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Takerus Pakt

von

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Sterben

Erstmal muss ich mich entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, bis ich diese Story weiter geschrieben hab. Eigentlich wollte ich sie vor der LBM abschließen, aber dann war mir nicht danach, noch etwas "hartes" zu schreiben, die Nachrichten hatten mir gereicht.

Dafür habe ich jetzt gleich drei Teile für euch und beende die Geschichte hiermit.

Niemand hier gehört mir, leider. Und wenn ich damit Geld verdienen würde, würde ich mir vermutlich auch nicht viel mehr leisten können, als ich es kann, von daher schreibe ich gleich für umsonst!
 

Sterben
 


 

Lange musste er nicht warten. Nachdem die Tür hinter Yuji ins Schloss gefallen war, hatte die Zeit gerade gereicht, dass Takeru sich eine Zigarette anzünden konnte.
 

"Mistkerl!" Der Dämon saß ihm wie aus dem Nichts gegenüber. Es war soweit. Ab jetzt würde er seine Rolle spielen müssen, besser, als er je eine Rolle gespielt hatte. Es hingen buchstäblich Leben an seiner Schauspielkunst.
 

"Sagst du! Ausgerechnet du, du widerwärtiger MÖRDER!" Diese Worte fielen ihm nicht schwer, sie waren keine Lüge.
 

"Was hast du mit mir gemacht," fauchte der Dämon und plötzlich lag seine Hand um Takerus Hals, wie sie vorher um Shinpeis gelegen hatte. Er konnte den Dämon spüren. Ihm konnte der Dämon Gewalt antun. Takeru zitterte vor Angst.
 

"Gar nichts! Das war Shinpei! Er hat... keine Ahnung, er kann irgendwas!" Nicht verraten, er durfte sich nicht verraten.
 

"Und du weißt nicht, was das ist?"
 

"Nein! Lass mich los, bitte!"

Der Dämon ließ von seinem Hals ab.
 

"Was ist passiert, nachdem ich weg musste? Wag es nicht, mich anzulügen. Für jede deiner Lügen wird einer deiner Freunde sterben. Zuerst dieser kleine Hexer. Dann Masato. Yuji. Chiyu. Dann die anderen. Einer nach dem anderen." Er glaubte ihm jedes Wort. Dieser Kerl machte keine leeren Drohungen. Takeru schluckte. Er musste lügen. Lügen und wenn es nicht klappte, damit seine Freunde töten.
 

"Ich weiß nicht, was er getan hat. Aber Shinpei wusste, was du bist. Er... er wollte zur Polizei. Im Gefängnis könnte ich niemanden mehr töten, meinte er. Und ich..." er schluckte. "Ich hab ihn die Treppen hinterunter gestoßen."
 

"Du hast was?" Der Dämon lachte und nahm Takeru die Zigarette aus den Fingern.
 

"Ich hab ich den Treppe runter geworfen!" Er sprang auf. "Wegen dir habe ich einen meiner besten Freunde schwer verletzt!"
 

"Schwer verletzt, ja?"
 

"Er liegt im Krankenhaus und ist nicht bei Bewußtsein! Und das ist meine Schuld!"
 

"Oh ja, das ist es." Eine Hand des Dämons streckte sich nach Takeru aus. "Kleiner Todesengel. Kein Schmetterling." Die Hand strich über Takerus Brust. "Eine Motte, ein Nachtfalter, der den Tod bringt. Das bist du."
 

"Wenn du nicht wärest, hätte ich das nie tun müssen!"
 

"Ohne mich bist du ein Nichts. Komm, bringen wir es zum Ende."
 

"Was?" Takeru schluckte. Das sah der Plan nicht vor.
 

"Bringen wir Shinpei um. Wo liegt er?"
 

"Nein!" Er schüttelte den Kopf und versuchte, der Umarmung des Dämons zu entgehen.
 

