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Takerus Pakt

von

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Tabula Rasa

Mir gehört niemand hier, ich verdiene nichts hiermit. Und nun viel Spaß damit! Bitte Anmerkung am Schluss lesen, danke!
 

Tabula Rasa
 

Er war müde, so unendlich müde. Takeru schmeckte kaum das Essen, dass Chiyu ihnen bestellt hatte, und das er mühsam hinunter würgte. Vor nicht mal einer Stunde war er gestorben und wieder zum Leben erwacht. Weil Yuji hier war, weil sie alle hier waren. Obwohl es dort viel angenehmer gewesen wäre, zumindest hatte es sich gut angefühlt.
 

"Keru-chan?" Shinpei sah ihn fragend an.
 

"Es geht. Es ist doch vorbei, oder nicht?"
 

"Es ist vorbei," bestätigte Shinpei. "Das Mal in deiner Aura ist weg. Der Berginer ist tot. Du lebst."
 

"Ich weiß." Er legte seine Stäbchen zur Seite und kuschelte sich an Yuji. Dafür lohnte es sich doch weiter zu machen? Weiter zu leben? Weitermachen traf es besser. Obwohl sein Körper noch immer prickelte und er das Gefühl hatte, das Leben in jeder Zelle spüren zu können fühlte er sich leer.
 

"Und nun?" Masato sprach aus, was er dachte. Wie sollte es weiter gehen? Takeru kuschelte sich fester an Yuji.
 

"Ich denke, wir bleiben heute Nacht alle hier, oder?" Chiyu schaute in die Runde. "Ich glaub nicht, dass ich heute allein sein will."
 

"Gern." Takeru nickte. "Und morgen? Und übermorgen?"
 

"Was soll dann sein?" Yuji streichelte ihm druch die Haare. "Es ist vorbei."
 

"Aber ich weiß es noch. Ich weiß, was ich getan habe." Wieder stiegen die Tränen in Takerus Augen. Er war noch immer ein Mörder, auch, wenn er es nicht gewollt hatte.
 

"Das warst nicht du," erinnere Masato ihn sanft.
 

"Genau. Du könntest das gar nicht." Yuji wollte ihn küssen, aber er drehte sich weg.
 

"Ich habe mich auf den Pakt eingelassen, es waren meine Hände, die das getan haben. Meine Fingerabdrücke sind an den Tatorten. Irgendwann werden sie mich finden und ins Gefängnis stecken." Er wusste nicht, ob er den Tag fürchten sollte, an dem er verhaftet wurde, oder ob er ihn sich herbei sehnte. Vielleicht wäre es besser, wenn er einfach zur Polizei ging.
 

"Wie sollten sie auf dich kommen?" Shinpei schenkte ihnen allen die Gläser nach. Sollte er noch mehr trinken? Takeru war sich sicher, in den letzten drei Tagen mehr getrunken zu haben als sonst in drei Monaten. "Du hast doch nie Fingerabdrücke abgegeben, oder?"
 

"Nein, aber wenn ich es mal machen muss, für einen Pass oder so, haben sie sie und dann bin ich dran." Er nahm das Glas in die Hand. "Shinpei, hast du noch was von dem Tee von gestern? Ich denke nicht, dass ich sonst schlafen kann."
 

"Sorry, der ist alle. Aber mach dir keine Sorgen, sie werden dich nicht finden."
 

"Ich wünschte, das wäre alles nie passiert! Ich kann nicht mehr, versteht ihr?" Hilflos hob er die Schultern. "Ich kann nicht mehr weitermachen."
 

"Womit? Mach keinen Scheiß, Keru!" Yuji hatte Angst um ihn, dass sah er. Nicht ganz unbegründet, wie er zugeben musste. Die Wärme war verlockend gewesen. Aber Yujis Lippen hatten ihn daran erinnert, was er hier gerade erst bekommen hatte und was er nicht wieder hergeben wollte.
 

"Nicht so." Er zögerte, während er noch Yujis Hand griff. "Leben werde ich weiter. Irgendwie. Aber ich denke, ich kann nicht mehr Takeru von Sug sein."
 

"Wer denn sonst? Du bist unser Sänger, unser Sonnenschein." Masato verstand nicht.
 

"Ich höre auf. Ich kann nicht mehr. Wie soll ich weiter auf der Bühne stehen und fröhlich sein, wenn... das alles... passiert ist? Entweder, ihr macht ohne mich weiter oder wir hören ganz auf."
 

"Kein Sug mehr?" Chiyu schluckte. "Aber Sug sind alles, was wir haben. Und sind."
 

"Ich kann nicht mehr für positive Musik stehen. Wie denn? Ich will nur noch weinen." Und genau das tat er. Er drückte sich an Yuji, versuchte, sich zu verstecken. Yuji nahm ihn fest in die Arme.
 

