „alles schön, alles gut, alles toll“ passt da ja nicht *blush*
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
11.09.2014 22:48
Hab ich? Schön, dass ich ihn derart gut darstellen konnte :) Freut mich jedenfalls sehr, dass zu lesen.
Ja, stimmt, was man zu so einen Anfang schreiben kann, ist echt schwer. Super toll passt da wirklich nicht hinein xD
Tja, nun beginnt die Reise, wenn auch nur im kleinen Boot. Endlich weg von diesen Halunken. Ist bestimmt total grausam, wenn man zu solchen Sachen regelrecht gezwungen wird. Kann mich da so schlecht hinein fühlen, aber ich hoffe einfach, dass ich es halbwegs verständlich darstellen konnte.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-11-29T17:56:07+00:00 29.11.2010 18:56
tolles kapi freue mich auf´s nächstes^^.gut das der swein tod ist fride feude eierkuchen^^.viel glück mit jack.


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