"Und wenn er wach wird? Dann wird er reden, meinst du nicht? Du und ich, wir beide werden heute Nacht die letzten Herzen holen. Shinpeis als Erstes. Er hat es verdient. War es nicht geil, ihn die Treppe runter zu stoßen? Hat es dir keine Macht gegeben?"
 

"Nein! Nein!" Takeru schüttelte den Kopf immer wilder. Wenn der Dämon seine Wohnung verließ, würde er auf die anderen treffen, die im Flur warteten. Und den Bannkreis verlassen. "Ich kann nicht mehr! Bitte, lass mich einfach schlafen. Yuji ist gerade erst weg, ich war seit gestern abend nicht eine Sekunde allein, ich muss nachdenken, bitte!"
 

"Nachdenken? Darüber, wen du zuerst töten willst? Stell dir ihre Gesichter vor, wenn sie sehen, wer der Killer ist. Wenn sie dein süßes Gesicht sehen und erkennen, dass dahinter ein kaltblütiger Mörder steckt. Denn das bist du, und rede dir nichts anderes ein, Takeru. Du bist ein..."

Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Yuji. Wie abgesprochen klopfte er, nachdem Takeru ihn nicht alle fünf Minuten auf den Handy angerufen hatte.
 

"Takeru? Bitte, mach auf, ich bin es, Yuji."
 

"Ich muss öffnen," flüsterte Takeru. "Bitte geh."
 

"Ich weiß, dass du nicht weg gegangen bist, mach schon auf. Ich... will nicht allein sein."
 

"Dann braucht er das auch nicht," grinste der Dämon. "Planänderung."
 

"Nein, bitte!" Doch schon überkam wieder die eisige Kälte Takeru. Der Plan ging auf, doch er musste kämpfen. Dieses Mal durfte er nicht den Überblick verlieren. Er konnte zwar nichts mehr tun, war handlungsunfähig, aber er wollte dabei sein, wollte sehen und hören, was passierte.

Sein Körper öffnete Yuji die Tür.
 

"Ich war im Bad," sagte seine Stimme.
 

"Ach so." Yuji sah ihm fest in die Augen. Ob er sehen konnte, dass nicht Takeru ihm entgegen sah? Etwas brach in Yujis Augen. Er musste es nicht sehen, er musste nur hören, dass Takeru ihm nicht die abgesprochenen Worte sagte.
 

"Takeru, kann ich bei dir schlafen heute? Ich weiß, ich war gestern schon hier, aber... bitte."
 

"Ja." Nicken. Takeru merkte, wie sich sein Geist zurückzog und in Nebeln unterging. Er gab nicht auf, versuchte krampfhaft, wieder an die Oberfläche zu gelangen und siegte für den Moment.
 

"Danke." Yuji ließ seinen Kopf sinken und ging dann auf den kleinen Beistelltisch neben dem Sofa zu. Dorthin, wo der Gin und das Gift standen. "Ich brauch noch einen Drink."
 

"Gern," stimmte der Dämon zu und setzte sich wieder. "Kommst du zu mir? Shinpei so zu sehen..." Hätte er gekonnt, Takeru hätte sich vor Ekel übergeben. Der Dämon log ohne mit der Wimper zu zucken. Aber dafür spielte er ihnen zu, indem er sich von allein wieder setzte.
 

"Gleich." Takeru hörte, wie Yuji ein Glas einschenkte. Sehen konnte er es nicht, da der Dämon es vorzog, sich eine weitere Zigarette anzuzünden. Aber auch das war gut so. So schaute er nicht zu Yuji. Er hörte, wie etwas zu Boden fiel.
 

"Yuji?" Der Dämon drehte sich um. Bitte, flehte Takeru stumm, bitte tue ihm nichts.
 

"Mir ist der Deckel runter gefallen," erklärte Yuji und tauchte wieder auf. "Du weißt doch, ich muss Flaschen immer schließen, sonst dreh ich am Rad." Dann hatte es geklappt. Das fünfte Amulett war in Position gebracht und Yujis Worte hatten den Bannkreis in Kraft gesetzt.
 

"Hm," machte der Dämon und nahm das Glas an, das Yuji ihm zuschob. Er trank nicht.