"Sug sind dein Traum, oder nicht? Willst du dir das nehmen lassen?"
 

"Yuji, ich kann das nicht mehr machen. Alles, was ich will, ist mich betrinken, bis ich vergesse, was passiert ist und mich irgendwo verstecken."
 

"Keine Band mehr?" Masato seufzte schwer. "Dann muss ich wohl doch Mechaniker werden."
 

"Ihr könnt doch weitermachen," schniefte Takeru. Wenn er nur daran dachte, jemals wieder auf einer Bühne zu singen, hin und her zu laufen, die Fans anzustrahlen, wurde ihm schlecht. Es wäre nur noch eine Lüge.
 

"Nein." Yuji schüttelte den Kopf. "Ohne dich spiele ich in keiner Band. Du bist unser Sänger und niemand sonst."
 

"Ihr könntet..."

Yujis Hand auf seinem Mund unterbrach ihn.
 

"Nein. Nein. Ganz klar nein. Entweder wir alle oder niemand. Oder seht ihr das anders?"
 

"Wir sollten morgen darüber reden," unterband Shinpei das weitere Gespräch. "Wir haben alle getrunken und sind am Ende mit den Nerven. Heute kommt nichts mehr dabei raus."
 

"Gut," nickte Takeru. Seine Meinung würde sich nicht ändern, aber er hatte zuviel Alkohol im Blut, um ernsthaft darüber zu sprechen. Nicht wie vor zwei Tagen, als sie gefeiert hatten, wo ihn der Alkohol munter gemacht hatte, sondern auf eine ihm neue, deprimierende Art. Missmutig griff er nach der Zigarettenschachtel, die Masato ihm am Morgen mitgebracht hatte. Nur noch eine Zigarette war in ihr. Er zündete sie sich an und trank sein Glas leer. Was darin war wusste er nicht, nur, dass es kein Gin war und dennoch in der Kehle brannte.
 

"Morgen rauchst du aber wieder weniger, klar?" Yuji war besorgt.
 

"Klar. Ich höre dann auch wieder auf zu trinken." Aber jetzt wollte er einfach nur schlafen. Und wenn Shinpei den Tee nicht mehr hatte, musste er anders Schlaf finden. "Oh, ich hab euch noch gar keine Schlafsachen raus gesucht." Unsicher auf den Beinen stand er auf. Yuji hielt ihn mit einem schnellen Griff davon ab zu stürzen. Er war wohl schon betrunkener, als er dachte.
 

"Keru, rauch auf und dann gehen wir beide ins Bett. Die drei wissen doch, wo die Übernachtungssachen sind."
 

"Ist gut." Er nickte. Mit einem Mal war ihm schwindelig und das war nicht gut. Aber Yuji war ja da. Yuji würde ihn sicher ins Bett bringen. Ihm fielen die Augen zu und er merkte, wie jemand die Zigarette aus seinen Fingern nahm.
 

"Komm, ich trage dich." Er wurde auf Yujis Arme gehoben und fühlte kurze Zeit später das weiche Bett unter sich.
 

"Yuji?"
 

"Ja?" Yuji half ihm aus der Hose.
 

"Ich wäre fast dort geblieben. Es war schön dort," gestand er.
 

"Wo?"
 

"Ich weiß nicht. Aber ich wollte nicht zurück. Ich bin nur wieder her gekommen, weil ich bei dir sein will."

Yuji war plötzlich über ihm und küsste ihn fest.
 

"Mach sowas NIE wieder, verstanden? Ich dachte, ich verliere dich."
 

"Wirst du nicht." Er sog Yujis Duft tief in die Lungen ein. War Yujis Liebe das Leid und die Schuld wert? Er hoffte es sehr.
 

Shinpei erhob sich vom Sofa. Da er der Kleinste von ihnen war, ließen sie ihn auf dem Sofa schlafen. Masato und Chiyu schliefen ein wenig entfernt auf Futons am Boden, Yuji bei Takeru im Bett. Er horchte auf ihren Atem. Jeder von ihnen atmete ruhig und gleichmäßig. Alle schliefen.

Er holte sein Handy aus dem Rucksack und wählte eine Nummer.
 

"Wir haben ihn getötet," flüsterte er während er auf den Balkon trat.
 

"Und nun brauchst du meine Hilfe," antwortete die Frau am anderen Ende der Leitung.
 

"Ja. Takerus Fingerabdrücke..."
 

"Den anderen Zauber beherrscht du." Ihre Stimme war keine Frage. "Geh, wenn wir aufgelegt haben, an sein Bett und halte deine Hände über seine. Ich werde den Zauber durchführen."
 

"Aber du bist nicht hier."
 