Um Takeru tauchte wieder der Nebel auf und die Welt begann, vor seinen Augen zu verschwimmen. Nur noch ein paar Minuten, bat Takeru stumm und drängte die Nebel zurück.
 

Yuji setzte sich auf das Sofa, sein eigenes Glas in der Hand.
 

"Dann trinken wir darauf, dass Shinpei wieder auf die Beine kommt," sagte Yuji, stieß sein Glas an das andere und trank. Einen Moment, der Takeru endlos erscheinen wollte, tat der Dämon nichts. Dann nickte er und folgte Yujis Beispiel, das Glas in einem Zug zu leeren.

Takeru konnte den Gin in seiner Kehle schmecken. Er war widerlich, brannte und schmeckte keinen Deut anders, als der, den er vor wenigen Minuten getrunken hatte. Entweder, Yuji hatte das Gift getrunken, oder es war wirklich so neutral, wie Shinpei gesagt hatte.

Dann spürte er, wie sich seine Brust verkrampfte. Yuji sprang auf.
 

"Kommt rein," rief er, als auch schon die Tür aufflog und Shinpei mit Chiyu und Masato hereinstürmte.
 

"Was ist hier..." Der Dämon griff sich an die Brust. Takeru blieb die Luft weg. "Du!"
 

"Ja." Shinpei machte eine seltsame Handbewegung und sprach ein paar unverständliche Worte, dann waren die Luftnot und der Brustschmerz vorbei. Plötzlich sah Takeru die Szene von außen. Sein Körper stand vor ihm. Zusammenhanglos bemerkte er, dass seine Haare im Nacken nicht richtig gefärbt waren.
 

"Ihr tötet... euren Sänger... Idioten. Denkt ihr, ich würde daran sterben?"
 

"Ehrlich gesagt ja." Shinpei nickte. "Versuch doch zu fliehen."

Der Dämon wollte aufstehen, sackte aber auf den Boden. In den Gesicht, dass eigentlich Takerus war, breitete sich Erstaunen und Angst aus.
 

"Ihr... werdet..."
 

"Nicht werden wir, du Dreckskerl!" Yuji spuckte ihm die Worte fast in das Gesicht. Im selben Moment wechselte Takerus Blickwinkel. Er war nun über den anderen, schwebte unter der Decke. Sein Körper lag zwischen ihnen am Boden, die leeren Augen nach oben gerichtet, als wollte er Takeru selbst ansehen.
 

"Takeru?" Yuji packte den Körper.

Ich bin hier oben, wollte Takeru sagen, aber seine Lippen waren verstummt. Er sah, wie Chiyu nach seinem Handgelenk griff, nach dem Puls fühlte.
 

"Er atmet nicht mehr!" Yujis Stimme war voller Angst. Takeru wollte ihm sagen, dass alles gut war. Dass er sicher war. Hinter sich spürte er Wärme und einen Sog zu dieser Wärme hin.
 

"Kein Puls," verkündete Chiyu. "Shinpei?"
 

"Wartet noch ein paar Sekunden." Der Drummer war ruhiger als die anderen drei. Er hatte Recht, dachte Takeru. Es war nicht schlimm. Sie sollten ruhig noch warten. Diese Wärme war angenehm. Sie fühlte sich gut an seinem Rücken an, so beruhigend. Als könne er wieder glücklich werden.
 

"Jetzt!" Auf Shinpeis Befehl hin begann Chiyu, auf dem Brustkorb von dem, was einmal sein Körper gewesen war, zu drücken. Yujis Lippen senkten sich auf seinen Mund. Was tat er da? Yujis Lippen... Takeru hatte das Gefühl, dass es wichtig war, aber er konnte nicht fassen, was es war. Ihm entglitt alles. Die Wärme, das Glück, dass sie versprach, das war wichtig. Dort würde er wieder lachen können. Wie früher, bevor das alles passiert war. Was eigentlich? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Dann war es wohl egal, was passiert war.

Unter ihm lagen immer noch Yujis Lippen auf denen seines Körpers. Er wollte ihm zurufen, dass er es lassen sollte, dass hier, wo er nun war, alles gut werden würde. Yujis Lippen.

Die Wärme versprach Glück. Zufriedenheit. Wieder lachen können. Yujis Lippen auf seinen.

Das war es! Darum sollte er bleiben, Yujis Lippen waren der Grund. Er erinnerte sich, dass sie ihn noch anders berührt hatten, als sie es jetzt taten. Liebevoller. Zärtlich. Verliebt.

Aber der Sog, das Versprechen, über ihm war verlockend. Er wusste nicht mehr, wer er war und was er früher getan hatte. Er wusste nur, dort unten, in seinem Körper, wartete Leid auf ihn. Schuld. Angst.

Und Yujis Lippen. Yujis Liebe. Seine Freunde. Sie verblassten vor seinen Augen.
 

"Verdammt, Keru, mach keinen Scheiß! Komm zurück, hörst du!" Yuji war außer Atem, Tränen liefen über seine Augen. "Bleib bei mir! Bei uns, verdammt noch mal!" Takeru hörte ihn wie durch Wolken.

Leid.

Schmerz.

Angst.

Wärme.

Ruhe.

Glück.

Yuji.

Shinpei.

Masato.

Chiyu.

All die anderen, deren Namen er vergessen hatte.

Musik.

Ohne, dass er hätte sagen können, was sich verändert hatte, spürte er Yujis Lippen auf seinen, wie sie heiße Luft in seine Lungen bliesen. Chiyus Hände, die hart auf seinen Brustkorb drückten.

Hart stieß er die Luft, die Yuji ihm gab, wieder aus.
 

"Takeru!"
 

"Warte!" Shinpei zog Yuji von ihm weg, drückte mit der anderen Hand Chiyu fort.

Sekundenlang atmete Takeru nur. Die Luft füllte seine Lungen wieder selbstständig. Sein Herz klopfte so hart und laut, dass er es hören konnte. Sein Körper prickelte. Langsam hob er die Hand, dorthin, wo die Wärme ihn hatte hinziehen wollen. Das Licht dort oben kam nun nur noch von einer Lampe.

Es war wieder da. Alles. Er erinnerte sich, wie er als Kind in die Schule gekommen war. Wie er sich das Knie aufgeschlagen hatte, als er von Rad gefallen war. Wie seine Mutter ihn in die Arme schloss. Wie er das erste Mal auf einer Bühne stand und ausgelacht wurde. Wie er Yuji, Masato, Mitsuru und Shouta kennengelernt hatte. Wie sie das erste Mal zusammen Musik gemacht hatten. Wie Chiyu zu ihnen gekommen war und es gepasst hatte. Wie sie den Vertrag mit der PS Company unterschieben hatten. Wie Mitsuru gegangen war. Wie er gemerkt hatte, dass Yuji mehr für ihn war. Wie Shinpei zu ihnen gekommen war. Wie sie Major geworden waren.

Wie er Menschen getötet hatte.

Er begann zu weinen. Das war nicht fair! Warum erinnerte er sich daran? Warum war es nicht gelöscht worden? Wie sollte er wieder er selbst sein, wenn dieses Wissen in ihm war?
 

Arme legten sich um ihn und eine weitere Erinnerung kam zurück. Yuji. Yuji, der ihn küsste.

Erinnerung und Gegenwart wurden eins, als Yuji seine Lippen nun zärtlich auf seine legte.
 

"Keru, ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich."
 

"Ich dich auch." Er vergrub sein Gesicht an Yujis Hals und ließ sich halten. Andere Arme schlangen sich um sie. Sein Rücken wurde nass, jemand weinte.
 

"Ist es vorbei? Shinpei, ist es vorbei?" Er brachte die Worte nur leise heraus.
 

"Er ist fort. Für immer," versprach Shinpei und drückte sich zu ihnen.
 

"Für immer," flüsterte Takeru.
 

TBC



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