"Das muss ich nicht." Die Stimme klang belustigt. "Schaffst du alles allein?"
 

"Ja." Er nickte, obwohl sie es nicht sehen konnte. Dann legte er auf und schlich in Takerus Schlafzimmer. Kaum, dass er es betrat, fühlte er, dass er nicht mehr allein war. Das war seltsam, so ähnlich musste Takeru sich gefühlt haben, wenn der Berginer die Kontrolle über ihn übernommen hatte. Aber Shinpei vertraute ihr und tat, was sie von ihm verlangt hatte.

Takeru schlief in Yujis Armen. Sie lagen mit den Gesichtern zueinander, Takerus Hände vor seinem Kopf gefaltet. Shinpei streckte seine Hände aus, hielt sie über die Finger ihres Sängers. Er fühlte nur eine Wärme, die durch ihn ging, aus seinen Händen austrat und sah ein Leuchten, dass sich um Takerus Fingerspitzen bündelte. Es wurde heller und verblasste dann langsam wieder. Wenn Takeru nun jemals seine Fingerabdrücke abgeben musste, würde ihn nichts mit den Morden in Verbindung bringen.

Der Drummer ließ seine Hände sinken und verließ das Schlafzimmer wieder um auf den Balkon zurückzukehren.

Dort zog er einige Sachen aus seinem Rucksack hervor, eine Schale, in die er Räucherkohle gab, eine weiße Kerze, einen lupenreinen, glasklaren Bergkristall und eine Hand voll getrockneter Dornenpflanzen.

Shinpei holte tief Luft und zündete die Kerze an. Während er an der Flamme die Kohle zum Glüchen brachte, stellte er sich vor, wie die letzten Tage hätten sein sollen.

Vorgestern hätten sie nur feiern sollen und Takeru hätte diesen Kerl abschleppen sollen.

Gestern morgen hätte Takeru nur einen Kater haben sollen, das einzige Problem am Frühstückstisch hätte Yujis Eifersucht auf Takeru Bettgeschichte sein sollen.

Niemand hätte auf den Fernsehr geschaut, als die Meldung kam, dass der Mann tot aufgefunden worden war.

Den gestrigen Tag hätte sie einfach normal in ihren Wohnungen verbringen sollen und er nie bei Takeru auftauchen sollen.

Dafür hätte Yuji zu ihm gehen sollen, um ihm zu sagen, dass er ihn liebte. Yuji und Takeru hätten ein Paar werden sollen, während Masato und Chiyu zuhause waren.

Heute hätten sie eine normale, aber ergebnislose Besprechung haben sollen, an deren Ende Takeru und Yuji bekannt gaben, dass sie zusammen waren. Sie hätten anschließend bei Takeru feiern sollen und dort nur zum Spaß über Nacht bleiben.

Takeru hätte sich nie an die Morde erinnern dürfen. Er hätte nie merken dürfen, dass es mehr als Träume waren.

Die letzten zwei Tage hätten ganz normale, langweilige Tage sein sollen.
 

Shinpeis Kohle glühte rot auf der Schale. So, wie er es sich wünschte, sollte die Erinnerung seiner Kollegen an die letzen zwei Tage sein. Nicht anders. Er würde die Last allein tragen müssen. Er atmete noch einmal tief ein, dann griff er nach den trocknen Pflanzen und legte sie auf die Kohle. Den Bergkristall hielt er fest in der Hand.

Als die getrockneten Blumen in Flammen aufgingen begann er zu sprechen.
 

"Für Takeru, Yuji, Chiyu und Masato entzünde ich dies! Mögen Lethes Dornen ihren Zauber wirken. Reinige ihre Gedanken von Erinnerungen voll Schmerz. Die Tage voller Tod sollen vergessen sein, die Träume nicht mehr als Träume. Keine Erinnerungen an Dämonen, Hexenwerk und Besessenheit sollen sie mehr belasten. Wenn das Feuer ausgeht, wenn der Kristall schwarz wird, wird der Zauber wirken. Tabula Rasa. Tabula Rasa. Tabula Rasa."
 

Shinpei starrte in die Flammen bis sie erloschen. Sie hatten die Blumen vollständig verbrannt. Er öffnete seine Hand.

Der Bergkristall war schwarz wie die Nacht.
 

.....
 

Anmerkung: Der Zauberspruch, den Shinpei aufsagt, stammt aus der Buffy-Folge "Tabula Rasa", zumindest in seinen Grundzügen. Willow benutzt ihn, um die Erinnerungen von Buyy und Tara zu verändern. Ich habe das, was sie tut übernommen und ein paar Sätze in den Spruch gefügt, aber ich habe ihn nicht erfunden.

Mit wem Shinpei redet? Sag ich nicht...



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